Glühwürmchen von Schattenwald ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es ist bereits spät am Abend. Der Wind weht sanft über die Gerstenfelder, die in seinem Takt gemütlich schwingen. Die Blätter der Bäume rauschen leicht und spielen das Lied des Windes. Leicht werden kleinere Halme gebogen, während größere Kräuter schon fast waagerecht stehen. Eine frische Brise kommt aus dem Tal hinauf zum Hügel. Über dem Wasser liegt ein sonderbarer Dampf und man sieht, wie über die Gerstenfelder eine Welle zu rauschen scheint. Ein etwas kräftigerer Windhauch bringt nun auch kleinere Halme zum biegen und Blätter lauter zum Rauschen. Sie Sonne kommt dem Horizont immer näher und taucht die Gerste in ein wohlig-warmes gelb. Schließlich färbt sich der Himmel in einer Mischung aus rot und goldgelb und während die Sonne langsam, aber sicher untergeht, werden auch die Brisen immer schwächer, die aus dem Tal heraufwehen. Das Rauschen der Blätter wird leiser und die Grashalme richten sich wieder auf. Dunkelheit taucht die Landschaft in ein sattes grau-blau. Man hört Tiere aus dem nahen Walde und sieht noch einen gelblichen Fleck, dort, wo die Sonne unterging. Mit dem Wind getragen, rauschen die Blicke den Hügel hinauf und verweilen an dessen Spitze: Der Tanz der Glühwürmchen hat begonnen! Sie sammeln sich auf dem höchsten Punkt, um für die Weibchen zu werben. Keine fünf Schritte weit fließt ein kleiner, bläulich-neonfarbener Lichtpunkt den Hügel hinauf. Immer wieder erlischt er, um dann noch heller zu leuchten. Es sieht aus, als würde ein dünner, seidener Faden durch die Landschaft getragen und sich im Lichte spiegeln. Ständig wechselt das Licht seine Position. Einmal auf, einmal ab, fliegt es langsam den Hügel hinauf. Die Stille des Ortes ist unbeschreiblich. Man vermag nicht einmal mehr das Rauschen des Windes zu vernehmen. Der kleine Lichtpunkt fliegt wieder ein Stück zurück und kommt langsam näher. Er erinnert an einen sanften Tanz einer Elfe; der Lichtpunkt strahlt eine fließende Ruhe aus und macht wieder kehrt. Nun ist er oben, bei seinen anderen Genossen. Wird er wohl sein Begehren stillen können? Man kann ihn nicht mehr sehen. Er ist verloren gegangen in der Schar dieser kleinen Tierchen. Anmutig und zart wie ein Elfentanz mag es aussehen. Ein Gewirr aus seidenen Fäden spannt sich über den Hügel. Einige Glühwürmchen verlassen den Ort und fliegen gen Wald. Nur langsam sieht man die Lichtpunkte zwischen dem dürren Geäst der Bäume verschwinden. Man kann sie noch lange sehen, bis sie irgendwann hinter dem nächsten Baumstumpf oder hinter dem nächsten Blatt verschwunden sind oder irgendwo auf altem Laub landen. Man meint, das Laub noch rascheln hören zu können, aber es ist eigentlich viel zu weit weg. Wieder schweift der Blick auf den Hügel. Vorsichtig versucht man, näher zu kommen, aber die kleinen Tierchen nehmen behutsam Abstand und fliegen einfach weiter. Nachdem man ein Stück zurückgegangen ist, setzt man sich hin und beobachtet mit müden Augen den Tanz der Lichtpunkte, das Gewirr aus seidenen Fäden, dieses einzigartige Naturschauspiel. Was sie wohl denken mögen? Schließlich wird man von der Müdigkeit übermannt und schläft langsam unter den Sternen und diesem wunderschönen Tanz ein. Es graut der Morgen. In einem zarten rosa geht die Sonne auf und aus dem Tal wehen wieder leichte Brisen über das Gerstenfeld. Ein leichter Morgennebel erstreckt sich über die Landschaft und hüllt sie in rätselhafte Gestalt. Die Nacht der tanzenden Lichtpunkte ist vorbei. Aber die nächste wird bestimmt kommen, wenn sich Elfen, Tiere, Pflanzen und andere Wesen wieder oben am Hügel versammeln und diese wunderschönen Momente beobachten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)