Golden Butterfly von Autumn (KAPITEL 44 & 45 SIND ON!!) ================================================================================ Kapitel 27: Lose My Breath -------------------------- Ja, es geht weiter! In diesem Kappi dreht es sich mal um Allister und Varon (ach ja: Der Charakterguide ist überarbeitet! Wer reinschauen will...). Und falls sich jemand fragt, warum ich Varon mit Marko zusammengesteckt habe (was vermutlich einige tun): das war Absicht. Ich wollte auch für Varon und Allister eine "Problemsituation" schaffen, d. h. irgendeinen Grund, der verhindert, dass sie sofort zusammenkommen können. Also hab ich beschlossen, dass "Alli" erst einmal unglücklich verliebt zu sein hat, weil Varon vergeben ist. Als ich dann überlegt habe, wen ich kurzfristig mit Varon zusammentun könnte, ohne dass die Leser der betreffenden Person zu lange nachweinen (wenn es denn nun ein beliebterer Charakter gewesen wäre oder einer, der in Yu-Gi-Oh doch stärker in Szene tritt), habe ich mich für Marko entschieden. (Zur sonstigen Auswahl standen nur noch Raphael und Siegfried, aber Siggi wird anders verarbeitet - und Raphael....also nee, der könnte höchstens sowas wie ein älterer Bruder für Varon sein), weil er nicht schlecht aussieht und nett ist, er wäre (wenn auch als von mir "vorübergehend" eingeplanter) Boyfriend immerhin akzeptabel. Soviel dazu. Was die Adult-Kapitel angeht, sage ich hier nochmal: Wer sie lesen will, kann auf www.fanfiktion.de nachschauen, da ist die FF auch zu finden! Und nun viel Spaß beim Lesen!^^ Kapitel 27: Lose My Breath "Nach....Amerika?" wiederholte Varon stockend, als hätte er seinen festen Freund Marko nicht richtig verstanden. "Das ist doch ein Scherz?" "Nein. Aber dieser Herr aus den USA, der neulich bei meiner Delphin-Show im Publikum sass, ist selbst Besitzer eines riesigen Aquariums und hat mir das Angebot gemacht, mit ihm in die Staaten überzusiedeln. Das ist die Chance, der Durchbruch, auf den ich immer gewartet habe! Du weißt, wie lange ich schon davon träume, nach Amerika zu gehen!" Marko zwirbelte eine Strähne seines dunkelblauen Haares und sah zu dem Brünetten hinüber, der noch immer wie erschlagen in seinem Sessel hockte. Eine steile Falte hatte sich in seine Stirn gegraben und sein Mund war zu einer harten Linie zusammengepresst. Schließlich fragte er flüsternd: "Ist das der Grund, weshalb....du dich von mir trennen willst?" "Ja. Dir ist doch klar, dass eine Beziehung auf eine solche Entfernung niemals funktionieren kann. Wir würden uns unweigerlich voneinander entfremden und uns allerhöchstens noch zu meinem Urlaub sehen. Nein. Wenn es schon enden muss, dann nicht so." "Aber Marko, ich....könntest du nicht doch bleiben?" "Das ist ausgeschlossen." "Aber...." "Was ist? Ärgerst du dich, weil mein Wunsch, mir meinen Traum zu erfüllen, größer ist als meine Liebe zu dir? In welcher Welt lebst du eigentlich, Varon? So eine überirdische Liebe gibt es nicht, die findest du nur in Romanen!" "Ich könnte dich auch begleiten, oder nicht?" "Du willst deine Heimat verlassen, deine Freunde, deine dir vertraute Umgebung, um in einem Land zu leben, dem du nur mir zuliebe etwas abgewinnen konntest? Sei nicht albern! Du würdest dort niemals glücklich werden, dazu bist du viel zu sehr mit Domino City verhaftet. Ich reise nächste Woche ab. Bitte versteh meine Entscheidung. Eine solche Chance kommt mit Sicherheit nie wieder! Wirst du mich am Flughafen verabschieden?" Varon zwang sich zu einem Lächeln und blinzelte seine Tränen fort, ehe er Marko umarmte und schließlich nickte. Danach geleitete er ihn zur Tür und drückte ihm noch einen süßen Kuss auf die Lippen; vermutlich den letzten. Als die Schritte des anderen verklungen waren, blickte der Zwanzigjährige sich in seinem Apartment um und entdeckte das Bild von Marko auf der Wohnzimmerkommode. Aufseufzend klappte er es um, um das verwegene und dennoch attraktive Antlitz nicht länger betrachten zu müssen. Er konnte sich seinem Traum nicht in den Weg stellen und das würde er auch nicht tun. So schwer es ihm im Moment auch schien, er musste sich von ihm verabschieden....mit den gleichen Worten, die er damals nach ihrer ersten Verabredung zu ihm gesagt hatte: "Halten Sie die Ohren steif und lassen Sie sich von niemandem Ihre gute Laune verderben! Sie haben Durchhaltevermögen und schaffen bestimmt alles! Bis irgendwann, Tsunami-san." Tja - nur diesmal würde er ihn mit "du" anreden und aus dem "Bis irgendwann" würde ein "Lebewohl" werden. Seine blauen Augen glitten zu der Uhr hinüber, die neben der Fotografie stand; sie zeigte sechs Uhr abends, die Zeit, wenn der "Golden Butterfly" öffnete. Joey Wheeler, der Besitzer des