Mitternacht von Chi_desu (Sasu/Naru) ================================================================================ Kapitel 4: Kiyoshi ------------------ Ungeduldig stand Sasuke vor der Tür und wartete. Aus den versprochenen fünf Minuten waren inzwischen schon zehn geworden. Sein erster Eindruck von der Hokage hatte sich bestätigt. Sie war ziemlich unzuverlässig und chaotisch, gleichzeitig aber auch listig und er hatte beschlossen, ihr nicht zu vertrauen. Er wusste natürlich, dass sie gerade über ihn sprachen. Sollten sie doch. Sie konnten ihm seine Absichten nicht nachweisen. Keiner wusste, dass Itachi und er Mitglieder der Akatsuki waren. Ein lauter Schrei riss ihn aus seinen Gedanken. Sein Kopf ruckte in die Höhe und er sah nur noch leuchtende blaue Augen, dann blondes Haar, und im nächsten Moment prallte jemand gegen ihn und sie landeten zu zweit auf dem Boden. "Was zum...?" Sasuke öffnete die Augen. Jemand lag schwer auf ihm und stöhnte schmerzerfüllt. Genervt verzog Sasuke das Gesicht. ER war schließlich auf der Straße gelandet, der Typ der da auf ihm lag hatte von dem Aufprall wohl kaum viel mitbekommen. "Hey du!", sagte er ungeduldig. "Geh runter von mir!" Der andere hob den Kopf und schaute ihn aus babyblauen Augen verwirrt an. Er blinzelte ein paar Mal, dann verdüsterte sich sein Gesicht und er sprang hastig von Sasuke runter. Ohne Probleme stand auch Sasuke wieder auf und klopfte sich den Staub von seinen Sachen. "Springst du immer wildfremde Leute an?", fragte er missmutig. Der Blonde funkelte ihn an. "Du warst mir im Weg!", rief er. "Hn.", machte Sasuke und verschränkte die Arme. "Gib nicht mir die Schuld, wenn du zu doof bist, um darauf zu achten, wo du hinläufst!" "Ich hatte es eilig!", protestierte der Junge. "Ich wollte zum Training. Du musst ja nicht mitten auf der Straße rumstehen und anderen den Weg versperren!" Sasuke musterte ihn etwas genauer. Sie mussten in etwa im selben Alter sein. Der Blonde trug das Stirnband von Konoha. Mit einem abfälligen Grinsen spottete Sasuke: "Für einen Ninja hast du aber ausnehmend schlechte Reflexe. Wie konnte ein Tollpatsch wie du überhaupt dieses Stirnband bekommen?" "WAS?!" schrie der Blonde. Es war fast amüsant, wie leicht man ihn auf die Palme bringen konnte. "Leg dich besser nicht mit mir an!" "Ach, und warum nicht?" Herausfordernd reckte Sasuke das Kinn in die Höhe. Der Blonde funkelte ihn an und schien kurz davor, auf ihn loszugehen. Aber bevor es soweit kommen konnte, tauchte hinter ihm jemand auf. "Musst du immer Ärger machen, Naruto? Ich warte seit einer halben Stunde auf dich." Der Blonde fuhr herum. "Ero-Sennin!", rief er. "Ich wäre rechtzeitig gekommen, aber dieser Typ da stand mir im Weg!" Sasuke musterte den Mann mit den weißen Haaren. Er wirkte harmlos, aber irgendwas an ihm war verdächtig. Ihm gefiel der kurze Blick nicht, den der Mann ihm zu warf. Zuerst erschien es ihm, als wollte der Kerl etwas zu ihm sagen, aber dann wandte er sich dem Blonden zu und murmelte: "Ist ja gut. Hör auf, dich zu zanken, und komm mit, ja? Ich habe schließlich nicht ewig Zeit für dich." "Hnn!", machte der Blonde, folgte dem Mann aber trotzdem. "Wahrscheinlich willst du dich wieder ins Bad schleichen und die Frauen beobachten." Verwirrt starrte Sasuke den beiden hinterher. So langsam bekam er den Eindruck, dass es nur Verrückte in diesem Dorf gab. Zum Glück kam in dem Moment Tsunade aus der Tür und er konnte den Gedanken nicht weiter vertiefen. Sein Herz klopfte heftig, als Sasuke die Straße entlang schritt. Jetzt waren es nur noch wenige Meter bis nach Hause. Er kannte diese Gegend so gut, es war die Umgebung, in der er seine Kindheit verbracht hatte. Bisher hatte ihn seine Rückkehr mehr oder minder unberührt gelassen, doch jetzt spürte er eine starke Sehnsucht nach der alten Zeit. Es war schön gewesen, hier zu spielen, immer sicher bewacht von seiner Familie. Zum ersten Mal bedauerte es ein wenig, dass er diesen Ort verlassen hatte. Er spürte neugierige Blicke auf sich ruhen. Von den Fenstern oder ganz offen auf der Straße stehend starrten die Familienmitglieder ihn unverhohlen an. Das Zeichen auf seinem Rücken hatte ihre Neugierde und ihr Misstrauen geweckt. Manche von ihnen erkannte Sasuke, andere waren ihm völlig fremd. Aber keiner kam zu ihm oder stellte