Inutaisho & Izayoi (Sternstunden) von Sesshoumaru-sama (auch tragische Geschichten haben ihre Sternstunden) ================================================================================ Kapitel 1: auf der Klippe ------------------------- Er ging zu einer seiner Lieblingsstelle und wünschte sich nur den langen und ärgerlichen Tag zu vergessen in dem er einfach nichts tat außer das Tanzen des Mondes durch den nächtlichen Himmel zu betrachten. Nur ein bißchen weiter aus dem Wald, und die Klippe wäre in Sicht. Er war fast durch das Unterholz, als er merkte, daß dort schon jemand war. Ein menschliches Mädchen stand auf der Klippe. Ein Mädchen, das sogar die Kleidung einer Dame trägt. Er wunderte sich, was sie so spät und so weit hier draußen machte. Er hielt inne und stand hinter den letzten wenigen Bäumen bevor sich das Land öffnete. Er fragte sich, ob sie bald fortgehen würde. Es war im klar, daß sie bestimmt auf keinen Dämon treffen wollte und er wollte normalerweise nicht auf diese Art Menschen erschrecken. Er ließ sich nieder um zu warten bis sie gehen würde. Er hatte die ganze Nacht; sie wahrscheinlich nicht. Sie würde schließlich gehen und er hätte die Möglichkeit den Rest der Nacht die Aussicht zu genießen. Aber sie ging nicht. Und er fing an zu vermuten, daß sie für etwas anderes, außer der Sicht, hier hinaus gekommen war. Sogar von dieser Entfernung konnte er erkennen, daß sie geweint hatte. Und sie stand am äußersten Rand der Klippe und blickte in die Ferne, um sich dann umzudrehen und ein paar Schritt zurück zu gehen. Dort stand sie oder ging manchmal nach einigen Minuten auf und ab bevor sie sich wieder dem Rand der Klippe näherte. Jeder Zyklus schien ungefähr fünf Minuten zu dauern und sie hatte bereits drei von ihnen jetzt absolviert. Er seufzte innerlich. Alles was er wollte war in Frieden für den Rest der Nacht dort zu sitzen, aber es schien nicht, daß sie wahrscheinlich bald ginge - auf dem Weg auf dem Sie kam oder dem Weg auf dem sie gehen wollte. Er war nicht sicher, wie er sich wegen ihrer Versuche zu springen fühlte (Sie schien sich darüber auch nicht sicher). Es spielte führ ihn wirklich keine Rolle, wenn ein Mädchen sich selbst umbrachte, aber es schien so eine sinnlose Verschwendung. Und während er bestimmt keine Verpflichtung hatte dort hinaus zugehen und es ihr auszureden, fühlte er sich doch etwas schuldig, wenn er dort stand und zusah wie sie schließlich springen würde. Er konnte jetzt einfach gehen, aber er wußte, daß er nicht fähig wäre aufzuhören sich zu wundern, wenn sie es gemacht hätte, oder nicht - dabei war alles was er wollte dort draußen friedlich zu sitzen in dieser Nacht. Beginnend, bei allen Aspekten der Situation langsam aufgeregt zu werden, erkannte er schließlich, daß er des Wartens überdrüssig geworden war und das ihre Anwesenheit ihn nicht davon abhalten sollte zu tun was er wollte. Er würde das machen wofür er her kam egal ob Sie dort war oder nicht. Hoffentlich würde sie gehen, wenn sie ihn sah und vielleicht ihre selbstmörderische Gedanken verwerfen oder für eine andere Nacht aufsparen. Erstechen klang zu schmerzhaft. Gift zu eklig. Erhängen dauerte zu lang. Die einzige andere Möglichkeit war springen. Es klang logisch, schnell, relativ unmittelbar und schmerzlos, wenn es von hoch genug gemacht würde. So stand sie jetzt in dieser mondbeschienenen Nacht und überblickte das Tal, welches sich mehr als zwanzig Meter tiefer vor ihr erstreckte. Es wäre ein atemberaubender Anblick gewesen, wenn sie außer den Tod beim Aufschlag auf den Boden etwas anderes vor Augen gehabt hätte. Ihre Füße waren wenige Zentimeter vom Rand der Klippe entfernt und sie bemühte sich, den letzten Schritt zu machen. In der ganzen letzten Stunde hatte sie sich bemüht dies zu tun. Izayoi's Familie war wohlhabend, reich und sie war eine schöne Dame der Oberschicht. Sie hatte kein wirkliches Leben und war einem Fremden versprochen worden, um mit ihm Bündnisse einzugehen. Aber das hatte sie nicht gestört. Es wurde erwartet. Zudem die einzige Möglichkeit die sie je hatte. Sie hatte sich gefreut ihrer Familie zu dienen indem sie ihre Rolle ausfüllte. Bis sie zum ersten Mal wahre Leibe erfuhr. Ein anderer junger Adliger hatte sie umworben und wußte nicht, daß schon zwischen ihrem Vater und dem vom ihm gewählten Haus eine Übereinkunft bestand. Er hatte liebe Worte gesprochen und überschüttete sie mit Blumen und Poesie. Sie hatte sich zum ersten Mal lebendig gefühlt und soviel mehr außerhalb ihres Verständnisses erfahren. Etwas für das es sich lohnen würde zu leben. Sie hatte keinen Unterschied gesehen wen sie heiratete und dachte, daß ein Adliger so gut wie ein anderer wäre. Aber als Izayoi das Ansinnen des jungen Mannes gegenüber ihrem Vater zu Sprache brachte, hatte er abgelehnt und hatte gesagt, daß es schon ein Einverständnis für sie gab. Sie hatte geschluchzt und hatte geweint; sie hatte ihm gestanden ihr Schicksal nicht ohne ihn ertragen zu können und ohne ihn nicht leben zu können. Aber, als sie vorgeschlagen hatte, zusammen Selbstmord zu begehen, wurde es ihr sehr schnell klar, daß er ohne sie leben konnte. Er hatte sie sogar schnell mit ihrer jüngeren Schwester zusammen verlassen. Ihr Vater hatte damit kein Problem, da für ihre Schwester noch kein Heiratsabkommen geschlossen war. Er sah es als eine gute Vorhersehung bereits zwei Töchter mit Adligen verbunden zu haben. Sie hatte tagelang über die Ungerechtigkeit von alle dem geweint, und hatte erkannt, daß sie nicht dazu zurückkehren könnte wie die Dinge üblicherweise waren. Als ihr Geliebter sie verraten hatte, waren die Gefühle, die sie im Vorfeld gehabt hatte etwas ohne das sie nicht mehr leben konnte. Jemanden anderen zu haben, für den es sich lohnte zu leben, jeden Tag aufzuwachen und zu wissen, daß sie etwas hatte. Es hatte sie lebendig gemacht. Doch obwohl sie ohne dieses Gefühl für eine Weile leben konnte, wußte sie, daß sie ihr vorheriges Leben nicht ohne es würde führen können. Sie empfand nichts ähnliches für den Mann den sie heiraten sollte und wußte, daß, wenn sie ihn heiratete, sie nie frei wäre, solche Gefühle je wieder zu empfinden. Zu einem Leben ohne diese Chance zurückzugehen war ein Weg den sie sich nicht mehr vorstellen konnte. Und wenn sie bereit gewesen war zusammen Selbstmord zu begehen, warum es nicht alleine machen? Jetzt stand Izayoi genau auf dem Rand der Klippe und spielte mit dem erleichternden und gleichzeitig doch erschreckenden Gedanken ihrem Leben ein Ende zu setzen. Sie würde alles zurücklassen und würde von einem freudlosen Leben verschont sein. Wenn sie es nur machen würde. "Willst Du springen?" fragte plötzlich eine Stimme hinter ihr. Sie wäre nun fast gesprungen. Sie hatte geglaubt, daß sie ganz allein war und dabei erschrocken dort plötzlich jemanden bei ihr zu wissen. "Vielleicht" antwortete sie, ohne sich herum zu drehen und machte Anstrengungen ihre Stimme gleichmäßig zu halten. Sie hörte nichts, aber der Mann muß näher gekommen sein, als sie bald seine Silhouette neben ihr sah. Sie sah ihn nicht an, aber sie konnte seine Kleidung aus ihrem Augenwinkel heraus sehen. "Vielleicht?" "Ja, ich werde..... bald." "Du hast es bis jetzt nicht gemacht", erwiderte er nur. Wie lang hatte er hinter ihr gestanden? "Ich habe niemanden für den es sich lohnt zu leben, warum also nicht?" sagte sie und bemühte sich sicher zu klingen. "Lebe für Dich selbst. Das ist was ich mache". Kapitel 2: "Willst Du wirklich sterben?" ---------------------------------------- Sie wurde über diese Person ärgerlich. Sie riß ihren Blick weg von dem Tal, um denjenigen zu sehen, der unhöflich genug war um sie in ihrer Todesstunde zu stören. "Duuuuu! Was weist Du sch...... ohhhhhh!!!" Derjenige der neben ihr stand war kein Mensch. Panik überkam Izayoi und sie machte automatischen einen Schritt zurück und vergaß, daß sie auf dem Rand einer Klippe stand. Sie fühlte ihren Fuß abrutschen und sie keuchte plötzlich, aber fühlte sich zum gleichen Zeitpunkt unheimlich erleichtert. Wenigstens es wird jetzt vorbei sein. Aber bevor sie kaum einen Zentimeter gefallen war, schnellte seine Hand in ihre Richtung und packte sie an einer Schulter, um sie wieder zurück auf die Klippe zurück zu befördern. Fast ärgerlich darüber das er das gemacht hatte starrte sie ihn an. "Warum hast Du das gemacht?!" Sie weinte wütend und vergaß ihre anfängliche Reaktion erschrocken zu sein. "Willst Du wirklich sterben" sagte er. "Ja, das will ich!" sie schrie und schlug seine Hand von ihrer Schulter. "Dann hast Du Angst es zu tun." "Ja, habe ich!" Sie erkannte, was sie gesagt hatte, und wurde noch ärgerlicher, daß er sie dazu gebracht hatte es zuzugeben. Sie konnte es nicht machen; sie wusste es tief in ihrem Inneren als sie zum ersten Mal über die Klippen nach unten sah; doch gab es keinen anderen Ausweg. Sie wollte alles endeten lassen, aber sie hatte Angst. Genau in dieser Sekunde hatte sie einen Geistesblitz welcher sie durchzuckte und sie drehte ihren Arm um und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige quer über sein Gesicht so stark sie nur konnte. Sein Kopf bewegte sich kaum und es fühlte sich an als hätte sie sich statt dessen die Hand gebrochen. Sie dachte sie würde den Schmerz nicht lange spüren und bereitete sich auf das vor, was nach ihrer Meinung unvermeidbar als nächstes geschehen würde. Aber er tat nichts. Er schaute sie nur mehrere qualvoll lange Sekunden an, bevor er sagte "Ich werde nicht Deine schmutzige Arbeit für Dich machen." Sie fühlte sich plötzlich als ob sie nicht mehr genug Willenskraft übrig hatte um zu stehen und so sank sie zu Boden und starrte niedergeschlagen in den Schmutz. Das er nichts weiter tun würde erkannte sie unmittelbar und sie konnte keinen Grund finden Angst vor ihm zu haben - Dämon oder nicht. "Dann geh weg." befahl sie bitterlich. "Nein" Die gerade heraus ausgesprochene Ablehnung erschrak sie. Sie schaute ihn, von wo sie saß, an. "Ich war zuerst hier", sagte sie und erkannte, wie kindisch sie es in diesem Augenblick aussprach - sobald sie es ausgesprochen hatte. "Heute Abend, vielleicht. Aber ich fand diese Stelle lang vor Dir." "Diese Klippe gehört nicht Dir." "Es ist auch nicht Deine. Aber sie ist viel näher daran mir zu gehören als Dir", sagte er und setzte sich hin, so daß seine Flanke ihrer gegenüber stand und er das Tal überblicken konnte. Er wird hier bleiben! "Warum gehst Du nicht einfach fort? forderte sie. "Warum gehst Du nicht einfach fort?" antwortete er kühl. Unfähig, an sonst noch etwas zu denken, etwas zu sagen oder zu machen drehte sie sich um und zeigte ihm und dem Tal den Rücken. Sie stellte fest das sie geistesabwesend ihre Hand massierte während sie nachdachte. Sie konnte nicht einmal Selbstmord begehen. Noch schlimmer - sie konnte nicht einmal einen Dämon dazu bekommen sie zu töten. Und während der kleinere Teil ihres Verstandes es interessant fand warum er sie nicht tötete wünschte sich der weitaus größere Teil, daß er es doch machen würde. Warum hatte er nicht? Izayoi hatte gesehen, daß ihr Onkel Männer für weniger Respektlosigkeit umbrachte. Dabei war für Dämonen menschliches Leben völlig wertlos. Sie begann sich zu wunder, warum er immer noch hier war oder sogar warum er überhaupt heraußen war, aber sie fand dies nicht weiter wichtig. Sie sah zu den Wäldern, die zu ihrer Heimat führten. Sie wollte nicht zurückgehen, aber sie wusste keinen anderen Ort zu dem sie gehen konnte. Und wenn sie sich nicht töten wird, mußte sie irgendwo hin gehen. Vielleicht würde sie später einfach