Nachtclubs, war für vierzehn Tage mit seinem Lebensgefährten in Urlaub gefahren und hatte den Schmetterling für diese Dauer geschlossen. Heute jedoch würde er wieder seine Flügel aufschlagen und Varon freute sich darüber, denn das würde ihm ein wenig Ablenkung von seinem Kummer verschaffen. Vielleicht konnte er auch mit seinem Kumpel Allister ein, zwei Worte wechseln, denn auf dessen Rat und Verständnis konnte er immer bauen. Er schwang sich zu einer kurzen Dusche ins Bad, wählte als Garderobe eine enge schwarze Hose und ein körperbetonendes blaues T-Shirt, von dem er die obersten drei Knöpfe offenließ, sodass man(n) eine gute Sicht auf seine gebräunte Haut und den Ansatz des Brustbeins hatte, fuhr sich abschließend mit einer Bürste durch sein dichtes braunes Haar und komplettierte sein Outfit mit einer goldenen Kette, deren Anhänger ein Wolfskopf war. Er schnappte sich seinen Schlüssel und seinen Motorradhelm, eilte auf den Parkplatz, der zum Haus gehörte, und ließ den Motor seiner Maschine aufheulen. Im Goldenen Schmetterling herrschte eitel Sonnenschein. Cain hatte selbstredend nicht widerstehen können, eine seiner üblichen indiskreten Fragen zu stellen und hatte Seto und Joey gnadenlos nach intimen Details ausgequetscht, bis Yami ihm ein neues Sex-Verbot androhte, was den Weißhaarigen sofort kurierte. Yugi und Ryo hatten endlich, zur Begeisterung ihrer beiden Brüder, öffentlich verkündet, dass sie jetzt ein Paar waren und Mokuba hatte ihnen zur Gratulation Pralinen in einer herzförmigen Schachtel geschenkt. Der alte und beliebte Rhythmus aus Musik, Sinnlichkeit, luxuriöser Atmosphäre, Unterhaltung und Amüsement nahm die Menschen, die den Club besuchten, rasch wieder gefangen - mindestens so rasch wie jene, die dort arbeiteten und für das leibliche und geistige Wohl der Gäste sorgten. Varon erreichte sein Ziel gegen Viertel nach sechs und begrüßte den jungen Mann, der nun den Posten des Türstehers inne hatte. "Hallo Shadi! Na, wie läuft das Geschäft?" "Hi, Varon! Was für eine Frage! Es läuft super, wie immer! Falls du Allister suchst, der ist im zweiten Stock, im Theater. Die erste Vorstellung von ,Love and Blood' beginnt in einer Dreiviertelstunde, deshalb dürfte er jetzt schon oben sein, um alles für das Make-up und die Kostüme vorzubereiten." "Wird denn die Vampirstory noch lange gezeigt werden?" "Diesen Monat noch, dann wird sie abgelöst von einer anderen Show. Serenity schreibt sich schon die Hände heiß für das neue Stück und ihre Freundin Tea kritzelt den lieben langen Tag nichts anderes als Choreographien. In den kommenden Wochen werden sie wohl damit fertig werden. Sicher haben sie als Basis wieder irgendein bekanntes Musical ausgewählt - ich bin jedenfalls gespannt! Vor allen Dingen, da ich bei dieser Gelegenheit auch in die Planung der Besetzungsliste mit aufgenommen werde....und wenn ich nur im Chor mitsinge, ich will endlich an einer großen Show beteiligt sein!" "Das kann ich verstehen! Ich bin auch neugierig. Hoffentlich kriege ich Ermäßigung auf meine Eintrittskarte!" "Träum weiter! Es sei denn, Tristan läßt sich dazu breitschlagen, dir eine zu schenken!" Varon grinste, ließ sich von Shadi die Tür aufhalten und schlüpfte in das Foyer des Clubs. Wenn er nicht genau gewusst hätte, dass das hier ein Amüsierschuppen war, man hätte es auf den ersten Blick für ein Hotel halten können, noch dazu mit dieser Eingangshalle. Es gab gemütliche Sitzgruppen für die Kunden, die für eine Weile ihre Ruhe genießen wollten oder irgendwelche wichtigen Dinge zu besprechen hatten; auch die Garderobe und die Toiletten, die zum Restaurant-Bereich zählten, waren hier anzutreffen. Des weiteren waren vier hübsch ausgestattete Telefonräumchen Bestandteil der Einrichtung, ebenso wie eine Art Rezeption, außer dass in diesem Fall natürlich keine Schlüsselwand vorhanden war. Nein, diese Rezeption diente dazu, Reservierungen telefonischer und persönlicher Natur entgegenzunehmen und einzutragen, sowie Fragen der Gäste zu beantworten. Wie alle anderen Arbeiten im Butterfly wurde auch die der beiden "Lobby-Boys" (so genannt, weil sie in der Lobby des Clubs eingesetzt wurden) monatlich vergeben, und so erstaunte es den Brünetten nicht sonderlich, Mokuba und Yugi dort vorzufinden. "Hi, ihr beiden! Alles okay?" "Hi Varon! Ja, alles prima!" antwortete Yugi ihm strahlend und der Schwarzhaarige zwinkerte ihrem Stammgast verschwörerisch zu. "Rate mal, wer endlich offiziell mit Ryo zusammen ist!" gluckste er vergnügt, was ihm einen niederschmetternden Blick seines Schulfreundes einbrachte, der schließlich in eine sichtbare Röte überwechselte, als Varon bedeutungsvoll grinste. "Ist ja klasse! Meinen