Und du liebst mich doch von Amunet ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Einleitung: Unheimliche Stille lag über dem Ligusterweg. Kein Geräusch drang in den von dunklen Bäumen umgebenen Pfad. Es war totenstill. Still und finster. Die Nacht bedeckte mit ihren schwarzen Schatten alle Häuser. Sogar die Laternen verweigerten heute ihren Dienst. Wind setzte ein. Unter kräftigen Liebkosungen entfachte das Blätterwerk der Bäume einen wahren Geräuschwirbel. In wenigen Minuten, in wenigen Minuten würde ein ganz besonderer Tag eines ganz besonderen Jungen beginnen. Und je näher die Zeiger der großen Kuckucksuhr im Haus mit der Nummer 4 im Ligusterweg kroch, umso bedrohlicher wirkte die Straße selbst. Doch kein einziger Mensch bemerkte dies, da alle Anwohner der dunklen Straße schliefen. Alle! Auch der Knabe, der als Zeichen seines großen Kampfes eine blitzförmige Narbe auf der Stirn trug. Sein Atem ging gleichmäßig, während sein Brustkorb sich auf und ab senkte. Das ausgebeulte, blau-weiß-gestreifte Schlafanzugoberteil war verrutscht. Entblößte auf unschuldige Art und Weise zarte, weiße Schultern und eine sich zum Manne reifende Knabenbrust. Die Ruhe im Haus war unheilverkündend. Neben sanften Atemgeräuschen, das aus drei verschiedenen Zimmern zu vernehmen war, hörte man nur das Tick und Tack der Uhr. Unablässig rückte der Zeiger seinem Ziel näher. Die Augen, welche voller Hohn und Hass auf die schwarzhaarige, männliche Schönheit blickten, blieben ungesehen. Doch sie waren da – lauernd, bereit, jederzeit zu zuschlagen. DONG! DONG! „AHHHHHHH....“ Ein Schrei erfüllte die Nacht. Mit einem gewaltigen Schreck erwachte Harry. Hielt unbewusst seine Hände über die pochende Narbe auf seiner Stirn. „Was war das?“ Die Frage hallte in seinem Kopf wider. Irritiert, ob das, was er geträumt hatte, eine Vorahnung oder doch bloß ein Traum war, knipste er das Licht seiner Nachttischlampe an. Kurz tastete er nach seiner Brille, zog sie sich auf. Er würde ein Glas Wasser trinken, vielleicht hatte sich sein wild schlagendes Herz bis dahin beruhigt, als er jedoch aufstand, fiel sein Augenmerk unbeabsichtigt auf den Wecker, der auf seinem kleinen, altmodischen Nachttischschränkchen stand. „Alles Gute zum Geburtstag, Harry“, murmelte er und schlurfte ins Badezimmer. Auf diese Weise entging ihm das Phänomen, das sich vor der Haustür abspielte. Wie von Zauberhand verzogen sich die Wolken, machten einem strahlenden Sternenhimmel Platz. Die Straßenlaternen flackerten ein, zwei Mal, bis sie wieder ihre gewohnte Tätigkeit aufnahmen. Und auch der zermürbende Wind war verschwunden. Nichts, aber auch wirklich nichts zeugte von den qualvollen Minuten vor Mitternacht. Nachdem Harry das Zimmer betreten hatte, welches eigentlich Dudley Dursley, seinem Cousin, gehörte, schaute er aus dem Fenster und als er alles zu seiner Zufriedenheit vorfand, legte er sich wieder in das kuschelige Bett, um den notwendigen Schlaf der Gerechten zu schlafen. Er wusste zwar, dass er in nicht weniger als sechs Stunden wieder aufstehen durfte, damit er das Frühstück für seine „geliebte“ Familie zubereiten konnte, doch das störte ihn nicht. Mit jedem Tag seiner Sommerferien, der verging, kam er seinem eigentlichen Zuhause näher. „Hogwarts, ich komme!“, war sein letzter Gedanke, bevor sein Geist in die dämmrige Welt süßer Traumwolken zurück fiel. Kapitel 1 „Harry, wo bleibt der Speck?“ Augenrollend hastete der Angesprochene durch die große, geräumige Küche seiner Tante. Die Frühstückszeremonie hatte begonnen. Dudley, das schwabbelnde Schweine ähnliche Wesen, welches sich mit Schimpf und Schande Cousin nannte, orderte gerade seine vierte große Portion des fettigen Lebensmittels an. Seit mindestens einer halben Stunde brutzelte der schlaksige Junge schon Eier, Speck und sehr zu seinem Ekel auch Fleischwurst für Dudley und dessen Vater Vernon. Lediglich Tante Petunia begnügte sich mit Toast und Tee. Und Harry? Harry würde an diesem Morgen wahrscheinlich wieder leer ausgehen. Es waren nur noch 30 Minuten, bis der junge Zauberer seine Sachen ins Auto packen durfte und endlich, nach sechs mörderischen Wochen, wieder zum Kings Cross Bahnhof gebracht werden würde. Der Hogwartsexpress mit seinen strahlenden Farben und alle seine Schulkameraden würden ihn empfangen. Alle? Nein, nicht alle. Ron Weasley und Hermine Granger, seine besten Freunde, würden nicht dort sein. Vor wenigen Tagen, zu seinem Geburtstag, kamen mit seinen Geschenken auch Briefe der Beiden. Aufgrund irgendwelcher Vorkommnisse, die mit dem Orden des Phönix zu tun hatten, warteten der Rotschopf und der braunhaarige Lockenkopf bereits im Schloss auf ihn. Nur zu gut erinnerte er sich noch an die derbe Enttäuschung, die sich seiner bemächtigt hatte, als er diese Zeile gelesen hatte. Selbst seine Geburtstagsgeschenke, ein Buch von Hermine über die Ausbildung zum Auroren und von Ron das neuste Spieltaktiken-Magazin über Quidditch, hatten ihn nicht aufheitern können. Dieses Jahr würde die Zugfahrt recht langweilig vonstatten gehen. Vorausgesetzt, überlegte er sich, Malfoy würde ihn in Ruhe lassen. Andererseits sehnte er sich schon fast wieder nach einem guten Streit mit seinem Rivalen. Der blonde, arrogante Schnösel würde die Erinnerungen an die Dursleys schneller aus Harrys Gedanken verdrängen, als jeder andere sonst. So eine gepflegte Gryffindor / Slytherin Beziehung war etwas Feines. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. „Wo zum Teufel bleibt mein Speck?“ Aus seinen Gedanken gerissen trabte Harry zum Küchentisch und pfefferte etwas zu schwungvoll den Speck auf Dudleys Teller. Unbeabsichtigterweise rutschten zwei der acht Scheiben über den Tellerrand, direkt auf Dudleys Schoß, und kaum eine Sekunde später erhellte sein Schrei das Haus. „Mama, Mama, Harry hat mich verbrannt... Mama, schau doch mal! Das hat er extra gemacht... Aua, aua, aua“, jammerte er. Harry schluckte. Jede Beteuerung, dass es sich um einen Unfall gehandelte habe, wäre zwecklos, das wusste er. Unwillig stieg in ihm ein Übelkeitsgefühl hoch und er machte sich mental auf den Wutanfall seines Onkels gefasst. Oh, wie sehr hasste er diese verfluchte Familie. Schwups und schon baute sich ein bedrohlicher Schatten vor ihm auf. „AB AUF DEIN ZIMMER UND WEHE, DU ELENDE MISSGEBURT KOMMST VOR DEINER ABFAHRT HERAUS. WENN ICH DICH NOCH EINMAL DABEI ERWISCHE, WIE DU DEN ARMEN DUDLEY FAST UMBRINGST, WERDE ICH DICH EIGENHÄNDIG ERWÜRGEN!!!“ Angewidert über die Spucke, die Onkel Vernon aus dem Mund mitten in sein Gesicht schoss, drehte sich Harry um und verschwand. Er seufzte, als er die Tür zu seinem Zimmer schloss und schaute Hedwig, seine Eule, die ihn mitleidig anblickte, an. „Es dauert nicht mehr lange, dann haben wir für fast ein Jahr unsere Ruhe.“ Zustimmend schuhute die stolze Schneeeule. Schwungvoll ließ er sich auf sein Bett fallen und überprüfte gedanklich, ob er bereits alles eingepackt hatte. Mit der kleinen Aufzählung schnell fertig, schließlich besaß Harry kaum etwas, beschloss er, noch ein wenig zu relaxen, während er der Abfahrt immer mehr entgegen fieberte. oooOOOooo Rasend schnell verschwanden die Häuser vor seinen Augen, bis die Bremsen des Autos quietschten. Stau. Harry seufzte schwer. Vor 10 Minuten waren sie aufgebrochen – überpünktlich, denn schließlich wollten die Dursleys die Chance nicht verpassen, den jungen Zauberer für ein weiteres erholsames Jahr loszuwerden. Sie mussten seine Abartigkeit und sein aufbrausendes Temperament nicht länger ertragen, zumal Onkel Vernon sich ausrechnete, was er alles an Geld sparen konnte. Kein Essen, keine Kleider, keine Nebenkosten. Für ein Jahr konnten sie vergessen, dass sie überhaupt einen Neffen hatten. Und Harry? Harry ging es gut. Hogwarts war ihm in den vergangen 5 Jahren sein wahres Zuhause geworden. Dort hatte er Freunde und Menschen, die ihn mochten. Oh, natürlich war er nicht scharf darauf, von Professor Snape und Malfoy Junior wieder in die Mangel genommen zu werden, aber alles, wirklich alles war besser, als seine Verwandten länger aushalten zu müssen. Es sollte noch weitere 20 Minuten dauern, bis er mit seinem Gepäck und Hedwigs Käfig unterm Arm die große Halle des Bahnhofes durchquert hatte. Zielstrebig ging er an den ganzen Muggeln vorbei. Muggel oder nicht magische Menschen genannt, die von Zug zu Zug hasteten. Immer darauf bedacht, alle Anschlusszüge zu erwischen. Die Hektik ging an Harry vorbei. Er hatte nur ein bestimmtes Gleis vor Augen. Gleis 9 ¾. Unbemerkt von Muggeln und den Zaubererfamilien, welche ihre Sprösslinge, vielleicht zum ersten Mal, zum Hogwartsexpress begleiteten, huschte der schwarzhaarige Junge durch die unsichtbare Barriere. Das Zischen des Zuges hieß ihn willkommen. Schlagartig fühlte er ein unsagbar schönes Gefühl, das sich von seinem Magen aus bis in die kleinen Zehen ausbreitete. Dies war seine Welt. Die Welt von Zauberern und Magie. Während er auf das hinterste Ende des Expresses zusteuerte, begrüßte er vereinzelte Kameraden. Seamus Finnigan und Dean Thomas, die sich gerade mit Lee Jordan unterhielten. Neville Longbottom, der wie jedes Jahr seine Kröte suchte und auch Ginny Weasley, die dem tollpatschigen Gryffindor zu Hilfe kam. Plötzlich jedoch, ohne dass er es recht wollte, wurde ihm bewusst, dass er seine Ruhe benötigte. Es war paradox. Hatte er nicht die ganzen Sommerferien in seinem Zimmer gesessen und sich gelangweilt, weil er außer der Sklavenarbeit für seine Sippe nichts zu tun hatte? Wie eine kalte Dusche tauchte eine unbestimmte Gefühlslage ihn in Schwermut ein. „Schlaf“, dachte er, „ein bisschen Schlaf und alles ist wieder gut.“ Mühselig schleppte er seinen Koffer in das letzte Abteil. Versicherte sich, dass kein anderer bereits Platz genommen hatte und versperrte die Abteilzwischentüre. Ein kurzer Wink mit dem Zauberstab, ein gemurmeltes Wort und ein Absperrzauber schützte ihn vor das unwillkommene Eindringen seiner Mitschüler. Zufrieden mit sich selbst kramte er seinen schwarzen Zaubererumhang aus dem Koffer und missbrauchte ihn sogleich als Kopfkissen. Die Augen bereits geschlossen, vernahm er nur noch, wie die Außentüren sich schlossen, die Lichter kurz aufflirrten und sich der Zug unter zischenden Dampfgeräuschen in Bewegung setzte. Ein erholsamer Schlaf übermannte ihn. oooOOOooo Hände! Schöne schlanke Hände berührten seinen Körper. Er wollte sie von sich stoßen, doch er war machtlos. Die Emotionen, die von den feingliedrigen, jedoch nicht zerbrechlich wirkenden Fingern verursacht wurden, ließen ihn schwummrig werden. Vorlaut, neckisch, ja geradezu unverschämt frech, huschten die lockenden Glieder unter sein Hemd. Stöhnend registrierte Harry, wie sie über seine Brust strichen, mit seinen Brustwarzen spielten. Leicht zwickten sie in die aufgerichteten Knospen, jagten auf diese Weise Schauer durch seinen ganzen Körper. Und dann sah er sie! Volle, rote Lippen waren in seinem Blickfeld aufgetaucht. Ein Mund, sinnlich, nein verführerisch geöffnet. Der Wunsch, diese Lippen zu küssen, machte ihn wahnsinnig. Wem auch immer dieser göttliche Mund gehörte, es war ihm egal, er wollte ihn bloß... wollte ihn bloß... küssen. Immer näher senkte sich der rote Traum auf ihn nieder. Es waren nur noch wenige Millimeter, bis sie sich unweigerlich berühren müssten. WUSCH! Entsetzt wachte Harry auf. „Was war das?“, erschallte seine Frage ungehört. Er schluckte ein paar Mal. Gerade eben hatte er den ersten erotischen Traum in seinem Leben gehabt. Ein „Wow“ entfuhr ihm und dann erst wurde ihm ein vertrautes Jucken in seinem Unterleib bewusst. Schwach grinste er. Ja, es war eindeutig ein erotischer Traum gewesen. Als Beweis lag in seiner Jeans noch immer ein praller Ständer. Seit er diesen Sommer vor lauter Langweile ein neues Hobby, Selbstbefriedigung, entdeckte hatte, konnte er nicht mehr genug davon bekommen. Harry wusste, jetzt war eine der letzten Chancen, sich seiner Lust ungestört hinzugeben. War er erst wieder in Hogwarts und somit mit einem Gemeinschaftsschlafraum verbunden, hatte er nicht mehr oder nur noch höchst selten die Gelegenheit, sich seinen Trieben hinzugeben. Unbekümmert, da es draußen mittlerweile dunkel war und kaum noch Licht in das Abteil fiel, fummelte er an seinem Reißverschluss. Zum Glück war er dieses Jahr alleine unterwegs. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn Ron oder Hermine seinen jetzigen körperlichen Zustand sahen. Erregt schob er seine Hose samt Unterhose bis zu den Knien hinab. Sein Glied pulsierte heiß in seinen Handflächen. Langsam streichelte er den Schaft auf und ab, bis sein Schwanz lustvoll zuckte. Mit der Zunge befeuchtete er zwei seiner Finger, die an der geschwollenen Eichel rieben, während die andere Hand das Glied festhielt. Aufstöhnend warf Harry seinen Kopf zurück. Er konnte bereits spüren, wie sich seine Hoden zusammenzogen, doch noch wollte er sich den Höhepunkt nicht gönnen. Er war fest entschlossen, seine Befriedigung so lange wie menschenmöglich hinauszuzögern. Die rechte Hand glitt an dem harten Schwanz hinab zu seinen Eiern. Vorsichtig knetete er die beiden runden Kugeln, während die linke Hand im gleichbleibenden Tempo den Schaft wichste. Der 16 Jährige Gryffindor vergaß vollkommen die Welt um sich herum. Die Lust, die seinen jungen Körper durchströmte, beraubte ihn seines Verstandes. Alles, was in diesem Moment existierte, war Geilheit. Absolute und unbezwingbare Geilheit. Unwirsch, weil er seinen Körper nicht länger unter Kontrolle hatte, wand er sich auf seinen Sitzen hin und her. Sein Keuchen wurde ein heiseres Stöhnen. Und als er die Schwelle überschritt, sich auf dem Höhepunkt seiner Leidenschaft mit dem eigenen Saft vollspritze, tauchte das Bild jener Lippen aus dem Traum vor seinem inneren Auge auf. Ermattet brach er zusammen. Sein Atem ging unregelmäßig. Tiefste Befriedigung erfasst ihn und sein Geist döste wieder in Richtung Traumland von dannen. KLATSCH. KLATSCH. KLATSCH. Schockiert starrte Harry in die Richtung, aus der das Klatschen kam. Sein Gehirn war wie leergefegt, sein sich vor kurzem noch windender Leib war versteinert. Fassungslos nahmen seine Augen eine fließende Bewegung wahr. Zu seinem größten Entsetzen schälte sich eine allzu bekannte Gestalt aus der Finsternis des Waggons. Eiskalte, sturmgraue Augen blickten auf ihn hernieder. Niemals zuvor hatte Harry solche Funken und solch einen Glanz in diesen Seelenspiegeln gesehen. Noch immer wie zur Salzsäule erstarrt, konnte er nicht verhindern, dass sein Gegenüber grazil wie eine Katze die wenigen Meter, die sie trennten, überwand. „Das war eine gute Show, Potter.“ Die kalte, feste Stimme riss Harry aus seiner Erstarrung. „Wie zum Teufel...“ „Uh, Potter, denkst du, dein kleiner Zauber kann mich aufhalten, dein Zugabteil zu öffnen?“ „Aber... aber...“ „Nicht doch...“ Ein abwehrendes Zusammenziehen der Augenbrauen. „Du brauchst dich nicht rechtfertigen – die Show war wirklich... nun... interessant.“ Ohne, dass Harry recht wusste, wie ihm geschah, wurde er mit einem ziemlich anzüglichen Blick bedacht und sein heimlicher Beobachter verschwand mit einem Rauschen der Schiebetür aus seinem Waggon. Verwirrter wie je zuvor in seinem Leben dämmerte ihm, was für einen Auftritt sein größter Rivale, sein größter Feind, na gut, zweitgrößter Feind, gerade gehabt hatte. „Verflucht, Malfoy“, schrie er ihm gedämpft hinterher. Schamesröte schoss ihm in die Wangen. Er wusste nicht, was er machen sollte. Draco Malfoy, der Junge, der ihm das Leben in Hogwarts im wahrsten Sinne des Wortes zur Hölle machte, hatte ihn, den-Jungen-der-lebt, dabei beobachtet, wie er masturbierte. Dem Slytherin würde er nie wieder in die Augen sehen können. Und sein Ruf? Sein Ruf würde wahrscheinlich bald geändert werden, in den-Jungen-der-lebt-und-gerne-mit-seinem-Ständer-spielt. Voller Schuldgefühl richtete Harry seine Klamotten und stierte den Rest der Nacht aus dem Fenster. Und langsam kam die Wut. Die Wut über seine eigene Dummheit. Er hatte dem blonden Schnösel einen Trumpf in die Hand gespielt. Fortsetzung folgt… Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Der Zug hatte endlich gehalten. Zischend und dampfend war er zum Stehen gekommen. Neugierige Erstsemester und glückliche Wiederkehrer eilten aus den fast überfüllten Waggons. Nur ein Schüler hielt sich in seiner Euphorie zurück. Harry hatte keine Lust, einen gewissen anderen Mitschüler wiederzusehen. Niemals, so glaubte er, könnte er dem Slytherin wieder in die Augen blicken. Er war still und in sich gekehrt, so dass er gar nicht merkte, wie er gegen einen riesigen Schrank von Mann stieß. „Hallo Harry, altes Haus, wie geht es dir?“ Vom tiefen Bariton, den Hagrids Stimme verursachte, wurde der 16 jährige wieder in die Realität gebracht. „Hi Hagrid“, begrüßte der Gryffindor den Wildhüter von Hogwarts, der ein sehr guter Freund von ihm war. „Mir geht’s gut und dir?“ Doch das offensichtlich falsche Lächeln in Harrys Gesicht strafte der Antwort Lügen. Hagrid, dem es jedoch überdeutlich im Kopf hallte, dass man den Jungen nicht zum Reden bringen konnte, wenn er es nicht mochte, akzeptierte dieses Lächeln – vorerst zumindest. „Auch gut, Harry, auch gut. Bin gestern erst von einer Mission für Dumbledore zurückgekommen, du weißt ja, wegen du-weißt-schon-wem. Aber psst, nicht verraten“, flüsterte der Hüne hinter seiner vorgehaltenen Hand. Zustimmendes Nicken erfolgte. „Ähm, Harry, ich muss jetzt los. Die Erstsemester – du verstehst?“ Und schon verschwand Hagrid in der Schülermenge. Mittlerweile aus seinen Gedanken gerissen, folgte der Gryffindor den anderen Schülern und stieg in eine der vielen Kutschen ein, die ihn nach Hogwarts bringen würde. Harry, der, bevor er in das Gefährt gestiegen war, nicht nachgesehen hatte, wer noch darin saß, war gelinde gesagt überrascht, als er sich plötzlich zwischen drei Slytherin wieder fand. „Sieh mal einer an, wenn das nicht der Große Harry Potter ist, der uns die Ehre gibt.“ Diesen gottverfluchten, höhnischen Tonfall hatten wohl alle aus Salazar Slytherins Haus drauf. „Halt dein Maul, Zabini.“ Ein leises, verhaltenes Lachen ertönte. „Sind wir heute schlecht gelaunt?“ Genervt rollte Harry mit seinen Augen. Weshalb mussten die Slytherins ihn immer ärgern? Reichte es nicht, dass er der Frustableiter für Malfoy war? Die beiden anderen Jungen, welche Harry nicht kannte, glucksten amüsiert. Es war ja auch so schön anzusehen, wenn die letzte Hoffnung der Zaubererwelt in einem Wortgefecht unterlag. Doch Harry hatte im Moment nun wirklich kein Verlangen danach, sich mit den Slytherins anzulegen. Nein, eigentlich fragte er sich, ob Draco sein Geheimnis nicht schon ausgeplaudert hatte. Als der Gedanke durch Harrys Gehirn schoss, stieg augenblicklich Blut in seine Wangen. Voller Scham schielte er zu den unbekannten Jungen, die ihn nicht weiter beachteten und miteinander tuschelten und dann zu Blaise Zabini. Sein Herz setze für einen Schlag aus. Der schwarzhaarige Junge, dem einige Strähnen ins Gesicht fielen, blickte ihn eindeutig mit einem belustigten Lächeln in den bernsteinfarbenen Augen an. „Oh nein“, dachte der Gryffindor, „oh nein, bitte lass es Draco nicht weitergetratscht haben. BITTE!“ Doch noch bevor sein Schädel weiter rauchen konnte, hielt die Kutsche mit einem ziemlichen Ruck, so dass er fast auf Zabini, der ihm gegenüber saß, gefallen wäre. Harry, der eindeutig genug von den Peinlichkeiten am heutigen Tag hatte, stürmte wie von der Tarantel gestochen aus dem rollenden Fortbewegungsmittel. Er war bedient und irgendwie schlich sich die leise Ahnung, dass dies erst der Anfang von einem überraschungsfreudigen Schuljahr war, in seine Gedankenwelt. Wie sehr Harry Recht mit seiner Vermutung gehabt hatte, konnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen. oooOOOooo „HARRY!“ Schwungvoll wandte sich der Angesprochene um. „Hermine! Ron!“ Lachend ging er auf seine Freunde zu. Die Arme ausgebreitet ließ er sich erst von Hermine, die ihm auch einen Kuss auf die Wange gab, und dann von Ron umarmen. Sein ganzer Ärger, weil die beiden ihn versetzt hatten, war verflogen. Auch sein Erlebnis mit Malfoy war alsbald verdrängt. Es tat so gut, wieder bei den zwei Menschen zu sein, die ihn am besten verstanden. „Und, Harry, wie waren deine Ferien? Ich hoffe, sie waren besser als die letzten.“ „Wo denkst du hin, Ron?“ „Diese doofen Muggel.“ „Ron! So etwas sagt man nicht“, brüllte Hermine sofort. „Ja, aber ist doch wahr! So, wie die Harry behandeln.“ „Du hast ja Recht, doch man sollte wirklich nicht solche Sachen sagen – du klingst dann fast wie Malfoy.“ Harry, der den kleinen Streit seiner Freunde amüsiert verfolgt hatte, zuckte unwillkürlich etwas zusammen, als er den Namen „Malfoy“ hörte. „Verflucht!“, zischte er leise. „Hast du etwas, Harry?“, wollte Ron, dem der Ausdruck seines Freundes nicht entgangen war, wissen. „Nein, nein, Ron. Ähm... wollen wir nicht endlich in die Halle gehen? Wir blockieren hier irgendwie den Durchgang.“ Der schwarzhaarige Zottelkopf deutete auf die Schülertraube hinter sich und lenkte damit erfolgreich sich und seine Freunde ab. Er hätte ihnen auch nur äußerst ungern von seinem frischen Erlebnis mit dem blonden Slytherin erzählt. Bestimmt dachten die beiden noch, dass Harry genauso unberührt war, wie nach seinem Kuss mit Cho. Nun... eigentlich würden sie damit noch nicht einmal falsch liegen. Was sexuelle Erfahrungen anging war Harry Potter, der Junge-der-lebt, nicht gerade bewandert. Außer Cho hatte er noch nie ein Mädchen geküsst. Nicht, dass es ihn irgendwie gestört hätte, eigentlich war es so, dass er sich bisher noch keine großen Gedanken darüber gemacht hatte. Wenn er sich in ein Mädchen verlieben würde, dann würde er sich halt verlieben. Und wenn das Eine zum Anderen führte, warum nicht? Erzwingen wollte er jedoch nichts. „Harry, wo bist du denn?“ „Hä, was?“ „Dein Körper war zwar hier, aber wo war dein Geist eben?“ Harry wurde leicht rot und stammelte nur ein „Ähm... äh... ja, also... ähm... Wollen wir uns nicht endlich setzen?“ Grinsend ging das berühmte Gryffindortrio in die große Halle. Festlich geschmückt wie jedes Jahr hieß die große Halle die komplette Schülerschaft auf Hogwarts willkommen. Die Banner der vier verschiedenen Häuser prangten an den Wänden und leuchteten in ihren Farben. Hunderte Kerzen schwebten über den Tischen und beleuchteten den großen Saal taghell. Überall waren Verzierungen und Verschönerungen angebracht. Kleine Feen dienten der Dekoration als entzückendes I-Tüpfelchen, in dem sie hübsch und leise vor sich hin flatterten. Harry, Ron und Hermine setzten sich zielstrebig auf ihre angestammten Plätze. Und zum ersten Mal seit 5 Jahren wurde dem Jungen-der-lebt bewusst, dass sein Blickfeld durch die Ravenclaws direkt auf den Slytherintisch, auf einen bestimmten grauäugigen Jungen, gerichtet war. Die Laune des Gryffindors, gerade erst gestiegen, machte sich zum nächsten Tiefpunkt des Tages bereit. Unsicher wagte er noch einen klitzekleinen Blick in Richtung Malfoy. SCHOCK! Gerade in diesem Moment, tat selbiger das Gleiche. Smaragdgrüne Augen trafen auf Eisgraue. Harrys Herz plumpste mit einem Satz in seine Hose. Wann, zum Teufel noch mal, hatten Dracos Augen jemals so erheitert gefunkelt? Sie glänzten im Licht der Kerzen silbrig. Gefesselt und gleichzeitig fasziniert konnte Harry seinen Blick nicht abwenden. Er vergaß zu atmen, vergaß die Welt um sich herum, doch dann... dann zuckte Malfoys Mundwinkel in die Höhe, deutete eines dieser fiesen Grinsen an, die Harry so sehr hasste. „Dieses Aas“, dachte Harry, während er nicht verhindern konnte, dass sein Gesicht einen auffallenden Rot-Ton annahm. „Liebe Schüler, auch dieses Jahr heiße ich euch herzlich willkommen auf Hogwarts.“ Dumbledores Rede unterbrach den stillen Machtkampf der zwei heranwachsenden Rivalen. Wobei man nicht behaupten konnte, dass Harry großartig etwas von den Worten seines Schulleiters mitbekam. Nur vereinzelte Satzfetzen drangen in sein Bewusstsein. Im Kopf immer noch bei Malfoy und der Ungewissheit, was dieser mit seinem, mit Harrys Geheimnis vorhatte, verdrängte der Goldjunge seine Umwelt. „Mensch, Harry, wo bist du schon wieder?“ „HÄ?“ Genervt verdrehte Ron seine Augen – etwas, das er unbewusst von Harry angenommen hatte. „Was ist mit dir los? Du bist schon den ganzen Abend so merkwürdig.“ „Nichts, nichts... Nein, ähm… mir geht es gut, ich bin bloß etwas müde.“ „Wenn du meinst.“ Gemeinsam gingen sie die unzähligen Stufen zum Gryffindorturm hoch. Neville, Seamus und Dean und Ginny Weasley hatten sich ihnen angeschlossen. Es tat Harry gut, wieder die vertraute Atmosphäre von Hogwarts aufzunehmen. Die Treppen mit Eigenleben zu sehen und die Bilder, die an den Wänden hingen und freundschaftlich zuwinkten. Harry konnte gar nicht beschreiben, wie sehr er das alles vermisst hatte. Viel zu schnell kamen sie am Porträt der fetten Dame an. „Passwort.“ „Löwenmähne“, antworteten Ron und Hermine gleichzeitig, bevor sie sich kurz angrinsten. Das Gemälde sprang nach links auf und gab den Zugang zum Gryffindorturm frei. Im Gemeinschaftssaal loderte ein angenehm warmes Kaminfeuer und ließ lustige Schatten über die Wände tanzen. „Wollen wir noch ein bisschen feiern?“ „Klar, Mine!“ Ron war von dieser Idee begeistert. Und auch die anderen Gryffindors, die mittlerweile eintrudelten, waren sofort dabei. Nur Harry, mild lächelnd, verabschiedete sich von der bunten, heiteren Truppe. Er fühlte sich merkwürdig müde und melancholisch. Alles in ihm schrie nach seinem kuscheligen Bett. Mit einem kurzen „Gute Nacht“ verschwand er in den Jungenschlafsaal. Die Hauselfen hatten seinen Koffer bereits ins Zimmer gebracht und Harry kramte sich einen Pyjama und sein Zahnputzzeug raus. Im Bad wollte er es erst bei einer Katzenwäsche belassen, doch die Duschen lockten ihn dann doch zu sehr. Schnell hatte er sich entkleidet und unter einen dampfenden Wasserstrahl begeben. Mit seinen Händen verteilte er das Duschgel auf seinem Leib. Es dauerte eine Weile, bis sein träger Körper auf die reinigenden Berührungen reagierte. Ein angenehmes Kribbeln breitete sich in seiner Lendengegend aus. Doch dann... dann drang die Erinnerung an seine ungewollte Begegnung mit Malfoy in sein Bewusstsein. Augenblicklich verschwand die süße Erregung, die gerade bereit war, in seinem Körper aufzublühen. „Fuck“, fluchte Harry und beendete misslaunig seine Reinigung. Seine Laune wurde noch schlechter, als er im Schlafanzug den Schlafsaal betrat und feststellen konnte, dass seine Freunde die kleine Party zwischenzeitlich verlegt hatten. Mürrisch ging er zu seinem Bett, legte sich hin und ließ die dunkelroten Samtvorhänge zufallen. Die Geräusche seiner Zimmergenossen wurden durch den dicken Stoff gedämpft. Keine fünf Minuten später verstummte Deans und Seamus Geplapper. Auch Ron und Neville schienen sich jetzt endlich hingelegt zu haben. Sämtliche Lichter verloschen und fast war es so, als hätte Harry mit dem Zuziehen seiner Vorhänge den Startschuss zur nächtlichen Ruhe gegeben. Von der plötzlichen Stille umfasst, kuschelte Harry seinen Kopf tiefer in das weiche Kopfkissen. Er atmete tief ein und aus. Sein pochendes Herz wurde langsamer und seine Gedanken durchlebten den vergangenen Tag Revue. Es war viel geschehen. Erst die Hektik bei den Dursleys, die Zugfahrt nach Hogwarts – insbesondere die Malfoy-Affäre - dann die Ankunft und die merkwürdige Kutschfahrt, Hermine und Ron, das Treffen mit den anderen und etwas, das er nur am Rande mitbekommen hatte – Lupin war wieder da. Dieses Jahr würde der Werwolf aufgrund mangelnder Bewerbungen bezüglich der Stelle zum Lehrer für „Verteidigung gegen die dunklen Künste“ diesen Job wieder übernehmen. Harry freute sich darüber ungemein, fand es jedoch bedauerlich, dass Lupin nach dem Essen so schnell verschwunden war, und er, kaum, dass er aus seiner Starre erwacht war, den Lehrer verpasst hatte. Langsam, aber sicher verblassten die Gedanken von Harry und er schlummerte selig und zufrieden ein. oooOOOooo Bäume. Überall waren Bäume. Dichte, finstere Bäume, deren Blätterwerk bedrohlich rauschte. Es war schrecklich finster. Man konnte kaum die Hand vor Augen erkennen und doch... da war etwas, man konnte es spüren. Verängstigt versuchte Harry, dem zu entkommen, was so unweigerlich immer näher kroch. Der Wind trug leises Stimmengeflüster an seine Ohren. Wo zum Teufel war er? Gerade lag er doch noch in seinem Bett! So sehr er auch gegen den inneren Zwang ankämpfte, er war machtlos, dazu verdammt, zu einem Zuschauer zu werden. Zu oft hatte er diesen Zustand schon erlebt und zu oft hatte er die Qualen und Schmerzen gespürt. Er wusste, es würde ihm nichts bringen, wenn er sich noch länger dem Impuls, den Stimmen zu folgen, verweigerte. Er hatte keine Wahl und konnte nur noch eins tun – es schnell hinter sich bringen. Schwerfällig tapsten seine Schritte barfuß durch den feuchten Waldboden. Er bemerkte kaum die Stiche der Tannennadeln in seinen Fußsohlen. Was er fühlte, war das Brennen seiner Narbe. Ein Brennen, dessen Intensität mit jedem zurückgelegten Meter stärker wurde. Harry wusste, auch ohne in den Spiegel zu sehen, dass sein Stigma grün leuchtete. Es war jedes Mal so. Nach circa 50 Metern kam er an einer Lichtung an. Ein magisches Feuer, in giftgrünem Farbton, loderte in der Mitte. Zwei in schwarze Roben gekleidete Gestalten standen dort und bewachten einen jungen hübschen Mann, der wimmernd auf dem Boden lag. Offensichtlich war es ein Muggel. Seine Kleider und sein dunkelgrüner Hut mit Rebhuhnfeder zeichneten ihn als Jäger oder Förster aus. Harry konnte direkt in sein Gesicht sehen. Die Lippen waren angeschwollen und aufgeplatzt, so als hätte man ihm einen kräftigen Kinnhaken verpasst. Am liebsten wäre er hingerannt, hätte den Todesessern befohlen, den Unschuldigen freizulassen, doch das Wissen um seine eigene Hilflosigkeit hielt ihn zurück. Es war sein Astralwesen, das sich an diesem von allen Göttern verlassen Ort befand und nicht er selbst. Er wusste, dass die Anderen ihn nicht sehen konnten und dennoch fühlte er sich so schrecklich. Plötzlich schlugen Funken aus dem Feuer. Erschrocken zuckte er zusammen, um gleich darauf vor Schmerz aufzuschreien. Der Schmerz in seinem Kopf war zu einer mörderischen Qual geworden. „Er ist da…“, jammerte Harry, „er ist da und er ist sehr, sehr wütend...“ Mit Tränen in den Augen blickte der Junge-der-lebt auf und konnte gerade noch erkennen, wie Voldemort, das Gesicht zu einer grotesken Maske des Zorns verzogen, aus dem Feuer stieg. Eine Stimme, glatt und schneidend wie eine Schwertklinge, ertönte. „Ist er das? Ist das der Muggel, der in mein Revier eingedrungen ist?“ „Ja, mein Lord, das ist er“, lautete die folgsame Antwort des Kleineren der beiden Diener. „Zeigt mir sein Gesicht!“ Brutal riss der größere und stärkere Todesesser den Muggel auf die Füße. Zwang den Mann, mit einem harten Griff um seinen Kiefer, dem Dunklen Lord in die stechenden Schlangenaugen zu blicken. Vor lauter Elend und Harm stöhnte der Gefangene auf. Er ahnte wohl schon, dass er diese Nacht nicht überleben würde und die Erkenntnis trieb eine jähe Verzweiflung in seine geschundenen Glieder. Mit letzter verbliebener Kraft zerrte er an den magischen Fesseln – vergebens. Voldemort lachte. Es war grauenerregend, hämisch und voller Verabscheuung. „Denkst du wirklich, du schwacher, kleiner Muggel, könntest etwas gegen unsere Macht unternehmen? Mh, glaubst du das?“ „Nein...“ es war ein Hauch, nicht mehr, doch dann voller Trotz: „Aber ich werde nicht kampflos sterben!“ „Uh, du machst mir Angst“, erklang die vor Spott tropfende Antwort Voldemorts. „Lass uns sehen, wie dir das schmeckt... Crucio“ Schreiend, sich vor Qualen windend, fiel der Muggel auf den harten Boden. Sein Körper zuckte, verkrampfte sich vor Schmerz, es dauerte fast eine Minute, bis der Fluch von ihm genommen wurde. Der Mann war schon jetzt kaum mehr als lebendig zu bezeichnen, die Heftigkeit von Voldemorts Zorn hatte sich auf den Zauber erstreckt. Und Harry? Harry schrie! Schrie mit dem Mann, durchlitt ebenfalls eine enorme Folter. Er wollte helfen, wollte das Böse nicht länger ertragen, wollte nicht, dass Unschuldige so viel Leid erlitten, wünschte sich mit einer Inbrunst, die seine Seele fast zerriss, Voldemort mit dem Todesfluch vernichten zu können. Seine Schreie blieben ungehört, wurden jedoch stärker, denn mit dem Zorn des Lords wuchsen die Schmerzen in Harry. Der Genuss, mit dem Voldemort seinen Gefangenen drangsalierte, peinigte und foltere, ging auf den 16-Jährigen Gryffindor in Form von Schmerz über. Harry wurde panisch! Konnte nicht mehr aufhören, zu schreien. Noch nie hatte er solche Schmerzen durchlebt. Es war wesentlich schlimmer als alles bisherige. Er schrie und schrie, bis eine Woge Schmerz ihm die ersehnte Ohnmacht gönnte. Fortsetzung folgt… Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Mit müden und trüben Augen saß Harry vor seinem Frühstück. Den Lärm, den seine Schulkameraden machten, bekam er nicht mit. Und auch, dass er seinen Teller mit dem belegten Sandwich und dem gebackenen Schinken nicht angerührt hatte, bemerkte er nicht. Am liebsten wäre der Gryffindor in seinem Bett liegen geblieben. Die Nacht war für ihn viel zu kurz gewesen. Er konnte sich zwar nicht mehr an die Einzelheiten seines Albtraums, seiner Vision mit Voldemort erinnern, doch das hartnäckige Dröhnen in seinem Schädel wollte nicht verschwinden. Harry hatte brutales, hämmerndes Kopfweh. Seine Augen taten ihm weh und sobald er zuließ, dass sein Körper die Geräusche um ihn herum bewusst wahrnahm, hätte er schreien können. Und schlecht! Schlecht war ihm auch noch und das am ersten Schultag des neuen Jahres. Es war zum Verzweifeln. Die Schicksalsgötter mussten es in diesem Jahr besonders schlimm mit ihm meinen. Oder was hatte er sonst verbrochen, dass er so gequält wurde? Er wusste es nicht und erst als Ron ihn am Arm zupfte, damit sie noch rechtzeitig zum Unterrichtsbeginn kamen, erwachte er aus seiner Trance. Dem Schritttempo von Ron und Hermine folgend, eilte er durch die Gänge der Schule und konnte es nicht fassen, in welche Richtung er gelenkt wurde. Das durfte einfach nicht sein! Die erste Stunde und dann DAS! „Oh, bitte nicht“, flehte Harry leise, von den Anderen ungehört, zu sich selbst. Sekundenlang dachte er daran, wie schön es doch bei den Dursleys sein konnte und dass Flucht gar nicht einmal so schlecht war. Es half aber alles nichts. Die erste Schulstunde dieses Jahr war eine Doppelstunde Zaubertränke mit den Slytherins. „Oh, Happy Day”, murrte Harry ironisch. Sie kamen gerade noch pünktlich. Snape kam gleichzeitig mit dem Trio am Klassenraum an. Man konnte seiner düsteren Miene deutlich ansehen, dass er den Gryffindors gerne Punkte abgezogen hätte. Im Raum selbst waren alle anderen Schüler schon anwesend. „Heute beginnen wir mit einem neuen Fachgebiet der Zaubertrankmagie“, begann der Professor ohne Umschweife seinen Unterricht. „Wir werden heute mit Heiltränken, ihren Wirkungsweisen und ihren Nebenwirkungen beginnen. Schlagt euer Lehrbuch, Seite 15 auf und lest euch die Kapitel drei bis sieben durch. Danach beginnt jeder für sich mit dem brauen folgenden Trankes!“ Ein Schwenker mit dem Zauberstab und auf der Tafel stand in akribischer Schrift das Rezept für einen Trank, der sich „Lieschen“ nannte. „Die Zutaten, die nicht in eurem persönlichen Vorrat zu finden sind, könnt ihr von meinem Schreibtisch nehmen. Ihr habt jetzt noch eine Stunde Zeit, danach werden wir einige Tränke an ihren Brauern testen.“ Ein Gemurmel ging durch die Klasse, verstummte jedoch dank Snapes Blick sofort wieder. Missgelaunt begann Harry die geforderten Kapitel zu lesen, konnte sich jedoch nicht wirklich auf den Text konzentrieren, da die Buchstaben aufgrund seines Kopfwehs die Angewohnheit hatten, wie wild hin und her zu springen. Nach und nach klappten alle Bücher zu und die Schüler begannen mit dem Brauen. Frustriert verfolgte der Gryffindor das Tun seiner Kameraden, während er sich immer noch mit Kapitel vier quälte. Als dann auch Neville zu seinem Kessel griff, reichte es Harry und er legte das Buch beiseite und fing, mit einem flauen Gefühl im Magen, an, den Trank zuzubereiten. „Arbeitsschritt 4: Man füge vier gemahlene Krallen eines Falken, vermengt mit 50 Gramm pulverisierter Schlangenhaut in das köchelnde Wasser.“ Gesagt getan. „Nun müssen in 30 Sekundenintervallen erst 10 ml. Wermut, dann 21 ml. Drachenblut und 2 Tropfen Tollkirschextrakt in den Sud gegeben werden.“ Irritiert runzelte Harry seine Stirn. Waren Tollkirschen nicht giftig? Mit einem leichten Schulterzucken gab der 15-Jährige auch diese Zutaten in den Kessel und gerade, als er zum nächsten Punkt der Rezeptur übergehen wollte, bemerkte er, wie sein Trank erst rot, dann grün und schließlich schwarz wurde. Noch bevor er etwas wie: „War das im Buch nicht anders beschrieben“ nuscheln konnte, entstanden große, wirklich große Blubberblasen! Snape, der Harry die letzten ein bis zwei Minuten wohl genau beobachtet haben musste, sprang von seinem eigenen Arbeitsplatz auf, schrie ein lautes „Alle in Deckung!“ und dann, dann machte es auf einmal BOOM! Nach der Explosion herrschte Totenstille. Keiner wagte sich zu bewegen, geschweige denn, ein einziges Wort zu sagen. Harry, der sich in letzter Sekunde noch unter sein Pult gerettet hatte, schwante schlimmes. Noch nie hatte er es geschafft, seinen Kessel zum Explodieren zu bringen. Oh, er hatte schon unzählige Zaubertränke ruiniert, aber das hier war die Krönung. Der Qualm im Raum verhinderte, dass er etwas sehen konnte und dennoch wusste er, dass Snape sich vor ihm aufgebaut hatte. „Air Extro.“ Der Zauberspruch Snape’s reinigte innerhalb von Sekunden die Luft. Harry griff nach seiner Brille, die ihm von der Nase gefallen war, putzte das rußige Ding mit seinem noch dreckigeren Pullover ab und setzte sie sich auf die Nase. Er wünschte sich, seine Sehhilfe nicht aufgesetzt zu haben. Sein „Lieblingslehrer“ stand, soweit er das mit dreckiger Brille sehen konnte, mit einer Fratze des Zorns vor ihm. Es war direkt verwunderlich, dass der Mann noch nicht in die Luft gegangen war. Nie zuvor hatte der ehemalige Todesser Harry so... so... so unsagbar hasserfüllt angesehen. Dem Gryffindor wurde ganz anders zumute. Und sein penetrantes Kopfweh meldete sich auf einmal wieder. „Mr. Potter“, Snape’s Stimme war leise, doch den brodelnden Zorn konnte man nicht überhören. „Bitte tauschen sie Ihren Platz mit Mr. Zabini und setzen Sie sich zu Mr. Malfoy an den Tisch.“ Ohne zu zögern kam Harry der Aufforderung nach und verließ seinen angestammten Platz neben Ron und Hermine. Er traute sich noch nicht einmal, Draco oder seine Klassenkameraden anzusehen, allerdings konnte er deren Blicke auf sich spüren. „Ich denke, Mr. Potter, Sie werden mir zustimmen, wenn ich sage, dass es sinnvoll wäre, wenn Sie das restliche Schuljahr zur Sicherheit aller neben Mr. Malfoy verbringen. Vielleicht kann ja Mr. Malfoy verhindern, dass Sie uns alle umbringen.“ Kurz hob Harry seinen Kopf, um Einspruch zu erheben, die abwehrende Handbewegung seines Lehrers hinderte ihn jedoch daran, seinen Mund zu öffnen. „Des weiteren werden Sie von heute an genau einen Monat lang jedes Wochenende zu mir ins Büro kommen und Strafarbeiten erledigen.“ Wieder wollte Harry etwas sagen, um es gleich darauf bleiben zu lassen. „Und außerdem macht das 60 Punkte Abzug für Gryffindor.“ Der Tränkemeister wandte sich den übrigen Gryffindors zu: „Bedanken sie sich bei Mr. Potter für den exzellenten Start in ein neues Schuljahr.“ oooOOOooo Vereinzelte Wolken wanderten über den ansonsten strahlend blauen Mittagshimmel. Mit einem Grashalm im Mund, auf dem er hin und wieder kaute, lag Harry, Abstand zu seinen Schulkameraden haltend, am See. Der Baum, der hinter ihm stand, spendete genug Schatten, so dass er nicht befürchten musste, einen Sonnenstich zu bekommen. Die Temperaturen waren gerade für diese Jahreszeit und überdies für englische Verhältnisse sehr hoch. Das fröhliche Lachen einiger Erstklässler, die im Wasser planschten, stieß auf taube Ohren. Harry war so sehr in Gedanken vertieft, dass die Welt hätte untergehen können und er hätte nichts mitbekommen. Sein ganzes Wesen war mit der höchst peinlichen und grausamen Zaubertrankstunde ausgefüllt. Dass Snape ihn vor der ganzen Klasse runtergemacht hatte, war nicht das Schlimmste gewesen. Draco hatte sich die restlichen Unterrichtstunden bis zum Mittagessen (warum hatten sie Heute morgen auch alle Fächer mit den Slytherins?) über ihn lustig gemacht. Diese unqualifizierten Kommentare, die von „Potter, nur weil du der Junge-der-lebt bist, heißt das noch lange nicht, dass wir alle unsterblich sind“ über „Danke, Potter, du hast es geschafft, dass ich das komplette Schuljahr deine potthässliche Fresse neben mir ertragen muss“ zu „Was hast du eigentlich in deinem Schädel? Matsch? Schaffst es ja noch nicht einmal, einen einfachen Zaubertrank anzurühren. Selbst Longbottom ist nicht so ein Versager wie du.“ gereicht hatten, hätte er ja noch ignorieren können, aber nicht die furchteinflößenden und vorwurfsvollen Blicke der Gryffindors. Innerhalb von vier Stunden hatte sich die Nachricht von der Explosion im Kellergewölbe durch die ganze Schule verbreitet. Ron und Hermine waren bemüht, Harry zu trösten, allerdings war diese Mühe vergebens. Harrys ohnehin schon angeschlagenes Selbstvertrauen war unter den Nullpunkt gesunken. Er zweifelte wieder einmal an seiner Existenz. Was oder wer war er schon? Ein Held, wie ihm die Zauberergemeinschaft einredete, war er ebenso wenig wie der letzte Abschaum, was ihm seine „netten“ Verwandten immer wieder einzutrichtern versuchten. Alles, was er wusste, war, dass er der Junge war, der Schuld am Tod von zwei Menschen hatte. Wegen ihm waren Cedric und Sirius gestorben. In den Ferien hatte er die Tatsachen so tief in sein Unterbewusstsein verdrängen können, dass er sie irgendwie ohne andauernde Weinkrämpfe und Schuldgefühle überstanden hatte. Jetzt jedoch waren gerade diese verdrängten Emotionen dabei, wieder aufzutauchen. Am liebsten hätte Harry seinem Unmut mit einem lauten, verzerrenden Schrei Luft gemacht, doch er konnte nicht, durfte nicht. Frustriert schnaubte er auf und schloss seine Augen. Für wenige Momente wollte er von einer heilen Welt träumen. So hörte er nicht, wie sich federleichte Schritte näherten und so bemerkte er auch nicht, dass sich jemand neben ihm ins Gras setzte. Erst als eine hauchzarte Berührung an seiner Nasenspitze kitzelte, öffnete Harry seine Lider. Erschrocken riss er seine Augen weit auf, während beim Erkennen seines Gegenübers ein zischender Laut seiner Kehle entschlüpfte. „Malfoy, was?“ „Ganz ruhig, Potter, ich werde dich schon nicht fressen.“ Dracos Stimme war alles andere als glaubwürdig. Der schnarrende, spöttische Tonfall schien ihm angeboren. „Was soll das?“ Wütend blickte Harry auf den Strohhalm in Dracos Hand, der noch vor kurzem über seine Nase getänzelt war. „Weißt du, Potter, ich frage mich, was ich mit deinem kleinen Geheimnis anfangen soll.“ Harry schluckte. „Meinem Geheimnis? Ich habe kei...“ „Versuchs erst gar nicht. Du bist der schlechteste Lügner, den ich kenne.“ Auf diese Bemerkung wusste Harry nichts zu erwidern. Er wusste, dass Draco recht hatte und das ärgerte ihn ungemein. „Potter, Potter...“ Der Slytherin schüttelte seinen Blondschopf, um gleich darauf einen finsteren Blick aufzusetzen: „Ich denke, ich werde dich ein bisschen erpressen.“ „Mich erpressen? Womit denn? Denkst du, dir glaubt jemand mehr wie mir?“ „Nein, natürlich nicht. Wer würde schon einem Malfoy mit zweifelhaftem Ruf, jetzt, nachdem mein Vater dank dir denunziert wurde, eher glauben, als dem großen Harry Potter höchstpersönlich? Oh nein, Potter, so leicht mache ich es dir nicht. Mein Wort ist heute vielleicht nicht mehr so viel Wert wie deines, doch dafür habe ich das hier.“ Mit einer schnellen, galanten Bewegung zog Draco etwas aus der Innentasche seines Zauberumhanges und hielt es Harry ins Gesicht. Wie schockgefroren starrte Harry auf das Foto in Dracos Hand. Sein Herz raste wie ein Sucher im Sturzflug. Auf dem Foto war er im Zug von Hogwarts zu sehen. Doch war es kein harmloses Bild. Nein, es war ein magisches Foto, das ihn beim Masturbieren zeigte. „Wie? Nein, wann?“ „Sagen wir einfach, du warst ein wenig zu... mh... abgelenkt, um es zu bemerken.“ „Was willst du von mir?“ „Das, mein Freund, wirst du noch früh genug erfahren.“ Die Art, mit der Draco das Wort „Freund“ aussprach, tropfte nur so vor Hohn. „Das Bildchen hier schenke ich dir. Ich habe davon noch ein halbes Dutzend.“ Harry hätte Draco zu gerne das dreckige Grinsen aus dem Gesicht geschlagen, beherrschte sich jedoch noch gerade so. Seine Hautfarbe war durch den Schock ganz bleich und dann vor Scham knallrot geworden. In seinem Kopf befand sich regungslose Fassungslosigkeit. Unfähig, die unwillkommenen Informationen in seinem Gehirn zu ordnen, sah er zu, wie der Slytherin elegant aufstand und Richtung Schloss schlenderte. „Was wollte Malfoy von dir?“ Ron war gerade auf Harry zugetreten, nachdem Seamus und Dean das ungleiche Pärchen bemerkt hatten. Der Anblick war auch zu verboten. Harry Potter und Draco Malfoy in einem scheinbar friedlichen Gespräch vertieft. Für Ron, als bester Freund Harrys, war sofort offensichtlich, dass es eine erzwungene Konversation durch den Slytherin sein musste. Harry würde niemals freiwillig eine Unterhaltung mit Malfoy führen und in Anbetracht der Tatsache, dass Harry schon den ganzen Tag von Malfoy getriezt wurde, erst recht nicht. Sein Ich-mache-mir-Sorgen-um-Harry-Modus war in Kraft getreten. „Nichts, Ron.“ „Sicher?“ „So sicher, wie man sein kann, wenn man zum 100. Mal an einem Tag gesagt bekommen hat, dass man eine Flasche in Zaubertränke ist.“ Das schiefe Grinsen in Harrys Gesicht beruhigte Ron, jedoch konnte es das Gefühl nicht verdrängen, dass sich hinter Harrys Augen nicht doch noch eine andere Wahrheit verbarg. Als hätte Harry die Zweifel unter den Sommersprossen von Ron gelesen, lenkte er den Rothaarigen ab: „Wo ist eigentlich Hermine?“ „Ach so, die... ja, also, die wollte zur Eulerei und ihrem Viktor einen Brief schicken.“ „Bist du immer noch sauer, weil sie dir einen Korb gegeben hat?“ „Nein, das ist es nicht.“ „Und was ist es dann, Ron? Ist ja nicht gerade so, als hätte Herm dir keine Chance gegeben."“ „Weiß ich doch, doch daran liegt es ja auch nicht.“ „Ah! Willst du es mir erklären?“ „Ach, ist doch nicht so wichtig, Harry, ich werde mich schon wieder einkriegen.“ „Wollen wir’s hoffen. Wann fängt eigentlich die nächste Stunde an?“ Ron blickte kurz auf seine Uhr und stieß ein: „In fünf Minuten!“ raus. Ron, Harry und noch ein halbes Dutzend anderer Schüler packten blitzschnell ihre Sachen zusammen und rannten eiligen Schrittes ihrer nächsten Unterrichtsstunde entgegen. oooOOOooo Der Nachmittag verlief für Harry wesentlich besser als der Vormittag. Sie hatten Verwandlung bei Professor McGonagall und Harry konnte, da er es mit nur zwei Versuchen schaffte, ein Meerschweinchen in eine Blumenvase zu verwandeln, fünf Punkte für sein Haus gewinnen. Und auch in Wahrsagen hatte er ein bisschen Glück. Professor Trelawney prophezeite ihm weder seinen Tod, noch eine schwierige Dekade voller Schmerz und Pein, nein, sie beschränkte sich lediglich darauf, ihm eine heftige und leidenschaftliche Affäre vorauszusagen. Diese Prophezeiung führte allerdings zu den interessantesten Spekulationen unter den Mädchen. Hauptsächlich Parvati und Lavender sorgten für entsprechenden Klatsch. Cho Changs Name war plötzlich wieder in aller Munde. Keiner hatte vergessen, dass Harry im 4. Schuljahr besonderes Interesse an der Ravenclaw gezeigt hatte. Nach dem Tod von ihrem Freund Cedric war es jedoch still um das Traumpaar Potter / Chang geworden. Harry waren diese Gerüchte und Halbwahrheiten jedoch wesentlich lieber, als seine Ich-habe-meinen-Kessel-zum-explodieren-gebracht-Tatsache. Ron verbrachte nach dem Unterricht fast jede Minute an Harrys Seite, so dass dieser keine Chance mehr hatte, in seine trübe Stimmung zurück zu fallen. Das Abendessen kam und ging, ohne dass der Schwarzhaarige einen dummen Kommentar oder Blick von Malfoy abbekommen hatte. Die Schlafenszeit brach herein und im Gemeinschaftsraum wurde Snape-Explodiert in zweier Teams gespielt. Dean und Seamus spielten gegen Ron und Harry. Dank einer Glückssträhne lagen Dean und Seamus mit fünf gewonnen Spielen im Voraus, doch Harry und Ron gaben sich unter viel Lachen und Flüchen die größte Mühe, den Vorsprung einzuholen. Erst als Hermine um 23:00 Uhr ihr Buch „1001 Ratschlag zur Haushaltsführung junger Hexen“ zuschlug und die Jungen ins Bett scheuchte, löste sich das freudige Beisammensein. Gerade als Harry in das Schlafzimmer getreten war, kam ihm eine Eule durch das offene Fenster entgegen geflogen. Sie war mittelgroß und augenscheinlich einer der Schulwaldkäuze. Gediegen landete sie auf Harrys Schulter, damit jener ihr den Brief vom Bein machen konnte. Verwundert runzelte der Gryffindor seine Stirn. Wer um alles in der Welt konnte ihm jetzt noch einen Brief schicken? Einen Augenblick dachte er daran, dass es Sirius war, doch fast gleichzeitig drang der Tod seines Paten wieder in sein Bewusstsein. Harry langte kurz in seine Nachttischschublade, holte einen Keks heraus und gab diesen der Eule, die ihre Flügel spreizte und mit einem stolzen Aufschrei aus dem Raum flog. Zögerlich faltete er das Papier auseinander. Ohne einen ersichtlichen Grund zitterten seine Finger. Die Geräusche von seinen Freunden, die herumalberten und sich mit Handtüchern quer durch Bad und Betten jagten, gerieten in den Hintergrund. Seine Augen flogen über das Pergament und hingen ungläubig auf den säuberlich geschriebenen Worten. » Potter, komm heute Abend Punkt 0:00 Uhr auf den Astronomieturm. ALLEINE! Wir haben etwas zu besprechen. Du weißt, warum! Solltest du nicht auftauchen, wird das für dich Konsequenzen haben. Du weißt, welche!« Nicht ganz eine halbe Stunde noch. Harry wusste nicht, ob er wirklich zu dem Treffen gehen sollte. Vielleicht war jetzt der richtige Zeitpunkt, um Ron von seiner Blamage zu erzählen? Harry zauderte. Was sollte er bloß tun? Mit seinen Freunden – nein, mit Ron, denn Hermine würde er nie etwas von der Zugaffäre verraten, könnte er eventuell einen Ausweg aus dem Dilemma finden. Doch als sein schlaksiger Kumpel mit hundemüden Augen ins Zimmer kam, sich auf sein Bett legte und fast sofort einschlief, wusste Harry, dass er da alleine durch musste. Zehn Minuten später, als alle Lichter aus waren, schnappte er nach seinem Tarnumhang und schlich sich aus den schützenden Gryffindorgefilden. Harry musste sich beeilen, wenn er noch rechtzeitig kommen wollte. Er war froh, dass den Anderen nicht aufgefallen war, dass er sich nicht fürs Bett fertig gemacht hatte. Als die Lichter ausgegangen waren, lag Harry mit seiner kompletten Alltagsbekleidung unter seinem Bettzeugs. Zeitlich hätte er es niemals geschafft, rechtzeitig zu kommen, wenn er sich vorher noch hätte umziehen müssen. Sollte er pünktlich erscheinen, konnte er sich noch glücklich schätzen. Die Bilder und Treppenstufen flossen förmlich an seiner Wahrnehmung vorbei. Total außer Atem kam er zwei Minuten vor 0:00 Uhr am Turm an. Weder Filch noch Mrs. Norris hatte er gesehen oder gehört. Die Karte der Rumtreiber, die er aus reiner Gewohnheit dabei hatte, zeigte die Beiden bei dem Punkt Severus Snape im Keller. Kurz sammelte er sich und dann drückte er die Klinke runter, betrat den Raum, wo seine Geißel auf ihn wartete. „Malfoy?“ Nichts. Keine Antwort. Absolute Stille. Harry drehte sich einmal im Kreis und konnte den blonden Slytherin nirgends entdecken. Hatte Draco ihn reingelegt? War das nur ein Test, um zu sehen, wie Harry reagieren würde? Der Gryffindor schnaubte und wendete sich in Richtung Tür zum gehen, als er an einen festen Gegenstand prallte und auf seinem Hintern landete. „Au! Verflucht, Potter, kannst du nicht aufpassen?“ „Malfoy?“ „Shh.. sei still oder willst du Filch anlocken?“ Harry rappelte sich mühselig auf, richtete seine schiefe Brille und sah einen ulkigen Anblick vor sich. Von Draco, der wohl ebenfalls dabei war, vom Boden aufzustehen, konnte er nur einzelne Körperteile in der Luft schweben sehen. Er sah den Kopf, den rechten und den linken Fuß, jedoch keine Beine. Der Brustkorb war teilweise zu sehen und sonst nichts mehr. „Du hast einen Tarnumhang?“ „Hast wohl gedacht, du wärst der Einzige hier mit diesem Luxus.“ „Ähm... eigentlich schon...“ „Da hast du dich geirrt. Jetzt zieh schon das verdammte Ding aus, so kann man sich ja gar nicht gescheit unterhalten.“ Mit diesen Worten öffnete Draco den Verschluss von seinem Umhang und vor Harry stand ein Malfoy im edelsten Seidenschlafanzug, den er in seinem ganzen Leben gesehen hatte. Der leichte Stoff schmiegte sich an Draco’s grazile Figur und betonte seine langen Arme und Beine um einiges. Harrys Herz schlug plötzlich schneller. Er wusste nicht, weshalb, doch der Anblick schien seinem Körper eine Reaktion zu entlocken. „Potter, mach hin! Ich will nicht die ganze Nacht vertrödeln.“ Mit einem Surren fiel auch Harrys Tarnumhang. „Also, was genau willst du?“ Ein schiefes Grinsen tauchte in Malfoys Gesicht auf und in den grau-blauen Augen, erglomm ein eigenartiges Funkeln. Harry, gebannt von den Veränderungen in Dracos Augen, sah, wie die Pupillen sich vergrößerten und die Ränder dunkel wurden, während die Augen an Farbe gewannen. Nach einigen Momenten, Harry konnte nicht sagen, wie lange er in diese faszinierenden Seelenspielen gestarrt hatte, waren die Augen strahlend Blau. Er musste den Kloß in seinem Hals herunter schlucken. „Also, Malfoy, was... was willst du jetzt von mir?” „ALLES!“ „Bitte?“ Verunsichert klebte Harrys Blick auf Malfoy, der sich auf ihn zu bewegte. Instinktiv wich Harry zurück, bis er über eines der Sitzkissen stolperte, sich mit den Füßen darin verhedderte und zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten auf seinem Hintern saß. Den blonden Slytherin hatte Harry jedoch nie aus den Augen gelassen und der Frosch in seinem Hals fand es äußerst beunruhigend, dass dieser seine Schritte noch nicht zum stoppen gebracht hatte. Als Draco endlich bei ihm angekommen war, ging dieser in die Knie und beugte seinen Kopf weit herunter. Für etliche Sekunden, die Harry wie Stunden vorkamen, glaubte er, in den blauen Tiefen Lüsternheit zu entdecken, doch als Dracos Wange die seine berührte und er von dem unerwarteten Körperkontakt fast Ohnmächtig wurde, schaltete sein Verstand ab. Der Gryffindor war restlos überfordert mit dieser Situation. Die Spannung zwischen ihnen irritierte und schwächte den Dunkelhaarigen, ohne, dass er eigentlich wusste, weshalb. Draco öffnete seinen Mund und ein warmer Lufthauch streifte Harrys Ohr, verursachte, dass sich die feinen Nackenhärchen aufrichteten und das durch Harrys Körper Schauer liefen. „Du...“, ein rauchiges Flüstern, „wirst...“, eine kleine spannungssteigernde Pause, „mein...“ und Harry konnte Dracos rechte Hand seine Wange entlang zu seiner Halsbeuge streicheln fühlen, „...Sklave sein.“ Abrupt löste sich Malfoy, tat so, als hatte diese knisternde Energie von eben niemals existiert. Es dauerte etwas, bevor Harrys Gehirnmasse sich aus ihrem Watte ähnlichen Zustand wieder zurückverwandelt hatte. „Niemals!“ „Wirklich, Potter?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen starrte Draco spöttisch auf Harry, dessen Gesicht eine rote Verfärbung angenommen hatte und dessen Gefühlswelt zwischen Verwirrung und Wut schwankte. „Potter, du kennst die Konsequenzen und ich weiß, dass du sie um jeden Preis verhindern willst.“ „Was genau soll ich machen?“ Harry hatte aufgegeben – vorerst zumindest. Ihm würde schon noch etwas einfallen, um sich aus Dracos Falle heraus zu winden. „Sei pünktlich morgen früh, Pardon, heute um 7:30 Uhr vor dem Slytheringemeinschaftsraum. Du weißt ja. wo er liegt.“ Mit diesen letzten Worten griff Draco seinen Tarnumhang auf, zog ihn sich in einer gleitenden Bewegung über und verschwand, noch ehe Harry etwas dazu sagen konnte. „Scheiße!“ Verärgert, da er in nicht mehr als 6,5 Stunden wieder aufstehen musste, verließ auch Harry den Astronomieturm. Das war er also gewesen, der erste Schultag seines 6. Schuljahres in den Mauern von Hogwarts. Fortsetzung folgt… Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Am nächsten Morgen war Harry pünktlich. Seine Augen waren verquollen, weil ihm jede Menge Schlaf fehlte und mit einem ärgerlichen Seufzer dachte er daran, wie Ron und die anderen noch in ihren Betten lagen und friedlich schnarchten. Nervös schaute er auf seine Armbanduhr, die Hermine ihm zu Weihnachten geschenkt hatte, damit er nicht immer zu spät kam. Etwas das sich trotz gutem Willen nicht ergeben hatte. Malfoy war überfällig. Die Uhr zeigte bereits 7:45 Uhr an. Wie lange sollte er noch warten? Eine Viertelstunde Verspätung ging noch als akzeptabel durch, aber länger wollte er nicht mehr warten, außerdem hatte er Angst, was die anderen Slytherins sagen würden, wenn sie ihn hier sehen sollten. Warum, in Teufelsnamen, sollte Harry Potter, erklärter Feind Nr. 1, vor der Schlangengrube stehen? Gerade überlegte er, ob er einfach an die kahle, nackte Steinwand, die gut getarnt den Zugang zum Slytheringemeinschaftsraum bildete, klopfen sollte (Risiko hin, Risiko her), als... „Harry?“ Ruckartig drehte sich der Angesprochene um. „Professor Lupin?“ „Was für eine Überraschung, dich hier unten zu treffen. Was machst du hier?“ „Ähm... ja... also...“ „Ist ja nicht so wichtig“, tat Lupin Harrys Gestotter ab. „Sei froh, dass ich dich hier erwischt habe und nicht Professor Snape.“ Ein mattes Lächeln der Erleichterung huschte über Harrys Gesicht. Im ersten Augenblick hatte er schon mit Schlimmerem gerechnet. Er mochte nicht darüber nachdenken, was geschehen wäre, wenn tatsächlich Snape hinter ihm gestanden hätte. Nach dem Vorfall von gestern hätte es seinen Tod bedeuten können. Die nächsten Wochen, Monate und Jahre war mit dem Zaubertränkemeister bestimmt nicht gut Kirschen essen. „Auf, komm mit.“ „Nein... Ich muss...“ „Na, na, Harry. Ich will nicht dafür verantwortlich sein, wenn dir hier unten etwas zustößt. Oder hast du etwa vor, den Slytherins, Malfoy insbesondere, einen Streich zu spielen?“ Durch den prüfenden Blick wurde Harry ganz rot im Gesicht. Er konnte Lupin doch nicht sagen, dass er hier unten war, um seinen Sklavenstand anzunehmen. Und erst Recht konnte er ihm nicht von seinem kleinen Malheur im Hogwartsexpress erzählen. Diese Schande würde er mit ins Grab nehmen, es sei denn, Malfoy würde ausplaudern und das hoffte er um Dracos und seines Willens nicht. Er hatte bestimmt nicht vor, mit 16 Jahren schon zum Mörder zu werden. „Also, komm jetzt.“ Ehe Harry protestieren konnte, schob Professor Lupin ihn den Gang entlang, Richtung große Halle. Dem Geräusch der sich öffnenden Steinwand, mit den Augen folgend, konnte Harry nur noch einen Seitenblick auf den fragenden und erstaunten Malfoy erhaschen. Bis zu Harrys und Dracos erster gemeinsamen Schulstunde an diesem Tag saß der Gryffindor auf glühenden Kohlen. Zwischen jeder Unterrichtsstunde wartete er nur darauf, von seinen Mitschülern ausgelacht zu werden. Es hätte ihn auch nicht verwundert, wenn er irgendwann in einem der Korridore an einem magisch vergrößerten Foto vorbeigegangen wäre. Harry traute Malfoy so ziemlich alles zu, besonders, weil er immer an diesen einen Satz denken musste. „Du kennst die Konsequenzen.“ Kannte er sie wirklich? Nein, eigentlich nicht. Doch Harry hatte Phantasie und diese lieferte ihm ein Horrorspektakel nach dem anderen. Die Gryffindors hatten nun gemeinsam mit den Slytherins Pflege magischer Geschöpfte. Ausnahmsweise sollte der Unterricht nicht im Freien stattfinden. Etwas, das seit Firenzes Rehabilitation und der damit verbundenen Rückkehr in den verbotenen Wald nicht mehr geschehen war. Sie hatten sich in einem, selbst für Hogwartsverhältnisse, großen Lehrsaal versammelt. Die bereits anwesenden Schüler standen zum Großteil in kleinen Grüppchen beisammen. Hibbelig beobachtete Harry den Eingang, da Malfoy einer der wenigen Schüler war, der noch nicht erschienen war. Kalte Angst kroch in ihm hoch. Was würde Malfoy wohl mit ihm machen? Hier im Unterricht konnte der Slytherin keinen direkten Angriff wagen, doch was war danach? Als Draco endlich kam, erschien er genauso gleichgültig wie eh und je. Unmittelbar danach tauchte Hagrid mit den letzten Nachzüglern und einem riesigen Sack im Schlepptau auf. Sofort waren alle Schüler stumm und setzten sich, sofern noch nicht geschehen, auf ihren Platz. Neugierig blickte die komplette Schulklasse nach vorne, wo Hagrid den Sack mittlerweile auf dem Lehrertisch abgestellt hatte. Der braune, recht verschlissen aussehende Sack schien ein Eigenleben zu haben. Er zappelte und wackelte und merkwürdige Laute drangen aus ihm heraus. Harry schluckte. Aus Erfahrung wusste er nur zu gut, dass Hagrid seine hingebungsvolle und extensive Neigung für gefährliche magische Geschöpfe keinesfalls aus dem Unterricht lassen konnte. Angespannt überlegte er schon, was für Monster sich in dem Stück Leinen verbergen würden, als Hagrid sich an die Klasse wandte und mit einem extrem breiten Grinsen „Guten Morgen“ trällerte. Artig antworteten die Schüler (zumindest die Gryffindors) mit einem nervös klingendem „Guten Morgen, Hagrid.“ Die Freude, die Hagrid über die Aufmerksamkeit seiner Schüler hatte, konnte jener nicht verbergen, da seine Lippen weiterhin zu diesem erschreckend gutgelaunten Grinsen verzogen blieben. „Wie ihr sehen könnt, habe ich euch eine kleine Überraschung mitgebracht. Ich dachte mir, jetzt im neuen Schuljahr können wir mal etwas Besonderes machen.“ Etwas Besonderes? Harry meinte, sich verhört zu haben. Etwas Besonderes? Waren die Knallrümpfigen Kröter denn nichts Besonderes gewesen? Oder die Thestrale? Wie schlimm konnte es denn noch werden? „Hermine, sei bitte so nett und mach mal alle Lichter aus. Unsere kleinen Freunde hier kommen nur im Dunkeln raus.“ Der erste Ansatz von Furcht malte sich in den Gesichtern der Jugendlichen ab. Hermine zögerte nur einen klitzekleinen Augenblick und löschte mit einem Zauber sämtliche Fackeln und mit einem weiteren Spruch flogen die Fensterläden zu. Im Klassenzimmer war es stockdunkel. „Ich werde jetzt bis drei zählen und dann öffne ich den Sack. Bitte bleibt ganz ruhig auf euren Plätzen sitzen und macht keine lauten Geräusche, unsere Freunde vertragen keinen Lärm und ich möchte nicht, dass sie aggressiv werden.“ Ein Rascheln und das Zurren eines Seiles waren zu hören, dann herrschte Stille. Wer in den vorderen Reihen saß, konnte noch vage Umrisse von etwas Kleinem, Tapsigem erkennen. Das Wesen fiepte laut und mit dem plötzlichen Aufschlagen von zwei relativ langen, kräftigen Flügeln erhob es sich in die Luft. Dutzende weitere Geschöpfe kamen hinterher. Jetzt im Klassenraum fliegend konnte man mehr sehen. Die Unterseite leuchtete in einem gespenstischen silbrigen Glanz und wenn sich zwei Tiere nahe beieinander befanden, konnte man auch Gesichtszüge erkennen. Die Viecher sahen aus wie überdimensionale Fledermäuse mit Glanzreflektoren an der Unterseite ihres Fells. Von irgendwo ihm Saal konnte man einen Schüler flüstern hören: „Das sind Qulas!“ Harry, der dieses Wort noch nie gehört hatte, zischte darauf hin in Rons Ohr: „Was genau sind Qulas?“ Doch noch bevor Ron antworten konnte, sprach Hagrid schon weiter. „Wie einige von euch bestimmt schon erkannt haben, habe ich euch einige Qulas mitgebracht. Optisch sind Qulas kaum von den normalen Fledermäusen, sieht man von ihrer Größe und dem Bauchfell ab, zu unterscheiden. Qulas sind in der Zaubererwelt vor allem durch ihr Blut und ihren eigenen Blutdurst bekannt geworden. Professor Snape wird euch gerne bestätigen, dass das Blut von Qulas für die Zaubertrankindustrie von besonderer Bedeutung ist. Die Qulas selbst haben keine großen magischen Fähigkeiten, doch wenn man sie reizt, was hauptsächlich durch Lärm geschieht, verwandeln sie sich in gefährliche Bestien. Es soll schon vorgekommen sein, das Qulas in einem Wutanfall ganze Dörfer in Transsylvanien und Osteuropa, ihrem Heimatland, vernichtet haben. Sie pressen dann ihre vergrößerten Kiefer auf ein Körperteil ihres Opfers und saugen so lange an dem durch ein schwaches Gift gelähmten Körper, bis es blutleer ist. Oft wurden, dank dieser Tierart, Vampiren Morde zugeschoben, daher auch die ausgeprägte Vampirverfolgung im 18. Jahrhundert. Kann mir einer von euch noch etwas zu Qulas sagen?“ Selbst wenn einer der Schüler seine Hand gehoben hätte, so wäre es Hagrid unmöglich gewesen, sie zu sehen. Und zudem traute sich keiner etwas zu sagen. An welcher Stelle fing für Qulas der Lärm an und an welcher Stelle hörte er auf? Man konnte getrost behaupten, dass die Schulklasse jedes Risiko und jede Wahrscheinlichkeit, von blutgierigen Bestien ausgesaugt zu werden, umgehen wollte. „Keiner? Oh... ähm... Okay. Ihr könnt sie noch ein bisschen beobachten, und immer daran denken, nicht zu laut zu sein, am besten, ihr unterhaltet euch nur durch ein Flüstern.“ Fasziniert starrte Harry die geflügelten Monster an. Sie sahen schön aus, wie sie elegant ihre Runden drehten. Ihre Bewegungen waren grazil und durchdacht. Kein einziges Mal kamen sich die Tiere in die Quere und stießen aneinander. Für sich selbst stellte Harry fest, dass ihm die Qulas zwar nicht unbedingt geheuer waren, aber dafür fand er sie beeindruckend. Harry wollte gerade etwas zu Ron und Hermine tuscheln, als ein gewaltiger Knall ertönte. Die Qulas schrien laut auf. Der extrem hohe fiepende Ton, den sie ausstießen, veranlasste sämtliche Schüler, ihre Hände auf die Ohren zu pressen. Wie durch Wände hörte Harry, wie Hagrid seinen Bariton erhob und den Schülern bedeutete, ruhig zu bleiben und sich unter den Tischen zu verbergen, doch da ging schon die Tür auf und die ersten Schüler flohen auf den Gang. Verwirrt über die Massenpanik schaute Harry hoch zu den Qulas und erschauderte. Waren die finsteren Geschöpfe schon groß und Fledermaus ähnlich gewesen, so waren sie jetzt noch größer geworden und hatten riesige Fangzähne bekommen. Hermine, die einen Augenblick später an der Tür stand, rief Harry und Ron, die noch ganz verdutzt auf ihren Stühlen saßen, zu, dass sie auch heraus kommen sollten. „Ron, komm schnell mit!“ Kraftvoll packte Harry Ron am Arm und zog ihn mit sich. Sie kamen nicht weit. Nach ein paar Meter stolperte Harry über eine Tasche und nahm Ron beim Fallen mit. Schon wollte er aufstehen, als Ron: „Vorsicht, Harry, vor dir“ brüllte und im letzten Augenblick konnte der noch dem tieffliegenden Qula ausweichen. „Ron, geh du dort unter die Tische, ich verstecke mich hier.“ Hastig suchte Harry unter einer der Schulbänke Schutz. Er hoffte, Hagrid würde die Viecher schnell beruhigen. Doch nachdem Hagrid mit REDEN dabei war, die Qulas wieder in ihren friedlichen Zustand zu bringen, hatte er in diesem Punkt keinerlei Hoffnung. „Hermine, jetzt liegt es an dir“, wisperte er. Harrys Blicke folgten dem immer schmäler werdenden Licht und er sah zu seiner Bestürzung, wie die einzige Lichtquelle, die Tür, zufiel. Noch immer gaben die Qulas Wutschreie von sich und flatterten wie wild durch die Gegend. Er konnte sie nicht sehen, da das silberne Bauchfell verschwunden war, doch jedes Mal, wenn ihre Flügel ihn streiften oder sie in seiner Nähe vorbei flogen und Wind machten, war er sich ihrer Anwesenheit bewusst. Der Schwarzhaarige hatte nicht geahnt, wie klein er sich machen konnte, doch schaffte er es, sich zu einem winzigen Knäuel zusammenzurollen und so den ständigen Attacken der geflügelten Monster zu entkommen. Es war der Lärm, den die Qulas machten, der verhinderte, dass Harry den Schatten, der sich von hinten näherte, rechtzeitig wahrnahm. Eine Hand presste sich fest auf seinen Mund und bevor er sich von seiner Überraschung erlösen konnte und eine Gegenwehr in seine Glieder kam, war da auch schon eine andere Hand, die seine Arme in einem harten Griff festhielt. „Schhh... Sei still oder möchtest du, dass dein Freund etwas mitbekommt?“ Stumm schüttelte Harry seinen Kopf, als er erkannte, dass diese raunende Stimme zu Draco Malfoy gehörte. „So ist’s gut, Potter.“ Die Hände lockerten sich keinen Millimeter. „Weißt du, Potter, ich war ein wenig enttäuscht, als ich heute morgen mit ansehen musste, wie mein Sklave – und du bist mein Sklave - seinen Dienst nicht angetreten hat.“ In Harry kam Bewegung, wollte Draco erklären, weshalb er sich von Remus wegführen lassen hatte, doch Draco hielt ihn noch immer erfolgreich fest. „Keine faulen Ausreden, Potter! Weißt du, ich hab mir eine kleine Strafe für dich ausgedacht und ich wette du wirst nie darauf kommen, was für eine.“ Plötzlich drücke Malfoy Harry flach auf den Boden und legte sich über den verblüfften Gryffindor. „Scheiß Viecher! Wie konnte dein Trottel von Freund auch so Mördertiere mit in den Unterricht nehmen?“ „Lass Hagrid aus dem Spiel!“, verteidigte Harry, dessen Mund mittlerweile frei war, den Wildhüter, obwohl eine laute Stimme in seinem Kopf Draco Recht gab. „Potter!“ Draco sprach vorwurfsvoll. „Potter, merk dir deine erste Lektion – Fauche niemals deinen Herrn an! Verstanden?“ Knurrend nickte Harry. Er hatte keine Lust, sich mit Draco länger als nötig zu befassen, besonders nicht, seit ihm vor wenigen Sekunden die akute körperliche Nähe des Slytherins aufgefallen war. Dracos Körper schmiegte sich fest an seine eigene Körperform und fühlte sich verlockend warm an. Harry versuchte zu ignorieren, was für Teile von Dracos Anatomie sich an ihn pressten, doch dieses angenehme Kribbeln, welches seine Wirbelsäule entlang glitt, konnte er kaum leugnen. Und in dem Augenblick, als Draco sich, wenn möglich, noch dichter an ihn drängte, mit seinen Lippen sein linkes Ohrläppchen streifte und rauchig flüsterte: „Komm heute Nacht um 23:00 Uhr auf den Astronomieturm – Alleine! Kein Wiesel und kein Schlammblut! Nur du und ich... und... deine Bestrafung!