Pandora - A World full of Secrets von Malinalda (~KaiXRay~ and others) ================================================================================ Kapitel 62: Too Late -------------------- Disclaimer: Name: Pandora- A World full of Secrets Autoren: Malinalda und Yingzi Genre: Romantik, Drama, Fantasy, Shounen-Ai Warnung: AU, OOC, Dark Zeichenerklärung: „…“ – Sprechen ‚…’ – Gedanken ~*~*~*~ - Erinnerungen, Erzählungen (in der Art von Flashbacks) ~~~ - Träume ***~*** - Visionen (Vergangenes sowie auch Zukünftiges) Kursives – widerhallende Sätze im Bewusstsein, Auszüge aus Schriften, Briefe ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Kapitel 62: Too Late (dt. Zu spät) Erschöpft legte sich Johnny auf das Lager nieder. Er war schrecklich müde und die Szenen mit Robert wollten einfach nicht aus seinem Kopf verschwinden. „Hey, du Kannibale. Wie wäre es, wenn du deine Rüstung ablegst und nicht alles dreckig machst?“ Etwas verwirrt öffnete Johnny seine Augen und blickte in das Gesicht Kais. Stöhnend ließ er sich wieder nach hinten fallen. „Ich bin nicht in der Stimmung für deine Scherze, Kai.“, murmelte er. „Das sollte auch keiner sein. Los zieh das Ding aus. Du bist voller Blut.“, erwiderte der Silberhaarige, der soeben das Zelt betreten hatte. „Hab aber keine Lust dazu. Geh doch, wenn es dich stört.“ Johnny war merklich gereizt. Das spürte auch Kai. „Zufälligerweise ist das aber auch mein Zelt. Komm, setz dich auf!“ Kai packte Johnny an einem Arm und zog ihn grob nach oben. Der Rothaarige knurrte, wehrte sich aber nicht. „Mir ist es unbegreiflich, wie du mit dem Ding überhaupt liegen kannst. Los jetzt, runter damit!“ Kai öffnete die Schnallen und zog dem Rothaarigen den Brustschutz über den Kopf. „Au! Nicht so grob, du Mistkerl!“, fauchte Johnny. „Hab dich nicht so. Auf dem Kampffeld bist du auch nicht so zimperlich.“, sagte Kai bloß. Murrend begann Johnny ihm zu helfen. Er entfernte seinen Beinschutz und legte auch die dunklen Hosen ab, die bereits einiges hatten einstecken müssen. Kai beobachtete ihn und reichte ihm schließlich die dicke Decke, die ihn vor der Kälte schützen sollte. „Schon viel besser.“, sagte der Silberhaarige und setzte sich auf sein Nachtlager. Johnny kuschelte sich in die Decke und legte sich wieder hin. Er war wirklich müde. Aber er wollte noch nicht schlafen, erst musste er etwas mit Kai besprechen. „Wieso kämpfst du eigentlich nicht mit, Kai?“, fragte er ohne die Augen zu öffnen. „Weil es bisher keinen Grund gab, einzugreifen.“, sagte der Silberhaarige ruhig. Johnny öffnete seine Augen und sah ihn durchdringend an. „Kein Grund? Es sterben täglich viele gute Männer da draußen und du sagst, es gab keinen Grund einzugreifen. Weißt du, was heute beinahe passiert wäre?!“ Der Vorwurf in Johnnys Stimme war für Kai unüberhörbar. Er seufzte tief. „Natürlich weiß ich das. Alle wissen das und es tut mir auch sehr Leid, was passiert ist.“ „Vielleicht solltest du langsam wissen, was du willst. Robert hätte sterben können, wäre die Klinge nur sauberer geführt worden.“ Aufgebracht hatte sich Johnny wieder aufgerichtet. „Du erzähltest von tapferen Männern, die für den Frieden kämpfen, also, wieso kämpfst du nicht, obwohl du es kannst?“ „Der Zeitpunkt ist noch nicht gekommen, Johnny. Denkst du, dass von Seiten Beriahs die Besten schon kämpfen? Du irrst dich! Du hast Tala gesehen, gesehen, welches Feuer sich in seinen Augen spiegelte. Er ist bei weitem der gefährlichste Gegner und das weißt du!