Passion of art von Mythori (Die Liebe ist die schönste Kunst) ================================================================================ Kapitel 1: Gefangen, gequält, verkauft -------------------------------------- Unzählige Stimmen hallten durch den überfüllten Marktplatz. Nichts liess an diesem lauen Sommermorgen erahnen, das schon bald schreckliche Dinge geschehen würden. Dinge, die das Schicksal vieler für immer verändern sollte. Kinder spielten zusammen, tollten herum, lachten... Alte Leute plauderten vergnügt über die guten alten Zeiten und die lauten Rufe der Verkäufer, die für ihre Waren werbten, lockten immer neue Kunden an. Es war ein fröhliches Treiben... doch das Vergügen der einen, war das Leiden der anderen. So wie für den Jungen, der angekettet an einem Holzpfahl stand und vor sich ins Leere starrte. Was hatte er getan um eine solche Zukunft zu verdienen? Der Junge schwieg... müde von den Lasten, die er bis vor kurzem hatte tragen müssen... gepeinigt von Hunger und Durst. Er fragte seinen Herren nicht nach einem Schluck Wasser, denn er wusste, er würde nur Schläge ernten. Er wartete... wartete darauf dass jemand kam um ihn zu kaufen... ihn mit nach Hause zu nehmen um ihn wieder den schrecklichsten Aufgaben zu stellen. Er hatte schon seit Jahren den kampf aufgegeben... Der Junge neben ihm fing plötzlich an zu weinen. Wie auch er besass das Kind keinen Namen... Sklaven gab man keinen Namen... nur Nummern. Er war die Nummer 17, das Kind war 56. "Hey! 56 Hat durst, verdammt noch mal!", schrie 17 wütend zu seinem Herren, der einige Meter neben dem Ausstellpodest stand und sich mit einem Ork unterhielt. "Wenn Ihr schon mir nichts geben wollt, so habt doch bitte Erbarmen mit dem Kind!" Es war ein grosser Fehler, seinen Herren in aller Öffentlichkeit anzusprechen, dass wusste 17 nur zu genau, doch er war es Leid, das Kind leiden zu sehen. Sein Herr drehte sich um und sah zu ihnen hoch. Am liebsten hätte sich 17 beim Anblick des Hochelfengesichtes gleich übergeben, doch er verkniff es sich und sagte: "56 hat schon seit unserer Abreise nichts getrunken! Das sind fast schon 2 Tage! Um Himmels Willen so zeigt doch Gnade, sonst stirbt er noch!" "Soll er sterben!", meinte sein Herr mit einem finsteren Lächeln, "Er ist sowieso nicht viel wert!" Das war genug... 17 hielt das nicht mehr aus! "Ihr Hochelfen denkt, ihr wärt die höchsten Geschöpfe, die es gibt... doch die Wahrheit ist, euer Wert in dieser Welt ist niedriger als der Kot einer Kuh!" Viele Stimmen verstummten um sie herum. Die meisten Leute auf diesem Markt waren Hochelfen und sie schienen nicht sehr begeistert von dem zu sein, was sie gehört hatten. Auch sein Herr so scharf Luft zwischen den Zähnen ein und murmelte: "Du... mieses, kleines... Miststück!" "Das Miststück hier bist nur du, Bastart!", gab 17 wütend zurück. Ich werde sterben' dachte er im Innern, doch in dieser Sekunde gab es kein Zurück mehr. 56 unter ihm sah hoch und bettelte leise: "Hör auf! Er wird dich auspeitschen lassen, bis man deine Knochen sehen kann!" Doch 17 hörte nicht auf das Wimmern des Kindes. 56 war mehr als nur ein anderer Sklave... er war wie ein kleiner Bruder für 17. Er würde nicht zulassen, dass das Kind zu Schaden kommt. Sein Herr packte seine Peitsche, die auf dem kleinen Tisch neben ihm lag, und gab sie seinem Diener. "Sieh an! Du bist wohl zu schwach um die peitsche selber zu führen?! Oder willst du dir deine Kleider nicht mit meinem Blut beschmutzen, Dreckself?" Der letzte Satz war scheinbar genug. Sein Herr riss die lange Lederpeitsche wieder aus den Händen seines Untertanes und kam auf 17 zu. Dieser kannte das Folterinstrument des Hochelfen nur zu gut... wie oft hatte er schon den schmerzhaften Kuss der ledernen Furie gekostet. Mit einem kleinen Kopf aus Mythril, der immer tiefe Furchen in das Fleisch der wehrlosen riss, war die Peitsche das schrecklichste, was sich ein Sklave vorstellen konnte. 17 sah seinem Herren nicht nach, als dieser sich hinter ihn stellte. "Ich werde dir den Respekt vor deinen Herren schon ist Fleisch rammen, du nichtsnutziger kleiner Aufsätziger!" Der junge Sklave grinste, als er das schadenfrohe Lächeln der Zuschauer sah und sagte laut: "Ihr seid nichts, als der Dreck unter den Fingernägeln der Menschen, die ihr versklavt habt!" Ein lauter Knall durchschnitt die Luft und 17 spürte, wie sich die Peitsche tief in seinen Rücken schlug. "Eines tages wird eure ach so hohe Rasse untergehen und wird Menschen werden es sein, die euch wie die Sklaven behandeln, die wir einst waren!" Ein zweiter, noch heftigerer Schlag riss die Haut auf seinem Rücken in Stücke und Blut lief an seinen Beinen herunter. Obgleich der Schmerz unerträglich war, schrie 17 nicht.... Diesen Gefallen tat er den Schaulustigen um sich herum nicht. "Und ich werde auf euch herabblicken und euch ins Gesicht spucken!" "Das reicht!", schrie sein Peiniger hinter ihm und schlug immer wieder auf ihn ein. 17 konnte sich nicht zur Wehr setzten... er wollte das auch nicht, denn er wollte beweisen, dass Menschen alles durchstehen konnten was man ihnen antat. Schläge über Schläge. 17 konnte sich kaum noch beherrschen, wollte bei jedem Schlag aufschreien doch er unterdrückte seine Pein, obgleich ein Zeichen des Schmerzes seine Erlösung bedeutet hätte, denn immer wieder schrie sein Herr hinter ihm: "Schreie! Bitte um Vergebung und ich werde aufhören!" Nichts da, dachte der Sklave. Nie würde er diese Demütigung über sich ergehen lassen, selbst, wenn es seinen Tod bedeutete. So und genau das schien auch zu geschehen, denn 17 spürte sein Blut an ihm herunter laufen, warm... entsetzlich viel... nicht mehr lange, dessen war er sich sicher, und er würde verbluten. Doch er hielt es aus. Es dauerte schrecklich lange, bis sein Herr es schliesslich aufgab und seinem Diener den Befehl gab, 17 hinzurichten. Der grosse Mann zerschnitt die Fesseln des Jungen und zerrte ihn hiter sich her. Der Skalve wehrte sich auch jetzt nicht... Schliesslich warf der Mann 17 vor sich auf den Boden und wartete, bis er sich auf die Knie erhoben hatte. Dann zog er sein Schwert aus der Scheide und murmelte leise: "Es tut mir Leid... ich tue nur, was mir befohlen wurde..." "Ist schon gut...", murmelte 17 schwach und sah lächelnd zu seinem Kameraden hoch, "Immerhin ist es ein Mensch, der mich tötet und keiner von diesen Bastarden." Damit schloss er die Augen und wartete auf den tödlichen Schlag. Doch im letzten Monet sprach jemand laut: "Freunde! Dies hier ist ein Marktplatz, keine Hinrichtungsstätte!" 