Regression: Zurück zu Lucius von abgemeldet (Aus dem Leben einer Killerbarbie) ================================================================================ Kapitel 1: Denkhilfe -------------------- Regression: Zurück zu Lucius Denkhilfe Disclaimer: Mein Plot - ansonsten von JKR ausgeliehen. Warnung: Ich benutze viele englische Begriffe aus dem Harry Potter-Universum (z.B. Death Eaters, Daily Prophet, Pensieve,...), weil ich die Bücher auf Englisch gelesen habe. Außerdem ist dies meine zweite Zeitreise-Ff, deshalb heißt sie - wie die erste - auch Regression. Dieses Mal geht's allerdings in eine andere Zeit und jemand anders darf die schreckliche Wahrheit über seine Lehrer herausfinden ^^ Zeit: Siebtes Jahr ~*~ "Was bei Merlins Pickeln an Po ist Prixpex für ein Name?!" stöhnte Ron. Er war auf dem Weg zu einem Klassenraum in der Nähe des Hufflepuff-Reviers, zu einem Seminar, zu dem Hermine ihn überredet hatte - und dummerweise ging sie neben ihm. "Preaspix! Pre-as-pix, Ron!" korrigierte sie ihn genervt. "Und es ist ein lateinischer Name, was dich eigentlich nicht wundern sollte." "Wieso?" wollte er voll Horror wissen. Sie verdrehte die Augen. "Weil Latein die Sprache ist, in der unsere Sprüche geschrieben sind!" "Echt?" "JA! Echt! Was dachtest du, was >Expelliarmus< für ein Wort ist?! Doch kein Englisches!" ereiferte Hermine sich. "Ich, ... ich dachte..." quiekte Ron, "daß Dumbledore und so einfach nur irgendwelche Wörter ERFINDEN. Woher soll ich denn wissen, daß die Sprüche auch was bedeuten?" "Natürlich bedeuten sie was, Trottel!" fuhr Hermine ihn an. "Sonst könnte man ja JEDES Wort nehmen!" Von ihm abgewandt murmelte sie etwas, das wie "Es ist doch wirklich nicht zu fassen!" klang. Eingeschüchtert fragte Ron: "Und... was heißt >Expelliarmus< dann?" Statt zu antworten warf Hermine ihm zwei Dinge zu: einen bitterbösen Blick und ein kleines grünes Buch, das sie rasch aus ihrer Tasche gezogen hatte. "Sieh da drin nach! Es kann dir nicht schaden, wenn du mal ein paar Vokabeln kennenlernst!" setzte sie hinzu. Dann marschierte sie weiter voran, an der Spitze eines Zuges von Gryffindors. Harry war natürlich nicht dabei, er hatte Quidditch-Training - und war Hermine rechtzeitig entkommen, als sie ihre Kandidaten für das Seminar ausgesucht hatte. Aber Neville hatte es genauso erwischt wie Ginny. Die einzige, die die Veranstaltung vermutlich nicht im geringsten gebraucht hätte, war die gloreiche Anführerin dieser Kette von Verurteilten, quasi die >Königin der Verdammten<, Hermine Granger. "Äh,... Hermine? Worum ging's nochmal bei dieser Sache?" fragte Dean von weiter hinten aus der mürrisch dahinstapfenden Gruppe. Ohne stehenzubleiben und ohne sich zu ihm umzudrehen gab sie genervt zurück: "Darum, euer Gedächtnis zu verbessern, zum achthundertsiebenundzwanzigsten Mal, Dean! Merkst du langsam, warum du dieses Seminar unbedingt brauchst?" Neville hob die Hand: "Uh! Oh! Ich weiß es!" "Jaaaaaa, Neville,..." seufzte Hermine, auch ohne ihn nur eines Blickes zu würdigen. Die Jungs überlegten ohnehin schon seit einer Weile, ob sie vielleicht auch hinten Augen hatte. Bei Muggelgeborenen konnte man ja nie wissen... "Weil er immer alles vergißt!" verkündete Neville stolz. "Stimmt genau! Und zum Glück sind wir jetzt ja auch..." Hermine, die gerade in Erleichterung hatte ausbrechen wollen, hielt abrupt inne. Sie waren tatsächlich da, vor dem Raum, in dem Professor Preaspix einer kleinen Anzahl von Sechs- und Siebtkläßlern helfen wollte, sich die überaus wichtige Fähigkeit anzueignen, in die Vergangenheit zu sehen, um Vergessenes wieder hervorzuholen und so möglicherweise bei den Prüfungen besser abzuschneiden. Leider war noch jemand anders da: Draco Malfoy. Er stand mit Crabbe und Goyle - von Harry und Ron inzwischen nur noch als >Arsch und Backe< bezeichnet - in der Nähe der Tür an die Wand gelehnt. Seiner lässigen Haltung nach zu urteilen kam er sich gerade unglaublich cool vor. "Slytherins!" entfuhr es Ron. Natürlich hatten die das gehört. Malfoys Frettchengesicht fuhr ruckartig zu den Gryffindors herum und produzierte ein herablassendes Grinsen. "War ja klar, daß DU auch hier auftauchst, Weasley!" meinte er anzüglich. "Ach ja?!" fauchte Hermine. "Und warum bist DU dann wohl hier, wenn du dir soviel besser vorkommst?!" "Weil sein Daddy ihm sonst den Hintern versohlt," bemerkte jemand von den weiter entfernt stehenden Slytherins. Hermine erkannte flüchtig Zabini - und dann plötzlich sehr viel deutlicher, als Malfoy ihn am Hemdkragen packte und nach vorn zerrte. "Halt's Maul!" befahl er; Arsch und Backe machten sich sprungbereit, um ihrem Meister notfalls zu helfen. Doch bevor die Jungen ernstlich aneinandergeraten konnten, tauchten auch schon die Lehrer auf. "Professor Snape, was machen Sie denn hier?!" fiepte Ginny. Snape sah sie nur mit einem absolut finsteren Gesichtsausdruck an, während er mit der linken Hand Malfoy und Zabini trennte. "Das will ich von IHNEN wissen!" "Ginny hat aber zuerst gefragt!" quatschte Ron in seiner lebensmüden Art dazwischen. Auch er fing sich einen BLICK von Snape. "Mister Weasley... in Ihrem Fall kann ich durchaus nachvollziehen, daß Sie etwas für Ihr unterentwickeltes Spatzenhirn tun wollen. Obwohl der Anreiz hier wohl eher von Miss Granger ausgegangen sein dürfte; wieder einmal... Was aber Ihre Schwester und diese unerträgliche Nervensäge betrifft, halte ich den Unterricht für weitgehend nutzlos. Soll heißen: Miss Granger, Miss Weasley - Sie dürfen gehen." "Was?!" spuckte Hermine aus. "Ich habe ein RECHT darauf, hier unterrichtet zu werden!" "Und ich habe, als Co-Dozent von Professor Preaspix, das Recht, Sie aus diesem Seminar zu werfen, weil Sie es nicht brauchen, voraussichtlich sowieso nur stören würden, und weil allein Ihr Anblick mich schon zur Weißglut bringt. Kehren Sie zurück nach Gryffindor; für Sie beide gibt es hier nichts zu lernen." Professor Preaspix, eine dürre, ständig grinsende Frau in Retro-Klamotten, die hinter Snape fast kaum zu erkennen war, wollte auch etwas dazu sagen - tatsächlich meldete sie sich schon seit einer ganzen Weile verzweifelt, aber gegen ihren Kollegen kam sie nicht an. -Tolle Seminarleiterin...- dachte Hermine; und im nächsten Moment: -Andererseits: zeig mir EINEN Lehrer, der mit diesem sturen Mistkerl fertigwird!