Golden Butterfly von Autumn (KAPITEL 44 & 45 SIND ON!!) ================================================================================ Kapitel 35: Ten steps back -------------------------- *Autumn betritt die Bühne* Autumn: Meine lieben Gäste des "Golden Butterfly" (oder auch: liebe Leser), es tut mir sehr leid, dass es mit den neuen Showeinlagen (Kapiteln) so lange gedauert hat - ich habe ganz einfach vergessen, dass ich GB zuletzt 2006 ein Update verpasst habe *sich schämt*, was ich nun mit zwei Kapiteln nachzuholen gedenke! Also, lange Rede, kurzer Sinn, Vorhang auf und viel Spaß!^^ Kapitel 35: Ten steps back „Africa, Charms me with her power, Takes my soul on the midnight hour...." Kai warf seinem festen Freund einen amüsierten Blick zu. Seit der Termin für das Jubiläumsfest der Kinomiya-Tanzschule festgelegt war, trällerte er, wo er ging und stand, Lieder aus den Showstücken, die von den Schülern aufgeführt werden sollten oder tanzte plötzlich los, völlig gleichgültig gegen seine Umgebung. Es war schön, mit anzusehen, mit welcher Energie und Begeisterung er die Sache anpackte. „Wenn du damit fertig bist, hier herum zu hüpfen, hilf mir dabei, meinen Dialog zu lernen. Max springt mir sonst noch an den Hals und erwürgt mich." Tyson unterbrach sich in seinem Tun und lächelte. Kai Hiwatari war von Beruf Jungschauspieler und der Star der Serie „Love Tension", wo er den attraktiven Fechter Kei Saki darstellte, der von allen Schülern des Fechtkurses angehimmelt wird. Die einzelnen Episoden wurden um 22 Uhr 30 ausgestrahlt aufgrund der verfänglichen „Schwulen-Thematik", denn in „Love Tension" drehte sich die Handlung um Kei und seine homosexuelle Clique. Maximilian Tate, Spitzname Max, war der Regisseur und zugleich der Erfinder der Serie und damit war ihm der Durchbruch gelungen. „Kannst du mir nicht verraten, was in der neuen Folge passiert, mein Schatz?" „So weit kommt‘s noch, auf keinen Fall. Also, du übernimmst den Text von Meister Ken und ich spreche den meinen. Sag es mir, sobald ich einen Fehler mache." „Du, Kai??" „Was ist denn noch?!" „Könntest du beim nächsten Drehtag eventuell ein Autogramm für mich einholen?" „Ein Autogramm? Und von wem?" „Von Brooklyn Masefield!" „Ach, du paktierst mit dem Feind? Schließlich spielt Brooklyn meinen größten Rivalen und Konkurrenten, den Fechtchampion Shuichiro. Oder muss ich mir anderweitig Sorgen machen?" „Weil ich ein bisschen für ihn schwärme? Unsinn! Du weißt doch, dass du der einzige für mich bist!!" Er warf sein langes dunkelblaues Haar zurück und baute sich mit verschränkten Armen vor dem Russen auf. „Oder vertraust du mir nicht?" erkundigte er sich in scherzhaftem Ton. „Ich traue aus Prinzip niemandem." „....Warum nur habe ich mit dieser Antwort gerechnet?" # # # „Wiederhol das bitte." Joseph Jay Wheeler, in eine sexy Kombination aus einer engen weißen Jeans mit Schlag und ein bauchfreies rotes Top gehüllt, sass im Proberaum auf einem Stuhl, direkt vor seinem koibito, Seto Kaiba, der sich mit einem Mal an jenen Tag erinnert fühlte, an dem er Joey zum ersten Mal begegnet war. Damals hatte der Blondschopf ein wenig lauernd, abwartend gewirkt, wie eine Spinne in ihrem Netz, und jetzt war es ähnlich. „Mein Rosenkavalier hat mich gestern angerufen und mich um ein kleines Treffen gebeten. Er hat nur in seiner Mittagspause Zeit und deshalb kann ich nicht während der gesamten Probe anwesend sein." „Dein Rosenkavalier....soso." Der