“ „Was hat Tala mit dir zu tun, Kai?! Er ist nicht du! Wir brauchen deine Hilfe. Die Soldaten waren erschüttert, als Robert in meine Arme fiel. Sie dachten, er wäre tot! Es ist Zeit, dass du mitwirkst. Du kennst deine Wirkung auf die Soldaten! Du weißt, was du ihnen bedeutest! Glauben kann viel bewirken, Kai. Viel!“ Schnaubend drehte sich Kai weg. „Denkst du, das weiß ich nicht. Streiten bringt nichts, Johnny.“ „Wenn das wirklich deine Meinung ist, Kai, dann sollte ich meine Denkweise dir gegenüber noch einmal überdenken.“ Damit drehte sich der Rothaarige demonstrativ von ihm weg. Kai zuckte nur mit den Schultern und wollte das Zelt verlassen, als Johnnys Stimme ihn innehalten ließ. „Du sagtest einmal, dass Robert und Enrico ihre Gefühle zulassen sollen. Das haben sie getan. Mehr als du vielleicht denkst. Ich war dabei, als Roberts Wunde behandelt wurde. Sowohl du als auch ich wissen, wie sehr Salzwasser brennt, nicht wahr?! Er hat geschrieen vor Schmerz. Das haben wir nie getan, damals. Kai, die Zeiten sind vorbei. Hör auf so zu denken, wie du es gelernt hast. Ich weiß, dass du damals immer nur an dich gedacht und den Starken markiert hast, aber hat dir Ray nicht beigebracht, wie es wirklich zugeht in der Welt? Er hat es Kai und ich weiß es. Denke darüber nach. Es wäre schade, wenn unsere Freundschaft an so etwas zerbricht.“ Dann schwieg er. Kai wollte noch etwas sagen, schwieg aber ebenfalls und verließ das Zelt endgültig. *** Mit müden Bewegungen umwickelte Max seinen Arm mit dem Stofffetzen. Die Wunde war nicht tief und hatte längst aufgehört zu bluten, aber sie tat weh. Dieser Tag war schrecklich gewesen. Ihr Anführer Prinz Robert war schwer verletzt worden und wieder hatten zahlreiche Soldaten ihr Leben lassen müssen. ‚Es geht so leicht. Nur eine Unachtsamkeit und es ist geschehen. Ob auch ich so schnell fallen werde?’ Seine blauen Augen sahen traurig auf den Boden. Er bereute es immer mehr, hierher gekommen zu sein. Das Leid und die Schmerzen, die er gesehen hatte, würden ihn sein gesamtes Leben verfolgen. Nie würde er die Bilder vergessen, wie neugewonnene Bekanntschaften vor seinen Augen gestorben waren oder er sie am Abend unter den Leichen gesehen hatte, die man auf die Holzscheite legte. ‚Ich möchte nicht mehr. Wie lange wird das noch so weiter gehen, bis dieser sinnlose Krieg endlich endet?’ Max spürte nicht, wie erste Tränen über seine Wangen rannen. Blindlings griff er nach dem Seidentuch, an seinem Hals und löste den Knoten. Tief presste er sein Gesicht in den feinen Stoff und sog den Geruch ein. Längst hatte es den Geruch seiner Liebsten verloren, doch in seinem Gedächtnis konnte er ihn immer noch riechen. ‚Emily. Ich vermisse dich so sehr. Deine Briefe sind es, die mich nicht aufgeben lassen.’ Max band das Tuch wieder um seinen Hals und raffte sich auf. Er brauchte jetzt etwas Ablenkung und in diesem Zelt würde er sie niemals bekommen. Mit trägen Schritten schleppte er sich durch das Lager, auf die Spitze des Hügels zu. Doch nicht nur er hatte die Idee gehabt. Im Licht des grauen Himmels erkannte er die Silhouette einer weiteren Person, die auf dem Hügel stand und in die Ferne blickte. Schon bald sah er, dass es sich bei ihr um Kai handelte. Ein leichtes Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus. Vielleicht würde er mit dem jungen Mann reden können. „Hallo.