Gedanken von Nessi-chan ================================================================================ Kapitel 55: Ein Doppelangriff und grundlegende Veränderungen ------------------------------------------------------------ Ein Doppelangriff und grundlegende Veränderungen (Kapitel 55) Die Osterferien kamen und gingen und seit über 4 Monaten hatte es nun schon keinen Angriff mehr gegeben. Anscheinend kam wieder Normalität auf, denn die Begeisterung der Schüler für das Quidditch-Spiel Gryffindor gegen Hufflepuff war an diesem Tag so ausgelassen wie eh und je. 'Vielleicht kehrt ja tatsächlich wieder Ruhe ein.', dachte Severus, obwohl all seine Erfahrungen mit dem mutmaßlichen Verursacher dagegen sprachen. Gerade wollte Severus sich einen letzten ordentlichen Schluck Kaffee genehmigen, als ihn ein lange nicht mehr aufgetretener Schwindelanfall traf. Töte dieses Mal... lass mich reißen... zerfetzen... Ein Schrei holte Severus in die Realität zurück. Als er aufblickte, sah er Hermine Granger und Ron Weasley, die fassungslos Harry anstarrend neben dem Gryffindortisch standen. Dann rannte Hermine Granger plötzlich wie von der Tarantel gestochen aus der Halle. Kurze Zeit später verließen dann auch Ron Weasley und Harry Potter in einer Masse von Schülern das Frühstück. 'Diese Stimme!', pochte es in Severus' Kopf. 'Harry hat sie auch gehört, eindeutig!' Ein letztes Mal schüttelte er den Kopf, um das Schwindelgefühl loszuwerden und machte sich auf den Weg in sein Büro. Seine Hausmannschaft hatte heute kein Spiel, also sah er keinen Grund warum er anwesend sein sollte. Gerade wollte er zur Treppe aus der Eingangshalle in die Kerkergewölbe einbiegen, als jemand nach ihm rief. "Severus!" Etwas atemlos kam Madam Hooch neben ihm zum Stehen. "Falls Sie zum Quidditch-Feld wollen, ist das hier aber entschieden der falsche Weg." "Nett, dass Sie mich darauf aufmerksam machen, Tara," entgegnete Severus, "aber ich bin auf dem Weg in mein Büro und da ist dieser Weg vollkommen richtig." "Wollen Sie sich von Minerva Feigheit vorwerfen lassen?", fragte Madam Hooch. "Ihre Gryffindors fliegen immer nach dem gleichen Manöver. Für Sie wäre es doch wohl ein Klacks, das zu analysieren." "Sicher.", antwortete Severus. "Aber genau für diese Aufgaben hat ein Quidditch-Team einen Kapitän. Ich habe weitaus besseres zu tun." Mit diesen Worten drehte sich Severus weg und wollte schon den Weg zu seinem Büro fortsetzen, als ein markerschütternder Schrei ihn und seine Kollegin zusammenfahren ließ. "Oh Gott, was war das?", rief Madam Hooch. "Das war Madam Pince.", analysierte Severus durch sein trainiertes Gehör sofort. "Und es kam aus Richtung Bibliothek. Kommen Sie, Tara!" Mit schnellen Schritten, wobei Madam Hooch kaum mit Severus mithalten konnte, rannten sie die Treppen zur Bibliothek hinauf. Dort angekommen fanden sie die zitternde Bibliothekarin Madam Pince vor. "Madam Pince!", sprach Madam Hooch sie an und rüttelte die andere Frau leicht an der Schulter. "Was ist denn passiert?" "Was ist denn hier los?" Bevor Madam Pince hatte antworten können, kamen aus der anderen Richtung des Flurs, vermutlich auch vom Schrei angelockt, die restlichen Kollegen angeführt von Prof. McGonagall. "Was ist los?", wiederholte diese noch mal und sah zwischen Madam Pince, Madam Hooch und Severus hin und her. Die Bibliothekarin antwortete nicht, sie zeigte nur mit zitterndem Finger zum Eingangsbereich der Bibliothek. Ein kurzer Aufschrei ging unter den weiblichen Kollegen um und fast alle wichen zurück. Severus fasste sich nach dem Schock als erster wieder und trat auf die beiden am Boden liegenden Gestalten zu. "S-Severus?", fragte Prof. McGonagall unsicher. Severus atmete tief durch, dann sah er immer noch am Boden hockend zu seinen Kollegen auf. "Penelope Clearwater, die Vertrauensschülerin der Ravenclaws," begann Severus die Opfer zu identifizieren, "und Hermine Granger, Gryffindor. Beide versteinert." Unter einem seltsamen Piepsen trat Prof. Flitwick zu Prof. McGonagall und beide sahen auf die Schülerinnen, die Severus nun zu ihnen umdrehte. Beide hatten die Augen schreckensweit aufgerissen und lagen starr wie Statuen da. "Irgendwelche Angriffshinweise?" Die Menge wich auseinander, als Prof. Dumbledore auftauchte. "So viele wie sonst auch.", antwortete Severus resignierend, sah den Direktor jedoch prüfend an. 