Nachtclubbesitzer zündete sich eine Zigarette an, inhalierte ein wenig und blies anschließend den Rauch gemächlich aus. Er schlug seine Beine übereinander und die Stimmung schien noch mehr abzukühlen. „Sein Name ist Makoto Oji. Er klang durchaus kultiviert am Telefon, er ist sicher ein anständiger Kerl. Ich würde mich gerne für den herrlichen Strauß bedanken. Erzähl mir nur nicht, du wärst eifersüchtig. Du solltest mir vertrauen." Nun wanderte auch Kaibas Tonlage eine Ebene tiefer und sein Blick wurde ärgerlich. „Ich bin nicht dein Eigentum, vielleicht solltest du beizeiten daran erinnert werden." „Soll heißen?" „Soll heißen, dass nichts weiter dabei ist, wenn ich mich mal mit einem anderen Mann treffe. Die Blumen haben eine Menge Geld gekostet und da ist es nur recht und billig, wenn ich ihm dafür meinen Dank ausspreche, wenn er doch so etwas wie ein Bewunderer zu sein scheint." „Bewunderer sind mit Vorsicht zu genießen", gab der Blonde spitz zurück und nahm einen weiteren Zug. „Manchmal kann man ja nicht einmal seinem eigenen Geliebten trauen!" Das war eine Anspielung auf Roger, und Seto erkannte, weshalb Joey in diesem Punkt so voreingenommen war - wegen seiner schlechten Erfahrungen. „Ich liebe dich, das ist dir doch klar? Wenn ich mein Herz tatsächlich an einen anderen verlieren würde, würde ich es dir sagen. Ein falsches Spiel mit dir zu treiben, käme mir nie in den Sinn. Die Sache mit Cardez hat dich geprägt und das erstaunt mich auch nicht, denn es war eine schlimme Angelegenheit. Aber dennoch....vertrau mir einfach." Der Neunzehnjährige legte den Kopf in den Nacken und dachte mit geschlossenen Augen eine Weile nach. Als er seinen Schatz wieder ansah, lächelte er. „Du hast recht, weißt du....Roger hat mich tief verletzt und richtig überwunden habe ich es vielleicht nie - jedenfalls nicht, bis du im Golden Butterfly aufgetaucht bist und mich verzaubert hast. Triff dich also mit Oji-san und bedanke dich bei ihm. Er hat einen guten Geschmack, was Männer angeht, das muss man ihm lassen!" fügte er mit einem Zwinkern hinzu. Eine Viertelstunde später trudelten die Mitglieder der Show-Gruppe ein, und man konnte mit den Proben beginnen. Heute wurde erstmals in Kostümen gespielt und Serenity war ganz begeistert von den Kleidern von anno dazumal, die an Prinzessinnengewänder erinnerten. Odeon, der mit seinem ungeschminkten braunen Gesicht und der weißen Perücke für einen unfreiwillig komischen Anblick sorgte, ertrug die Heiterkeit seiner Kollegen mit stoischer Gelassenheit. „Marik hat mich angerufen, dass er möglicherweise bei der Premiere passen muss, aus familiären Gründen. Weißt du näheres?" „Ja, Joey, aber er möchte nicht, dass ihr euch auch noch Sorgen macht. Er hat Shadi und mich eingeweiht und Mai weiß ebenfalls Bescheid, da es Ishizu am meisten betrifft und die beiden....na ja, sie waren kurz davor, ein Paar zu werden, du verstehst?" „Ich verstehe vollkommen. Nun, wenn Marik es so will, müssen wir das akzeptieren. Trotzdem danke für deine Auskunft, Odeon. Steckt jeder in seinem Kostüm? Gut, auf die Plätze, Kinder! Erster Akt, der Besuch von Armand und seinem Vater bei dem Fürsterzbischof von Paris." Der Vorhang schwang zur Seite und präsentierte eine mäßig bestückte Bühnendekoration, denn die prachtvoll ausgestatteten Kulissen befanden sich im richtigen Theater im zweiten Stock und die Musik kam aus der Anlage, nicht vom Orchester. Seto in seiner Rolle als Gabriel