“, sagte Max leise und stellte sich neben den Silberhaarigen. Kai erwiderte den Gruß nicht, sondern sah ihn an. „Wie geht es dir?“, fragte Max, der den seltsamen Blick in den rubinroten Augen nicht deuten konnte. „Besser als dir, Max.“, antwortete Kai nur. Max lächelte bitter. „Woher wusste ich nur, dass du mir solch eine Antwort geben würdest?“ „Keine Ahnung. Ich bin nicht du.“, sagte Kai bloß. „Was ist passiert, Kai? Du bist nur so mies drauf, wenn etwas nicht deinen Vorstellungen entspricht.“ „Die gleiche Frage könnte ich dir stellen, Max. Man sieht deutlich, dass du geweint hast.“ „Ich schäme mich nicht dafür.“, entgegnete Max leise. „Trauer ist etwas, was man zulassen kann. Vor allem in solchen Zeiten.“ „Verschone mich bitte mit diesem Gequatsche. Das bekomme ich ständig zu hören.“ „Weil es die Wahrheit ist, Kai. Du bist nicht mehr so undurchschaubar, wie du es gerne wärst. Dich nimmt das alles ebenso mit, nur willst du es nicht zeigen.“ „Bist du gekommen um mit jemanden zu reden, oder ich?“, fragte Kai. „Ich bin hierher gekommen um Abwechslung zu finden und nicht immer nur nachdenken zu müssen, aber du hast Recht. Ich wollte mit jemanden reden, doch ich denke nicht, dass du mir helfen kannst. Ich dachte es, aber jetzt.“, erwiderte Max und sah hinaus auf die Ebene. „Vielleicht komme ich nicht mit meinen Problemen zurecht, aber als Zuhörer bin ich immer noch zu gebrauchen, obwohl ich deine Probleme kenne, Max. Es ist die Einsamkeit, die es dir so schwer macht hier. Du lernst Menschen kennen, verlierst sie aber nach wenigen Tagen.“ Max lächelte. „Ich sehe, man kann sich täuschen. Aber gestatte mir eine Frage, Kai. Wieso redest du nicht über deine Probleme?“ „Weil sie niemanden etwas angehen und sie keiner versteht.“ „Glaubst du das wirklich?“ „Nein“, lautete Kais ehrliche Antwort, „aber es zu denken, ist einfach.“ Auch Kai ließ sich zu einem schwachen Lächeln herunter. Einige Zeit schwiegen sie. „Ich habe mich mit Johnny gestritten. Er meint, ich soll kämpfen und nicht länger warten. Was soll ich tun, Max? Kämpfen oder warten?“, fragte Kai schließlich. „Tu das, was dein Herz dir sagt.“ „Tolle Antwort.“, meinte Kai sarkastisch. „In diesem Fall kann ich keine genaue Antwort geben, Kai. Du musst selbst wissen, was du möchtest. Wenn du kämpfst, hilfst du dieser Armee, und wenn du wartest, behältst du deine Ziele vor Augen. Ich weiß, wieso du hier bist. Du willst Ray zurück und Tala das heimzahlen, was er dir genommen hat. So lange du nicht selbst weißt, was du willst, wird dir niemand helfen können. Tut mir Leid.“, antwortete Max. „Schon gut, du hast es wenigstens versucht.“ Kai drehte sich ab und ging den Weg zurück ins Lager. Max sah ihm nach. „Kai, warte!“, rief er. Der Silberhaarige heilt inne und drehte sich um. „Was denn?“ „Egal, wie du dich entscheidest, ich danke dir für das, was du tust. Du bist ein wahrer Freund.“ Kai nickte und verschwand dann. Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. *** „Dieser Krieg wird immer härter. Zwölf Tote, 16 Verletzte und das allein heute.“ Lee ließ sich schweratmend auf der Liege nieder. Sofort eilte eine junge Frau herbei und begann ihm die Rüstung zu entfernen. „Ja, aber vergesst nicht, dass auch Prinz Enrico einen schweren Schlag einstecken musste, Leonardo.“, sagte Tala, der ihn zum Lazarett begleitet hatte. „Sicher, Prinz Robert wurde schwer verletzt, aber was wird, wenn er stirbt. So etwas wollte ich nie erreichen.