Die 4. Dimension ~ Das Ranmauniversum von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 5: Die Party -------------------- Klatsch. Eine Zeitung flog gegen die Tür eines großen Wohnhauses. Zwei alte Leute kamen heraus und hoben sie wütend auf. "Immer diese Jugend von heute,", sagte der Opa. Die Oma sah dem Jungen auf dem Fahrrad hinterher, der ihr neuer Postbote war. "Sie hätten den alten Knirps lassen sollen, der hatte mehr Respekt." Der respektlose Jugendliche auf dem Fahrrad drehte sich nach ihnen um, als hätte er sie gehört. Doch er lächelte ihnen nur zu. "So, ich bin gleich fertig, dann geht's ab zur Party!" Er war mit den Gedanken ganz wo anders... Die 4. Dimension, das Ranma-Universum Eine Ranma-Fanfiction von iLLuSia Disclaimer, Newbiewarnung sowie der Selfinsertalarm sind im 4. Kapitel nochmals nachzulesen. Ich hab keine Lust das jedes Mal hier rein zu kopieren, außerdem lest ihr das sowieso nicht. Chapter 5: Die Party Jimmy schmiss das Fahrrad in die Ecke, schaute nach, ob er alles erledigt hatte und verlies die Zeitungsfirma. Endlich hatte er Feierabend, nach drei mühevollen Stunden voller Ungeduld auf die verdiente Party. Es war heute auch sein erster Arbeitstag, das sollte gefeiert werden. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr fing er an zu rennen. "Oh Gott, schon neun Uhr!" Er huschte über die Straße und in Richtung des Tendo Dojo. Die anderen waren bestimmt schon fertig, und natürlich haben sie darauf bestanden, auf Jimmy zu warten. Kein Wunder auch, nach den zufälligen Begegnungen mit den brutalen Amazonen, die Jimmy in letzter Zeit hatte. Als er im Garten ankam, stand seine ,Schwester' Jessy schon wartend vor der Tür. "Du hast aber lange gebraucht", sagte sie vorwurfsvoll. "Ihr hättet doch nicht warten brauchen", antwortete er. "Seid ihr schon alle fertig?" "Fast. Ranma ist wieder nicht bereit mitzugehen." "Vorhin wollte er doch!", wunderte sich Jimmy. Sie hatten den ganzen Morgen versucht ihn zu überreden mitzukommen. Er meinte nur, es wäre Zeitverschwendung sich mit diesen sich ständig neu verliebenden kleinen Mädchen zu unterhalten, statt die Zeit sinnvoll zum Trainieren zu nutzen. Schließlich, nach einsetzen von Jessys hervorragenden Überredungskünsten, hatte er doch nachgegeben und sich bereit erklärt mitzukommen, was scheinbar doch nicht so lange hielt. "Wenn er nicht will, wird er an einem Seil hinterhergeschliffen! Ich rede mal mit ihm." Jimmy ging rein, schnappte sich ein paar Sachen und hüpfte kurz unter die Dusche. Er machte sich schnell fertig, zog das Hawaiihemd an, das er am Morgen zusammen mit Jessy gekauft hatte, legte seine Gewichte ab, die er andauernd zum Training herumschleppte, und ging in ihr Gästezimmer, wo Ranma auf dem Futon lag und mit grimmigen Gesichtsausdruck durch das Loch in der Wand schaute. Jimmy folgte seinem Blick interessiert. Dieses Loch war kaum dazu da, um frische Luft hereinzulassen, oder ähnlichem. Es entstand an diesem Morgen durch Genma, der die beiden Jungen durch die Wand in den Teich geworfen hat. "Was ist denn wieder los? Streit mit Akane?" "Pah! Dieses blöde Machoweib hat gesagt, es ist ihr vollkommen egal, ob ich mitkomme oder nicht, Hauptsache sie muss mich nicht ertragen." Ranma sah wütend nach unten zum Teich. "Und du hast mir erzählt, sie will unbedingt, dass ich mitkomme. Pf! Völliger Quatsch." Jimmy seufzte. "Hör auf grießgrämig hier herumzuliegen. Meinst du, ich würde dich anlügen?" Ranma drehte sich zu ihm um. "Und warum streitet sie es ab?" "Weil sie es nicht zugeben will. So ist sie halt, daran kann ich auch nichts ändern. Aber ich glaube schon, dass sie will, dass du mit ihr dorthin gehst." "MIT ihr auch noch? Pf!" Er drehte sich wieder um. "Vergiss es." Jimmy schaute gelangweilt in den Himmel. Das Wetter war immer noch schön, die Sonne schien und es gab kaum Wolken. "Worum habt ihr euch gestritten?" "Um Kleider!" "Kleider?" Ranma drehte sich wieder zu Jimmy. "Kleider. Dieses dumme Machoweib hat mich gefragt, was sie anziehen soll." "Und was hast du geantwortet?" "Ihren Gi." Jimmy guckte ihn an, als ob er gleich auf ihn losgehen wollte. Dann beherrschte er sich und klatschte sich nur an die Stirn. "Du Vollidiot. Lass mich raten, sie hat dich mit ihrem Hammer hinausgehauen?" Ranma seufzte. "Und was macht sie jetzt?" "Woher soll ich das wissen?" "Sag mal, was denkst du, wie sie sich dir gegenüber verhalten soll?" "Auf jedem Fall anders." "Sie kommt doch aber mit, oder?" "Ja, tut sie." Jimmy stand auf, ging um Schrank, schaute hinein, schüttelte den Kopf und schaute sich Ranma an. "Du willst so gehen? In deinen jetzigen Klamotten?" Der Martial Artist stand mit wütendem Gesicht auf. "Ich werde überhaupt nicht mitkommen. Wenn du willst, dann geh doch mit diesem dummen Weib hin, und lass mich in Ruhe." Jimmy schaute zu ihm. Irgendwie versuchte er die falsche Methode. So würde er Ranma nicht mehr dazu kriegen mitzukommen, stattdessen würde Ranma nur noch wütender auf Akane. Vielleicht konnte Jessy hier etwas helfen, nur wo war sie bloß? Er drehte sich hilfesuchend zur Tür. "Da seid ihr ja", platzte sie wie gerufen herein. "Und seid noch nicht einmal fertig." "Ich bin fertig, o.k.? Nur Ranma weigert sich immer noch." Ranma zuckte mit den Schultern. "Geht doch ohne mich, das freut dieses blöde Machoweib bestimmt." "Das glaube ich eher nicht", meinte Jessy. "Akane hat mir gesagt, sie will ganz gerne, dass du mitkommst. Nur du sollst sie nicht soviel ärgern." "Sie ärgert mich, nicht ich sie." "Sie sagte: Ach, wenn Ranma doch nicht immer diese gemeinen Sprüche sagen würde, könnte man sich ganz gut mit ihm verstehen." Jimmy guckte sie misstrauisch an und warf ihr einen Das-Stimmt-Doch-Nicht-Blick zu. Sie gab ihm einen raffiniertes Lächeln zurück. "Jedenfalls denke ich, du solltest wirklich mitkommen, Ranma. Tu uns den Gefallen. Und dir selber, das wird bestimmt spaßig. Da ist ne Band..." Ranma wehrte ab. Dann schaute er noch einmal aus dem Loch. "Na gut, aber diese Zicke soll ihren Mund halten, sonst überlege ich es mir anders." Die beiden Dimensionsreisenden grinsten erfreut. "Natürlich. Dann komm runter." Fünf Minuten später standen alle unten. Jimmy im Hawaiihemd, Jessy mit einem Bauchfreiem Top und ihrer kurzen Hose, Akane in ihrer Schuluniform und Ranma mit seinem Chinesischem Hemd. Dem Geschwisterpaar war es inzwischen gleich, was die beiden trugen, sofern sie überhaupt mitkamen. Einen interessanten Kleiderschrank hatten sie eh nicht. Dann zogen sie los, Richtung Stadtmitte, wo Maras Freundin, die Gastgeberin, wohnte. Es fing allmählich an zu dämmern, als sie die Musik hörten. Jimmy hielt an. "Moment mal, das Lied kenn ich." "Woher?", fragte Akane ungläubig. "Ich hab gehört, dass das Lied von ihnen sehr neu sein soll." "Ich glaube... aus einem Anime. Schreiben sie die Lieder selber?" "Sie sind zwar nicht sehr bekannt, machen aber alles selbst, ja." An der Tür klingelten sie. Es war inzwischen kurz vor Zehn. "Na ja... Ich hab ihnen zwar gesagt, es wird etwas später, aber egal. Hoffentlich geht die Party schön lange." Die Tür ging auf und ein blondes Mädchen schaute hinaus. Dann erhellte sich ihr Gesicht. "Ranma, Jimmy, habt ihr den Weg endlich gefunden? Du musst dann Jessy sein, richtig? Dann bist du Akane! Sehr erfreut, ich bin Kari. Kommt doch herein." Sie ging zur Seite und lies die Neuankömmlinge rein, dann verschwand sie auch schon hinter den nächsten tanzenden Schülern. Es war ein grossteil ihrer Schule da, hauptsächlich aus den älteren Klassen, aber auch einige aus Nachbarschulen. Alle waren fröhlich am tanzen, oder rumhüpfen, wie man das auch immer nennen sollte. Auf den Tischen gab es Snacks und alkoholische Getränke, wo schon eine Gruppe besoffener Jungen dran stand, und schließlich die Bühne, wo eine kleine Rockband ihr Können zeigte. "Wow... voll hier", stellte Jimmy fest. "Schaut mal, da ist ein Tresen, lass uns da mal hinsetzen und gucken, was uns erwartet." Dort trafen sie Hiroshi und Daisuke, Ranmas Freunde, die in der Schule mit ihm herumhingen, und Mara und Mariko. "Ranma? Du hier? Auf einer Party?" Die beiden Jungen stürzten sich auf ihn und beschlagnahmten ihn, um etwas mit ihm zu klönen und sich zu wundern, was er hier denn suchte. Die restlichen drei setzten sich an den Tresen zu Mara. Mariko war intensiv damit beschäftigt einen anderen Jungen anzubaggern. Während Akane sich umschaute und feststellen musste, dass hier wenige von diesen Hentais waren, die sie jeden Morgen verfolgt hatten, unterhielten sich Jessy und Jimmy etwas mit Mara über den gestrigen Kampf gegen Kodachi und anderes Zeug. Kari huschte hinterm Tresen etwas vor ihnen hin und her, bis sie schließlich stehen blieb. "Na, etwas zu trinken? Ein Bierchen?" Sie stellte vier Krüge vor sie, doch Akane und Mara winkten ab. Kari nickte, holte zwei Flaschen raus, machte sie kunstvoll an der Tischkante auf und goss den anderen beiden was in die Gläser. "Warum seit ihr denn erst so spät da?" "Arbeit", antwortete Jimmy. "Musste Zeitung austragen." "So lange?" "Ja... die Zeitungen kommen erst um sechs, und das Gebiet ist nicht so klein. Und ich wollte es nicht so hinauszögern..." "Das Hemd steht dir aber gut." "Äh... findest du? War Jessys Idee." "Wo ist denn Ranma?" "Mit Hiroshi und Daisuke unterwegs." Kari fing an über die Party zu erzählen, was hier alles ist, was für Leute hier herumgammeln und was sie alles vorbereiten musste. Zwischendurch verteilte sie an einige andere Leute ihre Getränke, begrüßte noch ein paar weitere, laberte sie ebenfalls mit irgendwelchen Informationen zu. Später brachten Hiroshi und Daisuke Ranma wieder, doch Kari war nicht mehr zu sehen. Jimmy wandte sich an Jessy. "Lust zu tanzen?" "Klar!" "Wir müssen uns aber erst um die beiden Sturen kümmern. Komm!" Verstehend, machten sich die beiden an die Arbeit. Jimmy ging auf Akane zu und hielt ihr die Hand hin. "Lust zu tanzen?" Jessy lachte, dann machte sie es ihm gleich und forderte Ranma zum Tanzen auf. Ehe die beiden etwas sagen konnten, waren sie schon auf der Tanzfläche. Zum Glück spielte die Band ein etwas ruhigeres Stück, bei dem die Teens ihre Partner durch die Gegend führten, ohne dabei in diesem Haufen aufgeregter Rumhüpfender aufzufallen. Doch langsam fing Akane an zu protestieren: "Jimmy? Was soll das eigentlich?" "Tut mir Leid, dass ich nicht auf deine Antwort gewartet habe. Aber du kannst ganz gut tanzen." Er zwinkerte Jessy zu, als sie ihre Partner aneinander vorbeikutschierten. "So... nun ist Partnerwechsel!" Er, die vollkommen begriffsstutzige Akane an einer Hand festhaltend, führte sie von sich weg und wieder zurück, während sie sich um ihre Achse drehte. Dann griff er mit der anderen Hand Jessy, mit der Ranma genau dasselbe vollführte. "Los, im Kreis!", riefen die Dimensionswechsler plötzlich. Ranma und Akane fassten sich ebenfalls an den Händen, unwissend, was jetzt passieren sollte. So tanzten sie zu viert, bestaunt von überraschten Blicken aus dem Publikum. An anderen Ecken fingen einige Schüler an ebenfalls so, zu viert oder zu fünft, zu tanzen. Jimmy nickte kurz Jessy zu, sie zogen den Kreis in der Mitte zusammen, indem sie Ranmas und Akanes andere Hände zueinander führten, und trennten sich wieder in zwei Paare auf. Schließlich tanzte Jimmy mit Jessy, und die beiden Verlobten miteinander. Beziehungsweise in ihrem Fall standen sie sich regungslos gegenüber, beide Puterrot im Gesicht, während sie bemerkten, dass sie sich zum ersten Mal in den Händen hielten. "So... das hätten wir geschafft. Jetzt müssen sie sich nur noch bewegen", überlegte Jimmy. Sie tanzten um die beiden Regungslosen herum, um sie etwas anzuspornen, als aber immer noch nichts passierte, stieß Jessy mit ihrer Hüfte gegen Ranmas. "Los, Ranma, tanzen! Los!" Der Martial Artist fing langsam an sich zu bewegen, kaum merklich, und man konnte ihre Unsicherheit und Schüchternheit überdeutlich erkennen. "Hey, das klappt ja prima", freute sich Jessy. "Ja, finde ich auch. Nur etwas langsam. Und das Lied ist gleich zu Ende." Sie tanzten noch etwas, Jimmy führte Jessy durch den halben Raum, während Ranma Akane keinen Zentimeter weiterführte. Der Rest der Schüler flippte aus, zum Teil wegen der Musik, zum anderen beeindruckt von Jimmys und Jessys Aktion. Bisher hatte keiner gesehen, dass das verlobte Paar irgendwas in Richtung Romantik miteinander oder mit anderen machten. Und die Verkupplungsaktion sah schon irgendwie witzig aus. Dann hörte das Stück auch schon auf. Jimmy verbeugte sich höflich vor seiner Partnerin und forderte sie, ihr die Hand hinhaltend, zu einem weiteren Tanz auf. Ranma und Akane ließen sich nach dem Lied so abrupt los, als ob sie Säure an den Händen hätten. Beide standen da, sich am Hinterkopf kratzend, und schielten zu sich herüber, darauf achtend, dass jeweils der andere diesen Blick nicht bemerkt, immer noch mit vollkommen errötetem Gesicht. Die Band sagte schon das nächste Stück an, einen fetzigen neuen Rocksong. "Hey ihr beiden!" Jessy stürzte auf Ranma und Akane zu, bevor sie Zeit fanden, voreinander abzuhauen. "Ihr tanzt das nächste Stück aber auch mit, oder?" "Äh...", versuchte Ranma sich herauszureden. Er schaute sich nervös um. "Da ist ja Daisuke, ich glaub, er will was von mir..." "Ja... und ich", meinte Akane, "muss kurz... auf Toilette! Bin gleich wieder da." Beide verschwanden sofort von der Bildfläche und ließen die beiden alleine. "Das ist ja nicht zu fassen! Das gibt's doch nicht!", ärgerte sich Jessy. "Da kommen sie sich etwas näher, und was ist? Sie laufen beide davon." "Das wird sich wohl auch nicht ändern, fürchte ich. Zumindest nicht so schnell. Wir haben noch viel zu tun... Lass uns erst mal tanzen!" "Okay." Als die Band wieder anfing zu spielen, fetzten die Teens endlich mal ab, genauso wie der Großteil der anderen im Raum, so dass der Boden bebte. Jimmy ging mit Jessy an seine Ausdauer, sie hüpften herum, machten verschiedene schnelle Schritte und drehten sich pausenlos. So ging das noch ein paar Stücke lang weiter, bis wieder ein sehr ruhiges Stück kam. "Das Stück kenn ich, glaube ich, auch", überlegte Jimmy, während er Jessy in den Arm nahm. "Woher?" "Aus der ersten Dimension, glaube ich. Ich kenn zumindest die Melodie, die der Sänger und der Bassist spielen. Wenn ich wüsste, wie das Stück heißt..." "Du kannst die Band ja nachher mal fragen." Sie tanzten eine Weile seelenruhig weiter. Draußen war es schon vollkommen dunkel, doch hier drinnen änderte sich nichts, die Leute tanzten immer noch wie verrückt. In einer Ecke saßen schon ein paar angetrunkene, teilweise mit härteren Getränken in der Hand, in einer anderen Ecke kuschelten Pärchen. Ein paar vereinzelte hockten noch am Tresen und unterhielten sich mit Kari, sowie Mariko, die immer noch auf ihr Opfer einredete. Mara war auch nicht mehr am Tresen, und auch nirgendwo anders konnte man sie sehen. "Ist Mara schon weg?", fragte Jimmy, sich umblickend. "Und wo sind eigentlich unsere beiden Problemkinder?" "Meinst du Ranma und Akane? Ranma ist mit Daisuke draußen, aber Akane sehe ich auch nicht." "Ist sie immer noch auf Toilette? Was macht sie da so lange?" "Soll ich nachschauen gehen? Das Lied hört sowieso gerade auf." Die Band klimperte noch mit ihren Geräten rum, nur um möglichst viel Lärm vorm Ende des Stückes zu machen, dann schlug der Schlagzeuger alles noch tausend Mal an, bevor die drei zur Ruhe kamen. Jimmy ging zum Tresen und setzte sich zwischen die Leute, während Jessy zum Bad ging. Es ging langsam auf Mitternacht zu. Kari verteilte die letzten Getränke und setzte sich schließlich zu Jimmy, um ihn nach Ranma auszufragen. "Wo ist er eigentlich?" "Draußen. Kari, sag mal, hast du nicht schon einen Freund?" Das Mädel machte ein verblüfftes Gesicht. "Woher weißt du das?" "Von Jessy, sie weiß es, glaub ich, von Mara." "Ich erzähle ihr nie wieder etwas! Sie sagt immer alles gleich weiter." "Was ist mit deinem Freund?" "Äh... Ich hab gestern mit ihm Schluss gemacht. Er hat mich genervt, und seine frühere Romantik hat er verlernt. Außerdem musste ich für Ranma frei werden." Plötzlich stand sie auf. "Oh, er kommt gerade rein, wie schön." "Warte, Kari. Falls du es noch nicht weißt: Ranma ist verlobt." Kari stockte kurz, setzte sich langsam wieder hin. "Wie bitte?" "Er ist verlobt, und zwar mit Akane. Hat dir das etwa keiner gesagt?", wunderte sich Jimmy. "Die ganze Schule weiß es." Sie schüttelte den Kopf. "Ich dachte, er wäre hier neu." "Ist er auch, und frisch verlobt. Von seinem Vater aus, und von Akanes." Jimmy erzählte Kari knapp die Geschichte, die zwischen den beiden abgelaufen ist. Das Mädchen sah etwas verblüfft aus, nicht verwunderlich, wenn sie ein laut gewordenes Geheimnis noch nicht mitbekommen hat. Aber sie verstand es und kam nicht auf die Idee, die Bindung brechen zu wollen, indem sie Akane Ranma ausspannt oder so was in der Art. Von solchen wird es mit Sicherheit noch genug geben. "Oh, Jessy kommt, und Akane ist auch dabei. Sie war also so lange da drin." Daisuke verlies Ranma, der jetzt auf den Tresen zukam, ebenso wie Akane, die Jessy fast genau in seine Arme zerrte. Als sie sich sahen, schreckten beide auf und senkten schüchtern ihren Blick, beide rot wie Tomaten. Jessy setzte sich still auf die andere Seite von Jimmy. Jetzt kam der große Augenblick, wo Ranma die Chance hatte, etwas nettes zu Akane zu sagen. Im ganzen Raum wurde es still, kaum jemand sagte noch etwas, und wenn, dann nur flüsternd. Alle waren gespannt zu hören, was jetzt kommt. Es entstand eine Art feierliche Stimmung. Sogar die Band hörte kurz auf zu spielen. "Das ist so schrecklich, diese Stille! Wenn einem alle zuhören... Wenn sie sich was zu sagen haben, die beiden, dann wird es immer vollkommen still. War im Manga jedes Mal. Aber ich hab das Gefühl, von Ranma kommt wieder so ein blöder Spruch...", flüsterte Jimmy leise zu Jessy. Diese nickte nur. "Soll ich versuchen, Ranma etwas mit Telepatie zu übermitteln?" "Hm... kannst du es nicht mit Illusionen machen?" "Mit Illus müsste ich ein Geräusch entstehen lassen, was die anderen ebenso hören könnten, besonders jetzt, wo es so still ist. Wenn Akane es hört, weiß sie, dass es nicht von ihm ist." "Dann versuch es doch mit Telepatie. Wird