17 sah hoch und erkannte einen grossen Mann mit langen, blonden Haaren vor sich. Ein Hochelf, dachte er angewidert doch irgend etwas an dem Mann wirkte... anders als bei den anderen. Nur was? Der Hochelf ging vor ihm in die Hocke und sah ihm in die Augen, dann fragte er mit so leiser Stimme, dass nur 17 die Worte vernehmen konnte: "Was ist geschehen, dass man dich hinrichten will?" "Das Kind... mein Herr wollte ihm nichts zu trinken geben..." "Und du hast dienen Herren darauf aufmerksam gemacht?", fragte der Blonde. "Ja..." "Dies ist kein Grund für eine Hinrichtung. Ich werde dich kaufen, hab keine Angst!" Der Hochelf stand auf doch 17 ergriff seinen prunkvoll geschmückten Mantel und sagte flehend: "Nein! Bitte! Ich werde die heutige nach kaum überleben... aber bitte, kauft das Kind! Bitte gebt ihm ein besseres Zuhause als es bis jetzt hatte!" Der Hochelf sagte nichts sondern wandte sich an den Herren des schwer verletzten Sklaven und sagte ruhig: "Wie viel wollt Ihr für den Jungen und das Kind dort, mein Freund?" "Wie bitte? Ihr wollt beide haben? Aber das dort ist ein elender Aufsässiger! Er wird sich Euch nie unterordnen!" "Ein Aufsässiger? Weil er sich um das Wohl des Kindes kümmerte? Wohl kaum.", meinte der Blonde mit einem bedrohlichen Unterton in seiner Stimme, "Ich habe Euch eine Frage gestellt! Wie viel für beide?" 17s Herr liess ein leises Grunzen erklingen und meinte: "Den Jungen dürft Ihr meinetwegen mitnehmen. Für das Kind will ich 3 Goldstücke!" "Hier!", sagte der Hochelf und warf dem Skalventreiber einen kleinen Sack zu, "Das dürfte genügen." Nach einem kurzen, prüfenden Blick in den Sack gab er seinem Diener zu verstehen, dass er das 56 losbinden solle. Währenddessen ging sein neuer Herr auf 17 zu und ohne ein Wort zu sagen, hob er den Jungen hoch. Während 56 zu ihm gelaufen kam. "Wa... wartet!", meinte 17 erschrocken und sagte leise: "Euer Gewand! Mein Blut... es wird dreckig..." "Dreckige Kleider kann man waschen lassen!", erwiederte der Hochelf leise und legte dem Jungen die hand auf die Stirn. Mit einem sanften Lächeln sagte er dann: "Jetzt schlaf! Du hast viel durchmachen müssen." 17 wusste was jetzt kam und er versuchte sich gegen die Magie seines neuen Herren zu wehren doch es gelang ihm nicht und so schlief er ein. 56 lief neben dem Mann her und als sie den Marktplatz hinter sich gelassen hatten, fragte er leise: "Warum habt Ihr das getan? Warum habt Ihr auch ihn gekauft?" Der Hochelf lächelte das Kind sanft an und sprach: "Weil er zu allen anderen genau das gesagt hat, was meine Seele schon seit langem quält. Er hat Mut bewiesen und wurde deshalb fast getötet... so etwas kann ich nicht einfach mit ansehen. Kapitel 2: Ein neuer Name ------------------------- Ein sanfter Duft umschmeichelte seine Nase, als 17 erwachte. Er fühlte sich, als hätte man ihn gerädert als er sich versuchte zu erheben. "Du solltest dich nicht zu sehr anstrengen. Du hast viel Blut verloren und die Wunden sind immer noch nicht ganz verheilt." 17 sah sich um und er kannte etwas erschrocken den Hochelfen. Ja... jetzt erinnerte er sich wieder an alles! Er setzte sich ganz auf und sah den Blonden neben sich schüchtern an. "Verzeiht all die Umstände, die ich Euch bereitet habe...", murmelte er leise. Er wusste nun noch besser, dass er so ziemlich alles falsch gemacht hatte, das man nur falsch machen konnte. "Wie ist dein Name, mein Junge?", fragte der Hochelf sanft und mit einer sehr beruhigenden Stimme. 17 seufzte und sagte: "Ich bin nur ein Sklave. Namen sind uns nicht vergönnt." "Du hast auf dem Marktplatz einen ziemlichen Aufruhr verbreitet. Bist du immer so aufmüpfig?" "Nun... ich...", begann der Junge stockend. Er wusste die Antwort selber nicht genau. "Nein, eigentlich nie." Der Hochelf sah ihn mit seinen hellblauen Augen ruhig an. "Und warum dann gestern?" "Ich bin mir nicht sicher... ich glaube, mir ist einfach der Geduldsfaden gerissen. Ich bin durchgedreht, die Hitze, der Durst, der Hunger..." "Hattest du denn keine Ehrfurcht vor deinem Herren? Du hast sicher gewusst, was geschieht, wenn du dich so benimmst. Warum also hast du dich in Teufels Küche gebracht?" "Ich... ich durfte keine Angst zeigen." "Und warum nicht? Angst ist doch natürlich. Was also zwang dich dazu sie zu verbergen?" "Mein... Stolz.", murmelte 17 leise. Er wusste, wie dumm sich das anhören musste. Ein Sklave der zu stolz war um seine Gefühle und Empfindungen zu unterdrücken! Lächerlich. "Ach so ist das also. Und was war mit dem Todesurteil? Für mich hast du nicht sehr verängstigt gewirkt, wie man das von einem Junger erwarten sollte, der seinem Ende entgegensieht. Nicht einmal der Tod vermag deinen Stolz zu brechen, Mensch?" "Vor dem Tode habe ich mich weniger gefürchtet als vor dem Leben...", sagte 17 bitter und der Blick des Hochelfen wurde traurig. "Es bekümmert mich so etwas von einer so jungen Seele hören zu müssen...", sagte er mitfühlend. 17 stutzte. Weshalb all diese Fragen? Warum dieses Mitleid? "Hasst du mich?", fragte der Blonde plötzlich und 17 fuhr leicht zusammen. Er sah seinen neuen Herren erschrocken an und fragte: "Was? Hassen?" "Du hast auf dem Markt so gewirkt, als würdest du uns Hochelfen am liebsten alle gleich umbringen. Du würdest uns ins Gesicht spucken. Da liegt die Frage, ob du mich hasst doch ziemlich nahe, findest du nicht? Warum hast du dich mir sofort unterworfen, wo du doch so stolz und tapfer warst?" 17 vernahm durchaus den leicht spöttischen Unterton, der mit dem letzten Satz mitklang und sagte nur: "Als ich Eure Augen sah, wusste ich, dass Ihr anders seid. Für mich gab es nur noch einen Wunsch: 56 sollte endlich ein besseres Heim finden. Hätte unser Herr ihn nicht verkaufen können, hätte er 56 vermutlich umgebracht, denn als Kind ist er nicht viel wert... Es ging um das Leben eines unschuldigen Knaben! Da ist in meinem Herzen kein Platz mehr für egoistische Gefühle wie Stolz." "Welch edle Worte aus dem Munde eines einfachen Menschen." 