“, sagte Lee und biss die Zähne zusammen, als die junge Frau die Verletzung an seinem Bein ausspülte. „Ihr habt Euch verteidigt, Leonardo. Im Schlachtgewimmel erkennt Ihr nicht, wer euer Gegner ist.“, versuchte Tala ihn aufzubauen. „Versuch nicht mir einzureden, es war Zufall. Tala, ich weiß, was ich tat, und auch wenn ich zugebe, dass ich Prinz Robert nicht erkannt habe, war es falsch, ihn einfach hinterrücks anzugreifen.“ „Und wenn Ihr gezögert hättet, wärt Ihr womöglich verletzt worden.“ „Was vielleicht auch besser gewesen wäre.“, murmelte Lee. „Das ist Unsinn und das wisst Ihr.“, sagte Tala verächtlich. Ihn begann die depressive Stimmung Lees langsam zu nerven. „Wieso tust du das, Tala?“ „Was?“ „Mir das alles auszutreiben?“ „Weil es dumm ist, die ganze Zeit über sich selbst fertig zu machen, Leonardo. Das bringt Euch auch nichts. Es ist schwer und viele Soldaten sterben auf dem Schlachtfeld, aber das ist nicht Euer Verschulden.“ Lee lächelte bitter. „Manchmal verstehe ich dich nicht, Tala. Du redest solche Worte, als glaubtest du sie selbst, doch sieht man dir an, dass selbst du ihren Sinn nicht verstehst.“ „Ich versuche lediglich Euch zu erklären, dass Ihr Euch nicht immer für alles verantwortlich machen sollt, Leonardo.“, sagte Tala simpel. „Das ist ein Thema, dass ich gern mit mir selbst kläre, Tala. Doch ich frage mich, wieso du nicht mitkämpfst?“ „Ich sagte Euch schon, dass ich auf etwas Bestimmtes warte.“ „Darauf, dass sich Prinz Keisuke am Kampf beteiligt, nicht wahr?“ „Vielleicht, vielleicht auch nicht.“ „Du bist schon manchmal ein komischer Kauz, Tala, aber liebenswürdig. Nun schau nicht so. Auch wenn du allen weismachen willst, dass du kalt und unerreichbar bist, bist du doch kein schlechter Kerl und zugegeben mein einziger Freund hier.“, grinste Lee. „Wenn Ihr meint, Leonardo.“, antwortete Tala ohne eine Miene zu verziehen. Wenig später lag Lee in seinem Zelt und dachte nach. ‚Es ist schwer hier und die seelischen Bürden werden unerträglich. Ich habe bereits soviel Blut an meinen Händen kleben, jetzt sogar das eines Prinzen. Wenn er stirbt, ist es meine Schuld. Wann nur ist das hier nur vorbei. Wie viele müssen noch sterben. Wäre es nicht klüger, das alles zu beenden und einfach aufzugeben?“ „Das wäre es nicht, Leonardo. Diese Männer sind zum Kampf ausgebildet worden und niemand würde einfach alles aufgeben. Wenn Ihr nicht lernt mit euren Sorgen umzugehen, werden sie Euch erdrücken. Ihr könnt gern darüber reden, wenn Ihr wollt. Ich höre Euch zu.“ Tala hatte das Zelt betreten. Erschrocken sah Lee ihn an. „Woher weißt du…?“ „Ihr habt laut gedacht, Leonardo.“, sagte Tala und setzte sich auf das Lager. „Also was ist, wollt Ihr reden, oder nicht?“ „Vielleicht… vielleicht hast du Recht und es ist besser, mich anzuvertrauen.“ Und so begann Lee zu erzählen. Er erzählte von seinen Sorgen, ob dieser Krieg überhaupt noch einen Sinn hatte und es richtig war, ihn zu führen. Er erzählte auch von den Gewissensbissen und den schlechten Träumen, die ihn verfolgten, wenn er abends auf der Liege lag und schlief, davon, wie er den Toten begegnete und sie ihn verfluchten, Ray, der den Kopf schüttelte und sich von ihm abwandte. Lange redete er und als er endete, fühlte er sich um einiges leichter. Tala hatte ruhig zugehört und nur ab und an eine Bemerkung abgegeben. Der Rothaarige wusste, dass dieses einfache Erzählen viele Sorgen kleiner werden ließ. Oft genug hatte er solche Gespräche mit Bryan geführt und oft hatten sie ihm geholfen. Er wusste nicht warum, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass Lee und er auf dem Weg waren Freunde zu werden. Vielleicht konnte auch er sich dem Schwarzhaarigen irgendwann einmal anvertrauen, seine Seele loslassen und sie nicht länger in diesem dunklen Gefängnis einsperren, das sie umgab. Vielleicht… *** „Oliver? Ist alles in Ordnung?