Living Nightmare von RedSky ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es war ein herrlicher Tag. Fast wie im Bilderbuch. Die Sonne schien durch Yoshikis Schlafzimmerfenster und legte ihre warmen Strahlen sanft auf seinen Körper. Aus dem Fenster konnte er den blauen Himmel sehen, an welchem vereinzelte schneeweiße Schäfchenwolken vorbeiglitten. Sachte wehte der Wind durch die Äste der grünen Laubbäume, brachte sie sanft zum schaukeln. Ich will heute gar nicht ins Studio, wanderte es nur durch seinen Kopf. Es war viel zu schönes Wetter, um den ganzen Tag im Tonstudio bei null Tageslicht herrumzuwerkeln. Aber sie waren mitten in der Arbeit zu einer neuen LP, und ewig Zeit blieb ihnen auch nicht mehr. Leise seufzend richtete Yoshiki sich in seinem großen Bett auf, gähnte genüsslich und schaute nochmal leicht lächelnd aus dem Fenster. Er hatte viel zu wenig Zeit, um die Natur zu genießen. Immer nur Arbeit. Um alles musste er sich kümmern, wirklich um alles. Wo blieb da noch Zeit für ihn selbst...? Abermals leise seufzend krabbelte er aus den weißen Laken seines Bettes herraus und tapste ins Badezimmer... Schon wenig später sahs er in der Küche, aß etwas und trank seinen Kaffee. Wieder einmal fiel ihm auf, wie still es in seiner großen Wohnung doch war. Okay, kein wirkliches Wunder, bedachte man, dass er diese großzügige Wohnung doch vollkommen alleine bewohnte. Er fühlte sich hier eigentlich immer ganz wohl. Eigentlich. Aber manchmal kam er sich hier schon einsam vor. Besonders extrem fiel ihm das immer auf, wenn seine Bandkollegen oder andere Freunde bei ihm waren, sie hier gearbeitet hatten oder einfach nur rumgealbert hatten. Und seine Freunde dann irgendwann wieder gingen. Dann spührte er wieder, wie einsam er doch eigentlich in diesen Räumen war. Es spielte dabei nie eine Rolle, wer ihn hier besuchte, ob ruhige Zeitgenossen wie Toshi, heath oder Pata oder etwas lautere und lebhaftere Gesellen wie hide. Oder ganz andere Leute. Durch sie war diese Wohnung einfach mit Leben gefüllt. Ohne sie fühlte Yoshiki sich regelrecht etwas verlohren hier. Er hatte noch nicht mal ein Haustier, so wie Pata seine beiden Katzen zum Beispiel. Aber Yoshiki glaubte, mit einem Haustier nicht wirklich umgehen zu können. Er war der Meinung, zu wenig Zeit dafür zu haben und warscheinlich hatte er auch damit Recht. Er nahm den letzten Schluck Kaffee. Schaute auf die Uhr. Langsam sollte er sich auf den Weg ins Studio machen, wenn er nicht zu spät kommen wollte. Und das würde ziemlich unpassend sein, wenn ausgerechnet ER zu spät erscheinen würde, wo er den anderen doch ständig Pünktlichkeit prädigte. Er stand auf, schnappte sich seine Autoschlüssel und lies noch einen letzten Blick durch seine große Wohnung schweifen. Eine Freundin würde hier sicherlich auch etwas Leben reinbringen. Aber irgendwie gingen ihm die ganzen Fauen im Moment allesammt tierisch auf die Nerven. Ausgenommen 'ne gute Bekannte von hide. Die war ganz nett... Wie auch immer, er sollte langsam los. Yoshiki ging zur Haustür, öffnete diese und wolte gerade hinaustreten-als er einen mittelgroßen weißen Karton auf dem Boden vor der Tür erblickte. Einfach nur ein weißer Karton, keine Aufschrift, keine Nachricht, nix. Etwas verdaddert hob er den Karton hoch und öffnete ihn. Im Inneren erblickte er eine....Puppe. Yoshiki war verwirrt. Wieso legte ihm jemand eine Puppe vor die Haustür? Er betrachtete sie. Sah ja eigentlich gar nicht so schlecht aus. Er verschloss den Karton wieder mit dem Deckel und ging damit zu seinem Auto. Schloss dieses auf, legte den Karton auf den Beifahrersitz und startete den Wagen. Kam die Puppe eben mit zur Arbeit. War warscheinlich wieder irgend ein Geschenk eines Fans. Wobei ihm bisher noch nie ein Fan eine Puppe geschenkt hatte.... Yoshiki kam erst spät in der Nacht von den Studioarbeiten wieder nach Hause. Er parkte sein Auto vor dem Haus, nahm seine Jacke und den Karton mit der Puppe aus dem Wagen und ging damit zur Haustür, um Diese aufzuschließen. Müde und erschöpft hang er seine Jacke an die Garderobe und brachte den Karton ins Wohnzimmer. Bevor er sich näher mit dem Fangeschenk beschäftigte, machte er sich erst noch einen Tee. Als er in der Küche stand und das Wasser aufbrühte, merkte er erst, wie müde er doch schon in Wirklichkeit war. Irgendwie war heute wieder ein ziemlich chaotischer Tag im Studio gewesen. Mit dem frischgekochten Tee begab er sich nun wieder ins Wohnzimmer und setzte sich auf das Sofa. Er nahm ein paar Schlucke und entnahm die Puppe nun endlich sorgfältig aus der Pappschachtel. Er betrachtete sie sich das erste Mal ganz genau. Sie war mittelgroß, hatte dunkelbraune, lange Locken und ein sehr rüschiges, langes Kleid in Schneeweiß und zartlila. Das Gesicht sah freundlich und sanft aus. Yoshiki drehte und wendete sie mehrfach. Doch konnte er abnsolut keinen Hinweis auf ihre Herkunft herrausfinden. Wer schenkte ihm bloß so eine Puppe, ohne Nachricht und allem? Doch Yoshiki war einfach zu müde, um darüber jetzt noch großartig nachzugrübeln. Er trank seinen heißen Tee aus, stand vom Sofa auf und setzte die Puppe sachte auf eins der obersten Regale im Wohnzimmer. Dann begab er sich gähnend ins Bad und lag kurz darauf auch schon friedlich schlummernd im Bett. Yoshiki rannte. Rannte panisch die Gänge entlang. Überall waren sie. Überall sah er sie. Diese Gesichter... Diese Gesichter, die überall auftauchten, ihn verfolgten. Überall waren sie, an den Wänden, an der Decke, einfach überal, wo er längslief. Und er war allein. Keiner da, der ihm half. Völlig alleine rannte er, versuchte verzweifelt zu flüchten. Es war so ruhig, so lautlos. Er hörte nur sein eigenes Keuchen. Wie in seiner eigenen großen Wohnung. Aber das hier war nicht seine Wohnung! Dies hier war noch viel größer, sah aus wie eine Villa. Eine lautlose Villa mit weißen Wänden und weißen Deken und einem weißen Geländer. Und inmitten dieser weißen Hölle rannte Yoshiki. Mitten im Laufen fiel ihm auf, dass er ein weißes, weites Rüschenkleid trug. Wieso hatte er das plötzlich an? Er konnte sich nicht daran erinnern, so ein Exemplar überhaupt zu besitzen. Doch das war nur nebensächlig. Er wollte nur noch weg von hier. Weg von diesen Gesichtern, die immer und immer wieder lautlos an den Wänden und der Decke erschienen. Gesichter. Eigentlich war es immer das gleiche Gesicht: lieb lächelnd, Haare sah man nicht, nur das Gesicht. Es sah freundlich aus. Doch es verfolgte Yoshiki, verfolgte ihn durch das gesammte Haus. Es tauchte immer wieder auf, schien ihn nicht in Ruhe lassen zu wollen. Yoshiki verzweifelte immer mehr. Er schien in dieser Villa keinen Ausgang zu finden. Dabei wollte er doch einfach nur hier raus... Er rannte eine breite, leicht geschwungene Treppe hinunter. Am Fuße dieser Treppe angelangt, fiel sein Blick auf eine schneeweiße Gipsstatue. Sie sah aus wie diese typischen Statuen von griechischen Göttern. Doch diese Statue hier schockte Yoshiki bis tief in die Knochen: Sie stand sauber und ordentlich auf dem Boden auf einem Sockel. Jedoch war der Kopf der Statue abgetrennt und lag auf dem Boden daneben. Aus der abgeschlagenen Halshälfte des übrigen Körpers floss tiefrotes