Fragen. Das war die Aufgabe des Oberhaupts, seines Vaters. Als sie schließlich vor der Tür standen, vor dem Haus, in dem er früher gelebt hatte, war Sasuke nervöser als er es je vermutet hätte. Tsunade klopfte und er fuhr sich unruhig durch das Haar. Er hatte so vage Erinnerungen an das lächelnde Gesicht seiner Mutter. Dafür war ihm ihre Stimme und ihr Duft noch so genau im Gedächtnis, als wäre er erst gestern von hier fortgegangen. Und sein Vater, der ihn stets ein wenig kühl und distanziert behandelt hatte. Was würden sie sagen? Was würden sie denken? Würden sie ihn hassen, weil er sich gegen sie und für Itachi entschieden hatte? Zum Glück hatte er keine Zeit, sich weiter mit diesen Fragen zu quälen. Seine Mutter öffnete die Tür. Sasuke konnte sie nur anstarren. Sie war älter geworden, aber ansonsten war sie noch genau so, wie er sie in Erinnerung hatte. Er wusste nicht, was er sagen oder tun sollte. Zu seinem Glück stand Tsunade vor ihm und übernahm auch für ihn das Reden. "Mikoto!", begrüßte sie Sasuke's Mutter und drängte sich quasi an ihr vorbei ins Haus. Unsicher folgte Sasuke ihr. Und ihm wurde noch viel unwohler zumute, als er ins Haus kam und sah, wie voll es hier war. Offensichtlich hatte seine Mutter Besuch, ein ganzer Haufen Uchihas saß am Esstisch und starrte ihn jetzt neugierig an. Am liebsten hätte er auf dem Absatz Kehrt gemacht und wäre aus dem Haus gestürmt, aber Tsunade ließ ihm keine Wahl. Sie nahm ihn bei der Hand und zerrte ihn nach vorne. "Ich weiß, das kommt jetzt alles ein bisschen plötzlich, Mikoto, aber ich hab dir hier jemand mitgebracht. Er stand heute morgen einfach so vor dem Eingangstor." Er begegnete dem Blick seiner Mutter. Einen Moment lang schaute sie ihn einfach nur verwundert an, dann riss sie die Augen auf und noch bevor Tsunade seinen Namen nennen konnte, flüsterte sie: "Sasuke!?" Sasuke war überrascht. Sie hatte ihn fast sofort erkannt, und das nach acht Jahren. Sasuke wollte ihr antworten, aber er konnte nicht. Er spürte die neugierigen Blicke seiner Verwandten, die auf ihm ruhten, und vor allem sah er seine Mutter, spürte erst jetzt, wie sehr er sie vermisst hatte. Trotzdem musste er den Impuls unterdrücken, zurückzuweichen, als sie auf ihn zu kam. Sie legte eine Hand auf seine Wange und musterte ihn. "Bist du das wirklich, Sasuke?" Ein simples Nicken war seine Antwort. Dann umarmte seine Mutter ihn stürmisch, drückte ihn an sich und flüsterte: "Mein Junge!! Ich wusste, du würdest zurückkommen." Die Worte versetzten ihm einen Stich. Trotzdem legte er die Arme um sie und drückte sie noch fester an sich. "Kaa-san...", murmelte er und schloss die Augen. Sie duftete noch so wie früher. Das war die Umarmung einer Mutter. Es hatte ihm so sehr gefehlt. Die Nachricht, dass der verlorene Sohn zurückgekehrt war, löste ein wahres Chaos in der Familie aus. Sasukes Mutter schien ihren Sohn gar nicht mehr loslassen zu wollen. Sie stellte keine Fragen, sie schaute ihn nur immer wieder fassungslos an und bewunderte, wie groß er doch geworden war. Die anderen am Tisch waren da schon anders gewesen, sie hatten ihn mit Fragen bestürmt, und unter Tsunades wachsamen Blicken hatte er ihnen dieselben Antworten gegeben wie ihr. Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich. Manche waren einfach nur neugierig, andere hießen ihn gleich wieder im Dorf willkommen, die meisten aber bedachten ihn spätestens als er seinen Bruder erwähnte mit misstrauischen Blicken. Irgendwann wurde ihm der Tumult einfach zu viel, und seine Mutter schickte den Rest der Familie nach Hause. Irgendwem sagte sie noch, er sollte ihren Mann sofort herholen, dann jagte sie alle - auch Tsunade - aus dem Haus. Dafür war Sasuke ihr sehr dankbar. Sie schob ihn auf einen Stuhl. "Setz dich erstmal, Sasuke. Du kannst mir später alles erzählen." Verschmitzt lächelte sie. "Zuerst möchte ich, dass du jemand kennenlernst." Überrascht runzelte Sasuke die Stirn, als sie im Nebenzimmer verschwand. Und er war noch sehr viel überraschter, als sie mit einem etwa vierjährigen Jungen an der Hand zurückkam. Der Junge wirkte verschlafen und rieb sich müde die Augen. Sasukes Mutter strahlte. "Sasuke, darf ich vorstellen? Das ist dein kleiner Bruder Kiyoshi." Und Sasuke fiel aus allen Wolken. 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