de Sancé, der Fürsterzbischof von Paris, trug ein azurblaues Gewand mit goldenen Stickereien, das aus einer langen Hemdjacke und einem am Boden schleifenden Mantel bestand. Dazu gehörten eine weiße Hose und kniehohe schwarze Stiefel. Um seinen Hals baumelte ein großes glitzerndes Kreuz. Bakura (als sein Haushofmeister Graf Jean-Jacques Arco) war etwas bescheidener gekleidet, dunkelgrün und ohne Verzierungen, doch dafür waren am Kragen und den Manschetten die typischen Spitzen zu sehen, die in jener Zeit auch bei den Männern zu finden waren. Umgeben war der Brünette von einem Teil des Ensembles, die Herren steckten in schwarzer Dienerlivree, die Damen in Dienstmädchenkleidern. Nachdem der Brünette seinen Liedtext noch einmal durchgelesen hatte, verschwand er von der Bühne und die Probe fing an. HAUSDIENER: „Blitz-blank blinkt das Besteck. Silberleuchter, Meißner Gedeck, Gold, Samt, Spiegelparkett. Es ist alles da, nur nicht..." GRAF ARCO: „Wo bleibt Amadé? Gleich kommt der Fürst, um sich selbst zu überzeugen, dass alles vorbereitet ist für den Abend: Die Gläser, die Weine, die Kerzen, die Musik." HAUSDIENER (gleichzeitig): „Blitz-blank blinkt das Besteck. Silberleuchter, Meißner Gedeck, Gold, Samt, Spiegelparkett. Es ist alles da, nur nicht Amadé." DIENSTMÄDCHEN (gleichzeitig mit den HAUSDIENERN): „Manche Leute lernen niemals Pünktlichkeit, und sie bilden sich viel zu viel ein. Sie fahrn in die Welt, sie scheffeln Geld und behaupten, ihr Kind würd ein Wunderkind sein. Manche Leute lernen niemals Höflichkeit. Wird man ihnen verzeihen?" GRAF ARCO: „Wo bleibt Amadé?" Seine Ungeduld war offensichtlich. Wie konnte dieser junge Komponist es wagen, seinen Herrn warten zu lassen?! Während das Personal Besen schwingend, Leuchter putzend, Silbertablette tragend und Tische deckend seinen Chor sang und die Choreographie tanzte, marschierte Arco auf und ab und starrte immer wieder verärgert zur Tür. Sein Fürst würde gar nicht erfreut sein, denn er hasste Unpünktlichkeit. Aber zu spät - da vernahm er schon den herrischen Schritt von Gabriel de Sancé, der soeben sein Büro verließ. FÜRSTERZBISCHOF GABRIEL: „Macht weiter mit der Arbeit! Steht nicht faul herum! Mein Palast ist kein Elysium! Ich ford‘re Demut, Fleiß und Disziplin. Der, dem das nicht passt, soll ins Armenhaus ziehn! Ist alles vorbereitet? Ist der Wein dekantiert? Sind alle Köche und die Diener instruiert? Haben die Musikanten etwas Neues einstudiert? Wo ist Amadé?" In diesem Moment klopfte es und Claude Amadé samt Sohn stürzte erschöpft in die reiche Behausung. Arco verkniff sich eine abfällige Bemerkung und hielt sich im Hintergrund. Der Fürst zog bedrohlich seine Augen zusammen. CLAUDE: „Exzellenz, wir sind da!" ARMAND: „Ich habe etwas komponiert für Sie, wie man es bestenfalls im Himmel hört. Ein Fürst wie Sie bekam so etwas noch nie. So eine herrliche Musik wäre mindestens einen Kaiser wert!" Joey, wunderhübsch anzuschauen in dem roten Gehrock, den rötlichbraunen Stiefeln und den eleganten Handschuhen, die jemandem von seinem Rang eigentlich nicht zustanden (was er sehr wohl wusste und gerade deswegen erst recht tat), sprudelte über vor Begeisterung für das von ihm verfasste Stück und strahlte über das ganze Gesicht. Gabriel teilte die Aufregung des aufstrebenden Musikus in keiner Weise, er war empört über dessen Dreistigkeit und wies ihn harsch zurecht. FÜRSTERZBISCHOF GABRIEL: „Halt er gefälligst seinen Mund, bis man ihn