- "Komm, Hermine," war alles, was Ginny noch dazu sagte. Sie nahm die Hand ihrer Freundin und zog sie mit sich. Über die Schulter hinweg sahen die Mädchen, wie die beiden Lehrer den Rest der Schüler in den Raum lotsten und wie Malfoy ihnen heimlich blöde Fratzen zog. "Man sollte meinen, er wäre SIEBZEHN!" schnaufte Hermine aufgebracht, ließ sich aber weiterführen. Ginny zuckte nur mit den Schultern. "Du weißt doch, wie Jungs sind..." Ff... Eins will ich mal ganz deutlich machen: ich mag das Bild von Ginny nicht mehr, so wie JKR es in letzter Zeit gezeichnet hat. Sie stellt das arme kleine Wiesel ja praktisch schon als Gryffindor-Matratze dar! Und dann behauptet JKR auf ihrer Homepage auch noch, Ginny wäre nicht die Abkürzung für Virginia (was es normalerweise ist!), sondern für Guinivere. Damit greift die Frau aber voll daneben, weil Guinivere (auch im Englischen!) mit einem G am Anfang ausgesprochen wird, also: Ginnivär, um es mal lautmalerisch darzustellen. Virginia dagegen spricht man ungefähr so: Vördjinja. Da man Ginny Djinni ausspricht, MUSS es die Abkürzung von Virginia sein (Seht ist das Dj? Das ist KEIN G! UND Ginny IST JA AUCH ÜBERHAUPT NICHT mit König Artus verheiratet! So!). Nachdem ich das jetzt mal rausgelassen habe, kommen wir zum Kern des Pudels: ich hatte eine Weile wirklich keine Lust, Ginny in meinen Geschichten eine größere Rolle zu geben, weil dieses Schlampen-Image, das JKR bei ihr aufzieht, mich wirklich angekotzt hat. Aus dem niedlichen kleinem, unschuldigen Mädchen wird plötzlich eine arrogante Tussi, die die Kerle wechselt wie die Unterwäsche (so in etwa). Ich habe jetzt allerdings entschieden, daß das ja nicht Ginnys Schuld ist, sondern JKRs. Buch fünf würden - da habe ich mich im Netz etwas umgehört - sowieso die meisten Leute am liebsten vergessen. Gehen wir also davon aus, daß >Hary Potter und der Orden des Phönix< nur ein böser Traum war und das fünfte Jahr in Wirklichkeit nicht ganz so abgelaufen ist. Ok, Sirius Black ist SCHON hinter dem Vorhang verschwunden und Harry hat frecherweise in Snapes Pensieve gelinst... aber ich behalte Ginny als Virginia, soll heißen: als Jungfrau und nicht als das, was JKR offensichtlich aus ihr zu machen versucht. Genug genervt? Dann gehen wir gleich mal über zu Teil 2. Ist es nicht schön, daß ich jetzt schon zum zweiten Mal auf einen Prolog verzichtet habe? ^^ Kapitel 2: Rückblick -------------------- Regression: Zurück zu Lucius Rückblick Disclaimer, Warnung und Zeit: siehe Teil 1 ~*~ Insgesamt etwa dreißig Schüler saßen in dem kleinen Klassenraum, einige davon auf dem Boden. Professor Preaspix wirkte nervös und Snape hochgradig angepißt, aber zumindest letzteres war ja im Prinzip nichts neues. Die beiden Lehrer standen ziemlich weit voneinander weg, wie nach einer Weile sogar Ron auffiel, und vermieden es, allzu viel miteinander zu tun zu haben. Den Grund dafür - und den Grund, aus dem Snape überhaupt an diesem Gedächtnistraining teilnahm - kannten allerdings nur wenige. Einer davon war Draco Malfoy, der selbstverständlich einen Stuhl ergattert hatte; Crabbe und Goyle hatten das Möbel Blaise Zabini unterm Hintern weggezogen und entführt. Das war eigentlich ganz lustig, aber andererseits begannen diese dummen Kleinkinderstreiche Draco auch langsam auf die Nerven zu gehen. Er wurde wohl langsam zu erwachsen dafür; und auch das jagte ihm Angst ein. Am vergangenen Abend war er schon ziemlich erschrocken, als ihm aufgegangen war, daß er SNAPES Motive nachvollziehen konnte. Gewöhnlich begab er sich geistig nicht auf das Niveau der arbeitenden Bevölkerung, doch dieses Mal war der Vortrag, den er über sich ergehen lassen mußte, tatsächlich einigermaßen einleuchtend gewesen. Snape hatte ihn kurz vor Sperrstunde zu sich in sein Büro zitiert, um ihm ein Floo seines Vaters zu überreichen, das anscheinend so eilig war, daß Lucius Malfoy sich nicht auf die Eulenpost verlassen wollte. Es handelte sich um ein kleines Stück Pergament mit dem Briefkopf und dem Wappen der Malfoys, das Draco schlicht und ergreifend aufforderte, an einem Seminar teilzunehmen, das ihn befähigen würde, in die Vergangenheit zu sehen. Als Draco verwirrt angemerkt hatte, daß er den Sinn dieser Aktion nicht so ganz verstand, war Snape mit seiner unmaßgeblichen Meinung herausgerückt: "Es ist mir ebenfalls ein Rätsel, Mister Malfoy. Von einem anderen Blickwinkel betrachtet... könnte man aber auch sagen, daß es fair ist." "Warum?" hatte Draco wissen wollen. "Weil ICH mich ebenfalls an dem Seminar beteiligen muß - und warum sollte es Ihnen besser ergehen als mir?" Eine Spur Sarkasmus entschärfte den Vergleich, von dem Draco sich ansonsten beleidigt gefühlt hätte - schließlich konnte man einen Snape nicht mit einem Malfoy vergleichen. Das war, als würde man Adler und Krähen in einen Topf werfen. "Warum müssen Sie daran teilnehmen? Und - als was?" "Als Co-Dozent! Sozusagen als ASSISTENT der nicht ganz zurechnungsfähigen Dame, die das Projekt ins Leben gerufen hat. Und das habe ich leider nötig, weil Professor Dumbledore mir, wieder einmal, nicht den Posten geben will, der mir zusteht. Um es kurz zu machen: es ist eine Frage des Geldes für mich. Für etwas bessere Bezahlung, mit deren Hilfe ich es vielleicht schaffe, diese Abscheulichkeit von einer Schule zu verlassen und auf den Kontinent auszuwandern, lasse ich mich mit Dotheroa Preaspix ein - und als ob dieser Name nicht schon gräßlich genug wäre, ist sie auch noch völlig unqualifiziert!" Snape ließ seiner offensichtlichen Abscheu freien Lauf. Draco hatte keine Ahnung, wie er darauf reagieren sollte, sondern blieb etwas befremdet einfach nur sitzen und hörte sich an, wie Snape weiter über seine Kollegin herzog. "Diese... Wahrsage-Trottel sind alle gleich! Ob es nun eine Sybil Trelawney ist, die in die Zukunft sieht oder eine Dotheroa Preaspix, die sich etwas darauf einbildet, in der Vergangenheit herumkramen zu können: es ist Stümperei, völlig unwichtige Stümperei, die sie betreiben! Ich fasse es nicht, daß das auch noch als Unterrichtsfach anerkannt wurde! Jahrelang habe ich mich dagegen gewehrt, daß ein Vergangenheitsseher in die Fakultät aufgenommen wird, aber Professor DUMBLEDORE hat es natürlich wieder einmal geschafft! Von allen blöden, nichtsnutzigen, wertlosen, verkommenen, bekifften -" An diesem Punkt hatte er sich dann selbst unterbrochen und bemerkt, daß Draco immer noch da war und immer noch mit großen Augen zuhörte; und hatte sich geräuspert und seinen überraschten Schüler vor die Tür gesetzt. Der einzige Vorteil an diesem beunruhigenden Ausbruch seines Lehrers, fand Draco, war gewesen, daß er schon vorher wußte, was auf ihn zukommen würde. Daß er überhaupt am Seminar teilnehmen mußte, daß Snape offensichtlich Geldprobleme hatte und versuchte, von Hogwarts wegzukommen, verstand er immer noch nicht, aber zumindest mußte er im Unterricht nicht rätseln, warum die Lehrer so taten, als hätten sie überhaupt nichts miteinander zu tun. Er hielt das ganze ohnehin für eine Farce. Die Einleitung von Professor Preaspix hatte er schon einmal grundsätzlich überhört. Als Snape nun weitersprach, fühlte er sich jedoch verpflichtet, zumindest ein bißchen aufzupassen. "Die Fähigkeiten der meisten Menschen reichen nicht aus, um die Vergangenheit klar zu sehen; nicht einmal bei Zauberern und Hexen. Mit mentalem Einsatz..." Er warf seiner Kollegin einen abschätzigen Blick zu; offensichtlich war es also das, worüber sie gesprochen hatte, während Draco sich mit einem Grasfleck an seinem Umhang beschäftigt hatte. "... kann man nur Erinnerungen sehen, die aus dem eigenen Verstand stammen. Um die objektive Vergangenheit zu sehen, eine Vergangenheit, die man nicht selbst erlebt hat und die daher auch nicht von persönlichen Eindrücken getrübt ist, bedarf es eines Trankes. Diesen Verstärker werden wir in den nächsten drei Unterrichtsstunden zusammenbrauen, über drei Tage verteilt. Sobald er fertig und überprüft ist, ist meine Aufgabe hier beendet." Die Klasse atmete hörbar auf. Snape scherte sich nicht darum. Er befahl, die Kessel herauszunehmen, die er unter den Bänken deponiert hatte, und verteilte Zutaten und Rezeptzettel. "Mist, wenn ich geahnt hätte, daß wir auch noch blöde Tränke zusammenbrauen müssen, hätte ich mich nie von Hermine überreden