“ war es vollends um Harrys Beherrschung geschehen. Ein Keuchen, das eigentlich mehr ein Wimmern war, entfleuchte seiner Kehle. Er konnte das spöttische Grinsen und das Funkeln von Dracos Augen direkt auf seinem Leib brennen fühlen. Auf einmal, total unvorbereitet, tat der Slytherin etwas, das Harry vor Schock lähmte. Mit seiner Zungenspitze fuhr Draco genüsslich die Ohrmuschel von Harry nach. Hinterließ eine feuchte, heiße Spur, die Harry mehr irritiere als alles, was bisher in den letzten zwei Tagen an geheimen Dingen zwischen Malfoy und ihm gewesen waren. „Bis später.“ Abrupt rollte sich Draco von Harry runter und im gleichen Atemzug wurde die Tür des Zimmers aufgerissen und eine gleichfalls zornige, wie besorgte Professor McGonagall stand im Türrahmen. Ein Wuschen und Wedeln mit dem Zauberstab später klappten alle Fensterladen auf, die Kerzen gingen wieder an und eine Flutwelle Licht erfüllte den Klassenraum. Quietschend flatterten die Qulas durcheinander und stießen blind gegeneinander, brachten sich zum Großteil selbst zum Fall und erst als McGonagall die Geschöpfe mit „Imobilus“ lähmte, herrschte Ruhe, erschreckende Ruhe. Erleichtert, dass die Gefahr durch die Qulas vorüber war, richtete Harry sich wieder auf und klopfte sich den Staub von seinen Kleidern. Hermine tauchte wieder auf und wirkte unendlich erleichtert, als sie sah, dass Harry nichts geschehen war, doch dann fiel ihr Augenmerk auf Ron. „Ronald Weasley, was machst du da?!“ Sämtliche der anwesenden Augenpaare flogen auf den Gryffindor zu, der noch immer auf dem Fußboden lag. Auf ihm, in recht eindeutig zweideutiger Position, saß Blaise Zabini mit geschwollenen roten Lippen. Die Hände des Slytherins lagen auf Rons entblößtem Oberkörper, da Rons Pulli bis zum Hals hochgeschoben war. Rons Gesichtsfarbe nahm den gleichen Ton an, den seine Haare hatten. Es war nicht zu übersehen, wie unerträglich und vor allem peinlich ihm die Situation war. Doch erst, als dann auch noch Professor Snape auf der Bildfläche erschien, kam Leben in seine Glieder. Erstaunlich schnell wand er sich unter Zabini hervor, zupfte seinen Pullover wieder zurecht und drängte sich durch die schockierten Gesichter nach draußen. oooOOOooo Das Feuer im Kamin prasselte in sanften Orange- und Rottönen. Leise knisterte es vor sich hin und war trotz der Gryffindors, die sich in ihrem Gemeinschaftsraum tummelten, nicht zu überhören. Zumindest nicht von Harry, der neben dem Sessel saß, in dem sich Ron zusammengekauert hatte. Besorgt beobachtete Harry nun schon seit mehr als drei Stunden, wie Ron resigniert vor sich hin stierte. Auch wenn Harry „Die wichtigsten Heilpflanzen der Neuzeit“ in den Händen hielt, las er mitnichten die geschriebenen Worte. Selbst wenn der gute Wille gegeben wäre, hätte er sich nicht konzentrieren können. Seit Ron in Pflege magischer Geschöpfe diese Peinlichkeit mit Blaise Zabini erlebt hatte, sprach der Rothaarige kein Wort mehr. Es verwunderte Harry, doch nicht nur er war von dem Verhalten überrascht. Ginny beäugte ihren großen Bruder ebenfalls mit besorgten Blicken. Unter normalen Umständen war Ron eher der Typ, der mit lautem Gebaren seinen Gefühlen Ausdruck verlieh, doch heute war er in sich gekehrt. Hermine, die den Versuch gewagt hatte, Ron auf diese missverständliche Situation anzusprechen, war eiskalt stehen gelassen worden. Harry konnte und wollte sich nicht vorstellen, dass Ron tatsächlich mit Zabini geknutscht hatte. Für ihn war die Vorstellung, dass Männer miteinander ihre Betten teilten, neu. Bei den Dursleys war ihm nie etwas derart Abnormales unter die Augen gekommen, wobei das auch kein Wunder war, die Dursleys verabscheuten alles, wirklich alles, was nicht normal war. Andererseits, sobald Harry an den schlanken, festen Körper von Malfoy dachte und wie er ihm das Ohrläppchen liebkost (ob aus unlauteren Absichten oder nicht) hatte, jagten ihm Schauer durch den Leib. Zum ersten Mal, seit dem Tag, an dem er seinen besten Freund kennen gelernt hatte, fragte sich Harry, wie die ganze Schule wohl auch (das Nachrichtensystem in Hogwarts funktionierte wie immer einwandfrei), ob Ron schwul war. Die Gerüchte um Ron und Zabini hatten sich noch schneller ausgebreitet, als Harrys Zaubertrankaktion vom Vortag. Nirgends hatte Ron hingehen können, ohne die komplette Aufmerksamkeit der Schüler zu erregen. Und der Fakt, dass sich Blaise Zabini auch noch den Spaß daraus machte, die lodernde Gerüchteküche zu schüren, in dem er pausenlos erklärte, wie berauschend und temperamentvoll Rothaarige doch waren, erleichterten Rons Stand nicht. Zum X-ten Mal seufzte Ron auf. Entnervt rollte Harry mit seinen Augen und setzte einen Entschluss. „Ron, du sagst mir jetzt sofort, was mit dir und Zabini war!“ Erschrocken über die Tatsache, angesprochen zu werden, schaute Ron auf. „Was hast du gesagt?“ „Ich sagte, dass ich wissen möchte, warum du dich so komisch benimmst und was zwischen dir und Zabini wirklich vorgefallen ist.“ „Nein“, hauchte Ron und seine Haut wurde merkwürdig fahl. „Warum? Habt ihr wirklich... ich meine... es ist doch nicht schlimm, oder?“ „Nicht schlimm?“ Rons Stimme war unbewusst lauter geworden. Die Anderen schauten neugierig zu Ron und Harry herüber. Harry, dem klar war, dass sie sich hier nicht ungestört unterhalten konnten, packte seinen Kumpel am Arm und zog ihn die wenigen Meter zum Schlafzimmer. Dort angekommen stupste er Ron auf sein Bett, ging zu Neville, welcher im Bett lag und mit Trevor der Kröte schmuste, und drängte den verdutzten Jungen an seinen Schultern aus dem Raum. Mit einem kleinen Zauber versperrte er den Raum und mit einem weiteren verhinderte er, dass irgendwelche Lauschangriffe Erfolg hatten. Energisch wandte er sich wieder Ron zu und schaute jenen mit einem durchdringenden Blick an, der selbst Snape in den Schatten stellte. „Ronald Wesley“, es war das erste Mal in Harrys Leben, das er Rons Vornamen komplett ausgesprochen verwendete, „erzähl mir gefälligst, was los war!“ „Er...“ Ron druckste verunsichert und feige herum. „Er... Zabini... also... er wollte mich küssen!“ „Hat er?“ „Nein, ich hab ihm eine Ohrfeige verpasst.“ Ein Zucken mit dem Mundwinkel zeigte Harry, dass Ron die Ohrfeige wohl trotz der Situation belustigend fand. „Wo ist dann dein Problem, Ron?“, fragte Harry sanft. „Ich...“ und Ron hielt seinen Blick krampfhaft auf seine unruhigen Finger, die mit der Bettdecke spielten, gerichtet. „Ich wünschte, ich hätte es zugelassen.“ Fortsetzung folgt… Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- „Ich wünschte, ich hätte es zugelassen.“ Dieser eine Satz von Ron echote in Harrys Kopf immer und immer wieder. Er konnte es selbst jetzt, zwei Stunden nach dem Gespräch mit seinem besten Freund, noch nicht recht glauben – Ronald Wesley, jüngster männlicher Spross des rothaarigen Weasley-Clans – war SCHWUL! Harry fand es nicht schlimm, nein, es war eher... gewöhnungsbedürftig. Doch verwirrender als die Tatsache, dass Ron sich zu dem gleichen Geschlecht hingezogen fühlte, war die Tatsache, dass in ihm selbst etwas keimte, eine Stimme, ein Gefühl, das Ron ohne kleinsten Zweifel verstand. Mit Schaudern brauchte Harry nur flüchtig den Gedanken auf Malfoy zu richten und seine Nackenhaare richteten sich sofort auf. Konnte man das, was Malfoy in Pflege magischer Geschöpfe mit ihm getan hatte, als „Anmache“ bezeichnen? Wie würde man es sonst bezeichnen, wenn einem der seit Jahren verhasste Feind das Ohrläppchen ableckte? Sexuelle Belästigung? Einschüchterungsversuch? Harry wusste es nicht, doch was er keineswegs vergessen konnte, war der schlichte und einfache Fakt, dass er heute noch auf den Astronomieturm zu seinem „Date“ mit dem blonden Slytherin musste. Ein Funken Hoffnung loderte in ihm auf. Vielleicht würde Malfoy ja nach den Ereignissen des heutigen Tages nicht auf seine Verabredung bestehen! Ja, eventuell wäre es ihm zu riskant. Wer wusste schon, was heute noch alles passieren konnte. Andererseits, was, wenn er sich drückte... Langsam wurde es Harry zu dumm und es fokussierte das klare Ziel in seinem Kopf, unbedingt an die Fotos zu kommen. Ihm musste es gelingen, von Draco die Bilder zu klauen, freiwillig würde dieser ihm die rufschädigenden Schnappschüsse nie überlassen. Einen Plan in den aktiven Zellen seines Gehirns reifen lassend, dachte er daran, was für Vorteile er gegenüber Ich-bin-zu-gut-für-diese-Welt-Malfoy hatte. Ok, er hatte einen Tarnumhang, den hatte Malfoy auch, aber sie konnten einander unter den Umhängen nicht erkennen. Was noch? Harry war im Besitz der Karte der Rumtreiber, auf diese Weise wusste er immer, wo sich Draco gerade befand. Eigentlich müsste er doch nur mit dem Tarnumhang vor dem Slytheringemeinschaftsraum warten und von dort einen Weg in Dracos Zimmer finden. Doch wo war Dracos Zimmer? Waren in den Kellergewölben die Schlafzimmer ähnlich oder gleich angeordnet wie im Gryffindorturm? Egal, wie Harry es drehte und wendete, er kam zu dem Schluss, dass es einfacher wäre, erst einmal alles aufs Genaueste auszukundschaften. Was für ihn aber gleichsam bedeutete, dass er in der nächsten Zeit tatsächlich Dracos Sklaven spielen musste und darauf hatte er absolut keinen Bock. Ein Pochen an am großen Fenster im Jungenschlafsaal unterbrach den geplanten Sklavenaufstand. Die Nachricht, welche die Schuleule brachte, war kurz und bündig. „23:00 Uhr, Astronomieturm!“ oooOOOooo Mit zitternden Knien schlich er die unzähligen Stufen seinem Verderben entgegen. Sein Herz pochte unangenehm heftig in seiner Brust und am liebsten hätte er dem Gryffindor-Mut „ade“ gesagt, doch hielt sein Stolz ihn davon ab. Nein, Harry würde sich seinem Schicksal stellen. Er ignorierte Ron, der vor einer halben Stunde zerknirscht und emotional am Ende ins Bett gekrabbelt war. Er ignorierte, dass sein bester Freund unter Schuldgefühlen litt, weil er sich seiner Homosexualität, seiner Abnormalität (auch unter Zauberern) bewusst geworden war und er ignorierte, dass besagter Freund unter Tränen gebeichtet hatte, in den Geliebten seiner besten Freundin verliebt zu sein. Ronald Weasley, der die ganzen Ferien eifersüchtig um Hermine herum geschwänzelt war, hatte das nur getan, weil er in Viktor Krumm verliebt war. Doch mit einem Anflug gesundem Egoismus interessierte Harry all das augenblicklich nicht. Das Einzige, was momentan seinen Geist völlig vereinnahmte, war die Tür zum Astronomieturm, die sich plötzlich vor ihm aufgetan hatte. Zögernd griff er nach der Klinke. Noch konnte er gehen, noch konnte er sich vor Draco Malfoys niederen Sklaventätigkeiten drücken, doch die Folgen... Wollte Harry sie tatsächlich tragen? Leise quietschend schwang die Tür auf und Harry betrat das dunkle Zimmer. Nachdem sich seine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, suchte sein Blick nach dem Slytherin, doch er konnte ihn nirgends entdecken. Sich an das gestrige Treffen erinnernd, legte Harry seinen Tarnumhang ab, bevor er noch einen weiteren Schritt in den Raum machte. Doch als sich nach einer Minute nichts tat, flüsterte er in die Stille: „Malfoy?“ Keine Antwort. Die eisige Ruhe lag weiterhin über ihm ausgebreitet. Sein Herzschlag ging, so fern möglich, noch schneller. Weshalb war Malfoy nicht da? War das alles nur ein blöder Scherz oder wollte er ihn absichtlich quälen? Sichtlich nervös fauchte Harry ein: „Ich weiß, dass du hier bist, also zeig dich endlich!“, ins Zimmer. Es tat sich wieder nichts. Ob Malfoy tatsächlich nicht da war? Harry konnte sich nicht vorstellen, dass der Blonde schon zum zweiten Mal seine Chance sausen ließ. Weshalb hatte er auch ausgerechnet heute seine Karte vergessen? Mit der Karte hätte er jeder Zeit nachschauen können. wo der Slytherin steckte. Aufschnaubend, weil er verarscht worden war, schritt Harry zur Tür, als eine Hand die seine packte und ihn schwungvoll mit dem Rücken an die nächste Wand klatschte. „Au!“ Ein kurzer, aber deftiger Schmerz zog sich dank dem Aufprall durch seine Wirbelsäule. Seine Benommenheit ablegend, wollte er seinen Angreifer anfauchen, als sich zwei Finger auf seine Lippen legten. „Hallo, Potter“, hauchte ein unsichtbarer Malfoy in Harrys Ohr und jenem wurde just die akute Körpernähe seines Gegenübers bewusst. Wie schon in Hagrids Unterrichtsstunde hatte sich Malfoy an Harry gepresst und berührte dessen Körper mehr, als es jede Umarmung von Ron oder Hermine jemals getan hatten. Schamesröte überzog Harrys Wangen und er war heilfroh, dass es im Raum zu dunkel war, als dass es Malfoy hätte bemerken können. Ein leises Rascheln später konnte er endlich den Slytherin sehen und stellte fest, dass dieser ihm wirklich viel zu nahe war. Fast hätte Harry gemeint, dass Malfoy ihm absichtlich so auf die Pelle rückte. „Also, was willst du jetzt von mir?“ „Was ich von dir will, Potter? Kannst du dir das nicht denken?“ Harry antwortete nicht. „Nun, Potter, das ist ganz einfach. Ich bin hier, weil du mir hilflos ausgeliefert bist.“ Nur mühselig konnte Harry einen auf diese Unverschämtheit passenden Kommentar hinunterschlucken. „Weißt du“, Malfoys linke Hand strich über Harrys Oberkörper, „ich hab mir überlegt, was für eine Strafe, für dein Verhalten von heute Morgen, angemessen wäre und bin zu einem höchst interessanten Ergebnis gekommen.“ „Das mit heute Morgen war Lupins Schuld...“ „Schhh... Nein, Potter, keine Ausreden! Nun...“ Dracos Finger glitten auf dem weichen Stoff des Pullovers weiter nach unten, „kannst du dir vorstellen, was die demütigenste Strafe aller Strafen für dich wäre, Potter?“ Harrys Kehlkopf hüpfte. Was, in Merlins Namen, hatte Draco vor? „Potter, ich rede mit dir.“ „Ähm... also... Nein.“ Harry hatte definitiv Angst. Ein ungutes Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus, was aber nicht an Dracos Händen lag, die mittlerweile bei seinem Hosenbund angekommen waren. „Ich stelle mir nichts demütigenderes vor, als einem Feind grenzenlos ausgeliefert zu sein und ALLES tun zu müssen, was dieser von einem verlangt – egal, welche Grenzen dabei überschritten werden.“ Bei diesen Worten von Malfoy begann Harry zu zittern. Er konnte inzwischen erahnen, was der Slytherin mit ihm vorhatte, doch wollte er es nicht glauben. Das Geräusch seines sich öffnenden Reißverschlusses belehrte ihn aber eines besseren. „Bitte nicht...“ Mühselig versuchte Harry, Draco von sich zu schieben, doch der Blonde war stärker. Eine von Dracos Händen umfasste schlagartig seinen Kiefer und drückte fest zu. Wenn Harry gekonnte hätte, hätte er vor Schmerz aufgestöhnt, doch der Druck gegen seinen Kiefer war kräftiger. Gezwungen, in Dracos Augen zu sehen, musste er zulassen, wie dieser in seine (in Harrys) Hose griff. Frustrierte und wütende Blitze sprühten aus Harrys smaragdgrünen Augen, als er akzeptieren musste, wie recht Malfoy gehabt hatte. Es war demütigend! Noch nie war Harry so erniedrigend behandelt worden und doch hätte er lügen müssen, wenn man ihn gefragt hätte, ob dies alles war, was er empfand. Die warmen Finger, die seine Männlichkeit umfassten, aus der Stoffhülle von Hose befreiten und die absolut nicht definierbare Emotion, die Draco in ihm auslöste, irritierten den 16-Jährigen nach wie vor. Ein weiteres Geräusch drang zu Harrys Ohren. Draco hatte nun auch seine Hose geöffnet. „Potter, du weißt, was ich will.“ Ja, Harry wusste es. Aber durfte er sich tatsächlich beugen? Waren diese misslichen Fotos das Wert? Doch eigentlich waren die Fotos im Moment nicht Harrys Hauptproblem. Seine Brust bebte und senkte sich in einem unnatürlichen Takt und die nervtötende Stimme in seinem Hinterkopf, die permanent stärker wurde und ihm suggerierte, wie gern er der Versuchung nachgeben sollte, raubte ihm den Verstand. Seine Finger wurden klamm und seine Augenlider schlossen sich, als er Dracos Willen und seinem inneren Zwang nachgab und seine Hand ausstreckte. Mit ungeschickten Fingern fummelte Harry so lange an Dracos Hose, bis er dessen Glied in Händen hielt. Es war... es war... Harry konnte seine Empfindungen nicht in Worte kleiden. Dieses zarte Stück männliches Fleisch, welches unter seinen Berührungen anzuschwellen begann, umfasst zu halten, war unbeschreiblich. Er bemerkte, dass sich Draco an seinen Körper lehnte und mit dem Kopf auf Harrys Schulter zu liegen kam. Ein Hauch von nichts raunte durch die Luft: „Mach schon, Potter, ich weiß, dass du es kannst.“ Und Harry gehorchte. Seine rechte Hand umfasste den erwachten Schaft und massierte ihn, massierte ihn auf die gleiche sanfte Weise, die er tagtäglich bei sich selbst anwandte. Sämtliche Gedanken schalteten sich aus. Harrys Ohren nahmen nur noch das pulsierende Rauschen seines Blutes wahr. In seinen Fingerspitzen kribbelte es. Dracos Glied zu fühlen, das nun zu ganzem Stolz erigiert und wunderschön anzusehen war, bereitete ihm eine verbotene Freude. Unbewusst strich er sich mit der Zunge über die Lippen, während er seinen Blick nicht einmal von seiner arbeitsamen Hand abwandte. Leises Keuchen drang in sein Bewusstsein, doch war es Harry unmöglich zu sagen, ob es von Draco, ihm selbst oder sogar von ihnen beiden kam. Harry wusste nur noch, dass er seiner eigenen Erregung nicht länger widerstehen konnte und begann, sich im gleichen Takt wie Draco zu verwöhnen. Es war gar nicht so leicht, sich gleichzeitig zu bedienen und dennoch sah sich der Gryffindor außerstande, der immensen Macht seiner Lust zu trotzen. Hätte man Harry vor einer Stunde noch gesagt, dass er irgendwann mit dem intimsten Körperteil von Draco Malfoy „spielen“ würde, dann hätte er wahrscheinlich einen Lachanfall bekommen, bei dem er erstickt wäre. Und dennoch... Jetzt im Moment, tat er wirklich eines der Dinge, die er sich nie vorzustellen vermocht hätte. Er, Harry Potter, masturbierte Draco Malfoy – und der ganzen erzwungenen Situation zum Trotz bereitete es ihm ein nicht zu leugnendes Maß an Vergnügen. Harrys Griff wurde fester und seine gleichmäßigen Bewegungen schneller. Ihm gefiel die Art und Weise, wie Dracos Glied gegen seine Handfläche pochte und es gefiel ihm, wenn Draco bei bestimmten Reizen lauter stöhnte. Die Bemühungen zum erzwungenen und gleichsam erhofften Ziel wurden stärker. Harry gönnte weder sich noch Draco eine kleine Verschnaufpause. Er hielt es nicht mehr aus. Er wollte dieser höchst lustvollen Situation den Höhepunkt verschaffen. Sein Rhythmus wurde regelrecht hastig und als Draco, vor Lust geplagt, einen letzten kehligen Laut von sich gab, fand auch Harry aufstöhnend seine Erlösung. oooOOOooo Der nächste Morgen brachte eine Überraschung mit sich, die für das Haus Gryffindor von besonders befremdlicher Art war. Harry und Ron, die an diesem Tag aus unterschiedlichen Gründen nicht unbedingt davon angetan waren, die große Halle zum Frühstück zu betreten oder überhaupt das Zimmer zu verlassen, waren nur auf das Drängen von Hermine aus der Sicherheit des Gryffindorturms gekommen. Aber hätte Hermine das Bevorstehende gewusst, so hätte sie Ron die Demütigung erspart. Es war so gegen 8:00 Uhr, als Harry und Ron ziemlich schlecht gelaunt hinter Hermine die Treppen zur großen Halle herunter trotteten. Harry, der noch total verstört von seiner mitternächtlichen Aktion war, achtete nicht auf die einzelnen Schüler, die ihnen kichernd und breit grinsend entgegen kamen und auch Ron, von seinem Geständnis, das er zumindest bei Harry abgelegt hatte, noch depressiv, ignorierte die fröhlichen Mitschüler. Im Gegensatz zu Harry, ratterte sein Gehirn jedoch auf vollen Touren. Ihm schwante etwas und je mehr er darüber nachdachte, ob die grinsenden Gesichter mit ihm zu tun hatten oder nicht, desto flauer wurde es ihm im Magen. Sein Verstand oder eher seine Hoffnung redete ihm aber ein, dass es nichts sein konnte, was ihn betraf. Wie sehr sich der Rothaarige irrte. Als das Trio die große Halle betrat, leuchteten überall von den Wänden verschiedene Banner, auf denen Ron in Großaufnahme zu sehen war und nein, es war nicht dies, was Ron veranlasste, alle Gesichtsfarbe zu verlieren, sondern die Tatsache, dass es 1A magische Fotomontagen waren, die ihn beim – und da bekam er seine Farbe wieder – beim Küssen mit Blaise zeigten. Natürlich konnte jeder erkennen, dass die Bilder nicht echt waren, aber die Logos, die abwechselnd in Rot und Grün leuchteten, untermalten mit ihren Texten „Weasley liebt Zabini“, „Hoch lebe das traute Paar“, „Zur Hochzeit alles Gute“ und „Liebe für immer“ das Ambiente. Und immer wenn ein Schüler unter einem Banner vorbei ging, wurde er mit roten Rosenblättern, die aus dem Nichts auftauchten, bestreut. Ron war fassungslos und wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Außer unverständlichem Gestotter brachte er kein Wort über seine Lippen und dann tauchte Zabini auf. Zabini, geschmeidig wie eine Katze, bewegte sich grazil durch die Menschenmenge. Seine bernsteinfarbenen Augen waren fest auf Ron fixiert und auf seinen Lippen lag ein recht süffisantes Lächeln, da die Hilflosigkeit von Ron nur so offensichtlich war. Hermine und Harry, die sich schützend vor ihren Freund stellten, fiel der Button (Slytherins hatten wohl alle eine allgemeine Schwäche für Anstecknadeln) auf Zabinis Brust auf: „I love Ron Weasley“. „Hallo, ihr Zwei, dürfte ich mal?“ Und schon drängte sich Zabini smart lächelnd aber bestimmt an der verdutzten Hermine und dem zu langsamen Harry vorbei. Ron, nun Auge in Auge mit der Geißel des gestrigen Tages, wurde wieder blasser. „Zabini… Was?“, probierte Ron die Fragen in seinem Kopf herauszubringen. „Aber, mein Liebster“, raunte Zabini in Ron linkes Ohr und sein Körper kam dem Rons immer näher, „begrüßt man so seinen Angetrauten?“ Und seine Lippen streiften über die Wangen von Ron zu dessen Lippen, versiegelten sie dort, während ein tosender Applaus vom Slytherintisch losbrach. Fortsetzung folgt… Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Die nächsten Tage nach dem Kuss waren die reinste Hölle. Wann immer ein Gryffindor auf einen Slytherin traf, musste man mit Beschimpfungen, Beleidigungen und magischen Duellen rechnen. Harry konnte das Verhalten der Slytherins nachvollziehen, auch wenn er definitiv auf Rons Seite stand. Der Kuss hatte nur wenige Sekunden gedauert, da hatte Ron auch schon ausgeholt und Zabini einen Kinnhaken verpasst, der diesen umgehauen hatte. Rons sonst fröhliches Gesicht war eine Maske des Zorns gewesen. Wütend hatte er sich auf Zabini gestürzt und auf ihn eingeschlagen. Die gesamte Halle war schockiert gewesen, auch wenn man eingestehen musste, dass Zabini mit seinem Streich zu weit gegangen war. In seiner Raserei gefangen, hatte Ron es nicht bemerkt, dass Professor Snape gekommen war und ihn mit aller Kraft von dem Slytherin herunter gezerrt hatte. Die darauf folgende Strafarbeit (3 Wochen Strafdienst bei Snape) war hart und traf nicht nur Ron, sondern auch Harry, der dadurch bis auf das Wochenende, wo er selbst eine Strafarbeit abzusitzen hatte, jeden Abend nun alleine verbringen musste. Hermine war so sehr mit ihrem Studium und ihrer Aufgabe als Vertrauensschülerin beschäftigt, dass sie keine Zeit für Harry hatte. Ginny und den anderen Gryffindors ging Harry von sich aus aus dem Weg. Er wollte seinen Freunden nicht unbedingt ins Gesicht sehen. Wann immer er es nämlich tat, fragte er sich, was sie wohl denken würden, wenn sie von der Sache mit Malfoy wüssten. Es genügte schließlich schon, dass ihm allein bei dem Gedanken an das, was er mit Malfoy getrieben hatte, ganz hundeelend wurde. Fast die ganze Woche war es Harry geglückt, dem Slytherin aus dem Weg zu gehen. Sie sahen sich bloß in ihren gemeinsamen Stunden und da vermied Harry es aufs Peinlichste genau, Draco in die Augen zu sehen. Besonders schlimm war es, als sie am Ende der Woche ihre zweite Zaubertränkedoppelstunde hatten. Harry hatte es nämlich total verdrängt, dass er ja den Rest vom Schuljahr neben dem hübschen Blonden sitzen musste. Als er neben Draco saß und die Nähe des Slytherins spürte, wäre er am liebsten geflüchtet. Harry schämte sich. Schämte sich ungemein. Harry wusste einfach nicht, was da über ihn gekommen war. Bereits bei der bloßen Vorstellung, dass er Draco Malfoy einen runter geholt hatte, wurde er knallrot. Harry erinnerte sich nur zu gut noch daran, wie sie sich getrennt hatten. Erinnerte sich daran, dass Draco ein: „Gar nicht mal schlecht, Potter“ gemurmelt hatte, sich seinen Umhang geschnappt hatte und die Treppen runter Richtung Slytherinkerker verschwunden war. Verwirrt und peinlich berührt hatte sich Harry wenige Minuten später ebenfalls zurück in seinen Turm geschlichen. Er konnte noch nicht einmal sagen, wie er den Weg gefunden hatte und in sein Bett gekommen war, doch am nächsten Morgen war er auf jeden Fall von einem quietschenden und quiekenden Seamus geweckt worden, der von Dean quer durch das Zimmer gejagt worden war. Etwas verwundert war Harry schon, denn Draco hatte ihn in Zaubertränke weder beleidigt, noch ihn an die Sache auf dem Astronomieturm erinnert. Genau genommen hatte Draco ihn so gut es ging ignoriert – und offenbar wollte Draco auch keinen Kontakt zu ihm haben. Die ganze Woche hatte Harry unbewusst darauf gewartet, dass er eine Eule bekam. Jeden Mittag, wenn die Post kam, und jeden Abend, wenn er in sein Zimmer ging, zuckte er beim Anblick einer Eule zusammen. Die ständige Furcht, Draco würde ihn wieder auf den Astronomieturm bestellen, machte ihn nervös. Professor Lupin hatte Harry mehr als einmal darauf angesprochen, doch Harry hatte nur mit einem: „Hab schlecht geschlafen“ abgewinkt. Er wollte nach wie vor nicht über diese Angelegenheit reden, stattdessen versuchte er immer, wenn Ron in der Nähe war, diesen zu trösten, denn wenn es zu derzeit einen Menschen gab, der größere Probleme hatte als er, dann war es Ron. Ron, der wütend auf sich selbst war, da er überreagiert hatte, als Blaise ihn geküsst hatte. Ron, der sich schämte, weil er in einer anderen Situation wahrscheinlich darauf eingegangen wäre. Ron, der von sämtlichen Slytherins nur noch Schläger-Weasley genannt wurde und Ron, der jeden Abend dutzende von Kesseln putzen und polieren durfte und das für drei endlos lange Wochen. Ron, der in dieser Zeit auch nicht nach Hogsmeade durfte und Ron, der schlicht und einfach nicht damit klar kam, schwul zu sein. Doch ein Gutes hatte die Sache mit Ron gehabt. Dean und Seamus hatten sich ein wenig ihres Kameraden angekommen und in einer ruhigen Minute gestanden, dass sie ein Pärchen waren. Harry, Neville und Ron waren allesamt verdutzt gewesen. Sie lagen praktisch zu fünft seit ihrem ersten Schuljahr in Hogwarts in einem Schlafsaal und keiner hatte etwas gemerkt oder vermutet. Auf irgendeinem Weg war es den beiden Jungen gelungen, ihre Beziehung geheim zu halten und damit es so blieb, hatten Dean und Seamus darauf bestanden, dass dieses Geheimnis nicht das Zimmer verließ. Homosexualität wurde unter Zauberern ähnlich wie in der Muggelwelt gehandhabt. Einige akzeptierten es und einige akzeptieren es nicht und Dean und Seamus gaben offen zu, noch nicht so weit zu sein, dass sie es der ganzen Welt mitteilen könnten. Es war ein großer Schritt. Einmal gesagt, konnte man es schwer wieder zurücknehmen. Sie wollten sich erst ihrer Sache und einander sicher sein, bevor sie damit an die Öffentlichkeit gingen. Für Ron war das kein Problem und auch für Harry, der gerade dabei war, einige seiner anerzogenen Anschauungen zu überdenken, ging es in Ordnung, nur Neville… Bei Neville lag es etwas komplizierter. Er versprach zwar, wie alle anderen auch, kein Wort zu verraten, aber für ihn war Homosexualität einfach ekelerregend und widernatürlich. Alleine die Vorstellung, dass zwei Jungs miteinander schmusten oder sich küssten, war für ihn ein Graus und man konnte seinem Benehmen anmerken, dass ihn der Gedanke an zwei schwule Zimmergenossen verunsicherte. Neville zog sich nur noch um, wenn weder Dean noch Seamus im Zimmer waren. Beim Rumtollen nahm er sich merklich zurück und auch sonst war sein Verhältnis zu den beiden anderen Gryffindors abgekühlt. Es war bedauerlich. oooOOOooo Harry lag gerade gemütlich in seinem Bett und las ein Kapitel aus „Verwandlungen“ für den nächsten Aufsatz, als die Tür plötzlich aufschwang und Neville dort stand und keuchte: „Harry, komm schnell! Ron… Ron… Zabini…“ Mehr brachte Neville nicht heraus und es war auch egal, denn mehr brauchte Harry nicht zu wissen. „Wo sind sie?“ Doch Neville war noch zu sehr außer Puste, um zu antworten, drehte sich stattdessen nur um und rannte mit Harry im Schlepptau wieder los. Die Zeit verging für Harrys Geschmack viel zu schnell und der Weg war viel zu lang. Er hatte keine Ahnung wohin ihn Neville führte, denn schon nach zehn Abbiegungen und acht Treppen, die mal rauf und mal runter gingen, hatte er seine Orientierung verloren. Endlich kamen sie am Schauplatz an. Harry war nicht überrascht, dass er Ron auf Zabini fand und dieser wieder auf ihn einprügelte. Der Slytherin wehrte sich nicht gegen die Attacken und doch blockte er sie instinktiv mit seinen Armen ab. Immer wieder hörte man Ron Worte ausstoßen, die verdächtig nach: „Du Bastard“ und „Das wirst du bereuen“ klangen. Nachdem er die Situation kurz überblickt hatte, schritt Harry energisch auf seinen besten Freund zu und packte ihn am Kragen, doch Ron schüttelte Harrys Griff von sich ab. „Ron! Verfluchte Scheiße, hör auf!“ Der Rothaarige wurde in seinen Schlägen auf Blaise’ Oberkörper langsamer, bis er schließlich aufhörte und dann konnte Harry es hören. Ron schluchzte. Sein Herz machte einen schmerzhaften Hopser, denn er hatte Ron noch nie weinen gesehen. Niemals. Ron war zwar etwas sensibel und zu temperamentvoll und hatte so gelegentlich seine Stimmungsschwankungen, aber Tränen hatten nie zu seinem Repertoire gehört. „Hey, Ron, ist schon gut. Ganz ruhig. Schhhh.“ Harry war hinter ihn getreten und streichelte sanft über den zitternden Rücken. „Es ist okay, hörst du. Du brauchst jetzt nicht mehr weinen.“ Auch wenn Harry nicht wusste, woher die geflüsterten Worte kamen, er spürte, dass Ron sie brauchte. „Dieser Drecksack… er hat…“ „Was hat er?“ „Harry, er…“ „Ja?“ „Er hat meinen Eltern einen Brief geschrieben.“ Für Harry war es schwer zu begreifen, was daran so schlimm war, doch dann entdeckte er das Stück Pergament, das neben den beiden lag und nachdem er es überflogen hatte, war er fassungslos. Dort stand Buchstabe für Buchstabe folgendes geschrieben: » Lieber Ron, deine Mutter und ich sind enttäuscht von Dir. Deine Entscheidung zur Homosexualität ist für uns beide sehr schwer und besonders deine Mutter ist in Rage darüber, sie wollte doch jede Menge Enkelkinder von dir. Aber was uns am meisten verletzt hat, ist die Tatsache, dass du es uns nicht persönlich gesagt hast, sondern es deinem Verlobten Blaise überlassen hast, uns von deiner Gesinnung und deiner bevorstehenden Hochzeit zu informieren. Waren wir so schlechte Eltern, dass du nicht den Mut gefunden hast, es uns selbst zu sagen? Zu deiner Sicherheit rate ich dir, dich die nächsten Wochen nicht bei uns zu melden. Deine Mutter ist wirklich wütend auf dich (Hat das Kussfoto unbedingt sein müssen?). Sobald sie sich etwas beruhigt hat, werde ich dir eine Eule zukommen lassen und ich entschuldige mich jetzt schon mal für all die Heuler von ihr, die ich nicht abfangen konnte. Und… Ich muss Schluss machen, Heuler Nr. 3 versucht gerade, das Haus zu verlassen. In Liebe Dein Vater « Harry wollte gerade etwas zu Zabini sagen, da trat auf einmal Draco Malfoy mit Crabbe und Goyle um die Ecke. „Super“, dachte Harry, „genau den hab ich jetzt gebraucht.“ „Was geht hier vor?“ Dracos Stimme war schneidend wie eh und je. „Malfoy, lass es gut sein, ich regle das schon.“ In Harrys Kopf raste es. Er musste Malfoy unbedingt wegbekommen. Ron war mit der Strafarbeit bei Snape und diesem wirklich boshaften Brief schon genug gestraft, wenn er jetzt noch von dem blasierten Slytherin eins aufs Auge gedrückt bekam, würde Harry für keine Handlung von Ron garantieren können. „Potter, du vergisst dich. ICH bin hier der VERTRAUENSSCHÜLER, nicht du.“ Unbewusst knurrte Harry auf – DIESEN Tonfall HASSTE er! „Also, was ist hier los?“ Mit seinen grauen Augen überblickte Malfoy das Szenario, das sich gerade zu lösen begann, da Crabbe und Goyle, Zabini auf die Füße halfen und Ron mittlerweile mit Händen vorm Gesicht an der nächsten Wand kauerte. „Dein Freund“, Harry hatte Mühe seinen Zorn zu beherrschen, „hat an Rons Eltern geschrieben.“ „Und?“ „Und!? Er hat ihnen eine dieser bescheuerten Fotomontagen geschickt!“ „Mein Gott, was ist daran schlimm?“ „Was daran schlimm ist? Zabini hat ihnen das Lügenmärchen von der Hochzeit erzählt. Glaubhaft!“ So langsam dämmerte Malfoy, was der Streich für verheerende Auswirkungen hatte und so ganz untypisch für sein sonstiges Verhalten verlor er für einen Moment seine Contenance und ein verblüfftes „Oh“ huschte über seine leicht geöffneten Lippen. Doch gleich darauf schüttelte er zweimal seinen Kopf, wie unter einem inneren Zwang, und Draco war wieder die Gefasstheit in Person. „Crabbe, Goyle, ihr bringt Zabini auf die Krankenstation und wenn Madam Pomfrey fragt, sagt ihr, Zabini sei die Treppe runter gefallen! Und du, Potter, packst das Wiesel und folgst mir.“ Die Art, wie Draco die Befehle verteilte, ließ keinen Widerspruch zu und Harry, der erstaunt darüber war, weshalb Draco nicht wollte, dass jemand von der Schlägerei erfuhr, fühlte sich genötigt, dem Slytherin zu gehorchen. Ohne weitere Worte taten alle Beteiligten das, was Malfoy wollte und Harry wunderte sich kein bisschen, dass Draco ihn und Ron zurück zum Gryffindorturm begleitete. Zum Glück waren um diese Uhrzeit nicht mehr viele Schüler unterwegs und die wenigen, die ihnen begegneten, dachten wohl, dass Draco mal wieder seinen Vertrauensschülerbonus ausgenutzt hatte. Innerlich kämpfend überlegte Harry gerade, ob er sich bei dem Slytherin für die wahrscheinlich eigennützige Aktion – denn schließlich war Blaise ja auch (mehr oder weniger) ungeschoren davon gekommen – bedanken sollte, als Draco wieder das Wort ergriff. „Potter, du bringst deinen kleinen Freund schnell in euer Zimmer und kommst dann wieder her. Wir haben etwas zu besprechen.“ Schlagartig machte sich ein mulmiges Gefühl in Harrys ganzen Körper breit. Die Frage, ob es um Ron oder doch eher um DAS Andere ging, blitzten in seinem Kopf auf. „Mach hin, Potter!“ Und Harry ging. Gemeinsam mit Ron schlüpfte er durch das Bild der fetten Dame, nachdem er leise das Passwort geflüstert hatte und brachte Ron an den anderen Gryffindors vorbei in ihr Zimmer. Dort dankte er Merlin, dass keiner seiner Zimmergenossen anwesend war (sie saßen im Gemeinschaftsraum), legte den total erschöpften und psychisch angeschlagenen Ron in dessen Bett, löschte das Licht und machte sich auf den Rückweg. Unwillkürlich wurden seine Schritte, je näher sie dem Ziel kamen, langsamer und fast hätte er kehrt gemacht, doch eine unsichtbare Macht hielt ihn gefangen und nach einem tiefen Atemzug verließ er schon wieder den Schutz des Gryffindorturms, um seinem Verderben entgegen zu treten. Fortsetzung folgt… Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Draco Malfoy stand einige Meter neben dem Eingang zum Gryffindorturm, als Harry durch das geöffnete Porträt heraustrat. Er wirkte auf Harry wie ein entspannter junger Gott mit klassischen Gesichtszügen. Dass Malfoy attraktiv war, konnte Harry nicht leugnen und eigentlich fand er ihn sogar ziemlich gut aussehend. Die faszinierenden und beunruhigenden eisblauen Augen, die der Slytherin von seinem Vater geerbt hatte, die porzellanartige, blasse Haut und dieses wunderschöne, feine Haar, das im Sonnenlicht engelhaft schimmerte, bildeten einen äußerst ansehnlichen Jungen. Am liebsten wäre Harry geflüchtet. Schon der Gedanke, mit Draco alleine zu sein, beängstigte ihn. Doch er wäre nicht Harry Potter, wäre nicht Gryffindor, wenn er nicht seinen Mut zusammengekratzt und sich seiner Angst gestellt hätte. „Was willst du noch, Malfoy?“ Der Kopf des Angesprochenen ruckte zu ihm herum. Offensichtlich war der Slytherin in Gedanken versunken gewesen. „Nicht so überheblich, Potter. Wir müssen reden.“ „Müssen wir nicht.“ „Oh, ich denke schon.“ „Hör zu, Malfoy, ich werde mich unter keinen Umständen bei dir bedanken, nur weil du Ron nicht verpfiffen hast, immerhin hast du so auch den Arsch von Blaise gerettet.“ „Deine vulgäre Ausdrucksweise kannst du behalten und jetzt komm gefälligst mit. Wir müssen reden und zwar sofort!“ Die durch das Schloss hallenden Schritte von einer Gruppe Schüler, machte Harry bewusst, dass er Malfoy folgen würde. Egal wie sehr er sich innerlich dagegen sträubte, er würde mitgehen, schon alleine, weil er nicht wollte, dass ihn jemand gemeinsam mit dem Slytherin-Prinzen im Gespräch sah. Der Raum, zu dem ihn Draco geführt hatte, befand sich in der Nähe der Kerker. Auf Umwegen und durch zwei verborgene Gänge hatte der Blonde ihn dorthin gebracht. Gedanklich versuchte Harry sich die Wege zu merken, um später nachprüfen zu können, ob sie auf der Karte der Rumtreiber vermerkt waren, wenn nicht, könnte er sie um diese Geheimgänge ergänzen, was seine Bewegungsfreiheit im Schloss noch vergrößern würde. Knarrend öffnete sich die Tür, als Draco einen kleinen „Alohomora“ geflüstert hatte, und zeigte Harry, dass der Raum nicht oft genutzt wurde. Sofort, nachdem sie eingetreten waren, entzündeten sich wie von Geisterhand Fackeln und Kerzen, die an den Wänden angebracht waren. Das Licht war aber dennoch nur gedämpft. Nervös schaute sich Harry um, konnte aber nichts Bedeutsames ausmachen. Im Raum stand außer einem alten Lehrerpult rein gar nichts. Spinnweben hingen in den Ecken, doch die achtbeinigen Tierchen die dazugehörten, mussten schon seit Jahrzehnten verschwunden sein. Es war unheimlich. „Was möchtest du besprechen?“ „Wie groß deine Dankbarkeit ist.“ „Meine was?!“ „Deine Dankbarkeit. Stell dich doch nicht dümmer, als du bist. Du weißt, dass du mir was schuldest, dafür, dass ich deinen kleinen Freund gerettet habe.“ „Vergiss es, Malfoy, dafür werde ich mich keineswegs bedanken.“ „Ach, wirklich?“, kam es spöttisch auf Harrys erregte Entgegnung. „Und wenn ich dir anbiete, Blaise davon zu überzeugen, die Weasleys von dem… nun… Irrtum zu unterrichten?“ Misstrauisch und erstaunt schaute Harry Draco an, der sich mittlerweile lässig herausfordernd an das Pult gelehnt hatte. „Das würdest du tun?“ „Das würde ich – allerdings kommt es darauf an, wie „großzügig“ du in deinem Dankgefühl sein wirst.“ Harry schluckte. Er befürchtete zu wissen, wie sein Dank ausfallen sollte, doch er konnte sich nicht vorstellen, weshalb der Slytherin eine Fortsetzung ihrer intimen Begebenheit wünschte. „Was genau soll ich tun?“ „Blas mir einen!“ „WAS?“ Harry war entrüstet. Eventuell hätte er sich noch einmal herabgelassen und Malfoy einen runtergeholt, schließlich hatte er dabei auch einen gewissen Grad von Erregung gefühlt, aber DAS? „Vergiss es! Niemals!“ Er wandte sich ab, wollte aus dem Raum fliehen, doch die Tür war verschwunden. Stinksauer drehte er sich wieder herum. „Wo ist die Tür? Ich will gehen. Sofort!“ Ein kehliges Lachen ertönte. „Potter, begreifst du es nicht? Du kommst hier nicht raus. Nicht, bevor ich bekommen habe, was ich will.“ Harry wollte nicht verstehen. Sein Verstand weigerte sich, die Zwangslage anzuerkennen. Es konnte doch nicht angehen, dass er Malfoy ausgeliefert war und deshalb zu dessen persönlichem Spielzeug wurde. Weshalb war die Angelegenheit Ron/Zabini nur so aus dem Ruder gelaufen? Warum war er vorhin nicht einfach im Gryffindorturm geblieben und hatte Malfoy im Gang verrotten lassen? Der mentale Kampf in Harrys Kopf focht so intensiv, dass er das Näherkommen von Draco nicht bemerkte. Erst als der Slytherin direkt vor ihm stand und ihn fast berührte, registrierte Harry Draco. Automatisch zuckte er zurück, was aber nur zur Folge hatte, dass sich das Unheil ankündigende Lächeln in Dracos Gesicht noch vertiefte. „Potter“, schnurrte er und umfasste mit seiner linken Hand sanft Harrys Kiefer, „vergiss nicht, ich besitze noch ein zweites Druckmittel. Oder hast du die Fotos vergessen?“ Tatsächlich, Harry hatte diese bescheuerten Fotos aus dem Hogwartsexpress schon längst verdrängt. In den letzten Tagen war er mehr mit der Handarbeitsstunde auf dem Astronomieturm und mit Rons Problemen beschäftigt gewesen. Er hatte sich keine weiteren Gedanken um die Fotos gemacht. „Malfoy, ich…“ Das, was Harry sagen wollte, ging ihm nicht leicht von den Lippen und der begutachtende Blick Dracos machte es auch nicht einfacher. „Ich hole dir noch mal einen runter, aber… das andere tue ich nicht.“ Bei jedem Wort war Harry leiser geworden, so dass Draco seine Stimme zum Schluss kaum verstanden hatte. „Nein!“ Diese schlichte, einfache Antwort zerstörte alle Hoffnung in dem Gryffindor. Sein Herz, das in all der Erniedrigung noch ein Licht gesehen hatte, lag nun in tiefen Schatten. Schamesröte bedeckte sein Gesicht und er konnte dem Feind nicht länger in die Augen sehen. Harry war sich durchaus bewusst, weshalb er sich Dracos Willen letztendlich ergeben würde. Nicht um seinetwegen und auch nicht um der blöden Fotos wegen. Nein, er würde sich in größte Demütigung begeben, damit Rons Schmerz etwas gelindert wurde. Er würde sich für seinen Freund verkaufen. Auf Harrys Gesicht spiegelte sich die Kapitulation wider und er folgte ohne Gegenwehr Draco, der ihn an der Hand nahm und ihn, verstört wie er eben war, einfach mit zum Pult zog. Dort lehnte sich Draco lasziv an das Möbelstück und wartete darauf, dass Harry endlich in die Knie ging, doch dieser war erstarrt. Harry wollte nicht. Alles in ihm schrie. Er wollte es nicht tun, wollte sich nicht so ausnutzen lassen, doch der federleichte Druck von Dracos Händen auf seinen Schultern brachte ihn zum Niederknien. Mit den widersprüchlichsten Emotionen kämpfend bemerkte Harry, das Draco nicht vorhatte, es ihm in irgendeiner Weise einfacher zu machen und so dauerte es weitere kostbare Minuten, bevor er seine Arme hob und zögerlich die Hose des Slytherins öffnete. Das Gefühl, Dracos anschwellende Männlichkeit in Händen zu halten, war ihm vertraut, obwohl er es bisher nur ein einziges Mal berührt hatte. Zögerlich streichelte er es, bis es fast vollständig erigiert war. Ein letzter flehender Blick zu Draco, der unbeachtet blieb, und er beugte sich tatsächlich mit leicht geöffnetem Mund vor… oooOOOooo Die Episode mit Draco veränderte Harry. Im Unterricht und auch während seiner Freizeit war der Gryffindor ungewöhnlich still. Seine bisherigen Straftermine bei Snape hatte er ohne zu murren abgeleistet und sich auch durch kein einziges Wort von dem Lehrer zur Weißglut treiben lassen. Mit Argwohn wurde Harry von Professor Snape beobachtet und war sich dessen durchaus bewusst. Harry entging auch nicht, dass sich seine Freunde Sorgen um ihn machten. Lupin hatte ihn mehrmals zum Tee eingeladen und mehr als einmal in eine ruhige Ecke gezogen, um ihn zu fragen, was ihm fehlte. Die Antwort, die Harry gab, war immer die Gleiche. „Mir geht’s gut.“ Mehr konnte und wollte er nicht sagen. Aber es war mehr, was ihn bedrückte. Und es lag nicht nur einzig an Draco, der ihn bei jeder möglichen Gelegenheit zu sexuellen Handlungen aufforderte. In Harrys Herz loderte die Schuld, bei diesen Gefälligkeiten Lust zu empfinden. Es erregte ihn, wenn er Draco streicheln musste, es erregte ihn, wenn er Draco mit dem Mund befriedigte und es erregte ihn, sobald er nur daran dachte, was Draco noch mit ihm machen könnte. Im Unterricht wurde er die meiste Zeit ignoriert, selbst in Zaubertränke, wo sie noch immer nebeneinander saßen. Wenn der Unterricht jedoch beendet war und sich durch zufällige Begegnungen die Möglichkeit ergab, entführte Draco Harry an einen stillen Ort. Es waren immer verschiedene Stellen. Mal ein versteckter Gang in den Ravenclaw Gefilden, mal ein leer stehendes Klassenzimmer und einmal musste auch der Trainingsraum der Hufflepuff herhalten. Der Fakt, dass sie immer ungestört waren, breitete in Harry den Verdacht aus, dass diese Treffen in Wirklichkeit von dem Slytherin gut durchdacht waren. Bewusst änderte Harry seine gewöhnlichen Routen durch Hogwarts, aber Draco schien es dennoch allzeit fertig zu bringen, ihn aufzuspüren. Es war fast so, als hätte Draco etwas ähnliches wie die „Karte der Rumtreiber“ in seinem Besitz. Die Handlungen, die Malfoy von Harry verlangte, waren stets die gleichen. Nie gingen sie über die Oralbefriedigung hinaus. Nachts, wenn der Gryffindor in seinem Bett lag, tauchten ständig die Bilder jener verbotenen Aktionen in seinem Kopf auf. Er sah sich, wie er Draco mit der Hand liebkoste, in einem Rhythmus, der längst zu wohlbekannt war. Harry glaubte, dann auch wieder den lockenden Geschmack des samtenen Stück Fleisches schmecken zu können, den er jedes Mal im Mund hatte, sobald er Draco mit Zunge und Lippen verwöhnte. Das leise, verhaltene Stöhnen Dracos, das kurz vorm Orgasmus zu einem heiseren Schrei anschwoll, klang in seinen Ohren wider. So gerne Harry es getan hätte, doch er konnte es nicht leugnen. Er wollte, er begehrte den blonden Teufel. Da half es auch nicht, wenn er sich einzureden versuchte, dass er Draco nur unter Zwang befriedigte. Harry konnte ewig fliehen, es waren jedoch seine eigenen Beine, die ihn unbewusst wieder vor Dracos Füße trugen. Ohne es zu merken, ohne es zu ahnen, war er dem attraktiven Dämonen verfallen. oooOOOooo Das Licht im Gemeinschaftsraum der Gryffindors war gelöscht und bis auf das schwache Flackern des Kaminfeuers existierte keine Lichtquelle. Tanzend warfen die Flammen wechselnde Schatten durch den Raum und verfestigten in Harry, der dort ganz alleine saß, das Gefühl der düsteren Einsamkeit. Er konnte nicht schlafen. Viel zu viel ging in seinem Kopf vor. Vor weniger als einer Stunde war er erschöpft von einem Treffen mit Draco in seinen Turm zurück geschlichen. Die Begegnung mit dem Slytherin war erstmalig nicht mit einer Demütigung für Harry ausgegangen. Harry hatte aufbegehrt. Hatte Draco gesagt, dass es ihm egal wäre, wenn die Fotos veröffentlicht werden würden. Immerhin hatte Harry bekommen, was er wollte. Zabini hatte sich bei den Weasleys entschuldigt und Molly und Arthur schriftlich mitgeteilt, dass ihm die Sache mit dem missglückten Streich sehr Leid tue. Molly hatte sich daraufhin beruhigt und Ron, der zu seinem größten Glück nur drei Heuler erhalten hatte, hatte sich die Mühe gemacht und seiner Mutter einen sehr langen Brief geschrieben. Harry hatte nicht gesehen, was er geschrieben hatte und konnte es nur entfernt erahnen, doch es musste auf Molly gewirkt haben wie Salbe auf einer Wunde - in der Familie Weasley war wieder Ruhe eingekehrt. Von den Slytherins traute sich keiner, über Ron zu spotten und so ließen ihn die anderen Häuser bis auf ein oder zwei Kommentare auch in Ruhe. Draco musste einen sehr ausgeprägten Einfluss auf Zabini und die anderen Slytherins haben. Vielleicht hatte es auch positive Vorteile, dass Draco einen Vater wie Lucius Malfoy hatte. Draco war ziemlich wütend auf Harry geworden. Sie hatten sich fast eine halbe Stunde ununterbrochen angeschrien und sich von Seiten Harrys mit Argumenten und von Seiten Dracos mit Drohungen beworfen. Am Ende waren sie zu keiner Einigung gekommen. Harry hatte sich weiterhin geweigert, sich Draco zur Verfügung zu stellen und Draco, schäumend vor Wut, weil er seine im wahrsten Sinne des Wortes erfüllende Erpressung nicht weiter betreiben konnte, war schließlich zügig aus dem Astronomieturm, den sie für diese Unterhaltung genutzt hatten, geflohen. oooOOOooo Harry bemerkte gar nicht, wie er immer müder wurde, sich sein Kopf leicht zu Seite neigte und auf dem Kopf des Sessels, in den er gekuschelt war, zu liegen kam. Seine Augenlider senkten sich langsam und Finsternis hüllte seinen Geist ein. Doch der traumlose Schlaf hielt nicht lange an. Auf einmal war er an einem dunklen Ort. Er war unerklärlicherweise vertraut, auch wenn Harry schwören könnte, noch nie in seinem Leben dort gewesen zu sein. Neugierig blickte er sich um. Er sah die Fassade eines eingefallenen, alten Hauses, das bedrohlich in einer unbeleuchteten Sackgasse stand. Seine Füße und Beine entwickelten plötzlich ein Eigenleben und brachten ihn immer näher zu dem Einsturz gefährdeten Gebäude. Ein Gefühl der Kälte und Resignation machte sich in ihm breit und es war fast, als könnte er hinter den Wänden des Hauses, auf dessen Eingangsstufen er nun stand, das Böse in Person fühlen. Harry merkte, dass seine Narbe ziemlich ziepte, doch befand er sich nicht in der Lage, seine Hände zu bewegen. Er... Ja, er hatte die untrügliche Vermutung, dass er sich im Körper eines anderen Menschen befand. Zu gerne hätte er gewusst, in wessen Haut er geschlüpft war und weshalb seine Empfindungen so anders waren als damals, als er in Voldemorts Schlange Nagini getaucht war. Mit wackligen Knien trat er durch die Türe. Emotionen seines Wirtes drängten die eigenen tief ins Unterbewusste. Beherrschung, die verzweifelt gegen Angst kämpfte, erfüllte ihn nun. Schritt für Schritt näherte er sich dem Mittelpunkt des Hauses. Worte, gemurmelte Worte waren durch feuchte, schimmlige Wände zu hören. Putz bröselte von der Decke und machte dumpfe Geräusche auf dem von Dreck und Unrat beschmutzten Boden. Je näher ihn die unbekannten Füße trugen, um so bemüht energischer wurden die Schritte. Mit dem Wink eines Zauberstabs, den Harry plötzlich in der Hand hielt, öffnete sich eine quietschende Tür und Harry trat ein. „Wo ist Lord Voldemort?“ Die Stimme, mit der Harry sprach, war ihm so vertraut, dass er fast aus seinem tranceartigen Zustand erwachte. Die Kühle aus der Stimme, der Tonfall, der so herrisch und gleichzeitig herablassend klang, war ihm bekannt, auch wenn er noch nicht einordnen konnte, zu welcher Person sie gehörte. Ihm gegenüber standen zwei Männer, den einen konnte Harry eindeutig als Peter Pettigrew alias Wurmschwanz identifizieren, doch der andere war ihm unbekannt. Er trug einen typischen Todesserumhang und hatte seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Es war genau dieser Fremde, der sein Wort an ihn wandte. „Der Lord schickt mich als seinen Stellvertreter.“ „Stellvertreter? Ich bin es, der die ‚rechte Hand Voldemorts’ genannt wird.“ „Und Ihr wart es, der verhaftet wurde.“ „Ihr wagt es…“ „Ich wage dies und noch viel mehr. Gewöhnt Euch an den Gedanken, nur noch an dritter Stelle zu stehen.“ „Weshalb sollte ich Euch glauben?“ „Weil ich derjenige war, der Euch die Flucht aus Askaban ermöglicht hat.“ Eine Woge Erinnerungen, bestehend aus Schmerz, Entbehrung, Furcht und Zorn, überflutete das Bewusstsein von Harry und er konnte vereinzelte Gedankenblitze sehen, die nicht von ihm stammten. Er sah dutzende Zauberer und kalte schwarze Zellwände, aus denen eine finstere Kälte kam, fast so, als wären die Dementoren noch in Askaban und er konnte spüren, wie ihm alles Glück entzogen wurde, doch Harry wusste, dass es nicht seine Gefühle waren. Der Mann, in dessen Körper er steckte, hatte vieles erleben müssen und trotz alledem schaffte er es mit eisernem Willen, seine Emotionen zu unterdrücken. Gefährliche Ruhe, die kurz vor der Explosion stand, breitete sich in ihm aus und für einen kurzen Augenblick meinte Harry, mit seinem Wirt zu einer Person zu verschmelzen. „Ihr wart es? Weshalb?“ „Weil mein Gebieter es so befahl.“ „Wie lautet mein Auftrag von Voldemort?“, fragte Harry, wie um das Ende der Konversation einzuleiten. „Tötet Draco Malfoy!“ Fortsetzung folgt… Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- „Harry, du solltest Dumbledore sofort von deinem Traum erzählen“, zischelte Hermine in gedämpften Tonfall, damit außer Ron und Harry keiner der anderen im Gemeinschaftssaal etwas von dem Gespräch mitbekam. „Warum?“ „Warum? Wie kannst du das noch fragen? Du-weißt-schon-wer will Malfoy ermorden lassen!“ „Das wäre kein Verlust“, murmelte Ron dazwischen, worauf ihn Hermine mit einem bitter bösen Blick bedachte. „Ich weiß nicht recht. Vielleicht hat der Traum ja nichts zu bedeuten.“ „Harry!“ Hermine klang sehr vorwurfsvoll. „Ich dachte, du hättest aus den Geschehnissen vom vorigen Jahr gelernt!“ Die schmerzliche Erinnerung an den Verlust seines Paten flammte unwillkürlich auf, doch genauso schnell verbannte Harry sie wieder ins Unterbewusstsein. Er wusste, dass Hermine ihn nicht an Sirius Tod erinnern wollte, sondern daran, dass es gelegentlich besser war, über seinen Schatten zu springen und sich Rat bei Erwachsenen zu holen. „Du hast doch gesagt, dass deine Narbe weh getan hat, also warum gehst du nicht?“ „Weshalb sollte Voldemort Malfoy ermorden lassen? Wir wissen, dass Malfoy, dieses Aas, ein kleiner Möchtegern-Todesser ist. Also weshalb?“ „Und außerdem“, meinte Ron, „wissen wir ja gar nicht, in wessen Körper Harry gesteckt hat. Was ist, wenn Du-weißt-schon-wer noch einmal versucht, Harry mit Träumen zu verwirren?“ „Oh bitte! Denkt ihr wirklich, der dunkle Lord wäre so dumm? Selbst ihm müsste klar sein, dass wir nicht zweimal auf den gleichen Trick reinfallen.“ „Ich überlege es mir, in Ordnung?“ Hermine sagte darauf nichts mehr. Mit einem Kloß im Hals durfte Harry zusehen, wie sie ihre Tasche schulterte, „Es gibt Frühstück“ murmelte und in Richtung Ausgang marschierte. Am liebsten hätte Harry ihr gesagt, weshalb er sich so uneinsichtig und kindisch verhielt, doch sein Stolz stand ihm nach wie vor im Weg. „Nun mach schon, Alter“, sage Ron und auch Harry stand auf, nahm seine Tasche und folgte seinen Freunden in die große Halle. oooOOOooo Hatte Harry gedacht, ein gutes Frühstück könnte ihn von den Gedanken an Malfoy ablenken, so hatte er sich geirrt. Das Erste, was ihm auffiel, als er die Halle betrat, waren ein paar unterkühlt wirkende grau-blaue Augen. Draco, der im gleichen Augenblick wie Harry die Halle durch einen der Seiteneingänge betreten hatte, blickte ihn an. Harrys Herz machte einen unliebsamen Hopser. Der Streit, den er mit dem Slytherin gehabt hatte, war noch keine 24 Stunden her und er war nicht unbedingt daran interessiert, zu erfahren, ob Malfoy seine Drohung wirklich umsetzen würde. Doch im Moment sah es noch nicht danach aus. In der Halle war nirgends die Spur von bestimmten magischen Fotos zu sehen und die Köpfe seiner Mitschüler waren auch nicht starr auf ihn gerichtet. Im Gegenteil, sie waren alle in mehr oder minder lauten Gesprächen vertieft und keiner von ihnen achtete besonders auf den schwarzhaarigen Strubbelkopf. Gemeinsam mit Ron ließ er sich am Gryffindortisch nieder, wo Hermine bereits ihr erstes Marmeladenbrot aß. Dracos alleiniger Anblick hatte ausgereicht, damit in Harry die unterschiedlichsten Emotionen miteinander kämpften. Auf der einen Seite empfand er nur Hass für Draco, der ein so schleimiger Bastard war und ihn auf äußerst erniedrigende Art erpressen konnte. Und auf der anderen Seite war da ein merkwürdiges Kribbeln, das Harry dumpf an das Kribbeln erinnerte, welches er früher einmal für Cho Chang empfunden hatte. Zu allem Elend musste er jetzt auch noch sehen, wie Draco sich genüsslich etwas Kürbissaft von den Lippen leckte und diese feucht und einladend schimmerten. Einen Sekundenbruchteil lang überlegte er, wie Dracos Lippen wohl schmecken würden und ob sie genauso weich waren, wie sie aussahen, doch dann schüttelte er seinen Kopf. Er wollte nicht so was denken, nicht am frühen Morgen und eigentlich nie wieder. Wie konnte er solche Gedanken gegenüber seinem Feind haben, der ihn gezwungen hatte, ihn Oral zu verwöhnen? Wieso hatte er jetzt schon Angst, dass er diese Treffen vermissen würde? Harry war extrem verwirrt und frustriert. Der einzige Lichtblick war, dass er zumindest heute keinen Unterricht mit dem Slytherin hatte. In den ersten Stunden hatte er Geschichte der Zauberei bei Professor Binns und im Anschluss daran folgte eine Doppelstunde Verwandlung und danach würde es nur noch eine Doppelstunde bei Lupin geben, auf die Harry sich nicht recht freuen konnte. Er kannte den Professor mittlerweile viel zu gut, um zu wissen, dass dieser ihn garantiert wieder nach seinem Gemütszustand fragen würde. Missgelaunt stocherte Harry in seinem Frühstück herum, doch selbst der Anblick von Rühreiern mit Speck und leckeren Tunfischsandwichs konnte ihn nicht aufheitern. oooOOOooo „Heute“, Professor McGonagall machte eine bedeutungsschwere Pause, bevor sie weiter sprach, „werden wir mit der Transformation von Menschen beginnen. Wie einige von euch bereits wissen, gehört diese Form der Verwandlung mit zu den schwierigsten und ich bin mir ziemlich sicher, dass einige von euch am Ende des Schuljahres diese Hürde noch nicht gepackt haben.“ Ihr strenger Blick fiel bei diesen Worten auf Neville, der sich bereits in der letzten Reihe versteckt hatte. „Außerdem“, abermals machte sie eine Pause, „werdet ihr den Rest des Schuljahres immer in Zweiergruppen zusammen arbeiten. Bitte denkt daran, dass die Paare bis Ende des Jahres in dieser Form bestehen bleiben.“ Harry und Ron wechselten kurz einen Blick miteinander und schon war ihnen klar, dass sie ein Paar bilden wollten. Zwar wäre Hermine die bessere Wahl gewesen (aufgrund ihrer exzellenten Noten), doch allein der Umstand, dass Hermine immer mindestens eine Nasenlänge Vorsprung hatte, war für die beiden Grund genug, nicht an Hermine als Partnerin zu denken. „Bitte setzt euch jetzt in eure Gruppen zusammen, sofern das noch nicht geschehen ist.“ Sofort konnte man Stühle rücken hören. Einige Schüler tauschten noch schnell ihre Plätze, doch die meisten saßen schon in ihren bevorzugten Formationen zusammen, zum Beispiel Dean mit Seamus und Parvati mit Lavender. Für Hermine blieb, sehr zu ihrem Leidwesen, wie Harry ihr ansehen konnte, nur Neville als Partner übrig. So gerne sie den schlaksigen Jungen auch hatte, so wusste Harry doch, dass Hermine befürchtete, Neville würde sie in ihrem Lerndrang behindern. Der Geräuschpegel im Klassenzimmer war enorm angeschwollen und Harry konnte Sätze wie „Was denkt ihr, in was wir uns als erstes verwandeln?“ oder „Ob das gefährlich ist? Ich meine, was können da für Unfälle passieren?“ aus dem Stimmgewirr heraus hören und auch Ron, der schon ganz zappelig neben ihm auf seinem Stuhl saß und an seiner Unterlippe kaute, sah so aus, als wollte er etwas sagen. Professor McGonagall fuhr mit dem Unterricht fort. „Nun, es gibt zwei Arten der Transformation. Zum einen gibt es die Transformation in Gegenstände und zum anderen die Transformation in Lebewesen. Bevor wir jedoch mit dem Unterricht in den Bereich Animagie einsteigen werden, behandeln wir die Transformation in Gegenstände, da sie für Anfänger wesentlich einfacher zu handhaben ist.“ Ein enttäuschtes Raunen ging durch die Reihen. Die Verwandlung in einen Animagus war für viele Schüler ein Wunschtraum und besonders für Harry wäre dies die Erfüllung eines Wunschtraumes. Seit er in seinem 3. Schuljahr erfahren hatte, dass sein Vater und sein Pate Animagi gewesen waren, wünschte er sich sehnsüchtig, in ihre Fußstapfen zu treten. „Zuerst werden Sie lernen, den Partner zu verwandeln und erst, wenn diese Lektion von beiden Parteien beherrscht wird, wird Verwandlung im Selbstversuch unterrichtet. Und bitte, denken Sie immer daran, dass Ihr Partner anwesend sein muss und den Gegenfluch beherrschen sollte. Es ist nämlich ziemlich schwer, bei geglückten Verwandlungen einen Zauberer von einem Gegenstand zu unterscheiden. Es soll Zauberer geben, die man seitdem nie wieder gesehen hat.“ Harry schluckte. Diese Form der Magie war ganz schön schwer. Er schaffte es zur Zeit ja noch nicht einmal, sein Meerschweinchen in ein Teeservice zu verwandeln, ohne dass einige der Tassen Fell hatten und bei jeder Berührung quiekten. Und Rons Versuche, eine Taube in ein Kopfkissen zu verwandeln, waren auch nicht besser, denn wenn immer er versuchte, das Kopfkissen zu testen, flog es ihm um die Ohren. Oh ja, Harry schwante Übles für die nächsten Wochen. „Bitte schlagt eure Bücher auf Seite 79 auf und lest das Kapitel Transformation. Sobald wir die Theorie ausführlich behandelt haben, werden wir in einer der kommenden Stunden zum praktischen Teil übergehen.“ Seufzend tat Harry das, was Professor McGonagall gesagt hatte und blätterte in seinem Buch. Mit großen Augen stellte er dann fest, dass das besagte Kapitel über 30 Seiten lang war. „Na toll“, grummelte er und fing an zu lesen. oooOOOooo Es war bereits später Abend, als Harry und Ron aus der Bibliothek kamen. Unter ihren Armen trugen sie einige ausgeliehene Bücher und ihren halbfertigen Aufsatz über Moke (einer silbrig grünen Echse, die in ganz Britannien und Irland vorkommt), den sie für Professor Lupin machen sollten. Harry hatte im übrigen Recht behalten. Lupin hatte ihn nach dem Unterricht tatsächlich nochmals bei Seite gezogen und nach seinem Wohlbefinden gefragt. Wie üblich hatte Harry versucht, den Professor abzuwimmeln, doch dieses Mal hatte der Werwolf nicht nachgegeben. Für Samstagnachmittag war er jetzt zu einer Tasse Tee eingeladen und dieses Mal gab es kein Entkommen für ihn. Vielleicht, so dachte Harry sich, war es der richtige Weg. Ja, vielleicht, würde er Lupin tatsächlich erzählen, was ihn so bedrückte. Er konnte sich das Entsetzen des älteren Mannes schon richtig vorstellen, wenn er sagte: „Ich habe Sex mit Malfoy.“ Harry fand die Vorstellung allerdings keinesfalls belustigend. Dass er Malfoy beim Abendessen gesehen hatte, bedrückte seine Laune nur noch mehr. Der Slytherin hatte Harry komplett ignoriert, auch als er die Blicke des Schwarzhaarigen längst auf sich gespürt haben musste. Draco hatte neben Pansy Parkinson, die sich viel zu nah an ihn heran geschmiegt hatte, und Gregory Goyle gesessen, mit dem er ein ziemlich anregendes Gespräch geführt hatte. Harry konnte nicht leugnen, dass er neugierig gewesen war, was Draco da besprochen hatte, immerhin könnte es ja um ihn gegangen sein. Auch wenn er sich jetzt noch einen Narren schalt. Er war wie auf einer tickenden Zeitbombe gesessen und hatte darauf gewartet, dass sich die komplette Schulhalle nach ihm umdrehen und ihn als Perversen entlarven würde, doch nichts war geschehen. Wie schon beim Frühstück hatte eine geradezu beängstigende Stille geherrscht, sah man von den alltäglichen Klatschgesprächen ab. Bisher hatte Draco seine Drohung nicht wahr gemacht. Noch konnte Harry sich sicher im Schloss bewegen. Nur wie lange noch? Als er gesehen hatte, wie Draco ungeniert gelacht hatte, hatte Harry überlegt, wieso der blonde Junge nur so friedlich sein konnte, wenn doch irgendwo ein Mörder herumlief, der ihn auf dem Kicker hatte. Dann jedoch war ihm eingefallen, dass Draco ja gar nichts davon wusste. Niemand wusste davon. Weder Professor Dumbledore, noch Professor Snape. Keiner, der Draco im Notfall beschützen könnte, wusste über Harrys Traum Bescheid. Wenn er Dumbledore dieses Wissen weiterhin vorenthalten würde, war er Mitschuld, sollte der Attentäter seinen Auftrag ausführen. Harry hätte dann noch ein Menschenleben auf dem Gewissen. Erst war es Cedric, dann Sirius gewesen und wenn er nicht seinen Starrsinn überwand, würde es auch noch Draco sein. Natürlich war er auf Draco alles andere als gut zu sprechen, doch wollte er die Verantwortung für seinen Tod tatsächlich tragen? Nachdem der Schulleiter an diesem Tag nicht zum Abendessen erschienen war, verschob Harry seinen plötzlichen Entschluss, doch mit dem Professor zu reden, stattdessen war er mit Ron zum Lernen in die Bibliothek gegangen und hatte seinen Traum, die Narbe und Malfoy vergessen. Doch jetzt, als die Tür der Bibliothek hinter Ron und ihm zu schwang und er Angesicht zu Angesicht Malfoy gegenüberstand, der ihn mit seinen wunderschönen und emotionslosen Augen anstarrte, brachen die Erinnerungen wieder über ihn herein. Harry konnte nicht verhindern, dass er errötete. Dracos Augen hielten ihn gefangen und das kühle Silber in ihnen erweckte das drängende Bedürfnis, sie niemals zu verlieren. „Aus dem Weg, Potter, oder bist du am Boden fest geflucht?“ Zu verdutzt ließ Harry es zu, dass Draco ihn aus dem Weg stieß und eskortiert von seinem persönlichen Geleitschutz, bestehend aus Crabbe und Goyle, den Raum betrat, den Harry gerade verlassen hatte. „Ron, halt das mal!“ Schon hatte der Gryffindor zu seinen Sachen auch noch die von Harry in den Armen. „Ich komm später nach. Falls mich jemand sucht, ich bin bei Dumbledore. Bis später.“ Eilig rannte er den Korridor entlang und ließ seinen besten Freund verwundert stehen, dem die Pergamentrollen und Bücher zu Boden fielen. Fortsetzung folgt… Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- Hastig eilte Harry die Korridore entlang. Die Blicke der vereinzelten Schüler, an denen er unterwegs vorbeikam, perlten an ihm ab wie Wasser an einer Lotusblüte. Es war ihm schlichtweg egal, ob sie dachten, er wäre wieder am Durchdrehen. Seit den Erlebnissen in seinem 5. Schuljahr gab Harry überhaupt nichts mehr auf das Getratsche seiner Mitschüler und Mitmenschen. Er war zur Genüge durch Tratsch verletzt worden und er hatte es endgültig satt, entweder als Held oder als Verrückter hingestellt zu werden. Die Tatsache, dass er die Gänge entlang rannte, als wäre Voldemort persönlich hinter ihm her, war noch eines seiner kleinsten Vergehen. Endlich erreichte er den steinernen Wasserspeier. Jäh wurde ihm bewusst, dass er wieder einmal ohne Passwort vor dem Zugang zum Büro des Schulleiters stand. Natürlich konnte er, aufgrund von Dumbledores Schwäche für Süßigkeiten, sämtliche Naschereien, die ihm einfielen, ausprobieren und wer weiß, mit etwas Glück war die Richtige dabei. Aber Harry tat nichts dergleichen, im Augenblick war ihm diese Rumraterei zu mühselig, stattdessen wartete er hoffnungsvoll auf den nächsten Lehrer, obwohl er sich sicher war, dass Dumbledore, wenn er in seinem Büro wäre, ihn schon längst bemerkt und hereingelassen hätte. Mehrmals hatte Harry bereits vermutet, dass der Wasserspeier mit einer magischen Überwachungsvorrichtung ähnlich einem Muggel-Überwachungssystem versehen war. Als jedoch auch nach 10 Minuten kein Dumbledore und kein Lehrer vorbei gekommen waren, überlegte er, ob er nicht doch nach einem von ihnen suchen sollte. Seufzend glitt er mit dem Rücken an der Wand auf den Boden, wo er mit angewinkelten Beinen sitzen blieb. Quälende Fragen, verursacht durch seinen Traum, stiegen in ihm hoch. Wer war der geheimnisvolle Todesser in der schwarzen Kutte gewesen? In wessen Körper war er eingetaucht? Warum war er in diesem Körper gewesen? Weshalb wollten der Dunkle Lord und seine Todesser Draco Malfoy tot sehen? Konnte es sein, dass Malfoy mehr über Voldemorts Pläne wusste, als man ihm zutraute? Hatten Harrys Feinde Angst, Draco könnte sie verraten und wenn ja, wieso? Oder… und dieser Gedanke führte eine Gänsehaut herbei, hatte es etwas mit ihm zu tun? Konnte es sein, dass die Todesser von den Dingen, die zwischen Malfoy Junior und ihm vorgefallen waren, etwas wussten? Bevor Harry jedoch diesen Teil seiner Gedankengänge vertiefen konnte, vernahm er näher kommende Schritte. Sein Kopf ruckte in die Höhe und er hoffte, dass es ein Lehrer war. Nachdem er allerdings sehen konnte, wer auf ihn zusteuerte, bereute er seinen Wunsch sofort – es war Snape. „Potter, was haben Sie hier zu suchen?“ Argwöhnisch blickte der Zaubertranklehrer auf ihn herab. „Ich möchte zu Professor Dumbledore. Würden Sie mir bitte das Passwort verraten?“ Harry war sehr bemüht, freundlich zu bleiben. Das „Bitte“ wäre ihm beinahe ihm Hals stecken geblieben, doch trotz des lodernden Hasses, den er gegenüber Snape empfand, klangen seine Worte tatsächlich fast höflich. Harry hatte die Demütigungen der letzten Unterrichts- und Strafarbeitstunden noch nicht vergessen. Hatte nicht vergessen, dass Snape und Sirius miteinander verfeindet gewesen waren und er hatte auch nicht vergessen, dass Snape jetzt nach Sirius Tod noch immer kein gutes Wort für Harrys Paten finden konnte. „Potter, denken Sie, der Schulleiter hat Zeit, sich mit Ihren kleinen pubertären Problemen zu beschäftigen?“ Harry biss sich auf die Lippen, damit er nichts sagte, was er später bereuen würde. Der Punkteverlust für Gryffindor, den Harry in diesem Schuljahr verursacht hatte, war schon groß genug. „Es geht um etwas Wichtiges.“ Snapes Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, bohrten sich in Harrys, auf der Suche nach einer Lüge. Der kurze mentale Angriff, der darauf folgte, wurde von Harry wenige Sekunden, nachdem er eine unliebsame Erinnerung an Dudley und seine Gang hatte, welche ihn verprügelten, abgeblockt. Schwer atmend schaute Harry den verhassten Lehrer an. „Was sollte das?“ Harry kochte vor Wut fast über. Snape wusste sehr genau, dass Harry schlecht in Okkulumentik war. „Hatte ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollten mehr üben?“ Gerade als Harry jeglichen Anstand vergessen und auf Snapes Hohn reagieren wollte, tauchte Professor Dumbledore selig lächelnd hinter dem Zaubertranklehrer auf. Seine gütigen, aber stets wachsamen Augen erfassten die Situation mit einem Wimpernschlag und das Lächeln erlosch mit einem Mal. „Professor, ich muss mit Ihnen reden. Es ist wichtig!“ Harry sprach, bevor es Snape tun konnte. Nur ein rasches Handeln konnte ihm einen Vorteil einbringen, denn so war er vor Snapes hinterhältiger Zunge sicher. „Nun gut, Harry, dann komm mit.“ „Und was, Professor, wenn ich fragen darf, ist mit meinem Bericht?“ „Ich denke nicht, dass Harry uns stören wird, Severus, und jetzt kommt – beide.