Respekt, Yugi - wurde auch Zeit, dass ihr beiden euch kriegt!" "Wie, wurde auch Zeit? Soll das heißen, du wusstest, dass ich in Ryo....?!" "....dass du in Ryo verknallt bist? Ich gehe jede Wette mit dir ein, dass der ganze Club das weiß! Es war immer total süß, wie ihr euch angehimmelt habt! Und wie läuft's mit dir und Noah, Mokuba?" Der Vierzehnjährige errötete nun ebenso sehr wie der Bunthaarige vorhin und senkte beschämt den Kopf. Dass er einiges für seinen Klassenkameraden übrig hatte und man getrost von intensiveren als bloß freundschaftlichen Gefühlen sprechen durfte, war ein gut gehütetes Geheimnis - folglich wusste das halbe Personal Bescheid. Ehe er allerdings antworten konnte, klingelte das Telefon an seinem Platz und er hob ab. "Hier ist der Golden Butterfly, Lobby-Boy Mokuba Kaiba am Apparat. Was kann ich für Sie tun? Gräfin Sayaka, Sie sind es! Einen Tisch im Restaurant wollen Sie? Morgen abend ab sechs Uhr...." Er kramte unter dem Tresen der Rezeption nach dem Reservierungsbuch und schlug es auf. Er fand den gewünschten Termin und sagte: "Tut mir leid, von sechs bis acht ist das Restaurant voll besetzt, Tischbestellung völlig zwecklos. Ab viertel nach acht wären drei Tische zu haben - die Nummer 18 gegenüber der Tanzfläche, die 32 am Südfenster und die 39 neben der Säule des zweiten Torbogens. Sie wollen die 32? Ab viertel nach acht? Wunderbar. Kann ich sonst noch was für Sie tun, Gräfin? Nein? Gut, dann teilen Sie mir bitte noch mit, wie viele Personen, Sie eingeschlossen, kommen werden. Ich frage wegen der Zahl der Gedecke. Zu dritt? Okay. Ich lese Ihnen vor, was ich notiert habe: Reservierung für Gräfin Sayaka: Restaurant, Tisch 32. Uhrzeit: 20 Uhr 15. Personen: 3. War es das?" Während Mokuba noch ein wenig Small-Talk mit ihrem adeligen Gast führte, läutete auch das Telefon auf Yugis Seite und der Fünfzehnjährige nahm den Hörer ab. "Hier ist der Golden Butterfly, Lobby-Boy Yugi Muto am Apparat. Raphael-san, Sie? Guten Abend! Wie geht es Michael-san? Stürmisch wie eh und je? Dann muss es ihm blendend gehen! Eine Reservierung für die Bar am Donnerstag....ab zehn Uhr? Da hab ich nur noch einen einzigen Tisch frei, in der Nähe der Bühne. Egal? Kommen Sie allein? Wie? Ach so, ich verstehe. Also: Reservierung für Raphael McCure: Bar, Tisch 17. Uhrzeit: 22 Uhr. Personen: 2. Und wehe, Sie bringen einen Ihrer üblichen Überraschungsgäste mit!" Varon schmunzelte und trollte sich in Richtung Theater davon. Im Gegensatz zu den meisten Kunden benutzte er die Treppe anstatt einen der drei Aufzüge, denn selbst das Treppenhaus war exklusiv gestaltet, mit rotem, goldbesticktem Teppichboden und stimmungsvollen Bildern an den Wänden, und diese Ausstattung sah er sich gerne an. Im zweiten Stock des Nachtclubs, wo das Theater untergebracht war, hatten sich bereits einige Gäste versammelt und ihre Mäntel an den einzelnen Garderoben abgegeben, die Türen zu den verschiedenen Sitzrängen waren jedoch noch geschlossen. Der Motorradfahrer suchte die Tür mit der Aufschrift "Darsteller und Backstage-Crew" und schlüpfte unbemerkt von den Umstehenden hindurch. Auf der anderen Seite begrüßte ihn eine bunte und ein wenig chaotisch anmutende Welt. Er befand sich jetzt hinter der großen Bühne mit ihren drei Ausläufern ins Publikum, und dort reihte sich Frisiertisch an Frisiertisch, Spiegel an Spiegel und Make-up-Wägelchen an Make-up-Wägelchen. An beiden Seiten dieser Kosmetik- und Hairstyling-Straße begannen die Korridore, die in die Umkleiden der jeweiligen Schauspieler hinüberführten. Die Ensemble-Mitglieder hatten eine Mannschaftskabine, während die Hauptakteure ihren eigenen Raum besassen. Wo sie geschminkt und frisiert werden wollten, konnten sie sich aussuchen - entweder in ihren persönlichen vier Wänden oder außerhalb, in der "Schönheitsallee", wie dieser Bereich hinter der Bühne genannt wurde. Der Brünette sah sich nach Allister um und entdeckte ihn schließlich, wie er gerade sein Schminkköfferchen packte und im rechten Korridor verschwand. Er lief ihm hinterher und erreichte seinen Kumpel gerade, bevor dieser an Tristans Garderobentür klopfen wollte. "Hallo Varon!" rief der Rothaarige überrascht aus. "Was machst du hier? Bist du heute mit Marko zusammen unter den Zuschauern? Aber du hast ,Love and Blood' doch schon zweimal gesehen!" "Nein, ich....ich bin allein hier. Marko....Marko geht nach Amerika." "....Entschuldige. Ich habe verstanden, Marko ginge nach Amerika." "Genau das habe ich gesagt." "Was? Aber warum so plötzlich?!" "So plötzlich ist das gar nicht. Du weißt doch sicher, dass seine Delphinshow ein absoluter Erfolg geworden ist, sowohl für sein Aquarium als auch für das