Eisblaue Augen von Chi_desu (Shounen-Ai) ================================================================================ Kapitel 13: Entscheidung ------------------------ Die Räumlichkeiten waren nun doch nicht so groß, und irgendwann musste Kay mir natürlich begegnen. Er hatte mich gesucht, wegen mir war er ja eingeladen worden. In der Küche fand er mich, genauer gesagt, ich hatte ihm nicht mehr entwischen können. "Hey, Lukas.", sagte er und ich versuchte, so zu tun als wäre ich überrascht. "Kay! Was tust du denn hier?" "Deine Freunde haben mich eingeladen." Er bemerkte meinen Blick und fügte hinzu: "Aber offensichtlich bin ich hier nicht erwünscht." "Oh doch!", rief ich sofort und hätte mir auf die Zunge beißen können. Ich wollte Kay ja nicht wegschicken, aber so eifrig hätte ich ihn nicht zurückhalten brauchen. "Ähem. Ich finds schön dass du gekommen bist. Setz dich zu den anderen, ich muss noch ein paar Leute sprechen." Seine Augen sagten mir, dass er sich von mir etwas anderes erwartet hätte, aber für eine klare Entscheidung war ich noch nicht bereit. Im Grunde hatte ich mich schon für Anya entschieden, zumindest mein Verstand drängte mich in diese Richtung, aber ein Teil von mir konnte ihn nicht gehen lassen. Trotzdem nickte er und setzte sich zu den anderen an den Tisch. Ich setzte mich an den Küchentisch und beobachtete ihn. Obwohl er keinen von diesen Leuten kannte, fand er schnell Anschluss. Er sagte irgendwas, das ich auf die Entfernung nicht verstand, und der Tisch grölte vor Lachen. Ich hatte ihn um diese offene Art immer beneidet. Eine Weile lang beobachtete ich ihn, dann seufzte ich leise, nahm mein Bier und ging rüber zum Tisch. Neben ihm war noch ein Platz frei und ich setzte mich dazu. Er warf mir einen undeutbaren Blick zu, dann war ich Luft für ihn und er schien sich prächtig mit den anderen zu amüsieren. Wenn man mal einen Augenblick lang die Spannung die immer in der Luft lag wenn wir uns begegneten vergaß, war es ein großartiger Abend. Zwischendurch klingelte mein Handy und als ich abnahm, fragte Anya: "Was ist denn bei dir los? Das ist ja ein Höllenlärm!! Wo bist du?" "Ich bin zu Hause!", schrie ich ins Telefon. "Diese Verrückten schmeißen eine Party für mich!" "Was? Ich bin gerade.... Hörst du? Ich... gleich ein Taxi und..." Mehr verstand ich nicht. Es war einfach zu laut. Ich hatte bestimmt keine Lust, unsere Beziehungsprobleme mit dem Hintergrund von lauter Musik zu diskutieren. Deswegen brüllte ich ins Telefon: "Tut mir leid, ich kann dich nicht hören! Ruf mich morgen noch mal an!" Ich ließ sie nicht einmal antworten sondern legte einfach auf. Wenn sie nicht anriefe, würde ich es einfach tun, und ihr erklären was hier los gewesen war. Das würde sie verstehen. Jemand drehte die Anlage voll auf und dann schallte eines meiner Lieblingslieder durch den Raum. "Wow! Ticket to heaven! Ich LIEBE diesen Song!!", brüllte ich gegen den Lärm an. "Du hast ja Musikgeschmack!", brüllte Kay zurück. Ich ignorierte den Seitenhieb und fing an den Text mitzugrölen. Irgendwann später stupste mich jemand an und zeigte auf den Eingang. Ein weiteres Mal verschluckte ich mich an meinem Bier als ich diesmal den unerwarteten Gast entdeckte. Anya!!!! Die hätte eigentlich in Köln sein müssen! Ich war total perplex. Was machte sie denn hier? Ich fuhr abrupt hoch und lief zu ihr. Man konnte ihr deutlich ansehen, was für eine Wut sie im Bauch hatte. "Anya, was tust du hier?" Ich zog sie in eine ruhige Ecke wo wir ungestört reden konnten. "Das könnte ich dich fragen.", sagte sie wütend. "Ich wollte dich besuchen, es gibt was Wichtiges zu besprechen! Aber der werte Herr ist ja beschäftigt! Ich bin eine halbe Stunde in der Kälte gestanden! Und als ich dich anrufe, da legst du einfach auf!" "Es tut mir leid, Anya!", beteuerte ich. "Aber das kann doch kein Mensch ahnen! Warum hast du mich nicht früher angerufen? Von Köln nach Salzburg sind es immerhin mehrere Stunden Fahrt!" "Das wollte ich, aber bei dir war dauernd besetzt!" "Anya, es tut mir leid, okay? Warum bist du hier?" Sie druckste herum und murmelte schließlich: "Ich wollte diese Sache... wegen Kay... ein für alle mal klären." Als sie den Namen erwähnte, fiel mir siedendheiß ein, dass ebenjener ja keine 3 Meter von ihr entfernt am Tisch saß. Ich musste sie weglocken, damit sie nicht.... "Ist das Kay???" Zu