17 funkelte den Hochelfen wütend an. Was sollten diese Worte? Warum plötzlich dieser Spott? Doch dann sagte der Hochelf etwas, das 17 nie erwartet hätte: "Von diesem Edelmut könnten sich manche Hochelfen getrost eine Scheibe abschneiden." Für einen kurzen Moment herrschte Stille in dem kleinen Raum. Doch dann sagte sein neuer Herr: "Das ist der Grund, weshalb ich euch Menschen so bewundere. Ihr seid durchaus keine Tiere, wie es alle anderen immer behaupten. Im Herzen eines einzelnen haust mehr Nächstenliebe als in meinem ganzen Volk." 17 verstand im ersten Moment gar nicht recht, was eigentlich vor sich ging. Konnte das wirklich sein? Ein Hochelf, der so etwas sagt... gab es das denn überhaupt? Plötzlich meinte sein Herr: "Mein Name ist übrigens Dailutherith aber ich höre es lieber, wenn man mich Dailuth nennt." Dailuth machte eine kurze Pause, dann sagte er nachdenklich: "Hm... nun brauchst du auch einen Namen." "Ich?", fragte 17 erschrocken, "Aber ich bin nur ein Sklave!" "Selbst Hunde haben Namen! Warum also sollte ein Mensch keinen haben? Lass mich kurz nachdenken. Es sollte ein Name sein, der zu dir passt..." Der Hochelf dachte, sichtlich begeistert über seinen Einfall, ihm einen Namen zu geben, kurz nach und sagte dann: "Wie wäre es mit... Kren?" 17 sah seinen Herren verdutzt an. "Kren?" "Das ist ein Wort aus der Sprache der Drachen. Es bedeutet "Edelmut". Ich finde, das passt sehr gut zu dir." Dailuth stand auf und lächelte wieder auf seine sanfte Art und Weise, wie er es scheinbar sehr oft tat. Er wandte sich ab und sagte: "Ruhe dich noch etwas aus. Ich werde morgen wieder nach dir sehen." "Wartet!", rief der Junge leise, "Warum eigentlich all diese Fragen über mich?" Dailuth lächelte und sagte nur: "Ich interessiere mich sehr für euch Menschen, mehr kann ich nicht sagen." Damit verliess sein Herr den Raum und es wurde seltsam still. Der junge Sklave legte sich wieder zurück auf sein kleines, aber durchaus weiches Bett und sah an die Decke hoch. "Kren...", murmelte er leise und konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Es war ein schöner Name, das musste er dem Hochelfen wirklich lassen. "Kren! Kren! Aufwachen!", schrie jemand in Krens Ohren und riss ihn unsanft aus dem Schlaf. Müde sah sich der Junge um und erkannte 56. Der kleine Knabe strahlte ihm mit seinen leuchtend blauen Augen entgegen und wirkte so fröhlich wie noch nie. "56! Was machst du hier? Wie geht es dir? Ist alles in Ordnung?" Prüfend musterte Kren seinen kleinen Kameraden von Kopf bis Fuss und suchte nach Anzeichen einer Verletzung oder einer Krankheit. Doch warum eigentlich? Vermutlich war es die Macht der Gewohnheit, die Kren dazu trieb. Der kleine aber lachte und sagte: "Mir geht's super! Ich heisse auch nicht mehr 56! Der nette Mann hat mir einen Namen gegeben!" Kren lächelte. Er hatte sich in den Augen des Hochelfen also doch nicht geirrt. Er war tatsächlich ein netter Kerl. "Und wie heisst du?", fragte er das Kind, dem man seine Freude schon von weitem ansehen konnte. "Er hat mich Areth genannt!" "Areth! Das ist ein schöner Name. Was heisst das denn?" "Heissen?", fragte Areth mit einem hilflosen wovon-bitteschön-redest-du-Blick. "Na, hat dein Name eine Bedeutung? Hat unser Herr sonst noch etwas gesagt?" "Nein...", murmelte der Kleine leise und von der Tür her sagte plötzlich jemand: "Areth bedeutet "Mitgefühl". Das Wort stammt ebenfalls aus dem Wortschatz der Drachensippe." Die beiden sahen etwas überrascht zur Tür und erkannten Dailuth, der lächelnd am Türrahmen gelehnt dastand und sie beide musterte. Als sie nichts sagten, fuhr der Hochelf fort: "Sehr passend, wenn man mich fragt. Der kleine wollte einfach nicht von deiner Seite weichen, als ich deine Wunden heilte. Immer wieder musste er weinen, weil du so gelitten hast." "Ihr habt mich geheilt?!" Kren konnte es nicht fassen. "Nur das schlimmste. Ich konnte nicht meine ganze Magie einsetzen, da Menschen sie in zu grossem Masse nicht vertragen. Ich hätte dir mehr geschadet als geholfen, hätte ich versucht, alle deine Wunden zu heilen. Du hattest grosse Schmerzen und hast im Schlaf gewimmert. Areth wäre fast durchgedreht, du hast ihm so leid getan. Darum habe ich ihn "Mitgefühl" getauft." "Danke für Eure Hilfe...", murmelte Kren. Noch immer konnte er es fast nicht glauben. Ein Hochelf, der seine wertvolle Magie einsetzte, um die Wunden eines Menschen zu heilen? So was konnte es doch nicht geben... "Du wirst noch ein Weilchen brauchen um dich ganz zu erholen. Bis dahin solltest du das Bett hüten. Ich habe ein Dienstmädchen damit beauftragt dir dein Essen zu bringen. Solltest irgend etwas benötigen, so sage ihr einfach bescheid. Sie wird sich darum kümmern." "Ja.", sagte Kren gehorsam, wie man es ihm in seiner Kindheit eingeprügelt hatte. Jeden Satz des Herren, der wie ein Befehl klang, mit ,ja' beantworten. "Gut. Ihr müsst euch jetzt keine Sorgen mehr machen. Euch wird kein Leid mehr getan. Komm' Areth. Ich zeige dir ein wenig mein Schloss und meine Tiere." "Ja!", antwortete Areth fröhlich und ergriff die Hand des Hochelfen. Sie wollten gehen doch ehe Dailuth die Tür hinter sich schloss sagte Kren leise aber deutlich hörbar: "Vielen Dank..." Dailuth drehte sich noch einmal kurz um und lächelte. - joho und ne Buddl voll Rumm! XD (mein Lieblingssatz^^) Ich wollte nur kurz was zu einem Satz sagen, über den sich vermutlich viele aufregen werden, weil sie keinen Plan haben, woher ich denn den Quatsch habe. Das währ nämlich der Satz: fragte Areth mit einem hilflosen wovon-bitteschön-redest-du-Blick. Woher ich das habe? Mein Lieblingsautor Wolfgang Hohlbein benutzt diese Art der Beschreibung sehr oft und ich finde das irgendwie gut. Wen das stört, der soll eben weggucken. Und ja, ich weiss, meine Namen sind sch*****. -_- Aber das ist eben einer meiner grössten Schwachstellen: Namen erfinden. Dailutherith... was ist den dat wieder??? XD Hach. Na ja klingt immer noch besser als der Name Thiritheyth, den ich in einem anderen Buch benutze. Die vielen Th in den Namen werden (von mir aus gesehen) wie ein englisches S ausgesprochen. Man sagt also nicht Dailuth, sondern Dailus und nicht Areth, sondern Ares. Das S eben sehr weich und lange ssss. ^^o Aber was soll's. Jeder kann einen Namen ja so aussprechen, wie er will. Bis zum nächsten Kapi.^^ Kapitel 3: Der alte Telir ------------------------- Ein seltsames Geräusch liess Kren erwachen. Müde öffnete er seine Augen, sah jedoch nur die Decke über sich. Also wollte er sich umdrehen, um dem Geräusch nachzugehen doch er kam nicht einmal dazu, sich etwas zu erheben, denn eine Stimme sagte rasch: "Warte! Nicht bewegen... ich bin bald fertig." Kren erstarrte als er die Stimme erkannte. "Herr?", fragte er vorsichtig und tatsächlich antwortete Dailuth: "Ja. Warte noch ein wenig. Bald..." So blieb Kren liegen, ohne zu sehen, was genau sein Herr gerade tat. Nur dieses leise, seltsame Geräusch war zu hören. Doch was war dieses Geräusch? "Was tut Ihr?", fragte der Junge neugierig doch das, was Dailuth antwortete, hätte er nie erwartet: "Ich zeichne." "Was? Zeichnen?" Kren konnte es nicht glauben! Er hatte ja schon oft von Leuten gehört, die so etwas konnten, doch er hatte nie so jemanden kennen gelernt. Die Neugier liess ihn fast nicht mehr los. Er wollte sehen, wie dieser Mann zeichnete, wie er es tat, was er machte. Die Kunst hatte Kren schon immer ungemein fasziniert. Die