meeresbiologische Institut, das das Aquarium erbauen ließ. Und nun ist seine Show einem amerikanischen Unterwasser-Entertainer aufgefallen. Tja - den Rest kannst du dir denken...." "Hm. Es war schon immer Markos Traum, eines Tages in die Staaten zu reisen und dort groß rauszukommen....das ist die Chance seines Lebens! Und wie so oft in diesem Fall, eine einmalige Chance....Deshalb hat er sich von dir getrennt, richtig?" "Woher weißt du das?" "Es hat genügt, dich anzusehen, um es zu erraten. Außerdem, weswegen solltest du sonst hier sein? Du brauchst meinen fachmännischen Rat und ein bisschen Trost, neh?" "Du hast mich durchschaut!" "Wie immer. Aber ich muss Tris schminken, bevor ich Pause machen kann. Oder willst du zusehen? Tris ist ein Freund, du störst ihn bestimmt nicht." "In Ordnung!" Allister klopfte endlich an und ein volltönendes "Herein!" erklang. Tristan lächelte, als er Varon erkannte und er begrüßte ihn mit einem Handschlag, während der Chef der Club-Visagisten und Haarkünstler sein Köfferchen auspackte und die nötigen Utensilien heraus räumte, um den anderen in Professor Tybalt zu verwandeln. "Warum so eine regensaure Miene, he? Was ist los mit dir?" "Marko hat Schluss gemacht. Er wird in die USA umsiedeln." "Willst du mich verscheißern?" "Leider nein." "Auch wenn es ihm wirklich viel Spaß macht, dich zu verarschen, Tris!" "Kümmere du dich um deine Wimperntusche, Alli!" "Nenn mich nicht ,Alli', verdammt noch mal!" "Alli? Das klingt wie ein neuer Spitzname von Peggy!" "Du hast es erfasst!" Der Rothaarige dunkelte die Wimpern des Jüngeren nach, der geduldig auf seinem Stuhl sass, und seufzte resigniert: "Nachdem ich ihm verklickert habe, dass ich es satt hätte, ständig mit ,Allister-Schätzchen' angeredet zu werden, ist er zu ,Alli' übergegangen. Und das ist noch schlimmer!" "Marko will Domino City wirklich verlassen? Das ist ja ein Ding! Wann fährt er ab?" "Nächste Woche. Die Sache ist schon entschieden. Ich kann es ihm schlecht verbieten, sich seinen größten Traum zu erfüllen, und er hat recht, wenn er sagt, dass Liebe auf Distanz nicht funktionieren kann....trotzdem....tut es so weh....!" Tristan betrachtete sein fertiggeschminktes Konterfei im Spiegel und erklärte: "Hör mal, Kumpel - ich habe heute zwei Vorstellungen, aber danach habe ich frei. Sollen wir drei mal wieder einen Motorradabend machen? Unser letzter gemeinsamer Ausflug liegt ohnehin schon eine ganze Weile zurück. Was meint ihr? Auf unseren Maschinen durch die Straßen flitzen, ein Rennen fahren, ein paar Bier, Zigaretten und ein Gespräch unter schwulen Bikern über den altbekannten Liebesfrust. Geteiltes Leid ist halbes Leid, wie man so schön sagt. Nun?" "Liebesfrust?" erkundigte sich der 21jährige Styling-Spezialist in neckendem Tonfall. "Wieso denn das? Hast du etwa auch Probleme?" "Das erzähle ich euch später, okay? Und du tu bloß nicht so - du bist auch nicht gerade mega-glücklich, oder?" "Halt den Mund, Tris!!" zischte Allister erschrocken, denn er fühlte sich ertappt. Hatte sein Freund also doch gemerkt, was los war....Er biss sich auf die Lippen und fuhr mit einer harten Bürste durch das gelgetränkte Haar des Brünetten, bis diesem von der Anstrengung, dagegenzuhalten, die Halsmuskeln schmerzten. "AUA!!! He, ist ja gut, ich halte die Klappe, wenn du damit aufhörst, mir das Genick zu brechen!!!" "Genau das wollte ich hören! Ich nehme den Vorschlag jedenfalls an - und du, Varon?" "Ich auch. Es geht nichts über echte Freunde, wenn man Liebeskummer hat....davon abgesehen, dass die ,Shadow Wolves' schon lange nicht mehr gemeinsam unterwegs waren." Mit diesen Worten deutete er auf die Kette mit dem Wolfskopfanhänger, das äußere Zeichen aller Mitglieder der ,Shadow Wolves'-Gruppe. Allister, Tristan und er gehörten zum selben Motocross-Verein und kannten sich schon seit ein paar Jahren. Zusammen hatten sie eine Biker-Verbindung für Homosexuelle gegründet, von denen es innerhalb des Vereins mehrere gab, ähnlich wie Studenten-Verbindungen an der Universität. Die meisten anderen Motorradfahrer heterosexueller Natur sparten zwar nicht an abfälligen Bemerkungen oder blöden Sprüchen, aber da die "Shadow Wolves" geschlossen als Gruppe und Gemeinschaft auftraten, hielt sich das ganze in Grenzen. So kam es, dass die drei jungen Männer nach den zwei Abendvorstellungen im Club auf ihren Maschinen durch die Dunkelheit rauschten und in einer abgelegenen Kneipe abstiegen, die gerne von Bikern aufgesucht wurde. Sie hieß "Smoky Engines" (Rauchende Motoren) und der Besitzer war ein jovialer, aber freundlicher und herzensguter Schwuler Mitte Vierzig, der die Bar mit seinem Lebensgefährten betrieb und immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Probleme seiner Kunden hatte. Sein richtiger Name war kaum jemandem geläufig, denn in der Regel wurde er einfach "Master T" genannt ("Tie" ausgesprochen, ja? Englisch halt). Er schmiss für die Jungs eine Runde Martini und während er die Kunden an seinem Tresen weiterbediente, Cocktails mixte oder die Gläser auswischte, lauschte er mit einem Ohr der Unterhaltung am Tisch in seiner Nähe, um notfalls mit einem Ratschlag aufwarten zu können. Allister zündete sich eine Zigarette an, nahm einen Zug und lehnte sich lässig in dem geschmackvollen Sitzmöbel zurück. "Also, schieß los, Tris - was drückt dir denn das Herz ab?" "Erinnert ihr euch noch an meinen Kumpel Spike?" "Spike? Du meinst Spike Hoshida? Der aus ,Spike and the Flying Cyclists'? Der Zweiräder-Akrobat, der mit seiner Truppe in den USA groß rausgekommen ist? Der vom Fleck weg entdeckt und engagiert wurde?" "Genau den meine ich." "Tja, in Amerika kannst du nun mal schneller eine steile Karriere hinlegen als bei uns....wie man ja auch an Marko sieht....Entschuldige, Varon...." "Nein, ist schon okay, du hast recht. Was ist mit Spike?" "Er ist wieder in Japan." "Was?! Seit wann?!" "Seit dem Festival. Er hat eine Tournee hinter sich und macht Urlaub in seinem Heimatland. Ich bin ihm begegnet und zwischen uns war bald die alte Vertrautheit und Freundschaft zurück, als wäre er nie fortgewesen....Ich habe mich wieder ab und zu mit ihm getroffen, wir sind was trinken gegangen und hatten unseren Spaß, wie Kumpel eben. Aber...." "....aber Duke ist nicht so begeistert davon, was?" "Du hast es erfasst, Alli!" "Nenn mich nicht so!!!! Da muss ich bloß an Peggy denken, davon kriege ich nur wieder Kopfschmerzen!!" "Das kann ich mir lebhaft vorstellen: Wenn mich jemand drei Stunden lang zu der Wirksamkeit von Gesichtsmasken aus Gurkenscheibchen zu bekehren versucht, würde ich auch Kopfschmerzen kriegen!" "Gurkenscheibchen????" "Varon, danke Gott, dass du als Gogo-Tänzer im Devil's Inn arbeitest und nicht bei uns, so bist du wenigstens Peggys Kosmetik-Vorlesungen nicht ausgesetzt! Tris übertreibt zwar maßlos, wenn er dir was von drei Stunden erzählt, aber wenn man's genau betrachtet....na ja, eine Dreiviertelstunde ist da durchaus drin. Er hat mir alles über die Vitamine und Nährstoffe in Gurken erzählt und wie sie sich auf die Haut übertragen und Fältchen glätten....zum Davonlaufen!" Der Zwanzigjährige grinste breit und wiegte nachdenklich den Kopf. "Jede Wette, dass Peggy da aus Erfahrung spricht! Bestimmt braucht er jeden Morgen vier Stunden im Badezimmer, um top gestylt seinen Tag beginnen zu können!" Tristan trank einen Schluck Martini und nickte zustimmend. "Ich bin allerdings der Ansicht, dass er nicht vier Stunden für sein Gesicht verwenden sollte, sondern lieber für seine Garderobe! Bei dem Geschmack fragt man sich doch, ob er morgens nicht einfach blindlings in den Schrank reingekracht ist und mit dem Zeug rauskam, was dabei zufällig an ihm hängen geblieben ist....hast du seine neuen Schuhe gesehen? Weiße Plateaus mit Schleifchen! Ich meine, wie schwul kann man sein?? Und dabei behauptet er immer, keine Tunte zu sein! Leute, ich weiß nicht....jedesmal, wenn ich ihn wieder in einem seiner abstrus-peinlichen Outfits sehe, möchte ich schreien ,Oh Herr, wirf ein Pfund Stilgefühl vom Himmel'! Es klappt nie...." "Du bist ganz schön boshaft." mahnte der Rothaarige mit drohend erhobenem Zeigefinger, doch sein freches Lächeln strafte den strengen Ton seiner Stimme Lügen. "Spiel nicht den Oberlehrer, wir lästern doch nur mal wieder ordentlich! Aber zurück zum Thema: Duke ist in der Tat nicht besonders glücklich über Spikes Erscheinen. Er nimmt es mir übel, dass ich so viel Zeit mit ihm verbringe, aber er fliegt in zwei Wochen in die USA zurück und bis dahin möchte ich eben einiges mit meinem Freund aus alten Zeiten unternehmen! Duke sagt, ich würde ihn vernachlässigen, aber ich empfinde das nicht so. Was soll ich tun?" "Tja, ganz offensichtlich ist unser lieber Duke eifersüchtig." "Eifersüchtig? Ach, sei doch nicht albern, Varon! Weshalb sollte er es denn sein? Spike und ich sind gute Kumpel, mehr nicht! Das müsste Duke wirklich selbst wissen, er sollte mir vertrauen und keine Gefühle vermuten, die nicht da sind!" "Für dich mag das einfach sein, Tris, aber Spike war schon immer scharf auf dich, und Duke spürt das natürlich. Selbst wenn er weiß, dass du nichts von ihm willst, bedeutet das nicht, dass das bei Spike genauso ist." erwiderte der Blauäugige mit Nachdruck und Allister fügte hinzu: "Nun schau nicht so erstaunt! Willst du mir etwa erzählen, du hättest nie gemerkt, wie Spike in Größenverhältnissen des