spät. Sie sah mich groß an. "Kay ist hier?" "Äh, ja... aber das war nicht meine Schuld. Sie haben ihn eingeladen und..." "Lukas, bitte! Spar dir deine Ausreden, ich habe endgültig genug davon.", fauchte sie. "Ich war bereit, dir deinen Ausrutscher zu verzeihen. Aber das jetzt ist zu viel. Während ich mir eine Entscheidung abringe, vergnügst du dich hier mit ihm. Hattet ihr vor, heute Nacht wieder miteinander ins Bett zu steigen?" "Anya, das ist nicht fair." "FAIR?", schrie sie und wurde schnell leiser, als sich ein paar Köpfe zu uns umdrehten. "Entscheide dich, Lukas. Mit wem willst du zusammen sein? Mit mir oder mit ihm? Wenn du dich für mich entscheidest, dann verlange ich, dass du ihn nie wiedersiehst!!" Ich war sprachlos. Wie konnte sie mich vor so eine Wahl stellen? Kay schon wieder aus meinem Leben zu streichen, das konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Dass sie mich so abrupt vor die Wahl stellen würde, hatte ich nicht gedacht. Was sollte ich ihr denn antworten? Ihr Blick veränderte sich. Auf einmal wirkte sie irgendwie traurig. Leise fragte sie: "Lukas... Willst du ihn oder willst du mich?" Mein Blick schweifte rüber zu ihm. Er lachte über irgendeinen Witz und ihm liefen die Lachtränen übers Gesicht. Gott, er war so... so... süß... Ich schaute sie an. Sie schwieg. Ich musste diese Entscheidung jetzt treffen. Ich sah ihr in die Augen. Ich mochte sie, ich hatte sie gern. Aber... wollte ich sie wirklich heiraten? Ich hatte noch immer Kay vor Augen, damals als er 18 Jahre alt gewesen war, als ich mich in ihn verliebt hatte. Und auf einmal war die Antwort einfach da. Ich schaute sie an. "Ihn.", sagte ich ruhig. Ihre grünen Augen starrten mich entsetzt an und für einen Moment entgleisten ihr die Gesichtszüge. "Ist das dein letztes Wort?", fragte sie zittrig. Ich wollte mich entschuldigen, für den Schmerz den ich ihr damit bereitete, aber jedes weitere Wort aus meinem Mund wäre unpassend gewesen. Deswegen nickte ich schlicht. Anstatt mich vielleicht zu ohrfeigen oder anzuschreien, wie ich es erwartet hatte, wurde ihr Blick plötzlich sehr traurig. "Okay. Wie du willst." Ihr liefen Tränen über die Wangen und es brach mir das Herz. Ich hatte sie doch so gern... Anya lächelte unter Tränen. "Du hast gedacht, ich würde dir eine Szene machen, was? Den Gefallen tu ich dir nicht." "Es tut mir leid, Anya. Bitte, glaub mir." "Ich kann... ich kann das jetzt nicht hören. Ist schon gut.", antwortete sie. Sie senkte den Kopf und als ich ihrem Blick folgte, sah ich, dass sie sich den Ring vom Finger zog. Sie gab ihn mir in die Hand und hielt sie nur einen Augenblick zu lang fest. Dann ließ sie los und sagte: "Ich will nie wieder von dir hören. Mach's gut, Lukas." Bevor ich antworten konnte, hatte sie auf dem Absatz kehrt gemacht und war zur Tür hinaus verschwunden. Es tat überraschend weh. Ihre Tränen hatten mir weh getan und mir war jetzt sehr seltsam zumute. Aber gleichzeitig war es, als wäre mir eine zentnerschwere Last vom Herzen genommen worden. Endlich hatte ich eine Entscheidung getroffen, und als mein Blick zurück zu ihm schweifte, wie er so dasaß und mit den anderen lachte, da wusste ich, dass es die richtige gewesen war. Das Kapitel Anya war hiermit abgeschlossen. Wie betäubt ging ich zurück zum Tisch und setzte mich neben Kay. Eigentlich hätte ich meinen Freunden sagen müssen, dass die Hochzeit abgeblasen war, aber warum jedem den Spaß verderben? In Wahrheit hatte ich auch Angst, mich in meinem Zustand den Fragen der anderen zu stellen. Ich würde es ihnen später erklären, wenn ich mich etwas beruhigt hätte. Kay sah mich an und fragte: "Ist etwas passiert?" Woher wusste er es? War ich so leicht zu durchschauen? Ich schüttelte meinen Kopf und antwortete gleichzeitig: "Ja." Die Musik, die vorher so laut gewesen war, schien ganz weit in den Hintergrund zu rücken. Ich hörte sie kaum noch. Unter dem Tisch griff ich nach seiner Hand und drückte sie. Er drückte zurück. Jemand machte einen schmutzigen Witz und wir lachten. Ich lachte so heftig, dass mir die Tränen über das Gesicht liefen, aber es waren keine Lachtränen, sondern Tränen der Erleichterung. So leicht hatte ich mich schon seit Monaten nicht mehr gefühlt. Ich saß da und genoss einfach das warme Gefühl, das mir der Druck seiner Hand gab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)