Longing von abgemeldet
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Kapitel 1:
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Hinweis: Ich lade das Kapitel hiermit noch einmal hoch, denn seltsamerweise
wurde es beim bis letzten Mal mit Adult-Warnung angezeigt, obwohl ich die für
dieses Kapitel gar nicht angegeben hatte. Is doch ganz harmlos, dieser Teil...
Na ja, hoffe, diesmal klappt's. Würde mich sehr über weitere Kommis freuen!
Longing
Bereits in dem Moment, in dem er die Augen aufschlug, wusste er, dass etwas
nicht stimmte.
Doch zunächst erblickte er nur die Dunkelheit, die ihn in seinem Schlafgemach
umhüllte.
Offenbar war es noch mitten in der Nacht. Es dauerte eine zeitlang, bis seine
eisblauen Augen
sich daran gewohnt hatten und zumindest die Umrisse der Möbel wahrnahmen.
Langsam
richtete Titius sich auf und versuchte das Gefühl, dass ihn aufgeweckt hatte,
näher zu
ergründen.
Es war zweifellos Nervosität, die ihn befallen hatte. Sein Herz klopfte
aufgeregt, in seinem
Magen breitete sich dieses unruhige Kribbeln aus und sein ganzer Körper war
angespannt.
Aber warum? Was war passiert? Hatte er etwa wieder geträumt? Aber nein, wenn er
diese
Träume hatte, konnte er sich immer ganz genau daran erinnern und er wachte zwar
immer
schweißgebadet und zitternd auf, aber es war dennoch ein anderes Gefühl als
das, welches er
jetzt verspürte.
Aber was war es dann? Sein Körper schien irgendwie alarmiert zu sein, als
würde er etwas
wittern.
In diesem Moment klopfte es an seine Tür, jedoch so plötzlich dass Titius vor
Schreck kurz
zusammenzuckte, während er immer noch mitten im stockdunklen Zimmer in seinem
Bett
saß.
"Titius-sama! Seid ihr wach?" ertönte die Stimme einer Bediensteten vor der
Tür, während sie
nochmals klopfte.
"Ja... ja, ich bin wach. Was ist denn los?" fragte der Stellvertreter des
Dämonenfürsten etwas
verwirrt.
"Herr Laures schickt nach euch, es ist etwas geschehen und ihr sollt sofort
runter ins
Kellergewölbe kommen."
Kellergewölbe? Was gab es dort außer... außer... nein, das konnte nicht sein!
Sieben Jahre war
es nun her, sieben Jahre waren vergangen seitdem sie den schlafenden Zadei dort
unten
untergebracht hatten. Titius hatte schon begonnen, sich zu fragen ob er
überhaupt noch mal
aufwachen würde. Die ganze Zeit hatte er ja irgendwie damit gerechnet, dass es
irgendwann
soweit sein würde und zumindest geglaubt, einigermaßen darauf vorbereitet zu
sein. Aber
jetzt traf es in wie ein Schlag. Was, wenn es wirklich wahr war, was er
vermutete? Wenn
Zadei jetzt wirklich da unten... Hatte sein Unterbewusstsein es bereits
registriert und deshalb
so darauf reagiert, ihn aufgeweckt, obwohl er beim Schlafengehen noch gar nicht
hatte wissen
können, dass es heute Nacht passieren würde?
Dem weißhaarigen Dämon schnürte sich die Kehle zusammen, als er sich wie in
Trance aus
der raschelnden Bettdecke wickelte und unendlich langsam sein Schlafgewand gegen
eine
seiner weißen Roben tauschte.
Anschließend betrat er den durch Kerzen ausreichend erleuchteten Gang vor
seinem Gemach
und begab sich langsam in Richtung der Katakomben unter dem Schloss. Bedienstete
huschten an ihm vorbei, das ganze Schloss schien auf den Beinen zu sein, obwohl
es mitten in
der Nacht war. Titius Kopf war wie benebelt, er konnte kaum klar denken, konnte
nur seinen
Gefühlen nachhängen, einer Mischung aus Angst, Aufregung, Verzweiflung und...
vielleicht
gleichzeitig auch eine gewisse Erleichterung. Es fühlte sich an wie ein
Strudel, positive und
negative Gefühle verschwammen miteinander, ließen ihn keinen klaren Gedanken
mehr
fassen...
************************Etwas früher in dieser
Nacht****************************
Die dicken Mauern waren mit Fackeln ausgestattet, die den Raum zwar erhellten,
aber nicht
zu grell, wofür Zadei durchaus dankbar war, als er unendlich langsam die Augen
aufschlug. In
seinem Kopf herrschte Leere, erst ganz langsam fing sein Geist wieder zu
arbeiten an, es war
wie eine dichte Nebelwolke, die sich erst langsam lichtete. Seine Augen bewegten
sich,
tasteten langsam die Decke ab. Es war ein sehr hoher Raum mit einer steinernen
Decke. Ja, es
kam ihm bekannt vor, aber er konnte sich nicht erinnern... Was war überhaupt
geschehen, wo
war er hier? Unter seinem Rücken fühlte er weichen Stoff, aber durch diesen
spürte er die
eiserne Kälte harten Steines.
Aber es half nichts, wenn er rausfinden wollte, wo er hier war, konnte er nicht
länger einfach
hier rumliegen. Vorsichtig begann er sich aufzurichten, wobei ihm allerdings
jedes Gelenk
schmerzte.
"Verflucht!" zischte er und erschrak selbst über das Echo, das an den Wänden
abprallte und
mehrmals widerhallte. Noch bevor es vollends verklungen war, öffnete sich die
große
schwere Holztür und das verschreckte Gesicht eines Wachmannes erschien durch
den
Türspalt.
Dessen Augen weiteten sich, als er Zadei sah, aufrecht sitzend, mit seiner
mächtigen Rüstung
bekleidet auf dem mit Tüchern bedeckten Altar, auf den sie ihn damals auf Herrn
Titius
Befehl hin gebettet hatten.
