Millennium von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Ryuichi hielt ein gutes Stück von Sugi's Haus entfernt an, den Rest der Strecke würde er zu Fuß gehen. Doch bevor er ausstieg, versuchte er noch einmal, den Gitarristen telefonisch zu erreichen. Allerdings mit dem selben Ergebnis wie zuvor: Weder der Gitarrist noch dessen Anrufbeantworter nahm ab. Der Sänger fand es sehr merkwürdig. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass Sugizo jemals seinen Anrufbeantworter abgeschaltet hatte. Dass er selbst nicht ans Telefon ging, war nicht weiter verwunderlich. Wenn er beschäftigt war oder nicht gestört werden wollte, ignorierte er sein Telefon einfach, oder stellte den Ton ab. Später, wenn er dann Lust und Zeit hatte, hörte er dann die Nachrichten auf Band und rief danach in der Regel zurück. Ryu seufzte. Also musste er doch auf gut Glück hingehen, wenn er wissen wollte, ob Sugi überhaupt zu Hause war. Er schloss den Wagen ab und machte sich auf den Weg. Er sah keinen Grund, sich übermäßig zu beeilen. Wenn der Gitarrist da war, würde er das Haus um diese Uhrzeit wohl nicht so bald verlassen. Und falls nicht, würde Ryuichi sich was einfallen lassen müssen. Im Zweifelsfall warten. Auch wenn es nie absehbar war, wann Sugizo nach Hause kommen würde, wenn er unterwegs war. Wenigstens kannte der Sänger Sugi's Stammkneipen. Wenn gar nichts anderes half, würde er die ganzen Lokale abklappern und nach dem Gitarristen fragen. So schwer konnte es sicher nicht sein, ihn aufzuspüren. In dem Moment, als er um die letzte Ecke bog und sich umsah, überkam ihn ein ungutes Gefühl. Keines der Fenster war beleuchtet, alles war ruhig. Entweder schlief Sugizo... oder er war nicht da. Aber irgendetwas war hier falsch, das spürte er. Er konnte nur nicht definieren, was es war. Je näher er auf das Haus zuging, desto stärker wurde dieses Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Er war nicht einmal sicher, woher es kam. Doch es war unabstreitbar da. Nicht nur, dass es ihn beunruhigte und ihm irgendwie ein bisschen Angst machte - so sehr er sich anstrengte, etwas zu erkennen: Er konnte weit und breit nichts Ungewöhnliches entdecken. Langsam ging er zur Haustür, sah nach links, nach rechts, nach oben, dann wieder nach links. Nichts zu sehen. Schließlich fasste er sich ein Herz und klingelte. Er zuckte unwillkürlich zusammen; bildete er sich das nur ein, oder hatte er Sugizo's Klingel einfach nur wesentlich leiser in Erinnerung, als sie jetzt war? Oder war sie schon immer so laut gewesen? Ryuichi wartete ein paar Minuten, ohne dass irgendeine erkennbare Reaktion kam. Was immer noch kein Beweis dafür war, ob der Gitarrist sich jetzt zu Hause aufhielt oder nicht. Vielleicht schlief er, und dann war es fraglich, ob er die Klingel dann hörte. Der Sänger bezweifelte dies allerdings. Er klingelte erneut, schließlich ein drittes und noch ein viertes Mal. Immer noch nichts. Unruhig trat er von einem Bein auf das andere. Was nun? Vorsichtig drückte Ryuichi gegen die Haustür. Natürlich war sie geschlossen. Eigentlich hatte er auch gar nichts anderes erwartet. Trotzdem übte er noch ein wenig mehr Druck auf die Tür aus, bis er sich schließlich dagegen stemmte. Nichts passierte. Er ging wieder einen Schritt zurück. Die Tür eintreten konnte er wohl schlecht. Was würde Sugi dazu sagen? Vor allem: Wie sollte er seinen Einbruch dann plausibel erklären? Dass er einfach nur ein flaues Gefühl im Magen hatte, würde wohl kaum als Begründung akzeptiert werden. Außerdem war es auch unglaubwürdig. Also musste er sich etwas anderes einfallen lassen. Er ging noch ein paar Schritte zurück und sah nach oben. Vielleicht durch eines der Fenster...? Aber er sah von hier aus keines, das offen stand. Alle waren fest geschlossen. Von vorne kam er schon mal nicht rein. Ryuichi ging langsam um das Haus herum, aufmerksam lauschend, ob er aus dem Haus etwas hörte, das darauf hindeutete, dass Sugizo da war. Ein leises Knirschen ließ ihn aufschrecken. Augenblicklich blieb er stehen. Er hielt die Luft an und bewegte sich nicht. Nur seine Augen wanderten über die nähere Umgebung, soweit er sie in der Dunkelheit erkennen konnte. Hin und wieder sah er etwas auf dem Boden glitzern, was ihn erstaunte. Bisher war ihm dergleichen nie aufgefallen. Er wagte sich einen Schritt vor. Und wieder ertönte ein knirschendes Geräusch. Da er sich nun darauf konzentrierte, konnte er wenigstens zuordnen, woher es kam. Er senkte den Kopf und sah auf seine Füße. Nun wusste er auch, was dieses Knirschen war - überall lagen Glasscherben und -splitter herum! Ihm klappte der Kiefer runter, automatisch wandte sich sein Kopf nach links. Und da sah er auch, woher die Scherben kamen: Sugizo's Schlafzimmerfenster... Sugi! Panik breitete sich in Ryuichi aus. Was, wenn dem Gitarristen etwas zugestoßen war?! Wenn er überfallen, ausgeraubt, ermordet oder was auch immer worden war? Und niemand hatte etwas bemerkt! Sollte er die Polizei anrufen? Oder lieber erst einmal selbst nachsehen? Mit zitternden Händen holte er sein Handy aus der Tasche. Er wusste nicht, was er zuerst tun sollte. Sicher war nur eines: Er wollte nicht einfach untätig hier herumstehen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)