Bilder zu betrachten, die so echt wirkten, doch von der Hand einer normalen Person gemalt worden waren. Es war wie... "Du hast einen sehr schönen Körper, Kren." Dieser Satz kam so unerwartet, das der Junge heftig zusammenfuhr. "Nicht bewegen!", mahnte ihn sein Herr und sagte leise: "Deine Haut ist so rein. Deine Glieder sind so zerbrechlich und doch wirken sie stark. Es ist eine Wohltat diesen Körper auf ein Blatt zu bringen. Verzeih, dass ich dir deine Decke stehlen musste, doch es war von Nöten, damit ich dich ganz sehen kann." Kren stutzte. Wie, Decke? Warum denn... Der Junge erschrak etwas, als er realisierte, dass seine Decke verschwunden war. In der anfänglichen Verwirrung hatte er es wohl nicht bemerkt, doch nun wurde es langsam aber sicher immer kälter, den er trug nicht einen einzigen Fetzen am Leibe. Er war vollkommen nackt! Etwas beschämt von seiner Blösse murmelte Kren in einem fast flehenden Tonfall: "Wann genau seid Ihr etwa fertig?" "Gleich. Nur noch ein wenig." Der Junge schwieg und starrte an die Decke. Warum fühlte er sich dem Hochelfen nur so... ausgeliefert? Es war ihm mehr als unangenehm, dass er sich seinem Herren nackt zeigen musste. Klar, das war bei Sklaven nichts ungewöhnliches, trotzdem wurde er immer nervöser. Endlich hörte er Dailuth sagen: "Ist gut. Ich bin fertig, du kannst aufstehen." Kren atmete innerlich erleichtert auf und setzte sich aufrecht hin. Suchend schweifte sein Blick über den Boden und er fand seine Decke auf einem kleinen Stuhl neben seinem Bett. Er packte sie und legte sie sich um seine Schultern. Dailuth stand währenddessen auf, klemmte sich den Block, aus leicht gelblichem Papier, unter den Arm und sagte: "Ich werde das Bild auf die Leinwand bringen. Du darfst dich heute etwas in deinem neuen Zuhause umsehen, wenn du willst. Am Nachmittag wirst du erst einmal ein Bad nehmen und bekommst anschliessen etwas zu essen. Du scheinst dich schon sehr gut erholt zu haben, das freut mich." "Ja.", sagte Kren gehorsam und Dailuth lächelte wieder auf seine spezielle, beruhigende Art und Weise, als er aufstand und kurz darauf das Zimmern verliess. Kren sass ein wenig verdattert auf dem Bett und versuchte erst einmal seine Gedanken zu ordnen. Noch immer war es ihm peinlich, dass Dailuth alles von ihm gesehen hatte. Doch warum... das konnte er sich nicht erklären. Er packte seine Kleider, die auch auf dem kleinen Stuhl lagen und zog sich langsam an. Als er fertig angezogen war, ging er zur Tür und neugierig auf das, was ihn erwarten würde, öffnete er sie. Ein grosser Hof machte sich vor ihm auf. Zwei junge Männer waren gerade dabei, eine Holzscheiteln unter der Treppe, die zum Eingang des grossen Hauses führten, aufzustapeln. Drei Frauen hingen die Wäsche an einem Seil auf und redeten miteinander. Das Haus war nicht nur gross, wie Kren erkannte, als er es genauer betrachtete, sondern es war riesig! Fast schon ein kleinen Schloss, dachte er ehrfurchtsvoll. Der Hof war von einer etwa zwei Meter hohen Steinmauer von der Aussenwelt separiert, der ihn teilweise schön gemütlich und ruhig erschienen liessen, ihn aber auch teilweise wie ein Gefängnis wirken liessen. Kren ging einige Schritte und drehte sich dann um. Das kleine Zimmer, in dem er geschlafen hatte, war Teil einer ganzen Zimmerkette, die in einem langen, kleinen Haus gebaut worden waren. Es waren etwa 20 bis 30 Zimmer. Kren konnte es nicht genau sagen, da er nie richtig zu zählen gelernt hatte. "Ah... junges Blut!", lachte eine alte Stimme wenige Meter neben ihm. Kren sah sich um und erkannte einen älteren Mann auf einer kleinen Mauer sitzen, einen Stock haltend und fröhlich lächelnd. Der Junge erwiderte das Lächeln und ging auf den Alten zu. "Setz dich, lass uns etwas reden.", begrüsste der Mann Kren und rutschte etwas zur Seite um Platz zu machen. Dieser nahm die Einladung an und setzte sich. "Dann hat der gute Dailuth also zwei neue Sklaven gebracht. Ihr könnt euch wirklich glücklich schätzen. Wie ist dein Name, mein Junge?" "Mein Herr hat mich Kren genannt.", antwortete dieser und der alte lachte leise und sanft. "Ah... Edelmut. Das sieht Dailuth ähnlich, solche Namen zu vergeben." "Warum, wie ist Euer Name?" "Mein Name lautet Telir." "Und was für eine Bedeutung hat dieser Name?", fragte Kren neugierig und Telir antwortete: "Sanftheit", meinte der Alte stolz und lachte. "Dailuth ist ganz vernarrt in die Sprache der Drachen. Er studiert sie schon seit etlichen Jahren." "Und warum? Ich habe gehört, es soll eine sehr schwierige Sprache sein, nur schwer erlernbar." "Ja, da hast du in der Tat Recht. Dailuth studiert diese Sprache schon bald 100 Jahre lang aber er kann sie immer noch nicht perfekt." "Was, 100 Jahre?!", ächzte Kren. Er hatte ja gewusst, das Hochelfen alt wurden, doch wie alt, das hatte er nie erfahren. "Oh ja. Er gibt sich wirklich sehr viel Mühe, bei allem was er macht. Besonders bei der Kunst." "Ja, das habe ich heute bemerkt.", murmelte Kren verlegen und Telir lachte. "Sag bloss, er hat dich als Model benutzt? Ach... es freut mich, dass er endlich wieder Freude an diesem Hobby gefunden hat." "Warum das denn?" "Nun, das letzte mal, als er ein Bild malte, war, als ich noch in deinem Alter war. Damals musste ich für ihn stillhalten und um ganz ehrlich zu sein, hat mir das am Anfang nur mässig Spass gemacht. Doch dann, als er mich zu sich rief und mir das fertige Bild zeigte..." "War es schön?", fragte Kren und der Alte nickte langsam und mit einem verträumten Blick. "Das kann man wohl sagen! Ich habe meinen Augen nicht getraut. Es war alles perfekt. Jedes noch so kleine Detail hat er dargestellt. Mich so gezeichnet, wie ich war... das Bild strahlte Leben aus, als würde ich darauf anfangen zu atmen. Es hat mich ungemein beeindruckt." "Warum hörte er auf zu malen?" "Als ich älter wurde, hat er mich immer seltener gemalt. Nicht, weil ich nicht mehr so schön war wie früher, sondern, weil es für mich immer anstrengender wurde. In meiner frühen Kindheit hatte ich einmal einen sehr schweren Unfall mit einer Kutsche. Ich war gerade mal vier Jahre alt, als die Pferde, die ich halten sollte, plötzlich durchdrehten. Ich wurde von einem Huf am Kopf getroffen und bin anschliessen von der Kutsche überfahren worden. Ich hätte wohl nicht überlebt, hätte Dailuth mich nicht gefunden und mit seiner Magie gerettet. Seit diesem Tage an war ich auf einer Seite meines Körpers gelähmt. Ich kann meine linke Körperhälfte bis heute nicht bewegen." "Und... was geschah dann?" "Ich war absolut nutzlos. Niemand hätte sich meiner annehmen wollen. Doch er tat es. Ich lebte bei ihm als Schmarotzer, wollte etwas tun, um mich