lassen!" murrte Ron, der in der Nähe der drei unzertrennlichen Slytherins saß. Draco grinste über die Tölpelhaftigkeit des Wiesels und kam damit zu sich selbst zurück. Eigentlich führten alle seine Gedanken irgendwann wieder zu seinem eigenen, prominenten Schicksal. Er überlegte, was er angestellt haben könnte, daß sein Vater ihm schon wieder eine Extraaufgabe auflud, kam aber zu keinem Ergebnis, da er von Professor Preaspix überfallen wurde. Abartig gut gelaunt begann sie ihn über die äußerst schwierige, alte und geheimnisvolle Kunst des Rückblickens zu belehren, noch bevor er überhaupt umgeschaltet hatte. In seinem Kopf schwirrte weiterhin sein Vater herum, ein eingebildeter, wasserstoffblondierter Fatzke, der sich für den Größten hielt und ihn mit Brachialmethoden zu einem Einser-Schüler zu machen versuchte. Kein Wunder, daß es Draco lieber war, wenn er in den Ferien allein mit seiner Mutter zu Hause sitzen konnte; das gehörte allerdings auch inzwischen der Vergangenheit an. Sein Vater hatte ihn in letzter Zeit auffällig oft mit zu seinen "Freunden" genommen, einem Haufen ebensolcher von Inzucht gezeichneter Reinblüter. Im Gedanken an diese Bande von Möchtegern-Verschwörern hörte er nicht einmal mit halbem Ohr zu, während Professor Preaspix weiterplapperte und Snape mit unveränderter Miene ein paar Gryffindors anschnauzte, die anscheinend zu dumm waren, die Angaben auf den Rezepten ordentlich zu lesen. Und das bei Snapes peinlich ordentlicher, extrem deutlicher Schrift. Draco konnte nur den Kopf schütteln. "Was heißt das, nein?" fragte Professor Preaspix laut. Erschrocken sah er auf. "W-was?" Er hörte Weasley kichern. "Sie sind also der Meinung, daß es sinnlos ist, in die Vergangenheit sehen zu können?" hakte die Professorin beleidigt nach. "Äh, ja, eigentlich schon, aber -" "Warum sind Sie dann in diesem Seminar?!" "Weil sein Daddy ihm sonst den Hintern versohlt," meldete Zabini sich grinsend, als wäre es unheimlich witzig, diesen tumben Gag nun schon ein zweites Mal zu bringen, noch dazu vor den Lehrern. Das reichte. Noch bevor einer der Anwesenden reagieren konnte, schnellte Draco von seinem Stuhl hoch und stürzte sich auf Zabini. Ff... Kapitel 3: Die Strafe --------------------- Regression: Zurück zu Lucius Die Strafe Disclaimer, Warnung und Zeit: siehe Teil 1 ~*~ Es bedurfte keiner sonderlichen Intelligenz, sich vorzustellen, was Snape von dem Vorfall halten würde. Sogar die Gryffindors wußten, was Draco bevorstand, als sein Hauslehrer ihn am Kragen seiner Robe packte, von Zabini herunter und nach draußen zerrte; demzufolge waren sie froh, mit der nervösen Professorin alleingelassen zu sein. Draco hätte offengestanden aber etwas schlimmeres erwartet, als nur auf dem Flur zusammengestaucht und für die restlichen zwei Tage unter spezielle Überwachung gestellt zu werden. Natürlich war auch das nicht angenehm, aber besser, als wenn Snape seinen Vater informiert hätte. Während er an den darauffolgenden Tagen unter persönlicher Aufsicht seines Hauslehrers an dem Trank arbeitete und die Gryffindors ihre dummen Kommentare dazu abgaben, sagte er sich immer wieder, daß er es schließlich nicht allzu schlimm getroffen hatte. Potter und Granger waren nicht da, was die Situation maßgeblich verbesserte, er hatte keine Strafe von zu Hause aus zu befürchten und die Arbeit an der komischen, blubbernden Brühe ging auch gut voran. Das waren doch eine ganze Menge Gründe, optimistisch zu sein - auch wenn Snape mit seiner Beurteilung von Professor Preaspix leider recht gehabt hatte. Die Frau konnte einfach nichts, egal wie man es drehte. Bei mehreren Schülern wurden unter ihrer Anleitung Tränke unbrauchbar, kochten über, und so weiter - in Longbottoms Fall explodierte das Zeug sogar und bespritzte die ganze vordere Reihe inklusive der beiden Lehrer, was Snapes Stimmung auch nicht gerade entscheidend verbesserte. Wenn man es von diesem Punkt aus betrachtete, war Draco noch vergleichsweise gut dran: er hatte einen Profi an seiner Seite, der mit Adleraugen überwachte, was er mit seinem Kessel anstellte - und sollte irgendeine belanglose Kleinigkeit schiefgehen, würde Snape im Handumdrehen damit fertigwerden; denn das war schließlich sein Job. Gerade als er begann, sich mit seinem Schicksal anzufreunden, schlug es zurück. Er war eben dabei, noch ein paar Zutaten zu schneiden, als ihm das Messer ausrutschte. Nicht, daß es ein besonders gefährliches Exemplar gewesen wäre; schließlich ging es nur darum, ein paar Kräuter kleinzukriegen. Aber ein Schnitt war ein Schnitt. Und Draco hatte sich nicht geirrt, was Snapes Beobachtungsgabe betraf: er erhielt nicht einmal Gelegenheit, aufzuschreien, da hatte der Lehrer auch schon seinen Arm gepackt und ihn vom Stuhl gezogen. "Mister Malfoy!" Er sah angemessen schockiert aus. Draco ging gleich in Verteidigungsstellung: "Ich... ich bin... es blutet gar nicht stark!" "Schon allein DASS es blutet, genügt mir!" zischte Snape und schubste ihn zur Tür. "In mein Büro!" "A-aber - Madame Pomfrey...?" schlug Draco verwirrt vor. "Wollen Sie eine Krankenschwester, die nun wirklich besseres zu tun hat, mit so einem Kratzer belästigen?!" -Und dann auch noch eine Krankenschwester, die mich nicht besonders mag,- fügte Draco in Gedanken hinzu, bevor er antwortete: "Ok, Ihr Büro..." Die Hand auf den Schnitt an seinem linken Unterarm gepreßt marschierte er gehorsam voran, während Snape sich bei seiner Kollegin abmeldete und ihr noch den guten Rat gab, nicht zu hyperventilieren und die Klappe zu halten. Insgeheim verfluchte Draco das blöde Seminar. Er kam einfach nicht dahinter, was seinen Vater dazu gebracht haben könnte, ihm diesen Müll aufzuhalsen! Andererseits... er hatte auch den Sinn eines Nähkurses oder des Ausmistens von Drachenställen nicht begriffen und es trotzdem tun müssen, auf Wunsch seines Vaters. So langsam verwandelte sich die ständig in seinem Magen grummelnde Wut auf Lucius Malfoy in etwas anderes, stärkeres, das ausbrechen wollte. Zum Teufel, immerhin war er siebzehn, er konnte sich nicht ewig alles gefallen lassen! -Nach dieser Stunde lasse ich das Seminar sausen, soviel steht fest!- schwor er sich, als er Snapes Büro betrat und sich auf einen Stuhl am Schreibtisch fallenließ. -Zum Denken hat man Personal - wozu soll ICH mich da an irgendetwas erinnern können?!- "Trinken Sie das!" Dracos Kopf fuhr hoch. Er hatte gar nicht bemerkt, wie Snape eine seiner ominösen Flaschen herausgesucht und vor seiner Nase entkorkt hatte. "Was ist das?" "Das braucht Sie nicht zu interessieren. Es hilft, die Wunde zu schließen." Resigniert nahm Draco den Trank entgegen. "Alles?" "Ja. Zur Sicherheit," bemerkte Snape. Er sah ungewöhnlich bleich aus, selbst für seine Verhältnisse, und schien wegen irgendetwas angespannt. -Wahrscheinlich überlegt er sich, was für einen Ärger er bekommt, wenn mein Vater von meinem kleinen >Unfall< hört... Der wird doch denken, ich hätte versucht, mich umzubringen, wenn er rauskriegt, daß ich mich in den Arm geschnitten habe!