“ Besorgt musterte Miguel den Jungen neben sich. Oliver brauchte etwas, bis er merkte, dass Miguel mit ihm redete. Mit verklärtem Blick sah er den Blonden an und nickte nur leicht. Miguel traute dem Frieden nicht. „Sicher?“ „Ja, mir geht es gut!“, sagte der Grünhaarige ungewohnt gereizt. Leicht erschrocken zuckte Miguel zurück. Oliver hatte sich verändert. In den letzten Wochen hatte er sich stark zurückgezogen und wirkte zunehmend gereizter. „Tut mir Leid, aber ich bin nicht so gut drauf.“, entschuldigte sich Oliver, als er Miguels Reaktion bemerkte. „Nicht schlimm, nur ungewohnt. Was ist los, Oliver?“, fragte der Blonde. „Ja… nein. Ach, ich weiß nicht. Ich kann nur langsam nicht mehr. Die Grausamkeit, mit der sich die Menschen da draußen abschlachten, ist unerträglich. Noch musste ich nicht kämpfen, aber bald und davor habe ich Angst. Ich habe solche Angst zu sterben.“, sagte der Grünhaarige und zog die Beine an seinen Körper. Miguel lächelte milde. „Das haben viele. Da bist du nicht der Einzige, Oliver. Bei weitem nicht.“ „Danke, dass du mich aufmuntern willst, aber es bringt nichts. Mir wird schon schlecht, wenn ich sehe, wie ihr am Abend zurückkehrt. Mir graut es davor, mit meinen Händen Menschen zu töten. Ich will das nicht tun. Niemand hat das Recht Leben zu beenden. Verstehst du das, Miguel?“ Fragend sah Oliver den Blonden an. Miguel war von dem Ausdruck der blauen Augen erschrocken. Er las Schmerz und Furcht in ihnen, wie er sie selten gesehen hatte. Oliver gehörte nicht hierher, das hatte er schon lange gewusst. „Ja, ich denke, ich verstehe dich. Aber das ist Krieg und wir haben keine andere Wahl, als das zu tun, sonst sterben wir.“, sagte er unsicher. Er wusste nicht, wie Oliver reagieren würde. Der Grünhaarige sah ihn an, lächelte bitter und wandte dann seinen Blick ab. „Ich denke, dass du mich nicht verstehst, aber es ist okay. Du bist als Soldat erzogen wurden. Ich jedoch habe eine ganz andere Ausbildung erhalten und gelernt alles Leben zu schätzen und zu ehren. Ich bin nicht geschaffen für diesen Krieg, das habe ich nun verstanden, aber es ist bereits zu spät, um umzukehren.“, sagte er und legte seinen Kopf auf seine Knie. Miguel betrachtete ihn nachdenklich. „Wer bist du, Oliver? Du bist nicht der Sohn eines Schreiners, oder?“ „Nein, ich habe damals gelogen, doch die Wahrheit kann ich dir nicht sagen, Miguel. Mein Vater darf niemals erfahren, dass ich hier bin.“, erwiderte Oliver und seufzte. Sein Vater würde wütend sein, mehr sogar, aber das war ihm im Moment egal. Gäbe es eine Möglichkeit, noch umzukehren, würde er sie ergreifen, doch es war zu spät dafür, sogar viel zu spät. ‚Vater, du denkst, ich bin auf einer Reise, dabei kämpfe ich hier im Krieg. Wenn mir etwas passiert, sehe ich euch möglicherweise niemals wieder. Stéphanie und Catherine. Sie werden aufwachsen, ohne dass ich es sehen werde, doch vielleicht ist das auch der Lauf der Dinge. Sollte ich sterben, tue ich das für einen wichtigen Grund. Angst und Furcht sind hier nicht richtig, aber ich kann sie nicht verbannen, dazu bin ich nicht stark genug. Ich werde akzeptieren, was mein Schicksal für mich vorgesehen hat, aber ich werde auch versuchen stark zu sein und zu kämpfen.’ *** Ein schwarzer Vogel flog über die Ebene von Tir Mul, ließ sich vom Wind tragen. Seine Augen hatten sich auf das Geschehen unter sich gerichtet und bei dem, was er sah, zog sich etwas in ihm schmerzhaft zusammen. Eine riesige Schar von Soldaten war auf der Ebene, welche von weißem Schnee bedeckt war. Doch das reine Weiß war übersät mit roter Farbe, Blut. Dem Blut der Gefallenen und Verletzten. Der Rabe ließ ein leises Krähen verlauten, blieb an einer Stelle schweben und blickte auf das Bild unter sich. Seine Augen richteten sich auf zwei Soldaten, von denen einer ein Mann Beriahs war. Beide waren in Rüstungen gekleidet, doch gegen einen Pfeil oder gar eine Lanze würde diese nichts ausrichten können. Töricht, wenn man glaubte, dass dies einen retten würde, eine einfache Rüstung. Die beiden Soldaten waren mit je einem Schwert bewaffnet, mit welchen sie erbitternd kämpften. Hart und Funken sprühend trafen die Schwerter der beiden aufeinander. Geschickt wichen sie Angriffen aus, parierten, schlugen selbst zu. Die Erschöpfung war ihnen ins Gesicht geschrieben, doch sie würden nicht aufgeben. Sie würden kämpfen, wenn nötig sogar bis zum Tod. Der beriahnische Soldat hob sein Schwert zu einem Schwung, welchen der andere nicht mehr abwehren konnte, und traf die Seite des kreiosanischen Mannes. Aus des Getroffenen Kehle kam ein Röcheln, aus seiner Wunde lief das Blut in schnellem Takt, seine Augen waren vor Schreck und Überraschung weit geöffnet. Der Beriahner trat ein paar Schritte zurück und sah wie sein Gegenüber zuerst in die Knie und dann ganz zu Boden fiel, wo er reglos liegen blieb. Doch der Sieger hatte keine Zeit dafür, Freude oder sogar Mitleid zu empfinden, denn hier ging es nur ums Überleben, darum, dass das eigene Land am Schluss gewinnen würde. Kaum hatte er sich wieder gefasst, wurde er auch schon erneut angegriffen. Ein neuer Kampf begann, ein Kampf ums Überleben und Weiterkämpfen. Aber nicht nur diesen beiden Soldaten erging es so. Allen, die sich gerade auf dem Schlachtfeld befanden, erging es wie ihnen. Manche mussten zusehen, wie ihre Freunde vor ihren Augen getötet wurden, wie Mitglieder ihrer Familien starben oder mussten sogar gute Freunde eines anderen Landes mit ihrer eigenen Hand töten. Über die ganze Ebene hinweg erging es allen gleich und das Blut floss in rauen Mengen, färbte den Boden immer mehr. Die Luft war erfüllt vom Geräusch der Schwerter, dem Zischen von Pfeilen und dem Trappeln von den Hufen der Pferde. Beriah zog es schmerzhaft das Herz zusammen. Er mochte zwar der Kriegsgott sein, doch so etwas würde er nie anzetteln wollen, es gab immer zu viele Verluste. ‚Ich muss mit den anderen reden, die Aussage Dolios lässt mich nicht mehr los. Krieg hin und Krieg her, das ist es nicht wert.’ Und mit einer großen Drehung wendete sich der Vogel in der Luft und flog zurück zu den anderen sechs. An ihrem Ort, überall und nirgendwo, standen Rhaya, Dolio, Kronos, Phyrra, Atziluth und Kreios und sahen auf eine Kugel, welche ihnen Blicke in die Welt Pandoras gewährte. Sie sahen auf, als Beriah den weißen Raum betrat, doch die Göttin der Reinheit wich seinem Blick aus. „Brüder und Schwestern, wir müssen miteinander reden.