Pandora - A World full of Secrets von Malinalda (~KaiXRay~ and others) ================================================================================ Kapitel 65: No One Is Born Evil – Only The Contact With Others Makes Them To What They Become --------------------------------------------------------------------------------------------- Disclaimer: Name: Pandora- A World full of Secrets Autoren: Malinalda und Yingzi Genre: Romantik, Drama, Fantasy, Shounen-Ai Warnung: AU, OOC, Dark Zeichenerklärung: „…“ – Sprechen ‚…’ – Gedanken ~*~*~*~ - Erinnerungen, Erzählungen (in der Art von Flashbacks) ~~~ - Träume ***~*** - Visionen (Vergangenes sowie auch Zukünftiges) Kursives – widerhallende Sätze im Bewusstsein, Auszüge aus Schriften, Briefe ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 65: No One Is Born Evil – Only The Contact With Others Makes Them To What They Become (dt. Niemand wird schlecht geboren – Erst der Umgang mit anderen macht sie zu dem, was sie werden) Schweißtropfen rannen über seine Stirn, als er die Schüssel mit der zerkleinerten Rinde auf die Ablagefläche stellte. Sein Blick glitt hinüber zu dem kleinen Schränkchen, in welchem drei Glaskolben standen. Alle enthielten eine blaue Flüssigkeit. Bryan atmete tief durch. Jetzt würde sich entscheiden, ob er alles richtig gemacht hatte. Er hoffte es so sehr, denn auch wenn er längst alle Zutaten zusammenhatte, hatte es noch nie geklappt. Dies hier war sein letzter Versuch, denn dann würden alle Zutaten aufgebraucht sein und er müsste den ganzen Sommer über warten, bis er sie wieder beschaffen konnte. Doch diese Zeit hatten sie nicht. Die Schlacht auf dem Kriegsfeld näherte sich ihrem Höhepunkt. Kurz nachdem sie die Botschaft vom Tode des Prinzen erreicht hatte, hatte er erfahren, dass sowohl Kai als auch Tala bereits in das Geschehen eingegriffen hatte, und wenn diese beiden aufeinander treffen würden, würde ein Unheil passieren. Langsam stand Bryan auf, holte die drei Glaskolben aus dem Schrank und stellte sie zu der kleinen Schüssel auf die Ablagefläche. Erneut atmete er tief durch und entkorkte den ersten der drei Retorten. Er zog die kleine Pinzette aus seiner Tasche und holte eine Prise Silberweidenrinde aus der kleinen Schüssel. Nun hieß es beten. Würde dieser Versuch auch fehlschlagen, blieben ihm nur noch die anderen beiden Fläschchen. Bryan rieselte die Rinde in den Glaskolben und verschloss ihn wieder. Er schüttelte ihn und wartete auf die Reaktion. Rot. Er schloss seine Augen, legte das Fläschchen zur Seite und stützte seinen Kopf auf die Ablagefläche. Was war nun schon wieder schief gelaufen? Bryan war kurz davor, die Flaschen vom Tisch zu schmeißen, doch er zwang sich ruhig zu bleiben. Es gab noch Hoffnung. Dieses Spiel mit den Tränken war eine reine Glückssache, das wusste er. Die Wirkung war von der Konzentration der Rinde abhängig. War sie zu dick oder zu alt, wurde der Trank entweder rot oder grün, aber genau diese Farben sollte er nicht erhalten. Bryan versuchte es ein weiteres Mal. Seine Hände zitterten, als er das zweite Fläschchen entkorkte. Beinahe wäre sie ihm aus der Hand gefallen, doch im letzten Moment fing er sie wieder auf. ‚Beruhige dich!’, schimpfte er in Gedanken. Mit gezwungener Ruhe stellte er das Fläschchen wieder auf den Tisch. Er nahm die Pinzette, tauchte sie in die Schüssel und ließ dann die Rinde in das Fläschchen rieseln. Er verschloss es, schüttelte und wartete. Violett. Vor Überraschung hätte Bryan das Fläschchen beinahe wieder fallen gelassen. Lange Zeit starrte er es einfach nur an, doch dann begann er zu grinsen. Er hatte es geschafft. Der Trank war fertig. Er hatte das erreicht, was seinem Vater niemals gelungen war. Doch noch konnte er sich nicht richtig freuen, schließlich musste das Ganze noch einmal funktionieren, sonst würde entweder Ray oder Christine vielleicht nie wieder sprechen können. Mit Zuversicht, dass er es schaffen konnte, öffnete er die letzte Retorte und ließ auch in sie einige Rindestückchen rieseln. Verschließen, schütteln, warten. Es war immer dasselbe, nur das Ergebnis war oft ein anderes. Vorsichtig öffnete Bryan die Augen und diesmal jauchzte er auf. Violett. Endlich konnte er seinen beiden Freunden helfen, denn nur mit ihrer Hilfe würde er das schlimme Schicksal verhindern können, welches Kai und Tala erwartete, würden sie aufeinander treffen. Er verstaute die beiden Retorten in seiner Tasche und verließ das Zimmer. Jetzt musste er nur noch auf einen günstigen Moment warten um Christine sowie Ray den Trank zu bringen. *** Lächelnd stand Voltaire am Fenster. Es lief alles nach Plan. Schon bald würden Tala und Kai sich auf dem Kampffeld begegnen und sich gegenseitig beseitigen. Dann war er dieses Problem los, würde es nur noch zwei geben, die er verschwinden lassen musste. Solis und Ostara. Solis war bei Boris in den richtigen Händen, das wusste er. Ihn würde er als Trumpf behalten, denn auch wenn er zuversichtlich war, wusste er, dass noch immer etwas schief gehen konnte. Vorsicht war bekanntlich besser als Nachsicht. Doch für Ostara hatte er keine Verwendung mehr und persönliches Interesse hegte er an ihr auch nicht mehr, denn auch wenn sie eine Schönheit war, ihr Temperament und ihre Intelligenz waren ihm zu schwierig. Sie würde sich bald zu ihrem Cousin gesellen können, denn der Weg, wie er sie möglichst unauffällig verschwinden lassen würde, war schon eingeschlagen. Es klopfte an der Tür. „Komm herein!“ Erfreut drehte er sich um, als die Tür sich öffnete und ein junger Soldat das Zimmer betrat. Sofort nahm er die Hab-Acht-Stellung ein und salutierte. „Ihr habt nach mir geschickt, Euer Lordschaft.“ „Ganz recht, Brooklyn. Ich habe einen neuen Auftrag für dich, der dich um einige Stellungen nach oben bringen wird, solltest du ihn wunschgemäß erledigen.“ Brooklyn zeigte keine Regung, doch innerlich freute er sich darüber. Eine höhere Stellung hieß mehr Geld und mehr Geld bedeutete, dass auch seine Familie nicht mehr so hungern musste. „Was kann ich für Euch tun, Euer Lordschaft?“, fragte Brooklyn ohne Voltaire anzusehen. „Eileen… ich möchte, dass du sie wegbringst. Sorge dafür, dass sie nie wieder hier auftaucht.“ Brooklyns erstarrte, entspannte sich aber sofort wieder. „Ich… ich werde mich darum kümmern.“, sagte er und salutierte erneut. „Sehr gut. Heute Abend hast du das erledigt oder aber du wirst verschwinden.“ Die Drohung war deutlich. Brooklyn nickte. „Dann verschwinde jetzt!“, herrschte der alte Mann plötzlich und der Orangehaarige beeilte sich aus dem Zimmer zu verschwinden. Voltaire wartete, bis die Tür sich geschlossen hatte, dann sagte er: „Beobachtet ihn. Ich traue ihm nicht. Sollte er es wagen mich zu hintergehen, tötet ihn!“ In seiner Stimme lag nichts als pure Kälte. Die Vorhänge bewegten sich und zwei Soldaten tauchten hinter ihnen hervor. Einer, der so groß war wie ein Riese, und einer, den man für einen Zwerg hätte halten können. Beide nickten. „Dann folgt ihm. Unauffällig!