- dachte Draco halb belustigt, halb wütend und setzte die Flasche auf. Das Zeug war lila und schmeckte wie Parfüm - und er mußte es wissen: er hatte als Kind einmal einen Flakon vom Schminktisch seiner Mutter genommen und die lustige bunte Flüssigkeit probiert. Nach dem letzten Schluck fühlte er sich etwas benommen und hätte beinahe die Flasche fallenlassen, doch Snape nahm sie ihm rechtzeitig ab und verschwand damit zwischen seinen Regalreihen. Draco starrte nur auf seinen Arm, auf den krummen, nicht besonders tiefen Schnitt an der Innenseite. Er war etwa zehn Zentimeter lang und weit genug vom Handgelenk entfernt, daß hoffentlich niemand dumme Fragen stellen würde, der ihn damit gesehen hatte. Unter dem Einfluß der lila Flüssigkeit begann der schwach blutende Riß sich langsam zusammenzuziehen, bis nur noch ein schmaler roter Strich auf der nun geschlossenen Haut zu sehen war. Doch dieser Strich verschwand nicht. "Professor, ähm...?" setzte Draco an. "Ja?" "Der Trank... also... meine Wunde geht nicht weg! Sie ist jetzt zu, aber man kann noch immer sehen wo sie war! Ist das normal?!" Snape erschien wieder aus der Versenkung seines Regalwalds und setzte sich an seinen Schreibtisch. "Völlig. Der Trank, den ich Ihnen verabreicht habe, ist keine konventionelle Medizin. Sie ersetzt Nadel, Faden und Verband, aber sobald die Wunde geschlossen ist, überläßt sie es dem Körper, den Rest aus eigener Kraft zu heilen." "Ist das nicht ziemlich ineffektiv?" "Haben Sie ein Wörterbuch gelesen?" fragte Snape gewohnt sarkastisch zurück. Dann nahm er sich zusammen. "Die Heilung dauert mit diesem Trank länger, aber sie ist auf lange Sicht gesehen sicherer. Wenn Sie sich immer nur mit diesen Magischen Keulen bombardieren lassen, wie Madame Pomfrey sie verschreibt, verliert Ihr Körper irgendwann die Fähigkeit zur Selbstheilung. Sie können sich vielleicht vorstellen, was dann los ist, wenn Sie vom Besen fallen und gerade keine Krankenschwester da ist! Lassen Sie sich auf keinen Fall abhängig machen; das kann nur schädlich sein." Überrascht von dieser ungewohnten Fürsorge stammelte Draco: "D-danke, Professor! Soll ich jetzt nach Slytherin zurückkehren?" "Nein," entschied Snape. "Wie schon gesagt: es ist nur ein Kratzer. Sie nehmen weiter am Unterricht teil. Sie haben immerhin noch ein bißchen was abzuleiden für Ihren Ausbruch Zabini betreffend!" "Ich dachte, ich hätte für heute genug gelitten..." maulte Draco. Sein Hauslehrer musterte ihn aufmerksam. "Sie haben nicht wirklich vor, dieses Seminar zu beenden, richtig?" Einen Moment lang schwieg er, bevor er herausplatzte: "Natürlich nicht!" "Und Ihr Vater?" "Der ist mir egal! Ich habe keine Lust mehr, mich ständig herumkommandieren zu lassen! Ich mache da nicht weiter mit! Ab heute ist Schluß mit diesem Unsinn!" Snape nickte langsam. "Gut. Das verstehe ich." "WIRKLICH?" entfuhr es Draco vollkommen ungläubig. "Ja. Ich will allerdings, daß Sie wenigstens einen Versuch machen. Sie stellen den Trank fertig und werfen einen Blick in die Vergangenheit. Danach werde ich die Sache mit Zabini als erledigt betrachten und Sie aus dem Seminar entlassen. Einverstanden?" "Ja!" meinte Draco, etwas perplex. Warum war Snape neuerdings so nett und... menschlich? Das paßte gar nicht zu ihm! "Also... wenn ich den Trank fertighabe..." "Dann probieren Sie etwas davon, ich gebe Ihnen einen bestimmten Zeitabschnitt als Aufgabe und anschließend können Sie gehen." "Und wenn ich es HEUTE fertigkriege?" hakte Draco nach. "Dann können Sie HEUTE gehen." Draco traute der Sache zwar nicht ganz, aber er atmete zumindest ein wenig auf. Wenn er schnell arbeitete, war der Alptraum in einer Stunde vorbei und er konnte sich seinem Zauberschach widmen. Abrupt stand er auf. "Gehen wir also." Ff... Kapitel 4: Die Vergangenheit ---------------------------- Regression: Zurück zu Lucius Die Vergangenheit Disclaimer, Warnung und Zeit: siehe Teil 1 ~*~ Draco hatte schneller gearbeitet als jemals zuvor; tatsächlich hatte er sich noch nie so angestrengt, einen Trank fertigzubekommen wie in diesem Seminar. Vielleicht war es auch ganz hilfreich gewesen, daß Snape abgezogen war, um Longbottom unter Beschuß zu nehmen. Jedenfalls war das Schnippeln und Umrühren und Temperaturregulieren viel zu schnell vorbei. Noch bevor er richtig wußte, was los war, hatte Draco schon nichts mehr zu tun - naja, FAST nichts mehr. Der gefüllte Kessel brodelte und blubberte vor ihm vor sich hin und sah nicht eben einladend aus. "Auf die Fensterbank damit! Es muß abkühlen!" befahl ein plötzlich aus dem Nichts aufgetauchter Snape. Erschrocken sprang Draco auf und raste zu den Fenstern, wobei er betete, daß nicht durch irgendeinen dummen Zufall der Kessel runterfiel oder eine Eule etwas hineinfallenließ... oder andere Mißgeschicke. Er war doch SO kurz davor, sich aus dem Staub zu machen! Zum Glück geschah vorerst nichts. Der Trank brauchte nicht lange, um das Geblubber einzustellen und seine Oberfläche zu glätten. Der Rest des Seminars warf neugierige Blicke in sein Richtung, in der Hoffnung, daß etwas explodierte. Natürlich war das aber nur wieder bei Nevilles Kessel der Fall. Schließlich gab Snape sein OK, packte einen Silberlöffel aus und hielt ihn Draco hin. "NUR mit dem Silber berühren, verstanden? Auf keinen Fall mit den Fingern oder mit Holz oder etwas ähnlichem. Das verändert die Mixtur." Draco nickte tapfer und schöpfte einen Löffel voll von der lauwarmen Brühe. "Ist das genug?" "Ja, das sollte reichen." Snape machte einen Schritt zur Seite - und stieß gegen leere Luft. "Was...?" Er sah sich um, konnte aber niemanden ausmachen. "Miss Granger?!" knurrte er drohend und griff auf gut Glück nach etwas, das ein Unsichtbarkeitsumhang sein konnte. Doch seine Hand bekam nichts zu fassen. Mit einem Schulterzucken - und immer noch einer gehörigen Portion Mißtrauen - wandte er sich wieder seinem Schüler zu. "Ein Löffel. Na los!" "Ok," krächzte Draco und schluckte den Trank. Snape nahm einen weiteren Löffel und probierte ebenfalls von dem Gemisch. Dann legte er Draco den Zeigefinger an die Schläfe und intonierte: "Die Zeit also... dann wollen wir mal sehen... Wie wäre es mit... 1973?" "1973?" wiederholte Draco. "Wieso ausgerechnet das Jahr?" "Weil Ihr Vater in diesem Jahr so alt war, wie Sie es jetzt sind. Wollen Sie nicht sehen, wie er sich damals angestellt hat?" Auf Dracos Gesicht erschien ein Grinsen. Und es wurde breiter. Unheimlich breit. -Snape ist doch irgendwie in Ordnung! Verdammt in Ordnung!