Projekt X von abgemeldet ((oder: Thieves' II)) ================================================================================ Kapitel 5: Nichts als Ärger... ------------------------------ Jii eilte ins Esszimmer, aus dem der Schrei gekommen war, und rannte sofort besorgt zu seinem jungen Herrn, der, völlig unter Schock, vom Stuhl gekippt war. Frau Kuroba kniete bereits neben ihrem Sohn, klatschte ihm mit beiden Händen auf die Wangen, um ihn wieder unter die Lebenden zu holen, und sah besorgt wie auch etwas genervt aus von Kaitos extremer Fischphobie; sie versuchte ja immer wieder, ihn von der Schmackhaftigkeit dieses glitschigen Flossentieres zu überzeugen, bislang war es ihr allerdings noch nicht gelungen. Seufzend verließ sie schließlich kopfschüttelnd das Zimmer, während Jii sogleich nach einem Platzdeckchen griff, dass auf dem Tisch lag (wobei ein schönes, feines Glas und einer der oben erwähnten Teller scheppernd zu Boden krachten, was ihm aber nicht weiter aufzufallen schien) und Kaito hektisch Luft zufächelte. "Junger Herr, junger Herr!!", rief er mit entsetzlich hoher Stimme. "So sagen sie doch endlich wieder etwas!" Kaito starrte nur mit verwirrtem und abwesendem Blick zur Decke und stammelte: "F-fi-fis...da...Auflaufform...Fi...Fisch!!!" Plötzlich knallte eine Tür auf. Jii wirbelte herum. Frau Kuroba erschien in der Tür, sich erschöpft den Schweiß von der Stirn wischend. "Wo waren Sie den bloß, Fidukia??", fragte Jii panisch, Kaito immer noch Luft zuwedelnd, was aufgrund seiner hektischen Bewegungen allerdings nicht viel brachte. "Frag nicht so, hilf mir lieber", entgegnete sie und nahm Kaitos Oberkörper in die Arme. Als Jii begriffen hatte, was er tun sollte, hob er der Unterkörper an und so trugen sie den armen, geschundenen Meisterdieb in zivil unter der Führung von Fidukia Richtung Garten, wobei Jii sie äußerst misstrauisch beäugte. Der Garten der Kurobas hinter dem Haus war zwar klein, aber dafür wunderschön; eingerahmt von großen Blumenbeeten, die eine bunte Vielzahl an schönsten Blumen fast das ganze Jahr über beherbergten und von Fidukia mit Hingabe gepflegt wurden und abgegrenzt durch einen dezenten Maschendrahtzaun, jag er da... In der Mitte stand eine große Linde, die noch von Toichi Kuroba selbst, der diese Art Baum sehr liebte, von einem seiner Auftritte in Deutschland mitgebracht und eingepflanzt worden war, und vor der sich ein großer Teich abzeichnete, der stark zu dieser enorm idyllischen Atmosphäre beitrug. Jii war gern und oft hier, wo so viele wohltuende Düfte umherwaberten und die Zeit stillzustehen schien, ja er nannte ihn aufgrund dieser friedfertigen Harmonie auch oft "Meister Toichis Elfenparadies". Nun, als sie in diesen schönen Ort hinaustraten, sog Jii fast schon gierig die Luft ein, die ihn beruhigte und ihm unheimlich gut tat. ,Hach ja', dachte er, während sie Kaito den mit großen Steinen gekennzeichneten Weg zum Teich entlang trugen, ,dieser Ort ist so wunderbar...und es scheint, als hätte er noch ein wenig von Meister Toichis Geist inne...aber - warum konnte der junge Herr diesen Ort noch einmal nicht ausstehen...?' Während er so überlegte, waren sie auch schon stehen geblieben, er überlegte weiter, Fidukia zählte eine Art Countdown, und ohne einen Gedanken daran zu verschwenden (er war ja iel zu sehr mit Grübeln beschäftigt), warf er bei "Null!" zusammen mit Fidukia ihre ,Last' von sich - die mit einem großen "PLATSCH!" im häuslichen Goldfischteich landete; jetzt wusste Jii wieder, warum sein junger Herr diesen Ort nicht sonderlich mochte. Kaito saß mit gespreizten