Pandora - A World full of Secrets von Malinalda (~KaiXRay~ and others) ================================================================================ Kapitel 70: You Need To Forgive Yourself To Step Back On Your Way ----------------------------------------------------------------- Disclaimer: Name: Pandora- A World full of Secrets Autoren: Malinalda und Yingzi Genre: Romantik, Drama, Fantasy, Shounen-Ai Warnung: AU, OOC Zeichenerklärung: „…“ – Sprechen ‚…’ – Gedanken ~*~*~*~ - Erinnerungen, Erzählungen (in der Art von Flashbacks) ~~~ - Träume ***~*** - Visionen (Vergangenes sowie auch Zukünftiges) Kursives – widerhallende Sätze im Bewusstsein, Auszüge aus Schriften, Briefe ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 70: You Need To Forgive Yourself To Step Back On Your Way (dt. Du musst dir selbst vergeben können um auf deinen Weg zurückzufinden) Helle Sonnenstrahlen ließen die weißen Zinnen des Schlosses noch heller strahlen. Es waren die ersten des Jahres, die Wärme zeigten. Krokusse und Schneeglöckchen blühten auf den zahlreichen Grünflächen, die das weiße Schloss umgaben, waren die ersten Anzeichen des nahenden Frühlings. Nichts erinnerte mehr an den Schrecken, an all die Opfer, die der Winter gebracht hatte, all die Verluste, die das Volk bittere Tränen vergießen ließen. Und trotz des ganzen Leids war der Spuk, der Schrecken, der sich Krieg nannte, endlich vorbei und man konnte nach vorne sehen. Seit dem Ende des Krieges waren zahlreiche Tage vergangen und alle Kriegsherren, alle, die an jenem beteiligt gewesen waren, hatten sich in Albion versammelt um zu beraten, wie es nun weitergehen sollte. Und während dieses Treffen immer näher rückte, versuchten die Bewohner des Schlosses nicht an jenes zu denken. *** Aufgeregtes Gebell gefolgt von hellen Kinderlachen erklang in den Gärten des Schlosses. Mit wedelnden Schwänzchen sprang ein kleiner Hund über den grünen Grund, während er blondes Mädchen ihm nachrannte und versuchte ihn zu fangen. „Fey… so warte doch!“, rief das Mädchen und es folgte ein erneutes Bellen des Hundes, der gar nicht daran dachte, auch nur stehen zu bleiben. Nicht weit von den beiden entfernt standen zwei weitere Personen, beobachteten den Hund und das Mädchen aus freundlichen, amüsierten Augen. „Es ist schön, dass sie wieder etwas lachen kann. Das mit dem Hund war eine gute Idee, Tyson.“, sagte die junge Frau und blickte ihren Begleiter sanft an. Er hob seine Hand, streichelte liebevoll durch das pinke Haar. „Ich dachte mir, dass sie durch einen Hund vielleicht ihren Kummer etwas vergisst und anscheinend hat es geholfen. Anne ist etwas Besonderes und es tat mir weh, sie so leiden zu sehen.“, entgegnete er, lenkte seinen Blick zurück auf das Mädchen und den Hund. Mariah nickte und lehnte sich zurück an die Brust des anderen. „Ja, das ist sie und inzwischen liebe ich sie so sehr, wie eine eigene Tochter. Seit mein Bruder…“ Plötzlich brach sie ab, wandte ihren Blick gen Boden. Eine tiefe Traurigkeit durchfuhr ihren Körper und ein dumpfer Schmerz erfüllte ihr Inneres. Erneut wurde ihr schmerzhaft bewusst, dass sie seinen Tod noch immer nicht verkraftet hatte, obwohl sie es bereits seit Wochen wusste, dass sie ihn nie wieder sehen würde. Tyson bemerkte die plötzliche Veränderung in der jungen Frau, schlang seine Arme um ihren Körper und drehte sie so, dass sie ihn ansehen musste. „Mariah… lass es zu.