“, sagte er, als er die Treppe herunterschritt und ebenfalls auf die Kugel zutrat, in welcher er das sehen konnte, was er vorhin schon aus der Nähe gesehen hatte. Die Schlacht um Pandora, das Blut auf dem Schnee, die unzähligen Toten. Er wandte seine Augen wieder von der Kugel ab und sah, dass die anderen ihn abwartend ansahen, wissen wollten, was er zu sagen hatte, was so wichtig war. „Vor langer Zeit haben wir alles bestimmt, haben Schicksale geschrieben, haben dafür gesorgt, dass alles so passiert, wie wir wollten. Doch habe ich nun erkannt, dass wir uns damals von Hass und Wut leiten gelassen haben. Die Wut darüber, dass die Menschen einst das zerstören würden, was wir mit Müh und Not geschaffen hatten. Sie haben es vernichtet, mit ihrer Gier und ihrer Torheit. Und als wir in den Sternen gelesen hatten, dass dies auch so kommen würde, als wir gesehen hatten, wie dumm sie einst handeln werden und dass sie damit nicht nur die Welt, sondern auch sich selbst vernichten werden, da haben wir das Schicksal der Kinder der Zukunft geschrieben.“ Kurz hielt er inne, schloss für einen Moment seine Augen, ehe er fortsetzte. „Dolios Aussage darüber, dass dieser Krieg doch unsinnig sei, hat mich nachdenklich gemacht. Ich habe sehr lange Zeit über gedacht, dass ich der Einzige sei, der so denkt, doch nun weiß ich, dass es mindestens einer genauso sieht. Nun bitte ich euch, sagt mir, wie ihr darüber denkt. Wer von euch meint, dass es diesen Krieg braucht? Sprecht.“ Keiner der anderen rührte sich, einige sahen auf den Boden, andere sahen bestürzt auf den Kriegsgott. Ja, sie hatten alle das Gleiche gedacht, doch nie den Mut gefunden miteinander darüber zu sprechen. Und als keiner ein Wort sagte, da erkannte dies jeder und ein Gefühl der Trauer und auch der Wut überkam sie. Sie hätten diesen Krieg nicht gebraucht, sie hätten nicht so viele Menschen sterben lassen müssen. Doch jetzt noch etwas tun, dafür war es längst schon zu spät. Sie konnten nur warten, darauf warten, dass der Krieg zu Ende ging, dann würden sie etwas tun können. Und während auf Pandora immer noch der Kampf tobte und so schnell auch nicht beendet sein würde und die Götter einen ihrer größten Fehler einsahen, herrschte auf dem Rest der Welt gedrückte bis fröhliche Stimmung. Alles war vertreten; Trauer, Angst, Zuversicht, Hoffnung, Glaube. Die Menschen waren überall mit ihren Gedanken bei ihren Männern, die nun im Krieg kämpften, bei den Göttern ihrer Ländern, die sie in Gebeten und mit Opfern um Hilfe baten. Frauen und Kinder hofften auf das Heimkehren ihrer Männer, Väter, Brüder, Vetter, Onkel, sie hofften darauf, dass sie unverletzt nach Hause kehren werden, zurück zu ihren Familien, dass sie sich in die Arme schließen können, am Ende des letzten Krieges. Doch viele der Männer, welche ihre Familien verlassen hatten, würden nie wieder zurückkehren. Und das war die Angst, die in den Herzen aller Zurückgebliebenen herrschte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hiermit sollte nun klar werden, was die Götter dachten, fühlten ^^ Warum es diesen Krieg ihrer Meinung nach mal gebraucht hatte und auch, dass sie Dinge annahmen, ohne sich dies bestätigen zu lassen, was ihr grösster Fehler war und weshalb dieser Krieg nicht verhindert werden konnte. @Keira: Jetzt weisste ja wieder was es bedeutet X3 Wie sie reagierte xD? Auf Robilein *lol*? Sie wusste es ja schon viel früher, dass sie ne Rolle kriegt und dass sie Roberts Freundin sein wird xD Wenn ich mich recht erinnere, dann war sie etwas entsetzt, dass es unbedingt Robi ist *lol* Sie mag ihn nicht