“ Sie salutierten und verschwanden aus dem Zimmer. Voltaire wandte sich wieder dem Fenster zu. ‚Wenn er es wagt mich zu verraten, wird nicht nur er sterben, sondern auch seine Familie.’ Brooklyn lief durch die Gänge des Schlosses. Hinter seiner Stirn arbeitete es. ‚Ich soll sie töten! Aber das kann ich nicht tun. Ich muss sie hier wegschaffen, aber wie?’ Fieberhaft überlegte er, wie er seiner neuen Freundin helfen konnte zu fliehen, ohne dass Voltaire es mitbekam. ‚Bryan. Ich werde ihn um Hilfe bitten. Nur wo finde ich ihn?’ Brooklyn war so sehr in seinen Gedanken versunken, dass er nicht bemerkte, wie ihm zwei Schatten folgten. *** Mit ernstem Gesicht schritt Bryan die Treppe zu den Kerkern hinunter. In seiner Hand hielt er ein Schriftstück. „Hey, Ihr da. Stehen bleiben!“ Bryan hielt inne und drehte sich um. Hinter ihm auf dem Treppenansatz stand ein Soldat, der ihn wütend musterte. „Was macht Ihr hier?“, fragte er und hielt den Speer gesenkt. Bryan antwortete nicht, reichte ihm stattdessen das Schriftstück. Der Soldat sah es erst überrascht an, nahm es dann aber an sich und rollte es auseinander. Als er es gelesen hatte, rollte er das Papier wieder zusammen und salutierte. „Entschuldigt bitte vielmals, Mister Bryan. Aber Ihr versteht sicher, dass ich nicht jeden zu den Gefangenen lassen darf. Als Entschädigung bringe ich Euch zu ihm.“ Bryan nickte nur und folgte dann dem Soldaten die Treppe hinunter. Als sie das Ende dieser erreichten, blieb Bryan stehen. Der Soldat sah ihn an. „Ich bringe Euch zu seiner Zelle.“ Bryan nickte nur und folgte ihm weiter. „Ab hier kann ich allein weiter gehen, danke!“, sagte der Lilahaarige, als sie vor der Zelle standen. Der Soldat hielt inne. „Seid Ihr sicher?“ „Ja, von ihm geht keine Gefahr aus. Ich wäre Ihnen also sehr verbunden, wenn Sie wieder gehen würden.“ Der Soldat runzelte die Stirn, sagte aber nichts weiter, sondern schloss die Zelle auf. Dann richtete er seinen Speer und verschwand wieder in dem Gang, nahm wohl einige Meter weiter Aufstellung um zu warten. Aufatmend drehte Bryan sich um. Nur ein winziger Teil der Zelle wurde von der Fackel an der gegenüberliegenden Wand beleuchtet. Im ersten Moment sah es so aus, als wäre die Zelle leer, doch dann erkannte Bryan in der dunkelsten Ecke die Schemen dreier Personen. Er warf einen Blick zurück über die Schulter und betrat dann das Innere der Zelle, schloss die Gittertür hinter sich. Er drehte sich um und schon traf ihn etwas am Kopf. „Verschwinde!“, fauchte eine Stimme aus der Ecke. „Au!“, fluchte er. Sofort hörte er die Rufe des Soldaten. „Braucht Ihr Hilfe?“ „Nein!“, rief er zurück. Noch immer die Stirn reibend, bückte er sich um den Gegenstand aufzuheben, den er an den Kopf geworfen bekommen hatte, als ihn etwas ansprang. „Huaah.“ Bryan verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden. „Hau ab!“, fauchte noch einmal dieselbe Stimme wie vorhin. Bryan hob seinen Kopf und sah sich im Licht der Fackel zwei orangebraunen Augen gegenüber, die ihn abneigend ansahen. „Mingming, geh runter von mir. Ich bin es, Bryan.“, sagte er so leise, dass es wirklich nur das Mädchen verstehen konnte. Diese sah ihn erst misstrauisch, dann verblüfft und schließlich mit schiefgelegtem Kopf an. „Bist du das auch wirklich?“ Der junge Offizier trommelte mit den Fingern auf den Boden. „Nein, ich liege hier nur zum Spaß, weißt du. Ich wäre dir übrigens sehr verbunden, wenn du von mir runtergehen würdest. Ich habe nicht viel Zeit.“, grummelte er. Sofort rollte sich das Mädchen von seinem Rücken. „Entschuldige.“, murmelte sie peinlich berührt. „Wo sind Ray und Maresa?“, fragte er sie stattdessen. „Hier.“, drang die Stimme Maresas an seine Ohren. Sofort drehte Bryan seinen Kopf in ihre Richtung und ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. Dann fand er auch endlich die Gestalt des Schwarzhaarigen. Ray saß in der Ecke, hatte die Beine angezogen und sah ihn schweigend an. Bryan riss sich von seinem Anblick los, griff in seine Tasche und zog eine der beiden kleinen Fläschchen heraus. Dann stand er auf und kniete sich vor dem Schwarzhaarigen nieder. Ray beobachtete ihn, sah ihn fragend an. „Ich habe es geschafft, Ray. Das ist der Gegentrank zu dem, den Voltaire dir gegeben hatte. Ich habe ihn allerdings noch nicht getestet, daher weiß ich nicht, wie er wirkt. Es kann also durchaus sein, dass es schmerzhaft sein wird. Willst du es trotzdem versuchen, Ray?“ Der Schwarzhaarige sah erst Bryan, dann das Fläschchen in dessen Händen an. Schließlich nickte er und nahm es an sich. Der andere lächelte ihm zuversichtlich zu und meinte. „Trink ihn erst, wenn ich weg bin und ihr allein seid.“ Bryan wollte die Zelle wieder verlassen, doch er hielt inne und wandte sich an Maresa. „Ich werde versuchen, euch so schnell wie möglich zu helfen. Mach dir keine Sorgen um Christine. Sie wird jetzt ebenfalls diesen Trank bekommen.“ Kurz überlegte er, zog das Mädchen dann aber in seine Arme und flüsterte: „Pass auf dich auf.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und machte sich auf den Weg zu der Gittertür, als er Mingming bemerkte, die ihn noch immer musterte. Er lächelte. „Hier, dein Schuh. Wirf ihn nur nächstes Mal wem anders an den Kopf, ja?“ Dann verließ er die Zelle. *** Christine sah auf, als die Tür ihres Zimmers sich öffnete. Sie lächelte, als sie Brooklyn erkannte. Doch sie bemerkte, dass etwas anders war als sonst, und die Geste verschwand. Brooklyn sah ihr nicht direkt in die Augen, sondern wich ihrem Blick aus. Die Schwarzhaarige griff nach einem Stift und einem Blatt Papier und schrieb etwas darauf. Dann stand sie auf, gesellte sich zu Brooklyn an das Fenster und hielt es ihm hin. Der Soldat sah es erst stumm an, nahm es dann aber und las die kurze Nachricht. Was ist denn los? Brooklyn nahm den Stift und antwortete, ebenfalls per Schriftzug. Nichts, ich bin nur nachdenklich. Christine runzelte die Stirn. Sie glaubte ihm nicht und das wusste Brooklyn mindestens genauso gut wie sie. Er sah es nicht nur in ihren Augen, sondern auch in ihrem Ausdruck. Sollte er ihr wirklich erzählen, was Voltaire von ihm verlangt hatte? Nein, dass konnte er nicht tun. Aber ihm lief langsam die Zeit davon. Er hatte nach Bryan gesucht, ihn aber nirgends finden können. Ohne seine Hilfe würde er seinen Plan nicht durchsetzen können. Seufzend sah er aus dem Fenster. Der Schnee hatte zu schmelzen begonnen und nur noch einige Reste waren zu erkennen. Der Boden war aufgeweicht und rutschig. Bei einer möglichen Fluchtaktion könnte ihnen das zum Vorteil werden, aber andererseits kannten sie sich hier nicht aus. Lediglich Christine würde sie führen können. Nach einiger Beobachtung hatte Christine sich neben ihn auf den Fenstersims gesetzt. Auch sie sah nun hinab in die Landschaft. Ihr Herz klopfte, als sie die frische Luft roch. ‚Wie lange bin ich nicht mehr aus diesem Zimmer gekommen? Wie lange habe ich nicht mehr den Wind in meinen Haaren gespürt? Es ist einfach zu lange her.’ Ihre Augenlider senkten sich traurig. Brooklyn beobachtete sie heimlich. Er konnte nachvollziehen, was ihr durch den Kopf ging. Sie wollte raus aus diesem Zimmer, welches sie wie ein goldener Käfig gefangen hielt. Sie wollte frei sein. Diesen Wunsch hatte er bereits vor Jahren aufgegeben. Er hatte schon lange nicht mehr in Freiheit gelebt, nur die wenigen Erinnerungen aus frühster Kindheit machten ihm klar, dass es so etwas gab. Die Tür wurde geöffnet und sowohl Christine als auch Brooklyn drehte den Kopf in die Richtung. Es war Bryan. Christine begann zu lächeln und stand auf, um ihren Freund zu begrüßen. Es gab nur eine kurze Umarmung, doch Brooklyn sah in ihr viel Gefühl und Vertrauen. Er grüßte den Jüngeren nur mit einem knappen Kopfnicken. Innerlich war er froh, dass Bryan hier war. Jetzt konnte er endlich mit ihnen beiden reden. Doch er wollte noch warten, denn wenn er eines wusste, dann war es das, dass Bryans Auftauchen einen Grund hatte. Bryan löste sich von Christine und fasste sie an den Schultern. Christine sah ihn verwundert an. „Setz dich bitte.“, sagte er zu ihr und drückte sie auf die Couch. Die Schwarzhaarige blieb einfach sitzen. Ihre roten Augen sahen ihn verwirrt und verwundert an. Innerlich spürte die junge Frau deutlich die Anspannung ihres Freundes. Seine Augen waren nicht so ruhig wie sonst und ihre Farbe hatte sich verdunkelt. Bryan sah erst Christine, dann den Soldaten am Fenster an. „Brooklyn, komm bitte auch her. Ich muss mit euch beiden reden.“, sagte er. Der Orangehaarige blickte ihn zwar etwas skeptisch an, leistete seiner Bitte aber Folge und trat zu den beiden anderen. Bryan atmete tief durch, ließ seine Hand in die kleine Ledertasche an seiner Seite gleiten, zog das Fläschchen hervor, welches in diesem Moment ein Hoffnungsschimmer in den Augen aller Beteiligten war. Gespannt verfolgte Christine Bryans Bewegungen. Es würde gleich etwas passieren, das spürte sie tief in sich. Sie hielt den Atem an, als der andere etwas aus seiner Tasche zog, verspannte sich, als sie erkannte, was es war. Mit nach Hoffnung durstenden Augen sah sie Bryan an, der ihre stummen Fragen nur mit einem Nicken und einem kleinen Lächeln erwiderte. Er reichte ihr das Fläschchen, behutsam nahm sie es entgegen. Brooklyn spürte die unsichtbare Spannung und Erwartung, spannte sich selbst ebenfalls an. „Trink es, Christine. Aber sei vorsichtig. Langsam… sehr langsam.“, sagte Bryan ratsam. Ein kleines „Plop“ ertönte, als Christine das Fläschchen entkorkte. Der violett strahlende Inhalt schwankte etwas. Christine hob das Fläschchen an ihre Lippen und trank es in langsamen Zügen vollständig leer. Auf eine Reaktion wartend starrten Bryan und Brooklyn die junge Frau an. Doch das, was sie sahen, entsprach nicht ganz ihrer Vorstellung. Christine verspannte sich, ließ das kleine Fläschchen los, welches in Hunderte Scherben zerschellte, und presste ihre Hände an ihren Hals, röchelte. Ein blitzartiger Schmerz jagte durch ihren Körper, raubte ihr den Atem. Sie konnte ihr Gleichgewicht nicht mehr halten, begann zu straucheln und kippte langsam nach vorn. Brooklyn schnellte nach zu ihr und fing ihren Körper auf. Verkrampft krallte sich Christine an ihm fest, hustete und würgte. Auch Bryan kniete nun neben ihr, wusste selbst nicht, was los war. Er kannte die Wirkung des Trankes nicht, wusste nicht, mit welchen Reaktionen er in Kraft trat. In seinem Inneren herrschte Unruhe. Er hatte Angst, Angst, dass er einen Fehler gemacht hatte und die Zusammensetzung nicht passte, dass er nun anstatt zu helfen, Christine weitere Schmerzen bereiten würde. Doch schlagartig änderte er diese Gedanken, als er eine trockene kratzige Stimme hörte. „Wasser… bitte…“ Es war kaum mehr als ein Flüstern, dennoch war es unverkennbar, dass Christine diejenige war, die gesprochen hatte. Sofort kam Bryan der Bitte nach, griff nach der Wasserkaraffe und einem Glas und reichte beides der jungen Frau, die noch immer in Brooklyns Armen lag. Sie wirkte geschwächt, konnte aber das Glas halten. Mit gierigen Zügen trank sie es aus, versuchte so das trockene Gefühl in ihrem Hals zu bekämpfen. Noch hatte sie nicht wirklich registriert, dass sie gesprochen hatte, aber nun wo das unangenehme Ziehen in ihrem Rachen zu verschwinden begann, bemerkte sie, wie sie wieder in der Lage war Wörter und Laute von sich zu geben. Es musste sich ziemlich lustig anhören, als sie die ersten hellen Klänge und Töne preisgab, doch es dauerte nur wenige Minuten, bis sie ihre ersten richtigen Worte seit Monaten sprach. „Ich bin euch so dankbar.“ Damit drückte sie sich enger an Brooklyn, der aus Überraschung seine Arme um sie legte. Bryan sah der Szene mit einem Lächeln zu. Noch nie hatte er Brooklyn so außer Fassung gesehen. Seine Augen waren ein Emotionsspiel aus Überraschung, Freude und Verwirrung. Aber noch etwas spiegelte in den Augen des jungen Soldaten wieder, das Bryan zwar interpretieren, jedoch nicht sicher zuordnen konnte. Und Christine? Ihren Anblick konnte er nur mit einem einzigen Wort beschreiben: Glücklich. Einige Tränen liefen über ihre Wangen, doch diesmal waren es welche der Freude. Er konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, als sie bemerkte, was sie tat, und sich mit rotem Kopf von Brooklyn löste, ein leises „Entschuldigung“ murmelte. Brooklyn registrierte ihre Worte nicht, starrte stattdessen nur in ihre roten Augen, konnte seinen Blick nicht von ihr wenden. Er war wie verzaubert. Ihre Stimme. Zum ersten Mal, seit sie ihm begegnet war, hörte er diese mit solchem Interesse. Ihm war nie aufgefallen, wie schön und sanft sie klang. In der ersten Zeit ihres kurzen Zusammentreffens hatte sie geschrieen bzw. nach Verabreichung Voltaires Trankes nicht sprechen können. In dieser Dauer, in den vergangenen drei Monaten, hatten sie fast jeden Tag miteinander verbracht, eine Zeit, welche Brooklyn gerne länger genossen hätte, doch deren Ende nun unmittelbar. Er erinnerte sich daran, weswegen er nun mit den andere beiden sprechen musste. Der junge Soldat richtete sich auf und strich sich kurz durchs Haar, ein Indiz dafür, wie nervös er war. Das bemerkte auch Christine, die in ihrer Freude auch Bryan umarmt und gedankt hatte. Sofort breitete sich Sorge auf ihren Zügen aus. „Brooklyn, was ist denn los?“, fragte sie leise, noch immer etwas vorsichtig. Brooklyn zuckte kurz zusammen, war die Situation Christines Stimme zu hören noch recht ungewohnt. Doch er hatte sich schnell wieder gefangen. „Ich… ich muss mit euch reden.