“, sagte er leise, voller Mitgefühl. Er selbst war dabei gewesen, als die Nachricht die Familie erreicht und erschüttert hatte. Lady Lianna und Mariah waren in Tränen ausgebrochen, während Lord Bernardo alle Farbe aus dem Gesicht gewichen war. Mariah erwiderte nichts, vergrub ihr Gesicht nur in der Halsbeuge Tysons und wartete darauf, dass das Zittern ihres Körpers nachließ. Sie hatte unzählige Tränen vergossen und getrauert und sie wusste, dass es noch unzählige weitere geben würde, doch jetzt, genau in diesem Augenblick wollte sie nicht weinen, sondern stark bleiben und nicht an all das Leid denken. Sie hob den Kopf und blickte genau in die Augen ihres Gegenübers. Tyson legte eine Hand auf ihr Gesicht, streichelte ihre Wange und schwieg. „Es ist alles so unwirklich. Dieser ganze Krieg, die zahllosen Opfer, die er forderte. Viele waren so jung. Selbst Anne musste leiden. Ich möchte, dass alles wieder einen normalen Rhythmus bekommt, dass nicht unser gesamtes Leben beeinflusst wird.“ Pure Verzweiflung sprach sie mit diesen Worten und Tyson verstärkte die Umarmung. „Ich weiß, Mariah. Doch es ist falsch vor all dem die Augen zu verschließen. Wenn du wieder lachen willst, musst du erst die Traurigkeit aus deinem Herzen verbannen, und dazu musst du um die trauern, die dir lieb waren. Doch sei dir gewiss, du bist nicht allein. Anne, ich… wir beide sind immer für dich da und auch dein Vater und deine Mutter. Lass uns dir helfen mit deiner Traurigkeit umzugehen…“, hauchte er zärtlich, beugte sich zu ihr hinab und küsste ihre weichen Lippen. Plötzlich spürten beide, wie zwei Arme sich um sie legten und ein kleiner Körper sich an sie schmiegte. „Er hat Recht. Wir sind immer für dich da.“, erklang eine zierliche Kinderstimme und die beiden Liebenden lösten ihren Kuss, blickten hinab zu Anne, die sie ansah, kindlich lächelte, doch in ihren Augen befand sich ein Ausdruck, der weit über ihr Alter hinausreichte. Gerührt von diesen Worten und überwältigt von ihren Gefühlen fing Mariah an zu weinen, doch trotz der Tränen lächelte sie. Ja, sie hatten Recht. Sie musste erst ihre Traurigkeit überwinden und loslassen, bevor sie neu beginnen konnte, mit diesen beiden Menschen, die sie inzwischen über alles liebte, die ihr alles bedeuteten und mit denen sie ihr zukünftiges Leben teilen wollte. *** Still und nachdenklich ruhten seine Augen auf den drei Personen im Garten, beobachteten jede Bewegung, jede Berührung. Die Strahlen der Sonne begannen zu sinken und tauchten alles in ein dunkelrotes Licht. Seit der Offenbarung seiner Herkunft verfolgten ihn immer öfter plötzliche Eingebungen, Ereignisse aus seiner Kindheit und auch dieses Bild, welches sich ihm bot, weckte etwas Neues in ihm. Der Hund und das Mädchen und auch die beiden Liebenden. Plötzlich waren da so viele Dinge, wie eine junge rothaarige Frau und ein Mann, stattlich und gutaussehend, ein kleiner Hund mit dem Namen Benny und noch endlos viele andere Details, Bilder, Erinnerungen. Tala wandte den Blick vom Garten ab und legte sich eine Hand an die Stirn, massierte sich die pochenden Schläfen. Er hatte Kopfschmerzen. Leise seufzte er, als sich zwei warme Hände auf seine legten und die Bewegungen fortsetzten, Hände, die weicher und zierlicher, sanfter und geschmeidiger waren als die seinen. „Woran denkst du?“, flüsterte eine angenehme Stimme direkt hinter ihm. „An nichts.“, lautete die ehrliche Antwort. Er dachte nicht bewusst über bestimmte Dinge nach, sondern ließ seine Gedanken selbst den Weg bestimmen, ließ sie Geheimnisse seiner Vergangenheit erforschen. Christine ließ ihre Hände sinken und trat neben den Rothaarigen an das Fenster, glitt mit ihren Augen über den Garten und erkannte ihre Cousine, sowie einen jungen Mann und ein kleines Mädchen und lächelte. „Sie sehen so glücklich aus. Mariah ist so verändert, seit ich sie das letzte Mal sah. Aber dir, dir geht es nicht gut. Du kannst mir nichts vormachen.