zu bedanken... doch Dailuth verlangte nichts von mir. Eines Tages sah ich dann einige seiner Bilder und sprach ihn darauf an. Ich bot ihm meinen Körper als Modell an und er fragte mich immer wieder, ob es nicht zu anstrengend ist. Doch das war es nicht, zumindest am Anfang nicht. Leider wurde es immer umständlicher, bis es für mich schliesslich fast schon schmerzhaft wurde. Seit dem habe ich ihn nie wieder malen gesehen." "War das alles, was du tun musstest? Modell stehen?" "Ja, doch ich war auch so etwas wie ein Lustknabe für ihn." Kren fuhr zusammen und sah Telir entsetzt an. "Was? Ein Lustknabe? Heiss das ihr... ihr habt..." "Ja.", sagte der Alte nur und lächelte, als er das erschütterte Gesicht des Jungen sah. "Ich merkte es erst als ich etwa im gleichen Alter war wie du. Er zeigt es nie, doch er hat oft Sehnsucht nach Zärtlichkeit und wünscht sich einen Partner." "Aber... ein Mann?", Kren konnte es einfach nicht fassen! "Warum nicht? Aber... ich gebe zu, damals habe ich gleich reagiert, wie du jetzt. Ich war verwirrt und auch etwas angewidert, als ich einmal beobachtete, wie Dailuth einen jungen, sehr hübschen, Mann küsste und ihm etwas Geld einsteckte. Vermutlich für die nächtlichen Dienste, die er geleistet hatte. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Doch nach einiger Zeit merkte ich, dass Dailuth mich nie zu etwas zwingen würde. Er verschwieg seine Zuneigung zu mir und alles, was er tat, war zeichnen. Nacht für Nacht habe ich darüber nachgedacht, was ich tun sollte. Sollte ich, oder sollte ich doch nicht?" "Und was geschah dann?" "Es kam Besuch. Es war sein Halbbruder, ein richtiger Tyrann. Ich ging nach draussen, um ein paar Holzscheite zu holen und bin auf der Treppe gestürzt. Dabei habe ich Dailuths Bruder regelrecht über den Haufen gerannt. Als Strafe für mein Versehen wollte er mich mit einem Stock prügeln, doch als er zuschlagen wollte, kam Dailuth dazwischen..." Telir schwieg kurz und sagte dann bedrückt. "Die Narbe, die er von dem Schlag erhalten hat, sieht man heute noch. Seine linke Schulter blutete... doch alles, was er sagte war, wenn sein Bruder das noch einmal wagen sollte, würde er ihn von seinem Grund und Boden verjagen. Sie haben sich den ganzen Abend lang gestritten und Dailuth sagte, mein Körper wäre zu wertvoll, als das er noch weitere Narben haben dürfte... um mich zu schützen, hat er seinen schönen, makellosen Körper geopfert und eine hässliche Narbe davongetragen. Ich konnte es damals kaum fassen. Er gab mir nie irgendwelche Vorwürfe, obwohl die Schönheit bei den Hochelfen an erster Stelle steht. Seine Familie fing an ihn wegen dieser kleinen Narbe zu verachten und er bekam kaum noch Besuch. Ich fühlte mich schrecklich... Ich wollte gehen, wegrennen... also floh ich. Nichts konnte die Last meiner Tat von meinen Schultern nehmen, nichts meine Seele wieder rein waschen. Ich verkroch mich im Wald doch er hat mich wieder gefunden." Der Alte machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: "Ich war verstört und fast verhungert. Also trug er mich... er trug mich stundenlang, bis wir wieder hier waren. Er liess mir dann ein warmes Bad ein, und gab mir etwas zu essen... doch in all der Zeit verlor er nicht ein Wort über mein falsches Verhalten! Keine Strafe, keine Wut... nichts. In dieser Nacht ist es dann passiert." Telir sah Kren an und lächelte sanft. "In dieser Nacht wurde mir klar, dass ich ihn liebte. Ja, ich liebte ihn und ich liebe ihn auch heute noch. Er ist das Beste, dass mir je wiederfahren ist und ich danke den Göttern, dass es jemanden wie ihn gibt. Er ist die letzte Hoffnung für misshandelte Sklaven. Wie viele hat er schon aufgenommen. Er behandelt uns, wie seine Familie, gibt uns Arbeit, ohne das wir uns zu Tode schuften müssen." "Ja...", murmelte Kren, "Er hatte auf mich von Anfang an eine sehr freundliche Wirkung." "Freundlich ist gar kein Ausdruck, mein Junge." Kren schwieg kurz und fragte dann leise: "Denkst du, er wird von mir auch... diese Dinge verlangen?" "Verlangen? Er hat nie etwas von mir verlangt. Und ich bin mir sicher, dass du nichts zu befürchten hast, solange du es nicht willst. Zu meiner Zeit hat es sich einfach ergeben. Und selbst wenn er es von dir wünschen sollte, er ist ein sehr liebevoller Mann und er wird dir sicher nicht wehtun. Du brauchst also keine Angst zu haben. Aber du kannst mir glauben, wenn du ihm klar zeigst, dass du etwas nicht willst, wir er es auch nicht tun. Also zerbrich dir darüber nicht den Kopf." "Hm...", gab Kren leise von sich und starrte auf den Boden. Nicht den Kopf zerbrechen... das war leichter gesagt als getan. Immerhin hatte sein Herr offensichtlich eine Vorliebe für Männer. Kren jedoch hatte in seinem kurzen Leben noch nie einen Gedanken an seine Sexualität vergeudet. Konnte er es sich überhaupt vorstellen, Dailuths Lustknabe zu werden? Wie es sich wohl anfühlte wenn... Er schüttelte heftig den Kopf um den aufkommenden Gedanken aus seinem Kopf zu verscheuchen. Plötzlich hörten sie ein lautes Lachen und Kren erkannte es auch gleich: Areth! Der Junge kam herbei gerannt, drei grosse Hunde im Schlepptau. "Kren! Sieh mal! Ich habe eine Arbeit bekommen!" Kren nahm den Knaben und setzte ihn auf seinen Schoss. "Und was?", fragte er lächelnd und Areth antwortete fröhlich: "Ich soll auf diese Hunde aufpassen! Mit ihnen spielen und sie ausführen." "Das freut mich für dich! Das ist eine sehr schöne Arbeit." "Ja!", Areth sprang von Krens Beinen und rannte winkend davon. "Ein süsser Junge...", murmelte der Alte. Seine Stimme klang gerührt und Kren nickte. "Ja, das ist er. Ich bin sehr froh, das er solches Heim gefunden hat. Er hat schon viel zu viel durchstehen müssen." "Wie wir alle...", meinte Telir traurig und sagte dann: "Doch von nun an ist er in guten Händen. Dailuth wird ihn bis zu seinem Tode vor dieser schrecklichen Welt schützen, da brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen. Er hat noch nie jemanden verkauft oder gar getötet. Auch ich werde hier an Altersschwäche sterben... ein schöner Tod für einen Sklaven, findest du nicht?" "Ja, das ist wahr.", meinte Kren lächelnd. Ja, es war ein mehr als schöner Tod für einen Sklaven, wenn man bedachte, dass man sonst bei einem gewissen Alter wie das Vieh abgeschlachtet wurde. Man musste bis ins hohe Alter bei Kräften bleiben, sonst wurde man einfach getötet. Doch an Telir konnte man gut sehen, das dies bei Dailuth nicht der Fall war. "Scheint, als hätten die Götter es gut mit uns gemeint.", sagte der Junge und Telir klopfte ihm sanft auf die Schulter. "In der Tat, das müssen sie wohl." Kapitel 4: 4 das Bad -------------------- Kren