Beinen im knietiefen Wasser und spuckte in hohem Bogen einen weiten, glitzernden Strahl des kühlen Nasses aus. "Was zum Henker sollte das?!", fauchte er und blickte entrüstet zu seiner Mutter hinauf, wobei er mit seinen verstrubbelten, nassen Haaren wirklich wie ein begossener Pudel aussah. "Ich habe nur versucht, dich wieder halbwegs wach zu bekommen", entgegnete sie fast beleidigt. Kaito hatte keine Lust, sich schon wieder mit seiner Mutter zu streiten, sondern reckte sich erst einmal gemächlich - und dann stutzte er; er erkannte den Garten mit seinen Blumen und dem großen Baum, und langsam aber sicher kroch die unbändige Gewissheit darüber in ihm hoch, worin er sich zur Zeit befand... Plötzlich sprang er wie vom Schwertfisch gestochen aus dem Wasser. "D-d-d-d-die G-g-g-goldfische!!!", rief er und fuchtelte, hinter dem Rücken des Alten verborgen, Richtung Teich. Fidukia musste wieder seufzen. "Kaito, sieh doch hin", sagte sie, "da sind keine Fische mehr drin - ich habe sie vorher extra herausgenommen, damit du nicht gleich wieder ins Koma fällst!" Erleichtert trat der arme Junge hinter Jii hervor und wischte sich eine Strähne seines klatschnassen Haares aus dem Gesicht. "Und du willst der große KID sein, wenn du bloß vor ein paar imaginären Fischchen die Flucht ergreifst?", fragte sie mit gerunzelter Stirn. Kaito blickte seine Mutter entnervt an. "Ich breche ja nicht in Fischerläden ein", erwiderte er patzig, "und jetzt muss ich mich beeilen...vorbereiten und vor allem umziehen..." Er stapfte zurück ins Haus, Richtung Treppe und seinem Zimmer, war schon fast oben angekommen, als seine Mutter von unten heraufrief: "Wofür willst du dich denn fertig machen? Für dein ,Rendezvous' heute Abend?" Kaito hielt auf der letzten Stufe inne; es stimmte ja, seine Mutter wusste gar nicht, dass ER diese Ankündigung nicht gemacht hatte... "Tja", antwortete er mit seinem für sie unsichtbaren, fast vorfreudigen Mondscheinlächeln, "gewissermaßen schon..." * * * "Nun beschwer' dich gefälligst nicht; sei lieber froh, dass ich so großzügig bin und dir überhaupt etwas zu essen spendiere!", maulte Kogoro mit seiner Zigarette im Mundwinkel und einer dampfenden Kaffeetasse in der hand den armen Conan an, der mit äußerst misstrauischen Mini-Detektivaugen das matschige und labbrige Billig - Hot Dog betrachtete, das der Schlafmützendetektiv ihm gegeben hatte. Es war bereits früher Nachmittag geworden und die Sonne brannte immer noch erbarmungslos vom strahlend blauen, wolkenfreien Himmel; die meisten Menschen, auch die Schaulustigen, hatten sich in ihre Häuser bzw. Wohnungen oder in Cafes zurückgezogen, die etwas weiter abseits des Museums lagen - es war kaum noch jemand zu sehen, die Gegend schien fast menschenleer zu sein. Weil Kogoro keinen Ärger mit seiner Tochter Ran haben wollte, da er Conan nichts zu essen gäbe, hatte er widerwillig an einem schlechten, gammeligen Fast Food Stand dieses Etwas erstanden, dessen Zusammensetzung selbst Conan einige Rätsel aufgab. Sie saßen unter einem großen, schattenspendenden Zierkirschbaum und verzehrten mehr oder weniger ihre "Mahlzeiten", während um sie herum, innerhalb der Absperrung, etwas Ruhe eingekehrt war und Nachmittagspause gehalten wurde (Polizisten sind ja auch nur Menschen), nur die bemitleidenswerten Wachbeamten, die dafür zuständig waren, dass niemand Unbefugtes in "Nakamoris heiligen Bereich" eintrat und in ihren blauen Uniformen erbärmlich schwitzten. Conan seufzte und stand auf; Kogoro war inzwischen eingeschlafen, die halb abgebrannte Zigarette immer noch im Mundwinkel und die