doch wohl nichts schief gehen, wenn Ranma nichts hört. Wenn er Unsinn hört, sucht er nach der Quelle des Unsinns und basta." "Solange es andere nicht auch hören, aber ich glaub, ich kann schon auf ihn zielen. O.k., ich versuche es." Jimmy konzentrierte sich. So wie er es mit Jessy versucht hat, und so wie er es früher immer gemacht hat, machte er es wieder. Davon, dass es mit Jessy nicht geklappt hat, lies er sich nicht abschrecken. Er schaffte es eine Verbindung zu Ranmas zu finden, merkte, dass auch er offen für alles war, genauso wie Jessy beim Üben. "So, Ranma", sprach Jimmy die Worte in seinen Gedanken. "Sag Akane, es war schön mit ihr zu tanzen. Sag ihr, du würdest-" "AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHH!!!!!!!!!!!!!!!!!" Der ganze Raum erstarrte zu Eis. Jimmy brach die Verbindung sofort wieder ab. Akane zuckte panisch zurück, als sie sah, dass Ranmas Hautfarbe spontan wechselte. Er war kreidebleich, geradezu weiss, und seine Haare hatten schon einen grauen Ansatz. Zitternd stand er in der Mitte und schrie mit ganzer Kraft, dann sprang er plötzlich so schnell an die Decke, dass es einige als Teleportieren bezeichnet hätten. "Wa-, wa-, wa-, wa-, ei-, ei-, ei-, ei-, ne, ne, Ka-, Ka-, Ka-, Ka-, Ka-, Ka-, Ka-, Ka-, Ka-...." Er sprang wie ein Affe wieder von der Decke, schaute sich panisch um, huschte durch das Zimmer, so dass alles im Wind wehte, versteckte sich hinter jedem Möbelstück und rannte schließlich mit einem "KA-, KA-, KA-, KA-, KAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!!!!" aus dem Haus. Im Raum war es noch stiller, als je zuvor. Niemand flüsterte, bewegte sich oder atmete, geschockt von dem, was sich gerade mit Ranma abgespielt hat. Es war so ruhig, dass man das Gefühl der Taubheit verspüre konnte. "War... das jetzt... meine Schuld?", überlegte Jimmy mit einem sich dazubewegenden Mund. Nach einer halben Ewigkeit erst fingen die ersten an sich zu ihren Nachbarn umzudrehen und sie irritiert anzuglotzen. Auch Jimmy rührte sich immer noch nicht, als Jessy langsam ihren Kopf in seine Richtung drehte. Aus Angst, er könnte Ranma mit dem Zauber etwas aus versehen getan haben, stockten alle seine Muskeln. Sein Blut pochte in seinem Kopf, seine Hörzellen fühlten sich nicht wiederverwendbar an. "Äh... was... hast du ihm gesagt?", fragte Jessy leise. Jimmy antwortete nicht sofort. Er wusste selber nicht genau, was er falsch gemacht hatte. "Ich... hab... ich..." Im Raum fingen jetzt die Schüler an im Flüsterton miteinander zu reden. Einige fassten sich an die Herzgegend, mit den Worten "Hat der mir einen Schrecken eingejagt". Andere rührten sich immer noch nicht. Akane und Kari hatten sich von ihren Standorten nicht bewegt und sahen aus wie versteinert. Jimmy drehte sich in Zeitlupe langsam zu Jessy. "Ich hab... eigentlich... nur versucht, ihm das zu sagen", flüsterte er ihr zu. "Ganz... normale... Worte..." "Wollen wir nach ihm sehen?", flüsterte sie zurück. Jimmy nickte. Als sie hinaus gingen, beruhigte sich langsam die Stimmung im Raum und es wurde wieder lauter. Die Band besprach schon das nächste Lied. Während die Dimensionsreisenden Ranma folgten, überlegte sich Jimmy, warum Ranma so einen Schrecken bekommen hatte. "Ich wollt ihm nur sagen, dass er Akane sagen soll, dass er das mit dem Tanzen genossen hat... oder so", erklärte er. Jessy nickte nur. Mit Telepatie war nicht zu spaßen. Wenn man das falsch anwandte, konnte man dadurch nicht nur falsche Geräusche überbringen, sondern auch Schmerzen zufügen, oder sogar das Gehirn beschädigen. Wenn dann der Empfänger durchdreht, könnte es eine Folge von diesen Effekten sein. "Ich hoffe nur, ich hab ihm damit nichts getan." Sie gingen aus der Tür raus, als sie Ranma, an die Wand gelehnt, auf der anderen Straßenseite erblickten. Seine Gesichtsfarbe hatte sich nicht geändert, er hat lediglich etwas aufgehört zu Zittern. "Alles in Ordnung, Ranma?", riefen die beiden und stürmten zu ihm. "Bist du okay?" Zitternd, hob Ranma die Hand und deutete auf das Haus. "Da, da, drin-, n-, ne, ist, ei-, ei-, ne, Ka-, Ka-, Ka-, Ka-..." "Was ist da drinnen?", fragte Jimmy überrascht. "Ei-, eine Ka-, Ka-, Ka-..." "Eine Katze???", erriet Jessy verwundert. Ranma zuckte erneut zusammen. "Beruhig dich erst mal", meinte Jimmy, ihm die Hand auf die Schultern legend. Jessy schaute ihn nur voller Sorge an, sagte jedoch nichts mehr. Ranma war vollkommen verschwitzt und heiß, und er atmete immer noch schwer, hörte aber auf zu zittern. "Haben wir hier nicht ein nasses Tuch, oder so was? Damit wir ihn kühlen können?", fragte Jimmy. "Ich gehe schnell eins holen", entschied Jessy und lief ins Haus. "Schon gut, Ranma..." Der Martial Artist schaute zum ersten Mal wieder in Jimmys Gesicht. Langsam kam sein Atem zur Ruhe, auch das Zittern hörte auf. Jessy beeilte sich und war kurz darauf mit einem kalten feuchten Tuch wieder zurück, was sie auf seine Stirn legten. Sofort fing es an zu dampfen. Ranma fasste sich an den Kopf, zog das Tuch wieder ab und heilt sich den Schädel. "Danke... autsch, hab ich Kopfschmerzen." Die Geschwister schauten sich an, verstehend. Das war also doch wegen des Telepatiezaubers. "Kannst du aufstehen?", fragten die beiden, während sie ihm hoch halfen. Oben angekommen nickte Ranma als Antwort. "Aber da geh ich nicht noch mal rein. Da ist eine Ka-, Ka-, drin." "Eine Katze?", fragte Jessy überrascht. Ranma zuckte nur leicht zusammen und schloss die Augen. "Hast du etwa Angst vor Katzen?", fragte sie weiter. Ranma blickte erst Jessy an, dann Jimmy, dann wieder Jessy, nickend. "Pop hat mich mal in eine Kammer voller Ka-, Ka-, geworfen... sollte ein Spezialtraining sein... Diese Ka-, Ka-, Ka-, waren ausgehungert..." Die beiden nickten nur verstehend. "Ich kann mich wage daran erinnern", überlegte Jimmy. Dann atmete er tief ein und wieder aus. "Tut mir Leid, Ranma. Es war meine Schuld." Der Junge sah ihn irritiert an. "Wie meinst du das, deine Schuld?" "Ich hab was neues probiert, einen Telepatiezauber. Ich hab das mit Jessy schon probiert, und es hat nicht ganz geklappt. Genaugenommen hat sie auch eine Katze statt irgendwelcher Worte gehört. Und ich hab vollkommen vergessen, dass du so eine Angst vor Katzen hast." "So... du hast es also vergessen", schnaubte Ranma und holte tief Luft. "Tut mir Leid!!! Ich versuche es nicht wieder, bevor ich es nicht hundertprozentig kann." "Du solltest es auch dann nicht versuchen." "Kommst du jetzt wieder mit rein?" "Nö, ich gehe nach Hause!" "Aber da ist keine Katze drin, du brauchst keine Angst zu haben." Ranma holte nochmals Luft, dann schrie er plötzlich los: "Bei dir ist das ja halb so schlimm, aber bei mir nicht! Sie wissen jetzt alle, dass ich Angst vor Katzen habe! Und morgen weiß es die ganze Schule! Die werden mich auslachen, und sich einen Spaß draus machen, mir Angst einzujagen! Weißt du das eigentlich? Ich gehe jetzt nach Hause." "Warte, Ranma", hielt ihn Jessy zurück. "Wir biegen das wieder gerade. Keine Sorge, keiner wird dich auslachen." "Und wie wollt ihr das verhindern? Der starke Ranma hat Angst vor Ka-, Ka-", äffte er die Schüler nach. "Ich sehe es schon kommen." "Wir schlagen es ihnen aus dem Kopf, bevor die Unfug damit machen", sagte Jessy bestimmt. "Dafür sorg ich. Und wenn nicht, dann lassen wir jeden einzelnen sein Gedächtnis verlieren. Jimmy kann das!" Ranma schaute ungläubig zu ihm, und zuckte mit den Schultern. "Von mir aus soll er es machen, ich geh nach Hause!" "Nur wenn du bleibst. Wir haben uns extra wegen dir diese Mühe gemacht!" Jessy fasste ihn am Arm und schaute ihn an, als ob sie gleich losheulen wollte. Jimmy stand daneben und musste grinsen. "Bitte bleib", fuhr sie fort, "uns zuliebe. Das passiert auch nicht wieder." Der Junge wusste nicht mehr weiter. Einerseits hatte er immer noch Angst, da noch mal reinzugehen, hauptsächlich wegen den anderen. Er wollte gar nicht erst wissen, was passierten würde, wenn Kuno oder so einer das erfahren würde. Andererseits haben sie sich so gefreut mit ihm dahinzugehen, dann sollte er ihnen den Spaß nicht vermiesen. Sie meinten es ja gut, und sie konnten auch nicht wissen, dass er Angst vor Katzen hatte. Vor allen Dingen hatte er genug Vertrauen zu ihnen, um ihnen zu glauben, dass sie das alles wieder hinbekommen. "Okay", sagte er langsam. "Du bleibst? Wirklich?", unterbrach ihn Jessy. "Ja, lass mich doch mal ausreden!" Das Mädchen ließ ihn nicht, sie warf sich ihm jubelnd um den Hals, dann zerrte sie ihn wieder Richtung Haus. "Und mach dir weiterhin keine Sorgen, wir regeln den Rest." Jimmy schlürfte langsam, lachend, hinterher. Die drei marschierten rein und setzten sich wieder an den Tresen. Kari saß immer noch an derselben Stelle, und Akane hatte sich neben sie gesetzt, doch als die beiden Ranma sahen, sprangen sie synchron wieder auf. Die Band hatte ebenfalls wieder angefangen zu spielen, leise und ruhig, doch keiner tanzte mehr. "Was war den mit dir los, Ranma?", fragte Kari sofort. "Sein Kaninchen", antwortete Jessy für ihn. "Er hatte vergessen es zu füttern, und es ist sehr empfindlich. Er ist eben ganz schnell nach Hause gerannt." Ranma, sowie auch Jimmy und Akane schauten Jessy verblüfft an. Doch Kari sah zu Ranma. "Echt? Du hast ein Kaninchen?", freute sie sich. "Ich liebe Kaninchen!" Sie sagte es dermaßen laut, dass sich das ganze Wohnzimmer beruhigt hatte. Sofort waren Stimmen zu hören wie "Ah, Ranma war nur sein Kaninchen füttern, dann ist ja alles in Ordnung". "Deshalb hat er auch die ganze Zeit gerufen, mein Ka-, weil er sich Sorgen darum macht", fuhr Jessy in aller Seelenruhe fort. "Er hat hier bestimmt noch das Zimmer nach Fressikalien durchsucht, und ist dann nach Hause gerannt." Kari freute sich überaus. "Ich komm euch mal besuchen", plante sie erfreut. "Ich liebe Kaninchen." "Klar, kannst du machen. Es ist ganz niedlich, vielleicht etwas groß, und strohdämlich." Erneut wurde Jessy von überraschten Blicken fast erschlagen. Akane fühlte sich etwas verarscht, dass sie nicht in Jessys, beziehungsweise Ranmas und Jimmys Scherz eingeweiht wurde. Und woher sollte sie jetzt ein Kaninchen nehmen? Sie blickte zu Jessy und schüttelte den Kopf, ein Mir-kommt-nicht-noch-ein-Tier-ins-Haus-Kopfschütteln. Jessy antwortete mit einem brauchen-wir-auch-nicht-Schütteln zurück. "Na, wartet, ich muss mich um ein paar Gäste kümmern", meinte Kari in die Betrunkenenecke deutend. Dann verschwand sie. Jessy setzte sich sofort auf ihren Platz und grinste Stolz in die Runde. Ranma holte tief Luft, und wollte Jessy schon anmeckern, doch Akane kam ihm zuvor: "Sag mal, woher willst du ein Kaninchen nehmen? Bist du bescheuert? Wenn wir noch ein Kaninchen kaufen, damit das keine Lüge ist, wird Nabiki vollkommen durchdrehen!" "Und wie kommst du eigentlich auf so einen Schwachsinn?", beendete Ranma. Jimmy stand hinter den beiden und versuchte sich das laut Loslachen zu verkneifen. "Was hätte ich denn erzählen sollen?", fragte Jessy Ranma aufbrausend. "Die Wahrheit? Jetzt denkt wenigstens jeder, du hast ein Herz für Tiere." Sie drehte sich zu Akane. "Und du, mach dir auch keine Sorgen. Wir haben doch Genma und kaltes Wasser, oder nicht? Er ist zwar etwas größer, aber zwischen einem Hasen und einem Kaninchen gibt's ansonsten keine Unterschiede." Jimmy kletterte, sich kaputtlachend, auf den Hocker neben Jessy. Diese schaute und stupste ihn erfreut an. "Was ist so witzig?" Jimmy versuchte Luft zu schnappen, scheiterte aber und lachte weiter. Ranma und einige andere Leute schauten ihn irritiert an, doch er kicherte fröhlich weiter. Als er sich beruhigt hatte, klopfte er Jessy auf die Schulter. "Ich muss schon sagen, eine Prima Idee." "Findest du?" "Du bekommst es immer wieder hin, alles richtig zu drehen. Und mich zum lachen zu bringen." Er hörte kurz auf, und sie schauten sich beide tief in die Augen. "Aber denk dran", sagte Jim langsam, "Du solltest Genma nicht wie einen Gegenstand behandeln. Schließlich ist er auch ein Mensch." "Nur dieses eine Mal. Er kann sich doch auch mal nützlich machen." "Na ja, stimmt auch wieder..." ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Jessys durchgeknallte Lügengeschichte wurde von allen angenommen, und alle glaubten, Ranma wäre sein armes kleines Haustier in den Kopf gekommen, dass er vergessen hatte zu füttern. Nur Akane war noch im unklaren. Sie wusste, dass Jessy sich nur Schwachsinn aus den Fingern gezogen hatte, nur wusste sie nicht warum, und was wirklich hinter Ranmas durchdrehen steckte. Aber sie traute sich nicht Ranma deswegen zu fragen und setzte wieder ihre Scheissegal-Laune auf. Später setzten sich Mara, Jessy, Kari und Akane in die Ecke zum plaudern, Ranma wurde wieder von Hiroshi und Daisuke aufgegabelt und nach draußen gezerrt, während sich Jimmy an die Band machte, die allerdings gerade einpacken wollte. "Hey, das geht so aber nicht", meinte er und stellte sich vor ihnen auf. "Pause gibt's nicht, wir wollen tanzen!" Der Gitarrist kam auf Jimmy zu, während er ein Kabel in den Händen einrollte. "Tut uns leid, aber unser Schlagzeuger muss jetzt weg, und wir haben auch keinen Ersatz gefunden, also hören wir schon früher auf." "Keinen Ersatz???" Jimmy überlegte. "Wann war das letzte mal, wo ich Schlagzeug gespielt hab?" Vor genau neun Jahren. Verwundert blickte ihn der Gitarrist an. "Du spielst Schlagzeug? Warum sagst du das nicht?" er drehte sich zu seinen Kameraden um. "He Joji, bau deinen Bass wieder auf, ich hab einen Ersatzschlagzeuger gefunden! Hast ja noch mal Glück gehabt." Das zweite Bandmitglied hielt kurz inne, machte den Koffer, den er eben zugemacht hatte, wieder auf und holte grinsend seinen Bass wieder raus. Der dritte, der Schlagzeuger, kam verwundert zu den beiden. "Du bist doch Jimmy, oder? Du kannst Schlagzeug spielen?" "Ihr kennt euch?" "Nein, aber jeder kennt ihn. Nachdem er Kuno fast besiegt hat." Beide zuckten mit den Schultern, drehten sich zu Jimmy und der Schlagzeuger gab ihm die Sticks. "Na dann, zeig mal, was du kannst!" Jimmy ging vorsichtig ans Schlagzeug. In seiner Erinnerung wühlend fand er die Aufstellung der Trommeln bestätigt, und den Rhythmus hatte er ja vorhin schon herausgehört. Er überlegte kurz und spielte einen einfachen Grundtakt. Das klappte sogar ganz vernünftig, auch als er das Tempo steigerte. Dann machte er die Augen zu und konzentrierte sich etwas, und schon hörte sich das ganze sogar rhythmisch an. Dann schlug er alles an, wie jeder Schlagzeuger, der sich nach einem Stück austobt, und kam zum Schluss. Mehrere Leute klatschten. "Hey, Tatsuo, da kannst du was lernen!" "Hör auf zu spinnen, dafür bin ich zu alt." Er guckte sich um und griff seine Jacke. "O.k., dann bleibt ihr länger hier? Müsst ihr nachher halt alleine aufräumen. Ihr habt eh das Auto. Ich verzieh mich dann mal, also Jungs, bis morgen!" Tatsuo gab den beiden die Hand, und noch ein paar anderen Leuten aus der Säuferecke und verschwand schließlich. Die anderen beiden gingen wieder zu Jimmy. "Ich bin übrigens Akihiro", stellte sich der Sänger und Gitarist vor und gab ihm die Hand. "Und das ist Joji." "Fühl mich geehrt." "Quatsch. Nun leg mal los. Wir bringen jetzt Stimmung in die Bude! Habt ihr das gehört, Leute? Wir spielen euch noch ein paar fetzige Songs, mit Jimmy als heutigen Gastschlagzeuger. Also, auf auf, tanzt, bis die Bude auseinander bricht!!" Und so war es auch: Kaum hat die Band mit Jimmy angefangen zu spielen standen schon die ersten Leute auf der Bühne und gaben ihr Rumgehüpfe zum besten. Sie spielten einige Stücke noch mal, dafür aber schneller und mit einigen Solostellen. Der ganze Boden wackelte und die Zuhörer flippten aus. Jimmy übte am Ende jedes Stückes seinen Amaguriken und schlug so schnell und so kräftig wie möglich auf allen Becken und Trommeln, was die Leute ausgesprochen interessant fanden. Nach einigen Stücken ging ihm aber schon die Puste aus. "Was ist los, Jimmy? Kannst du nicht mehr?", fragte Akihiro, nachdem sie ihr Stück beendet hatten. "Du haust aber ganz schön drauf! Hätte nie gedacht, so einen Schlagzeuger zu hören!" Jimmy zuckte nur mit den Schultern und nickte. Er war zu kaputt zum antworten. Aber wenigstens hatte er sich ne neue Übungsmethode ausgedacht. Er spielte ein paar Becken an und fragte: "Geht's weiter??" Der Rest der Band freute sich und haute in die Saiten. So ging es eine ganze Weile weiter, bis es richtig spät wurde und eine Menge Schüler nach Hause gingen. Sie machten gerade eine kurze Pause und besprachen die letzten Stücke, als Kari plötzlich angerannt kam. Sie war ganz aus der Puste und wirkte vollkommen verzweifelt. "Sagt mal," hechelte sie, "sind das nicht die Typen aus dieser Gang?" "Dieser Gang?", wiederholte Jimmy. Sie sahen hinaus und bemerkten auf der Straße eine Gruppe schwarz gekleidete Leute, alle grimmig ins Haus schauend. Akihiro hustete laut. "Stimmt, das sind sie. Ist schon irgendetwas passiert?" "Noch nichts. Ich war nur eben mit Jessy in Küche und wir haben einen Schatten gesehen..." Jimmy lies seine Augen über das Zimmer schweifen und fand Jessy zum Glück neben Ranma und Akane sitzend. Auch sie guckten interessiert auf die schwarzen Kerle außerhalb der Hauses. "Wer sind die eigentlich?", fragte er. "Ach, das ist so 'ne Gang. Die machen lauter Unfug und wollen ständig was auf die Fresse", fasste Akihiro kurz zusammen. "So 'ne Gang nennst du das? Die haben letztens das Gartenhaus von dem alten Tanaka angezündet", sagte Kari. "Von dem alten Spinner? Fein..." Das Mädchen schnaubte beleidigt, weil Akihiro sie nicht ernst nahm. Der jedoch packte seelenruhig seine Gitarre zur Seite und fragte gelassen: "Wollen wir denen nicht mal hallo sagen?" "Die sind aber mindestens zu zehnt", stellte Joji fest. "Und? Wir haben doch Jimmy. Der packt die alleine. Und wenn nicht, holen wir noch Ranma dazu. Du kommst doch mit, oder Jimmy?" "Ich glaub schon", nickte der unsicher. Dann schaute er sich nach dem Martial Artist um. "Ranma? Kommst du mit raus?" "Nach draußen? Von mir aus..." Ein paar Minuten später gingen die vier hinaus und auf die Gang zu. Akihiro gesellte sich zu denen und grüßte freundlich. Mit seinem coolen Blick schaute er in die Runde, doch die Leute der Gang schienen nicht begeistert zu