fragt!" CLAUDE: „Er meint das nicht so." ARMAND: „Doch, doch, so mein ich‘s!" FÜRSTERZBISCHOF GABRIEL: „Ihr Sohn, Herr Amadé, vergreift sich im Ton! Lehr‘n Sie ihn Anstand und Subordination! Ich bin sein Fürst, und wenn ich die Geduld verlier, dann ist sein Talent nur ein Fetzen Papier!" ALLE BEDIENSTETEN (gleichzeitig): „Fex, Narr, Dalk, dummer Bub! Schafskopf, eitler Tropf, ungezogener Lümmel! Fex, Narr, Dalk, dummer Bub! Schafskopf, eitler Tropf, ungezogener Lümmel!" Armand war nicht entzückt. Er hatte es satt, immer vor den Adeligen ehrerbietig und unterwürfig zu sein, egal, was sein Vater davon halten mochte. Darüber hinaus fachten die beleidigenden Worte des Fürsten sein Temperament und somit seinen Groll noch mehr an. Was bildete sich dieser Kerl ein, bloß weil er einen Titel besass?! Das würde er sich nicht bieten lassen, das stand fest! ARMAND: „Das vergess ich Ihnen nie!" CLAUDE: „Sei still, mein Junge!" ARMAND: „Was fällt Ihnen ein?! Auf meine Art bin ich ein Fürst so gut wie Sie und mir zu schade, Ihr Lakai zu sein!" FÜRSTERZBISCHOF GABRIEL: „Dann geh er fort! Ich brauch ihn nicht. Musikanten gibt‘s wie Sand am Meer. Ich stelle ihn nicht wieder ein, und käm er auf den Knien her!" ALLE BEDIENSTETEN (gleichzeitig, bis zum Ende von GABRIELS letzter Strophe): „Fex, Narr, Dalk, dummer Bub! Schafskopf, eitler Tropf, ungezogener Lümmel! Fex, Narr, Dalk, dummer Bub! Schafskopf, eitler Tropf, ungezogener Lümmel! Fex, Narr, Dalk, dummer Bub! Schafskopf, eitler Tropf, ungezogener Lümmel!" CLAUDE (gleichzeitig, gesprochen): „Armand! Entschuldige dich! Sofort!" ARMAND (gesprochen): „Nein! Er muss sich entschuldigen!" FÜRSTERZBISCHOF GABRIEL: „Graf Arco, sorgen Sie für einen andern Notenkleckser! Und nun genug davon." CLAUDE (gesprochen): „Dein Jähzorn bringt mich noch ins Grab!" FÜRSTERZBISCHOF GABRIEL: „Ich will den Namen Amadé nicht mehr hörn. Nicht den vom Vater und schon gar nicht den vom Sohn!" ALLE BEDIENSTETEN: „Der Krug geht an den Brunnen, bis er bricht. Mit Amadé ist es aus!" Gabriel kanzelte ihn ab wie ein Kleinkind und Armands Wut steigerte sich noch mehr. Begleitet von der rhythmischen, sich zum Höhepunkt hinaufschwingenden Musik, holte er zornig mit seiner Hand aus und verabreichte de Sancé eine Ohrfeige, wie es auch im Script verlangt wurde. Kaiba ließ einen Schmerzenslaut hören und der Blondschopf zuckte zusammen. Betreten untersuchte er die Wange seines Liebsten, wo ein rötlicher Streifen zurückgeblieben war. „Oh, entschuldige, Darling", murmelte er kläglich, „So war das nun wirklich nicht geplant. Vielleicht sollte ich mich nicht so in meine Rollen einfühlen, he? Verzeih bitte. Ist noch alles dran?" „Alle Wetter", murmelte Yami anerkennend, „....eine richtige Waschfrauenohrfeige! Hast du vorher geübt, Chefchen?" „Deine Witze waren auch schon mal besser, mein Freund. Schwesterchen, du schreibst die Szene um, ich verpasse ihm nur einen symbolischen Schlag mit dem Handschuh - Seto kann sich nicht Woche für Woche von mir ohrfeigen lassen, sobald die Show angelaufen ist!" „Geht klar!" „Ich danke dir für deine Rücksichtnahme", erwiderte Kaiba leicht grimmig und rieb seine schmerzende Backe. „Musstest du unbedingt sowas einbauen? Das ist ja gemeingefährlich!" Das Mädchen lächelte ihn treuherzig an. „Aber der Effekt wirkt doch toll, oder nicht? So kommt Armands Temperament wunderbar zur Geltung!" „Deine Ideen in allen Ehren, aber danach kann ich mir eine neue Wange