Welcome to New York von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 9: Judgement Day ------------------------ Viel zu langsam verging die restliche Zeit zum Beginn des Semesterstarts, sowohl für Nico als auch für Sam, der zwar immer wieder versucht hatte, dem Schwarzhaarigen ,zufällig' zu begegnen, jedoch schien jemand etwas dagegen zu haben. In diesem Fall wahrscheinlich sein Opfer, das ihm immer wieder auswich, sobald er ihn nur kommen sah. Die Tür öffnete er sowieso nicht, so fern sein nerviger Mitbewohner nicht zuhause war, was in den letzten Ferienwochen häufig der Fall gewesen war. Leider hielt Berry das nicht davon ab, in seiner Anwesenheit neugierig seinen Kollegen zu befragen oder eher auszuhorchen. Obwohl immer wieder die unbefriedigensten Antworten kamen, schien der Student nie die Lust zu verlieren. Vielleicht sah dieser es ja als eine neue Art von Hobby an? Umso glücklicher war Nico, als um 8.00 Uhr morgens endlich die erste Vorlesung begann und er sich schließlich aus dem kleinen Raum stehlen konnte ohne die nervige Frage zu hören, "Wohin gehst du?", oder einfach nur die Feststellung, "Ich komme mit!" Beides hing dem 21-jährigen schon lange aus dem Hals heraus und so verließ er schon eine Stunde eher das gemeinsame Zimmer. Langsam schlenderte der Neuling in die Universität, die nicht weit von seiner Wohnmöglichkeit entfernt lag. Noch war nicht allzu viel in dem großen Gebäude los, nur ab und an waren schon Studenten unterwegs, die über das leere Gelände trotteten. Interessiert sah sich der junge Mann um, irgendwie musste er auch den angegebenen Raum finden, in dem der Vortrag des Dozenten stattfinden sollte. Aber damit konnte er sich nun doch etwas Zeit lassen, die Dreiviertelstunde, die ihm noch blieb, würde er bestimmt nicht dafür brauchen und so sah er sich noch einmal in der Hochschule um, auch wenn er das schon einige Male getan hatte. Immer wieder beeindruckte ihn dieses riesige Bauwerk und mit mäßiger Geschwindigkeit ging er durch das Gebäude. Als er einen bekannten Blondschopf um die Ecke biegen sah, versuchte er noch schnell die Flucht zu ergreifen, um nicht einem nervigen Gespräch ausgesetzt zu werden, doch eine erfreute Stimme erhellte schon den Gang, in dem er sich gerade befand. "Nico!" //Na super//, unwillig drehte sich der Student wieder um, er hatte schon zu oft so getan, als würde er niemanden hören. Er wusste ja nicht, was es für Auswirkungen hatte, wenn er es sich mit dem Schönling verscherzte. Immerhin schien er recht beliebt zu sein. Und er konnte sich gut vorstellen, dass dies unter den Dozenten auch so war. Strahlend glitt dieser Playboy auf ihn zu und mit einem kräftigen Schlag auf die Schultern erinnerte er den Deutschen daran, warum er ihn noch mal nicht leiden konnte. "Hey, schön dich endlich mal wieder zu treffen! Wir scheinen uns die ganze Zeit irgendwie verpasst zu haben" //Nicht irgendwie. Das war astreines Können//, folgerte Nico in Gedanken, sah den Blonden aber weiterhin schweigend und unbeeindruckt an. "Heute erste Vorlesung?", ohne eine Antwort abzuwarten plapperte der Amerikaner ungerührt weiter, "Ich meine auch. Wird wieder ein anstrengendes Semester, kann ich dir jetzt schon sagen. Aber es gibt auch genug, wofür es sich zu lernen lohnt." Über seinen eigenen Witz lachend, versuchte Sam unsicher, den anderen aus der Reserve zu locken, doch wie sollte es anders sein - der Schwarzhaarige machte keine Anstalten auch nur eine Miene zu verziehen. Dafür verzog der Ältere sein Gesicht umso mehr, er musste es doch irgendwie schaffen, ein Lächeln auf die verdammte, gut aussehende Visage des Newbies zu bringen. So schnell hatte er aber auch nicht vor aufzugeben, und so setzte er wieder an, um sich weitere Chancen zu sichern. "Hast du schon daran gedacht, dich bei ein paar Freunden einzugliedern?" Eine fragend nach oben gezogene Augenbraue ließ ihn weiter darauf eingehen, er wollte es zwar eigentlich nicht so direkt ausdrücken, aber was blieb ihm schon anderes übrig? Immerhin