“, antwortete Brooklyn und hob seinen Blick. Christine und Bryan sahen sich kurz an, setzten sich dann aber auf die Polster. Beide waren durchaus gespannt, was Brooklyn ihnen sagen wollte, aber während es in Christines Zügen abzulesen war, blieb Bryans Gesicht ausdruckslos. Die nächsten Minuten verbrachten die beiden damit, Brooklyn zu lauschen, und während Christines Gesichtszüge immer mehr entgleisten, wurde Bryan ernster. Erst als der Organhaarige geendet hatte, wagten es die beiden sich wieder zu rühren. Christine schlug ihre Hände vor den Mund. „Das… das kann er doch nicht von dir verlangen… Brooklyn, du… du wirst doch nicht…“ Sofort widersprach der junge Soldat. „Nein… niemals. Dafür… dafür…“ Brooklyn brach ab und drehte sein Gesicht in eine andere Richtung. Dennoch bemerkte Bryan den leichten Rotton, der sich auf Brooklyns Wangen gebildet hatte. Er begann die ganze Angelegenheit zu überdenken. ‚Voltaire hat wirklich vor Christine aus dem Weg zu räumen. Und das soll Brooklyn erledigen. Aber er würde es nicht tun. Dafür mag er sie viel zu sehr. Schon erstaunlich wie sehr sich ein Mensch in wenigen Monaten ändern kann. Entweder ins Positive oder ins Negative. Jetzt ist aber nicht der Moment, um darüber nachzudenken. Ich muss mir was einfallen lassen, wie wir das verhindern, denn sterben wirst du nicht, Christine. Dafür sorge ich und wenn ich mein Leben dafür einsetzen muss. Das bin ich nicht nur dir, sondern auch Tala schuldig. Er hat ein Recht auf Glück und Liebe.’ Bryan sah auf und blickte direkt zu Brooklyn. „Was gedenkst du zu tun?“ Der junge Soldat, froh sich endlich mit etwas anderem befassen zu können als mit seiner Gefühlswelt, erwiderte Bryans Blick und sagte: „Ich weiß es nicht genau. Aber niemals würde ich diesen Befehl ausführen. Ich habe mir einen Plan ausgedacht, doch dazu brauche ich deine Hilfe, Bryan. Und natürlich deine, Christine.“ Die junge Frau nickte ernsthaft. Sie hatte ihren Schock überstanden und war nun wieder vollständig dazu in der Lage, ihre Gedanken richtig zu ordnen und mitzudenken. Es ging hier um mehr als nur um ihr Leben. Brooklyn war bereit ihr zu helfen und das war eine Menge wert. Sie war gerührt. „Was hast du geplant?“, fragte Bryan in den Raum, gab somit die Einwilligung dem jungen Mann zu helfen. Brooklyn nickte kurz, war nun auch völlig ernst und konzentriert. „Ich habe mir Folgendes überlegt: Heute Abend bringe ich Christine in den Wald. Dort wirst du auf sie warten und sie wegbringen. Was genau dein Part ist, Bryan. Du musst dafür sorgen, dass die Pferde gesattelt im Hof sind und dass ihr, du und Christine, genug zu essen für eine mehrtägige Reise habt, denn du musst sie aus Voltaires Reichweite bringen.“ Brooklyn sprach gedämpft, jedoch mit viel Nachdruck. Bryan nickte nachdenklich, sah dann aber auf. „Dir ist aber bewusst, wie gefährlich dein Plan ist. Es wimmelt hier von Soldaten und Verbündeten von Voltaire. Es wird schwer sein, Christine ungesehen aus dem Schloss zu bringen, denn du glaubst doch nicht, dass Voltaire dir vertraut?“ Brooklyn schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Deswegen brauche ich dich ja auch. Sollte etwas schief gehen und wir entdeckt werden, musst du dafür sorgen, dass Christine wegkommt.“ Stumm verfolgte Christine das Gespräch zwischen ihren beiden Freunden. Denn das waren sie inzwischen für sie geworden. Sie wusste nicht, was sie ohne Bryan und Brooklyn gemacht hätte, wie schlimm es um sie stehen, ob sie überhaupt noch leben würde. Die letzten Monate, welche sie wie in einem goldenen Käfig in ihrer Heimat zugebracht hatte, wären ohne das Wissen, dass es zwei Menschen gab, die sich um sie kümmerten, zur Hölle geworden. Christine erinnerte sich zurück, wie sie Bryan und Brooklyn am Anfang begegnet war: Mit Misstrauen und auch Angst. Niemals hätte sie sich träumen lassen, dass sich hinter diesen Mauern solch zarte und liebliche Wesen verbergen konnten, und das, obwohl sie die Wandlung Kais genau mit angesehen hatte. Es stimmte, was die Alten immer wieder sagten: Kein Mensch wird schlecht geboren. Erst der Umgang mit anderen macht ihn zu dem, was er letztendlich wird. „Christine?“ Verwirrt schüttelte die Schwarzhaarige den Kopf, sah in zwei fragende Augenpaare. „Alles in Ordnung?“ Sie lächelte leicht und nickte. „Ja, ich habe nur nachgedacht.“ Bryan nickte, wandte sich dann an Brooklyn. „Ich gehe dann und versuche alles für heute Abend vorzubereiten.“ Brooklyn bestätigte und schon entschwand Bryan durch die Tür. Kaum dass Bryan das Zimmer verlassen hatte, sah Brooklyn zur Schwarzhaarigen. Er lächelte. „Es wird alles gut. Endlich habe ich begriffen, was für ein falsches Spiel Voltaire und auch Garland spielen. Es tut mir nur Leid, dass ich dich solange hab leiden lassen.“ Christine schüttelte nur den Kopf, von den Worten des sonst so gleichgültigen Soldaten gerührt. „Nein, dir braucht nichts Leid zu tun. Ich bin euch beiden, Bryan und dir, so unendlich dankbar. Ohne euch hätte ich es hier nicht ausgehalten, obwohl-“ Sie stockte. „Obwohl dies mein Zuhause ist.“ Ihr Blick senkte sich, wurde aber sofort wieder fest. „Was… was genau habt ihr geplant, Brooklyn? Ich war vorhin etwas abwesend und habe nicht alles verstanden.“ Sein Blick wandelte sich etwas, verlor aber nichts von seiner Ausdrucksstärke. „Ich werde dich heute Abend aus dem Schloss bringen. Bryan wird im Hof zwei Pferde bereithalten. Dann werden wir durch die Wälder Richtung Schlachtfeld reiten, jedoch nähern wir uns von der anderen Seite, so dass wir hoffentlich auf Phyrra und seine Verbündete stoßen. Und dann sehen wir weiter.“ „Aber… was, wenn etwas schief geht?“ Angst schwang in der Stimme Christines mit. „Hoffen wir, dass es nicht so kommt.“ Damit beendete Brooklyn das Thema. Soviel wie in den vergangenen Minuten hatte er noch nie geredet. Es war so ungewohnt, seine Gedanken und Gefühle mit anderen zu teilen. Christine verstand den Orangehaarigen gut. Sie stand auf und ging zu der kleinen Harfe, begann zärtlich über ihre Saiten zu streichen, entlockte ihr so sanfte und ruhige Töne, die sich zu einer friedlichen Melodie zusammensetzten. Wie schon oft lauschte Brooklyn ihr, sah aber lächelnd auf, als Christine zu singen begann. Ihre Stimme harmonierte perfekt mit der vorgegebenen Melodie. Es erinnerte ihn an ein Schlaflied, dass eine Mutter ihrem Kind vorsang um es friedlich in den Schlaf zu wiegen. Er gab seinem inneren Drängen nach, trat an Christines Seite und setzte in den Gesang mit ein. *** Dunkelheit hüllte die Mauern Albions ein und eine kühle Brise umwirbelte die Zinnen des Schlosses. Fackeln beleuchteten die zahlreichen Nischen und Gänge, aber nur wenig Leben war noch auf den Beinen. Nur die Soldaten, die müde ihre Runden auf dem Hof und den Mauern drehten, versuchten ihre Müdigkeit zu verdrängen. Über dem Rest des Schlosses lag eine friedliche Ruhe. Doch plötzlich wurde diese Stille unterbrochen. Zwei dunkle Gestalten huschten durch die Gänge des Schlosses, versteckten sich, sobald auch nur der Verdacht aufkeimte, jemand könnte sie entdecken. Sie hielten den Atem an, als eine Wache an ihnen vorbeiging. Hätte sie aufmerksam auf ihre Umgebung geachtet, hätte sie die beiden Gestalten leicht entdeckt. Christine spannte ihren Körper an, als die Wache an ihnen vorbeilief. Brooklyn drückte ihren Körper noch weiter in den Schatten hinein, hielt wie sie die Luft an. „Weiter.