kaufen. Bleiben wir bei dem Handschuh, das ist wenigstens nicht schmerzhaft. Wie war die Vorführung?" „Ich finde, das hat prima geklappt....abgesehen von der Ohrfeige, natürlich", erklärte Tea, als der Braunhaarige ihr einen finsteren Blick zuwarf. „Als nächstes sollten wir deinen Song proben, Seren, wo Nicolette, Armands Schwester, auf dem Markt ist und mit den Marktfrauen über die Entlassung ihres Bruders spricht. Aufstellung!" Mai Valentine sass in ihrem Lieblingscafé, dem „Whispering Winds", einem kleinen aber edlen Haus mit hervorragenden Eisspezialitäten, die in ganz Domino City gerühmt wurden. Vor ihr erhob sich eine solche: Die vollendete Version eines Hawaii-Bechers, für den selbst Diätfanatiker einen Mord begangen hätten. Sie nannte das Frustessen. Nach außen hin wirkte sie so tough wie gewöhnlich, aber die Ringe unter ihren Augen sprachen Bände. Gestern war Ishizu in ihrer Agentur erschienen. Zunächst hatte sie sich sehr gefreut, bis sie erfuhr, was diese großartige Frau in Wahrheit zu ihr geführt hatte....die Heiratspolitik ihres verwünschten Vaters! Wie konnte man ihr das bloß antun? Interessierte ihn das Glück seiner Kinder so wenig? »Hoffentlich rufst du mich bald an, so wie du es mir versprochen hast, Princess (das ist Mais Kosename für Ishizu)....Ich muss einfach wissen, was in Kairo passiert! Du und dein Bruder, ihr seid gestern noch abgeflogen, völlig überstürzt....aber was bleibt einem schon übrig, nach so einem erschütternden Brief? Das ist einfach nicht fair! Man kann einer Frau wie meiner Princess keinen alternden Ehemann unterschieben, verdammt! Sie hat Klasse, Stil, Charakterstärke, Selbstbewusstsein....eine Frau wie sie entspricht überhaupt nicht den konservativen Vorstellungen des Ishtar-Clans! Wenn ich diesen Scheich oder was immer er ist, in die Hände bekäme, würde ich ihm den Hals umdrehen!« „Hallo, Mai-chan." Sie wandte den Kopf und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Der Mann, der vor ihr stand, war ein guter Freund und hatte stets ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Probleme. Sie bat ihn, sich zu setzen und bestellte einen Russischen Cappuccino für ihn. „Plagt dich etwas? Du siehst traurig und müde aus. Arbeitest du zu viel, meine Süße?" „Nein, das ist es nicht. Es handelt sich um private Gründe, aber im Moment möchte ich nicht darüber sprechen. Später vielleicht." „Du weißt, dass du jederzeit zu mir kommen kannst, Honey, das ist doch Ehrensache. Ich werde dich nicht drängen, wenn du noch nicht reden willst." „Danke. Dein extravaganter Geschmack ist nach wie vor derselbe, oder?" „Natürlich. Du liegst mit dem Russischen Cappuccino vollkommen richtig - auch wenn ich im Dienst eigentlich nicht trinken darf, aber na ja....ein Schuss Wodka tut mir nicht weh." „Im Dienst? Erzähl mir doch nichts! Dein Job hat angefangen, dir richtig Spaß zu machen, habe ich nicht recht? Du hast dein Herz an den Golden Butterfly verloren, wie so viele andere. Es wundert mich nicht. Versprich mir, dass du auf den Laden aufpasst - und auf die super Jungs dort, die meine Freunde sind. Ist es wahr, dass er angeblich im Club war?" „Der ‚Earl of Venice‘?" „‚Graf von Venedig‘? So nennt er sich?" „Ja, aber nur, um seine echte Nationalität zu verschleiern. Nein, er selbst war nicht im Butterfly, aber einer seiner Informanten. Seither bin ich dort, aber es ist in der Zwischenzeit nicht das geringste passiert. Dabei hätte ich den Kerl so gerne