Atlantischen Ozeans hinter dir her gesabbert hat? Du hast einen tollen Körper, leidenschaftliche Augen, ein gewinnendes Lächeln und einen süßen Po - da ist es kein Wunder, dass Spike dich haben wollte." "Ihr macht einen Scherz, oder?" "Eh....? Okay, diese Frage beweist eindeutig, dass du keinen Schimmer davon hattest, dass Spike hinter dir her war! Er. WAR. Es! Und er ist es noch! Vermutlich ist Duke deshalb so angesäuert. Wäre ich auch, wenn ich einen Boyfriend hätte, an den sich ständig ein anderer ranschmeißt." Tristan war in der Tat niedergeschmettert. Wenn die beiden recht hatten (und das stand zu befürchten), dann war sein Liebster nicht grundlos schlechtgelaunt, sobald er mit dem Motorrad-Artisten durch die Straßen flanierte. Für Duke musste das sehr persönlich und mitunter einen Grad zu intim gewirkt haben....wenn er so darüber nachdachte, fielen ihm diverse Blicke seines Kumpels ein, die ein gewisses Unbehagen in ihn ausgelöst hatten. Weil es fordernde, aufreizende Blicke gewesen waren. Blicke, die man einem Mann zuwirft, den man begehrt. Als ihm dies klar wurde, begriff er, wie sehr er den Schwarzhaarigen die vergangenen Tage über vor den Kopf gestoßen hatte und verfluchte seine Blindheit. "Was bin ich doch für ein Idiot!" murmelte er aus tiefstem Herzensgrund und als er bemerkte, wie Varon und Allister ihn verwirrt anstarrten, fuhr er fort: "....in dieser Angelegenheit, meine ich." Master T erschien in Folge dieser Äußerung an ihrem Tisch, schlug dem Brünetten ein wenig derb auf die Schulter und erklärte: "Lass dich nicht hängen, mein Junge! Du wirst schon einen Weg finden, dich mit deinem Schatz zu versöhnen! Es ist ganz normal, dass man sich in Liebesdingen meist etwas ungeschickt verhält, denn so ist das mit der Liebe: Sie reduziert einen auf das Niveau eines kompletten Idioten!" Bei diesen Worten warf er einen raschen, bezeichnenden Blick auf den Rothaarigen, der leicht zusammenzuckte. Ja, Master T war ein Mann mit viel Erfahrung und einem Gespür für die Gefühle seiner Mitmenschen. "Übrigens ist meine Karaoke-Anlage wieder repariert. Sie funktioniert wieder wie eine Eins! Wenn ihr Lust habt, der Musikraum steht zu eurer Verfügung!" Natürlich machte er dieses Angebot nicht ohne Hintergedanken, denn er wusste, dass der lebhafte Varon ein begeisterter Hobby-Sänger war und Karaoke genauso gern betrieb wie den Rennsport. Kaum hatte er also verkündet, dass die Anlage wieder in Ordnung sei, sassen Allister und Tristan allein am Tisch, der dritte im Bunde war längst durch den Korridor in das Musikzimmer gelaufen, wo Master T eine Karaoke-Bar in gemütlicher Kleinversion hatte einrichten lassen. Der Besitzer des "Smoky Engines" grinste und während der 21jährige ebenfalls davoneilte, zwinkerte er Tristan verschwörerisch zu. "Ich hoffe, dein Freund sucht sich ein sexy Lied aus. Er hat eine schöne Stimme und wird unserem Rotschopf vielleicht endlich genug einheizen, damit der über seinen Schatten springt!" "T, soll das heißen, Sie wissen, dass....?!" "Ich weiß auf jeden Fall, wie jemand aussieht, der unglücklich verliebt ist! Ihr drei gehört zu meinen Stammkunden und wenn man so lange miterlebt hat, wie jemand einer bestimmten Person glutvolle Blicke schenkt, ohne dass die betreffende Person es mitkriegen darf oder soll, ist es nicht schwer zu erraten, wie es um das Herz des anderen bestellt ist! Du bist doch Tänzer und Sänger von Beruf?" "Nun ja, hauptsächlich." "Gut. Dann such du das Lied aus. Und lass dir was Richtiges einfallen! Es muss sexy sein, vergiss das nicht!" Damit wurde der Braunhaarige in den Flur geschubst und betrat wenig später den schick eingerichteten Raum, wo Varon gerade seine Nase in das Songverzeichnis hing und nach einem Titel forschte, den er zum Besten geben könnte. "Ich habe einen Vorschlag", sagte Tristan, um das Vorhaben von Master T sofort in die Tat umzusetzen, "Warum singen wir drei nicht irgendetwas gemeinsam? Dafür brauchen wir nur einen etwas längeren Song, damit man die Strophen gut aufteilen kann." Mit flinken Fingern arbeitete er sich durch das Verzeichnis und hielt an bei "Destiny's Child: Lose my breath". Ein diabolisches Grinsen zog seine wohlgeformten Lippen auseinander; er schnappte sich ein Mikro und der Text wurde über den Bildschirm geschickt. Allister war nicht besonders angetan, nicht nur, weil er der Meinung war, nicht besonders ansprechend singen zu können, sondern auch wegen des Liedes. Es hatte, das war unbestreitbar, einen ziemlich erotischen Touch und er war sich nicht sicher, ob er das mit Varon an seiner Seite einfach so singen konnte, ohne furchtbar nervös zu werden. Doch viel Zeit zum Nachdenken blieb ihm nicht mehr, denn