Kaffeetasse gefährlich unsicher stehend auf seinen geschlossenen Beinen. Der Detektiv in Kinderschuhen sah sich mit halb geschlossenen Augen noch einmal auf dem Gelände um; er hatte sich ausgeruht und die Glieder ein wenig gestreckt, um nun, da ihn kaum jemand würde stören können, seine Erkundungstour fortsetzen zu können. Langsam, vorsichtig und leise kletterte Conan unter dem rot-weiß flatternden Absperrband hindurch, und sofort überkam ihn ein Gefühl wie Magie...als hätte er eine andere Welt betreten; denn was von außen so ruhig und friedlich dazuliegen schien, war ließ ihn nun die Anspannung mit voller Wucht spüren, die hier allgegenwärtig war... Doch er wunderte sich nicht sonderlich; schließlich war die Polizei immer besonders gefordert, wenn der Mondscheinzauberer einen Diebstahl angekündigt hatte... Plötzlich blieb er stehen. "Stimmt ja", murmelte er vor sich hin, "da war doch noch etwas, das mich die ganze Zeit gestört hatte..." Er kramte eine mittlererweile recht zerknitterte Kopie des Ankündigungsschreibens, die er kurz zuvor heimlich gemacht hatte, aus der Westentasche, zusammen mit seinem detektivischen Notizbüchlein, dass er für gewisse Eventualitäten stets bei sich trug und das bereits etliche Kritzeleien enthielt, die ihm eigentlich mit Anregungen, Ideen und Gedächtnisstützen hätten helfen sollen, das Rätsel zu lösen, das ihn nicht mehr losließ... Noch einmal besah er sich besagte Kopie und seine Notizen, doch er fand keine wirklich zufrieden stellende Antwort auf diese eine Frage - Was meint er bloß damit?? Da ihm die Sonne nun doch fast die Gehirnzellen wegzuschmoren schien, lief er schleunigst zurück in den Schatten, seine Nachforschungsutensilien wieder eingesteckt, und lehnte sich (weit weg von dem nun lauthals schnarchenden Kogoro) an einen breiten Baum, der mit seinen ausladenden Ästen eine flächendeckende, gleichmäßige Menge Schatten spendete. Seufzend schloss er die Lider, denn vor lauter Grübeleien verschwamm das Bild vor seinen Augen allmählich und er brauchte dringend eine kleine "Denkpause" - welche bei einem so renommierten Jungdetektiv schon von Natur aus nicht einfach zu bekommen war. Langsam fühlte er sich nach einiger Zeit wieder besser, sein Vater hatte ihm einmal gesagt, wenn ihm von zuviel Nachdenken das schwindeln käme, schließe er die Augen und denke an ein besonders schönes Erlebnis oder eine ganz besondere Person, um sich dadurch wieder genug Kraft und Durchhaltevermögen für die bevorstehenden Aufgaben zu sichern - und das funktionierte auch bei dem Sohn des weltberühmten Schriftstellers offensichtlich hervorragend. Conan/Shinichi war leicht rot geworden, als er an das Abendessen mit Ran gedacht hatte, das er als Conan anstelle Shinichis eingenommen hatte; auch heute ärgerte er sich noch, dass er ihr nicht früh genug die Wahrheit hatte sagen können, bevor er sich wieder in den kleinen Conan zurückverwandelt hatte. Nun jedenfalls öffnete er seine azurblauen Augen wieder - und stutzte sofort. Auf dem direkt gegenüberliegenden Bürgersteig stand eine Person und sah sich suchend um, doch das war nicht das, was Conan stutzig und aufmerksam gemacht hatte - es war die Kleidung. Der Mann (oder die Frau) trug einen langen, schwarzen Mantel aus dicker Baumwolle oder einem ähnlichen, reich gefütterten Stoff, also im Grunde eine Art Wintermantel; und bei DEN tropischen Temperaturen war das in der Tat etwas verdammt Ungewöhnliches - es sei denn, die Person wolle aus irgendwelchen Gründen nicht erkannt werden... Vorsichtig verbarg Conan sich hinter dem dicken Baumstamm und beobachtete die