endlich geschnappt! Einen Juwelendieb von seiner Größenordnung zu fangen, wäre einfach fantastisch....aber er spielt mit sämtlichen Polizisten der Welt Katz und Maus. Er ist die Katze." Sie betrachtete ihn versonnen und ein ungutes Gefühl beschlich sie. Irgendwie schien es ihr plötzlich, als braue sich über dem Goldenen Schmetterling eine Katastrophe zusammen.... Es war Abend geworden und Yami war diesmal als Kellner in der Bar eingeteilt, was für ihn das Lederoutfit mit dem Brustschlitz im Oberteil bedeutete. Die heißen Blicke, die manch ein Besucher auf ihm ruhen ließ, ignorierte er gekonnt - bis er erstaunt in zwei goldene Augen starrte, die ihm seit gestern ziemlich vertraut waren. „Kawasaki-san! Sie hier? Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns so bald wiedersehen würden. Wollen Sie etwa Ihren Schadensersatz eintreiben? Ich habe doch gesagt, ich zahle nächste Woche!" Dartz, elegant bis in die Fußspitzen in seinem türkisblauen Anzug, lächelte charmant und erwiderte: „Aber nein, Muto-san. Ich bin hier, weil ich Sie mal während Ihrer Arbeit treffen wollte, ganz einfach." »Und nebenbei würdest du ihn am liebsten vernaschen!« bemerkte eine kleine, lästige Stimme in seinem Unterbewusstsein und der Millionär verschluckte sich vor Schreck an seinem Atem. Ohne Kommentar schenkte ihm der Bunthaarige ein Glas Wasser ein und er ergriff es dankbar, um den Kloß in seinem Hals hinunterzuschlucken. „Um mich bei der Arbeit anzutreffen, ja? Wenn Sie schon versuchen, Ihre Anmache zu kaschieren, hätten Sie sich was Überzeugenderes ausdenken können." »Aber echt, der Meinung bin ich auch!« »WER HAT DICH GEFRAGT?!?!« »Niemand, leider. Diese grausame Welt straft arme, fleißige Gewissen wie mich mit Respektlosigkeit und Nichtachtung! *heul*« »Das ist der falsche Zeitpunkt, um in Selbstmitleid zu versinken!! Ich bin gerade dabei, einen Flirt in Gang zu setzen, also verzieh dich!« »Dartz-Schätzchen, so megageil der Typ auch ist, er ist vergeben!! VERGEBEN, hast du kapiert?! Soll ich es für dich aufschreiben???« »Halt die Klappe!« »Du vergisst deine gute Erziehung, Dartzy!« »Welche gute Erziehung? Und nenn mich nicht „Dartzy"!!!« »Welche gute Erzieh....? Kein übles Argument....Dartzy! *grins*« »Ich hasse dich.« »Ganz was Neues....« „Yami, hier ist der neue Satz Cocktailgläser, die ich dir bringen sollte....SIE?!?!" Der Geschäftsmann drehte sich um und sah sich dem Weißhaarigen gegenüber, den er in seinem Gedächtnis unter „störende Nebenerscheinung" abgespeichert hatte. Insgeheim musste er sich eingestehen, dass dieser Kerl durchaus attraktiv war, zumal er ebenfalls in die schwarze Lederkluft gehüllt war, allerdings besetzte er den Posten des Barkeepers, nicht die eines Kellners. „Was wollen Sie denn hier? Ihre Visage hat mir schon nach dem ersten Mal gereicht!" „Sind Sie immer so unhöflich zu Gästen?" „Nein, nur zu denen, die sich unter dem Deckmantel des Gastes anmaßen, meinen Lebensgefährten anzubaggern!" „Ach ja, ich vergass....wie war doch gleich noch mal Ihr Name?" „Cain Bakura. Es wundert mich gar nicht, dass ein reicher Pinkel wie Sie sich nicht die Mühe macht, sich den Namen eines einfachen Angestellten zu merken, Kawasaki!" Er ließ das Anredesuffix „-san" ohne Zweifel mit Absicht weg und Dartz zwang sich zur Ruhe. Wenn man beobachtete, wie sich die beiden Männer anlächelten, hätte man meinen können, sie lachten über einen privaten Scherz. Die Atmosphäre hingegen war