Er hatte auch befohlen, dass vor dem Raum permanent Wache gehalten werden
sollte, für den
Fall, dass Zadei aufwachte. Der Mann schauderte, warum musste das auch
ausgerechnet
während *seiner* Schicht passieren?! Mit zittriger Stimme rief er dem noch
immer verwirrt
dreinblickenden Shôgun entgegen: "Wa... wartet hier Zadei-sama! Ich... ich hole
sofort
jemanden." Und damit verschwand der hochrote Kopf aus der Tür und man hörte,
wie sich
seine Schritte schnell entfernen.
Zadei war noch zu sehr mit seinem schmerzenden Körper und seiner Überraschung
beschäftigt, um darauf zu reagieren. Aber dann blickte er sich weiter in diesem
Raum um
und... ja, natürlich, das waren die Katakomben des Schlosses des
Dämonenfürsten! Das würde
also heißen er war tatsächlich im Laures Schloss!? Aber wie war das möglich?
Was war
geschehen? Er hatte offenbar geschlafen, aber wie lange? Einige Stunden,
vielleicht sogar
Tage? Es war ein tiefer, traumloser Schlaf gewesen. Zadei hatte jegliches
Zeitgefühl verloren
und sofort taten sich tausend Fragen auf, sein Gedächtnis wies klaffende
Lücken auf, von dem
was sich nach dem Kampf mit Laures ereignet hatte... nur an eines konnte er sich
ganz genau
erinnern.
Titius.
Wo war er, ging es ihm gut? "Zum Teufel, was ist hier eigentlich los?" fluchte
er, noch immer
auf dem Steinaltar sitzend, den Kopf in die Hände vergraben.
"Das kann ich dir sagen, alter Freund." Laures Stimme klang kristallklar. Zadei
schreckte
hoch, blickte sich um und sah den Dämonenfürsten den Raum betreten. Warum
musste dieser
Typ auch immer so durch die Gegend schleichen?
"Na toll, ich dachte schon, schlimmer könnte ich mich nicht mehr fühlen, aber
das ich jetzt
auch noch deine Visage sehen muss..." Egal wie fertig Zadei auch war und in
welcher Lage er
sich befand, er konnte einfach nicht anders, als seinen Lieblingsfeind auf diese
Weise zu
begrüßen.
"Das tut mir leid für dich, erträgst du meine Anwesenheit denn noch solange,
wie ich dir
erzähle was passiert ist? Oder möchtest du es gar nicht wissen?" erklang
Laures Stimme nur
gelassen, fast schon amüsiert.
Wie Zadei das hasste! Warum fühlte er sich in seiner Gegenwart nur immer wie
ein kleines
Kind?!
"Hngh... ich werde es schon durchstehen. Dann lass mal hören," schnaufte er.
Auch wenn er
sich wie gerädert fühlte und jede Bewegung ihm Schmerzen bereitete, vor diesem
verdammten Laures würde er sicher keine Schwäche zeigen.
Dieser hingegen lächelte nur das für ihn so typische Lächeln. Zadei war
offenbar wieder ganz
der alte.
Und so berichtete er ihm von den Dingen, die geschehen waren, nachdem der Titan
fast völlig
Besitz von Zadei genommen hatte.
"...schließlich haben wir alle eine neue Chance erhalten, die Kraft die ich
freisetzten konnte,
hat auch dir ein neues Leben geschenkt. Dann fielst du in diesen Schlaf, das ist
jetzt sieben
Jahre her," schloss Laures.
"Sieben Jahre?!" Die Augen des Dämonengenerals weiteten sich. Solange hatte er
geschlafen?!
"So ist es. Inzwischen hat sich einiges verändert. Das wirst du schon noch
bemerken..." wollte
Laures fortfahren, wurde von Zadei jedoch unterbrochen.
"Und Titius? Was ist mit Titius?!" wollte dieser aufgebracht wissen. Der
Dämonenkaiser
schüttelte mit einem Seufzer den Kopf. Nein, Zadei hatte sich wirklich nicht
geändert.
"Ich habe nach ihm schicken lassen, er müsste eigentlich längst hier sein..."
Just in diesem
Augenblick hörten sie Schritte durch den Gang hallen. Es waren leichte,
federnde Schritte.
Zadeis Herz krampfte sich zusammen.
*******************
Unendlich langsam kamen ihm seine Schritte vor, als Titius sich dem Raum
näherte, dessen
Tür er mit den Augen fixierte, als würde sie ihn gleich angreifen.
Mittlerweile hatte er keine
Zweifel mehr, dass seine erste Vermutung richtig gewesen war: Zadei war bestimmt
aufgewacht. Aber wie würde es jetzt weitergehen? Laures hatte Zadei damals in
die
Verbannung schicken wollen. Aber Titius hatte ihn darum gebeten, dies nicht zu
tun,
zumindest nicht, bevor er nicht aufgewacht war und sie nicht sicher waren, dass
er sich
vielleicht geändert hatte.
Genau, vielleicht hatte dieser lange Schlaf ihn ja verändert, vielleicht war
durch die
Wiedergeburt sogar sein Gedächtnis gelöscht worden. Wenn dem so war, konnte er
ein sehr
wertvolles Mitglied des Hofstaats sein, wenn er Laures Treue schwor.
Titius hatte damals genauso argumentiert und als er sich jetzt daran erinnerte,
schöpfte er
wieder etwas Mut. Diese Argumentation hatte durchaus Hand und Fuß und Laures
war
schließlich darauf eingegangen, auch wenn er sich sicher war, dass hinter
Titius Engagement
noch etwas anderes steckte. Was das aber genau war, wusste sein Stellvertreter
mit dem
silbernen Haar offenbar selber nicht.