'Albus, du musst jetzt mit der Wahrheit raus!', flehte er stumm. 'Dich hinterfragen sie nicht, mich schon.' Dumbledore trat zwischen McGonagall und Flitwick, legte jedem eine Hand auf die Schulter und gab schließlich Anweisungen: "Madam Pomfrey, Madam Hooch, Professor Sinistra, Professor Vektor, würden Sie bitte die Mädchen in den Krankenflügel bringen?" Die Angesprochenen nickten, hoben die Schülerinnen auf und trugen sie Richtung Krankenflügel weg. "Filius, Minerva, ich kann mir vorstellen, dass das für Sie schwer ist," fuhr Dumbledore fort und wandte sich Flitwick und McGonagall zu, "aber wir müssen jetzt an die Sicherheit der anderen Schüler denken. Anscheinend haben wir es uns alle zu leicht vorgestellt." Dumbledore seufzte. 'Albus, was hätten wir in der letzten Zeit denn schon groß unternehmen können?', fragte Severus gedanklich, sah aber den Direktor nur an. "Wir müssen die Notfallregeln in Kraft setzen.", erklärte McGonagall, doch ihre Stimme war noch immer schwach. "Das wird die einzige Möglichkeit sein.", bestätigte Dumbledore nickend, ließ mit einem Schwung seines Zauberstabs vier Pergamente erscheinen und verteilte sie an Prof. Flitwick, Prof. Sprout, Prof. McGonagall und Severus. "Sie als Hauslehrer sollten es den Schülern erklären." McGonagall nickte und wandte dann ein: "Ich gehe jetzt das Quidditch-Spiel absagen und schicke die Schüler in ihre Gemeinschaftsräume." "Danke, Minerva." Auf Dumbledores zustimmendes Nicken verließ sie die Gruppe. "Herr Direktor!" Severus trat nun auf Dumbledore zu. "Was wird passieren, wenn wir auch durch die Notfallregeln den Angreifer nicht stoppen können?" 'Und du weißt, mit wem wir es zu tun haben.', war sein gedanklicher Zusatz. "Dann, Severus, befürchte ich," antwortete Dumbledore, "werden wir Hogwarts schließen müssen." Severus glaubte noch im Gemeinschaftsraum der Slytherins sein Blut sei in den Adern festgefroren. Hogwarts schließen? Das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Hogwarts war, seit er es kannte, ein Zufluchtsort für jeden gewesen. Auch ihm selbst hatte Hogwarts immer Schutz geboten. 'Das darf nicht so enden!' Dieser Satz pochte ihm noch im Kopf, als er sich schließlich an seine Hausschüler wandte. "Ich muss Ihnen allen leider mitteilen, dass es einen erneuten Angriff auf zwei Ihrer Mitschüler gab.", erklärte Severus. "Die Schulleitung hat aus diesem Grunde beschlossen, dass folgende Regeln mit sofortiger Wirkung in Kraft treten. Alle Schüler finden sich spätestens um sechs Uhr abends im Gemeinschaftsraum ein. Keiner verlässt daraufhin noch den Schlafsaal. Ein Lehrer wird Sie jeweils zu Ihrem Unterricht begleiten und auch der Gang zur Toilette ist nur in Begleitung eines Lehrers erlaubt. Quidditch-Training und -Spiele, sowie alle anderen abendlichen Veranstaltungen wird es bis auf weiteres nicht mehr geben." Mehr oder weniger interessiert nahmen die Schüler die Ankündigung zur Kenntnis. 'Kann mir vorstellen, dass euch das wenig kratzt.', dachte Severus. 'Warum sollte der sogenannte Erbe Slytherins auch den Schülern seines eigenen Hauses etwas antun. Oder auch den Kindern seiner ehemaligen Anhänger.' Severus hatte sich umgedreht und wollte schon gehen, als er die Stimme von Draco Malfoy hinter sich hörte. "Sir?", fragte der Junge. "Wer hat diese Anordnung gegeben?" "Der Direktor, Mr Malfoy.", antwortete Severus. "Aus Sorge um die Sicherheit der restlichen Schüler." "Nur der Direktor kann diese Verbote also wieder aufheben?" "Ja, aber ich bezweifle, dass er das tun wird, solange der Angreifer nicht gefasst ist." Severus sah den Jungen prüfend an, doch dieser schwieg. "Wollen Sie sonst noch etwas sagen, Mr Malfoy?" "Nein, Sir, sonst nichts." Severus drehte sich erneut um und verließ nun endgültig den Raum. 'Der Bengel hat was vor.' Das sagte Severus sein Gefühl eindeutig. 