spürbar angespannt und sprühte Funken. Der HH erfasste die Situation mit einem Blick und befahl: „Darling, du hast keine Zeit! Dein Auftritt ist in fünfzehn Minuten und du trödelst! Zieh dich endlich um, los! Und danke für die Gläser." Er hob den Karton auf und trug ihn zum Tresen, wo er damit begann, die buntgefärbten Gläser in die Regale einzuordnen. Bakura murmelte etwas Unfeines und trollte sich in Richtung Umkleide davon. „Er....tritt hier auf? In der Bar?" „Ja, das ist oft so. Solange im Theater keine Shows laufen, gibt es immer mal wieder in der Bar kleine Vorführungen. Sie dürfen gerne zuschauen, für die Einlagen in der Bar müssen Sie nicht bezahlen." Er gehorchte und suchte sich einen Sitzplatz. Der Bunthaarige drehte das Licht im Raum herunter und die Aufmerksamkeit des Publikums wandte sich der Bühne zu, deren kleine Scheinwerfer sie nur matt erleuchteten. Der purpurrote Vorhang öffnete sich und man konnte Cain sehen, der in einem hautengen schwarzen Ganzkörperanzug, der auf der Brust mit einem silbernen Totenkopf bestickt war, an einem Tisch sass, die Szenerie war wie die eines verschwiegenen Lokals gestaltet. Ihm gegenüber hockte Varon und die beiden stellten offensichtlich ein Paar dar, als plötzlich von der linken Seite der Bühne Tristan herein marschiert kam und sich frech dazugesellte. Die Musik wurde eingespielt. BAKURA: „I would take ten steps back If I were you Next time you see my man Don‘t make me have to tell you again When it comes to him Boy, I'm not playing!" Tristan sprach jetzt flüsternd mit Varon, sie lachten zusammen und Cain verzog angesäuert den Mund. Er machte insgesamt ein Gesicht, als würde er dem armen Tris jede Sekunde den Kopf abreißen und Dartz ahnte mit Schrecken, dass es unklug war, einen Mann von dieser Wesensart herauszufordern, denn er war genau wie Yami: stolz, arrogant, unverschämt - und gefährlich. Gemäß der Handlung des Songs unterbrach der Weißhaarige das Gespräch und bat den Rivalen, mit nach draußen zu kommen, was sie anzeigten, indem sie die Bühne verließen. BAKURA: „Hello boy, how you doin‘ Heard you‘re callin‘ and pursuin‘ My new boyfriend But I wouldn‘t do it Just a little advice from me to you Can call it what you want to Just a threat but just don‘t be fooled I‘ll come show you what I will do So you‘ll know I‘m tellin‘ the truth! I predict a beatdown In your future If you keep on going on like you do You can try me if you want to But your whole crew Can not save you! I would take ten steps back If I were you Next time you see my man Don‘t make me have to tell you again When it comes to him Boy, I'm not playing! I would take ten steps back If I were you Next time you see my man Don‘t make me have to tell you again When it comes to him Boy, I'm not playing!" Tristan schien die eindeutige Warnung, sich ab jetzt von Varon fernzuhalten, verstanden zu haben und so trennten sie sich. Der Vorhang schloss sich und wurde nach fünf Minuten wieder aufgezogen, um eine neue Szene einzuleiten. Diesmal war das Paar in einem Park und ging spazieren, bis Mr. Taylor unvermeidlicherweise erneut die Bildfläche betrat und ungeniert mit seinem Auserwählten flirtete und so tat, als wäre Cain gar nicht anwesend. Dieser biss sich auf die Lippen und tippte ihm schließlich hart auf die Schulter. BAKURA: „If he wants you you can have him But I doubt it So go ahead then Cuz I hold him tight in my hand So come get him if you can Boy you keep Testing