zurückgehen. Sie konnte heute Abend nicht hier bleiben. Sie drehte ihren Kopf herum, um den Dämon anzuschauen, der seinen Rücken ihr zu wand und sie vollständig ignorierte. Sie hatte wirklich nie zuvor einen Dämon gesehen. Das ein Dämon nicht jeden Menschen umbrachte der in seine Sichtweite kam oder dies sogar verwerflich fand war etwas woran sie nie zuvor gedacht hatte, schon gar nicht das jemals ein Dämon so anders sein könnte wie dieser hier. Plötzlich hörte sie ein Knacken aus dem Unterholz und sie sah kleine Lichter und Laternen, die durch die Wälder näher kamen. Sie durften sie jetzt nicht finden. Sie war nicht sicher, ob sie zurückgehen wollte. Auch wenn sie es machte, wollte sie jetzt nicht gehen. Sie blickte umher, aber die Klippe war vollkommen kahl. Bald entdeckten sie sie und kamen aus den Wäldern. Es waren zwei der Wachen ihres Vaters. Sie stand auf, um ihnen gegenüberzustehen. Sie hielten ein paar Dutzend Meter von ihr entfernt inne und verbeugten sich ein wenig vor ihr. "My Lady, wir haben Euch schließlich gefunden", grüßte man sie. "Wir werden Euch zum Haus zurückzubringen", sagte der zweite. "Danke, aber ich wünsche noch nicht zurückzukommen." "Mir tut es leid, aber wir haben Anordnungen von--" "Ich habe Euch gesagt ich werde nicht kommen!" "Lady, Ihr müßt verstehen, daß--" "Nein!" Der zweite Mann bemerkte plötzlich den Dämon der auf dem Rand der Klippe sitzen. "Zwingt Euch dieser Dämon hier zu bleiben?" Sie blickte zu dem Dämon, der die bei Männern aus den Augenwinkeln heraus ansah, sich aber wieder zu dem Tal wand. Kapitel 3: er wird es nicht tun ------------------------------- "Nein, ich gehe und bleibe wie es mir gefällt! Meine Schwestern würde Euch das bestätigen können! Es ist einfach so, daß er hier auf seiner Klippe ist". Es war wahr, er war nur zufällig dort. Sie wünschte fast, daß er sie zwingen würde dort zu bleiben, als sie den Widerwillen mit einem Dämon zu kämpfen in den Stimmen der Wachen bemerkte. Sie lief plötzlich auf den Dämon zu und setzte sich so hin, daß dieser zwischen ihr und den Wachen war. Sie erwartete nicht, daß er irgendetwas macht, aber hoffentlich sah er einschüchternd genug aus, so daß sich die Wachen ihr nicht nähern würden. Wenn sie Aufträge von ihrem Vater hätten würden sie sie notfalls mit Gewalt zurück bringen, ob sie nun ihre Gebieterin war oder nicht. Sie sah den Dämon sie auf die gleiche kühle Weise anblicken wie er es tat als sie ihm die Ohrfeige verpasste. Er wußte was sie machte. Jetzt, wo er nur dort saß und nichts sagte. Izayoi starrte zu den Wachen zurück. "Ich gehe nicht. Teilt meinem Vater mit, daß ich vielleicht oder auch nicht zurück komme. Es sollte jedenfalls nicht wichtig sein. Eine seiner anderen Töchter kann meine Stelle einnehmen." Die Männer sahen für mehrere Momente zwischen ihr und dem Dämon hin und her und dann sprachen sie leise miteinander. Schließlich gingen sie ohne ein Wort zu sagen oder sie eines weiteren Blicks zu würdigen und verschwanden in den Wäldern. Sie entspannte sich. Wenigstens das unmittelbare Problem war gelöst. Aber dies hatte sie von ihrem ganzen Ärger befreit und zurück blieb nur die hoffnungslose Traurigkeit. Sie spürte wie die Haare in ihrem Nacken plötzlich umherwehten und drehte sich um zu dem Dämon zu sehen, welcher sie nun direkt anstarrte. "Nett gemacht" sagte er. Dann drehte er sich um. Nicht sonderlich darauf achtend ging sie zur Klippe hinüber und setzte sich neben ihm hin. "Was machst Du hier?" er fragte und schaute sie leicht überrascht an. "Sitzen", sagte sie und schaute ihn dabei nicht an, aber in das Tal hinab. "Wenn Du wünschst Dich meiner Anwesendheit zu entledigen, dann musst Du mich umbringen oder weg gehen. Ich kann auch die Aussicht genießen." Sie saß mit ihren Beinen, welche über der Klippe baumelten, dort und schaute über die mondbeschienenen Länder. Verzweiflung macht sich wieder in ihr breit und sie spürte wie sie sich immer mehr über die Klippe lehnte. Ein Teil von ihr fragte sich wie weit sie wohl sehen könnte bevor sie fiel. Vielleicht konnte sie es machen, wenn sie es in kleinen Schritten täte, anstatt diesen einen finalen und erschreckenden Schritt zu machen. Sie hatte Angst es zu tun, aber sie wollte es tun. Sie wollte nur Frieden und Freiheit und dies war der einzige Weg, den sie sah, um ihn zu bekommen. "Weil ich Dich nicht umgebracht habe bist Du schrecklich vertrauensvoll, weist Du das?", sagte er und riß sie aus ihren Gedanken. Sie lehnte sich zurück vom Rand ohne es zu bewußt zu tun. "Das kümmert mich nicht", sagte sie und sah immer noch über das Tal, obwohl sie das Gefühl hatte, daß seine Augen auf ihr weilten. "Ich könnte meine Meinung ändern und Dich doch noch töten." "Das ist mir egal." "Ich könnte Dich benutzen und wegwerfen." "Auch das ist mir egal." "Ich könnte Dich auch einfach verwunden und Dich hier liegen lassen bis Du ausgeblutet wärst." "Auch das wäre mir egal." "Was wäre Dir denn nicht egal?" "Nichts", sagte sie leise. Sie fühlte eine Träne ihre Wange hinunter laufen. Sie wand sich herum und Blicke ihn an. "Bist Du Dir sicher, daß ich Dich nicht überreden kann mich von meiner Misere zu erlösen?" Er sagte nichts, und sie brach den Blickkontakt ab. Gefühlsmäßig ausgelaugt lies sie sich mit dem Rücken in den Schmutz hinter sich fallen, während ihre Beine immer noch über den Rand der Klippe baumelten. Sie sah an dem Dämon hinauf und weiter zu den Sternen. In diesem Augenblick fragte sie sich ob die Toten zwischen den Sternen wandelten. "Du willst also wirklich sterben", sagte er plötzlich und wandte sich ihr zu. Er lehnte sich ein bißchen näher zu ihr und schien sie fast zu studieren. Sie hielt ihren Atem an. Würde er es machen und es für sie zu Ende bringen? Sie wartete auf das, was sich wie Stunden in die Länge zog während er zu ihr hinab sah und etwas die Stirn runzelte. Dann setzte er sich wieder auf und überblickte erneut das Tal. Eine weitere Träne lief aus ihrem Auge. Wenn er es nicht täte, dann würde sie weiter leben müssen. "Bist Du Dir sicher, daß ich Dich nicht überreden kann mich von meinen Leiden zu erlösen?" Sie schaute ihn mit so traurig Augen an. Nicht traurig über die Aussicht zu Sterben, aber traurig über die Aussicht zu Leben. Über seine ausbleibende Antwort seufzend lies sie sich erneut in den Schmutz fallen und schaute aufwärts in den Himmel. Ein kleiner Strom Tränen lief jede Seite ihres Gesichtes hinab. "Du willst wirklich sterben" erkannt er und drehte sich halb herum um sie anzusehen. Vielleicht sollte er einfach machen worum sie ihn bat. Als sie sich wegen ihm erschrak verhinderte er ihren Sturz in die Tiefe. Er hatte gewußt, daß er sie erschrecken würde, als er sich ihr näherte. Aber er wollte nicht mißgeschicklich dafür verantwortlich sein, wenn sie über diese Klippe ging, was zweifelsohne ihre Absicht war, aber er sich nicht letztenendlich sicher sein konnte. Aber es schien, daß sie wirklich den Tod wollte. Vielleicht sollte er einfach machen, worum sie ihn bittet. Er zog es halbwegs in Betracht. Es gab nichts falsches daran, jemanden, der den Tod so sehr wünschte, zu töten, nahm er an. Er schaute sie an und lehnte sich geistesabwesend näher über sie, als ob die Antwort nur aus seiner Reichweite war. Sie starrte ausdruckslos mit fast hoffnungsvollen Augen zurück und ihre Mundwinkel wanden sich zu einem dumpfen erwartenden Lächeln. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht entnervte ihn plötzlich. Sie wurde verwirrt. Sie wußte nicht, was sie wollte. Sie hatte Angst vor dem Tod und war noch ängstlicher sich selbst umzubringen. Doch sie sah es offensichtlich als ihre einzigen Ausweg. Ein Ausweg, welchen sie sich so sehr wünschte, daß sie ihre Ängste dafür beiseite legen würde, besonders wenn sie selbst nicht derjenige war der ihr dies zufügte. Es war merkwürdig einen Menschen mit einem so ausgeprägten Wunsch zu sterben zu sehen, wo sie doch sonst alles in ihrer Macht stehende taten am Leben zu bleiben. Und er hatte nie jemanden gesehen, der mit dem was ihn erwartete so total unbesorgt umging. Sie tat ihm auf eine gewisse Weise leid. Er sollte gewußt haben, daß er nicht fähig sein würde hier hinaus zu gehen, ohne involviert zu werden. Das sie einfach gehen würde, wenn sie ihn sah war wohl doch zu einfach. Sie war nicht gegangen, sie war irgendwie in einen Streit mit ihm geraten und dann hatte sie ihn benutzt, um sich gegen die Wachen ihres Vaters zu verteidigen. Nichts war jemals einfach. Zudem wollte sie auch noch, daß er ihre Probleme für sie beendet. Sie hatte ihn jetzt im Grunde drei Mal gebeten sie zu töten. Das erste Mal hatte sie sich bemüht ihn zu provozieren, das zweite Mal als sie ihm sagte er müsse sie töten oder gehen um alleine sein zu können und jetzt versuchte sie ihn praktisch zu überreden. Aber die gute Seite tief in ihm würde so etwas nicht erlauben. Sie verdiente nicht zu sterben. Sie wollte es nur oder sie dachte dies. Er drehte sich plötzlich und brach den unheimlichen Blickkontakt ab, um einmal mehr über die Klippen hinweg zu sehen. Er hörte wie einen Schluchzer ihrer Kehle entglitt. "Nein?" fragte sie. "Nein! Kapitel 4: ein Angebot ---------------------- Er wird es nicht machen. "Nein?" "Nein!!!" "Warum nicht?" seufzte sie. "Ich dachte Dämonen würde töten." "Ich töte. Wenn ich dazu gezwungen bin." "Würden der Tod einer menschlichen Frau so schwer auf Deinem Gewissen lasten?" Sie schaute ihn noch immer nicht an und starrte nur geradewegs nach oben. "Vielleicht" sagte er und pausierte dann. "Was hat Dich so verzweifeln lassen?" Als sie ihm nicht antwortete, zog er ihr Kinn zur Seite und zwang sie ihn anzuschauen. Unerwartet bemerkte sie, wie warm seine Hand war. "Du frierst", sagte er plötzlich und erwartete ihre Bestätigung. "Dann werde ich hier einfach liegen und erfrieren", sagte sie und riß ihren Kopf unerwartet weg und starrte einmal mehr zu den Sternen hinauf. "Es wird nicht so kalt werden." "Es ist einen Versuch wert." Die Luft schien fast schlagartig kälter zu erscheinen. Izayoi war von ihren Gedanken so eingenommen gewesen, daß sie dies vorher nicht bemerkt hatte, aber nun schien sie der Wind fast zu beißen. Sie zitterte plötzlich. "Was hat Dich so verzweifeln lassen?" wiederholte er sich. "Kümmert es Dich?" "Du hast mich da mit hinein gezogen. Ich habe zumindest ein Recht die ganze Geschichte zu kennen." "Ich habe kein Leben", sagte sie und schließlich traf sich dann ihre Blicke. "Leben ist nur ein Ritual, welches anderen nützt. Aber das war alles was ich je kannte und mich sorgte es nicht. Etwas, was einen wirklich am Leben hält, zu finden und dann wird es einem entrissen -- dann erkennt man, was man verpasst hat. Dann verfällt man zurück in den Alltagstrott .... ich konnte das nicht mehr ertragen." "Und da ist kein Weg zurück in Dein vorheriges Leben?" "Nein." "Oder etwas ähnliches noch einmal zu finden?" "Nein." "Immer noch den Wunsch zu sterben?" "Wenn ich nicht wirklich leben kann, dann möchte ich gar nicht mehr leben." "Mutige Worte." Plötzlich kam ihr keine passende Antwort in den Sinn, da er im Grunde Recht hatte. Es waren nur Worte. "Beginn an einem anderen Ort ein neues Leben" schlug er vor. "Sowas ist nicht so einfach, Dämon", sagte sie und setzte sich auf, um ihm gegenüberzustehen. "Glaubst Du nicht, daß ich darüber nachgedacht habe? Ich habe keine Freunde mich zu schützen. Wenn ich zu einem anderen adligen Haus gehe, werde ich bald genug erkannt und wieder zurückgeschickt! Und ich weis nicht, wie das einfachste zu machen ist - nur wie man sich als Dame verhält. Ich