“ Ihre Stimme wurde leiser, sanfter. Sie wandte ihren Kopf und sah Tala aus ihren roten Augen an. Er erwiderte ihren Blick, verlor sich fast in den unendlichen Tiefen der beruhigenden Seen. Sein Inneres rang mit sich. Sollte er seiner Geliebten von seinen Erinnerungen, seiner Vergangenheit erzählen? „Sie kommen immer unerwartet, ganz plötzlich. Seit Judy mir von meiner Vergangenheit erzählte, fallen mir immer öfter Dinge ein, die ich lange vergessen hatte. Wie eben… beim Anblick der drei im Garten und dem Hund, erinnerte ich mich plötzlich an einen Sommertag in Etania. Ein Mann und eine Frau, wohl meine Eltern, und ein kleines Kind und ein Hund. Er hieß Benny und meine Mutter ermahnte mich, ich solle nicht übertreiben.“ Er zitterte leicht, schloss die Augen. Deutlich spielte sich das weitere Geschehen dieses Tages in seinem Kopf ab. Wie plötzlich Soldaten diese Idylle störten, sein Vater kämpfte und seine Mutter ihn fortschickte, wie er unter einem Busch saß, dem Kampf lauschte, die Schreie seiner Mutter hörte und dann die plötzliche Stille. Er öffnete die Augen, als er Christines Körper erneut an seinem spürte, ihre Arme um seine Taille und ihr Gesicht an seinem Hals. „Weißt du noch, als wir beide in Etania waren und du gehen musstest, ich dich aber bat noch etwas zu warten, weil ich dir unbedingt etwas sagen wollte?“, fragte sie leise, kaum wahrnehmbar. Tala sah sie an, überlegte kurz und dann fiel ihm die Szene wieder ein. Christine hatte ihn damals unbedingt aufhalten wollen, doch er hatte fortgemusst. Lange Zeit hatte ihn die Frage bedrängt, was die Schwarzhaarige ihm so wichtiges sagen wollte. „Ja… aber was hat das mit meinen Erinnerungen zu tun?“, fragte er leicht verwirrt. Christine blickte zu ihm auf, lächelte leicht. „In der Nacht zuvor hatte ich eine Eingebung und in dieser Eingebung sah ich die Szene, die du mir eben beschrieben hast. Ein Sommertag in den Gärten Etanias und eine glückliche Familie. Eine junge Frau mit rotem Haar und derselben Augenfarbe, wie du sie besitzt, und ein stattlicher Mann, sowie ein kleines Kind, dich. Du hast mit einem Hund gespielt. Doch plötzlich kamen Soldaten… Ist es so gewesen, Tala?“ Die Augen des jungen Mannes weiteten sich und er sah die Schwarzhaarige erstaunt, aber auch leicht erschrocken an. „Woher… Wie kannst du das wissen?“, fragte er. Christine lächelte leicht, hob eine Hand und strich durch Talas weiches Haar. „Meine Mutter, sie besaß die Gabe teilweise in die Zukunft zu sehen und sie erschien mir einst im Traum, wo sich mir meine wahre Bestimmung offenbarte. Du weißt, dass ich Ostara, das Kind des Frühlings bin, und meine Begabung ist es, Vergangenes aber auch Zukünftiges in meinen Träumen sehen zu können. Ich wollte es dir damals sagen, dir offenbaren, wer du wirklich bist, doch es blieb mir nicht vergönnt.“ Tala blickte die Schwarzhaarige an und eine plötzliche Verzweiflung stieg in ihm auf. Hätte er damals gewartet, wäre ihnen vielleicht viel Leid erspart geblieben, wäre dieses ganze Desaster nicht geschehen. „Christine… hätte ich damals auch nur geahnt, was deine Botschaft sein würde, hätte ich gewartet und mir deine Worte angehört. Möglicherweise hätte es viel Leid erspart, aber-“ Zwei schlanke Finger brachten ihn zum Schweigen, als sie sich auf seine Lippen legten. „Lebe nicht in der Vergangenheit, Tala, bitte. Es ist geschehen und wir können es nicht rückgängig machen, egal wie sehr wir uns das manchmal wünschen.“ Ihr Blick wurde traurig, ihre Augen voller Kummer. Christine dachte an ihr verlorenes Kind, welches sie in den Armen gehalten hatte, obwohl man die Form kaum hatte erkennen können. Tala bemerkte die Veränderungen seiner Geliebten, legte nun seinerseits die Arme um ihren Körper und drückte sie an sich. „Du denkst an unser Kind, nicht wahr?