geheimnisvolle Person, die nach irgendetwas zu suchen schien...doch Conan, der gelassen grinste, hatte schon so eine gewisse Ahnung, wer das seien könnte... ,Ganz schön riskant, KID', dachte er selbstsicher, ,hier einfach so aufzukreuzen und die Gegend so freizügig auszuspionieren! Du bist entweder ziemlich selbstsicher oder ziemlich dumm - oder auch beides! Doch plötzlich wandte sich die Gestalt um und lief auf eine dunkle Gasse zu (die auch trotz der intensiven Sonneneinstrahlung sehr finster wirkte). Conan überlegte nicht lange; da jetzt niemand in der Nähe war, der ihn hätte sehen können, konnte er unbemerkt quer über die Straße laufen und die Person verfolgen, in der er KID erkannt zu haben glaubte - zumal er von einem detaillierten Plan der Umgebung des Museums, den er sich kurz zuvor mit den Polizisten angesehen hatte, wusste, dass jene Gasse eine Sackgasse war und somit keine Fluchtmöglichkeit bestand. Er lief den Weg entlang, der Wind wirbelte durch sein Haar, als teilte er die Aufregung und das Herzklopfen, das das Blut des jungen Detektivs nur noch mehr zum Kochen brachte und ihm diesen gewissen ,Kick' gab, den er immer beim Aufspüren eines Verbrechers oder Lösen eines Falles spürte und ihn jedes mal aufs Neue beflügelte. Endlich kam er kurz vor der Abzweigung a, lief schon keuchend, aber fest entschlossen weiter, seinem heiß ersehnten Ziel entgegen, und mit einem breiten Grinsen dachte er: ,Endlich habe ich dich, Kaito KID!' Er schlidderte erschöpft vor den Eingang der Gasse und blinzelte Luft holend in die gähnende Finsternis; alles hier wirkte irgendwie nicht real, wie in einer Art Traumwelt. Die Umgebung, die aus kargen Kalkwänden hoher Häuser ohne Fenster oder Türen bestand, hatte eine so kalte, eiskalte Atmosphäre an sich, dass sie fast greifbar und in krassem Gegensatz zu den tropischen Temperaturen außerhalb dieser Gasse zu stehen schien; zu dieser seltsamen Kulisse gehörten auch allerlei Unrat, der an den Wänden übel riechend vor sich hingammelte, und ein paar Müllcontainer und -tonnen, die scheinbar seit etlicher Zeit nicht mehr ausgeleert worden waren... Langsam, misstrauisch und auch ein wenig überrascht über diesen doch so seltsamen Ort, ging er tiefer in die Gasse hinein, die ihm nunmehr vorkam wie der endlose Schlund einer wilden Bestie, die ihn in ihre Falle gelockt hatte und ihn zu verschlingen drohte... Conan konnte kaum die Hand vor Augen sehen in diesem schwärzlichen Dämmerlicht, wobei die Finsternis gewaltsam auf ihn niederdrückte und ihm beinahe den Atem zu nehmen schien. Um sich einen besseren Überblick zu verschaffen, knipste der kleine Detektiv die Taschenlampe an, die in seine Armbanduhr integriert war, und beleuchtete den Weg, der vor ihm lag; nichts regte sich, kein Geräusch drang an seine Ohren, ja selbst der Wind schien diesem Ort fern zu bleiben...dann stand er plötzlich vor einer Mauer, so hoch, dass das Ende nicht zu sehen geschweige denn zu überwinden gewesen wäre; noch einmal leuchtete Conan seine Umgebung ab - keine Menschenseele war zu sehen. ,Seltsam', dachte der kleine Detektiv verwirrt, ,wo ist er bloß hin...?' Plötzlich durchzuckte ihn ein unheimliche, bedrohliches Gefühl wie ein Blitz, ein Warnsignal, das ihm sein Instinkt sandte, wenn ihm Gefahr drohte - doch dieses Mal kam es etwas zu spät; ihm blieb kaum Zeit, den geisterhaften Schatten zu bemerken, der im Lichtkegel seiner Uhrlampe erschienen war, als er auch schon einen stechenden Schmerz am Hinterkopf verspürte und in tiefe Bewusstlosigkeit versank... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)