wünsche, daß ich zu irgendeinem Dorf gehen könnte und ein einfaches Leben für mich leben könnte, aber ich weiß nicht wie! Du hast keine Ahnung! Ich habe nichts!" "Du siehst nichts wofür es sich lohnt zu leben?" "Ich... ich weiß nicht. Wenn ich frei wäre, nehme ich an. Frei zu leben und zu machen was ich wünsche". "Ein großer Preis. Diesen bringt man nicht einfach auf." "Deine Meinung. Ich wette Du bist frei", meckerte sie. "Was machen Dämonen überhaupt?" "Viele handeln genau wie Du denkst - sich in der Dunkelheit umher treiben und kommen um zu zerstören." "Du nicht?" "Ich finde dies ein bißchen trost- und sinnlos." "Habe ich ein Glück." "Ich bezweifele extrem, daß Du auf die Weise sterben wollen würdest auf die Dich viele Dämonen töten würden." Krankhafte Geschichten von dämonen-bezogenen Toden schossen plötzlich durch ihren Kopf. "Vielleicht nicht" gab sie schließlich zu. "Es kommen mehr Wachen", sagte er plötzlich und stand auf. "Und ich wünsche nicht mehr Spielchen mit ihnen zu spielen. Die Ruhe dieser Nacht ist ohnehin ruiniert worden. Ich gehe. Wenn Du nicht zurückgehen willst schlage ich vor es mir gleich zu tun". Sie stand auf. Sie hörte niemanden, aber etwas lies sie glauben, daß wenn er sagte es würde mehr Wachen kommen dies auch zutreffen würde. Was ist jetzt zu tun? Aber bevor sie etwas sagen konnte sprach er wieder. "Es gibt im Westen einen Klan von Adligen mit dem Namen Kikuchi. Ich habe ein paar Abkommen mit ihnen. Wenn Du dort ankommen und ihnen mitteilst ich hätte es so gewollt, dann werden sie keine Fragen stellen und Dich aufnehmen. Du wirst frei sein Dein Leben zu führen wie immer Du es willst." "Du... Du würdest das ermöglichen?" "Du brauchst nicht so überrascht zu klingen. Es ist nicht so als würde es für mich einen großen Aufwand bedeuten." "Nein. Nein, aber es gibt noch viel mehr Leute wie mich. Warum würdest....?" Er zuckte. "Sie stehen nicht auf meiner Klippe und sie warfen sich mir nicht um den Hals und bettelten von mir getötet zu werden. Außerdem mußt Du allein dort hin kommen." Es war immer noch ein gutes Angebot. Er drehte sich um zu gehen und Izayoi erkannte, daß sie nicht einmal seinen Namen wußte. "Warte! Was soll ich sagen wer mich geschickt hat?" Er drehte sich, um sie anzusehen. "Sagen ihnen 'The White Dog'." Sie hörte plötzlich das entfernte Knirschen von Füßen durch die Wälder und sah hinter sich. Wenn sie jetzt nicht ginge, würden sie sie finden. Sie begann zu gehen, aber kehrte einmal mehr um. "Dank Di....", aber er war verschwunden, ohne irgendeinen Hinweis oder Spur wohin er gegangen war. Sie wendende sich ab und verschwand auch in der Nacht. Kapitel 5: eine weite Reise - alleine? -------------------------------------- Danach war alles überraschend leicht gewesen. Izayoi verließ die Klippe und machte durch die dunkle Nacht etwas nervös alleine auf ihren Weg. Erst als sie eine gewisse Entfernung zurück gelegt hatte begann sie sich zu entspannen. Dort suchte niemand in der Nähe nach ihr solange sie still wäre. Sie würde näher kommende Wachen hören oder sehen. Sie ging von sich aus auf die Straße, obwohl sie eigentlich immer durch die hohen Gräser anstatt auf dem Weg lief. Gelegentlich ritt jemand vorbei, aber egal wie es schien für was sie so spät unterwegs war, sie blieb immer solang stehen bis diese vorbei waren. Aber bald hielten auch diese Reisenden Rast. Izayoi mochte die Idee zuerst, bis sie erkannte, daß der Grund warum sie dort keine Menschen mehr sah war, daß diese wohl dachte es wäre zu gefährlich. In der Nacht trieb sich mehr umher als nur einfache Banditen. Sie hatte einen von ihnen schon getroffen und andere könnten nicht so freundlich sein. Nun, 'freundlich' war nicht genau das richtige Wort. Er war mehr... einfach desinteressiert feindlich zu sein. Ohne Zweifel wußte sie, daß wenn sie von etwas hier heraußen gefangen würde, dies ihr tot wäre. Amüsant wie schrecklich diese Idee jetzt in ihren Ohren klang. Aber alles was sie machen konnte, war hoffen, daß die Nacht ihr eine sichere Passage verschaffen würde. Sie konnte nicht erkennen, wie spät es war da alle Hinweise darauf von der Rabenschwärze des Himmels verschlungen waren. Ihr Schritt wurde langsamer, als sie dahinging und sah wie das Land neben dem Straßenrand zunehmen zerklüfteter und mit Felsen und Löchern überseht erschien. Schließlich gab sie auf dort laufen zu wollen und nutzte statt dessen die Straße selbst. Bis zur Morgendämmerung war sie beim nächsten Dorf. Sie wünschte diese wäre nicht der Fall, weil im Tageslicht nun andere, mit dem Auftrag nach ihr zu suchen, heraus kommen würden. Boten würden mehr als wahrscheinlich zu den benachbarten Dörfern geschickt. Wie dem auch sein, Izayoi erkannte, daß wenn sie eine Chance haben wollte weiter zu kommen, sie dringend andere Kleidung benötigen würde. Sie fand das Haus eines Händlers abgelegen genug und bedauerlicherweise musste sie diesen aufwecken. Aber sie mußte weiter gehen bevor das ganze Dorf zu neuen Leben erwachen würde. Es hatte ihm sichtlich missfallen von ihr aufgeweckt zu werden. Aber nur bis er ihr Angebot hörte. "Trotzdem, ich habe nicht das nötige Geld zur Hand um den Preis für so ein schönes Gewand zu bezahlen", protestierte er als er um sie herum ging um den Kimono zu inspizieren. "Das ist nicht wichtig. Es ist mir egal. Gebt mir einfach was ihr könnt und ein paar neue Kleider." Er schaute auf die Stickerei auf einem ihrer Ärmel und sah sie etwas verdächtig an. "Warum besteht Ihr darauf mit diese Kleider unbedingt zu verkaufen?" "Bitte, ich kann es nicht erklären. Werden Sie die Kleider nehmen?" Er sagte nichts, aber setzte fort sie anzuschauen. "Es ist kein Trick", sagte sie. "Geben Sie mir nur etwas Geld und einige neue Kleider und dann ist es Ihres es gewinnbringend zu verkaufen - obgleich Sie dafür etwas warten und ein wenig weg reisen müssen", fügte sie hinzu. "Es ist gestohlen, nicht wahr?" "Nein. Ich muß nur ..." "In Ordnung" sagte er nach einem Moment. "Ich Danke Ihnen." Sie wunderte sich, ob er dies geraten hatte. Sie verkaufte ihm ihren feinen Kimono in Gegenleistung für eine Hand voll Münzen, welche nicht einmal die Hälfte wert waren, ein einfaches Bauernkleid und das Versprechen er müsse vergessen es von ihr zu haben. Danach ging sie schnell und leise weiter und verließ auf der Straße dieses Dorf. Über den ganzen Tag hinüber lief sie an der Straße entlang und war weitaus weniger auffällig. Einige der Reiter ihres Vaters ritten an ihr vorbei, doch keiner versuchte sie zu stoppen. Auch bei den anderen Leuten zog sie keine Aufmerksamkeit auf sich. In der kommenden Nacht nahm sie in einem Gasthaus, im nächsten Dorf, ein Abendessen zu sich. Während Izayoi ihr Essen aß wurde sie mit einem Problem konfrontiert, welches ihr schon die ganze Zeit durch den Kopf ging. Sie war sie nicht sicher wo sie überhaupt hin ging, aber die war sich auf jeden Fall sicher es alleine nicht zu können. Die Straße war gefährlich und wurde zunehmend gefährlicher. Sie saß bis sehr spät in der Nacht in diesem Gasthaus - mehr um sich abzulenken als aus einem anderen Grund. Immer noch konnte sie sich richtig ausschlafen, um am nächsten Morgen früh aufzustehen. Als sie nun schließlich entschied auf ihr Zimmer zu gehen, schien es so als hätten sich bereits alle anderen Gäste zur Ruhe gelegt. Durch den Raum laufend lauschte sie dem Ende einer Unterhaltung zweier Personen. Sie stand lauschend hinter einem Pfeiler als sich in ihrem Kopf eine Idee formte. Eine der Personen ging plötzlich weg, verlies das Gasthaus und Izayoi lehnte sich etwas hinter dem Pfeiler hervor. Kapitel 6: am Ziel - und nun? ----------------------------- Ein Mann saß alleine in der Ecke. "Kann ich etwas für Dich tun, Mädchen?" "Samurai-sama", grüßte sie ihn mit Knicks, "habe ich richtig verstanden, daß ihr ohne eine Gebieter seit?" "Ja, mein Herr starb ohne Nachkommen oder Verpflichtungen." "Dann habe ich ein Angebot für Euch." "Ich bin nicht interessiert." Izayoi warf trotzdem aus ihrer Tasche ein paar Münzen auf den Tisch. "Ich brauche einen Geleitschutz. Ihr brauchen eine Arbeit." "Das ist eine schöne Summe", sagte er. "Es wäre mehr als genug für Euch" fuhr sie fort, "bis Ihr jemanden anderen findet dem ihr dienen könnt." "Und wie kommt eine Bauernmagd wie Du zu so einer Menge Geld? Hast Du es gestohlen? Nicht einmal eine Hure könnte so eine Summe zusammen bekommen." Izayoi ignorierte seine letzte Bemerkung. "Ich bin kein Bäuerin", flüsterte sie und setzte all ihre Hoffnungen auf dieses Unterfangen. "Und ich muß weg von hier." Er schaute sie für mehrere Momente an. "Wie weit?" "Ich weis nicht." "Wo willst Du?" "Ich weis nicht." Izayoi fühlte ihren ganzen Plan sich in diesem Augenblick in Luft auflösen. "Zu einer Familie namens Kikuchi", fügte sie schnell hinzu. "Sie wohnen irgendwo im Westen. Ich weiß nicht wie weit." "Sehr gut" sagte er schließlich. "Sicher das Du es willst?" "Ja." "Danke", sagte sie und tat das Geld außer bis auf einige Münzen vom Tisch in ihre Tasche zurück. "Den Rest wenn wir ankommen?" Er nickte. Den nächsten Morgen gingen sie. Izayoi war gehobener Stimmung, aber es wurde bald eine langweilige unbequeme Reise. Innerhalb von einigen Tagen verwandelte sich die Straße mehr in einen sich windenden Feldweg, um schließlich im Nichts zu enden. Oft liefen sie neben diesem Weg auf dem Boden, oft gab es nicht genug Wild, welches man hätte fangen können und oft war das in den Dörfern erworbene Essen mehr als unzureichend oder schlecht. Jedoch hatten sie keine wirklich ernsten Probleme auf diesem Weg. Zudem war ihre Angst entlarvt zu werden verschwunden. Niemand würde je denken, daß sie alleine so weit weg gehen würde und sie war sich sicher auch nicht mehr wie eine adlige Dame auszusehen. Ihr Begleiter war wirklich nichts weiter als ein Geleitschutz der zudem kaum überhaupt mit ihr sprach, außer wenn er ihr etwas mitzuteilen hatte. Jedoch war sie auf gewisse Weise dankbar, daß er keine Fragen darüber stellte warum sie ging oder wer sie war. Zudem meinte er immer wieder, daß je weiter sie nach Westen kommen würden, der Name Kikuchi bestimmt bekannter werden würde und sie so keine Probleme haben würde diese auch zu finden. Die Ruhe überließ Izayoi ihren eigenen Gedanken, die jeden Tag mehr und mehr bedrückender wurden. Nach diesem ersten Morgen beim Verlassen des Gasthauses war sie begeistert. Sie war auf ihrem Weg ein neues Leben zu beginnen. Sie hatte alles zurückgelassen und sie würde frei sein. An einem Punkt erkannt sie, daß sie all dies alleine getan hatte. Sie war weg gegangen, sie hatte ihre Kleider verkauft, sie hatte jemanden gefunden der auf der gefährlichen Reise auf sie Acht gab. Alles dies hatte Sie selbst gemacht - sie hatte vorher kaum ihre Hände bemüht sich selbst die Haare zu kämmen. Sie hatte sich nie selbst die Haare gekämmt. Sie hatte jemanden dessen Aufgabe dies war. Alleine hätte sie es nie fertig gebracht dies alles zu machen. Oder vielleicht hätte sie auch gekonnt. Vielleicht konnte sie ihren Kimono verkaufen und sich bemüht haben irgendwo anders mit dem Geld ein neues Leben zu beginnen. Vielleicht. Aber es war wirklich nicht wichtig, weil sie immer noch irgendwo hin gehen mußte. Oder hatte sie? Jeden Tag den sie ihrem Ziel näher rückte bekam sie mehr Zweifel. An einem Tag hatte ihr Samurai-Geleitschutz definitiv sicher stellen können, daß es die Kikuchi-Familie wirklich gab. Darauf hin wurden Izayoi's Zweifel nur noch größer. Was sie genau machen würde, wenn sie dort ankäme, war ihr noch nicht richtig klar. Einfach zu ihnen gehen und ihnen