sein. Akihiro hebte sich auch mit seinen Kleidern deutlich von denen ab, sie alle in schwarzen oder sehr dunklen Klamotten und Akihiro in weißem T-Shirt. Einer der Typen rotzte auf den Boden und ging auf ihn zu. "Ey, was willst du, alter?" "Plaudern." "Ah, plaudern..." Der Typ drehte sich in der Runde und seine ganze Gang fing an zu lachen. Genau eine Sekunde später hörten alle abrupt wieder auf. "Hör mal zu, du verdammter Blackmitglied. Wenn du dein Maul hier aufreist, dann kriegst du eins drauf!" Jimmy stutzte. Black? Hat der eben Black gesagt? Diesen Namen kannte er nur zu gut. Aber echt... Die Black-Gang??? Er war etwas irritiert. Jetzt, wo der Typ das gesagt hatte, fiel ihm tatsächlich ein, dass er Akihiros Gesicht kannte, und zwar aus seiner 2. Dimension. Aus dem Mittelalter. Damals gab es auch so eine gewisse Black-Gang, die die Gegend unsicher machte. Nur war es eine Gruppe schwarzer Zauberer. Das einzige ulkige an ihnen war, dass sie nie schwarze Klamotten anhatten, damit sie sich nicht allzu stark von der normalen Bevölkerung abhoben. Genau wie Akihiro. War der wirklich einer dieser Magier? "Und wenn es um deine Freundin geht", fuhr der Typ fort, "sie hatte die Schnauze voll von dir und deswegen ist sie zu uns gekommen. Holla, wer ist denn dieses hübsche Ding?" Im Türrahmen stand Jessy, die plötzlich aufzuckte, als Akihiro dem Typen antwortete, indem er ihm eine aufs Maul verpasste. "Ts", machte der Gitarrist. Die schwarzen Leute schreckten auf, als sie ihren Kumpanen am Boden sahen, und gingen in Kampfstellung. Einige zogen Messer heraus. Doch Akihiro holte tief Luft und brüllte seinen im Dreck liegenden Gegenüber an: "Hör doch auf zu Lügen, du Vollidiot! Seitdem Akie zu euch ,rübergegangen' ist, hab ich sie nirgends mehr gesehen! Weder zuhause, noch in der Schule! Meinst du wirklich, ich bin so blöd und glaub euch das?" Der Typ rappelte sich auf und wischte sich über die Nase. "Natürlich! Sie hatte keinen Bock auf euch! Und auf die Schule auch nicht, wozu auch?" Er zückte ebenfalls sein Messer. Akihiro ging vorsichtig ein Schritt zurück und sagte nichts mehr. "Verschwindet hier, oder wir verkloppen euch, dass euch eure Eltern nicht mehr erkennen!", rief ein anderer. Sie kamen langsam auf sie zu und machten einen Halbkreis. Vorsichtshalber gingen Jimmy und die anderen ein paar Schritte zurück, außer Ranma, der wacker mit verschränkten Amen dastand. Auf ihn machten sie nicht den geringsten Eindruck. "Was ist, Milchgesicht? Spielst du jetzt den Helden?", rief plötzlich ein anderer. Ranma zuckte nicht einmal. Regungslos schaute er umher, auf den Halbkreis, der sich um ihn zuzog. "Ihr solltet nach Hause gehen, ihr benimmt euch ja wie kleine Kinder! Statt hier wehrlose Menschen anzugreifen!" Das gefiel der Gang ganz und gar nicht. Mit lautem Gebrüll und mit erhobenen Messern stürmten sie auf ihn zu. Doch Ranma wartete, bis sie in Schlagreichweite waren, dann drehte er den Spieß um. In einem nie zuvor gesehenen Tempo tackelte er den ersten zu Boden, entwaffnete den zweiten und schlug in einem Wirbel aus Fäusten und Füßen die anderen um. Innerhalb von einer Sekunde flogen die Gangmitglieder auseinander und auf die Straße. Ranma stand wieder, mit verschränkten Armen, auf seinem alten Platz, drehte sich um und ging mit den Worten "Sag ich's doch, die sind wie kleine Kinder" wieder ins Haus. Der Rest von ihnen stand verblüfft auf dem Rasen. "Wow... Ging das schnell", meinte Akihiro. Jimmy überlegte. Wenn das wirklich mit der Black-Gang stimmte, dann waren diese schwarzen Kerle nicht die Bösen, sondern Akihiro und seine Clique. Jetzt müsste er nur unauffällig herausfinden, ob das wirklich stimmt und nicht einfach nur purer Zufall ist. Und was diese Black-Gang eigentlich macht. Und die andere. Nur wen sollte er fragen? "Lass uns wieder reingehen", meinte Akihiro. "Wird kalt hier." "Und die lassen wir liegen?", wunderte sich Joji. Die Gang lag gleichmäßig auf dem Bürgersteig und der Straße verteilt und einige konnten ziemlich leicht überfahren werden. Akihiro störte das relativ wenig, aber er ließ sich überreden und half die Kerle von der Straße zu holen. "Wir könnten sie hinter einem Busch verstecken", überlegte er. "Und drauf kotzen..." Joji grinste kurz und sie gingen zusammen rein. "Jessy? Warte mal kurz." Das Mädchen war gerade dabei den beiden nachzugehen, als sie Jimmy zurückrief. "Was ist denn los?" Er wartete, bis die beiden hinter der Tür verschwanden und fing an zu erklären: "Diese Typen... Dies Gang, die kenne ich. Die Black-Gang meine ich. Von meiner zweiten Dimension." Jessy stutzte. "Echt? Was machen die hier?" "Frag ich mich auch. In der zweiten Dimension, da waren sie Schwarzmagier, und haben ziemlich viel Schaden angerichtet. Meist geklaut. Das schwierige an denen war, dass sie nie schwarze Klamotten trugen, eher so bunte und fröhliche, und somit von den Menschen beim ersten Anblick auch nicht für Böse oder in irgendeiner Weise furchterregend oder für bemerkenswert gehalten wurden, daher war es schwer sie ausfindig zu machen. Hier hab ich aber den Eindruck bekommen, die andere Gang macht hier Unsinn. Hm... wie heißt sie eigentlich?" "Keine Ahnung." "Jedenfalls sollten wir bald etwas in Erfahrung über sie bringen. Dass könnte uns sehr nützlich sein. Wir müssen dann herausfinden, ob die wirklich böse sind." "Und wenn die hier auch zaubern können?" "Kann eigentlich nur vorteilhaft sein, dann kann ich vielleicht was von ihnen lernen." Jessy nickte verstehend. "Ich frag mal Kari... Die hört sehr, sehr viele Gerüchte." "Okay, danke. Lass uns reingehen, hier wird's wirklich kalt." ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Der Abend verlief sich in der nächsten Zeit. Viele Leute gingen nach dem Vorfall schnell, und die Band packte ebenfalls zusammen. Die Liebespaare verschwanden sofort, nachdem keine Lieder mehr zu hören waren, und sogar die Säufer taumelten hinaus. Ein paar wenige übernachteten bei Kari. Auf dem Nachhauseweg machte Akane plötzlich wieder Ärger wegen der Lügengeschichte mit der Ka-, Ka-, dem Kaninchen... "Jessy, wie hast du dir das eigentlich vorgestellt, dass Kari uns Mal besuchen und das Kaninchen anschauen soll? Und warum hast DU dich eigentlich wie ein Irrer verhalten?" "Ranma hat Angst vor Katzen", meinte Jimmy knapp. Der Martial Artist machte nur ein Hmpf-Geräusch. "Angst vor Katzen?" "Sein Vater hat ein Spezialtraining mit ausgehungerten Katzen mit ihm erprobt", erklärte Jessy. "Seitdem hat er ein Trauma." Akane guckte die drei verblüfft an. "Das ist doch nicht euer Ernst?" Jimmy nickte. "Leider doch, oder Ranma?" Dieser nickte ebenfalls. "Und... warum habt ihr euch diese komische Lügengeschichte ausgedacht? Die glaubt doch keiner." "Und ob sie das glauben! Aber es war besser, als die Wahrheit zu sagen. Ranma wird sich noch viele Feinde machen... bestimmt viele. Deshalb sollte das ein Geheimnis bleiben, sonst könnte es zu Komplikationen kommen." "Ranma, warum hast du uns das nicht gesagt?", fragte Akane empört. "Sonst hätten wir aufgepasst dir keine Angst einzujagen." Sie hielt inne und wandte sich zu Jessy. "Wo kam die Katze eigentlich her?" "Jimmy..." "'Tschuldigung..." "Eine Illusion?", fragte Akane irritiert. "Wer kommt den auf die Idee auf einer Party ein Katze..." "Mhmmm, nicht Illusion. Telepathie..." "Telepathie???" Es kam nur Schweigen als Antwort. "Mal ein anderes Thema", fing Jessy an. "Ich hab Kari gefragt." "Und? Was hat sie gesagt?" "Sie meinte, die Gangs gäbe es schon lange, und die hätten sich schon seit Anfang bekriegt. Die andere Gang heißt übrigens White." "White...", überlegte Jimmy. "Die Namen sind einfach nur daneben. Allein wegen der Kleidung. White sagt mir aber nichts..." "Die Whites haben sich nach den Blacks gebildet und versuchen sie immer auszulöschen. Das meiste, was sie anrichten, versuchen sie den Blacks in die Schuhe zu schieben, was aber nie richtig klappt." "Klappt nie... kenn ich irgendwoher..." "Es sind von den Blacks nur wenige Mitglieder bekannt, unter anderem Akihiro. Von Joji weiß man es nicht so genau und über Tatsuo laufen Gerüchte, er würde ständig die Gang wechseln." "Die Penner verstecken sich gut... Haben die Blacks auch schon Überfälle verursacht?" "Weiß kein Mensch. Das meiste sieht nach Whiteüberfällen aus und die haben dementsprechend ein Image." "Hm... dann sieht es ja aus, als ob die Blacks gut wären. Ranma? Ist dir irgendetwas an ihnen aufgefallen?" "Hm...", überlegte der Martial Artist. "Jetzt wo du es sagst: bei den Whites ist mir aufgefallen, dass sie eine sehr starke Aura hatten, obwohl sie sehr schwach waren." "Eine Aura? Deutet auf Magier hin..." "Wollt ihr jetzt Detektiv spielen?", fragte Akane dazwischen. Die beiden Dimensionsreisenden guckten sie verwundert an und nickten. "Klar!" "Und die Blacks tragen Alltagsklamotten? Dann wird es ja richtig schwierig sie ausfindig zu machen", überlege Jessy. "Andererseits fallen die Whites mit ihrer schwarzen Kleidung wiederum extrem auf." "Die Blacks wurden in meiner zweiten Dimension nie alle gefangen, eher im Gegenteil, sie vermehrten sich geheim und keiner wusste irgendetwas über sie. Moment mal... könnte das bedeuten, dass ich in der selben Dimension bin? Nur ein paar Jahre später?" "In der selben Dimension?", fragten alle. "Ja, nur in der Zukunft. Dann müssten in irgendwelchen Geschichtsbüchern irgendwelche Höllenkriege drinstehen. Gegen Höllenfürsten wie Diablo oder Daos." "Wer sind denn die?" "Der Herr der Zerstörung und der Herr des Todes." Er wurde nur verblüfft angeguckt. "Was denn? So schlimm waren die nicht, eher viel zu leicht. Jedenfalls müssen wir das nachgucken. Jessy? Erinnere mich morgen zur Bücherei zu gehen!" ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Den nächsten Tag verbrachte Jimmy mit Amaguriken üben. Nachdem er festgestellt hatte, dass der folgende Tag Sonntag war und er in keine Bücherei konnte, verschob er es auf Montag. Am Nachmittag versuchte er sich aus Akanes verschieden groß zerstückelten Ziegelsteinen ein Schlagzeugimitat zu bauen und es dann im Mordstempo in noch kleinere Stücke zu hauen. Nur seine Hände wollten nicht mitmachen und brachten ihm schon nach dem ersten Versuch recht starke Schmerzen ein. Später kam ihm Ranma dabei helfen. Sie machten die verschiedensten Übungen, die Jimmy auch mit Ranma gemacht hatte, als er den Amaguriken lernen wollte. So konnte Jimmy noch seine Illusionsfische üben. Akane war mal wieder wütend, aber dieses mal, zur Überraschung aller, auf Jessy, und lies sich im Dojo den ganzen Tag nicht blicken. Jessy war dort die ganze Zeit über und übte zwischendurch mit Jimmy den Amaguriken. Sie hatte auch schon ein viel höheres Tempo drauf, als der Junge, steckte in ihre Angriffe aber noch weniger Kraft. An diesem Abend lag Jimmy zusammen mit Ranma auf dem Dach, Ranma sich die Sterne anguckend, während Jimmy versuchte mit seinem Dackel aus Nachbarsgarten zu kommunizieren. "Wo sind eigentlich die empfindlichsten Punkte beim Menschen? Also für einen Angriff", fragte Jimmy, den Hund aufgebend. "Hm? Hm! Da gibt's zum Beispiel im Brustbereich welche..." Ranma zählte einige Stellen auf, auch an Armen und Beinen, und erklärte, welche Funktion es hatte sie zu treffen. Einige von ihnen verursachten nur Schmerzen, andere setzten Muskeln oder Nerven kurzzeitig außer Gefecht. Ranma konnte recht detailliert ein Referat darüber halten, Jimmy sich aber nicht ein Bruchteil davon merken. Schließlich kletterte Jessy ebenfalls aufs Dach und unterbrach sie. "Na, Jimmy, übst du wieder Illusionen?" "Telepatie auch. Sag mal, was ist eigentlich mit Akane?" "Sie ist beleidigt auf mich, weil ich sie gestern in die Sache mit Ranmas Katzenangst nicht eingeweiht habe. Ich wusste es doch auch nicht. Aber wenn es um Ranma geht, macht dieses Mädchen total auf stur. Na ja, dann gibt's ja diese Lügengeschichte, die ich gestern erzählt hab. Deswegen ist sie auch noch sauer. Glaub ich zumindest." "Aber im Prinzip ist Ranma doch mal wieder Schuld dran!", meine Jimmy ironisch. Ranma ließ nur ein "Hey" verlauten. "Wie immer eigentlich. Es gibt bei ihr keine Ausnahmen, immer ist Ranma an allem Schuld." "Ich glaub auch, das vergeht wieder ziemlich schnell." Jessy legte sich neben die beiden hin und schaute sich ebenfalls die Sterne an. So lagen sie eine Weile still da, nur Jimmy zauberte irgendwelche bunten, zusammenhangslosen Bilder in die Luft. "Ich weiß immer noch nicht, was ich hier mache", fing Jimmy an. "O.k., ich lerne kämpfen. Aber wieso gab es keine Dimension, wo Kämpfer und intelligente, normale Menschen lebten, sondern so was. Hat das einen Sinn?" Er sah rüber zu den beiden, fragend in Jessys Augen guckend. Ranma setzte ein beleidigtes Gesicht auf, was Jimmy aber übersah. Er wusste, dass er keine Antwort bekommen würde, weder von ihm noch von Jessy. "Oder reise ich nur vollkommen zufällig von einer Dimension zur anderen, besiege einen Oberwichtigtuer und lerne etwas, was ich eventuell in irgendetwas gebrauchen könnte, wovon ich nicht weiß, was es ist?" Jessy stütze sich auf ihre Ellenbogen und versuchte zu verstehen, was er eigentlich meinte. "Vielleicht wirst du wirklich auf etwas vorbereitet, und musst dafür in verschiedenen Dimensionen Kämpfen lernen. Im Moment lernst du ja mit Ranma... Kannst du Kampfmagie?" Jimmy nickte. "Klar, gehörte dazu. Aber was hab ich in der dritten gelernt? Oder in der ersten? Der ,Realität'? Doch wohl gar nichts. In der Schule war langweiliges Zeug, und ich weiß leider, leider nichts mehr davon. Was ich noch weiß, dass diese Dimensionen in irgendeiner Form in der ersten Existierten. Als Filme, als Spiele... vielleicht..." Er überlegte. "Sollte ich mich etwas über die Dimensionen erkundigen, damit ich ungefähr weiß, was auf mich zukommt. Vielleicht haben irgendwelche höheren Mächte mich geprüft, ob ich auch der Richtige bin. Ob ich genug Interesse habe, Ausdauer, Willenskraft..." Er fing an zu lachen. Das klang etwas lächerlich... Ranma und Jessy lachten auch. "Was kamen da noch alles für Dimensionen vor in den Filmen?", fragte das Mädchen interessiert. "Tausende. Oh Gott. Hoffentlich muss ich nicht zu jeder einzelnen reisen und dort irgendein Schwachsinn lernen. Schau, ich sehe aus wie 17 und verhalte mich auch so, obwohl ich schon 25 Jahre alt sein müsste. Wie alt bin ich wohl am Ende? Drei Tausend?" Er lachte. Das klang sogar extrem lächerlich, und das schlimme war, dass er nicht einmal wusste, ob das wirklich eintreten würde. Möglich war es. "Ich frage mich nur, was ich als letztes getan habe, bevor ich aus der ersten Dimension verschwunden bin. Ich weiß es nicht mehr. Die zweite und dritte, ist ja klar, hab ich einen Dämonen und einen Trainer besiegt, nämlich Siegfried. Ich muss noch etwas den Erinnerungszauber üben." Er guckte ins Leere, dann lachte er plötzlich los. "Ich fühl mich, wie in einem Computerspiel." Jessy prustete los. "Im welchen Level bist du jetzt?" "Game over, und muss von vorne anfangen", beantwortete Jimmy. Dann hielt er inne. "Was ist, wenn ich das Spiel nicht schaffe? Wenn mich ein... ,Endboss' besiegt? Suchen die dann einen anderen??" "Wieso solltest du ihn nicht besiegen?? Du schaffst doch alles, ich kenn dich doch." Er atmete tief durch. Vielleicht hatte sie recht. Er sollte ich nicht zu viele Sorgen darum machen. Das wird schon irgendwie klappen. "Und wie sieht dann der allerletzte Endboss aus? Auf den ich hinarbeite? Und was ist, wenn ich bei ihm Game over gehe? Und wenn..." Jessy seufzte laut zwischen. "Du schaffst das schon, ich glaub an dich." "Danke..." Jimmy war erleichtert. Dass Jessy ihm vertraute, freute ihn riesig, und er vertrieb die Sorgen aus dem Kopf. Das wird schon irgendwie. "So durch die Zeit zu reisen hat einen Vorteil", mischte ich Ranma mit ein. "Du hast mehr Zeit zum üben und deine Techniken zu Perfektionisieren. Und du lernst von überall was neues." "Vielleicht...", stimmte ihm Jimmy zu. Wieder saßen sie eine Zeit lang still da, bis Ranma schließlich die Frage stellte, die ihm so lange auf dem Herzen lastete: "Warum wollt ihr beide mich unbedingt mit diesem Machoweib verkuppeln???" Überrascht drehte sich Jimmy zu ihm. Diese direkte Frage von Ranma machte ihn doch etwa stutzig. "Nur so", antwortete Jessy für ihn. Ranma richtete sich aufgebracht auf. "Wenn ihr denkt, ich hätte es nicht gemerkt, dann liegt ihr falsch! Meint ihr, ich hätte nicht gemerkt, wie ihr uns beide dauernd zusammenbringt!?!" "Na ja... ihr seid doch verlobt, da kann man etwas nachhelfen", überlegte Jimmy laut. Ranma wollte gerade brutal auf das Dach hauen, als Jessy weitererklärte: "Ich glaube einfach, ihr empfindet schon etwas füreinander, merkt es aber nur nicht." "Ich für sie was empfinden? Pah!" "Ihr hattet doch beide noch keine Erfahrung mit Liebe, weder du noch Akane. Ihr seid etwas schüchtern, aber das ist nicht schlimm. Wir helfen da nur etwas auf die Sprünge." "Ich will aber nicht mit diesem Machoweib zusammenkommen. Sie ist doof und unhübsch." "Denkst du das wirklich über sie, Ranma?" Der Martial Artist schnaubte und guckte zur Straße runter. Bis auf einen Fußgänger war sie leer. "Oder sagst du es ihr immer wieder, um deine richtigen Gefühle zu verbergen?" "Ich habe schon gesagt, ich empfinde rein gar nichts für sie, und das bleibt auch so!", sagte Ranma grimmig, wich Jessys Blick jedoch aus. "Wirklich?", hackte sie nach. Ranma blieb still. "Wie stellst du dir denn deine Traumfrau vor, Ranma?", fragte Jimmy voller Interesse. "Nicht so brutal wie Akane!" "Wie noch?" "Hübscher als Akane!" "Auch klüger als Akane?" "Viel klüger als Akane!" "Recht gut auf Akane bezogen..." Ranma konnte seine Wut nicht mehr zurückhalten. Mit einem harten Schlag durchlöcherte er das Dach und stand aufgebracht vor den beiden. "Ich liebe dieses blöde, hässliche, flachbusige, dumme, brutale Machoweib NICHT!!! Und ich will nicht mit ihr verkuppelt werden!" Ranmas Wutausbruch schockierte beide. Er hatte das Dach beinahe gespalten und schrie das Loch an, von welchem er den Blick nicht abwendete. Sie saßen kurz regungslos da, bevor Jessy wieder ganz ruhig begann ihn vom Gegenteil zu überzeugen. "Ranma, ob du sie nun liebst oder nicht, so ganz hassen kannst du sie doch auch