my patience With your pages When I‘m with him I can‘t take it You disrespect and I won‘t tell you this again: I predict a beatdown In your future If you keep on going on like you do You can try me if you want to But your whole crew Can not save you!" Duke, Shadi, Naruto und Sasuke, die in engen Jeans und schwarzen Tank Tops die übrigen Besucher des Parks markiert hatten, standen von ihren provisorischen Sitzbänken auf und verfielen gemeinsam mit Bakura in eine Choreographie für den Refrain, den der Zwanzigjährige mit auffallender Intensität sang. BAKURA: „I would take ten steps back If I were you Next time you see my man Don‘t make me have to tell you again When it comes to him Boy, I'm not playing! I would take ten steps back If I were you Next time you see my man Don‘t make me have to tell you again When it comes to him Boy, I'm not playing!" Die geschmeidigen Bewegungen der Tänzergruppe endeten abrupt und Cain näherte sich langsam seinem Widersacher, der ihn argwöhnisch musterte. Dank des Mikros an seinem Anzug konnte man die nächsten Worte, die er an Tristan richtete, ausgezeichnet hören, obwohl er natürlich vorgab, nur zu flüstern, um die Spannung zwischen den beiden Männern klarzumachen und Dartz fühlte sich plötzlich sehr unbehaglich. Unwillkürlich übersetzte er in Gedanken den englischen Text und begriff. BAKURA: „Just take this as a warning Keep you distance From my boyfriend Unless you wanna go To war with me You‘re not ready Please believe!" Er schob den erschrockenen Brünetten zur Seite und verließ synchron mit seinen Tänzern die Bühne, um direkt vor den Zuschauern zu tanzen. Während die vier Burschen brav im Zwischenraum zwischen Bühne und Publikum verblieben und ihre Beine schwangen, näherte sich der Weißhaarige dem Tisch, an dem der Schmuckhändler Platz genommen hatte. Ein letztes Mal folgte der Refrain. BAKURA: „I would take ten steps back If I were you Next time you see my man Don‘t make me have to tell you again When it comes to him Boy, I'm not playing! Ten steps back If I were you Next time you see my man Don‘t make me have to tell you again When it comes to him Boy, I'm not playing! I would take ten steps back If I were you Next time you see my man Don‘t make me have to tell you again When it comes to him Boy, I'm not playing! Ten steps back!!" Er stemmte eine Hand in die Hüfte und streckte die andere aus, zur Faust geballt. Damit war die kleine Showeinlage beendet und die entzückten Gäste klatschten begeistert. Dartz applaudierte auch, aber mehr mechanisch, weil er sich durchaus bewusst war, wie sehr das eben Dargestellte seiner momentanen Lage ähnelte. Mr. Bakura hatte seine Meinung ihm gegenüber einwandfrei klar geäußert, anhand des Liedes: „Nimm das als eine Warnung. Bleib bei meinem Freund auf Distanz. Es sei denn, du willst dich mit mir anlegen. Du bist nicht bereit dafür, glaube mir. Wenn ich du wäre, ginge ich zehn Schritte rückwärts, wenn du meinen Mann das nächste Mal siehst. Bring mich nicht dazu, es dir nochmal zu sagen. Wenn es um ihn geht, Junge, mache ich keine Spielchen!" Zehn Schritte rückwärts.... Dartz: Im Ernst, Autumn - du wirst zulassen, dass dieser Verrückte mich umbringt, oder?! Autumn *zu Bakura rüberschiel, der eine Kreissäge anwirft*: Nicht doch, Dartzy...wie kommst du denn darauf? *scheinheilig grins* Dartz: Ich werde als Dartz-Gulasch enden...und nenn mich nicht 'Dartzy'!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)