sagen was geschehen war? Würde 'er' da sein? Was wenn sie ihr nicht glauben würden? Warum sollten Sie? Sie fing auch an sich Sorgen zu machen, daß sie diese ganzen Strapazen nur auf das Wort eines Dämons hin auf sich genommen hatte. Sie konnte sich keinen Grund vorstellen warum er sie angelogen haben könnte und sie konnte auch keinen Vorteil erkennen, welchen er haben würde, hätte er. Doch sie konnte sich ebenfalls keinen Grund vorstellen warum er sich das erste mal überhaupt mir ihr abgegeben hatte. Etwas an dieser Geschichte erschien reichlich seltsam. Zu der Zeit in der sie die Stadt erreicht hatte, welche mit dem Namen Kikuchi in Verbindung stand, hatte sie wegen dieser Geschichte immer noch nicht mehr Klarheit als bisher. Während den Nachforschungen fanden sie heraus, daß der Grund und Boden dieser Familie etwas außerhalb der Stadtgrenzen lag. Auf halben Weg, auf einem gut ausgetretenen Pfad zu diesem Anwesen, teilten sich ihre Wege von denen ihres Begleiters. Sie konnte den Rest des Weges nun selbst finden. Sie gab ihm den Rest des Geldes, dankte ihm und gingen ihrer Wege. Genau wie er. Er hatte keine Fragen über ihre weiteren Pläne gestellt und sie keine über seine. Izayoi fand den Rest des Weges leicht und bald kam ein von Höfen umgebenes großes Haus in Sicht. Sie erkannte plötzlich, wie vollkommen unpassend sie aussah. Aber jetzt konnte nicht abgeholfen werden. Wenigstens waren dort andere gekleidet wie sie und gingen deren Geschäften und Handel nach. Das Beste, was sie machen konnte, war ihr Hände und ihr Gesicht in einem nahen Fluß zu waschen. Immer noch vollkommen unsicher bahnte sie sich ihren Weg durch die Menge vor sich, bis sie zwei Mädchen in etwa ihrem Alter, in feiner Kleidung, in der Nähe in einer Ecke des Hofes sitzen sah. Sie näherte sich ihnen. "Entschuldigung", sagte sie sich verbeugend, "ich möchte gerne mit den Kikuchi sprechen." "Es tut mir leid", sagte eine, "aber wir haben im Moment genug Mägde. Sie könnten versuchen den Koch zu fragen." "Ach, jetzt bist zu aber zu gemein Suki", schalt das ältere Mädchen. "Schau sie an. Sie kann keine Küchenarbeit machen. Und Mutter beklagte sich erst neulich über eines ihrer Dienstmädchen." "Mutter ist sehr wählerisch - müssen Sie wissen." Sie sah Izayoi an. "Und sie ist schmutziger als die meisten. Ich frage mich ob sie jemals sauber werden kann." "Du wunderst Dich?! Warum glaube ich nur, daß sie besser Haare machen kann als Du!" "Entschuldigung" unterbrach Izayoi. "Aber ich bin nicht hier um zu arbeiten. Ich... Ich muß mit jemandem sprechen, vielleicht der Herr oder die Dame des Hauses?" "Mutter ist äußerst beschäftigt, Vater noch mehr", sagte die Ältere. "Über was eigentlich?" "'The White Dog'?" Kapitel 7: die Kikuchi's ------------------------ Izayoi konnte sich nicht genau erinnern was danach passiert war. Aber sie fand sich in einem Schauer der Aufregung der zwei Mädchen wieder. Jetzt befand sie sich in einem Zimmer mit dem Herrn und der Dame des Hauses, den zwei Töchtern welche da standen und aufgeregt mit sich sprachen. "Er hat das gesagt?" fragte der Herr nachdem Izayoi das erzählt hatte, was ihr zuvor von dem Dämon erzählt worden war. Sie teilte ihnen nicht mit, von wo genau sie war oder davon wie sie den Dämon getroffen hatten, sondern nur seine Abschiedswörter zu ihr. "Inutaisho-sama hat Dir das persönlich gesagt?" Inutaisho? War das sein Name? "Ja", wagte sie zu sagen und hoffte das dies korrekt war. Der Herr schien ihr nicht zu glauben. "Du hast ihn wirklich gesehen? Wie sah er aus?" Izayoi bemühte sich verzweifelt zu erinnern. Sie hatte zu der Zeit nicht wirklich aufgepasst und in diese Nacht erschien alles wie in einem entfernten Traum. "Es war dunkel", stotterte sie, "er hatte schöne Haare... " "Und Du sagst, daß Du von adligem Blute bist?" "Ja." Der Hausherr setzte fort sie verdächtigend zu betrachten. Aber dann kam seine Frau, die schweigsam geblieben war, näher. Sie hatte ihre Augen nicht von Izayoi genommen seit sie ins Zimmer eingetreten war. Sie ging einmal um sie herum und musterte sie schweigsam, um kurz darauf den Stoff aus ihrem Haar zu entfernen mit dem sie sich ihre Haare zusammen gebunden hatte. Ein Fluß schwarzer Seide strömte hinunter und kam schließlich zu Ruhe, als dieser Izayoi's Knie erreichte. "Ich habe es Dir gesagt!", hörte sie als dies einer der Töchter zur anderen sagte. "Gebe mir jetzt Deine Hände", sagte die Dame. Izayoi hielt ihre Händen vor und die Dame legte sie über ihre eigenen. "Dreckig sind sie nun, aber dieses Mädchen hat noch nie in ihrem leben ihr Tagewerk verrichtet", gab sie bekannt. "Dann glaubst Du ihr?" "Zumindest dieser Teil ihrer Geschichte ist wahr, mein Ehemann." Der Herr schien für einen langen Moment über diese Sache nachzudenken. "Wir können nicht riskieren Inutaisho-sama zu verärgern", sagte er schließlich. "Sie wird jetzt fürs Erste bleiben." Dann schaute er Izayoi an. "Aber wenn ich herausfinde, daß Du lügst, dann wirst Du es bedauern." Izayoi verbeugte sich. "Wenn etwas, was ich gesagt habe, unwahr ist, werde ich welch Bestrafung auch immer dankbar akzeptieren." Er nickte nur leicht bevor er das Zimmer verließ. Dann ging die Dame zu Izayoi und lächelte sie warm an. "Azami, Suki", sagte sie zu ihren Töchtern "finden wir ein Zimmer für unseren Gast. Holt jemanden der ihr hilft sich zu waschen und sucht einen eurer Kimonos heraus der ihr passt. Komm mit mir," sagte sie zu Izayoi, "es scheint, als ob Du eine harte Reise hinter Dir hast." Izayoi folgte der Frau aus dem Zimmer und durch einen reich-verzierten Gang. Sie war hier. Sie war durch eine wundersame Art und Weise, durch seltsame Ereignisse zu einer außergewöhnliche Chance ein neues Leben zu beginnen gekommen. Aber sie konnte nicht aufhören an etwas zu denken.... was nun? Es war mehrere Tage später. Izayoi saß mit den zwei Schwestern, Azami und Suki, in einem Zimmer, welches sich zu den privaten Gärten auf einer Seite öffnete. Sie tranken Tee und redeten, was Izayoi sichtlich genoß. Es war schön wieder sauber und gut gekleidete zu sein, viel zu essen zu haben und vor allem jemanden zu haben mit dem man sprechen konnte. Die zwei Schwestern waren sehr nett und erinnerten sie an ihre eigenen Schwestern, was eines der wenigen Dinge war, die sie von heim wirklich vermisste. Azami schien Izayoi wirklich zu mögen. Und Izayoi fand sie charmant, aufmerksam, witzig, und gebildet, aber sehr interessiert über Klatsch und frivolen Sachen zu reden. Suki schien ein bißchen mehr wie ein Snobs zu sein, aber sie verwarf sofort alle vormaligen Eindrücke, als enthüllt wurde, daß Izayoi tatsächlich von einer adligen Familie abstammte. Trotz das Suki nur weniger Jahre jünger als Ihr Schwester war, schien es ihr unmöglich eine Idee ihrer größeren Schwester nicht anzunehmen. Es schien als würde sie viel mehr mit ihren Gedanken in den Wolken schweben als Azami dies tat. Bis jetzt hatten sie über nichts wesentliches gesprochen, sondern über das Aussehen der Landschaft ihrer beider Familien. Sie erfuhr, daß die beiden einen älteren Bruder hatten und einen weiteren der letztes Jahr in einer Schlacht gefallen war. Izayoi hatte nichts von ihrer Familie erzählt und während Azami nicht gefragt hatte, fing Suki jetzt an sie zu befragen. "Von welcher Familie bist Du den nun?" "Nicht wie Ihr", sagte Izayoi demütig und hoffte das Thema wechseln zu können. "Ich bezweifele, daß Ihr von uns gehört habt. Wir sind nur eine einfache Familie." "Welchen Namen tragt ihr?" "Ich hei......" "Suki", ging Azami dazwischen, "Izayoi-san hat sie offensichtlich verlassen. Deswegen bin ich mir sicher sie würde es vorziehen nicht davon zu reden. Aber kannst Du uns trotzdem ein wenig erzählen?" merkte sie an und wandte sich Izayoi zu. "Ich... es gab jemanden mit dem mein Vater mich nicht heiraten lassen wollte, weil ich schon anderweitig versprochen bin. Doch dann verließ mich dieser jemand. Und dann... ich fühlte mich nur leer und als ob ich nicht weiter machen könnte. Es klingt jetzt dumm, aber ich empfand so und hatte deswegen vor mich von einer Klippe zu stürzen." "Oh! Diese Geschichte klingt nicht wie die, welche man üblicherweise hört"! merkt Suki an. "Verlorene Liebe, Selbstmord"... seufzte sie. "Ich würde es hassen jemanden zu heiraten, den ich nicht einmal mochte. Es tut mir so leid für Dich! Das würde uns nie passieren." "Was Suki meinte, " sagte Azami, "wegen unserer Position werden wir mehr als einen Ehemann zur Auswahl haben." "Ich sehe", sagte Izayoi. "Aber erzähl uns von Inutaisho-sama", rief Suki um das Thema zu wechseln. "Was weist Du über ihn? Warum erzählst Du mir nicht von ihm?", fragte sie. Azami zuckte. "Wir wissen wirklich nichts über ihn. Ich habe kaum mit ihm gesprochen. Er bleibt normalerweise für sich oder spricht nur mit Vater und Mutter über einige Dinge." "Aber da gibt es die Legenden", sagte Suki. "Legenden?" Izayoi fragte. "Ja," sagte Azami, "Legenden und Geschichte. Unsere Familie hat angeblich schon länger mit ihm zu tun als sich irgendjemand erinnern kann. Es gibt mehrere Wandteppiche darüber in der Haupthalle. Doch es wird gesagt, daß er die Länder hier kontrolliert und immer schon hat. Ich weiß nicht viel über Dämonen, aber es wird gesagt er sei einer der ältesten und mächtigsten. Er ist der einzige Dämon den ich hier je gesehen habe. Vielleicht ist es also wahr. Es gibt auch darüber etwas in den Legenden - diese Länder stünden unter seinem Schutz". "Mm..." sinnierte Izayoi. "Aber er scheint nett genug, nehme ich an," setzte sie fort, "wenn auch ein wenig distanziert und einschüchternd. Er ist trotz allem ein Dämon." Nach einer Pause, "Würde es Dich stören, wenn ich frage wie genau Du ihn getroffen hast?" "Es war auf der Klippe. Wir haben schließlich gesprochen... über Dinge. Am Ende sagte er, daß ich hier her kommen könne, um hier zu leben, wenn ich wolle." "Warum?" "Ich habe wirklich keine Ahnung." Kapitel 8: Inutaisho-sama und merkwürdige Gespräche? ---------------------------------------------------- Es war mehrere Wochen später, als Inutaisho zum Kikuchi-Haus kam. Auf die Nachricht seiner Ankunft hin begrüßte ihn sofort der aktuelle Kikuchi-Herr, Daisuke. "Ah, Inutaisho-sama. Ist, wie ich annehme, alles in Ordnung?" "Ja." "Das Mädchen, Izayoi, kam hier an." "Izayoi?" wiederholt er. "Dieses Mädchen"... Daisuke stotterte und plötzlich wurde ihm unbehaglich. "Sie -- sie informierte uns, daß Ihr ihr Eure Erlaubnis gegeben hattet hier zu bleiben". Dieses Mädchen, er erinnerte sich plötzlich wieder. Er hatte nie zuvor ihren Namen erfahren, erkannte er. "Ich wußte, daß sie lügt", sagte Daisuke. "Sie --" "Nein, ich sagte dies zu ihr", unterbrach Inutaisho ihn. "Ach... dann natürlich. Was immer ihr wünscht, mein Herr. Ich werde Euch nun verlassen, wenn da nichts anderes mehr ist?" "Ist mein Sohn zufälligerweise hier gewesen?" "Sesshoumaru-sama? Nein, warum? Ihr wisst, daß er -- er nicht -- er uns nicht sonderlich schätzt. Ich habe ihn seit Jahren nicht gesehen -- nicht mehr seit er zum letzten Mal mit Euch hier war. Erwartet Ihr ihn?" "Nicht wirklich. Aber ich hatte gehofft, daß er wenigstens genug Anstand haben könnte mir eine Mittelung zu hinterlassen. Dies ist wohl nicht der Fall, wie ich annehme." Daisuke blieb Still, nicht willens seine Anmerkung in irgendeiner Art und Weise zu kommentieren. Izayoi hörte am nächsten Tag von Azami von der Ankunft von Inutaisho. Sie hatte auch eine Änderung im Verhalten von mehreren Leuten bemerkt - am auffallensten beim Hausherrn. Plötzlich kam es ihr so vor, als würde der Hausherr es störend