Die Tür rückte immer näher, bis Titius schließlich vor ihr stand. Jetzt
konnte er es nicht mehr
hinausschieben, vermutlich hatten sie ihn drinnen schon gehört, ihre Stimmen
waren nämlich
verstummt. Zum Glück war Laures bereits da! Er atmete einmal tief durch und
legte die Hand
auf die schwere Eisenklinke, drückte sie langsam.
**************
Zadei hielt unmerklich den Atem an. Als er höre, wie die Schritte kurz vor der
Tür innehielten
und dann einige Sekunden später die Klinke gedrückt wurde. Und dann trat er
ein, sein Engel.
Die katzenartigen Augen des schwarzhaarigen Dämons verengten sich, als würden
sie
geblendet.
War er es wirklich? Er sah erholt aus, schien wieder ganz bei Kräften zu sein.
Sein weißes
Haar schien heller zu schimmern als jemals zuvor, seine ganze Gestalt schien aus
sich selbst
heraus zu leuchten. Und dann war da der Flügel. Der Flügel, den Zadei ihm
genommen hatte,
aus Wut und Verzweiflung und aus dem Wunsch heraus, dass sein Engel ihm nie
wieder
würde wegfliegen können.
Aber jetzt hatte Titius einen neuen. Jetzt sah er wieder genauso aus, wie der
Titius, den er
erstmals erblickte, als er aus seinem Gefängnis befreit worden war. Was hatte
Zadei damals
nur aus ihm gemacht? Natürlich, Titius eigentlicher Schönheit hatte selbst die
Eiswüste, in die
er ihn gesperrt hatte, nichts anhaben können. Aber Zadei erinnerte sich an den
gebrochenen
Blick, die wunde Haut, den blutigen Flügelstumpf und den geschwächten Körper.
Aber nach diesen sieben Jahren waren davon keine Spuren mehr zu sehen, zumindest
keine
körperlichen.
Das engelsgleiche Wesen schritt lautlos durch den Raum, nur das Rauschen seines
Gewandes
auf dem Boden war zu hören, als er sich knapp hinter Laures stellte und sich
kurz verbeugte,
als Laures ihn ansah.
"Ihr habt mich rufen lassen?" Eine melodische, aber dennoch unendlich eisige
Stimme
erklang aus seiner Kehle. Währenddessen sah Titius Zadei nur flüchtig mit
einem
gleichgültigen Blick an, wandte sich dann aber wieder Laures zu.
"Ja, ich denke du siehst, warum," meinte Laures nur gelassen mit einem Nicken in
Richtung
Zadei, der immer noch wie versteinert dasaß und kein Wort rausbrachte und den
Dämonenengel anstarrte. Was hätte er auch sagen können. In der Tat, im Grunde
gab es
tausend Dinge, die jetzt gesagt werden müssten, aber Zadei wusste nicht, wo er
beginnen
sollte. Was war jetzt das richtige? Hey, seit wann dachte er überhaupt darüber
nach, was er
sagte oder tat?
************
Titius schwitze Blut und Wasser, während er versuchte, seine Maske
aufrechtzuerhalten. Er
wollte so unbeteiligt wie nur möglich wirken, aber wie sollte er dass schaffen,
wenn sein Herz
bis zum Hals klopfte. Hatten sie es bemerkt? Laures bestimmt, er kannte Titius
genau und
hatte ein Gespür für so was. Aber Zadei? Er warf einen flüchtigen Blick zu
ihm rüber. Was
starrte er ihn denn so an? Titius wurde noch nervöser, wenn das überhaupt
möglich war. Aber
es war kaum zu glauben, der Dämon mit den goldenen Augen, die ihn so fixierten,
schien
davon wirklich nichts zu bemerken.
Wie auch, Zadei-sama war nun mal ein ungehobelter Klotz, der nicht die Spur von
Sensibilität
besaß. Im Gegensatz zu Laures,
Noch dazu machte Zadei nicht wirklich den Eindruck, als hätte er sein
Gedächtnis verloren.
Er musterte Titius zwar, als sähe er ihn zum ersten mal, aber dennoch verrieten
seine Augen,
dass er nichts von all dem vergessen hatte, was zwischen ihnen beiden
vorgefallen war. Titius
schluckte.
Laures bemerkte Titius' Sprachlosigkeit und wandte sich wieder an Zadei. "Ich
denke, hiermit
beantwortet sich deine Frage von selbst. Titius geht es gut. Aber nun zu dir."
Laures wanderte
ein paar Schritte durch den Raum. Seine Bewegungen waren kaum zu hören, nur
sein
schwerer dunkler Mantel rauschte im Luftzug. Mit seinen violetten Augen fixierte
es den
Zadei, wie nur er, der König der Dämonen, es konnte.
"Es gibt nur einen Grund, warum ich dich nicht gleich in die Verbannung schicke
oder dich
töten lasse... Ich weiß, dass du mich nicht leiden kannst, aber ehrlich
gesagt, ist mir das
ziemlich egal. Es ist nur so, das Titi mich darauf hinwies, dass du durchaus ein
Gewinn für
uns wärst, würdest du dich auf unsere Seite schlagen und mich als deinen Herrn
akzeptieren.
In gewisser Weise hat er damit recht. Ich rede nicht gerne um den heißen Brei:
Wenn du hier
im Schloss bleiben willst, wirst du tun, was ich dir sage und dich benehmen.
Wenn du das
nicht willst, sag es und du kannst gehen. Aber wenn du sagst, du bleibst, dann
bist du
verpflichtet, Wort zu halten. Tust du es nicht, töte ich dich."
Titius blickte etwas betreten zu Boden. Musste Laures-sama unbedingt erwähnen,
dass es
seine Idee gewesen war? Aber andererseits freute er sich, dass sein Herr klipp
und klar sagte,
wie die Dinge lagen. Titius selbst hatte damals, als das heilige Licht sie beide
gerettet hatte,
Zadei selbst die Leviten lesen wollen, aber er war gerade im Moment kaum in der
Lage dazu.