XD Hochzeit, sag’s nicht, so viele X_x“ (Ich brauch dir da nur ein Wort zu sagen, ne XD Líath X3~) @BlackSilverLady: Nein, ein richtiger Arzt ist er nicht, das war mir nun etwas entfallen oO“ Kommt davon, dass ich Bryan nicht so oft schreibe xD“ Aber ja, du hast recht, er ist kein richtiger Arzt, sondern sein Vater war einer und von ihm hat er sein Wissen erlernt ^^ Aber er soll nicht im Krieg kämpfen, da man an Salben und Tränken in einem Krieg nie genug haben kann. Deshalb sollte er im Schloss bleiben und weiteres herstellen ^.~ Mein Gott, ich lächle – oder grinse schon eher – hier gerade rum wie eine Dummie xD“ Dein Komm ist so gefühlsvoll, das reisst mich gerade mit. Aber du triffst es mit deinen Worten genau ins Schwarze. aber bei euch habe ich den Eindruck, ihr benutzt diese Verletzung, um noch einmal auf den Schrecken des Krieges aufmerksam zu machen. <~ Auch da haste Recht. Wir wollen bei allem sehr im realen Bereich bleiben, aber auch zeigen, wie schrecklich solche Kriege eigentlich sind. (Was für mich persönlich auch gut gegen Ende dieses Kaps rüberkommt, als der Rabe das Schlachtfeld überfliegt plus die Beschreibungen dazu danach. Obwohl ich das selbst geschrieben habe, habe ich beim Lesen immer wieder Tränen in den Augen ^^“) Bei Michael liegt es wirklich daran, dass er im Schloss gebraucht wird, dass er nicht auf dem Schlachtfeld steht ^^ Alle anderen Thronfolger der Länder Kreios und Phyrra sind auf dem Schlachtfeld und irgendwer muss – da vermutest du richtig – den Nachschub kontrollieren und die Übersicht behalten. Und vielleicht könnte sein Vater das auch alleine, aber in einem solch grossen Krieg ist es immer besser, wenn man zwei mal zwei Augen hat, die alles kontrollieren, den der Nachschub ist für die Front etwas vom Wichtigsten überhaupt. Da dürfen sich Michael und sein Vater keinen Fehler erlauben. Von dem Punkt her haben wir das betrachtet und deshalb Michael bei seinem Vater gelassen, damit er ihn unterstützen kann ^^ Ich mag deine Poesie ^__^ Das klingt herrlich, wie du das ausgedrückt hast ^^~ Und mit den Fehlern: Immer nur her damit XD Wir sind dir – wie schon einmal gesagt – nicht böse, wenn du solche anmerkst ^_~ Im Gegenteil, wir sind froh darüber ^^ Doch von den drei Fehlern, die du angemerkt hast, haben wir nur einen verbessert ^^“ Der mit dem Karren, da war wirklich ein „r“ zu viel oO“ Danke noch einmal für den Hinweis dafür ^^ Aber der andere Teil, das “Nenne mir einen Grund, der dir berechtigt nicht mitzukämpfen?!“ stimmt so, wie es ist ~> Es ist der Grund, der dir etwas berechtigt ^.~ Und das letzte ist Geschmackssache *grin* Wir mögen es so ^_^ @Hineko: Dein Kommi ist doch nicht klein und unbedeutend oO“ Unbedeutend würde es sein so à la „Schreib schnell weiter!“ und das war’s dann xD“ Ne, dein Komm ist doch gut und hat auch ne schöne Länge ^__^ @nest5678: ^///^ Wai, danke für dieses schöne Kompliment! Wir sind froh, dass wir dich diese „unangenehmen“ Sachen durch das Lesen dieser Geschichte vergessen lassen können ^_^ Zur Vision: Jep, wird in so etwas geschehen, da musste dich überraschen lassen, das dauert auch nicht mehr so lange ^.~ Und das mit Ray und Chrissy: Da spannen wir euch gerne noch etwas auf die Folter und verraten dazu nicht wirklich was XD Danke auch an ^____^ KirrikaYuumura, Libelle, MissKai und black_ray-jack Bis zum nächsten Kapi ^__^ *alle umflauschen* Mali und Yingzi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)