empfinden sie hier zu haben und er es nur deswegen akzeptierte, weil er musste, da sie einfach Inutaisho's Erlaubnis hatte. Es war irgendwie wirklich seltsam. Sie wunderte sich ob sie Inutaisho überhaupt sehen würde und wenn, was sie sagen sollte. Sie hatte viel Zeit darüber nachzudenken, aber als sie den Gang entlang ging und um die Ecke kam stand er da. "Guten Tag", platzte aus ihr heraus, da sie nicht sicher war was sie sonst hätte sagen sollen. "Guten Tag." "Ich -- ich wollte Dir danken", sagte sie. Es war einen Augenblick still. "Danke, Inutaisho-sama." Genau dann trat jemand aus dem Flur hervor. "Inutaisho-sama?" Izayoi war es plötzlich sehr unangenehm. Sie verbeugte sich schnell und setzte dann ihren Weg die Halle entlang fort. Sie zuckte zusammen als sie weg ging. Das hätte nicht schlimmer ablaufen können, dachte sie. Sie riskierte einen schnellen Blick zurück und sah wie Inutaisho dem Mann in einen Raum folgte. Sie ging weiter, setzte sich schlussendlich in den Garten und entschied dort zu bleiben. Izayoi reflektierte die letzten Ereignisse in ihrem Kopf. Sie hatte bestimmt nicht erwartet ihn dort zu sehen. Ihr viel auf, daß er seit dem letzten mal doch etwas anderes aussah oder vielleicht erinnerte sie sich einfach nicht richtig. Er sah mehr aus wie ein.... Dämon. "Schöne Haare" wäre zu wenig gesagt. Sein Haarfarbe war weißliches Silber, seine Augen waren gelb, es gab Markierungen auf seinem Gesicht und seine Hände schienen statt Fingernägel mehr etwas wie Krallen oder Klauen zu haben. Zudem war es sehr nobel angezogen und schien eine speziell Art von Rüstung zu tragen. "Guten Tag." Izayoi fuhr beinahe aus ihrer Haut. Sie sah schnell herum, nur um festzustellen, daß er plötzlich hinter ihr stand. "Lass das!" kreischte sie. "Ich meine --- ja, Inutaisho-sama?" Er grinste leicht. "Warum so formell?" "Inutaisho-sama, ich --" "Nenn mich nicht so", unterbrach er sie plötzlich. "Was? Warum nicht?" "Ich weis nicht." "Aber alle anderen machen -- Ich meine alle anderen nennen Dich so", sagte sie und sah nach unten. "Ja, machen sie. Aber es könnte erfrischend sein eine Person zu kennen, welche im Gespräch nicht vor mir zurück weicht. Und ich denke, daß diese Eigenschaft nicht auf Dich zutrifft". "Ich werde Dich wie immer Du willst nennen... Inutaisho", fügte sie unbeholfen hinzu. "Ich werden ihnen mitteilen, daß Du hier bleiben kannst. Du mußt nicht so angestrengt versuchen zu gefallen. Was immer Du erwartest um Dein Leben für Dich zu leben, ist es so in Ordnung?" "Ich denke", sagte Izayoi. "Warum hast Du das getan? Damals, meine ich." "Ich weis nicht", sagte er schließlich. "Ich nehme an, daß Du mir leid getan hast. Und ich war zufällig dort. Und manchmal ist es fast schön, etwas zu machen, was etwas bewirkt, sei es sogar nur für eine Person. Ich bin nicht sehr oft in einer Position dies zu machen." Izayoi war aus irgendeinem Grund schockiert. "Das Dämonen die Dinge auf diese Art sehen wusste ich nicht", sagte sie nach einem Moment, "Es gibt eine Menge was viele Menschen nicht über Dämonen wissen." "Wie zum Beispiel?" Das war der Anfang von ihren merkwürdigen Gesprächen. Gespräche über alles und nichts und diese Gespräche waren oft. Immer nur, wenn er ihr mitteilte, daß er für eine kurze Zeit weg müsse, viel ihr auf wieviel Zeit sie über die letzten Wochen hinweg zusammen verbracht hatten. Es dauerte aber nur einige Tage bis er zurück kam und sie ihre Gespräche fortsetzten. Es dauerte nicht lange, bis Izayoi fühlte, daß sie ihm alles sagen konnte, sogar Dinge die sie nicht einmal Azami und Suki sagen würde. Nicht notwendigerweise persönliche Sachen, einfach nur Sachen. Es schien als würde sie sich keine Sorgen um die Leute rings um ihn machen müssen; egal worüber sie sprachen, er verurteilte nichts was sie sagte und es schien als würde sie sich darüber auch keine Gedanken machen. Dann gab es den Augeblick in dem sie empfand wirklich nichts mehr zu verstecken. Er hatte sie schon so am Boden zerstört gesehen (die genauen Details dieser Nacht hatte sie niemandem anderes gegenüber ausgebreitet). Und er erzählte ihr Dinge, Dinge über die Welt und Dämonen. Viele Dinge die sie sich nie vorstellte. Und es war interessant Dinge etwas aus einer anderen (oder manchmal unglaublichen) Perspektive zu hören. Dinge über die sie nie nachdachte sie anderes zu betrachten. Eigentlich schien er als würde er es genießen jemanden zu haben mit dem er reden konnte, auch wenn sie nicht wirklich die meiste Zeit über etwas sagte. Sie wunderte sich über Azami's Behauptung er würde lieber alleine für sich bleiben. Izayoi hatte gemerkt, daß er selten in Gesellschaft anderer, außer ihr, war. Kapitel 9: Vergangenheit oder Dämon <> Dämon -------------------------------------------- Als sie eines Nachts, mehr oder minder ziellos durch die Haupthallen des Hauses lief, entschied sie ihn deswegen zu fragen. Sie war nicht fähig gewesen zu schlafen und wollte so ein wenig im privaten Hofgarten verweilen. Sie fand ihn dort und machte nichts weiter als den Himmel anzustarren. Er hatte sie sofort bemerkt und sie hatten angefangen zu reden. Nur als der Wind begann sie zu frösteln gingen sie zurück in das Haus. "Wie genau ist die Übereinkunft hier?" fragte sie. "Mit Dir und den Kikuchi meine ich. Wie begann es? Bist Du nicht immer hier?" "Ich komme her, wenn ich keine anderen Sachen erledigen muß oder ich nur auszuruhen möchte. Ich bleibe für einige Tage, eine Woche bzw. wonach mir zu mute ist. Ich habe ein Zimmer im weit entfernten Ende des Gebäudes." "Du bleibst für Dich? Das ist was mir von jemandem erzählt wurde", fügte sie schnell hinzu. "Meistens, ja." Er warf ihr einen Blick zu. "Bis vor kurzem." "Wie funktioniert das alles? Du bist offensichtlich wichtig, aber eigentlich machst Du nichts oder habe ich etwas verpasst?" Inutaisho führte sie hinüber zu einigen Wandteppichen, die auf einer Mauer ausgebreitet waren. Einer von ihnen zeigte zwei Männer in kunstvollem Kimono, welche vor einem Mann mit weißem Haar nieder knieten. Izayoi runzelte die Stirn und sah sich die Szene dann näher an. "Bist Du das?" fragte sie. "Ja, aber es war nicht so wie dargestellt. Wenn ich mich korrekt erinnere, war dieses Geschehnisse am Rand eines besonders grauenhaften Schlachtfeldes, mit zwei anderen Kriegsherrn, von dem bei einem gerade erst die Amputation eines Beines beendet war." "Und sie haben es so dargestellt?" "Geschichte entwickelt sich und Leute verherrlichen ihre Vorfahren", sagte er. "Außerdem gibt es niemanden mehr der sich erinnert und ich bezweifle das noch jemand anderes da ist der die richtige Geschichte kennt." "Stört es Dich nicht, daß es ihnen egal zu sein scheint was wirklich passiert war?" "Nicht wirklich. Lass Sie ihre Geschichten haben. Aber Du fragtest, wie es begann. So war es. Ich wollte einen Ort zu dem ich ab und zu zurück kommen könnte, wenn ich wollte und der keine ständige Präsenz erforderte". Er seufzte. "Obwohl dies vor so langer Zeit war,..., Aber als Gegenleistung bekamen sie die Garantie, daß ihre Ländereien vor anderen Dämonen sicher wären. Sie starben, natürlich, aber es setzte mit ihren Nachkommen bis heute fort". "Wie alt bist Du?", fragte sie und wunderte sich warum sie nicht schon früher dran dachte. "Alt genug" sagte er mit einem Grinsen. "Alt genug?" wiederholte sie für sich. "Alt genug." "Mm. Aber wie funktioniert das?" sie fragte und ging zum vorherigen Thema zurück. "Du herrscht nicht?" "Nein." "Aber ich hörte wie diese Länder als Deine Länder bezeichnet wurden." "Das! Ich herrsche nicht über alles, aber alle anderen gehen mir aus dem Weg und machen was ich ihnen sage." Es lag ein amüsierter Unterton in seiner Stimme. Izayoi bekam das Gefühl, daß er dieses genoß. "Und das ist nicht herrschen?" "Nein. Die Menschen hier, zum Beispiel, haben ein spezielles Abkommen mit mir. Sie machen was immer sie wollen und kümmern sich um ihre Angelegenheiten. Ich habe kein Interesse an menschlicher Politik. Aber wenn ich etwas erbitte, dann bekomme ich es. Die Grenzen der Dämonen stimmen nicht notwendigerweise mit den menschlichen überein. Außer den Kikuchi verstehen nur mehr oder wenig andere Menschen, daß ich hier in diesem Gebiet bin. Du kannst Dir das Verhältnis zwischen Dämonen und Menschen wie das zwischen Wölfen und Vögeln vorstellen. Beide bewohnen den selben Lebensraum, aber größtenteils existieren die Territorien unabhängig. Keiner kümmert sich wirklich um die Existenz des anderen." "Warum?" "Ich mag Menschen." "Die meisten anderen Dämonen dann nicht?" "Vielleicht als Essen." "Ich nehme an, daß ich das wußte", sagte Izayoi. "Aber sie hören auf Dich, wenn Du ihnen etwas sagst? Bist Du so anderes als andere Dämonen?" Inutaisho schaute sie an. "Es ist nur -- ich meine, Menschen sind Menschen", sagte sie. "Sind Dämonen nicht Dämonen?" Er grinste. "Nicht wirklich." Als Izayoi plötzlich seine spitzen Eckzähne bemerkte, erkannte sie, daß sie ihn nie wirklich bis jetzt lächeln gesehen hatte. "Was?" "Es ist erfrischend jemanden zu treffen, der keine Ahnung hat wer ich bin - das ist alles. Die meisten Menschen wissen es wenigstens," er erklärte, "besonders jene in diesem Gebiet. Und jeder andere Dämon würde es sich, wegen unserer speziellen Sinne, ausrechnen können. Aber hast Du irgendwelche Geschichten von Hundedämonen gehört?" "Ja", sagte Izayoi. "Ach", erkannt sie. Diese Dämonen waren nicht nur Dämonen. Es gab Jahrhunderte alte Legenden, in welchen von den Hundedämonen als Wesen mit fast der Macht von Göttern gesprochen wurde. Sie sah zu ihm zurück. "Du... Du sagtest Du seiest 'The White Dog'?" erinnerte sie sich. Er nickte und hatte diesen amüsierten Ausdruck immer noch auf seinem Gesicht. Kapitel 10: lebende Legenden ---------------------------- Plötzlich dachte sie an etwas aus diesen Legenden. "THE White Dog?" fragte sie. Er nickte wieder. Nicht nur das er einer der Hundedämonen war, er war offenbar derjenige (oder zumindest verwandt mit demjenigen) um den sich die Legenden drehten. "Bist Du derjenige über den sie sprechen?" fragte Izayoi. "Wahrscheinlich. Ich bezweifele, daß Erzählungen von davor überlebt haben". "Wie alt bist Du denn dann?" fragte sie wieder. "Alt genug." Izayoi lies es sein. Weil sie es nicht früher erkannt hatte, fühlte sie sich wie eine Idiotin, aber dann.... "Du bist nicht tot", rief sie. Er lächelte zum zweiten Mal in dieser Nacht. "Sollte ich?" "Nur... die Art wie ich die Geschichten hörte", sagte sie, "ließen vermuten als gäbe es dergleichen nicht mehr - nichts wie Dich" fügte sie verlegen hinzugefügt, "was immer noch existiert." "Ich bin nicht vollständig überrascht", sagte Inutaisho. "Viele Menschen würden vorziehen wenn es so wäre. Es ist viel angenehmer, über etwas zu reden, wenn Sie denken es existierte nur vor langer langer Zeit, statt einfach auf der anderen Seite der Straße zu warten." "Aber sie bestreiten nicht, daß andere Dämonen existieren". "Und das erschreckt sie genug, macht es das nicht? Sie wollen nicht einmal die Idee in Erwägung ziehen, daß etwas wirklich mächtiges immer noch herum lauert. Aber es gibt eine weitere Tatsache, die sie auch nicht erkennen. Je mächtiger ein Dämon ist, desto weniger ist er, aus irgendeinem Grund, wahrscheinlich an dem was Menschen machen interessiert." Izayoi bemerkte einen Wandteppich, der nur wenig entfernt war, auf dem ein großer weißer Hund aufgezeichnet war, welcher schwungvolle Schläge ausführte. "Bist das dann Du?" fragte sie. "Ja." "Du kannst also so aussehen?" "Ja." "Welches ist dann, wie Du wirklich aussiehst?" Er zuckte. "Beides." "Fühlst