- tanzte es durch sein Hirn. Er würde seinen Vater sehen können, ohne daß der ihn bemerkte - und vielleicht auch noch ein paar nützliche Informationen einheimsen! Begeistert stimmte er zu. "Also gut. Ich führe," sagte Snape. In der nächsten Sekunde wurde Draco schwarz vor Augen und er spürte einen unbestimmten Sog, durch den die Stimme seines Lehrers drang: "Keine Sorge, das gehört mit dazu. Wir müssen Platz machen für alte Bilder, daher verschwinden die gegenwärtigen einen Augenblick." Der Sog wurde stärker, blendete auch alle Geräusche aus... und endete in einer Außenansicht von Hogwarts. Draco spürte noch immer Snapes Präsenz, wie sie gemeinsam vor der Szene standen, die wie ein gewaltiger Bildschirm vor ihnen ausgebreitet lag. Dann konnte er ihn auch wieder sehen. Und noch jemand anderes. "Weasley!" brachte er überrascht hervor. Snape zuckte zusammen, als auch er die dritte Person bemerkte. "Miss Weasley, was soll das?! Was tun Sie hier?!" "Ich nehme am Unterricht teil!" verteidigte Ginny sich. "Ich dachte schon, ich hätte jemanden atmen gehört!" fauchte Snape. "Das war Potters Umhang, nicht wahr?!" Ginny biß sich auf die Unterlippe. "Sie haben nach Hermine gefragt. Und da ich nicht Hermine bin... hab ich den Mund gehalten und bin einfach weggegangen. ... Ich will einfach LERNEN, wie man in die Vergangenheit sieht!" "Das können Sie sich SELBST aneignen, Sie haben schließlich das Hirn dazu, im Gegensatz zu Ihren Brüdern!" blaffte Snape sie an. "Warum mußten Sie sich gerade HIER einmischen?! Hätten Sie nicht warten können, bis einer Ihrer Gryffindor-Freunde mit seinem Trank fertig ist?!" "Denen traue ich nicht," hielt Ginny dagegen. "Sie wissen doch selbst, wo ich landen könnte, wenn ich etwas trinke, das Ron oder Neville gebraut hat. Bei diesem Trank hier... naja, Sie haben ihn fast die ganze Zeit beaufsichtigt! Es KANN gar nichts schiefgehen!" Snape schloß resigniert die Augen. "Klug und dumm zugleich... Was ich immer sage, Miss Weasley - und das gilt in noch größerem Maße für Miss Granger. Sie denken einfach nicht richtig NACH!" "He... also, ich will ja nicht stören, aber... ich werde ANGESAUGT!" rief Draco dazwischen. Er hatte den Streit der beiden nur am Rande verfolgt, weil er darauf brannte, die schmutzigen Details aus dem Leben seines Vaters kennenzulernen. Tatsächlich waren auf der bildschirmähnlichen Fläche bald Schüler aufgetaucht, als der Fokus näher an das Schloß heranzoomte und die Mauern übersprang. Im Hof war die jüngere Version eines Gilderoy Lockhart herumstolziert, völlig unbeeindruckt von der Tatsache, daß einige Jungs in Slytherin-Uniformen seine Gryffindor-Hauskameraden mit Schneebällen bombardierten. Lustig, aber noch nicht das, was Draco eigentlich sehen wollte. Er hatte sich eben abgewandt, als er spürte, wie der Sog, der vor dem Bildschirm fast völlig abgeebbt war, wieder zu ziehen begann. Etwas riß an ihm, zerrte ihn förmlich auf dieses Fenster in der Vergangenheit zu! Als er Snapes und Ginnys Streit störte, war er schon so nah am Bildschirm, daß es ihm fast vorkam, als er wäre mitten in der Szene. Er wehrte sich verzweifelt, sah, wie Snape mit großen, ungläubig geweiteten Augen das Geschehen verfolgte,... und wie auch Ginny in seine Richtung gerissen wurde. Dann lag er schwer atmend im Schnee und verlor das Bewußtsein. ~*~ Beim Aufwachen war da Kälte, was vermutlich daher kam, daß jemand sein Gesicht mit Schnee abrieb. Draco hustete und spuckte und sprang auf die Füße, noch ohne richtig zu sehen, wer oder was ihn da angegriffen hatte. In seinem Kopf rasten panisch Gedanken umher: -Wie kann hier Schnee liegen?! Wir haben gerade mal September! Was ist das hier? Wo bin ich? Ich weiß, wo ich bin... Und ich habe auch einen Verdacht, WANN ich bin!- "Malfoy! Sag was!" verlangte eine bekannte Stimme, die einen ungewohnt ängstlichen Unterton hatte. Er wischte sich den Schnee aus den Augen und sah sich Ginny gegenüber. "Wir sind in dem Bildschirm," sagte er, als wüßte er es. "Oder... eigentlich eher an dem Ort, den der Bildschirm uns gezeigt hat. Im alten Hogwarts." "Nein!" rief Ginny. "Nein, nein, nein! Das gibt es nicht, wir können nicht -" "Sie!" unterbrach sie ein Mann im schwarzen Winterumhang. "Was tun Sie hier draußen? Ist Ihnen nicht klar, was Ausgangssperre bedeutet?" Ginny und Draco drehten sich schuldbewußt zu ihm um. Er kam keinem von beiden bekannt vor, aber das mußte nichts heißen, wenn sie tatsächlich in der Vergangenheit gelandet waren. "Sie sind nicht von dieser Schule!" stellte er fest, als er einen kurzen Blick auf ihre Gesichter geworfen hatte. "Woher kommen Sie? Was tun Sie hier, noch dazu in Sommerkleidung?!" Er kam näher; und jetzt konnten sie auch das aufgenähte Slytherin-Abzeichen auf seinem Umhang erkennen. "Wir... ähm... wir..." begann Ginny, ohne so richtig zu wissen, wo sie hinwollte mit ihren Worten. "Wir kommen vom Ministerium, Abteilung Politische Bildung an Magischen Schulen," schoß Draco vor. "Es geht um einen Geheimbund, der uns gemeldet worden ist." "Von WEM?" wollte der Mann wissen. "Das kann ich Ihnen nicht sagen, ich würde unseren Informanten gefährden. Würden Sie uns jetzt zum Direktor begleiten? Wir haben es eilig." Er packte Ginnys Ellbogen und zwang sie unmerklich in eine aufrechtere Haltung. "Ihre Namen bitte!" verlangte der Slytherin, der nicht ganz überzeugt zu sein schien, wohl aber auch nicht riskieren wollte, wegen Behinderung des Ministeriums Ärger zu bekommen. "Mister Linton und Miss Earnshaw," sagte Ginny, nachdem Draco eine Denksekunde verschwendet hatte. "Und Sie sind...?" "Professor Sartoris. Haben Sie keine Akte über mich?" "Doch!" beeilte Draco sich zu versichern; dann allerdings gingen ihm die Ideen aus. "Sie sind erst seit kurzem an der Schule, da ist die Akte noch nicht sehr umfangreich," half Ginny. "Wir hatten nicht damit gerechnet, in Ihren Aufgabenbereich zu geraten, Professor." Das war das zweite Mal, daß sie irgendetwas von sich gab und Draco ihr am liebsten einen Blick zugeworfen hätte, der schrie: "Wie kommst du darauf?!" Aber er sah die Notwendigkeit, weiter den coolen Geheimagenten zu spielen und hielt sein Pokerface aufrecht. "Können wir gehen? Wir haben noch eine Menge zu tun." Sartoris musterte sie noch einmal genau. "Sie tragen unpassende Kleidung. Außerdem sehen Sie aus wie Schüler. Und Sie haben die Hauszeichen von Slytherin und Gryffindor auf Ihren Roben. Etwas stimmt nicht mit Ihnen. Aber ich nehme an, Professor Dumbledore wird eher als ich in der Lage sein, das herauszufinden, und Sie nötigenfalls vom Gelände zu verweisen. Folgen Sie mir!" Ff... Ok, ein Wort zu Gilderoy: ich gehe hier - anders als in "Lockharts Doppelleben" davon aus, daß er nicht Snapes Jahrgang ist, sondern Lucius' Jahrgang. Das war's auch schon, kurz und schmerzlos! ^^ Und für alle treuen Fans hab ich dann auch Sartoris wieder ausgegraben ^.~ Kapitel 5: Im Auftrag des Ministeriums -------------------------------------- Regression: Zurück zu Lucius Im Auftrag des Ministeriums Disclaimer, Warnung und Zeit: siehe Teil 1 ~*~ Sartoris marschierte voran; wenn Draco und Ginny nicht gewußt hätten, welchen Weg sie zum Büro des Schulleiters nehmen mußten, hätten sie sich gnadenlos verfranzt, weil ihr gloreicher Führer viel zu schnell unterwegs war. Oft raste er schon mit wehendem Umhang um eine Ecke, wenn sie noch nicht einmal halbwegs um die letzte herum waren. Daher bestand auch eine entsprechend große Distanz zwischen ihm und den beiden >Ministerialbeauftragten<. "Mister Linton und Miss Earnshaw?!" zischte Draco schließlich, als er glaubte, daß Sartoris weit genug vorausgestürmt war. "Was soll das heißen?" Ginny seufzte. "Das heißt, daß wir heiraten werden." "WAS?!" "Keine Panik," beruhigte sie ihn. "Es sind nur zwei Figuren aus einem Buch, die zufällig heiraten! Wir brauchten Namen - und bei blonden Jungs fällt mir immer als erstes Edgar Linton ein. Da dachte ich... warum nicht auch noch Catherine Earnshaw? Ehrlich, es ist ja nicht ernstgemeint!" Draco verdrehte die Augen. "Wenn es aus einem Buch ist, Weasley - glaubst du nicht, daß das irgend jemandem auffallen wird? Es gibt hunderte von Büchern in der Bibliothek!" "Tausende," verbesserte sie. "Aber ich bin mir sicher, daß dieses hier nicht dazugehört. Es ist ein Muggelbuch, das Hermine mir gegeben hat. Es hat zwar etwas mit Geistern zu tun, aber ansonsten ist es völlig unmagisch. Und