Blut. Yoshiki blieb wie versteinert stehen und starrte die Statue ungläubig mit weitaufgerissenen Augen an. Wie war das möglich? Dies hier war eine Gipsfigur; wie konnte diese bluten? Ein lebloser Gegenstand wies etwas vor, welches nur lebende Wesen vorweisen konnten...... .......Er schreckte hoch. Saß sofort senkrecht in seinem großen Bett. Schweißgebadet sah Yoshiki sich hektisch in seinem Schlafzimmer um. Nach einigen Sekunden begriff er, dass er sich doch nur in seiner Wohnung befand. Ein Glück. War das also doch nur ein Alptraum gewesen. Jedoch ein sehr Beeindruckender. Er rieb sich den Nacken, streifte mit der Hand seinen Hals. Dabei spührte er etwas warmes, Klebriges. Etwas verwirrt machte er seine Nachttischlampe an-und erblickte Blut an seinen Fingerspitzen. Er tastete nochmals vorsichtig seinen Hals ab und hatte daraufhin eine blutgefärbte Hand. Was....., schoss es ihm durch den Kopf und ungläubig betrachtete er sich seine Hand. Hatte er sich im Schlaf verletzt? Aber woran? Im nächsten Moment fiel sein Blick auf das weiße Bettlaken auf welchem er lag und er erkannte eine deutliche, nicht zu übersehene Blutspur. Das Laken war stellenweise blutgetränkt. Und auf dem Laken, kurz vor seinem Kopfkissen, lag eine einzelne Rasierklinge. Er konnte diesen Anblick zuerst überhaupt nicht begreiffen. Dann nahm er die Rasierklinge zwischen die zitternden Finger und betrachtete sie ehrfürchtig. Was war hier passiert....? Schlafwandelte er? Wollte er sich im Schlaf ernsthaft verletzen?? Oder hatte er Einbrecher im Haus, die ihn heimtückisch umbringen wollten...? Zitternd stieg Yoshiki langsam aus dem Bett, schlich sich auf Zehenspitzen bis zur Tür seines Schlafzimmers und lauschte. Doch er konnte kein Geräusch wahrnehmen. Ausser seinen wildhemmernden Herzschlag. Sein Haus war ruhig-wie immer. Vorsichtig öffnete er die Tür und schlich sich vor bis zur Küche, dann ins Wohnzimmer. Er durchsuchte sämptliche Räume, ständig bewaffnet mit einer Bratpfanne, die er kurzerhand aus der Küche entwendet hatte. Doch kein einziger Einbrecher schien sich in seiner Wohnung aufzuhalten. Als Yoshiki das auch begriff, war er zumindest darüber ein wenig erleichtert. Doch noch immer blieb die Frage offen: Was war passiert, während er schlief? Er legte die Bratpfanne geistesabwesend auf eine Komode im Flur ab und tapste ins Bad. Im Spiegel betrachtete er sich erstmals seinen verwundeten Hals. Es sah furchterregend aus. Der Schnitt, der glücklicherweise nicht tief war, befand sich nur knapp neben seiner Halsschlagader. Yoshiki schloss seine Augen für einige Sekunden, athmete tief durch, in der Hoffnung, dass DAS nur ein Traum war. Doch als er seine verstörten Augen wieder öffnete und erneut in den Spiegel blickte, war der Schnitt an seinem blutverschmiertem Hals nach wie vor da. Verwunderlicherweise spührte er kaum Schmerzen... Er nahm sich Verbandszeug, desinfizierte den Schnitt und legte sich selbst einen Verband um den Hals an. Lange schaute er seinem blassem Spiegelbild in die Augen. Was war nur los? Wurde die Arbeit schon zu stressig, dass er selbst nicht mehr wusste, was er tat? Und war das überhaupt er selbst gewesen, der ihm das angetan hatte...? Am darauffolgendem Tag blieb Yoshiki zu Hause. Aber hide kam vorbei, da er mit Yoshiki noch einige Gitarrenparts für einige der neuen Songs besprechen wollte. "Was hast du denn veranstaltet?", war hides allererster Satz, als er Yoshiki sah, der ihm am Nachmittag die Haustür öffnete. "Dir auch einen schönen Guten Tag, hide", entgegnete ihm Yoshiki erst einmal. Hide huschte in die Wohnung, eine Ansammlung von wirren Papierblättern behutsam unter seinem Arm geklemmt. "Hi Yoshiki. Und jetzt sag, was hast du da gemacht?" Er deutete besorgt auf den Verband, der mühseelig um den Hals des Freundes gewickelt war. Yoshiki trabte in die Küche um neuen Kaffee aufzubrühen. "Keine Panik, ich wollte mir nichts aufschneiden-zumindest nicht absichtlich..." "Hast dich beim rasieren etwas vertan?", kicherte hide und hockte sich mit seiner Zettelsammlung auf einen Stuhl, der in der Küche an einem Tisch stand. "Ich weiß selbst nicht, wer da was gemacht hat", antwortete Yoshiki nur ruhig, den Rücken zu hide gewand. Der Freund verstand nicht. "Hä? Wie jetzt? Hast dich selbst nicht mehr unter Kontrolle, oder was ist los?" Yoshiki wand sich zu ihm um und schaute ihn etwas verzweifelt an. "Ich hab selbst keine Ahnung, was los ist", gestand er ihm flüsternd. Dann berichtete er ihm von vergangender Nacht. Hide hörte sich die ganze Geschichte ruhig an. Yoshiki hatte sich mitlerweile ihm gegenüber an den Tisch gesetzt, knetete seine dünnen Finger etwas hilflos während des Ezählens. Zum Schluß sah er hide wieder hilflos an. "Ich hab dafür einfach keine Erklärung. Ich weiß nicht, was vorgefallen ist." Irgendwie hatte er Angst, hide würde ihm nicht glauben. Doch hide nahm eine von Yoshikis Händen in Seine, schaute ihn fest an. "Ich glaube dir das", sagte er bestimmend. Er kannte Yoshiki gut und er sah keinen Grund, weshalb Yoshiki sich diese Story hätte aus den Fingern saugen sollen. Dankend schaute er hide in die Augen. Vertrauen bedeutete ihm viel. Mitlerweile war auch der Kaffee fertig und Yoshiki stand auf. "Komm", meinte er nur, nahm den Kaffee und zwei Tassen und wies hide mit einer Kopfbewegung in sein Wohnzimmer. Dort setzten sich die Zwei auf's Sofa und Yoshiki füllte ihnen beiden Kaffee ein. Hides Blick war unterdessen auf das eine Regal gefallen. "Bist du unter die Puppensammler gegangen?", kicherte er und deutete auf die Puppe im Rüschenkleid. Yoshiki schaute kurz zu ihr. "Nein. Die lag gestern vor meiner Haustür. Muss mir wohl 'n Fan geschenkt haben." Er nahm einen Schluck Kaffee. "Solange sie dir nicht wieder Reizwäsche schicken, die dir drei Nummern zu groß ist", scherzte hide und kicherte frech. Yoshiki gab ihm dafür einen leichten Klapps gegen den Hinterkopf. Dann besprachen sie die Gitarrenparts, wegen denen hide ja ursprünglich gekommen war. Sie redeten und quatschten. Waren ernst bei der Sache und alberten herrum. Irgendwann im Laufe des Abends verabschiedete sich hide wieder von Yoshiki, hatte noch andere Termine. "Morgen wieder im Studio, ne?" Yoshiki nickte. "Ich denke ja." Er begleitete den Freund noch bis zur Haustür. Dort verabschiedeten sie sich voneinander. Wenige Augenblicke darauf schloß Yoshiki wieder die Tür. Er war wieder alleine in seiner großen Wohnung. Und es war still. Schmerzhaft still. Yoshiki stand im Bad vor dem Spiegel, kramte seinen Fön hervor. Wollte seine soeben gewaschenen, langen Haare trocken föhnen. Er hatte noch etwas Zeit, bis er im Studio auftauchen musste. Es war schon seltsam, er begriff es oft selber nicht. Er liebte die Arbeit mit den anderen. Trotzdem bildete er sich ein, so eine große Wohnung besitzen zu müssen. So riesige Räumlichkeiten, die für ihn als Einzelperson deutlich zu groß waren. Das hatten selbst Toshi und hide schon mal angemerkt. Doch er blieb in seiner Wohnung. In seiner großen Wohnung. Alleine. Oft wollte er sich selbst gar nicht eingestehen, wie unglücklich er sich hier doch eigentlich fühlte. Aber tief, ganz tief im Herzen wusste er es schon lange. Dennoch änderte