'Er ist ein Malfoy und er wird eingeengt für Dinge, die er vermutlich eigentlich gutheißt. Das kann nicht gut gehen.' Noch bis zum Abend beschäftigten Draco Malfoys Worte Severus. Schließlich beschloss er, doch zu Dumbledore zu gehen und ihm davon zu erzählen. Er durchquerte gerade einen Gang, der nicht weit vom Eingangsportal entfernt war, als er glaubte, Geräusche zu hören. Severus blieb stehen und lauschte. Gerade meinte er, Schritte gehört zu haben, doch dann kam ihm irgendetwas in die Nase und er musste niesen. Als er wieder aufhorchte war nichts mehr zu hören und Severus setzte seinen Weg zum Büro des Direktors fort. Schneller als ihm lieb war, stieg er die Treppe hoch. Irgendetwas machte ihn nervös. Oben schlug Severus die Tür auf, die Kerzen entzündeten sich, doch abgesehen von Fawkes, Dumbledores Phönix, war niemand da. "Albus?", rief Severus nervös und sah sich um. "Ist nicht da." Severus fuhr herum und sah die alte Frau, eine ehemalige Direktorin, auf einem Gemälde an, die ihn gerade angesprochen hatte. "Was heißt nicht da?", fragte Severus irritiert. "Wo ist er denn?" "Wo genau weiß ich nicht.", antwortete die Frau. "Der Minister war hier und hat ihn gebeten ihn in dringender Angelegenheit zu begleiten. Wohin weiß ich nicht, aber es schien wichtig zu sein." "Mit Sicherheit.", zischte Severus und war schon aus dem Raum wieder raus, bevor die Frau noch etwas sagen konnte. Schnell gehend bis fast rennend bahnte sich Severus seinen Weg durch die schmalen Korridore in die Eingangshalle. Als er vom Eingangsportal über die Ländereien blickte, fielen ihm mehrere Personen auf dem Weg von Hagrids Hütte Richtung Außentor ins Auge. Eine davon war, unverwechselbar durch seine Größe, Hagrid. Daneben sah Severus einen Bart silbern im Mondlicht aufblitzen. 'Albus!' Während Severus sich auf den Weg zu ihnen machte, erkannte er auch eine dritte Person. Klein, untersetzt und, bei genauerem Hinsehen, geschmacklos gekleidet, das konnte nur der Minister sein. "Herr Direktor.", grüßte Severus, als er bei ihnen angelangt war. "Nicht mehr." Eine eiskalte Stimme erklang hinter Hagrid und ein Mann trat mit funkelndem weißblondem Haar hervor. "Lucius!" Severus wich einen Schritt zurück, doch dann fasste er sich. "Eine äußerst interessante Versammlung.", bemerkte er dann in seiner üblichen eiskalten Art. "Darf man erfahren, was hier vor sich geht?" "Nun, äh...", stotterte Minister Fudge, doch da übernahm schon Lucius Malfoy das Reden für ihn. "Wir wurden von vertraulichen Quellen über die Zustände in Hogwarts informiert.", erklärte Malfoy kalt lächelnd. "Mr Hagrid wird als reine Vorsichtsmaßnahme und aus Gründen seiner Akte nach Askaban verbracht." Innerlich fuhr Severus zusammen. Askaban, das Zauberergefängnis! Das schlimmste, was einem Menschen passieren konnte, besonders wenn er unschuldig war. "Und der ehrenwerte Professor Dumbledore hier," fuhr Lucius Malfoy fort, "ist auf Anordnung der Schulräte beurlaubt worden und wird aus diesem Grunde Hogwarts nun verlassen." Severus' Blick traf den des Direktors. Dieser nickte, sagte aber: "Ich wiederhole mich, aber ich bleibe dabei: Ich werde diese Schule erst dann endgültig verlassen, wenn mir hier keiner mehr die Treue hält." 'Du kannst dich auf mich verlassen, Albus.', versprach Severus, nickte ebenfalls und sah in Dumbledores Augen, dass dieser verstanden hatte. "Rührend, wie ich schon sagte.", bemerkte Malfoy hämisch aber auch drängend. "Gehen wir, ach, und Severus, wenn es Ihnen nicht allzu viel Mühe bereitet, könnten Sie Ihre Kollegen ja über die Ereignisse in Kenntnis setzen." "Keine Sorge, Lucius," gab Severus drohend zurück, "das werde ich." Während die vier Männer sich entfernten, ging Severus zum Schloss zurück direkt in seine Wohnung. Dort angekommen ließ er sich gegen die Tür sinken. Vertrauliche Quellen! 'Draco Malfoy!', dachte Severus. 'Ich hatte doch Recht.' Dann ging er unruhig auf und ab. Er hatte dem Direktor ein stilles Versprechen gegeben, aber wie sollte er das halten? 'Albus kann es mit dem dunklen Lord aufnehmen, aber wie soll ich das machen?' Schmerzhaft erinnerte sich Severus an seine letzte Auseinandersetzung mit dem Lord in Form von Quirrell. 'Und diesmal habe ich nicht mal einen Anhaltspunkt, wo er ist!' Niedergeschlagen sank Severus auf einen Sessel. 'Hagrid in Askaban, Albus verbannt und der dunkle Lord auf freiem Fuß! Großer Gott, was soll ich denn jetzt tun?' Ihm fiel dazu keine Antwort ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)