Die traurige Geschichte des Engels Hans Rudi von LOKInst ================================================================================ Kapitel 6: Mein trauriger Fall ------------------------------ Das erschauerliche Schicksal von Horst und seinen Getreuen schockierte alle Engel. Wir konnten einfach nicht fassen, dass Gott so wenig Kritik vertrug. Mit einer Mischung aus Trauer, Schmerz und Furcht vor Gottes Zorn brachten wir die nächsten Jahre hinter uns, ohne ein Wort über Horst und seine Taten zu verlieren. Doch mit der Zeit normalisierte sich die Lage und wir trauten uns wieder, Kritik zu äußern. Zuerst nur zaghaft, doch mit der Zeit immer lauter. So hatte auch ich eines Tages eine innovative, leicht kritische Idee, die das Gesicht des Himmels für immer hätte verändern können. Es ging mir dabei um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für uns. Wir Engel ackerten rund um die Uhr. Eine 170 Stunden Woche war für uns keine Seltenheit. Begriffe wie Freizeit, Urlaub oder Schlaf waren uns fremd. Ggen diese katastrophalen Zustände mußte etwas getan werden, also beschloß ich, eine Gewerkschaft zu gründen. Es gelang mir recht schnell, meine Arbeitskollegen von meiner Idee zu überzeugen, und so riefen wir vor etwa 1000 Jahren die HGE (Himmelsgewerkschaft Engel) ins Leben. Die Zukunft schien rosig zu sein und unsere Vision von blühenden Erholungslandschaften war greifbar nahe. Da ich der Vorsitzende der Gewerkschaft war, wurde ich mit einer Forderungsliste zu Gott geschickt. Wichtigste Punkte dieses Schriftstücks waren die Einführung der 35 Stunden Woche, eine Lohnerhöhung um 7%, Schaffung eines funktionierenden Sozialsystems (Urlaub, Zahlung von Krankengeld, Krankenversicherung, etc. vielen unter diesen Punkt), bessere und abwechslungsreichere Speisen in der Cafeteria und die Einführung eines Vielfliegerbonus. Natürlich waren auch weniger wichtige Forderungen in diesem Papier enthalten, wie zum Beispiel, weichere Wolken für alle, größere Bemühungen zum Schutz der Umwelt, sowie die Senkung der Mineralölsteuer. Der Allmächtige war von diesen Wünschen jedoch alles andere als begeistert. Er sagte uns, dass die Erfüllung all dieser Dinge ein rapides Absinken des Aktienkurses nach sich ziehen würde, außerdem war er unter keinen Umständen dazu bereit, auf seine billigen Arbeitskräfte zu verzichten. Da wir alle keine Wirtschaftsexperten waren, konnten wir seinen marktanalytischen Ausführungen nicht wirklich folgen, aber wir entschlossen uns dennoch dazu zu streiken, um unsere Forderungen durchzusetzen. Die Arbeitsniederlegung war für das Unternehmen Himmel tatsächlich alles andere als gut. Innerhalb eines Monats hatte sich der Wert der Aktien halbiert, was dazu führte, dass ein ausländischer Unternehmer einen feindlichen Übernahmeversuch startete. Seine Name war Buddha, oder so. Um die Produktion anzukurbeln und sein Unternehmen zu retten, war Gott dazu gezwungen, unsere Forderungen zu erfüllen, allerdings machte er die Bedingung, dass wir dafür die Gewerkschaft auflösten und zukünftig darauf verzichteten weitere Forderungen zu stellen. Wir waren nur allzu gern bereit darauf einzugehen, denn erstens sahen wir unsere Ziele erreicht und zweitens hatten wir Angst davor, bei einer Übernahme durch Buddha unsere Jobs zu verlieren. Alles in Butter könnte man meinen, wieso bin ich also verbannt worden? Tja, der Herr hat nicht nur ein gutes Gedächtnis, er ist auch nachtragend! Ich als Führer der Arbeiterbewegung bekam deshalb seinen Groll zu spüren. Ich wurde ein Jahr später, im Zuge einer Rationalisierungsmaßnahme gefeuert. Und das nach all dem, was ich geleistet hatte! Ich war dem Ende nah, am Boden zerstört. Alles, was ich mir aufgebaut hatte ging den Bach runter und so landete ich schließlich in der Hölle bei den anderen gefallenen Engeln. Wenigstens ist hier das Essen besser. Ich muß nun Schluß machen. Denn erstens gibt es eh nichts mehr zu erzählen und zweitens werde ich mal schauen, wo meine Frau abgeblieben ist. Sie ist einkaufen gegangen und noch nicht zurück. Dabei wollte sie nur eine halbe Stunde wegbleiben. Sie ist etwas überfällig. 2 Jahre, 54 Tage, 6 Stunden und 21 Minuten, um genau zu sein. So langsam mache ich mir wirklich Sorgen um sie. PS Ach ja, mir ist noch etwas eingefallen, was ich loswerden wollte, bevor ich mich auf den Weg mache. Ein weiterer Grund, wieso ich rausgeworfen wurde, könnte auch die Tatsache sein, dass ich gerne Streiche spiele und dabei auch vor Gott nicht halt machte. Ich bin in der tat der Erfinder einiger der Welt berühmtesten Streiche! Kennt ihr den Scherz, bei dem man Hundekot in eine Papiertüte füllt, diese vor eine Haustür legt, anzündet, klingelt und sich schnell versteckt, worauf hin der Hausbesitzer raus kommt usw. Müßte eigentlich allseits bekannt sein. Ja genau, den Scherz hab ich erfunden! Ich hab das auch mal mit Gott gemacht, dass war übrigens zufälliger Weise genau an dem Tag, als ich aus dem Himmel raus geflogen bin! Wißt ihr, was das wirklich Lustige dabei war? Gott geht immer Barfuß!!! Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)