Du Dich jemals als wärst Du für mehr geboren?" fragte sie schlagartig. "Wie meinst Du das?" "Ich weiß nicht. Aber manchmal fühle ich mich nur wie als würde ich nicht das machen, weswegen ich geboren wurde. Wie als das es da draußen mehr gibt." "Ich glaube nicht, daß es in der Natur der Dämonen liegt so zu empfinden. Das ist menschliche Angewohnheit zu viel zu ..... philosophieren. Das einzige wozu jeder von uns geboren wurde ist um zu leben." "Du kannst das sagen. Du hast so viel gemacht und so viel gesehen. Du hast die Antworten bereits gefunden." "Es gibt keine Antworten", sagte er. "Es gibt nur das Leben. Das ist der Punkt." Sie setzten ihren Spaziergang fort, aber danach nicht mehr viel von diesem Gespräch. Izayoi erkannte bald, daß sie hoffnungslos müde geworden war und als sie am Korridor vorbeikamen, bei dem ihr Zimmer war, wünschte sie ihm eine gute Nacht. Inutaisho sah Izayoi in ihr Zimmer verschwinden und abrupt kam ihm ein Gedanken in den Sinn. Was passierte hier? Genoß er ihre Gesellschaft, aber ist es irgendwann einfach mehr als dies geworden? Sie war definitiv eine willkommene Ablenkung von der Langeweile, die ihn normalerweise an diesem Ort erwartete. Die Kikuchi waren nett, aber es war schön jemanden anderen zu haben mit dem man über mehr als die üblichen Berichte sprechen konnte, was problemlos schien. Abkommen hin oder her, sie huscht immer auf den Zehenspitzen um ihn herum, ängstlich ihm auf irgendeine Weise zu mißfallen. Es würde ihm gefallen, wenn einer von ihnen er selbst wäre, wenn sie in seiner Nähe waren. Das war nicht immer so gewesen; oftmals in der Vergangenheit gab es zumindest den einen oder anderen Adligen der keine Furcht hatte wirklich mit ihm zu sprechen und er hatte die Hoffnung, daß der Sohn des heutigen Hausherrn etwas weniger verklemmt als sein Vater sein würde. Aber Izayoi war anders. Er kannte sie nur kurz und er fühlte schon, daß er mehr von ihr wußte, als von irgendeinem anderen Menschen (und den meisten Dämonen) - soweit er sich erinnern konnte. Man konnte unkompliziert mit ihr sprechen und war an vielem interessiert und auch gebildet. Zudem auch sehr hübsch. Er fühlte sich entspannt und mit einer Leichtigkeit um sich, auch wenn es nur war weil sie sie selbst blieb, wenn sie mit ihm zusammen war. Aber sie war menschlich. Nicht daß Menschen nicht nett waren, aber er hatte es nie für möglich gehalten auf einen hereinfallen zu könnten. Es würde nur Komplikationen verursachen. Wenn es überhaupt je passieren würde. "Ich sah neulich wie Du mit Inutaisho-sama gesprochen hast", sagte Azami und schaute zufällig im Garten umher während sie liefen. "Ja, er teilte mir mit, daß er wieder gehen würde", sagte Izayoi. "Der Einzige den er normalerweise von seinem Kommen und Gehen informiert ist Vater. Doch dann hast Du eine ganze Menge mit ihm gesprochen, nicht nur neulich. Ich sehe Dich kaum, wenn er hier ist." "Für was ich nur um Entschuldigung bitten kann", sagte Izayoi und hoffte so das Thema wechseln zu können. "Nicht wirklich. Natürlich scheint es auch so als würde er seit kurzem mehr Zeit hier verbringen. Normalerweise bleibt er nicht so lang oder kommt so schnell zurück." "Ach?" "Du weist", sagte Azami lässig, "Inutaisho-sama sieht nicht schlecht aus, obwohl er ein Dämon ist. Oder vielleicht deswegen, wenn Du das vorziehst." Izayoi hielt abrupt auf ihrem Weg an. "Ich -- wir sind nicht -- erzählen sich die Leute irgendetwas, tun sie das?" Kapitel 11: mehr als Freundschaft --------------------------------- Azami lachte plötzlich. "Nein, nur eine Beobachtung meinerseits. Du bist oft mit ihm zusammen. Und ich habe gehört wie Du ihn Inutaisho nanntest." "Es sagte ich solle dies machen." "Warum?" "Ich bin nicht absolut sicher. Ich glaube, daß es etwas damit zu hat, was ich ihm in der Nacht, in der wir uns zum ersten Mal trafen, gesagt habe. Und er ist wirklich sehr interessant. Er weis so viel und man kann unkompliziert mit ihm sprechen." Azami sah überrascht aus. "Wirklich? Ich hätte ihn nie als 'unkompliziert im Gespräch' bezeichnet. Vielleicht hat er nur entschieden Dir gegenüber unkompliziert zu sein." Izayoi erinnerte sich plötzlich an etwas, was er gesagt hatte. ... eine Person, die nicht vor mir zurück weicht,... sie fragte sich warum genau er glaubte, daß sie qualifiziert war diese Person zu sein. "Oder vielleicht gibt es etwas an Dir, was es für ihn leicht machen, mit Dir einfach so zu sprechen." Azami sah Izayoi an. "Du bist manchmal so anders." "Anders? Wie?" "Kleine Dinge. Einige Leute würden es verträumt nennen, andere würden es eigen nennen. Du erinnerst mich an meinen entfernten Cousin, Yasuo. Er pflegte den ganzen Tag damit zu verbringen die Gärten zu durchwandern und zog ihre Schönheit und Bedeutung in sich auf. Er schloß sich einem Mönchsorden in einem Kloster an. Jetzt sitzt er den ganzen Tag dort und schreibt über Meditationen und den Sinn des Lebens. Nicht das daran etwas falsches wäre, aber es braucht eine besondere Art von Person. Takeshi, mein verstorbener Bruder, beneidete ihn, obwohl er dies nie sagte. Er pflegte Yasuo zu necken, und sagte, daß er verrückt oder befähigt war, aus so wenig so viel herauszukommen." "Inutaisho sagt, daß Menschen zu viel philosophieren. Ich hege Zweifel, daß es das ist." "Ich sagte nie, daß Du eine Philosophin bist. Aber Du hast... etwas. Ich kann es sehen. Ich wäre nicht überrascht, wenn er es auch sehen könnte. Aber ich kann diese Dinge natürlich sehen." Izayoi dachte nicht über diese Konversation nach, als sie eine Woche später Inutaisho wieder sah. Es war in der Nacht, einige Stunden nachdem die Sonne hinuntergegangen war. Ein leises Klopfen war an ihrer Tür zu hören, ein Klopfen welches laut genug war um gehört zu werden, aber nicht laut genug um jemanden aufzuwecken. Sie schob die Tür einen Spalt breit auf und sah ihn dort draußen stehen. Es schien, daß er gerade zurückgekommen war. Ein kleiner Teil von ihr wusste, daß sie wohl die erste war, dem er seine Rückkehr mitgeteilt hatte. Sie machte irgendeine lässige Bemerkung, auf die er reagierte und sie fingen an zu reden. Izayoi schlug bald vor, daß sie lieber etwas spazieren gehen sollte als weiter in ihrem Türrahmen zu stehen. Aber er wies darauf hin, daß sie schon ihren Tageskimono ausgezogen hatte und nur mit einer Nachtrobe bekleidet war. Sie wurde plötzlich verlegen, bis er zuckte und sensibel die Länge der Robe als genau so lang wie die der Tageskleidung bezeichnete. Beide wurden nur aus einem anderen Stoff gemacht. Schließlich waren sie wieder in ihrem Zimmer und setzen sich Auge in Auge am Fenster auf die Tatami-Matten, um ihre Konversation fortzusetzen. Es war Stunden später, als sich Izayoi plötzlich laut fragte wie spät es wohl sei. "Es ist ungefähr zwei Stunden nach Mitternacht", sagte Inutaisho. "Bist Du ermüdet? Brauchst Du Schlaf?" "Nicht wirklich." Sie lachte plötzlich. "Wie unpassend! Zu so später Zeit ohne Anstandsdame. In meinem Zimmer! Nichts weiter." "Gut dann sollten wir einige weitere Stunden reden, bis es hell wird," sagte er. "Dann wird wieder alles vollkommen in Ordnung sein." Izayoi lachte, aber verarbeitete plötzlich seine vorherige Anmerkung. "Brauchst Du denn dann keinen Schlaf?" "Nicht jede Nacht. Eigentlich kaum. Bestimmt nicht so viel wie Menschen." "Woher wusstest Du wie spät es ist? Die Sterne?" "Ich nehme an, daß ich das auch könnte, aber es ist leichter es zu riechen, es zu fühlen. Ich denke darüber nicht wirklich nach. Ich weis es einfach." Sie und Inutaisho verbrachten viel Zeit zusammen, erkannte sie. Aber es fühlte sich natürlich und leicht an. Vielleicht hat er sich entschieden für Dich leicht und einfach zu sein. "Warum machen wir dies?" fragte sie laut ohne darüber nachzudenken. "Was machen?" "Ich wurde vor kurzem darauf hingewiesen, daß wir immer zusammen sind." "Deine angenehme Gesellschaft." Izayoi zwinkerte. Machte er nur eine Aussage oder sollte dies ein Kompliment sein? "Und kein anderer ist das?" fragte sie vorsichtig. "Ich wüsste nicht. Alle haben mir gegenüber zu viele Vorbehalte um das je herauszufinden." "Du meinst sie haben Angst vor Dir?" Inutaisho sah nachdenklich aus. "Nicht speziell ängstlich, aber einfach unruhig. Sie sind nicht nur mit einem Dämonen ein Bündnis eingegangen, sondern auch noch mit einem mächtigen. Sie sind einfach vorsichtig." "Du bist also die ganze Zeit alleine?" "Mehr oder weniger." "Stört Dich das nicht?" "Manchmal macht es das. Aber es kommt mit dem Territorium. Und nach einer Weile gewöhnt man sich daran. Menschen, sogar die meisten Dämonen, wahren ihre Distanz. Selbst diejenigen auf die dies nicht zutrifft umgehen normalerweise gewisse Dinge." Er pausierte. "Aber Du bist anders." Izayoi dachte darüber nach. Sie hatte in ihm, seit ihrer ersten Begegnung, nicht wirklich 'den Dämon' gesehen. Selbst, wenn sie erkannt hätte, daß er der Dämon war, über den sie die Geschichten gehört hatte, Geschichten jenseits von nur etwas Ehrfurcht, würde es nicht wirklich ändern was sie dachte. Die Vorstellung jetzt gerade mit ihm zu reden faszinierte sie für einen Augenblick, aber er verhielt sich nicht anders als er dies sonst tat. "Du bist einfach Du", stotterte sie. "Nur wenige nehmen sich die Zeit dies zu erkennen." "Bist Du denn wirklich so mächtig?" "Es gibt weniger als eine handvoll Dämonen die man als ebenbürtig bezeichnen könnte. Macht ist ein Geschenk, aber manchmal eben auch ein Fluch." "Würdest Du tauschen wollen?" fragte Izayoi plötzlich. "Etwas weniger Macht zu haben, wenn Du wie Wahl hättest?" "Nein", sagte Inutaisho automatisch. "Ich bin, wer ich bin. Und ich klage nicht. Es ist nur, daß Du mich daran erinnert hast - auf eine gute Weise". Er schaute sie wieder an. "Du hast wirklich keine Angst vor mir, oder?" "Unsinn, Du bist doch vollkommen harmlos," sagte sie mit einem Lächeln. Er grinste mit einem fast verletzten Blick. "Ich bin nicht vollkommen harmlos." "Nun, Du bist mir gegenüber vollkommen harmlos." Er grinste wieder. "Und was veranlasst Dich so etwas zu denken?" "Du würdest mich nicht einmal töten, wenn ich darum betteln würde", sagte sie mit einem bitteren Lachen. "Ich glaube ich bin sicher. Du kommst und gehst also immer?" fragte sie schnell, um das Thema zu wechseln. "Ja, mehr oder weniger." "Aber was machst Du?" "Die Grenzen abgehen, Dinge kontrollieren, von Zeit zu Zeit etwas bekämpfen - schöne Mädchen die auf Klippen stehen retten." Izayoi errötete. Das war am definitivsten ein Kompliment. "Mein Leben ist wirklich nicht sehr anspruchsvoll. Ich habe einige Lieblingsstellen bei denen ich einige Zeit verbringe -- wirklich schöne, wilde, einsame Stellen. Du würdest sie wahrscheinlich mögen." "Das klingt wundervoll." "Vielleicht kann ich sie Dir eines Tages mal zeigen." Izayoi sah nach unten. Sie hatte dies bestimmt nicht erwartet. Er muß ihr Unbehagen gespürt haben, weil bevor sie eine Chance zu sprechen hatte, sagte er "begleite mich wenigstens morgen auf einem Spaziergang an den Gutsländern vorbei." "Bestimmt", sagte sie und lächelte. Er stand auf. "Und jetzt werde ich Dich dem Schlaf überlassen." Er ging zur Tür und bevor sie es bemerkte, war er gegangen. Kapitel 12: nächtliche Gedanken ------------------------------- Sie empfand plötzlich gewisse Verwirrung. Er hatte sie gebeten, mit ihm irgendwo hin zu kommen. Er würde dies nicht machen, wenn er bloß ihre Gesellschaft genoß? Interessierte er sich für sie? Interessierte sie sich für ihn? Izayoi erinnerte sich wie enttäuscht sie die zwei Male gewesen war, an denen er ihr mitteilte zu gehen. Sie hatte ihre Konversationen vermisst. Sie hatte es vermisst in seiner Nähe zu sein. Aber war es mehr als, könnte es mehr als das sein? Izayoi fand, daß sie nicht vollständig von dieser Idee abgeneigt war. Und wie Azami ihr (im Scherz) bereits angedeutet hatte, sah er bestimmt nicht schlecht aus -- er war weit davon entfernt, wie sie erkannte. Inutaisho zog die Tür zu und ging zu seinem eigenen Zimmer, sich wundernd wie er es geschafft hatte so lange Zeit damit zu verbringen im Grunde über nichts zu sprechen. Es hatte sich nur wie einige Minuten angefühlt, war aber die Hälfte der Nacht. Es war einfach nur geschehen. Er wußte, daß es das war. Jedes Mal, wenn er gegangen war, hatte er erkannt, wie still es um ihn herum schien. In so kurzer Zeit hatte er sich dran gewöhnt mit ihr zu sprechen. Jenseits dessen schien sein Verstand alles was er sah oder tat, während er unterwegs war, in Verbindung mit ihr zu bringen. 