Der neurotische Pathologe von abgemeldet (es geht wirr zu ^^°°) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Prolog Das Schlimmste an einer Geschichte ist der Beginn. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich des Weilen richtiges Grauen empfinde, wenn mir nur in den Sinn kommt eine Geschichte zu verfassen. Zum einen fehlen mir dann meistens die Ideen, die der Geschichte den nötigen Plot verleihen würden, zum anderen die dazu erforderliche Motivation sich auch nur im geringsten Gedanken darüber zu machen. Also schon mal zwei Voraussetzungen, um eine vernünftige Geschichte auf die Beine zu bringen. Selbst einen spannenden Einleitungssatz zu formulieren, wird dann zu einem Krieg mit der Tastatur. Mein Kopf verwandelt sich zwar nicht in einen Herd, der anfängt zu rauchen, aber ich sitze dann doch etwas mutlos vor meinem Bildschirm und starre das virtuelle weiße Blatt Papier an, ohne, dass mir auch nur ein einziger Geistesblitz den nötigen Antrieb gibt. Genauso hier. Deswegen habe ich mich aus einem dieser hilflosen Gründe entschieden, einen Prolog zu schreiben, obwohl ich diese Art von Einleitungen zutiefst verabscheue. Es ist einfach langweilig so etwas zu lesen, schließlich sollte jede Information, die mit der Geschichte verwandt ist, auch in die eigentliche Geschichte verflochten sein. Da es aber mit diesem Prolog nicht so ist, legitimiert sich dieser. Natürlich würde es mich aber auch nicht kränken, würden einige Leser diesen überspringen oder sogar gänzlich die Lust verlieren an der kommenden Geschichte. Meine Ratio siegt nun also und ich verabschiede mich mit einem ebenso lehren Geist, wie schon zu Beginn und hoffe, dass sich in den nächsten paar Zeilen eine Rehabilitation einstellen wird. Seit dem 13. Lebensjahr, hatte sie sich darauf festgefahren, einmal, wenn sie groß werden würde, Pathologin zu werden. Auf diesen nicht gerade teenager-gerechten Berufswunsch war sie gekommen, weil sie zu viel Akte-X geguckt hatte. Die weibliche Hauptdarstellerin war eine Gerichtsmedizinerin, kühl, intelligent, Schmollmund und eine Frisur wie Angela Merkel. Da aber Angela Merkel zu der Zeit noch nicht so oft in den Schlagzeilen stand, war der Beruf nicht so ekelig. Dafür aber für ihr Umfeld. Sobald sie mit freudiger und stolzer Stimme herausposaunte, dass sie, wenn sie mal groß ist, Pathologe werden würde, waren alle entweder entrüstet, ekelten sich, hielten das für eine infantile Laune oder fragten, was sie denn bitte als Briefmarkensammlerin verdienen wollte. Besonders Mama und Papa klopften ihr mit einem leicht makaberen Lächeln auf den Kopf, unterstützen sie auf elterliche, aber unehrliche Weise, indem sie ihr zustimmten, blickten sich insgeheim aber stumm an und fragten sich abends im Bett, was sie mit dem Kind falsch gemacht hatten. Andere Mädchen in ihrem Alter bekamen ihre erste Periode, sie aber schmolz in Gedanken dahin, wenn sie daran dachte eine Gebärmutter zu sezieren. Das klägliche am damaligen Zustand war aber nur, dass das mortale Gewerbe, in dem sie ihre Zukunft sah, gar nicht auf einer Berufung, einer Neigung und Interesse zu dem Beruf ausging, sondern eher dazu diente, ihr Umfeld zu schockieren. Schließlich erregte es immer mehr Aufsehen, wenn sie sagte: "Ich werde mal Leichen sezieren, wenn ich groß bin", als wenn sie mit manikürten Fingernägeln tüdelte: "Also... ähm... ich werde mal ein Gummibärchen" Ja, der Schockeffekt brachte mehr Aufmerksamkeit, als die einfachen kindlichen Berufsziele. Das einzige, worauf die Erwachsenen bei ihr hoffen konnten, war, dass sie mit dem Alter, und sie hatte ja noch genug Zeit erwachsen zu werden, aus dieser "Phase" herauswuchs und damit der Normalzustand wiederhergestellt werden würde. Außerdem war sie ja in der Pubertät, da hatte man viele Flausen im Kopf, wenn die Hormone verrückt spielten. (An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass die Kinder früher, viel später erwachsen wurden und man mit 13 durchaus noch als Kind einzustufen war. Heutzutage ist ja jeder ein Erwachsener, der Vorzuweisen hat, dass er mit 100 Frauen geschlafen hat bzw. das Jungfernhäutchen nicht mehr intakt ist, was ja durchaus schon mit 10 der Fall sein kann. Solange man aber den Wunsch verspürt älter sein zu wollen als man ist, ist man ein Kind. Warum würden erwachsene Frauen sonst mit ihrem Alter schwindeln? ) Kommen wir auf die Hormone zurück, hatte auch sie der Lauf der Dinge nicht ungeschoren gelassen. Pickel sprudelten en