Lonely Sadness von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Feuer prasselte im alten Kamin, tauchte das fahle Zimmer in ein warmes orange. Draußen fielen schwere Tropfen gegen die Fensterscheibe. Sie saß am Tisch, still und leise. Nichts tat sie, gar nichts. Nur schwer atmen, dessen Geräusch in die Stille drang. Ihre Hände lagen verkrampft am Tisch, salzige Tränen fielen auf ihre blutverschmierten Händen. Ihre leeren Augen starrten auf einen unsichtbaren Punkt in der Luft. Sie war geistig nicht mehr in dieser Welt, sie war woanders. Ganz woanders. Sie stand auf. Musste mit sich selbst kämpfen, damit sie in das Nebenzimmer ging. Mit schweren Schritten schlurfte sie ins Schlafzimmer, hangelte etwas unter der blutverdreckten Decke hervor. Etwas glänzendes, metallenes. Danach schritt sie aus dem Haus, hinein in die nasse Dunkelheit. Zu dieser Zeit kam ihr niemand mehr entgegen, nicht bei diesem Wetter. Sie ging ohne Umwege den kürzesten Weg, durch Pfützen, Schlamm und Matsch. Irgendwann, irgendwann war sie da. Am Rande der höchsten Klippe stand sie, und sah hinunter ins stürmende Meer. Lange blickte sie den peitschenden Wellen entgegen, dachte nichts. Der Himmel wurde von einem grellen Licht erfüllt, ein kurzer Blitz, sie wachte aus ihrer Trance auf, sah sich um. Es kam ihr wieder in den Sinn, warum. Hier, hier hatte er ihr einen Antrag gemacht, im Schein der untergehenden Sonne. Doch sie lehnte ab, fühlte sich nicht bereit dazu, nein. In der darauf folgenden Nacht büsste sie ihre Entscheidung aber wieder ein. Er brach bei ihr ein, sie erlebte eine Nacht des Grauens. Bis jetzt ist es nur das Geheimnis zwischen den beiden, was in dieser Nacht geschah. Bald darauf gebar sie ein Kind, ein Mädchen, und heiratete ihn wieder Willen. Von außen hin das perfekte Paar, innen eine zerstörte Liebe. Noch heute erinnern sie Narben daran. Die Familie war kaputt, die Tochter wuchs mit Streit auf, kaum Liebe. Ihr Mann beherrschte sie, sie war nur Dreck. Jahrelang staute sich in ihr die Wut, trotzdem waren die Beiden ihre einzige Familie, die Einzige, die sie noch hatte. Und jetzt stand sie da. Da, wo alles begann. Noch einmal überkamen sie die Wut, die Tränen. Sie dachte an das Szenario, dass sich heute Nachmittag abspielte. An das grausige, befreiende Szenario. Und jetzt war sie allein. Ganz allein. Der Sturm war inzwischen stärker geworden, doch sie kümmerte sich nicht darum. Kurz lies sie ihre Finger über die blutige Klinge streichen, dann fiel der Dolch, in das tosende Meer. Auch sie trat näher Richtung Abgrund. Noch näher, folgte ihrer Familie. Ihrer kranken Familie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)