falls es doch jemand gelesen hat, können wir immer noch behaupten, das wären unsere Tarnnamen, die wir vom Ministerium bekommen ha-" "Was?!" wiederholte Draco genervt. Er blieb stehen, genauso wie Ginny, die sich abrupt unterbrochen hatte und nun blicklos einen Punkt auf dem Fußboden anstarrte. Nach Dracos Meinung befand sich dort absolut nichts interessantes, aber wenn man Ginny so zusah, wie sie die Stelle musterte, mußte man davon ausgehen, daß sie unheimlich aufschlußreich war. "Was starrst du da an?! Hast du noch nie Fliesen gesehen?! Ach ja, hatte ich vergessen - deine Familie ist ja so arm, daß ihr zu Hause wahrscheinlich nur gestampften Lehmboden habt!" "Das ist ein TEST, Dummi!" gab sie eiskalt zurück. Sie sah auf. "Kapierst du das nicht? Er will rausfinden, ob wir die Wahrheit sagen." "WER?!" "Sartoris!" flüsterte Ginny eindringlich. "Er rennt uns weg, um zu sehen, ob wir trotzdem den Weg finden. Wenn wir dann völlig abgehetzt vor Dumbledores Büro auftauchen, weiß er, daß wir uns hier in Hogwarts auskennen!" Draco verzog empört das Gesicht. "Der ist ja noch hinterhältiger als Snape!" "Eben. Wir müssen uns verlaufen, damit er uns ernstnimmt." "Ich glaube, dieser Satz ist bisher noch nie von irgend jemandem ausgesprochen worden, Wiesel," bemerkte er vollkommen ernst. "Also? Rufen wir jetzt um Hilfe?" "DU rufst. Ich muß meine Stimme schonen." "Ach, weswegen denn?!" fragte Draco verächtlich. "Weil ich mehr Grips habe als du und wahrscheinlich später die Verhandlungen führen muß," behauptete Ginny. "Ja, sicher! Das Wiesel, das sich vorhin nicht mal eine gute Ausrede einfallen lassen konnte, weshalb wir hier sind!" spottete er. "Und DU? Wenn man schon nicht in der Lage ist, sich einen falschen Namen auszudenken!" Draco öffnete den Mund, um eine seiner üblichen Antworten hinterherzupfeffern, aber ihm fiel plötzlich rein gar nichts mehr ein. Immerhin: das Wiesel hatte ja recht. Er wäre aufgeschmissen gewesen ohne Ginnys Hilfe und sie ohne seine. Daher holte er nur tief Luft und rief: "PROFESSOR SARTORIS!" Keine Antwort. Er versuchte es noch einmal. Beim dritten Mal passierte endlich etwas. Ein schwarzer Blitz zischte um die Ecke und baute sich drohend wie der Sensenmann persönlich vor ihnen auf. "Was haben Sie denn für Probleme, Mr. Earnshaw?" "Mr. Linton," korrigierte Draco. Schon wieder ein Test. "Meinetwegen das auch. Das bedeutet allerdings nicht, daß Sie einen Freischein für diese unerhörte Lärmbelästigung haben." "Wir kommen nicht hinterher," ging Ginny dazwischen. "Sie sind zu schnell für uns, wir kennen uns hier nicht aus." Sartoris zog ein beleidigtes Gesicht. Ihm ging wohl gerade im Kopf herum, ob die beiden Ministerialen möglicherweise die Wahrheit sagten, ODER ob er es mit den ersten intelligenten Lebensformen an dieser Schule zu tun hatte, seit Severus Snape vor einem Jahr eingeschult worden war. Jedenfalls machte er sich nicht die Mühe, einen neuerlichen Kommentar abzugeben. Er ging langsamer voraus und setzte die beiden Unbekannten ordnungsgemäß in Dumbledores Büro ab. Ginny und Draco atmeten hörbar auf, sobald der unheimliche Lehrer den Raum wieder verlassen hatte. Irgendwie waren sie jetzt doch froh, es in ihrer Zeit nur mit Snape zu tun zu haben - denn, ganz ehrlich, sie hätten es schlimmer treffen können! Gegenüber Sartoris und seinem wie ein böser Supercomputer arbeitenden Mastermind war Snape ja geradezu der nette Onkel von nebenan! "Sie sind...?" fragte eine Stimme mitten aus dem Raum. Dann drehte sich der große, geschmacklose Chefsessel hinter dem Schreibtisch um. Hätten die beiden jungen Zauberlehrlinge in der Muggel-Welt gelebt und ab und zu einmal Zeit für einen Kinobesuch gehabt, hätte die Szene sie wahrscheinlich an Dr. Evil, den Widersacher von Austin Powers, erinnert. In dem Fall hätten sie sich beim Vergleich mit Dumbledore aber wahrscheinlich totgelacht, daher war es ganz hilfreich, daß ihnen diese Möglichkeit nicht offenstand. "Virginia Earnshaw und Draco Linton," sagte Ginny. "Ahaaa." Dumbledores Gesichtsausdruck machte deutlich, daß überhaupt nichts ahaaa war. "Wir kommen vom Ministerium," sagte Draco seinen Satz auf. "Wegen eines Vereins, der sich Death Eaters nennt." Dumbledore runzelte die Stirn. "Und Sie glauben, daß es einen Verein dieser Art an meiner Schule gibt?" "Ja, wir nehmen an, daß hier unter den Schülern Mitglieder rekrutiert werden. Das Ministerium ist sehr besorgt und hat uns beide daher losgeschickt, damit wir als verdeckte Ermittler die Schülerschaft durchleuchten," behauptete Ginny. "Es geht hauptsächlich um Slytherin und Gryffindor bei dieser Angelegenheit, daher haben wir uns gleich entsprechend gekleidet." "Und sehr sommerlich, wie ich sehe," bemerkte Dumbledore. -Hat der mir gerade SONSTWOHIN geguckt?!- schoß es total fassungslos durch Ginnys Kopf, als ihr klar wurde, wohin die Blickrichtung des Schulleiters ging. -Dieser alte, notgeile...- Glücklicherweise wurden ihre Gedanken von Draco unterbrochen, der zur Abwechslung auch mal wieder eine Ausrede parat hatte: "Abhärtungsmaßnahmen." Dumbledore wandte seinen Blick von Ginny ab und schaute etwas mißtrauisch drein. "Abhärtungsmaßnahmen?" wiederholte er. Draco tat so, als hätte man ihn gerade bei einer ganz schlimmen, peinlichen Lüge erwischt - was im Prinzip ja auch stimmte. "Nun ja... wir waren..." "... böse," ergänzte Ginny. "Wir hatten ein paar Probleme mit unserem Abteilungsleiter, um ehrlich zu sein, und er hat uns diesen Auftrag hier zugeteilt und uns ohne Mäntel losgeschickt, zur Strafe." "Ziemlich kindisch, aber wahr," meinte Draco. Dumbledore wirkte nachdenklich und sie befürchteten schon, er würde die Story nicht glauben; aber dann breitete sich ein leichtes Grinsen auf seinem Gesicht aus: "Ach ja... das Ministerium... Zu meiner Zeit als Schüler gab es noch ganz andere Strafen! Einmal mußte ich nackt mit der Londoner Muggel-U-Bahn fahren -" Er zuckte zusammen, weil er wohl gerade bemerkt hatte, daß er doch nicht so ganz allein im Raum war, biß sich auf die Unterlippe und wechselte das Thema: "Nun ja, dann, äh... Mr. Linton, Sie quartiere ich im Slytherin-Schlafsaal der Oberstufe ein... Da ist gerade etwas freigeworden... Und Sie, Miss Earnshaw, dürfen sich ein Bett im Oberstufen-Schlafsaal von Gryffindor aussuchen..." Sein verträumter Blick ließ darauf schließen, daß er sie grenzenlos beneidete. Ginny wurde fast schlecht. Offenbar hatte Dumbledore, als er noch weniger von Rheuma geplagt war, seinen Spaß daran gehabt, sich Phantasien über Mädchen hinzugeben, die mindestens 80 Jahre jünger waren als er. Angewidert strich sie ihre Robe glatt. Sie hatte das Gefühl, sofort duschen zu müssen. "Ich benachrichtige gleich zwei Schüler, die Sie dann hier abholen." "Haben Sie sich schon überlegt, was Sie denen sagen, wer wir sind?" fragte Draco. "Ähm. Nein." Dumbledore überlegte. "Aber das ist ein sehr guter Hinweis." "Allerdings," kommentierte Draco genervt. Er dachte: -Oh Gott, der war ja schon immer so dusslig!- Verstohlen musterte er Ginny, die reichlich grün im Gesicht war. -Hehe, so sieht sie aus wie eine Slytherin!