'Izayoi hätte dies gern gesehen' oder 'ich muß mich daran erinnern Izayoi davon zu erzählen'. Er verliebte sich in sie. Doch es war alles so einfach. Sie war wunderbar und schön. Zudem hatte sie keine Angst mit ihm zu sprechen, mit ihm nicht einer Meinung zu sein oder sogar mit ihm zu scherzen. Aber er wußte nicht was sie empfand. Er hoffte nur, daß er sich nicht selbst einer Enttäuschung hingab. Auch wenn er dies tat, wußte er aber, daß er nichts dagegen machen konnte. Kapitel 13: Sesshoumaru ----------------------- Den nächsten Morgen begannen sie ihren Spaziergang. Izayoi erzählte nur Azami, daß sie weg gingen und auch nur, weil sie und Inutaisho ihr in der Halle zufällig begegneten. Mit ihm zu sein brachte Izayoi dazu eine merkwürdige Art von Freiheit zu empfinden. Vielleicht war es deswegen, wie er handelte (oder behandelt wurde), aber sie fühlte immer, daß sie sich nicht erklären mußte oder auf etwas antworten musste, wenn sie mit ihm zusammen war und sie nicht antworten wollte. Es war fast eine schuldige Nachgiebigkeit. Es war wunderbar nur mit ihm hier (in der fast nah gelegenen) Wildnis zu sein und Izayoi fragte sich wieder, ob sie etwas anderes empfände, als Freundschaft. Sie verbrachten den ganzen Nachmittag mit Gehen und Reden, gelegentlich pflügt sie auch Blumen vom Rand des Weges. Als sich der Tag dem Ende neigte, sagte er "Wir sollten wahrscheinlich bald umkehren." "Ja", sagte Izayoi und pausierte, um den Strauß in ihren Hände zu arrangieren. "Ich -- was?" fragte sie, als sie sah, wie er plötzlich erstarrte und hinter sie blickte. Sie drehte sich herum, und sah, daß jemand anderer dort unerwartet erschienen war. Jemand, der Inutaisho so ähnlich sah, daß sie ihn fast für einen Doppelgänger gehalten hätte. "Vater", sagte der andere Dämon, als er sich näherte. Vater? Inutaisho machte einen Schritt vorwärts. "Sesshoumaru." Dann deutete er zu ihr. "Dies ist Izayoi." Izayoi sah neugierig zwischen den beiden hin und her, nicht sicher wie sie reagieren sollte. Der eine der Sesshoumaru hieß schaute sie für genau eine Sekunde an, bevor er sich zu Inutaisho wand und ein kurzer Wortwechsel anfing und sie vollständig von ihm ignoriert wurde. Izayoi sah auf den Boden und fühlte sich wie ein Kind, welches aus der Unterhaltung von Erwachsenen ausgeschlossen wurde. Sie war deshalb in ihren eigenen Gedanken verloren und hörte so nicht einmal zu was die beiden zu bereden hatten. Doch nach dem was sich nur wie wenige Moment anfühlte, ging Sesshoumaru genau so schnell und leise wieder, wie er auch gekommen war. "Wir sollten zurück gehen", hörte sie eine Stimme zu ihr sagen. Izayoi blickte nicht einmal auf, sie fing nur an in die Richtung zu gehen, von der sie gekommen waren. Sie konnte nicht hören, ob ihr Inutaisho folgte, weswegen sie einen schnellen flüchtigen Blick hinter sich riskierte. Er war dort und lief einige Schritte hinter ihr. Sie war sich nicht sicher, weswegen sie so durcheinander war. Es war wirklich nicht so, als wenn sie nicht mehr als Freunde gewesen wären. Vielleicht sah es jetzt nur so aus, als ob sie nicht mehr als dies werden könnten. Nach einer Weile fing die Ruhe an ihr an den Nerven zu zerren. Aber sie konnte an nichts denken was zu sagen wäre. Sollte er nicht derjenige sein der etwas zu sagen hatte? Würde er hinter ihr bleiben und ihr wie eine schweigsame Katze nachschleichen, während sie zurück lief? Das war nicht hilfreich von ihm. Kapitel 14: wo die Liebe hinfällt --------------------------------- Mit einsetzen der Dämmerung spazierten sie immer noch diesen Weg entlang. "Izayoi", sagte er und brach schließlich die Ruhe. "Was?" "Du beginnst in die falsche Richtung zu gehen." Sie hielt an und drehte sich herum. "Welcher Weg dann?" Inutaisho machte keine Anstallten sich in die eine oder andere Richtung zu bewegen. "Ich werde es Dir nicht sagen, solange Du nicht etwas sagst." Izayoi sank auf das Gras nieder, da sie plötzlich sehr erschöpft vom Laufen war. Sie sah, daß er sich auch hinsetzte. "Ich kann hier genau so lange wie Du sitzen", setzte er fort. "Das weist Du mit Sicherheit." So verwirrt als wie sie sich empfand, erkannte Izayoi plötzlich, daß sie nicht böse auf ihn sein konnte. Er hatte wirklich nichts falsches gemacht. Sie seufzte. "Ich -- wäre es falsch zu fragen -- " "Über Sesshoumaru? Nein." "Ich wußte nicht, daß Du einen Sohn hast." "Wenn es dazu gekommen wäre, dann hätte ich es Dir gesagt." "Wenn es dazu gekommen wäre?" wiederholte sie. "Was ich meine", sagte Inutaisho, "ist daß, wenn wir mehr werden sollten, als wir zur Zeit sind, dann würdest Du ein Recht haben es zu wissen." Er hat auch darüber nachgedacht, kam es ihr in den Sinn.... mehr werden als wir zur Zeit sind .... "Denkst Du, Denkst Du das wir... mehr werden?" fragte sie. "Ich denke es würde mir gefallen", sagte er langsam. "Ich mag Dich." "Ich mag Dich", sagte Izayoi, während sie halbwegs überrascht war diese Worte aus ihrem Mund zu hören. "Ich würde es auch versuchen wollen. Du bist so... wunderbar anders als alle die ich bisher getroffen habe." "Genau wie Du." Dann sah sie, wie er sanft lächelte. "Nicht ängstlich sich mit einem Dämon einzulassen?" "Nicht mehr als zuvor. Nicht ängstlich sich mit einem Menschen einzulassen?" konterte sie. "Ich muß zugeben, es ist etwas, was ich nie in betracht gezogen hatte." Es war still. "Und was nun?" fragte Izayoi. "Ich nehme an, daß ich den Grund erklären sollte, weshalb diese Unterhaltung überhaupt begann. Sesshoumaru." "Dann mal los. Seine Mutter?" "Sie ist tot", antwortete Inutaisho. "Du bist kein Ersatz", fügte er nach einem Moment hinzu. "Sie wurde getötet, bevor Du überhaupt geboren wurdest." "Es tut mir leid." "Es ist nicht Deine Schuld." "Ich weiß, nur ich ..." "Ich konnte sie nicht beschützen", setzte er fort. "Wie alt war Sesshoumaru?" "Er war ausgewachsen; zumindest wäre er das wohl nach menschlichen Maßstäben, aber es ist kaum möglich für uns wirklich Jahre anzugeben." "Macht er Dich verantwortlich?" "Nein. Es war weit davon entfernt mit mir in Verbindung gesetzt zu werden. Sie war eine Dämonin und sie hatte im Verlauf der Jahre sich ihre eigenen Feinde gemacht. Mächtige Feinde, wie mächtige Dämonen tendiert es zu machen. Es war ein Streit, der bereits lang im Gange war und an diesem Tag zu einem Schluß kam. Zu der Zeit als ich dort ankam war bereits alles zu spät. Es gab nichts, was entweder Sesshoumaru oder ich hätte machen können." "Warum war er dann sogar zu Dir so unhöflich?" fragte sie und deutete eine Antwort bereits an während sie sprach. "Glaubt er, daß ich sie ersetzen soll?" Er war für einen Moment schweigsam. "Wahrscheinlich nicht. Er weiß, daß ich sie liebte. Aber Sesshoumaru ist stolz. Er sieht auf alles herab, was nicht wie er ist." Izayoi brauchte einige Momente, um seine Worte zu verarbeiten. "Er haßt mich dann." Inutaisho widersprach nicht, stritt es nicht einmal ab. Stattdessen "Sesshoumaru haßt viele Dinge." Es gab eine Stille, bevor er fortsetzte, "Er ist mein Sohn, und ich liebe ihn. Aber wir sehen uns nicht oft von Angesicht zu Angesicht. Er hat Potential so viel mehr zu sein, als er jetzt ist. Doch kümmere Dich nicht um Sesshoumaru. Er ist nicht Dein Problem. Eigentlich bezweifele ich, daß Du ihn je wieder sehen wirst. Er wird mich in der Zukunft aufsuchen, wenn ich alleine bin - da bin ich mir sicher." Izayoi war schweigsam. Es war eine Menge auf einmal zu verdauen. Geständnis gegenseitiger Gefühle und dann noch von seiner Seite ein Sohn und eine tote Frau. "Wie alt bist Du?" fragte sie plötzlich. "Ich weis nicht", sagte er schließlich. "Nach einer Weile hört man auf zu zählen. Siebenhundert, achthundert, wahrscheinlich sehr viel mehr." Izayoi war für einen Moment still. Wegen der Dinge von denen er ihr zuvor erzählt hatte wußte sie, daß er älter als jeder Mensch sein mußte. Doch sie hatte mit ihren Vermutungen bei wenigen Jahrjahrhunderten inne gehalten - zwei oder vielleicht drei. "Wirklich?" Er nickte. "Das ist... ich kann es mir nicht einmal vorstellen." Dann lächelte sie. "Und ich habe Jahre damit verbracht mich vor der Vorstellung zu fürchten einen alten Mann heiraten zu müssen." Sie merkte plötzlich, daß es ganz dunkel geworden war, während sie redeten. "Wir sollten zurück gehen." Er nickte und sie standen auf. Aber das Heimkehren war leichter gesagt als getan. Izayoi fand bald heraus, daß der vorher leicht zu durchwandernde Weg voll von großen Steinen, über die man steigen musste, von Zweigen die man wegdrücken mußte und voll Löchern durch die man stolpern konnte war. Überflüssig zu sagen, daß ihr Gang wesentlich langsamer war. "Ich könnte Dich tragen", sagte Inutaisho plötzlich, nachdem sie fast das fünfte Mal hingefallen war. "Ich bin keine Behinderte!!" brach es frustriert aus ihr heraus. Dann... "Es tut mir leid." "Dann halte Dich zumindest an meinem Arm fest." "Gut." Danach fand Izayoi, daß das Dahingehen viel leichter war. Er war da sie wieder hoch zu ziehen, wenn sie rutschte, aber größtenteils schien er sie um versteckte Hindernisse leicht herum zu führen. Plötzlich wurde ihr etwas bewußt. "Du kannst in der Dunkelheit ganz normal sehen, nicht wahr?" "Ja, natürlich." Sie lächelte ihn an. "Dämon!" sagte sie fast anklagend. "Mensch." Dann liefen sie Arm in Arm zurück. ========= In Kürze folgen zwei weitere Kapitel ;)... Kapitel 15: Dämonenwald und eine Klippe --------------------------------------- Es dauerte nicht viel länger, bis Izayoi erkannte, daß ihre Beziehung bereits tiefer geworden war, egal ob sie es nun gewollt haben oder nicht. Sie erkannte, daß sie jemanden wie Inutaisho ihr leben lang gesucht hatte. Er schafft es, daß sie sich lebendig und wunderbar fühlte. Wenn sie mit ihm zusammen war, fühlte sie sich als ob sie die einzigen beiden auf der ganzen Welt wären, sie alles machen könnten und nichts anderes zählen würde. Sie vermisste ihn schrecklich, wenn er gegangen war. Nachdem er von einer seiner Reisen zurückgekommen war, erzählte sie ihm dies einmal. "Du solltest irgendwann mitkommen", sagte er zu ihr. "Und einfach so in der Wildnis umher wandern?" "Mehr oder weniger." "Nein danke. Ich bin durch die Wildnis gereist. Ich fror, hungerte und es fühlte sich unbequem an." "Wenn Du jemals mit mir zusammen reist, dann verspreche ich Dir, daß Du niemals weder frieren noch hungerst wirst oder es sich je unbequem anfühlt." Eventuell würde sie auf dieses Angebot von ihm zurück kommen. Sie wollte die Stellen sehen, über welche er redete. Sie wollte sehen wo er sich am meisten zuhause fühlte, sogar wenn es weit von dem weg war, was sie bisher kannte. Alles jenseits der stark belebten Straßen war für Izayoi Wildnis. Zudem