“, fragte er. Christine sah ihn an, überrascht, aber auch betrübt. Sie fragte nicht, woher er es wusste, spielte es doch in diesem Moment keine Rolle für sie. Alles, was die junge Frau nur als Antwort erteilte, war ein leichtes Kopfnicken. „Wir sollten es immer im Gedächtnis bei uns tragen, damit es nie in Vergessenheit gerät.“, sprach sie leise und wusste, dass sie es nie vergessen würde, dieses kleine Wesen, was sie direkt unter dem Herzen getragen hatte und was ihr aus so grausame Art und Weise entrissen worden war. Christines Gesicht wurde angehoben und sie blickte direkt in Talas mitfühlende Augen und sie erkannte einen Teil desselben Schmerzes, der auch in ihr herrschte, denn auch wenn Tala nie von dem Baby gewusst hatte, war doch er der Vater und somit auf eine unbeschreibliche Art und Weise mit ihm verbunden gewesen. „Niemals werden wir es vergessen und wenn wir zurück in Etania sind, werden wir eine Gedenkstätte errichten. Das verspreche ich dir, mein Liebling.“ Damit beugte er sich zu der Schwarzhaarigen hinab und versiegelte ihre Lippen mit einem liebevollen Kuss. Christine erwiderte sofort und als sie sich lösten, waren ihre Blicke sanft und voller Liebe für den jeweils anderen. Die junge Frau drehte sich in den Armen ihres Geliebten und blickte erneut aus dem Fenster. Inzwischen war die Sonne völlig hinter dem Horizont verschwunden und nur noch eine leichte Röte war zu sehen. Am Himmelszelt standen die ersten Sterne und der Mond war aufgegangen. „Morgen ist das Treffen mit den anderen Königshäusern, die beteiligt waren…“, sprach Christine plötzlich leise aus. „Ich weiß, aber ich habe keine Angst davor. Voltaire wird die gerechte Strafe für seine Gräueltaten erhalten und alles andere wird seinen Lauf nehmen.“ Einige Zeit verfielen die beiden in Schweigen, sahen nur auf den Mond und die immer mehr erscheinenden Sterne, genossen ihre Zweisamkeit. Es war einer der ersten Abende seit der monatelangen Trennung, den sie gemeinsam verbrachten, und noch immer standen Dinge zwischen ihnen, die erst geklärt werden mussten. Doch dazu hatten sie jetzt Zeit, denn niemand würde sie je wieder auseinander bringen. Das zumindest glaubten sie in diesem Augenblick. *** Die noch lebenden Anführer der jeweiligen Seiten dieses Krieges standen nun im Konferenzsaal des Schlosses Albion. Was jedoch nicht ganz stimmte, einer fehlte noch. Für die Seiten von Phyrra, Atziluth und Kreios waren Kai, Enrico und Robert anwesend und für die Seiten von Kronos, Beriah, Dolio und Rhaya waren es Tala und Bernardo, der immer noch der Verwalter Rhayas war, bis Ray in einigen Wochen sein Erbe antreten würde. Und der schwarzhaarige ältere Mann war es, welcher noch fehlte. Unter den bereits Anwesenden herrschte eine gespannte Stille, die keiner durchbrechen zu wollen schien, da keiner die richtigen Worte fand. Doch aus dieser Stille wurden sie erlöst, als Bernardo die Flügeltür aufstieß und sich endlich zu ihnen gesellte. Ein entschuldigendes Lächeln umspielte seine Lippen, als er den anderen vier mit den Händen zeigte, dass sie sich an den Tisch setzen sollten. Als sie dann Platz genommen hatten, saßen sie sich so gegenüber, wie sie sich im Krieg schon gegenübergestanden hatten. Doch abermals konnte keiner die richtigen Worte für den Beginn finden, weshalb Bernardo mit einem leisen Seufzen die Fakten einfach auf den Tisch legte. „Der Krieg ist vorbei und keiner hat gewonnen, was aber auch gut so ist. Wir haben alle vernommen, was die Götter nun noch von uns verlangen, bevor sie unser Leben uns überlassen. Die Frage ist-“ „Verzeiht mir diese Unterbrechung, Bernardo, aber sollten Christine und Ray an diesem Gespräch nicht auch teilnehmen? Immerhin sollen sie ja auch zwei derjenigen sein, die dann Pandora zu Ruhe und Ordnung leiten sollen.