- Noch im selben Moment, in dem ihm dieser blöde Witz durch den Kopf ging, wunderte er sich über sich selbst. Das war ja Erstkläßler-Niveau! Dabei hatte er sich doch dringend vorgenommen, etwas an seiner völlig kindischen Einstellung zu ändern. An der magischen Universität würde er damit jedenfalls nicht weit kommen, das war ihm von mehreren Seiten angemahnt worden. Also riskierte er einen zweiten Blick. Abgesehen davon, daß Ginny kurz davor zu sein schien, sich zu übergeben, sah sie recht... nett aus. Für eine Weasley. Und zusammen gaben sie ein verdammt gutes Team ab, bei der Verarschung des senilsten Zauberers der ganzen magischen Welt! -Blödsinn!- sagte er zu sich selbst. -Ich finde sie nur gut, weil sie die einzige Person hier ist, die ich aus meiner Zeit kenne! Naja... halbwegs kenne...- "... MISTER Linton wird Ihnen gleich antworten, wenn er damit fertig ist, mir... in die Augen zu sehen!" Draco zuckte zusammen. Er hatte Ginny definitiv NICHT in die Augen gesehen. Peinlich berührt riß er sich zusammen und wandte sich dem Schulleiter zu. "Ähm, was?" "Miss Earnshaw hat gerade vorgeschlagen, Sie als Lyonesse-Schüler auszugeben," erklärte Dumbledore. "Ich wollte wissen, ob Sie damit einverstanden sind, oder ob Ihnen Durmstrang vielleicht lieber wäre..." "Also MIR auf jeden Fall!" meinte Draco. "Lyonesse ist doch ein MÄDCHEN-Internat!" "Gar nicht wahr! Nero Auburn war auch in Lyonesse!" widersprach Ginny im Flüsterton. Er warf ihr nur einen vielsagenden Blick zu. Nach einer Minute Angestarrtwerden kapitulierte Ginny. "Na gut, er ist eine furchtbare Tunte, aber das kann doch nicht an Lyonesse liegen!" "Nero Auburn ist WAS?" fragte Dumbledore dazwischen. "Verzeihen Sie, ich habe nicht ganz verstanden; mein Audi-Zauber ist in letzter Zeit etwas schwach, ich sollte ihn wohl erneuern..." "Ähm, nichts!" rief Ginny erleichtert. Sie hätte wirklich nicht gewußt, wie sie einem Schulleiter im Jahr 1973 das Wort Tunte hätte erklären sollen. "Ich komme aus Lyonesse und... mein sabbernder Kollege aus Durmstrang! Alles prima!" Und sie stellte fest, daß sie unendlich dankbar und erleichtert war, daß Dumbledore auch in diesem Jahrzehnt schon fast völlig taub war. Ff... Audi hat mal ausnahmsweise nichts mit dem Auto zu tun. Audi ist nämlich das lateinische Wort für "Hör zu!", daher hab ich es als Hörgerät-Zauber genommen ^^ Die Firma Audi hieß ja vor dem Krieg auch >Horch<, mußte dann aber ihren Namen ändern, und da traf es sich gut, daß der Sohn des >Horch<-Besitzers in der Schule Latein-Unterricht hatte und den Familiennamen übersetzen konnte. Tja, wieder so ein sinnloses Tâle-Gimmick! *freu* Diese Geschichte ist übrigens wahr (nicht Regression, aber diese Audi-Sache), die habe ich im Latein-Unterricht nämlich immer zu hören bekommen als Beispiel dafür, wozu man Latein denn später mal im "wahren Leben" gebrauchen kann! Warten wir also den Dritten Weltkrieg ab und wenn mein Vater dann eine Auto-Firma hat, die ihren Namen ändern muß, werden wir sie Vuori nennen, weil das das finnische Wort für Berg ist! Fahrt Vuori! Macht mich reich! Mit tollen Extras wie... Strahlenkanone, Netz zum Einfangen gutaussehender Fußgänger,... Harpunen, um idiotische Radfahrer aus dem Weg zu räumen... und höhenverstellbaren Fußleisten! XD Kapitel 6: Begegnung mit dem Unbekannten ---------------------------------------- Regression: Zurück zu Lucius Begegnung mit dem Unbekannten Disclaimer, Warnung und Zeit: siehe Teil 1 ~*~ Ginny hätte sich keine Sorgen um ihren Wortschatz machen müssen. Das zumindest war ihr klar, als sie den Gryffindor-Gemeinschaftsraum betrat und etwas von dem Getuschel mithörte, das um sie entstand. "Die ist aus Lyonesse," fing es da an. "Yeah, dann ist sie entweder ein Mädchen oder eine Transe!" schoß jemand nach. Es kostete Ginny Mühe, sich nicht nach demjenigen umzudrehen, der so ungeheuer geistreich war. Die Gesichter kamen ihr nur teilweise bekannt vor; einmal zischte ein Junge in ihrem Alter an ihr vorbei, der sie undeutlich an Sirius Black erinnerte, aber im selben Moment, in dem sie das dachte, wurde ihr klar, daß Sirius 1973 gerade mal in der ersten Klasse gewesen war. Und mit seinen Geschwistern kannte sie sich nicht gut genug aus, um jemanden eindeutig zuordnen zu können. Sie fragte sich, ob sie überhaupt auf Leute treffen würde, die sie auch in ihrer eigenen Zeit kannte - und ob es sich seltsam anfühlen würde, sich mit ihren jüngeren Ichs zu unterhalten. Unentschlossen trat sie im Gemeinschaftsraum herum, ließ sich den Schülern vorstellen, beantwortete beinahe ohne nachzudenken Fragen und dachte: -Oh mein Gott, was hatten die damals für komische Frisuren!- Bei der Vorstellung, daß Malfoys Vater mit so einer getunten Elvis-Welle herumlief, bekam sie beinahe einen spontanen Lachkrampf. -Bin ich froh, daß meine Eltern älter sind und schon ihr Examen haben!- konnte sie nur erleichtert feststellen. Schließlich war die Begrüßungszeremonie vorbei und Ginny ließ sich in den Schlafsaal führen, wo sie sich erstmal ein paar Minuten still auf das ihr zugewiesene Bett legte und die Augen schloß. Der Unfall - falls es einer war -, dessen Opfer sie und Malfoy geworden waren, war dermaßen unglaublich, daß Dumbledore sicher Himmel und Hölle in Bewegung setzen mußte, um ihn zu vertuschen. Was sie besonders störte, war, daß eine von Snapes Mixturen nicht funktioniert hatte. Na schön, er hatte viel zu tun im Kampf gegen seine ehemaligen Mitstreiter, aber das war ihm noch nie passiert! Selbst mit abgerissenem Kopf braute er noch zuverlässigere Tränke zusammen als die Hälfte aller anderen Spezialisten. Das hatte Ginny bei einer Besichtigung des Ministeriums feststellen können, als ihr Vater ihr, unter anderem, die Trankabteilung gezeigt hatte. Hätte Fudge nur zehn Angestellte von Snapes Kaliber, bräuchte er sich längst keine Sorgen mehr um Nachschub an Arzneien und Wunderwaffen zu machen. Aber Snape hatte versagt. Er hatte tatsächlich einen fehlerhaften Trank entwickelt. Unglaublich! -Vielleicht hat er es ja absichtlich getan,- dachte Ginny nach einer Weile. Das veranlaßte sie, abrupt die Augen zu öffnen. Sie war allein im Schlafsaal. -War er DESHALB so sauer, als ich in der Vision aufgetaucht bin?- ging es ihr durch den Kopf. -Aber warum sollte er Malfoy in die Vergangenheit schicken wollen?- ~*~ Draco hatte weniger Glück gehabt als seine unfreiwillige Mitreisende. Statt nach ein paar belanglosen Fragen in Ruhe gelassen zu werden, belagerten ihn sämtliche Slytherins wie ein Rudel hungriger Wölfe. >Durmstrang< schien eine Art geheimes Paßwort zu sein, mit dem man alle Augen im Raum auf sich ziehen konnte. Widerwillig erfand Draco irgendeinen Blödsinn über Schwarze Magie-Stunden und Feldexkursionen in die Karpaten; den üblichen unbeweisbaren Schwund eben, den man auch im Hogwarts seiner eigenen Zeit gerüchteweise zu hören bekam, wenn man sich mit Durmstrang befaßte. Seinen Hausgenossen schien es allerdings zu gefallen, denn wie sich herausstellte, hatten sie noch nie etwas so genaues über Durmstrang erfahren. Die verborgene Schule war 1973 nicht nur verborgen, sondern so geheimnisvoll, daß nicht einmal das Ministerium Informationen darüber hatte, wer dort unterrichtete. Obwohl man munkelte, daß eine gewisse Mrs. Snape einmal Lehrerin dort gewesen war. Diese Neuigkeit war Draco zwar nicht direkt neu - es gab auch in seiner Zeit genug dumme Vermutungen darüber, in welchem Labor Snape wohl gezüchtet worden war -, aber die Tatsache, sie im Slytherin-Gemeinschaftsraum