nicht. Aber wieso bist du immer so fies zu ihr? Ich finde nicht, dass sie blöd und hässlich ist, sondern dass du das nur so sagst, um irgendwas zu verbergen. Du musst es dir selbst eingestehen, dass du sie doch etwas magst. Sie mag dich doch auch." "Was du gestern gesagt hast...", überlegte Ranma, "dass sie gesagt hat, würde ich nicht so fiese Sprüche über sie ablassen, würde sie mit mir klarkommen. Hat sie das wirklich gesagt?" "Nicht direkt." "Wie, nicht direkt?" "Sie denkt es, da bin ich mir sicher, sie hat es nur noch nicht gesagt." "Weibliche Intuition", erklärte Jimmy. "Frauen wissen immer, was andere Frauen denken. Mach dir keinen Kopf drüber, ich verstehe es nämlich auch nicht." "Sie hat es sich selbst auch noch nicht gestanden, dass sie dich mag. Aber ich weiß, dass sie das tut", sagte Jessy. Ranma verdrehte die Augen. "O.k., dann mag sie mich eben, mir doch egal!" "Aber Ranma, es muss auch was von deiner Seite kommen." "Und was?" "Die Wahrheit. Sag ihr nicht, was du aus Wut sagst, sondern was dein Herz sagt", erklärte Jessy. In ihren Augen flimmerte ein Schimmer einer Bitte an Ranma. Dieser konnte nicht schon wieder widersprechen und dachte über Jessys Worte nach. Brutal war Akane, ohne Zweifel. Aber mit den anderen Beleidigungen übertrieb er es wirklich. Dumm war sie ganz und gar nicht. Eher im Gegenteil. Während er mit seinen Klassenkameraden Unfug machte, sagte Akane auch mal was intelligentes im Unterricht. Sie war sogar im Vergleich zu einigen anderen sogar ziemlich klug. Wenn man sie mit Kuno oder anderen Deppen verglich... Hässlich war sie eigentlich auch nicht, vielleicht nicht die schönste, aber er übertrieb tatsächlich mit seinen Bemerkungen etwas. Und sie als flachbusig zu bezeichnen tat er nur, weil er wusste, dass Frauen an ihrer Schönheit hängen und sehr beleidigt über Witze sind. Und das wollte er ja auch nur erreichen, sie zu beleidigen. Ranma seufzte. Er hatte noch den Drang weiter zu lästern und sich nicht geschlagen zu geben, wusste allerdings keine Argumente mehr. Die beiden hatten einfach recht. "Und Ranma", fing Jimmy an. "Was denn noch?" "Was Genma dir beigebracht hat, Gefühle zu zeigen wäre eine Schwäche, ist vollkommener Blödsinn. Schlag es dir ganz schnell aus dem Kopf." "Was sollte denn daran gut sein?" "Das koppeln zum Beispiel. Wut zeigst du beim Kampf deinem Gegner oder wem auch immer. Aber auch die anderen Gefühle, wie Liebe, Angst, oder Hass als die stärkere Variante von Wut. Und Liebe ist natürlich auch stärker als Wut. Und gerade du kannst bestens um Liebe kämpfen und diese Emotion koppeln." Ranma zuckte mit den Schultern. "Frauen zeigen auch allen ihre Gefühle und haben den Überraschungseffekt auf ihrer Seite, wenn sie einem Mann eine scheuern." Ranma und Jessy guckten ihn verblüfft an. "Das hat aber damit wenig zu tun..." "Wie auch immer. Glaub uns, Ranma. Dein Pop hat dir Unsinn erzählt." "Püüüüüüüüüüüh...", seufzte der Martial Artist. "Kann sein..." Jimmy guckte zu Jessy. Ihre Augen fielen schon zu und sie machte ihm deutlich, dass sie keine Lust mehr hatte hier rumzusitzen und Lebensweisheiten zu erklären. Ob Ranma Schuld an ihrer Müdigkeit war, oder die Zeit, wusste er nicht. "Wir gehen jetzt pennen, Ranma", entschied Jimmy, ging zu ihr und half ihr hoch. Dann kletterten sie, abwechselnd gähnend, durch das Fenster ins Haus, gefolgt von tief in Gedanken versunkenen Ranma. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Am nächsten Tag war Ranma verdächtig still. Die beiden Dimensionsreisenden freuten sich, dass er sich über ihre Worte Gedanken machte. Mittlerweile musste er doch einsehen, dass die beiden im Vergleich zu anderen Leuten in seiner Umgebung ehrlich waren und man ihnen vertrauen konnte. Auch Akane hatte sich beruhigt und lies von ihrer Wut auf Jessy ab. In den Pausen durchforschten Jimmy und Jessy die Schulbücherei. Es gab dort vieles über Kriege und große Schlachten, aber über Dämonen konnten sie nichts finden. Genauso wenig über Magie. Entweder wurden alle Aufzeichnungen darüber vernichtet, oder es gab nichts, was es aufzuzeichnen Gäbe. Nach einiger Zeit saßen die beiden da, Jimmy mit einem Wälzer über das "Leben vor Tausend Jahren", Jessy mit einer Liebesgeschichte in den Händen. "Das ist hoffnungslos! Es gibt hier wirklich rein gar nichts. Hier steht vieles über Krieger, Gaukler, oder über Streuner und Diebe, aber über Magier wird nicht ein Wort verloren. Immer nur Kämpfer und Kämpfer... Hier ist eine Abteilung über Waffen. Stäbe, Lanzen und Kampfstäbe, aber keine Zauberstäbe. Vielleicht gab's hier in dieser Welt wirklich keine Magie. So Magietot, wie diese Welt doch ist..." "Mhmmm." "Wenn ich hier was zaubere, wird hier die Kraft aufgesogen, und ich muss mich doppelt anstrengen. Andererseits... Kampfauren kann man schaffen, und Emotionen koppeln kann man auch mit Leichtigkeit. Es könnte doch auch sein, dass irgendwer in dieser Welt nicht wollte, dass dieses Wissen weitergereicht wird und alles vernichtet hat. Das Magische Blut getötet hat. Wir müssen noch etwas weitersuchen... Gehen wir nach der Schule noch in die Stadtbücherei?" "Okay." "Vielleicht finden wir ja doch was. Zumal diese Blacks ja auch ziemlich bekannt waren. Vielleicht wollten sie, dass die Magie ausgerottet wird, um reinblütig zu bleiben und es im stillen über Generationen weiterzugeben. Aber es muss doch jemand geschafft haben, heimlich was zu verstecken, was später gefunden wurde. Aber wenn die Blacks das herausfinden, können sie-" "Die Geschichte ist coool!" Jessy klappte das Buch zu und sprang auf. "Ich geh mir das ausleihen!" "He?? Argh, du hörst mir nicht mal zu..." Ein paar Stunden später standen sie vor der großen Stadtbücherei. Das Gebäude war schon alt, aber groß und sah vielversprechend aus. "Meinst du, wir finden hier etwas? Ich mein ja, in unserer Schule stand ja absolut gar nichts über Zauberei. Groß ist die Wahrscheinlichkeit ja nicht", überlegte Jimmy. "Und vielleicht finden wir ja doch etwas. Hier sind mindestens zwanzig Mal so viele Bücher wie bei uns. Und es sieht auch eher nach einer Bücherei mit großem Informationsgehalt aus, das konnte man von unserer Schulbücherei ja nicht behaupten. Dort war ja eigentlich nur das Grundwissen." "Okay, ich hab ja noch Hoffnung." Sie betraten das Gebäude. "Als Shampoo uns letztes mal besucht hat, weißt du noch?", fragte Jessy. "Da hat sie sich doch am Ende unsichtbar gemacht. Nachdem sie dich im Bad angegriffen hat." "Stimmt! Daran hab ich jetzt gar nicht gedacht. Die Amazonen haben doch ziemlich wertvolle Gegenstände, die auch irgendwann erschaffen werden mussten. Also musste es irgendwann eine magische Energie gegeben haben, und zwar eine starke." "Kann ich ihnen helfen?", fragte eine junge Bibliothekarin. Die beiden erkundigten sich, wo sich die Abteilung für Geschichte und Kultur befand. Es waren eine Menge Bücher darüber, viel mehr als die ganze Schulbücherei beinhaltete, über Japan und die ganze Welt, bis hin zur Weltentstehungsgeschichte. Jimmy griff sich als erstes ein Buch über die Amazonen, wo er auch gleich ein paar Worte zu den Artefakten fand. "Schau mal, hier steht: Die Artefakte der Amazonen werden über Generationen weitergegeben und sind Tausende von Jahren alt. Sie wurden ihnen von Kriegern aus dem Westen als Dank für ihre Dienste geschenkt und werden mit Vorsicht behandelt, da sie sehr selten sind. Such mal nach Büchern über den Westen." "Hier ist ein Buch über Magiekundige: Chinesische Amazonen besitzen verzauberte Gegenstände und seltene Artefakte mit großer Zauberwirkung. Die Menschen können heutzutage im seltensten Fall Magie erspüren oder Kampfauren erzeugen. Vielfach setzen große Kämpfer ihre Kraft für große Sprünge oder schnelle Bewegungen ein." "Das kann aber auch mit großer Muskelkraft zusammenhängen." "Hier steht, es ist nicht bekannt, ob diese Kraft ihre Muskelkraft oder ihre Magie ist." "Holla, was haben wir denn hier?" Jimmy griff nach einem anderen großen dicken Buch. "Mhmm.... In Japan war Magie sehr wenig bekannt. Zahlreiche Dämonen in den beiden Dämonenkriegen wurden im Vergleich zu anderen Ländern mit normalen Waffen bekämpft. In China wurden in der Zeit der Amazonenkriegen viele magische Artefakte benutzt..." "Tagebuch eines Kriegsflüchtigen, 1176-1204: Dieses Monster hat mich mitgenommen und gefoltert... Am Ende des dritten Tages kam Yoko mich befreien, mit einer Gruppe europäischer Wanderer. Es waren vier Leute, zwei Kämpfer und zwei Magier. Der Dämon konnte sie nicht erreichen, und seine Tentakel wurden von einer unsichtbaren Mauer weggestoßen. Einer der Magier verschoss brennende Kugeln. Der Dämon hatte keine Chance..." Sie blätterte weiter. "Meine Mutter sagte immer, es gäbe keine Magie. Doch nachdem ich das gesehen habe, wusste ich, dass das nicht stimmte. Viele Ausländer und Wanderer aus weit entfernten Orten beherrschten eine Kunst, wie wir sie nie gesehen haben. Ich möchte auch zu diesen fernen Orten reisen und Wunder lernen..." "Oha. Das ist ja interessant." "Warte, es geht noch weiter: Der Mann besuchte mich schon zum dritten Mal. Er hatte sich immer noch nicht vorgestellt. Er trug wie jedes Mal sein schwarzes Gewand und verhüllte dahinter sein Gesicht. Es war ziemlich unheimlich. Er sagte, er kennt meine Mutter. Dieses verdammte Weib ist durch die Straßen gerannt und hat gerufen, ich wäre abergläubisch. Der Man wollte wissen, warum ich es sei. Er fragte mich immer wieder, was ich in der Zeit der Dämonenkriege erlebt habe. Ich werde es ihm erzählen, wenn er das nächste Mal kommt. Ich werde ihm von den schrecklichen Dämonen erzählen und von den europäischen Magiern. Dann wird er mich hoffentlich in Ruhe lassen... Das ist der letzte Eintrag." "Hm! Zeig mal." Jessy drückte ihm das Tagebuch in die Hand und guckte weiter. "Was ist das denn?" Sie holte ein kleines dickes Buch heraus. "Was sind das für komische Zeichen?" "Öh..." Jimmy guckte fassungslos zu ihr rüber. "Haben wir ein Glück! Das sind... Buchstaben!" "Buchstaben? Was ist das denn?" "Europäische Schriftzeichen." "Kannst du das lesen?" "Das damalige Leben... schlag mal auf. Hm... das ist das Inhaltsverzeichnis. Und was haben wir denn da?!? Die Magierbande Black! Geh mal auf Seite 416!" "Woher kannst du diese Zeichen lesen?" "Das hab ich als kleines Kind gelernt. Und in der zweiten Dimension. Da lebte ich in Europa. Erst in der dritten Dimension musst ich Japanische Zeichen lernen. Da bin ich zum ersten Mal in Asien gelandet. 416 ist ein bisschen weiter. Hier, halt, hier ist es: Die Magierbande Black!" Jimmy holte tief Luft und fing an langsam und deutlich zu lesen. "Es war eine Gruppe von jungen Zauberern, die durch die Welt reisten und klauten. Ihr Ursprung ist unbekannt. Hm... Sie waren sehr vorsichtig und unauffällig. Die meisten von ihnen kleideten sich wie ganz normale Bürger, nur selten fand man sie, wie es für Magier üblich war, in auffallenden und vornehmen Kleindungsstücken... Bla bla... Auf sie wurde die Todesstrafe ausgesetzt, es wurde aber nie ein Mitglied gefangen. Wenn die Identität eines Magiers bekannt war, verschwand er meistens und wurde nie wieder gesehen." Jimmy überflog den Text. "Hm. Hier steht nur noch, was sie in welchen Städten gemacht haben." Er blätterte. "Oh.... Hm... Hm... Ihre Vorgehensweise. Ihre Art... Hm... Hier sind ein paar Auszüge von Bürgern..." Er schaute zu Jessy. Sie schaute gelangweilt auf die Bücherreihen. "Hast du Hunger?" "Mhmm", nickte sie. "Ich versuche mir das Buch auszuleihen. Kommst du mit?" ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sie nach Hause kamen. Jimmy musste sich einen Bibliothekausweis zulegen, damit er das Buch mitnehmen konnte. Dieser wurde zum Glück auf der Basis von seinem Schulausweis eingerichtet, trotzdem dauerte es. Die Bibliothekarin musste sämtliche Daten von ihm abfragen, bis er schließlich die Karte und das Buch bekam. Zuhause bekamen sie zum Glück von Kasumi noch ein Mittagessen. Ranma und Akane waren aber nicht mehr da. Sie sind auf die Eisbahn Schlittschuh fahren gegangen. Beziehungsweise Akane hat Ranma dort hingezerrt, denn es stellte sich heraus, dass Ranma kein Schlittschuh fahren konnte. "Wollen wir auch auf die Schlittschuhbahn?", fragte Jessy hoffnungsvoll. "Ah... Ich wollt noch etwas lesen..." "Kannst du später doch auch!" Jimmy lies sich überreden, wie immer, wenn ihn Jessy um etwas bat. So machten sie sich schließlich auf den Weg zur Eisbahn. Es war ein riesiges Gebäude mit einer ebenso großen Eisfläche, und es waren auch viele Leute da. Die beiden Fremdweltler liehen sich Schlittschuhe und setzten sich an einen Tisch, um sie anzuziehen. "Hast du schon irgendwo Ranma oder Akane gesehen?", fragte Jessy sich umguckend. "Nein, noch nicht. Die werden bestimmt auf dem Eis sein, das heißt, Akane wird da sein. Ranma bestimmt nicht. Lass uns auch erst mal drauf." Sie stellten sich in den Eingang, dann hüpfte Jimmy auf das Eis und glitt ein paar Meter. Jessy stand unschlüssig und reglos an ihrem Platz und hielt sich an der Abgrenzplane fest, das Eis betrachtend. "Was ist los, Jessy? Na komm schon!" Sie setzte eine Kufe auf das Eis und hielt sie sich immer noch fest. Jimmy runzelte die Stirn. Vorsichtig setzte sie auch das andere Bein drauf und entfernte sich langsam vom Eingang. Dann lies sie den Zaun los, glitt ein paar Zentimeter und fiel zu Boden. "Autsch", stöhnte sie. "Ich dachte, das wäre leichter." Jimmy stand immer noch stirnrunzelnd da, als er gemerkt hatte, dass Jessys Gleichgewichtssinn doch nicht so gut war. "Öh... soll ich dir helfen?" Er glitt zu ihr und zog sie hoch. "Komm, halt dich fest. Ich bringe es dir bei, es ist ganz leicht." Jessy schlotterten die Knie und sie rutschte mit ihren Kufen in alle Richtungen, denn sie konnte das Gleichgewicht nicht finden. Dafür hielt sie sich an Jimmy fest, als ob sie in der Luft hängen würde. Dieser seufzte nur. "Erdrück mich nur nicht!" "Muss ich, sonst fall ich hin." "Stell dich erst mal gerade hin. Ganz ruhig." Sie tat es, während Jimmy aufpasste, dass sie nicht umfiel. "Hast du dein Gleichgewicht gefunden?" "Ich glaub schon." "Okay, ich lass dich jetzt los." Er glitt etwas von ihr weg und fuhr um sie herum. "Äh... wo bist du?", fragte sie verängstigt. Aus Angst, sie könnte hinfallen, schielte sie vorsichtig zur Seite, ohne den Kopf zu bewegen. "Bleib ruhig, ich bin hinter dir." "Wo?" Sie drehte sich etwas und fing an zu kreischen, als sich ihre Schlittschuhe in zufällige Richtungen bewegten. Jimmy reagierte und hielt sie fest, bevor sich ganz das Gleichgewicht verlor. "Entspann dich und denk nicht soviel an dein Gleichgewicht. Stell dir einfach vor, du stehst auf stinknormalem Boden." Jessy fand ihren Schwerpunkt wieder und blieb still stehen. Jimmy hielt sie an der Hüfte fest und schob sie ganz langsam vorwärts. "Entspann dich und konzentrier dich nicht zuviel. Schließ am besten die Augen." Sie tat es und es klappte sogar ganz gut. Jimmy führte sie durch die Menschenmenge und wieder zurück. "Ich lass dich jetzt los, aber mach dir keine Sorgen, ich bin immer noch direkt hinter dir." "Äh...jetzt schon?", fragte Jessy unsicher, aber sie fuhr schon ohne ihn. Eine Weile glitt sie so dahin, bis sie die Augen wieder aufmachte. "Äh, wir fahren?!?" Sie wankte, doch Jimmy fing sie sofort wieder auf. So ging das weiter, bis Jessy sich allmählich sicher auf dem Eis bewegen konnte. "Langsam hab ich's raus", rief Jessy erfreut. Jimmy überholte sie und fuhr rückwärts vor ihr her, sie an der Hand haltend. "Machst du prima. Entspann dich und denk nicht, dass du gleich hinfällst. Fahr ganz ruhig, als ob du gehen würdest." "So?" Jessy guckte zu ihren Füßen, um sich zu vergewissern, dass sie auch das richtige taten. "Woher kannst du eigentlich so gut fahren?" "Ah... Ich bin immer schon gerne Schlittschuh und Inline-Skates gefahren. Als ich noch klein war, in der ersten Dimension. Ähm, du musst mir aber sagen, ob was hinter mir ist, ne?" "He?" Sie sah wieder hoch und an ihm vorbei. "Aaah! Da ist-" Der Zaun. Batsch! Jimmy fuhr dagegen, und Jessy gegen ihn. Zusammen wurden sie vom Zaun zurückgeschleudert und landeten auf dem Boden. "Ups... tut mir leid...", sagte Jessy kleinlaut. "Ah," meinte Jimmy und fing an zu lachen. "Tut es sehr weh?" "Bin ja selbst dran Schuld." Jimmy rieb sich sein Hinterteil und guckte Jessy in die Augen. Das war so eine typische Szene, wo er sie jetzt hätte küssen können. Sie lag in seinen Armen und ihr Gesicht war ihm ganz nahe. Stattdessen fingen beide instinktiv an zu lachen. Es standen etwas zu viele Leute hier herum, die zwar schon gierig auf einen Kuss warteten, die aber die romantische Stimmung zerstörten. Außerdem war Jessy offiziell seine Schwester. "Na, machen wir weiter?", fragte das Mädchen und rappelte sich auf. Jimmy blickte verstohlen zu beiden Seiten, nur um zu prüfen, dass keiner ihm zusah und seine Gedanken erriet. Was hatte er nur gerade gedacht??? Ganz zu schweigen davon, dass sie seine Schwester war, sie war ein Pokémon! Sie war nicht wirklich ein Mensch. Das wäre so, als würde er ein Tier küssen. Sie waren Freunde, Partner, was auch immer. Aber sich zu lieben würde... nicht passen... Er warf den Gedanken weg und stand ebenfalls auf. "Klar, dann los!" "Oh, was macht ihr denn hier?" Akane schlitterte aus der Menschenmenge und gesellte sich zu ihnen. "Wir haben uns verirrt", antwortete Jimmy so ernst er konnte. Akane guckte verwirrt zurück. "Nein Mensch! Wir haben gehört, ihr seid hier und wollten auch etwas Schlittschuh fahren. Wo ist denn Ranma?" "Ah, der müsste dort hinten am Tisch sitzen", überlegte sie und deutete irgendwo zu der Bar. "Er kann kein Schlittschuh fahren!" "Ja, wissen wir schon. Kasumi hat es uns gesagt. Obwohl das komisch ist. Er hat so einen guten Gleichgewichtssinn, dann müsste das für ihn kein Problem sein. Aber...." Damit drehte er sich zu Jessy. "... du kannst es ja auch nicht!" "Ich kann es jetzt doch!", sagte sie kleinlaut. Dann drehte sie sich um und fing an hin und her zu fahren. Jimmy grinste. "Unglaublich, wie schnell sie das gelernt hat. Sie war schon immer so ein Wunder." "Genau", jubelte sie und versuchte rückwärts zu fahren. Das ging sichtlich schief. Kaum drehte sie sich um, kippte sie schon