“ Dumbledore nannte dem Wasserspeier das Passwort „Weasley Twins“, welches er wohl zu Ehren der Heldentaten, die die Zwillinge im Kampf gegen Dolores Umbringe geleistet hatten, gewählt hatte. Leise knarrend öffnete sich der Durchgang. oooOOOooo Das Schulleiterbüro sah aus wie immer. Fawkes saß hinten auf seiner Stange und schaute Harry aus seinen weisen Augen an, die Gemälde taten mal wieder so, als ob sie schlafen würden und verschiedene Apparaturen, die wohl magischer Natur waren, standen auf dem Schreibtisch herum. Snape, der an Harry vorbeihuschte, lehnte sich an eines der vollgestopften Bücherregale, wo er mit verschränkten Armen und einem ziemlich übellaunigen Gesicht stehen blieb. Harrys Zorn war derweil zu einer kleinen Flamme abgeflaut, doch der Kloß im Magen war jederzeit bereit, zu explodieren. Die Anwesenheit Dumbledores wirkte jedoch beruhigend auf Harry, so dass er sich voll und ganz dem älteren Mann widmen konnte, als dieser ihn ansprach. „Nun, Harry, was gibt es denn so Wichtiges?“ „Ich hatte heute Nacht einen Traum von geflohenen Todessern und ich bin mir ziemlich sicher, dass es kein normaler Albtraum war.“ Der Blick, den Dumbledore mit Snape tauschte, entging keinesfalls Harrys Aufmerksamkeit. „Es waren insgesamt drei, einer davon war Wurmschwanz. Den Todesser, der bei Wurmschwanz war, konnte ich nicht erkennen, er hatte sein Gesicht hinter einer dieser Todesserkutten verborgen, aber er hat dem anderen Todesser, in dem ich war, Befehle erteilt. Er soll…“ Harry atmete tief ein und aus und versuchte, Snapes mörderischen Blick zu ignorieren, „er soll Draco Malfoy töten.“ „DU LÜGST!“, schrie Snape. „Tue ich nicht! Er hat gesagt, dass Voldemort es so befiehlt.“ „Weshalb, frage ich, sollte Voldemort das wollen?“ „Ich… ich weiß es nicht. Aber ich lüge nicht.“ „Vielleicht war es ja nur ein Wunschtraum von Ihnen, Mr. Potter“, zischte Snape wütend. „Nein, bestimmt nicht. Es war wie damals, als ich Nagini war, als ich die Schlange war, die Mr. Weasley gebissen hat, nur, dass ich dieses Mal der Todesser war, der aus Askaban geflohen ist. Ich war es, der den Befehl bekommen hat.“ „Und wessen Körper soll das gewesen sein?“ Snape glaubte Harry offensichtlich kein Wort. „Keine Ahnung, auch wenn mir seine Stimme bekannt vorkam, konnte ich sie leider noch keiner Person zuordnen.“ Snape schnaubte: „Sehr gut, Potter, und wie sollen wir Mr. Malfoy beschützen, ohne dass wir wissen, gegen wen?“ „Der Todesser hat gesagt, er sei Voldemorts rechte Hand.“ „Seine rechte Hand?“ „Ja und der andere, der schwarz gekleidete, hat diese Stelle übernommen.“ „Das ist… höchst interessant“, stellte Dumbledore fest. „Hat er noch etwas gesagt?“ „Nein, ich bin dann aufgewacht, weil Krummbein auf meinen Schoß gesprungen ist.“ „Krummbein?“, fragte Snape spöttisch, doch Harry ignorierte ihn geflissentlich. „Professor, was bedeutet das? Warum träume ich, dass ich ein Todesser bin?“ „Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich dir deine Frage leider nicht beantworten, aber vielleicht hat Professor Snape ja noch ein paar aufschlussreiche Neuigkeiten für uns.“ Snape trat, sich die fettigen Haare aus dem Gesicht streichend, vor das Schreibpult, maß Harry verächtlich und wandte sich dann an Dumbledore: „Lucius Malfoy und die Todesser vom Anschlag im Ministerium sind ausgebrochen.“ oooOOOooo Tief in Gedanken versunken stieg Harry die Treppen zum Gryffindorturm empor. Er konnte nicht glauben, was er eben gehört hatte. Lucius Malfoy war geflohen. Unterstützt von Wurmschwanz und einigen anderen Todessern, waren Lucius und seine Gefährten befreit worden. Die Wahrscheinlichkeit, dass er den Auftrag bekommen hatte, seinen Sohn zu töten, war in Harrys Augen groß, doch egal, was Harry dem eiskalten Snob zutraute, er konnte sich nicht vorstellen, dass er seinen Erben töten würde. Oder doch? War Lucius Malfoy dem dunklen Lord so hörig, dass er sein eigen Fleisch und Blut opfern würde? Harry schüttelte den Kopf. Vielleicht war es ja gar nicht Lucius, der den Auftrag erhalten hatte. Es könnte ebenso gut einer von den anderen gewesen sein. Lestrange, Rookwood, Dolohow und wie sie alle hießen. Weshalb sollte er sich darüber den Kopf zerbrechen? Harry bog in den letzten Gang vor dem Gryffindorturm ein, da er einen kleinen Umweg genommen hatte. Ihm war nicht unbedingt nach der fröhlichen Gesellschaft seiner Mitschüler im Gemeinschaftsraum zumute. Wenn er Glück hatte, würden sie, bis er sein Ziel erreicht hatte, schon in ihren Betten liegen. Sein Kopf war von seinen wirren Gedankengängen so vernebelt, dass er nicht bemerkte, dass eine Kerze nach der anderen flackerte und aus ging. Der Gang war nur noch schwach vom Licht der angrenzenden Korridore beleuchtet. Geistig weit entrückt spürte er auch nicht die Aura seines Verfolgers, erst als Harry mit voller Wucht an die Wand gepresst wurde, nahm er sein Umfeld wieder wahr. Der Schmerz des Aufpralls ließ ihn aufstöhnen. „Guten Abend, Potter.“ Draco Malfoys Stimme tropfte vor Hohn. „Hast du mich vermisst?“ „Lass mich los!“ Der enge Körperkontakt behagte Harry aufgrund seiner Erfahrungswerte mit dem Slytherin überhaupt nicht. Mit der gesamten Kraft, die er aufbringen konnte, versuchte Harry, Draco von sich zu stoßen. Draco jedoch befand sich in einer wesentlich günstigeren Position und der Großteil von Harrys Kraft ging wirkungslos verloren. Malfoy hatte ein leichtes Spiel mit dem Gryffindor. „Vergiss es, Potter, du hast keine Chance.“ Die Worte bewirkten genau das Gegenteil von dem, was sie eigentlich sollten – Harry wehrte sich noch heftiger. Was seinerseits bewirkte, dass sich Dracos Körper noch enger an ihn presste. Einsehend, dass dies das Ende nur herauszögerte, keuchte Harry: „Was willst du Perverser jetzt schon wieder?“ „Hm… Vielleicht möchte dir der Perverse beweisen“, und Draco betonte das Wort „Perverse“ so, als ob es etwas besonders Erotisches wäre, „dass du mindestens genauso pervers bist?“ „Du spinnst!“ „Ich schwöre dir, Potter, ich werde dich auch ohne Erpressung bekommen.“ Harry lachte hohl auf. „Malfoy, du bist so was von gestört!“ „Zweifelst du an meinen Fähigkeiten?“ „Nein, aber an deinem Verstand!“ Jetzt war es Draco, der lachte. Es war ein heiseres, amüsiertes Lachen, welches abrupt abbrach. „Ich werde es dir beweisen!“ Und nur einen Herzschlag später konnte Harry Malfoys Lippen auf den seinen spüren. Fortsetzung folgt… Kapitel 10: Kapitel 10 ---------------------- Harry wehrte sich. Sein Geist sträubte sich dagegen, den Kuss, verbunden mit festen, fordernden Lippen, willkommen zu heißen. Er wollte nicht schon wieder zum Spielball von Malfoys Gelüsten werden. Nichts lag ihm ferner, trotz des kleinen Stimmchens im Hinterkopf, welches immer lauter wurde und ihn der Selbstverleumdung beschuldigte. Das Stimmchen, das ihm sagte, wie sehr er sich wünschte, von dem Blonden geküsst zu werden, ja, das ihn daran erinnerte, dass es nur ein paar Stunden her war, wo er sich gefragt hatte, wie es wohl wäre, Draco Malfoy zu küssen. Jetzt wusste er es und gegen all die aufkeimenden Gefühle in seinem Körper kämpfte er mit dem letzten Funken von Stolz an. Harry hatte nicht die geringste Ahnung, wohin seine kleine Privatfehde mit Malfoy führen würde, wenn er aufgeben würde, und vor der Antwort hatte er Angst. „Potter, vergiss es. Du kannst mir nicht entkommen.“ „Aber ich kann es versuchen“, erwiderte Harry trotzig. Draco grinste nur, bevor seine Lippen zum zweiten Mal die von Harry suchten und er den Gryffindor in einen neuen Kuss verwickelte. Er küsste genauso stürmisch wie zuvor, doch lag seinem Kuss nun mehr Zärtlichkeit bei, als dem ersten. Harry konnte fühlen, wie Dracos Zunge ihn lockte, seine Lippen zu öffnen und bevor er wusste, was er getan hatte, hatte er instinktiv dem Wunsch des Slytherins nachgegeben. Sein Mund war einem Eroberungssturm ausgesetzt, dem er nichts mehr entgegen setzen konnte. Mit immer weniger Elan versuchte Harry, Draco von sich zu stoßen, doch seine Hände auf Dracos Brust hatten nicht die nötige Kraft, im Gegenteil, Harry ertappte sich dabei, wie seine Bemühungen mehr in ein Streicheln übergingen und Dracos Hände, die zuvor in Harrys schwarzes Haar gekrallt waren, machten sich zu einer Wanderschaft über Harrys Körper auf. „Lass mich…“ Selbst in Harrys Ohren klang sein Befehl mehr wie ein Flehen. Er betete darum, dass Draco von ihm abließ, dass er, Harry, sich nicht seinen Gefühlen hingab und etwas tat, was er bereuen würde. „Niemals, Potter, du gehörst mir!“ Harry wimmerte auf. Er hatte geahnt, dass Draco so reagieren würde, auch wenn er nicht wusste, weshalb der Slytherin so versessen auf ihn war. „Warum?“, fragte Harry zwischen einem weiteren verzehrenden Zungenkuss. „Warum willst du mich? Was hast du davon?“ „Kannst du dir das nicht denken?“ Kurz blickte Draco ihn belustigt an, bevor er abermals Harrys Lippen versiegelte und dieses Mal gab es für Harry keinerlei Chance, den Kuss zu unterbrechen. Unwissend, was Malfoy damit andeuten wollte, schmolz Harrys Widerstand dahin. Er fühlte, wie Dracos Hände ihm an den Seiten entlang und den Rücken hinunter glitten, eine Spur aus brennender Hitze auf seinem Körper zurücklassend. Seine Gedanken wirbelten in seinem Kopf nur noch durcheinander, so dass er in diesem Moment noch nicht einmal gewusst hätte, wie er hieß, hätte man ihn gefragt. Er konnte nicht mehr. Seine Beherrschung löste sich in Luft auf und er erwiderte den gestohlenen Kuss mit einer Leidenschaft, die ihn selbst überraschte. Es waren Harrys Hände, die jetzt ihren Platz in Dracos Nacken fanden und den Slytherin noch näher heranzogen. Es war Harrys Becken, das sich heiß fordernd und mit deutlicher Ausbuchtung in der Hose an Malfoy presste. Verschlingend klammerte sich Harry an Draco und realisierte nicht, wie hemmungslos er sich benahm und wie sehr sein Verhalten den Slytherin in Erregung versetzte, um so abrupter und kälter kam es ihm vor, als Draco plötzlich Abstand zwischen sie brachte. „Was?“ Harrys Frage klang wie eine Mischung aus einem enttäuschten Seufzen und einem wütenden Ausruf. Seine Lippen, vom Küssen rot, leuchteten sinnlich und seine Augen... Seine Augen waren vor Lust so dunkelgrün geworden, dass sie fast schwarz wirkten. Doch es war nicht er, der diesen entzückenden Anblick sah, sondern Draco, dem seine Gefühle ebenso ins Gesicht geschrieben standen. Draco beugte sich wieder über Harry und flüsterte in dessen Ohr: „Ich habe gewonnen...“ In dem Moment, in dem Harry den Sinn der Worte verstand, denn er hatte die ursprüngliche Ausgangsposition ihres Techtelmechtels bereits vergessen, weiteten sich seine Augen vor Schreck und sein Temperament kochte auf, doch Dracos Lippen verwandelten den Zorn in noch hemmungslosere Leidenschaft um. Harry, der einen Moment wieder in die Realität zurückgekehrt war, wollte sich erneut wehren, doch er konnte nicht. Sein Körper brannte und sehnte sich nach Erlösung. Er verstand nicht, weshalb er ausgerechnet bei Malfoy Junior so fühlen musste, aber es war ein Rausch, der befriedigt werden wollte. Gerade als Draco den Kuss abermals unterbrach, um Luft zu schöpfen, hörten sie Schritte. Erschrocken fuhren sie ein Stück auseinander, doch die Gestalt, die sich aus der Dunkelheit des Ganges schälte, musste gesehen haben, wie nahe sie beieinander gestanden waren. „Draco, schön, dass ich dich endlich erwische, du sollst sofort in Professor Snapes Büro kommen.“ Es war Blaise Zabini, den das fahle Licht nun zum Vorschein brachte. Harry schluckte. Hätte es nicht jemand aus einem anderen Haus sein können? Weshalb hatte es ausgerechnet ein Slytherin sein müssen? „Danke für die Information, Blaise, du kannst jetzt gehen.“ Dracos Stimme war kalt und befehlend, doch Zabini rührte sich keinen Millimeter. „Tut mir leid, Draco, du sollst SOFORT zu Professor Snape kommen.“ Ein Knurren entfleuchte Dracos Kehle und es klang regelrecht bedrohlich, so dass sogar Harry ein kurzes Magenflattern bekam. Ein: „Wir sehen uns, Potter!“ später verschwand Draco mit wütendem Gesicht und Harry war sofort klar, weshalb der Slytherin zu seinem Hauslehrer kommen musste. Sein Traum. Es schien Harry schon Stunden her zu sein, als er bei Professor Dumbledore im Büro gewesen war. „Potter, ich möchte mich ja nicht in dein Privatleben einmischen, aber wenn du dich das nächste Mal von einem Typen knutschen lässt, dann such dir einen besseren und vor allem nicht so öffentlichen Ort dafür.“ „Du hast uns gesehen?“ Harrys Mund war schneller, als der noch benebelte Verstand. „Nein, ich habe es nur vermutet, aber danke, dass du es mir gerade bestätigt hast.“ Harry wurde hochrot. Er konnte sich im Augenblick nichts Peinlicheres vorstellen als das. Zabini hatte ihn mit Malfoy gesehen und er hatte den Kuss erwidert! Er hatte Malfoy zurück geküsst. Es war sogar noch schlimmer, es hatte Harry nicht nur gefallen, nein, es hatte ihm sogar ziemlich gut gefallen und fast bereute er es, dass Zabini sie unterbrochen hatte. Aber nur fast, denn schließlich ging es hier um Malfoy. Draco Malfoy, um genau zu sein. Vollblut-Slytherin, Sohn eines Todessers, Quidditch Rivale und sein höchstpersönlicher Schulfeind Nr. 2, der hier in Hogwarts nur noch von Snape übertrumpft wurde. Wie konnte er nur bei so einem Arsch schwach werden? „Wehe, du erzählst einem ein Wort, Zabini...“ „Sonst noch was? Hat der kleine Potter Angst, die Schule könnte erfahren, dass er schwul ist?“ „Nein, ich bin nic...“ „Sag es nicht! Sag jetzt nicht, dass du nicht schwul bist. Potter, Jungs küssen einander nicht, wenn sie hetero sind und hey, du vergisst, mit wem du sprichst - ich bin schwul.“ Wäre es möglich gewesen, wäre Harry noch röter geworden, aber so senkte er nur peinlich berührt seinen Blick. Wie hatte er es vergessen können? Rons Zustand war zwar wieder besser geworden, seit er nicht mehr von den Häusern gehänselt und geärgert wurde, aber er quälte sich immer noch mit seiner Sexualität herum. „Wenn du möchtest, Potter, werde ich meine Klappe halten, aber dafür schuldest du mir einen Gefallen.“ „Welchen?“ Alle Alarmglocken in Harry läuteten auf. In Zabinis Blick flammte etwas Animalisches auf und als der schwarzhaarige Slytherin auf Harry zuging, ruckte dieser zum zweiten Mal in kürzester Zeit mit seinem Rücken an der kalten Steinmauer an. oooOOOooo Harry lag in seinem Bett und wälzte sich unruhig hin und her. Er träumte von Draco. Einem Draco, der sich über ihn lustig machte und der sich nackt auf Snapes Schreibtisch rekelte, während der Zaubertranklehrer Harry einen Trank brauen ließ, von dem er noch nie gehört hatte. Ron stand in der Ecke, in der normalerweise Snapes Regal mit verschiedenen Gläsern befand und küsste einen Blaise Zabini, der während dem Kuss immer wieder zu Harry blickte und Harry mit seinen Augen einlud, sich an der Knutschorgie zu beteiligen. Dann tauchte auf einmal Hermine auf, die ihm immer wieder ins Gewissen redete, mehr für die Schule zu lernen und ein gutes Dutzend Mal sagte: „Harry, du musst es Dumbledore sagen. Du musst es Dumbledore sagen!“ Sogar im Traum brach Harry der Schweiß aus. Er wollte diesen Unsinn nicht träumen und wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich aufwachen zu können, doch auch wenn er sich bewusst war, dass er sich in einem Traum befand, konnte er nicht aufwachen. Endlich atmete er erleichtert auf, als sich die Bilder in seinem Traum veränderten. Statt dem dunklen Raum von Snapes Büro war Harry jetzt auf einer taghellen Lichtung im Nirgendwo. Soweit sein Auge blicken konnte, sah er nichts Bedrohliches oder Gefährliches. Vögel zwitscherten und Harry sah ein Reh in einiger Entfernung grasen, worauf er schloss, dass er sich in einem Muggelwald befand, obwohl das an sich komisch war, da die Dursleys ihn niemals mit in den Wald genommen hatten. Nur einmal in seinem Leben war er in den Wald gegangen und das war in der 2. Klasse gewesen. Harry erinnerte sich allerdings nicht gerne daran, da Dudley ihn damals mit seinen Freunden durch den Wald gejagt hatte, bis er sich verlaufen hatte. Zum Glück war Harry damals bereits nach einer halben Stunde von einem Holzfäller gefunden worden und dieser hatte ihn bei der Klassenlehrerin abgeliefert, so dass weder Onkel Vernon noch Tante Petunia jemals etwas davon erfahren hatten. Ein Knacken ertönte und Harry blickte sich erschrocken um, doch er konnte niemanden sehen. Das grasende Reh war in das dichte Gehölz geflohen und auch die Vögel waren schlagartig verstummt und schienen wie vom Erdboden verschluckt worden zu sein. Die plötzliche Ruhe verunsicherte Harry und dann fühlte er es - das übliche Gefühl, wenn seine Träume in Voldemorts Visionen endeten. Er seufzte auf: „Bitte nicht.“ Doch er hatte wie immer keine Wahl. Eine Wolke aus schwarzen Schatten breitete sich über der Lichtung aus, das Blattwerk der Bäume raschelte bedrohlich und der Wind wirbelte loses Laub peitschend umher. Die Dunkelheit, verbunden mit absoluter Stille (vom Geräusch des Windes abgesehen), wirkte beängstigend. Harry wartete. Jede Sekunde erschien ihm wie Stunden, jede Minute wie Tage und als dann jäh ein Keuchen und Geraschel zu hören waren, zuckte er zusammen. Unruhig versuchte Harry, die Richtung zu orten, aus der das Keuchen und das Geräusch brechender Äste kamen. Wer auch immer den Geräuschpegel so drastisch angehoben hatte, er kam näher und das mit einem atemberaubend schnellen Tempo. Ein Schwindel erfasste Harry, er schwankte kurz und ehe er sich versah, war seine Wahrnehmung geändert. Harry rannte. In seinem Bewusstsein existierte nur blanke Angst und Schmerz. Er wurde verfolgt und auch wenn er seine Verfolger nicht sehen konnte, so fühlte er, wie sie näher kamen. Der Körper, in dem er sich befand, war verletzt. Die Schmerzen schienen ihn von Innen heraus zu verbrennen. Der Gryffindor wusste, was das bedeutete. Er war mit dem Cruciatus Fluch gefoltert worden. In einem winzigen Moment der Unachtsamkeit stolperte Harry über eine Baumwurzel, fiel der Länge nach auf den Boden, versuchte, sich verzweifelt aufzurichten, doch seine schmerzenden Gliedmaßen hinderten ihn daran. Als er es dann zumindest geschafft hatte, auf die Knie zu gehen, bekam er von hinten einen plötzlichen Tritt zwischen die Schulterblätter. Harry stöhnte vor Schmerz auf und landete abermals auf dem kalten, feuchten Waldboden. Er hatte Angst. Wahnsinnige Angst. Es war eine Angst, die von der Person, die Harrys Geist unfreiwillig in Besitz genommen hatte, auf das Bewusstsein des Jungen selbst übergegangen war. „Gib auf, du hast doch sowieso keine Chance.“ Die kalte Stimme hallte in Harrys Ohren wie ein Peitschenschlag. Sofort hatte er sie erkannt, es war die Stimme des schwarzgekleideten Todessers aus seiner vorherigen Vision. „Wie konntest du denken, der Dunkle Lord würde deinen Ungehorsam ungesühnt lassen? Hast du vergessen, wie oft du unnachgiebig sein Urteil vollstreckt hast? Hast du das?“ Doch weder Harry, noch die Person, in der er sich befand, antworteten auf die Frage. Zur Belohnung gab es einen weiteren, extrem deftigen Tritt in die Rippen und Harry fühlte und hörte, wie eine davon brach. Sein Schmerzensschrei schallte durch den Wald, dicht gefolgt von höhnischem Gelächter – die anderen Todesser waren eingetroffen. „Lucius, wie konntest du nur? Weshalb hast du den Befehl nicht ausgeführt? War dir dieses schwule Balg so wichtig? Bedeutet dir Draco tatsächlich so viel, dass du bereit bist, für sein Leben zu sterben?“ „Was…“, Harry hörte, wie Lucius zitternd und mit Unterbrechungen sprach, „Was verstehst du denn schon… von solchen Dingen? Du weißt doch gar nicht mehr, was Liebe ist!“ Alles lachte. Jeder der Todesser lachte sein grausames, verachtendes Lachen. Es war keiner dabei, der Gnade für den Mann auf dem Boden empfand, obwohl er bis vor kurzem noch einer der ihren gewesen war, obwohl er bis vor kurzem noch in seinem Rang höher als sie alle gestanden hatte. Erst das gebieterische „Ruhe“ des Anführers ließ sie schlagartig verstummen. „Du hast den Dunklen Lord bitter enttäuscht mit deiner Befehlsverweigerung und du hast mich enttäuscht, wo ich mir doch so Mühe gemacht habe, dich aus Askaban zu holen. Dein Schicksal, Lucius, ist besiegelt. Aber ich will gnädig sein und dir noch eine letzte Chance geben, dein nunmehr jämmerliches Leben zu retten. Solltest du es schaffen, die Schutzbarriere von Hogwarts zu erreichen, bevor wir dich ein zweites Mal erwischt haben, dann darfst du bis zu unserer nächsten Begegnung weiterleben und wenn nicht… Nun, du kennst die Antwort.“ Zweifelnd blickte Harry hoch, doch er konnte das Gesicht nicht erkennen, das zu ihm herabblickte. Innerhalb der Kapuze war es genauso dunkel wie im Wald, lediglich das leichte Reflektieren der Augen war zu sehen. „Kann ich mich auf dein Wort verlassen?“ Spöttisches Lachen war die Antwort und nun wusste Harry, dass diese Gnade nichts weiter war als ein Spiel, um sein Leid noch zu verstärken. Um seine Hoffnung zu schüren und am Schluss zu zerschmettern, denn es würde kein Entkommen gegeben. Die Todesser würden nicht zulassen, dass er überleben würde, doch auf einmal hielt man ihm einen Zauberstab vor die Nase. „Wir lassen dir einen Vorsprung von drei Minuten und du bekommst deinen Zauberstab zurück, wir wollen uns doch noch ein bisschen mit dir amüsieren.“ Fortsetzung folgt… Kapitel 11: Kapitel 11 ---------------------- Harry, Ron und Hermine standen vor dem Zaubertränkeklassenzimmer dicht beieinander. Leise und möglichst unauffällig redeten sie darüber, weshalb Harry gestern, nachdem er über seinen Zauberkunsthausaufgaben (er hatte versucht, sich von Malfoy Junior und Zabini abzulenken) eingeschlafen und mit einem lauten Schrei aufgewacht war, und dann, noch ohne ein weiteres Wort zu sagen, in Professor Dumbledores Büro verschwunden war. Eigentlich sollte Harry seinen beiden Freunden nichts davon erzählen, da Dumbledore der Ansicht war, solange Lucius in Gefahr schwebte, sollte niemand außerhalb des Ordens etwas von Harrys neuem Traum erfahren. Auf diesem Weg waren er und Professor Snape auch übereingekommen, Draco den aktuellen Sachstand zu verschweigen. Man wollte dem Jungen die Sorge um seinen Vater vermeiden und man wollte ihm auch nicht die Hoffnung nehmen, sollte die Rettungsmission fehlschlagen. „…und als sie mich beinahe nochmals erwischt hatten, bin ich aufgewacht. Es war schrecklich. Mein Herz raste und ich… ich hatte panische Angst. Ich glaube, es hat ein paar Minuten gedauert, bis der Schreck aus meinen Gliedern wich.“ „Was ist mit den Todessern? Hast du einen erkannt?“, wollte Ron begierig wissen. „Der, welcher mich gefoltert hat, war der gleiche wie aus dem alten Haus.“ „Und weißt du nun, in welchem Körper…?“, fragte Hermine. „Lucius Malfoy“, beantwortete Harry die Frage, bevor sie zu Ende gestellt war. Für einen Moment herrschte Stille. „Lucius Malfoy“, hauchte Ron „aber weshalb solltest du in seinem Körper sein?“ „Das weiß keiner, noch nicht einmal Dumbledore hat eine Vermutung, woran es liegen könnte.“ „Hat er dir gesagt, was mit Malfoy passieren wird? Also mit Draco, meine ich.“ „Nein. Aber garantiert soll Snape sich innerhalb von Hogwarts um ihn kümmern.“ Mit geweiteten Augen wisperte Hermine: „Harry, das ist so grauenvoll. Die Malfoys haben ja viel verdient, aber dass Voldemort von seinem Diener verlangt, den eigenen Sohn zu töten? Denkst du, sie haben ihn erwischt? Denkst du, sie haben Lucius Malfoy schon getötet?“ „Hätten sie ihn getötet, hätte ich es auf jeden Fall über die Narbe gespürt, doch Voldemort hat sich weder geärgert, weil er entkommen ist, noch hat er sich gefreut, weil Malfoy tot ist. Ich denke, er ist noch auf der Flucht.“ „Achtung“, zischte Ron. Draco war mit seinem Fanclub im Schlepptau aufgetaucht. Harry traute sich kaum, zu dem Blonden hinüber zu sehen, doch ein innerer Zwang drängte ihn dennoch dazu. Obwohl Draco am Vorabend informiert worden war, dass man nach seinem Leben trachtete, benahm er sich genauso wie immer. Er ignorierte Parkinson, die sich an seinen Arm klammerte, verzog sein Gesicht bei dümmlichen Äußerungen von Crabbe und Goyle und blickte von oben herab auf die Gryffindors. Der Blick Harrys ließ den Slytherin aufschauen und prompt errötete Harry bis unter die Haarwurzeln. Er hatte nicht vergessen, was er getan hatte. Wäre Zabini nicht aufgetaucht, hätte er höchstwahrscheinlich seine Jungfräulichkeit an Malfoy verloren und die Scham steckte ihm tief in den Gliedern. Noch immer wusste Harry nicht, weshalb Draco ihn so fühlen ließ. Es widerstrebte ihm, besonders, da Draco ihn genötigt hatte, Dinge zu tun, für die Harry nicht bereit gewesen war. Andererseits hatte Harry bei genau jenen Dingen Lust und Erregung verspürt. Die Erinnerung an einen laut stöhnenden Draco und den Geschmack einer erigierten Männlichkeit auf seiner Zunge lösten lustvolle Wellen in Harrys Körper aus. Auch wenn es ihm nicht behagte, aber Harry musste zugeben, dass er zumindest was das Körperliche anging, seinem Kontrahenten verfallen war. Er wollte es. Er wollte, dass Draco mit ihm schlief. Die schönen, schlanken und erfahrenen Hände von Draco sollten auf seinem Körper tanzen und das Feuer noch heißer schüren. Die vollen Lippen sollten ihn hungrig küssen, seinen Leib erforschen, als wäre er die Nahrung für einen Verhungernden. Hitze wallte in Harry auf und sein Blick, der immer noch von Malfoy erwidert wurde, wurde merklich lüsterner. „Harry!“ Ein leichtes Rütteln an seiner Schulter holte Harry aus seinen recht unanständigen Gedanken heraus. „Ja?“ „Harry, Professor Snape ist da.“ „Ähm… ja.“ Zu dritt marschierten sie in das Klassenzimmer. Automatisch wollte Harry sich zu seinen Freunden setzen, doch Blaise, der es sich schon auf seinem Platz bequem gemacht hatte, erinnerte Harry rechtzeitig daran, dass er neben Draco sitzen musste. Mit gemischten Gefühlen nahm Harry neben Draco Platz. Das Blut rauschte ihm unangenehm in den Venen. Überdeutlich nahm er den verlockenden Geruch von Draco wahr, spürte die Anwesenheit des Jungen noch intensiver als gewöhnlich. Alle Sinne streckten sich nach Malfoy aus. Die Worte von Professor Snape rauschten an ihm vorbei, er hörte, dass Snape sprach, doch außer ein paar Wortfetzen drang nichts davon in sein Bewusstsein. Was Harry bemerkte waren Dracos Finger, die zärtlich mit seinem Zauberstab spielten und Harry wusste, was diese Finger mit seinem „Zauberstab“ anfangen könnten. Ebenfalls bemerkte Harry, wie Draco, während er die Zutaten für den zu brauenden Trank richtete, Millimeter für Millimeter näher an ihn heran rutschte. Jeder einzelne davon machte Harry nervöser. „Potter, gibt mir mal die Borretschblätter.“ Nachdem Harry weiterhin nur stumm dasaß, langte Draco über ihn und Harry wimmerte auf. „Mache ich dich nervös?“ Abermals reagierte Harry nicht. Ein wissendes Lächeln tauchte auf Dracos Gesicht auf und unruhig bemerkte Harry, wie Draco sich kurz in der Klasse umblickte. Er musste sich wieder unter Kontrolle bringen, er konnte nicht zulassen, dass Malfoy seine Gefühlswelt so auf den Kopf stellte. Diese physische Leidenschaft musste er unbedingt abstellen. Verzweifelt versuchte er, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. In Ordnung, an der Tafel stand das Rezept für einen Stärkungstrank, in den unter anderem diese Borretschblätter, Holunderbeeren, Salbei und - eklig – Flubberwurmpüree, sowie gestampfte Knochen eines an Altersschwäche gestorbenen Trolls hinein mussten. Sorgfältig darauf bedacht, Draco zu ignorieren (was nicht leicht war, da Draco mittlerweile so nahe saß, dass er ihn fast berührte), sortierte Harry seine Zutaten, entzündete das Feuer und während selbiges noch aufloderte, füllte er seinen Kessel magisch mit Wasser. Fast schien es Harry, dass Draco ihn in Frieden lassen und mit der Arbeit an seinem Zaubertrank weitermachen würde, jedoch wäre Draco nicht Draco, wenn er es getan hätte. Snape befand sich ein paar Reihen hinter ihnen und erklärte Pansy Parkinson gerade die Wirkungsweise von Trollknochen in einem Stärkungstrank, als Draco wie unbeabsichtigt seine Hand auf Harrys Knie platzierte. Erschrocken drehte Harry seinen Kopf herum. „Was tust du da?“, zischte er aufgebracht. „Merkst du das nicht?“, flüsterte Draco ebenso leise zurück. „Du kannst doch nicht! Nicht hier im Unterricht!“ „Reg dich ab. Sie bekommen es nur mit, wenn du schreist oder zappelst und das tust du doch nicht, oder?“ Die feingliedrige Hand schob sich ein Stück höher und lag nun auf Harrys Oberschenkel. „Lass das!“ „Ich denke nicht, dass ich das tun werde.“ In allen Maßen amüsiert, streichelte Draco über den festen Schenkel und glitt jedes Mal ein Stück höher, bis seine Hand fast Harrys Schritt erreicht hatte. Harry, der versuchte, Dracos Liebkosung unbeachtet zu lassen, war gerade im Begriff, die Salbeiblätter mit seinem Messer zu zerkleinern, doch seine Hände zitterten so arg, dass er sie nur ruinierte. Dann plötzlich lag Dracos Hand auf seinem Schritt und traf dort auf eine Beule, für die Harry sich zutiefst schämte. Durch die Berührung bekam Harry solch einen Schreck, dass er sein Messer zu Boden fallen ließ. „Warte, ich hebe es dir auf.“ Mit angehaltenem Atem saß Harry steif auf seiner Seite der Sitzbank und musste betrachten, wie Dracos hübscher Kopf unter dem Tisch verschwand und zwar so, dass es von oben aussah, als wollte ihn der Slytherin oral verwöhnen. Jetzt war Harry kurz vorm explodieren. „Mr. Malfoy, was machen Sie da auf dem Fußboden?“ Blitzschnell tauchte Dracos Kopf wieder auf. „Ich habe Potters Messer aufgehoben, Sir.“ „Wirklich?“ Draco legte das Messer auf den Tisch. „Nun… das war sehr nett von Ihnen, das macht 5 Punkte für Slytherin für ein ausgezeichnetes Benehmen gegenüber Ihren Mitschülern.“ Baff stierte Harry Snape an. Wie konnte ein Mann alleine so unfair sein? Der Hauslehrer der Slytherins wusste genau, dass Draco log. Seine abrupt aufgekeimte Wut schluckte Harry, dessen Gesicht seine Emotionen ohnehin kaum verbarg, mühselig runter. Klugerweise konzentrierte er sich lieber wieder auf den brodelnden Trank vor sich. Egal, was Harry über Snape in jenem Moment dachte, seine sinnlichen Gefühle waren abgekühlt. Die prickelnde Erotik, die Draco ausstrahlte, prallte an seinem unsichtbaren Schild des Zornes ab. Erst, als Draco sein Handgelenk packte, mit dem er das Püree in den Kessel schütten wollte und Draco: „Willst du uns töten?“ fauchte, nahm er den blonden Jungen wieder bewusst wahr. „Was?“, fauchte Harry genauso unfreundlich zurück. „Passt du denn nie auf? Wenn du vor dem Salbei das Flubberwurmpüree in den Trank mischt und er nicht mindestens 10 Minuten zieht, entstehen giftige Dämpfe.“ Harry wusste nicht, was er davon halten sollte und tat das erste, was ihm in den Sinn kam – Angriff. „Das wäre dir doch Recht!“ „Wirklich?“ Draco zog eine seiner geschwungenen Augenbrauen hoch. „Was weißt du schon, was mir Recht ist? Hm? … Gar nichts weißt du!“ „Ich weiß zumindest, wer dich töten soll!“ Die Überraschung stand Draco ins Gesicht geschrieben. „Woher? Wer?“ „Nicht hier“, sagte Harry, der seinen Fehler bemerkt hatte, mit vorsichtigem Blick in die Klasse. „Lass uns später reden, falls Snape oder Dumbledore dich nicht vorher informieren.“ „Nach dem Mittagessen?“ „Von mir aus und wo?“ „An der peitschenden Weide.“ „Einverstanden.“ oooOOOooo Der Gedanke daran, dass er einen riesigen Fehler gemacht hatte, lenkte Harry die restlichen Unterrichtsstunden ab. Er konnte sich weder bei Professor McGonagall konzentrieren, was beinahe verheerende Folgen für Ron gehabt hätte, bei dem Harry einen Verwandlungsspruch in einen Holzstuhl ausprobierte sollte, noch war er in Geschichte der Zauberei eingeschlafen, weil er viel zu durcheinander war. Wie hatte er sich so verplappern können? Harry wusste, dass weder Professor Dumbledore noch Professor Snape davon begeistert wären, wenn sie wüssten, was er im Begriff war, zu tun. Hätten sie gewollt, dass Draco von dieser Sache erfuhr, hätten sie es ihm schon längst gesagt und außerdem nahmen die beiden Professoren Rücksicht auf Dracos Gefühle. Wie hatte er nur so dumm sein können? „Hey, Harry, kommst du?“ Ron stand vor seinem Bett und schaute Harry erwartungsvoll an. „Geh ruhig vor, ich komme nach.“ „Ist alles in Ordnung mit dir?“ Besorgt, wie es nur ein bester Freund sein konnte, wurde er von Ron gemustert und dann setzte sich der Rothaarige zu ihm aufs Bett. Ohne seinen Freund anzusehen, antwortete Harry: „Klar, was soll schon sein?“ „Sag du es mir. In letzter Zeit erzählst du mir ja nichts mehr.“ „Das ist nicht wahr, gerade heute Morgen…“ „Ja, mag sein, du hast mir und Hermine die Sache mit dem Traum erzählt, aber was in deinem Kopf vorgeht, was du denkst, was du fühlst, das verschweigst du uns. Ich weiß, ich bin unsensibel und bekomme oft wenig von meiner Umwelt mit, aber ich merke, dass es dir nicht gut geht. Was ist los mit dir, Harry? Rede mit mir!“ War er das jetzt? War das jetzt der richtige Augenblick, sich jemandem anzuvertrauen? Sich jemandem zu offenbaren? Harry, der Ron mittlerweile in die Augen sah und dort nur Offenheit erblickte, dachte ernsthaft darüber nach. Sein bester Freund war bereit, die Wahrheit zu hören, und er? War er bereit, die Wahrheit zu sagen? Harry fasste einen Entschluss. „Es geht um Malfoy.“ „Um Malfoy?“, fragte Ron baff. „Er hat mich in Zaubertränke provoziert.“ Harry seufzte. „Macht er das nicht immer?“ Ein intensiver Blick aus Harrys funkelnden grünen Augen genügte, um Ron zum Schweigen zu bringen. „Ich habe ihm gesagt, dass ich weiß, wer ihn töten will.“ „Oh! Aber hat Dumbledore…“ „Ja, Dumbledore hat gesagt, er soll es nicht erfahren.“ „Verstehe.“ „Malfoy möchte mich nach dem Essen treffen.“ „Und wenn du nicht hingehst? Wenn du ihn einfach ignorierst? Was kann er denn tun? Im schlimmsten Fall kann er Gryffindor Punkte abziehen.“ Harry schluckte. „So einfach ist das nicht.“ „Warum?“ „Malfoy… Er hat tatsächlich etwas gegen mich in der Hand.“ Rons Augen weiteten sich und Harry errötete. Es war ihm sichtlich peinlich, egal was für einen Trumpf Malfoy im Ärmel hatte. Inständig betete Harry, Ron würde es vermeiden, auf dieses Thema näher einzugehen, doch seine Gebete wurden keinesfalls erhört. „Was?“ „Ich kann es dir nicht sagen!“ Es war doch nicht der richtige Augenblick, um alles zu beichten. „Harry!“, sagte Ron und klang dabei schrecklich wie Hermine. „Nein, Ron! Es geht wirklich nicht.“ Jedes Wort, das Harry sagte, meinte er auch so. Noch war er nicht imstande, irgendjemandem etwas von seinem neuen Verhältnis zu Draco Malfoy zu sagen. Es tat ihm weh, zu sehen, wie Rons Gesicht in sich zusammenfiel und die Enttäuschung nur zu deutlich zeigte. Für Harry wog die Scham zurzeit noch schwerer, als die Freundschaft. Sein Geheimnis war ihm definitiv zu intim, als dass er es jetzt schon offenbaren konnte, falls er es jemals offenbaren konnte. „Es tut mir leid“, sagte Harry und wandte sich damit ab. Fortsetzung folgt… Kapitel 12: Kapitel 12 ---------------------- Er sah Draco schon von weitem. Das helle Haar des Slytherins wirkte im trüben Licht des verregneten Tages wie ein leuchtender Magnet. Harry wunderte sich darüber, weshalb Draco, der etwas abseits der peitschenden Weide stand, sich keineswegs darum kümmerte, ob andere Schüler ihn sahen oder nicht. Gedanklich formulierte Harry schon, was er Draco diesbezüglich sagen wollte, als er Parkinson entdeckte. Das mopsgesichtige Mädchen redete intensiv und mit viel Gefuchtel auf Draco ein, welcher begonnen hatte, eine unsichtbare Linie auf und ab zu gehen und seinen Kopf zu schütteln. Harry, der bisher noch unentdeckt war, suchte Schutz hinter einer Gebüschwand, die sich auf einer kleinen Anhöhe bis fast zu den beiden Slytherins erstreckte. Kurz atmete Harry durch, bemüht, die schlagartig aufgekeimten Gefühle zu unterdrücken. Was zur Hölle war so wichtig, dass Draco jetzt mit Parkinson reden musste? Draco war doch mit ihm, Harry, verabredet! Harry war sich bewusst, was diese Wut bedeutete – Eifersucht. Harry Potter war eifersüchtig auf Pansy Parkinson. Von der Wut geleitet, blickte er hinter seinem Versteck hervor. Parkinson war mittlerweile dabei, das, was sie als weiblichen Charme bezeichnen würde, an Draco anzuwenden. Sie stand so dicht an Dracos Rücken, welcher inzwischen stillstand, dass ihre Brüste seinen Rücken berühren mussten. Eine ihrer Hände streichelte über Dracos Schultern und quälende Fragen tauchten dank dieser Szene in Harrys Kopf auf. Hatte Draco etwas mit Parkinson? War die scheinbare Ablehnung, die Draco Parkinson ansonsten zeigte, lediglich Show, um die anderen Schüler zu täuschen? Doch wenn es nur Schein war, weshalb? Hatten die beiden bereits Sex miteinander? Aber wenn sie eine Beziehung hatten, was war dann mit ihm selbst? Wieso machte Draco sich an ihn heran, wenn er doch eigentlich auf Frauen stand? Konnte es sein, dass Draco sich nur über ihn lustig machte und es als eine Art Sport ansah, ihm seine Jungfräulichkeit zu rauben? Fragen über Fragen rannen Harry binnen weniger Hundertstelsekunden durch seinen Kopf. Doch dann, plötzlich und zu seiner Erlösung, lachte Draco auf. Es war jenes bestimmte Lachen, welches Draco immer benutzte, wenn er jemanden verhöhnen wollte. Seinen hübschen Kopf hatte er in den Nacken gelegt und die Arme baumelten ihm schlaff an den Seiten herunter. Die ganze Gestik wirkte auf Harry so vertraut und das Gelächter, das für Parkinson bestimmt war, nahm Harry eine riesige Last vom Herzen. Noch neugieriger geworden, was vor sich ging, schlich Harry noch weiter an die Beiden heran. Wenige Meter weiter konnte er auch endlich die ersten Wortfetzen hören, die je nach der Art und Weise, wie sie ausgesprochen waren, mehr oder weniger verständlich waren. „Draco, das ist nicht fair von dir! Du weißt, was deine Mutter und meine Mutter… außerdem der Dunkle Lord…“ Harry knirschte mit den Zähnen, weil er das wesentliche des Satzes nicht mitbekommen hatte. „Parkinson, deine Mutter ist mir egal. Was meine Mutter angeht, misch dich einfach nicht in unsere Angelegenheiten ein.“ „Aber Draco!“ „Vergiss es! Tja, und der Lord ist…“ An dieser Stelle flatterten ein paar Vögel auf, die sich in einem der Büsche versteckt hatten und verschluckten mit ihren Flügelschlägen die interessanten Worte. Harry hätte fluchen können. „Was ist mit Zabini? Soll ich Potter sagen, was dich und Zabini miteina…“ Genau da passierte es! Harry, welcher einen weiteren Schritt nach vorne gemacht hatte, rutschte auf dem nassen, aufgeweichten Boden aus, verlor das Gleichgewicht und purzelte ziemlich unsanft die Anhöhe herunter, direkt vor Dracos Füße. Es vergingen einige Sekunden, in denen absolute Stille herrschte. Am liebsten wäre Harry im Erdboden versunken, auch wenn ihm die Ironie der ganzen Sache durchaus bewusst war, denn schließlich war er über und über mit Schlamm bedeckt. Er wollte nicht wissen, wie er aussah. Bestimmt gab er einen lustigen Anblick ab. Der Fakt, dass er beim Sturz auch noch seine Brille verloren hatte und er seine Gegenüber nur verschwommen erkennen konnte, änderte keineswegs den Umstand, dass er die spöttischen Mienen bereits in Gedanken vor sich sah. „Potter, welch nette Überraschung!“, quittierte Draco die sich bietende Szene, ohne jedoch auch nur einen Tick seiner üblichen Arroganz zu verlieren. Harry zog es vor, zu schweigen. „Igitt, Potter, du siehst aus wie ein Schwein!“, quiekte Parkinson und Harry fragte sich ernsthaft, was sie wohl denken würde, sollte sie jemals Dudley zu Gesicht bekommen. Angriff der genmanipulierten Riesenschweine? „Ich…“, setzte Harry an, doch sofort war ihm klar, dass ihm keine Ausrede für diese Lage einfiel und jeder Versuch würde noch peinlicher für ihn enden. „Pansy, wolltest du nicht gerade gehen?“ Dracos Stimme hatte den gleichen kalten, befehlenden Tonfall angenommen wie vor Tagen oder waren es schon Wochen (Harry wusste es nicht mehr), als er den Konflikt von Ron und Zabini geregelt hatte. „Nein, ich…“ „Pansy!“ Jetzt hätten selbst Crabbe und Goyle verstanden, dass sie unerwünscht waren. Parkinson gelang es nur mühselig, die Wut aus ihrem Gesicht über diese Abfuhr zu verbannen. Sie schnaubte zornig auf und marschierte mit wütenden Schritten in Richtung Schloss. Ihrer Gangart konnte man entnehmen, wie sauer sie gerade war und Harry betete für jeden Schüler, der ihr über den Weg lief. „Potter, ich möchte ja nichts sagen, aber Parkinson hat Recht – du siehst aus wie ein Schwein.“ Harry saß noch immer ohne Brille auf dem nassen Boden, über und über mit Matsch, Moos und Blattwerk des Busches bedeckt. „Haha, sehr witzig, Malfoy. Du würdest nach so einem Sturz auch nicht besser aussehen.“ Endlich hatte Harry seine Fassung wieder. „Das bezweifle ich, ein Malfoy bringt sich unter keinen Umständen in so eine Position. Wir sollten besser von hier verschwinden und endlich in die Hütte gehen, bevor uns noch jemand außer Parkinson zusammen sieht.“ „Okay. Moment, sagtest du Hütte?“ „Ja, was dachtest du denn? Der Weg unter der Weide hindurch führt doch zur heulenden Hütte, oder nicht?“ „Ja, schon, aber wer hat dir das gesagt?“ „Snape.“ Harry murrte. Weshalb hatte Snape dieses Geheimnis weitererzählen müssen? Harry mochte nicht wissen, wem Snape alles davon erzählt hatte, hoffte aber inständig, dass es nur Draco gewesen war. Mühselig erhob er sich, versuchte, den Dreck von seinem Pullover zu klopfen, was angesichts der feuchten Erde unmöglich schien. Er seufzte und schaute sich um. „Können wir?“, wollte Draco ungeduldig wissen. „Moment, meine Brille…“ „Accio Brille“, und schon sauste der Gegenstand direkt in Dracos geöffnete Hand. Das hübsche Antlitz verziehend, reichte er Harry die verschlammte Brille, welcher sie wiederum mit einem kleinen „Ratzeputz“ säuberte. „Los, mach schon, Potter, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.“ Ein weiteres Mal seufzte Harry auf, folgte dann aber widerstandslos Draco, der den Mechanismus am Fuße der peitschenden Weide schon ausgelöst und den Baum so zum Erstarren gebracht hatte. oooOOOooo Schmerzende Erinnerungen drangen in Harry ein. Erinnerungen daran, wie er mit Sirius durch den dunklen Gang gelaufen war, wie er seinen Paten, das Licht in seiner schrecklichen Kindheit bei den Dursleys, hier in dieser Finsternis kennen gelernt hatte. Harry erinnerte sich an Sirius Angebot, später bei ihm wohnen zu dürfen. Ein Angebot, das niemals in Anspruch genommen werden könnte. Er vermisste seinen Paten und der Schlag, auf einmal mit der Vergangenheit konfrontiert zu werden, ließ in Harry Übelkeit aufsteigen. Seit damals, seit dem Tag, als Krätze als Wurmschwanz entlarvt wurde und Sirius Black sich nicht als Mörder, sondern als Freund, Pate und Vaterersatz herausgestellt hatte, war Harry nicht mehr in dem Geheimgang unter der Weide gewesen und er war seit damals auch nicht mehr zur heulenden Hütte gegangen. Wenn Draco nicht gewesen wäre, dann wäre er wohl nie wieder nach Sirius' Tod hierher gekommen, wo er doch schon in den vergangen Ferien so verzweifelt versucht hatte, den Tod von Sirius zu verdrängen. Er passte nicht mehr auf, wohin er ging und folgte instinktiv einfach Draco, der vor ihm her lief. Selbst im Dunkeln kämpfte Harry gegen die aufsteigenden Tränen an. Etwas, was er unbedingt vermeiden wollte, war, dass Draco ihn weinen sah. „Ganz ruhig, Harry, es war nicht deine Schuld“, versuchte er sich gedanklich einzureden – vergebens. Auch als alle seine Freunde ihm gesagt hatten, dass Sirius' Tod nicht seine Schuld war und sein Verstand es fast akzeptiert hatte, sein Herz konnte er nicht betrügen. Tief im Herzen konnte Harry sich einfach seinen Leichtsinn nicht verzeihen. Hätte er nicht so töricht gehandelt, könnte Sirius noch am Leben sein, könnte vergnügt als Hund durch die Gegend streunen, könnte mürrisch und übellaunig in seinem Elternhaus sitzen und mit dem Porträt seiner Mutter streiten oder mit Snape, wenn er wieder mal Neuigkeiten für den Orden mitbrachte. Nein, Harry konnte sich unter keinen Umständen vergeben. Rumms! „Potter, pass doch auf!“ Harry war in Draco gelaufen, der stehen geblieben war. „Entschuldigung“, murmelte Harry und versuchte, die aufgestiegenen Schuldgefühle niederzudrücken. Draco begann, ihn zu mustern und verzog kritisch sein Gesicht. „Ist es wegen Black?“ Erstaunt schaute Harry auf. „Gibst du dir die Schuld?“ „Es IST meine Schuld.“ „Du bist so eingebildet, Potter. Glaubst du wirklich, dass Black noch leben würde, wenn du nicht gewesen wärst?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr Draco fort. „Das Universum dreht sich nicht um dich. Black wäre früher oder später so oder so gestorben und soweit ich weiß, war es Tante Bella, die den Zauber sprach und nicht du.“ „Was weißt du schon? Du warst nicht dabei!“ „Mag sein, Potter, aber ich weiß mehr, als dir lieb sein könnte.“ „Du bluffst.“ „Sicher? Mit finsteren Mienen schwiegen sie sich an. Harry war ziemlich emotional aufgewühlt, doch die Trauer über Sirius war dank Malfoy wieder ein Stückchen in den Hintergrund gedrängt worden. Der Slytherin hatte es schon wieder fertig gebracht, ihn zu ärgern und sein ohnehin hitziges Temperament zum Vorschein gebracht. Am liebsten hätte Harry Draco angesprungen und ihn in eine Schlägerei verwickelt, irgendwie musste er ja seine Aggressionen loswerden, und Draco, der einer der Hauptfaktoren für jene war, schien ihm ideal. Draco hingegen machte ihm einen Strich durch die Rechnung, indem er sich umdrehte, die Leiter, welche hinter seinem Rücken verborgen war, ein paar Stufen hochstieg und die Luke zur Hütte öffnete. „Komm, Potter!“ oooOOOooo In der Hütte sah es genauso aus, wie Harry es in Erinnerung hatte. Das alte Gemäuer wirkte lediglich noch verrotteter und Einsturz gefährdeter als vor drei Jahren. Obwohl die Zeit an der Hütte genagt hatte und in jedem Jahr eine größere Staubschicht hinterlassen hatte, konnte Harry noch die verschwommenen Fußabdrücke vom letzten Besuch erkennen. Im Dreck und Staub waren sie tief eingedrückt und würden dort auch noch Ewigkeiten bleiben, bis endlich jemand den Mumm hatte, die Hütte zu öffnen und den Mythos der am meisten verspukten Hütte von ganz England zerstören würde. Harry war verwundert. Draco öffnete jede Tür, an der sie vorbei gingen (es waren bisher zwei), ohne auf die einzige geöffnete Tür zu achten. Es schien, als suche der Slytherin etwas, wohl wissend, dass er es nicht im offenen Raum finden würde. Kurz fragte sich Harry, woher Draco wissen könnte, was sich hinter der offenen Tür befand, doch er verwarf diesen Gedankengang sofort, als Draco nach der vierten Tür endlich zufrieden grinste. „Potter, komm hier rein!“ Ein Befehl, keine Bitte. Zögerlich kam Harry näher, er widerstand der Versuchung, in das Schlafzimmer zu blicken und stellte sich zu Malfoy in den Türrahmen. Erleichtert seufzte Harry auf, es war nur das Badezimmer. Das Bad war für eine Hütte entsprechend klein, aber es hatte alles, was es brauchte, eine Toilette, ein Waschbecken und – luxuriös - eine Badewanne. „Los, rein mit dir!“ Nur einen kleinen Schubs später war Harry im Raum, die Tür magisch von Draco verriegelt und Kerzen flammten entlang den Wänden auf. Im dämmrigen Licht entfaltete das Badezimmer trotz des Staubes eine sinnliche Atmosphäre. Harrys Nackenhaare richteten sich kribbelnd auf. „Was soll das, Malfoy?“, fauchte er, ihm war alles andere als nach Spielchen zumute. „Nachdem du immer noch aussiehst, als hättest du dich im Schlamm gewälzt, dachte ich, wir könnten zwei Dinge miteinander verknüpfen. Zum einen kannst du baden und deine Kleider sauber zaubern und zum anderen können wir endlich über das Thema reden, weswegen wir eigentlich hier sind.“ „Ich werde nicht…“ „… vor meinen Augen baden. Ja, ja. Stell dich nicht so an, Potter, immerhin gibt es an deinem Körper nicht viel, was ich nicht schon gesehen oder berührt hätte.“ Harry konnte nicht verhindern, Draco die Genugtuung zu schenken, knallrot zu werden. Der Blonde mochte Recht haben und doch schämte Harry sich, weil er nie zuvor komplett nackt vor einem anderen Mann gestanden hatte. Selbst beim Umziehen im Gryffindorturm verbarg er sich so gut es ging. Aber Harry wusste, er würde dem Slytherin nicht widerstehen können, nicht widerstehen wollen. Sein Körper brannte, sobald er in Dracos Nähe war. Sein Puls raste heiß vor Verlangen, sobald Draco ihn mit Unsittlichkeiten lockte und vielleicht, aber nur vielleicht, sehnte sich seine reine Gryffindorseele danach, verdorben zu werden. „Komm schon“, köderte ihn Dracos samtige Stimme, „oder soll ich dir helfen?“ Harry rührte sich nicht. Er konnte sich keinen Millimeter bewegen, stattdessen wartete er hastig atmend darauf, dass Draco seinen Worten Taten folgen ließ. In den wenigen Sekunden, die seit Dracos „Wunsch“ vergangen waren, hatte Harry sich entschlossen, sich dieses Mal nicht zu wehren. Jedoch würde er auch nichts unternehmen, um Dracos Willen entgegen zu kommen. Harry wollte einfach nur stehen bleiben und sehen, wie weit der Blonde gehen würde. Davon abgesehen sollte er doch nur vor Draco baden, nicht mehr. Spielerisch sanft glitten Dracos Hände zum Saum des Pullovers und rollten jenen quälend langsam über Harrys Kopf, um ihn dann achtlos auf den Boden fallen zu lassen. Draco gab einen bewunderten Laut von sich, offenbar gefiel ihm, was er sah, doch war es lange nicht genug. Er stellte sich dicht hinter Harry und seine Finger machten sich am Verschluss von Harrys Hose zu schaffen. Kaum dass die Hose geöffnet war, rutschte sie auch schon an den schmalen Hüften ihres Besitzers hinab. Nur noch in Unterhose und Schuhen gekleidet, fühlte sich Harry schutz- und hilflos ausgeliefert, aber im gleichen Atemzug war er nur einen Herzschlag davon entfernt, sich an Draco zu schmiegen und sich einfach fallen zu lassen. Zitternd vor Verlangen, denn eine heiße Woge hatte ihn schon jetzt überrollt, ließ er es zu, dass Draco ihm den letzten verbergenden Schutz entfernte, mit seinen erschreckend zärtlichen Händen über seinen Körper liebkoste und ihn dann auf die überraschend starken Arme nahm. Er wollte protestieren, wollte Draco sagen, dass er keine Frau war, dass er ein Mann und trotz aller Scham in der Lage war, selbst in die Badewanne zu steigen, aber er brachte kein Wort über seine Lippen, lediglich ein Seufzen entfleuchte ihm, während er den verführerischen Duft des Slytherins einatmete. Draco sprach einen Zauber, den Harry noch nie gehört hatte, wedelte geschickt, ohne Harry fallen zu lassen, mit seinem Zauberstab und nur kurz später setzte er Harry in der nunmehr vollen, mit angenehm warmem Wasser gefüllten Wanne ab. Harry konnte Draco nicht ins Gesicht sehen. Nackt, wie er geboren wurde, lag er vor Draco und zu seiner großen Schande konnte er nicht verhindern, dass sein Körper verräterisch auf die verwirrenden Gefühle in seinem Innersten reagierte. Sein Glied fing an, unter den begierigen Blicken Dracos noch stärker anzuschwellen und er begrüßte die Hände, welche keine Sekunde aufgehört hatten, ihn zu liebkosen, immer inbrünstiger. Er vergaß den eigentlichen Grund, weswegen sie hier waren, er vergaß, dass es etwas Wichtiges und Gefährliches gab, was Draco wissen musste und genoss die Zärtlichkeiten, die Draco ihm zuteil werden ließ. Draco nahm etwas von der herbei gezauberten, nach Lavendel duftenden Seifenlauge in die Hände, verteilte sie auf seinen Handflächen und streichelte reinigend jede Stelle von Harrys willigem Körper. Er begann an Harrys Schultern, glitt forschend weiter zu Harrys Brust, reizte dort die Knospen, während Harry erschauderte. Harry wusste nicht mehr, was er tun sollte. Er fühlte sich wie Wachs und nichts erinnerte ihn noch an einen Draco, welcher ihn zu Intimitäten genötigt hatte. Was jetzt zwischen ihnen geschah, ging von beiden Seiten aus, auch wenn Harry, unerfahren wie er war, sich noch immer passiv verhielt. „Harry, wolltest du mir nicht noch etwas erzählen?“ Dracos Stimme klang belegt, so als ob er seine Erregung niederdrücken wollte. Die Worte drangen nicht sofort zu Harrys Bewusstsein durch, der Gryffindor war zu sehr von dem Rauschen seines Blutes und dem prickelnden Kribbeln seiner Haut, dort wo er von Draco berührt wurde, gefangen. „Was?“, fragte er schwach und wieder einmal lachte Draco jenes kehlige Lachen, das Harry so unter die Haut ging und ihn erregte. „Du wolltest mir noch sagen, wer mich töten möchte.“ Normalerweise wäre Harry jetzt wieder der Ernst der Lage bewusst geworden, doch der Blonde war nun bei Harrys Glied angekommen und strich behutsam den harten Schaft auf und ab. Harry keuchte. Längst lag er nicht mehr ruhig im warmen Wasser, sondern wand sich, mit einer Hand am Rand festkrallend, in der Wanne. „Ich… ich weiß nicht mehr.“ Es war noch nicht einmal gelogen. Im Augenblick konnte Harry sich an gar nichts erinnern. Weder hätte er sagen können, wie er hieß, noch, ob er überhaupt lebte und plötzlich waren die verführerischen Hände weg. Enttäuscht schnaubte er auf. Gerade wollte er die Augen öffnen, die er die ganze Zeit geschlossen gehalten hatte, und sehen, was mit Malfoy los war, als er spürte, wie jemand zu ihm ins Wasser kam. Erschrocken riss er die Augen weit auf und was er sah, trieb ihm die Röte ins Gesicht. Draco Malfoy, nackt wie ein junger Gott, stand bei ihm in der Wanne und legte sich jetzt vorsichtig zwischen seine Beine. Sofort spürte Harry einen elektrischen Schlag, als ihre steifen Glieder sich aneinander rieben und dieses Mal stöhnte er laut auf. „Du bist schön, Potter“, hauchte Draco in sein Ohr und bevor Harry registrierte, dass er gerade ein Kompliment von seinem Feind bekommen hatte, sprach dieser auch schon weiter „Warum versteckst du diesen Körper unter Lumpen? Soweit ich weiß, waren die Potters nicht arm.“ „Meine Verwandten…“, mehr antworte Harry nicht. Er wollte jetzt nicht reden und schon gar nicht über die Dursleys, alles, was er wollte, war Ekstase, war Erfüllung und Draco schien zu erahnen, was Harry wollte, denn seine Lippen suchten die des Gryffindors. Dieser Kuss war anders als der gestrige. Nie zuvor hatte Harry etwas so zärtliches und sanftes erlebt. Dracos Zunge spielte mit der seinen und gleichzeitig rieb sich Dracos fordernde Hüfte an der seinen. Aber Harry lag nicht still unter dem anderen Jungen, im Gegenteil. Er presste seinen entflammten Körper an den von Draco und suchte unbewusst nach etwas, von dem er nicht die leistete Ahnung hatte, was es sein könnte. „Bitte…“ Ein Wort, gesprochen, ohne dass er wusste, wieso. „Bitte was, Harry? Was willst du?” “Ich weiß nicht...” “Hm... meinst du vielleicht das?“ Dracos Lippen küssten Harrys Hals, sein Becken rieb sich noch fester an Harrys. „Mehr, oh bitte, mehr.“ Er wimmerte, sehnte sich, schrie förmlich nach Erlösung. „Sag es noch einmal“, forderte Draco und seine Stimme war nur noch ein heißes Schaudern. „Bitte!“ Knurrend drückte Draco Harry nieder. Rieb sich hemmungslos am Gryffindor, der unter dieser Reibung laut stöhnte, sofern seine Lippen nicht von Dracos beschlagnahmt worden waren, denn Draco küsste Harry wild und leidenschaftlich, unterbrach die Küsse nur, um Luft zu schöpfen. Beide wollten das Gleiche, beide wollten endlich zu einem alles übertreffenden Höhepunkt gelangen und als Draco ein letztes Mal auf Harry bockte, erreichten sie den Augenblick höchster Lust fast gleichzeitig. Fortsetzung folgt… Kapitel 13: Kapitel. 13 ----------------------- Er keuchte, rannte um sein Leben, wissend, dass das Ziel in greifbarer Nähe lag. Nur noch wenige Meter und er hätte es geschafft, wäre seine Verfolger mit ihren tödlichen Absichten losgeworden. Etwas weiter vorne konnte er schon das erste Licht erkennen. Wenn es ihm gelang, aus dem Wald zu kommen und ins Licht zu treten, wäre er gerettet. Nur noch ein Stückchen, ein winzig kleines Stückchen. Er konnte die Sicherheit schon förmlich in der Luft riechen. Erleichterung wollte gegen jeglichen Verstand aufkeimen, verräterische Erleichterung, die ihm Rettung versprach, noch bevor er an seinem Ziel angekommen war und dann… plötzlich… eine Hand! Mit einem lauten Schrei wachte Harry auf. Orientierungslos hetzte sein Blick durch den Raum. Blickte, nachdem er grob an den Schultern geschüttelt worden war, in ein vertrautes Paar blauer Augen. „Er ist hier“, stammelte er. „Wer ist hier?“ „Er ist hier. Ich muss zu Dumbledore – sofort!“ Harry war hektisch und wurde rüde von Draco gepackt. „Jetzt beruhig dich erst mal... Gut so. Also, wer ist hier und warum musst du zu Dumbledore?“ „Der Todesser aus meinen Visionen – er ist hier.“ „Der Killer? Bist du dir sicher?“ Draco war skeptisch. „Ja.“ Harry machte eine kurze Pause. „Wir müssen zu Dumbledore. Er ist verletzt, er wird vielleicht sterben.“ „Was kümmert es dich, ob es einen Todesser weniger gibt?“ „Nein, du verstehst nicht. Der Mann, der dich töten soll, ist dein Vater!“ oooOOOooo Mit einer Tasse heißer Schokolade in der Hand saß Harry in Dumbledores Büro. Auch wenn er still saß und sich tief in die Decke um seine Schultern kuschelte, war er innerlich ziemlich unruhig. Nachdem Draco ihm etwas zum Anziehen gebracht hatte - denn Harry war nach dem Traum zu aufgeregt gewesen, um zu bemerken, dass er immer noch nackt in der Badewanne gelegen war - waren sie schnellstmöglich zum Schulleiter geeilt. Wie es der Zufall so wollte, befand sich Professor Snape zur gleichen Zeit bei Dumbledore und Harry war unter dem prüfenden Blick, mit dem der Zaubertranklehrer ihn und Draco bedacht hatte, rot geworden. Sowohl Harrys als auch Dracos Haare waren noch feucht gewesen und in Harrys erhitztem Gesicht stand förmlich geschrieben, dass er etwas Ungehöriges getan hatte. Es war Harrys Glück, dass die aktuelle Situation zu brisant war, als dass Snape seine Neugier hätte befriedigen können. Denn Draco hatte, kaum dass er das Bürozimmer betreten hatte, ganz sachlich erklärt, dass sein Vater sich irgendwo auf dem Hogwartsgelände befand und Hilfe benötigte. Professor Dumbledore hatte nur genickt und gesagt, dass Hagrid Lucius im Wald gefunden hatte und dass dieser bereits auf der Krankenstation von Madam Pomfrey versorgt wurde. Harry war erstaunt gewesen, als er gesehen hatte, wie Draco mit verschlossener Miene - kaum merklich - vor Erleichterung aufgeatmet hatte und da war ihm erst bewusst geworden, dass der Slytherin nichts zu dem Vorwurf gesagt hatte, dass sein eigener Vater den Auftrag hatte, ihn zu töten. Kein Wort war diesbezüglich über Dracos Lippen gekommen – keines. Dann war Professor McGonagall aufgetaucht und hatte Draco und ihn auf zwei herbei gezauberte Sessel gedrückt und jedem eine Tasse heiße Schokolade gereicht. Auf Dracos Protest - denn er wollte sofort zu seinem Vater - hatte die Professorin ihren besonders strengen, mütterlichen Blick aufgesetzt, der sonst eigentlich nur Harry galt, wenn er in Schwierigkeiten war oder etwas angestellt hatte, und Draco war verstummt. Harry, der auch aufbegehren wollte, weil er nicht untätig herum sitzen wollte, hatte es dann erst gar nicht mehr versucht und da saß er jetzt neben Draco und beobachtete das Geschehen ihm Raum. „Professor, was werden wir nun mit Lucius machen?“ Snapes sonst kühle Stimme klang besorgt, doch ob es vor Sorge um seinen Freund, seinen Patensohn oder dem Orden war, konnte Harry nicht einschätzen. „Falls du befürchtest, wir würden ihn dem Ministerium und somit Askaban ausliefern, kann ich dich beruhigen, Severus - vorerst zumindest. Poppy ist der Auffassung, dass Lucius mindestens noch die nächsten zwei Wochen zur Erholung braucht. Er hat einige nicht sehr schöne Flüche abbekommen und es ist ein Wunder, dass er es mit seinen Verletzungen bis hierher geschafft hat.“ „Aber mein Vater wird es überstehen?“, mischte sich Draco nun ein. „Ich denke schon, Draco. Natürlich ist Poppy noch nicht fertig mit der Untersuchung und es könnte sich noch irgendwo ein heimtückischer Fluch versteckt haben, aber so, wie es im Moment aussieht, wird Lucius es schaffen. Dein Vater war schon immer ein starker Mann.“ „Wann kann ich zu ihm?“ „Zurzeit schläft er, doch sobald er wieder aufgewacht ist und es ihm besser geht, werden wir dich rufen.“ Harry wandte den Blick zu Draco, er hatte nicht damit gerechnet, das Draco sich solche Sorgen um seinen Vater machen würde. Der wie ein Eisklotz wirkende Slytherin hatte im Gegensatz zu Harrys Vermutung doch eine tiefere, emotionale Beziehung zu seinem Vater. Aber was Harry am meisten faszinierte, war die schlichte Tatsache, dass Draco kein Anzeichen von Besorgnis zeigte, dass Lucius seinen mörderischen Auftrag unter Umständen noch ausführen konnte. Draco war auch nicht überrascht gewesen, dass sein Vater diesen Befehl von Voldemort bekommen hatte. Am liebsten wäre Harry mit Draco alleine, um den unzähligen Fragen in seinem Kopf nachzugehen und als hätte Professor Dumbledore diesen Gedanken gehört, beorderte er zuerst Snape und dann Professor McGonagall mit einer kleinen Anweisung aus dem Zimmer. Dumbledore selbst entschuldigte sich kurz, um nach dem Patienten zu sehen, und ignorierte Dracos abermals geäußerten Wunsch, mitzugehen, woraufhin der Slytherin aufschnaubte. „Hm… so wie’s aussieht, sind wir jetzt alleine“, sagte Harry, damit die unangenehme Stille, die sich plötzlich im Büro ausgebreitet hatte, aufgelockert wurde. Als Draco sich jedoch zu ihm umwandte, bereute er es sofort. „Möchtest du weiter machen, wo wir aufgehört haben?“ Dracos Blick sprach Bände und dass er sich näher zu Harry herüber beugte, trug nicht gerade dazu bei, dass Harry sich wohl fühlte. Im Gegenteil, nun erinnerte sich Harry an die Zügellosigkeit und die ungestüme Art, mit der er Draco angebettelt hatte, ihn zum Orgasmus zu bringen. Stöhnend sackte er noch tiefer in seinen Sessel zurück, sein Gesicht hatte mittlerweile die Farbe einer Tomate angenommen. „Hast du nichts anderes im Kopf?“ Harry war sehr erstaunt darüber, wie fest und sicher seine Stimme klang. „Vielleicht…“, hauchte Draco und glitt mit seiner Hand gekonnt unter Harrys Decke und streichelte dessen Oberschenkel entlang. „Aber möglicherweise bietest du ja genau die Form der Zerstreuung, die ich brauche, um meine Gedanken hinterher besser sortieren zu können. Und wer weiß, Potter, vielleicht bedauere ich es ja auch, dass du nach unserem kleinen Intermezzo so schnell eingeschlafen bist. Ich hätte meinen Sieg zu gerne noch weiter ausgekostet.“ Wenn möglich, wäre Harry noch röter geworden, doch es schien ihm, als wäre bereits alles Blut in seinem Kopf gelandet, was erklären würde, weshalb er sich so schwindlig fühlte, als Dracos Lippen seinen immer näher kamen. „Nicht“, hauchte Harry, „nicht, die Porträts …“, doch Draco schien das egal zu sein, denn seine Lippen fingen die von Harry ein. Ein sinnliches Zittern durchströmte Harrys allzu willigen Körper. Er begegnete Dracos sexuellem Hunger mit der gleichen Intensität, auch wenn sein Verstand ihn noch warnen wollte. Sie waren in Dumbledores Büro, umgeben von den Gemälden sämtlicher ehemaliger Schulleiter, die nur darauf warteten, den neusten Klatsch an Dumbledore weiterzugeben. Es war Dracos geschickte, zärtliche Zunge, welche Harry Ort und Zeit vergessen ließ. Sein schwacher Protest hatte seine Hände veranlasst, ihren Platz auf Dracos Oberkörper einzunehmen, doch statt ihn wegzudrücken, streichelten sie hingebungsvoll über Dracos feste Brust. „Interessant!“ Erschrocken fuhren sie auseinander. Phineas Nigellus betrachtete sie aus seinem Gemälde heraus aufs Genaueste. „Der Patensohn meines Ururenkels hat ein Techtelmechtel mit einem Malfoy. Soll das bedeuten, dass du deine Schuld am Hause der Blacks mit einer Bindung reinen Blutes tilgen möchtest?“ Phineas' Stimmte war eiskalt, der Blick aus seinen kleinen, hinterhältigen Augen hart. „Ich…“ „Rumstammeln tust du auch noch? Wie erbärmlich! Es wäre dir geraten, deine Finger von diesem Potter zu lassen, junger Malfoy. Diesem ständig tragisch missverstandenen Bürschchen wäre es zu zutrauen, auch für deinen Tod verantwortlich zu werden.“ Harry konnte bei diesem unverhohlenen Hass nichts sagen. Alle Schuldgefühle, die er die ganze Zeit gehabt hatte, waren nichts im Vergleich dazu, seine Schuld direkt ins Gesicht gesagt zu bekommen. Sein Herz rutschte ihm in die Hose. Seelische Wunden, auf die Draco vor wenigen Stunden psychischen Balsam gelegt hatte, brachen wieder auf. Womit Harry allerdings keineswegs gerechnet hatte, war, dass Draco Partei für ihn ergriff. „Was für meine Finger gut genug ist und was nicht, entscheide ich noch selbst. Davon abgesehen ist Ihr Ururenkel töricht genug gewesen, um seinen Tod selbst zu verantworten.“ „Wie unverschämt! Du wagst es, so mit mir zu sprechen?“ „Weshalb denn auch nicht? Sie sind nur ein Porträt und beleidigen mein Spielzeug. Ich lasse nicht zu, dass es jemand anderer als ich zerbricht.“ Phineas' Gesicht nahm ein tückisches Grinsen an. „Also bedeutet dir unser kleiner Harry nichts?“ „Verschwinde in eines deiner anderen Bilder und lass mich in Ruhe!“ Höhnisch lachend tat Phineas Draco den Gefallen und verschwand, denn im Gegensatz zu Draco hatte er sehen können, wie sich Harrys Gesicht verfinsterte. „Dein Spielzeug?“ „Potter, jetzt stell dich nicht so an!“ „Macht es dir Spaß, deine Mitmenschen so zu quälen?“ Harrys Stimme überschlug sich fast vor Wut und Enttäuschung. Die kleinste Hoffnung, dass zwischen ihm und Draco etwas anderes war als blanker Sex, hatte sich gerade in Luft aufgelöst. „Weißt du was, Malfoy? Ich glaube, Phineas hat Recht. Lass deine Finger von mir, sonst könnte es deinen Tod bedeuten.“ Mit diesen Worten schritt Harry zur Tür, öffnete sie und stürmte hinaus, wobei er beinahe Professor Dumbledore umrannte, der ihm nur verwundert nachblickte. oooOOOooo Harry saß auf seinem Bett und starrte an die Decke. Er hatte keine Tränen geweint und doch fühlte er sich so. Die Sache mit Malfoy hatte ihm mehr zu knabbern gegeben, als er sich gewünscht hätte. Der Psychoterror der letzten Wochen, gemengt mit einer Reihe höchst intimer Momente, hatte in Harry etwas an Emotionen für den Slytherin hervorgelockt, von denen er nicht wusste, wie er sie verstehen sollte. Was er nicht leugnen konnte, war, dass die meisten Symptome auf eine Form von Verliebtheit schließen ließen. Harry war erstaunt, dass er das Ganze so objektiv betrachten konnte, doch wenn er in sein Herz sah, sah er unverkennbar, dass er sich in Malfoy verliebt hatte. Natürlich fragte er sich, wie das möglich war. Wie konnte sich ein Mensch in seinen Peiniger verlieben? Wie konnte er sich in den Jungen verlieben, der ihn erpresst, genötigt und ihn während seiner kompletten Schulzeit in Hogwarts wie einen Fußabtreter behandelt hatte? Ja, und wie konnte er sich in einen Jungen verlieben, der am Ende des vergangen Schuljahres noch gedroht hatte, ihn zu töten? Zu gut erinnerte sich Harry an Malfoys gezischtes: „Du bist tot, Potter.“ Und da war sie wieder, die alles entscheidende Frage. Weshalb machte sich Malfoy an ihn heran? Warum war der Junge, der geschworen hatte, ihn zu töten, besessen davon, ihn in die Kiste zu bekommen? Harry seufzte. So sehr er sich sein Hirn zermarterte, so sehr er darüber nachdachte, er fand keine Antworten, sondern nur noch mehr Fragen. Ron kam lachend mit Neville ins Zimmer, doch bis auf einen kurzen Seitenblick beachtete Harry seine Freunde nicht weiter. Ihm war im Moment alles Glückliche und Zufriedene zuwider, so dass ihm überhaupt nicht auffiel, dass Ron zum ersten Mal seit Tagen ein Lächeln auf den Lippen trug. „Wie war dein Date mit Malfoy?“ Ron setzte sich zu Harry aufs Bett. „Ist ausgefallen“, log er. „Und wo warst du dann den halben Tag?“ „Spazieren.“ „Spazieren?“, hakte Ron nach. „Bitte lass mich in Ruhe, Ron, ich will jetzt nicht reden.“ „Das merke ich. Du willst nie reden. Immer frisst du deinen Frust in dich rein und spielst den tragischen Helden.“ „Fängst du jetzt auch noch damit an? Könnt ihr mich nicht einfach in Ruhe lassen? Gott, ich bin alt genug, um mit meinen Problemen alleine fertig zu werden!“ „Hey, komm mir nicht so! Ich bin dein Freund, Harry, und ich finde es ziemlich ungerecht, wenn du mir so was vorwirfst. Wie soll ich für dich da sein, wenn du mir keine Chance dazu gibst? Hm? Weißt du was, bis du dich beruhigt hast, bin ich bei Hermine - lernen!“ Sauer verließ Ron das Zimmer und auch Neville, der gerade Trevor gefüttert hatte und den ganzen Streit mitbekommen hatte, verschwand sofort. Wenn Harry schlecht gelaunt war, wollte er ihm nicht in die Quere kommen, er hatte im letzten Jahr zu genüge mitbekommen, wie leidlich Harry dann sein konnte. Als Harry wieder alleine war, stöhnte er genervt auf. Er liebte es, in Hogwarts zu sein, wirklich, aber wenn es einem nicht gut ging und man das dringende Bedürfnis nach Ruhe hatte, bot ein Schulinternat nicht besonders großen Freiraum. Selbstverständlich war Hogwarts groß genug, um anderen Schülern aus dem Weg zu gehen, doch wenn man Harry Potter hieß und ständig beobachtet wurde, war das etwas anderes. Sogar die geringste Gefahr, von einem anderen Schüler, einem Gemälde oder von Mrs. Norris gesehen zu werden, war ihm derzeit zu viel. Wenn es nach Harry ginge, hätte er sich am allerliebsten Unsichtbar gemacht. Unsichtbar…? Harry war ein rettender Gedanke eingefallen. Manchmal konnte er aber auch zu dumm sein. Mit einem Grinsen ging er zu seiner Truhe und kramte seinen Tarnumhang hervor. Die Karte der Rumtreiber, die oben auf gelegen war, nahm er auch gleich in die Hand und für eine Sekunde fragte er sich, was er unternehmen sollte, doch kaum, dass er die Karte aktiviert hatte, wusste er sogleich, wo er hingehen würde. Unter dem Tarnumhang verborgen schlich er sich in den Gemeinschaftsraum. Es war etwas arglos von Harry gewesen, denn um diese Uhrzeit trieben sich die meisten Gryffindors dort herum und Harry hatte richtige Probleme, sich an seinen Kameraden vorbei zu schleichen, damit er unbemerkt an die Rückseite des Porträts kam. Jedoch hatte es auch den Vorteil, dass – kaum, dass er dort unversehrt angelangt war - das Bild aufklappte und er an Dean, der (anhand der vielen Bücher auf seinem Arm) wohl aus der Bibliothek kam, vorbei huschen konnte. Auf dem Gang atmete er erst einmal durch und dann schlug er den Weg in Richtung Krankenflügel ein. Mit leisen, routinierten Schritten wich er gekonnt Flich aus, der ihn zwei Korridore weiter beinahe überrascht hätte, da Harry in seiner Eile vergessen hatte, auf die Karte zu sehen. Doch bis auf dieses kleine Ereignis stieß er auf keinerlei Schwierigkeiten. Am Krankenflügel angekommen überprüfte Harry, ob jemand an Lucius Malfoys Bett stand und als er sah, dass niemand mehr bei dem Todesser im Zimmer war, erwog Harry, wieder zurück zu gehen. Sein Ausflug wäre somit zwar umsonst gewesen, aber immerhin hatte dieser ihn von Draco abgelenkt. Noch am Überlegen, hörte er plötzlich Schritte. Hastig presste er sich flach an die Wand neben der Tür und lauerte. Die Schritte kamen immer näher und Harry konnte erkennen, dass es sich um zwei Personen handeln musste. Er vermutete, dass es zwei Schüler waren, die schnell in ihre Gemeinschaftsräume wollten, da sie recht hastig liefen. Auf die Karte zu blicken, traute er sich nicht, da das Geräusch des Pergaments ihn hätte verraten können. Harry war allerdings erstaunt und zugleich sehr erfreut, als plötzlich Snape und Malfoy Junior um die Ecke kamen. Klar, dachte er sich, Draco (bei dessen Anblick sich sein Herz zusammenzog) wollte endlich nach seinem Vater sehen. Vor der Tür blieben die beiden stehen. „Bist du sicher, dass du ihn alleine sprechen möchtest, Draco?