“, raunte er, als die Gefahr vorbei war. Lautlos liefen sie weiter durch die Nacht, blieben vor aller Augen unsichtbar – nur zwei dunkle Augenpaare sahen ihnen nach, falsche Grinsen auf den hässlichen Gesichtern. Brooklyn warf einen letzten Blick zurück in das Innere des Schlosses, dann gab er Christine das Zeichen. Die junge Frau nickte, huschte an ihm vorbei, hinaus in die finstere Dunkelheit. Brooklyn folgte ihr, schloss so leise er konnte die schwere Holztür. Christine wartete im Schatten eines Torbogens auf ihn, lächelte ihn nervös an. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und ihr Brustkorb hob und senkte sich unter raschen Bewegungen. „Nicht mehr lange und wir haben es geschafft.“, drang Brooklyns leise Stimme an ihr Ohr. Sie nickte. Ein plötzliches leises Scharren lenkte ihre Aufmerksamkeit in eine andere Richtung. Ihre Köpfe schnellten in die Richtung, ihr Blick alarmiert. Erleichtert stieß Brooklyn die Luft aus seinen Lungen, als er die beiden Pferde erkannte, die kaum erkennbar für menschliche Augen an der Mauer des Schlosses angebunden worden waren. ‚Super, Bryan. Wir sind dir zu Dank verpflichtet.’, dachte der junge Soldat und lächelte. Auch Christine hatte die Pferde gesehen, hatte sogar eines der beiden erkannt. „Glacies…“, hauchte sie glücklich. Sie wollte zu ihm laufen, aber Brooklyns starker Griff hielt sie zurück. „Warte!“, raunte er, sah sich mit falkenartigem Blick um. Erst als er sich sicher war, dass sich keine Wache in der Nähe befand, ließ er sie los. Christine warf ihm einen dankenden Blick zu und lief im Schutz der Schatten zu dem wartenden Hengst. Glacies schnaubte aufgeregt, drängte seinen Kopf begierig seiner Herrin entgegen. „Glacies. mein Glacies…“, flüsterte Christine leise, streichelte sanft die weichen Nüstern des Tieres. So lange hatte sie ihn nicht gesehen, zu schön war es ihn wiederzuhaben, sein weiches Fell und seine Nähe zu spüren. Sie konnte nicht verhindern, dass zwei kleine Tränen sich aus ihren Augen lösten und über ihre Wangen liefen. „Ich will nicht drängen, aber wir müssen uns beeilen. Ich weiß nicht, wie lange wir noch Zeit haben.“, drang Brooklyns geflüsterte Stimme zu ihr. Sie nickte ernst, wischte sich die Tränen weg und stieg auf den gesattelten Rücken des Pferdes. Glacies tippelte etwas auf der Stelle. Er spürte genau, dass etwas in der Luft lag und dass seine Reiterin nervös war. „Psst… ruhig Glacies.“, sprach Christine ihrem Pferd gut zu, wartete, bis auch Brooklyn in den Sattel gestiegen war. Dieser nickte und begann sein Pferd in Bewegung zu setzen. Er lenkte es nicht, wie Christine es erwartet hatte, zum Haupttor, sondern durch die dunklen Schatten um das Schloss herum zu den Gärten und angrenzenden Wäldern. Die Schwarzhaarige folgte ihm, vertraute dem Älteren inzwischen fast genauso wie sich selbst. Ihr Herz schlug laut gegen ihren Brustkorb und ein ungutes Gefühl hinderte sie am ruhigen Atmen. Sie wusste nicht genau, was es war, aber eine böse Vorahnung beschlich sie. Lauernd glitten ihre roten Augen durch die Dunkelheit, versuchten alles zu erfassen, was verdächtig wirkte. Dieses Vorgehen hatte sie oft bei Kai beobachtet, ebenso das leichte Zucken der Ohren, wenn sie sich auf unbekannten Grund befunden hatten oder nachts geritten waren. Christine war keines dieser übernatürlichen Wesen zu denen ihr Bruder und Kai gehörten, aber die lange gemeinsame Reise, die vielen Abenteuer und die Monate nach ihrem Auseinandergehen, all dies hatte sie geprägt und verändert. Sie sah auf als Glacies schnaubte, die Ohren aufrichtete und gespitzt nach vorn richtete. Der Hengst drehte seinen Kopf und es war, als deutete er in eine Richtung. Christin verstand sofort. „Brooklyn!!“ Ihr leiser Ruf genügte um den Älteren auf die nahende Gefahr aufmerksam zu machen. Der junge Soldat riss die Zügel seines Pferdes zurück und drückte den Kopf nach unten, spürte nur den Luftzug des über seinen Kopf vorbeizischenden Pfeils. „Christine! Beeilung!“, rief er zurück, achtete jetzt weder auf Deckung noch auf Vorsicht. „Folge mir schnell!!!“ Er drückte die Schenkel an die Seiten des Pferdes, welches sich sofort in den Galopp versetzte. Christine tat es ihm gleich, presste die Fersen in Glacies Flanken, lehnte sich weit über seinen Hals. Der Hengst wieherte hell, stieg und preschte nach vorn. Es war der Moment als fünf Gestalten aus dem Dickicht brachen, zwei Pfeile durch die Luft schossen und die Schwarzhaarige nur knapp verfehlten. Christine hob ihren Kopf leicht an, erkannte die Silhouette von Brooklyn vor sich, der sich immer weiter dem rettenden Wald näherte, hörte das Trampeln der Hufen hinter sich. „Glacies, lauf. Lauf, Süßer.“, raunte sie ihrem Pferd zu. Der Hengst schnaubte, streckte die Glieder und zog das Tempo an, galoppierte nun mit weiten, kräftigen Sätzen über das nass glänzende Grün, welches sich in der Dunkelheit wie ein weiter schwarzer Teppich ausbreitete. Fast… fast hatten sie den Schutz des Waldes erreicht, hätten dort eine große Chance gehabt, ihren Verfolgern zu entkommen, doch das Schicksal nahm einen tragischen Lauf. Zwei weitere Pfeile zurrten durch die Luft, jedoch weit über Christine hinweg, die sich tiefer an den Hals ihres Pferdes presste, verfehlten dagegen nicht ihr eigentliches Ziel. Ein erschrockener Schrei durchdrang die Luft, ebenso ein panisches Wiehern. Aufgeschreckt blickte Christine nach vorn, erkannte die große Silhouette schwanken und fallen. Ein dumpfer Aufprall erklang, als Pferd und Reiter den Boden berührten. ‚Brooklyn! Nein!’, waren ihre einzigen Gedankengänge. Sie sah den jungen Soldaten sich wegrollen und schließlich regungslos liegen bleiben. Hinter ihr wurden die Rufe der Verfolger lauter. Der Abstand, den sie zwischen sich gebracht hatten, verringerte sich. Panisch glitten ihre Augen zu Brooklyn, ihr Entschluss stand fest. Sie presste ihre Schenkel fester in Glacies’ Flanken, trieb ihn noch einmal an, nur um im nächsten Augenblick einen abrupten Stopp einzulegen. Ihre Planung ging auf. Nur wenige Schritte neben dem am Boden liegenden Soldat kam der schwarze Hengst zum Stehen. Sofort sprang Christine aus dem Sattel, zog Brooklyn hoch und pfiff den Schwarzen zu sich. Glacies wusste sofort, was sie von ihm verlangte, und das prachtvolle Tier sank mit den Vorderläufen ein, so dass Christine problemlos den Körper des Älteren auf den Rücken des Pferdes heben und danach selbst aufsteigen konnte. Dieses Manöver hatte nur wenige Sekunden angedauert, doch diese Zeit hatten die Verfolger genutzt und weit aufgeholt. „Schnappt sie euch!!!“, ertönte der laute Ruf und Christine reagierte energisch. „Lauf, Glacies, lauf.“, raunte sie dem Hengst zu, stieß ihm die Fersen in die Seiten, umklammerte Brooklyns schwachen Körper und krallte sich in die Mähne des Hengstes. Glacies stieß ein schrilles Wiehern aus, stieg und preschte nach vorn. Es war, als schien der Hengst sich seiner kostbaren Last bewusst zu sein, denn obgleich er unwahrscheinlich schnell und kraftvoll über das Gras galoppierte, setzte er seine Schritte bewusst und gleichmäßig. Christine verließ sich voll und ganz auf ihr Pferd, wusste, dass es sie in Sicherheit bringen konnte. Ihre Sorge galt nun ganz Brooklyn. Längst hatte sie den Pfeil in seiner Schulter bemerkt, spürte den raschen Atem des Älteren an ihrem Hals. Brooklyn war bei Bewusstsein, vermied es aber, ein Wort zu sagen, denn die Schmerzen in seinem Körper glichen einem aufsteigenden Feuer, welches sich rasch ausbreitete. „Halte durch. Wir haben es fast geschafft.