zur Seite und wurde in letzter Sekunde von einem jungen Mann aufgefangen. Der war fast zwei Köpfe größer als sie, steckte in einem weißen Anzug, und schaute sie teils begierig, teils verträumt an, während er langsam und majestätisch über das Eis fuhr. "Alles in Ordnung?", fragte er sanft. Jessy schaute irritiert zurück. "Äh... ja, glaub schon." "Wer ist dieser Kerl?", flüsterte Jimmy zu Akane. Diese zuckte nur mit den Schultern. Der unbekannte Typ nahm Jessy in den Arm, dass sie mit den Füßen den Boden nicht erreichte, und kutschierte sie über die Eisbahn, während er mit seiner ruhigen Stimme weiter auf sie einredete. "Du bist neu hier, oder? Ich bin mir sicher, dass ich so ein hübsches Gesicht nicht vergessen würde." "Hey, was macht der mit meiner Jessy?!?", rief Jimmy aufgebracht und fuhr ihm so schnell er konnte hinterher. Plötzlich kochte Wut in ihm auf, er könnte jetzt diesen Typen richtig schön vermöbeln. "Wie ist denn dein Name?", fragte der Unbekannte, und seine Stimme klang immer mehr verführerisch. "Ähm.. Jessy... du... kannst mich jetzt loslassen..." "Du könntest dich wenigstens für die Rettung bedanken." Damit schloss er die Augen und setzte zum Kuss an. Jessy erschrak, wusste aber nicht, was sie tun sollte und schielte ängstlich zu den Seiten. Das ging ihr einfach zu schnell, er war schon an ihr dran, und- "Mmpf!" Der Typ machte die Augen wieder auf und musste feststellen, dass eine fremde Hand sich zwischen seinem uns Jessys Mund befand. Der Besitzer dieser Hand war ein sehr wütender Jimmy. Verwundert setzte der Typ Jessy auf den Boden und stellte sich vor ihn. "O.k., ich nehme deine Herausforderung an." Jimmys Wut wich seiner Verblüffung. "Was machst du?" "Ich sagte, ich nehme deine Herausforderung an. Der Wettstreit findet in einer Woche an unserer Schule, der Kolkhoz High statt. Die Disziplin heißt Paarlaufen. Bist du einverstanden?" "Äh..." Er guckte zu Jessy, die genauso überrumpelt war wie er. Das war vielleicht etwas zu früh für irgendwelche Wettbewerbe, schließlich konnten die beiden noch gar nichts. Aber wie kommt er auch gerade drauf? So aus dem Nichts? Jessy guckte nur genauso sprachlos zurück und schüttelte dann den Kopf. "Nein", sprach Jimmy nach. Der Typ guckte Jimmy mit großen Augen an, dann drehte er sich wieder mit seinem begierigem Blick zu Jessy. "Dann gibst du dich geschlagen und überlässt mir den Preis?" Langsam wurde es Jimmy aber zu bunt. Was war das denn für ein Typ? Und was wollte er von Jessy? Was bildete sich dieser perverse Spinner überhaupt ein? Was sollte das ganze hier? Er sollte lieber Jessy nach ihrer Meinung fragen, statt hier irgendwelche Herausforderungen zu erfinden. "Wer bist du überhaupt?", fragte Jimmy wütend. Der Typ guckte noch mehr verwundert, stellte sich dann gerade hin und sagte stolz: "Ich bin Mikado Sanzenin. Und das..." Er schnappte ein Mädchen aus der Menschenmasse. "... ist Azusa Shiratori. Wir sind das goldene Paar des Kampflaufens." Kampf? Jimmy hielt inne. Wenn es ein Kampf war, könnte er Ranma ja kämpfen lassen. Er würde so etwas locker gewinnen. Andererseits war es immer noch Eis laufen. Das konnte Ranma nun auch nicht. Jimmy stockte wieder mit seiner Antwort. Langsam kam ihm das etwas bescheuert vor. Dieser ihm vollkommen unbekannter Typ kreuzte hier einfach auf und wollte sich Jessy erobern! Jimmy holte tief Luft, um ihn mal kräftig anzumeckern. "Halt!" rief Akane dazwischen. "Wenn du dich mit jemandem Duellieren willst, dann mit mir!" "Akane..." "Die beiden sind noch nicht erfahren genug, also lass sie aus dem Spiel!" Sanzenin blickte zu Akane, und sein Gesichtsausdruck wurde wieder verträumt. "Du hast zwei Schönheiten an deiner Seite, und statt sie zu beschützen opferst du sie gegen einen Gegner, der ihnen überlegen ist, nur weil du selber zu Feige bist!" "Bist ja etwas eingebildet, aber o.k., ich nehme die Herausforderung an!" Die beiden Schönheiten blickten Jimmy verwundert an. Sanzenin freute sich aber und guckte abwechselnd zu Akane und Jessy. "Na also! Ich freue mich schon auf den Kampf" Damit drehte er sich um und fuhr majestätisch mit seiner Partnerin davon. "So, Jimmy, wer ist nun deine Partnerin?", fragte Jessy. "Hä? Du doch wohl, oder?" "Ich kann doch kein Schlittschuh fahren!" "Kannst du wohl! Die Feinheiten lernst du auch noch, stimmt's, Akane?" "Du kannst echt schon gut fahren, dafür, dass es das erste Mal war." Jessy guckte Akane beleidigt an, als ob sie von ihr eine ganz andere Antwort erwartet hatte. "Na gut, wenn ihr meint..." "Das schaffen wir schon", meinte Jimmy überzeugt und klopfte ihr beruhigend auf die Schulter. "Was hab ich den jemals nicht geschafft?" "Ah vielleicht hast du recht", überlegte das Pokémon-Mädchen. "Irgendwie schaffen wir das schon." "Klar schaffen wir das! Nur nächstes Mal", sagte er langsam, "klatschst du einem Typen gleich, wenn er so was macht! Dann weiß er gleich, was Sache ist und kommt nicht auf solche bescheuerten Ideen mich zum Kampf aufzufordern, den ich dann annehmen muss! O.k.?" "Klar doch..." ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "Du hast waaaaas?", fragte Ranma überrascht. Sie saßen an einem der Tische des Cafes, welches neben der Bahn stand und den Eisläufern eine schmackhafte Pause anbot. Ranma war ziemlich aufgebracht, nachdem ihm die beiden Mädels über Jimmys angenommene Herausforderung gegen die beiden Meister des Eiskunstlaufens erzählt hatten. "Du hast dich auf einen Kampf eingelassen? Und das gegen das Goldene Pärchen? Die sind doch Meister auf dieser Kolkhoz High? Fühlst du dich dafür denn schon gut genug?" "Der hat es mir ja beinahe aufgezwungen! Hat mich die ganze Zeit über beschimpft, bis ich schließlich zugesagt hab! Was hätte ich denn machen sollen?" "Weggehen. Oder meinst du, du packst ihn?" Jimmy zuckte mit den Achseln. "Gibt's doch zu, Jimmy, du wolltest nicht, dass der Typ Jessy küsst", meinte Akane urplötzlich. Jimmy wurde schlagartig rot und fing an zu stottern. "Ähm... das... war nur Zufall", log er. Akane hatte voll ins Schwarze getroffen und ihn damit vollkommen überrumpelt. Alle guckten ihn mit unglaubwürdigen Blicken an. "O.k.! O.k... es war nicht nur Zufall. Ich fand's einfach scheiße von dem Typen, dass er einfach so meine Jessy küsst, obwohl er sie nicht mal kennt. Ich hasse solche Perverse!! Ich kann ihr doch nicht irgend so einen Schwachkopf zumuten." "Keine Sorge, ich hätte dem Typen sowieso ziemlich schnell den Laufpass gegeben. Ich kann doch auch selbst auf mich aufpassen", sagte Jessy bestimmt. Akane stupste sie von der Seite an, grinste und blinzelte ihr zu. Jessy verstand es nicht und machte einen irritierten Gesichtsaudruck. Doch Akane hatte es so unprofessionell gemacht, dass sie die Aufmerksamkeit von allen auf sich lenkte und Jimmy dieses Blinzeln somit auch mitbekam. "Was zum Teufel sollte das denn bedeuten?", fragte er sich in Gedanken. "Haben die beiden jetzt irgendwelche Geheimnisse?" "Was ist jetzt mit dem Turnier?", fragte Ranma wieder. "Du willst da doch nicht ernsthaft mitmachen?" "Warum nicht? Wenn ich ihn nicht besiege, hab ich wenigstens etwas Praktik und kann dann besser Kämpfen." "Dann brauchst du noch eine gute Partnerin", überlegte Jessy laut. "Wenn es ums kämpfen geht, könntest du ja Ranko-Ranma nehmen. Das Eislaufen zu erlernen ist doch nicht allzu schwer. Ranma kann wenigstens gut Kämpfen." "Ich soll also als Mädchen am Wettkampf teilnehmen, damit Jimmy dann den Ruhm erntet?" "Wenn du mitkämpfst, gewinnen wir Jessy zu zweit... Dann müssten wir sie aber teilen..." "Was? Ihr wollt mich zerstückeln?" "Bist doch auch selber Schuld!", empörte sich Jimmy. "Ich hab dir schon mal gesagt, du sollst diesen perversen Pennern eine klatschen, wenn sie dir zu nah kommen. Und was machst du?" Akane seufzte deutlich laut und sofort hörten die drei mit dem Gelaber auf. Sie mussten sich jetzt wirklich Gedanken machen, wie sie Jimmy nun aus der Patsche kriegen, statt hier Unfug zu machen. Es vergingen so einige Sekunden, in denen man nur das Schlittern von Kufen mit einem Schuss Kindergeschrei hörte. Ein in einer dicken Jacke gekleideter Kellner kam auf sie zu, ging aber vorbei und nahm am Nachbartisch eine Bestellung auf. "Hm...", begann Jimmy. "In Frage kommt nur ihr drei." "Hm?" "Um meine Partnerin zu sein. Also eine von euch..." Ranma drehte sich mit beleidigter Miene auf dem Stuhl um. "Vergiss es! Ich musste wegen diesem dummen Machoweib schon gegen Kodachi als Mädchen kämpfen. Ich mache das nicht noch mal!" "Ranma... ah, was soll's... Dann kommt ihr zwei eben nur in Frage." "Akane wäre doch die perfekte Partnerin", meinte Jessy zufrieden. "Sie kann Schlittschuh fahren, ist stark und jederzeit bereit brutal zu euch Jungs zu sein. Außerdem kann sie Mikado mit ihrer Schönheit verwirren und ihn dann K.O. hauen. Und ich kann schließlich als Preis nicht selber am Wettkampf teilnehmen!" "Du würdest dich also dem Typen hingeben, wenn ich verlieren würde?", fragte Jimmy verwundert. "Ah, ich glaub an dich, dass du gewinnst." "Ich glaube," mischte sich Akane ein, "dass Jessy die bessere Partnerin ist. Ihr habt schon viele Kämpfe zusammen bestritten und vertraut einander. Das ist für einen Kampf sehr wichtig." "Aber ich kann kein Schlittschuh fahren", protestierte Jessy. "Du kannst doch schon gut fahren", sagte Akane überzeugt. "Ich hab euch doch fahren sehen. Ihr harmoniert sehr gut miteinander." "Das stimmt allerdings", meinte Ranma. "Ihr beide habt einen sehr ähnlichen Stil. Beim Üben kommt ihr beide gleichgut voran und lernt mit den selben Methoden." "Und ihr kennt euch auch schon lange. Glaubt uns, ihr müsst zusammen bei diesen Wettkampf antreten! Von uns beiden kommt keiner in Frage, um mit Jimmy zu fahren!" Die beiden Dimensionswechsler guckten sich an und resignierten. "Okay", überlegte Jimmy. "Und was machen wir gegen unsere minderwertige Kampferfahrung? Wir üben hier doch knapp über einen Monat. Dass ist viel zu wenig. Das schaffen wir nie!" "Kannst du nicht einen deiner Gutes-Gelingen-Flüche einsetzen?", fragte Jessy hoffnungsvoll. "He? Das geht doch nicht!" "Warum nicht?" "Na ja, weil das eigentlich ein Zauber ist und kein Fluch. Er erhöht nur die Aufnahme- und Konzentrationsfähigkeit. Und erleichtert eine Bindung zum Magischen um das vielfache. Aber so ein richtiger Fluch, dass wir es schaffen, kann nur von einer Hexe gemacht werden. Ich bin keine Hese." "Und wo ist der Unterschied?" "Ein Fluch setzt seine Vorhaben durch, sprich wenn wir aufs gewinnen verflucht wären, würden Azusa und Mikado solche bekloppten Zufälle passieren, dass sie verlieren. Und der Zauber ist lediglich dazu da, um etwas zu erleichtern. Und außerdem wäre es beschiss." "Dann solltet ihr schleunigst anfangen zu Üben!", bestimmte Ranma. "Ich kann euch ja trainieren." "Heute schon? Oh... ja ja, sag nix, wir fangen schon an... Nur, du kannst doch selber kein Schlittschuh fahren..." "Brauch ich auch nicht. Ich bringe euch nur das Kämpfen bei. Und Disziplin. Na los, wir fangen an!" So verbrachten sie den Rest des Abends. Jimmy probte seine Techniken wie den Amaguriken auf dem Eis aus und kombinierte wieder seine Emotionen, größtenteils Ruhe, denn das sollte er auf jedem Fall sein, ruhig. Jessy lernte in dieser Zeit sich sicherer auf dem Eis zu bewegen und alleine frei und sicher umherzufahren. Die beiden Zwangsverlobten guckten ihnen eine Weile dabei zu, dann ging erst Akane nach Hause, während Ranma den beiden trainierenden Tipps gab und Lehrer spielte. Er ging schließlich, etwas später, auch nach Hause, und als es schon dunkler wurde, wurden ebenfalls die beiden Teens durch das schließen der Bahn gezwungen sich zu ihrem Wohnheim zu begeben. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Am nächsten Tag saßen die beiden plaudernd in Herrn Oteros Unterricht in der Ecke, während die anderen ihre Matheaufgaben rechneten. Otero nahm die beiden nicht mal mehr dran. Sie waren nur noch Schüler, die ihre Zeit absaßen, damit sie den Abschluss bekommen, und die von Zeit zu Zeit mal Lehrer spielten und anderen irgendwelche Probleme erklärten. So mussten sie sich im Unterricht nicht zu sehr langweilen, denn die Aufgaben waren wirklich viel zu leicht. "Wie lange haben wir jetzt Zeit? Der Kampf ist auf nächsten Montag angesetzt, oder?", überlegte sie Jimmy und rechnete die Zeit aus, die ihnen zum Trainieren übrig blieb. "Heute sind wir mit Mara und Mariko zum lernen verabredet. Morgen Zeitungsaustragen, und Donnerstag wieder die beiden Mädchen. Danach erst haben wir richtig Zeit zum trainieren. Wir müssen aber auch zwischendurch auf die Eisbahn, auch wenn es immer nur für eine kurze Zeit ist." "Sag mal, kannst du dich eigentlich an die beiden vom Manga erinnern? Versuch doch mal deinen Erinnerungszauber." "Der wirkt leider nicht mehr. Das einzige, was ich noch weiß, ist, dass sie einen Spezialangriff haben, ich weiß nur nicht mehr welchen." "Hätte Ranma eigentlich gegen die Kämpfen müssen?" "Hm... jetzt, wo du es sagst, ich glaub schon. Mit Akane wahrscheinlich. Moment mal... heißt das jetzt, wir müssen gegen ihre Gegner kämpfen? Aber warum?" "Hm. Eine Spezialattacke. Gibt's denn keine Möglichkeit, dass du dich erinnern könntest?" Jimmy überlegte. "Es gibt verschiedene Arten von Erinnerungszaubern. Man kann sich damit Dinge einprägen oder auch gesehene Dinge wieder ins Gedächtnis rufen, nur... ich hab mich mit diesem Zeug nie richtig befasst. Was ich kann, ist lediglich die erste Stufe dieses Zaubers. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal brauchen würde. Aber ich wüsste zu gerne, warum er nicht mehr funktioniert. Vielleicht hab ich am Anfang, als ich den Manga gelesen hab, mir einfach den Anfang besser gemerkt." "Sag mal", fing Jessy langsam an, "warum hast du mich eigentlich gewählt, nicht zum Beispiel Akane?" Jimmy guckte sie irritiert an. Er hatte sie gar nicht gewählt, es war Akanes und Ranmas Beschluss. Aber wie kam sie jetzt auf die Frage? Ihre Argumentation war doch gestern ziemlich eindeutig gewesen. Er schaute sie an und machte einfragendes "Hm?". "Na ja, ich kann doch kein Schlittschuh fahren." "Ist das deine einzige Sorge?" "Nein... ich meine, du hättest doch Ranma oder Akane nehmen können, die sind viel erfahrener, und mit ihnen würdest du wahrscheinlich auch gewinnen können." Jetzt bereute es Jimmy erneut, dass er seine Telekinesefähigkeiten nicht weiter geübt hatte. Wie gern hätte er jetzt Jessys Gedanken gelesen. Es hätte auch gereicht, wenn er die typisch weibliche Fähigkeit dazu hätte und es einfach erraten könnte. Dann wüsste er jetzt, was in Jessy vorgeht. "Na ja, die beiden haben einfach so beschlossen, dass ich mit dir fahre." Jetzt könnte sie das weiterspinnen und fragen, ob er sie dann trotzdem gewählt hätte. Jimmy wurde etwas unruhig. Zum einen lag ihm wirklich was an ihr und er wäre wirklich viel lieber mit ihr als mit wem anders gefahren, andererseits konnte er ihr das doch nicht so direkt sagen, oder? Das könnte doch etwas zu intim werden, wenn er ihr sagt, dass er gern mit ihr zusammen ist. Er konnte sich immer noch nicht damit abfinden, dass sie ja nicht wirklich ein Mensch war. Nur was wollte das Mädchen jetzt mit diesen Fragen erreichen? "Aber ich glaube...", sagte er schnell, "die beiden haben Recht. Du passt wirklich besser als Partnerin zu mir, als irgendwer anders." "Jimmy? Jessy?", unterbrach sie ein Klassenkamerad. "Könnt ihr mir das erklären?" Abrupt drehte sich Jimmy um und guckte vollkommen konzentriert auf das Heft seines Mitschülers. Wie froh war er jetzt über den Jungen, der ihn aus dieser verzwickten Situation geholt hatte. Das wäre sonst etwas schwierig geworden. Frauen waren ihm einfach zu kompliziert. Kurze zeit später klingelte es und alle stürmten in die Pause. Jimmy ging mit Jessy auf den Schulhof und die beiden suchten schweigend nach Ranma und Akane. Glücklicherweise hackte Jessy nicht weiter nach und gab sich damit zufrieden von den beiden Verlobten ausgewählt worden zu sein. Schließlich fanden sie Ranma bei Hiroshi und Daisuke, während Akane mitten in ihrer Mädchenclique stand. Dazu gesellten sie sich, und während die Mädchen fröhlich miteinander quatschten ließ sich Jimmy immer noch das Gespräch von vorhin durch den Kopf gehen. Schlau wurde er aus Jessy immer noch nicht. Was wollte sie damit erreichen? Wollte sie denn am Kampf nicht teilnehmen? Hatte sie etwa Angst, Jimmy würde wegen ihr verlieren? Eher weniger, denn das beunruhigte sie ja nicht, hatte sie gesagt. Da war noch etwas anderes. Nach ein paar Minuten konzentrierten Überlegens gab er es auf. Frauen waren nun mal nicht dazu da, um sie zu verstehen, auch nicht, wenn sie keine menschlichen Frauen waren. Er nutzte die Zeit, um sich über das Üben Gedanken zu machen, was sie noch lernen mussten und wie viel Zeit sie dazu hatten, bis Jessy ihn unterbrach. "Schau mal, da ist Tasumo! Er wirft Ranma merkwürdige Blicke zu, die ganze Zeit. Gestern auch." Jimmy guckte in die Richtung, in die sie deutete. "Wer ist das?" "Na!", empörte sich Jessy. "Das ist dieser bescheuerte Perverse, der mit mir ausgehen wollte. Kurz nachdem wir hier in Nerima angekommen sind. Hast du das schon vergessen??" "Ähm", überlegte er. Hätte er bloß diese Erinnerungszauber vernünftig gelernt! Hätte er überhaupt alles gelernt. Das konnte einen echt aufregen, zu wissen, dass er ausgerechnet das am meisten brauchte. Aber es fiel ihm zum Glück wieder ein. "Das ist doch der, dem ich einen wirkungslosen Feuerball entgegengeschleudert habe, oder? Der hat doch so schwul darüber gelacht!" "Genau! Und... ich hab dem Typen sogar eine gescheuert, falls du dich erinnerst. Also sag nicht, ich würde mir Perverse nicht vom Leib halten können. Ich weiß, wann es Zeit ist euch Jungen eine Lektion zu verpassen." "Euch Jungen?? Was soll das denn heißen? Und außerdem wollte dich Tasumo, glaub ich, die ganze Zeit anfassen, und gescheuert hast du ihm erst spät eine. Du bist viel zu vorsichtig. Du musst schneller reagieren, falls so ein Spinner wie Mikado kommt und dich gleich küssen will." "Ah... egal jetzt!" "Ha!", lachte Jimmy. Dann drehte er sich wieder zu Tasumo. "Und was will er von ihm?" "Ich hab keine Ahnung. Dich hat er auch immer angeglotzt, nachdem du ihm einen Feuerball verpasst hast, doch damit hat er aufgehört. Und seit gestern wirft er Ranma die ganze Zeit verstohlene Blicke zu." "Hm... was hat Ranma, sagen wir mal, in der Zeit zwischen Freitag und Montag bemerkenswertes gemacht? Was diesen Typen interessieren könnte?" Sie überlegten beide und sagten einstimmig: "Die Blacks zusammengeschlagen!" Die Mädchen aus der Clique drehten sich nach ihnen um. Jimmy zuckte nur mit den Schultern. "Er schlägt doch immer irgendwelche Leute bei irgendwelchen Wettbewerben zusammen." Zum Glück waren die Mädchen nicht an Schlägereien von Jungen interessiert und redeten weiter über ihren Kram. Und die beiden wurden nicht weiter genervt. "Meinst du, Tasumo ist aus einer der Gangs?", fragte Jessy. "Vielleicht. Aus der Black wahrscheinlich, den die Whites würden alle in schwarz rumlaufen, sofern sie ihr Verhalten nicht geändert haben. Aber das ist irrelevant, wenn er echt in einer der beiden Gangs ist, kann uns das ziemlich weiterhelfen." "Dann müssen wir ihm nachspionieren." "Ja, aber nicht heute. Heute müssen wir die beiden Mädels unterrichten. Und auch so müssten wir eher auf die Eisbahn, als uns um so einen Scheiß zu kümmern. Aber ich glaube, morgen können wir mal schauen, was er so in seiner Freizeit macht." "O.k." Jessy lächelte. "Du freust dich aber ihn auszuspionieren, ne?" "Ach, das sieht nur so aus. Ich glaub, es klingelt gleich..." Sie rannte zurück zum Gebäude und lies einen ratlosen Jimmy alleine stehen. Dieser schüttelte nur den Kopf. Er würde sie wohl nie verstehen... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "Juhuuu", schrie Jessy, durch die Menge fahrend. Sie sind nach dem Nachhilfeunterricht wieder auf die Eisbahn gegangen, und die beiden Mädchen, Mara und Mariko, hatten beschlossen ebenfalls mitzukommen, sind aber im Gedränge verloren gegangen. Heute waren sogar noch mehr Personen da, als am Tag davor. Jimmy schlängelte sich an den Leuten vorbei und fuhr, Jessys Technik beobachtend, dem Mädchen hinterher. Diese fuhr mit einer akzeptablen Geschwindigkeit und einer netten Eleganz an den Menschen vorbei und konnte ihr Gleichgewicht beinahe perfekt halten. Sie hatte in einem Tag richtig gut Schlittschuh fahren gelernt, was sogar Jimmy sehr erstaunte. Irgendwo im Gedränge war Akane ebenfalls untergetaucht, obwohl sie eigentlich Jessy etwas unterstützen sollte. Ranma saß, zusammen mit Daisuke und einigen anderen Klassenkameraden, an einem der Tische des Cafes und schaute sich mit ihnen Fotos an. "Wenn hier etwas weniger los ist, können wir hier auch kämpfen", überlegte Jimmy und schaute sich um. Wo trainierten eigentlich Azusa und Mikado? Etwa auch hier? Er hatte sie bisher nicht gesehen. Jimmy gab etwas Gas und holte seine Partnerin ein. "Hast du eigentlich schon das Goldene Paar gesehen?" Jessy schüttelte den Kopf und fuhr um einige Leute im Slalom. "Üben die nicht auf ihrer Schule?" "Ich weiß es nicht. Aber wenn doch würde ich nicht verstehen aus welchem Grund sie gestern hier waren. Wahrscheinlich haben sie auf ihrer Schule gar keine Eisbahn. Ich hab gehofft, dass wir über sie noch was herausfinden, bevor wir gegen sie antreten." "Wahrscheinlich kommen sie erst später zum trainieren. Sie wissen bestimmt, wann nicht so viele Menschen da sind." Die beiden fuhren zum Abgrenzzaun, hielten an und schauten rüber. Von hier aus hatten sie durch die Scheiben einen schönen Ausblick nach draußen in den Park. Die Sonne war nun nicht mehr ganz so hoch am Himmel, der Herbst näherte sich schon und einige Blätter fielen von den Bäumen. Mittlerweile waren sie über zwei Monate in dieser Dimension. "Meinst du, wir besiegen die beiden?", fragte Jessy, ohne den Blick von einigen Spaziergängern abzuwenden, die auf einer Bank saßen und dieses kleine Fleckchen Natur beobachteten. "Ich glaub schon. Du hast wirklich sehr schnell das Schlittschuhfahren erlernt. Vielleicht war das einfach Gewöhnungssache. Jetzt müssen wir etwas an unseren Kampftechniken arbeiten, aber dazu haben wir echt noch etwas Zeit. Mit unserem Amaguriken müssten wir es eigentlich locker schaffen. Ist ja eine kaum bekannte Amazonentechnik." "Und ihre Geheimtechnik? Wenn die besser ist?" "Ich glaub kaum, dass sie dadurch so schnell werden, wie wir. Mach dir keine Sorgen, das schaffen wir, da bin ich mir sicher. Wir üben einfach unseren Amaguriken weiter, üben unsere sonstigen Übungen... Äh... Das ist doch nicht Ryoga?!? Was macht er denn hier?" Jimmy deutete hinter die Glasscheiben. Dort stand tatsächlich ein Junge in einem gelben Hemd, mit einem ebenso gelben, gepunkteten Stirnband und einem riesigen Rucksack auf dem Rücken, mit einem Schirm drauf. Er schaute sich um, erst zur einen Seite, dann zur anderen, holte schließlich eine Karte heraus, blickte sie fragend an und guckte sich erneut um. "Das ist wirklich Ryoga! Wir müssen ihn fangen, bevor er verloren geht!" In diesem Moment kippte eine Ladung Wasser von oben auf Ryoga und er verschwand. Die beiden guckten fassungslos auf die Stelle. "Wo ist der hin?", fragte sich Jimmy. "So schnell verliert sich nicht einmal er." "Vielleicht ist er unter dem Gewicht des Wassers zusammengebrochen", versuchte Jessy es sich zu erklären. "Ryoga doch nicht. Eigentlich würde niemand zusammenbrechen. Und außerdem würde er doch wieder aufstehen. Er ist... weg..." "Lass uns ihn schnell suchen gehen." Sie zogen sich die Schlittschuhe von den Füßen und liefen in Socken zu der Stelle, wo Ryoga gestanden hatte, doch da war nichts zu sehen. Von Ryoga war absolut keine Spur. "Wo kann der sein?" Jimmy blickte sich um und schaute sich danach den Boden nach möglichen Spuren an. Außer einer Einkerbung war nichts zu sehen. Nur diese Einkerbung... "Sieht aus, wie von Ryogas Schirm. Oder einem anderen Tonnenscheren Metallstab..." "Dann ist er doch zu Boden gefallen?", fragte Jessy und wollte näher herangehen, wobei sie in die Pfütze trat. "Huh? Das ist voll kalt!" "Jo, schockt mehr, wenn es kalt von oben kommt..." Jimmy hielt inne. "Oh nein..." "Was ist denn", fragte das Mädchen besorgt. "Ryoga... ist doch nicht in eine der verwunschenen Quellen gefallen?" Jessy schaute ihn besorgt an und schüttelte unglaubwürdig den Kopf. "Nein... so doof ist Ryoga nicht." "Aber sein Orientierungssinn könnte ihn dahin gebracht haben, und da fehlt nicht mehr viel, um reinzufallen." "Aber Ryoga weiß doch, welche Folgen das hat! ... Meinst du wirklich, er ist in eine Quelle gefallen? Armer Ryoga...." "Man, ist der dämlich!", ärgerte sich Jimmy. "Nachdem du ihn davor gerettet hast und ich ihm noch dazu einen Tritt verpasst hab, versenkt er sich doch tatsächlich selbst in einer Quelle." Jessy grinste. "Noch ist nicht klar, ob er wirklich in eine Quelle gefallen ist. Wir finden ihn hier sowieso nicht, wir sollten lieber noch etwas fahren." "Du hast recht..." So gingen sie wieder rein und auf die Eisbahn. Jessy hatte ihre nassen Socken Ranma in die Hand gedrückt und steckte nun barfuss in den Schlittschuhen, es hinderte sie jedoch nicht wie bekloppt zu rasen. Allmählich dezimierte sich die Menschenmenge und es waren vielleicht gerade mal die Hälfte der Leute von vorhin da. Dafür fanden sich Mikado und Azusa. Sie standen in der Mitte von etwa hundert in Eishockeyschutzanzügen und festen Helmen gekleideten Männer und warteten. Einige dieser Männer hatten Eishockeyschläger, und vielen stand die Angst ins Gesicht geschrieben. In den Zuschauerreihen stand unter anderem Mara. Die beiden glitten sofort auf sie zu. "Was ist denn hier los?", fragte Jessy leise. "Sie üben hier den Angriff der hundert Feinde, fragt mich aber nicht, was das ist", sagte sie. Jessy drehte sich zu Jimmy. "Der hundert Feinde? Ist das ihre Spezialtechnik?" "Glaub ich nicht. Das ist wahrscheinlich nur eine Übung. Ihren Spezialangriff würden sie hier nicht in aller Öffentlichkeit zeigen, oder?" Mikado nahm Azusa in die Hand und die beiden machten sich bereit, genauso wie ihre hundert Feinde. "Angriff!", schrie Azusa. "Angriff der hundert Feinde", schrie einer der Eishockeyläufer und alle anderen stürzten in die Mitte. Mikado hob Azusa in die Höhe, die mit ihren Beinen ausschlug. Während Mikado unten einige Schläge verteilte, wurde Azusa von ihm in der Luft festgehalten und trat in einem Wirbel gleich mehrere. Die armen Eishockeyspieler wurden nur so aus der Menge herausgeschleudert und rutschten an den Zuschauerringen vorbei. Zur Krönung zählte jemand laut mit. "21, 22, 23, 24..." "Was zum Teufel...", ertönte es von einigen erschreckten Zuschauern. "Die sind doch verrückt!" "Das sie nicht dabei sterben", wunderte sich Jimmy. "36, 37, 38..." Die beiden wirbelten durch die hundert Mann einfach durch und schlugen oder traten jedem armen Schwein einmal richtig irgendwohin, womit sie ihn aus der Menge mitten in einen Tiefschlaf versetzten. Es hatte eine große Ähnlichkeit mit Ranmas Angriff auf die Whites, bei der Party, nur dass es in einer menschlichen Geschwindigkeit vollbracht wurde und daher nicht so beeindruckend wirkte. Trotzdem hielten alle Zuschauer ihre Münder offen. "57, 58, 59, 60..." Jetzt konnte der Spinner, der zählte, nicht mehr mitkommen, und aus diesem Grund schlugen die beiden Meister des Eislaufens jeden zwei bis drei mal. "Das ist doch bescheuert... die übertreiben doch", sagte Jimmy fassungslos. "Worauf hab ich mich da bloß eingelassen?!?" "82, 83..." Er blickte kurz zu Jessy, die stand immer noch mit offenem Mund da und machte nur ein "Äh". Andere Zuschauer fassten sich an den Kopf. Das war doch wirklich nicht mehr normal. Diese Trainingsmethode war einfach blödsinnig, hundert schwächere Feinde kurz nieder zu mähen. Jimmy machte es den Zuschauern nach und klatschte sich ebenfalls an die Stirn. "97, 98, 99, 100!" "Finito!" Mikado fing seine Partnerin auf, noch bevor der letzte Gegner in der Luft seinen Bogen vollendet hatte und zu Boden ging. Dann holte er einen Kamm heraus. Einer der Eishockeyläufer rappelte sich auf und guckte auf seine Stoppuhr. "Genau... neu Sekunden." "Deshalb heißen sie das Goldene Paar des Kampflaufens", meinte ein anderer und kippte um. Jimmy und Jessy standen immer noch vollkommen erstaunt in der Zuschauermenge. Mara drehte sich zu ihnen um und fragte entgeistert: "Ihr wolltet gegen sie kämpfen?" "Also eigentlich war das Jimmys Idee", verteidigte sich Jessy. "Ja... schon." Jimmy versuchte sein Gesicht nicht so entmutigt aussehen zu lassen. "Das schaffen wir auch. Die Tendoschule ist doch auch spezialisiert für Kämpfe gegen mehrere." "Meinst du, das werden wir brauchen?" "Nein, werden wir nicht... Jetzt hab ich mich schon darauf eingelassen, also bringe ich es auch zu ende. Es wird vielleicht schwer, aber wenn wir üben, schaffen wir das!" "Hm", machte Jessy und schaute wieder zu dem Goldenen Pärchen herüber. "Dass die nicht tot sind, wenn die so eine Kufe ins Gesicht bekommen." Die Menge verlief sich langsam, leise flüsternd. Auch das Goldene Paar wollte gerade abhauen, als ein lautes Kreischen ertönte. Alle drehten sich abrupt in die Richtung. "Iiih, ein Ferkel!", rief eine Mädchenstimme. "Oh, ist das süüüß!", rief eine zweite. Über das Eis kam ein kleines schwarzes Schweinchen mit einem gelben gepunkteten Halsband angerannt, gefolgt von einer Horde Mädchen, die ihm erfreut kreischend hinterherlief. "Das ist doch nicht Ryoga, oder?", verzweifelte Jimmy. "Vielleicht hat das Vieh ihm einfach nur sein Stirnband geklaut", sagte Jessy hoffnungsvoll. Doch das wäre viel unwahrscheinlicher als die Tatsache, dass Ryogas Orientierungssinn und sein ewiges Pech ihn ausgerechnet nach Jusenkyo gebracht hätten. Spätestens als das Ferkel sie mit ängstlichen Augen ansah, mussten sie der Wahrheit ins Auge blicken. "Armer Ryoga", sagte Jimmy voller Mitleid. "Wir müssen ihn schnell vor den Hühnern retten!" Die Mädchen, die Jimmy mit ,Hühner' meinte, blieben plötzlich stehen, als das Oberhuhn Azusa dem Ferkel in die Bahn sprang und es auffing. Ehe es sich versah, bekam es mit einem Hammer einen kurzen Schlag auf den Kopf und war Ohnmächtig. Azusa drückte es an sich mit den Worten "Liebste Charlotte". Die beiden Dimensionisten standen da, genauso fassungslos, wie bei dem Kampf zwischen Mikado und dem Huhn. Azusa kuschelte das scheintote Ferkel an sich und zeigte es allen anderen Mädchen. "Ist Charlotte nicht süß?" Die anderen Mädchen umkreisten sie und wollten alle das Ferkel streicheln. Jimmy hatte da so ein Déjavu. "Das ist doch nicht wahr", sagte er. "Ryoga hat echt nur Pech! Fällt in eine Quelle, wird dann von dieser Idiotin ohnmächtig geschlagen und lässt sich einen weiblichen Namen verpassen!" "Wir sollten ihn lieber da herausholen!" "Okay, dann los!" Sie fuhren zu ihr hin und Jessy griff nach dem Ferkel. "Das ist Ryoga, nicht Charlotte! Gib ihn wieder her!" "Neeeeeeeeeeeein!" Azusa schreckte auf und zerrte an dem Tier. Sie wollte es auf keinem Fall gehen lassen, und aus Angst, sie würde es erwürgen, ließ Jessy das Ferkel wieder los. Azusa fing sofort an zu heulen und vergrub es tief in ihren Armen, den beiden den Rücken zuwendend. "Das ist meine kleine Charlotte. Iih!" Urplötzlich trat Mikado ein und zog es ihr aus den Händen, ohne sie eines Blickes zu würdigen. "Ist das dein Ferkel?", fragte er Jessy und überreichte es ihr. Azusa drehte plötzlich völlig durch und haute auf ihrem Partner ein, der sich an die Plane lehnte. "Verzeih die Grobheit meiner Begleiterin", fing der an. "Wenn ihr etwas gefällt, nimmt sie es einfach mit!" Azusa merkte, dass es nichts brachte, nahm einen Teller und schlug damit auf Mikados Kopf herum, bis er zersprang. "Gib sie her, gib sie her!" Dann griff sie nach einem Stuhl. Mikado war schon ziemlich rot und sein Gesicht schmerzverzerrt. An seinem runterhängendem Kopf bildeten sich zusehends Beulen, während er ruhig weitererklärte. "Es ist ihr Hobby Dinge zu sammeln, ihnen einen Namen zu geben und sie zu behalten." Azusa griff nach einem Tisch. "Hör auf damit, du Ziege!", schrie Mikado plötzlich. Azusa fing sofort an zu weinen, dann schaute sie Jessy wütend an. "Ich fordere dich heraus!" "Was?", schluckte Jessy. "Gewinne ich, gibst du mir meine Charlotte zurück!" "Äh..." "Hehe, wenn du kneifen willst, dann tu es jetzt!" "Wieso sollte ich kneifen?" "Keine Angst, Charlotte, Mami macht dein Bettchen bereit." "Du bekommst Ryoga nicht!" "Tut mir leid", mischte sich Mikado wieder ein. "Meine Partnerin hat dich verärgert. Als Entschuldigung..." Er setzte erneut zu einem Kuss an. Das konnte doch nicht wahr sein, dachte Jimmy. Der versuchte es schon wieder! Wie pervers war er eigentlich? Jetzt bekommt er endgültig Schläge! Er stürme los, doch ehe er einen Meter gefahren war, scheuerte Jessy Mikado dermaßen eine, dass er sich einmal um seine Achse drehte und zu Boden stürzte. Grinsend blieb Jimmy wieder stehen. "Du Widerling! Lass mich endlich damit in Ruhe!", schrie sie ihn an. Mehrere Leute blickten sich entsetzt um. Doch Jessy nahm Ryoga und drehte sich zu Azusa. "Du willst einen Kampf, dann kriegst du einen. Und du wirst verlieren. Aber das Ferkel darf selber entscheiden, zu wem es gehen will!" Mit diesen Worten fuhr sie elegant davon und ließ die beiden verdutzt stehen und liegen. "Das hast du Großartig gemacht", grinste Jimmy. "Endlich hast du ihm eine verpasst, ich hab die ganze Zeit darauf gewartet. Und hast die nett vor allen Leuten bloßgestellt." "Ja, ne?", freute sie sich. "Ich kann das gut. Die nerven mich allmählich, gegen die beiden müssen wir unbedingt gewinnen, sonst raste ich aus." "Auf jedem Fall! Die machen wir so richtig fertig!" "Äh..." Akane stellte sich zu ihnen und machte ein unwissendes Gesicht. "Worum ging es die ganze Zeit?" ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kurze Zeit später saßen sie alle mit der ganzen Familie, ausgenommen Nabiki, die wieder was zu tun hatte, im Wohnzimmer des Tendohaushaltes, und schwiegen sich an. Nur einer zog die Nase hoch und machte kluge Sprüche. "Du solltest dich über deine Doofheit schämen, Charlotte!", sagte Ranma, ohne ihn dabei anzugucken. Die beiden Dimensionsreisenden hatten alles detailliert erzählt, trotz Ryogas Einwände. "Wir haben dich davor gerettet, und du bist so dämlich und springst da trotzdem rein. Man muss echt auf dich wie auf ein kleines Kind aufpassen." Ryoga glühte innerlich und wäre wahrscheinlich sofort auf Ranma gestürzt, würden ihn Jessy mit "Er meint es nicht so" und Akane mit "Hör nicht auf den Idioten" nicht zurückhalten. Neben dem ganzen stand Kasumi, sah Ryoga mit besorgtem Gesicht an und wiederholte nur ihr "Gute Güte". Auf der anderen Seite saß, über den Tisch gebeugt, Soun Tendo und heulte, so wie immer. Jimmy saß nur neben dem stummen Genma und bestaunte die Situation. Er wartete wohl aufs Essen. "Guck dich doch an!", schrie Ryoga. "Du Zweigeschlecht! Du bist auch nicht besser!" "Ryoga, beruuuuhuuhig dich!", fiepte Jessy und hängte sich an ihn seinen Arm. Ryoga wollte andauernd reisaus nehmen und Ranma angreifen, es war allmählich schwer geworden ihn zurückzuhalten. "Pah! Nichts ist schlimmer als ein Schwein zu sein!" "Grrrr!" "Ah, ich kann ihn nicht halten" rief Jessy und trat Jimmy in den Arm. "Das kann so doch nicht den ganzen Tag weitergehen! Halt du ihn mal fest!" Jimmy tat es, während sie aufsprang und um den Tisch rannte. "Ryoga, du bist einfach nur strohdämlich", beleidigte ihn Ranma weiter. "Du bist bemmpff..." Jessy hielt ihm von hinten den Mund zu und bückte sich zu ihm runter. "Schon gut, er hat doch schon genug auf die Schnauze bekommen", sagte sie sanft. "Mmpf!" Auch Jimmy gab sich alle Mühe Ryoga zurückzuhalten, und als Ranma verhindert war ihn weiter zu beschimpfen, lies dessen Wut auch nach. Und Soun hörte auf zu heulen. "Okay", sagte Jimmy langsam und lies Ryoga los. Prüfend sah er zu Jessy und Akane, ob sie die beiden Streithähne auch unter Kontrolle hatten. "Beruhigt euch erst mal..." Was ihm jetzt gerade Sorgen machte, war nicht Ryogas Wut auf Ranma, sondern seine Aura, die er eben beim Körperkontakt mit ihm gespürt hatte. Das war nicht Wut, es war eindeutig Depression. Nur was ließ Ryoga so trauern? Etwa sein Fluch? "Zunächst, eure Fluchform hat nichts über euch selbst zu sagen. Ihr solltet euch keine Gedanken darüber machen, wie ihr ausseht, sondern wie ihr im inneren seid. Und ihr solltet es auch nicht als Mittel für eine Beleidigung nehmen." Gut, bis hierhin war es schon mal nicht schlecht. Er musste seine Worte nun genaustens wählen, um niemanden zu verärgern, insbesondere Ryoga nicht. Ranma zuckte nur mit den Augenbrauen, Ryoga guckte jedoch betreten zu Boden, und Jimmy ging davon aus, dass genau das der Grund für diese Emotion war. Er schaute zu Jessy rüber, die unwissend zurückblickte. Ihm war klar, dass nur er Ryogas Zustand wusste, und er musste nun auch handeln. Nur was sollte er sagen? "Schon gut, Ryoga", meinte Akane ruhig und klopfte dem verlorenem Jungen auf die Schulter. "Ranma ist ein Idiot. Ich finde es gar nicht so schlimm, dass du dich in ein Ferkel verwandelst." Ryoga gucke sie an und beruhigte sich zusehends. Jessy lies endlich von Ranmas Mund ab und atmete erleichtert auf, genau wie Jimmy, dem plötzlich ein Lämpchen aufging. Ryoga wollte nicht, dass Akane über den Fluch bescheid weiß, weil sie ihn deswegen verabscheuen könnte? Deswegen diese enorme Depression. Aber das würde ja heißen, dass Ryoga sich was aus Akane macht, sie vielleicht sogar liebt! "Und was machen wir jetzt?", fragte Jessy. "Mit Ryogas Fluch? Dasselbe wie mit Ranmas. Wir warten, bis wir etwas finden, womit wir sie davon heilen, und schützen sie einfach vor kaltem Wasser", sagte Jimmy bestimmt. "Was anderes bleibt uns ja wohl nicht." "Eins würde mich noch interessieren", meinte Ranma. "Wie hast du es geschafft doch noch in eine der Quellen zu fallen?" Ryoga schaute ihn wieder böse an, merkte dann aber, dass alle ihn interessiert beäugten. Also sollte das gar kein Angriff von Ranma sein. "Na ja," fing er langsam an. "Ich bin erst einem Fluss gefolgt, der hieß, der Karte nach, Nil, und dann bin ich irgendwo links abgebogen." Alle guckten sich irritiert an. Nur Kasumi machte große Augen: "Gute Güte, du warst am Nil?" "Und dann kam ein Wäldchen und am Rande dieses Wäldchens war eine Schlucht, und ganz unten waren kleine Seen und ein paar Hütten, wo ich hätte nach dem Weg fragen können. Da stand ich dann und hab nach einem Weg nach unten gesucht, den ich gehen könnte, aber dann hab ich gedacht, dass ich mich dabei sowieso verlaufe, und deshalb hab ich beschlossen den kurzmöglichsten Weg zu nehmen..." "Und zu springen", ergänzte Jimmy kopfschüttelnd, dann sah er ihn hoffnungsvoll und flehend an.. "Das ist doch ein Witz, stimmt's?" Ryoga schüttelte betreten den Kopf. Kasumi ließ nochmals ein "Gute Güte" verlauten, der Rest fing an zu lachen. "Echt Ryoga", fing Ranma gehässig an. "Du bist echt zu dämlmmpf!" Jessy hatte aufgepasst und hielt ihm sein Maul mit ganzer Kraft zu. "Sei doch endlich still!" "Hahahaha, ist der dämlich", schrie plötzlich Genma los, als ob es das einzige gewesen wäre, dass er bisher gehört hatte. "Hahaha, springt freiwillig in die verwunschenen Quellen!" Zum Glück wollte Ryoga ihn deswegen nicht in Stücke schlagen. So verlief sich der Abend. Ryoga merkte, dass die anderen, Ranma ausgenommen, ihn gar nicht auslachten oder verachteten, sondern wenn, dann wegen ihm, oder mit ihm lachten. Auch fand es niemand schlimm, dass er sich in ein Ferkel verwandelte, denn außer ihm hatten noch drei andere einen Fluch. Ranma war ein kleines bisschen sauer, weil er nicht machen durfte, was er wollte, zum Beispiel Ryoga wie immer zu ärgern, aber im großen und ganzen hatten sie den Rest des Abends Spaß. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Auf dem Schulhof war keine einzige Menschenseele, als Tasumo am nächsten Nachmittag nach seinem Unterricht an der Hauswand entlang spazierte. Er guckte auf die Uhr und rieb sich die Backe. "Hm, ich glaub, sie mag mich... aber eine Kraft hat sie auch... erinnert mich an das Mädchen mit den roten Haaren..." Er ging um die Ecke und auf den Geländeausgang zu. Kaum hatte er sich davon etwas entfernt, tauchten hinter der Ecke zwei Köpfe auf, die ihm hinterher blickten. "Wir sind zu auffällig", sagte Jimmy. "Egal, er hat uns noch nicht bemerkt", grinste Jessy. Tasumo ging auf das Schultor zu, doch plötzlich wurde er mit Wasser überschüttet. Er blieb wie angewurzelt stehen und guckte verblüfft nach oben, wo das Wasser herkam. Direkt über ihm standen zwei Mädchen im Fenster, beide am kichern. "Tuuut uns leeeid, wir haben dich nicht gesehen!" "Werden hier wahllos irgendwelche Leute mit Wasser übergossen, die im falschen Moment hier entlang gehen?", fragte Jimmy leise. "Warum gießen sie auch Wasser aus dem Fenster?", wunderte sich Jessy. "Die haben wahrscheinlich gedacht, er wäre ebenfalls verflucht. Oder sie hofften die Blumen zu treffen..." Tasumo schüttelte sich, eine Menge Tropfen von sich katapultierend, dann ging er, immer noch triefend, in aller Seelenruhe vom Schulhof und bog in die erste Straße ab. Er hielt sich hauptsächlich an die Hauptstraßen und benutzte kaum Abkürzungen oder dunklere Gassen. Die beiden folgten ihm dicht, oder besser gesagt seiner nassen Spur auf dem Bürgersteig, und passten immer auf, dass zwischen ihm und den beiden immer etwas dazwischenstand, falls er sich umdrehen sollte. "Wo er wohl hingeht?", fragte sich Jessy. "Nach Hause, schätz ich mal. Wo er heute sonst noch geht würde ich gern wissen." Nach einem zehnminütigem Marsch ging Tasumo an ein kleines, einstöckiges Haus und holte seinen Schlüssel raus, womit er fröhlich die Tür aufmachte und nichtsahnend hineinging. "Das ist etwas merkwürdig, dass er so unbekümmert durch die Gegend stolziert", sagte Jimmy. "Jetzt müssten wir auch ins Haus kommen, nur wie?" "Das würde gefährlich werden, dann lass uns lieber durchs Fenster gucken." Sie schlichen durch den Garten und schauten, wo der Junge sich befand. Sie fanden ihn in einer Küche, wie er mit seinen Fingern auf einem Balken trommelte und sich einen Telefonhörer ans Ohr hielt, ihnen den Rücken zuwendend. Außer ihm war niemand im Haus zu sehen. "Na ja, bisher macht er nichts auffälliges", überlegte Jessy. "Darf er auch nicht, es muss alles normal aussehen, weißt du doch. Mich würde aber sehr interessieren, mit wem er telefoniert, und worüber. Ich versuch mal das Fenster zu öffnen." Jimmy schaute sich den Fenstergriff innen an und überlegte, wie seine Astrale Struktur wohl aufgebaut sein könnte. Probieren konnte er es doch. "Ich glaub..." Der Griff zuckte leicht. "Gleich hab ich ihn!" Er drehte sich um und das Fenster stellte sich auf kipp, während Jimmy bis zu den Ohren grinste. In diesem Moment drehte sich Tasumo um. "Vorsicht", flüsterte Jessy und zog ihn runter. "Ja, Omi, natürlich kommen...", erklang es von innen. Dann verstummte Tasumos Stimme und eine finstere Stille legte sich. Beide hielten den Atem an. Hatte er sie bemerkt? "Ich sagte", fuhr Tasumo fort, "dass wir dich natürlich am Wochenende besuchen, Omi... Ja, Omi... Ich richte es ihr aus... Ja... Sie ruft dich später an... ja ja... ja... ja!!!! Ja, unserer Katze geht es auch prima... ja, Omi... ja, mach's auch gut, Omi... auf wieeeedersehen!" Klick. Jessy wedelte mit ihrer Hand vorm Gesicht, um damit "er ist doch bescheuert" auszudrücken. Jimmy nickte dazu. "So...", ertönte Tasumos Stimme plötzlich laut und deutlich. "Wie sieht denn unser Garten heute aus?" Die beiden erschraken. Hat er sie also doch bemerkt? Wusste er die ganze Zeit, dass sie lauschen? Hat er sie gesehen? Sie hörten ihn sehr deutlich auf sie zu kommen, mit festen Schritten, dennoch ganz langsam und quälend. Jimmy blickte entsetzt zu Jessy und sie beide versuchten sich ganz leise vom Fenster zu entfernen, vor Spannung den Atem anhaltend. "Machen wir doch mal das Fenster ganz auf und lassen etwas frische Luft herein..." Jimmy schaute sich um. Direkt neben den beiden, rechts und links vom Fenster, war jeweils ein dichter Busch. Er drehte sich wieder zu Jessy und signalisierte ihr mit den Augen sich dort zu verstecken. "Wenn er das Fenster kurz zumacht", sagte er geräuschlos, die Lippen bewegend. Jessy nickte. In dieser kurzen Zeit durften sie Krach machen, wie viel sie wollten. Er würde sie durch das in dieser Sekunde geschlossene Fenster nicht hören. Nur wie lang war ,diese' Sekunde? Tasumo griff nach dem Fenster, schlug es zu, drehte den Griff ruckartig und öffnete es augenblicklich wieder. Jimmy fluchte nur innerlich. Weder er, noch Jessy hatten sich bewegt, denn er hat es einfach zu schnell wieder geöffnet. Wenn er jetzt raussehen würde, würde er sie sehen, direkt neben seinem Fenster. Zaubern konnte er nicht mehr, Tasumo würde sie so oder so sehen, und außerdem war er dafür zu aufgeregt. Jetzt konnte er nur hoffen, dass Jessy mal wieder ihre Künste beweisen würde und eine glaubwürdige Lüge erfinden würde. In diesem Moment klingelte es schrill. "Hm... wer ruft den da schon wieder an?", fragte Tasumo laut. Er ging ein paar Schritte zurück, dann ließ er durch das abheben des Telefonhörers ein weiteres ,Klick' verlauten. "Hallo???" Jimmy atmete schwer aus und blickte erleichtert zu Jessy. Das Mädchen schluckte leise und hielt sich kopfschüttelnd die Herzgegend. Jimmy verzerrte sein Gesicht zu einer Grimasse und deutete auf den Busch neben Jessy, sich selber in den eigenen Busch verkriechend. Jessy machte es ihm gleich. Tasumo hätte sich nicht besonders gefreut, wenn er die beiden hier lauschend sitzen gefunden hätte. Sie waren noch mal glimpflich davongekommen. Aber was das allerschönste an der Sache war: Tasumo hat über ihr erscheinen gelächelt und ist ganz ruhig, fast herausfordernd auf sie zugegangen. Er wusste genau, dass da einer war. Ein Durchschnittsbürger hätte sich vielleicht etwas mehr gewundert, statt wie er zielsicher auf sie zuzugehen. Als ob er wüsste, ein Gang-Gegner würde am Fenster lauern. Damit machte er sich natürlich sehr verdächtig. "Ja, klar komme nachher vorbei", erklang es von drinnen. "Um fünf. Wie abgesprochen... Ich soll was?" Die beiden guckten sich an. Das könnte ja noch interessant werden. "Die Kamera? Die hab ich nicht, die hat Gozo! ... Ok, ich sag ihm bescheid. Ja, er hat heute Zeit." Klick. Klick. Klikliklikliklick. "Hallo? Gozo? Ich bin's. Du hast heute Zeit, ne? Komm auf halb fünf zu mir, und bring die Kamera mit.... Was heißt das, du fährst mit deiner Mutter einkaufen? Du kannst jetzt nicht wegfahren. Stell dich krank oder so, wir brauchen die Kamera! Halb fünf, hörst du? Bis dann." Klick. Jimmy blickte fragend zu Jessy. Wozu brauchten sie eine Kamera? Etwa um Beweise zu sammeln? Informationen? Was auch immer, dies klang nicht danach, als ob sie nur damit spielen wollten. Ob sie wirklich etwas mit der Gang zu tun haben? Jessys Blick zu urteilen dachte sie dasselbe. Er blickte auf die Uhr. Es war drei Uhr, also noch anderthalb Stunden, bis dieser Gozo auftaucht. In dieser Zeit konnten sie ja erst mal abhauen und verschnaufen. Eine Tür schlug zu. Oder durch das offengelassene Fenster ins Haus... Jimmy guckte vorsichtig über den Rand des Fensterbretts und grinste. Die Küche war leer. "Also, wir haben die Wahl, wir können uns im Haus umsehen, oder uns in Sicherheit bringen", sagte er. Jessy funkelte nur erfreut mit den Augen, und er wusste schon, was sie tun wollte. "Es ist aber gefährlich", sagte er mit Nachdruck. "Guck mal, was für eine große Tischdecke sie haben!" Jimmy schaute rüber. Tatsächlich, sie hatten eine, die für den Tisch viel zu groß war. Darunter könnten sie sich prima verstecken. Vielleicht gab es im Haus noch mehr? Sie hatten eine Menge Möglichkeiten. "Okay, dann nichts wie rein!" Sie kletterten durch das offengelassene Fenster in die Küche. Es war recht geräumig drinnen, es waren einige große Schränke und der Tisch, an den Fenstern waren dicke Vorhänge, alles gute Versteckmöglichkeiten, fast schon merkwürdig. Jessy rutschte sofort unter den Tisch, Jimmy stellte sich jedoch an die Tür und lauschte. Dann machte er sie vorsichtig auf, und winkte zu Jessy rüber. Diese stand auf und folgte ihm ins Esszimmer. Und von da aus in den Flur. Es ging doch eine Treppe, oder genauer, eine Leiter nach oben, zum Dachgeschoss. Jimmy winkte Jessy ganz nah zu sich heran. "Ich hab eine Idee", flüsterte er ihr ins Ohr. "Wenn wir auf den Dachboden klettern, können wir vielleicht von oben alles hören, was unten besprochen wird." "Dann ab nach oben!" "Warte. Lass uns noch schnell zwei Gläser holen." "Zwei Gläser?" Jimmy schlich in die Küche und suchte aus einem der Schränke zwei schliche Gläser heraus und kam damit zurück ins Esszimmer. "Okay, dann ab nach oben!" "Wozu den die Gläser?" "Wenn du das Glas an die Wand hältst und dein Ohr daran, hörst du die Geräusche auf der anderen Seite viel besser. Kennst du den Trick nicht?" "Nein, das ist ja cool!" Jimmy lachte, dann kletterte er die Leiter hoch. Oben war die Decke etwas tief, aber außer dem Gerümpel in der Mitte, gab es viel Platz und sie konnten sich gut bewegen. Er half Jessy hoch und machte dann die Luke wieder zu. Oben atmeten sie erst mal tief durch. "Weißt du, was wir gerade gemacht haben?", fragte Jimmy. "Wir sind in ein Haus eingebrochen! Und wir wissen nicht mal, ob dieser Tasumo wirklich einer Gang angehört." "Hoffentlich werden wir nicht gefunden." "Hoffentlich..." Sie machten sich an die Arbeit und suchten nach Geräuschen, die Tasumo von sich geben könnte, fanden aber nichts, von unten war nicht ein Mucks zu hören. Etwas später stolperte Jimmy über ein Shogibrett und sie beschlossen sich die Langeweile mit Spielen zu vertreiben. Jimmy brachte Jessy Dame bei, da er von Shogi keine Ahnung hatte und das Spielfeld annähernd ähnlich aussah. Um circa halb fünf klingelte es unten. "Okay, das wird dieser Gozo wohl sein." Jimmy klappte das Spielbrett zusammen und krabbelte in eine Richtung, wo er eine Etage tiefer den Ausgang vermutete. Dann legte er das Glas auf den Boden, und sein Ohr daran. Jessy folge ihm und kopierte seine Vorgehensweise mit dem durchsichtigen Behälter. "He, Gozo, da bist du ja!", ertönte Tasumos Stimme. "Ja, hab meine Mutter abgewimmelt. Man, die war sauer!", ertönte eine neue, raue leise Stimme. "Hier hast du deine Kamera." "Super, man. Takeshi wird sich freuen! Willst du denn mitkommen?" "Nein, ich glaub nicht. Muss noch Zimmer aufräumen, sonst dreht die Alte vollkommen durch." "Mach dir keine Sorgen. Ist sie jetzt alleine einkaufen?" "Jo, weiß nicht, wann sie wiederkommt. Was hat Takeshi mit der Kamera vor?" "Wenn ich das wüsste. Er klang sehr geheimnisvoll, als hätte er einen neuen Plan." "Der Spinner, hat er wieder seine Phase, wo er nur Pläne schmiedet?" "Ja, und es ist jedes Mal wieder lustig. Die kriegen so übel einen drauf in letzter Zeit." "Mit wem führt er die jetzt durch? Mit Aki?" "Jo. Apropo, was ist jetzt eigentlich mit Akie und Natsue los? Haben sie sich wieder vertragen?" "Soweit ich weiß, haben sie das. Und sich versprochen nie wieder wegen dummen Männergeschichten ihre Freundschaft aufs Spiel zu setzten." "Akie...", wiederholte Jimmy. "Irgendwoher kenn ich den Namen..." "Akihiros Freundin", erinnerte ihn Jessy. "Und ist Aki eine Kurzform für Akihiro?" Jessy zuckte mit den Schultern. "Wie spät ist es, man?", fragte Gozos raue Stimme. "Viertel vor fünf. Willst du schon los?" "Ja, je mehr Zeit ich verliere, desto schlimmer! Also dann, man sieht sich." "Jo, bis dann... Okay, die Kamera hab ich, dann muss ich nur noch die Tasche vom Dachboden holen, sonst wird Takeshi sauer, und dann nichts wie los." "Verdammt, haben wir aber auch Pech", fluchte Jimmy. "Warum kommt der ausgerechnet auf den Dachboden?!? Warum legt er seine blöde Tasche ausgerechnet hier hin? Können wir uns hier irgendwo hinter verstecken?" Sie standen auf und schauten sich um. Genau in diesem Augenblick ging die Luke auf, Tasumos Kopf schlüpfte hindurch und guckte voller Erstaunen genau auf die beiden Einbrecher. "Wer...?", lies er noch verlauten, doch Jimmy streckte instinktiv die Hand in seine Richtung und rief: "Narkose!" Eine leichte Druckwelle breitete sich von Tasumo aus, der plötzlich müde wurde und zusammensackte, halb auf der Leiter, halb auf dem Dachboden. Jessy schauten erst den schlafenden Tasumo schockiert an, der lauthals schnarchte, und dann zu Jimmy. "Was war das denn?", fragte sie verdutzt. Jimmy wusste es selber nicht genau. Es war ein eigentlich ein Schlafzauber, dass er aber so einen guten Effekt erzielt hatte, verwunderte ihn dermaßen, dass er nicht antworten konnte. Kehrten seine Kräfte allmählich zurück? Er zuckte nur mit den Schultern. "Erklär ich dir später! Ich weiß nicht, wie lange das hält. Lass alles so aussehen lassen, als ob er in seinem Zimmer eingeschlafen wäre." "Ist das diese Kameratasche?" "Sieht so aus..." Sie brachten Tasumo vorsichtig in sein Zimmer und legten ihn über seinen Schreibtisch, als ob er bei den Hausaufgaben eingepennt wäre oder ähnlichem. Darauf reinfallen würde er wohl nicht. Die Kamera steckten sie in die Tasche und legten sie daneben, danach durchsuchten sie sein Zimmer kurz nach irgendwelchen Hinweisen, fanden aber nichts von Interesse, keinerlei Information, ob er sich nun in einer Gang befand oder nicht, oder über deren Pläne. Nach dem Gespräch konnte man aber auch so davon ausgehen, obwohl die beiden es nicht erwähnten einer Gemeinschaft anzugehören. Dann stellten sie die Gläser im Schrank in der Küche ab, stellten das Fenster wieder auf kipp und verzogen sich durch die Haustür. Tasumo schlief in dieser Zeit tief und fest. Draußen schlichen Jimmy und Jessy wie gewöhnliche Leute die Straßen hinab, bis sie eine Stille ,Abkürzung' fanden, wo sie erst einmal verschnauften. Und ihr unterdrücktes Lachen freiließen. "Boah, das war ja haarscharf!", prustete Jimmy und wischte sich einige Lachtränen aus den Augen. "Da wurden wir am Fenster schon fast entdeckt, und was machen wir? Wir brechen noch tiefer ein, nur um wirklich entdeckt zu werden!" Das Mädchen hielt sich an der Wand fest und lachte sich kaputt. "Zum Glück ging dieser Narkosezauber, sonst wären wir jetzt ziemlich dran. (Hehehihi) Aber was der für ein Gesicht gemacht hat, als er uns gesehen hat!" Jimmy schüttelte sich. Das war schon verrückt, sie haben gerade Hausfriedensbruch begangen und sind nur um Haaresbreite davongekommen! Obwohl, das war noch nicht einmal klar, denn Tasumo würde sich höchstwahrscheinlich daran erinnern. Das war 'n