“ „Ja.“ „Obwohl du weißt, dass er den Auftrag hat, dich zu töten?“ „Severus, wenn er mich töten wollte, wäre er in einem Stück in Hogwarts angekommen und nicht… nicht so.“ „Vielleicht ist es eine List, hast du daran schon mal gedacht?“ „Ich finde es wirklich süß von dir, dass du dir solche Sorgen um mich machst, Onkel, aber meinst du nicht, du übertreibst ein bisschen? Selbst wenn es eine List wäre, in diesem Zustand kann mir Vater nicht gefährlich werden, außerdem hast du selbst erst gesagt, dass er keinen Zauberstab mehr hat.“ Verwundert sah Harry zu, wie Draco mit seiner Hand über Snapes Wange streichelte, sich dann zu dem größeren Mann hoch streckte und ihm einen zarten Kuss auf die Wange hauchte. „Lass das, Draco! Es könnte uns jemand sehen.“ „Wäre es denn so schlimm, wenn du Schule wüsste, dass du mein Pate bist? Vermuten tun es die meisten sowieso schon.“ „Ich möchte es einfach nicht, Draco. Verstanden?“ „Ja, Onkel Severus“, sagte Draco, der auf einmal wie ein kleines bockiges Kind klang, dem man gerade eine Lektion erteilt hatte. „Gut“, Snape räusperte sich, „dann viel Spaß.“ Snape öffnete die Tür zur Krankenstation und Draco trat ein. Harry huschte mit klopfendem Herzen ebenfalls am Zaubertrankmeister vorbei und wieder einmal konnte er den stechenden Blick von Snape auf sich ruhen sehen. Er wusste, Snape konnte ihn durch den Tarnumhang nicht erkennen und wenn er etwas bemerkt hatte, dann nur den leichten Windhauch, den er verursacht hatte oder die mühsam unterdrückten Gedankenfetzen, die Harry zu verbergen versuchte. Als Snape jedoch die Türe hinter ihm schloss und sich vom Krankenflügel entfernte, beruhigte sich Harrys wild klopfendes Herz ein wenig. „Vater? Bist du wach?“ Dracos Stimme klang wirklich besorgt und Harry hätte schwören können, dass Draco es niemals zugelassen hätte, dass ihn ein anderer Mensch so gefühlvoll sah. „Draco?“, kam es schwach. „Ja, Vater.“ Mit einem zaghaften Lächeln auf den Lippen nahm Draco neben Lucius Platz, strich mit seinen Fingern eine verschwitze Haarsträhne aus dem blassen Gesicht. „Du leichtsinniger Narr, warum hast du dich dem Befehl des Dunklen Lords verweigert?“ „Ich konnte nicht.“ Lucius keuchte schwer, so als ob ihm das Atmen Schmerzen verursachte. „Du bist mein einziger Erbe, ich konnte es nicht zu lassen.“ „Lügner. Du und Mutter, ihr seid noch jung genug, um einen neuen Erben zu zeugen. Daran liegt es nicht. Weshalb bist du wirklich hier?“ Lucius stieß ein rasselndes Lachen aus und bekam darauf einen Hustenanfall, bei dem etwas Blut aus seinem Mundwinkel floss. „Ich hätte es wissen müssen… du kennst deinen alten Herrn viel zu gut. Ich bin hier, um dich zu warnen, mein Sohn. Unter keinen Umständen darfst du deinen Auftrag ausführen. Es würde das Ende für uns alle bedeuten. Der Dunkle Lord hat einen neuen Diener, eine Kreatur, so schwarz und finster wie der Lord selbst. Sollten die zwei an die Macht gelangen, würden nicht nur Muggel, Schlammblüter und Verräter sterben. Sein Diener trägt eine Bosheit in sich, die täglich wächst und je mehr Bosheit sich in ihm vereint, umso stärker wird der Lord. Wir dürfen das nicht zulassen.“ „Warum sagst du mir das? Ist es wahr oder lügst du mich an, weil du tatsächlich ein Verräter geworden bist?“ Draco klang extrem misstrauisch. „Es ist die Wahrheit! Und wenn mich meine Slytherin-Eigenschaften dazu antreiben, auf der Siegerseite zu stehen, dann bin ich auch gerne ein Verräter!“, donnerte Lucius überraschend kräftig, so dass nicht nur Draco, sondern auch Harry zusammenzuckte. „Verflucht, Draco, öffne deine Augen! Sollte der Dunkle Lord wieder an die Macht kommen, wird er alles zerstören. Seit sein neuer Diener aufgetaucht ist, hat er sich verändert. Er ist nicht mehr der Lord, dem ich meine Treue geschworen habe. Er hat… er hat sich so verändert, dass selbst ich, der ich einst seine rechte Hand war, mich vor ihm fürchte.“ Draco agierte anders als von Harry erwartet. Anstatt in Panik auszubrechen, wie es der 11-Jährige Draco aus dem verbotenen Wald getan hätte, atmete dieser Draco tief durch und erwiderte mit reservierter, kühler Stimme: „Warum hat der Lord dir den Auftrag gegeben, mich zu töten?“ „Weil er der Ansicht ist, dass du, mein Sohn, zu langsam bist mit deinem Vorgehen und er mittlerweile davon ausgeht, dass Blaise Zabini den Auftrag schneller und befriedigender ausführen würde.“ „Oh bitte… Blaise? Nein, da irrt sich der Lord gewaltig, wie kommt er nur auf so eine Annahme?“ „Nun, das, mein Junge, solltest du Zabini, der dem Lord einen äußerst detaillierten Bericht über deine Aktivitäten geliefert hat, und deine kleine Verlobte in spe fragen. Die liebe, kleine Pansy hat dem Lord in den vergangen Wochen mehrere Botschaften zukommen lassen, in denen sie gebeten hat, ihren künftigen Ehemann von dieser untragbaren Last zu befreien.“ Sämtliche Contenance viel von dem Slytherin ab. „SIE HAT WAS? Dieses dumme Biest wird dafür büßen!“ Draco war in Rage, wie Harry ihn noch nie gesehen hatte. Wütend wie ein Tiger ging er im Zimmer auf und ab, bereit, jede Sekunde seine vermeintliche Beute zu zerfetzten. „Ich werde… Ich werde…“, knurrte er und Harry wurde ganz anders. In seinem Kopf bildete sich der glasklare Wunsch, Draco niemals so zornig zu machen. Unerwartet wurde die Tür aufgerissen. „Mr. Malfoy! Was denken Sie, was Sie hier tun? Ich war gerade zwei Zimmer weiter, da habe ich Sie brüllen hören! Schämen Sie sich! Ihr armer Vater braucht seine Ruhe.“, begann Madam Pomfrey ihre Schimpferei. „Raus hier, Mr. Malfoy, und lassen Sie ihren Vater schlafen. Er ist noch zu geschwächt, um sich irgendwelche Vorwürfe von Ihnen anzuhören.“ „Wie Sie meinen“, antworte Draco säuerlich, der seinem Vater noch einen Wut entbrannten Blick zu warf, „Gute Nacht, Vater“, sagte und mit schnellen Schritten verschwand. Fortsetzung folgt… Kapitel 14: Kapitel 14 ---------------------- Der Heiltrank, den Harry brauen musste, erschien ihm an diesem Tag wie für ihn geschaffen. Sie mussten einen recht kompakten Trank gegen Depressionen und düstere Gedanken zusammenrühren. Harry fühlte sich nicht gut. In seinem Kopf schwirrten alle Informationen der letzten 24 Stunden umher und verursachten ein wahres Gefühlschaos. Die Informationen über den neuen, bedrohlichen Feind waren genauso präsent, wie sein Groll gegenüber Draco. Obwohl Harry direkt neben Draco saß, war es ihm bis jetzt geglückt, den Slytherin bis auf ein, zwei knappe Worte komplett zu ignorieren. Der Heiltrank war dieses Mal keine Gemeinschaftsarbeit, sondern ein Einzelprojekt und Harry konzentrierte sich so verbissen auf den Trank, dass dieser sogar die richtige Färbung hatte. Harry war gerade dabei, seine Frustration an der Kräftezehrenden Aufgabe, seine Citrin-Körnchen zu zermahlen, auszulassen, als Draco ihm einen kleinen Zettel zuschob. Harrys erste Reaktion war, zu erstarren, die zweite, Draco den Zettel zurückzuschieben. Er wollte nicht mit dem Slytherin reden – vor allem nicht über den Vorfall in Professor Dumbledores Büro. Allerdings hätte Harry zu gerne noch einiges über Dracos Auftrag erfahren. Noch immer hatte sich Harry nicht entschieden, was ihn mehr verletzte; Dracos offensichtlich fehlende Gefühle oder der Fakt, dass Draco für Voldemort arbeitete. Letzteres wäre unter anderen Umständen nicht so tragisch gewesen, wenn Harry sich nicht in Draco verliebt hätte. Er schnaubte laut. „Haben Sie ein Problem, Potter?“ Snape war an ihn herangetreten. „Nein, Sir, ich denke nicht.“ Beinahe hätte Harry mit den Augen gerollt, als Snape skeptisch seine Augenbrauen verzog. Es war ja auch zu charakteristisch für den Zaubertrankmeister. „Sie erstaunen mich, Mr. Potter, Ihr Trank erfüllt bisher alle Eigenschaften, die er in diesem Stadium aufweisen muss.“ Nun war es an Harry, skeptisch zu blicken und seine Ahnung sollte sich bewahrheiten, als der Professor fort fuhr: „Ich denke, dieses Wunder haben wir Mr. Malfoy zu verdanken. Ich gratuliere Ihnen, Mr. Malfoy, Sie haben geschafft, was ich für unmöglich hielt – nämlich, Potter etwas Fingerspitzengefühl für die hohe Kunst des Tränkebrauens beizubringen. Das macht 20 Punkte für Slytherin, Mr. Malfoy.“ „Vielen Dank, Sir“, antwortete Draco, in dessen höhnisch lächelnde Augen sich die grünen Augen Harrys wie giftige Spitzen bohrten. Wenn Harry eines in der letzten Zeit gelernt hatte, dann sein Temperament zu zügeln. Hätte er es nicht getan, würde Draco nun auf dem Boden liegen und von ihm das Grinsen aus dem Gesicht gewischt bekommen. Snape, für den die Sache erledigt war, steuerte sein nächstes Opfer an - Neville, dessen Trank merkwürdige Laute von sich gab. „Psst, Potter…“, zischte Draco leise zu ihm, doch Harry ignorierte den Slytherin weiterhin beharrlich. „Potter, entweder zu redest mit mir oder ich werde dich hier vor aller Augen küssen!“ „Das wagst du nicht!“ „Na also, es geht doch“, grinste Draco zufrieden. „Lies meinen Zettel, Potter!“ Widerstrebend tat Harry, was Draco von ihm wollte, und als seine Augen Dracos säuberlich geschriebene Worte gelesen hatten, war er wenig überrascht, da er etwas in dieser Form erwartet hatte. Auf dem Brief stand tatsächlich: » Heute Abend, 21:00 Uhr, Treffpunkt vor dem Slytherinkerker, komm mit Tarnumhang, ich will dir etwas erklären und zeigen. Harry runzelte die Stirn. Weshalb sollte er im Tarnumhang erscheinen, wenn Draco nur mit ihm reden wollte? Außerdem hatte er nicht das Bedürfnis, wieder in die (sexuell) verwirrende Nähe von Draco zu gelangen, andererseits… Vielleicht konnte er so noch etwas über Voldemorts Pläne herausbekommen und ja, vielleicht konnte er aus Draco auch herausbekommen, was sein Auftrag war. Er kritzelte ein Ok auf den Zettel und schob ihn Malfoy kommentarlos zu. Für den Rest der Stunde arbeiteten sie ohne weitere Worte nebeneinander her. oooOOOooo In der Mittagspause schnappte Harry Ron und Hermine am Arm und zog sie in jene versteckte Nische, in der er einst mit Fred und George gesessen hatte, als ihr Geschwader von magischem Feuerwerk durch die Schule gerauscht war. „Ich muss mit euch reden.“ „Ach, wirklich?“, schnaubte Ron und erntete einen finsteren Blick von Hermine. „Ron, es tut mir wirklich leid wegen gestern. Ich hätte dich nicht so anfahren dürfen, aber es gibt im Moment ein paar Dinge, über die kann ich nicht mit euch reden.“ „Sind es Dinge über Du-weißt-schon-wen?“, fragte Hermine. Harry schüttelte den Kopf: „Nein, nein, sind sie nicht. Sie sind… persönlicher.“ „Noch persönlicher als Du-weißt-schon-wer?“ Hermine war erstaunt. Durch die viele Lernerei, ihre Aufgabe als Vertrauensschülerin und dem unleugbaren Fakt, dass Harry sich von ihr und Ron immer mehr abgeschottet hatte, war ihr entgangen, dass Harry eine Liebschaft am Laufen hatte. „Bitte!“, sagte Harry nachdrücklich, dem eine unangenehme Röte ins Gesicht gestiegen war. Noch war er nicht bereit, seinen beiden engsten Freunden von der Sache mit Draco zu erzählen, eventuell wäre er das nie, also platze er gleich mit dem heraus, was er sagen wollte: „Lucius Malfoy ist in Hogwarts.“ „WAS?“, kam es gleichzeitig von Ron und Hermine. „Ja, er ist gestern hier aufgetaucht.“ Eine Viertelstunde später waren Ron und Hermine von Harry über alles informiert worden, was sich am gestrigen Tag ereignet hatte, lediglich seine engere Beziehung zu Draco und die Tatsache, dass Snape Dracos Pate war, hatte er ausgelassen. Harry wusste nicht genau, wieso er das mit der Patenschaft unterschlug, doch irgendetwas in ihm sträubte sich dagegen, den zärtlichen Wangenkuss zu erwähnen. Auf Rons bösen Blick, weil seine Lüge - von wegen das Treffen sei ausgefallen - aufgedeckt worden war, verhielt sich Harry recht beschämt. Es tat ihm leid, dass er in der letzten Zeit ständig Mist baute und er so eigenbrötlerisch handelte, aber er konnte nicht anders. Davon abgesehen hatte er zur Zeit andere Dinge im Kopf und eines davon war, wie er sich Draco stellen konnte, ohne weiterhin seine Unschuld in Gefahr zu bringen. Es war Hermine, welche die Jungs daran erinnerte, dass sie jetzt keine Zeit mehr hatten, um großartig zu diskutieren, weil Verwandlung bald anfangen würde und sie noch die Bücher aus dem Turm holen mussten. Sie waren am Fuß der steinernen Treppen angekommen, als die erste Treppe sich zu drehen begann und die drei Gryffindors einem außergewöhnlichen Trio gegenüberstanden. Vor ihnen standen unerwartet Draco Malfoy, Blaise Zabini und Pansy Parkinson. In Sekundenschnelle schlug Harrys Herz so heftig, dass es fast schon schmerzte. Mit seinen schönen grünen Augen hatte er die Slytherins schnell gemustert und der Anblick tat ihm weh. Die Lippen von Draco und Zabini waren verdächtig gerötet und Harry war – sehr unpassend – gerade in jenem Moment Parkinsons Satz vom Vortag eingefallen: „Soll ich Potter sagen, was dich und Zabini miteinan…“ Ja, was? Miteinander verbindet? Waren die zwei sexsüchtige Slytherins, die sich mit Ron und ihm einen wirklich schlechten Scherz erlaubten? War die ganze erotische Spannung zwischen Harry und Draco nichts als ein abgekartetes Spiel und waren in Wirklichkeit Draco und Zabini ein Pärchen? Vielleicht hatte Parkinson die beiden gerade beim küssen gestört? In Harrys Herz wuchs die Eifersucht. Er wollte nicht glauben, dass Draco in ihm nur ein Spielzeug sah, wie er es gestern so verletzend ausgedrückt hatte. Er wollte, dass Draco für ihn genauso empfand, wie er für Draco fühlte und vor allem wollte er Draco für sich alleine haben. Es waren Wünsche, die Harry von einer Sekunde auf die andere glasklar erkannte. Er wollte Draco Malfoy mit Haut und Haaren. „Du schon wieder, Potter. Kann man hier keine fünf Meter gehen, ohne dir zu begegnen?“, fauchte Parkinson. „Weißt du, Parkinson, ich bin auch nicht darauf versessen, dein Gesicht zu sehen.“ „Wie kannst du es wagen?“ „Pansy!“ Draco mischte sich ein und glitt wie ein bedrohlicher Schatten auf Harry zu. Ron und Hermine rückten sofort näher an Harry heran, ihre Zauberstäbe zum Angriff bereithaltend. Ein belustigtes Funkeln trat in Dracos Augen und Harry, dem Draco wieder so unnatürlich nahe stand, dass er das Atmen fast vergaß, konnte die silbernen Fragmente in Dracos Augen schwimmen sehen. Harry schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter. Vor aller Augen hob Draco seine Hand und strich damit Harry jene bestimmte Strähne aus dem Gesicht, welche seine berühmte Narbe verbarg. Jetzt hatte Harry tatsächlich vergessen, zu atmen. Sein Herz raste genauso aufgeregt, wie seine Gedanken stillstanden. Draco beugte sich zu seinem Ohr. „Hast du es ihnen schon erzählt, Potter?“ Draco flüsterte und der heiße Atem von Draco streifte Harrys Ohrläppchen und ließ wohlige Schauer dessen Rücken hinab laufen. „Mh… hast du ihnen verraten, was wir gestern getan haben? Was DU wolltest, dass ich tue?“ Harry war außerstande, zu antworten. Seine Knie zitterten, so dass es ihn verwunderte, dass er noch auf beiden Beinen stand. Er konnte fühlen, wie Draco Ron und Hermine musterte. „Nein“, sagte er etwas lauter, „Nein, du hast es ihnen nicht erzählt.“ Ruckartig nahm Draco wieder Haltung an und seine Augen wirkten so kühl wie eh und je. Die prickelnde Spannung zwischen dem unfreiwilligen Helden und dem ungekrönten Slytherinprinzen war zerplatzt wie eine Seifenblase. In der gleichen Weise, wie Draco es immer bei Crabbe und Goyle tat, nickte er Parkinson und Zabini zu, welche ihm an den Gryffindors vorbei folgten. „Man sieht sich, Potter“, sagte Draco im Gehen, doch nur Harry wusste, dass damit das Treffen um 21:00 Uhr gemeint war. „Was zur Hölle war das?“, fragte Ron, der die meiste Zeit damit beschäftigt gewesen war, den hungrigen Blicken Zabinis zu entkommen. „Ja, das würde mich auch interessieren, Harry. Was geht da zwischen dir und Malfoy vor? Man könnte fast glauben, er wollte etwas von dir.“ Harry wurde knallrot, aber die Antwort nahm ihm Ron ab: „Bist du des Wahnsinns, Hermine? Harry und Malfoy? Das wäre wie Zabini und ich!“ „Aber das mit Zabini und dir würde dich ja nicht weiter stören, oder?“ „Was? Wie? Also, wie kommst du darauf?“ „Als er dir gestern gesagt hat, dass er weiterhin um dich werben wird, egal, wie sehr du ihn auch verabscheust, hat es dir gefallen“, entgegnete Hermine spitzfindig. Nun wurde auch Ron bis unter den Haarwurzeln rot. „Woher...?“ „Woher ich das weiß? Oh, Ron, der Korridor zur Bibliothek ist nicht sehr geeignet für private Gespräche und ich bin mir ziemlich sicher, Zabini wusste, dass jemand in der Nähe war.“ „Leute, ich unterbreche euch nur äußerst ungern, aber wir kommen zu spät.“ oooOOOooo Verwandlung war für Harry eine höchst schmerzhafte Erfahrung gewesen. Zum ersten Mal hatte Ron ihn verfluchen dürfen und Harry hatte immer noch das Gefühl, dass seine Beine aus Holz waren. Ron hatte es nicht einmal zur Hälfte geschafft, ihn zu verwandeln, es waren lediglich Harrys Beine und Arme gewesen, welche die Form und Materie von hölzernen Stuhlbeinen angenommen hatten. Bei der Rückverwandlung hatte Professor McGonagall Ron zur Hand gehen müssen und auch, wenn die Professorin versicherte, es wäre wieder alles in Ordnung, waren Harrys Beine und Arme noch etwas steif. Sollte es bis morgen nicht besser werden, musste er wohl oder übel in die Krankenstation gehen. Er fragte sich, wie er es in diesem Zustand später noch zum Slytherinkerker schaffen wollte, doch Harry beschloss, dass ein Bad seinen schmerzenden Gliedern gut tun würde. Nachdem er Ron, der ein furchtbar schlechtes Gewissen wegen der Sache in Verwandlung hatte, das neue Passwort für das Bad der Vertrauensschüler abgeluchst hatte, schnappte Harry sich saubere Klamotten, Handtuch und Tarnumhang und verschwand mit etwas Hilfe von Ron und Hermine unbemerkt in Richtung Bad. Harry wollte nach dem Bad gleich zu Malfoy in den Kerker gehen. Handtuch plante er, in einem der vielen Geheimgänge zu verstecken und es am nächsten Tag abholen. Als Harry das Bad betrat, war er wie blind, da seine Brille sekundenschnell vom dampfenden Wasser beschlagen war. Er hatte keine Chance, um noch an Rückzug zu denken, als er eine Hand auf seinem Arm fühlen konnte und wie ihn jemand mit zu viel Schwung auf den Boden beförderte. „Autsch.“ Harrys Kreuz schmerzte und unter dem Gewicht, das sich plötzlich auf ihn setzte, zuckte er zusammen. Er versuchte, nach seiner zu Brille greifen, damit er sie säubern konnte, um zu sehen, wer auf ihm saß. Doch kräftige Hände hielten die seinen fest. „Ich hätte nicht gedacht, dich so schnell wieder zu sehen, Potter.“ Für eine Sekunde glaubte Harry, Draco vor sich zu haben, doch es war Zabini, der sich wohl auch das Passwort erschlichen hatte. „Lass mich los!“ „Warum sollte ich?“ „Weil du mir weh tust.“ „Ich will dich erst ohne sehen.“ „Ohne was?“ „Ohne diese ätzende Brille. Ich wette, Draco hat dich auch schon ohne Brille gesehen.“ „Und wenn?“ „Dann müsste ich wohl neidisch auf ihn sein.“ Harry war verwirrt. Er wusste nicht, was Zabini damit andeuten wollte, da er davon ausging, dass jener an Ron seinen Narren gefressen hatte. Allerdings rührte er sich nicht, als der Griff um seine Handgelenke gelockert wurde und vorsichtige Finger ihm seine Brille abnahmen. „Siehst du so noch irgendetwas, Potter?“ „Nur Schatten, warum?“ „Wie bedauerlich, ohne Brille bist du noch viel hübscher. Deine Augen kommen dann besser zur Geltung.“ Ungewollt wurde Harry rot. „Danke, aber gefallen dir blaue Augen nicht besser?“ „Ich habe keine bestimmte Vorliebe für eine Augen- oder Haarfarbe, Potter. Mich lockt, was für ein Wesen sich hinter der Fassade versteckt.“ „Und was für ein Wesen verbirgt sich hinter meiner?“ „Du, du bist ganz einfach zu beschreiben und doch total kompliziert. Man könnte sagen, du bist eine Herausforderung. Draco hat dich nicht umsonst gewählt.“ „Was meinst du mit „gewählt“?“ „Ach, hat dir der gute Draco noch nichts gesagt?“ „Was zum Teufel meinst du?“ Blaise begann zu kichern und sein Unterleib vibrierte auf Harrys, dem in diesem Moment zum ersten Mal bewusst wurde, in welch intimer Art sich ihre Körper berührten. Hätte er gekonnte, wäre er wohl noch röter geworden, denn er konnte nun genau spüren, dass Zabini vollständig nackt war. „Zabini, würdest du jetzt bitte von mir runtergehen?“ „Nein.“ Harry seufzte schwer auf: „Und wieso nicht?“ „Weil ich dich an etwas erinnern möchte, Potter, und ich denke, so habe ich deine volle Aufmerksamkeit. Du weißt, du schuldest mir noch einen Gefallen, weil ich dein kleines Geheimnis mit Draco niemandem gesagt habe und ich denke, nun ist die Zeit gekommen, diesen Gefallen einzufordern.“ „Zabini, ich kann das nicht machen. Bitte verlang das nicht von mir.“ „Nein, Potter, du kennst meine Bedingungen und ich werde nicht davon abweichen.“ oooOOOooo Hastig atmend kam Harry am Slytherinkerker an. Er wusste, er war zu spät und hoffte, dass Draco noch nicht auf ihn wartete. Auf den ersten Blick schien es, als wäre ihm die Glücksgöttin hold gewesen, doch Draco, der seinen Tarnumhang abstreifte und Harry mit bitterbösem Blick bedachte, holte diesen schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. „Du bist zu spät, Potter.“ „Entschuldige, ich… ich würde noch aufgehalten.“ „Von wem?“ „Zabini.“ „Was hat er von dir gewollt?“ „Nichts.“ „Nichts? Potter, du glaubst doch nicht, du kannst mich verarschen, oder?“ „Ich… nein, nein, natürlich nicht.“ „Weshalb lügst du dann?“ Harry antwortete nicht. „Ich hab dir schon einmal gesagt - du bist der schlechteste Lügner, den ich kenne und wenn wir noch mehr Zeit hätten, würde ich dir weiterhin die Leviten lesen.“ „Was“, fragte Harry, dem plötzlich einfiel, dass Draco ihm ja noch etwas erklären und zeigen wollte, „hast du eigentlich mit mir vor?“ „Das wirst du gleich sehen. Gib mir deine Hand und streif dir den Tarnumhang über. Wir müssen in Richtung Hufflepuff-Gemeinschaftsraum gehen.“ Harry tat, was Draco ihm befohlen hatte und ließ sich von ihm führen. Er konnte spüren, dass Draco noch immer sauer auf ihn war, weil Dracos Hand ihn fester umklammert hielt, als es notwendig gewesen wäre, aber er wagte es nicht, auch nur ein Wort zu Draco zu sagen. Stumm kamen sie nach zehn Minuten an einer Türe an, die Harry nie zuvor gesehen hatte, da er sich im Hufflepuffgebiet nicht so gut auskannte, obwohl er und Draco einige intime Momente in diesem Gebiet erlebt hatten. „Hier rein, Potter.“ Mit seinem Zauberstab öffnete Draco die Tür und Harry trat in den dunklen Raum ein. Draco folgte und schloss die Türe wieder. Vollständige Finsternis hüllte die beiden Teenager ein. Harrys fühlte die Präsenz Dracos in seinem Rücken und es überraschte ihn kaum, als Draco ihn von hinten umfasste und ihn in einer zärtlichen Umarmung barg. „Entspann dich.“ „Was hast du vor?“ „Shhh… Vertrau mir für die nächste halbe Stunde, einverstanden?“ Harry wusste nicht, wieso, doch er tat es. Er vertraute Draco, der so unterschiedliche Gefühle in ihm weckte, und lehnte sich in die Umarmung zurück. „Öffne deine Augen, Harry, und sieh!“ Niemals zuvor hatte Harry etwas Schöneres gesehen. Funkelnde Lichter in allen erdenklichen Farben erhellten den Raum, tanzten in einem fröhlichen Reigen umher und jeder Funke schien einen eigenen Ton zu haben, der sich mit den anderen verband und eine Melodie spielte, die so sanft, schön und sehnsüchtig war, wie sie Harry niemals zuvor gehört hatte. Er wollte Draco so vieles fragen, doch er brachte vor lauter Staunen keinen Mucks heraus. Dann fühlte er Dracos Hände, die ihm den Mantel öffneten und zu Boden gleiten ließen. Harry bewegte sich nicht, sondern genoss das Spiel für seine Augen und seine Sinne. Dracos Hände glitten in Harrys Schoß, liebkosten Harrys Schaft durch den Stoff der Hose, bis sich ein Zeichen von Erregung gebildet hatte. Dann liebkosten Dracos Lippen Harrys Hals von jenem empfindsamen Punkt - der hinter dem Ohr begann - hinab zu den Schultern. Kein Gedanke an Blaise, Lucius oder Verrat blockierten mehr Harrys Gedanken. Wie schon am Tag zuvor drängte ihn ein Gefühl aus seinem Inneren, sich Draco hinzugeben und so protestierte er auch nicht, als Draco seine Hose öffnete. Entfernt nahm Harry wahr, dass Draco etwas flüstere und ein Zauber sich hinter ihm materialisierte. „Harry, setz dich.“ Mittlerweile stand tatsächlich ein Stuhl hinter Harry – nun wusste er, was der Slytherin herbeigezaubert hatte. Mit weichen Knien kam er Dracos Aufforderung nach und war froh darum, denn auch wenn Draco ihm schon die ganze Zeit als Stütze gedient hatte, bot der Stuhl mehr Halt. Harrys Augen folgten nun nicht mehr den funkelnden Lichtern, sondern Dracos grazilen Bewegungen. „Hey“, beschwerte Draco sich zärtlich, als er es bemerkte, „du sollst nicht mich ansehen, sondern das Ballett der Lichttöne. Ich will nicht umsonst halb Hufflepuff bestochen haben, damit wir ungestört sind.“ „Du hast was?“ Auf Harrys leichte Entrüstung konnte Draco nur lächeln. „Ich habe sie bestochen und zwar aus gutem Grund. Die Lichttöne tanzen nur einmal jedes halbe Jahr und das zu einem bestimmten Zeitpunkt, den man auspendeln muss. Eigentlich ist das ein Geheimnis, welches nur in Hufflepuff bekannt ist, aber seit einer meiner Vorfahren etwas mit einer Hufflepuff hatte, ist es auch zu einem Malfoy Familiengeheimnis geworden.“ Nun grinste Draco frech. „Du hast dir so viel Mühe gemacht - für mich?“ Harry war gerührt. Niemals hätte er Draco so viel Romantik zugetraut – schon gar nicht auf seine Person bezogen. „Ja, Harry, du bist für mich mehr als ein Spielzeug, ich habe das auch nur zu Phineas gesagt, damit er uns endlich alleine lässt und zugegeben, meine Wortwahl war auch schon mal besser. Es tut mir leid.“ Harry zitterte am ganzen Körper. Diese Entschuldigung von Draco war für ihn schon fast ein Liebesgeständnis. Draco hatte ihn gar nicht verletzen wollen. Er hatte diesen Fehler eingesehen und verwöhnte ihn mit einer Privatshow von Lichttönen und Draco war so unglaublich verlockend, dass Harry sich im Augenblick nichts sehnlicher wünschte, als für immer mit Draco Zärtlichkeiten austauschen zu können. Sein Herz hatte nun vollständig über seinen Verstand gesiegt. „Lehn dich bitte wieder zurück und genieße“, hauchte Draco in Harrys Ohr, „meine Überraschung ist noch nicht vorbei.“ Angespannt vor Neugier und Verlangen nach dem blonden Teufel tat Harry, was Draco wollte. Die musizierenden Töne vor seinen Augen ließen ihn aber gleich wieder entspannen. Sie tanzten in verschiedenen Formationen und erinnerten an eine Aneinanderreihung von Muggelfeuerwerk. Er bemerkte kaum, dass Draco ihm die Hose über die Hüften streifte und somit seinen Unterleib entblößte. Nach dem Duschen war Harry ohne Boxershorts in die Hose geschlüpft, da er jene als einziges im Gryffindorturm vergessen hatte, wobei er sich nicht sicher war, ob Blaise sie nicht in Wirklichkeit hatte verschwinden lassen. Dracos Hände, die sein Glied plötzlich umfassten, waren warm und sanft zugleich. Kurz erinnerte Harry sich an das erste und einzige Mal, dass Draco ihn berührt hatte und dann wurde ihm bewusst, was Draco eigentlich tat. Draco Malfoy verwöhnte IHN! Draco Malfoy war zum ersten Mal seit Beginn ihrer Affäre – falls man das so nennen konnte – nicht derjenige, der nahm, sondern derjenige, der gab. Ein Schauer brodelnden Verlangens durchströmte Harrys Körper und er bog sich automatisch den verführerischen Bewegungen von Dracos Händen entgegen. Vielleicht – und Harry wagte kaum, es fertig zu denken – würde Draco noch einen Schritt weiter gehen und ihm zeigen, wie es sich anfühlt, in den Genuss oraler Befriedigung zu kommen. Die Lichttöne tanzten immer wilder. Sie schienen sich Harrys Puls anzupassen. Formationen in prächtigen Farben machten Harry unter dem Einfluss von Dracos sinnlichen Liebkosungen ganz taumelig. Abermals war er heilfroh, dass er auf einem bequemen Stuhl (er vermutete einen Polsterzauber wie bei Besen) sitzen konnte. Sein Herz fing an zu rasen – heftiger – intensiver – doch plötzlich waren Dracos Hände verschwunden, waren die Lichttöne verschwunden. Frustriert stöhnte Harry auf. Er wollte, er brauchte diese Reize für seine Sinne und wie auf ein stummes Kommando tauchten die ersten Lichttöne wieder auf. Die Lichter gaben sanfte, helle Töne von sich und mit den ersten Sprüngen, die sie taten, leiteten sie eine langsame Melodie mit zauberhafter Kür ein, aber auch Draco blieb nicht untätig. Harry, dessen Augen gefesselt an dem Farbenspiel vor ihm hingen, registrierte es mit Erstaunen und Wohlwollen, als er endlich voller Erwartung und Hoffnung Dracos Lippen an seinem Schaft fühlte. „Oh mein Gott, oh mein Gott“, war alles, was er denken konnte. Ihm war augenblicklich nicht bewusst, dass er Stück für Stück immer mehr seiner Unschuld an Draco verlor. Er hätte auch nicht sagen können, ob er noch als „Jungfrau“ zählte oder ob er sich als entjungfert von Draco Malfoy betrachten musste. Doch es war Harry egal. Heiße Lust erfüllte ihn und sein Körper drängte hungrig, fast sogar flehend dem Mund entgegen, der ihn gerade in voller Länge aufgenommen hatte. Harry krallte sich vor Lust in die Stuhllehnen. Seine Augenlider zuckten, es fiel ihm merklich schwerer, sich auf die umher springenden Lichter zu konzentrieren, aber irgendetwas in ihm versuchte dennoch, den Blick zu halten. Seine Wahrnehmung wurde allerdings trüber. Sein Blick war verschleiert und er fühlte nur noch Draco, der ein wahrer Meister war in dem, was er tat. Dracos Kopf glitt an dem steifen Schaft auf und ab, während seine Hände mit den empfindsamen Hoden spielten, sie kneteten und drückten, bis Harry dachte, jede Sekunde kommen zu müssen. Aber Draco verstand es, Harry zappeln zu lassen. Ganz automatisch ließ Draco von Harry ab, sobald er bemerkte, dass Harry sich beinahe verlor. Offenbar hatte der Slytherin noch mehr vor. „Bitte, Draco…“, flehte Harry plötzlich. Er wollte nicht mehr warten, konnte nicht mehr warten, doch Draco schwieg. Harry konnte jedoch fühlen, wie Draco innerlich grinste. Innerhalb von nur zwei Tagen war es dem Slytherin zum zweiten Mal geglückt, Harry zu verführen und das, obwohl Harry eigentlich immer noch sauer auf Draco sein sollte. Es gab noch so vieles, was Harry wissen wollte, aber Draco verstand es perfekt, ihn in eine andere Richtung zu manipulieren. Auf Harrys Flehen reagierte Draco, indem er seine Bemühungen wieder verstärkte. Harry zog scharf die Luft ein. Waren die Emotionen vorher schon enorm gewesen, waren sie jetzt unglaublich. Er konnte nicht mehr in Worte fassen, was da über ihn kam, doch er wollte mehr davon. Harry keuchte, wand sich - so gut es auf dem Stuhl ging - presste seine Hüfte rhythmisch drängend gegen Dracos Kopf und verlor sich letztendlich in einem emotionalen Sprudel, welcher anschwoll und sich explosionsartig entlud. oooOOOooo „Draco, können wir reden?“ „Worüber möchtest du reden?“ „Das zwischen uns, was ist das? Du sagst, es ist mehr als nur ein Spiel, aber was ist es dann?“ „Was willst du von mir hören, Harry?“ „Keine Ahnung. Es ist nur – sag mir einfach warum… Warum haben wir Sex?“ „Wie wär’s mit etwas anderem. Weshalb sagst du mir nicht, was du mit Blaise vorhin gemacht hast? Ich würde gerne wissen, in welcher Form dich Zabini aufgehalten hat und ob ich mir Sorgen machen muss, weil du gebadet hast, bevor du zu mir gekommen bist und leugne es nicht – ich kann den Badeschaum riechen.“ „Weißt du was, Draco, das geht dich gar nichts an. Wir sind kein Paar, sondern einfach zwei Erzfeinde, die Sex miteinander haben, oder nicht?“ Harry war von der Decke aufgestanden, die Draco für sie beide herbeigezaubert hatte und auf der sie aneinander geschmiegt gelegen hatten. Sein Temperament kochte wieder einmal hoch, da Draco es nicht nur zur Perfektion gebracht hatte, ihn zu verführen, sondern auch ihn zu reizen. „Was erwartest du von mir, Harry?“ „Dass du mir sagst, dass es mehr ist als nur ein krankes Spiel oder Sex! Verflucht, Draco, du bist der Erste für mich!“ „Du bist noch Jungfrau?“ Draco war offensichtlich erstaunt. „Was hast du denn gedacht?“ „Keine Ahnung. Ich dachte, du hättest zumindest mal mit dem Wiesel…“ „Spinnt du? Ron ist mein Freund, ich würde doch nie…“ „Und was ist mit der kleinen Ravenclaw?“ „Cho? Außer einem feuchten Kuss war da nichts.“ „Aber da müssen doch noch andere gewesen sein, immerhin bist du der Harry Potter!“ „Du denkst doch auch nur, dass ich der Junge-der-überlebt-hat bin und mein Klischee zu erfüllen habe, oder? Harry Potter muss dies, Harry Potter muss das! Warum will keiner sehen, wer ICH bin und was ICH will?“ Harry hatte sich in Rage geredet. Er war verbittert darüber, welchen Stempel ihm alle aufdrücken wollten und dass Draco dazugehörte verletzte ihn mehr, als die Tatsache, dass es nur etwas sexuelles war, was sie verband. „Hör zu, Harry, ich werde dir nicht sagen, dass ich dich liebe oder irgendetwas in der Richtung. Aber ich weiß, das es kein Spiel ist und dass ich mehr Zeit mit dir verbringen möchte und - wenn du mir die Chance gibst - würde ich gerne herausfinden, wer Harry Potter wirklich ist.“ Harry schaute Draco an. Dem Slytherin war es ins Gesicht geschrieben, dass er seine Worte ehrlich meinte und Harry war schon wieder dabei, schwach zu werden. Er konnte einfach nicht lange böse auf Draco sein – diese unerwünschte Verliebtheit war Schuld daran. Diese Verliebtheit, die er nicht leugnen konnte und die ihm so unwirklich schien, wie die körperliche Nähe, die er zu Draco aufgebaut hatte. „Ich weiß nicht…“ „Weshalb? Du wolltest doch, dass es mehr ist als Sex und jetzt biete ich dir an, was ich dir geben kann. Harry, lass mich dich entdecken.“ „In Ordnung.“ Draco nahm Harry an seiner Hand und zog ihn in einen zärtlichen Kuss, um dieses Versprechen zu besiegeln. Fortsetzung folgt… Kapitel 15: Kapitel 15 ---------------------- Eine ganze Woche war seit dem Abend mit den Lichttönen vergangen. Harry hatte von dieser Woche allerdings nicht sehr viel mitbekommen. Er war so glücklich gewesen, dass er pausenlos auf Wolke Sieben geschwebt war und selbst Snape, der ihm wiederholt Punkte abgezogen hatte – dafür, dass er lebte - hatte seine Laune nicht schmälern können. Ron und Hermine hatten ihn sogar einmal nach Zaubertränke gefragt, ob er Drogen nahm, da ein Harry Potter, der lächelnd einen Punktabzug von Snape hinnahm, doch recht merkwürdig war. Außerdem war es arg verwunderlich, dass Harry zwar ganz normal vor Zaubertränke nervös wurde, jedoch strahlend aus dem Unterricht heraus kam. Sehr zum Leidwesen seiner Freunde erzählte Harry aber kein Sterbenswörtchen, weshalb das so war. Die Gerüchteküche in Hogwarts drohte fast zu platzten vor lauter herumschwirrenden Gerüchten. Die Prophezeiung, welche Professor Trelawney vor ein paar Monaten gemacht hatte, war nun wieder in aller Munde und man fragte sich, wer die Glückliche war. Jeder Schritt, den Harry machte, wurde von Dutzenden Augenpaaren beobachtet. Jedes Mädchen, das länger als drei Minuten mit ihm sprach, wurde auf die imaginäre Liste gesetzt - sogar Hermine, von der mittlerweile allgemein bekannt war, dass sie mit Viktor Krumm zusammen war. Diese permanente Beobachtung machten die fast täglich Treffen mit Draco schier unmöglich, doch der Slytherin bewies, wie in der Zeit, als er Harry ständig verfolgt hatte, ein unglaubliches Talent, den Gryffindor abzufangen. Harry beschwerte sich kein einziges Mal darüber und genoss lieber die zärtlichen Küsse und die federleichten Berührungen von Draco. Sie redeten kaum in diesen wenigen Minuten und Harry war es recht so. Er wollte nicht mehr denken, sondern nur noch leben - und richtig lebendig fühlte er sich nur in Dracos Armen. Sobald Harry allerdings nachts in seinem Bett lag und dem Schnarchen seiner Kameraden lauschte, kamen die Zweifel wieder. Lucius Malfoy lag noch immer im Krankenflügel, doch bis jetzt war diese Information noch geheim. Harry wusste, dass er sich um die Antworten auf seine vielen Fragen kümmern sollte und er nahm es sich auch immer und immer wieder vor, doch sobald er in Dracos eisgraue Augen blickte, war alles vergessen und nach genau einer Woche dieses Zwiespalts stand plötzlich Zabini mit wütend blitzenden Augen vor Harry. „Potter!“ Harry schluckte und jäh wurde ihm bewusst, dass er etwas Wichtiges versäumt hatte. „Potter, wann wirst du es endlich tun? Ich habe keine Lust mehr, noch länger zu warten!“ „Zabini, ich…“ „Keine Entschuldigungen mehr, Potter. Ich will, dass du es tust und zwar sofort, ansonsten werde ich mich wohl…“ er schaute Harry begutachtend an, „anderweitig orientieren müssen.“ Harry wurde unter diesem anzüglichen Blick rot und fühlte sich mehr als nur unwohl. „Heute Abend?“, schlug Harry vor. „Wie wäre es mit heute Mittag und wenn du es nicht tust, komme ich heute Abend zu dir?“ Zabini schaute herausfordernd in Harrys Gesicht, dessen Röte sich verstärkte. „Du glaubst doch nicht, dass Draco das zulassen würde, oder?“ „Weißt du, Harry, Schatz, der gute Draco kann auch nicht immer und überall sein. Zudem kannst du bei mir vielleicht mehr lernen. Möchtest du es ausprobieren?“ Zabini ging auf Harry zu, der abwehrend seine Hand hob, doch Zabini ignorierte diese Warnung und griff nach Harrys Kinn. „Möchtest du?“ „Nimm deine Finger von ihm, Zabini“, ertönte es hinter dem Schwarzhaarigen. „Sieh an, wenn man vom Teufel spricht.“ „Ich hab gesagt, du sollst deine Finger von ihm nehmen.“ Dracos Tonfall klang gefährlich und nach einem kurzen Augenduell zwischen Blaise und Draco ließ Zabini Harry tatsächlich los. „Ärger mich nicht zu sehr, Draco, ich könnte sonst versehentlich unseren Deal vergessen.“ „Lass uns alleine, Blaise.“ Verwundert schaute Harry zwischen den Slytherins hin und her. Was hatte er jetzt schon wieder verpasst? Von was für einem Deal war hier die Rede? „Wie du wünscht“, antwortete Blaise auf Dracos Befehl, jedoch nicht ohne Draco nochmals spöttisch und herausfordernd anzublicken und verschwand ohne ein weiteres Wort. „Was hast du mit Zabini zu schaffen?“ Harry erschrak bei Dracos hartem Tonfall. So hatte der Slytherin noch nie mit ihm gesprochen und nach dem ersten Schreck tat Harry, was er immer tat – er schaltete auf Gegenangriff. „Was hast du mit ihm zu tun?“ „Harry, ich hab keine Lust zu spielen“, knurrte Draco, „ich will eine Antwort und zwar sofort.“ „Ich will auch Antworten, Draco, bekomme ich meine, wenn du deine bekommst?“ Sie funkelten sich gegenseitig an und als es bereits so aussah, als würde Draco nachgegeben, hörten sie eine Gruppe Schüler näher kommen. „Hier ist nicht der richtige Ort zum Reden. Wir sollten irgendwo hingehen, wo wir ungestört sind.“ „Ich bestimme den Ort.“ „Warum du?“ „Weil du mich immer dorthin führst, wo du mich am leichtesten ablenken kannst“, murrte Harry. Es brauchte einen Moment, bis Draco verarbeitet hatte, was Harry ihm eben gestanden hatte und zog nun anzüglich eine seiner Brauen hoch. „Bist du dir sicher, dass es nur an den Orten liegt und nicht an meinen… Fähigkeiten?“ Harry wurde schon wieder rot und hatte zumindest den Anstand verlegen zu wirken. „Draco!“ Der Slytherin fing an zu lachen. Es war genau dieses eine kehlige Lachen, das Harry so sexy an Draco fand und unwillkürlich liefen ihm heiße Schauer den Rücken hinunter. „In Ordnung, Harry, dann führe mich.“ Sehr zum Leidwesen von Harry gluckste Draco noch immer amüsiert. 10 Minuten später wusste Harry, dass der Ort wirklich keine Rolle spielte. Natürlich hatte er Draco nicht zu einem „ihrer“ Plätze geführt, aber nachdem er darauf achten musste, dass der Ort mehr oder weniger geheim war, weil es doch recht komisch wirken würde, Harry Potter vertraut mit Draco Malfoy sprechen zu sehen, hatte Harry nur erreicht, ein neues Liebesnest zu schaffen. Kaum, dass er nämlich mit Draco in einer kleinen Kammer in der Nähe der buckligen Hexe verschwunden war, bemerkte er seine Arglosigkeit an Dracos lustvoll funkelnden Augen. „Draco – NEIN!“ „Oh doch, Harry.“ „Nein, bitte nicht“, wimmerte Harry. „Du willst es doch auch…“, sagte Draco und ging auf Harry zu, der lediglich ein kleines Stückchen zurückweichen konnte, da die Kammer die Größe eines etwas größeren Besenschranks hatte. „Wir wollten doch reden…“ Harry versuchte, sich noch enger an die Wand zu pressen, doch so sehr er auch versuchte, von Draco weg zu kommen, so sehr er sich bemühte, der Versuchung Malfoy zu widerstehen, weil er einen klaren Kopf für ihre Unterhaltung brauchte, es war vergebens. Dracos Körper war seinem so nahe, dass er ihn auf seiner Haut fühlte, obwohl er ihn noch gar nicht berührte. Seine Gedanken begannen abzuschweifen und sein Körper auf die subtile Nähe zu reagieren. Draco küsste ihn leidenschaftlich. Fast, als wäre er ausgehungert und Harry seine Beute und obwohl dieser Kuss nicht zu Dracos zärtlichsten gehörte, lag ihm sehr viel Gefühl bei und Harry verging. Er schmolz förmlich unter diesem fordernden Kuss dahin. Er genoss Dracos einmaligen Geschmack, den er so zu lieben gelernt hatte, er genoss die herausfordernde und neckende Art, mit der Draco ihn küsste und lehnte sich tiefer in den Kuss, tiefer in Dracos Arme. Und just dann, als er meinte, seine Knie würden komplett nachgeben, als er glaubte, nur noch dank Draco stehen zu können, löste der Slytherin den Kuss, um an seinem Ohrläppchen zu knabbern. Harry stöhnte auf. Draco wusste seit der Sache mit den Qulas wie empfindlich Harry an dieser Stelle war und nutzte diesen Umstand bei jeder sich bietenden Gelegenheit schamlos aus. „Draco, nicht…“ Harry zitterte und es war unleugbar, dass ihn schon dieses bisschen sehr erregt hatte. Immerzu hatte Draco diese berauschende Wirkung auf Harry und er verwünschte sich selbst für diese Schwäche, welche er so sehr genoss. Dracos Knie zwischen seinen Schenkel rieb sich leicht an Harrys wachsender Erregung und wieder einmal spürte Harry, wie ihm alles andere egal wurde. In diesen Momenten verschwamm alles in seinem Kopf und einzig Draco und diese unglaublichen Gefühle, welche der Slytherin in ihm wachriefen, zählten. „Sagst du mir jetzt was, Blaise von dir wollte?“, raunte Draco in Harrys Ohr. „Wer?“, fragte Harry ganz benommen und wunderte sich zugleich, dass er überhaupt noch etwas anderes hören konnte, als das Rauschen des Blutes in seinen Ohren. „Zabini.“ „Oh… Nichts Wichtiges“, entgegnete Harry und versuchte von sich aus, Draco in einen Kuss zu verwickeln, doch dieser schaffte es, geschickt auszuweichen. „Komm schon, sag es mir.“ Und Dracos Knie drückte etwas fester zu. Abermals stöhnte Harry auf. „Er wollte, dass ich ihm…“ und endlich gelang es Harry, für eine Sekunde die Lippen Dracos zu berühren, „…ein Date, verstehst du?“ „Hm, ein Date, Harry“, murmelte Draco, der sich enger an Harry schmiegte und gleichzeitig die zarte, weiche Haut von Harrys Hals liebkoste, „und weiter?“ „Mit Ron, weißt du.“ „Mit dem Wiesel, okay, aber was wollte Zabini noch von dir?“ Dracos Zunge glitt nun vom Hals zum Ohr zurück und tauchte dort in die Ohrmuschel ein. Erneut erschauerte Harry am ganzen Körper. „Er meinte, wenn es mir nicht gelingt, bei Ron ein gutes Wort für ihn einzulegen und Ron zum Date überrede, dann würde er… Du weißt schon.“ „Nein, Harry, mein Schatz, ich weiß nicht. Sag es mir.“ „Er meinte, er würde sich dann mich nehmen.“ Harry spürte förmlich, wie sein Gesicht rot wurde und ebenso spürte er auch, wie in Draco der Groll wuchs. „Sei nicht böse deshalb.“ „Ich bin nicht böse!“ Doch Dracos Tonfall strafte seine Worte Lüge und Harry tat das einzige, was ihm in diesem Moment richtig erschien – er presste seine Lippen auf die Dracos und eroberte den Mund seines Eroberers. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Draco dem Kuss entgegen kam und Harry fühlte, wie Dracos Hände sich mit einem Mal an seinem Pullover zu schaffen machten. „Was tust du da?“ „Nach was sieht es denn aus?“ Draco bückte sich vor Harry und küsste jeden Millimeter seiner Haut, knabberte mit Leidenschaft an Harrys Brustwarzen und reizte die Knospen, bis sie sich verhärtet hatten. „Draco, wir sollten aufhören“, stöhnte Harry. „Warum?“ „Wenn uns jemand entdeckt?“ „Hat uns das jemals gekümmert?“ Harry wusste, dass Draco Recht hatte und dennoch war ihm dieses Mal nicht wohl bei der Sache, es in einer abgelegenen Kammer zu tun. Irgendwie hatte er den Eindruck, dass es gefährlich war. Seine Intuition sagte ihm nichts Gutes, doch wie sollte er dem unglaublichen Charme von Draco und seinen flinken, geschickten Händen, welche sich bereits in seine Hose geschoben hatten, widerstehen? Alles, was Draco mit ihm tat, erregte ihn und er genoss es. Er ließ zu, dass Draco seine Hose öffnete und sein Glied mit diesem wundervollen Mund liebkoste, dass Draco sein Genital mit dem Geschick eines erfahrenen Liebhabers in seinen Rachen aufnahm und auf die herrlichste Weise massierte. Instinktiv drängte Harry sich Dracos Künsten immer stärker entgegen. Er stieß immer wieder in Dracos Mund und der Slytherin war so talentiert, dass es ihm keine Mühe bereitete, Harrys Lust zu entgegnen. Dann geschah es… Einer von Dracos Fingern glitt durch die Spalte seines Pos und Harry erschauderte. Noch nie hatte Draco ihn an dieser Stelle berührt und eine vage Ahnung, was weiter passieren konnte, flackerte vor seinem inneren Auge auf. Er wurde nicht enttäuscht. Als der Finger gefunden hatte, wonach er suchte und sein Ziel zärtlich neckte, wimmerte Harry auf. Nun war ihm endgültig zu Bewusstsein gekommen, was Draco vorhatte und Harry war gespannt. Er wollte wissen, wie es sich anfühlte, ob es wehtun würde, oder einfach nur schön war. Langsam drang Dracos Finger ein Stückchen in Harry ein und instinktiv verspannte sich Harry ein wenig. Dracos Mund jedoch lenkte ihn alsbald ab und der Finger glitt tiefer in ihn. Er zitterte, denn er wusste nicht, wie er es empfinden sollte. Sicherlich war es ungewohnt und auch ein leichtes Ziehen konnte Harry nicht leugnen, aber es fühlte sich nicht wirklich schlecht an. Überhaupt fühlte es sich merkwürdig an, an dieser Stelle seines Körpers, an dieser Stelle in seinem Inneren berührt zu werden, aber er überließ sich vertrauensvoll Dracos Führung und als der Finger mehrere Minuten zärtlich, forschend seinen entjungferten Muskel gedehnt hatte, kam ein zweiter hinzu. Harry wusste langsam nicht mehr, was Draco mit ihm tat. Sein ganzer Körper brannte vor Erregung und er wusste, spürte, dass er nicht mehr weit von seinem Höhepunkt entfernt war. Draco kannte seinen Körper zu gut, er wusste, wie er ihn reizen musste, auf welche Weise er ihn locken musste, um jene Reaktionen zu erhalten, die Draco sehen wollte. Erzitternd fühlte Harry, wie Draco noch einen letzten, einen dritten Finger in ihn führte und Harry erschauderte. Er war ausgefüllt von Dracos Fingern, die sich rhythmisch drängend und zugleich streichelnd in ihm befanden. Es war unglaublich! Harry stöhnte leise vor Lust. Seine Knie waren inzwischen so schwach, dass er sich wunderte, weshalb er überhaupt noch stand. Seine Hüfte war verwirrt, denn sie konnte sich nicht entscheiden, ob sie sich dem feuchten Mund entgegen bewegen sollte, oder diesen herrlichen Fingern. Aber all das geriet in Vergessenheit, als Draco sich plötzlich von ihm löste. „Harry, dreh dich bitte um.“ Draco sprach leise und dennoch war die raue Erregung seiner Stimme anzuhören. Wie sehr er sich beherrschen musste. „Draco…“, sagte Harry zögerlich. „Bitte, Harry.“ Etwas mulmig kam Harry Dracos Aufforderung nach. Er ahnte mehr, als er wusste, dass es um seine restliche Jungfräulichkeit geschehen war. Doch da es Draco war, der ihn verführte, wollte er es gerne geschehen lassen. Harry wollte sich Draco ganz hingeben, auch wenn er es sich etwas bequemer in einem Bett erträumt hätte und nicht stehend in einer Besenschrank ähnlichen Kammer. Draco stellte sich direkt hinter Harry, sodass dieser die harte Erregung Dracos an seinem Po fühlte. Harrys Atem stockte für einen Augenblick, und dann flüsterte Draco etwas in sein Ohr. „Harry, oh Harry, wenn du wüsstest, wie lange ich hierauf gewartet habe…“ Dracos Stimme schien einen neuen Grad an Erregung angenommen zu haben und Harry konnte spüren, wie Dracos Glied langsam Druck ausübte, um in ihn zu dringen. Doch dann, plötzlich und vollkommen unerwartet, wurde die Tür aufgerissen! Helles Licht blendete die Jungen! Es war sowohl für Harry, als auch für Draco ein Schock. Adrenalin durchflutete sie binnen Sekunden. Sie waren erwischt worden und das schlimmste war, dass sie nicht erkennen konnten, wer sie in dieser intimen Situation ertappt hatte. Jedoch sagte eine tiefe Stimme, voller Schmerz verzerrt: „Ihr dürft das nicht tun. Haltet sofort ein!“ Fortsetzung folgt… Kapitel 16: Kapitel 16 ---------------------- Ihre Augen hatten sich inzwischen an das Licht gewöhnt und dennoch konnten sie das Gesicht des Mannes, welcher im Türrahmen stand, nicht erkennen. Es war die Kontur des Körpers, des langen Haares, die ihnen zuzüglich zur Stimme die Gewissheit gab, dass es Lucius war, der sie erwischt hatte. Erstarrt blickten sie auf den Mann, der schwer keuchend langsam zu Boden sank. „Vater, was machst du hier?“ Draco hatte als erster seine Stimme wieder gefunden. „Ich möchte uns allen weitere Peinlichkeiten ersparen.“ Nun kam auch in Harry wieder Bewegung. Er griff nach seiner Kleidung, möglichst so, dass er weitgehend hinter Draco verborgen war, denn er war mehr als nur peinlich berührt von Lucius Anwesenheit. „Was meinst du damit?“ Lucius reagierte nicht. „Was ist, Vater?“, fauchte Draco, dessen Contenance verschwunden war und der nun ebenfalls nach seiner Kleidung griff um sich anzuziehen. „Können wir“, unterbrach Harry Vater und Sohn mit einem leisen Räuspern, „vielleicht die Räumlichkeiten wechseln, bevor wir uns über die Sache unterhalten?“ Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, eine Unterhaltung zu führen, während er nackt und mit abgeflauter Erregung da stand. Beide, sowohl Draco als auch Lucius, blickten erstaunt zu Harry, als dieser sprach. Irgendwie war Harrys Anwesenheit in den Hintergrund gerückt, doch beide stimmten seinem Vorschlag zu. Eine Viertelstunde später saßen alle Betroffenen angezogen und mit angespannten Mienen im Raum der Wünsche, welcher angenehmerweise die Gestalt eines bequemen Wohnzimmers angenommen hatte. Im Kamin knisterte magisches Feuer und die Wärme durchflutete den heimelig wirkenden Raum, während Harry sich in den großen Sessel kuschelte, welcher gleich daneben stand und die beiden Malfoys beobachtete. Draco hatte sich steif auf eine Zweisitzercouch gesetzt und Lucius, dem seine Verletzungen ziemlich zu schaffen machten, lag auf dem dreisitzigen Gegenstück. Der Atem von Lucius ging schwer und Harry wusste nun auch, weshalb die Stimme, welche Draco und ihn beim Liebesspiel unterbrochen hatte, so schmerzverzerrt gewesen war. Lucius hatte Schmerzen. Außerdem wirkte er recht blass und Schweißtropfen rannen ihm seine Stirn hinab. Doch Harry bemerkte nach kurzer Zeit intensiver Beobachtung, dass Lucius Atmung langsam aber sicher ruhiger wurde und der gequälte Gesichtsausdruck allmählich verschwand. Auf Harrys forschenden Blick antworte Lucius nur: „Schmerzlindernder Trank“ und schien nicht bereit, mehr dazu zu sagen. Was Harry aber weit mehr beschäftigte, war das Verhalten von Vater und Sohn. Nachdem er Lucius und Draco nur einmal alleine erlebt hatte, nämlich als er unsichtbar mit ihnen im Krankenflügel gewesen war und sich beide als äußerst liebevoll zueinander entpuppt hatten, war ihm dieses neue Verhalten nicht geheuer. Denn seit Draco und er ihr „Liebesnest“ verlassen hatten, starrten Vater und Sohn sich ununterbrochen feindselig an. Harry wusste nicht, ob es daran lag, dass es Draco peinlich war, von seinem Vater in seinem so intimen Moment gestört worden zu sein, oder daran, dass er nicht bekommen hatte, was er sich so sehr erhofft hatte, oder vielleicht auch von beidem etwas. „Also, Vater“, sagte Draco, „was hast du uns zu sagen?“ „Bist du sicher, dass Potter es ebenfalls erfahren soll, Draco?“ „Wenn es bedeutet, dass du uns noch mal stören willst, dann ja!“ Harry zuckte zusammen. Dracos Worte machten ihm noch schmerzhafter bewusst, wobei sie ertappt worden waren. „Und, Potter, möchtest du es auch wissen?“, wollte Lucius wissen. Harry brauchte nicht überlegen und nickte sofort zustimmend. „Nun, Draco, wie du sicherlich von Potter weißt, hatte er Visionen von einem Todesser.“ „Ja, das hat er mir gesagt.“ Draco wurde sichtlich unruhiger. „Hat er dir auch gesagt, dass er die Visionen aus der Sicht selbigen Todessers hatte?“ Draco blickte kurz zu Harry, welcher merkwürdig verlegen dreinschaute. „Nein, das hat er nicht – warum auch? Es spielt keine Rolle.“ „Auch nicht, wenn ich dieser Todesser war?“ Lucius zog provokant eine seiner eleganten Augenbrauen hoch und wartete herausfordernd Dracos Reaktion ab. „Du meinst doch nicht etwa, dass er in deinem Kopf war?“ „Sagen wir es so, ich habe seine Anwesenheit bemerkt, er im Gegenzug die meine wohl nicht.“ „Bitte? Wann waren Sie in meinem Kopf gewesen?“, fragte Harry, welcher durch diese Behauptung regelrecht aufgeschreckt war. „Jedes Mal, wenn ihr beide euch körperlich näher gekommen seid.“ Harry schluckte. „Das kann nicht sein“, warf er matt ein, doch Lucius Augen starrten ohne erkennbare Zeichen einer Lüge in die seinen. „Nein, das darf nicht sein!“ „Tut mir Leid, Potter, aber ich weiß von deinem Stelldichein mit meinem Sohn in der Heulenden Hütte, ich weiß von dem Raum mit den Lichttönen und ich weiß, was du für Draco empfindest.“ „Aber wie ist das möglich?“ „Weil ich da war, Potter. Ich war jedes Mal dabei, wenn ihr es mehr oder minder miteinander getan habt, und es war nicht gerade angenehm für mich.“ „Moment, Vater! Wenn das so ist, weshalb hast du mir das nicht schon früher gesagt? Ich habe dich mehr als einmal auf der Krankenstation besucht und du hast nie auch nur eine Andeutung gemacht. Weshalb kommst du jetzt auf einmal?“ „Ich“, sagte Lucius gepresst, „konnte ja nicht ahnen, dass du es soweit kommen lässt.“ Draco lachte auf. „Oh bitte, Vater, ich bin ein Teenager – Teenager haben nun mal Sex.“ Harry spürte förmlich, wie er wieder einmal, dank Dracos Wortwahl, errötete. „Gut, ich gestehe, ich hätte früher etwas sagen müssen.“ „Du hättest es mir sofort sagen müssen, als du in Hogwarts angekommen bist!“ „Draco, es reicht. Ich sehe meinen Fehler ein und wir können jetzt nichts mehr daran ändern.“ Lucius' Tonfall war bestimmend geworden. „Ich gehe später gleich zu Severus, damit er dieser merkwürdigen Verbindung ein Ende setzt.“ „Severus wird da auch nichts machen können, ich weiß nicht einmal, wie diese Verbindung möglich ist.“ „Aber Severus wird es wissen“, beharrte Draco, „immerhin ist er ein Meister in Okklumentik und kennt sich hervorragend in Legilimentik aus.“ „Wow, Stopp! Müssen wir Snape etwas davon erzählen?“, warf Harry plötzlich ein. „Natürlich, er wird uns am besten helfen können“, meinte Draco. „Ich will auf keinen Fall, dass er etwas von… du weißt schon, erfährt.“ „Klar, ich hatte auch nicht vor, Severus auf die Nase zu binden, dass wir miteinander… hm?“ Erleichtert atmete Harry aus. Er hätte es nicht ertragen, wenn Snape von seiner Affäre mit Draco gewusst hätte, zudem fand er es ja schon schrecklich genug, dass Lucius Bescheid wusste. Im Übrigen war Harry total verwirrt. Da war zum einen die ausgeprägte Scham, weil er Lucius einen Einblick in seine persönlichsten Gedanken gewährt hatte, wenn auch unbewusst, und zum anderen war da Irritation, weil er nicht begreifen konnte, weshalb er zu Lucius eine solche mentale Verbindung aufgebaut hatte. Er war doch noch nie begabt gewesen in diesen Dingen und die Verbindung, die er zu Voldemort hatte, beruhte auf seiner Narbe. Was gab es also, das ihn und Lucius miteinander verband? Es war allerhöchste Zeit, dass er ein paar Rätsel löste, abends würde er wohl in die Bibliothek gehen müssen. Vielleicht konnte er dort in den Büchern etwas finden und wer weiß, vielleicht hatte Draco Erfolg bei Snape. oooOOOooo Harry saß beim Mittagessen in der großen Halle, jedoch war er so tief in Gedanken versunken, dass ihm weder Rons noch Hermines besorgte Blicke auffielen und ebenso wenig, wie sich mit schnellen Schritten ein Schatten auf ihn zu bewegte. „Mr. Potter, können Sie mir erklären, wo Sie die letzten zwei Schulstunden gewesen sind?“ Professor McGonagall hatte sich vor ihm aufgebaut und Harry zurück in die Realität gerissen. „Bitte?“ Die Professorin atmete laut aus, vertiefte ihren vorwurfsvollen Blick und wiederholte das eben gesagte: „Wo waren Sie die letzten beiden Schulstunden?“ „Ich war…“ Sollte er ihr wirklich sagen, dass er mit Draco in einer Art Besenkammer gewesen war und dass er danach ein äußerst merkwürdiges Gespräch mit Lucius Malfoy gehabt hatte? „Mir war schlecht, Professor McGonagall, ich… ich hatte mich etwas hingelegt.“ „Tut mir Leid, Mr. Potter, aber wenn das stimmt, würde ich gerne wissen, wo Sie gelegen haben, nachdem Mr. Longbottom versehentlich den halben Gryffindorturm unter Wasser gesetzt hatte, als er sein Lehrbuch für Verwandlung holen wollte.“ Dann warf die Professorin einen vernichtenden Blick auf Ron und Hermine. Rons Kopf war schon recht rot geworden und Hermine schaute äußerst schuldbewusst drein. „Miss Granger und Mr. Weasley haben aufgrund ihrer Lüge für Sie schon das Vergnügen, die nächsten zwei Abende bei mir nachzusitzen, was denken Sie, wäre für Sie angebracht?“ „Entschuldigung, Professor McGonagall. Es tut mir wirklich leid.“ „Von Ihrer Entschuldigung weiß ich immer noch nicht, was Sie getan haben, Mr. Potter. Was war Ihrer Ansicht nach wichtiger, als zu meinem Unterricht zu erscheinen?“ „Das… Das kann ich Ihnen nicht sagen.“ Harry lagen bestimmt ein Dutzend Kommentare auf der Zunge, aber er schluckte sie tapfer hinunter. Er wollte sich mit seiner Hauslehrerin nicht anlegen, außerdem war er sich der Aufmerksamkeit seiner Hausgenossen bewusst. „Wie Sie meinen, Mr. Potter. Kommen Sie heute Abend gegen 19 Uhr in mein Büro. Bis dahin wird mir eine angemessene Strafe eingefallen sein.“ „Ja, Professor.“ Zufrieden ging Professor McGonagall zurück zum Lehrertisch und Harry dachte sich nur ärgerlich, dass sein Besuch in der Bibliothek wohl ausfallen würde. „’tschuldige Harry, wir hätten dich ja gewarnt, aber McGonagall hat es uns verboten“, sagte Ron ziemlich zerknirscht. „Ist schon in Ordnung…“ Harry war klar, dass er selbst Schuld an seinem Dilemma hatte. „Harry, wo warst du?“, fragte Hermine vorwurfsvoll. „Wir haben uns Sorgen um dich gemacht. Wir machen uns in letzter Zeit ständig Sorgen um dich. Du bist einfach nicht mehr du selbst.“ „Mine, müssen wir hier reden?“ Harrys Blick schweifte über die Hausgenossen, welche zum Teil neugierig ihre Ohren gespitzt hatten. „Oh… Nein, nein, natürlich nicht, aber wann dann?“ „Wie wär’s heute Abend im Gemeinschaftsraum?“ „Gut.“ Kaum, dass für Harry das Gespräch mit Ron und Hermine beendet war, und er sich endlich seinem Teller mit Hähnchen und Kartoffeln widmen wollte, tauchte Zabini in seinem Blickwinkel auf. Der Slytherin wirkte angespannt, so als würde er aufkeimenden Zorn mühsam hinunterschlucken. Harry fand das ungewöhnlich, da Zabini sonst immer eine stoische Ruhe ausstrahlte. Dann, plötzlich, trafen seine goldenen Augen auf die Harrys und Harry hätte sich beinahe an seinem Hähnchen verschluckt. Unmerklich nickte er Zabini zu und beugte sich daraufhin etwas zu Ron vor. „Ähm… Ron, sag mal, hast du heute Abend schon etwas vor?“ „Klar, Nachsitzen bei McGonagall.“ Oh.. ja… stimmt ja, und danach?“ „Schlafen gehen? Harry, was stimmt nicht mit dir? Hermine hat Recht, du bist wirklich neben der Spur.“ „Ach nichts… ich wollte nur… Vergiss es.“ Harry setzte sich wieder aufrecht und gab Zabini, der ihn nicht aus den Augen gelassen hatte, mit einem leichten Kopfschütteln zu verstehen, dass der erste Versuch im Fall Ronald Weasley fehlgeschlagen war. Zabini starrte sofern möglich noch finsterer als vorher zurück, und dann bemerkte Harry einen weiteren Blick auf sich. Draco hatte ihn scheinbar frostig anvisiert, doch Harry konnte selbst auf diese Entfernung das Lodern in Dracos Augen erkennen. „Na toll“, murrte er sich leise zu. Wann würde Draco endlich einsehen, dass er auf Zabini nicht eifersüchtig sein musste? Eifersucht… In Harrys Kopf machte es Klick und dann zerlegte er dieses Wort genüsslich in Gedanken. Wenn Draco eifersüchtig war, dann eröffnete das für Harry eine Interpretationsmöglichkeit, die ihm sehr gefiel. Denn vielleicht bedeutete das, dass Draco sich ebenfalls verliebt hatte – in ihn verliebt hatte. Harrys Herz machte einen Satz. Alleine die Vorstellung, Draco könnte sich in ihn verliebt haben, fühlte sich verboten gut an. Wahrscheinlich, so spann Harry weiter, traute sich Draco nur nicht, seine Gefühle einzugestehen. Er sah sich schon, wie er Draco in die Enge trieb, ihn verführte, so dass es Draco war, der ihm nicht widerstehen konnte und vor Erregung zitternd gestand, dass er ihn liebte. „Harry, warum grinst du so?“, riss Ron ihn aus seinem Tagtraum. „Huh?“ „Man, Alter, du grinst wie Fred und George, wenn sie was Neues erfunden haben.“ „Klar, wenn du das sagst“, antwortete Harry und genoss weiterhin seine zuckersüße und nicht gänzlich jugendfreie Träumerei. oooOOOooo Die zweite Strafpredigt bei Professor McGonagall entpuppte sich als harmlos, da die Professorin sich ebenso wie Harrys Freunde Sorgen um ihn machte und eigentlich nur einen Vorwand gesucht hatte, um sich ausführlich mit Harry zu unterhalten. Viel hatte sie natürlich nicht aus Harry herausbekommen, dafür hatte Harry aber viele Fragen zu Lucius gestellt. Es war Harry immer noch ein Rätsel, wie der verletzte Todesser es geschafft hatte, am helllichten Tag unbemerkt vom Krankenflügel zu Draco und seinem Versteck zu kommen. Ebenso war es fast ein Wunder, dass sie den Raum der Wünsche unbehelligt erreicht und Lucius wieder wohlbehalten zu Madam Pomfrey zurück gebracht hatten. Irgendwie war es ihnen immer geglückt, während der Schulstunden von Ort zu Ort zu huschen und als sie einmal auf einen Schüler getroffen waren, hatte Harry kurzerhand Draco und Lucius hinter eine Statue gedrückt und so getan, als ob er sich den Schnürsenkel binden würde. Dieser alte Trick funktionierte immer wieder. Dann, nachdem Ron und Hermine vom Sortieren alter Tagespropheten aus der Bibliothek zurück gekommen waren, was der erste Teil ihrer eigenen Strafarbeit gewesen war, hatte Harry einen zweiten Anlauf genommen, um endlich das Überredungsprojekt für Zabini abzuschließen. Selbstverständlich hatte Harry Ron nicht direkt gebeten, zu einem Date mit Zabini zu gehen, sondern Ron gefragt, ob er Lust hatte, einen der unerforschten Geheimgänge auf der Karte der Rumtreiber zu erkunden. Ron war Feuer und Flamme gewesen. Sie hatten sich für Freitag entschieden, da es zeitlich am besten war. Jetzt musste Harry nur noch Zabini Bescheid sagen und zusehen, wie er sich kaum, dass das zufällige Treffen zustande kam, unauffällig aus dem Staub machte. Aber bis Freitag waren es noch zwei Tage und Harry hatte genügend Zeit zum Nachdenken. Als Harry von Professor McGonagall zurückkam, saß eine kleine, braune Schuleule neben Hedwig auf der Käfigstange und schaute ihn gelangweilt an. Es wirkte, als hätte die Eule eine ganze Weile auf ihn gewartet und sie genoss es förmlich, ihre Flügel zu spreizen und auf ihn zuzufliegen. Sie landete auf seiner Schulter, krallte sich schmerzhaft in das Fleisch hinein und wartete ungeduldig, bis Harry ihr den Brief an ihrem Fuß abgenommen hatte. Erleichtert flog sie, ohne sich noch mal umzusehen, aus dem offenen Fenster. „Endlich ist sie weg“, meinte Seamus, „Sie und Hedwig haben eine ganze Weile heftig gelärmt. Du solltest dich vielleicht mal mehr um deine Eule kümmern, Harry. Hedwig ist zwar ein hübsches Ding, aber ständig gereizt.“ Harry grinste schief. Er wusste, dass Seamus Recht hatte und ging zu Hedwig hinüber, streichelte ihr kurz über den Kopf, fütterte sie mit einem Keks und genoss das zutrauliche Klackern ihres Schnabels. „Hm, Mädchen, du brauchst doch nicht auf so eine gewöhnliche Schuleule eifersüchtig sein, eine bessere Eule als dich gibt es nicht.“ Hedwig wirkte auf einmal ein gutes Stück größer und Harry, der über seine Eule schmunzelte, setzte sich auf sein Bett, um endlich den Brief entfalten zu können. » Komm heute Abend um 22 Uhr hoch zum Astronomieturm – Wir müssen reden! « Es stand keine weitere Erklärung auf dem Stück Pergament zwischen seinen Fingern, lediglich dieser Befehl und doch wusste Harry, dass es Draco war, der ihm die Botschaft geschickt hatte. Seit er so viel Zeit neben Draco in Zaubertränke verbrachte, kannte er diese elegante Jungenhandschrift in- und auswendig. Harry seufzte, ließ sich rückwärts auf sein Bett fallen und dachte dran, wie kurz die Nächte waren, seit diese Sache mit Malfoy angefangen hatte und ehe er sich versah, war er auch schon eingeschlafen. Fortsetzung folgt… Kapitel 17: Kapitel 17 ---------------------- Schwarze Kerzen brannten mit grünen Flammen in einem düsteren, aber eleganten Raum. Gespenstisch tanzten die Lichter über die Wände und die merkwürdigen Apparaturen in dem halbleeren Zimmer. Harry fragte sich, wo er nun schon wieder gelandet war, und dann hörte er eine Stimme. „Mein Lord, wie kann ich Euch dienen?“ Schnell wandte Harry sich dieser Stimme zu, er kannte sie, da war er sich sicher. Von der Gestalt jedoch, welche gesprochen hatte, konnte er nur die Silhouette erkennen, da sie unter einer schwarzen Kutte verborgen war. Es war der Todesser, der Lucius' Platz eingenommen und ihn in seiner Bedeutung überflügelt hatte. Er kniete scheinbar demütig vor Lord Voldemort, der auf einer Art Thron saß, doch selbst in dieser Position wirkte etwas an dem Todesser erhaben. Eine Aura des Stolzes umgab ihn und Harry war darüber sehr erstaunt, denn ihm war bisher kein Todesser bekannt gewesen, der in der Gegenwart des Dunklen Lords trotz aller Bewunderung nicht auch um sein eigenes Leben fürchtete. „Bring mir Lucius Malfoy, bring ihn mir zusammen mit seinem jämmerlichen Sohn. Ich möchte beide vor mir sehen – tot.“ Der Befehl war hart gesprochen und trug jene eisige Kälte in der Stimme, die nur Voldemort zu eigen war. „Was ist mit der Frau?“ „Narcissa... Bring sie zu ihrer Schwester. Ich denke, Bella wird gut auf sie Acht geben.“ Hohn. Es war purer und reiner Hohn, der sein Gesicht entstellte. Obwohl die glatten, schlangenhafte Züge, denen alles Menschliche fehlte, Harry auch sonst zurückschrecken ließen, fühlte er sich beim Anblick der boshaft verzerrten, grausamen Fratze so abgestoßen wie nie zuvor. Allerdings war es nicht nur der Hohn, den Voldemort gewählt hatte, sondern eher das heimtückische Glitzern in den roten Augen, welches Harry ahnen ließ, dass Narcissa Malfoy bei ihrer Schwester keinesfalls in guten Händen war. „Wie Ihr wünscht, mein Lord“, sagte die dunkle Gestalt und verbeugte sich noch tiefer, während sie sich gleichzeitig vom Thron Voldemorts entfernte. „Ach und noch eins... Sag unserem Spion in Hogwarts Bescheid, dass unser zweiter Plan anlaufen kann.“ „Gewiss mein, mein Lord.“ Als Harry erwachte, konnte er sich an jedes einzelne Wort erinnern. Voldemort hatte es also geschafft, einen Spion in Hogwarts einzuschleusen. Harry waren sofort einige Kandidaten eingefallen. Snape, Lucius, vielleicht sogar Draco selbst und zu guter Letzt halb Slytherin. Er würde wohl oder übel sofort zu Dumbledore müssen, um ihm von seinem neusten Traum zu erzählen. Es war zum verrückt werden. Dieses Jahr in Hogwarts schien tatsächlich sein stressigstes Jahr zu werden. Ständig war sein Kopf von Ereignissen, die seine Handlungen lähmten, erfüllt und zudem konnte er kaum an etwas anderes als an Draco denken. Doch er wusste, dieser Krieg war ernst, er durfte sich nicht länger von Draco ablenken lassen, außerdem würde es ihm sicherlich leichter fallen, sich auf seine Aufgaben zu konzentrieren, nachdem Draco ihn nicht mehr anrühren durfte. Eine Katzenwäsche und ein Sprung in seine Schuluniform später, machte sich Harry auf den Weg zu Dumbledore. Ron, Seamus und die anderen, schliefen noch tief und fest und auch im Gemeinschaftsraum war noch keine Menschenseele. Selbst die Fette Dame döste noch, als Harry durch ihren Zugang ging und sie dabei unsanft weckte, was ihm einigen Protest von ihr einbrachte. Harry plante, ohne Umwege zu Dumbledores Büro zu gehen, doch auf halbem Wege wurde er aufgehalten, als er um eine Kurve ging und unmittelbar und viel zu nahe vor Professor Snape stand. „Potter.“ Die Art, wie Snape seinen Namen aussprach, ging Harry wieder einmal unter die Haut. Snape hatte den Hohn in seiner Stimme, sobald er Harrys Nachnamen benutzte, perfektioniert. „Professor“, entgegnete Harry bemüht in der gleichen Tonart, denn er war nicht bereit sich von dem Zaubertranklehrer weiterhin so behandeln zu lassen. Was Snape konnte, das konnte er auch, auch wenn Snape letzten Endes am längeren Hebel saß. „So früh unterwegs, Potter? Wohin führt uns unser Weg?“ „Ich bezweifle, dass Sie das etwas angeht, Sir.