Jetzt wartete er nur gespannt Zadeis Entscheidung ab. Er wusste selbst nicht,
was er jetzt am
liebsten hören wollte...
Der Dämon mit den wirren schwarzen Haaren war für einige Minuten sprachlos.
Sein Gehirn
arbeitete auf Hochtouren. Er sollte hier am Hof bleiben? Und dann womöglich
noch als Lakai
dieses Kerls?! Soweit kam es noch...! Aber was war die Alternative? Ins Exil
gehen und allein
vor sich hinvegetieren, während Titi hier im Schloss saß? Warum sagte sein
Engel eigentlich
nichts? Seit er den Raum betreten hatte, hatte er Zadei noch nicht einmal
richtig angesehen.
Aber was hatte Laures gesagt? Titius selber hatte diesen Vorschlag gemacht...
vielleicht...
wenn das stimmte...
Zadei sah Laures arrogant an. "Nun, wenn ihr meine Anwesenheit so schlecht
entbehren
könnt, dann denke ich, tu ich euch den Gefallen und bleibe hier."
Da! Jetzt sah Titi tatsächlich zu ihm auf! Sein Gesicht schien allerdings
Bände zu sprechen.
Als ob er denken würde...
<> Titius rümpfte die Nase. Allerdings musste er mit
Schrecken
feststellen, dass ihn das tatsächlich ein wenig amüsierte.
"Zadei, ich meine es ernst, ich hoffe du bist dir dessen bewusst" Die Schärfe
in Laures
Stimme hätte einen kampfwütigen Drachen in die Flucht schlagen können. "Wenn
du auch
nur versuchst, irgendetwas anzustellen oder die Personen, die mir etwas
bedeuten, auch nur
ansatzweise bedrohst, bin ich sofort zur Stelle! Ich töte dich, ohne mit der
Wimper zu
zucken." Zadei war vollkommen klar, dass das keine leere Drohung war, auch wenn
er nicht
wusste, welche 'Personen' er genau meinte. Was war eigentlich mit Hilda? Na, das
würde er
schon noch rausfinden.
Jedenfalls war es nicht allein Laures Drohung, die ihn mit fester Stimme sagen
ließ: "Hab
schon verstanden. Ich werde mich benehmen." Zadei war sich durchaus im Klaren
darüber,
dass er Laures sein Leben verdankte, und nicht zuletzt auch das von Titi, auch
wenn er es
nicht gerne zugab. Und irgendwo hatte auch er seinen Stolz. Er beglich seine
Schulden in der
Regel. Auch wenn er dadurch mit Laures unter einem Dach leben musste. Außerdem
konnte
er Titius sehen, was allein schon Grund genug war, Laures jeden Wunsch von den
Lippen
abzulesen, wenn es sein musste.
Die Frage war nur, wie es in seinem Engel aussah...
Laures nickte feierlich, als hätten sie soeben einen großen Deal
abgeschlossen. "Gut, ich
würde sagen, wir besprechen alles weitere dann morgen. Es ist mitten in der
Nacht und du
musst wohl auch erst mal wieder zu Kräften kommen. Titius wird sich um ein
Zimmer für
dich und alles weitere kümmern." Anschließend nickte er seinem Diener zu,
nachdem er den
Befehl erteilt hatte und verließ den Raum. Die Sache war für ihn hiermit
erledigt.
Für einen kurzen Moment hatte Titius das Gefühl, den Boden unter den Füßen
zu verlieren.
Laures verließ einfach den Raum und ließ sie beide allein hier zurück.
Abermals musste er
schlucken. Warum musste *er* dass hier übernehmen? Nun ja, er war für diese
Aufgaben
normalerweise zuständig und natürlich würde er niemals einem Befehl seines
Herrn
wiedersprechen. Also blickte er nur auf und sah Zadei an, immer bemüht, sein
Gesicht nichts
von seiner Angst zeigen zu lassen
"Also, Zadei-sama, dann folgt mir bitte. Ich werde euch zu eurem Zimmer
führen."
Wenn das mal gut ging! Ohne Zadeis Reaktion abzuwarten, wandte er sich um und
steuerte
schnellen Schrittes auf die Tür zu.
Wortlos begann Zadei, sich von diesem Steinding runter zu bewegen, was aber nur
sehr
langsam vonstatten ging, da ihm jede Bewegung Schmerzen bereitete. Er fragte
sich schon, ob
er eingerostet war und vielleicht etwas Öl gebrauchen könnte... na ja, nach
sieben Jahren war
das ja auch kein Wunder. Er fühlte sich vollkommen kraftlos und ausgelaugt. Ja,
er würde
sich wirklich erholen müssen und auch wenn es komisch klang, er würde wohl
eine ganze
Mütze voll Schlaf brauchen, um wieder fit zu werden. Und was zu Essen. War es
nicht
seltsam, dass er jetzt am liebsten schlafen wollte, obwohl er die letzten Jahre
nichts anderes
getan hatte? Nun ja, man konnte wohl diesen Zustand nicht wirklich als
erholsamen Schlaf
bezeichnen, er war einfach bewusstlos gewesen, hatte noch nicht mal geträumt.
Aber im Moment gab es andere Dinge, über die er sich Gedanken machen sollte,
als sein
körperlicher Zustand. Schweigend schritt er hinter Titius her, der sich nicht
umdrehte, obwohl
er Zadei vor Schmerzen stöhnen hörte. Warum sagte sein Engel nichts? Warum nur
war er
wieder so kühl? Im Moment wäre es Zadei sogar recht gewesen, wenn er ihn
angeschrieen,
ihm Vorwürfe gemacht hätte. Aber dieses Schweigen war unerträglich.
Zu zweit schritten sie durch die endlosen Gänge und Flure des Schlosses, in
denen man sich
verlaufen konnte. Hin und wieder huschte ein Diener mit einer nervösen
Verbeugung an ihnen
vorbei. Sein Erwachen schien einiges Aufsehen erregt zu haben, dachte der
Dämonengeneral
bei sich.