masse, regelmäßige Sträub- und Wutattacken quälten die leidenden Eltern und der Körper entwickelte an Stellen Haare und Fettpölsterchen, für die sie die Natur am liebsten hätte erwürgen wollen. Mit der Zeit legte sich das ganze natürlich, die Pickel verschwanden auch ohne die Hilfe von Clerasil, wie von ganz alleine und holten einen strahlend weißen Teint zum Vorschein, der übelgelaunte, hitzige und verletzende Charakter wich einem durchaus menschlichen Wesen, mit dem man sich auch in nüchternem Zustand unterhalten konnte, nur die besagten Härchen und Fettpölsterchen hatten wohl auf längere Zeit Stellung bezogen, aber das war zu verschmerzen. Der Hormonhaushalt hatte sich also endlich stabilisiert und der Normalzustand war erreicht. Ein neuer, junger Mensch war bereit, die schwere Last des Alterns über sich ergehen zu lassen. Nun hofften auch Mama und Papa, dass die liebe Tochter, so gesund sie ihnen doch geraten war, ihren doch leicht angeknacksten Berufswunsch genauso, wie die überschüßigen Hormone endlich überwunden hatte. Also wurden wieder Fragen gestellt, was das Töchterlein, das so allerliebst auftreten konnte, werden wolle, wenn das Abitur bestanden war. "Pathologe" und ein Blick, der gleichzeitig so finster und entschlossen, wie herausfordernd war. Ja, im Laufe der Jahre war dieses Wort zu einer Art Waffe mit verheerender Wirkung geworden, dessen Einschusskraft, der sie sich immer bewusster wurde, immer eindringlicher wurde, desto mehr blasse Gesichert sie vor sich sitzen sah. Aber auch Mama und Papa gingen mit der Zeit, denn schließlich konnten sie die Abnormalität ihres Kindes weder verbergen noch ignorieren, also einigten sie sich darauf, ihre Abneigung in Unterstützung zu formen, schließlich hatte dieser Beruf auch Vorteile. Sie hätten den ersten Mediziner in der Familie. Mama plauderte manchmal auch recht fröhlich mit Freundinnen über das Ziel ihrer Tochter und es war nicht auszuschließen, dass sie in diesem Moment eben das selbe Gefühl von Schockeffekt verspüren wollte und ebenso amüsiert auf die verdutzen Gesichert reagierte. Papa interessierte sich nicht weiter dafür, jedenfalls bekam sie nichts davon mit. Mit der Zeit merkte sie aber, dass der Schockeffekt, um so älter sie geworden war, jetzt nämlich 19 Lenze zählend, ihr nicht mehr den nötigen Kick verschaffte, außer vielleicht bei Fremden, aber das machte nicht so viel Spaß, also orientierte sie sich langsam zu einem Beruf hin, den sie später wirklich ergreifen wollte. Da sie aber mit den Jahren ihr Faible für Biologie mit großer Begeisterung steigern konnte und besonders die mendelschen Regeln und die Funktionstechniken des endoplasmatischen Retikulums, ihr ein wahres Leuchten in den Augen verschafften, evolutionierte sie ihren Berufswunsch neu. Besonders die spannende Rede eines Biologieprofessors, der an einem Berufsorientierungstag in ihrer Schule einen Vortrag über das Biologiestudium hielt, fesselte sie ungemein. Als er dann auch noch erwähnte, dass man nachdem man Diplombiologe geworden war, Kriminalbiologe werden konnte, war ihr Entschluss endgültig gefasst. Ohne jeden Hintergedanken, was andere darüber denken mochten - und viele hielten sie weiterhin für schwachsinnig, denn Biologie war für sie so spannend wie ein Videoclip mit Heino in der Hauptrolle- hatte sie endlich ein Ziel, dass sie ohne Rücksicht auf Verlusste ansteuern konnte. Das wunderbare an der Sache war, dass selbst Mama von ihrer neuen Passion entzückt war und teilte ihr mit leuchtenden Augen mit, dass sie, als sie noch jung war und studieren sollte, selber auch Biologie wählen wollte, allerdings an der Chemie gescheitert war. Bei ihr hatte es also nur bis zur Geographie gereicht. Mama war jedenfalls sehr erfreut Tochter in ihre Beinahe-Fußstapfen treten zu sehen, warnte sie jedoch auch vor möglichen Komplikationen, schließlich war ein Biologiestudium kein Zuckerschlecken. Das war auch der Grund dafür, warum sie sich dennoch immer weiter neue Berufe für sie ausdachten. Eines Tages schlug Papa nämlich vor, Tochter solle doch Diplomatin werden. Die Gründe lagen klar auf der Hand: Man hatte geregelte Arbeitszeiten, konnte nicht so schnell gefeuert werden und musste im Grunde nur repräsentative Aktivitäten erfüllen, sprich, auf irgendwelche Bankette gehen und schön aussehen, manchmal was über die Weltwirtschaftskrise und die dritte Welt verlauten lassen und sich dann wieder seinem Kaviar auf dem mit Goldrand versehenen Teller widmen. Papa