er nichts daran. Warum.....ja, warum, das war eine gute Frage. Geistesabwesend steckte er den Stecker in die Steckdose. Sein Blick fiel dabei automatisch auf sein Spiegelbild. Und er konnte sich nicht mehr davon lösen. Nicht, weil er seinen eigenen Anblick so toll fand. Sondern weil er seine Traurigkeit in seinen eigenen Augen las. Und er las sie sehr deutlich. Ob die anderen das auch so deutlich lesen konnten...? Kurz und erschrocken aufschreiend ließ Yoshiki den soeben eingeschalteten Fön ins Waschbecken fallen! Er hatte einen Strohmschlag von dem Ding bekommen-und nicht zu knapp! Seine Hand kribbelte wiederlich. Verwirrt blickte er auf den im Waschbecken liegenden Fön, auf seine, von einem Strohmstoß durchfahrene Hand und wieder auf den Fön. Was war denn nun los? Seit wann sponn das Teil so rum? Er hatte noch nie so einen starken Strohmschlag bekommen-erst Recht nicht von seinem eigenem Fön! "Scheiß Teil", murmelte er nur und verließ leicht zitternd das Bad. Der Schlag hatte ihm doch etwas mehr zugesetzt. Später stieg er in sein Auto ein, steckte den Zündschlüssel ins Schloß und fuhr los zum Studio. Die Straßen waren nass, es musste heute sehr früh am Tage schon geregnet haben. Die Wolken waren immernoch Herbstgrau. Das Wetter war trübe. Bald schon fuhr er auf die Autobahn. Hide hatte am Vortag bei ihrem gemeinsamen Treffen ein paar sehr interessante Änderungen einiger Gitarrenparts vorgeschlagen. Yoshiki war gespannt darauf, ob hide Diese auch ebensogut umsetzen konnte. Er war mitlerweile an einem Berreich der Fahrbahn gelangt, an dem er sein Tempo etwas zügeln musste. Er trat vorsichtig auf das Bremspedal-und es tat sich nichts. Yoshiki wunderte sich etwas, trat etwas fester drauf.-Doch auch diesmal keine Reaktion vom Wagen. Er fuhr mit gleicher Geschwindigkeit weiter. Würde jedoch nicht mehr lange gut gehen, wenn er den Verkehr um sich herrum so wahrnahm. "Verdammt...", murmelte er sauer, trat deutlich energischer das Bremspedal......-doch es reagierte nicht. Yoshiki konnte das Tempo seines Autos nicht verringern. Allmählig stieg Panik in ihm auf. Vor ihm stauten sich schon einige Fahrzeuge, würde er nicht sofort langsamer werden, würde er in die anderen Autos mit Karacho reinbrettern! Er trat ein letztes Mal das Bremspedal voll durch, löste zeitgleich den Druck auf das Gaspedal. Doch es nützte alles nichts. Und schon den Bruchteil einer Sekunde später wusste Yoshiki, dass es zu spät war. Er riss das Lenkrad hektisch rum, um dem Großteil der Autos vor ihm auszuweichen. Mit dem Manöver donnerte er allerdings halbwegs in den großen Lastwagen vor ihm rein, seine Karre drehte sich durch die Wucht halb und knallte laut gegen die Leitplanke. Doch von all dem Chaos bekam Yoshiki nicht mehr viel mit, ausser ungeheure Wucht, die ihn zur Seite und nach vorne riss, nahm vereinzelt scheppernden Lärm wahr...dann versank er gefühlslos in sanfte Schwärze.......... ............."........shiki.........." ............irgendwo.......ja, irgendwo hörte er etwas.....eine leise, sanfte Stimme......irgendwo...... "......Yoshiki........" Diesmal beim erklingen der Stimme spührte er ganz schwach etwas sich Bewegendes irgendwo an seinem Gesicht. Mühevoll blinzelte Yoshiki, sah im allerersten Augenblick gar nix. Dann erkannte er eine Hand, die vorsichtig aber liebevoll über seine Wange strich. Er versuchte die Person ausfindig zu machen, zu der die Hand gehörte. Bald darauf erkannte er sie. Er öffnete die Lippen, wollte was sagen. Doch er fühlte sich zu schwach. "Pshhhht, ruhig, es passiert nichts.....", sprach hide beruhigend und strich dem Freund weiterhin über's Gesicht. "Wa......was.....?" Yoshiki spührte innerlich, dass irgendwas passiert sein musste. Er hob vorsichtig und langsam seinen Kopf-und spührte im nächsten Moment auch schon einen höllischen Schmerz in Selbigem. Schmerzvoll stöhnte er auf. "Ich hab doch gesagt, bleib ruhig", tadelte hide ihn sanft. "Es kommt gleich jemand der dir hilft und der dich hier raus holt." Yoshiki hielt die Luft an. Hier raus holen? Wo befand er sich denn gerade? Vorsichtig blinzelte er wieder. Blickte um sich. Sah nur Metall, eingedrückt und verbeult, merkwürdiges Chaos, welches irgendwie an das Amaturenbrett eines Autos erinnerte. "Wo........" "Du sitzt in deinem Auto, Yo-chan. -Oder zumindest in dem, was davon noch übrig geblieben ist.... Du hattest einen Unfall." Er kam Yoshiki durch das zersplitterte Fahrerfenster ein Stück mit dem Oberkörper näher, blickte ihm bestimmend aber gleichzeitig ruhig in die Augen. "Du bist in deinem Auto eingeklemmt. Es kommt aber gleich Jemand vom Rettungsdienst. Pata und ich haben die schon benachrichtigt." "Du bist bald hier draussen", vernahm Yoshiki nun auch eine zweite Stimme. Wieder blinzelte er vorsichtig und nun erkannte er auch die Person neben hide. Da stand tatsächlig Pata... Kurze Zeit später war das Rettungsteam auch schon vor Ort, holten Yoshiki aus seiner Schrottkarre herraus und legten ihn erst einmal auf eine Trage, um ihn provisorisch zu versorgen. Er hatte eine Platzwunde an der Stirn und eine Verletzung am Bein. Sie nahmen ihn mit ins Krankenhaus, hide und Pata fuhren dem Krankenwagen hinterher. Yoshiki selbst bekam von alledem nur knapp die Hälfte mit. Er befand sich beinahe in einer Art Trance. Doch später im Krankenhaus kam er mehr und mehr zu sich. Und kaum war er vollkommen verarztet, wollte er auch schon wieder raus. Hide, der mit Pata zusammen im Krankenhaus auf Yoshiki wartete, war skeptisch. Er meinte, Yoshiki solle doch zumindest eine Nacht über im Krankenhaus liegen bleiben. Doch Yoshiki weigerte sich strickt dagegen. Er wollte doch tatsächlig ins Tonstudio. Er wollte zu seiner Arbeit, als sei nichts geschehen. Sowohl hide als auch Pata waren überrascht und erstaund über Yoshikis Verhalten. Doch wussten beide, dass niemand von ihnen gegen Yoshikis Sturkopf ankam. Somit fuhren sie in Patas Wagen zum Studio. Auf dem Weg dorthin betastete Yoshiki immer wieder den Verband um seine Stirn. "Hat schon irgendwer gesagt,...wie der Unfall zu Stande kam? .....Ich erinnere mich nämlich an rein gar nix mehr." "Jemand sagte, die Bremmsleitungen seien sauber durchtrennt worden", antwortete hide, der mit ihm zusammen auf der Rückbank saß. Yoshiki schaute ihn erschrocken an. Bremsleitungen? Sauber durchtrennt? Jemand hatte absichtlich diesen Unfall provoziert? Jemand wollte, dass er zu Schaden kommt.....? In Yoshikis Augen spiegelte sich Angst. Hide erkannte das sofort. Beschützend legte er ihm einen Arm um die Schultern. "Aber jetzt bist du bei uns. Hier wird dir nichts passieren." Yoshiki war sich nicht ganz so sicher, ob hide damit Recht haben sollte. Nach kurzem Schweigen fragte er: "Wie...wie habt ihr mich......eigentlich gefunden?" "Wir sind am Unfallort vorbeigefahren", antwortete Pata von Vorne. "Ich war gestern Spätabends noch bei Pata, hab dann bei ihm übernachtet und wir sind heut Morgen los zum Studio gefahren. Da kamen wir automathisch beim Unfall vorbei", berichtete hide. Yoshiki schloß die Augen. Ließ die Hände in seinen Schoß sinken. Lauschte nur dem Motorengeräusch. Was passierte nur mit ihm...? Warum in letzter Zeit diese ganzen seltsamen