Aber warum nur gab es von Titi keine Reaktion, kein einziges Wort? Es gab so
unendlich viel
zu sagen...
"Du siehst gut aus Titius. Es scheint dir ja wirklich gut zu gehen," versuchte
Zadei es.
Dieser zuckte unmerklich zusammen, als er die tiefe Stimme hinter sich vernahm.
Oh Gott,
wie sehr wünschte er sich jetzt an einen anderen Ort!
"Wohingegen ihr keinen sehr guten Eindruck macht. Es wird eine Weile dauern, bis
sich eure
Kräfte regeneriert haben, Zadei-sama," war die Antwort.
"Habe ich dir nicht mal gesagt, du kannst das 'sama' weglassen?"
"...."
"Laures hat mir erzählt, du hättest dich damals dafür eingesetzt, dass ich
bis zu meinem
Erwachen hier aufbewahrt werde? Stimmt das?" fragte Zadei nun rund heraus. Er
wollte es
von Titi selbst wissen und vor allem den Grund dafür.
"So, hier rechts wird also euer Gemach sein." Der weißhaarige Dämon öffnete
zwei, mit
aufwendigen Holzschnitzereien versehene, Flügeltüren, die zu einer
ausgedehnten
Räumlichkeit führten, bestehend aus einem kleinen Salon, einem Schlafzimmer
mit einem
riesigen mit blutrotem Samt bezogenem Himmelbett und einem aus Stein
gemeißeltem
Balkon. Titius eilte in den Raum und erledigte einige Handgriffe im Zimmer, tat
so, als hätte
er Zadeis Frage nicht gehört. Nein, bitte nicht jetzt! Es war alles zuviel und
zu plötzlich, er
konnte jetzt nicht darüber sprechen, zu sehr mischten sich seine wirren
Gefühle. Wie sollte er
auch auf eine Frage antworten, auf die er selbst noch nicht mal eine Antwort
wusste?
"Ich habe dich was gefragt. Warum antwortest du nicht?" beharrte Zadei dennoch
weiter.
Verflucht, warum hatte Zadei selbst in seinem so geschwächten Zustand diesen
herrischen
Ton an sich? Titius bekam eine Gänsehaut und ohne, dass er es stoppen konnte,
tauchten auch
schon wieder die Bilder der Vergangenheit vor seinem geistigen Auge auf. Bilder,
die sich in
den letzten Jahren so oft in seine Gedanken geschlichen hatten, mitten am Tag
genauso wie
nachts in seinen Träumen. Er kannte Zadeis Stimme nur zu gut, wenn sie diesen
Ton hatte.
Alles krampfte sich in ihm zusammen.
"Es ist schon sehr spät, es wäre wirklich besser, ihr würdet euch erst mal
ausruhen, Zadei-
sama. Ich werde dem Koch Bescheid geben. Er wird noch etwas zu Essen für euch
zubereiten." Erneut versuchte Titius mit diesen Worten abzulenken und wandte
sich im
gleichen Moment auch schon der Tür zu. Als er jedoch an Zadei vorbeischritt,
hielt dieser ihn
mit seiner Dämonenklaue am Arm fest, zog ihn zurück und drehte den
weißhaarigen Dämon
zu sich.
"Nun hör schon auf mit diesem Getue, hast du etwa schon vergessen, dass ich das
nicht leiden
kann?" brauste er auf.
Titius' Augen weiteten sich vor Schreck, als er plötzlich so nah an Zadei war,
wie es
eigentlich nie wieder hatte sein wollen. Seine Lippen waren wie gefroren, keinen
Laut wollte
seine Kehle hervorbringen.
Wie hatte er nur denken können, dass sich irgendetwas ändern würde? Die
aufbrausende
Natur des Dämonengenerals würde nicht einfach vergehen, nur weil er für ein
paar Jahre
geschlafen hatte! Es würde sich nie etwas ändern... Waren sie beide dazu
verdammt, ewig in
diesem Teufelkreis gefangen zu sein?
Seine Augen mussten irgendetwas von dem, was er empfand, verraten haben, denn
plötzlich
änderte sich auch Zadeis Gesichtsausdruck. Die wütend funkelnden goldenen
Augen wurden
plötzlich matt und auf einmal wurde auch die Umklammerung an Titius Arm
lockerer.
"Tut... tut mir leid, Titi, ich...!" Nervös blickten goldene Augen hin und her,
suchten Titius
Augen auszuweichen. "Ich will doch nur wissen, was hier los ist. Ich meine, ich
war darauf
vorbereitet im Kampf mit Laures zu sterben. Oder durch dich. Und jetzt wache ich
plötzlich
auf und alles ist so anders, so verwirrend. Ich weiß nicht, was ich machen
soll. Was erwartest
du, was jetzt geschieht?"
Jetzt war Titius erst recht überrascht! Lag es an Zadeis momentanen
körperlichen Zustand,
dass er nicht wieder ausrastete? Oder an Laures Drohung? Wie auch immer, nachdem
der
erste Schreck überwunden war, gelang es ihm nun, seine Gedanken wieder
einigermaßen zu
sammeln und ein paar Worte zu formulieren.
"Ich erwarte von euch, dass ihr euch an eure Abmachung mit Laures-sama haltet.
Das ist eure
Schuld, die ihr ihm gegenüber zu begleichen habt, allein schon, weil er die
Güte hatte, euch
am Leben zu lassen. Und wenn ihr den Grund wissen wollt, warum ich euch nicht
tötete: auch
ich begleiche meine Schuld auf diese Weise bei euch. Was ihr getan habt, euch
mit dem Titan
zu vereinen und den Dämonenkönig anzugreifen, ist unentschuldbar. Allerdings
habt ihr es
getan, um mein Leben zu retten, was diese Sache zwar in keiner Weise
rechtfertigt, aber im
Nachhinein bin ich euch trotzdem etwas schuldig und diesem Umstand will ich
Abhilfe
schaffen. Gibt es noch mehr, was ihr zu wissen wünscht?" erklärte er mit der
trockenen
Sachlichkeit eines hohen Bediensteten.