“ Snape verengte seine Augen zu schmalen Schlitzen und Harry schluckte. Er wusste, er durfte Snape nicht unterschätzen, doch er war viel zu viel Gryffindor, als dass er vor Snape zurückgeschreckt wäre. „Es ist ungewöhnlich für Sie“, sagte Snape, „um diese Uhrzeit im Schloss umher zu geistern, Potter. Sollten Sie so früh am Tage nicht noch im Bett liegen und sich von Ihren nächtlichen Unternehmungen erholen?“ Bewusst ignorierte Harry die Anspielung, die Snape in seine Aussage gepackt hatte, und zuckte betont unschuldig mit den Schultern. „Ich konnte eben nicht schlafen, Professor.“ Beunruhigt erkannte Harry, wie in Snapes Augen plötzlich etwas freudig aufglomm. „Das Schlafen haben Sie zurzeit ohnehin außerhalb Ihrer Gefilde verlegt. Nicht wahr? Mr. Potter?“ Harry konnte nicht verhindern, dass ihm der süffisante Tonfall die Schamesröte ins Gesicht trieb. Woher wusste dieser Bastard nur von… „Mein Privatleben geht Sie überhaupt nichts an!“ Harrys Entgegnung war bissig, aber die einzige Reaktion, die er Snape damit entlocken konnte, war ein amüsiertes Zucken der Mundwinkel. „Mag sein, aber dann sollten Sie Ihr Liebesleben nicht so öffentlich austragen.“ Was zum Teufel mochte Snape damit nur meinen? Draco und er waren doch immer sehr vorsichtig gewesen. Woher also konnte die alte Fledermaus etwas wissen? Ob Draco ihm vielleicht doch etwas erzählt hatte? „Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, Sir“, knurrte Harry und drängte sich an seinem Professor vorbei, der ihm kalt lächelnd hinterher sah. Den bohrenden Blick konnte Harry förmlich auf seinem Rücken spüren. oooOOOooo Eine halbe Stunde später war Harry wieder in seinem Schlafsaal. Dean und Seamus waren gerade laut schäkernd im Bad und Neville hatte Harry im Gemeinschaftsraum über seine Kräuterkundebücher sitzen sehen. Lediglich Ron saß auf seinem Bett und schien bereits fertig angezogen auf Harry zu warten. „Wo warst du?“, fragte Ron. „Bei Dumbledore.“ „Ah“, sagte Ron und Harry horchte auf. Ihm gefiel dieser Tonfall nicht, denn es war genau der Tonfall, den Ron immer anschlug, wenn die Eifersucht langsam aus ihm kroch. „Ja“, sagte Harry gedehnt. „Hast du ein Problem damit?“ Doch Ron ging erst gar nicht auf Harrys Frage ein. „Harry, ich bin doch dein bester Freund, oder?“ „Klar“, entgegnete Harry und war sich ziemlich sicher, dass hier etwas nicht stimmte. „Du weißt, es macht mir nichts mehr aus, dass du Geheimnisse vor mir hast, aber… Lüg mich nicht an!“ „Ich hab dich nicht angelogen! Gott, was ist dein Problem, Ron?“, fauchte er. „Das ist mein Problem, Harry!“ Ron hielt ihm ein Stück Pergament vor die Nase. „Was soll das sein?“ Harry war ratlos. „Lies es!“ Genervt nahm Harry das Stück Pergament in die Hand und dann hatte er seine Antwort. Natürlich kannte er das Schriftstück, denn immerhin hatte er es erst am Abend zuvor von einer Eule gebracht bekommen. Harry wusste nicht, was für ihn schlimmer war, dass Ron das Pergament gefunden hatte, oder dass er wieder einmal seine Verabredung mit Draco verpasst hatte. „Schei…“ Er fürchtete sich vor Dracos Reaktion. Nur zu gut hatte der Syltherin ihm in den letzten Monaten bewiesen, wie zickig er sein konnte, wenn er nicht seinen Willen bekam, auch wenn Harry einräumen musste, dass Draco auf seine Art wesentlich liebevoller geworden war. „Du hast mich also wirklich angelogen, nicht? Du warst bei ihm. Du warst bei Malfoy.“ „Nein, Ron. Wirklich nicht.“ Harry wusste, dass er die Sache mit Draco nicht länger vor seinem Freund verheimlichen konnte und seufzte daher auf. „Heute nicht.“ Es hatte keinen Sinn, es weiterhin abzustreiten, denn immerhin hatte er selbst Ron doch gesagt, dass er ein Problem mit Malfoy hatte. „Ist es was Sexuelles?“ „Was? Wie kommst du darauf?“ Harry war entrüstet. Wie kam Ron nur darauf? Nicht, dass Ron mit seiner Frage nicht Recht hätte, aber er… sie hatten sich doch so Mühe gegeben, ihre Affäre zu verheimlichen. Außerdem hielt er die Frage für unangebracht, dann er fragte Ron umgekehrt auch nicht über Dinge aus, die ihn und Zabini anbelangten. „Ich bin nicht dumm, Harry, ich hab euch beobachtet. Ihr verhaltet euch viel zu ruhig für eure Verhältnisse und wenn ihr euch in letzter Zeit in die Augen seht, dann wirkt es, als hättet ihr ein Geheimnis vor der ganzen Schule.“ „Und wenn es so wäre?“, wollte Harry nervös wissen und kaute auf seiner Unterlippe. „Dann würde ich mich fragen, was er gegen dich in der Hand hat, damit du das mit dir machen lässt.“ „Es ist nicht so… Nicht mehr zumindest.“ „Da läuft also wirklich etwas zwischen euch?“ „Ja“, sagte Harry und wurde knallrot. Er hatte es nun endlich getan. Er hatte seinem besten Freund die Wahrheit gesagt. Harry konnte sehen, dass Ron die Sache nicht so leicht aufnahm, obwohl er scheinbar schon den Verdacht gehabt hatte. Allerdings reagierte Ron nicht so abweisend, wie Harry es ursprünglich vermutet hatte. „Liebst du ihn?“ „Ich… Was?“ „Ob du ihn liebst, Harry.“ Harry musste einen Moment überlegen. Konnte er wirklich den Jungen lieben, der ihn und seine Freunde über so viele Jahre gehässig gequält hatte, der ihn zu sexuellen Handlungen erpresst und der es geschafft hatte, dass Harry von seinem Körper, seiner Zärtlichkeit und seinem widersprüchlichem Charakter hingerissen war? Draco hatte eine Stelle in Harrys Leben erobert, welche noch nie zuvor ein Mensch erreicht hatte. Selbst Cho, in die er verknallt gewesen war, hatte nicht den gleichen Raum in seinem Leben eingenommen. Harry war sich sicher, dass er in Draco verliebt war, aber verliebt sein bedeutete nicht gleich lieben. „Ich bin mir nicht sicher, Ron“, sagte Harry und sein Gesicht nahm eben jenen melancholischen Gesichtsausdruck an, den Ron in letzter Zeit viel zu oft bei seinem Freund gesehen hatte. „Hey, Harry, ich wollte dich nicht…“ „Ich weiß, Ron, ich weiß.“ „Komm, lass uns zum Unterricht gehen und heute Mittag in der Pause können wir eine Runde Zaubererschach spielen.“ Harry blickte auf, in Rons Gesicht. Der abrupte Themenwechsel war für Harry ein Zeichen, dass Ron das Gespräch vorübergehend auf Eis gelegt hatte und dass er ihm nicht böse war. Erleichtert und aus seinen trüben Gedanken gerissen, lächelte Harry auf. „Klar, wenn du mich dieses Mal gewinnen lässt.“ „Dich gewinnen lassen? Wovon träumst du nachts?“ Nun grinste auch Ron. oooOOOooo Der Unterricht verlief für Harry ruhig, das Einzige, was ihn beunruhigte, war die Tatsache, dass Draco zu keiner Stunde erschien. Harry hätte zu gerne gewusst, wo Draco steckte, und ob er vielleicht bei Lucius war? Doch obwohl er diese Gedanken stets im Hinterkopf behielt, gelang es Harry nach langer Zeit zum ersten Mal wieder, dem Unterricht aufmerksam zu folgen. In Zauberkunst bekam er sogar 10 Punkte, weil er es auf Anhieb hinbekommen hatte, ein paar alte Turnschuhe zum Tanzen zu bringen. Hermine selbst hatte zähneknirschend drei weitere Versuche benötigt. Ron hatte sich das Grinsen nicht verkneifen können und Hermines Knuff tapfer weggesteckt. Doch kaum, dass die letzte Unterrichtsstunde beendet war, beherrschte Harry nur ein Gedanke – Wie würde Dracos Strafe für sein erneutes Fehlen aussehen? Harry wusste nicht, was in dem hübschen Kopf des Slytherins vor sich ging, aber er ahnte bereits jetzt schon, dass er es in Kürze erfahren würde. Auch wenn er sich dieses Mal sicher sein konnte, dass es nichts Sexuelles war. Noch immer konnte Lucius sie sehen, sobald sie sich auf intime Weise berührten und Harry glaubte nicht daran, dass Snape Draco in dieser Hinsicht hatte helfen können. Allerdings befürchtete er, dass Draco dennoch eine, in seinen Augen angemessene, Strafe einfallen würde. Die Hoffnung, dass Draco sich auf wichtigere Dinge konzentrierte, hatte er bereits aufgegeben, als er sich an den letzten vor Wut glühenden Blick Dracos zurückerinnerte. Aber war es nicht genau dieser Blick gewesen, der so bemüht und doch so vergebens kühl gewesen war, der Harry gezeigt hatte, dass Draco eifersüchtig war? Eine Eifersucht, welche Harry sich zu Nutze machen konnte. Er hatte die Möglichkeit bekommen, das perfide Spiel, das Draco mit ihm betrieb, umzudrehen und selbst neue Regeln aufzustellen. Nun war es nicht länger Draco, der sämtliche Fäden zog, nein, so langsam gewann Harry die Kontrolle zurück. Und auch, wenn Draco noch immer die Fotos in Händen hielt, hatte sich mittlerweile einiges zwischen ihnen geändert. Harry glaubte nicht länger daran, dass Draco die Fotos tatsächlich verteilen würde. Wie hätte das auch möglich sein können, nach all der Zärtlichkeit und Leidenschaft, die sie gemeinsam geteilt hatten? Harry erinnerte sich an den Raum der Lichter zurück und daran, was Draco mit ihm getan und wie er ihn verwöhnt hatte. Jedoch kam auch die Erinnerung an Dracos Worte mit einem Mal wieder in seinen Sinn. „Du wolltest doch, dass es mehr ist als Sex ist und jetzt biete ich dir an, was ich dir geben kann. Harry, lass mich dich entdecken.“ Ja, es hatte sich definitiv etwas zwischen ihnen geändert und Harry spürte, dass es kein Zurück mehr gab. So wie er einen Teil von sich an Draco verloren hatte, so musste auch der Slytherin einen Teil an ihn verloren haben. Was sonst würde die brennende Eifersucht in Dracos Augen erklären? Das Funkeln, das seine silbrig-blauen Augen zum Schmelzen brachte? Harry war bereit, Draco dazu zu bringen, seine Gefühle für ihn einzugestehen. Aber Harry wusste auch, dass er gleichzeitig noch ein paar andere Dinge tun musste und da war Draco eher ein Störfaktor, als eine Hilfe. Noch immer galt es für Harry, herauszufinden, welches Spiel Blaise Zabini mit Ron und ihm spielte und vor allen Dingen galt es Voldemorts Plan zu entschlüsseln. So viele Dinge waren zu tun und Harry beschloss, als erstes der merkwürdigen telepathischen Verbindung zwischen Lucius Malfoy und ihm selbst nachzugehen. Mit einem gefestigten Vorsatz, ging Harry vorbei an etlichen Schülern und suchte zum ersten Mal seit längerer Zeit die Schulbibliothek aus freiem Willen auf. Einzelne Schüler saßen auf den wenigen Tischen im Raum und machten in vollkommener Stille ihre Hausaufgaben, während Harry noch immer unentschlossen im Eingangsbereich stand. Wo nur konnte er am ehesten einen Hinweis finden? Sein Blick fiel über die unzähligen Reihen magischer Werke, die sich in den Regalen stapelten und dann kam ihm ein Gedanke. Schnellen Schrittes ging er vorbei an Büchern über der Kräuterkunde, an Regalen zum Thema Zaubertränke und Stößen von Büchern der Hohen Zauberkunst. Als er die Regalreihe erreicht hatte, wo sein Geistesblitz ihn hingezogen hatte, ging er so schnell um die Kurve, dass er beinahe gegen eine weitere Gestalt geprallt wäre, doch Harry konnte gerade noch rechtzeitig bremsen. Als er jedoch sah, in wen er da um ein Haar hinein gerannt war, stockte sein Atem. „Draco“, sagte er überrascht und stand genau dem Menschen gegenüber, den er im Augenblick am dringlichsten hatte vermeiden wollen. Fortsetzung folgt… Kapitel 18: Kapitel 18 ---------------------- Für endlose Sekunden konnte Harry nichts weiter machen, als in das verblüffte Gesicht von Draco zu blicken. Der Slytherin hatte wahrscheinlich ebenso wenig damit gerechnet, ausgerechnet an diesem Ort auf Harry zu treffen, wie dieser selbst. Draco fing sich allerdings schneller, als es Harry tat, denn das Gesicht verfinsterte sich recht rasch und erst da fiel Harry wieder ein, dass Draco allen Grund hatte, auf ihn wütend zu sein. Gedanken in seinem Kopf rasten und er wollte sich bei Draco entschuldigen und ihm sagen, dass es ihm unendlich leid tat, dass er schon wieder verschlafen hatte, aber es kam ihm kein Wort über die Lippen. Stattdessen glitt sein Blick tiefer zu dem Buch in Dracos Händen. „Die größten Geheimnisse der Legilimentik?“, fragte Harry und sah Draco wieder ins Gesicht. „Ja, was dagegen, Potter?“, fauchte er und Harry wusste, dass es ein langer Weg sein würde, Draco in seiner gekränkten Eitelkeit zu besänftigen. „Draco“, setzte Harry an, doch ein gehetzter Blick von Draco, der Ausschau hielt, ob jemand sie beobachten konnte, ließ ihn verstummen. Nachdem Draco sich scheinbar versichert hatte, dass niemand in ihrer sicht- und hörbaren Nähe war, packte er ihn am Handgelenk und zog ihn weiter in den Gang hinein. „Bist du verrückt?“, schimpfte Draco auch sogleich los, „Was, wenn dich jemand gehört hätte?“ „Entschuldige“, sagte Harry zerknirscht, doch gleichzeitig schob er sein Kinn etwas trotzig vor, was seiner Entschuldigung die Ernsthaftigkeit nahm. „Also, was willst du?“, fragte Draco nun ziemlich ungeduldig und noch immer offenkundig gekränkt. „Das gleiche wie du. Herausfinden, weshalb dein Vater durch meine und ich durch seine Augen sehen kann.“ Verwunderung stand in Dracos Gesicht und er betrachtete Harry so genau, dass dieser leicht rot um die Nase wurde. „Warum, Harry?“, wollte er wissen und seine Stimme klang um so vieles sanfter, dass es Harry zum Erschaudern brachte. Gänzlich ohne sein Zutun tauchten Bilder in seinem Kopf auf, als Draco das letzte Mal so sanft mit ihm gesprochen hatte und die Bilder trieben ihm eine noch stärkere Röte ins Gesicht. „Ich… also…“, stammelte Harry und konnte nicht in Worte fassen, was gerade in seinem Kopf vor sich ging. Doch er wusste, er durfte Draco nicht verraten, dass es ihm nur darum ging, ein Geheimnis nach dem anderen zu lüften, um endlich etwas Licht ins Dunkel zu bekommen. „Ist es vielleicht“, setzte Draco an und zog ihn in einer ebenso fließenden, wie schnellen Bewegung in eine Ecke. Harry konnte Bücher, das hölzerne Gestell und einen Teil der Wand in seinem Rücken spüren, an die Draco ihn drängte und sein Herz schlug plötzlich ganz wild. Draco beugte sich leicht zu ihm vor und verbarg ihn komplett mit seiner eigenen Gestalt, ehe er weiter sprach. „Weil du endlich beenden möchtest, was wir angefangen haben?“ Dracos Worte waren mehr ein sinnliches Raunen als alles andere und Harry erzitterte unter den heißen Schauern, die diese Worte in ihm auslösten. Es kostete ihm eine große Portion seines Gryffindormutes, bevor es Harry gelang, Draco in die Augen zu sehen. Was er dort vorfand, war berauschend. Nie zuvor hatte Harry gesehen, dass diese Augen so voller Gier geblickt hatten und das, obwohl Harry Draco schon im höchsten Maße gierig gesehen hatte. Er wollte in diesen Augen versinken, wollte sich von dem Feuer, das darin schimmerte, verbrennen lassen und wieder einmal schaffte es Draco auf seine unsagbare Art und Weise, sämtliche Gedanken aus Harrys Kopf zu verdrängen. Für nichts gab es mehr Platz außer dem Wunsch, diesen Mann zu küssen. Harry sehnte sich danach, die vollen, geröteten Lippen auf den seinen zu spüren. Wollte die Zunge, die er so zu schätzen gelernt hatte, mit der seinen verflochten fühlen und wie sie ihn neckte, ihn antrieb zu Dingen, die er erst noch lernen musste und welche in ihm heiße Erregung entfachten. „Und wenn es so wäre?“, gab Harry zurück, der seine eigene Stimme nicht mehr erkannte. Sie war kratzig und rau geworden von der Lust, die geweckt worden war durch Draco. „Dann sollten wir vielleicht zusammenarbeiten“, flüsterte Draco leise zurück und seine Lippen näherten sich Harrys. Harry konnte sie schon fast auf den seinen spüren, fühlte wie Dracos Atem sacht über sein Gesicht streifte und war bereit für den Slytherin. „Was geht hier vor?“ Eine schneidende Stimme riss sie auseinander. Harry bemühte sich, so unschuldig drein zusehen, wie er es nur vermochte und auch Draco gab sein Bestes, doch der hohen Gestalt von Severus Snape entging nichts. Seine schwarzen Augen huschten zwischen Harry und Draco hin und her, und Harry wusste, dass der Hauslehrer von Slytherin mehr über seine Beziehung zu Draco erfahren hatte, als ihm lieb sein konnte. Nicht nur, dass er bereits die Andeutungen über Harrys Schlafgewohnheiten gemacht hatte und direkt auf ein Techtelmechtel angespielt hatte, nein, gerade in dieser Situation vermochte Snape einmal mehr in seinem Leben die richtigen Schlüsse zu ziehen. „Nichts, Professor“, sagte Draco mit jenem nonchalanten Tonfall, mit dem er Harry regelmäßig zur Weißglut trieb. Doch auch Snape schien nichts von diesem Tonfall zu halten, den sein Patensohn da anschlug, denn er zeigte dem Zaubertranklehrer nur zu gut, dass er jetzt besser nicht nachhaken sollte. Der stechende Blick seiner unnachgiebigen, schwarzen Augen fiel auf Harry. „Potter, nachsitzen!“ „Was? Wofür denn? Ich hab doch gar nichts gemacht!“, brauste Harry auf, der inzwischen genug nachgesessen hatte für den Rest seines Lebens. „Wegen dem Bedrängen eines Mitschülers.“ „Das ist doch-“, setzte Harry an. „Seien Sie ruhig. Sie befinden sich an einem Ort der Ruhe“, schimpfte Madam Pince, die plötzlich unerwartet neben Snape auftauchte. „Aber…“, wollte Harry weiter reden, den es vor Ungerechtigkeit fast umgehauen hätte und Draco stand nur wieder einmal wie unbeteiligt neben ihm, was seine Wut noch vergrößerte. Hatten sie diesen Punkt nicht schon längst hinter sich gebracht? „Mr. Potter, um 18 Uhr in meinem Büro und nun halten Sie sich an die Anweisung von Madam Pince“, sagte Snape und ein feines, gehässiges Lächeln zierte seine schmalen Lippen. Zornig stieß Harry Draco beiseite und stampfte wutentbrannt davon. Sämtliche Vorhaben waren inzwischen verdrängt worden und vor lauter Unrecht, das ihm angetan worden war, schlug er mit der flachen Hand nach einem laut zwitscherndem Papiervogel, der ihm im Gang entgegen flog. Die entsetzten Blicke der Zweitklässer, denen der Vogel gehörte, entgingen ihm genauso wie ihre Schimpfwörter, die ihm folgten. Harry wollte nur noch eines - zurück in den Gryffindorturm, doch er sollte die Gelegenheit dazu nicht erhalten, denn nur zwei Korridore weiter traf er auf Professor Lupin. Harry stöhnte auf, als er den Werwolf sah. Lupin konnte er im Moment genauso wenig gebrauchen, wie Draco eine Viertelstunde zuvor und Harry wollte schon die Flucht vor dem hartnäckigen Lehrer ergreifen, der ihn zu jedem sich bietenden Zeitpunkt auf sein momentan sehr verwirrendes und auch bedrückt wirkendes Verhalten ansprach. Doch dieses Mal schien Lupin vorbereitet zu sein und breitete seine Arme weit aus. „Ah, Harry, wie schön dich mal wieder zu sehen“, sagte Lupin laut und seine Hand fasste nach Harrys Arm und drehte ihn einmal um die eigene Achse, so dass er die gleiche Richtung einschlagen musste wie Lupin selbst, und führte ihn unter fröhlichem Plappern weiter. „Bedauerlicherweise ist mir für Samstag etwas dazwischen gekommen, aber du wirst doch sicherlich jetzt ein klein wenig Zeit für mich haben.“ „Nein, eigentlich…“ „Wie schön, Harry, wie schön, dann können wir uns ja endlich mal in Ruhe unterhalten“, meinte Lupin, ohne auf Harrys Protest zu reagieren und schließlich blieb Harry nicht weiter übrig, als dem Werwolf zu folgen. oooOOOooo Harry saß auf einem bequemen Sofa in Remus Lupins Privaträumen. Sein Gemütszustand hatte sich inzwischen etwas gebessert, auch wenn er die Unterhaltung mit dem Freund seines Vaters zurzeit nicht gebrauchen konnte. Bis zu seinem Strafantritt bei Snape war es gerade noch eine Stunde und das Abendessen in der Großen Halle fand auch noch statt. Missmutig stellte sich Harry darauf ein, dass er wohl ohne Abendessen Snapes weitere Sticheleien und Gehässigkeiten über sich ergehen lassen musste, doch dann kam Remus mit einem Tablett zurück und stellte zu Harrys größter Freude nicht nur den versprochenen Tee, sondern auch einen Teller mit belegten Broten ab. „Ich dachte mir, du dürftest Hunger haben“, sagte Remus und lächelte sanft. „Danke“, murmelte Harry, der sich dafür schämte, so über seinen Vertrauten gedacht zu haben, denn er wusste Remus’ Fürsorge sehr wohl zu schätzen. „Also, Harry, willst du mir nicht erzählen, was in letzter Zeit mir dir los ist? Du scheinst oft bedrückt und unsicher. Ich weiß, dass es etwas mit Draco Malfoy zu tun hat, doch wenn du mir nichts erzählst, kann ich dir auch nicht helfen bei deinem Problem.“ Augenblicklich wurde Harry leicht rötlich um die Nase und seine Hände wurden feucht. Er hatte bereits befürchtet, dass Remus mehr von seinem Geheimnis ahnen würde, als ihm lieb war, doch dass es ihn derart nervös machen würde, direkt damit konfrontiert zu werden, das hätte er nicht gedacht. Obwohl er sich inzwischen Ron zum Teil offenbart hatte, wusste er nicht, ob er sich dem Werwolf anvertrauen sollte. Es war ja nicht nur, dass ihm die zunehmenden Albträume mit Voldemort beständig stärker zusetzten. Nein, es war einfach so, dass er langsam aber sicher nicht mehr wusste, wie er sich gegen Draco zur Wehr setzten konnte. Wie schnell war es dem blonden Slytherin vorhin gelungen, ihn um den Verstand zu bringen? Ihn dazu zu bringen, dass er alles um sich herum vergaß? Harry verfluchte seine Verliebtheit, von der er überzeugt war, dass sie nicht zwangsläufig von Vorteil war. „Weißt du, Harry“, sagte Lupin, der ihm gegenüber auf einem Sessel saß und gerade seine Beine übereinander schlug, „die Gerüchte über Ron und Mr. Zabini überschlagen sich gerade.“ Harry horchte auf. „Mir kam der Gedanke, dass deine recht häufige Anwesenheit in den Slytheringefilden vielleicht kein Zufall ist und dass es auch nichts mehr mit Kinderstreichen zu tun hat. Dein Vater, Sirius und ich waren oft zu nächtlicher Stunde im Schloss unterwegs und wenn wir uns in den Slyhterinsektor geschlichen haben, konnte man das Ergebnis meistens schon am nächsten Morgen sehen. Deine Besuche haben bisher keinerlei Wirkung gezeigt, außer, dass die Maske von Mr. Malfoy einmal mehr Risse gezogen hat. Ich denke daher, du wirst es mir nicht übel nehmen, wenn ich sage, dass meine Vermutungen in eine ähnliche Richtung gehen, wie die der Schülerschaft in Bezug auf Ron und Mr. Zabini.“ Da Harry nicht reagierte, stellte Remus seine Beine wieder nebeneinander, beugte sich im Sessel etwas vor und sagte sanft: „Harry, hast du eine Affäre mit Draco Malfoy?“ Für einen Moment stockte Harry der Atem. Niemals hätte er damit gerechnet, dass ausgerechnet Lupin so schnell hinter sein Geheimnis kommen würde. Er hatte dem Werwolf doch kaum einen Anhaltspunkt gegeben. Sicherlich, er hatte ihn am Eingang zum Slytheringemeinschaftsraum ertappt, doch wie konnte er aus diesem einmaligen Treffen einen solchen Schluss ziehen? „Wie kommst du darauf, Remus?“, fragte Harry und bemühte sich, so ruhig wie möglich zu bleiben, während sich in seinem Kopf die Gedanken überschlugen. „Nenn es Intuition oder eine Vorahnung, aber darum geht es jetzt nicht, Harry.“ „Worum geht es dann?“, fuhr Harry auf. „Um dein Problem. Es geht um nichts weiter als dein Problem und darum, wie ich dir helfen kann. Ich weiß, du hast es nicht sehr leicht, nicht die letzten Jahre und auch jetzt nicht, aber du solltest auch lernen, dass du Freunde hast, Harry. Ron und Hermine stehen genauso an deiner Seite, wie ich es tue. Vertraue uns doch einfach.“ „Du meinst, so wie ich Sirius vertraut habe?“, fragte Harry und allein die bloße Erinnerung an seinen Paten schnürte ihm die Kehle zu. „Ich wollte nicht-“, setzte Remus an, doch er brachte es nicht über sich, weiter zu sprechen. Der Verlust seines besten Kindheitsfreundes setzte auch ihm zu und Harry konnte beobachten, wie sich ein dunkler Schatten der Trauer über das ohnehin vom Leben gezeichnete Gesicht legte. Lupin wirkte in diesem Augenblick um Jahre gealtert. „Es tut mir leid, Remus…“ Harry bedauerte seine harschen Worte wirklich, doch der Werwolf winkte nur ab und ein mattes Lächeln erschien auf seinen Lippen. „Ich weiß, Harry, ich vermisse Sirius auch, doch bedauerlicherweise können wir nicht ungeschehen machen, was passiert ist. Tot bedeutet nun einmal tot. Doch in meinem Herzen, da trage ich Sirius bei James und Lily.“ Harry war gerührt. Er hatte nicht gedacht, dass es jemanden geben würde, der seinen Kummer so gut verstehen würde und fühlte sich angesichts der Tatsache, dass es Remus ebenso ging, sehr oberflächlich. Dieses Gespräch hätten sie schon vor Wochen führen können und vielleicht wäre dann etliches anderes gekommen. Aber Harry mochte sich seinen Kopf jetzt nicht mit derlei Dinge zerbrechen, denn wie unabsichtlich streifte sein Blick die Uhr an der Wand und er schrak auf. „Mist!“ „Was ist denn?“ Verwundert erhob Remus sich ebenso abrupt, wie Harry es getan hatte. „Ich muss nachsitzen – bei Snape.“ „Schon wieder?“ Ironisch lächelte Harry Remus an: „Mir scheint, er hat mich in diesem Schuljahr besonders in sein Herz geschlossen.“ „Na dann“, erwiderte Remus mitspielend, „solltest du ihn nicht warten lassen.“ Rasch schnappte Harry sich noch ein Brot vom Tablett und ging zur Tür, doch bevor er den Raum verließ, wandte er sich Remus zu. „Danke.“ „Schon okay, Harry, aber bei Gelegenheit müssen wir unsere Unterhaltung fortsetzen. Es gibt noch ein paar Antworten, die du mir schuldest.“ Ergeben nickte Harry und mit einem leisen Klicken fiel die schwere, hölzerne Tür hinter ihm zu. oooOOOooo Bevor Harry an der Tür zu Snapes Büro klopfte, atmete er tief ein und aus und ermahnte sich selbst gedanklich, nicht auszurasten. Egal, was Snape ihm heute wieder Abscheuliches antun wollte, er wollte ruhig bleiben und seinem verhassten Zaubertränkelehrer nicht zeigen, wie sehr er es immer wieder schaffte, ihn aus der Fassung zu bringen. Es sollte keine Rolle spielen, ob er zum unzähligen Male Kupferkessel polieren musste, oder ob Snape ihn Froschlaich, getrocknete Spinnen, Käfer oder anderes Getier in neue Gläser umfüllen ließ – Harry wollte seine unverdiente Strafarbeit einfach nur hinter sich bringen. Ohne auf ein Herein zu warten, betrat Harry den düsteren Raum und zu seinem persönlichen Erstaunen war Snape noch nicht da. Die Fackeln an den Wänden flammten von alleine auf und Harry wunderte sich, weshalb der Professor sein Büro nicht verschlossen hatte, so wie er es gewöhnlich tat. Unschlüssig, was er tun sollte, blickte Harry auf seine Uhr, doch egal, wie sehr er auf sie starrte, die Uhrzeit stimmte. Er war pünktlich. Weiser als im letzten Schuljahr war sich Harry sicher, dass Snape nicht weit weg sein konnte und unterließ es daher, sich genauer im Raum umzusehen. Harry war sich absolut sicher, dass Snape nicht davon begeistert sein würde, wenn er erneut etwas entdecken würde, das nicht für seine Augen bestimmt war. Genauso wie damals, als er sich von dem hellen Licht des Denkariums hatte verleiten lassen, in Snapes Erinnerungen einzudringen. Nur zu gut konnte er sich an den Zorn von Snape erinnern und daran, welche Folgen seine künftige Weigerung gehabt hatte, ihm weiteren Unterricht in Okklumentik zu geben. Nein, Harry wollte der alten Fledermaus wirklich keinen weiteren Grund geben, ihn zu bestrafen. Stattdessen nahm Harry auf dem hölzernen Stuhl vor Snapes Schreibtisch Platz und blickte auf das Regal ihm Gegenüber und betrachtete die merkwürdigen Kreaturen, welche darin lagen. Einige von ihnen befanden sich in Flüssigkeit, andere waren getrocknet, doch sie alle sahen eklig aus. Gerade, als Harry sich dabei ertappte, wie er zum fünften Mal innerhalb weniger Minuten auf seine Uhr sah, konnte er Schritte hören. Doch es war mehr als nur eine Person, aber sie kamen auf Snapes Büro zu und blieben direkt vor der Tür stehen, die Harry angelehnt gelassen hatte. Ungewollt war Harry gezwungen, der Unterhaltung zu lauschen. „Mr. Zabini, ich sage es Ihnen ein letztes Mal, Sie sollten ihre Entscheidung nochmals überdenken.“ „Nein. Es ist bereits alles in die Wege geleitet und wenn Sie mir dabei nicht helfen wollen, dann mache ich es eben ohne Ihre Unterstützung.“ „Ohne meine Unterstützung? Überschätzen Sie Ihre Fähigkeiten nicht, Mr. Zabini. Letztendlich sind Sie auch nur ein Schüler. Gebildet vielleicht, talentiert gewiss, aber auch Ihnen fehlt es letzten Endes an Erfahrung, um derlei Dinge vollständig zu begreifen und zu wissen, welches Handeln das Richtige ist.“ „Sie unterschätzen mich, Professor. Sie unterschätzen mich, so wie mich die Malfoys unterschätzen.“ „Begreifen Sie doch, Junge…“, sagte Snape, doch seine Stimme brach mitten im Satz ab und nur wenige Sekunden später befand er sich in seinem Büro. Harry starrte Snape einfach nur an, bemüht, den eisigen Blick in den dunklen Augen standzuhalten und Snape einen Einblick in seine Gedanken zu verweigern. „Professor?“, fragte Zabini zögernd und trat hinter Snape, was diesen dazu brachte, den intensiven Blickkontakt mit Harry zu unterbrechen. „Potter, Sie sind schon hier?“ Snapes Frage war jedoch nur rhetorisch gemeint und Harry wusste es, sodass er es vorzog, einfach zu schweigen und sein Augenmerk zwischen Snape und Zabini hin und her wandern zu lassen. „Mr. Zabini, ich denke, Sie können jetzt gehen. Mr. Potter hier, muss seine Strafstunde bei mir ablegen.“ „Wie Sie wünschen, Professor“, murmelte Zabini leise und seine goldenen Augen streiften Harry mit einem Ausdruck darin, den Harry nicht deuten konnte und dann war die Tür geschlossen und Harry war mit Snape alleine. Fortsetzung folgt… Kapitel 19: Kapitel 19 ---------------------- Die Stille zwischen ihnen war fast zum Zerreißen und Harry traute sich nicht, etwas zu sagen. Ihm war mit jeder Faser seines Körpers bewusst, dass Snape einer Schlange gleich auf eine Regung seines Opfers wartete, nur um dann seine mit giftigem Sarkasmus triefenden Fangzähne hineinzuschlagen, bevor er es langsam und genüsslich quälte, bis es sich wünschte, von ihm getötet zu werden. Harry war nicht bereit, Snape diesen Triumph zu gönnen und so folgte er mit seinem Blick den langsamen Bewegungen Snapes, als dieser hinter seinen Schreibtisch ging, ohne Harry aus den Augen zu lassen, und sich auf seinen Stuhl setzte. „Was haben Sie alles gehört, Potter?“, fragte Snape leise, ja fast schon sanft und Harry wurde es ganz mulmig zumute. „Nur, dass Sie Zabini von irgendetwas abringen möchten“, antworte Harry, welcher bewusst verschwieg, dass er auch Zabinis Satz in Bezug auf die Malfoys gehört hatte. Diesen Punkt würde er wohl später mit Ron und Hermine in aller Ruhe besprechen, denn inzwischen wuchs ihm die ganze Angelegenheit über den Kopf und die Worte von Lupin klangen noch in ihm nach. Endlich war er bereit, seinen Freunden größeres Vertrauen entgegen zu bringen und ihnen einige der Dinge, von denen sie bislang nichts ahnten, anzuvertrauen. „Mehr nicht?“, hakte Snape nach. „Nein, oder sollte ich noch etwas gehört haben?“ Snapes Körper spannte sich an und Harry erkannte, dass seine freche Frage den Lehrer noch vorsichtiger machte, und er sich fragte, ob Harry ihm wohl die Wahrheit sagte. Aber es schien fast so, als würde Snape ihm seine Version abkaufen. Nur, warum war Snape so extrem achtsam in seiner Nähe? Die letzten Male, als er seine Strafarbeit bei dem Professor verbracht hatte, war Snape nicht so gewesen. Im Gegenteil, Snape hatte es genossen, ihn auf seine unnachgiebige und stets verhasste, hartnäckige Art nieder zu machen. Wie oft hatte Snape ihm wohl gesagt, wie sehr er seinen Vater und Sirius verachtete? Wie oft hatte er ihm gesagt, welche Arroganz und Überheblichkeit von ihnen ausgegangen waren? Harry konnte sich nicht mehr daran erinnern, aber er wollte keine weiteren Äußerungen dieser Art mehr hören. Sein Vater und Sirius hatten in ihrer Jugend schlimme Dinge getan, hatten Snape schlimme Dinge angetan, aber Harry liebte James und Sirius, und jeder boshafte Kommentar von Snape fühlte sich wie ein hinterhältiger Stich in den Rücken an. „Heute Morgen“, unterbrach Snape die erneut aufgetretene Ruhe zwischen ihnen, „hatte ich ein interessantes Gespräch mit Lucius Malfoy. Können Sie sich vorstellen, worum es ging, Potter?“ Harry konnte nicht verhindern, dass er knallrot wurde. Es schien ihm, als wäre heute ein Tag der Offenbarungen. Erst war Remus hinter sein Geheimnis in Bezug auf Draco gekommen und nun wusste auch noch Snape Bescheid. Ausgerechnet Snape! Das hatte Harry unter gar keinen Umständen gewollt, aber scheinbar fanden die Malfoys Snape vertrauenswürdig. „Es geht um die Verbindung zwischen ihm und mir“, antworte Harry zerknirscht. Diese Unterhaltung nahm eine Wende, die ihm gar nicht behagte. „Ja, tatsächlich, Potter. Ihre heutige Aufnahmefähigkeit erstaunt mich, vielleicht sollten Sie diese Gabe auch ab und zu einmal in meinem Unterricht verwenden.“ Harry wurde, sofern möglich, noch röter, doch dieses Mal lag es dran, dass Snape es schon wieder schaffte, seinen Blutdruck gefährlich zu erhöhen. Zähneknirschend unterdrücke er einen weiteren, spitzen Kommentar seinerseits und bemühte sich, seinen aufkeimenden Zorn zu unterdrücken. Dem dunklen Funkeln in Snapes Augen entnahm er, dass sein Lehrer sehr wohl erkannte, welche Wirkung er auf ihn hatte und Harry bemühte sich noch stärker, gleichgültig zu scheinen. „Nun, Potter, möchten Sie mir nicht noch mehr über die Verbindung erzählen und darüber, wie sie sich bei Ihnen auswirkt? Lucius' Darstellung kenne ich, auch wenn er sich standhaft geweigert hat, mir zu erzählen, was genau er in Ihren Gedanken erlebt hat“, sagte Snape und lehnte sich auf eine sehr überhebliche Weise in seinem Stuhl zurück. Harry war diese neuerliche Gestik der Einschüchterung von Snape so ziemlich egal, denn er hing noch immer an der Tatsache, dass Snape nicht wusste, was Lucius gesehen hatte. Die Erleichterung ließ Harry einmal tief ausatmen. Also konnte Harry getrost davon ausgehen, dass Snape sich bezüglich seiner Affäre mit Draco nicht sicher sein konnte. Vielleicht waren doch noch einige seiner Geheimnisse gut verborgen. „Nun, Potter, wollen Sie jetzt meine Hilfe oder nicht?“ Ein schmales und ebenso kurzes Lächeln huschte über Snapes Gesicht und es war mehr als offensichtlich, das es nichts weiter als eine andere Form des Hohns sein sollte, jedoch bewirkte es bei Harry genau das, was Snape beabsichtigt hatte. Harry konnte sich mit einmal wieder auf seinen Professor konzentrieren. „Ich kann durch die Augen von Malfoy-“ „Mr. Malfoy“ „-sehen. Nicht immer, nicht wenn ich will und meistens dann, wenn ich schlafe.“ „Was genau haben Sie bisher durch seine Augen gesehen?“ Unwillig rutschte Harry auf seinem Stuhl hin und her. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, Snape so viel anzuvertrauen und er wünschte sich, Dumbledore wäre hier. Wenn Dumbledore anwesend wäre, dann wüsste Harry, dass es in Ordnung ginge, Snape derlei Dinge anzuvertrauen, so aber blieb sein natürliches Misstrauen gegenüber diesem Mann bestehen. „Potter! Machen Sie endlich den Mund auf, sonst sitzen wir hier die ganze Nacht und glauben Sie mir - Sie haben kein Interesse daran, meine Zeit zu verschwenden.“ Das glaube Harry ihm sofort. „Hab Malfoys Verfolgung durch die Todesser gesehen. Ich habe ein Gespräch mit Voldemort gesehen“, brach es aus ihm heraus und sein Atem ging heftig. Für einen Moment herrschte eine angespannte Spannung zwischen ihm und Snape, die der Professor jedoch unterbrach. „Sie haben all das durch Lucius' Augen gesehen?“ „Ja, das habe ich.“ Snapes unergründliche Augen blickten Harry lange an. Der Blick war Harry unangenehm, doch nicht so sehr, wie die Blicke davor, denn Snape schaute weniger bohrend, sondern eher nachdenklich auf ihn. „Sie können jetzt gehen, Potter“, sagte Snape und mit einer einfachen Geste seiner Hand bedeutete er Harry, zu verschwinden. Verdutzt, verwundert darüber, was hier gerade vor sich ging, gehorchte Harry, auch wenn sich in seinem Kopf schon wieder sämtliche Gedanken überschlugen. oooOOOooo Die Treppen und Gänge zum Gryffindorturm schienen sich endlos zu ziehen. Nie zuvor war Harry der Weg aus den Kerkern so lang vorgekommen vor, doch Harry ging beharrlich an vereinzelten Schülern, sich unterhaltenden Gemälden und an klappernden Ritterrüstungen vorbei. Was Harry wollte, war einfach nur etwas Ruhe, denn nach diesem anstrengenden Tag hatte er sich seiner Meinung nach etwas Zeit zum Entspannen verdient. Vielleicht würde er so auch die Möglichkeit bekommen, um die Ereignisse des Tages zu sortieren und zu verdauen, was er von dem Gespräch zwischen Zabini und Snape aufgeschnappt hatte, und auch seinen Besuch bei Remus. Harry hoffte einfach, dass Ron und Hermine ihn nicht gleich bestürmen und sich noch etwas länger in Geduld üben würden. Als Harry jedoch endlich am Porträt der fetten Dame angekommen war, wurde ihm augenblicklich klar, dass er den Tiefpunkt seines Tages noch nicht erreicht hatte. Dort, wo normalerweise das rosige, runde Gesicht der Dame saß, befand sich nichts als gähnende Leere. Die fette Dame war ausgegangen! Entnervt stöhnte Harry auf. Eines der wenigen Dinge, die er heute nicht mehr gebraucht hatte, war genau das. Doch Harry wollte nicht aufgeben und hämmerte entschlossen gegen das leere Bild und vertraute darauf, dass um diese Uhrzeit der Gemeinschaftsraum noch mit Schülern gefüllt war. Es vergingen einige Minuten und Harry war gerade davor, sein permanentes Klopfen zu unterbrechen, als der Rahmen zur Seite schwang und ein breit grinsender Dean Thomas seinen Kopf herausstreckte. „Was geht, Harry?“ „Die fette Dame ist weg“, murrte Harry und drängte sich an Dean ins Innere des Gryffindorturmes. Dann stutze er. Einen Moment lang glaubte Harry, er könnte seinen Augen nicht trauen, doch die vielen Erst- und Zweitklässler, die mit geröteten Wangen kichernd im Gemeinschaftsraum saßen und verschiedenste Süßigkeiten aßen, waren ebenso real, wie die Tatsache, dass die Hälfte von ihnen statt normalen Armen, die verschiedensten Tierextremitäten hatte. So stand vor dem Kamin ein kleiner, blonder Junge, aus dessen rechter Schulter sich ein Tintenfischtentakel wand und sich eigenmächtig um die Flosse eines dunkelhaarigen Mädchens schlang. Wenige Meter weiter auf dem Sofa saß ein älteres Mädchen, das sich mit einem behuften Arm die Haare aus dem Gesicht streifte. „Was ist hier passiert?“, fragte Harry vollkommen verblüfft und vergaß für diesen Augenblick sogar seinen Ärger darüber, dass ihm niemand geöffnet hatte, obwohl er so lange geklopft hatte. Doch der Lärm durch das anhaltende Gelächter und aufgeregte Schnattern war ganz offensichtlich der Grund für seine verlängerte Wartezeit gewesen. „Fred und George haben uns ein Paket geeult“, grinste Dean. „Was zur Hölle war da drin?“, wollte Harry wissen, als ein weiterer Erstklässler sich vor den Augen einiger Viertklässler mit einem Plopp in einen besonders flauschigen, vanillefarbenen Knuddelmuff verwandelte, nur um sich fünf Sekunden später wieder zurückzuverwandeln. „Harry“, rief Ron und tauchte eine Sekunde später neben Harry auf. „Ist das nicht krass, was Fred und George uns geschickt haben? Da sind noch eine Menge anderer Sachen drin. Es gibt so komische Plätzchen, die machen aus dir für einen Moment Diricawl!“ „Was sind Diricawl?“ „Kennst du das nicht? Die kennt doch jedes Kind. Das ist so ein Vogel aus Mauritius, recht plump mit flaumigen Federn und…“ „Ronald Weasley, wann kannst du dir endlich merken, dass Harry und ich nicht aus einer Zaubererfamilie stammen?“ Unter Hermines Tonfall zuckte Ron zusammen und nahm einen beschämten Gesichtsausdruck an. „Ist ja gut, Mine.“ „Wie war’s bei Snape, Harry?“ Die braunen Augen seiner Freundin trafen Harry und es kam ihm so vor, als würde Hermine ihn mit ihren Augen ebenso gründlich durchforsten können wie Snape. Der Trubel im Gemeinschaftsraum verblasste, als Harry mit einem Mal ganz auf Hermine, ihre Frage und die Tatsache konzentriert war, dass es Wichtigeres gab, als herauszufinden, was ein Diricawl war. Harrys Blick huschte kurz zu Dean, der noch immer neben ihm stand, und Hermine verstand sofort. „Harry, komm doch mal mit rüber. Ich habe eine Stelle in deinem Aufsatz für Geschichte der Zauberei gefunden, über die ich mit dir sprechen muss.“ und fasste sowohl Harry, als auch Ron am Arm und zog sie etwas abseits. Aus dem Augenwinkel konnte Harry sehen, wie Dean ihm einen mitleidigen Blick zuwarf und dann lächelnd zu Seamus ging. Für einen Moment spürte er bei dem Anblick der zwei Jungen einen neidvollen Stich in seinem Herzen, denn er wünschte sich, dass er sich mit Draco ebenso offen sehen lassen konnte. Eine kleine Geste von Seamus, der Dean unbemerkt von all den anderen sanft am Arm berührte, verstärkte den Stich noch mehr und Harry zwang sich, Hermine wieder anzusehen. „Wir sollten oben reden“, sagte Harry nur. „Noch eine Sekunde, sonst ist es zu auffällig“, raunte Hermine zurück, während Ron recht verwirrt aussah. „Wie haben Fred und Georg das ganze Zeug an deiner Mutter vorbei geschmuggelt, Ron?“ Breit grinsend antwortete Ron: „So genau weiß ich das nicht, aber offensichtlich haben sie die Gnome im Garten irgendwie bestochen, dass sie einen Massenaufstand gemacht haben und dann haben sie die Chance genutzt. Ginny weiß es genauer, sie hat mit Fred und Georg geeult.“ Harry konnte bei den Zwillingen nur den Kopf schütteln, die beiden waren wirklich unglaublich. Es war egal, ob sie neue Scherzsüßigkeiten herstellten oder jemandem einen ihrer berühmten Streiche spielten, Fred und George wussten immer genau, was sie wollten, und setzten ihre Ziele konsequent durch. Harry wünschte sich, dass er den gleichen Ehrgeiz entwickeln würde, doch dann fragte er sich, ob er die Zielstrebigkeit nicht schon längst hatte. Immerhin konnte man die Ziele, Voldemort zu besiegen, hinter Snapes und Zabinis Geheimnis zu kommen und Dracos Herz zu erobern, durchaus als ehrgeizig bezeichnen. Sein einziges Problem war, dass er Prioritäten setzen und sich an deren Rangfolge halten musste. Dracos Herz würde warten müssen. „Okay, ich denke, wir können jetzt hochgehen“, sagte Hermine und bedeutete Ron und Harry, ihr zu folgen. Fortsetzung folgt… Kapitel 20: Kapitel 20 ---------------------- Der Schlafsaal von Harry und Ron war leer, da Seamus, Dean und Neville noch im Gemeinschaftsraum waren und sich mit den neusten Weasley-Erfindungen amüsierten. Das Fenster stand offen und Hedwig saß mit einem Brief im Schnabel ungeduldig wartend auf dem Sims. Vorwurfsvoll blickten ihre stechenden Augen Harry an und bedeuteten ihm, dass sie schon lange auf ihn gewartet hatte. Unter den neugierigen Blicken von Ron und Hermine, nahm Harry Hedwig den pergamentfarbenen Umschlag aus dem Schnabel, reichte ihr zu Belohnung einen Eulenkeks und streichelte kurz über ihr Federkleid, bevor Hedwig ins Freie verschwand. Früher hätte Harry Hedwig noch ein wenig nachgesehen, doch nun, wo er einen Brief in Händen hielt, dessen Absender er schon alleine an der geschwungenen Schrift erkannte, waren seine Gedanken längst woanders. „Von wem ist der Brief?“, fragte Hermine und Harry zuckte zusammen. Obwohl er Ron bereits von seinem Verhältnis zu Draco erzählt hatte, wusste Hermine noch immer nichts von der ungewöhnlichen Beziehung. So viele Dinge waren in der letzten Zeit geschehen, bei denen Harry Ron und Hermine ausgeklammert hatte und jetzt wollte Harry reinen Tisch machen. Es war an der Zeit, seine Freunde vollends zu informieren und Rons wissender Blick, was den Brief anbelangte, gab ihm den nötigen Anstoß dazu. „Er ist von Draco.“ „Malfoy?“, hakte Hermine ungläubig nach. „Aber warum sollte er dir schreiben?“ Harry konnte spüren, wie er errötete und ganz automatisch fand sein Blick Rons, der ihm ermutigend zunickte und Harry mit dieser kleinen Geste Kraft gab. Obwohl Ron Draco nicht mochte, wusste Harry, dass er sich auf Ron verlassen konnte. Ron würde für ihn da sein, egal, was sich zwischen Draco und ihm noch entwickeln mochte und er wusste auch, Ron war jetzt da, wo er endlich Hermine die Wahrheit sagen würden. „Mine…“, sagte Harry und schaute seine Freundin, die verwirrt, doch im höchsten Maße konzentriert vor ihm saß, an. „Zwischen Malfoy… zwischen Draco und mir läuft was.“ „Laufen?“, fragte Hermine endgültig irritiert. „Ja, also…“, stammelte Harry und fühlte, wie die Röte noch stärker in seine Wangen kroch. „Irgendwie sind wir zusammen.“ „Oh.“ Zum ersten Mal in seinem Leben konnten Harry und Ron Hermine sprachlos sehen. Ihr Mund bewegte sich zwar, doch es kam kein Ton aus ihr heraus. „Ich…“, stammelte Harry und sein Gesicht wurde immer dunkler, „hätte schon früher etwas sagen sollen, aber irgendwie habe ich mich nicht getraut.“ „Wusste Ron Bescheid?“, fragte Hermine, welche aus ihrem tranceähnlichen Zustand erwachte und nun abwechselnd von Harry zu Ron blickte. „Ja. Aber ich hab es ihm auch erst vor ein paar Tagen erzählt.“ „Warum nicht mir? Hast du so wenig Vertrauen in mich?“, wollte Hermine verletzt wissen und die Schuld, dass er seine Freundin so lange im Ungewissen gelassen hatte, loderte in Harry auf. „Es tut mir leid, Hermine – ehrlich. Es ist nur… Für mich ist das alles auch schwer. Erst die Gefühle für einen Jungen und dann ausgerechnet noch für Draco...“ „Als Ron von Zabini umworben wurde, fandest du es doch auch nicht schlimm. Warum hast du da nichts gesagt? Du hättest wissen müssen, dass ich dir nicht böse sein könnte, auch wenn der Gedanke von dir und Malfoy… verstörend ist.“ „Ich weiß“, antworte Harry zerknirscht und obwohl in Hermines Augen noch die Verletzung stand, wusste er, Hermine verstand ihn. Hermine hatte ihn schon immer verstanden und genau deshalb öffnete sie auch ihre Arme und Harry umarmte seine Freundin so lange, bis Ron laut hüstelte. „Ich unterbreche euch ja nur ungern, aber ich glaube, es gibt noch Wichtigeres zu besprechen“, grinste Ron schief und dieses Mal errötete Hermine leicht. „Du hast Recht“, sagte Hermine und strich sich ihren Pullover glatt und die Haare zurecht, bevor sie sich gemeinsam mit Ron Harry zuwandte, der sich jetzt auf Nevilles Bett niederließ, welches gegenüber von seinem stand. Keine weitere Sekunde zögernd schoss Harry los. „Heute Abend war ich bei Snape und ihr glaubt gar nicht, wen ich dort bei Snape getroffen habe. Zabini! Die beiden haben mich zuerst nicht bemerkt, weil ich schon in Snapes Büro war und dort gewartet habe, und sie haben sich unterhalten. Snape weiß, dass Zabini irgendetwas vor hat und hat versucht, ihn davon abzubringen. Keine Ahnung was das sollte, aber Snape war der Ansicht, dass Zabini es auf keinen Fall schaffen würde und der meinte bloß, dass Snape ihn genauso unterschätzen würde wie Draco und Lucius.“ „Harry, bist du sicher, dass deine Beziehung zu Draco gut ist? Irgendwie scheinen die Malfoys, Zabini und Snape etwas vor dir zu verheimlichen. Hast du nicht die Befürchtung, dass sie dich irgendwie in die Falle locken wollen? Erinnere dich an das, was du bisher schon gehört hast. Draco hat auch eine Art Auftrag von Voldemort bekommen. Was, wenn er dich zu ihm locken soll?“ Harry wusste nicht, weshalb, doch der pure Gedanke daran schien ihm falsch. Seine Gefühle sagten ihm, dass Draco nichts dergleichen mit ihm machen würde, auch wenn Harry bereits selbst an so etwas gedacht hatte. „Wenn das so wäre, Hermine, weshalb sollte Draco dann getötet werden?“ „Vielleicht weiß er einfach zu viel“, schlug Ron vor. „Oder aber, er ist zu langsam. Was, wenn er bei seinem Plan versagt hat, weil er sich in dich…“, Hermine zögerte einen Moment, „verliebt hat? Könnte es nicht sein, dass Blaise jetzt Malfoys Job übernehmen soll?“ „Ich weiß nicht“, wich Harry aus, denn er wusste nicht, was er tun würde, sollte Hermine mit ihren Vermutungen recht behalten. Könnte er Draco noch weiterhin vertrauen, wo er doch inzwischen viel mehr für den Slytherin fühlte, als er es jemals gedacht hätte? Harry hatte über sich keinerlei Sicherheit mehr, denn Draco hatte es in den wenigen, vergangen Wochen des Schuljahres nur zu gut geschafft, seine komplette Welt auf den Kopf zu stellen. „Was hast du eigentlich mit Professor Snape besprochen?“ „Eigentlich nicht viel. Lucius scheint ihm nicht allzu viel über die Verbindung erzählt zu haben und Snape ist davon ausgegangen, dass er durch mich mehr erfährt, aber gesagt hat er nichts dazu. Allerdings werde ich die Ahnung nicht los, dass er etwas weiß oder vermutet und verheimlicht.“ „Warum sollte er?“, fragte Hermine. „Keine Ahnung“, brachte Harry hervor, „vielleicht ist er ja der Spion und versucht deshalb, Blaise von seinem Plan abzubringen, weil Zabini ihm so in die Quere kommen würde.“ „Harry, ich weiß, dass du Snape nicht leiden kannst, aber Dumbledore vertraut ihm und wenn du siehst, wie er uns letztes Jahr geholfen hat, dann-“ „Nein, Hermine! Ich will das nicht hören!“ Betroffen schwieg Hermine und auch Ron blickte verlegen drein, denn augenscheinlich war es besser, Harry nicht auf dieses Thema anzusprechen. Wie lange war es wohl schon her, dass sie dieses Thema zuletzt erwähnt hatten? Es musste vor den Sommerferien gewesen sein, als Ron und Hermine eine ähnliche Unterhaltung in Bezug auf Snape mit Harry geführt hatten. Bereits damals war das Gespräch fruchtlos verlaufen und an Harrys Zorn und Trauer um Sirius zerbrochen. „Ich hab euch noch gar nicht meinen neusten Traum erzählt“, sagte Harry plötzlich. Nach einem kurzen Blickwechsel akzeptierten Ron und Hermine das Versöhnungsangebot und hörten interessiert zu, als Harry von dem Raum mit den schwarzen Kerzen, Narcissa Malfoys Gefangenschaft und dem Mordbefehl an Lucius zu erzählen begann. oooOOOooo Pünktlich um Viertel vor Zwölf warf Harry sich den Tarnumhang um, nachdem er entschlossen verhindert hatte, dass er wieder einmal ein Treffen mit Draco verschlief. Doch Dank der intensiven Unterhaltung mit Ron und Hermine war die Zeit ohnehin wie im Flug vergangen, denn Harry hatte ihnen noch viel mehr zu erzählen gehabt. Unter anderem auch von seinem kurzen Besuch bei Remus, obwohl er bestimmte Aspekte der Unterhaltung mit dem Werwolf unberührt gelassen hatte. Er hatte Ron und Hermine nicht von dem Teil des Gespräches, in dem es um seine Eltern und Sirius gegangen war, erzählen wollen. Es war ihm zu persönlich erschienen, denn zum einen wollte er nicht an sein schlechtes Gewissen gegenüber dem Werwolf erinnert werden und zum anderen auch nicht daran, dass Remus ihn mit seinen Worten tief gerührt hatte. Mit der geübten Vorsicht der vergangen fünf Schuljahre schlich sich Harry, eingehüllt in seinen Tarnumhang und mit der Karte der Rumtreiber in den Händen, durch das Schloss. Einmal wäre er beinahe in Filch gestolpert, der mit einem Putzeimer bewaffnet die neusten Schmierereien von Peeves aufwischte und dabei herzhaft fluchte. Nach diesem kurzen Moment des Schreckens, als Mrs. Noris‘ Augen, unbemerkt von Filch in seinem Putzanfall, wachsam jede Bewegung von ihm verfolgten, war Harry ohne weitere Probleme überpünktlich am vereinbarten Treffpunkt angelangt. Trotz der Tatsache, dass er sich mit Draco schon an so vielen Orten getroffen hatte, hier im Pokalzimmer waren sie noch nie gewesen. Harry fiel dieser einfache Fakt jedoch erst jetzt auf, als er alleine in dem dunklen Raum stand und seinen Blick über die einzelnen Pokale und Medaillen gleiten ließ. Sein Augenmerk blieb auf dem Quidditchpokal hängen, den Gryffindor einst mit seinem Vater als Sucher gewonnen hatte. Ungeachtet seiner restlichen Umgebung ging Harry auf den Pokal zu und betrachtete die glänzende Gravierung unter dem Licht seines schwach erleuchteten Zauberstabs. Das Gefühl, welches über Harry hereinbrach, hatte er schon lange nicht mehr gespürt. Es war die Sehnsucht nach seinem Vater, seiner Mutter, nach Sirius. Es war die Sehnsucht nach seiner Familie. Harry war schockiert davon, wie intensiv dieser Wunsch noch in ihm brannte. Obwohl er die letzten Monate tunlichst bemüht gewesen war, seine Familie und die damit verbundene Trauer aus seinem Herzen zu verbannen, war sie nach wie vor da. Sie hatte sich lediglich hinter einer Barriere aus eisernem Willen versteckt, die jäh in sich eingebrochen war. Ein Kloß bildete sich in Harrys Hals und er berührte die Vitrine, in welcher der Pokal stand, fast so, als könnte er auf diese Weise eine Verbindung zu seinem Vater aufbauen. Bilder schossen ihm in den Kopf. Vor seinem inneren Auge schwebte die blasse Gestalt seiner Eltern, als sie aus der Spitze seines Zauberstabes brachen. Kurz sah er auch Cedric, doch so schnell die Erinnerung an den Friedhof erwacht war, so schnell waren sie auch wieder vergangen und Harry stand zitternd im Pokalzimmer. Erschrocken über seine eigenen Gedanken wich Harry von der Vitrine zurück. Er konnte nicht länger dort stehen bleiben. Doch obwohl er es sich so sehr wünschte, er schaffte es nicht, den Blick von dem glänzenden Pokal zu lösen, bis er gegen eine andere Vitrine stieß. Bedrohlich schwankte der Schaukasten und die Pokale triumphaler Schulereignissen wackelten leicht, doch die Vitrine blieb zu Harrys Glück stehen. Verwirrt von den Gefühlen, die sich um sein Herz gelegt hatten, sah Harry nicht zurück, als er aus dem Raum flüchtete und direkt in die Arme von Draco lief, welcher ihn sofort umklammerte. „Wo willst du hin?“ „Ich…“ Harry wusste nicht, was er sagen sollte. Er fühlte sich so verwirrt und die körperliche Nähe, deren berauschende Wärme sich durch Harrys Körper bannte, verminderte den emotionalen Tumult keinesfalls. Dracos Nähe hatte den gegenteiligen Effekt und verwirrte noch mehr, denn alleine die Anwesenheit des Slytherins erweckte in Harry Verlangen. „Harry?“, fragte Draco und Harry konnte die Besorgnis in seiner Stimme hören. Er wollte etwas sagen, wollte sich wieder zusammenreißen, doch Harry tat nichts dergleichen. Noch immer hing er in den Armen Dracos, die ihn zu schützen schienen, und blickte hoch in das blasse Gesicht von Draco, welches als einziges unter Dracos eigenem Tarnumhang hervorlugte. Was auch immer Draco in seinen Augen gelesen hatte, nur wenige Sekunden später fühlte Harry sich am Arm gepackt und wurde mit schnellen Schritten von dem Pokalzimmer weggeführt. „Wohin gehen wir?“, wollte Harry wissen, als er nach fünf Korridoren, drei Abzweigungen und zwei Geheimgängen, welche er nicht gekannt hatte, total orientierungslos war. „An einen Ort, wo wir ungestört reden können“, und mit einem Seitenblick auf Harry ergänzte Draco, „und es einigermaßen bequem haben.“ Ohne sich selbst eines Hintergedankens bewusst zu sein, wurde Harry rot, etwas, das Draco nur mit einem wissenden Lächeln quittierte. „Das können wir aber nicht machen!“, zischte Harry Draco zu. „Was meinst du?“ „Dein Vater würde es wieder sehen-“ „Wer sagt, dass ich dich verführen möchte?“, schoss Draco zurück und das Rot auf Harrys Wangen breitete sich weiter aus, während es sich gleichzeitig vertiefte. Dann, mit einem Mal und vollkommen abrupt, blieb Draco wie angewurzelt stehen. „Hast du das auch gehört?“ „Nein.“ „Da! Schon wieder!“ Dieses Mal konnte auch Harry Stimmen hören. Mit seinem Zauberstab tippte er leicht auf die Karte der Rumtreiber und ignorierte Dracos sowohl neugierigen, als auch fragenden Blick und suchte seinen und Dracos Punkt auf der Karte. Wenige Schritte hinter einer weiteren Wand, welche Harry zurzeit nicht sehen konnte, verbarg sich ein Raum, der jedoch auf der Karte verzeichnet war. Dort recht dicht beieinander standen zwei weitere Punkte, welche die Schriftzüge Blaise Zabini und Pansy Parkinson trugen. oooOOOooo Für einen Moment total überrascht starrte Harry auf die beiden kleinen Punkte und fragte sich ganz automatisch, weshalb Zabini und Parkinson um diese Uhrzeit im Schloss unterwegs waren. Draco allerdings nahm ihm die Frage, was sie nun machen sollten, ab, denn er riss Harry die Karte aus der Hand, verfolgte seinen eigenen Punkt so lange, bis er vor der eingezeichneten Tür stand. Als Harry, der über Dracos Schulter ebenfalls auf die Karte geblickt hatte, aufsah, konnte er weiterhin nur eine blanke Steinwand sehen. „Was machst du jetzt?“, flüsterte er Draco zu, obwohl die Stimmen, die sie gehört hatten inzwischen schon lauter waren und Harry bereits ahnte, was Draco vorhatte. Dass Draco dann ein Paar von Freds und Georgs Langziehohren aus seinem Umhang fischte, verblüffte Harry dann doch. Er hätte nicht gedacht, dass Draco bei Blutbeschmutzern sein gutes Gold lassen würde. Dieser Stilbruch erwies sich jedoch als höchst praktisch, denn kaum, dass Harry von Draco ein Ohr gereicht bekommen hatte, konnte er jedes Wort verstehen, das Blaise mit Pansy sprach. „…chte, dass du Draco zur Vernunft bringst.“ Es war Pansy, die sprach. „Draco zu Vernunft bringen? Das klingt, als wäre Draco ein unmündiges Kind, das nicht wüsste, was es tut.“ „Das tut er ja wohl offensichtlich auch nicht, sonst hätte er längst erkannt, dass er dir nur im Weg steht“, sagte Pansy und anhand der Geräusche ihrer Schuhe schloss Harry, dass Pansy langsam auf Blaise zuging. „Du weißt“, säuselte sie, „was Draco und Potter Nachts so treiben. Möchtest du das nicht unterbinden? Möchtest du nicht Draco für dich alleine?“ „Für mich alleine?“, höhnte Blaise, „Oder für dich?“ „Sei doch nicht so kleinlich“, schmollte Pansy und Harry konnte sich sehr gut vorstellen, wie sie dabei das mopsige Gesicht verzog. „Wir können doch beide unseren Spaß mit Draco haben. Du als der Liebhaber, der sich durch Dracos Bett tollt, und ich als die Ehefrau, die ihm später einmal seinen Erben schenkt und sich so einen Platz im Hause Malfoy sichert.“ „Dir geht es doch nur um das Ansehen und das Gold. Draco ist dir nicht wichtig.“ „Und wenn schon, dann ist Draco für mich eben nur Mittel zum Zweck. Aber er ist auch wie eine hübsche Puppe, mit der man spielen kann. Du weißt doch, wie er funktioniert.“ Es dauerte einen kleinen Augenblick, bevor Pansy in einem provozierenden und tieferen, bemüht rauchigen Tonfall weiter sprach. „Erzähl, wie ist Draco im Bett? Ist er beim Sex genauso unterkühlt wie am Tag oder sprüht auch unser Eisprinz vor Gier, wenn du ihn fickst?“ Harry schlug das Herz bis zum Hals. Er konnte und wollte nicht glauben, was er da hörte und doch war er gezwungen, jedes Wort mit anzuhören und die vielen spitzen Dornen, die sich in sein Herz bohrten, zuzulassen. „Wenn Draco wüsste, wie du über ihn sprichst, würde er dich schneller mit einem Unverzeihlichen verfluchen, als du seinen Namen aussprechen kannst.“ „Draco ist aber nicht hier, nur wir beide und Draco muss es niemals erfahren.“ „Woher willst du wissen, dass ich es Draco nicht erzähle.“ Pansy lachte. „Weil ich von deinem Auftrag weiß. Meine Mutter hat es mir erzählt und die hat es von deinem Vater.“ „Hat deine Mutter wieder einmal die Beine breit gemacht?“, spottete Zabini und sofort war ein Klatschen zu hören, gefolgt von etwas, das wie ein kleiner Kampf klang und mit dem dumpfen Aufprall zweier Körper auf dem Fußboden endete. Der Atem von Blaise und Pansy ging nun heftiger. „Willst du mich?“, lockte Pansy, auch wenn es verzweifelt wirkte. „Du könntest mich sogar haben.“ „Versteh mich nicht falsch, Parkinson, aber du entsprichst nicht meinen optischen Kriterien.“ „Bin ich dir nicht hübsch genug?“, fauchte Pansy plötzlich und strafte die vorangegangene Sanftheit ihrer Stimme Lügen. „Für meinen Geschmack, Parkinson, bist du mir zu rund und weich. Deine Haut riecht zu süß und dein Busen ist viel zu üppig und störend, als dass ich etwas damit anfangen könnte.“ Dann folgte das Geräusch von Blaise, als er aufstand und sich Staub von seinen Kleidern klopfte. „Und im Gegensatz zu Draco bin ich 100%ig schwul. Ich stehe nicht auf Frauen, sondern nur auf Kerle. Deine plumpen Verführungskünste sind bei mir also vergebliche Liebesmüh‘.“ Erbost stand nun auch Pansy auf. „Dann gibst du also zu, dass du Draco schwul gemacht hast?“ Zabini lachte laut auf. „Dein Horizont ist so beschränkt. Wenn deine Eltern nicht ein gewisses Maß an Einfluss hätten und dein Blut nicht ebenso rein wäre wie meins, dann glaub mir, wäre ich niemals deiner Nachricht gefolgt. Ich werde jetzt gehen, vielleicht erhalte ich dann noch etwas von dem kostbaren Schlaf, den du mir geraubt hast.“ „Du kannst jetzt nicht gehen“, stammelte Parkinson und der Anflug von Panik war überdeutlich. „Du musst mir erst versprechen, dass du Draco nichts sagst.“ „Warum sollte ich dir etwas versprechen? In meinen Augen bist du ein Nichts.“ „Du wagst es!“ „Welche Gefahr sollte mir von dir schon drohen? Du bist ein Kind, das sich in Dinge einmischt, von denen es keine Ahnung hat. Denkst du, Draco und ich wüssten nicht von deinen Briefen an seine Lordschaft? Denkst du, wir wüssten wirklich nicht, was du Lord Voldemort geschrieben hast, in der lächerlichen Verzweiflung, du würdest die Möglichkeit, Mrs. Malfoy zu werden, verlieren? Es war dem Dunklen Lord ein Hochgenuss, deine kindischen Briefe auf den Versammlungen vorzulesen! So konnte er dich und die Malfoys gleichzeitig demütigen. Alle haben sie darüber gelacht.“ Blaise' Stimme wechselte seinen Klang, um auf treffende und bösartige Weise Parkinson nachzuäffen. „Mein lieber Lord Voldemort, mach, dass Draco weg von Potter kommt. Kann nicht ein Anderer den Auftrag übernehmen? Kann er nicht? Ich möchte nicht, das Draco noch schwuler wird – er ist doch mein Verlobter! Reicht das, oder soll ich noch mehr aus deiner peinlichen Schrift zitieren?“ „Woher weißt du-“ „Hat nicht jeder von uns seine Spione? Was ist?“, höhnte Blaise weiter. „Wirst du jetzt gleich anfangen zu heulen?“ Obwohl Harry die beiden noch immer nicht sehen konnte, wusste er, dass Blaise Recht hatte. Parkinsons Atem, ihre Stimme, alles hörte sich verdächtig nach Tränen an und angesichts der enormen Demütigung, welche Blaise ihr gerade angetan hatte, konnte Harry es ihr auch nicht verübeln. Harry mochte Pansy keinesfalls, doch er war nicht immun gegen ein Mindestmaß an Mitgefühl. Irgendwie tat im Pansy ein bisschen Leid, auch wenn er von der Flut der Informationen vollkommen verwirrt war. Das Geräusch, als sich Blaise der Tür näherte, schreckte ihn und Draco auf und beide wichen sie fast geräuschlos zur Seite und schafften es gerade noch rechtzeitig, um die Langziehohren von der Tür zu ziehen. Licht drang aus dem Raum und nun, wo die Tür einen Spalt geöffnet war, konnten sie Blaise auch ohne die Langziehohren problemlos verstehen. Halb aus dem Raum getreten blieb Blaise stehen und drehte sich zu Pansy um, die Harry noch immer nicht sehen konnte. „Ich rate dir, dich nicht noch weiter in Dracos und meine Angelegenheiten einzumischen. In dieser Sache sind wir vielleicht Rivalen, aber im Gegensatz zu dir empfinde ich so etwas wie Respekt für Draco und daher werde ich es nicht dulden, dass du ihn sabotierst.“ „Das sagst du nur, weil du ihn vögelst“, wurde aus dem Raum zurück gefaucht und Harry konnte im Schein des fahlen Lichtes ein Lächeln auf Blaise' Gesicht ausmachen. „Ist das der Neid, weil du ihn noch nicht ins Bett bekommen hast? Weil Draco Geschmack und Stil hat und sich nicht mit einem kleinen Flittchen wie dir einlässt? Wie die Mutter, so die Tochter, nicht, Parkinson?“ „DU-!“, knurrte Pansy vor Zorn, doch Blaise ignorierte diesen Umstand. „Keine Sorge, es ist nicht nur der Sex, der Draco und mich verbindet. Man könnte sagen, wir tragen beide den Schlüssel für das Herz des Anderen in unseren Händen und nun entschuldige mich, ich möchte noch ein paar Stunden Schlaf erhaschen. Gute Nacht.“ Der Sarkasmus von Blaise' letzten Worten klang noch in Harrys Ohren nach, als Blaise mit schnellen Schritten bereits den Korridor verlassen hatte. Er wollte etwas sagen, wollte Draco fragen, was an den ganzen Vorwürfen und Informationen tatsächlich stimmte, doch er konnte nicht, denn Pansy befand sich noch immer hinter der geöffneten Tür. Sie war wütend und er konnte sie voller Zorn randalieren hören. Harry wusste nicht, was Pansy zerbrach, aber es war genug, um eine beträchtliche Menge an Lärm zu verursachen. Es dauerte nicht lange, da hatte der erhöhte Geräuschpegel selbst in diesem abgelegenen Korridor Peeves angelockt. „Ei, ei, ei, wen haben wir dann da?“, frohlockte er, doch Pansy beachtete Peeves nicht und machte in ihrem Zorn weiterhin alles Zerbrechliche kaputt, das sie fand. Ob gekränkt oder nicht, Peeves setzte daraufhin zu einem ohrenbetäubenden Schrei an. „SCHÜLERRANDALIE IM 5. STOCK! SCHÜLERRANDALIE IM 5. STOCK!“ Für Harry und Draco war es an der Zeit, sich so schnell wie möglich zurück zu ziehen. Fortsetzung folgt… Kapitel 21: Kapitel 21 ---------------------- Harry rannte. Das Atmen schmerzte bereits, während seine Lungen unermüdlich weiter nach Luft ächzten. Nur noch eine Kurve, eine kleine Kurve und er und Draco, welcher überraschend trainiert mit ihm Schritt hielt, waren gerettet. Ihr Ziel lag in greifbarer Nähe. Wild wirbelnd vor Anstrengung pochte Harrys Herz gegen seine Rippen und endlich schlitterte er um die Ecke, die ihm Freiheit versprach. Er stand vor einem hässlichen Wandbehang, auf dem sich eine ältere pockennarbige Hexe beim Sticken befand. Doch Harry verspürte keinerlei Veranlassung, sie näher zu betrachten, denn Peeves Geschrei ertönte noch immer in der Nähe. Sie waren etliche Gänge vor dem Poltergeist geflohen, aber nicht weit genug, um der dröhnenden Stimme zu entgehen, die beharrlich sämtliche Lehrer von Hogwarts anlocken würde. Laut Harrys erfahrungsreicher Schätzung konnte es sich nur um wenige Augenblicke handeln, bevor der erste angerauscht kam und Harry hatte kein Interesse daran, sich mitten in der Nacht in einem fast verlassenen Stockwerk mit niemand Geringerem als Draco Malfoy erwischen zu lassen. Sein höchst eigenes Nachsitzregister war dieses Jahr dank Snape schon mehr als genug ausgereizt. Ohne zu zögern schob er den Wandbehang beiseite und offenbarte zu Dracos Verblüffung den Geheimgang, der sich dahinter verbarg. Auch wenn Harry dem Slytherin die Frage auf seinem Gesicht ansah, war er dennoch froh, dass er sich schweigend damit zufrieden gab, gleich in Sicherheit zu sein. Gemeinsam zwängten sie ihre großen Körper in die schmale Öffnung und kaum, dass der Wandbehang wieder an seinen rechtmäßigen Platz zurück geschwankt war, konnten sie Schritte vernehmen. Unablässig kamen die Schritte näher und Harry hielt unwillkürlich den Atem an, brachte seine gequälten Lungen schier zum Platzen und lauschte dem genervten Gemurmel von Professor McGonagall, die an ihrem Versteck vorbei eilte. Kaum, dass Schritte und Schimpfe von seiner Hauslehrerin verklungen waren, seufzte Harry auf. Er konnte spüren, wie die enorme Anspannung der letzten Minuten von seinem Körper fiel und mit einem Mal waren sie da – die Gedanken an das eben Gehörte. Sein Blick suchte Draco und er sah ihn nur einen Meter weiter mit dem Rücken an die Wand auf dem Boden sitzen. Auch Draco schien es sich nun zu erlauben, ausreichend Luft zu schöpfen, so dass es für Harry nicht verwunderlich war, dass sich Dracos Brustkorb ebenso hektisch hob und senkte wie es sein eigener tat. Etwas störte Harry jedoch an diesem Anblick. Ihm fehlte die Qual, die Spur der Reue. Auf Dracos Gesicht spiegelte sich nichts dergleichen wider. „Das war knapp“, sagte Draco und öffnete seine Augen, die Harry nun unverwandt anblickten. „Ja, war es.“ Eine Mischung unterschiedlichster Gefühle machte sich in Harry breit. Ihm war, als sähe er Draco wie er ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Wie oft würde es dem Eisprinzen von Slytherin noch gelingen, ihn so zu verwirren und ihm neue Seiten an ihm zeigen? Harrys Blick glitt über Dracos feines, hellblondes Haar, welches selbst hier, in dem nur von seinem Zauberstab beleuchteten Gang, zu leuchten schien. Er fragte sich, was Draco wohl gerade dachte, wo sie nichts anderes taten, als einander anzusehen und Harry, gefangen in dem Blick eisgrauer Augen, an die vergangen Monate zurückblickte. Die Erinnerungsfetzen trugen Harry zurück zu dem Anbeginn ihrer merkwürdigen Beziehung, der Art, wie sie sich entwickelt hatte und was Harry nun für Draco fühlte. Seine Gefühle duellierten sich mit jenen, die ihm die Erfahrungen der letzten fünf Jahre aufgezwungen hatten und er wusste einfach nicht mehr, woran er letztendlich bei Draco war. Es spielte keine Rolle, ob er dem Slytherin vertrauen wollte oder nicht, er konnte es einfach nicht und es war alleine Dracos Schuld. „Hör zu, Harry“, sagte Draco, der die Stille zwischen ihnen nicht länger zu ertragen schien. „Die Dinge, die Pansy gesagt hat – Sie stimmen nicht. Pansy ist eifersüchtig. Du hast sie doch selbst gehört. Es geht ihr nicht wirklich um mich. Sie will einfach nur das Ansehen meiner Familie erlangen.“ „Stimmt es, dass du mit Zabini schläfst?“ Diese Frage, er musste sie einfach stellen. Sie war in ihm. Hart, fordernd, drängend. Schnürte ihm die Kehle zu und taxierte sein Herz ähnlich einem Cruciatus. „Das mit Blaise“, setzte Draco an, „ist kompliziert.“ Kompliziert, echote es in Harrys Kopf, kompliziert. Wie konnte es kompliziert sein? Es gab nur ein Für oder Wider. Heftiger Zorn loderte in Harry auf und ehe er ihn unterdrücken konnte, ehe es ihm gelang, auch nur im Ansatz Herr über diese zischende Schlange in seinem Inneren zu werden, brach sie aus ihm hervor. „SCHLÄFST DU MIT IHM?“, donnerte Harry. Er wollte keine Ausflüchte hören, er wollte die Wahrheit, auch wenn er Angst vor der Antwort hatte. „Ja.“ Dracos Entgegnung, so leise sie gesprochen war, dröhnte in Harry wie ein Donnerschlag. Es überkam ihn ein Gefühl ähnlich dem Angriff eines Dementoren, doch hätte Harry sich hier und jetzt entscheiden können, so wäre ihm ein Dementor lieber gewesen. Gegen einen Dementoren hätte er sich jederzeit mit seinem Patronus wehren können, aber was sagt man, wenn der Mann, den man selbst liebt, mit einem anderen schlief? „Dann war das hier“, und Harry deutete auf Draco und sich, „nur gespielt?“ „Nein! Das darfst du nicht glauben! Ich… Ich hab mich falsch ausgedrückt, ich habe mit Blaise geschlafen, aber das war vor dir! Er mag doch das Wiesel und ich… ich mag dich! Glaubst du, sonst hätte ich mich auf so was mit dir eingelassen, Harry? Wäre es sonst möglich, dass du für mich schon lange nicht mehr „Potter“, sondern „Harry“ bist?“ Dracos Stimme, deren Klang beim Sprechen ebenso verzweifelt wie weicher geworden war, ließ die Sehnsucht in Harry erwachen. Er wünschte sich so sehr, dass er Draco glauben konnte und auf ein Neues betrachtete er Draco. Es war merkwürdig, wie wichtig ihm dieses zuvor so verhasste Gesicht geworden war und er wünschte sich, er könnte Draco jetzt küssen. Seine Lippen berühren und vergessen, was er alles erfahren hatte und welche Probleme jetzt und auch in der Zukunft zwischen ihnen stehen würden. „Liebst du mich?