Vorkommnisse....? Wollte ihm jemand was Böses? Er glaubte mitlerweile schon nicht mehr an Zufall. Spätestens seit diesem Unfall nicht mehr. Irgendwas passierte hier und er hatte absolut keine Ahnung, was. Aber er hatte Angst. So verrückt es auch war, aber Yoshiki bestand darauf, den Tag im Studio wie geplant verlaufen zu lassen. Er wollte keine Pause, er wollte sich nicht schonen. Er wollte arbeiten und keine dummen Fragen seiner Bandkollegen beantworten. Obwohl diese ja nicht dumm waren. Er hatte nur im Moment zu viel im Kopf, um sich großartig auf ein Frage-Antwort-Spiel einzurichten. Wahnwitzigerweise verlief der Rest des Arbeitstages auch mehr oder weniger "normal". Sie arbeiteten diesmal jedoch nicht ganz so tief in die Nacht hinein. Irgendwann später, waren nur noch er und hide im Studio. Die anderen waren schon gegangen. Yoshiki saß am Mischpult, spielte völlig gedankenverlohren mit einem Stift zwischen seinen Fingern. Hide rückte mit seinem Stuhl dicht an Yoshiki ran und nahm ihm kurzerhand den Stift aus den Fingern. Er schaute dem Freund in die Augen. "Dich beschäftigt was. Und das schon den gesammten Tag. Seit dem Unfall. Und es ist mehr als der Unfall selbst. Also sag, was ist es?", forderte er ihn auf. Hide sprach in einer Tonlage die ahnen ließ, dass er sowieso nicht locker lassen würde, bis er hinter das Geheimniss gestoßen wäre. Yoshiki schaute ihn an, schwieg zuerst. Als er sprach, wandte er den Blick wieder ab. "Ich hab keine Ahnung was los ist.....", wisperte er, starrte wieder träumend auf die unzähligen Knöpfe und Tasten des Mischpultes. "Was soll wo los sein?" Hide blieb wie erwartet hartnäckig. Der dürre Drummer schaute ihn wieder an, diesmal mit einem deutlich trüberen Blick. "Seit gut 48 Stunden passieren mir am laufendem Band seltsame Sachen.... Und ich weiß nicht, woher die kommen. Warum sie da sind." "Seit 2 Tagen? Wieso, was ist denn noch pasiert ausser dem Unfall und die Sache mit deinem Hals?" Yoshiki lächelte zynisch. "Du tust so, als seien solche mysteriösen Ereignisse in so kurzer Zeit das Normalste der Welt...." Er machte eine kurze Pause. "Heute morgen hab ich 'nen Strohmschlag bekommen, als ich mir die Haare föhnen wollte. Einen ziemlich heftigen Strohmschlag. Und ich weiß nicht, warum." Er schaute hide eindringlich an. "Das Gerät besitze ich schon seit einiger Zeit. Ich hatte nie auch nur die geringsten Probleme damit. Und auf einmal durchfährt eine gewaltige Ladung Strohm meine Hand und meinen halben Arm." Hide hörte ihm ruhig zu. "Zu viele unerklärliche Ereignisse auf einmal, hm?" Yoshiki nickte. Hide stand auf. "Ich mach uns erst mal 'nen Kaffee." Und damit begab er sich zur Kaffeemaschine, die sie immer rumstehen hatten. Es war drei Uhr morgends und hide fand Kaffee gerade angebracht. Yoshiki verzog das Gesicht. "Wie viel Kaffeepulver hast du da eingehauen? 'ne ganze Packung?" "Du sahst so aus, als bräuchtest du 'ne kräftigere Dosis", verteidigte sich hide mit Unschuldsmine. Yoshiki winkte das Thema aber auch schon wieder ab. Er schaute kurz zu Boden, bevor er hide ins Gesicht blickte und zögerlich fragte: "Da...darf ich die Nacht über bei dir bleiben...?" Er senkte seinen Blick wieder etwas beschämt. "Ich möchte im Moment nicht in meiner Wohnung sein......" Hide stellte seinen Becher Kaffee ab. "Natürlich darfst du das, Yo-chan! So lange du möchtest!" Er tätschelte Yoshikis Schulter aufmunternd und nickte ihm zu. Nach langer Zeit lächelte Yoshiki mal wieder. "Danke..." Ca. gegen vier Uhr morgends verließen die Zwei dann das Studio und begaben sich zu hides Wohnung. Yoshiki wollte im Moment wirklich nicht zu sich selbst nach Hause. Ihm konnte zwar theoretisch überall was zustoßen, aber es war ihm wohler, wenn er einen seiner Freunde um sich wusste. Und hide schien großes Verständnis dafür zu haben. Am Ziel angekommen betraten sie die-etwas chaosreiche-Wohnung. Hide bemerkte sofort, wie erschöpft und müde Yoshiki war. Er konnte kaum noch seine Augen offen halten. Hide streifte sich seine Jacke ab und lies sie achtlos auf den Flurboden liegen. "Willst du auf der Couch schlafen oder in meinem Bett?" Hides Bett war nicht klein, es passten gut zwei Personen dort rein-ohne irgendwelcher Hintergedanken. Yoshiki blickte ihn aus halbgeschlossenen Augen an. "Wenn du nichts dagegen hast, würde ich das Bett bevorzugen..." Hide half ihm, den Mantel und die Schuhe auszuziehen. "Wenn ich was dagegen hätte, hätte ich es dir nicht vorgeschlagen, Dummerchen", entgegnete er nur. Er half Yoshiki auch noch, sich von seinen restlichen Kleidern zu trennen. In Boxershorts taumelte Yoshiki in Richtung Bett, ließ sich sogleich darauf fallen und war im nächsten Augenblick auch schon eingeschlafen. Hide betrachtete ihn noch, während er sich selbst entkleidete. Wie sehr mussten ihn die Ereignisse der letzten Tage mitgenommen haben... Er sah so unendlich kaputt aus.... Ebenfalls nur mit Boxershorts bekleidet, legte er sich still und leise zu dem Freund, krümelte sich unter die Bettdecke und deckte Yoshiki mit der anderen Hälfte fürsorglich zu. Dann wand er sich ab und schlief auch kurz darauf ein. ........weiß............alles um ihn herrum war weiß........es hatte geschneit.......... Yoshiki trat langsam Schritt für Schritt durch die weiße Schneedecke, schaute um sich, schaute in die schneeweißen Wolken, aus denen unendlich viele, sanfte Schneeflocken kamen. Es war so still. So ruhig. Man hörte keinen Ton. Fast keinen Ton. Ausser das leise Knartschen welches erzeugt wurde, jedes Mal wenn Yoshiki einen Schritt vor dem nächsten setzte. Und die Schneeflocken waren zu hören. Zwar nur ganz ganz schwach und sachte, aber wenn man genau hinhörte, konnte man das fast lautlose Geräusch wahr nehmen, wenn sie aus ihrem freien Fall herraus auf der Schneedecke auf dem Boden ankamen und sich dort nieder ließen. Unendliche weiße Stille. Und mitten drin er. Yoshiki. Niemand anderes war zu sehen. Doch, dort! Irgendjemand lag dort, mitten im weißen Schnee. Yoshiki wollte wissen, wer das ist, was er dort machte. Schnellen Schrittens begab er sich auf die im Schnee liegende Person zu.... "Nein.....", hauchte er erschrocken, als er die Person erkannte. Es war hide, der da lag. Aber er lag nicht einfach nur da. Um ihn herrum war der Schnee rot. Blutdurchtränkt. "Hide..." Yoshiki kniete sich neben ihn hin, rüttelte sanft an der Schulter des Freundes-und erschrak, als er spührte, wie kalt Dieser doch war. Obwohl hide Bekleidung trug, war seine Schulter kalt. Leblos kalt. "Hide....!" Yoshikis Stimme klang bebend, zitternd. "Komm zu dir...bitte....." Er ließ es nicht sein und rüttelte immer wieder sachte an dem bewegungslosen, kalten Körper im Schnee. Doch dieser Körper rührte sich keinen Millimeter. Er tat es jetzt nicht und würde es auch niemals tun. Sanft und leblos. Friedlich und tot. Wie etwas Unechtes, wie ein liebevoll angefertigter Gegenstand lag er da. War ruhig, würde es immer bleiben. Keine Regung zeigen. "Hide!!" Yoshiki wurde wahnsinnig. Wie konnte das nur sein? Er war doch mit hide bis eben noch zusammen gewesen, mit ihm zu seiner Wohnung gegangen. Was machte er hier plötzlich im endlosem Schnee, warum lag hide da und wachte nicht auf? Und woher kam dieses ganze rote Blut? Er konnte keinerlei Wunden am Körper seines Freundes erkennen oder spühren. Aber das Blut war da. Einfach so. Als ob jemand es zusätzlich hinzugefügt hätte. Rotes Blut zu etwas Leblosem. Etwas schon immer leblos Gewesenem..... ....schon immer............. . . . . . . . . . .