zu hören, während ein elfjähriger Severus Snape danebensaß und sich offensichtlich schämte, brachte ihn doch etwas aus der Fassung. Er hatte seinen zukünftigen Tränkelehrer sofort erkannt, allein schon, weil sich an seiner Frisur in den letzten sechsundzwanzig Jahren anscheinend nichts geändert hatte. Der kleine Snape war ein magerer, blasser Junge mit verschreckten Augen, der überall Feinde vermutete. Auch wenn er stillsaß, schien er sich zu bewegen, weil er fast die ganze Zeit über leicht zitterte. Die Versuchung, über dieses Bild des Jammers zu lästern, verging Draco rasch - eine Figur wie Snape konnte man eigentlich nur bemitleiden, auch wenn man der größte Fiesling der Schule war. Daher lenkte Draco von der angeblichen Durmstrang-Lehrerin Mrs. Snape ab und dachte sich noch ein par idiotische Fakten aus. Bis sein Vater auftauchte. Als wäre die Situation bis dahin nicht schon unangenehm genug gewesen, schritt Malfoy senior in einer Gangart herein, die er anscheinend für cool hielt - mit einer absichtlich wildverwuschelten hellblonden Mähne, die von einigen lila Strähnen durchzogen wurde. Beinahe hätte Draco laut gelacht bei dem Anblick; aber er war nicht lebensmüde. "So, Freundchen, du behauptest also, du kämst aus Durmstrang!" knurrte sein alter Herr ihn an. "Ja, tu ich," gab Draco zurück. Er hatte nicht lässig klingen wollen. Aber irgendwie verleitete Lucius' dämliches Erscheinungsbild ihn dazu, so obercool zu tun. JEDER, der anders aussah als dieses lilagesträhnte Gemeinschaftsraum-Luder war cool! "Das glaub ich dir nicht!" zischte Lucius ihn unerwartet an. Der gesamte Slytherin-Gemeinschaftsraum holte hörbar tief Luft. Malfoy, die Killerbarbie, hatte einen Durmstrang-Schüler beleidigt! Snape rückte näher. -Vielleicht hofft er, daß hier bald ein paar Körperteile rumfliegen, die er dann in eine seiner Mixturen einbauen kann,- dachte Draco irritiert; dabei war er sich nicht einmal sicher, ob Snape schon immer so ein Trank-Freak gewesen war wie zu seiner Zeit. In der Menge wurden Stimmen hörbar: "Er wird ihn herausfordern!" "Bei Merlin, der Depp hat sich echt mit einem Durmstrang-Zauberer angelegt!" "Das überlebt er nicht!" "Das überleben BEIDE nicht!" "Seid ihr sicher, daß WIR das überleben?!" "Schnell weg hier!" Tatsächlich flüchteten einige Schüler aus den hinteren Reihen. "Na, was sagst du dazu, Dummi?" legte Lucius nach. Seine rechte Hand spielte schon mit dem Zauberstab, den er griffbereit an der Hüfte trug. Draco konnte plötzlich nur noch mitleidig grinsen. -Mann, ist der peinlich!- schoß es ihm durch den Kopf. Er stand auf und zuckte mit den Schultern. "Ich sage, du hast offensichtlich keine Ahnung, Junge. Und jetzt geh mir aus dem Weg, ich hab heute noch besseres zu tun, als mir deine lächerlich bunten Haare anzusehen." Er drängelte sich an seinem Vater vorbei durch die Menge und stieß ihn achtlos mit der Schulter an. Wider Erwarten wurde ihm kein Zauber nachgeschmettert, nein, als er noch einmal kurz über die Schulter sah, bemerkte er lediglich, daß Lucius ihm total geschockt - und mit nicht sehr intelligentem Gesichtsausdruck - hinterherblickte. -Ich habe gewonnen! Ich habe gegen meinen eigenen Vater gewonnen!- jubelte Draco innerlich. -Ich hab ihm so richtig eine verpaßt - und ich mußte ihm nicht mal aufs Maul hauen dafür! Obwohl das natürlich auch ganz nett gewesen wäre...- Aber weil er diese Konfrontation überstanden hatte, iohne zum Zauberstab greifen zu müssen, kam er sich jetzt äußerst erwachsen vor. Sein Plan, reifer zu werden, schien langsam aufzugehen. Beim Verlassen des Gemeinschaftsraums stellte er dann leider fest, daß er gar keine Ahnung hatte, in welchen Schlafraum er denn nun eigentlich gehörte. "He, Durmstrang, komm, ich helf dir!" bot eine kindliche Stimme hinter ihm an. Snape war ihm gefolgt. -Na, was kann's schaden?- überlegte Draco. -Solange ich nicht in ein Zimmer mit meinem Vater gesteckt werde...- Laut sagte er: "Ich heiße Draco." Snape ignorierte das. Er mußte es ohnehin schon vorhin im Gemeinschaftsraum gehört haben, als Draco sich seinen neuen Hauskollegen vorstellte. Der Kleine war einfach seltsam. Er packte Draco am linken Arm und wollte losmarschieren - und stockte. "Was hast du da?" wollte Klein-Snape wissen. Draco sah auf die Stelle, die der Junge gerade losgelassen hatte. Da war die Narbe von dem Schnitt, den der ältere Snape ihm verarztet hatte. "Nur'n Kratzer," meinte er und ärgerte sich insgeheim darüber, daß die blöde Medizin seine Haut nicht einfach wieder geschlossen hatte, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Ohne zu wissen warum bemerkte er: "He, wenn du mal Zaubertranklehrer bist, entwickel eine Mixtur, die dafür sorgt, daß man KEINE Narben behält, wenn man sich aus reiner Dummheit schneidet!" Snape sah ihn seltsam an. "So eine Mixtur gibt es schon. Warum sollte ich Zaubertranklehrer werden?" Draco zuckte wieder mit den Schultern. "Keine Ahnung. Nur so. Mein Zaubertranklehrer hat mich verarztet, als ich mich geschnitten hatte und er hat mir so eine Brühe gegeben, die die Wunde nicht richtig geschlossen hat. Also, FALLS du mal Zaubertranklehrer wirst und mal so einen Fall hast - laß dir was besseres einfallen, ja?" Snape zog die Augenbrauen hoch und sagte: "Ok." Dann führte er Draco zu den Schlafsälen und wies ihm ein freies Bett bei den Siebtkläßlern zu. "Keine Sorge, Malfoy schläft nicht hier," fügte er noch hinzu. "Der hat sein Privatzimmer. Seine Familie ist reich, der kann sich sowas leisten." "Malfoy ist der Trottel, der mich vorhin zu einem Kampf provozieren wollte?" fragte Draco noch einmal nach, um keinen Verdacht zu erwecken. "Ja. Er ist auch im siebten Jahr und ein ziemlicher Kotzbrocken. Warum hast du eigentlich nicht reagiert? Wenn mich jemand so anmachen würde, würde ich ihm richtig eins verpassen!" behauptete Snape kämpferisch. Draco grinste und dachte sich insgeheim: -Oh je, war ich auch mal so versessen darauf, mich zu prügeln? Ich komme mir sagenhaft alt vor! Ich kann schon nicht mehr verstehen, warum die Kiddies sich über so einen Müll dermaßen aufregen!- Dann antwortete er Snape: "Ich weiß auch so, daß ich besser bin als er." Das genügte dem Erstkläßler offenbar, denn er zog sich zurück, allerdings nicht ohne noch einmal mißtrauisch über die Schulter zu blicken. -Und bei sowas komme ich mir dann klug vor,- ergänzte Draco seinen letzten Gedanken, -ich kann mir inzwischen denken, daß er versucht, sich mit mir anzufreunden, weil ich der große, dunkle, geheimnisvolle Neue aus Durmstrang bin und ihm bisher noch nichts getan habe... Aber er hat trotzdem angst und ist sich nicht sicher, ob ich ihn wirklich so einfach gehen lasse.- Stolz auf sich selbst und sein wahnsinnig erwachsenes Einfühlungsvermögen ließ er sich auf sein Bett fallen. Er machte sich nicht die Mühe, sich auszuziehen - was hätte er auch anziehen können? Er hatte ja keine Garderobe zum Wechseln. Er überlegte kurz, ob er wenigstens die Schuhe abstreifen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Einige Minuten später war er sowieso weggedämmert und bemerkte nicht mehr, wie ein fremder Drittkläßler ihm Ersatzkleidung auf seine Kiste legte. Ff... Wird Lucius ihn wirklich so einfach davonkommen lassen? Wir werden sehen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)