lief suchend durch das Areal. Doch was genau er suchte, wusste er selber nicht. Es war wirklich ein sehr schöner Ort, so freundlich und sanft wirkte er, wie ein Zuhause. Doch was liess Kren diese Gedanken hegen? Er war nicht Zuhause. Seine Heimat wurde niedergebrannt, seine Familie gefangen genommen oder ermordet... alles, was er einst hatte, war nun für immer verloren. Dailuth mochte ein freundlicher Hochelf sein, der sich alle Mühe gab um es seinen Sklaven so angenehm wie möglich zu machen... doch eben nur das waren sie, Sklaven. Und das konnte nichts ändern. Immer noch war er ein Gefangener eines Hochelfen, der Rasse, die er am meisten hasste, für das, was sie den Menschen antat. Wie konnte man ein Wesen nur versklaven? Welche herzlose Kreatur war dazu imstande? Kren wurde traurig. Er konnte es einfach nicht verstehen... einem Wesen die Freiheit zu rauben, es zu unterjochen, zu schlagen, zu quälen, zu Arbeiten zwingen, die viel zu hart waren, es auszunutzen und zu verkaufen. Wie konnte man das nur tun? Doch Dailuth war anders. Er war sanft, redete mit einer ruhigen Stimme, anstatt zu schreien, lächelte immer auf diese spezielle Art, wie er es tat und schien sich wirklich um sie zu kümmern. Das beste Beispiel war Telir. Kein Hochelf würde einen so alten Menschen am Leben lassen... sie konnten nichts mehr tun und mit seiner Behinderung, war er noch dazu ein ganz besonderer Fall. Das Dailuth ihm an seinem Lebensabend noch das Gnadenbrot gewährte war eins schieres Wunder. "Ah, hier bist du, Kren. Ich habe schon nach dir gesucht.", erklang es hinter dem Jungen, der heftig zusammenfuhr. Er drehte sich rasch um und erkannte Dailuth, der hinter ihm stand, erhaben, in prachtvolle Kleider gehüllt, seine langen, blonden Haare zusammengebunden, das Gesicht schmal und hell mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Ja... das war ganz klar ein Hochelf. Kren erschrak etwas, als er das dachte, weil er bei dem Gedanken schon fast Hass auf seinen neuen Herren empfand. Immer noch die Macht der Gewohnheit... immer, wenn er einen Hochelfen sah wurde ihm schon fast schlecht. Doch bei Dailuth war es irgendwie anders. Er war schön, schöner als alle anderen Herren, die er bisher hatte. "Ich habe für dich ein Bad vorbereiten lassen. Ausserdem habe ich für dich noch ein paar neue Kleider anfertigen lassen und nach dem Bad kannst du erst mal etwas essen.", sagte der Hochelf sanft und gab Kren einen Wink, dass er ihm folgen sollte. Kren gehorchte und lief hinter seinem Herren her, wie immer mit gesenktem Blick. Sklaven, die es wagten, die Rücken ihrer Herren anzusehen wurden meistens sofort gezüchtigt und auf eine Strafe hatte Kren wirklich keine Lust. Dailuth sah zurück und sein Blick wurde traurig als er den Jungen hinter sich sah. "Steh gerade, so siehst du aus wie ein Häufchen Elend und das ist schade bei einem so hübschen Jungen wie dich." Etwas überrascht sah Kren hoch. Diese Freundlichkeit machte ihm schon fast Angst. Doch er gehorchte wieder und überwand seine Gewohnheit. Dailuth lächelte. "So ist es besser. Wäre doch schade, wenn niemand dein schönes Gesicht sehen kann." Kren verzweifelte fast. Er fühlte sich sehr unwohl, wenn sein Herr so etwas sagte. Von einem Hochelfen als schön bezeichnet zu werden, war etwa so aussergewöhnlich wie eine sprechende Katze. Sie liefen schweigend die Treppen bis zum Eingang des Hauses hoch und Dailuth zeigte ihm den Weg durch das Labyrinth aus Gängen und Korridore. Das Haus war riesig. Fasziniert erhaschte Kren einen Blick in jedes offene Zimmer. Sie waren mit kunstvoll verzierten Edelholz geschmückt, gross und hell. Nach einer Weile erreichten sie das Badezimmer. Dailuth gab dem Jungen einen kurzen Wink, woraufhin dieser das Bad betrat und sich umsah. Es war ein relativ kleiner Raum mit einem Fenster. In der Mitte standen ein kleiner Tisch, eine grosse, hölzerne Wanne, die mit Wasser gefüllt war und ein kleiner Stuhl, auf dem sich ein Lappen und Seife lagen. "Zieh dich aus.", sagte Dailuth plötzlich und Kren zuckte leicht zusammen. Die Art und Weise, wie sein Herr ihm den Befehl gegeben hatte, gefiel ihm ganz und gar nicht! Er hatte sicherlich irgendetwas vor... Doch Kren gehorchte auch jetzt und entledigte sich seiner wenigen Kleider. Nackt stand er da, seinen Rücken zu Dailuth gewandt. Sein Herz raste wie wild. Was sein Herr wohl tun wird, fragte sich Kren in Gedanken. Ob er ES tun wird? Der Junge hörte, wie Dailuth näher kam und schloss seine Augen. Jetzt war es also schon soweit. Er spürte, wie zwei Hände sanft an seinem Rücken herunter glitten... langsam, zärtlich. Kren hatte Angst. Was ihn wohl alles erwartete? Plötzlich zogen sich die Hände zurück und Dailuth sagte: "Deine Wunden sind gut verheilt. Bald wirst du dich ganz erholt haben." Kren drehte sich um und sah Dailuth irritiert an. Als der Hochelf den verdatterten Blick des Jungen sah, lachte er amüsiert. "Was hast du denn gedacht, was ich mache? Dich entjungfern?" Dailuth grinste hämisch als er sah, wie Kren rot wurde und zwinkerte dem Jungen zu. "Wer hat es dir erzählt? Telir?" "Äh... ja.", murmelte Kren leise und sein Herr seufzte. "Das sieht ihm ähnlich. Er ist ein riesen Plappermaul, muss immer von den alten Zeiten reden. Kein Wunder, er ist ja bald 80 Jahre alt und alte Leute reden gerne von den früheren Zeiten." "Was, er ist schon 80 Jahre alt?", fragte Kren überrascht. Er hatte ja gesehen, das Telir alt war, doch so alt? "Ja. Aber er wird leider immer schwächer. Es geht ihm zwar noch gut, aber ich habe das Gefühl, dass er nicht mehr lange unter uns weilen wird..." "Ich... ich finde es sehr barmherzig von Euch, dass ihr ihn am Leben lasst." Dailuth lächelte und fragte: "Was soll ich sonst tun? Er war mir einer der Liebsten. Immer treu und gehorsam, ein richtiges Schatz. Er hatte es in seinem Leben schon schwer genug... da sollte man ihm wenigstens einen schönen Lebensabend bereiten. Ausserdem kann ich keinen Mensch, der mir immer treu gedient hat, einfach so töten, wenn er nicht mehr arbeiten kann. So etwas verurteile ich aufs schärfste." Kren schwieg. Ja, sein Herr verdiente wirklich keinen Hass. Nicht bei so einem grossen Herz. Plötzlich räusperte sich Dailuth und sagte: "Du solltest besser schnell ins Bad steigen. Bei einem so verlockenden Anblick fällt es mir schwer mich zurück zu halten." Sein Herr grinste breit, als er sah, wie Kren zusammenzuckte. Das hatte er ganz vergessen! Er war immer noch nackt und stand direkt vor seinem Herren. Schnell drehte er sich um und ging zum Bad. Prüfend stellte er sich erst mit einem Bein in die Wanne. Das Wasser hatte eine perfekte Temperatur und so