“, warf Enrico ein und bei der Erwähnung des schwarzhaarigen Königssohnes glitt ein deutlicher Schatten über das Gesicht des Silberhaarigen, der den anderen nicht verborgen blieb. „Die Frage ist allerdings berechtigt.“, meinte Robert dazu. „Immerhin betrifft es sie ebenso wie uns.“ „Nun ja, es steht eigentlich nicht in meiner Macht, solche Fragen zu beantworten, da die beiden verschiedene Gründe dafür haben.“, begann der Schwarzhaarigen seufzend zu erklären. „Sie haben sich, so weit ich es verstanden und mitbekommen habe, seit ihrer Trennung in Etania nicht mehr gesehen und gesprochen. Sie haben viel zu besprechen.“ Kurz schwieg er und vermied es, die anderen im Raum anzusehen. „Ich wollte sie dabei haben, doch… doch Ray wollte nicht, es behagte ihm nicht, und Christine wollte bei ihm bleiben.“ Obwohl er keinen Grund nannte, weshalb es dem Schwarzhaarigen nicht behagte, hier bei ihnen zu sein, wussten alle, was gemeint war. Der beriahnische Prinz biss sich auf die Unterlippe und senkte seinen Blick gegen Boden. Er drohte in seinen Gedanken zu versinken, als er eine beruhigende und verständnisvolle Hand auf seine Schulter fühlte, und als er aufsah, sah er in die violetten Augen Roberts. Auch Enrico schenkte ihm einen warmen Blick und selbst der Rothaarige, der auf der anderen Seite des Tisches saß, sah ihn leicht aufmunternd an, zeigte jedoch sonst keine Regung. „Lassen wir dieses Thema ruhen, das geht niemanden außer die Betroffenen etwas an.“, schaltete sich Bernardo wieder ein. „Wir müssen ja auch nicht weiter klären, was mit Pandora geschehen wird, das übernehmen die Götter.“ „Sie werden doch nun bis auf weitere Zeit, bis wir alles ungefähr so umgesetzt haben, wie sie es wollen, hier bleiben, nicht wahr?“, fragte der Blonde. Der Lilahaarige nickte auf diese Frage hin. „Ja, sie werden bleiben und uns allenfalls auch unterstützen.“ „Dann sollten wir wohl endlich zu dem Punkt kommen, der hier nun wirklich relevant ist.“, gab der Rothaarige von sich und blickte wieder auf Bernardo. „Der Grund unseres Hier seins ist ja nun die Frage, was wir mit Voltaire machen wollen.“ In den Augen alles Anwesenden stieg bei der Aussprache dieses Namens eine Kälte, wie man sie bei einigen nicht gewohnt war. „Hinrichten, ganz klar!“, rief Enrico aus und Robert stimmte ihm zu. „Ganz klar. Es mag hart klingen, aber er hat die schlimmsten Verbrechen überhaupt begangen. Von dem, was wir wissen, ging es über Täuschung, Misshandlung bis zu Mord.“ Etwas traurig schüttelte er seinen Kopf, die lilanen Strähnen flogen dabei etwas umher. „Er hat es nicht anders verdient!“, knurrte der Silberhaarige und vermied es, jemanden ihm Raum anzusehen, hielt seinen Blick stur nach unten gerichtet. Der Rothaarige konnte zu diesen Aussagen hinzu nur nicken, als Bernardo ihn fragend ansah und schlussendlich seufzend hinzufügte: „Ich stimme euch da voll und ganz zu. Ich werde ihm niemals verzeihen können, was er meiner Nichte und meinem Neffen angetan hat.“ Seine Stimme hatte eine gewissen Hörte angenommen, bei der man deutlich erkennen konnte, was ihm die beiden Schwarzhaarigen bedeuteten. „Dann sind wir da wohl einer Meinung, dass er nichts anderes als den Tod verdient hat.“ Dies war keine Frage, sondern eine Feststellung, eher er auch schon weiterfuhr. „Die Götter stimmen uns da sicherlich zu, soweit ich sie nun einschätzen kann. Wir müssen ihm fairerweise aber eine Gerichtsverhandlung geben und dort ein genaueres Urteil fällen. So wie und wann wollen wir dies tun?