zwei der Sänger befanden sich bereits auf der Bühne. TRISTAN & VARON: "Can you keep up? Baby Boy Make me lose my breath Bring the noise Make me lose my breath Hit me hard Make me lose my hah hah Can you keep up? Baby Boy Make me lose my breath Bring the noise Make me lose my breath Hit me hard Make me lose my breath!" TRISTAN: "Ooo, I put it right there made it easy for you to get to Now you want to act like you don't know what to do After I done did everything that you asked me Grabbed you, grind you, liked you, tried you Move so fast Baby now I can't find you! Ooo, I'm starting to believe that I'm way too much for you All that talk but it seems you can't come through All them nights like you could satisfy me Now I see where believing you got me Gave you the wheel but you can't drive me!" Dass er in seinem Beruf viel mit Tanz und Musik zu tun hatte, war nicht nur an seiner ausgebildeten und volltönenden Stimme erkennbar, sondern auch an den geschmeidigen Bewegungen seines durchtrainierten Körpers. Sein Hüftschwung reichte nicht an den Joeys heran, aber er war agil und schwungvoll genug, um die Fantasie anzukurbeln, in welche Richtung auch immer. Aber es war nicht Tristan, den der Chef-Visagist des Golden Butterfly mit den Augen auffraß, sondern Varon, denn in seiner Position als Gogo-Tänzer verstand er sich gleichfalls ausgezeichnet darauf, sich sinnlich und ungemein erregend zu bewegen. Sein Becken schwang verführerisch hin und her und seine weiche, charismatische Stimme tat das übrige, um Allisters Hormone durcheinander zu wirbeln. TRISTAN & VARON: "Can you keep up? Baby Boy Make me lose my breath Bring the noise Make me lose my breath Hit me hard Make me lose my hah hah Can you keep up? Baby Boy Make me lose my breath Bring the noise Make me lose my breath Hit me hard Make me lose my breath!" VARON: "Ooo, two things I don't like when I'm trying to get my groove Is a partner who meets me only halfway I just can't prove Take me out so deep when you know you can't swim Need a lifeguard and I need protection To put it on me deep in the right direction! Do you understand the facts that I'm trying to give to you? You moving so slow like you just don't have a clue Didn't Mama teach you to give affection? I know the difference from a man and an adolescent Ain't your boo so get to stepping!" Der Rothaarige hatte seinen Blick fest auf die glühenden Lippen des Blauäugigen gerichtet; er verfolgte ihre perfekte Linie, ihre makellose Form und sah den feuchten Glanz auf diesem Werkzeug der Hingabe, die eine unbeschreibliche Hitze in ihm erzeugte. Insbesondere die Zeile "Hit me hard, make me lose my hah hah", wo statt des Textes einfach nur gekeucht wurde, war äußerst suggestiv, zumal es sich bei beiden Männern wirklich so anhörte, als wären sie tatsächlich in eine Art Liebesspiel verwickelt. Als professionelle Sänger bzw. Tänzer war es natürlich Teil ihrer Arbeit, der Stimme die verschiedensten Tonlagen zu verleihen, sei es ernst, verspielt oder erfüllt von sexuellen Untertönen, damit die vorgetragene Nummer authentisch und wie aus einem Guss wirkte. Dennoch konnte die Ausstrahlung schier überwältigend sein, wenn sie so echt war und der Visagist musste schlucken, je länger die heißen Hüften vor ihm kreisten. Unweigerlich malte er sich aus, wie es wohl sein mochte, Varon einmal im realen Leben im Bann des Verlangens zu beobachten. TRISTAN & VARON: "Can you keep up? Baby Boy Make me lose my breath Bring the noise Make me lose my breath Hit me hard Make me lose my hah hah Can you keep up? Baby Boy Make me lose my breath Bring the noise Make me lose my breath Hit me hard Make me lose my breath! Can you keep up? Baby Boy Make me lose my breath Bring the noise Make me lose my breath Hit me hard Make me lose my hah hah Can you keep up? Baby Boy Make me lose my breath Bring the noise Make me lose my breath Hit me hard Make me lose my breath!" Varon lächelte und rief: "Komm schon, mein Freund! Du musst auch mitsingen!" Doch sein Gegenüber schüttelte verneinend den Kopf. "Du weißt genau, dass von meiner Stimme allerhöchstens die Milch sauer wird!" "Jetzt rede doch nicht so einen Unsinn! Klar, du bist kein Caruso, aber das erwartet ja auch keiner! Sing für mich, bist du so lieb? Ich höre dir zumindest gerne zu, weil du gut singen kannst. Jeder, der was anderes behauptet, soll ohne Verzögerung vom Blitz getroffen werden!" "Die arme Bevölkerung von Domino City...." "Nun komm schon, Allister! Tu mir den Gefallen!" Er benutzte seine großen bittenden Hundeaugen und der Ältere wurde auch diesmal davon weich. Ach verflixt, diesen wunderschönen, flehenden Juwelen in der Farbe von Lapislazuli konnte man