tauchte er hinein. Warm umhüllte ihn das Badewasser und liess ihn wohlig seufzen. Er legte den Kopf zurück und schloss die Augen, dann hörte er, wie Dailuth sagte: "Warte! Bleib genau so! Das sieht genial aus, so leidenschaftlich, so entspannt..." Kren sah überrascht zu seinem Herren hinüber, der wie aus dem Nichts plötzlich wieder seinen Skizzenblock hielt und mit einem Stift darauf rumkritzelte. Er sass auf einem kleine Stuhl, den Kren übersehen haben musste. Doch WOHER hatte der Hochelf den Block?! Er konnte es sich nicht erklären, und Dailuth sagte: "Halt deine Augen geschlossen!", Kren tat, wie ihm geheissen war, "So ist es gut. Bleib so!" Stille legte sich über den Raum. Wieder war nur das leise Geräusch des Stiftes zu hören, der über das Papier flog. Und hin und wieder hörte Kren seinen Herren atmen. Dann sagte dieser: "Du bist wirklich eine Schönheit. Dieses Gesicht... wie ein Gott! Und deine Gesichtszüge, so stolz, erhaben, sanft. Voller Edelmut." "Bitte...", murmelte Kren leise, "sagt nicht immer ich wäre schön..." "Und warum nicht?" "Es... ist mir peinlich" Kren spürte, wie er rot wurde und hätte sich am liebsten umgedreht, doch solange sein Herr ihm nicht sagte, dass er sich bewegen dürfte, würde er es nicht tun. "Schade. Na ja, wenn es dir unangenehm ist, werde ich es nicht mehr sagen, doch es ist wahr, du bist wirklich eine Orchidee unter den Menschen." "Aber... all meine Narben und... und..." "Für die Narben kannst du nichts und sie machen dich nur noch schöner. Du wirkst, wie ein Tiger, den man gefangen und gequält hat. Dein Fell ist geschändet dennoch erstrahlst du in deiner majestätischen Pracht, wie zum Hohn deiner Peiniger, welche dir diese Schönheit rauben wollten." "Eure Wortwahl ist... seltsam." Kren wusste nicht, wie Dailuth auf diese freche Bemerkung reagieren würde, doch der Hochelf lachte und sagte: "Da hast du Recht. Vielleicht liegt es daran, dass ich die Poesie liebe. Sie ist mein Markenzeichen, du wirst dich daran gewöhnen müssen." Sie schwiegen eine kurze Zeit, bis Dailuth sagte: "Der Dampf, der wie ein Nebel um deine zarte Gestallt schwebt, deine Haut liebkosend zum glänzen bring. Die Wassertropfen auf deinem Gesicht, wie die Tränen der Göttin Hera, die dich um deine Schönheit beneidet. Deine Haut, wie eine verbotene Frucht, die man unbedingt haben will aber nicht berühren darf, weil man sonst vor Verlangen vergeht. Leidend dein Ausdruck. Leidend und doch stark wie das Netz einer Spinne, zart und zerbrechlich wirkend, doch fängt es deine Betrachter ein und lässt sie nicht mehr los." Kren blieb fast der Atem weg. "Hört... bitte sagt so etwas nicht...", murmelte er fast schon verzweifelt. Dailuth grinste und meinte keck: "Siehst du, so kann es sich anhören, wenn ich mal schweres Geschütz auftrage. Aber gut, ich höre auf. So. Ich bin fast fertig... halt nur noch ein wenig länger still." Wieder wurde es still und Kren lauschte in sich hinein. Das warme Wasser auf seiner Haut, das leise Kritzeln des Stiftes, das regelmässige Atmen seines Herren, das alles wirkte ungemein beruhigend auf ihn. Immer mehr entspannte er sich, seine Glieder wurden immer müder und schon bald konnte er sich kaum noch bewegen. Er wollte schlafen... obschon er dies die letzten zwei Tage genug hatte tun können, war er immer noch erschöpft. Womöglich war er es sich einfach nicht gewohnt, sich entspannen zu können... da zu liegen und einfach die Ruhe zu geniessen. Dailuth schwieg und betrachtete den nackten Körper des Jungen. Langsam liess er seinen Blick über sein Modell schweifen und versuchte alles auf seinem Blatt Papier zu verewigen. Und das Bild versprach sehr gut zu werden. Sinnlich, auch leicht aufreizend, liebevoll. Ja, darum liebte Dailuth die Kunst, sie war sein Ventil. Wenn er sich schlecht fühlte oder sich sonst nicht besonders wohl fühlte, begann er einfach zu Zeichnen. Schliesslich war er fertig und betrachtete noch kurz die Skizze. Das würde ein ausgezeichnetes Bild geben, das sah er beim erster Blick! Dailuth sah hoch um den Jungen von seiner Last zu befreien, doch als er Kren erblickte, hielt er kurz inne. Mit geschlossenen Augen lang er mit dem Kopf gegen den Wannenrand und schien zu schlafen, mit sanftem, regelmässigem Atmen und einem sehr friedlichen Gesichtsausdruck. Der Hochelf lächelte und stand auf. Vorsichtig legte er seinen Skizzenblock wieder auf den kleinen Stuhl und war mit wenigen Schritten schon bei Kren. Die Entbehrungen der letzten Jahre schienen doch nicht ganz ohne einige Schäden an dem Jungen vorübergegangen. Der Hochelf ging neben der Wanne in die Hocke und nahm den Lappen auf dem kleinen Stuhl. Vorsichtig, um Kren nicht aufzuwecken, nahm er seinen Arm und fing langsam an, den ehemaligen Sklaven zu waschen. Er liess sich Zeit, es war keine Hast von Nöten. Als er schliesslich fertig war, legte er den Lappen zur Seite und liess das Wasser durch einen kleinen Hahn am unteren Ende der Wanne ablaufen. Kren lag währenddessen schlafend da und murmelte etwas vor sich hin. Dailuth lächelte. ,Er ist so süss, wenn er schläft.', dachte er und hob den Jungen hoch. Er tat es immer noch sehr vorsichtig, um ihn nicht zu wecken. Mit einem Arm unter den Kniekehlen und dem anderen um seine Schulterm gelegt, lief er schliesslich aus dem Badezimmer und einen kleinen Gang entlang. Er wusste, wohin mit dem Knaben, denn er hatte sich schon seit einem Tag eine gute Arbeit für ihn ausgesucht. Nach wenigen Minuten erreichte er eine kleine Tür. Sie war, wie alle anderen, mit dunklem Edelholz verziert und mit kunstvollen Schnitzereien geschmückt. Eine Magd öffnete ihm die Tür und verschwand, auf seine Bitte zu gehen, wieder. Er betrat das kleine, aber sehr gemütliche Zimmer und ging auf das Bett zu, wo er Kren sanft ablegte. Der Junge murmelte wieder etwas und streckte sich kurz. Dann lag er wieder still da, mit diesem süssen, ruhigen Ausdruck. Dailuth setzte sich kurz neben ihn und betrachtete Kren. Sollte er? Oder doch nicht? Doch dann entschloss sich der Hochelf doch gegen den Gedanken, den er in seinem Innern hegte und stand auf. Er verliess das Zimmer um die Kleider für den Jungen zu holen, die er eigens für ihn hatte nähen lassen. Kren öffnete seine Augen, als er die Türe hinter sich schliessen hörte. Sein Herz raste, als er sich langsam erhob. Seit Dailuth begonnen hatte, ihn zu waschen, war Kren schon wach doch er hatte es sich nicht anmerken lassen. Er hatte befürchtet, sein Herr würde irgend etwas tun, nur was dieses Etwas war, das konnte er nicht sagen. Er war einfach nur überfordert mit der Situation. Kapitel 5: eine neue Arbeit --------------------------- Es dauerte nicht sehr