-Yoshiki brach zusammen, sank neben hide in den Schnee, krümmte sich und krallte seine Finger an seinen Kopf. Was war das nur? Was war das hier für ein Spiel? Er hielt es nicht mehr aus, er glaubte, irre zu werden. Er hielt dieses undefinierbare Gefühl nicht mehr aus...! Er würde an diesem Wahnsinn sterben, wenn nicht gleich etwas passierte! Er musste hier raus! Raus aus allem, raus aus diesem Teil der Existenz. Oder wodrin auch immer er sich gerade befand. Weg hier! Yoshiki schrie. Er musste schreien, er konnte nicht anders. Er war hier so hilflos, so gefangen im Nichts. In etwas Fremden. Er wollte nicht mehr... Er konnte nicht mehr........... -Mit einem Ruck riss Yoshiki seine Augen auf und saß aufrecht im Bett. War schweißebadet. Umklammerte die Bettdecke mit beiden Händen. Was...wo war er? Rasch drehte und wendete er seinen Kopf. Sah Dunkelheit. Erkannte in dieser Dunkelheit aber ein Zimmer. Ein vertrautes Zimmer. Hides Zimmer. "Oh Gott.....", hauchte Yoshiki leise, sank etwas in sich zusammen und schloss seine Augen. Seine Finger krallten sich nun nicht mehr so fest um den Stoff der Decke. Traum. Es war nur wieder ein Traum. Er hatte nur geschlafen, hatte nur geträumt. Es war nichts Reales. Hoffentlich hatte er mit dieser Panikattacke jetzt hide nicht geweckt, der lag doch im Bett sicherlich neben ihm. Yoshiki blickte neben sich, wo er hide vermutete. Doch an der Stelle erkannte er niemanden. Es hatte dort jemand gelegen, das sah man deutlich. Aberr jetzt war die Stelle frei. "Hide...?", fragte er ganz leise und zaghaft in die Dunkelheit hinein. Doch erhielt er keinerlei Antwort. Yoshiki war das etwas zu unheimlich, war er auch immernoch etwas aufgewühlt von dem soeben beendetem Traum. Dennoch krabbelte er aus dem Bett, tapste Barfuß vorsichtig durch den Raum-wusste man doch nie, auf was man im nächsten Augenblick in hides Wohnung treten konnte. Ihm war in der Vergangenheit schon einiges unter die Füße gekommen. Er erkannte, dass die Zimmertür ein Stückchen offen war und dass fahles Mondlicht aus dem dahinterliegendem Zimmer in dieses Zimmer hineinfiel.-Und vor der geöffneten Tür lag hide. Yoshiki erkannte sofort, dass es sich um hide handelte, obwohl bei dem schwachem Licht nicht viel mehr als Umrisse zu erkennen waren. Doch kannte er diese Pose, in der er lag... Es war haargenau die gleiche Lage, in der hide auch in seinem Traum lag, leblos und im Schnee. "Nein!", quitschte Yoshiki sogleich panisch auf, beugte sich zu dem bewegungslosen Freund hinunter. "Hide! Bitte, sag was! Bitte!!!" Er konnte nicht an sich halten, wollte nicht wahr haben, dass sein Traum sich bewahrheiten sollte! Ein leises Brummeln war zu vernehmen, hide hob langsam den Kopf. Yoshiki bekam große Augen, als er sah, dass sein Freund noch lebte. "Hide! Was ist passiert? Wie kommst du hierher?" Der Angesprochene blinzelte ihn müde und benommen an. "Ich wohne hier...?", kam nur die schwache Antwort. So eine Antwort hatte sich Yoshiki zwar nicht erhofft, aber im Moment zählte nur, dass hide nicht tot war, sondern lebte. Er half ihm auf die Beine, stützte ihn. "Was zum Kuckuck machst du auf dem Fußboden?" Hide hielt sich etwas wackelig an Yoshiki fest. "Weiß nicht.....", murmelte er. "War...war ich nicht zu dir ins Bett gegangen...?" Selbst etwas verwirrt blickte hide ihm ins Gesicht. "Keine Ahnung, ich bin sofort eingeschlafen, aber ich denke schon, dass du auch ins Bett gekommen bist." Er musterte hide kurz von oben bis unten. "Hast du was getrunken?" Diese Frage war eigentlich recht überflüssig, da er keinerlei Anzeichen alkoholischem Athems bei hide feststellen konnte. "Was...? Nein...ich..." Immernoch etwas mitgenommen strich sich hide mit einer Hand müde über's Gesicht. "Ich....ich weiß nicht.....ich glaube, ich wollte ein Glas Wasser trinken,...weil mein Hals so trocken war, oder so........" Er begab sich mit Yoshikis Hilfe zurück zum Bett und setzte sich auf den Rand. Er vergrub kurz sein Gesicht in beiden Händen, versuchte selbst im Kopf wieder zusammen zu basteln, was eigentlich geschehen war. Doch es gelang ihm nicht. Er erinnerte sich so gut wie an gar nichts mehr. Yoshiki saß mitten auf dem Bett, war verzweifelt, sah hide immer wieder an. Was mach ich nur, schoß es unentwegt durch seinen Kopf. Was geschah nur...? Das konnte kein Zufall sein, das konnte unmöglich ein Zufall sein...! Er glaubte einfach nicht daran. Dieser Traum war zu deckend mit dem, was er eben in der Realität gesehen hatte. Was hatte das zu bedeuten und vor allem: Was konnte er dagegen unternehmen? Er wollte nicht Nacht für Nacht von irgendwelchen, unerklärlichen Träumen heimgesucht werden. Und er wollte erst Recht nicht, dass seine Freune da mit reingezogen wurden. Aber das wurden sie offensichtlich schon. Auch wenn es für ihn unerklärlich blieb. "Oh....", kam es plötzlich etwas erstaunt von hide. Yoshiki beugte sich rüber zu ihm. "Was ist?", wollte er wissen. Hide hatte, als er sein Gesicht in den Händen vergraben hatte, an seiner Schläfe etwas Feuchtes gespührt. Er hatte es mit den Fingern befühlt und konnte es jetzt, auch in diesem schwachen Licht, an seinen Fingerspitzen erkennen. Es war Blut. Auch am daraufolgendem Tag stürzte sich Yoshiki ausnahmslos in die Arbeit. Die anderen merkten natürlich recht schnell, dass mit ihm irgendwas nicht stimmte. Aber Yoshiki wollte nicht reden. Der einzige, der halbwegs wusste, was los war, war hide. Er hatte für die komischen Vorkommnisse, die Yoshiki erleiden musste, zwar genauso wenig Erklärungen wie Yoshiki selbst. Aber er wusste immerhin mehr als die anderen. Und er wusste auch, dass zwei beinahe schlaflose Nächte hintereinander nicht sonderlich angenehm für Yoshiki sein konnten. Jeder sah ihm die Müdigkeit an. Das war mitlerweile nun wirklich keine Kunst mehr. Doch Yoshiki bestand felsenfest darauf, weiter zu arbeiten. Er musste sich mit irgendwas ablenken. Wollte sich von dem Irrsinn um sich herrum nicht kaputt machen lassen. Sie arbeiteten wieder bis in die Nacht hinein. Irgendwann wurde es hide jedoch eindeutig zu viel. Er stand auf und schickte die anderen nach Hause. Sein Tonfall war bestimmend. Er wusste, was er tat. Yoshiki starrte ihn nur an. Was nahm sich hide einfach das Recht, über seinen Kopf hinweg zu bestimmen, wann die anderen gehen konnten und wann nicht? Pata begriff wohl als erster, warum hide sich so verhielt. Während er nach seiner Jacke angelte raunte er hide zu: "Lass ihn nicht so einfach aus den Augen....er braucht jemanden...." Hide nickte nur, tätschelte Patas Schulter zum Abschied. Als alle gegangen waren und nur noch hide und Yoshiki im Studio saßen, warf hide ihm seinen Mantel zu, schnappte sich seine eigene Jacke und zerrte Yoshiki aus dem Studio raus in die frische, klare, dunkle Nacht. "Hey, was wird das hier?" Yoshiki war ein wenig überrumpelt-und viel zu übermüdet, um es noch auf