“, raunte Christine dem Älteren zu. Über ihre Stirn rann kalter Schweiß. Sie hatte Angst um ihren Freund und vor den Verfolgern, denn auch wenn Glacies sein Möglichstes tat, holten sie auf. Es waren nur noch wenige Meter bis zum rettenden Forst, doch ein Hindernis stand ihnen noch bevor: Eine hohe Hecke, die die Abgrenzung zwischen Wald und Schlossgarten bildete. Christine spürte, wie Glacies die Muskeln anspannte und sich auf den Sprung vorbereitete. Sie kniff die Augen zusammen, lehnte sich weit nach vorn und presste sich an den Hals des Tieres. Der schwarze Hengst fühlte das Vertrauen seiner Herrin, wusste anscheinend, wie viel an ihm hing. Er spannte seinen Körper und sprang ab, ließ die Hecke hinter sich. Im vollen Galopp ging es weiter, direkt in das Dickicht des Waldes. Christine sah sich nicht um, achtete nur auf den Weg, den Glacies sich suchte. Sie kannte diese Wälder, doch im Schutze der Nacht wurden Bäume und Büsche zu schwarzen Schatten, die Wurzeln und Steine unsichtbar machten. Die Schwarzhaarige hoffte und betete, dass Glacies solche nicht übersehen und stürzen würde, denn das wäre ihr aller Ende. Ihr Hoffen wurde erhört. Sie erreichten eine Wiese, ohne dass etwas geschah. Christines Gefühl der Sicherheit wuchs, doch es war trügerisch. Sie spitze die Ohren und lauschte nach ihren Verfolgern, doch sie konnte nichts Verdächtiges hören. Sie versetzte Glacies zurück in den Trab und blickte besorgt auf Brooklyn, der nur durch ihren Halt nicht vom Pferd fiel. Inzwischen hatten sich kleine Schweißtropfen auf seiner Stirn gebildet, die langsam über sein Gesicht perlten. „Brooklyn?“ Leise sprach sie seinen Namen, doch der junge Soldat reagierte kaum. „Ich werde den Pfeil rausziehen. Bitte halte durch…“ Sie nahm den Ärmel ihres Oberteils zwischen Zähne und Hand und riss ihn auseinander. Den entstandenen Stofffetzen gab sie Brooklyn in den Mund. Der junge Soldat nahm es an, nickte leicht und presste die Augen zusammen. Entschlossen umfasste Christine den Pfeil in begann ihn aus dem Fleisch des Älteren zu ziehen. Brooklyn schrie unterdrückt auf, doch dank des Stofffetzens wurden seine Laute soweit gedämpft, dass sie hoffen konnten, man würde sie nicht hören. Ein Schwall dunkelroten Blutes ergoss sich über ihre Hände und Arme und färbte sie in der Farbe des kostbaren Lebenselixiers des jungen Soldaten. Christine überlegte nicht lange, sondern zerriss auch den Rest des Ärmels und wickelte den groben Stoff um Brooklyns verletzte Schulter. Mehr konnte sie im Moment nicht tun, außer zu hoffen, dass es reichte, bis sie Bryan treffen würden. „Brooklyn? Geht es?“, fragte sie leise. Der Orangehaarige öffnete die Augen, sah Christine an und nickte. „Es muss gehen. Danke.“, murmelte er und ein Hauch eines Lächelns legte sich auf sein ernstes Gesicht. Christine erwiderte es aufrichtig. „Du brauchst dich nicht zu bedanken. Ich bin dir zu weitaus größerem Dank verpflichtet, aber das können wir später aushandeln. Wichtiger ist nun: Wo wird Bryan auf uns warten?“ Sie hatten keine Zeit mehr. Würde man sie finden, wäre es ihr Todesurteil, denn mit dem Verletzten würde Christine nicht weit kommen und auf Dauer würde auch Glacies, war er auch noch so schnell und kräftig, diese Energie nicht aufrechterhalten können. „Auf einer Lichtung… mit einem Tempel.“, sagte Brooklyn und kniff kurz die Augen zusammen, als er sich aufrichtete. ‚Tempel… Mutter! Es kann nur die Gedenkstätte von Mutter sein.’, schoss es der Schwarzhaarigen durch den Kopf. „Langsam.“, warnte Christine, wollte Brooklyn aufhelfen, als sie ruckartig innehielt. Nur im Licht des Mondes sah sie das Blitzen des Dolches, der ihr an die Kehle gehalten wurde. „Na wen haben wir denn da?“, erscholl eine dunkle Stimme hinter ihr. Sie wagte es nicht zu atmen oder gar sich zu regen. Anhand von Brooklyns Blick erkannte sie, dass es ihre Verfolger waren, die sie nun entdeckt hatten. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie musste diesen Dolch loswerden. Erst dann hatte sie eine Chance ihre Gegner zu besiegen. Nicht umsonst trug sie unter dem Reisemantel den langen Degen. „Geh, Antonio, und hol die anderen. Ich bleibe hier und kümmere mich um die beiden!“, hörte sie die Stimme wieder an ihrem Ohr. „Aber, Spencer. Bist du sicher?“ „Frag nicht, sondern verschwinde. Der Kerl ist verletzt und die Kleine habe ich sicher in Gewahrsam!“ Die Stimme wurde aggressiver und Christine hörte nur noch das eilige Geräusch sich entfernender Schritte auf dem taufeuchten Gras und kurze Zeit später dann das Knarren von Leder und Trampeln von Pferdehufen. Nun war alles verloren. Man hatte sie gefasst und würde sie bald gefangen nehmen. Für Brooklyn würde es das Todesurteil sein, ebenso für sie. ‚Tala…’ Eine winzige Träne rollte über ihre Wangen, jedoch verließ kein Ton ihre Lippen. Sie verspürte einen Ruck im Rücken. „Tja, ihr beiden. So schnell kommt ihr uns nicht davon. Obwohl es wirklich schade um dein hübsches Gesicht ist, Prinzesschen.“ Christine erschauderte unter dem kalten Lachen des Soldaten, der sie in seinem Griff gefangen hielt. „Jetzt wirst du aber schön brav warten, bis die anderen hier sind. Etwas Vergnügen haben wir uns noch verdient, bevor wir dich zurückbringen. Aber vorher sehen wir zu, wie dein Freund das Zeitliche segnet.“ Gehässig, einfach abscheulich klangen diese Worte in den Ohren der jungen Frau. Sie konnte noch immer nicht verstehen, wie Menschen so grausam sein konnten, obwohl sie genug davon in den letzten Monaten kennen gelernt hatte. Brooklyn hatte sich in der ganzen Zeit nicht geregt. Er wartete ab, wartete auf einen günstigen Augenblick um zuzuschlagen. Inzwischen spürte er seine Schulter fast nicht mehr. Ihm war auch klar, was nur allzu bald passieren würde. Der Pfeil, der ihn verwundet hatte, war kein gewöhnlicher gewesen. Es war ein Giftpfeil. Dieses Gift hatte sich bereits zu weit in seinen Körper gefressen um ihn noch retten zu können. Er würde diese Nacht nicht überleben, egal was kam, aber Christine – das Mädchen, welches ihm in den letzten Wochen so ans Herz gewachsen war, was ihm sogar das Lächeln zurückgebracht hatte – sie musste überleben und das würde er erreichen, egal wie. Langsam und unbemerkt von Spencer zog er einen silbernen Dolch unter seinem Mantel hervor. Dies war die letzte Erinnerung an seinen Vater und stets hatte er ihn wie einen Schatz behandelt. Jetzt wollte er ihn nutzen um wenigstens Christine das Leben zu schenken. Mit einem leisen Aufschrei sprang er auf, rammte den Dolch tief in Spencers Bein, der überrascht aufschrie und Christine losließ. Der schwere Koloss stürzte und schlug mit dem Kopf auf eine Wurzel, verlor dadurch das Bewusstsein. Christine war ebenso überrascht, zuckte zusammen und strauchelte im ersten Moment. Jedoch fand sie ihr Gleichgewicht schnell wieder. Brooklyn nutzte die Chance, packte Christine an den Schultern und sah sie an. Sein Blick war getrübt durch die Schmerzen, aber das Feuer in ihnen leuchtete noch immer stark. Noch wütete der Lebensgeist in ihm, aber bereits in wenigen Minuten würde es anders aussehen. Es war nur der Wille Christine zu retten, der Brooklyn aufrechterhielt, denn sein Körper wurde immer schwerer. Die lähmende Wirkung des Giftes würde ihn bald auf die Knie zwingen. Er musste jetzt handeln. „Christine, hör mir zu! Du musst verschwinden. Jetzt! Nimm Glacies und geh!