“ „Auch sollte diese Verhandlung der Öffentlichkeit zugänglich sein.“ „Enrico hat Recht. Es sollten alle, die es sehen und beiwohnen wollen, die Möglichkeit bekommen, dabei zu sein. Natürlich nicht alle Menschen, sondern einfach die der näheren Umgebung. Und so wie wir die Götter einschätzen können, werden sie die Verhandlung sicherlich über die gesamte Welt erklingen lassen.“ Kai nickte auf diese Aussage Roberts hin. „Ich denke wir sollten sie in zwei Wochen abhalten. Dann haben wir genügend Zeit, die Toten zu beerdigen und deren Familien zu benachrichtigen.“ Zustimmend erhob sich Bernardo. „Dann sollten wir dies so machen. In zwei Wochen werden wir über das Leben von Voltaire vor der gesamten Welt beraten. Aber bis dahin haben wir alle noch so einiges zu tun.“ Mit einem kleinen Lächeln wandte er sich wieder der Flügeltür zu. „Sehr unangenehme Dinge zwar… und dennoch heiße ich euch in Albion herzlich willkommen.“ Und mit diesen Worten verließ der Schwarzhaarige den Saal und überließ es den anderen, sich selbst zu organisieren. *** Während Kai, Tala und die anderen über den Verbleib Voltaires entschieden, dachten zwei andere Personen an etwas ganz anderes. Leises Schnauben durchdrang die Stille des Waldes und ebenso leises Hufgeklapper wurde von dem Waldboden gedämpft. Zufrieden auf ihren Gebissen kauend liefen zwei Pferde den Waldweg entlang und genossen einfach nur die ruhige Atmosphäre. Ihren Reitern ging es ähnlich, denn ein Ausdruck vollster Zufriedenheit lag auf ihren Gesichtern. Ab und an wandten sie ihren Blick von der erwachenden Natur ab und begegneten dem des jeweils anderen, lächelten sich leicht an. Irgendwann erreichten sie eine kleine Lichtung, an der sie hielten und die Pferde an einen Baum banden. Bryan streichelte durch Desperados weiches Fell, klopfte den muskulösen Hals des Hengstes und wandte sich dann ab. Sein Blick traf den einer jungen Frau, deren hübsches Gesicht von hellbraunem Haar umschmeichelt wurde und deren braune Augen seinen entgegenblickten. Sogleich schlich sich ein kaum sichtbares Lächeln auf die ernsten Züge des jungen Mannes. Es war noch etwas ungewohnt ständig zu lächeln und nicht mehr so kühl und beherrscht aufzutreten, wie er es sein ganzes Leben lang getan hatte. Er konnte noch nicht recht begreifen, dass solche Dinge wie Drill, Regime und Gleichgültigkeit nun der Vergangenheit angehörten und er nicht länger so gefühlskalt sein brauchte. Es fiel ihm einfach schwer dieses jahrelang antrainierte Verhalten abzulegen. Nur in der Nähe einer bestimmten Person gelang es ihm vollständig loszulassen und sein wahres Ich zu zeigen. Und eben jene Person berührte ihn nun sanft am Arm, sah ihn fragend an. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie mit leiser Stimme und Bryan blickte auf. „Ja… ich bin nur etwas nachdenklich.“ Er grinste schief. Maresa lächelte. Sie wusste genau, wie schwer es dem Älteren fiel loszulassen, und wahrscheinlich würde er diese Nachdenklichkeit und das Misstrauen nie wirklich ablegen können, doch das brauchte er auch nicht, denn es waren wunderbare Eigenschaften, die sie so sehr liebte wie alles andere an ihm. Im Moment war es, als schwebte sie auf einer Wolke der Glückseligkeit, denn alles, was sie sich je gewünscht hatte, war dabei, in Erfüllung zu gehen. Sie hatte jemanden gefunden, mit dem sie ihr ganzes Leben verbringen würde, und sie hatte ihren Bruder nach so vielen Jahren endlich wieder gesehen, wusste, dass es ihm gut ging und er wohl auf war. „Es ist schön hier. Der Wald, die Ruhe… So etwas gab es bei uns zuhause nie.