“ Die Worte waren Harry entschlüpft, bevor er es verhindern konnte. „Harry, ich…“ Dieses Mal gab Harry nach. Er drängte Draco nicht und ermöglichte ihm so die Flucht. Für Schwüre dieser Größe war es einfach noch zu früh. Harry hatte es gerade begriffen. Sein Herz, verräterisch in seinem Körper pochend, hatte sich bereits entschieden. Hatte akzeptiert und anerkannt, dass er Draco, obwohl es so unmöglich und abwegig schien, liebte. Aus einer Obsession war Verliebtheit geworden, doch nun hatte sich die Verliebtheit weiterentwickelt. War tiefer vorgedrungen, als Harry es jemals für möglich gehalten hätte und war nun zu der Macht geworden, die Dumbledore stets die größte aller Mächte nannte. Es war Liebe. Aber so, wie Harry wusste, dass die Zeit für Dracos Antwort nicht gekommen war, so wusste er auch, dass es andere Fragen zu beantworten galt. „Was meinte Blaise mit dem Schlüssel zu deinem Herzen?“ Stumm wollte Harry Dracos Geheimnisse nicht hinnehmen. „Das kann ich dir nicht sagen. Selbst wenn ich wollte, Harry, ich kann nicht. Blaise und ich, wir haben einen Unbrechbaren Schwur geleistet.“ „Einen was?“ „Einen Unbrechbaren Schwur.“ Ratlos schaute Harry zu Draco und dieser begann zu erklären. „Ein Unbrechbarer Schwur ist ein Schwur, der mit Magie besiegelt wird. Wer auch immer diesen Schwur bricht, stirbt.“ „Er stirbt?“, japste Harry, „Aber warum sollte man dann so einen Schwur sprechen?“ „Es gibt Gründe, Harry. Nicht jeder Grund ist wichtig und doch machen wir Zauberer das immer und immer wieder.“ „Wie lange seid ihr schon unter diesem Bann?“ „Blaise und ich waren fast noch Kinder. Es war, bevor wir nach Hogwarts kamen. Mehr kann und darf ich dir auch nicht sagen, Harry. Aber egal wie, es hat nichts mit meinen Gefühlen für dich zu tun. Ich mag dich wirklich sehr und wäre da nicht diese nervtötende Verbindung zwischen meinem Vater und dir, dann schwöre ich, würde ich dir zeigen, wie viel du mir bedeutest.“ Sanfte Röte legte sich auf Harrys Wangen. Ob Draco ahnte, wie sehr er sich nach einem Kuss sehnte? Auch er hätte Draco gerne wieder berührt. Ihr letztes verführerisches Treffen schien unendlich lange her zu sein. Wie war es gewesen, als Draco ihn diese Lust empfinden lassen hatte, die ihn so schwindlig machte und die ihm eine Erlösung versprach, die ihn betteln ließ? Harrys Körper erinnerte sich für ihn. Seine Wangen färbten sich dunkler, sein Atem beschleunigte sich. Konnte er Draco küssen, ohne dass Lucius etwas davon erfuhr? Wann kam der Punkt, an dem seine Lust die Verbindung zu Lucius Malfoy aufbaute? Dann jedoch fuhr ein Gedanke in ihn, der auf ihn die gleiche Wirkung hatte, wie eine kalte Dusche und jeden Hauch von Erregung aus ihm bannte. „Wirst du mit Zabini schlafen, wenn die Verbindung nicht getrennt werden kann? Wie lange wirst du auf mich warten? Oder holst du dir deine Befriedigung schon die ganze Zeit bei ihm?“ „Was? Nein! Blaise und ich, das ist Vergangenheit.“ „Seit wann, Draco? Wie lange ist es her, dass ihr zum letzten Mal miteinander geschlafen habt?“ Harry konnte nichts dagegen machen. Der Schmerz in seiner Brust zog an ihm. Brachte ihn dazu, Dinge zu sagen, die er nicht sagen wollte. „Wir…“, doch Draco brach inmitten des Satzes ab. „Spielt das wirklich eine Rolle? Ich will doch nur noch dich.“ Dracos Worte rührten Harry. Wollten ihn dazu verleiten alles zu vergeben und vergessen, doch die Eifersucht, welche in seinem Inneren brannte, loderte weiter. Sie schlich in seinen Gedanken umher und verhöhnte ihn. Plötzlich sah sich Harry mit jeder Andeutung Zabinis konfrontiert, die er jemals zuhören bekommen hatte. Eine Erinnerung leuchtete in Harry auf. Das Bild von Blaise Zabini und Draco, die gemeinsam mit Pansy auf ihn, Ron und Hermine getroffen waren, kristallisierte sich in seinem Inneren. Es war der Tag der Lichttöne gewesen, jener Tag, an dem Draco ihn gebeten hatte, ihm die Möglichkeit zu schenken, dass er ihn entdecken durfte. Aber war das Wirklichkeit gewesen? Was waren mit Draco und Zabinis Lippen gewesen, die leicht geschwollen und gerötet gewirkt hatten, als hätten sie sich geküsst? War nicht dort an diesem Tag zum allerersten Mal die Eifersucht in ihm erwacht? Hatte er nicht da die erste Vermutung gegenüber Draco und Zabini gehegt? „Am Tag der Lichttöne“, fragte Harry, dessen Stimme belegt und unsicher klang, „hast du da mit Zabini rumgemacht?“ „Warum willst du das wissen, Harry? Lass es doch einfach gut sein. Reicht es nicht, dass ich jetzt nur noch dich möchte?“ Draco wirkte ungeduldig und so, als wäre er langsam der Unterredung leid, doch Harry ignorierte ihn. „Hast du da noch mit Zabini rumgemacht, obwohl wir bereits was am Laufen hatten? War alles, was du mir während des Ballett der Lichttöne gesagt hast, eine Lüge? Dass du mich wirklich entdecken wolltest? Hast du mich und meine lächerliche Verliebtheit nur benutzt, um irgendeinen Auftrag für Voldemort auszuführen?“ Tränen der Wut drängten sich aus Harry empor, ließen seinen Blick trübe werden, so dass Draco zu einem hellen verschwommenen Fleck wurde. „War es das? Dein Auftrag? Mich verführen? Mich dazu bringen, dir zu vertrauen? Habt ihr geglaubt, mich so leichter in die Falle locken zu können? War es DAS, Draco? SAG SCHON!“ Der Zorn in Harry hatte gewonnen. Hatte die Oberhand erlangt und bewirkt, dass Harry immer lauter geworden war. So viele kleine Begebenheiten und Andeutungen hatten sich in Harrys Kopf zu einem fast vollständigen Puzzle zusammengefügt. Er war hereingelegt worden. Hinterrücks, schmerzender und tückischer als jemals zuvor. Schlagartig war Harry übel. Er wollte sich übergeben, doch er konnte nicht. Diese Übelkeit saß viel zu tief in ihm und so stand Harry stattdessen auf, wankte durch den Wandvorhang hinaus. „Harry“, hörte er Draco hinter sich sagen, doch Harry beachtete den Slytherin nicht länger. Stolpernd stützte er sich halb an der Wand ab, ging den Korridor in Richtung Gryffindorturm davon. Er wollte keine Erklärungen, keine weitere Lügen, doch vor allem wollte er die Wahrheit, vor der er sich plötzlich so sehr ängstigte, nicht aus Dracos Mund hören. Dracos leise Rufe verklangen weit hinter ihm. Fortsetzung folgt… Kapitel 22: Kapitel 22 ---------------------- Der Tag begann für Harry sehr düster und das triste, graue Wetter schien bestens zu seiner üblen Laune zu passen. Unausgeschlafen, da er erst sehr spät eingeschlafen und dann auch noch mit Alpträumen traktiert worden war, saß er in Professor Binns Unterricht. Bereits fünf Minuten, nachdem er in seiner ersten Unterrichtsstunde Platz genommen hatte, waren Harrys Gedanken abgeschweift. Er war so tief in die Erlebnisse der letzten Nacht versunken, dass ihm völlig entging, wie Ron schnarchte, während eine verwirrte Flotte-Schreib-Feder seinem besten Freund einen grünen Schnurrbart malte. Auch bemerkte Harry Hermines besorgten Blick und die damit verbundene, tiefe Sorgenfalte nicht. In Harrys Kopf drehte sich alles nur um Draco. Zum ersten Mal seit Monaten schien ihm alles klar, sobald er an Draco dachte. Die Gefühle für Draco hinderten ihn nicht länger daran, zu erkennen, dass das Fundament ihrer merkwürdigen Beziehung auf Erpressung und Nötigung aufgebaut worden war. So viele Jahre unglaublich starken Hasses lagen in ihrer Vergangenheit und Harry verstand selbst nicht, wie all dies in den Hintergrund gerückt war, kaum dass er Draco körperlich näher gekommen war, als jemals einem Menschen davor. Obwohl es seine Gefühle waren, obwohl es seine Entscheidungen war, er konnte selbst nicht nachvollziehen, wann und vor allem wie der Wechsel stattgefunden hatte. Alles, was Harry begriff, war, dass er Draco noch immer liebte, gleichwohl er unglaublich verletzt und unsagbar eifersüchtig auf die enge Bindung zwischen Draco und Zabini war. Ein lautes, deutliches Klopfen unterbrach Professor Binns monotonen Vortrag über den 12. Großen Koboldkrieg im Jahr 382 vor Morgana und brachte den resoluten Geist für einen kurzen Augenblick zum straucheln. Etliche Schüler erwachten aus der dämmrigen Trance, in die der Professor sie stets mit seinen langweiligen Vorträgen versetzte. Dean Thomas schreckte so abrupt aus seinem tiefen Schlaf auf, dass er gegen sein Tintenfass stieß und es Lavender Brown über ihr langes Haar floss, was diese wiederum laut aufschreien ließ. Neville Longbottom stieß sich schmerzhaft seinen Zauberstab ins Nasenloch, aus dem daraufhin rote und grüne Funken stoben. Ron verschluckte sich an seinem eigenen Schnarchen und grunzte laut nach Luft schnappend auf. Harry jedoch betrachtete nur den kleinen, schmalen Slytherin-Erstklässler, der in der Tür stand und zu dem das laute Klopfen überhaupt nicht zu passen schien. Die Miene des Jungen war voller Scheu, aber je mehr Schüler ihn registrieren und ihn beobachten, desto entschlossener wurde er, bis er letztendlich seine Schultern straffte und direkt auf Professor Binns zu ging, wo er ihm eine kleine Pergamentrolle überreichte, bevor er eiligst wieder verschwand. Kurz las der Geist die Nachricht in seiner Hand, nur um dann leicht missbilligend, aufgrund der vorangegangen Störung, seine Stimme zu erheben. „Mr. Potter, Sie sollen sich unverzüglich im Büro des Schulleiters einfinden.“ Neugierige Blicke streiften Harry, doch er ignorierte sie geflissentlich und blickte stattdessen zu Ron und Hermine. Auch in ihren Gesichtern stand pure Überraschung geschrieben. Mit einem leichten, kaum bemerkbaren Zucken seiner Schultern bedeutete er Ron und Hermine, dass auch er keine Ahnung hatte, was Professor Dumbledore von ihm wollte und verließ schleunigst den Raum. Harry rannte die Korridore entlang, den Kopf voller Fragen. Er rätselte darüber, ob er wohl Antworten auf seine unzähligen Fragen erhalten würde, und dann stand er auf einmal vor den Wasserspeiern, die zu Dumbledores Büro führten. Erst jetzt fiel Harry auf, dass er kein Passwort erhalten hatte und begann, sich sein Hirn zu zermartern, wie es bei seinem letzten Besuch gelautet hatte. Bevor seine Bemühung jedoch von Erfolg gekrönt war, überragte ihn ein Schatten, der sich lautlos hinter ihm aufgebaut hatte. „Potter, was haben Sie schon wieder hier zu suchen? Sollten Sie sich nicht derzeit im Unterricht befinden?“ Bei Snapes schneidender Stimme zog sich in Harry alles zusammen. Innerlich auf eine neuerliche, unschöne Konfrontation mit Snape gefasst, drehte Harry sich um. „Professor Dumbledore schickte nach mir.“ „Ist das so?“, fragte Snape mit hochgezogenen Augenbrauen und blanke Wut loderte in Harry empor. „Natürlich“, entgegnete Harry, bemüht, seinem Zorn nicht die Oberhand zu überlassen und Snape dieses Mal seine Meinung zu sagen. „Wir werden sehen“, sagte Snape mit einem kleinen, schmalen Lächeln, das die Geringschätzung für Harry offen bekundete. Doch bevor Harrys angespannter Geduldsfaden riss, wandte sich Snape von ihm ab und dreht sich den Wasserspeiern zu. „Weasley Twins“ Als die Tür freigegeben wurde und einen Blick auf die Wendeltreppe offenbarte, welche zu Dumbledores Büro führte, war es Snape, der Harry den Vortritt gewährte. Ein Umstand, der Harry zutiefst missfiel, denn er konnte den kalten und bohrenden Blick aus Snapes kleinen, schwarzen Augen ununterbrochen, den ganzen Weg bis zu Dumbledores Büro, in seinem Rücken fühlen. Professor Dumbledore saß an seinem Schreibtisch, als Harry gemeinsam mit Snape den Raum betrat. Es wirkte, als würde der Professor in einem Buch lesen, doch Harry ahnte, dass er und Snape bereits in dem Moment sämtliche Aufmerksamkeit des Schulleiters inne hatten, als das Passwort zu den Räumlichkeiten gesprochen worden war. Ein leises Rascheln veranlasste Harry, in die Ecke zu seiner Rechten zu blicken. Lucius Malfoy saß dort auf einem weichen Ledersessel. Sein Gesicht war sehr blass und eigentlich wirkte die komplette Erscheinung des Todessers durchscheinend. Durch das helle, silbrig-blonde Haar, welches dem von Draco entsprach, bis zu den ungewohnt und absolut untypischen weißen Kleidungsstücken, die Lucius trug, machte er einen unglaublich verletzlichen Eindruck. Ein Eindruck, der sich verlor, sobald man den arroganten und entschlossenen Ausdruck auf seinen attraktiven Gesichtszügen sah. „Ah, da seid ihr ja. Harry, Severus“, begrüßte Dumbledore sie und lenkte so Harrys Aufmerksamkeit von Lucius fort. Mit einem leichten Schlenker seines Zauberstabes erschienen zwei bequem aussehende, gepolsterte Stühle aus dem Nichts. „Sehr schön, sehr schön. Nun, dann sind wir wohl alle vollzählig.“ Harry saß kaum, da rutschte ihm auch schon die erste Frage heraus: „Warum sind wir hier?“ Er ertrug die Spannung des Ungewissen nicht länger und ignorierte dabei so gut es ihm möglich war Snapes scharfen Blick und die Tatsache, dass Snape, so wie es aussah, nur nichts bezüglich seiner Hast sagte, da Dumbledore dem Zaubertranklehrer bedeutete, zu schweigen. „Eine gute Frage, Harry“, sagte Dumbledore und lächelte Harry sanft unter seiner Brille an. „Nun, worum geht es hier wohl? Ich möchte nicht lange um den heißen Brei reden, Harry, denn schließlich geht es tatsächlich um dich, Professor Snape“, und er deutete mit einem knappen Nicken des Kopfes auf Lucius, „und Mr. Malfoy.“ „Haben Sie einen Weg gefunden, die Verbindung zu trennen?“ Erwartungsvolle Neugier erwachte in Harry. Er hoffte inständig, diese absurde Verbindung so schnell wie möglich zu beenden, denn die Dinge, welche er durch Lucius sah, gefielen ihm ebenso wenig, wie jene, welche Lucius durch seine Augen erblicken konnte. Es war nicht der Fakt, dass seine Beziehung zu Draco auf diese höchst peinliche Art offengelegt worden war, sondern vielmehr die Tatsache, dass er so dem letzten Rest seiner Privatsphäre beraubt worden war. „Bedauerlicherweise, nein.“ Die Hoffnung, die gerade eben erst in ihm aufgeflackert hatte, erstarb augenblicklich und Harry fühlte sich bitter enttäuscht. „Was mache ich dann hier?“ „Gemeinsam mit Severus habe ich überlegt, dass es wohl sinnvoll wäre, ein paar Test mit dir und Lucius durchzuführen.“ „Was für Tests?“, fragte Harry misstrauisch und schaute kurz zu jedem der drei Männer. „Nun, Severus hat ein paar höchst interessante Aufspürzauber der tieferen und älteren Magie entdeckt, für den relativ unwahrscheinlichen Fall, dass diese Bindung auf einen Fluch zurückzuführen ist. Außerdem war er so nett und hat einen Offenbarungstrank gebraut, der jegliche Zweifel daran beseitigen sollte, ob ein anderer Zauberer seine Finger mit ihm Spiel hatte.“ Harry schwieg. Was sollte er darauf sagen? Doch Dumbledore nahm ihm diese Entscheidung ab, indem er einfach weitersprach. „Natürlich bin ich mir bewusst, dass uns dies im Moment nicht die erhoffte Befreiung darbietet, die du dir gewünscht hast, Harry, doch es ist ein guter Ansatz für die Lösung des Problems.“ Harry verstand, dass er sich auf Dumbledores Anweisung hin Snape ausliefern würde. Der alleinige Gedanke daran brachte den Unwillen in Harry hervor, aber er schwieg weiterhin beharrlich und starrte stattdessen entsetzt in die vertrauten, blauen Augen seines Schulleiters. Obwohl Professor Dumbledore genau wusste, wie sehr Snape und er sich hassten und welch großes Misstrauen zwischen ihnen stand, wollte er ihn erneut in Snapes Hände geben. Hatte das Fiasko des Okklumentik-Unterrichts im letzten Schuljahr nicht ausgereicht, um Dumbledore von solch einer Idee abzubringen? „Wann“, wollte Harry wissen, dessen Stimme merkwürdig hohl klang und dessen Mund sich trockener anfühlte, als eines der Plätzchen von Hagrid schmeckte, „sollen die Test beginnen?“ „Ich würde sagen“, meldete sich zum ersten Mal die nonchalante Stimme von Lucius Malfoy aus seiner Ecke, „so schnell wie möglich. Denn, Mr. Potter, Sie können mir glauben, ich kann auf künftige Einblicke in Ihre – sagen wir – verstörende Welt verzichten. Diese Peinlichkeit sollten wir – und ich bedauere, dass ich gezwungen bin, dies zu sagen – uns beiden ersparen.“ Ein recht humorloses Lächeln kräuselte Mr. Malfoys schmale Lippen und wenn Harry ihn nicht ohnehin bereits verabscheut hätte, hätte er es spätestens jetzt getan. Fortsetzung folgt… Kapitel 23: Kapitel 23 ---------------------- Es war bereits gegen Mittag, als es Harry endlich gelang, Ron und Hermine von dem Treffen bei Dumbledore zu erzählen. Obwohl es während des Unterrichts keine weiteren unvorhergesehenen Vorfälle gegeben hatte, war ihm doch ständig jemand in die Quere gekommen. Nun jedoch stand er mit Ron und Hermine in einem halbwegs verlassenen Korridor, wo sie vor ein paar Zweitklässlern so taten, als würden sie aufmerksam das Porträt zwei alter Zaubern beim Kartenspiel betrachten. Zischelnd und stets darauf bedacht, dass keiner ihr Gespräch belauschte, erzählte Harry in wenigen Minuten von der Unterhaltung. Gelegentlich nickte Hermine dabei verstehend und Ron schnappte scharf nach Luft, als er hörte, dass Harry sich wieder regelmäßig in Snapes Büro einfinden musste. Harrys Wangen glühten bei jedem Wort vor Zorn, denn erst jetzt erlaubte er es sich selbst, seinen Unmut über diese verfahrende Situation herauszulassen. „Harry“, sagte Hermine zu ihm und schlug den für sie so typisch belehrenden Tonfall an, dass es ihn Mühe kostete, nicht die Augen zu rollen. „Du musst zu diesen Treffen gehen!“ „Das weiß er auch, Hermine. Oder glaubst du, er steht darauf, dass Lucius ihn jedes Mal beim Sex sieht“, mischt sich Ron ein. Zu Harrys und Rons absoluter Verblüffung färbten sich Hermines Wangen zartrosa. „Nein, natürlich nicht“, nuschelte sie und verstummte, merkwürdig verlegen dreinsehend. „Ich weiß wirklich, dass ich zu diesen Treffen muss, es ist nur… Mir wird schlecht sobald ich daran denke, dass Snape etwas von dem mitbekommen könnte, was Draco und ich… Ihr wisst schon“, deutete Harry an. „Man, Harry“, stöhnte Ron auf. „Da musst du halt durch. Hauptsache, diese Du-bist-in-meinem-und-ich-in-deinem-Kopf-Geschichten hören bald auf. Du willst doch auch nicht, dass es ewig so weitergeht.“ „Schon klar“, brummte Harry. Mit einem Mal bereute er, dass er Ron und Hermine von den Treffen erzählt hatte, denn er hatte definitiv keine Lust, sich rechtfertigen zu müssen. „Wir sollten wieder in den Gemeinschaftsraum gehen. Ich muss noch meinen Aufsatz für Zauberkunde fertig machen und euch zwein täte es auch mal gut, mit den Hausaufgaben anzufangen.“ Da es nichts auf Hermines zutreffende Bemerkung zu erwidern gab und sie das Thema Snape und Harrys schmutzige Gedanken hinreichend erörtert hatten, stimmten Harry und Ron kopfnickend zu. Schon wenn Harry an die Liste seiner noch offenen Hausaufgaben dachte, wurde ihm schlecht. In letzter Zeit war einfach zu viel passiert, als dass er sich genügend auf die Schule hatte konzentrieren können. Außerdem hing ihm der Streit mit Draco noch nach. Obwohl er in Ron und Hermine wirklich gute und treue Freunde gefunden hatte, konnte er ihnen nicht erzählen, dass Draco mit Blaise schlief. Der Schmerz darüber war noch zu frisch und er wusste nicht, was das alles bedeuten sollte. War er wirklich nur eine nette kleine Ablenkung für den Slytherin gewesen oder konnte er hoffen? Harry war so wütend auf Draco, darüber, dass er ihn angelogen hatte, aber er wusste im Moment einfach nicht, was er denken sollte. Schließlich hatte er sich in Draco verliebt und sich eingebildet, die Zuneigung beruhe auf Gegenseitigkeit. Konnte er sich so sehr in Draco geirrt haben? Mit immer langsamer werdenden Schritten folgte Harry seinen Freunden, während Hermine unablässig auf Ron wegen dem Transformationszauber für Professor McGonagall einredete. Harry hatte keine Lust sich an dem Gespräch zu beteiligen und die Gedanken an Draco zogen seinen Geist immer weiter in sich selbst zurück. Ein tiefer Seufzer entkam ihm und er blieb kurz stehen. Die Distanz zu Ron und Hermine vergrößerte sich um ein paar weitere Meter und dann, gerade als er weitergehen wollte, packten ihn zwei Arme von hinten und zogen ihn in ein leeres Klassenzimmer. „Potter“, sagte eine vertraute Stimme entzückt. „Was habe ich da vernommen? Du hast Stress mit Draco?“ „Lass mich in Ruhe, Zabini.“ „Aber warum denn? Jetzt, wo du dich endlich mal so richtig in meiner Gegenwart gehen lassen kannst, ohne immerzu an diesen Spielverderber denken zu müssen.“ „Spinnst du?“, fauchte Harry, der nicht im Mindesten in der Stimmung für Zabinis Anmachen war. „Ich steh nicht auf dich, also lass mich ein für alle Mal in Ruhe!“ Dass er einen Fehler gemacht hatte, bemerkte Harry an der Art, wie sich Zabinis bernsteinfarbende Augen verengten und an dem Funkeln, das immer gefährlicher wurde. Zabinis Zauberstab hob sich und ehe Harry reagieren konnte, rauschte Zabinis Zauber durch den Raum. „Petrificus Totalus“ Steif wie ein Brett fiel Harry um. Zorn loderte in ihm auf und hätte er die Möglichkeit gehabt, hätte er Zabini einen entsprechenden Gegenfluch auf den Hals gehetzt. Bewegungsunfähig blieb ihm jedoch nur, wütend an die Zimmerdecke zu starren. „Potter, Potter, Potter…“, Zabinis Stimme war vorwurfsvoll und trug noch immer den gefährlichen Unterton in sich. „Ich glaube, du unterschätzt mich. Kann es sein? Warum nur sollte ich auf dich hören? Warum sollte ich DEINEN Bedürfnissen nachgeben? Wichtig ist ausschließlich, was ICH will!“ Panisch hörte Harry, wie sich der Slytherin ihm näherte und erschrak, als Zabinis Gesicht – eine Maske kalter Berechnung – in seinem Sichtfeld erschien. Die Wut, die so heftig aus Harrys Augen blitzte, fand sich auch in Zabinis wieder, welche nun dunkler geworden waren. „Weißt du, was ich jetzt tun werde?“, frage Zabini und beugte sich zu Harry hinab. „Kannst du dir vorstellen, was ich hier mit dir machen werde, wo uns keiner sieht?“ Harry dämmerte es und hätte gerne den Kloß in seiner Kehle hinuntergeschluckt. Musste jedoch hilflos über sich ergehen lassen, dass sich Zabini eng an seinen Körper presste. Becken an Becken und ihm genüsslich übers Ohr leckte. „Ah…“, raunte Blaise langsam. „Ich sehe, du begreifst. Hat unser Freund Draco sich deiner schon erbarmt, Harry? Hat er dir schon gegeben, wonach du dich so sehr sehnst?“ Seine Lippen verweilten nicht langer an Harrys Ohr, wanderte stattdessen federleicht über Harrys Kiefer und blieben letztendlich auf Harrys Lippen hängen. Blaise küsste ihn! Harry wollte Zabini von sich stoßen und fliehen, doch die Ganzkörperklammer hielt ihn rigoros fest. Die Hilflosigkeit in dieser Situation war zum Schreien. Sie war ungerecht! Harry wollte nicht von Zabini berührt werden, wollten diesem Slytherin keinen Zutritt zu intimeren Sphären gewähren. Sehnlichst wünschte sich Harry, den Fluch von sich zu lösen. Wünschte sich, dass ihm jemand – Draco – helfen würde. Doch Harry wusste, dass ihm hier keiner zu Hilfe eilen würde. Niemand wusste, wo er war und Ron und Hermine dürften zwischenzeitlich beim Gryffindorturm angekommen sein. Selbst wenn ihnen sein Verschwinden schon zuvor aufgefallen war, bei seinem merkwürdigen Verhalten, welches er das bisherige Schuljahr an den Tag gelegt hatte, würden sie sich nicht einmal etwas dabei denken. Wie sollte er also auf Unterstützung hoffen? Tränen der Wut stiegen in seinen Augen empor, machten seinen Blick trübe, so dass Zabinis Gesicht über ihm zu einem merkwürdig verschwommen Fleck wurde. Blaise' Hände glitten über Harrys Oberkörper, tasteten sich zu seiner Hüfte hinab, wo sie ihm den Pullover, den er trug, hochschoben. Als Blaise' Hände seine nackte Haut berührten, wäre Harry ohne Klammerfluch sicherlich zusammengezuckt. Die Finger waren kalt und feucht. Ganz genauso wie Harrys Hände wurden, sobald er extrem nervös war. Und dann hatte Harry eine Eingebung. Zabini wollte dies ebenso wenig wie er! Ob er den Zorn auf Harry spielte oder nicht, war bedeutungslos, denn diese Ungeheuerlichkeit, die er ihm angedroht hatte, entsprach einer ebenso spontanen wie idiotischen Idee. Harry vermutete, dass Zabini einfach nicht wusste, wie er sich aus dieser Affäre ziehen sollte. Wahrscheinlich betete er ebenso inbrünstig, gestört zu werden, wie Harry selbst. „Potter“, flüsterte Blaise sanft in sein Ohr. „Ich werde jetzt Gesicht und Hals von der Ganzkörperklammer lösen, aber wehe du schreist, dann werde ich sehr unangenehm.“ Obwohl Harry sich ziemlich sicher war, dass dies ein neuerliches, perfides Spiel von Zabini war, in dem er Bestandteil war, nahm er die Drohung ernst. Bis er die Möglichkeit bekam, zu seinem Zauberstab zu gelangen, war er dem Slytherin ausgeliefert. Leise Worte schwebten an seinem Ohr vorbei und plötzlich konnte Harry seine Gesichtsmuskeln wieder bewegen. „Warum tust du das?“ „Weil es Spaß macht.“ „Willst du das wirklich?“ „Natürlich.“ „Lügner! Das hier willst du genauso wenig wie ich.“ „Meinst du?“ Zur Bekräftigung seiner Worte streiften Zabinis Lippen erneut zart über Harrys. Zwei, drei Mal tasteten sie sich behutsam vor, erst dann senkte Zabini seinen Mund fest auf Harrys. Blaise' Kuss war anders als die Küsse Dracos. Harry registrierte zwar, wie ein Teil von ihm auf das lockende Zungenspiel einging, doch ein anderer Teil blieb vollständig ungerührt. Noch mitten im Kuss erkannte Harry, dass das Gefühl, die Leidenschaft fehlte, mit der Draco ihn von Anfang an gelockt hatte. Blaise verführte ihn lediglich zu einer rein körperlichen Reaktion. Plötzlich ließ Blaise von Harry ab, einen Augenblick starrte er Harry in die Augen, welcher verdutzt zurück blickte, nur um dann seinen Kopf auf Harrys Schulter zu senken. „Scheiße, Potter! Woher hast du das gewusst?“ Unerklärlicherweise hätte Harry Blaise gerne tröstend seine Hand auf den Rücken gelegt, doch der Fluch hielt seine Arme noch immer gefangen. „Nenn es Instinkt“, sagte Harry. Seine Stimme kratzte und doch kam Harry nicht umhin, das Zittern darin wahrzunehmen. Anscheinend hatte Blaise' Aktion ihn mehr erschüttert, als er bis jetzt begriffen hatte. „Erklär du mir, warum ich hier bin, wenn ich das doch gar nicht möchte?“ „Das kann ich nicht.“ „Ich weiß.“ Kurzes Schweigen herrschte zwischen den beiden Teenagern. „Wirst du es Ron erzählen?“ „Sag mir einen Grund, warum ich es nicht sollte!“ Der Zorn kehrte zurück und Harrys Gefühle überschlugen sich angesichts dessen, was beinahe passierte war und Blaise' törichter Frage. „Einen Grund? Ron liebt mich. Du würdest ihn nur unnötig verletzten.“ „Ich, ihn verletzten? Wer hat denn diesen Mist gebaut?“ „Komm erst mal hoch“, sagte Blaise mit einem Grollen in der Stimme, stand auf und löste auch den letzten Rest des Fesselungszaubers. Endlich wieder auf beiden Beinen stehend, rieb sich Harry kurz die Glieder. Der „Petrificus Totalus“ hatte seine Muskeln verkrampfen lassen. „Und jetzt?“, fragte Harry, der spürte, dass er die Kontrolle über den Verlauf der weiteren Situation erhalten konnte, wenn er vorsichtig war. „Ich kann dir die Wahrheit sagen.“ „Welche Wahrheit?“ „Was Draco und mich angeht.“ „Wer sagt, dass mich das jetzt noch interessiert?“, bluffte Harry, der natürlich immer noch wissen wollte, was genau zwischen den beiden Slytherin lief. „Vielleicht würde meine Erklärung deine Meinung über Draco ändern.“ „Und was, wenn nicht?“ „Dann hast du zumindest Gewissheit.“ „Du denkst wirklich, dass ich, um meine Neugier zu befriedigen, meinen Freund hintergehe?“ „Ist es das? Du lügst ihn ja nicht an, du verschweigst ihm lediglich etwas.“ Harry dachte nach. Blaise' Angebot klang sehr verlockend. Doch eigentlich hatte Harry genug von Slytherins. Er mochte nicht mehr mit ihnen feilschen und handeln, sondern sie allesamt hinter sich lassen, gleich ob es sich hierbei um Draco, Snape oder Blaise handelte. In Harry regte sich sein Beschützerinstinkt gegenüber Ron, denn er wollte seinen Freund vor Blaise warnen, zeitgleich war er aber nicht sicher, ob Ron ihm glauben würde. Blaise hatte Recht, Ron war in ihn verliebt. Sehr sogar. Möglicherweise war Ron ebenso blind vor Liebe zu Blaise, wie Harry einen Tag zuvor noch, wenn es um Draco ging. „Wenn ich es Ron verschweige, was ist dann mit uns? Wirst du mich künftig in Ruhe lassen? Keine Anmachen, keine Belästigungen mehr?“ „Du hast selbst gesagt, dass ich das nicht wollte…“ „Und doch hast du es getan. Ich möchte nicht mehr von dir berührt werden, nicht mehr in irgendwelche Ecken gezogen und mit Sprüchen angemacht werden, oder damit rechnen müssen, dass du irgendwann deine Meinung änderst und mich wieder mit einer Ganzkörperklammer belegst und machst, was dir gerade in den Sinn kommt.“ Harry sprach sehr gefestigt, auch wenn er sich gar nicht so fühlte. Aber es war ihm wichtig diese Punkte abzuklären. Es konnte nicht angehen, dass er ständig der Spielball eines Slytherins war, gleich ob es Blaise oder Draco war. Es dauerte eine Weile, bevor Zabini antwortete, dann aber klar und deutlich: „Einverstanden. Ich werde dich künftig in Ruhe lassen. Du darfst mir nur das mit Ron nicht versauen.“ „Und…“, sagte Harry, dem noch etwas aufgefallen war. „Du wirst mir noch die Erklärung wegen Draco geben.“ „Ja“, entgegnete Blaise zähneknirschend. „Wir haben einen Deal.“ Harry blickte Zabini fest in die Augen und dann gaben sie sich die Hand, um ihre Vereinbarung zu besiegeln. oooOOOooo Seit zehn Minuten saß Harry schon in Snapes Büro und starrte auf die Regale mit eingelegten Tieren und Elixieren. Viel zu oft war er schon hier gewesen, um sich vor den unheimlichen Wesen in den Gläsern zu fürchten oder gar aufgeregt zu sein. Zwar wollte er diese Tests, die Snape mit ihm vorhatte, so schnell wie möglich hinter sich bringen, doch gedanklich war er noch bei den Ereignissen des Nachmittags. Blaise und er würden sich gegen Mitternacht in der Schuleulerei treffen. Eigentlich hatte Harry die Sache schon nach dem Abendessen erledigen wollen, aber Snape war ihm dazwischen gekommen. Die offizielle Version hieß, schon wie im Vorjahr bei den missglückten Okklumentik-Stunden, Nachhilfe. Allmählich begann Harry sich doch zu fragen, wo Snape steckte. Der Professor hatte ihm den Raum geöffnet, damit er sich hinsetzen konnte und war nochmals verschwunden. Es war ohnehin verwunderlich für Harry, dass Snape keine Angst hatte, er könnte seine Nase erneut in Dinge stecken, die ihn nichts angingen. Aber hier war keine Auffangschale für Erinnerungen und Harry hatte keineswegs das Bedürfnis, erneut in Snapes Privatangelegenheiten herumzuschnüffeln. Im Gegenteil, Harry war sich mehr als nur bewusst, dass er Snape brauchte, um diesen Fluch von sich zu bekommen. Er wollte dieses Band zwischen den Malfoys und sich selbst zerschnitten wissen, denn nur so konnte er die Verbindung zu Draco vollends kappen. Die Tür knarzte. Automatisch setzte Harry sich gerade, doch es war nicht Snape, welcher den Raum betrat. „Was willst du hier?“, fragte Harry und sah Draco an, der vor ihm stand. Seine Haltung und Kleidung waren erhaben wie eh und je, doch unter seinen silbergrauen Augen waren dunkle Augenringe, so als hätte er die letzten Tage kaum geschlafen. „Severus sagte, ich solle kommen.“ „Warum?“ „Ich nehme an, Vater sagte ihm, dass er deine Gedanken immer dann empfängt, wenn du in meiner Nähe bist.“ „Er hat es ihm gesagt?“ Harry war geschockt! Von den vielen Dingen, welche er nicht wollte, war eines, dass Snape jemals erfuhr, was zwischen ihm und Draco lief und gelaufen war. „Ich sagte, ich nehme es an. Genau weiß ich es nicht. Severus meinte lediglich, dass er mich hier braucht.“ „Aber warum ist dein Vater dann nicht hier?“ Die Diskussion von Harry und Draco wurde unterbrochen, als Snape den Raum betrat. „Ah, wie ich sehe, sind wir vollzählig.“ „Warum ist er hier und nicht Mr. Malfoy?“, fragte Harry sofort. „Weil ich es für sinnvoll erachte, Mr. Potter“, entgegnete Snape nonchalant. „Und jetzt hören Sie auf, mir dumme Fragen zu stellen und nehmen diesen Stein in die Hand und schließen die Augen.“ Einen Widerspruch auf den Lippen tat Harry wie ihm geheißen. Er besah sich den dunkelgrünen Stein nicht näher, den Snape ihm reichte, und hielt ihn in der rechten Hand. Harry hörte zu, wie Snape Draco auf einen Stuhl neben ihn sitzen ließ und diesem ebenfalls einen Stein in die Hand legte. Obwohl gut ein halber Meter Platz zwischen ihren Stühlen war, konnte Harry Dracos Präsenz überdeutlich spüren. Zuerst dachte er, es läge an irgendeinem Zauber, den Snape gesprochen hatte, bis ihm auffiel, dass Snape noch keine Worte gesprochen hatte. Dann vernahm Harry das Blättern in einem Buch. Und auch wenn seine Neugier zu gerne gewusst hätte, was gleich passieren würde, tat er nichts außer zu warten. Ein Zauberstab fuhr durch die Luft und Harry konnte fühlen, wie Wärme über seinen Kopf glitt und sich allmählich über seinen ganzen Körper ausbreitete. Erst dann sprach Snape. „Magica de puero hoc audite me ostendam tibi. Sit vinculum quod inter pueris lucem usque. Accipere virtutem lucis spiritus et terram. Aperire te ad me! Iubeo te ostendis mihi! Statim!“ Für einen Moment hatte Harry das Gefühl, sein Körper würde verbrennen, doch dann war jegliche Wärme verschwunden. Er wusste, irgendetwas hatte nicht funktioniert und öffnete seine Augen. Draco lag auf dem Fußboden. Der Stein in seiner Hand leuchtete blutrot. Snape beugte sich über ihn und flüsterte sanfte Worte, während er zeitgleich seinen Zauberstab über Draco tänzeln ließ. Nach ein paar Minuten hörte der Stein auf zu leuchten und wurde schwarz. Draco bewegte sich und konnte mit Hilfe von Snape aufstehen. „Was ist passiert?“, wollte Draco wissen. Seine Stimme klang sehr schwach. „Der Zauber hat sich mir verweigert. Was auch immer zwischen dir und Mr. Potter steht, es möchte nicht gestört werden.“ „Aber warum ist Draco ohnmächtig geworden und nicht ich?“ „Er war nicht ohnmächtig, Mr. Potter, sein Herz hat für wenige Sekunden aufgehört zu schlagen. Wäre ich nicht so gut in den Dunklen Künsten bewandert, wäre Draco jetzt tot!“ Es war ein Schlag in sein Gesicht. Erst jetzt begriff Harry das vollständige Ausmaß des Risikos, das darin lag, den Zauber zu durchbrechen. Konnte der Zauber überhaupt von ihm genommen werden, ohne, dass dabei jemand zugrunde ging? „Warum er und nicht ich?“ „Weil irgendetwas Sie zu schützen scheint.“ „Warum Draco? Hätte es nicht Mr. Malfoy treffen müssen? Schließlich sieht er durch meine Augen und ich durch seine?“ „Das, Mr. Potter, liegt dran, dass ich vermute, dass das, was Sie und Lucius Malfoy miteinander verbindet, in Wahrheit Draco ist.“ Fortsetzung folgt… Kapitel 24: Kapitel 24 ---------------------- Die Spannung im Raum war greifbar und steigerte sich mit jeder Sekunde, die verging. Harry starrte Snape noch immer voll Entsetzen an, als Draco sich rührte. „Und wie soll es weitergehen?“, keuchte er. „Muss ich jetzt mit jedem Test, den du machst, um mein Leben fürchten, Severus?“ Erst jetzt besah sich Harry Draco genauer. Seine Haut wirkte fast transparent, so blass war er. Eine Hand lag noch, wie um den Schmerz zu lindern, auf seiner Brust und krallte sich in den Stoff seines Hemdes. Draco atmete schwerfällig und es war ganz offensichtlich, dass er litt. Augenblicklich bekam Harry ein schlechtes Gewissen, denn es war seine Schuld, dass Draco beinahe gestorben wäre. „Wagen Sie es nicht, Potter!“, fauchte Snape ihn plötzlich an. „Sie werden nicht die Verantwortung für mein Handeln übernehmen. Seien Sie gefälligst nicht so arrogant. Oder wollen Sie wirklich so überheblich wie Ihr Vater sein?“ Harry verschlug es die Sprache, doch Snape hatte recht. Er war nicht schuld an dem, was Draco passiert war. Schließlich hatte nicht er den Zauber gesprochen und ebenso wenig den Schutz über sich gelegt. Er war, was diese Sache betraf, ebenso ein Opfer wie der Slytherin. „Das beantwortet meine Frage nicht, Severus. Wie soll es jetzt weitergehen?“ „Ich denke, für die nächsten Tests werde ich auf dich verzichten und deinen Vater um Anwesenheit bitten. Seine Wunden sind inzwischen verheilt und auch wenn Madam Pomfrey ihn gerne noch eine Weile verhätscheln würde, so ist er doch wieder bei Kräften. Dein Vater mag wahrscheinlich nur der Vermittler zwischen deiner und Potters Verbindung sein, aber das könnte von Vorteil sein. Deinen Vater dürften Potters Schutzzauber nicht so stark treffen, wie dich.“ „Und was ist mit Draco? Was, wenn Sie recht haben? Ist er dann nicht noch immer in Gefahr, egal, welche Untersuchungen Sie vornehmen?“ „Mag sein, dass dies so ist, Mr. Potter, aber ich sehe keine Möglichkeit, den Bann anderweitig von Ihnen und Lucius zu nehmen, als mit meinen Forschungen weiterzumachen.“ „Ich verstehe“, sagte Harry. Ausnahmsweise war er tatsächlich einmal der Meinung von Snape. Dieser Fluch, Zauber oder was auch immer ihn und die Malfoys verband, musste gebrochen werden. Da war Harry sich sicher. Selbst wenn der Preis hoch war. „Ich denke, für heute haben wir genug Aufregung gehabt und würde daher vorschlagen, dass wir morgen Abend weitermachen. Draco, du solltest vorsorglich auch kommen. Ich möchte erst sehen, ob die weiteren Versuche Auswirkungen auf dich haben, bevor du den Treffen fernbleiben kannst.“ „Ja.“ Harry stand auf. Er war froh, dass er den Kellern entfliehen konnte. Das alles hatte ihn doch ziemlich aufgewühlt. Kaum bemerkte er, dass Draco ihm folgte, als dieser ihn kurz vor der Treppe zur Großen Halle aufhielt. „Warte, Harry.“ „Was möchtest du?“ „Ich… Wir werden jetzt ja wohl eine Weile Zeit miteinander verbringen müssen, ob wir wollen oder nicht. Meinst du nicht, dass es da angenehmer wäre, wenn wir uns aussprechen?“ Unwillkürlich rollte Harry mit den Augen. „Glaubst du, das bringt was? Gibt es irgendwas, das du mir sagen kannst, das dich nicht wegen eurem Eid tötet oder das meine Meinung ändert? Oder willst du mir sagen, dass es nicht dein Auftrag war, mich zu verführen? Ich weiß nicht mehr, was ich dir noch glauben kann und möchte.“ „Du bist so ein Idiot, Harry. Warum muss für dich immer alles in Worte gefasst werden? Warum reicht es dir nicht, was du fühlst? Was ich fühle? Ich habe gesagt, dass ich niemanden außer dir möchte. Vergiss, was in meiner Vergangenheit war. Ich bin nicht perfekt und das habe ich dir auch niemals vorgegaukelt. Warum kannst du mich dann nicht mit meinen Fehlern nehmen?“ Was sollte Harry dazu sagen? Die Saat des Misstrauens in ihm war zurzeit so groß. Etwas in ihm wollte Draco noch immer vertrauen und hätte nichts sehnlicher getan, als sich an den Slytherin zu schmiegen. Wie gerne würde er sich für seine Eifersucht entschuldigen und Draco küssen, denn er ahnte, wenn sie sich nur berühren würden, wäre der ganze Streit vergessen. Harry war aber nicht entfallen, dass er eine Mission hatte. Er wollte Voldemort stürzen. Wollte den Verräter in Hogwarts enttarnen, den er wahrscheinlich in Draco oder Blaise finden würde, und er brauchte seinen Verstand dafür. Nur hatte Dracos Nähe die Angewohnheit, seinen Verstand auszuschalten. Und dann waren da noch die Informationen, die Zabini für ihn hatte. Bis zu dem geheimen Treffen waren es nur noch wenige Stunden. „Weißt du was, Harry“, sagte Draco, der nicht länger auf eine Antwort warten wollte, „Vielleicht liegt es ja gar nicht an mir, sondern an dir! Wenn du weißt, was du willst, kannst du dich ja bei mir melden. Oder waren deine Gefühle nur gespielt?“ Intensiv sah Draco ihn an und dann drehte er sich abrupt um und verschwand. Zurück blieb Harry, der auf die leere Stelle vor sich blickte und sagte: „Nein, sie sind nicht gespielt. Ich glaube, ich liebe dich.“ oooOOOooo Harry konnte nicht sagen, wie er die Zeit bis zu seinem Treffen mit Zabini überbrückt hatte. Vage erinnerte er sich daran, irgendwann lustlos sein Abendessen in sich gestopft zu haben und dass er mit Ron Zauberschach gespielt hatte. Doch wie er sich aus dem Gemeinschaftsraum und in die Schuleulerei geschlichen hatte war ihm ein Rätsel. Nun warte er schon eine geraume Zeit auf den Slytherin und war drauf und dran, Dracos Geheimnis Geheimnis sein zu lassen und in seinen Schlafsaal zurückzukehren, wo ein kuscheliges Bett auf ihn wartete. „Wartest du schon lange?“ Harry erschrak, als Zabini so plötzlich hinter ihm auftauchte. „Was denkst du denn?“ Zabini sagte nichts, doch setzte er sein übliches gehässiges Grinsen auf. „Wollen wir gleich zum Punkt kommen, oder möchtest du noch über den Verlauf der Zeit diskutieren? Mir ist es einerlei.“ „Erzähl – Was läuft zwischen dir und Draco?“ Harry wollte die Wahrheit hören und war gespannt. „Nun, davon abgesehen, dass Draco und ich Klassenkameraden sind, sind unsere Eltern seit jeher so etwas Ähnliches wie befreundet.“ „Sag mir was, was ich nicht schon längst weiß.“ „Potter, entspann dich. Ohne Einleitung wirst du die Geschichte nicht verstehen.“ Genervt bemühte sich Harry, Blaise weder mit deinem Blicken zu erdolchen, noch mit den Augen zu rollen. Stattdessen atmete er ein paar Mal tief ein und aus und wartete, dass der Slytherin weitersprach. „Also, Draco und ich sind seit frühster Kindheit Spielkameraden und haben uns mehr oder minder gut verstanden. Angeheizt von unseren Eltern haben wir stets so etwas wie Rivalität zwischen uns gespürt. Wer hat die beste Kleidung? Wer die teuersten Spielsachen? Wer konnte als erstes mit dem Besen fliegen? Wer war besser im Zaubern? Bis wir 11 waren, war das alles, worin wir uns gemessen haben. Aber dann… dann rückte der Tag unserer Einschulung in Hogwarts immer näher und unsere Eltern trafen sich immer häufiger mit Parkinsons Eltern. Ständig schlich Pansy um einen von uns herum und wenn es nicht Pansy war, dann war es irgendein anderes Mädchen aus einer alten Reinblutfamilie. Kannst du dir vorstellen, was das für uns bedeutet hat, Potter?“ „Keine Ahnung? Wollten eure Eltern, dass ihr neue Freunde findet?“ „Wie naiv von dir. Sie haben uns auf einen frühkindlichen Heiratsmarkt geworfen. Wenn Reinblüter heiraten, geht es nicht um Liebe, sondern darum, welche Verbindung die profitabelste ist.“ „Soll das heißen, eure Eltern wollten euch meistbietend verschachern?“ „Nun, in gewisser Hinsicht wahrscheinlich schon.“ „Aber was hat das mit Draco und dir zu tun?“ „Ein Schwur hindert mich dran, dir darauf zu antworten, Potter. Wenn du aber nicht ganz so dämlich bist, wie ich denke, wirst du es selbst herausfinden können.“ „Dann sag mir wenigstens, ob…“, und Harrys Wangen erröteten zart, „ob Draco und du noch miteinander schläft.“ Blaise stand einfach da und musterte Harry, bis dieser ganz unruhig wurde. „Warum willst du das wissen, Harry? Vertraust du Draco so wenig?“ „Nicht du auch noch“, murmelte Harry leise. „Hast du Draco das auch schon gefragt?“ „Ja.“ „Und? Hat er dir geantwortet?“ „Nein.“ „Dann sollte ich es auch nicht. Zwar mögen Draco und ich in vielerlei Hinsicht Konkurrenten sein, doch genauso sind wir Freunde. Vielleicht sollte ich aus Respekt zu unserer Freundschaft diese Antwort wie einen Schatz bewahren, meinst du nicht auch, Harry?“ „Was? Nein!“, stammelte Harry überrumpelt. „Du hast gesagt, du wirst mir die Wahrheit sagen, was zwischen dir und Draco ist.“ „Nun, das habe ich doch. Draco und ich sind rivalisierende Freunde.“ „Du weißt, dass das nicht so vereinbart war.“ „Wirklich? Dann muss ich wohl etwas missverstanden haben.“ „Willst du dich jetzt wirklich vor der Antwort drücken? Das kann nicht dein Ernst sein. Wegen ein paar Kindergeschichten bin ich bestimmt nicht so spät in die Eulerei gekommen.“ „Ich glaube, ich habe keine Lust mehr, Potter. Irgendwie bin ich jetzt schrecklich müde. Vielleicht reden wir ein anderes Mal über dieses Thema weiter, aber im Moment ist es mir zu mühsam.“ Zabini nahm eine theatralische Gestik ein und verabschiedete sich wie eine Diva, während Harry zurückblieb und sich fragte, was gerade schief gelaufen war. Irgendwie war er in der Sache zwischen Draco und Blaise noch kein Stück weitergekommen. Wut kroch in Harry empor und sein ganzer Frust auf die Slytherins in seinem Leben entlud sich, als er mit der Hand gegen die Wand schlug, was ihm tierische Schmerzen einbrachte. Noch immer zornig, weil sein Treffen mit Zabini nicht den gewünschten Verlauf genommen hatte, machte er sich auf den Rückweg in den Gryffindorturm. Zweimal wäre er vor lauter Wut beinahe in die Arme von Filch und Mrs. Norris gelaufen, doch Harry hatte Glück. Nach einem viertelstündigen Umweg kam Harry noch übellauniger in seinem Schlafsaal an, als er zuvor gegangen war. In seinen Kopf schwirrten Gesprächsfetzen von den Unterhaltungen mit Draco und Blaise umher und manchmal verirrte sich noch der ein oder andere Satz, den Snape heute gesagt hatte, in dieses Wirrwarr hinein. Erst, als er vor seinem Bett stand, das so verlockend aussah, bemerkte er die tiefe Müdigkeit seiner Glieder. Erschöpft ließ er sich drauf nieder und verzichtete sogar darauf, sich einen Schlafanzug anziehen. Er brachte es gerade noch so fertig, die Schuhe ausziehen und sich unter die Decke zu legen. Die Wut jedoch ließ ihn erst sehr viel später einschlafen. Und dann träumte Harry… „Severus, ich kann nicht länger hier bleiben. Seine Lordschaft wird das Leben Narcissas für das meine opfern.“ „Wenn du jetzt gehst, wirst du sterben! Denkst du, Narcissa möchte dich tot sehen? Sie wusste, in welche Gefahr sie sich begab, als sie nicht geflohen ist.“ „Sie ist meine Frau! Ich kann sie nicht für meine Fehler büßen lassen!“ „Ach, wirklich?“, Snapes Stimme triefte vor Hohn. „Und wie, denkst du, soll dein neuerliches, unbedachtes Verhalten ihr Schutz bieten? Der Dunkle Lord vergibt nicht. Der Dunkle Lord vergisst nicht. Glaubst du, dass er Narcissa und Draco am Leben lässt, wenn du zu Staub geworden bist? Er wird alles ausrotten, was an deinen Namen erinnert, so wie er es bisher mit allen Verrätern zu tun pflegte. Du wärst der Anfang und Narcissa das Ende. Die Malfoys wären vergangen.“ „Und was, denkst du, soll ich tun? Soll ich mich noch länger in Dumbledores Schutz verkriechen, während da draußen ein neuer Magier seine Lordschaft beeinflusst? Ihn womöglich noch gefährlicher werden lässt, als es seiner Natur entspricht?“ „Dumbledore wird wissen, wie wir am nützlichsten helfen können.“ „Dumbledore ist nicht hier! Wie oft hat er in den vergangen Wochen das Schulgelände verlassen? Er treibt sich ständig auf irgendwelchen geheimen Missionen herum, von denen er niemandem etwas erzählt. Nicht einmal dir, Severus, wo du doch sein bester Mann bist. Der Narr, der durch sein eigenes Geheimnis einem Herrn verpflichtet ist. Du bist kaum besser, als es die anderen Todesser sind. Der Unterschied besteht lediglich darin, wem ihr dient.“ Snapes Miene verzog sich zu einer zornigen Maske. Verachtung und Ekel lugte unter der Wut hervor und dann packte er Lucius' Arm, schob grob den Ärmel hoch und blickte auf das Dunkle Mal. „Sieh hin, Lucius, mein Freund, sieh hin! Du hast deinen Dienstherrn ebenso verraten, wie ich vor so vielen Jahren. Unsere Gründe mögen zwar verschiedene gewesen sein, aber du hast ebenso wie ich jemanden beschützen wollen. Was gibt dir also das Recht, über mich zu urteilen? Ich weiß, wem meine Treue gilt. Immer gelten wird, gleich, ob ich dem Dunklen Lord oder Dumbledore diene. Es hat sich ergeben, dass der Schutz, den ich gewähren muss, auf Dumbledores Seite steht und deshalb werde ich ihm mit meinem Leben zur Seite stehen. Bis zu meinem letzten Atemzug. Ich werde das stumme Versprechen, das ich gab, niemals entehren. Also zweifle nicht. Wage es nicht, an Dumbledore zu zweifeln, denn das würde bedeuten, dass ich mein Leben vergeude.“ „Severus, es…“, doch Lucius kam nicht dazu, weiterzusprechen, eine Tür knarzte laut. „Wer ist da?“, rief er in den Korridor. „Ich bin es, Vater“, sagte Draco und trat hinter einer Tür hervor. „Ihr zwei wolltet mich sprechen?“ Es dauerte ein paar Sekunden, bis sowohl Lucius als auch Snape sich gefasst hatten. Harry konnte deutlich spüren, wie aufgewühlt die ehemaligen Slytherins waren. Sie hatten nicht von Draco bei diesem vertraulichen Gespräch belauscht werden wollen. „Es geht um deinen Schwur mit Blaise. Wir werden die Magie des Schwurs brechen.“ „Das ist lächerlich, niemand kann einen Unbrechbaren Schwur aufheben. Blaise und ich haben unsere Zauberstäbe gehoben und die Worte gesprochen. Wir werden für immer verbunden sein.“ „Du hast Recht, Draco“, sagte Severus, auf den sich mit einem Mal die Aufmerksamkeit verlagerte, „und doch glaube ich, dass Potters Verbindungszauber stärker ist.“ „Was?“, wollte Draco irritiert wissen. „Wie?“ „Bei dem Test heute Abend wärst du beinahe gestorben, weil die Magie, die Potter umgibt, sich potenziert hat und auf dich zurückgeprallt ist. Es scheint, als würde diese Magie stärker, je mächtiger der Zauber ist, der auf sie fällt. Deshalb denke ich, dass ich diese Kraft nutzen könnte, um dich von diesem unsäglich lästigen Schwur zu befreien.“ „Warum ist es euch so wichtig? Es hat euch all die Jahre nicht interessiert, was Blaise und ich in unserer kindlichen Dummheit getan haben. Warum jetzt?“ „Weil jetzt davon dein Leben abhängt!“, wurde Lucius laut. „Gleich, ob der Dunkle Lord besiegt wird oder nicht, Blaise Zabini ist dein Feind. Seine Lordschaft hat euch beide den gleichen Auftrag erteilt, nur bist du gescheitert und wir haben den Dunklen Lord verraten. Was, wenn Blaise den Schlüssel zerbricht, dann bist du tot!“ „Hätte Blaise das gewollt, wäre es längst so gekommen. Ich…“ Draco war fassungslos. „Ich kann einfach nicht glauben, dass ihr das tun wollt.“ „Draco, als dein Pate sage ich nur – vertraue uns.“ Draco blickte von einem Mann zum anderen. „Hier geht es nicht ums Vertrauen. Die Frage ist nur, wer von euch mich tötet. Blaise, falls er mich hintergehen sollte, oder ihr zwei, in dem Versuch, mir zu helfen.“ Harry wachte dämmrig auf. Seine Narbe schmerzte und er rieb im Halbschlaf daran. Da waren Bilder in seinem Kopf und Wortfetzen, sie waren irgendwie wichtig und trotzdem konnte er sie nicht fassen. Er wollte sich erinnern, aber die Macht des Schlafes war stärker. Harry fiel zurück in die Kissen und schlief weiter, nicht ahnend, dass er in dieser Nacht von weiteren Geheimnissen und Intrigen träumte, welche aus den tiefsten Wirrungen seines Unterbewussten stammten. Fortsetzung folgt… Kapitel 25: Kapitel 25 ---------------------- „Harry, was ist nur los mit dir? Du wirkst heute Morgen so niedergeschlagen.“ Harry blickte von seinem Marmeladen-Toastbrot auf, welches er die letzten zehn Minuten unzählige Male zu seinem Mund gehoben hatte, nur um es dann wieder unangetastet auf den Teller sinken zu lassen. „Hab schlecht geschlafen.“ „Ist es wegen Draco?“ „Wie kommst du darauf?“ „Weiß nicht, vielleicht weil ihr beide heute Morgen so bemüht seid, euch nicht anzusehen?“ Angesichts Hermines Kombinationsfähigkeit kapitulierte Harry. „Es ist Schluss.“ „Was? Wieso?“, platze es Stereo aus ihr und Ron heraus. Überrascht blickten sich die beiden an, bevor Ron weitersprach: „Ich dachte, es läuft gerade so gut zwischen euch. Na ja“, räumte er sich flüsternd vorbeugend ein, „bis auf den Teil mit dem Sex.“ „Daran wird es liegen“, sagte Harry, sich nochmals vergewissernd, dass niemand ihrem Gespräch lauschte. Doch Harrys Befürchtung war unbegründet. Die meisten Schüler hatten die große Halle bereits verlassen und dort, wo Harry, Ron und Hermine saßen, war kein Schüler in der Nähe. „Snape weiß noch nicht, wie er den Fluch von mir nehmen kann. Was, wenn es Monate oder Jahre dauert? Wenn es gar nicht möglich ist? Denkt ihr, Draco wird so lange auf mich warten? Würde einer von euch so lange warten? Was ist mit dir, Hermine, würdest du auf Viktor warten? Und du, Ron, auf Zabini?“ Erschrocken und irgendwie auch mitleidig sahen Ron und Hermine ihn an. Irgendwie fühlte sich Harry jetzt nur wie ein noch größerer Idiot. Er hatte das alles so leid. „Weißt du, Harry, es ist vielleicht nicht einfach, aber Draco und du, ihr habt schon euren Hass überwunden. Meinst du nicht, da könnt ihr noch etwas mit dem Sex warten?“ „Dazu ist es wohl zu spät“, kam die nüchterne Entgegnung. „Wie meinst du das?“ „Ich glaube, Draco hat schon jemanden. Möglicherweise die ganze Zeit gehabt.“ Es fiel Harry schwer, nicht zu Ron zu sehen. Auch wenn sein Deal mit Blaise keineswegs die gewünschten Antworten für ihn gebracht hatte, so konnte er Ron doch nicht die Wahrheit sagen. Es reichte, wenn Harry Liebeskummer hatte. „Harry“, seufzte Hermine betroffen. Ihre Hand langte über den Tisch und legte sich auf Harrys. „Das tut mir so leid.“ „Lass einfach gut sein“, meinte Harry und entzog sich ihrer freundschaftlichen Geste. „Das mit mir, ich denke, das war sein Auftrag. Was sich Voldemort davon versprochen hat, weiß ich nicht, aber Draco hat es geschafft, mich damit zu verletzten. Warum will Voldemort mir alles nehmen? Nur weil ich überlebt habe? Ich kann doch nichts dafür! Erst waren es meine Eltern, dann Sirius und jetzt meine erste, große Liebe.“ Niemand widersprach Harry, auch wenn Ron und Hermine wussten, dass ein Teil von Harrys Worten übertrieben war und seiner schlechten Laune entsprach. Der Streit mit Draco setzte Harry offenbar mehr zu, als er seinen Freunden verraten wollte. Eine Pause trat ein und Harry wandte sich von seinen Freunden ab. Kurz nahm er den Kampf mit seinem Marmeladen-Toast wieder auf, doch nach zwei weiteren vergeblichen Versuchen einen Bissen zu nehmen, ließ er es einfach liegen. Er hatte einfach keinen Appetit. „Darf ich?“, fragte Ron, der Harrys Antwort nicht abwartete und den Toast in drei Bissen verschlang. „Du bist immer noch so verfressen“, meinte Hermine tadelnd. „Was denn?“, nuschelte Ron mit vollen Wangen. „Harry wollte doch nicht. Oder?“ Ohne darauf einzugehen folgte Harrys Blick Zabini, der am anderen Ende des Raumes, mit schnellen Schritten auf Draco zu lief. Kurz bemerkte Harry einen feinen Stich, als er Draco sah, aber dann studierte er aufmerksam die Körpersprache der beiden Slytherins. Blaise sah aufgebracht aus und fing sofort an, heftig gestikulierend auf Draco einzureden, was diesem offenbar missfiel. Seine Stirn legte sich in Falten und er antwortete Blaise mit einem nicht minder aufgebrachten Gesichtsausdruck. „Worüber die beiden wohl reden?“, fragte Ron, dessen Blick nun ebenso wie Hermines Harrys gefolgt war. „Du könntest rübergehen“, schlug Hermine vor. „Das mach ich“, murrte Ron und schlängelte sich keine Sekunde später an den anderen Haustischen vorbei. Gebannt beobachtete Harry, als Ron am Slytherintisch ankam. Er hatte gehofft, Ron würde langsamer gehen, sobald er in Hörweite wäre, doch Draco hatte Ron fast sofort entdeckt. Das Gespräch verstummte und Blaise wandte sich strahlend Ron zu, während Draco ging, nicht ohne zu Harry hinüber zu sehen. Augenblicklich wusste Harry, dass Draco seine Absicht durchschaut hatte, aber dieses Mal war es ihm egal – gleich, wie böse Draco ihn anfunkelte. Ein paar Minuten später kam Ron mit glühenden Wangen zurück. Auf seinen Lippen lag ein dämliches Grinsen. „Hast du was mitbekommen?“ Es war nicht Harry, der fragte, sondern Hermine. Es schien, als würde ihre Neugier noch lodernder brennen als Harrys. „Nein, sie haben einen Lausch-Schutz benutzt.“ Enttäuschung machte sich breit. „Aber als Malfoy ging, hat Blaise gemeint, sie würden später noch weiter reden. Vielleicht haben wir mit der Karte der Rumtreiber und dem Tarnumhang später noch eine Chance.“ „Möglich“, meinte Harry, „Aber die beiden können jederzeit miteinander reden. Soweit ich weiß, schlafen sie im gleichen Schlafsaal.“ „Sie könnten sich auch über etwas Belangloses unterhalten haben“, warf Hermine ein, deren Neugier sich mittlerweile gelegt hatte. „Oder aber, es geht um ihren Auftrag von Vold…“ „Mister Potter! Mister Weasley! Miss Granger! Man sollte doch annehmen können, dass Schüler des 6. Schuljahres in Hogwarts wissen, um wie viel Uhr Unterrichtsbeginn ist!“ Professor McGonagall hatte sich drohend vor ihnen aufgebaut. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Professor Flitwick Punkte abziehen und Strafarbeit aufgeben wird, sollten Sie in den nächsten fünf Minuten nicht in seinem Unterricht sitzen. Und gerade Sie, Mister Potter, hatten für dieses Jahr wahrlich mehr als genug Strafarbeiten!“ Mit hochrotem Kopf packte Harry seine Schulbücher und folgte Hermine, die mit entsetztem Quieken ihre Tasche genommen hatte und mit Ron auf den Fersen davon gerannt war. Den ganzen Weg bis in Professor Flitwicks Klassenzimmer konnte man Hermine unablässig mit sich selbst schimpfen hören, da sie den Unterricht vergessen hatte. oooOOOooo Die Kräuterkunde-Klasse war hochkonzentriert. Kaum einer flüsterte angesichts der kniffligen Aufgabe, stark um sich stechende Pikka-Kakteen um ein paar ihrer Stacheln zu bringen, ohne dabei verletzt zu werden. Mürrisch versuchte Harry, der Aufgabe nachzukommen, doch ein kurzer Blick in Richtung der anwesenden Slytherins und mit Harrys Aufmerksamkeit war es vorbei. Dicht an Draco gepresst stand Pansy Parkinson, die mit ihren rosafarbenen Gartenhandschuhen über Dracos Arm strich. Vor lauter Problemen mit Draco und Blaise hatte Harry dieses schwarzhaarige Gift tatsächlich vergessen. Sie nun aber wieder mit Draco flirten zu sehen, bewirkte, dass Harrys Galle beinahe überlief. Blaise, welcher auf der anderen Seite von Draco stand – und, wie Harry fand, ebenfalls zu dicht –komplettierte die Horrorszene. Harry musste sich erst vehement daran erinnern, dass er keinen Anspruch mehr hatte, eifersüchtig zu sein. Diesen Anspruch hatte er verloren, als er Dracos Entschuldigungsversuche zurückgewiesen hatte. Den Stich, den er aber in seiner Brust bei diesem Anblick fühlte, konnte er keineswegs leugnen. Egal, wie wütend er noch war, wie verraten und verletzt er sich fühlte, er empfand noch immer etwas für Draco. „Scheiße“, murmelte er und erntete dafür fragende Blicke von Ron und Hermine, die jedoch beide den Ursprung für Harrys Fluchen fanden. „Warum steht Blaise so dicht bei Malfoy?“ Rons Stimme klang misstrauisch und nach einem Hauch Eifersucht. „Keine Ahnung.“ „Harry? Du weißt doch was?“, frage nun auch Hermine nach. „Genau!“, murrte Ron im Hintergrund. „Weiß ich nicht“, Harrys Beteuerung. „Harry, da ist doch was. Warum willst du es uns nicht sagen?“, wollte Hermine enttäuscht wissen. „Da gibt es nichts“, meinte Harry, auch wenn es eine glatte Lüge war. Hermine sah ihn kurz an und Harry spürte das Gewicht ihres analysierenden Blicks. Bevor er jedoch weitere Ausflüchte äußern konnte, sagte Hermine: „Die wichtige Frage ist jedoch: Was macht Pansy so dicht bei Malfoy?“ Erneut glitten die Blicke der Gryffindors zum Slytherin Gespann. Pansy hatte sich, sofern möglich, noch enger an Draco geschmiegt. Sie redete ununterbrochen auf Draco ein, die vorwurfsvollen Blicke von Madam Sprout ignorierend, bis sie endlich etwas sagte, das sein Interesse erweckte und Draco veranlasste, in Pansys Augen zu sehen. Was folgte war ein Zugeständnis von Draco in Form eines Kopfnickens. Harry wäre vor Neugier beinahe geplatzt, wenn nicht in diesem Moment ein Pikka-Kaktus seinen Stachel tief in Harrys Hand gejagt hätte. Fluchend zog Harry den Stachel heraus und legte ihn zu den anderen in die Schale. Doch es war zu spät. Das Gift ließ seine Hand bereits so stark anschwellen, dass der Handschuh, den er trug, zerriss. „Oh nein… Mr. Potter, haben Sie nicht aufgepasst?“ Madam Sprout eilte herbei und betrachtete Harrys inzwischen auf das Zweifache angeschwollene Hand, die zudem noch merkwürdig blau wurde. „Mr. Potter, Sie müssen sofort in den Krankenflügel. Mr. Weasley, wären Sie so nett und würden Ihren Freund begleiten.“ „Gern-“ „Professor, wenn Sie gestatten, dann würde ich Harry begleiten.“ Aus dem Nichts war Draco aufgetaucht. „Nun, ich weiß nicht“, zögerte Professor Sprout. Wie jedem hier in Hogwarts waren ihr die Spannungen zwischen Harry und Draco nicht verborgen geblieben. „Bitte, Professor“, holte Draco aus, „dann könnte ich die Gelegenheit nutzen und kurz nach meinem Vater sehen.“ „Natürlich, Mr. Malfoy“, hauchte die Professorin, gerührt über so viel kindliche Zuneigung. Harry war fassungslos. Draco wartete keine Sekunde und zog Harry mit sich. Überrumpelt folgte Harry Draco, bis dieser in einiger Entfernung zu den Gewächshäusern seinen Schritt verlangsamte. Endlich kam Harry wieder zu sich und riss sich los. „Was soll das?“ „Was wohl?“, fragte Draco ungerührt. „Ich hatte keine Lust mehr auf Unterricht.“ „Wer’s glaubt“, schnaubte Harry. Abrupt dreht sich Draco um, so dass er Harry direkt ins Gesicht sehen konnte. Ein Schauer durchlief Harrys Körper. „Was erwartest du von mir? Soll ich zu Kreuze kriechen, weil du mir einen Korb gegeben hast?“ „Nein.“ „Was passt dir dann nicht? Ist es so schlimm, wenn sich meine Welt nicht restlos um dich dreht?“ „Stimmt, du hast ja Blaise!“ Dieses Mal fauchte Harry erzürnt. „Oh, und Parkinson ist auch wieder da. Hast ja nicht lange trauern müssen. Oder plant ihr irgendwas meinen Tod betreffend? So oder so ähnlich war dein Auftrag von Voldemort, oder nicht?“ „Klar, geht es nicht nach deinem Kopf, müssen überall Intrigen um dich herum sein.“ „Dann sag mir doch, was Pansy wollte?“ „Meine Zustimmung, sie nach der Schule zu heiraten!“ Harrys Gesichtszüge entglitten vor Schock. „Du wirst… Hast du zugestimmt?“ „Unsere Verlobung war von langer Hand geplant. Was denkst du? Jetzt, wo es niemanden mehr gibt, der Grund genug für mich wäre, gegen diese Sache anzukämpfen.“ „Heißt das, du wirst sie heiraten, weil es zwischen uns aus ist?“ „Unglaublich, Harry, aber manchmal haben auch die vermeidlich Starken keine andere Wahl, als sich zu fügen. Mir bleibt nur noch, mein letztes Jahr in Freiheit zu genießen.“ „Wie… wie meinst du das?“ „Soll ich es dir zeigen?“, fragte Draco und rückte bedrohlich näher an Harry heran, bis seine Nähe auf Harry zu verlockend wirkte. Harrys Lider flackerten, als Dracos heißer Atem seinen Nacken streifte. „Ich kann dich vergessen machen, dass mein Vater in deinem Kopf spukt. Ich kann dich von deiner Jungfräulichkeit befreien und dich Lust lehren, bis du mir dankbar für meine Erfahrung bist. Hinterher wirst du dich sogar bei Blaise für meine Fähigkeiten bedanken und wer weiß, vielleicht möchtest du uns beide dann sogar gemeinsam genießen… Willst du es aus probieren, Harry? Willst du?“ Dracos Atem streifte Harrys Lippen, die sich begehrlich öffneten. Die Worte, ein bedrohliches und zugleich verlockendes Versprechen, ließen Harrys Herz heftig pochen. Unbeabsichtigt beschleunigte sich seine Atmung und seine Wangen wurden vor Hitze rot. Harry wollte es! Er wollte Draco so gerne wieder küssen. Es schien ihm eine Ewigkeit seit ihrem letzten Kuss her zu sein und fragte sich just, wie er diesem Teufel widerstehen sollte, wenn Draco ihn wirklich verführen wollte. Harrys Verstand setzte aus. Es passierte einfach. Dracos Lippen, weich und lockend, eroberten seine und Harrys Widerstand und Wut schmolzen dahin. Ihre Körper fanden zu einander und ihre Münder verschmolzen intim. Unterdrückte Emotionen rannen in den Kuss hinein, was ein Wechselspiel aus Zärtlichkeit und Leidenschaft zur Folge hatte. Harry dachte keine Sekunde mehr daran, wo sie sich befanden oder an Lucius. Er ging ganz in dem Strudel aus Emotionen unter, die Draco in ihm erweckte. Obwohl er so verletzt war, sein Körper wollte Draco mit jeder Pore. Heiße Lust pochte in seinen Venen und gierte nach mehr, doch dann wurde er plötzlich losgelassen. „Was?“ „Ha…“, ein ersticktes Keuchen aus Dracos Mund. Ein Schlucken, um seine Leidenschaft zu unterdrücken. „Du machst mich wahnsinnig. Wie kann ich dich so sehr wollen, wenn du doch so ein sturer, verbohrter Dickkopf bist? Ich wollte dich mit diesem Kuss bestrafen, für deine dumme Lüge. Du willst mich ebenso sehr, wie ich dich will! Egal, was du sagst. Und jetzt? Jetzt bin ich kurz davor, dich doch auf Knien anzuflehen, mir zu verzeihen.“ Harrys Wangen waren dunkelrot. Sein Körper zitterte, doch wusste er nicht mehr, ob es an dem sinnlichen Kuss oder Dracos Worten lag. Worte drängten sich seine Kehle empor, Worte, welche er besser wieder hinunterschlucken sollte, aber er konnte nicht. „Ich will dich! Ich sollte dich wirklich nicht wollen. Wir sollten uns nicht wollen. Warum? Warum machst du es uns so schwer?“ „Komm mit.“ „Wohin?“ „Du musst zum Krankenflügel.“ Irritiert folge Harry Dracos Blick und erst, als er seine extrem geschwollene Hand sah, fiel ihm wieder ein, weshalb sie aus dem Unterricht gehen durften. Draco, der ihn nun angesichts der vergrößerten Hand stützen musste, tauchte unter seinen Arm und zog ihn mit sich. Sie schwiegen, während jeder mit seinen eigenen Gefühlen beschäftigt war auf dem Weg zu Madam Pomfreys Reich. Erst, als vor der Tür des Krankenflügels standen, zwang Harry Draco nochmals ihn anzusehen. „Wo stehen wir jetzt, Draco?“ „Diese Frage kannst du nur beantworten. Überleg es dir. Wenn du deine Antwort weißt, komm hoch an den Ort, wo alles begann. Die nächsten drei Tage werde ich dort pünktlich um Mitternacht auf dich warten.“ Mit diesen Worten klopfte Draco an die Tür, schob sich vorbei und machte kehrt, Richtung Slytherin Keller. Fortsetzung folgt… Kapitel 26: Kapitel 26 ---------------------- Dank seiner Pikka-Kaktus-Vergiftung musste Harry zwei Tage unter Madam Pomfreys Aufsicht im Krankenflügel verbringen. Es war eine gute Zeit für Harry, denn er konnte in Ruhe über alles möglich nachdenken. Er hatte ohne den Schulstress endlich Zeit, verschiedenste Gedankengänge zu sortieren und kam zu einigen interessanten Schlüssen. Zum einen war ihm mehr als bewusst, dass er so schnell nicht von Draco lassen konnte. Was er für Draco empfand, war intensiv, war sexuell geprägt und doch auch von tiefen Emotionen begleitet. Er wollte noch immer mit Draco schlafen, auch wenn dieser ihn mit seiner verheimlichten Bindung zu Blaise tief verletzt hatte. Zwar wusste er nicht, ob er Draco dies jemals verzeihen konnte, aber er war bereit, für den Moment darüber hinweg zu sehen. Worüber er jedoch nicht hinwegsehen konnte, war die Tatsache, dass Voldemort Draco angeheuert hatte, ihn zu verführen, ihn in eine Falle zu locken. Harry wollte Erklärungen. Wollte wissen, was genau Dracos und Blaise' Auftrag gewesen war und wie die beiden Slytherin jetzt darüber dachten. Er musste wissen, ob er den Zweien vertrauen konnte. Vielleicht, wenn er die ungeschminkte Wahrheit hören würde, ohne irgendwelche doppeldeutigen Andeutungen eines listigen Slytherins, konnte er sein Herz entscheiden lassen. Noch wusste er nur noch nicht, wie er die beiden Slytherins an einen gemeinsamen Tisch locken konnte. Aber mit der Hilfe von Ron und Hermine würde er mit Sicherheit eine Lösung finden. Schließlich waren seine Freunde ebenfalls Spielfiguren in dieser Partie und seine persönlichen Joker. Ja, Harry würde sich anstrengen, um Ordnung in das Chaos zu bringen und er würde mit der Suche nach Lösungen anfangen. Auf seiner Liste standen ein paar dringliche Punkte. Er wollte herausfinden, ob es in der Bibliothek etwas über Liebes- oder Herzzauber zu finden gab, denn wenn Draco und Blaise nicht über „Den Schlüssel zum Herzen“ reden konnten, so musste doch irgendwo etwas darüber stehen. Draco hatte gesagt, dass er und Blaise noch Kinder gewesen waren, als der Zauber gesprochen wurde. Komplizierte Zauber, gefolgt von einem Unbrechbaren Schwur, waren auch einem Reinblüter mit Sicherheit nicht in die Wiege gelegt worden. Es musste ein Zauberbuch, eine Enzyklopädie oder vergleichbares existieren, wo Draco und Blaise die Flüche gefunden hatten. Weiterhin musste Harry sich wohl oder übel durch Snapes Torturen quälen. Die Besuche in Snapes Kerker waren nun, wo er wieder gesund war, erneut aufzunehmen. Sollte er wirklich die mysteriöse Verbindung zu Lucius trennen wollen, dann hieß es jetzt Augen zu und durch. Aber auch da konnte ihm die Bücherei wahrscheinlich helfen. Zwar hatten sowohl er, als auch Draco und sogar Hermine bereits in allen möglichen Büchern gesucht, doch nur, weil sie bisher noch nicht das richtige gefunden hatten, hieß es nicht, dass es in der Bibliothek nichts zu finden gab. Inzwischen fragte sich Harry, ob Snape etwas von Dracos Fluch mit Blaise wusste. Ihm war nie die Möglichkeit in Betracht gekommen, dass es vielleicht eine Wechselwirkung zwischen dem Schutzzauber, welcher ihn selbst umgab, und der Magie, die Draco mit Blaise verband, gab. Am wichtigsten schien Harry jedoch, Ron und Hermine in seine Pläne einzuweihen und um Hilfe zu bitten. Niemand kannte sich in der Bücherei besser aus als Hermine. Wenn jemand Erfolg haben könnte, über „den Schlüssel des Herzens“ etwas herauszufinden, dann Hermine. Ron hingegen brauchte Harry als Augen und Ohren, wenn es um Äußerungen von Zabini ging. Irgendwo war sich Harry auch sicher, dass Ron in seiner Verliebtheit diese Aufgabe nur zu gerne und damit die Gelegenheit für Blaise' zweifelhafte Nähe wahrnahm. Sah man davon ab, so brauchte Harry jetzt dringender denn je einen Freund, der ihn verstand. Harry wollte so gerne über seinen Kummer wegen Draco reden und war da nicht Ron, der sich ebenfalls in den Feind verliebt hatte, optimal? Mit leichten Schritten durchquerte Harry die Krankenstation. Er ging an Lucius Malfoys Bett vorbei, das hinter einer ganzen Reihe Wandschirme verborgen lag. Obwohl Lucius mittlerweile wieder gesund war, lag er weiterhin im Krankenzimmer. Harry ahnte, dass es sich hierbei um eine Finte von Dumbledore handelte, denn in der ganzen Schule hielten sich weiterhin hartnäckig die Gerüchte, dass Lucius schwerverletzt dar nieder lag. Man hörte die wildesten Spekulationen über Angriffe von Werwölfen und Vampiren. An die Wahrheit kam jedoch keine dieser Vermutungen heran, wobei hinter der einen oder anderen Hand geflüstert wurde, dass Lucius vielleicht wirklich ein Todesser war. Mehrmals in den zwei Tagen, die Harry auf der Krankenstation verbracht hatte, kam Draco seinen Vater besuchen. Stolz und erhaben, ging er direkt hinter den Wandschirm und sprach mit ihm. Jedes Mal lauschte Harry angestrengt, doch obwohl er fast jedes Wort verstand, gab es keinen weiteren Hinweis auf Voldemorts Pläne oder Antworten bei den vielen Geheimnissen, die Harry und die Malfoys in letzter Zeit ständig zu umschwärmen schienen. Stattdessen war Harry schockiert von den alltäglichen Dingen, über die Lucius und Draco sprachen. Es ging um Schulnoten, um Karrierewünsche. Darum, dass Draco überlegte, in den Ferien sein Zimmer neu einzurichten, dass sein Vater ihm einen neuen Besen besorgen und zum Apparieren anmelden wollte, sollte es nicht im nächsten Jahr in Hogwarts gelehrt werden. Harry fragte sich wehmütig, ob er über solche Dinge auch mit seinem Vater reden würde, wenn dieser noch leben würde. Wenn es für Draco wieder Zeit war, zu gehen, lief er mit Absicht direkt an Harrys Bett vorbei. Sein Gang war stets langsam und immer hielt er für wenige Sekunden vor dessen Bett inne. Er sagte kein Wort, aber dies war auch nicht notwendig. Seine Blicke sagten nur überdeutlich, dass er noch immer auf Harrys Antwort wartete. Harry war sich dessen bewusst, er rang mit sich selbst um die Antwort. Sein Herz wollte sich über jeden Funken von Verstand erheben, sich in Dracos Arme werfen und ihm vertrauen. Sein Verstand hingegen machte ihm in deutlichen Phantasien und Träumen klar, was die Konsequenzen wären, sollte sich sein Herz irren. Mehrfach hatte Harry Ron und Hermine um ihren Rat gefragt. Natürlich verborgen hinter Hermines Antilauschzauber, damit Lucius nichts davon mitbekam. Einer Entscheidung war Harry dennoch fern geblieben. Aber es gab auch positives zu berichten. Hermine war es wenige Stunden vor Harrys Entlassung aus dem Krankenflügel gelungen, von Professor Flitwick die Erlaubnis für die Verbotene Abteilung zu erhalten. Jetzt war ihr Suchradius, was „den Schlüssel des Herzens“ und seine Verbindung zu Lucius anging, größer geworden. Als Harry im Gemeinschaftszimmer der Gryffindors ankam, war der Raum erstaunlicherweise leer. Es war ungewöhnlich, dass sich nach Unterrichtsschluss keine Schüler darin aufhielten, doch als er aus dem nächsten Turmfenster sah, entdeckte er einen wunderschönen, leuchtenden Herbsttag. Seine Kameraden wollten wohl die letzten intensiven Sonnenstrahlen vor dem kommenden Winter genießen, was er verstehen konnte. Gerne hätte er sich jetzt sorglos neben sie auf die Wiese gesetzt, sich über den neuesten Schulklatsch unterhalten und einfach die Sonne genossen. Doch Harry hatte andere Dinge im Kopf. Er sprang die Treppe zu seinem Schlafsaal hoch und schälte sich bereits aus seinen Klamotten, als er den Brief auf seinem Bett entdeckte. Sofort erkannte er Dracos feine Handschrift auf dem Umschlag. Er war sogar mit einem Siegel versehen, das Harry noch nie zuvor bei einem von Dracos Briefen gesehen hatte. In das rote Wachs war ein Pfau gestanzt. Irritiert und neugierig zugleich, öffnete er den ungewöhnlich dicken Brief. Zum Vorschein kamen Fotos, über deren Motiv Harry errötete, obwohl es ihn selbst zeigte. Seine Gedanken tanzten. Warum schickte Draco ihm die Erpresserfotos zurück? Erst jetzt faltete er den dazugehörigen Brief auf. » „Egal, welche Entscheidung du heute noch fällst – du sollst wissen, dass du mir nichts mehr schuldest. Ich garantiere dir, dass es keine weiteren Abzüge mehr gibt. Sie gehören dir, mach damit, was du willst.