“ Die Schwarzhaarige riss ihre Augen auf. Wie meinte Brooklyn das? Sollte sie ihn hier allein zurücklassen? Ihn, der ihr in den letzten Wochen so sehr ans Herz gewachsen war. Einen weiteren treuen Freund verlieren? Christine wusste, dass Brooklyn diese Nacht nicht überleben würde, würde sie ihn hier zurücklassen. Verwirrt schüttelte sie den Kopf. „Nein, das kann ich nicht. Du… Sie würden dich töten.“ Tränen traten ihr in die Augen. Brooklyn lächelte, seit einer Ewigkeit glitt ein ehrliches Lächeln über seine Lippen. Er hob seine gesunde Hand und wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht. „Shhhh… weine nicht. Mein Leben wird eh heute hier enden. Der Pfeil war vergiftet und das Gift hat sich bereits zu weit ausgebreitet. Es ist nur der Wille, dich zu retten, der mich noch aufrecht hält.“ Er umfasste ihr Gesicht, beugte sich zu ihr und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. Christines Augen hatten sich geweitet, sie wollte etwas sagen, doch Brooklyn schüttelte den Kopf. „Du musst gehen. Denke an Pandora, denke an Tala. Bryan erzählte mir von euch. Du musst leben, wenn auch nur für ihn. Ich weiß nicht warum, aber etwas sagt mir, dass du wichtig bist, dass du eine besondere Bestimmung hast. Mein Weg ist hier zu Ende, doch deiner wird weitergehen…“ „HÖR AUF! Ich will das nicht hören! Du wirst mit mir kommen, wir gehen zu Bryan und er... er wird das heilen.“ Es war die pure Verzweiflung, die aus Christines Stimme sprach. Sie wusste, wie unsinnig ihre Worte waren, nur eine Täuschung ihrer Selbst. Sie wollte, konnte nicht akzeptieren, dass Brooklyn hier gehen sollte, ohne dass sie etwas tun konnte. Brooklyn selbst sah sie traurig an, streichelte sanft ihre weiche Haut. „Nein, das kann er nicht und das weißt du. Erfülle mir den letzten Wunsch und rette dein Leben! Bitte, Christine… tu es, bevor es zu spät ist…“ Die Schwarzhaarige wollte etwas erwidern, als plötzlich ein Schatten neben ihnen auftauchte. Es war die hünenhafte Gestalt Spencers, die sich aufrichtete und die beiden Freunde knurrend ansah. „IHR!!! Ihr werdet beide euer Leben hier lassen!“, donnerte er, hatte das Schwert bereits in der Hand und wollte auf Christine losgehen, doch Brooklyn reagierte schneller. Trotz seiner lähmenden Schulter schaffte er es, den Dolch mit der linken Hand hochzureißen und an Spencer vorbei genau in seine Hand zu stechen. Der Soldat schrie auf, ließ das Schwert jedoch nicht los. Blanker Zorn loderte in seinen Augen. Brooklyn machte sich zum Kampf bereit, obwohl die Sicht vor seinen Augen schwächer wurde. Er blickte kurz zu Christine, die ihn verwirrt ansah. „Christine! Jetzt verschwinde!“, schrie er sie an, holte die junge Frau somit aus ihrem Schockzustand. Ihre Augen klärten sich und sie nickte ernst. Nun rollten sie wieder, die Perlen der Traurigkeit bahnten sich einen Weg über ihr blasses Gesicht. Sie wandte sich ab, rief nach Glacies. Sie hoffte, dass der Hengst schnell bei ihr war. Sie wollte diesen Kampf nicht mit ansehen, wollte nicht sehen, wie ihr Freund zu Boden ging. Glacies kam mit schnellem Galopp auf sie zu, hielt genau vor ihr. Christine sah nicht zurück, als sie in den Sattel stieg, sich in Glacies Mähne festkrallte und dem Hengst die Zügel frei ließ. Das schwarze Tier jedoch blickte zurück, traf genau Brooklyns Blick, der ihm nur dankend zunickte. Glacies wieherte laut auf und fiel dann in einen schnellen Galopp, entfernte sich im rasenden Tempo vom Kampfesplatz. Christine vergrub ihr Gesicht ebenfalls in der langen Mähne des stolzen Hengstes, weinte nun. Vereinzelte Tränen, die nicht in der Mähne Glacies’ versickerten, wurden vom Nachtwind hinfortgetragen und verfielen in der Dunkelheit. Brooklyn blickte der Gestalt von Pferd und Reiterin nur kurz nach, konzentrierte sich dann wieder auf seinen Gegner. Spencer sah den beiden knurrend hinterher, drehte sich voller Zorn zu seinem jüngeren Konkurrent. „Dafür wirst du bezahlen!“, schrie der Riese, schnellte wuchtig auf Brooklyn zu, der sich auf den Angriff gefasst machte. „Ich werde sterben, aber ich werde dich in die Hölle mitnehmen!“, rief er ebenso ernst und bereits nur Augenblicke danach bohrte sich das mächtige Schwert Spencers durch seinen Körper. Doch nicht nur er sank in die Knie, sondern auch Spencer, der ihn aus erschrockenen Augen ansah. „Wie… hast du…“ Der Rest seiner Worte ging in einem gurgelnden Geräusch unter und schon kippte er seitlich weg. Aus seinem Hals ragte der Dolch, den Brooklyn ehrenhaft geführt hatte. Kurz bevor das Schwert ihn durchbohrt hatte, hatte er den Dolch senkrecht in die Halsschlagader seines Feindes geschlagen. Lächelnd sank er zu Boden, blickte hinauf in den sternenklaren Himmel. Christine war in Sicherheit und jetzt konnte er in Ruhe Abschied von dieser Welt nehmen. Jetzt konnte er endlich sterben… *** Flötenlaute erfüllten die Luft, hallten im Raum. Ein trauriges Lied, bedrückt und voller Schmerz. Der Schwarzhaarige saß an die Wand gelehnt in dem Kerkerraum, hatte die Augen geschlossen und konzentrierte sich völlig auf die Melodie und die Klänge. Seine beiden Zuhörer saßen etwas entfernt von ihm, oder eher, die eine saß, die andere hatte sich auf den Bauch gelegt und wippte mit den Füßen hin und her. Sie lauschten der Musik des jungen Mannes, welche wunderschön war und einen in Träume entführen konnte. Man konnte die Szenerien oder Orte, die einem beim Hören in den Sinn kamen, bildlich vor sich sehen. Dann verstummte die Musik und der Schwarzhaarige öffnete seine Augen wieder, ebenso die beiden anderen, es blieben jedoch alle drei da sitzen oder liegen, wo sie gerade waren, völlig entspannt dabei. „Das klingt wunderschön, Ray.“, sagte die Braunhaarige und schloss ihre Augen wieder, stützte den Kopf auf ihre Hände. Der Angesprochene lächelte leicht. Er hatte nun zwar seine Stimme wieder zurück, dennoch hatte er sich noch nicht ganz daran gewöhnt, diese auch wieder zu gebrauchen. Dabei fand Mingming, dass er eine schöne Stimme hatte, und zog ihn nun immer wieder auf, dass er diese doch auch benutzen soll. „Dankeschön.