“, sagte Maresa plötzlich. Bryan sah sie kurz missverstehend an, begriff dann aber, was sie meinte. „Ja… ich liebe die Natur und die Tiere. Ich fühlte mich bei ihnen schon immer wohler, als unter Menschen, außer bei Tala und…“ Er stockte. Ein leichter Rotschimmer bildete sich auf seinen Wangen, als er fortfuhr. „…und bei dir.“ Maresa stieg ebenfalls die Röte ins Gesicht. Es war das erste Mal, dass Bryan so etwas zu ihr sagte, doch sie fand es unendlich süß. Sie überwand den letzten Abstand zwischen ihnen und fiel dem Älteren um den Hals. Bryan, völlig überrascht, legte die Arme um ihre Taille und federte das Gewicht aus. Diese körperliche Nähe war noch eines jener Sachen, die er lernen musste. Zwar hatte er mit Tala und auch Freudenmädchen körperliche Bindungen gehabt, doch spürte er, dass dies hier etwas ganz anderes sein würde, denn egal wie Maresa und er sich berührten, waren es stets leichte und vorsichtige Zärtlichkeiten, die sie tauschten, während die anderen Male nur der körperlichen Befriedigung gedient hatten, nahm man das mit Tala aus der Sache heraus. Lange Zeit hatte Bryan geglaubt, dass er nur Tala lieben könnte, doch nun hatte sich diese Meinung geändert, denn als Maresa in sein Leben getreten war, hatten sich auch seine Gefühle geändert. Und dennoch liebte er Tala nach wie vor, doch war es eine andere Liebe, wie die, die er der Braunhaarigen entgegenbrachte. Sein Griff verstärkte sich um die Taille Maresas und er zog sie enger an sich, sah ihr tief in die Augen und überwand den Abstand, verschmolz ihre Lippen mit den seinigen. Maresa, anfangs noch etwas überrascht, ging sofort darauf ein, erwiderte mit einer unglaublichen Zärtlichkeit, dass es Bryans Herz höher schlagen ließ. Ja, er liebte sie… liebte sie aus ganzen Herzen. Bryan wusste, dass er für sie und seinen besten Freund alles geben würde, um sie zu beschützen, selbst wenn es einmal sein Leben kosten würde. *** Mit langen Schritten lief der Silberhaarige auf die großen braunen Türen zu und stieß diese auf. Im Innern des Raumes erwartete ihn bereits ein schwarzhaariger Mann, der sich bei seinem Eintreten umdrehte und ihm ein kleines Lächeln schenkte, sich dann einem der zimmergroßen Fenster zuwandte und durch dieses in den Garten hinaus sah. Kai blieb neben ihm stehen und blickte ebenfalls durch das durchsichtige Glas. „Es ist schön, dass niemand dem anderen übel nimmt, was alles in diesem Krieg geschehen ist. Fast unfassbar, dass die Länder und Menschen nach solchen Erfahrungen des Hasses und Misstrauens sich so schnell wieder vertrauen und vergeben können.“ Während des Sprechens verharrten seine goldenen Augen auf der Landschaft draußen und er wandte diese seinem Gesprächspartner erst zu, als dieser leise seufzte. „Ich bitte dich, Kai, auch wenn ich weiß, dass es nicht in deiner Absicht steht, tu ihm nicht weh.“ Die Stimme des Schwarzhaarigen war leise, doch der Silberhaarige verstand jedes seiner Worte. „Glaubt mir, Bernardo, ich würde eher mir selbst etwas antun als ihm. Er bedeutet mir alles.“ Der letzte Satz war kaum mehr als Wispern, dennoch zauberte er dem Schwarzhaarigen ein Lächeln auf die Lippen. Der ältere Mann drehte sich um und wandte sich nun ganz von dem Fenster ab, lief auf die Mitte des Raumes zu. „Weißt du, ich habe einfach Angst, ihn schon wieder zu verlieren. Und sei es auch nur an seinen Schmerz.“ Die goldenen Augen wirkten verhangen, als würde deren Besitzer weit weg sein. Leicht schüttelte er seinen schwarzen Schopf, um die Gedanken daran, dass er seinen Neffen und seine Nichte beinahe verloren hatte, wieder zu verdrängen und zu vergessen. Kai erwiderte nichts darauf, er wusste, dass nichts, was man sagen könnte, in solch einem Moment das Richtige wäre. Worte kamen solchen Situationen und Gefühlen nicht gerecht. „Viel Glück, Kai. Ihr seid füreinander bestimmt, das spüre ich.