schien der Deutsche keinerlei Erfahrung zu haben. "Eine Studentenverbindung. Hast du vielleicht schon davon gehört..." Ein innerliches Seufzen machte sich in dem Schwarzhaarigen breit, das durfte ja wohl nicht wahr sein. Während diese blonde Nervensäge erklärte, was so etwas sei und wofür man unbedingt in ähnliches eintreten sollte, fuhr sich der Jüngere frustriert durch die kurzen Haare und kniff die Augen zusammen. Natürlich wusste er, was eine Studentenverbindung war, glaubte dieser Ami, dass es so etwas nur in seinem geliebten Vaterland gab? Nico hatte die Studenten, die sich als Laufburschen versuchten, schon immer verachtet und von oben herab belächelt. Nun würde er seine festsitzende Meinung, dass nur Volltrottel, die nicht auf eigenen Beinen stehen konnten, Versager und Wichtigtuer in eben diesem sich wohl fühlten, noch ein wenig verhärten lassen. Dass Sam anscheinend in einer war, bestätigte dies nur noch zusätzlich. Genervt unterbrach der Jüngere Sam, "Kein Interesse." Und hatte sich schon wieder in eine andere Richtung gedreht, als er auch schon hörte, wie der andere ihm folgte. In Gedanken aufseufzend wollte er die Nervensäge schon anfahren, als die schon wieder zu sprechen begann. "Ach, Nico. Überleg es dir doch lieber noch einmal. Du kannst ja mal vorbei schauen, ist immer sehr witzig bei den Jungs." Strahlend betrachtete der Blonde Nicos Gesicht, das aber immer noch keine Regung zeigte und versuchte weiterhin sein Glück. "Du musst ja auch nicht sofort eintreten, geschweige denn einziehen. Ich wohne ja auch nicht dort, von solchen Verbindungen halte ich nichts." Während er immer weiter plapperte überlegte sich Nico derweil, wie er den Kerl loswerden könnte. Aber die Vorlesung begann erst in einer halben Stunde und dummerweise sah er am Ende des Ganges auch schon den Hörsaal, auf dem die Nummer 374 abgebildet war. Seine momentane Anlaufstelle. Um Sam aber erst einmal von seiner dummen Idee abzubringen, ihn überreden zu wollen, in so eine Selbsthilfegruppe einzusteigen, versicherte er ihm nun einfach, dass er irgendwann mal mitgehen würde. Wenn es sich einrichten lässt. Entschuldigte sich nun schnell und verschwand in dem Hörsaal, in dem er sich noch ,vorbereiten' musste. Enttäuscht sah ihm der Blonde hinterher. Irgendetwas musste er falsch machen, obwohl er sich beim besten Willen nicht erklären konnte, was. Immerhin war er freundlich, aufmerksam, versuchte Humor rüber zu bringen, aber anscheinend gab es in Deutschland keinen Humor. Wenn doch, dann solchen, den er nicht verstand. Die paar Wochen, die er in diesem Land verbracht hatte, hatten wahrhaftig nicht ausgereicht, um auch seine Macken auswendig zu lernen. Dummerweise verstand Sam auch nicht alles von der Sprache, er konnte sie zwar, dank seinem Daddy, fast perfekt sprechen, aber an der Anwendung haperte es dann doch. In der Schule hatte er nicht Deutsch sondern Spanisch belegt, warum auch immer, und mit seinem Vater sprach er vielleicht 4 Mal im Jahr. Nämlich an Sams Geburtstag, Dads Geburtstag, Weihnachten und Thanksgiving. Dass er ihn unerwartet in den letzten Ferien besucht hatte, war eigentlich nur Zufall. Zuletzt hatte er seinen Vater mit 10 Jahren gesehen. Eben, als sich seine Eltern getrennt hatten. Ihn hatte es nicht besonders gestört, da er sowieso kaum Kontakt zu ihm hatte. Mindestens einmal im Monat war der Herr Papa für ein paar Wochen auf Geschäftsreise in ,good old Germany'. Das kam nun mal davon, wenn man eine gebürtige Amerikanerin heiratete. Selten bekam man so jemanden ins Ausland. Besonders nicht, wenn jemand dieses Land so liebt. Das wiederum verstand Sam überhaupt nicht. Wie konnte man nur so patriotisch eingestellt sein? Er konnte nicht einmal an einer Hand abzählen, welche Vorteile Amerika hatte. Warum er in New York studieren wollte, hatte er schon lange wieder vergessen... Aber in letzter Zeit wurde er immer wieder daran erinnert, dass es doch eine gute Entscheidung war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)