“, sprach er leise, lächelte noch immer. Die goldenen Opale funkelten freudig, hatten einen Glanz in sich, welcher schon fast verloren gegangen gewesen schien. Die Mundharmonika hielt er in der einen Hand, sie war einer seiner kostbarsten Schätze. „Spiel noch einmal etwas.“, bat das Mädchen in die Stille hinein, sah ihn aus einem geöffneten Auge an. Ray nickte, bis ihm wieder einfiel, dass er ja nun seine Stimme wieder hatte. Es war ein komisches Gefühl, sich nun wieder umzustellen. Und die beiden anderen grinsten ihn gerade an, sie hatten gesehen, dass er schon wieder mit einer Gestik geantwortet hatte. Der junge Mann streckte ihnen als Antwort die Zunge entgegen, lächelte dabei leicht und hob seine Hand, führte die Mundharmonika wieder an die Lippen. Wieder war der Raum erfüllt von den lieblichen Klängen des Instruments und erneut schlossen alle Anwesenden ihre Augen. Und während dieser Zeit des Zuhörens, in der sie alle ihren Gedanken nachhingen, setzte sich ein kleiner Geselle zwischen die Gitterstäbe auf das Fensterbrett und sah ihnen mit schiefgelegtem Köpfchen zu. Er ließ ein leises Zwitschern verlauten, das sich zu mehreren Tönen zusammenfügte, und schließlich sang das kleine Tier zu Rays vorgegebener Melodie. Der Schwarzhaarige öffnete seine Augen, als er das Zwitschern bemerkte. Innerlich musste er lächeln, denn er erkannte den kleinen Vogel wieder. Es war der gleiche, der ihn schon mehrmals besucht hatte. Die Augen auf das Vögelchen gerichtet spielte er weiter, und der Kleine piepste bis zum Ende hin mit. Als die Melodie zu Ende war, hob Ray eine Hand und streckte diese aus. Der kleine Kanarienvogel folgte der Einladung, spannte seine Flügel und flog zu ihm hinüber, setzte sich auf sein Handgelenk. Der Schwarzhaarige konnte mit einem seiner Finger über dessen Federkleid streichen und der Kleine zwitscherte dabei wohlig. Maresa und Mingming beobachteten die beiden, konnten nicht unterdrücken, dass sie zufrieden lächelten. Es war zu schön zu sehen, dass ihr Freund wieder glücklich war. Zwar würde noch einiges auf sie alle zukommen, doch im Moment schien der Friede hier in diesem Raum perfekt. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hallo ihr Lieben ^__^ Vielleicht habt ihr euch gewundert, warum letzten Samstag kein Kapitel online gestellt wurde und seid deshalb auf meinem Steckie gelandet und habt da im Weblog den Grund gefunden… Falls nicht, hier noch einmal die „Erklärung“ ^^“ Ich stecke momentan in vollen Prüfungsstress und habe bis zu der Notenabgabe praktisch keine Zeit mehr für mich selbst, geschweige den ins Netz zu gehen *sigh* Letzte Woche und die nun kommende sind bei weiten zwei der schlimmsten. Letzte Woche hatte ich von Montag bis Mittwoch Prüfungen und am Dienstag warens sogar zwei plus einen Vortag. Ich bin irgendwie nur noch müde und total fertig .__. Lernen ist zur Zeit meine Hauptbeschäftigung. Nun muss ich nochmals durch eine ganze Woche mit sechs Prüfungen und dann kommt etwas Auflockerung, die mir aber nicht gegönnt wird. Zwar sind diese zwei letzten Wochen vor den Sommerferien für uns Prüfungsfrei, doch werden wir in der letzten Woche unsere Vordiplome haben. Ich werde meines in Mathe machen und muss nun drei Jahre Mathe noch einmal ansehen und lernen X__x“ (Und zu allem Überfluss ist mein Mathediplom auch noch mündlich x.X Als wenn es nicht schon reichen würde, dass da ein Experte und meine Mathelehrerin sitzen werden, nein, auch noch so quälen müssen die einen <<“) Deshalb konnte ich das Kapitel letzte Woche leider nicht online stellen, da ich es nicht „vorbereiten“ konnte, damit es die richtigen Zeichen etc. hatte ^^“ Nun denn, wie dem auch sei. Ich beantworte hier nur ein paar generelle Fragen aus den Komms, zu mehr hab ich momentan keine Zeit ^^““ @„Licht in der Dunkelheit“-Sache: *grin* Ein Licht in der Dunkelheit des Krieges? Wenn man mal davon absieht, dass ich Sad Ends nicht so mag (ausser sie passen absolut zu ner Geschichte oder bei nem One Shot) und man diese Geschichte wohl kaum so beenden könnte, was glaubt ihr?! xD (Yes, I love to talk in riddles *smirk*) Ich glaube man sollte darauf schliessen können, dass wir das dieser FF nicht antun können, wenn sie sehr sad, bad or whatever enden würde, dafür schreiben wir schon viel zu lange daran und lieben sie viel zu sehr ^_~ Aber das hält uns natürlich nicht davon ab, die Charas etwas leiden zu lassen XP Huch, war ja sogar nur ein kleines generelles oO XD @All: Miu, kommen wir nun zu was Wichtigen. Ich fahre dieses Jahr in meinen Ferien vier Wochen weg und reise so in etwa etwas quer durch Deutschland. Zuerst fahre ich zu Yingzi und Familie und mit denen fahre ich dann nochmals etwas rum und in Urlaub, danach fahre ich zu Keira und Scarlet und mache mit den beiden Urlaub ^___^ Und auf Grund dessen wird es mir nicht möglich sein, in dieser Zeit etwas online zu stellen. Entweder weil ich gerade kein Internetzugang habe, oder einfach weil ich meine Ferien voll und ganz geniessen will (Es ist immerhin schon ein Jahr her, dass ich Yingzi and Family und Keira das letzte Mal gesehen habe ;__;). Deshalb haben Yingzi und ich beschlossen, dass wir mit Pandora eine Sommerpause in dieser Zeit einlegen wollen. Das hiesse, dass das letzte Kap vor der Sommerpause in zwei Wochen gekommen wäre. Leider machte man uns da wieder einen Strich durch die Rechnung *seufz* Wie ihr ja schon oben lesen konntet, hab ich bis zu den Sommerferien ziemlichen Stress und fast keine Zeit für irgendwelche Dinge ausserhalb der Schule und Yingzi geht es ähnlich. Zudem hat uns ein Todesfall einer wundervollen Frau (Yingzis Oma) – die ich vor zwei Jahren kennen lernen durfte und die wie eine dritte Oma für mich wurde. Und die es uns auch erst möglich gemacht hat, dass Yingzi und ich uns überhaupt kennen lernen durften und uns bei allem immer unterstützt hat. – ziemlich aus der Bahn geworfen und wir konnten nicht wirklich schreiben, da gerade nun Todesszenen anstehen (Ja, ein Spoiler xD“). Deshalb hinken wir unserem Schreibplan etwas hinterher und es ist uns nicht möglich, dieses eine Kapi, das noch on sollte vor den Ferien, zu Ende zu schreiben. Aus diesem Grund haben wir uns nun beschlossen uns mit diesem Kapitel schon in den Sommerurlaub zu verabschieden. Das nächste Kapitel wird dann erst am 26. August (wenn ich wieder zu Hause bin) online gestellt. Wir wissen, dass es blöde ist mitten im Krieg aufzuhören und so eine lange Pause einzulegen, aber die eigentliche Pause wäre bei Kapitel 70, dem Ende des 2ten Drittels, und bis dahin sind es einfach noch zu viele Kaps, um diese vor den Ferien zu schaffen ^^“ Deshalb ist dies bis hin zum 26. August das letzte Kapitel Pandoras. Selbstverständlich werden dann alle, die bisher eine ENS gekriegt haben, wieder benachrichtigt, wenn dieses Kapitel dann online ist ^__~ Wir wünschen euch schon einmal allen einen schönen und erholsamen Sommer ^___^ Bis dann, ihr Lieben ^__^ *alle ganz doll umflauschen* Mali und Yingzi (P.S. Das ist das Längste Kapitel von Pandora bisher XD *so stolz drauf sind* *lol*) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)