war ein sehr praktisch veranlagter Typ, war also um das wohl seiner Tochter, was die Zukunft anging, sehr engagiert und wollte nicht, dass sie irgendwann mal, nachdem sie sich in der Biologie mit AIDS infiziert hatte, in der Gosse landete. Sie selber war wenig begeistert. Nicht, dass ihr Kaviar und dritte Welt etwas ausmachten. Das waren zwei Sachen, in die man viel Geld stecken konnte und karitativ veranlagt war sie manchmal schon, aber das hätte sie nie gemacht. Nein, es war eher das Problem, dass sie es schrecklich langweilig fand Politologie studieren zu müssen. Wie die meisten jugendlichen ihrer Zeit, wusste sie zwar, dass man ab 18 wählen durfte, dass man in Urnen aber auch noch andere Sachen als nur Omas Überreste stecken konnte, fand sie kriminell. Diplomat war also ausgeschlossen. Zudem war es von einem Menschen, der über die Hälfte seines Lebens den Rest seines Lebens an der Seite unzähliger Leichen sah, eine Zumutung, sich um die Belange anderer Menschen zu kümmern und ihnen eine Stütze zu sein. Papa hatte Verständnis. Ein Klassenkamerad, der von ihrer nekrophilen Neigung wusste, hatte eine völlig andere Idee. In einem hitzigen Gespräch, dass sie oft und liebend gerne unter schweren, aber intelligenten Anspielungen und Sticheleien führten, eröffnete er ihr, sie solle etwas psychologisches Studieren, dessen Namen sie nicht einmal aussprechen konnte. Allerdings war der Grund, der ihn dazu trieb aus rein egoistischen Gründen: Da er selber nicht sämtliche Fächer der Psychologie studieren konnte, sollte sie den anderen Teil übernehmen, damit er sich mit ihr austauschen konnte. Sie fühlte sich zwar geschmeichelt, dass ausgerechnet er - er war ein ausgesprochen kluger Schüler, der von den meisten seiner Altersklasse und überhaupt den meisten Menschen keine hohe Meinung hatte- sie auserkoren hatte, ihm wie eine Art Marie Curie der Psychologie zu assistieren. Da ihr Stolz es aber verbot, sich einem männlichen Wesen unterzuordnen und von einem solchen Matcho - den sie heimlich bewunderte- kommandieren zu lassen, lehnte sie natürlich sofort ab. Aber auch sonst hätte sie nichts dazu getrieben, psychologisch aktiv zu werden, erst recht, als sie ein Buch Freuds gelesen hatte, dass sie als totalen Quatsch deklamiert hatte und am liebsten eine Zeitmaschine gebaut hätte, um diesen rauschebartigen Quacksalber davon in Kenntnis zu setzen, dass er selber an einer seiner sogenannten Neurosen litt. An einer Neurose schien auch ihr eingebildeter Freund zu leiden, denn bei einem internen Schulausflug eröfnete er ihr einen neuen Berufswunsch. Da er ihr überschwengliches Gemüt kannte und sie dazu neigte oft in Euphorie aber auch Pessimismus zu verfallen, proponierte er ihr mit gelassener Stimme, sie sollte Philologie studieren. Als sie nach dem Warum fragte, behauptete er, die antiken Sprachen, nämlich Griechisch und Latein, würden sie schon auf den Weg der Tugend bringen. Da sie aber doch nicht so dumm war, wie sie tat, lehnte sie wieder sofort ab, schließlich konnte man von den Römern nicht sagen, sie besaßen viele Tugenden und die Griechen... die waren eh alle schwul gewesen. (Anm. des Autors: Ich habe rein gaaaar nichts gegen schwule!!!!) Seit dem hat sich keine Stimme aus dem Off ihres Lebens mehr geregt, um sie von ihrem Wunsch, Biologie zu studieren, abzubringen. Falls aber doch alles schieflaufen sollte, hatte sie insgeheim beschlossen ein Gummibärchen werden zu wollen. Epilog Der Aufmerksame Leser hat bestimmt gemerkt, dass diese kurze Geschichte eine versteckte Botschaft in sich trägt. Fast schon zu schade ist es, wenn ich sie verrate, denn gerade das Ende spricht für sich, aber ich werde es trotzdem tun, bevor ein paar Menschen beginnen sich den Kopf zu zerbrechen und noch gar irgendwelche geheimen Chiffren herauslesen, die dabei doch gar nicht vorhanden sind. Es handelt sich bei dieser Geschichte nämlich um totalen Nonsens. Die Kategorie dieser Lektüren ist mir nämlich die liebste und wenn auch noch ein Fünkchen Wahrheit und Ironie dahinter steckt, ist alles perfekt. Abschweifen will ich aber nun nicht mehr, denn auch die Anwesenheit eines Epilogs ist mir höchst zuwider. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass sämtliche Ereignisse der Wahrheit entsprechen. Nun aber bedanke ich mich nur noch mit einem stimmungsvollen mercí und hoffe dem Leser beim nächsten Anfall von Schreibwut etwas geistreicheres bieten zu können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)