die Reihe zu bekommen, im normalem Tempo zu reagieren. "Wir machen jetzt einen kleinen Spatziergang!", entschied hide begeistert und schliff einen vollends schlaftrunkenen Yoshiki am Arm hinter sich her. Yoshiki stolperte nur so vor sich hin. Würde er sich doch jetzt am allerliebsten in sein schönes, großes Bett legen und sofort einschlafen. Doch er konnte nicht! Er konnte weder zu sich nach Hause, noch konnte er schlafen. Denn sobald er einschlafen würde, würde der nächste Alptraum ihn heimsuchen und ihm oder einen seiner Freunde was antun. Davon war er fest überzeugt. Hides Entscheidung zu einem spontanem Nachtspatziergang war gar nicht so schlecht gewesen. Die klare Nachtluft tat Yoshiki gut und er wurde etwas wacher. Ein recht schwacher Wind bließ ab und an und die nachtkalte Luft fühlte sich gut an im Gesicht. Yoshiki hatte die Hände tief in den Manteltaschen vergraben, schaute hinauf in den fast sternenklaren Himmel. Nur hier und da sah man manchmal eine vereinzelte kleine Nachtwolke. Es leuchteten viele Sterne, man konnte sie genau erkennen. Und der Mond spendete erstaunlich viel Licht. Es war ein beruhigendes und angenehmes Gefühl. "Glaubst du, dass ich verrückt bin?", fragte Yoshiki plötzlich nach einigem Schweigen, den Blick nach wie vor gen Himmel. Hide schaute ihn etwas überrascht an. "Verrückt? Du? Du warst schon verrückt, als du X gegründet hattest", scherzte er grinsend. "Nein...." Yoshiki lies den Blick nicht von dem nachtschwarzem Himmel und den leuchtendklaren Sternen. "Ich meine, weil ich all das erlebe. Diese Träume habe. All das....." "Warum solltest du verrückt sein?" Er senkte den Blick, starrte kurz vor sich auf den Weg. "Dann glaubst du mir das alles?" Etwas verunsichert schaute er hide an. Dieser blieb plötzlich stehen. "Yoshiki, ich habe dir schon gleich von Anfang an gesagt, dass ich dir glaube! Ich halte dich nicht für einen Psychopathen, oder was du auch immer denkst, wofür ich dich halten könnte. Du bist mein Freund und ich glaube dir, was du sagst! Ausserdem hab ich ja wohl zumindest einen Teil davon selbst miterlebt, hm...?" Er drehte ihm den Kopf so zu, dass Yoshiki im Mondlicht die kleine Wunde an hides Schläfe erkennen konnte. Die kleine Wunde, die nicht schlimm war, von der trotzdem beide absolut keine Ahnung hatten, woher sie aus der vergangenden Nacht stammte. Yoshiki blickte wieder kurz zu Boden. "Du hast ja Recht. Ich wollte nicht an dir zweifeln, tut mir Leid...." Leise seufzte er. "Hey..." Hide streichelte aufmunternd Yoshikis Schulter. "Du bist nicht alleine. Was immer es auch ist, was dich ständig heim sucht, du bist nicht alleine. Ich lass dich nicht im Stich. Wir lassen dich nicht im Stich." Yoshikis Gesichtsausdruck wandelte sich in Furcht. "Wir? Wissen die anderen etwa Bescheid?" "Die anderen haben schon längst begriffen, dass mit dir irgendwas nicht stimmt. Das ist auch kein Kunststück. Selbst Pata hat begriffen, dass man dich im Moment keinesfalls alleine lassen sollte." "Pata? Hast du ihm etwa gesagt-!" "Ich hab ihm gar nichts gesagt", unterbrach ihn hide sanft aber bestimmend. "Aber nur weil er kaum was sagt, heißt das nicht, dass er nichts mitbekommt!" Hide konnte sich ein Grinsen und ein Zwinkern nicht verkneifen. Hielt Yoshiki seine Bandkollegen tatsächlig für so leichtgläubig? Yoshiki lächelte schwach. Hatte hide doch Recht... Yoshiki hob abermals den Kopf und schaute zu dem großen, weißen Mond, der so viel Licht spendete. Er schien so hell, so unschuldig-und doch so unergründlich. Geheimnisvoll. Fremd. Er war etwas, was man nicht kannte. Genau wie die unheimlichen Geschehnisse, die auf Yoshiki lauerten. So wunderschön er den vollen, großen Mond auch fand; in diesem Moment empfand er selbst den Mond als etwas unheimlich.... "Nein, ich will nicht einschlafen!" "Yo-chan, du bist wie ein kleines Kind!-Das ist meine Aufgabe!", kicherte hide als er versuchte, Yoshiki endlich zum schlafen zu bewegen. Es war mitten in der Nacht, sie hatten ihren Spatziergang vor hides Wohnungstür beendet. Nun saßen beide auf hides Bett in Boxershorts und T-Shirts und hide versuchte einen störrischen Yoshiki dazu zu bewegen, doch noch ein paar Stunden zu schlafen. Aber Yoshiki wollte partou nicht einschlafen. Er hatte Angst. Angst, dass wieder etwas unheimliches passierte. Er glaubte fest daran, dass sich, sobald er die Augen schließen würde und sich entspannen würde, der nächste Alptraum über ihn herfallen würde. "Yo-chan...du brauchst Schlaf. Du bist seit gut 48 Stunden beinahe pausenlos wach, hast kaum geschlafen. Lange hälst du das sowieso nicht mehr aus, irgendwann wirst du sowieso einschlafen." "Nein." Er schüttelte bockig den Kopf. Mochte sein, dass hide eigentlich Recht hatte. Aber die Angst war stärker. Die Angst besiegte ihn, brachte ihn noch um den Verstand. Hide seufzte, startete einen letzten Versuch. Er nahm den Feund beschützend in die Arme. "Ich pass auf dich auf. Ich bleibe wach, während du shläfst. Es kann dir nichts passieren, ich wache über dich", versprach er und schaute ihm in die müden, verzweifelten Augen. Yoshiki kuckte ihn an wie ein kleiner, verstörter Junge. Nach kurzem Überlegen willigte er ein. Er schloß die Augen, spührte noch hides Arme um sich herrum, und war im nächsten Moment auch schon weit weg......... .......sachter Wind....schwarz.....gold.......vor ihm erstreckte sich ein Kornfeld. Es war golden. Sanftes Goldgelb. Der Nachtwind strich liebevoll durch das Kornfeld, ließ es ganz leise rascheln. Ein angenehmes Geräusch. Das goldene Kornfeld führte diereckt auf ein Schloß zu. Ein Schloß, oder eine Burg. Yoshiki wusste es nicht so ganz genau. Doch auch diese Burg war in einem sanften goldgelb getaucht. Ganz und ganz. Stand einsam und ruhig da, davor das Kornfeld. Links und rechts davon tiefschwarze Nacht. Man konnte nicht erkennen, ob dort noch Bäume standen oder Wege entlang führten. Es befand sich dort einfach nur schwarze Nacht. Die Burg und das Kornfeld waren umrahmt von der schwarzen Nacht. Doch war dieser nächtliche Anblick der sanften goldenen Farben unheimlich schön. Schön und unsagbar liebevoll. Yoshiki wollte sich bewegen, wollte einige Schritte auf das Kornfeld zugehen. Doch er konnte nicht. Etwas hielt seine Beine zurück, hielt seinen gesammten Körper zurück. Mit eisernem Griff. Was war das...? Er wand sich etwas. Schaute dann an sich herrunter...und erkannte, dass er gefesselt war. Gefesselt, an einem undefinierbarem Gestell aus lauter Ästen und Zweigen. Dunkle Äste, völlig wirr zusammenkonstruiert. Ein unförmiges Gestell. Und an diesem dunklem Gestell war sein Körper gefesselt. Sehr fest gefesselt. Arme, Beine-er konnte nichts bewegen. Nur seinen Kopf konnte er noch etwas winden. Panik.... Es stieg wieder diese Panik in Yoshiki auf, diese Panik des Wissens, völlig wehrlos zu sein, nicht zu wissen was passiert war und was noch passieren würde. Er war hilflos. Konnte nicht gegenan, gegenan des Unheimlichen. "Nein......." Es stiegen Tränen in seinen Augen auf. Was machte er hier? Warum befand er sich gefesselt vor diesem Feld und dieser Burg, die doch eigentlich so schön aussahen? Er spührte, wie die sachten Briesen des kühlen Nachtwindes seinen Körper neckten. Wie der Wind sich über seine Hilflosigkeit lustig machte. Er spührte es, spührte es ganz genau. 