"Wie du das formulierst... Es geht also nur um diese Sache mit der Schuldigkeit,
nicht wahr?
Oder gibt es dafür noch andere Gründe?" hakte Zadei weiter nach. Er konnte
diesen
Hoffnungsschimmer, auch wenn er noch so klein war, nicht aufgeben. Wenn Titi nur
nicht so
kühl wäre! Oder schien es vielleicht nur so? Warum hatte er versucht ihm
auszuweichen?
Doch jetzt verengten sich die Augen des Dämonenengels zu Schlitzen, aus denen
er Zadei
anfunkelte. "Was sollte es denn noch für Gründe geben?!" fragte er mit
überraschender
Schärfe, die schon fast drohend klang.
Selbst so war sein Engel einfach umwerfend, dachte der schwarzhaarige Dämon bei
sich. Es
war zum verrückt werden! Nach allem, was geschehen war, nach all dem Leid, dass
ihnen
beiden wegen Zadeis Selbstsucht widerfahren war und nachdem er aus all dem doch
eigentlich gelernt haben müsste, wie war es da möglich, dass er sich noch
immer nichts
sehnlicher wünschte, als seinen Engel jetzt an sich zu reißen, seinen Körper
zu spüren, ihn
unter dem eigenen zu begraben?! Das weiche Haar zu berühren, die glatte Haut zu
ertasten...
wenigstens seinen Körper zu besitzen, auch wenn sein wunderschöner Engel sich
wehrte, das
war es, was er sich jetzt am sehnlichsten wünschte.
Aber er konnte nicht schon wieder diesem Verlangen nachgeben. Nicht jetzt, wo er
die
Hoffnung auf eine neue Chance hatte! Er musste es wenigstens einmal schaffen,
wahre Stärke
zu zeigen!
"Wenn es keine anderen gibt, dann ist es wohl wirklich besser, wenn du jetzt
gehst. Ich werde
mich an die Abmachung halten," sagte Zadei auf einmal sehr reserviert, worauf
Titi auch
schon schlagartig erleichtert wirkte, schneller als gewöhnlich seine übliche
Verbeugung
machte und schon zur Tür eilte, als Zadei ihm noch einen Satz nachrief, der
Titius wie ein
Blitz traf:
"Aber das heißt nicht, dass ich aufgebe Titi. Ich liebe dich noch immer und
daran wird sich
nichts ändern!"
Für zwei Sekunden verharrte Titius regungslos mit dem Rücken zu Zadei, eilte
dann aber mit
hoher Schnelligkeit weiter auf die Tür zu, die er ohne sich auch nur einmal
umzudrehen oder
etwas zu sagen durchschritt und schnell hinter sich zuwarf, als könnte er das
Unheil so von
sich wegsperren.
Dann lehnte er sich mit dem Rücken gegen die Tür und vergrub das Gesicht in
den Händen.
Die Worte, die er am meisten gefürchtet hatte, waren nun doch gefallen!
************
Die Sonne stand bereits hoch am Himmel und auch die schweren Samtvorhänge
konnten ihre
hellen Strahlen nicht völlig aus Zadeis Schlafzimmer fernhalten. Nachdem dieser
sich min-
destens ein Dutzend mal von einer Seite auf die andere gewälzt hatte, gab er
sich mit einem
wütenden Knurren endlich geschlagen und öffnete die Augen. Keinen Augenblick
zu früh,
denn just in diesem Moment steckte ein Dienstmädchen den Kopf vorsichtig durch
die Tür.
Und als sie feststellte, dass der Dämonengeneral bereits wach wahr, wünschte
sie etwas
schüchtern einen guten Morgen und begann, ihre Arbeit zu verrichten, die zum
Beispiel darin
bestand, die Tabletts und das Geschirr wegzuräumen, dass von Zadeis
nächtlichem Imbiss
übriggeblieben war.
Diesem hingegen ging das Herumgewusel der Untergebenen so auf die Nerven, dass
er sich
entschloss, nun doch endlich aufzustehen. Immerhin fühlte er sich heute schon
etwas besser.
Er hatte kaum noch Schmerzen in den Knochen, wozu dass reichliche Mahl in der
Nacht und
der erholsame Schlaf wohl beigetragen hatten. Nun ja, so erholsam war er nun
auch wieder
nicht gewesen, hatte er doch die ganze Zeit nichts anderes als seinen Engel im
Kopf gehabt.
Bis in seine Träume hatte er ihn verfolgt. Wie würde es jetzt wohl
weitergehen? Diese Frage
hatte er sich immer und wieder gestellt, aber noch keine Antwort darauf
gefunden.
Missmutig erhob er sich aus dem Bett, schlurfte zur Waschschüssel und schöpfte
sich Wasser
ins Gesicht. Allerdings ging ihm das Gewusel des Mädchens derart auf den Geist,
dass er sie
am liebsten in guter alter Manier in Stücke gerissen hätte... das heißt,
früher hätte er es getan.
Aber davon abgesehen, dass er sich hier benehmen musste, war er gar nicht so
sicher, ob ihm
dass noch genauso viel Spaß machen würde wie früher. Alleine schon, weil
allein bei dem
Gedanken daran, automatisch Titius missbilligendes Gesicht wie eine Warnmeldung
vor sei-
nem geistigen Auge auftauchte. <>
stöhnte er in-
nerlich auf, entschloss sich aber, zu versuchen, sich mit dem Frühstück
abzulenken, dass be-
reits im kleinen Salon für ihn bereitstand.