hatte sie bereits vom Reisen, auf dem Weg hierher, eine unangenehme Kostprobe erhalten. Aber er sprach über die echte Wildnis jenseits dessen was sie erlebt hatte, wo nicht einmal Banditen lauerten, diese die Reisenden ausraubten oder ihre Verstecke hatten. Auf gewisse Weise klang es absolut aufregend, wenn auch ein wenig furchteinflößend. Sie nahm jedoch an, daß sie keinen besseren Führer haben könnte, als jemanden der bereits jahrhundertelang dort umher gereist war. Izayoi war sich auch bewußt zu was eine Reise allein führen könnte. Aber sie sorgte sich nicht darum, weil sie fühlte, daß es wahrscheinlich so oder so passieren würde. Sie wußte inzwischen, daß sie in ihn verliebt war. Das nächste Mal als er ging, begleitete sie ihn. Sie machten sich in die Richtung auf, in der die wenigsten Straßen waren und bald hatten sie die wenigen verbleibenden Wege verlassen. Die Hügel und die Wälder waren unglaublich schön und es war nicht besonders schwer sich einen Weg durch sie zu bahnen. Es gab nicht viel widerspenstiges Unterholz, wenigstens nicht an den Stellen, die er auswählte, um hindurch zu gehen. Aber überall um sie war ein endloses Meer des Grüns. Izayoi wußte, daß, wenn sie allein wäre, sie hoffnungslos verloren wäre. Als sie gefragt hatte, was sie machen werden, sagte ihr Inutaisho, daß dies wirklich nur eine kleine Reise für sie war, da er sie nicht mitnehmen würde, wenn er an einen gefährlichen oder einen Ort in großer Entfernung gehen würde. "Also, wie oft kommst Du dann an diese Stelle hier?" fragte sie. "Ich komme hier her, wenn ich sonst nichts anderes mache. Es sind nur Ruheplätze - wie das Haus der Kikuchi. Ich gehe zum Spiel zu ihnen, wenn ich zur Abwechslung mal Drinnen sein will oder ich vielleicht in der Stimmung für eine traditionelle Mahlzeit bin. Aber ich ziehe das offene Land vor. Es ist zu Hause. Dämonen haben wohl eine größere Verbindung mit der Natur, denke ich. Ich verbringe normalerweise mehr Zeit an diesen Stellen. Ausgenommen seit kurzem", fügte er, mit einem flüchtigen Blick in ihre Richtung, hinzu. Izayoi sah nach unten, aber lächelte. Bei Sonnenuntergang gingen sie in einen gewaltigen beeindruckenden Wald, mit Bäumen so groß, daß Izayoi ihre Spitzen nicht sehen konnte und mit so dicken Stämmen, daß ihre Arme sogar nicht mehr als halb um sie herum reichen würden. "Dies ist so schön", sagte sie. "Ich hatte keine Ahnung, daß es Plätze, wie jene hier, gibt. Und es alles hier sieht so alt aus." "Es ist mehr oder weniger ein Dämonenwald." "Was bedeutet das?" "Zuerst, daß er alt ist", sagte Inutaisho. "Menschen mögen keine Dinge die größer oder älter als sie selbst sind. Sie fühlen sich unsicher und unangenehm. Allgemeine bleiben sie lieber außerhalb solcher Wälder. Dämonen mögen Stellen, die alt sind. Deshalb ist alles, was zurück bleibt, dämonisch. Und jetzt ist es wegen der Dämonen eben ein Dämonenwald." "Aber die Bäume sind trotzdem nicht lebendig oder sowas in der Richtung?" fragte sie, halb scherzend. "Nur einige." "Wirklich?" "Einer von ihnen ist ein ganz guter Bekannter", sagte er. "Aber tatsächlich gibt es nicht mehr viele Dämonen hier. Jedenfalls nicht mehr als in irgendeinem anderen Wald. Seit kaum irgendwelchen Menschen mehr hinein gehen, haben sich viele entschieden ebenfalls hier weg zu gehen, da sie es wollten. Es sollte hier wirklich mehr los sein, als es tatsächlich der Fall ist." "Andere Dämonen bleiben wegen Dir außerhalb?" "Einige zweifellos - ..... - Schau, wir sind da." Er deutete nach vorne, wo die Bäumen schlagartig verschwanden. Jenseits war ein System aus Klippen, unter denen ein herrliches grünes Tal zu überblicken war, zu sehen und der restliche Sonnenuntergang lies den Himmel darüber wie ein wunderschönes Gemälde wirken. Er setzte sich auf den Rand der Klippen und forderte sie auf es ihm gleich zu machen. Izayoi machte es und wunderte sich wie richtig sich alles anfühlte. Mitten im nirgendwo zu sitzen und zusammen mit einem Dämon den Sonnenuntergang zu genießen, war ihr niemals als Beschreibung eines perfekten Tages in den Sinn gekommen, aber in diesem Augenblick schien ihr nichts näher daran zu sein. Während sie dort saßen und die Dunkelheit um sie herum fiel, erzählte er ihr mehr von den Stellen an denen er gewesen war - Stellen überall in Japan und sogar einige Stellen auf dem Kontinent. Von einigen hatte Izayoi nie zuvor gehört und einige waren sehr bekannte und berühmte Stellen. Er beschrieb ihr den Mt. Fuji, welchen sie bisher nur auf Gemälden gesehen hatte. Er erzählte ihr davon wie er aussah, wenn man ihn von großer Entfernung aus sah, wie es aussah, wenn man direkt auf seinem Gipfel stand und sogar vom seinem letzten vulkanischen Ausbruch. Kapitel 16: eine Nacht im Freien -------------------------------- "Alles klingt so wunderbar", seufzte sie. "Irgendwann werde ich Dich zum Mt. Fuji mitnehmen". "Aber Frauen sind auf dem Mt. Fuji nicht erlaubt." Er grinste. "Ich bezweifele, daß Dämonen dort 'erlaubt' sind. Außerdem - wer sollte uns aufhalten?" "Fein. Dann werden wir gehen", sagte sie mit einem Lächeln. Danach "Wie ist das?" "Was?" "Wenn man in der Lage ist, was immer man will, wann immer man will, zu machen." "Ich weiß nicht. Ich kenne es nicht anders." "Hm", Izayoi zitterte plötzlich. "Ich bemerke gerade, wie kalt es geworden ist. Ich nehme an, ich könnte meine Decke heraus holen. Ich glaube ich hätte einen richtigen Mantel für mich mitnehmen sollen." "Ich habe. Nehm diesen hier", sagte er und zog etwas aus seiner Kleidung. Izayoi nahm es, überraschte und schmeichelte, daß er so viel an ihre Bequemlichkeit gedacht hatte. Obwohl sie ihm ausführlich geschildert hatte, wie unerfreulich ihr Reise gen Westen gewesen war, hatte sie nicht erwartet, daß er alles im Gedächtnis behalten würde. Sie breitete den Stoff aus. Es war ein Oberteil eines Satzes Bekleidung. Es war leicht und dünn, aber sie wickelte es trotzdem wie einen Mantel um sich. Zu ihrer Überraschung verhinderte es vollständig das Durchdringen des Wind und der Kühle. Sie fühlte sich ganz warm und geschützt. "Was ist das?" fragte sie. "Es wird aus dem Fell der Feuerratte gemacht. Es gehörte meiner Mutter", fügte er hinzu. "Deiner Mutter? Aber das ist doch Männerkleidung." "Dämoninnen sind selten traditionell - meine Mutter noch weniger. Sie war eine Kriegerin - eine mächtige und gute. Sie half, mich zu unterrichten. Aber bei der Kleidung hast Du Recht. Sie waren ursprünglich nicht ihr. Sie gehörten ihrem älteren Bruder. Aber als er eines Tages getötet wurde, warf sie ihr eigene Kleidung weg und trug seine. Er starb lange bevor ich geboren wurde und so war es für mich immer 'ihre' Kleidung." Izayoi war sich nicht sicher, was sie zu ihm sagen sollte, da er ihr so etwas altes zum Anziehen gab - etwas was soviel Geschichte hatte. "Ich danke Dir." "Würdest Du gerne einen kurzen Spaziergang machen?" "Wo?" "Dort", sagte er und deutete es an. "Dort unten? Im Tal?" "Ja." "In Ordnung." Izayoi stand auf, als er aufstand. Aber er drehte sich nicht herum oder fing an in irgendeine Richtung zu gehen. Es stand nur da und sah immer noch in das Tal hinab. "Nun?" fragte sie. "Nun - gehen wir", sagte er und legte einen Arm um ihre Taille. Sie für einen Augenblick ergriff sie Panik. "Von hier aus? Von der Klippe?" "Vertraust Du mir etwa nicht?" "Doch, natürlich. Aber...." "Dann halte Dich fest." Sein Griff wurde etwas fester und er gibt einen Schritt nach vorne - und dann noch einen. Nichts geschah. Izayoi sah nach unten und zurück zu der Klippe. Ihre Füße baumelten nutzlos herum und die Klippe war mehere Meter hinter ihnen, sie waren jedoch immer noch auf selber Höhe - mitten in der Luft verharrend. Dann begannen sie langsam hinab in Richtung des Bodens zu sinken. "Du kannst fliegen?" fragte sie. "Mehr oder weniger. In dieser Form keine weiten Entfernungen, aber in der Luft schweben oder bewegen ist kein Problem." Izayoi stieß ihn mit ihrem Ellbogen. "Das hättest Du mir sagen können, bevor Du von der Klippe getreten bist." "Nun, aber wo wäre darin dann der Spaß gelegen?" Er grinste, als sie landeten. "Jetzt bleibe genau hier stehen und warte, während ich etwas Brennholz holen gehe. Ich bin gleich wieder zurück." Sie nickte. Dann sprang er nach oben und war sogleich aus ihrem Blickfeld verschwunden. Izayoi sah, daß unter der Klippe ein Überhang war, einer von denen der ziemlich groß und behaglich war. Man war auch vor dem Wind geschützt, weswegen sie zuerst den Feuerrattenumhang auf dem Gras ausbreitete und den Rest etwas um sich schlang. Dann fing sie an den Reis und anderes Essen, welches sie mitgebracht hatte, auszupacken. Bevor sie fertig wurde, war Inutaisho mit dem Holz, mit dem er ein Lagerfeuer für sie baute, zurück. Izayoi nahm ihre Mahlzeit zu sich und beschloß sich dann schlafen zu legen - andernfalls wäre sie wohl am nächsten Morgen nicht in der Lage gewesen irgendetwas zu unternehmen. Sie fand eine bequeme Stelle, deckte sich dann mit ihrer dünnen Decke und dem Mantel zu. Nachdem sie eine Minute dort lag, würde ihr etwas bewußt. Er saß immer noch dort und starrte, mit dem Rücken gegen die Klippe gelehnt, hinaus in das Land. Sie erinnerte sich plötzlich daran, was er über das nicht brauchen von Schlaf gesagt hatte. Würde er die ganze Nacht so sitzen bleiben? Nun, daß mußte er wohl, da er sie hier bestimmt nicht alleine lassen würde. Aber keine der Möglichkeiten schien eigentlich sehr reizvoll zu sein. Izayoi konnte sich nicht entscheiden, was zermürbender klang - jemand der ihr die ganze Nacht beim Schlafen zusehen würde oder die Nacht ganz alleine in der Wildnis zu verbringen. "Du wirst nicht schlafen gehen?" fragte sie schließlich und wußte, daß er es nicht würde. Sie wollte aber wenigstens sicher wissen, welche Alternative es sein wird. "Ja, werde ich nicht." "Du wirst auch nicht weg gehen, oder?" "Ja, werde ich nicht." "Dann wirst Du einfach nur so da sitzen?" presste sie zwischen ihren Lippen hervor. "Ja." Er pausierte. "Eigentlich hatte ich geplant Dich die ganze Nacht hindurch unverholen anzustarren", fügte er sarkastisch hinzu. "Halt bloß die Klappe!!!" Er lachte. "Weist Du eigentlich wie viele Leute es je gewagte haben auch nur vorzuschlagen, daß ich den Mund halten solle?" "Ich dachte deswegen magst Du mich. Zudem hattest Du dafür eine Zurechtweisung verdient." "Es ist sehr unschicklich jemandem den Mund zu verbieten", fuhr er fort. "Ich mag einfach den Gedanken nicht von jemandem die ganze Nacht hindurch beobachtet zu werden - das ist alles." "Ich kann auch schlafen gehen. Würdest Du Dich dadurch besser fühlen?" "Nein! Dann könnte sich etwas anschleichen und uns töten. Oder zumindest mich." "Schau", sagte er. "Du mußt schlafen. Ich nicht. Ich werde wahrscheinlich das machen, was ich machen würde, wenn ich alleine hier draußen wäre. Einfach dasitzen und Dinge beobachten. Du wärst nicht einmal von Interesse, außer wenn es etwas gäbe, was im Begriff wäre Dich anzugreifen." Er grinste. "Was es nicht würde. So - nun geh schon schlafen." "Fein." Izayoi drehte ihm den Rücken zu und schlief ein. Endlich. Ich log, dachte Inutaisho. Er hatte es zu dem Zeitpunkt nicht gewollt, aber es war jedenfalls einfach geschehen. Er verbrachte die Hälfe der Nacht damit sie anzusehen. Zuerst war es nur ein schneller flüchtiger Blick in ihre Richtung und dann das Zurückblicken hinaus in die Landschaft. Bald blickte er regelmäßig zwischen ihr und der Landschaft hin und her. Jedes Mal empfand er es als schwerer von ihr weg, auf das Land, zu blicken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)