aber auch nichts abschlagen!! Er holte sich ein Mikro und fing an. ALLISTER: "If you can't make me say ooo Like the beat of this drum Why you ask for some, you ain't really want none If you can't make me say ooo Like the beat of this groove You don't have no business in this Here's your papers Baby you are dismissed!" ALLE: "Can you keep up? Baby Boy Make me lose my breath Bring the noise Make me lose my breath Hit me hard Make me lose my hah hah Can you keep up? Baby Boy Make me lose my breath Bring the noise Make me lose my breath Hit me hard Make me lose my breath! Can you keep up? Baby Boy Make me lose my breath Bring the noise Make me lose my breath Hit me hard Make me lose my hah, hah Can you keep up? Baby Boy Make me lose my breath Bring the noise Make me lose my breath Hit me hard Make me lose my breath!" "Ich weiß gar nicht, was du hast, Alli! Deine Stimme kann sich doch ehrlich hören lassen! Das muss eine komische Milch sein, die davon sauer wird!" lachte Tristan und umarmte den anderen vergnügt. Ihm war nicht entgangen, wie gebannt sein Freund von Varons Auftritt gewesen war und schmunzelte in sich hinein, da der besagte Gogo-Tänzer ein wenig rötlich um die Nase war und verdächtig schnell in die entgegengesetzte Richtung schaute, sobald der 21jährige sich zu ihm wandte. Auch wenn die Trennung von Marko noch frisch war, konnte der Brünette nicht leugnen, dass er seinen Kameraden immer schon überaus attraktiv gefunden hatte und das erotische Element des Refrains stürzte ihn in Verlegenheit, wenn er sich Allisters sündigen Mund in Erinnerung rief, von dem beim Keuchen sein heißer Atem perlte. "Du hast mich schon wieder ,Alli' genannt, Tris!! Wenn dir irgendetwas an deinem Leben liegt, hörst du noch in dieser Sekunde damit auf, oder ich sehe mich gezwungen, dich an mein Motorrad zu ketten und dich quer durch die ganze Stadt hinter mir herzuziehen!!" "Solltest du das nicht lieber mit Peggy machen, damit er dir keine Spitznamen mehr verpasst?" "Die verkappte Tunte lass ich bestimmt nicht an meine kostbare Maschine!" "Das ist ein Argument - außerdem könnten dabei Make-up-Flecken zurückbleiben!" "Bei den Tonnen an Schminke, die Peggy im Gesicht hat, würde das noch nicht einmal auffallen, wenn er sich was abreibt!" "Und wer ist jetzt boshaft??" "Ich bin nicht boshaft, ich lästere bloß!" "Ja - es lebe unser Schwulsein! Nein, im Ernst, wer kann denn sonst noch richtig lästern? Frauen und wir, die Homosexuellen, oder? Unsere geschliffenen Zungen sind ohnehin die einzige Möglichkeit, mit der wir es den oberschlauen Macho-Heten zeigen können! Mein Nachbar fällt leider genau in diese Kategorie!" "Der, der dich ständig mit ,Hi Schwuchtel' begrüßt?" "Richtig, dieser freundliche Mensch, Varon. Ihr wisst ja, dass ich ein Schwulen-Magazin abonniert habe, und vorgestern war es pünktlich in meinem Briefkasten, wie immer. Ich mache also freudestrahlend meine Post auf, sehe das Heft und klappe gleich mal das Poster des Monats-Prachtexemplars auf....da biegt mein hochgeschätzter Nachbar um die Ecke, auf seinem Arm seinen neurotischen, ewig kläffenden Zappelköter, das früheste Entwicklungsstadium eines Gossenpinschers, starrt mich an wie ein Gespenst, rülpst - sollte vielleicht das erste Wort dieses Neandertalers werden - und keift mich an, von wegen, was mir einfiele, meinen Schund in aller Öffentlichkeit zu betrachten. Da steht er also vor mir, dieser Prototyp einer Sake- und Hamburger-Entsorgungsmaschine, mit einem einzigen Schweißfleck als Oberhemd und ausgetretenen Latschen, und befördert mich und meine gesamten kranken und perversen Artgenossen, wie er sich auszudrücken beliebte, verbal in die Flammen der Höllengrube. Ich habe in aller Seelenruhe meine Zeitschrift zusammengefaltet und bin auf die Treppe zugesteuert, weil Mr. Fäkalsprache auf den Aufzug zu geschlurft ist. Bevor die Türen sich geschlossen haben, hat er mich noch gefragt, weshalb ich nicht auch den Fahrstuhl benutzen würde. Ich habe ihm geantwortet: ,Ich möchte es vermeiden, mit dem denkbar miesesten Beispiel eines Heteros zusammen gesehen zu werden!' Seitdem spricht er kein Wort mehr mit mir - und ich habe endlich meine Ruhe!" Seine zwei entzückten Zuhörer tauschten ein Grinsen, denn der Sarkasmus troff nur so aus dieser Erzählung. "Das hast du gut gemacht." meinte Allister anerkennend und zündete sich eine neue Zigarette an. "Dein Nachbar hat kein Recht, so über uns herzuziehen. Wir sind, was wir sind, und wir müssen dazu stehen, denn es zu verleugnen, macht einen nur unglücklich, weil man nicht man selbst sein kann. Also vergesst eines nicht, Jungs: Schwul ist cool!!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)