Da er allerdings nur mit seiner Hose bekleidet war, suchte er zuerst seine
Rüstung, die noch
irgendwo herumlag und war gerade dabei sie anzulegen, als die große
Eingangstür sich plötz-
lich ganz leise und langsam öffnete. Zadei sah es nur aus dem Augenwinkel.
Welcher idioti-
sche Diener war denn so dreist, nicht anzuklopfen, bevor er das Zimmer eines
seiner Herren
betrat? Da hatte man's: Laures konnte noch nicht einmal seine Bediensteten
richtig ausbilden!
Und so was wollte König sein?!
Gerade wandte er sich in Richtung Tür, um dem Eindringling gleich einen
entsprechenden
Kommentar an den Kopf zu schmeißen, als er stutze. In der halb geöffneten Tür
war niemand!
Zumindest nicht in seiner Augenhöhe. Langsam senkte er den Blick, senkte ihn
sogar ein gan-
zes Stück, bis seine verblüfften Augen an der Ursache für die geöffnete Tür
hängen blieben.
"Hallo Onkel, darf ich reinkommen?!" Es war ein... kleines Mädchen?!
Die Kleine trat durch die Tür und befand sich nun völlig in Zadeis Blickfeld.
Sie mochte etwa
6 Jahre alt sein, hatte pechschwarz glänzende Haare, die sie auf dem Kopf
rechts und links zu
jeweils einem Zopf zusammengebunden hatte. In weichen und hübsch geschwungenen
Wel-
len fiel ihr Haar ihr von dort auf die Schultern. Bekleidet war sie mit einem
fliederfarbenen
Spitzenkleid mit Puffärmeln. Fast wie eine Puppe, hätte Zadei gedacht, aber
dass stimmte
nicht. Für eine Puppe verströmte sie viel zu viel Lebensenergie. Sie hatte
geheimnisvolle, aber
auch sehr lebhafte Augen mit einer undefinierbaren Farbe, die Zadei irgendwie
bekannt vor-
kamen. Das Mädchen hatte offenbar etwas Dämonisches an sich, aber trotzdem
meinte er
doch ganz schwach auch den Geruch von Mensch wahrzunehmen.
Das er sie mit stechendem Blick musterte, schien die Kleine jedoch nicht davon
abzuhalten,
weiter unaufgefordert in den Raum zu tapsen und ihn genauso zu mustern.
"So siehst du also aus, aha. Du bist ja wirklich so groß wie alle sagen. Und
ich dachte, die
Bediensteten übertreiben bloß wieder," stellte sie trocken fest.
"Verschwinde," meinte Zadei nur von oben herab. Das war genau das, was er jetzt
brauchte:
ein Balg, das ihn auf den Wecker fiel! Doch dieses schien keineswegs von seinem
Befehl be-
eindruckt zu sein.
"Oh, der Onkel ist wohl ein Morgenmuffel. Mama sagt, wenn man morgens schlecht
aufste-
hen kann, dann sollte man abends früher ins Bett gehen," erklärte sie, dann
tapste sie lässig an
dem großen Dämonen vorbei und setzte sich auf den großen Ohrensessel vor dem
Tisch, auf
dem das Frühstück stand.
Zadei traute weder seinen Augen noch seinen Ohren. Was bildete sich diese Gör
eigentlich
ein?
"Sag mal, hast du überhaupt eine Ahnung, wer ich bin? Was zum Kuckuck willst
du?" Wenn
er herausfand, welches der Dienstmädchen hier ihr Kind einfach so durch die
Gegend laufen
ließ, dann...
"Ich weiß wer du bist, Onkel. Du bist Zadei und du bist gestern Nacht hierher
gekommen,
dass ganze Schloss war total in Aufregung. Es heißt, du hast sieben Jahre lang
geschlafen.
Und da wollte ich dich halt mal kennen lernen... Sag mal, ist dieses riesige
Frühstück hier
allein für dich?"
"Wahh, das geht dich überhaupt nichts an! Toll, jetzt hast du mich ja gesehen,
jetzt geh zu-
rück dahin, wo du hergekommen bist! Haben dir deine Eltern keine Manieren
beigebracht?!"
herrschte Zadei sie nun an.
Daraufhin machte das Mädchen für einen kurzen Augenblick ein erschrockenes
Gesicht und
Zadei dachte schon, er hätte es endlich geschafft, sie ein wenig
einzuschüchtern, als sie plötz-
lich vom Sessel sprang und sich mit einer Hand vor die Stirn schlug. "Manieren,
genau! Tut
mit leid, ich habe ja ganz vergessen, mich vorzustellen! Hoffentlich erfährt
Papa nichts davon,
sonst gibt's wieder Ärger!" Daraufhin vollführte sie einen eleganten, für ein
Kind diesen Al-
ters ungewöhnlich grazilen Knicks und gab mit perfekter Gestik bekannt: "Mein
Name ist
Sherril, ich bin die erstgeborene Tochter des Königs der Dämonen- und der
Unterwelt und
Thronerbin des Reiches. Es ist mir eine große Ehre, ihre Bekanntschaft zu
machen." Dann
ließ sie sich entgegen aller Anmut wieder in den Sessel fallen und sah ihn
wieder so frech an
wie vorher.
Zadei riss vor Verblüffung die Augen auf. "Du bist WAS?!" fragte er fast
hysterisch.
"Hab ich doch gesagt, Onkel Zadei, hast du mir denn nicht zugehört?" Sie
verdrehte vor-
wurfsvoll die Augen und Zadei kam sich langsam vor wie der letzte Trottel.