“ « Harry blinzelte im gleichen Takt wie seine Hand, die sich auf den Fotos obszön bewegte. Sein Mund war plötzlich trocken. Wie sollte er Dracos Verhalten deuten? Versuchte Draco, ihn mit den Fotos davon zu überzeugen, dass er… nun ja… gut war? Oder wollte Draco ihm sagen, dass die ganze Angelegenheit für ihn abgeschlossen und erledigt war, wenn Harry ihm nicht verzieh? War es ein neuerlicher Manipulationsversuch? Harry ließ seine Hände sinken, der Brief fiel zu den Fotos aufs Bett. Seine Beine knickten ein, er setzte sich. Wie erstarrt blickte er ins Leere. Erst als er Schritte auf der Treppe hörte, kam er wieder zu sich. Er nahm sämtliche Fotos in die Hand und flüsterte: „Incendio“. Als die letzten Ascheflocken noch in der Luft schwebten, wurde die Tür aufgerissen, Dean und Seamus kamen lachend hereingestürmt. Armselig rang er sich ein Lächeln ab, doch es war zu spät, Dean und Seamus sahen, dass Harry betrübt war. „Harry, was ist los?“, fragte Dean, der sich neben ihn aufs Bett setzte. „Nichts“, winkte Harry ab. „Sicher?“ „Hast du Liebeskummer?“, warf Seamus ein, der sich ans Fensterbrett lehnte und Harry intensiv ansah. „Wie kommst du darauf?“ Harry bemühte sich, ganz verblüfft zu klingen, doch es half nichts. „Alter, du benimmst dich schon das ganze Schuljahr so komisch. Du hast ständig diese Auf und Abs von himmelhochjauchzend bis zu sterbensbetrübt. Mir fällt nichts ein, was diese Symptome auslöst, außer einem unglücklichen Techtelmechtel. Dir, Dean?“ „Nö“, antworte Dean und fuhr an Harry gewandt fort: „Wenn du reden magst, sag einfach Bescheid. Seamus und ich kennen uns zwar nur mit Jungs aus, aber wenn wir dir Tipps und Ratschläge geben sollen, sind wir für dich da.“ In Harrys Kopf leuchte ein Licht auf! Wieso war er nicht vorher auf die Idee gekommen, sich an Dean und Seamus zu wenden? Sie brauchten ja nicht wissen, dass es um Draco ging, aber niemand, den er kannte, wusste, wie Männer in Beziehungen tickten. Klar, Ron und Zabini hatten etwas miteinander laufen, aber das war noch frischer, als es Harrys Beziehung zu Draco war. „Ich glaube, ihr könnt mir wirklich helfen“, sagte Harry und schaute Dean an. „Ich hab keine Ahnung, was ich machen soll. Ich habe… Also, ich habe tatsächlich jemanden.“ Dean und Seamus warfen sich bestätigende Blicke zu. „Es lief alles soweit okay, aber jetzt hab ich erfahren, dass da noch der Ex ist und ich ähm… bin mir nicht sicher, wie viel Ex der Ex-Freund tatsächlich ist.“ „Was hat sie dazu gesagt? Du hast sie doch gefragt, oder?“ „Ja, habe ich, aber… äh… sie weigert sich, etwas dazu zu sagen. Sie ist der Ansicht, ich soll ihr einfach vertrauen.“ „Und das kannst du nicht?“ „Ich will, aber da ist noch mehr, was passiert ist. Ungereimtheiten, auf die ich keine Antworten bekomme. Sie… Ich weiß einfach nicht, woran ich bin.“ „Warum machst du nicht Schluss?“ „Irgendwie habe ich das und irgendwie auch nicht. Ich weiß, dass es besser wäre, aber ich komm einfach nicht von ihr los.“ „Liebst du sie, Harry?“ Nun war es an Harry, von Dean zu Seamus zu schauen. „Ich glaube, ja.“ „Wo liegt dann das Problem? Wenn du sie wirklich liebst, dann vertraue ihr. Klar, wenn sie dich betrügt, dann wirst du verletzt. Du wirst leiden, aber meinst du nicht, du wirst noch mehr leiden ohne sie? Bevor Seamus und ich zueinander gefunden haben, habe ich auch gegen meine Gefühle gekämpft. Ein Junge, mein bester Freund. Ich wollte nicht schwul sein. Eine Zeit lang hab ich echt versucht, mich nicht mehr mit ihm zu treffen, aber für mich war es schlimmer, ihn nicht zu sehen, als in seiner Nähe zu sein und ihn mit unerwiderten Gefühlen anzuhimmeln. Ich hatte Glück“, sagte Dean und lächelte Seamus an „Irgendwann hat sich Seamus getraut, mich zu küssen und von da an war alles einfach. Vielleicht, Harry, hast du dieses Glück ja auch. Ich wünsche es dir.“ „Wir wünschen es dir beide, Harry. Aber Dean hat Recht. Du kannst in der Liebe nur gewinnen, wenn du etwas wagst. Rede mit ihr, sieh ihr ins Gesicht und suche nach Anzeichen, dass sie dich belügt. Findest du nichts, dann pack 'ne ordentliche Portion Gryffindormut auf die Schippe und krall sie dir.“ „Danke.“ Was sollte Harry auch sonst sagen? Er war den beiden für ihren Rat dankbar, auch wenn seine Probleme über den normalen Beziehungsstress weit hinausgingen. „Was willst du jetzt machen?“, wollte Seamus wissen. „Ich gehe heute Nacht zum vereinbarten Treffpunkt und rede mit ihr.“ „Gut, vielleicht tut euch ein ausführliches Gespräch wirklich gut. Und wenn du merkst, dass sie lügt, dann dreh dich einfach um und geh. Es wird dir das Herz zerreißen, aber wir und Ron und Hermine flicken dich dann wieder zusammen.“ Harry musste grinsen. Er hatte wahrhaftige Freunde. „Ihr seid super!“ „Danke, das wissen wir auch“, grinste Seamus schief zurück. „Ach und nur für den Fall der Fälle, dass du dann genug von Mädchen hast – du darfst gerne auf unser Ufer wechseln. Dean und ich hätten gegen Zuwachs nichts einzuwenden.“ „Falls du also gerne einmal einen Mann küssen willst, ich stelle mich zur Verfügung“, scherzte Dean, der auch prompt von Seamus auf die Schulter geboxt wurde. Harry, der bereits aufgestanden war und sich Richtung Bad durch geschlängelt hatte, sah auf. „Woher wollt ihr nicht wissen, ob ich das nicht schon getan habe?“ „Bitte?“, riefen beide verdattert auf. „Wer weiß“, zuckte Harry unverbindlich mit den Schultern. „Warte mal, das musst du uns genauer erzählen!“ Doch Harry reagierte nicht mehr und schlug die Badezimmertür hinter sich zu. Er wollte seinen Körper auf Hochglanz poliert haben, wenn er sich um Mitternacht Draco stellte. Die Entscheidung hatten Dean und Seamus ihm zwar nicht abgenommen, doch durch das Gespräch war ihm leichter ums Herz geworden. oooOOOooo Nachdem Ron, Hermine und er zu Abend gegessen hatten, waren sie gemeinsam über die Ländereien von Hogwarts spaziert. Sie wollten sich nicht in Sichtweite des Schlosses hinsetzen, wo sie möglicherweise belauscht oder von unerwünschten Personen beobachtet wurden. Diese Zeit bis zur Nachtruhe hatten sie genutzt, um einen Schlachtplan zu erarbeiten. Hermine hatte jedem von ihnen in den Kalender zwischen Unterrichtsstunden und Zeit für die Hausaufgaben, sowie Quidditchtraining noch farblich Zeitfelder markiert, wo sie in die Bibliothek gehen konnten und nach „dem Schlüssel des Herzens“ und diversen Verbindungszaubern suchen konnten. Hermine hatte sogar daran gedacht, Harrys Straftermine bei Snape einzuplanen. Leider war Harry beim ersten Blick schon aufgefallen, dass sein Kalender ziemlich voll war und er gar nicht die Möglichkeit hatte, viel in der Bibliothek zu suchen. Da Ron seine Strafarbeit bereits abgeleistet hatte, war sein Kalender wesentlich übersichtlicher. Bei Hermine hingegen, die mehr Schulfächer wie jeder andere hatte, sah es auch nicht so rosig aus. Doch wenn sie mit System vorgingen, konnten sie die wenige Zeit sinnvoll nutzen. Auch hier war Harry von Hermine nicht enttäuscht worden. Sie hatte eine Liste mit Buchtiteln erstellt, die ihr sehr vielversprechend erschienen. Die ersten zehn Bände hatte sie auch bereits bei Madam Pince ausgeliehen. Im Moment standen sie nur wenige hundert Meter von Hagrids Hütte entfernt und überlegten, ob sie sich bei Hagrid mit einer Tasse heißem Honigbier oder Tee aufwärmen sollten, bevor sie ins Schloss zurückgingen. „Wie spät ist es denn?“, fragte Hermine und schon kramte Ron in seiner Hosentasche noch der alten Armbanduhr, die kein Band mehr hatte und Ron von Percy vererbt bekommen hatte. „Fast 22 Uhr.“ „Dann sollten wir lieber zurück ins Schloss. Nicht, dass wir uns noch Ärger mit Filch einhandeln. Weiteres Nachsitzen würde den ganzen Zeitplan durcheinander bringen.“ Bedauernd sahen sie zu Hagrids Hütte zurück. Das Licht, welches aus den Fenstern schien, wirkte so warm und einladend. Der Kamin dampfte schon und Hagrid stand am Herd und brutzelte Fleisch. Der Duft von knusprigen Steaks wehte sacht zu ihnen hinüber und weder Ron noch Harry hätten zu einem zweiten Abendessen Nein gesagt. Aber wie immer hatte Hermine mit ihrer Bemerkung Recht, also liefen sie tatsächlich zurück. Harry war kalt und erst, als er die ersten Treppen zum Gryffindorturm genommen hatte, wurde ihm bewusst, dass es eine innerliche Kälte war. Schon jetzt war er nervös, wie sein Treffen mit Draco laufen würde. Kurz hatte er es bei Ron und Hermine angesprochen, doch mehr, als dass er heute Nacht hingehen würde, hatte er nicht gesagt. Hermine hatte er hoch und heilig versprochen, extrem vorsichtig bei seiner Nachtwanderung zu sein. Er würde seinen Tarnumhang und die Karte der Rumtreiber mitnehmen. Weitere Strafarbeiten konnte er sich keinesfalls leisten. Beide hatten ihm gesagt, dass sie hinter seiner Entscheidung stehen würden. Egal, was für eine Entscheidung es wäre. Sollte er Draco wählen, so würden sie seinem Urteil vertrauen und sollte er sich dagegen entscheiden, wäre alles wie gehabt. Nur wie Ron mit Blaise umgehen würde, war in diesem Fall noch unklar. Ja, Harry war aufgeregt, doch mittlerweile konnte er eine Tendenz seiner Wahl spüren. Das Gespräch mit Dean und Seamus hatte sein Herz leichter werden lassen, wenngleich es seine Entscheidung keineswegs vereinfachte. Doch Harry war vorbereitet. Sein Körper war sauber und auf Hochglanz getrimmt was ihm merkwürdigerweise auch sein Inneres geordneter fühlen ließ. Er hatte den Rückhalt seiner Freunde eingeholt, die ihn in jedem Fall unterstützen würden. Was konnte ihm also noch groß passieren? Für und Wider hielten sich in der Waagschale. Es lag an Draco, wohin das entscheidende Korn fallen würde. Die letzten zwei Stunden bis zum Treffen verliefen für Harry ereignislos. Mit Ron hatte er noch ein paar Runden Snape Explodiert und eine recht deprimierende Partie Zauberschach gespielt, bevor er hoch ins Zimmer gegangen war und sich mit dem Tarnumhang unterm Arm aus dem Gryffindorturm geschlichen hatte. Selbst den Astronomieturm hatte er problemlos erreicht. Fast war es ihm schon zu leicht erschienen, aber darüber machte er sich keine weiteren Gedanken, denn die Herausforderung lag in Draco. Sein Herz raste, als er die Tür durchschritt. In der Mitte des Raums brannte eine einsame Kerze, deren Schein lediglich die zwei Sitzkissen daneben beleuchtete. Zu Harrys Erstaunen saß Draco bereits dort. Lässig, den Tarnumhang neben sich liegend und ganz in schwarz gekleidet, saß er da und starte in seine Richtung. Fast kam Harrys Herz bei diesem Anblick ins Stolpern. Nachdem er vorsichtig die Tür geschlossen hatte, löste auch er die Schnüre seines eigenen Tarnumhangs. Kaum merklich glomm ein Licht in Dracos Augen auf – die einzige Reaktion auf Harrys Erscheinen. Mit schweren Schritten ging er auf Draco zu, doch selbst, als er sich aufs zweite Sitzkissen niedergelassen hatte, rührte Draco sich nicht. Er betrachtete Harry einfach weiter und wartete, bis Harry sich gänzlich unwohl fühlte. „Ähm… hier bin ich“, stammelte Harry nach ein paar Minuten und endlich bewegte sich Draco. „Das sehe ich.“ Harry schluckte. „Du willst es mir nicht leichter machen, oder?“ „Nein, tatsächlich nicht. Die letzten Tage hast du mir auch nicht gerade mit deinem Liebreiz versüßt.“ Nun, zumindest hatte Harry den Anstand, bei diesen Worten zu erröten. Unruhig nestelte er am Saum seines T-Shirts und schaffte es kaum, Draco anzusehen. „Du hast mich verletzt!“ „Du mich auch!“ „Aber du hast was mit Blaise!“ „Und ich sagte dir, dass du dich irrst, dass das mit Blaise vorbei ist und ich nur noch dich will!“ „Ich kann dir aber nicht vertrauen!“ „Nein, du möchtest mir nicht vertrauen, weil du Angst hast, verletzt zu werden. Wo ist denn dein Gryffindormut? Dein unerschütterlicher Glaube, dass alles gut wird?“ „Vielleicht ist er genau dort, wo Voldemort ihn haben wollte? Ist das dein Auftrag? Dass du mich mit…“ und Harry fehlten tatsächlich die Worte, um die Beziehung zwischen Draco und ihm zu beschreiben. „… diesem…. Beziehungskrams durcheinander bringen sollst? Will er mich so vom Wesentlichen ablenken und mich schwächen?“ Draco, der bei der Nennung von Voldemorts Namen zusammengezuckt war, starrte ihn finster an, eine schwere Entscheidung abwägend. „Du möchtest wissen, was mein Auftrag vom Dunklen Lord war? Fein! Ich sag es dir.“ Er beugte sich vor, bis Harry es ihm gleichtat und dann viel leiser, als jedes Wort, welches bisher gesprochen wurde, sagte er: „Du hast richtig geraten. Voldemort wollte, dass ich dich verführe. Dass ich dich umgarne und mit dir ins Bett steige. Das mit den Fotos war reiner Zufall, ich konnte ja nicht ahnen, dass du… dir einen runterholen würdest, aber ich bin Slytherin genug, um eine Chance wahrzunehmen, wenn ich sie sehe. Was ich aber nicht weiß, ist, woher der Dunkle Lord wusste, dass du auf meine Avancen eingehen würdest und was er damit überhaupt bezwecken wollte. Ich wüsste wirklich keinen, absolut keinen Grund, weshalb es für Seine Lordschaft relevant sein sollte, mit wem du schläfst oder nicht.“ „Ist das alles?“ „Alles, was ich weiß. Natürlich gehöre ich auch nicht zu den engsten Vertrauten des Dunklen Lords und selbst meinem Vater, der von Anfang an dagegen war, dass ich diesen Auftrag entgegen nahm, ist nichts Näheres bekannt.“ „Warum hast du Blaise den Job nicht machen lassen? Warum du, Draco?“ Nun war es an Draco, gänzlich untypisch zu erröten. „Weil du mich schon immer angezogen hast. Ich wollte dein Freund sein von dem Tag an, als ich dich bei Madam Malkins getroffen habe. Obwohl ich da noch nicht wusste, dass du der große Harry Potter bist und selbst dann… Du warst es, der meine Hand abgeschlagen hat.“ „Ich dachte, wir hassen uns! Wir haben uns die letzten Jahre beschimpft, verflucht und geprügelt. Was ist passiert, dass wir jetzt hier sitzen und reden? Letztes Jahr wolltest du mich noch umbringen!“ „Ich… ich habe verkannt, was für eine Anziehung du auf mich ausübst. Am Anfang war es ein Spiel für mich. Die Fotos gaben mir ein Druckmittel, ich konnte dich demütigen und ich wollte dich wirklich erniedrigen. Für alles, was du mir angetan hast. Dafür, dass ich immer den Kürzeren in deiner Nähe zog. Dafür, dass du Wesley mir vorgezogen hast. Dafür, dass ich nicht begriff, weshalb ich immer wieder den Kontakt zu dir suchen musste. Aber je öfter wir uns getroffen haben, je mehr dein Widerstand geschmolzen ist, umso mehr bin ich dir verfallen. Der Dunkle Lord konnte nicht einkalkulieren, dass ich mich… dass wir uns so… Er hat kein Herz, verstehst du?“ Harry glaubte tatsächlich, zu verstehen, denn sein Herz hatte sich gerade entschieden. Was Draco gesagt hatte, schien so offen und ehrlich zu sein, dass sämtliche Bedenken in die hintersten Schubladen seines Verstandes geschoben wurden. Dem erwartungsvollen Blick Dracos begegnend, konnte er nur noch eines machen – er beugte sich wenige Zentimeter vor und küsste Draco. Ein erstauntes Keuchen war seine Belohnung. Irgendwie gelang es ihm, ohne den Kuss zu unterbrechen, das kleine Tischchen, auf dem die Kerze stand, zu umrunden und sich auf Dracos Schoß zu setzen. Sie verloren das Gleichgewicht, glitten vom Sitzkissen und lagen auf dem Boden, Harry auf Draco ausgestreckt. Sie küssten sich, immer und immer wieder. „Ich will dich so sehr!“, stöhnte Draco und Harry konnte das Ausmaß von Dracos Begierde hart und fest an seinem Oberschenkel pochen fühlen. Hitze breite sich in seinem Körper aus, denn er wollte Draco auch. Er wollte ihn schon so lange und bisher hatten sie sich noch nie vollständig einander hingegeben. Wie sehr würde er es genießen, wenn Draco den Akt endlich vollziehen würde. Dass Draco ihm Lust bereiten konnte, wusste er bereits, aber wie weit ihn die Lust tragen würde, noch nicht. „Ich will dich auch, aber dein Vater…“ „Vergiss ihn! Er hat schon so viel gesehen, da kommt es auf das bisschen auch nicht mehr an.“ Draco wälzte sich mit Harry herum. Seine Zunge erforschte Harry, bis diesem ganz schwindlig wurde. Ungehindert hatten Dracos Hände Harrys T-Shirt hochgeschoben, wo er die nun freigelegten Nippel mit geschicktem Lecken und Saugen verwöhnte. Harry war unglaublich erregt. Es gefiel ihm so gut, doch der Gedanke an Lucius schwebte noch immer vor ihm her. „Draco, bitte…“ „Alles, was du willst.“ „Dein Vater – wir müssen aufhören.“ „Außer das.“ Scheinbar war Draco unwillig, der nervtötenden Verbindung zwischen Harry und seinem Vater Respekt zu zollen. Seine kundigen Hände waren bereits beim Bund von Harrys Jeans angelangt. „Nicht!“, stoppte Harry ihn jetzt abrupt. Gegen die lusttrunkenen Schleier in seinem Kopf ankämpfend sagte er: „Wir… Lass uns erst zusehen, dass Snape die Verbindung löst, dann… dann können wir es tun.“ Frustriert schnaubte Draco auf: „Du treibst mich in den Wahnsinn!“ Doch er blieb regungslos auf Harry liegen, bis seine Erregung aufhörte zu schmerzen. „Wenn die Verbindung gelöst ist, dann wirst du auf jeden Fall mit mir schlafen?“ „Ja“, lächelte Harry. „Gut, dann steh auf. Ich muss morgen sehr früh in die Bibliothek.“ „Bitte?“ „Na, was glaubst du denn? Ich will mit dir ins Bett, da hab ich keine Zeit zu verlieren.“ „Übertreibst du jetzt nicht ein bisschen?“ „Übertreiben? Na, hör mal, du hast gerade beschlossen, mit mir zu gehen und dich bereit erklärt, mit mir zu schlafen! Ich bin verdammt scharf auf dich und möchte nicht erst warten, bis mein Vater in 30 Jahren eines natürlichen Todes stirbt, um dich zu vernaschen.“ Jetzt musste Harry so richtig lachen. Diese Nacht war für ihn ein voller Erfolg gewesen. Erst hatte er alles über Voldemorts Auftrag gesagt bekommen, dann hatte er sich mit Draco versöhnt und nun – zu seiner größten Überraschung – hatte er auch noch gelernt, wie sehr Draco ihn begehren musste. Ja, diese Nacht war sehr ergebnisreich gewesen. Fortsetzung folgt… Kapitel 27: Kapitel 27 ---------------------- Misstrauisch wurde Harry von seinen Freunden und Klassenkameraden begrüßt, als er an diesem Morgen in die große Halle kam. Auf seinem Gesicht, für jedermann sichtbar, war ein unverschämt breites Grinsen. Es war Harry sogar egal, dass Snape ihn unterwegs an die Strafarbeit am Abend erinnert hatte. Im Augenblick war er einfach nur gut drauf. Ron und Hermine hatten erst gar nicht nachgefragt, wie das Gespräch mit Draco verlaufen war. Das pure Strahlen auf Harrys Gesicht hatte ihnen mehr als genug gesagt. Doch obwohl Harry wie ein Niffler im Goldrausch grinste, war er in Gedanken anwesend und voller Tatendrang. Schon vor dem Frühstück, bevor Ron auch nur aufgewacht war, war Harry in der Bibliothek gewesen, um weitere fünf viel versprechende Bücher auszuleihen. Gerade lass er laut aus einem davon vor: „Verbindungszauber sind, wie jeder weiß, Zauber die oft mit Herzenszaubern einhergehen. So war es im Jahr 1733, dass Isolde von Dummingen bei dem Versuch einen Liebeszauber auf den Gutsverwalter des benachbarten Landsitzes, einem Muggel, versehentlich eine Verbindung zu dessen altersschwacher Großmutter aufbaute, welche dem Muggel sehr nahe gestanden hatte. Da die Großmutter zunehmend an einer altersbedingten Form der geistigen Umnachtung litt, dauerte es nur wenige Tage, bis auch bei Isolde von Dummingen erste Anzeichen einer Beeinträchtigung ihrer kognitiven Fähigkeiten festzustellen waren. Selbst als die Verbindung nach einigen Wochen durch den lang erwarteten Tod der kränklichen, alten Dame gelöst wurde, wurde Isolde von Dummingen nach Auskunft ihrer Verwandten nie wieder dieselbe. So konnte sie sich z.B. nie wieder daran erinnern, dass besagter Muggel Opfer ihrer Begierde werden sollte. Bis zu ihrem Tod, hielt sie den jungen Mann für ihren Neffen, was zu einigen für alle Beteiligten höchst peinlichen Szenen geführt haben soll.“ Zufrieden schlug Harry das Buch zu. „Ich glaube, ich komme dem ganzen einen Schritt näher.“ „Warum?“, nuschelte Ron mit vollen Backen kauend. „Weil Isolde einen Knall hatte?“ „Dummkopf“, schalt Hermine, „Denk doch mal nach. Wenn Verbindungszauber meistens mit Herzenszaubern einhergehen, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass jemand Harry mit einem Liebeszauber belegen wollte, der gründlich schief gegangen ist.“ „Wer macht denn so was?“, fragte Ron, dem dabei das halbe Frühstück aus dem Mund fiel. „Zum Beispiel jemand, der den Auftrag von Voldemort hat, Harry zu verführen?“ „Du meinst Blaise oder Draco wollten mich mit so einem Zauber belegen?“, hakte Harry nach. „Das macht aber keinen Sinn, zumindest nicht bei Draco. Draco ist ganz begierig darauf die Verbindung zwischen seinem Vater und mir zu lösen. Ich denke, er hätte längst etwas gesagt, wenn er es gewesen wäre.“ „Und wenn er sich schämt? Ich meine, es könnte ja sein, dass ihm das unangenehm ist, jetzt da ihr auch ohne Zauber zusammengekommen seid.“ „Nee, dann hätte er es doch Snape gesagt, wenn schon nicht mir. Falls es einer von beiden war, dann war es Zabini.“ „Nein!“ Rons Stimme war fest und eisig, als er sprach. „Blaise hat damit nichts zu tun.“ „Woher willst du das wissen, Ron?“ Hermine sah ihn streng an. „Als er zur Zweitbesetzung für Voldemorts Plan wurde, da gab’s dich noch nicht in seinem Leben. Es könnte ja sein, dass Blaise seine Chancen in der Rivalität mit Draco erhöhen und Draco so einen Strich durch die Rechnung machen wollte.“ Obwohl Rons Augenbrauen sich gefährlich zusammenzogen schien er darüber nachzudenken. Wenige Denksekunden später sagte er: „Vielleicht. Aber ich glaube nicht, dass es Blaise war. Er ähm… er hat Talente. Ich glaub nicht, dass er es nötig hätte.“ „Ist das jetzt ein Lob für Zabini oder eine Beleidigung für mich?“ „Sorry Harry, aber Blaise kann wirklich sehr überzeugend sein, wenn er will.“ Oh, Harry wusste nur zu genau, was Ron damit meinte, bloß dass Zabini bei ihm niemals eine wirkliche Chance gehabt hatte. Draco war ihm einfach zuvor gekommen. Aber das würde er Ron niemals freiwillig verraten. „Gut, aber wer war es dann?“ „Es tut mir leid dich zu enttäuschen, Harry, doch es könnte jeder hier sein. Schau dich doch mal um!“ Harry tat wie ihm geheißen. „Dort hinten sitzt Romilda Vane, daneben dein heimlicher Fanclub und selbst wenn du dort hinten an den Slytherin-Tisch guckst, die kleine Brünette neben Millicent Bulstrode ist auch in dich verknallt.“ Zum ersten Mal überhaupt fielen Harry die vielen Mädchen, die in seine Richtung stierten, auf. „Wo kommen die plötzlich her?“ „Die waren schon immer da, du hast sie nur nie bemerkt. Ich meine damals, als du mit Cho zusammen warst, hatte die Ärmste einiges zu erleiden.“ „Was meinst du damit?“ „Cho ist von einigen Mädchen ziemlich in die Mangel genommen worden wegen dir. Das war schlimm für sie. Sie musste die Sache mit Cedric verarbeiten, ihre Gefühle zu dir, und sich dem Druck der anderen aussetzen.“ „Warum habe ich nichts davon mitbekommen?“ „Du hattest anderes im Kopf mit Umbridge im Nacken.“ Hermine machte eine kurze Atempause, dann fuhr sie belehrend fort: „Ich denke auch, als das Petzen von Marietta hinzukam, gab es Cho den Rest. Und sein wir mal ehrlich – gekämpft hast du nicht um Cho. Hast du… Ich meine… Könnte es sein, dass du schon damals angefangen hast, dich für Draco zu interessieren? Immerhin hat er dich auf Schritt und Tritt verfolgt.“ „Nein! Auf keinen Fall! Draco wollte mich letztes Jahr umbringen!“ „Das hat er gesagt, aber nicht versucht“, meinte Hermine spitzfindig. „Außerdem hast du dich trotzdem sehr mit Draco und seiner Familie beschäftigt.“ „Also… Nee, das kann nicht sein.“ Nur leider klang das selbst in Harrys Ohren keinesfalls überzeugend. „Gehen wir dieses Jahr eigentlich zum Halloween-Ball?“, fragte Ron, dessen Blick auf den durchsichtigen Schatten des betrübt wirkenden Sir Nicholas gefallen war. Die nächsten Minuten waren Harry und Hermine tatsächlich abgelenkt und gaben sich ganz der Planung für Halloween hin, von der sie hofften, dass der Fast-Kopflose-Nick sie auch hörte. Das Dilemma von Nicks Todestagsfeier sollte sich auf keinen Fall wiederholen. Erst als sie bereits auf dem Weg zu Verwandlungen waren, glichen sie nochmals ihre Planer ab und stellten fest, dass es Ron war, der heute eine Extraschicht in der Bibliothek machen sollte. Harry war abends zur Strafarbeit bei Professor Snape eingeteilt. oooOOOooo Das Einzige, was Harry an diesem Abend motivierte die Treppen zu Snapes Büro hinunter zu gehen, war die Tatsache, dass er Draco sehen würde. Snape wollte noch immer Draco in seiner Nähe wissen, wenn er versuchte die Verbindung zu lösen. Harry hoffte, dass die weiteren Tests nicht so katastrophal endeten, wie der letzte. Draco halb tot auf dem Boden liegen zu sehen, hatte ihn erschüttert. „Hi Harry.“ Harry sah auf, während Draco sich aus den Schatten schälte. „Hast du auf mich gewartet?“ „Ja. Ich wollte dich noch ein paar Minuten für mich alleine haben.“ Harrys Herz machte einen Hopser. „Und was fangen wir mit den Minuten an?“ „Wir reden.“ „Reden?“ Harry hatte an etwas ganz anderes gedacht. „Küssen und Laufen geht so schlecht gleichzeitig.“ Ertappt errötete Harry leicht. „Wir könnten es ja üben“, schäkerte er. „Und wenn uns jemand sieht? Es ist schon verdächtig genug, dass wir nebeneinander her laufen.“ „Denkst du, wir werden diese Slytherin-Gryffindor-Sache irgendwann regeln können?“ „Vielleicht. Aber ist es jetzt nicht erst mal wichtiger, dass wir uns um die aktuellen Probleme kümmern?“ „Warum bist du manchmal so schrecklich vernünftig?“ „Weil ich der Klügere von uns beiden bin. Der sprechende Hut wollte mich nicht umsonst nach Ravenclaw schicken.“ „Bitte? Er hat bei dir doch keine Sekunde gezögert!“ „Ja, aber es war nicht das erste Mal, dass der Hut auf meinem Kopf saß.“ Jetzt war Harry wirklich erstaunt. „Mein Vater hat mich ein paar Wochen vor meiner Einschulung zu einem Besuch bei Dumbledore mitgenommen und als mich die beiden kurz alleine gelassen haben, habe ich den Hut aufgesetzt.“ „Wow, das ist…“ „…unerwartet, ich weiß. Wenn ich ehrlich bin, war ich so schockiert, dass ich mir am Tag meiner Einschulung ununterbrochen gewünscht habe nach Slytherin zu kommen. Deswegen hat der Hut keine Sekunde gezögert mich dorthin zu schicken. Mein Vater hätte mich getötet, wenn-“ „Wegen was hätte ich dich getötet, mein Sohn?“ Erschrocken wirbelten Harry und Draco herum. Hinter ihnen stand Lucius und sah sie mit seinem üblichen arrogant-blasierten Blick an. „Wegen nichts, Vater. Wegen nichts.“ Draco lächelte, so als hätte er Harry nicht gerade ein Geheimnis verraten. Lucius skeptisch hochgezogene rechte Braue verriet nur zu deutlich, was er von Dracos Antwort hielt, jedoch behielt Lucius jeden weiteren Kommentar für sich. Schweigend gingen sie zu Snapes Büro, wo dieser auch schon auf Harry und die Malfoys wartete. „Lucius, Draco“, begrüßte Snape die Malfoys mit einem wollgesonnenen Nicken. Harry bekam lediglich ein: „Hinsetzen, Potter“ zu hören. Auch wenn ihm diese Unfreundlichkeit gegen den Strich ging, atmete Harry zwei Mal tief durch und setzte sich tatsächlich auf den gerichteten Stuhl. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, wie sich die Malfoys ebenfalls hinsetzten. „Nun da wir vollzählig sind, können wir ja gleich anfangen“, begann Snape. „Nach dem Fiasko mit Draco habe ich weitere Pergamente und Bücher studiert und bin auf einen Trank gestoßen, der – sofern er korrekt angewandt und wie erhofft wirkt – die Verbindung zumindest für ein paar Stunden aussetzen lassen sollte. Wegen der potenziellen Nebenwirkungen habe ich mich jedoch für den Test für eine abgeschwächte Form des Trankes entschieden.“ Harrys Herz pochte heftig. Schnell schaute er zu Draco hinüber, der seinen Blick ebenso hoffnungsvoll erwiderte. „Jedoch muss ich warnen, Potter.“ Snapes eisiger Blick richtete sich auf Harry. „Es kommt auf die korrekte Anwendung an. Sie dürfen sich keinesfalls davon verführen lassen, mehr von dem Trank zu nehmen, als ich Ihnen sage. Gleichfalls müsstest auch du, Lucius, von dem Trank zu dir nehmen. Aber um tatsächlich herausfinden zu können, ob die Verbindung tatsächlich unterbrochen wurde, müssten sich Harry und Draco in jene Situationen begeben, die die Visionen auslösen.“ „Aber…“, stammelte Harry und wurde einfach nur rot. Snape wusste nicht, in welcher Lage er und Draco sein mussten, er suchte mit den Augen Hilfe bei Draco, doch dieser konnte sich ein freches Grinsen nicht verkneifen. Ausgerechnet Lucius Malfoy griff nun ein: „Severus, meinst du nicht es gibt eine andere Möglichkeit, um die Wirkung des Trankes zu testen? Ich, möchte daran erinnern, dass die Art der Visionen doch einen erheblichen Peinlichkeitsgrad hatte.“ „Sofern ich weiß, war es ansonsten nur deine Verfolgung durch die Todessern, die weitere Visionen heraufbeschworen hat. Aber irgendwie bezweifle ich, dass du dich noch einmal in diese Todesgefahr begeben möchtest“, entgegnete Snape süffisant. „Professor“, meldete sich Harry zu Wort. „Dieser Trank, hat er auch Auswirkungen auf Draco?“ Mit Schaudern dachte Harry an den letzten Versuch zurück. „Nun, er sollte nicht. Jedoch, bei dieser merkwürdigen Kreuzwirkung, kann ich eine Gefährdung Dracos nicht zu 100% ausschließen. Ich würde daher empfehlen, dass der erste Versuch dieser Reihe in meiner unmittelbaren Nähe standfindet.“ „Sie wollen zusehen?“, keuchte Harry entsetzt. „Moment Severus, dass geht eindeutig zu weit“, mischte sich jetzt auch Draco ein. „Warum, Sohn? Wenn es deiner Gesundheit dient.“ Der Blick, den Draco seinem Vater bei diesem boshaften Kommentar zuwarf, war mörderisch. „Vater, bedenke doch die enorme Peinlichkeit, welcher wir dich dann mit aussetzen müssten“, lächelte Draco. Lucius Gesicht nahm einen ebenso mörderischen Ausdruck an. Ein Räuspern erfolgte und sämtliche Aufmerksamkeit wandte sich wieder Professor Snape zu, der das Verhalten aller Beteiligten sehr genau beobachtet hatte. Irgendwie bekam Harry immer deutlicher das Gefühl, dass Snape von der Liaison zwischen Draco und ihm wusste. „Wie wäre der Vorschlag zur Güte, dass Harry und Draco einfach im Nebenzimmer machen, was sie auch immer für die Visionen machen müssen, während Lucius und ich hier bleiben. Sollte dann etwas mit Draco passieren, so wäre ich immer noch in der Nähe.“ Obwohl Harry auch dies nicht behagte, stimmte er dem Vorschlag zu. Allerdings konnte er nicht verhindern, dass ihm ganz merkwürdig zumute wurde. Mit Draco in erotische Gefilde aufzubrechen, wo Malfoy Senior und Snape nur eine Türe weiter waren, fand er keineswegs besonders anregend. Als er zusammen mit Draco hinter eine bislang verborgene Tür geschoben wurde und in einem weiteren ungemütlichem Kerkerraum stand, fühlte er sich noch unbehaglicher. „Mr. Potter, hier ist der Zaubertrank, den Sie zu nehmen haben. Die Dosierung ist genau bemessen und für den ersten Test eher schwach ausgewählt. Sofern alles planmäßig läuft, müsste die Wirkung 10 Minuten anhalten.“ Snape, der mit Lucius gefolgt war, überreichte nun auch Lucius deinen dampfenden Becher. „Auf mein Kommando trinkt ihr den Trank möglichst gleichzeitig und schnell. Bereit?“ Lucius und Harry standen sich gegenüber und nickten sich gegenseitig zu. Snape zählte bis drei, dann tranken sie in großen Schlucken, den Trank aus, der irgendwie nach geronnener Milch mit dreckigen Socken schmeckte. Harry musste würgen und schlucken, damit ihm der zähflüssige Trank nicht wieder die Kehle hochkroch. Aus den tränenden Augenwinkeln konnte er erkennen, dass es Mr. Malfoy ähnlich erging. Nach einigen Minuten war der Kampf gewonnen. Harry richtete sich wieder auf. „Hättest du nicht einen besser schmeckenden Trank brauen können?“, keifte Lucius Snape an. „Wenn du so schimpfen kannst, geht es dir gut.“ Lucius brummelte etwas, das keiner verstehen konnte und hielt sich dann, noch immer etwas blass um die Nase, zurück. „Potter?“ „Mir geht es gut, glaub ich.“ „Draco?“ „Ich spüre keine Veränderung.“ „Gut, dann ziehen Lucius und ich uns wieder in mein Büro zurück. In 10 Minuten kommen wir nachsehen. Sollte natürlich vorher eine unvorhergesehene Reaktion erfolgen, holt ihr mich sofort.“ Als die Tür hinter den beiden Männern ins Schloss fiel, bemerkte Harry die eisige Kälte im Raum. Seine Augen schweiften umher und betrachteten das Séparée von Snapes Büro genau. Der Raum war dunkel, roch muffig und war ungepflegt. In einer Ecke stand eine alte Couch, deren Bezug seine besten Zeiten schon seit langem hinter sich hatte. Harry stellte sich vor, dass sich Snape während der einzelnen Unterrichtsstunden für eine Pause hierhin zurück zog. „Harry“, hauchte Draco, welcher sich dicht hinter ihn gestellt hatte. „Meinst du nicht, wir sollten sehen, ob die Wirkung des Trankes hält, was sie verspricht?“ „Doch“, murmelte Harry errötend. „Aber?“ „Ich hab nichts gesagt.“ „Aber du genierst dich, richtig? Mein Vater und Severus sind neben an, der Raum fremd und nicht gerade einladend und du bist so verdammt brav.“ Wenn möglich errötete Harry noch einen Ticken mehr. „Hey, das ist nicht schlimm. Versuch nur, dich auf mich zu konzentrieren. Sieh mir in die Augen, sag mir, dass du mich nicht küssen willst und alles ist gut. Dann probieren wir es morgen noch einmal. Aber das ist nicht was du möchtest, oder?“ Dracos Stimme war zu verlockendem Samt geworden. Harry hatte ihm tatsächlich tief in seine sturmgrauen Augen geblickt, doch kaum dass das Wort „küssen“ gefallen war, waren seine Augen zu Dracos sinnlichen Lippen geglitten. Er bemerkte, die körperliche Präsenz von Draco umso deutlicher und alles verschwamm um ihn herum. Da war kein Lucius, kein Snape und kein vergammeltes Zimmer mehr. In diesem Moment nahm er ausschließlich Draco wahr. Wie von alleine fanden ihre Münder zueinander, verschmolzen in einem innigen Kuss. Irgendwie, Harry hatte keine Ahnung wie, fand er sich auf der Couch wieder, Draco über ihn gebeugt. Harrys Hände hatten sich in Dracos Haar gekrallt, Dracos Finger tastenden sich unter sein T-Shirt. Mit den Fingerspitzen liebkoste Draco seine Brustwarzen sanft, bis er endlich Harrys Shirt hochschob und seine Finger, durch seine Lippen ersetzte. Wie von fern hörte Harry sich stöhnen. Er war erregt, in seinen Lenden breitete sich ein Brennen aus, dann riss ein hämmerndes Klopfen ihn aus seiner Trance. Blitzschnell brachten Draco und er sich wieder halbwegs in Ordnung, doch da stand Snape schon in der Tür, mit einem diabolischen Funkeln in den schwarzen Augen. „Mir scheint, der erste Test war erfolgreich. Lucius sagte, bei ihm wäre keine Vision aufgetreten. Bei Ihnen, Mr. Potter?“ „Nein“, sagte Harry mit belegter Stimme. „Nein, ich hatte auch keine Vision.“ „Gut, dann sind Sie und Draco für heute entlassen. Sollte Ihnen in den nächsten Stunden schlecht werden, dann gehen Sie umgehend in den Krankenflügel. Madam Pomfrey wurde entsprechend über mögliche Nachwirkungen von mir informiert.“ An Draco und seinem Vater gewandt, bat er die beiden noch kurz zu bleiben. Mit zitternden Knien verschwand Harry so schnell wie möglich. Er eilte die Treppen hinauf zum Gryffindorturm ohne sich umzusehen. Erst als er den Gemeinschaftsraum durchquert und im Schlafsaal angelangt war, traute er sich zu verschnaufen. Glücklicherweise hatte er den Raum für sich. Ohne es zu bemerken war er im Gemeinschaftsraum an Neville, Seamus und Dean vorbeigerannt, die genüsslich ihre neuesten Errungenschaften der Weasley Zwillinge testeten. Noch immer pulsierte sein Blut heiß von den Küssen und Liebkosungen Dracos. Scham flackerte darin, da er so schnell alles missachtet hatte, das in seiner Umgebung gewesen war. Wie schnell er Snape und Lucius verdrängt hatte, kaum dass Draco ihn zu verführen begann. Harry fühlte sich in diesem Augenblick fast ein bisschen liederlich. Mit Mühe gelang es ihm, seine Lust zu unterdrücken, da bemerkte er die Bücher, welche er am Morgen aus der Bibliothek geholt hatte. Ein kleines Buch mit goldenem Einband lag auf dem Stapel. Harry war sich sicher, dass er dieses Buch nicht mitgenommen hatte. Neugierig nahm er es in die Hand, drehte und wendete es. Er war sich immer sicherer, dass er dieses alte Buch noch nie gesehen hatte. Verwirrt lass er den Buchtitel: „Das Märchen über des Herzenfängers Herz.“ Noch neugieriger geworden machte er es sich auf seinem Bett bequem, schlug es ohne zu zögern auf und begann konzentriert zu lesen. Fortsetzung folgt… Kapitel 28: Kapitel 28 - Das Märchen über des Herzensfänger Herz ---------------------------------------------------------------- Tief in den dunklen Mooren lebte einst ein junger Zauberer. Sein Herz war, obwohl er erst so jung an Jahren war, bereits verbittert. Seine Verlobte, die ihm ewige Liebe geschworen und die er von Geburt an kannte, hatte ihn wenige Tage vor der Hochzeit verlassen. Aus Schmerz und Kränkung darüber, dass sie ihren Schwur gebrochen und einen Muggel geehelicht hatte, hatte der Zauberer seine sieben Sachen gepackt und sich aus der Gesellschaft zurückgezogen. Viele Jahre waren vergangen und mit jedem davon wurde Archibald, der Zauberer, immer eigenwilliger. Doch in seiner kleinen Hütte, fern von jeglichem menschlichen Leben, gleich ob magisch oder nicht, bemerkte davon niemand etwas. Selbst Archibald fiel nicht auf, wie sehr er sich veränderte. Der Groll über seine Liebste machte ihn ungewöhnlich kaltherzig, selbst die Tiere machten bald einen großen Bogen um sein Haus. Die wenigen Früchte in seinem Garten mussten keine Verwüstung und Plünderung durch Wildschweine und Rehe fürchten, kein Bowtruckle ließ sich in den Bäume um sein Anwesen nieder und seine Vorratskammern waren immer gut gefüllt, da keine Maus weit und breit sich herein traute. Sein verstaubter Dachboden war stets doxyfrei. Eines Tages jedoch, es tobte ein Sturm, der an den Türen seiner Hütte rüttelte, wurde Archibald von einem Hämmern aus dem Schlaf gerissen. Zuerst dachte er, dass der Wind Äste gegen die Hütte geschleudert hätte, aber als er bemerkte, dass es sich um ein Klopfen handelte, sprang er auf und öffnete die Tür. Davor stand eine wunderschöne Frau. Das Haar vom Sturm zerzaust, mit einem blutigen Kratzer auf der Wange. Archibald war zu erstaunt, als dass er hätte darauf reagieren können. Es war zu lange her, dass er eine Frau, dass er einen anderen Menschen gesehen hatte. Das elfenhafte Geschöpft mit dem langen, silbrig glänzenden Haar schob sich an ihm vorbei in seine triste, graue Hütte. Nass vom Regen tropfend, wie sie da stand und am ganzen Körper zitterte, regte sich zum ersten Mal seit seiner missglückten Verlobung etwas in seinem Herzen. Als die junge Frau – eine Hexe wie Archibald vermutete- ihren Mantel ausgezogen und zum Trocknen neben das just entflammte Feuer hing, kam Regung in ihn. Er wollte sie aus seinem Heim werfen, doch auf das Bitten und Betteln der Schönheit hin und dem Versprechen, dass sie am nächsten Morgen sofort gehen würde, ließ er sich darauf ein, dass sie über Nacht bleiben durfte. Hart wie Archibald geworden war, legte er sich wieder in sein Bett, während die junge Hexe, deren Zauberstab zerbrochen war, auf dem Boden vor dem Kamin schlafen musste. Am nächsten Tag, wurde er von dem Geruch gebratenen Specks und frischem Brot geweckt. Als er in seinen Wohnraum kam, sah er, dass die Hexe ihren Zauberstab mit einer Strähne ihres Haares repariert und damit ein Frühstück gezaubert hatte. Die Hexe, die sich nun mit dem Namen Melodie vorstellte, bedrängte ihn nicht und das gefiel Archibald sehr. Er erinnerte sie daran, dass sie nach dem Frühstück gehen wollte und ließ sie allein zurück, während er in den Mooren seinen eigenen Geschäften nachging. Am späten Abend, als er zurückkam war Melodie noch immer da. Als er sah, dass sie nun auch ein Abendessen bereitet, die Hütte geputzt und sein Bett frisch bezogen hatte, erlaubte er ihr, dass sie auch eine zweite Nacht vor seinem Kamin schlafen durfte. Wieder regte sich etwas tief in seinem Herzen. Er bemerkte es nicht, doch mit jeder Nacht, die Melodie von da an in seiner Hütte verbrachte und sich um seinen Haushalt kümmerte, wurde die Verbitterung in ihm kleiner. Nach einer Weile hörte er auf, sie daran zu erinnern, dass sie gehen wollte und murrte immer weniger, wenn sie sich in seine Angelegenheiten einmischte. Nach und nach wurde die Hütte gemütlicher, der Garten – zuvor karg und erbärmlich – blühte voller Kräuter, Gemüsen und Blumen. Und ehe sich Archibald versah, bemerkte er, dass er sich in Melodie verliebt hatte. Als er den Mut fasste, ihr von seinen Gefühlen zu erzählen – stets auf das Schlimmste gefasst – überraschte sie ihn, indem sie ihm sagte, dass sie ebenfalls so empfand. Fast hätte man damit meinen können, dass die Geschichte hier ein glückliches Ende nähme, aber nachdem Archibald und Melodie für ein Jahr zusammengelebt hatten, kam ein weiterer Besucher ins Moor. Ein junger Muggelprinz ritt auf seinem stolzen Ross in das Moor und hielt an Archibalds Hütte. Dreimal klopfte er laut an die Türe, ehe sie von Archibald geöffnet wurde. Misstrauisch betrachtete Archibald den feinen Zwirn des Prinzen und wollte ihn gerade verjagen, als Melodie vom Pilze sammeln heimkehrte. Sofort war klar, dass Melodie und der Prinz sich kannten. Da erfuhr Archibald, dass Melodie dem Prinzen von Geburt an versprochen war und aus Furcht darüber einen Unbekannten heiraten zu müssen, geflohen war. Doch nun, da der Prinz vor ihr stand, erkannte Sie, dass ihre Angst unbegründet gewesen war. Mehrere Stunden haderte Melodie mit sich, mit ihren Gefühlen und dem was sich gebot und je länger sie den Prinzen mit seinem königlichen Antlitz betrachtete, der so erleichtert war, seine schöne Verlobte heil und gesund wiedergefunden zu haben, um so stärker zog sie ihr Herz zu ihm hin. Nun erst erkannte sie, dass das was für Archibald zu fühlen glaubte, nicht die wahre Liebe gewesen war. So kam es, dass Melodie sich mit tiefstem Bedauern bei Archibald entschuldigte und mit dem Prinzen von dannen ritt. Die Verbitterung kehrte mit einem Schlag in Archibalds Herz zurück. Alles, was mit Melodies Auftauchen zu neuem Leben erwacht war, zerfiel. Das Gemüse verfaulte, der Staub legte sich erneut auf die Möbel und die Tiere kehrten in die Moore und Wälder zurück. Archibald wurde – sofern es möglich war – noch verbitterter und mit jedem Jahr, das von da an verging, böser. Viele Jahre waren ins Land gezogen, als sich erneut in einer stürmischen Nacht eine junge Frau in das Moor zu Archibalds Hütte verirrte. Auch ihre Schönheit, mit dem ebenholzfarbenem Haar und Augen so blau wie der Himmel an einem warmen Sommertag, ließ Archibald erweichen und ihr einen kargen Schlafplatz zu überlassen. Amalia wie die junge Hexe hieß, war von ebensolchem Liebreiz wie es Melodie gewesen war und so dauerte es nicht lange, da schlich sich in Archibalds Herz wieder etwas Wärme ein. Und während Amalia Monat für Monat bei Archibald blieb, wuchs in ihm der Verdacht, dass auch sie ihn nach Ablauf eines Jahres verlassen könnte. Aber dieses eine Mal wollte Archibald schlauer sein und schuf einen mächtigen Zauber, mit dem er Amalia belegte. Ahnungslos schlief sie, als er den Trank braute und die Worte sprach. Heu heu me corde, hoc est, quod obligat. Meus erat key sæcula. (deutsche Übersetzung: Wehe, wehe Herz zu mir hin, binde was mir gehört. Schlüssel sei mein, für alle Ewigkeit.) Amalia bemerkte nichts von alldem, doch jedes Mal von dieser Nacht an, wenn sie sich weiter von Archibalds Hütte entfernte, hatte sie das dringende Bedürfnis nach Hause zurückkehren zu müssen. Eines Tages jedoch kamen erneut Reiter in das Moor und fanden Amalia. Ihre Schönheit bezauberte die Reiter derart, dass sie sie auf eines ihrer Pferde hoben und mit ihr von dannen ritten, um ihrem König das zauberhafte Geschöpf zu bringen. Das Band, das zwischen Amalia und Archibald gewoben war, wurde immer enger und enger, je weiter die Reiter mit ihr davon ritten und obwohl Amalia flehte, ins Moor zurück kehren zu dürfen, hörte niemand auf ihr Klagen. So kam es, dass Amalia tot war, ehe sie des Königs Schloss erreichte. Archibald in seiner Hütte bemerkte dies dadurch, dass sein Herz einen merkwürdigen Schlag tat und sich für einen Moment schwach und dann wieder sehr stark fühlte. Als er das nächste Mal in seinen Spiegel blickte, stellte er fest, dass sein Haar nicht länger von grauen Strähnen durchzogen und die Falten in seinem Gesicht verschwunden waren. Das Leben Amalias hatte ihm seine Jugend zurückgegeben. Von da an ging Archibald wann immer er sich älter und gebrechlicher fühlte in die umliegenden Dörfer und Schlösser und suchte sich eine schöne Maid, deren Herz er mit seinem Zauber fangen konnte. Sobald er ihrer überdrüssig wurde, nahm er sie mit in weitentfernte Gebiete, wo er sie festband und in ihren Fesseln zurückließ, darauf wartend das der Tod die Maid fand und ihm erneute Jugend schenkte. Etliche Jahre vergingen so und Archibald sah Könige kommen und gehen. Immer lebte er alleine in seinem Moor, bis ihm nach der Gesellschaft einer Frau war oder ihm die Gebrechen des Alters zu sehr zusetzten. Die bösen Taten, die er begangen hatte, hatten sein Herz abgrundtief verkommen lassen. Keine der jungen Hexen und Muggelfrauen vermochte es mehr sein Herz zu berühren, gleich wie schön und liebreizend, wie fleißig und tugendhaft sie auch war. Wenige Tage, nachdem seine letzte Braut ihr Leben für ihn gelassen und ihn wieder mit Jugend beschenkt hatte, tobte ein großer Sturm. Der Wind peitschte um die Hütte, als es laut und beharrlich klopfte. Das dritte Mal in seinem Leben öffnete er die Tür seiner Hütte und eine junge Frau kam herein. Direkten Schrittes lief sie zum Kamin, wo sie mit Feuersteinen das Holz zum brennen brachte. Dann erst legte sie ihren schweren, nassen Mantel ab. Erst da sah Archibald wie wunderschön sie war. Ihr Haar so lang, das es fast den Boden berührte, war rot wie die untergehende Sonne. Ihr Augen so grün wie saftiges Moos. Die Wangen waren pfirsichzart gerötet und die Lippen so rot wie Kirschen. Auch, wenn er seine letzte Braut gerade erst begraben hatte, so wusste Archibald doch ganz genau, dass er dieses Geschöpf um sich haben wollte und so gestattete er ihr, in der Hütte zu übernachten. Solisa blieb viele, viele Tage bei Archibald, doch wurde Archibald das Gefühl nicht los, dass ihn die Muggelfrau bald verlassen wollte. Also ging er für ein paar Tage weg, um die Zutaten für seinen Zaubertrank zu sammeln. Er wusste, dass er Solisa niemals gehen lassen durfte. Ihre Jugend, ihre Schönheit würden ihn für lange Zeit zu erfreuen wissen und wie schon Melodie und Amalia zuvor hatte auch sie etwas ganz Besonderes an sich, dass etwas tief Vergraben in ihm berührte. Als er zurückkam war er erleichtert, dass Solisa noch immer in seiner Hütte weilte. Fast hatte er befürchtet, sie wäre gegangen, weshalb er sich besonders beeilt hatte, heimzukehren. Als Solisa an jenem Abend auf ihrer Schlafstatt lag und tief und fest schlief, braute Archibald den Trank wie so viele Male zuvor. Der Mond stand hoch am Himmel, als er seinen Zauberstab erhob und über den Dämpfen des Trankes die Worte Heu heu me corde, hoc est, quod obligat. Meus erat key sæcula sprach. Archibald spürte, wie das Band sich zwischen Solisa und ihm schmiedete und zum ersten Mal seit langer Zeit konnte er wieder beruhigt schlafen. Solisa würde ihn nicht mehr verlassen können. Nicht lange jedoch, nachdem er den Schlüssel zu Solisas Herz empfangen hatte, begann er merkwürdige Dinge zu träumen. Er robbte wie ein wildes Tier durch Wälder, über Wiesen und in Mooren. Er suchte etwas, das er nicht zu finden schien, doch gleichzeitig witterte er einen süßen blumenartigen Duft, den er immer weiter verfolgte. Einige Wochen ging dies so, bevor sich die Träume änderten. Plötzlich sah Archibald seine Hütte. Sah wir Solisa und er darin auf und ab gingen, sah wie seine Augen Solisa hungrig folgten, doch waren es nicht seine Augen. Ein Gefühl machte sich in ihm breit, gefunden zu haben, wonach er suchte. Archibald wurde unruhig, wenn er im Wachen an seine verstörenden Träume dachte, doch erzählte er Solisa nichts davon. Gleichwohl bemerkte sie, dass Archibald sich merkwürdiger als gewöhnlich verhielt. Seine Blicke suchten in der Ferne nach Augen. Selbst das leise Rascheln der Gräser verschreckte ihn. Als es sich nun begab, dass der Mond wieder eine volle Scheibe am Himmel ergab, sah Archibald wie die Augen in seine Hütte kamen. Hungrig und auf allen vieren kriechend, trat er durch die Tür, die Solisa offen gelassen hatte und lief direkt zum Kamin wo Solisa auf ihn wartete. Sie sah ihn auf eine Weise an, die Archibald noch nie auf ihrem stets sanften Gesicht gesehen hatte. Ihre Lippen waren zu einem harten Lächeln verzogen. Die Hände, die ihn am Kopf streichelten, waren kalt und vertraut zu gleich, fern von jeder Zärtlichkeit und in ihrer Hand hielt sie einen Zauberstab. „Es wurde Zeit“, sagte sie zu ihm und der glockenklare Klang ihrer Stimme war schneidig geworden. Solisa stand auf und führte ihn weiter zum Schlafzimmer und dann geschah für Archibald etwas Unglaubliches. Während er noch neben Solisa stand, sah er sich gleichzeitig in seinem Bett liegend schlafend. Sein Körper wand sich unruhig im Schlaf. Er sprang auf das Bett und da sah er sein Antlitz im Spiegel neben der Kommode. Er war ein Wolf! Der Schock riss ihn aus dem Schlaf und sofort bemerkte er die triefenden Lefzen des Wolfes über sich, doch es war zu spät. Der Wolf biss zu. Dies war das Ende von Archibald, dem verbitternden Zauberer. Just als er starb, geschahen viele Dinge auf einmal. Solisa, die bis dahin als Beobachterin in der Tür stehen geblieben war, fiel zu Boden. Das Herz in ihrer Brust hörte in der gleichen Sekunde auf zu schlagen wie das Herz Archibalds. Ihr Haar wurde grau, ihre Haut schlug Falten und verfiel in wenigen Sekunden zu Staub, so wie es auch mit dem Leichnam Archibalds geschah. Der Wolf auf dem Bett wand sich vor Schmerz und verwandelte sich schauderhaft. Seine Arme und Beine wurden länger, die Schnauze kürzer, das Fell löste sich von seiner Haut, sein jämmerliches Heulen verwandelte sich in einen markerschütternden Schrei. Ein Licht erstrahlte und als es verging lag auf dem Bett ein stattlicher Prinz. Mit noch schmerzenden Gliedern stand der Prinz auf und blickte sich um. Viele, viele lange Jahre war es her, dass er von der Hexe Solisa in einen Wolf verwandelt worden war. Er war jung und naiv gewesen zu glauben, dass diese schöne Frau ihn liebte und hatte ihr sein Herz geschenkt. Doch kurz bevor er Solisa zu seiner Gemahlin nehmen wollte, bemerkte er wie sie den noch jüngeren Höflingen Avancen machte. Im Streit um ihre Treue zeigte Solisa zum ersten Mal ihr wahres und böses Gesicht und verwandelte den Prinzen in einen Wolf, verdammt ihr auf ewig zu folgen. Erst danach erfuhr der Prinz, dass Solisa unter den Höflingen nur nach einem neuen Opfer gesucht hatte, denn je jünger der Mann war, dem sie das Herz mit einem Zauber raubte, um so länger hielt ihre eigene Schönheit und Jugend. Mit diesem Hintergrundwissen und mit dem, was er in Archibalds Gedanken hatte beobachten können, wenn dieser in seinem Kopf gewesen war, wusste der Prinz, dass es eine Wechselwirkung zwischen Solisas und Archibalds Magie gegeben hatte. Archibald und Solisa hatten einander ohne es zu wissen mit einem starken Liebeszauber belegt, mit Zaubern, bei denen erst der Tod ihrer Opfer die eigene Jugend wiederkehren ließ. Als der Prinz nun gehen wollte, bemerkte er, dass zwischen den verlassenen Kleidern Archibalds etwas glitzerte. Dort lag für jedes geraubte Herz ein goldener Schlüssel. Er wandte sich um und fand auch in der Kleidung Solisas Schlüssel. Seine Augen weiteten sich vor Grauen, als er sah wie viele Schlüssel er nun in Händen hielt. So viele Schlüssel für so viele Leben. Da raunte er: „Ihr seid jetzt alle frei.“ Ein sanftes, erleichtertes Klirren erklang und die Schlüssel zerfielen zu goldenem Staub. Von da an waren die gestohlenen Herzen wieder frei. Nachdem der Prinz die Hütte in Brand gesteckt hatte, machte er sich auf, in sein weit entferntes Heimatland zurückzukehren, wo seine Heimkehr mit einem rauschenden Fest gefeiert wurde, das mehrere Tage andauerte. Er fand eine liebreizende Frau, die ihm ihr Herz mit Freuden und ohne Hintergedanken schenkte. Gemeinsam lebten sie lange und glücklich, und keiner von ihnen erfuhr jemals, dass in dem dunklen Moor bei Vollmond zwei Schatten umher gingen, die zu flüstern schienen: „Komm und liebe mich. Schenk mir dein Herz.“ ENDE Kapitel 29: Kapitel 29 ---------------------- Das Licht des Tages war bereits der Nacht gewichen. Die Kerze neben dem Bett brannte einsam, als Harry endlich das Buch zuklappte. Seamus und Dean lagen bereits schlafend in ihren Betten. Harry hatte überhaupt nicht mitbekommen, dass die beiden das Zimmer betreten hatten. Ein Blick auf die alte Armbanduhr von Dudley, die Harry vor langer Zeit repariert hatte, zeigte ihm, dass es schon nach 23 Uhr war. Er wunderte sich wo Ron blieb, doch da ging auch schon die Türe auf und Ron trat mit Neville im Schlepptau ein. Leise, um Dean und Seamus nicht zu wecken, gingen sie zu Harry hinüber. „Wo wart ihr?“ „War in der Bibliothek mit Hermine und dort haben wir uns zufällig getroffen.“ „Ihr seid doch beide aus Zaubererfamilien, sagt einem von euch dieses Buch etwas?“ Das kleine, goldene Buch wanderte von Hand zu Hand und während Ron den Kopf schüttelte, sagte Neville: „Klar kenne ich das. Meine Großmutter hat es mir immer vorgelesen, als ich noch klein war.“ „Ich finde das Märchen etwas schwer zu verstehen, kannst du mir die Bedeutung erklären?“ „Worum geht’s in der Geschichte denn überhaupt?“, wollte Ron wissen. „Setzen wir uns, ich erklär es euch.“ Sie machten es sich schnell zu dritt auf Harrys Bett gemütlich und dann erzählte Neville Ron eine kurze Zusammenfassung der Geschichte. „Kein Wunder, dass ich das nicht kenne. Meine Mum hätte uns niemals so ein grusliges Märchen erzählt.“ „Meine Großmutter hatte da weniger Scheu. Sie meinte immer, ein Mann muss auf alles vorbereitet sein. Letztendlich hat das Märchen mehrere Moralen. Zum einen warnt die Geschichte davor, aus Liebeskummer bitter und böse zu werden. Und zum anderen warnt sie eindringlich vor Liebeszaubern. Egal wie sehr du von so einem Zauber profitierst, du weißt nie, wann du selbst zum Opfer wirst. Außerdem, denkt nur mal daran, was für Wechselwirkungen Liebeszauber haben können?“ Neville schauderte es. Man konnte ihm ansehen, dass er sich vor solchen ungewöhnlichen und gefährlichen Wirkungen fürchtete. Harry und Ron sahen sich eindringlich an. Sie dachten an das Gleiche. Wie es aussah, war Harry nicht nur mit einem, sondern gleich mit zwei Liebeszauber belegt worden. „Kann diese Beeinflussung auch passieren, wenn eine Person mit zwei Liebeszauber versehen wird?“ „Kann sein, kann aber auch sein, dass der letzte Zauber auf den Verursacher zurückprallt. Wie gesagt, Liebeszauber sind eine merkwürdige Sache“, zuckte Neville mit den Schultern. „Warum willst du das wissen?“ „Ach, das hat mich nur interessiert“, sagte Harry. Neville begnügte sich mit dieser Antwort, wünschte ihnen eine gute Nacht und verschwand nach einem kurzen Badezimmerbesuch hinter den Vorhängen seines Bettes. „Was meinst du Ron? Könnte es sein, dass Blaise und Draco…?“ „Ich weiß nicht, Hermine hat da wohl recht, es könnte jeder sein. Vielleicht galt der 2. Zauber gar nicht dir, sondern Draco? Was, wenn diese zwei Liebeszauber sich verkettet haben, weil ihr euch ineinander verliebt habt? Bevor du und Draco zueinander gefunden habt, hattest du doch keine Visionen, oder?“ Harry war verblüfft. So viel Scharfsinn hätte er von Ron, gerade in dieser Situation, nie erwartet. War er durch Blaise jetzt Experte in Liebesdingen geworden? „Du hast Recht“, seufzte Harry auf. „Es gibt zu viele Möglichkeiten, aber immerhin, bin ich mir ziemlich sicher, dass wir den Zauber gefunden haben, der Draco und Blaise aneinander bindet.“ „Wie das?“ „Überleg doch mal. Ein altes Zauberermärchen, das dunkel und finster ist, ohne richtiges Happy End. Ich kann mir gut vorstellen, dass es das Märchen im Haushalt der Malfoys gibt. Zwei kleine Jungen, die nur sich haben und deshalb oder aus irgendeiner Laune heraus den Zauber beschwören. Der Schlüssel zu Dracos Herz befindet sich in Blaise‘ Händen. Was, wenn es wörtlich zu nehmen ist, wenn Blaise den Zauber tatsächlich gesprochen hat und er den Schlüssel bei sich trägt, so wie Archibald die all seiner Opfer?“ „Dann müsste Blaise irgendwie den Schlüssel haben.“ „Ja, er wird ihn sicher verstauen. Vielleicht trägt er ihn immer bei sich.“ „Nein, dann hätte ich ihn längst bemerkt. Er wird ihn irgendwo in seinem Schlafsaal verstecken. Nur wie kommen wir dahin?“ Harry schwieg, sah Ron aber mit einem herausfordernden Blick an. „Nein! Harry, verlang nicht, dass ich mit Blaise in die Slytherinkerker gehe.“ „Warum nicht? Das würde nicht auffallen. Deine Beziehung zu Blaise ist doch sowieso in der der ganzen Schule bekannt.“ „Ja, aber weißt du… Weißt du was Blaise, dann mit mir machen wird?“ Ron wurde knallrot. „Wir haben schon einiges… aber… noch nicht bis zum Schluss. Verstehst du? Blaise wartet nur darauf und wenn ich ihn nach den Kerkern frage, dann wird er es so verstehen, dass ich endlich bereit bin.“ „Und du willst noch nicht?“, wollte Harry wissen, nur um dann aus dem Zusammenhang gerissen noch zu ergänzen: „Warum ausgerechnet die Kerker? Wäre der Raum der Wünsche für euer erstes Mal nicht geeigneter? Da seid ihr ungestörter.“ „Oh“, hauchte Ron, „Ich glaube du hast Recht.“ Anzeichen der Erleichterung waren bei Ron zu sehen, bevor er auf Harrys erste Frage antworte. „Ich… ich bin mir nicht sicher, es ist ja doch anders als mit einem Mädchen.“ „Hattest du mal ein Mädchen?“, fragte Harry, den eine bejahende Antwort stark verwundert hätte. „Nein“, sagte Ron, dessen Miene sich verfinsterte. „Aber ich weiß, was man mit Mädchen so macht. Es ist nochmal ein Unterschied, ob man sich selbst in der Rolle eines Mädchens wieder findet. Wie ist das bei dir und Draco? Ist Draco nicht auch der Dominantere?“ Nun war es an Harry rot zu werden. „Wir“, er räusperte sich, „können ja nicht, wegen dem Fluch und so. Aber ich glaube, dass ich dafür bereit wäre. Ich fühle mich nicht wie ein Mädchen, wenn Draco mir nahe kommt. Es… es fühlt sich einfach toll an, wenn er mich berührt. Ich lasse mich dann einfach fallen.“ „Dann hast du es gut. Mir gefällt alles, was Blaise mit mir macht, wenn ich aber daran denke, dass er… dass er in mich eindringen möchte, wird mir ganz komisch zumute.“ „Weiß Blaise das?“, fragte Harry und Ron spielte plötzlich verlegen mit dem Saum seines Pullovers. „Ron?“ „Nein, ich hab mich nicht getraut es ihm zu sagen“, nuschelte der Rotschopf. „Sag es ihm doch, vielleicht zerbrichst du dir unnötig den Kopf. Wenn Blaise dich wirklich mag, dann wird er es verstehen und in die Slytherinkerker kommen wir auch mit Hilfe des Tarnumhanges.“ „Dir ist aber schon klar, dass da nur noch einer von uns drunter passt, oder?“ „Ja, aber ist in Ordnung. Ich nehme einfach die Karte des Rumtreibers mit.“ „Und was machst du, wenn du erwischt wirst?“ „Dann behaupte ich einfach, dass ich mit Blaise reden wollte, wegen dir.“ „Also ob die dir das durchgehen lassen würden.“ „Eine bessere Idee?“ „Ich gehe.“ „Du? Aber du wolltest doch nicht wegen Blaise“, meinte Harry. „Stimmt, aber wenn ich jetzt erwischt werde, weiß ich ja was ich zu Blaise sagen kann“, grinste Ron. „Man, ich wäre nie auf die Idee mit dem Raum der Wünsche gekommen. Außerdem kenn ich Blaise Sachen besser. Wenn einer die Schlüssel findet, dann ich.“ „Einverstanden“, nickte Harry. „Ich werde dann mal schlafen gehen. Es ist schon spät. Wir können uns ja morgen mit Hermine überlegen, wann der beste Zeitpunkt für mich ist zu gehen.“ „Alles klar.“ Harry sah zu, wie Ron in sein eigenes Bett kroch. Er selbst war zwar auch müde, doch in seinem Kopf irrten zu viele Gedanken herum, als dass er hätte einschlafen können. Stattdessen dachte er daran, wie man den Zauber, der Draco und Blaise miteinander verband, lösen konnte. Im Märchen waren alle Opfer tot gewesen, da ihnen die Herzen geraubt worden waren. Bei Draco war dies aber nicht der Fall. Blaise war es ja auch nicht darum gegangen, jung und schön zu werden. Bei den beiden Slytherins war es ein Zauber aus der Einsamkeit gewesen. Ein Schwur für immer zusammen zu bleiben. Harry fragte sich, ob Draco auch heute noch hoffte, Blaise für immer an seiner Seite zu haben. Ihre Freundschaft währte schon so viele Jahre. Seine Bindung an Harry gerade einmal ein paar Monate. Die Zeiten, in denen sie sich gehasst hatten, zählte Harry einfach nicht dazu. Wenn sie sich früher nur näher betrachtet hätten, wäre vielleicht vieles anders gekommen. oooOOOooo Harry, Ron und Hermine gingen geraden die Treppen zur großen Halle hinunter, als ihnen ein Drittklässler aus Ravenclaw entgegen lief. „Potter?“ „Ja?“ „Den Brief soll ich dir von Professor Snape geben.“ Stirnrunzelnd öffnete Harry den Brief. Hermine, die schon auf den Weg vom Gryffindorturm hinunter über „Das Märchen des Herzensfängers Herz“ informiert worden war, schielte neugierig über Harrys Schulter. „Was will die alte Fledermaus, denn?“, fragte Ron. „Ich soll noch vor dem Frühstück zu ihm ins Büro kommen.“ „Warum?“ „Keine Ahnung, das schreibt er nicht.“ „Denkst du mit Lucius ist heute Nacht etwas passiert?“ Es war Hermine, die sich einmischte. „Weiß nicht. Bei mir war heute Nacht alles in Ordnung. Ich hatte keine Übelkeit, keine schlechten Träume, nichts.“ „Merkwürdig“, meinte Hermine. „Aber vielleicht solltest du dich beeilen, damit du vor dem Unterricht noch was essen kannst.“ „Bis später“, verabschiedete sich Harry und ging seinen Freunden zuwinkend ohne Umwege zu Professor Snape. Als Harry an der Tür klopfte kam sofort ein „Herein“ als Antwort. Neugierig betrat er den Raum. Snape war alleine. „Sie wollen was von mir?“ „Sie wollen etwas von mir, Professor!“ Harry zu korrigieren schien wie ein Reflex für Snape zu sein. Er sah nicht einmal von seinen Papieren auf. „Sie wollen etwas von mir, Professor?“, wiederholte Harry Zähne knirschend. „Ja, kommen Sie herein und machen Sie die Tür hinter sich zu.“ Harry tat wie ihm geheißen. Zögerlich blieb er im Raum stehen, da Snape nichts weiter zu ihm gesagt hatte. Erst als dieser mit der Hand auf den Stuhl deutete, der noch vom Vortag dort stand, setzte Harry sich hin. Snape sah ihn nicht an, sondern schrieb noch irgendetwas auf ein Pergament, welches vor ihm lag. Harry wollte gerne nachfragen, was Sache war, doch er traute sich nicht, da Snape noch finsterer schaute, als er es für gewöhnlich tat. Erst nachdem Snape die Tinte mit etwas Sand getrocknet hatte, das Pergament zusammengerollt und in eine Schublade gesteckt hatte, sah er zu Harry. „Hatten Sie heute Nacht irgendwelche Beschwerden?“ „Nein.“ „Keine Übelkeit, kein Schwindelgefühl?“ „Nein. „Gut.“ „War es das dann?“, frage Harry und wollte sich schon wieder erheben. „Sitzen bleiben! Ich bin noch nicht mit Ihnen fertig.“ Langsam ließ Harry sich wieder auf den Stuhl sinken. Er wusste, der angenehme Teil der Unterhaltung war gerade vorbeigegangen. „Wie gut haben Sie Ihre Okklumentikhausaufgaben gemacht?“ Harry reagierte sofort. Es dauerte keine Sekunde, da stand er auf den Beinen und hielt seinen Zauberstab in Händen, doch es war zu spät. Snapes „Legilimens“ hatte ihn da bereits getroffen. Sofort rauschten Erinnerungen durch seinen Kopf. Wie bei einem Film im Vorspulmodus sah er seine Begegnungen mit Draco vor seinem inneren Auge vorbeiziehen. Er sah sie als Kinder bei Madam Malkins, im Hogwarts-Express, im Schulunterricht. Doch das, was Snape suchte, war nicht dabei. Er verstärkte seinen Zauber und Harry fand sich in diesem Schuljahr wieder. Draco, der ihn erpresste, ihn zur Zärtlichkeit nötigte. Die Demütigung, wie sein Widerstand langsam bröckelte und sich tiefere Gefühle für Draco in sein Herz einschlichen. Dann die Szene in der kleinen Kammer nahe der Buckligen Hexe. Er war halb nackt. Draco berührte ihn höchst intim. Sein Körper brannte. Er wollte es! Er wollte, dass Draco ihn jetzt nahm. Doch wollte er seine Jungfräulichkeit wirklich an diesem Ort auf diese Art verlieren? Dracos Lippen verlockten ihn. Raubten ihm jeglichen Verstand, während seine Finger immer tiefer vordrangen. Harry bebte. Zittere vor Erregung. Mit einem Mal war ihm alles gleich. „Harry, dreh dich bitte um.“ Dracos heißeres Flüstern. Harry wusste, dass Draco sich beherrschte. „Draco…“ sagte Harry zögerlich. „Bitte, Harry.“ Snape! Harry wollte auf keinen Fall, dass Snape diese Szene weiterbetrachten konnte. Sein Widerstand wurde immer stärker und dann schaffte er es den Professor aus deinem Kopf, seinen Gedanken zu verdrängen. Schwer atmend stand Harry da. Sein Körper war von Schweiß bedeckt, als hätte er einen Langlauf hinter sich gebracht. Seine Knie zitterten und er musste blindlings nach dem Stuhl greifen, um sich zu setzen. Seine Augen funkelten wütend. Doch auch Snape wirkte erschöpft, in Harrys Kampf hatte er ihn mit einem Abwehrzauber getroffen. Schmerzhaft hielt sich Snape die Schulter, seine Haare waren zerzaust. „Was sollte das?“, fauchte Harry. Snape strich sich erst seine Kleidung und seine Haare zurecht, bevor er antwortete. „Ich musste wissen, ob sich meine Vermutung bewahrheitet.“ „Ihre Vermutung.“ „Es ist unübersehbar, dass sich dieses Schuljahr etwas Gravierendes zwischen Ihnen und Draco geändert hat. Ich habe ein paar Fetzen aus Dracos und aus Ihrem Kopf auffangen können, doch nicht genug um mir sicher zu sein.“ „Was geht Sie das an?“ „Was mich das angeht Potter? Wie soll ich Lucius und Ihnen bei der Beseitigung Ihres Problems helfen, wenn mir nur die Hälfte der Informationen bekannt sind?“ „Sie wussten doch, dass was auch immer zwischen Draco und mir ist eher intim ist.“ „Ja“, lächelte Snape süffisant. „Dass Ihre Begegnungen derart intim sind, habe ich jedoch nicht vermutet.“ Zu Harrys Zorn gesellte sich nun auch eine gehörige Portion Scham. Seine Wangen glühten. „Sind wir jetzt fertig? Haben Sie alle Informationen, die Sie wollten?“ Harry bemühte sich sehr, um nicht zu schreien. „Nein, noch nicht ganz. Haben Sie Draco mit einem Liebeszauber belegt?“ Verdutzt vergaß Harry für einen Moment seine Haltung. „Warum sollte ich so etwas tun?“ „Nun, es kann gewisse Vorzüge haben mit dem Sohn eines wohlhabenden Mannes liiert zu sein.“ „Wollen Sie mir unterstellen, dass ich mich wegen Gold an Draco heranmache?“ „Ich versuche, meinen Patensohn zu schützen.“ „Sie waren doch gerade in meinem Kopf, sie haben doch gesehen, dass es Draco war, der sich an mich herangemacht hat.“ „Ihre Interpretation!“ Um Harrys Fassung war es restlos geschehen. „Sie Arschloch!“ Seinen Fehler bemerkte Harry sofort. Snapes Augen zogen sich zu finsteren Schlitzen zusammen und er ging um den Schreibtisch auf Harry zu. „Was denken Sie, was Sie sich da erlauben?“ Snape stand direkt vor ihm, den Zeigefinger in seine Brust bohrend. „Nur weil Sie ein gewisses Ansehen von Dumbledore genießen, heißt das nicht, dass Sie sich alles erlauben können, was Sie wollen.“ Harry schluckte. „Ich hätte nicht…“ „Stimmt, Sie hatten nicht! Sie werden noch bereuen, dass Sie mich so genannt haben. Zwar kann Sie nicht weiter unter den Flüchen leiden lassen, weil Lucius ebenso davon betroffen ist, aber ich werde Ihnen eine Lektion erteilen, die Sie so schnell nicht vergessen, Potter!“ „Professor Snape“, stammelte Harry. „Es tut mir leid.“ „Ja, ich kann Ihnen versprechen, dass es Ihnen leid tun wird. Ihre Entschuldigung können Sie sich sparen, Potter.