'Ich will hier raus!', schrie es in seinem Kopf. Aber er konnte es nicht. Urplötzlich vernahm er eine Lache. Ein kurzes, entferntes und doch sehr nahes Lachen. Ein stimmloses Lachen. Stimmlos, und dennoch geräuschvoll. Ob von einem Mann oder einer Frau, einem Kind oder einem Erwachsenem, einem Menschen oder einem Tier, war völlig unmöglich zu bestimmen. Vieleicht war es auch ein ganz anderes Wesen. Er hörte diese undefinierbare Lache, hörte dieses Geräusch, welches gleichzeitig aber nicht zu existieren schien-und spührte nur sekundenbruchteile darauf ein unerklärliches Gefühl am Hals. Er konnte nichts sehen, sah nur vor sich die goldene Landschaft, ansonsten nur die Schwärze der neckischen Nacht. Was an seinem Hals statt fand, konnte er nicht kontrolieren. Er konnte es nicht sehen und er konnte das physische Gefühl nicht einordnen. Er hörte nur wieder dieses unerklärliche Lachen, das Lachen, welches da war und doch nicht da war. Welches er hörte und doch nicht wahr nahm. Das unerklärliche Geräusch, welches mit den Ohren nicht festzustellen war.....und welches ihn doch verschlang....körperlich als auch psychisch............ . . . . . . . . . -Voller Panik und Angst schreiend durchbrach Yoshiki den Zustand des Schlafes und landete wieder in der Realität! Aber in Welcher? Wo war er? Hides Zimmer, das wusste er diesmal sofort. Doch diese Ansicht von hides Zimmer hatte er noch nie erlebt. Diese Perspektive war ihm in seinem bisherigem Leben völlig fremd. Er sah die ihm gegenüberliegende Wand-aber er sah sie von oben! Warum oben? Wieder schoss pure Panik durch seinen gesammten Körper, hatte sich in Windeseile wieder voll und ganz in ihm ausgebreitet. Er wollte weglaufen-da erst bemerkte er, dass dies nicht ging. Und nun erkannte er auch, woran das lag: Er war gefesselt. "Nein.....nein......ne-i........." Er flüsterte. Doch sein Flüstern war durch und durch mit Angst durchtränkt. Er glaubte nicht, aus dem Traum erwacht zu sein. Er wusste es sofort: Er war hier in diesem Zimmer genauso gefesselt wie vor dem goldenem Kornfeld. Er war gefesselt an einem undefinierbarem Holzgestell. An der Wand. Wie auch immer das ging-aber das war ihm im Moment völlig egal. Das konnte nicht real sein, dass musste eine Fortsetzung des Traumes sein! Hide! Er erblickte ihn in dem Bett. Hide lag zusammengerollt auf dem großem Kopfkissen seines Bettes. Friedlich schlafend. "Hide....!", krächzte Yoshiki wimmernd. Doch dadurch wurde der Freund nicht wach. Es floss etwas. Jetzt spührte Yoshiki es. Es war das Gefühl, welches er eben auch schon hatte, das Gefühl am Hals, was er eben noch nicht einordnen konnte. Es floss etwas seinen Hals hinunter, es war warm, warm und klebrig..... "NEIN!!!", schrie Yoshiki aus vollem Halse, schluchzte und weinte ohne aufhören zu wollen. Von dieser Lautstärke wurde hide nun doch allmählig wach. Er blinzelte verschlafen, rollte sich auseinander und erblickte seinen Freund an der Wand, festgebunden an einem undefinierbarem Gestell. Hide richtete sich auf, glaubte zuerst, zu träumen. Doch Yoshikis Schreie machten ihm ziemlich schnell klar, dass dies kein Traum war, so irrealistisch dieses Bild auch aussah. Yoshiki konnte den Rest der Nacht nicht mehr schlafen. Hide hatte ihn befreit, hatte ihn getröstet. Doch Yoshiki schien sich mitlerweile in einem Endlosschock zu befinden. Zu allem Übel fiel ihm im Laufe des nächsten Tages auch noch ein, dass in seiner eigenen Wohnung noch ein paar wichtige Unterlagen lagen, die er eigentlich bald benötigte. Er überlegte stundenlang, bis er hide davon berichtete. "Natürlich komm ich mit zu dir, is' doch keine Frage!", meinte dieser sofort. Yoshiki schenkte ihm ein glückliches und auch etwas erleichtertes Lächeln. Alleine und ohne Begleitung traute er sich seiner eigenen Wohnung nicht mehr gegenüberzutreten. Doch kaum waren sie bei besagter Wohnung angelangt, stürzten auf Yoshiki Unmengen von Zweifel ein. Dieses Haus betreten...? Was mochte dort alles auf ihn lauern? Hide merkte Yoshikis plötzlich vermehrte Angst sofort. Er griff nach der Hand des Freundes. "Hey....ich bin da, es geht schon alles in Ordnung..." Er schaute ihm tief in die Augen. Yoshiki erwiederte diesen Blick. Er drückte hides Hand leicht. Dann betraten sie Yoshikis Wohnung. "Ganz hinten", meinte Yoshiki und zog hide schon regelrecht durch die halbe Wohnung. Er steuerte einen bestimmten Raum im Haus zu. Er wollte den Aufenthalt in diesem Gebäude so gering wie möglich halten. Wollte nicht, dass wieder irgendetwas passierte. Bald schon hatte er das Zimmer, in welchem die gesuchten Unterlagen sich befanden, erreicht, öffnete die Tür zu diesem Raum und meinte noch: "Wir können dann auch sofort wieder verschwinden!"-als ihm plötzlich auffiel, dass er hides Hand gar nicht mehr in seiner Eigenen hielt! Aber eben gerade.....-Yoshiki drehte sich um...doch konnte er nicht mehr erkennen, was hinter ihm lag. Er sah nur plötzlich verschwommene, sich um sich selbst drehende Formen in unpassenden Farben... "Was....." Yoshiki verstand das nicht. Er konnte hide nirgends mehr erblicken, weil der Raum, der hinter ihm lag, kein Raum mehr war, nur noch ein Wirbel zu sein schien. Es passierte wieder. Er hatte es geahnt...! -Und im nächsten Moment vernahm er leises, klares Gelächter. . . . .....er wand sich um, stand immernoch in der Tür des Zimmers, aus welchem er die Unterlagen holen wollte. Sein Blick fiel auf den Schreibtisch, der wie gewöhnlich mitten im Raum stand. Doch auf diesem Tisch befand sich etwas, was sich sonst nie dort befand: Yoshiki schaute der Puppe mitten ins Gesicht. Der Puppe... Er glaubte es nicht. Das konnte es doch nicht sein...! "Doch, es ist so, du schaust schon richtig", sprach die Puppe, als ob sie seine Gedanken lesen konnte. Eine klare, deutliche Stimme. Eine sichere Stimme, die keinen Wiederspruch duldete und wusste, was sie wollte. Yoshiki lies es das Blut in den Adern gefrieren und erstarrte, als er die Puppe sprechen hörte. SPRECHEN? War das ein saudummer Scherz? Die Puppe konnte sprechen...? Er fing an zu zittern. Konnte nicht flüchten, war wie gelähmt vor Schock. Die Puppe saß am Rande des Tisches, als hätte sie dort jemand ordentlich hingesetzt. Sie schaute Yoshiki an. Sie schaute ihn voller Ruhe an. Sah aus wie ein braves Mädchen, wie eine ganz normale Puppe halt, so, wie er sie vor einigen Tagen vor seiner Haustür vorfand. Doch in diesem Moment wusste Yoshiki eines: Die Puppe lebte. Sie war kein einfaches, normales Spielzeug. Sie war ein Spielzeug, ein gefährliches Spielzeug, welches lebte. "Warum......was machst du mit mir? Warum das alles...?" Yoshikis Stimme zitterte, klang erbärmlich. Er hatte so eine Angst, so eine Panik... Aber er wollte endlich wissen, womit er all diese Qualen verdient hatte. Die Puppe blinzelte. Ihr mädchenhaftes, unschuldiges Lächeln behielt sie. Antworten tat sie nicht sofort. Aber es veränderte sich etwas anderes. Die Wände in diesem Zimmer begannen ebenfalls, sich in unerklärliche Wirbel zu verwandeln, nahmen rote und grüne Farben an. Yoshiki sah beängstigend dem Schauspiel