"Ich bin die Prinzessin der Dämonenwelt, mein Vater ist der Dämonenkönig
Laures und mei-
ne Mutter seine menschliche Frau Hilda. Du müsstest sie doch kennen?!" Jetzt
war es an Za-
dei, sich in einen Sessel fallen zu lassen. Konnte das wahr sein? Hatte der Kerl
sich jetzt auch
noch fortgepflanzt? Aber jetzt wurde ihm durchaus einiges klar: die glänzenden
schwarzen
Haare der Kleinen und die seltsamen Augen, das hatte sie eindeutig von ihrem
Vater, darum
war sie ihm gleich so bekannt vorgekommen. Ihre Gestik erinnerte ganz deutlich
an Hilda,
ebenso wie das Temperament. Jetzt wurde auch klar, was Laures gemeint hatte, als
er sagte,
es hätte sich einiges verändert und es gäbe hier Personen, die ihm viel
bedeuteten.
Und ihr Name! Hatte er den nicht auch schon mal gehört?
"Dein Name kommt mir bekannt vor," meinte er nachdenklich. Es wollte ihm einfach
nicht
einfallen.
"Mama sagt, sie hat mir den Namen ihrer besten Freundin gegeben. Sie ist zwar
schon tot und
ich habe sie nie kennen gelernt, aber Mama meint, dass das der liebste Mensch
der Welt für
sie war. Bis auf Papa natürlich." Die Kleine plapperte fröhlich vor sich hin,
während sie an-
fing, sich an Zadeis Frühstück gütlich zu tun, was dieser zunächst nur
nebenbei registrierte.
"Und Titius sagt sogar, dass sie ein Engel gewesen sein soll und wunderschön.
Und er hat
auch gesagt, dass ich bestimmt auch mal so schön werde, wenn ich älter bin,"
verkündete sie
stolz.
Genau, jetzt fiel es ihm wieder ein, Sherril war das Mädchen gewesen, das sich
damals vom
Turm gestürzt hatte. Damals hatte er es nur am Rande mitbekommen, er war ja
nicht dabei
gewesen und außerdem hatte es ihn auch nicht interessiert.
Seufzend bediente er sich nun auch an dem Frühstück und warf der Kleinen einen
missbilli-
genden Blick zu, da sie sich gerade die besten Früchte angelte, was diese aber
nicht weiter zu
stören schien. Hatte es nicht mal eine Zeit gegeben, in der die Menschen
schreiend wegliefen,
wenn sie nur seinen Namen hörten? Er musste wirklich viel von seinem
ehrfurchtgebietenden
Auftreten eingebüßt haben, wenn er nicht mal mehr ein Kind beeindrucken
konnte... anderer-
seits war sie das Kind von Laures, also konnte man nicht erwarten, dass sie
besonders viel
Grips aufwies. Er führte gerade einen Becher Wasser zum Mund, um etwas gegen
seinen tro-
ckenen Hals zu tun, als Sherril fröhlich weiterplapperte.
"Und es ist wichtig dass ich später mal ganz wunderhübsch werde, denn wenn ich
alt genug
bin, werde ich schließlich Titius heiraten..."
Zadei prustete den eben in den Mund genommen Schluck Wasser in hohem Bogen
wieder
hinaus.
"Du wirst WAS?! Wer hat das beschlossen?!" keifte er sie ungläubig an.
Nun war sie tatsächlich ein wenig erschrocken, verstand seine Reaktion nicht so
ganz.
"Na ja, eigentlich keiner. Das war meine Idee," sagte sie mit großen Augen. In
diesem Mo-
ment klopfte es zaghaft an der Tür und Zadei fragte sich schon, ob er hier wohl
den Tag der
offenen Tür hatte. Schließlich brummte er ein "Ja, herein." als auch schon die
Tür geöffnet
wurde und eine etwas rundliche Frau eintrat, die sich suchend im Zimmer umsah.
"Entschuldigt Zadei-sama, aber habt ihr zufällig... ah da bist du ja! Ich
wusste doch, dass du
wieder etwas ausgeheckt hast. Was fällt dir eigentlich ein, immer wegzulaufen?"
Die Backen
aufblasend stampfte die Frau auf Sherril zu, die aufquietschte, vom Sessel
aufsprang und weg-
rennen wollte, doch Zadei hielt sie grinsend an einem ihrer Zöpfe fest.
"Tja, das war's dann wohl für dich. Erwischt!" meinte er gehässig. Aber die
6-jährige fing
anstatt zu weinen, an zu giggeln und zu lachen, worauf Zadei sich mit der Hand
vor die Stirn
schlug.
Und schon war die Kinderfrau bei ihr und zog das Mädchen nun an der Hand hinter
sich her
aus dem Raum, während sie sich nochmals entschuldigte. "Verzeiht bitte die
Störung,
manchmal ist Lady Sherril nicht zu halten."
Besagte "Lady" ließ sich zwar mitziehen, schnitt aber Grimassen hinter Frau.
"Dabei haben
wir uns gerade so gut unterhalten. Onkel Zadei ist echt lustig! "
"Sag nicht, du hast schon wieder rumerzählt, dass du Herrn Titius heiraten
willst?" meinte
diese nur genervt.
"Aber das werde ich, bäh!" Als sie nun die Tür erreicht hatten, drehte Sherril
sich noch ein-
mal um und winkte mit ihrer kleinen Hand. "Bis dann Onkel Zadei!" rief sie noch,
bevor sie
schließlich verschwand und die Tür geschlossen wurde.
"Ich bin nicht dein Onkel!" rief Zadei noch hinterher, war sich aber nicht
sicher, ob sie es
noch gehört hatte. Das er sich von einer kleinen Göre auf der Nase rumtanzen
ließ, war echt
unglaublich! Noch dazu hatte er für einen kurzen Moment tatsächlich einen
Schreck bekom-
men, als sie Titius erwähnte.
Oh Mann, er war echt ein Wrack! Stöhnend ließ er sich ins weiche Polster
zurückfallen und
versuchte, diesen Morgen erst mal zu verarbeiten. Doch viel Zeit hatte er dazu
nicht, denn
schon bald erschien ein Bediensteter, der ihm die Nachricht überbrachte, dass
Laures ihn in
seinem Arbeitszimmer erwartete. Na toll, das fing ja alles super an!
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