“ Bernardo blickte in die roten Augen seines Gegenübers, der immer noch in der Nähe des Fensters stand. „Und sei geduldig.“, fügte er noch hinzu, als er auf die Tür zuging und sich kurz vor dieser noch einmal umdrehte. „Er muss sich erst einmal selbst vergeben können, bevor er auf dich zugehen kann.“ Damit verließ er endgültig den Saal und ließ Kai alleine mit seinen Gedanken in diesem zurück. Doch er blieb nicht lange alleine. Als er sich wieder dem Fenster zugedreht hatte und in seinen Gedanken versunken war, wurde er aus diesen gerissen, als die Türen erneut geöffnet wurden und jemand mit kräftigen Schritten eintrat und schon beim Eintreten zu sprechen begann. „Es tut mir Leid, dass es so lange dauerte, Onkel, aber-“ Die Person brach mitten im Satz ab, als sie bemerkte, dass der Gesuchte gar nicht anwesend war, dafür aber jemand anderes. Jemand, den er momentan meiden wollte. Dieser hatte sich bei dem Klang der Stimme wieder umgedreht und leicht die Augen geweitet. Beide verharrten sie für eine ihnen scheinbar endlose Zeit, bevor sich der Schwarzhaarige umdrehte und den Saal wieder verlassen wollte, doch der Klang einer wohlbekannten und leicht verzweifelt klingenden Stimme ließ ihn innehalten. „Ray…“ Leicht drehte der Angesprochene den Kopf, vermied es aber, den anderen anzusehen. Und bevor Kai weiter etwas sagen konnte, ergriff er selbst das Wort. „Es geht nicht, Kai. Ich kann das einfach nicht.“ Mit diesen beinahe schon geflüsterten Worten schritt er aus dem Saal und seiner Meinung nach auch aus Kais Leben. Hinter ihm fielen die Türen ungewöhnlich laut ins Schloss. Die Worte Rays und der Knall der Türen sollten Kai für lange Zeit nicht mehr loslassen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Und mit diesem Kapitel endet das zweite und auch längste Drittel von Pandora ^^ „The Children Of Future“ war sein Name und in in zwei Wochen starten wir mit dem Drittel „The End Of The Beginning“ *grin* @All: Ich werde nun einfach eine all umfassende Antwort schreiben, da einige die gleichen Dinge angemerkt oder gefragt haben. Erst einmal möchte ich sagen, dass wir im letzten Drittel – vor allem ich xD“ – ziemlich oft „zwischen den Zeilen“ schreiben. Man kann es so ausdrücken, dass wir nicht immer alles erwähnen. Oft wird etwas angedeutet und man weiß dann, dass es so und so ist/war. Es wäre ziemlich ermüdend für uns und euch, wenn wir zum Beispiel Gespräche über Vergangenes noch einmal sehr detailliert schreiben würden. Dies nur so als Hinweis ^^ Wenn Fragen deswegen sind, weil ihr mal was nicht ganz versteht deswegen, dann fragt ^__~ Wegen dem ziemlich kitschigen Rabenzeugs im letzten Kapi: Jaaa~, es ist kitschig XD“ Ich habe dieses Kapitel an die vier mal geschrieben, nie gefiel er mir und am Ende konnte ich es nicht mehr sehen und habe es einfach so gelassen, wie es gerade war .__. Ich finde es auch kitschig, aber hey, was soll’s, anders ging’s – meiner Meinung nach – nicht *lachz* Und auch die Anmerkung darüber, dass die Raben das mit der Abschaffung der Erbenregelung noch nicht hätten bringen sollen: Es geht nicht anders. Die Raben werden sehr bald ganz verschwinden und es werden auch noch einige andere Dinge geschehen, so dass es (leider – ich bin damit auch nicht ganz zufrieden ^^“) nur an diese Stelle gepasst hat. Und zu guter Letzt: Ja, wir sind sehr böse und haben diesen Cliffie mit Absicht so eingebaut *evillol* Aber keine Angst, ihr werdet es überleben, in zwei Wochen kommt ja schon das nächste Kapitel xD *alle umflauschen* X3 Mali und Yingzi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)