lange, da hörte Kren Schritte... das musste Dailuth sein! Sogleich legte er sich wieder still hin und tat so, als würde er schlafen. Leise hörte er, wie jemand vorsichtig die Tür öffnete und herein kam. Sanft klang das Rascheln des langen Gewandes seines Herren und er wusste mit Sicherheit: Es war Dailutherith. Der Hochelf legte die Kleider neben dem Bett nieder und setzte sich wieder zu Kren, den er mit sanften Blick musterte... Als sein Herr so nahe neben ihm war, stieg ihm ein angenehmer Geruch in die Nase. Und er kannte den Geruch! Das war der gleiche, wie er kurz nach seinem Erwachen in dem kleinem Zimmer in der Hütte auf dem Aussenhof wahrgenommen hatte. Das war also Dailuth gewesen! Plötzlich spürte Kren, wie ihn jemand sanft an der Schulter packte und etwas schüttelte. Nicht grob oder wütend... sondern einfach nur zärtlich. So sanft berührt zu werden, war er sich gar nicht gewohnt, also fuhr er heftig zusammen und erhob sich rasch. "V...verzeiht!", meinte er leise und mit zitternder Stimme. Sein früherer Herr hätte ihn nun vermutlich geschlagen, also hob er schützend einen Arm vor das Gesicht. Sanft ergriff der Hochelf sein Handgelenk und zog den Arm wieder runter. Dabei trafen sich ihre Augen und Kren erstarrte innerlich... So schön..! Die Augen seines Herren waren wunderschön! Doch trotz dieser Schönheit hatte Kren Angst... er zitterte heftig. "Shh...", sagte Dailuth leise und lächelte dabei wieder so sanft, wie er es immer tat. Doch Kren zitterte leicht, denn seine Instinkte warnten ihn. Warum, das wusste er selber nicht. Der Hochelf aber meinte noch mal leise: "Ganz ruhig, Kren... niemand wird dich hier schlagen." Endlich ebbte die Angst, die sich tief in ihm befand ab und Kren beruhigte sich etwas... mit starrem Blick sah er zu Boden. Sein Herz klopfte so stark, dass er es bis in die Fingerspitzen fühlte... "W.. was...?", stotterte der Junge leise und sah Dailuth in die Augen, "Was war das?" Warum hatte er solche Angst gehabt? Warum plötzlich diese Panikattacke?! Der Hochelf hob seine Hand und berührte sanft Krens Wange. Diese Berührung liess den Sklaven erneut zusammenfahren, doch diesmal blieb die Angst weg. "Was man dir in deinem Leben alles angetan hat, war schlimm... noch lange wirst du dich daran erinnern müssen und die Angst in dir wird nur langsam schwinden. Aber keine Angst, Kren. Ich werde dich auf dem Weg des Vergessens begleiten und dir helfen, die Schatten deiner Vergangenheit hinter dich zu lassen, die dich sonst auf ewig binden würden." Kren wurde irgendwie... müde. Doch nicht schläfrig, nein. Diese seltsame Müdigkeit hatte eher den positiven Nebeneffekt, dass die Angst fast völlig verschwand. Dailuth lächelte, als er fühlte, wie sich Kren immer mehr entspannte und meinte: "Es wird vorübergehen... bald schon." Nun wurde es langsam etwas schlimmer mit der Müdigkeit und Kren kippte ein wenig zur Seite. Dort landete er geradewegs halb auf seinem Herren. Obschon er sich am liebsten erhoben hätte, sich nicht mehr an Dailutherith gelehnt hätte... so musste er es doch. Zu gross war die Erschöpfung, die ihn übermannte und so lehnte er sich ungewollt an dem starken Körper seines Herren an. Es war ihm etwas peinlich, also schloss Kren die Augen. Dabei roch er wieder diesen sanften Duft und als es ganz still wurde, hörte er das leise Pochen des Herzens in der Brust, an die er sein Ohr gelegt hatte. Selbst durch den edlen Stoff des Seiden-Kleides konnte er es wahrnehmen: poch...poch...poch... Plötzlich fühlte er, wie Dailuth seine Arme um ihn legte! Was...was tut er?!', fragte sich Kren erschrocken, doch es blieb bei der kleinen Umarmung, mit der sein Herr ihn in ein sachtes Gefühl der Geborgenheit wiegte. Scheinbar kein Grund zur Sorge... Erleichtert liess sich Kren ganz in die starken Arme fallen und genoss es schon fast. Diese Geborgenheit war ihm ganz neu... doch in keiner Weise unangenehm - zumindest solange es sich nur um eine kleine Umarmung handelte! Doch, was hätte Kren getan, wenn sein Herr jetzt plötzlich...? Und dann... NEIN! Er presste seine Augen zu und rief sich in Gedanken zur Ruhe. Nach einer Weile löste sich Dailutherith von Kren, langsam und sanft, hielt ihn noch immer an den Schultern fest und sah ihn an. "Ich werde bei dir sein, Kren. Also hab keine Angst mehr..." Kren sah hoch, sah in diese wunderschönen Augen seines Herren, die ihn sanft betrachteten. Sachte nickte der Junge ein wenig, sagte aber nichts. Eine Weile herrschte absolute Stille, ehe Dailuth leise sagte: "Ich hatte eine Idee, was du arbeiten kannst. Du hast einen sehr schönen Körper und daher würde ich dich gerne in meiner Leidenschaft des Kunst verewigen. Natürlich nur, wenn du damit einverstanden bist." Kren zuckte etwas zusammen. Er? Modell? Unsicher sah er seinen Herren an und dann sah er wieder zu Boden. "Ich...ich bin Eurer Kunst doch gar nicht wert...", meinte er, doch Dailuth ergriff sanft sein Kinn und drehte seinen Kopf so, dass sie sich wieder direkt in die Augen sahen. "Doch, das bist du. Selten habe ich ein Wesen solcher unbändiger Schönheit gesehen." Kren wurde rot, versuchte sich von dem sanften Griff zu lösen, doch er war zu müde dazu. Also schloss er die Augen und meinte leise: "A...aber die Narben und...und..." "Shhh...", machte Dailuth ganz leise und legte Kren zwei Finger auf die Lippen, "Mich kümmert nicht, wie sehr dein Körper gezeichnet wurde durch die Hand dieser trostlosen Narren... ich sehe nur dich, nicht deine Narben und so sehe ich auch, welche Schönheit sich in dieser gepeinigten Fassade verbirgt." Muss er immer so poetisch reden?!', fragte sich Kren und wurde dabei noch etwas röter. Seine Wangen glühten heiss durch das Blut, das diese füllte und diese Situation war ihm sehr peinlich. "Nun? So kann ich mit deiner Zustimmung rechnen oder nicht?", fragte er sanft und wartete auf eine Antwort. Doch Kren wusste nicht so ganz genau, was er antworten sollte... Noch einmal musterte er seinen Herren scheu. Dann aber nickte er. Immerhin hatte er nicht das Recht, überhaupt zu entscheiden... "Natürlich.", meinte er kleinlaut. Dailuth strahlte regelrecht vor Freude. "Hervorragend! Endlich kann ich mich meiner Leidenschaft erneut frönen.", meinte er glücklich und lächelte auf eine Art und Weise, die Kren erneut erröten liess. Dann erhob sich Dailutherith und meinte noch: "Ruh dich aus und dann zieh dir die Kleidung an, die ich für dich nähen liess. Vergewissere dich, dass sie gut sitzen und es keine zu engen oder zu weiten Stellen hat." Kren nickte noch kurz, doch dann war sein Herr auch schon wieder aus der Tür verschwunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)