zu. Er war allein. Allein mit diesem Monster. Diesem Monster, welches so unschuldig aussah. Ungläubig schüttelte er sachte seinen Kopf. "Warum, verdammt??", brüllte er panisch. Wieder dieses Kichern. Die Puppe schien sehr belustigt über seine Ängste zu sein. "Warum? Du fragst warum?", sprach sie wieder mit ihrer klaren, fast kindlichen Stimme. Das Zimmer veränderte sich immer mehr, wurde von den Wirbeln immer mehr überrannt. Yoshiki wurde schwindelig bei diesen optischen Erscheinungen, hatte das Gefühl, sich kaum noch auf den Beinen halten zu können. Wollte sich irgendwo dran festhalten, erhielt jedoch nirgendwo Halt. "Warum ich das tue?" Die Puppe war amüsiert, freute sich über seine Todesangst. Ihm schien es auf einmal, als würde die Puppe langsam näher auf ihn zu kommen.......oder sich auch von ihm zu entfernen.... Er konnte es nicht richtig einschätzen; die optischen Verwirrungen in zu deutlichen Farben überall um ihn herrum machte ihn schwach und unsicher, lies ihn schließlich ganz zu Boden sinken. Er war allein. Allein und schutzlos. War diesem Wesen ausgeliefert. Er spührte Schweiß an seinen Schläfen hinunterrinnen. Kalten Schweiß. Voller Panik und Hoffnungslosigkeit. Das Lächeln der Puppe wurde extremer, entwickelte sich zu einem Grinsen. Einem tödlichem Grinsen. Sie wusste, was sie wollte und würde ihr Ziel nicht verfehlen. Es war mitlerweile ein einziges Farbengewirr aus sich um sich selbst drehenden und wirbelnden Partikeln. Endlos. Unausweichlich. Tonlos und doch so gefährlich. Lebensgefährlich. Selbst wenn er seine Augen schloss, sah er diesen optischen Horror. Es drang durch seine Netzhaut hindurch. Nistete sich in seinem Kopf ein. "Du wirst es über dich ergehen lassen müssen ." Die Stimme hörte er deutlich-alles andere war schon lange nicht mehr deutlich. Weder was er sah, noch was er fühlte. Er glaubte zu fallen und doch zu schweben, wenn er nicht doch nur lag. Zu viele Dimensionen. Zu viele Farben, Partikel.....bis er plötzlich spührte, dass irgendwas sich um seinen Hals legte oder schnürte. Es drückte immer weiter zu und nahm ihm die Luft. Er erhielt immer weniger Luft, immer weniger......Energie verblasste, erlosch...... . . . . . . . . . Ein lauter Schrei. Er drang deutlich bis in sein Gehör. Ein Schrei, laut vor Wut und Entschlossenheit. Was für ein Schrei...? Als Yoshiki blinzelte, sah er zuerst nur sehr unklar, machte irgendwo im Raum eine dunkle, dürre Gestallt aus. Eine Gestalt, die auf etwas eintrat. Yoshiki konnte überhaupt nichts zuordnen, brauchte eine Weile, um ansatzweise Raum und Zeit auf die Reihe zu bekommen-wenigstens stellenweise. Er kannte doch die Figur, diesen Körperbau dieser dunklen Gestalt.... Kannte doch diese Stimme.... Ein letztes Mal trat heath energisch und voller Hass auf die Puppe auf dem Boden ein. Er hatte sie mitlerweile schon ziemlich zugerichtet. Lag demoliert und wie tot vor seinen Füßen. Noch ein letzter prüfender Blick, ob sie wirklich nichts mehr tat, dann wand er sich dem leblosem Geschöpf ab und begab sich zu Yoshiki, der ebenfalls noch auf dem Boden lag. "Hey, alles okay?" Seine Stimme klang nun alles andere als wütend. Eher ziemlich besorgt. Yoshiki schaute ihm verwirrt ins Gesicht. Um den passenden Namen drauf zu haben, dauerte es auch eine Weile. "He-heath...?", krächzte er schwach. Was um alles in der Welt machte der Bassist hier? Heath nickte nur kurz, als Yoshiki seinen Namen aussprach. "Alles im grünen Bereich, es wird alles wieder gut! Hide geht es auch gut." Hide....? Was war mit hide denn bloß geschehen...? War der auch hier? Hier bei ihm zu Hause? Zu Hause...? "Wie geht es dir, Yoshiki-sama?" Heath strich vorsichtig über die Schulter des Opfers, betrachtete ihn mitleidig. "E..es geht...schon......" Yoshiki versuchte sich aufzurichten. Doch das gelang noch nicht so ganz. "Ruh dich noch etwas aus, ich hohl hide." Heath sprang auf und lief aus dem Raum hinaus. Als Yoshiki nach einigen Minuten etwas aufnahmefähiger war, erfuhr er, was sich in den letzten Momenten vor seinem Erwachen abgespielt hatte. Hide berichtete, dass er aus unerklärlichen Gründen von Yoshikis Hand getrennt wurde, kurz bevor dieser das Zimmer betrat, in welchem sie nun alle Drei hockten. Er erzählte, wie ein lehmendes Gefühl sich in seinem Körper ausbreitete und er halb bewustlos zu Boden ging. Mit letzter Kraft war es ihm aber noch gelungen, durch kurze Wiederwahl heath über sein Handy anzurufen. Als dieser begriff, dass etwas nicht stimmte, hatte er sich sofort auf dem Weg zu Yoshikis Wohnung gemacht. Dort fand er zuerst hide im Flur liegend vor, kurz darauf fand er Yoshiki im besagtem Zimmer. Die Puppe kniete auf seiner Brust und würgte ihn. Als Yoshiki erfuhr, dass für das abschnürende Gefühl seines Halses die Hände der Puppe verantwortlich waren, wurde ihm noch einmal sehr mulmig zumute. Er betastete unwillkührlich vorsichtig seinen Hals, warf der Puppe, die in der Ecke so zugerichtet lag, einen scheuen Blick zu. Er sah in das Gesicht. Er erkannte das Gesicht. Es war genau das Gesicht gewesen, welches ihn in seinem allerersten Traum überall verfolgt hatte. Puppenhände hätten ihn fast ermordet. Kleine, unschuldige Puppenhände.... Heath hatte die Puppe sofort von ihm gerissen, zu Boden geschleudert und energisch auf sie eingetreten. Sie ausser Gefecht gesetzt. Yoshiki athmete tief durch und seufzte leicht zitternd. Seine dünnen Finger umklammerten die Tasse Tee in seinen Händen. "Es ist vorbei, Yo-chan." Hide streichelte immer wieder die Schulter des Freundes. "Es ist vorbei und sie wird dir nichts mehr tun können." "Hide hat Recht." Heath warf einen kurzen Blick auf das leblose Spielzeug in der Ecke. Es rührte sich nicht. "Sie ist tot. Sie kann dir in Zukunft keinen Schaden mehr zufügen." Yoshiki schaute seine beiden Freunde stumm an. Die vergangenden Tage voller Horror waren nicht spurlos an ihm vorbeigegangen. Sie hatten Wunden in seiner Seele hinterlassen. Sie würden heilen, aber er brauchte Zeit. Viel Zeit und viel Vertrauen. Er brauchte seine Freunde. "Danke.......", hauchte er hervor. Einige Stunden darauf verließen die Drei das Haus-mit der Puppe. Heath hielt sie an einem verdrehten Arm in der Hand. Bald kamen sie an einem großen Müllcontainer vorbei. Heath warf die Puppe grob hinein. Blickte noch ein letztes Mal abwertend auf das Stück Monsterspielzeug, bevor er mit hide und Yoshiki seinen Weg fortsetzte. Sie machten sich auf den Weg zu einem nahe gelegenem Restaurant. Alle Drei hatten Hunger und brauchten eine Runde Entspannung. Diese wollten sie dort erleben. Yoshiki hielt sich immer dicht an hide und heath. Wollte beide nah bei sich wissen. Was die drei Freunde nicht mehr mitbekamen war, dass kurz nach ihrem Abstecher am Müllcontainer ein alter Obdachloser auf Selbigen stieß und ihn nach etwas Brauchbarem, vieleicht sogar Essbarem durchwühlte. Ihm kam die kaputte Puppe in die Finger und er zog sie neugierig herraus. Der Obdachlose betrachtete seinen ungewöhnlichen Fund eine Weile nachdenklich. Ihm schien, als würde diese Puppe ihm direkt in seine Augen blicken. Tief in seine Augen, und noch viel tiefer..................... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)