schöner Schritt Richtung Junior-Kriminalverbrecher. "Oh man, wir machen einen Scheiß, was?" Jessy nickte und wischte ebenfalls übers Gesicht. "Wir sind auch bescheuert..." "Wenigstens hat dieser Sack dieses Mal nicht über meinen Zauber gelacht!" Eine ganze Weile brauchte es, bis sich die beiden beruhigten. Dann standen sie eine Zeit da und ließen sich alles noch mal durch den Kopf gehen. "Ist dir das auch aufgefallen, dass Tasumo, obwohl er hier doch schon länger lebt, nicht einmal eine Abkürzung genommen hat?", fragte Jessy. "Ja, ist es. Wie gesagt, diese Leute wollen absolut nicht auffallen. Sie machen deshalb alles so normal wie möglich. Zu normal." "Und die Whites?" "Die kleiden sich Schwarz, komplett. Und das nur um aufzufallen. Alles total gegenteilig. Warum sie das tun, ist mir auch eine Frage. Das ist eigentlich recht unsinnig, denn im gewissen Sinne wollen die auch unerkannt bleiben. Ich frag mich nur, warum sie nicht im laufe der Zeit die Namen getauscht haben." Jessy zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Aber wir wissen zumindest, dass Tasumo einer Gang angehört. Wann spionieren wir ihm noch mal nach?" "Ich hätte gerne gewusst, was sie mit dieser Kamera vorhaben, aber jetzt ist es zu spät. Und nachdem er uns gesehen hat, wäre es sowieso viel zu riskant ihm zu folgen, und das wird ab sofort die ganze Zeit so sein. Vielleicht... könnten wir Nabiki mal fragen, ob sie nicht irgendwas herausfindet?" "Können wir auch..." "Was macht dich eigentlich so sicher, dass er einer Gang angehört." Jessy schaute ihn nachdenklich an und zuckte mit den Schultern. "Er glotzt so doof." "Das ist alles?" "Nein", lachte das Mädchen. "Na ja, er ist irgendwie komisch. Hat uns nachspioniert und so. Und seit kurzem Ranma auch." "Hm..." Sie standen eine weitere Weile still da. "Was ist eigentlich mit Ryoga los?", fragte Jessy. "Er hat sich gestern ziemlich aufgeregt." Jimmy überlegte. "Er war nicht wütend, er war depressiv." "Wie kommst du denn darauf?" Jessy zog die Augenbrauen hoch. "Als ich ihn festhalten sollte und Körperkontakt zu ihm hatte, da hab ich diese Emotion in Form einer starken Aura gespürt." "Ich habe nichts gespürt..." "Ich weiß nicht, ob diese Depression zurückgegangen ist, als Akane gesagt hat, sie fände es nicht schlimm, dass er diesen Fluch hat. Ich hatte keinen Kontakt mehr zu ihm. Danach hatte er sich ja beruhigt." "Ob er in Akane verliebt ist? Das sah fast so aus." "Daran hab ich auch schon gedacht. Er hat es scheinbar nicht ganz aufgenommen, dass Ranma mit ihr verlobt ist. Aber was kann man dagegen tun, wenn man sich verliebt?" Jessy blickte ihn plötzlich ganz abwesend an. Dieser stockte und überlegte, was er falsch gesagt hatte. "Hey ihr beiden! Was macht ihr hier?" Sie zuckten zusammen und fuhren herum, das schlimmste befürchtend. Vor ihnen stand aber nur Mariko, von Ohr zu Ohr grinsend. "Zusammen in einer dunklen Gasse? Hm?!? Ihr seid aber blass geworden..." "Wir sind Geschwister, wo denkst du hin?", sagte Jimmy erschrocken. "Hm. Stimmt. Ihr seid gestern verloren gegangen, und Mara auch, und es war so ein Gedränge, dass ich keine Lust hatte und nach Hause gegangen bin. Hoffentlich seid ihr nicht sauer." "Nö, wir dachten es uns schon", antwortete Jessy. "Hab mir von Mara heute erzählen lassen, was das goldene Paar gestern geleistet hat. Schade, dass ich es nicht gesehen hab. Mikado sieht doch zu süß aus!" "Maaaaaariiiiikooo! Komm schon!", rief plötzlich eine zuckersüße Stimme. "Meine Ma. Also dann, ich muss weiter. Macht's gut, bis morgen in der Schule." Und schon war sie wieder weg. Jessy grinste schon über das ganze Gesicht. "Was meinst du, passen Ryoga und Mariko zusammen?" Der Junge blickte sie überrascht an. "Du hast vor die beiden zu verkuppeln?" "Mariko braucht mal 'nen festen Freund, und Ryoga mal endlich eine Freundin. Und sie könnten doch wirklich gut miteinander auskommen, denkst du nicht?" "Ist ne coole Idee. Nur haben wir immer noch Ranma und Akane, die dürfen wir nicht vergessen! Aber was du auch machst, ich helfe dir." Beide grinsten unglaublich fies drein und schmiedeten schon Pläne. Dann beschlossen sie noch kurz auf die Eisbahn üben zu gehen, bevor sie schließt, und rannten los. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Es war schon Abend, als die beiden verirrten Dimensionswechsler vollgefuttert am Tisch saßen und sich die Bäuche rieben. Kasumi, die gerade den Tisch abräumte, hatte mal wieder zugeschlagen und etwas unsagbar leckeres gekocht, und das in Mengen. Am Tisch saßen eigentlich nur noch Ranma, der Jessys und Jimmys Restessen runterschlang, Genma, der die übrigen Essensreste wegputzte, und der verlorene Ryoga, der stumm am Tisch saß und nicht aufstehen wollte, aus Angst, er könnte sich dabei verlaufen. Nabiki hatte sich schon nach einem kleinen Bissen verzogen und ist auf ihr Zimmer gestürmt, Akane wollte sich noch duschen und der Vater der Tendomädels saß im Wohnzimmer, zog ein Shogibrett hervor und fing an die Figuren aufzustellen. "Na, hat es euch geschmeckt?", fragte Kasumi, zwei Töpfe vom Tisch nehmend. "Sehr lecker", antwortete Jessy. "Ich glaub ich platze", sagte Jimmy. "Mmpf", winkte Genma. "Mahampf!", schlang Ranma runter und vergrub das Gesicht in Jessys Teller. "Gute Güte, ihr seid ja immer noch am essen", schüttelte Kasumi ihren Kopf und stolzierte in die Küche. Die beiden Dimensionsreisenden drehten sich zueinander. "Wollen wir mal hoch zu Nabiki?", fragte Jessy. "Wenn du mir hilfst aufzustehen..." Jimmy reckte sich. "Dann kannst du mich eigentlich auch gleich rauftragen..." "Was wollt ihr denn von Nabimpfki?", fragte Ranma, sich den Mund zustopfend. Der Pokémontrainer richtete sich auf. "Du weißt doch, die Sache mit den Blacks. Wir verdächtigen Tasumo, dass er dazugehört. Er hat dich, nachdem du die Whites kaltgemacht hast, in der Schule die ganze Zeit angestarrt." "Wer ist Tasumo?" "So ein kranker Spinner", antwortete Jessy. Jimmy grinste, dann fuhr er fort: "Eigentlich wissen wir nur, wo er wohnt und dass er und seine Mitglieder heute eine Kamera brauchen, wozu auch immer." Ranma blickte sie verständnislos an, sich die letzten Reste von Jessys Teller in den Mund schiebend, und zuckte mit den Schultern. Wer Tasumo war, wusste er nicht. Die beiden waren aber Scharfsinnig genug um zu erkennen, was zwischen den Gangs vor sich geht, ohne sich in Gefahr zu bringen. Er machte ein "Mhm" und richtete seine Aufmerksamkeit wieder dem Essen zu. Der Teller war leer. Ranma stellte ihn seufzend ab und lies seinen Blick über den Tisch schweifen. Dort, am Ende des Tisches, neben Nabikis blankem Teller, lag noch ein Stück Fleisch. Er schaute kurz zu seinem Vater, der ihn mit haargenau demselben Blick beäugte, dann stürzten sie beide gleichzeitig in Richtung Essensrest. Jimmy schüttelte nur den Kopf und zog Jessy auf die Beine. Knock, knock. "Hm?", machte Nabiki. Sie saß gerade in ihrem dunklen Zimmer am PC und war fleißig am tippen. "Herein." Jimmy und Jessy schlüpften in ihr Zimmer, schlichen sich an sie ran und schauten ihr eine Zeit lang über die Schuler. Schließlich knipste Nabiki genervt ihre Schreibtischlampe an und drehte sich um. "Was wollt ihr?" "Wir wollten dich um einen Gefallen bitten", fing Jimmy an. "Und zwar ob du etwas über eine sogenannte Black-Gang weißt." "Haben sich noch zwei Leute gefunden! Wenn ich was wüsste, ließe sich ein gutes Geschäft daraus machen. Aber das einzige, was ich weiß, ist, dass es sie gibt." "Kannst du nicht noch etwas über sie in Erfahrung bringen?" "Das ist gerade das Problem", sagte die mittlere Tendo und drehte sich zurück zu ihrer Tastatur. "Keiner weiß etwas über sie, es ist einfach unmöglich etwas rauszufinden. Ich hab es schon einmal versucht und überall rumgestöbert, und trotzdem weiß ich bis heute nicht, wer alles dazugehört." "Nicht einen einzigen?" "Nicht einen. Über die Whites, über die kann ich euch ne Menge sagen. Daraus könnte ich euch ein Buch zusammenschreiben. Das kostet natürlich." Jimmy überlegte. "Information gegen Information. Du erzählst mir über die Whites, und ich dir über die Blacks." Nabiki sah ihn verwundert an. "Du weißt etwas über die Blacks?" "Ein kleines bisschen. Ich sag dir, wo du noch mehr Informationen über sie herkriegst. Also was ist, gilt die Abmachung?" Nabiki überlegte kurz und rechnete sich einen Betrag zusammen. Das würde sich sogar rentieren. "Einverstanden. Dann fang an." Jimmy nickte, atmete tief durch und fing an zu erzählen. Angefangen mit seiner zweiten Dimension und der Art der Blacks bis hin zu dem, was sie vor kurzem herausgefunden haben. "Kennst du Tasumo? Er gehört auch zu den Blacks." "Tasumo? Der ist doch in derselben Klassenstufe wie Akane und Ranma." "Und Akihiro? Akie? Die gehen auf eine andere Schule, oder? Die sind jedenfalls auch dabei. Und kennst du einen namens Gozo?" "Noch nicht." "Wir haben noch ein paar Bücher über die Blacks ausgeliehen, ich weiß zwar nicht, ob die uns noch weiterbringen, aber du kannst ja darin rumstöbern. Die sind irgendwo oben. So, nun bist du dran." "Okay, wo fang ich da mal an? Die ,Whites' sind also die Gegner der Blacks, wie originell. Sofern ich weiß, sind sie sehr auffällig und machen genau das Gegenteil von dem, was die Blacks machen. Etwas außerhalb haben die eine kleine Holzhütte, wo sie sich immer treffen. Tragen schwarze Klamotten, wisst ihr ja... Na ja, zwei von ihnen sind im Gefängnis, die Namen müsste ich nachgucken." "Weswegen sind die im Gefängnis?" "Weil sie irgendwen ermordet haben... glaub ich." "Ermordet?", erschrak Jessy. "Würde zu denen passen, so wie die immer mit Messern rumlaufen", kommentierte Jimmy. "Falls ich das jetzt nicht verwechsle. Sie lungern nachts immer auf den Straßen rum, und keiner weiß warum. Letztens haben sie ein Attentat auf einen alten Mann versucht und beförderten ihn ins Krankenhaus. Gefasst wurden sie aber nicht." "Die Blacks sind aber nicht so..." "Nein, von denen wurden bisher keine Verbrechen gehört." "Wer gehört so zu den Whites?" "Meistens ältere, Arbeiter. Einige aus unserer Schule auch, aber nur wenige. Ihr müsst in den Pausen hinter die Schule in die ,Dunkle Ecke'. Wo die Sonne nie scheint." "Wo die Sonne nie scheint? Das wird ja mysteriös. Wir haben in unserer Schule solche dunkle Gassen?" "Nur diese eine. Unverfehlbar. Dort halten sich drei bis vier Leute auf, aus verschiedenen Jahrgängen. Wo wohnt Tasumo eigentlich?" "Ah, irgendwo in Richtung Stadtmitte. Es ist ein kleines Häuschen." Jimmy erklärte ihr den Ungefähren Standpunkt. Nabiki nickte. "O.k., dann schau ich mal nach Tasumo, wenn ich etwas in Erfahrung bringe, sage ich euch bescheid." "Das ist schön", freuten sich die beiden. "Ja, und nun raus. Ich hab noch zu tun!" ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Jimmy und Jessy beschlossen erst in der nächsten Woche in die Dunkle Ecke zu gehen, denn jetzt mussten sie wirklich noch intensiv für den Kampf gegen das Goldene Paar üben. Tasumo blickte sie immer noch sehr seltsam an, sie taten aber so, als ob sie davon nichts mitbekommen würden, damit er nicht auf die Idee kommen konnte ihr Schlittschuhtraining zu behindern. Schließlich kam das Wochenende und Jimmy verbrachte mit Jessy seine gesamte Zeit auf der Eisbahn. Gelegentlich übten sie auch mal zusammen mit Ranma im Dojo, der ihnen Tipps gab und sie berichtigte. Die sehr kurze Zeit, die ihnen blieb, nutzten sie optimal und wurden zusehends stärker und schneller. Erst am Sonntag Abend fiel Jimmy beim Sparring auf, dass Jessy in diesen wenigen Tagen gefährlich stark geworden war. Und ihre Akrobatikkünste auf dem Eis waren einfach nur atemberaubend. Ranma war schon zu Bett gegangen. Es musste schon fast Mitternacht sein, es war schon seit einiger Zeit dunkel. Sie ließen ihr Training für heute gut sein und setzten sich an die Wand des Dojos, vollkommen verschwitzt und erschöpft. "Na, jetzt kannst du ihm klarmachen, dass du mir nicht so einen Idioten wie ihn zumuten kannst", sagte Jessy und schaute sich im Dojo um. In der Mitte lagen eine Menge Trainingsutensilien, Gewichte und Ziegelsteine, sowie zertrümmerte Bretter und Dummys. "Meinst du Sanzenin?", fragte Jimmy. Stimmt, das hatte er mal gesagt. "Klingt, als ob du überzeugt wärst, dass wir gewinnen..." Jessy lachte. "Klar gewinnen wir, warum sollten wir's nicht?" "Er hat aber noch so ne Geheimattacke..." "Ah, dann zauberst du ihn halt tot..." Jimmy lachte ebenfalls. Jessy war die ganze Zeit über guter Laune. In den letzten Tagen hat sie immer gelacht, war schön motiviert und hatte eine Riesenfreude beim Üben. So konnten sie zuversichtlich in den Kampf gehen. "Sag mal, koppelst du eigentlich eine Emotion?", fragte Jimmy. "Weiß nicht. Warum fragst du?" "Na ja, du bist so gut geworden in der letzten Zeit, und vielleicht tust du es ja unbewusst. Wollen wir es ausprobieren?" "Hm, o.k.!" Die beiden stellten sich noch mal voreinander auf, und Jimmy hielt seine Hände hoch, in die das Pokémonmädchen reinhauen konnte. Grinsend prügelte sie in seine Handflächen, bis sie rot anliefen und Jimmy es vorzog aus ihrer Reichweite zu gehen. Jessy fragte nur lachend: "Na, bin ich nicht gut?" "O.k., jetzt versuch mal eine andere Emotion, wie wäre es mit Wut? Na los, schlag schon... du hässliches Weib!" Jessy versuchte sich möglichst stark auf die Emotion zu konzentrieren, ohne loszulachen, während sie wieder in seine Hände schlug. Jimmy warf zwischendurch Beleidigungen wie "strohdumme Tussi", "flachbusiges Etwas" oder was ihm aus Ranmas Wortschatz noch so einfiel ein, um sie noch mehr zu reizen. Nach einigen Schlägen wurde Jessy allerdings langsamer und verlor an Kraft, schien aber nicht erschöpft zu sein. "Okay, das ist nicht deine Emotion. Wollen wir mal Ruhe versuchen?" Der Effekt war ähnlich, genauso bei Stolz und Depression. Aber was war dann ihre spezifische Emotion? Etwa Freude? "O.k., Kleine, hau schön weiter, du machst das gut!" Jessy musste willkürlich über das Wort "Kleine" lachen, schlug aber eifrig weiter. Ihre Geschwindigkeit erhöhte sich plötzlich stark. "Na los, ich weiß, dass du es kannst, weiter! Schlag zu! Schneller! Super, machst du klasse!" Je weiter er sie aufheiterte, umso stärker und schneller wurden die Schläge, bis er zu den Komplimenten überging. Jessy erreichte ihr Maximum, brach aber gleich beim zweiten Kompliment kichernd zusammen. Jimmy, sich seine tauben Hände reibend, setzte sich an den Rand und lachte willkürlich mit. "Scheint, als ob du nur richtig stark bist, wenn du gute Laune hast", erklärte er. "Also Freude und Selbstvertrauen, falls das eine Emotion ist. Beziehungsweise Mut. Das ist... echt was besonderes..." "Was besonderes? Warum?" Jimmy überlegte, was er gerade gesagt hatte. "Na ja, ich meine... das zeigt einen starken Charakter. Das du dich von anderen nicht beeinflussen lässt und immer alles positiv siehst." "Alles positiv?" Jimmy schaute zu ihr empor, wie sie vor ihm stand und ihm aufmerksam zuhörte. Dann schmiss sie sich plötzlich in seine Arme, um sich ganz fest an ihn zu drücken. Jimmy, vollkommen irritiert, versuchte das Gleichgewicht zu halten und nicht seitlich wegzukippen. "Du hast recht", sagte sie erfreut, "ich sollte mir keine Gedanken darüber machen. Das werden wir locker packen!" "Äh... ich dachte eigentlich, du würdest dir gar keine Sorgen über den Kampf machen." "Natürlich hab ich mir Sorgen gemacht, war aber trotzdem zuversichtlich! Aber jetzt sind alle Sorgen entgültig weg. Wir werden einfach gewinnen, warum sollten wir auch nicht?" "Na ja, seine Geheimattacke..." "Das ist bestimmt nur Kinderkram! Na, guck nicht so überrascht, schließlich bist du schuld an meiner jetzigen Meinung!" Sie piekste ihm spielerisch in den Bauch. Jimmy wollte gerade antworten, da musste er plötzlich loslachen. So saß er, an die Wand gelehnt und lachte in sich hinein, dass er kaum Luft bekam, während Jessy die Stirn runzelte. "Na los," sagte er nach einer ganzen Zeit, "morgen ist der große Tag, und wir sitzen hier bis eins und labern, statt auszuschlafen. Wir müssen doch morgen 'n bisschen fit sein." "Ein bisschen schon", stimmte das Mädchen zu und zog ihn hoch und aus Dojo ins Haus und bis zum Bett. Zumindest war sich Jimmy nun sicher, dass er dieses Mädchen überhaupt nicht verstand, sie war tatsächlich etwas besonderes. Ihre Freude am Leben, ihre Zuversicht, ihre Unberechenbarkeit waren schon unglaublich, es war einfach nie langweilig mit ihr. Und man konnte nie sicher sein, was sie sich im nächsten Moment wieder ausdenkt. Diese Nacht konnte er erst sehr spät einschlafen. Zum einen war er ziemlich aufgeregt über den bevorstehenden Kampf, es war schließlich sein erster öffentlicher in dieser Dimension. Zum anderen hatte er ein sehr seltsames Gefühl im Magen. Schließlich versank er in wirre, aber wunderschöne Träume... ~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~#~ Ja, schade, dass das Kapitel hier schon vorbei ist, hm? Ob er den Kampf wohl gewinnt? Ob er ihn überhaupt überlebt? Oder ob er überhaupt die Möglichkeit bekommt dort aufzutauchen? Wenn's euch an Spannung mangelt, sagt mir nur bescheid. Über inhaltliche, sprachliche und Grammatikfehler könnt ihr mich ebenfalls ruhig informieren. Auch wenn ihr das Gefühl habt, an irgendeiner Stelle fehlt was, oder sie ist zu lang ausgedehnt und es fängt an zu langweilen, sagt mir nur wo!! Kritik kann ich sehr gut gebrauchen. Ah, wie ist es mit Ranma? Vermisst ihr ihn in meiner Geschichte? Müsste er eigentlich eine größere Rolle spielen? Ich spiele noch mit dem Gedanken Jimmy in der zweiten Dimension in die Welt von Diablo zu schicken. Daos ist allerdings von Lufia 2 (Snes), und es könnte auch sein, dass Jimmy dort ein paar Aufgaben erfüllen muss (oder musste). Ich glaube, meiner Story nach muss ich diese beiden noch mit DSA mischen, sonst fehlt nachher was... mal schauen... Ich bin mir nur gerade nich sicher, ob Daos wirklich der Herr des Todes ist... Gefällt euch die Geschichte? Ist sie verständlich, interessant, spannend und/oder lesenswert? Oder einfach nur zum kotzen? Alle eure Kommentare gehören in die Kommentbox oder an die E-mail-Adresse scfreak.darkangel@web.de. Ansonsten haut rein, bis bald *wink* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)