“ „Bitte.“ „Gehen Sie. Jetzt!“ Harry wandte sich ab und hielt bereits den Türgriff in der Hand, als er nochmals zu Snape blickte. „Vielleicht sollten Sie Draco einmal fragen, weshalb er sich an mich herangemacht hat. Das könnte Ihnen auf der Suche nach der Wahrheit helfen.“ Damit ließ er Snape alleine zurück, der so aussah, als wollte er noch etwas drauf erwidern. Mit gemischten Gefühlen stieg Harry die Treppen zur Großen Halle empor. Sein Appetit auf Frühstück war ihm vergangen, doch musste er seinem Ärger ein Ventil geben, indem er Ron und Hermine über Snapes mieses Verhalten informierte. Als Harry jedoch in der Großen Halle angelangte, waren die Bänke leer. Das Frühstück war vorbei und die Schüler im Unterricht. „Na toll“, dachte er sich. Jetzt würde er wahrscheinlich wieder eine Strafarbeit aufbekommen, denn seine erste Unterrichtsstunde an diesem Tag hatte er ausgerechnet bei Professor McGonagall. Fortsetzung folgt… Kapitel 30: Kapitel 30 ---------------------- Harry, Ron und Hermine saßen im Schulhof auf einer Bank. Die anderen Schüler liefen in größeren und kleineren Gruppen an ihnen vorbei, doch niemand beachtete sie. Hermine hatte sie wieder einmal mit einem geschickten Zauber vor Lauschattacken geschützt, so konnten sie sich recht offen unterhalten, ohne dass jemand etwas mitbekam. Gerade war Harry dabei, von seinem Gespräch mit Snape zu erzählen. Er hielt Ron und Hermine keine Information vor und sagte ihnen auch, dass er Snape beschimpft hatte. „Harry!“, gab Hermine entrüstet von sich. „Wie konntest du nur? Er ist ein Lehrer!“ „Das weiß ich doch. Es tut mir ja auch leid.“ „Hast du dich wenigstens entschuldigt?“ „Was denkst du denn? Snape wollte sie aber nicht hören. Er hat gemeint, ich werde das noch bereuen.“ „Was soll das heißen?“, wollte nun Ron wissen. „Ich meine, ich kann verstehen, dass dir mal die Hutschnur gerissen ist. Snape provoziert dich ja schon seit deinem ersten Tag hier, aber will er jetzt versuchen, dich wieder aus Hogwarts werfen zu lassen?“ „Was weiß ich“, sagte Harry, der selbst gerne wüsste, wie Snapes Vergeltung aussehen würde. Nur wenn er daran dachte, packte ihn schon das Grauen, doch er wollte mit Ron und Hermine nicht darüber reden. Er würde bei nächster Gelegenheit Draco darauf ansprechen, denn schließlich war Draco Snapes Patensohn und kannte den Professor somit besser als irgendwer sonst, den Harry kannte. Vielleicht würde Draco ja ein gutes Wort für ihn bei Snape einlegen. „Du solltest dich nochmals bei ihm entschuldigen, Harry. Es wäre tragisch, wenn Snape das zum Anlass nehmen sollte, dir mit dem Fluch nicht weiterzuhelfen“, meinte Hermine. „Nein, keine Sorge, das wird er nicht tun. Von dem Fluch sind auch Lucius und Draco betroffen. Wenn Snape mich schon hasst, seinem Freund und Draco wird er nichts antun wollen. Wobei ich ihm zutraue, dass er mich vergiftet, sobald der Fluch gelöst ist.“ „Jetzt übertreibst du aber!“, schallt Hermine. „Meinst du?“, konterte Harry. „Also ich traue es ihm zu“, grinste Ron. „Der kennt mindestens 1.000 Gifte, die nicht nachweisbar sind.“ „Danke, Ron. Du beruhigst mich ungemein“, lächelte Harry gequält. „Wirst du es Dumbledore sagen?“, fragte Hermine. „Nein. Vorerst zumindest nicht.“ „Harry, mir gefällt das alles nicht. Da sind zu viele Geheimnisse, zu viele Ungereimtheiten. Ich glaube wirklich, dass Dumbledore dir am besten weiterhelfen kann, wenn er über alles Bescheid weiß. Er könnte auch mit Snape reden und ihn zur Vernunft bringen, so wie er es gewöhnlich macht, sobald die Situation zwischen euch eskaliert.“ „Hermine…“ „Überleg es dir. Und wenn nicht, rede wenigstens mit Remus. Vielleicht hat er einen gewissen Einfluss auf Snape.“ Was sollte Harry darauf antworten? Natürlich hatte Hermine wie immer Recht, aber das machte es für ihn trotzdem kein Stück einfacher, über seine Gefühle zu reden. Immerhin war dieses Jahr mit seinen Aufs und Abs alles andere als einfach für ihn. Andererseits lockte ihn das Bedürfnis, sich einem Erwachsenen anzuvertrauen. Professor Dumbledore war jedoch keine Option für ihn. Dafür sah er in dem Schulleiter zu sehr die erhabene, allwissende Respektsperson. „Weißt du was, Hermine? Ich werde mit Remus reden, aber erst nach dem Abendessen.“ „Das klingt gut“, lächelte ihn seine Freundin an. „Was ist, Ron?“, fragte Harry, als er sah, wie Rons Miene sich verfinsterte. Sowohl Hermine, als auch er folgten dem Blick und sahen am Ende des Hofes Crabbe, Goyle, Pansy und Blaise stehen. Ganz offensichtlich stritten Blaise und Pansy, während Crabbe und Goyle als Leibgarde für das zierliche Mädchen fungierten. Erstaunlich, wenn man bedachte, dass die beiden dies eigentlich nur für Draco taten und sich ihre Kraft gerade gegen Dracos besten Freund richtete. „Ich gehe rüber!“, sagte Ron und stand auf. Gerade noch rechtzeitig bekam Harry Rons Arm zu fassen. „Lass mich los!“ „Nein! Ron, ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist, wenn du jetzt rüber gehst.“ „Sie greifen meinen Freund an!“ „Ja, ich weiß, aber wenn du jetzt rübergehst, explodiert die Stimmung.“ „Ron, ich denke wirklich…“, mischte sich nun auch Hermine ein. Es war das Glück der Gryffindors, dass sie diese paar Sekunden gezögert hatten, denn in dieser Zeit war Draco aufgetaucht. Erhaben schritt er zu seinen Freunden, das Gesicht missbilligend über die Lautstärke und die damit verbundene Aufmerksamkeit der anderen Schüler verzogen. Als er mitbekam, was Anlass des Streites war, verzog sich sein Gesicht wütend, er hob den Zauberstab und führte, wie Harry wusste, einen Anti-Lausch-Zauber aus. Die Enttäuschung der umstehenden Schüler war deutlich, dennoch wandte sich keiner ab. Zwar mochte niemand mehr hören, worum es bei dem Streit ging, aber die Mienen der Slytherins waren interessant zu lesen. Draco stellte sich im Laufe der hitzigen Diskussion demonstrativ neben Blaise. Es war eindeutig, dass er die Partei für seinen Freund und nicht für seine Verlobte ergriff. Crabbe und Goyle wurden zunehmen verwirrter. Scheinbar wussten sie nicht, wem ihre Loyalität gelten sollte. Aber am Ende stand Pansy alleine da. Wütend stampfte sie davon. Augenblicklich entspannten sich die Slytherin-Jungen. Nach ein paar Worten von Draco verschwanden Crabbe und Goyle kopfnickend und ließen Blaise und ihn alleine zurück. Erst jetzt bemerkten Blaise und Draco, dass sie noch immer die volle Aufmerksamkeit der Schüler hatten. Sie sahen sich um. Man konnte sehen, dass es ihnen, die immer so besonders auf ihre Geheimnisse achteten, kein Stück passte, dennoch erröteten sie nicht. Sie zuckten nur mit den Schultern. Draco wollte Blaise schon wegziehen, als Blaise‘ Blick auf Harry, Ron und Hermine traf. Er sagte etwas und nun sah auch Draco zu ihnen hinüber. Ein schiefes Lächeln legte sich kurz auf Harrys Lippen. Einen Moment bedauerte er den Umstand, dass ihre Beziehung geheim war, denn sonst hätte er jetzt zu Draco gehen können. So aber kämpfte er gegen den Drang an und blieb neben Ron stehen, der ähnlich ungeduldig war. Draco nickte Harry kaum merklich zu und Harry wusste, dass sie später noch über den Vorfall reden würden. Blaise selbst warf Ron eine Kusshand zu und verschwand dann mit Draco. Irgendwie wusste Harry, dass die beiden sich zurückzogen, um über die Sache zu sprechen. Er hätte es nicht anders getan. „Ich möchte ja nicht stören“, sagte Hermine, „aber die nächste Stunde fängt gleich an.“ „Ja, klar“, antworte Harry, dem es schwer fiel, seinen Blick von der Stelle abzuwenden, an welcher die Slytherins gerade noch gestanden hatten. „Warum habt ihr mich nicht rüber gelassen?“, fauchte Ron. Seine Stimmung war in den Keller gesunken. „Weil du immer noch ein Gryffindor bist und dich nicht in Slytherin-Streitigkeiten einmischen solltest“, entgegnete Hermine, welche losgelaufen war und der Harry und Ron folgten. „Aber Blaise ist mein Freund.“ „Das weiß ich doch“, meinte Hermine, „aber trotzdem hättest du die Situation nur noch verschlimmert. Ich glaube kaum, dass Pansy auf einen Gryffindor hören würde. Wenn du etwas Negatives zu ihr gesagt hättest, denkst du nicht, dass Crabbe und Goyle sie beschützt hätten? Jeder weiß doch, dass die zwei in Pansy verknallt sind. Es ist schon überraschend genug, dass sie sich letztlich für Draco und Blaise entschieden haben. In den letzten Wochen gab es oft genug Grund zur Annahme, dass Crabbe und Goyle sich von Draco abgewandt haben. Wie oft ist Draco die letzte Zeit alleine im Schloss umhergewandert? Wo waren die beiden, die immer sein Schatten gewesen waren?“ Harry war dies tatsächlich aufgefallen, jedoch hatte er sich keine weiteren Gedanken über das Verhalten von Crabbe und Goyle gemacht. Er war so sehr auf Draco fokussiert gewesen, dass es ihn schlicht nicht interessiert hatte. Nun allerdings bekam er eine dumpfe Ahnung, dass im Hause Slytherin etwas im Gange war. Dinge änderten sich, Machtverhältnisse verschoben sich. Mental setzte er ein paar Fragen zu diesem Thema auf die Liste der Dinge, welche er von Draco wissen wollte. Leise und von seinen Freunden unbemerkt, seufzte Harry auf. Wenn das so weiterging, würde seine ohnehin schon begrenzte Zeit mit Draco für lauter Fragen drauf gehen. Dabei konnte er sich so viel Besseres vorstellen. Auch wenn Sex derzeit kein Bestandteil ihrer Beziehung war, küssen war in Ordnung. Bisher hatte Lucius sich noch kein einziges Mal über ihre Küsse beschwert. Die Hufflepuffs und auch ein paar Gryffindors warteten schon vor dem Klassenzimmer, als Ron, Hermine und Harry dort ankamen. Obwohl Hermine sie gedrängelt hatte, waren sie ganze fünf Minuten zu früh und Professor Flitwick noch nicht da. Sie wollten sich gerade wieder dem Highlight der Pause zuwenden und wie die meisten anderen erneut von dem Streit der Slytherins sprechen, als Neville aufkreuzte. Sein Haar war feucht, das Gesicht von Schweiß überzogen, sein Atem ging hastig. „Was ist denn mit dir los?“, fragte Ron, dessen Stimmungstief sich ganz langsam wieder legte. „Hab mich beeilen müssen“, keuchte Neville. „Snape hat mich erwischt und ich musste ihm die ganze Pause helfen, seine Kräuter neu zu sortieren.“ Harry zuckte bei Snapes Erwähnung zusammen. Irgendwie hatte er ein verdammt schlechtes Gewissen, obwohl er nach wie vor fand, dass der Professor eine Grenze überschritten hatte. „Ich soll dir das übrigens geben“, sagte Neville und hielt Harry einen Brief hin. Harrys Herz macht einen unliebsamen Hopser. „Hat er was gesagt?“, wollte er wissen. „Nein, Snape wollte nur, dass ich ihn dir gebe.“ Ohne weiter auf Neville zu achten, tauschte Harry mit Hermine und Ron besorgte Blicke aus. Harrys Augen ruhten auf dem Umschlag, so als könnte sich darin etwas Tödliches oder zumindest Grausames verstecken. „Mach ihn auf“, sagte Ron. „Vielleicht wird es nicht so schlimm“, hoffte Hermine. „Ich weiß nicht…“, wich Harry aus, der kein Bedürfnis verspürte, den Brief zu öffnen. „Komm schon“, meinte Ron. „Der Inhalt wird sich nicht ändern, nur weil du wartest.“ „Es hätte ein Heuler sein können“, warf Hermine wenig hilfreich ein. „Schon klar“, murmelte Harry und blickte mit mulmigem Gefühl auf das wächserne Siegel einer Schlange, die eine Eule jagte. „Lies ihn oder steck ihn weg“, sagte Hermine, „Professor Flitwick kommt.“ Tatsächlich war der Lehrer gerade aufgetaucht. Harry ließ den Brief in seine Hosentasche gleiten. Dort brannte der Brief bis auf seine Haut, weil die Neugier ihn schier wahnsinnig machte. Aber dank Flitwicks extremer Aufmerksamkeit im Unterricht bekam Harry erst zwei Schulstunden später die Gelegenheit, den Brief wieder in die Hand zunehmen. Mit seinen Freunden saß er jetzt im Mädchenklo im 6. Stock. Die Maulende Myrte war gerade nicht da. Was Harry gerade recht kam, da er diesen Geist von allen Geistern außer dem Blutigen Baron am wenigsten mochte. Dies lag aber wahrscheinlich daran, dass Myrte ihn im 4. Schuljahr während es Trimagischen Turniers beim Baden bespannt und seither jede sich ihr bietende Gelegenheit wahrgenommen hatte, Harry nackt zu sehen. Mehrfach war sie zu diesem Anlass sogar in die Duschen des Gryffindorturmes vorgedrungen, was nicht nur bei Harry auf Widerstand gestoßen war. Es hatte den Fast Kopflosen Nick gebraucht, der seine Autorität als Hausgeist von Gryffindor wahrgenommen hatte, um die Maulende Myrte aus dem Jungenbad fernzuhalten. „Öffne jetzt endlich den Brief, Harry!“, drängelte Ron. Seine Laune war endgültig wieder hergestellt und auch wenn Ron den Zwist um Blaise noch nicht vergessen hatte, so war seine Neugier auf Snapes Brief gerade größer als seine Besorgnis um Blaise. Harry seufzte kurz auf, ehe er mit zittrigen Fingern das Siegel brach. Seine Augen überflogen Snapes krakelige Schrift, doch er musste zweimal lesen, bevor sein Gehirn die Worte zu sinnvollen Sätzen bildete. „Was steht drin?“, fragte Hermine vor Aufregung ganz unruhig. „Er will, dass ich heute Abend zu ihm komme. Mit Draco.“ „Wegen der Verbindung?“ „Nein“, völlig fassungslos schaute Harry die Beiden an. „Zum Abendessen.“ „WAS?“, kreischten Ron und Hermine fast gleichzeitig. Offenbar verstanden sie die Welt gerade ebenso wenig wie Harry. „Aber du… Du hast ihn beschimpft“, stammelte Hermine. „Und er sagte, du wirst es bereuen, wieso dann ein Abendessen? Abendessen klingt nach Versöhnung.“ „Oder“, warf Ron ein, „er will Harry wirklich vergiften.“ In Harrys Magen zog sich alles zusammen. Er hatte keine Lust auf ein Abendessen mit Snape. Schon wenn er daran dachte, wurde ihm ganz mulmig. Bestimmt würde er in Gegenwart von Snape keinen Bissen runter bekommen. Außerdem gab er Ron insgeheim recht. Die Wahrscheinlichkeit, vom Zaubertranklehrer vergiftet zu werden, war verdammt hoch. „Denkt ihr, ich kann absagen?“, fragte Harry, der noch eine Weile leben wollte. „Bist du wahnsinnig? Snape würde dich killen!“, sagte Ron. „Ich glaub auch nicht, dass das eine gute Idee wäre, Harry. Sieh doch, vielleicht bereut Snape ja auch, dass er heute Morgen in deine Privatsphäre eingedrungen ist und hat inzwischen erkannt, dass es lächerlich wäre, wenn du dich wegen Gold an Draco ran machen würdest.“ „Snape und ein Gewissen? Miene, ich glaub du spinnst.“ Hermine funkelte Ron wütend an, sagte aber nichts mehr. „Seid mir nicht böse“, meinte Harry da, „aber ich wäre jetzt gerne einen Moment alleine. Ist das in Ordnung?“ „Natürlich“, lächelte ihn Hermine mit dieser nachsichtigen, mütterlichen Art an, die sie zuweilen zur Schau trug. Harry stand auf, rollte den Brief zusammen und stopfte ihn zu seinem Zauberstab in die rechte, hintere Hosentasche. Ein gemurmeltes „Bis später“ weiter, verschwand er und lief in Richtung See. Sein Kopf war seltsam matschig und er war sehr froh, dass der Unterricht für heute beendet war. Irgendwie war sein Tag sehr ereignisreich gewesen. Vor dem Frühstück schon der Streit mit Snape, in der Mittagspause die Aufregung bei der Auseinandersetzung der Slytherins und jetzt völlig unerwartet Snapes Einladung. Seine Intuition sagte Harry, dass Snape sich keinesfalls mit dem Essen entschuldigen wollte. Er vermutete eher, dass Snape sich zwischen Hauptgang und Nachspeise an ihm rächen wollte. Nur wie? Würde er ihn vor Draco schlecht machen? Das wäre vergebliche Liebesmühe. In den ganzen Jahren, seit er mit Draco zur Schule ging, hatten sie das Thema Demütigung mehr als nur ausgereizt. Gerade wenn Harry an den Schuljahresbeginn dachte, wurde ihm mulmig. Um sich etwas abzulenken, schaute sich Harry die Landschaft an. Es war Herbst. Obwohl heute die Sonne schien, waren ihre Strahlen nicht mehr ganz so stark, ihre Wärme drang nur noch leicht zu ihm vor. Die Blätter in den Bäumen waren schon in Orange-, Rot- und Gelbtönen gefärbt und in der Ferne konnte er Nebelschleier erkennen. Die Luft war frisch und klar, sie war erdig und feucht und tat ihm richtig gut. Für einen Moment blieb er stehen, schloss die Augen und atmete bewusst mehrfach ein und aus. Nun endlich konnte er spüren, wie ein Teil seiner inneren Anspannung verflog. Dieser Augenblick der Ruhe hatte ihm wirklich gut getan. „Hallo, Harry“, hörte er da eine bekannte Stimme in seinem Rücken. „Draco!“, stieß er freudig aus und drehte sich zu ihm um. Er war schon im Begriff, Draco um den Hals zu fallen, als er dessen ausweichenden Blick sah. „Nicht hier. Komm mit“, grinste Draco ihn schief an und führte Harry ein Stück den Hang hinunter, auf dem Harry stand. Am Ende des Hügels standen einsam und verlassen zwei große Eichen, die Harry in den letzten Jahren nur selten aufgesucht hatte. Darauf achtend, dass sie gut hinter den großen Stämmen verborgen waren und von niemandem, der zufälligerweise einen Blick aus einem der Fenster von Hogwarts warf, gesehen wurden, setzten sie sich. „Darf ich?“, wollte Harry wissen, beugte sich jedoch vor, ohne eine Antwort von Draco abzuwarten und küsste ihn. Eigentlich hatte Harry erwartet, dass Draco ihn leidenschaftlich zurückküssen würde, doch dieses Mal nahm der Slytherin dem Kuss die Kraft und verwandelte ihn in etwas Langsames, Gefühlvolles und auf andere Art Intensives. „Was ist los?“, fragte Harry, als sie sich wieder gelöst hatten. Sein Herz pochte und er spürte, dass etwas nicht stimmte. Nur was? „Nichts“, murmelte Draco und tat etwas Untypisches. Er legte seinen Kopf auf Harrys Schoß und sah diesen nur an. Einen Arm gehoben, strich er Harry eine Strähne seines Haares aus den Augen, ehe er den Arm wieder senkte. „Nichts?“ „Du hast doch die Aufregung heute Mittag mitbekommen.“ „Ja, ich und die halbe Schule.“ „Ich weiß nicht mehr, was ich mit Pansy machen soll“, seufzte Draco. „Warum? Was hat sie dieses Mal angestellt?“ „Es geht nicht darum, was sie angestellt hat, mehr darum, was sie noch anstellen wird.“ „Und das heißt?“ „Pansy weiß von den Aufträgen, die Blaise und ich vom Dunklen Lord erhalten haben. Sie weiß auch, dass wir unsere Aufträge nur sehr ungenügend erfüllen. Nachdem sie inzwischen mitbekommen hat, dass sie weder bei Blaise noch bei mir eine Chance hat, sucht sie jetzt zwanghaft nach einem anderen Weg, sich beim Dunklen Lord Anerkennung zu verschaffen.“ „Was soll das heißen?“ „Ich weiß es nicht. Vorhin ging es ihr nur darum, Blaise bei den anderen Slytherins schlecht zu machen. Sie untergräbt seine Autorität, streut Gerüchte, versucht andere Slytherins davon zu überzeugen, dass Blaise Tage längst vergangen sind. Das Problem ist nur, wenn sie Blaise‘ Position untergräbt, untergräbt sie damit auch meine.“ „Und was willst du dagegen tun?“ „Du kennst nicht zufällig einen reichen, gutaussehenden Kerl, der auf dumme Frauen steht?“ Draco grinste schwach. „Zufällig nicht. Heißt das, dass eure Verlobung wieder gelöst ist?“ Draco rutschte unruhig auf Harrys Schoß hin und her. Es war ein leichtes, ihm anzusehen, dass ihm dieser Teil ihrer Unterhaltung mehr als nur unangenehm war. „Nein.“ „Okay“, sagte Harry gedehnt, dem diese Antwort nicht passte. „Mein Vater meinte, dass wir Pansy nicht noch mehr verärgern sollten. Zumindest für den Moment.“ „Aber, wenn die Verlobung weiter bestehen bleibt, weshalb dreht Pansy dann durch?“ Harry versuchte, den Kloß in seinem Inneren zu ignorieren und sich mehr auf sachlicher Ebene zu halten. „Sie weiß, dass ich sie niemals lieben könnte. Dass ich, wenn es sein müsste, sie zwar heiraten, aber nie mit ihr ins Bett steigen würde.“ Harry dachte zurück an das Gespräch, das er vor einer gefühlten Ewigkeit zwischen Blaise und Pansy belauscht hat. Daran, dass Pansy sagte, sie würde Draco mit Blaise teilen. Dass sie kein Problem damit hatte, wenn Draco seinem homosexuellen Vergnügen nachging, solange er ihr nur einen Erben schenkte. War das ein verzweifelter Ausdruck gewesen, Draco in irgendeiner Weise an sich zu binden? „Was empfindet Pansy für dich?“, fragte Harry und sah Draco dabei zärtlich an. „Ich glaube, sie liebt die Vorstellung von mir, nicht mich.“ „Und wenn du dich irrst?“ „Dann würde es nichts ändern. Ich liebe sie nicht. Habe es nie und werde es auch nie.“ „Willst du sie deshalb verkuppeln?“ „Nein, weil ich glaube, eine neue Liebe könnte sie von alldem ablenken. Ehrlich gesagt, hab ich schon überlegt, sie mit einem Liebeszauber an Nott zu binden, der ist schon seit dem ersten Schuljahr in sie verknallt, aber du weißt ja …“ Draco brauchte definitiv nicht weitersprechen. Sie hatten beide genug von Liebeszaubern. Bis die Lösung ihres Problems gefunden war, wollte keiner von beiden etwas mit Liebeszaubern zu tun haben. „Hat dir Snape auch eine Einladung für heute Abend gegeben?“, wechselte Harry das Thema. „Er hat mich angesprochen. Mein Vater ist auch eingeladen. Er wollte mir nur nicht sagen, woher sein plötzliches Interesse kommt.“ Harry wurde knallrot. „Er weiß es.“ „Was? Das mit uns?“ „Ja.“ „Du hast es ihm gesagt?“ „Nicht direkt. Er hat… Er ist mit einem Zauber in meinen Kopf eingedrungen.“ „Scheiße!“, fluchte Draco und setzte sich auf. „Hat er es gesehen?“ „Nicht alles, aber das Meiste.“ „Warum hast du dich nicht abgeschirmt? Kannst du keine Okklumentik?“ Die Röte auf Harrys Gesicht breitete sich aus, ließ Ohren und Hals ebenso glühen. Peinlich berührt nuschelte er: „Hab es versucht.“ Draco erwiderte nichts darauf, er sah Harry nur vorwurfsvoll an und zwar so lange, bis Harry es keine Sekunde länger aushielt und gestand: „Ich hab Arschloch zu ihm gesagt.“ „Bitte?“, hakte Draco mit großen Augen nach. „Ja!“, entfuhr es Harry temperamentvoll. „Er schikaniert mich seit meinem ersten Tag hier und dieses Jahr ist es besonders schlimm. Mir ist einfach die Hutschnur gerissen und da ist es mir rausgerutscht. Okay? Ich weiß selbst, dass es scheiße war. Aber was soll ich machen? Meine Entschuldigung akzeptiert er ja nicht!“ „Aber warum-“ „-er mich zum Essen eingeladen hat? Keine Ahnung. Vielleicht will er mich ja vor euren Augen vergiften.“ Dracos Miene war für einen Augenblick erstarrt, ehe er in ein herzhaftes Lachen ausbrach. Verärgert sah Harry ein paar Sekunden zu, bevor er seinem Ärger Ausdruck verlieh und Draco auf die Schulter boxte. „Lass das!“ „Aber…“, stammelte der Slytherin und reizte Harry mit seinem Gelächter nur noch mehr. „Draco“, knurrte Harry bedrohlich. Er war darauf und dran, aufzustehen und zurückzugehen, doch dann beruhigte sich Draco allmählich. „Entschuldige“, grinste Draco und wischte sich Lachtränen aus den Augenwinkeln, „aber das war zu gut.“ „Ach ja?“ „Onkel Severus würde so etwas nie machen.“ „Wie kommst du darauf?“ „Eine Einladung von ihm zum Abendessen ist wie ein Ritterschlag.“ „Was soll das denn heißen?“ „Severus hängt es zwar nicht an die große Glocke, aber er kann ebenso gut kochen wie Zaubertränke brauen. Er würde niemals etwas Essbares vergiften.“ „Aber“, meinte Harry da verdutzt, „weshalb lädt er mich denn dann ein?“ „Tja, scheint, als müssten wir auf die Antwort bis heute Abend warten.“ Fortsetzung folgt… Kapitel 31: Kapitel 31 ---------------------- Nachdem Harry und Draco sich wieder getrennt hatten, ging Harry zurück ins Schloss. Er fühlte sich gut, weil die wenigen Minuten mit Draco ihn doch etwas beruhigt hatten. Wenn Draco wirklich so viel Vertrauen in seinen Patenonkel Severus hatte, dann würde er vielleicht doch nicht vergiftet werden. Andererseits war sich Harry keineswegs sicher, ob Snape nicht vielleicht andere Wege kannte, um ihn fertig zu machen. Alleine seine verbalen Angriffe waren schon eine Zumutung. Mit gemischten Gefühlen kehrte er in den Gryffindorturm zurück. Von Ron und Hermine war nichts zu sehen, sodass Harry sich in seinen Schlafsaal zurückziehen konnte und gänzlich entgegen seiner Art frische Kleidung zum Anziehen herauslegte. Wenn er schon ein Dinner mit drei Slytherins überstehen sollte, von denen zwei ihn offenkundig hassten, dann wollte er ihnen so wenig Angriffsfläche wie möglich bieten. So kam es, dass Harry eine Weile später frisch geduscht, mit noch feucht glänzenden Haaren und seinem besten Zwirn am Leib, in Richtung der Slytherinkerker schritt. Die neugierigen Blicke seiner Schulkameraden ignorierte er dabei, soweit es ihm möglich war, doch mit jedem Schritt stieg das Gefühl des Unwohlseins. Bis er vor Snapes Büro stand, war Harry fast schon grün vor Übelkeit. Wie sollte er auch nur einen Bissen von Snapes Essen hinunterschlucken können, wenn sein Magen vor lauter Aufregung bereits jetzt kapitulierte? Er atmete mehrfach zur Beruhigung tief ein und aus, ehe er die Hand hob, um an der Tür zu klopfen, doch noch bevor seine Hand das Holz berührte, wurde die Tür von innen geöffnet und Draco stand vor ihm. Harry stockte der Atem. Zuerst aufgrund des kleinen Schrecks, dann, weil ihm just auffiel, dass Draco heute Abend noch besser aussah als gewöhnlich. Seine blonden Haare hatte er streng zurückgegelt, was ihn zwar einerseits arroganter und glatter wirken ließ, jedoch seine feingeschnittenen Gesichtszüge hervorhob. Die eisgrauen Augen kamen dadurch noch deutlicher zur Geltung. Er trug ein slytheringrünes Seidenhemd, welches optimal zu seiner hellen Haut passte und Harrys Blick auf die Knopfleiste fesselte, die für Dracos Maßstäbe gewagt geöffnet war und an dieser Stelle zu einem reizvollen Kontrast von Stoff und Haut führte. „Da bist du ja“, begrüßte Draco ihn und riss Harry aus seinem fast schon hypnotischen Zustand. Wärme brannte in seinen Wangen, ehe er eintrat, nachdem Draco ihm mit einer eleganten Bewegung Platz dafür gemacht hatte. „Hallo“, sagte er und sah Lucius an einem dunklen, doch sehr einladend dekorierten Tisch sitzen. Die Kerzen auf dem Tisch warfen Schatten auf das Gesicht des Mannes und Harry gelang es nicht, dessen Miene zu erkennen. Unsicher trat er von einem Bein auf das andere, während er sich zeitgleich fragte, wo ihr Gastgeber steckte. Dracos Hand legte sich auf seine Schulter. „Komm“, zwinkerte er ihm beruhigend zu und führte ihn zum Tisch. „Mr. Potter“, nickte Lucius ihm zu. Der Tonfall seiner Stimme war wie üblich blasiert und leicht feindlich, dennoch hatte Lucius ihn schon bei weitem schlimmer begrüßt. „Mr. Malfoy“, erwiderte Harry und versuchte dabei zu lächeln. Mehr als ein gequältes Verziehen seiner Lippen brachte er jedoch nicht zustande. Draco beugte sich zu ihm vor. Hauchte ihm ins Ohr. „Entspann dich. Keiner wird dich hier fressen.“ Harry war sich da nicht so sicher. Seinen üblen Ausrutscher gegenüber Snape hatte er noch nicht vergessen und dieser garantiert ebenso wenig. „Wo ist Snape?“, fragte er. „Professor Snape“, kam es aus dem Hintergrund. „Also wirklich, Potter, so langsam sollten Sie in der Lage sein, Anstand zu lernen.“ Obwohl er tief errötete, schwieg Harry. Auf einen weiteren Streit mit Dracos Patenonkel hatte er keine Lust. Stattdessen sah er stumm zu, wie Snape Lucius eine sehr alte Flasche Wein anbot und letztlich ihre Gläser mit dem edlen Getränk füllte. Draco und ihn überging er dabei geflissentlich. Stattdessen setzte er sich an den Tisch und unterhielt sich mit seinem Jugendfreund. Unterdessen betrachtete Harry den eingedeckten Tisch genauer. Es befanden sich mehrere Lagen Teller und Besteck darauf, ebenso wie ein großer, silberner Kerzenständer. Die filigranen Elemente des Ständers bestanden aus schuppigen Schlangen, deren Münder als Halterung für die Kerzen endeten, sodass es aussah, als würden sie Feuer speien. Um den Anblick noch abzurunden, standen zwei schlichte, weiße Blumenbouquets auf dem Tisch. Die Blumen darin waren Harry unbekannt, er konnte sich jedoch vorstellen, dass es eine Orchideen-Art war. Plötzlich, als würde Snape sich seiner Pflichten als Gastgeber bewusst werde, erhob er sich und nahm das Wort auf. „Nun“, sagte er, „Ich heiße euch alle herzlich Willkommen.“ Bei dem Wort „herzlich“ sah er Harry direkt an, sodass diesem ein kalter Schauer über den Rücken lief. „Ich hoffe, das Essen wird euch munden. Auf einen schönen Abend“, lächelte der Zaubertranklehrer, setzte sich wieder und Harry war froh, dass es keine richtige Ansprache gab. Allerdings hatte ihm das schiefe Lächeln von Snape bereits gereicht. Er wusste, dass er diesen schrecklichen Anblick in seinen Alpträumen wiederfinden würde. Kaum dass Snape saß, klatschte er leicht in die Hände und während Harry eher mit einer stärkeren Beleuchtung rechnete, ertönten hinter ihm mehrere Plopps und vier Hauselfen erschienen mit Tellern zum servieren. Nun wurde Harry auch klar, wo Snape das Essen zubereitete. Offenbar war ihm während des Schuljahres der Zugang zur Küche erlaubt. Die kleinen runzligen Geschöpfe mit den großen runden Augen und spitzen Ohren legten die Vorspeise auf und verschwanden mit einem neuerlichen Plopp. Harry besah sich seine Kürbiscremesuppe genau. Sie sah lecker aus in dem herrlichen Orange, mit der frischen Petersilie und den gerösteten Pinienkernen. Dazu gab es frisch gebackenes und warmes Chiabatta. Harry lief das Wasser im Mund zusammen, auch wenn er noch immer befürchtete, dass in seinem Essen eine Portion Gift zu finden war. Erst als die Malfoys zu ihren Löffeln griffen und mit dem Speisen begannen, konnte auch Harry sich überwinden, den ersten Löffel zu sich zu nehmen. Die Suppe war herrlich! Obwohl Harry bei weitem kein Feinschmecker war und durchaus die Vorteile von Fertiggerichten kannte, bemerkte er, dass dies die beste Kürbissuppe seines Lebens war. Um mit diesem Rezept vor der Nachbarschaft angeben zu können, hätte Tante Petunia sicher ihre eigene Mutter verkauft. „Erzählen Sie, Potter“, sagte Snape und Harrys Herz hämmerte heftig. „Hatten Sie nochmals irgendwelche Visionen?“ „Nein“, antwortete er und spürte Dracos Hand auf seinem Oberschenkel, die beruhigend darüber glitt. Das untrügliche Gefühl, dass Snape sich nur langsam an seine Rache herantastete, erwachte in Harry. „Das ist schön zu hören“, meinte Snape. „Und du, Lucius?“ „Bei mir ist auch soweit alles in Ordnung.“ „Gut. Ich denke, wir können dann ab morgen mit einer stärkeren Testreihe beginnen.“ „Hältst du dies für eine gute Idee?“, warf Lucius ein, ehe in Harry die Furcht erwachen konnte, bei dem nächsten Test getötet zu werden. „Sicherlich. Mr. Potter und du werdet doch froh sein, den Fluch so schnell wie möglich zu brechen und ich denke, sogar Draco wird hierüber erfreut sein.“ „Möchtest du damit etwas andeuten, Onkel?“, fragte Draco und klang dabei ebenso kalt und berechnend, wie Snape ihn anblickte. „Nachdem ich nun im Bilde bin, wie weit deine Beziehung zu Mr. Potter vorangeschritten ist, kann ich eine gewisse jugendliche… nun ja… Eile verstehen.“ „Severus“, mischte sich Lucius ein, „ich denke, wir sollten derlei Dinge nicht am Tisch besprechen.“ Zum Glück nickte Snape zustimmend und sie alle konnten schweigend ihre Suppe zu Ende essen, doch genießen konnte Harry sie nicht mehr. Ihm wurde schlecht bei der Vorstellung daran, dass dies nur Runde 1 in einem Drei-Gänge-Menü war. Wie sollte er die nächsten Gänge nur überstehen? Abermals konnte er Dracos Hand auf seinem Oberschenkel fühlen. Eine Woge der Erleichterung machte sich in ihm breit. Er war nicht alleine. Draco war an seiner Seite und würde ihn, gegen die Seitenhiebe von Snape unterstützen und als Vermittler fungieren. Harry hoffte sehr, dass so der Disput mit Snape bald wieder ins Reine kam und seine Beleidigung nicht vergessen, aber doch vergeben wurde. Als die Suppenteller geleert waren, verschwanden sie ebenso von unsichtbaren Händen, wie das Geschirr in der großen Halle. Irritiert runzelte Harry die Stirn. „Warum verschwinden die Teller, wenn das Essen von Hauselfen gebracht wird?“ Lucius sah derart brüskiert aus, dass Harry beinahe gelacht hätte, wenn er nicht sofort begriffen hätte, dass ihm ein großer Fauxpas unterlaufen war. Selbst Snape blinzelte dreimal, bevor er den Lehrer heraushängen ließ und Harry mit seinem üblichen Tonfall und einem boshaften Glitzern in den Augen belehrte. „Weil, Mr. Potter, das Auftauchen von Hauselfen zum Abräumen von Geschirr gegen die geltenden gesellschaftlichen Normen und Anstandsregeln in den gehobenen, magischen Kreisen verstoßen würde. Aber woher soll jemand wie Sie dies auch wissen.“ Dank der offenkundigen Beleidigung kochte Harrys Temperament auf und es bedurfte Dracos festem Griff, mit dem dieser nun seinen Oberschenkel traktierte, damit er nicht die nächste Beleidigung an Snapes Kopf warf. Dass Lucius sich dann noch zu dem Thema äußerte, verschärfte die Situation zusätzlich. „Sofern Sie die Beziehung oder was auch immer dies hier ist, fortsetzen wollen, dann sollten Sie dringend das Regelwerk ‚Wie ich Peinlichkeiten vermeide‘ von Reginald Woodstock lesen, denn sonst – so befürchte ich – wird ihre Liaison mit Draco nicht lange weilen und mehr als nur den Ruf meines Sohnes diskreditieren.“ „Vater!“, mischte sich Draco entrüstet ein. „Es ist wohl meine Sache, festzustellen, wann und wie Harry mich blamiert!“ „Danke“, knurrte Harry durch die Zähne, dem Dracos Verteidigungsversuch nur einen weiteren Stich versetzt hatte. „So hab ich das nicht gemeint“, sagte Draco sofort. „Ich weiß schon“, nuschelte Harry, der wirklich keine Lust hatte, sich jetzt auch noch mit Draco zu streiten und somit seinen einzigen Verbündeten am Tisch zu verlieren. Gerettet wurde die Situation, als die Hauselfen mit dem Hauptgang zurückkamen. Obwohl Harry der Appetit inzwischen komplett vergangen war, kam er nicht umhin, festzustellen, dass das lasierte Lamm mit den karamellisierten Karotten und den in Trüffelbutter geschwenkten Kartoffeln sehr verlockend aussah. Dazu gab es eine Jus aus Rotwein, die eine herrliche Farbe hatte, und es tat Harry fast schon leid, dass er nur noch in seinem Essen stocherte, während die Slytherins es sich schmecken ließen, als wäre nichts passiert. Da Draco, Lucius und Snape über ein paar unverfängliche Dinge sprachen, von denen Harry keine Ahnung hatte, schweifte er irgendwann in Gedanken ab und hörte nicht mehr zu. Tatsächlich war er von den Kommentaren, die Snape und Lucius gemacht hatten, verunsichert worden. War sein Benehmen wirklich so schlecht? Im Haus der Dursleys war durch Tante Petunia stets auf Benehmen und Anstand geachtet worden, allerdings hatte Harry nie einen Gedanken daran verschwendet, ob diese Regeln in Muggel- und Zaubererwelt gültig waren. Zudem hatte er es eher amüsiert beobachtet, wenn seine Tante Onkel Vernon und Dudley in die schicksten Kleidungsstücke gequetscht und von ihnen verlangt hatte, dass sie sich mit einer vornehmen Höflichkeit benahmen, die mehr an die Peinlichkeit von Narren erinnerte. Bei den Weasleys war er bislang nicht über irgendwelche Benimmregeln gestolpert, sondern einfach nur mit ganz normaler und eigentlich auch selbstverständlicher Höflichkeit konfrontiert worden. Sirius könnte ihm die Unterschiede erklären, wenn er noch leben würde. Sein Patenonkel, der ja selbst einer alten, schwarzmagischen Familie entstammte, hätte ihm bestimmt weiterhelfen können. Allerdings vermutete Harry zu Recht, dass Sirius seine Verbindung mit Draco nicht gutgeheißen hätte. Er hörte förmlich, wie Sirius entsetzt aufschrie: „Ein Malfoy? Einer von der Brut, in die meine Cousine Narzissa eingeheiratet hat? Bist du des Wahnsinns? Bei allen vernünftigen Geistern, habe ich dir gar nichts beigebracht?“ Die Vorstellung ließ Harry lächeln. Es war das erste Mal seit Sirius‘ Tod, dass er an ihn denken konnte, ohne dass die Traurigkeit ihn erdrückte. „Harry“, fragte Draco neben ihm, „isst du noch fertig?“ Aus seinen Gedanken gerissen, stellte Harry fest, dass alle anderen den Hauptgang beendet hatten und auf ihn warteten. Die Blicke von Snape und Lucius schienen ihn zu erdrücken. Eine leichte Röte legte sich auf seine Wangen. „Nein, äh… Das Essen war lecker“, sagte er zu Snape. Angesichts des fast vollen Tellers verzog sich Snapes Miene skeptisch und die Röte auf Harrys Wangen vertiefte sich. Glücklicherweise schwieg der Zaubertränkemeister und die Teller verschwanden magisch in die Küche. Nach einer kurzen, höflichen Entschuldigung stand Snape auf, ging zu einem schweren Schrank aus Eichenholz und holte eine alte, staubige Flasche heraus, die sehr bauchig war. Die Augen von Lucius blitzen begierig auf und Harry mutmaßte, dass der Inhalt sehr exquisit war. Tatsächlich trug der Hauslehrer die Flasche zum Tisch, zauberte vier Gläser herbei und schenkte jedem von ihnen ein. Unsicher besah sich Harry die giftgrüne Flüssigkeit, die trotz der Farbe klar schimmerte. Der scharfe Geruch von Alkohol stieg ihm in die Nase. Durfte Snape minderjährigen Schülern überhaupt Alkohol ausschenken? Harry hatte bislang nichts Stärkeres als Butterbier getrunken, was strenggenommen alkoholfrei war. Nicht einmal an Silvester mit den Dursleys hatte er am Sekt genippt. Unschlüssig sah er zu Draco, für den es scheinbar das Normalste der Welt schien, zum Dinner Alkohol zu bekommen. „Du verwöhnst uns, Severus, mein Freund. Wann hatte ich das letzte Mal die Ehre, von deinem selbstgebrauten Absinth zu trinken?“ „Zu deinem Geburtstag“, antworte Snape trocken und nun zog Lucius seine rechte Augenbraue hoch. Doch anstatt einer Entgegnung, hob er das kleine Glas und roch daran. „Wie alt ist er? 10 Jahre?“ „12.“ Hochzufrieden seufzte Lucius auf. Eine Karaffe Wasser erschien auf dem Tisch ohne jemandes zutun und Snape langte danach, um auf den Absinth Wasser zu gießen. Harry bemerkte, dass das Mischungsverhältnis bei Draco und ihm deutlich größer ausfiel, als bei Lucius und ihm selbst. Offenbar konnte man ihm dies ansehen, dann Snape sah ihn an und sagte: „Betrunkene Schüler im Schloss würden nur unnötige Fragen aufwerfen.“ Die Frage, weshalb sie dann überhaupt Alkohol bekamen, verkniff er sich geflissentlich, da er noch mehr Stress mit Snape wahrscheinlich wirklich nicht überleben würde. „Ich möchte anstoßen“, kündigte Snape an, erhob sein Glas und stand auf. Gespannte Erwartung blickte ihm entgegen. Für einen Moment glaubte Harry, sein Herz setze kurz aus, doch kurz darauf hämmerte es wild in seiner Brust. Er wusste, dass jetzt der Moment für Snapes Rache gekommen war. Wie befürchtet, würde er nun den Todesstoß versetzt bekommen. Unbewusst tastete seine Hand Halt suchend unter dem Tisch zu Dracos vor, der sie gerne mit der seinen umschloss. „Wer“, so begann Snape, „hätte je gedacht, dass der Tag kommt, an dem Malfoys und Potters, Slytherins und Gryffindor an einem Tisch dinieren?“ Die Mienen der Zuhörer wurden angespannter und Lucius sah aus, als käme er in Versuchung, seinem Freund einen Fluch auf den Hals zu hetzen. „Auch wenn“, sprach Snape weiter, „niemand außer den hier Anwesenden von der… Zuneigung zwischen Draco und… Mr. Potter weiß, möchte ich doch die Gelegenheit nutzen, das Glas zu erheben und auf das junge Glück anzustoßen.“ „Severus“, knurrte Lucius gefährlich, dem es ganz sichtlich missfiel, auf die Beziehung zwischen seinem Sohn und Harry anzustoßen. Snape ignorierte ihn geflissentlich. „Wir sollten nun, wo die Liaison ein offenes Geheimnis unter uns ist, darauf trinken“, beharrte er. Lucius sah aus, als würde er seinem ehemaligen Schulkameraden jeden Moment an die Gurgel springen. Draco selbst konnte das Erstaunen über diese Wendung, welches auch Harry ergriffen hatte, nicht komplett unter seiner üblichen Mimik verbergen. In Harrys Kopf tobten 1.000 Fragen. Es begann mit der Frage, ob er träumte oder versehentlich in einer Parallelwelt gefangen war, die es in den Sciencefiction-Filmen gab, welche Dudley so gerne sah. Niemals würde Snape ihm so schnell vergeben, noch die Beziehung mit Draco gutheißen. Harry brauchte nur an all die Beleidigungen und Unterstellungen denken, die ihm der Zaubertranklehrer an den Kopf geworfen hatte. Obwohl Harry begriff, dass diese Situation surreal war, verstand er jedoch nicht, was der Tränkemeister vorhatte. Erst Draco, der sein Glas ebenfalls hob, brach das Eis. Lucius, kalkweiß im Gesicht und mit versteinerter Miene, folgte seinem Sohn. Nun erst tat Harry es ihnen gleich. Mit sich zufrieden lächelte der Hauslehrer von Slytherin und bescherte Harry damit eine neuerliche Gänsehaut. „Nun denn“, prostete er. „Auf das junge Paar.“ Sie tranken ihren Absinth. Für einen Herzschlag schmeckte Harry die süßliche Kräutermischung, doch dann verwandelte sich die Süße in brennendes Feuer! Der Alkohol brannte in seiner Kehle und er musste heftig husten. Mit Tränen in den Augen fasste er nach seinem Wasserglas, doch kaum dass er die Lippen ansetzte, war das Glas leer. Panisch und mit einem immer schlimmeren Brennen im Rachen, griff er hektisch nach der Wasserkaraffe, die noch gut gefüllt auf dem Tisch stand und füllte sein Glas erneut auf, doch abermals verschwand die Flüssigkeit, als Harry trinken wollte. Das Brennen war inzwischen so heftig geworden, dass Harry ungeniert die Tränen die Wangen hinab liefen und er nach Luft schnappen musste. Noch während sein Körper gegen die feurige Spur des Alkohols kämpfte, registrierte er, dass dieser mittlerweile bis in sein Bewusstsein vordrang und sein Kopf seltsam benebelt wurde. „Severus!“, hörte er Draco wie durch Watte schimpfen, nachdem er das Dilemma seines Freundes erkannt hatte. Bedauerlicherweise klang zeitgleich das schallende Gelächter von Lucius an Harrys Ohren. Endlich hielt Draco ihm ein neues Glas an die Lippen und abermals verschwand die Flüssigkeit. Harry war kurz davor, nicht nur vor Schmerz zu weinen. Nach Luft und Abkühlung japsend, litt er weiterhin, während Lucius‘ Lachen lauter wurde. Draco schien nun der Kragen zu platzen: „Severus, hör auf damit! Das ist nicht lustig!“ „Ist es wohl“, gluckste Lucius erfreut. „Ist es nicht“, fauchte Draco seinen Vater an. „Nimm den Zauber vom Glas“, forderte er unverwandt und unnachgiebig von seinem Patenonkel. „Sicher? Wir könnten ihn noch ein, zwei Minuten leiden lassen…“ „Nein!“, sprach Draco ein Machtwort. „Du hast genug Rache gehabt.“ Schulterzuckend schwang Snape seinen Zauberstab und endlich konnte Harry trinken, was er auch hastig tat. Das kühle Nass linderte den Schmerz in seinem Hals sofort. Endlich hörten seine Augen auf zu Tränen und er konnte allmählich wieder normal atmen. Sein Körper litt noch immer unter dem heimtückischen Angriff, doch nach kurzer Zeit blieb nur noch ein Restbrennen in seinem Rachen und das benebelte Gefühl, welches der Alkohol in seinem Kopf verursacht hatte. Harry musste kein Hellseher sein und auch den Zauber, den Snape angewandt hatte, um sein Glas zu manipulieren, nicht kennen, doch er wusste, dass dieser Mistkerl ihm puren, hochprozentigen Absinth zum Trinken gegeben hatte. Grimmig und auch ein wenig leidend, blickte er den Mann an, der lediglich siegesgewiss zurücksah. Sofern dies Snapes Rache für das „Arschloch“ gewesen war, war Harry damit einverstanden. In der Tat wäre er dann sehr glimpflich davon gekommen und dabei wollte er es auch belassen, weshalb er den erlittenen Schaden heldenhaft hinnahm. „Kommt jetzt der Nachtisch?“, fragte Lucius, inzwischen wieder beruhigt, jedoch weiterhin amüsiert und schaute so doppeldeutig in die Runde, dass keiner daran zweifelte, was er eigentlich meinte. Just in diesem Moment erschienen kleine, süße Schokoladenkuchen auf dem Tisch und erübrigten so eine weitere Antwort. Fortsetzung folgt… Kapitel 32: Kapitel 32 ---------------------- Harry war so heiß! Sein Körper brannte. Die Kleidung an seinem Leib fühlte sich eng an. Missmutig zerrte er daran und mit jedem Zentimeter Haut, den er freilegte, wurde die Temperatur angenehmer. Ihm war schwindlig, weshalb er sich festhielt. An jemandem festhielt. Ein betörender Geruch von Parfüm stieg ihm in die Nase. Er seufzte auf, dann drängte er sich noch enger an die Quelle seines Wohlbefindens heran. „Harry!“, hörte er eine männliche Stimme sagen. Irgendwie klang es vorwurfsvoll. „Ja?“, antwortete er mit bleierner Zunge und sah plötzlich in eisgraue Augen oder waren sie blau? „Du bist schwer“, maulte der hübsche Junge, an dem er sich festhielt. Er wusste, er kannte ihn. Sehr gut sogar. Aber der Name wollte ihm komischerweise nicht über die Lippen kommen. „Warum verträgst du so wenig?“, schimpfte der Junge weiter. Durch die dicke Watteschicht, welche sich um seinen Kopf gewickelt hatte, verstand er die Bedeutung und antwortete: „Weil ich brav bin.“ „Brav?“, schnaubte der Blonde und Harry wusste wieder, dass es Draco war. Sein Draco. Mit der Erinnerung an den Namen stiegen auch andere Dinge in sein Bewusstsein. Wieder sah er in das schöne Gesicht. Sein Blick manifestierte sich auf den Lippen, die einladend lockten. „Küss mich!“, forderte er. „Spinnst du? So voll, wie du bist, garantiert nicht!“ „Bitte“, schnurrte er und zog Draco mit ungeschickten, trunkenen Bewegungen zu sich hinab. „Du stinkst!“ „Du nicht. Du riechst gut.“ Weshalb Harry dies sagte, obwohl die spitze Bemerkung ihn verletzt hatte, wusste er keineswegs. Aber es war die Wahrheit. Draco roch unglaublich gut und Harrys Sinne konzentrierten sich nur noch auf dessen Nähe. Er gab seinem Bedürfnis nach und presste seine Lippen auf die Dracos. Die Lippen schmeckten noch besser als in seiner Erinnerung. Harry wollte mehr davon und drängte sich hungrig an Draco, welcher sich das überrumpelt gefallen ließ, bevor er Harry bestimmt zurückschob. „Bist du verrückt?“, flüsterte er. „Was, wenn uns jemand sieht?“ „Ist doch egal“, meinte Harry, der einfach nur versuchte, Dracos Lippen erneut zu erwischen, aber als er einsehen musste, dass er es nicht schaffte, schlicht so lange an dem grünen Hemd zog bis er ein Stück helle Haut freilegte, um seine Lippen darauf zu pressen. Auch Dracos Haut schmeckte verlockend. „Harry!“, keuchte Draco. „Ich glaube, ich muss Severus umbringen.“ Dracos Stimme klang keinesfalls mehr so streng, sondern wurde weicher, erregter. Als es Harry dann auch noch gelang, die obersten Knöpfe des Slytherins zu öffnen, so dass diese absprangen und mit einem leisen Klackern auf dem Boden landeten und er seine Zunge über die entblößten Stellen wandern ließ, bis ihm die zarte Knospe von Dracos Brust zwischen die Lippen kam, wo er genüsslich dran saugte und knabberte, war es scheinbar um Dracos Beherrschtheit geschehen. „Komm mit!“, befahl er ihm und Harry wurde mitgezogen. Sie gingen nicht weit. Bevor Harry realisieren konnte, wo er war, wurde eine Tür aufgerissen und er mit so viel Schwung in den Raum gestupst, dass er stolperte und auf dem Fussboden landete. Noch während er sich wieder umdrehte, konnte er dumpf hören, wie Draco die Tür verriegelte. Als er auf seinem Hintern saß, erkannte er, dass er sich in einem leeren Klassenzimmer befand. Ein paar Meter weiter auf dem Fussboden lag noch eine Klassenarbeit, die einer der Schüler vergessen hatte und auf der Tafel tanzten zwei gezeichnete Strichfiguren Walzer miteinander. Doch Harry war das egal, denn sein Blick richtete sich wieder auf Draco. Eine Woge Erregung wanderte durch seinen Körper, als er den Slytherin betrachtete. Mit einer gewissen Herablassung sah dieser auf ihn herunter. Ein sinnlicher Kontrast zu der hellen Haut, die verführerisch unter dem halbgeöffneten Seidenhemd blitzte. „Hast du eigentlich eine Ahnung davon, was du gerade getan hast?“, fragte Draco und hätte Harry etwas sagen können, so hätte er eingestehen müssen, dass dem nicht so war. Mit lasziver Bewegung öffnete Draco die letzten Knöpfe seines Hemdes und Harry sah ihm wie hypnotisiert dabei zu. „Du hast mein Hemd ruiniert. Für jeden fehlenden Knopf wirst du von mir bestraft werden. Verstehst du das?“ Harry nickte mit dem Kopf. Ein heißer Schauer lief über seinen Rücken. Oh ja, er verstand das. Er kannte Dracos Strafen. Dracos sinnliche Strafen. „Gut“, lächelte der Blonde „dann sind wir uns einig.“ „Ja“, krächzte Harry, dessen Stimme weiterhin zu versagen schien. „Willst du, dass ich dich berühre?“ „Ja“, seufzte Harry. „Willst du mich berühren?“ Draco lief grazil und doch irgendwie bedrohlich betörend auf ihn zu. „Ja“, keuchte Harry, den die Erregung vollständig gepackt hatte, noch ehe der Slytherin ihn überhaupt angefasst hatte. Sein Glied war erwacht und pochte fordernd gegen sein Gefängnis aus Stoff. Draco kniete sich über ihn, ohne dass er ihn berührte, und Harry stockte der Atem. „Ich könnte Severus wirklich dafür töten, dass er mir den Ausnüchterungstrank verweigert hat, der dir diesen Zustand erspart hätte, aber auf der anderen Seite bin ich ihm gerade dankbar.“ „Warum?“, fragte Harry, der nicht mehr klar denken konnte, auch wenn jetzt Dracos prickelnde Nähe und nicht länger der Alkohol daran schuld war. „Weil er mir deine fordernde Seite zeigt. Du willst mich!“ Es war eine Feststellung. „Dann sollst du mich auch haben.“ Nun waren es Dracos Lippen, die sich auf Harrys legten, die hitzig seine Bereitschaft suchten und Harry erwiderte den Kuss leidenschaftlich. Ihre Zungen fochten miteinander, erregten sich gegenseitig. Die aufregenden Gefühle verstärkten sich für Harry in der Sekunde noch mehr, als Draco sich auf ihn legte und der schlanke Körper einen gewissen Druck auf den seinen ausübte, welchen Harry anregend fand. Das hier war gut. Richtig gut. Er spürte, wie Dracos Hände an seiner Seite hinab wanderten. Bemerkte, wie sie den Bund seines dünnen Pullovers umfassten und diesen letztlich über seinen Kopf zogen. Die kühle Luft war angenehm auf seiner erhitzten Haut. Dracos Finger streichelten über seinen Oberkörper. „Du bist ziemlich gebräunt“, stellte Draco fest. „Gartenarbeit“, nuschelte Harry, der kurz an die vielen Stunden in Tante Petunias Garten dachte. „Ich würde dir gerne zusehen, wie du in der Sonne schwitzt und diesen Muggelkram machst. Sieht bestimmt sexy aus.“ Harry errötete unter Dracos Worten. Ihm war nicht danach, das für ihn peinliche Thema zu vertiefen, er wollte etwas ganz anderes und genau dies wurde ihm just verdeutlicht, als Draco sich auf ihm bewegte und sein noch immer gefangenes Glied streifte. Kommentarlos zog er Draco in einen Kuss, nur um sich Sekundenbruchteile später mit diesem zu rollen, sodass nun er auf dem Slytherin lag. Die Verblüffung in Dracos Gesicht brachte ihn kurz zum kichern. Doch kann rutschte er an dem schlanken Körper hinab, bis er sich auf Dracos Knie setzen konnte. Unbewusst leckte Harry mit der Zunge über seine Lippen, als er erst Dracos Gürtel und dann dessen Hose mit einem Ruck öffnete. Die Beule in Dracos Pants war unübersehbar. Gierig schob Harry den Stoff beiseite. Er keuchte! Dracos Glied stand stolz und aufrecht vor ihm. Bilder schossen ihm durch den Kopf, die ihm zeigten, welche Lust er schon dabei empfunden hatte, es zu liebkosen und genau das wollte er jetzt wieder fühlen. Ohne zu zögern beugte er sich vor und nahm es zwischen seine Lippen. Draco stöhnte auf. Eine Hand legte sich auf Harrys Kopf. Griff in sein volles Haar, wühlte darin, während er abwechselnd rhythmisch an dem heißen Schaft saugte oder genüsslich daran leckte und knabberte. Seine Finger spielten mit den empfindsamen Hoden und Draco wurde immer unruhiger. Harry selbst befreite mit einer Hand sein eigenes Glied aus der Hose, welches er grob massierte. Sein Mund tanzte inzwischen auf und ab. Der Druck auf seinem Kopf drängte ihn immer tiefer, während Draco zeitgleich mit der Hüfte vorstieß. Sie hatten beide die Kontrolle verloren. Heftig und intensiv fanden sie schon nach kurzer Zeit zum Höhepunkt. Unwillkürlich schluckte Harry Dracos Erguss, der bitter schmeckte. Er konnte nicht sagen, dass er davon sonderlich angetan war, doch die Ermattung seines eigenen Orgasmus drängte diese Empfindung zurück und Harry legte sich halb auf Draco, halb auf dem Boden nieder. Eine Hand legte sich auf seinen Rücken, streichelte sanft darüber und Harry genoss diese schlichte, aber tiefgehende Zärtlichkeit Dracos. „Ich würde gerne mit dir schlafen“, sagte der Slytherin mit Bedauern in der Stimme. „Aber weder will ich dich betrunken flachlegen, noch glaube ich, dass es meinen Vater glücklich machen würde.“ „Ich bin nicht betrunken“, meinte Harry, welcher sich schon eine Weile wieder deutlich klarer fühlte. Eigentlich hatte er den Eindruck, dass er schon vor dem Blowjob wieder fast nüchtern gewesen war. „Ehrlich? Mehr fällt dir dazu nicht ein? Kein ‚Dein Vater könnte uns sehen‘?“ Schlagartig errötete Harry von Kopf bis Fuß. Gleichzeitig peinlich berührt, wie verärgert über seine alkoholbedingte Vergesslichkeit, fluchte er laut und unflätig. Draco lachte. „Das ist nicht lustig!“ „Doch“, widersprach Draco, räumte Sekunden später jedoch deutlich weniger amüsiert ein: „Sieh es einfach als kleine Rache dafür, dass er Severus bei seinem üblen Streich unterstützt hat.“ Obwohl Harry noch immer die Scham im Körper brannte, konnte er sich mit dem Gedanken anfreunden. „Wir sollten gehen“, stellte Harry fest, dessen Lider immer schwerer wurden. „Ja“, bestätigte Draco, der Harry voller Bedauern von sich schob und aufstand, nur um Harry dann ebenfalls aufzuhelfen. „Komm, ich bring dich zum Gryffindorturm.“ „Und wenn uns jemand sieht?“ „Echt jetzt, Harry? Vorhin hast du mich auf dem Gang geküsst und es hat dich nicht gejuckt. Außerdem bin ich Vertrauensschüler, es ist Sperrstunde und wer sollte sich trauen, etwas zu sagen, wenn ich meinen ‚besten Freund‘ beim Gryffindorturm abliefere, nachdem ich seinem Haus ordentlich Punkte abgezogen habe?“ „Schon gut, ich hab’s kapiert“, antworte Harry und rollte mit den Augen. Nachdem sie beide ihre Kleidung gerichtet und sich mit einfachen Reinigungszaubern gesäubert hatten, machten sie sich tatsächlich auf den Weg. oooOOOooo Ohne dass er etwas sah, wusste Harry schon, dass dies kein Traum war. Er war wieder bei Voldemort, doch dieses Mal sah er die Situation nicht durch die Augen von Lucius Malfoy. Es war das magische Band, welches zwischen ihm und Voldemort existierte, über das er gerade in das Geschehen gezogen wurde. Voldemort saß vor einem Kamin, doch es war ein anderer Kamin als beim letzten Mal. Dieser hier war aus weißem Marmor, die Verzierungen waren filigran und zeigten kunstvoll gefertigte Pfaue und Blumen. Obwohl der Zauberer schienbar ruhig in die lodernden Flammen im Kamin blickte, konnte Harry fühlen, dass diese Ruhe trog. Voldemort war wütend. Ungeduld zerrte an ihm, machte ihn rasend und das Bedürfnis, irgendetwas oder irgendjemanden zu zerschmettern, wuchs. „Mein Lord“, grüßte eine Stimme aus dem Schatten. Voldemort zuckte mit keiner Wimper. Längst hatte er die Anwesenheit seines Dieners wahrgenommen. „Wann bekomme ich Potter?“ Ein Schauer durchrann Harry beim Klang der Frage, die einem wütenden Zischen glich. „Wie Ihr wisst, hat der junge Malfoy versagt.“ „Verrat“, unterbrach Voldemort den Todesser, „ist kein Versagen. Die Malfoys haben sich von mir abgewandt und dafür werden sie zahlen. Für Verräter gibt es nur eine Strafe – den Tod.“ Seine Lippen verzogen sich zu etwas, das Harry schaurig an ein Lächeln erinnerte. Voldemorts Blick wandte sich vom Kamin ab und tastete sich durch den Raum, bis er innehielt. Was er dort sah, bereitete Harry große Übelkeit. Narzissa Malfoy schwebte in einer Art magischem Kokon im Raum und drehte sich langsam und kopfüber um ihre eigene Achse, während Nagini der Rotation mit hungrigem Interesse folgte. Bei der Vorstellung, Voldemort könnte Dracos Mutter an seine Schlange verfüttern, vertiefte sich das Entsetzen noch mehr. „Ich möchte, dass du mir Potter und den jungen Malfoy noch vor Neujahr bringst“, sagte Voldemort kalt, den der Anblick von Narzissa, die apathisch vor sich hin stierte, zu langweilen schien. Seine Aufmerksamkeit galt wieder ganz dem Mann, den Harry bereits als rechte Hand Voldemorts in einer anderen Vision kennengelernt hatte. Doch auch dieses Mal hielt sich der Magier im Schatten, sodass Harry das Gesicht nicht sehen konnte. Von der schwarzen Kleidung abgesehen, konnte Harry lediglich längeres, dunkles Haar erahnen, was ihm jedoch keineswegs bei der Identifizierung weiterhalf. Lucius musste es wissen, aber bislang hatte Harry keine Information darüber erhalten. Es war an der Zeit, mehr Wissen aus den Malfoys zu locken. „Wie Ihr wünscht, mein Lord“, antwortete der Diener eloquent. „Es wird mir eine Ehre sein.“ „Das glaube ich dir sofort. Ich weiß, dass auch du mit Potter noch ein Huhn zu rupfen hast, doch gleich wie – Der Junge gehört mir! Niemand außer mir darf ihn töten.“ „Sicher“, kam die zähneknirschende Entgegnung. „Ich habe verstanden.“ „Das rate ich dir auch. Und jetzt mach dich an die Arbeit. Ich muss Potter hier haben, bevor das Jahr zu Ende geht.“ „Gewiss.“ Mit einer letzten angedeuteten Verbeugung zog sich der Todesser noch weiter in den Schatten zurück und verschwand ebenso unsichtbar im Dunklen, wie er aufgetaucht war. „Nagini, meine Liebe, ich glaube, wir haben einen ungebetenen Besucher.“ Harry schrak auf. Voldemort hatte ihn bemerkt. Er konnte fühlen, wie sich das Bewusstsein des Dunklen Lords auf ihn richtete und er mit einer gewaltigen Energiewelle zurückgedrängt wurde. Heftig keuchend wachte Harry auf. Fortsetzung folgt… Kapitel 33: Kapitel 33 ---------------------- Der Bereich am Eingangstor war verlassen. Es war spät und die meisten Schüler lagen schon in ihren Betten. Durch das geöffnete Tor blickte Harry hinaus auf das weitläufige Gelände. In dieser Nacht war der Himmel von Wolken übersät, so wie es auch den ganzen Tag über der Fall gewesen war, dennoch blitzten immer wieder helle Sterne durch die Wolkendecke. Sanfter Wind wehte über das Land, der noch die restliche Wärme der letzten Herbsttage in sich trug. In knapp einer Woche war Halloween. Mit leichtem Unglauben dachte Harry daran, wie viel sich in den letzten Wochen und Monaten seit Beginn des Schuljahres geändert hatte. Draco und er – wer hätte sich das jemals vorstellen können? Aber Harry stand nicht hier, um über sein Liebesleben oder sein Schuljahr zu sinnieren. Harry wartete. Mit einem komischen Gefühl, welches eine Mischung aus Nervosität und Neugier war, stand er seit ungefähr 10 Minuten hier und wartete auf Albus Dumbledore. Nachdem er dem Schulleiter am frühen Morgen, noch vor dem Unterricht, von seinem jüngsten Traum Voldemort betreffend berichtet hatte, hatte dieser ihn um absolutes Stillschweigen über die Traumvision gebeten und ihm das Versprechen abgerungen, dieses bislang auch auf Ron, Hermine und Draco zu beziehen. Gleichwohl Harry, der bis zu diesem Moment froh war, keine Geheimnisse mehr vor seinen Freunden zu haben, dies nicht schmeckte, hatte er Dumbledore sein Wort gegeben. Der Unterricht des Tages, welcher wesentlich hektischer und anstrengender als gewöhnlich gewesen war, hatte ihm unbeabsichtigt dabei geholfen, sein Versprechen zu halten. Lediglich nach dem Mittagessen, als Lupin ihm die Nachricht Dumbledores mit den Daten für den jetzigen Termin überbracht hatte, war er angesichts der neugierigen Blicke von Ron und Hermine ins Wanken geraten. Es war sein Glück, dass Professor McGonagall, die sich mit Hermine wegen ihrer Schulfächer unterhalten wollte, ihm eine Notlüge ersparte. Wenn er den Tag Revue passieren ließ, fiel ihm auf, dass er Draco kaum gesehen hatte. Irgendwie war es ihnen nicht geglückt, auch nur einen vertrauten Satz miteinander zu sprechen. Ein Hauch von Röte stieg ihm den Hals empor, bei dem Gedanken daran, dass er und Draco nach so langer Zeit wieder intim miteinander gewesen waren. Lucius hatte er dabei wirklich vergessen. Vielleicht hatte Draco Recht damit, dass dies eine kleine Strafe für den ehemaligen Todesser war, doch es war so peinlich, wenn man wusste, dass der Vater des Freundes sie beim Sex sah. Mit gewisser Befriedigung realisierte er aber, dass Lucius Snape heute bestimmt in den Ohren gelegen war, was diese dämliche Verbindung anbelangte. Harry hoffte, dass Snape dies zum Anlass nahm und ihn demnächst zum nächsten Test einlud. Das Rauschen eines Umganges ließ Harry aufhorchen und als er seinen Blick vom Nachthimmel wandte, sah er Dumbledore die breite Treppe hinunterkommen, welche in den Korridor zu seinem Büro führte. „Entschuldige meine Verspätung, Harry“, lächelte der Schulleiter ihn an. „Eine Nachricht aus dem Ministerium, deren Beantwortung keinen Aufschub kannte, hat mich aufgehalten.“ „Macht doch nichts, Professor“, sagte Harry, welcher gerne gewusst hätte, worum es ging. „Nun denn… Laufen wir ein Stück.“ Den Arm, kurz um seine Schulter gelegt, dirigierte Dumbledore ihn ins Freie, wo er das Hoftor mit einem sehr effizienten Zauber schloss. Sie liefen über den Grund, vorbei an Hagrids Hütte, in der Licht brannte und aus deren Kamin Dampf stieß. Der Geruch von gebratenem Fleisch stieg Harry in die Nase. „Ein gutes Steak könnte ich auch mal wieder essen“, meinte Dumbledore, dem Harrys Magengrummeln aufgefallen war. „Vielleicht können wir uns auf dem Rückweg eine Kleinigkeit im Tropfenden Kessel gönnen“, schlug er entschuldigend vor. „Wohin gehen wir eigentlich, Professor?“ „Nun, das ist eine sehr gute Frage“, antwortete er geheimnisvoll und schwieg, bis sie das Gelände von Hogwarts verlassen hatten und sich auf dem Pfad nach Hogsmeade befanden. Sie liefen eine Weile und unterhielten sich über das Wetter, Harrys Schulnoten und die neuesten Sammelkarten, die es zu den Schokofröschen dazu gab. Zwar wusste Harry nicht, weshalb Dumbledore ihm nicht sagte, wohin sie gingen, doch er traute sich auch nicht, zu fragen. Er hatte das Gefühl, dass heute etwas sehr Wichtiges passieren würde und Dumbledore das Tempo der Eröffnungen bestimmen wollte. In Hogsmeade angekommen, führte ihn der Schulleiter vorbei an den belebten Straßen zu einer dunklen Seitengasse, wo vor einem heruntergekommenen Lokal das Schild Eberkopf leise vor sich hin knarzte. „Keine Sorge“, sagte Dumbledore. „Wir werden nicht hineingehen müssen. Deine Apparier-Prüfung hast du noch nicht abgelegt, nehme ich an?“ „Nein“, antworte Harry. „Ich dachte, man muss siebzehn sein?“ „Ganz genau“, entgegnete Dumbledore. „Halte dich jetzt bitte ganz gut an meinem Arm fest.“ Ohne zu Zögern packte Harry Dumbledores Unterarm, der ihm angeboten wurde. „Sehr schön“, meinte Dumbledore. „Dann mal los.“ Harry bemerkte, dass starke Kräfte auf seinen Körper einwirkten. Dumbledores Arm wurde weggebogen und Harry verstärkte seinen Griff darum. Plötzlich wurde alles schwarz um ihn. Der Druck um seinen Körper wurde fester, fast kam es ihm so vor, als würde er zusammengepresst werden. Er hatte das Gefühl, nicht atmen zu können, doch als er glaubte, es nicht mehr auszuhalten, löste sich der Druck mit der Heftigkeit eines explodierenden Gummischlauchs auf. Zumindest war dies der beste Vergleich, der Harry dazu einfiel. Schwer atmend, mit Tränen in den Augen, fand er sich an einem ganz anderen Ort wieder. Sie hatten Hogsmeade weit hinter sich gelassen. Hier war die Luft deutlich kälter und der Himmel so klar, dass die Sterne die Nacht erhellten. In diesem Licht konnte Harry sehen, dass sie vor einem heruntergekommenen, alten Haus standen. Früher mochte es einmal herrschaftlich gewesen sein, doch jetzt wucherte Efeu über die Fassade und im Dach waren mehrere große Löcher, durch die Feuchtigkeit ins Innere gelangte. „Wo sind wir, Professor?“ „Nun, Harry, wir sind in Little Hangleton.“ „Aber hier ist keine Stadt.“ „Nun, ich gestehe, dieses Haus liegt weit abseits des eigentlichen Dorfes. Von hier bis zum nächsten bewohnten Haus sind es schon ein, zwei Meilen.“ Harry betrachtete die Fenster, die zum Teil mit Brettern vernagelt worden und zum Teil aber auch nur zersprungen waren. An einer Stelle des Vorgartens lagen so viele, große Kieselsteine, dass Harry vermutete, dass sich einige Kinder aus dem Dorf den Spaß gegönnt hatten, die Scheiben einzuwerfen. Auf ihn machte das Haus einen traurigen Eindruck, was nicht nur an dem desolaten Zustand lag, sondern an der Aura, welche das Haus ausstrahlte, so als wäre vor langer Zeit ein großes Unglück über das Gemäuer und seine Besitzer gekommen. Ein kalter Schauer rieselte seinen Rücken hinab. „Was machen wir hier?“, wollte Harry wissen. „Dazu muss ich dir den Garten zeigen“, antwortete Dumbledore und lief um das Haus herum, während Harry mit ihm ging. Auch vom Garten aus sah das Haus nicht besser aus. An den Wänden des Gebäudes wuchs Moos, das seine feuchte Nahrung über die angerissene Dachkandel erhielt. Der Pavillon, der sicherlich einst stolz und schön als Mittelpunkt des Gartens dort gestanden hatte, war bereits so überwuchert, dass man nur noch eine vage Form erkennen konnte. Eine bleierne Schwere drückte Harry nieder. Seine Instinkte sagten ihm, dass er von diesem Ort flüchten sollte, dass es hier keineswegs sicher war und man sich hier schon gar nicht in der Nacht aufhalten sollte. Fast glaubte er, dass jeden Moment Geister oder andere Monster aus den Schatten auftauchen würden. Doch nichts dergleichen geschah und Dumbledore, welcher unbeirrt weiterging, passierte den Pavillon oder was auch immer davon übrig war und Harry folgte weiterhin. Ungefähr 10 Meter vom Pavillon entfernt stand ein Springbrunnen. Der einst weiße Marmor wirkte nun grau; der grazilen, nackten Schönheit in der Mitte, welche aus einer Muschel entstieg, fehlte der rechte Arm. „Eine Nachbildung der Venus von Milo“, sagte Dumbledore und betrachtete die Statue, als wäre sie intakt und nicht durch die Jahre heruntergekommen und beschädigt worden. „Professor, wollen Sie mir nicht den Grund für unser Hiersein verraten?“, fragte Harry, der kein Interesse für die Statue aufbringen konnte oder wollte. „Dieses Haus, Harry, wem, glaubst du, hat es einst einmal gehört?“ „Einer reichen Zaubererfamilie?“, riet er. „Nun, fast. Es gehörte Muggeln. Man fand sie in den 40ern ermordet. Vater, Mutter und ihr junger, erwachsener Sohn. Bis heute weiß keiner der Dörfler, woran sie gestorben sind. Die lokalen Zeitungen sprachen von einem Fluch, seitdem traut sich niemand auf dieses Gelände, außer einem alten Mann namens Frank Bryce, der im Bediensteten-Trakt wohnt, und ein paar Kindern, die den Verfall des Hauses beschleunigen. Auch wenn die Muggel es bis heute nicht wissen, wir wissen, woran die Familie gestorben ist. Kurz, schmerzlos, im Bruchteil einer Sekunde, ohne Spuren zu hinterlassen.“ „Der Todesfluch“, sagte Harry, der schlucken musste. Grauen erfüllte ihn bei dem Gedanken daran und wieder einmal sah er das grüne Licht vor seinem inneren Auge aufflackern und hörte seine Mutter schreien. „Ja. Eines Nachts kam ein junger Zauberer hierher, erfüllt von dem Vorhaben, seine eigene Schande auszumerzen. Den Grund, weshalb er glaubte, unrein zu sein.“ „Voldemort?“, fragte Harry mit leiser Stimme. „Wieder richtig, Harry. Ja, der junge Voldemort, damals hieß er noch Tom Riddle, kam hierher und tötete diese Muggel.“ „Aber warum? Was hatten sie ihm getan?“ „Diese Frage ist, so unglaublich die Antwort auch ist, leicht zu beantworten – es waren seine Großeltern und sein Vater.“ „Was?“, fragte Harry erstaunt. „Seine Familie?“ „Ein Teil zumindest.“ „Und wer ist der andere Teil? Der magische Teil? Oder ist er muggelstämmig?“ „Seine Mutter war eine Hexe, wenn es das ist, was du meinst.“ Mit schwirrenden Gedanken stand Harry einige Zeit einfach nur da und schaute Dumbledore an. „Weshalb erzählen Sie mir das, Sir?“ „Weil es wichtig ist, Tom Riddle zu verstehen, um Voldemort verstehen zu können.“ „Sind wir deshalb hier?“ „Ja und nein, Harry. Heute habe ich dich hierher gebracht, weil ich glaube, dass wir hier einen Hinweis finden können, was Voldemort vorhaben könnte.“ „Sie meinen, weshalb er mich vor Neujahr braucht?“, hakte Harry nach. Sein Herz schlug auf einmal doppelt so schnell. Die Anspannung brachte ihn zum Schwitzen. „Weißt du, wer die Venus war?“, fragte Dumbledore und Harrys Blick blieb unweigerlich an der Statue hängen. Erst jetzt bemerkte Harry, dass das Gesicht der Venus recht plump gehalten war und ihre Haare dünn wirkten. „War sie nicht eine griechische Göttin?“ „Eine römische“, verbesserte Dumbledore, wirkte jedoch zufrieden. „Sie war die Göttin der Liebe.“ „Dann verstehe ich nicht, was das mit Voldemort zu tun haben soll.“ Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf Dumbledores Gesicht aus. „Sehr gut, Harry, und um genau diese Frage zu klären, musst du wissen, wer diese Frau ist.“ Harry dachte kurz nach und blickte noch einmal in das schlichte Gesicht. Für sich dachte er, dass er sich eine Liebesgöttin viel schöner vorgestellt hätte und da ging ihm ein Licht auf. „Ist das seine Mutter?“ „So ist es“, sagte Dumbledore. „Tom Riddle Senior war einst mit einer jungen, armen Hexe durchgebrannt und obwohl er einige Monate danach wiederkam, ohne seine Frau, und davon sprach, hereingelegt worden zu sein, ließ er diese Statue anfertigen.“ „Warum hereingelegt?“ „Ich vermute, dies ist reine Spekulation, dass der wohlhabende und sehr gutaussehende Tom sich nicht in Merope, ein armes, zerlumptes Geschöpf, verliebt hat.“ „Ein Zaubertrank?“ „Vermutlich.“ „Aber weshalb sieht die Statue dann so aus?“ Harry runzelte die Stirn. Obwohl er Antworten von Dumbledore erhielt, vermehrten sich die Fragen in seinem Kopf prozentual. „Eine weitere Spekulation von mir – ich glaube, dass ein Teil des Liebeszaubers überlebt hat. Zumindest für eine Weile. Dass Tom Riddle Senior etwas für die Mutter seines Sohnes empfunden hat, wenn auch durch Magie entstanden. Unbewusst hat er eine Statue in Auftrag gegeben, die Merope ähnlich sieht. Wenn man die Art und Weise in Betracht zieht, wie er über seine Frau gesprochen hat, glaube ich nicht, dass er sich dieser Gefühle Zeit seines kurzen Lebens bewusst geworden ist. Die Gerüchte und Geschichten über die Familie Riddle und auch über die Familie von Merope sind hochgekocht und erst Jahre nach dem Tod aller Beteiligten langsam in Vergessenheit geraten. Heute sind die Gerüchte nur noch Legenden, die man erzählt, um den Kindern Angst zu machen.“ „Erzählen Sie mir von Meropes Familie?“ „Heute nicht, Harry. Das ist eine Geschichte für einen anderen Tag. Wir sollten wieder gehen. Ich habe das Gefühl, wir sind nicht länger alleine.“ Aufgeschreckt von Dumbledores Worten sah sich Harry um, doch er konnte nicht mehr und nicht weniger entdecken als zuvor. Erneut hielt ihm der Schulleiter einen Unterarm hin. Harry langte zu und nur wenige Sekunden später fühlte er die Kräfte, die ihn zusammendrückten, sich wie metallene Bänder um ihn wickelten und ihn zu zerquetschen drohten. Als der Druck nachließ, fand er sich vor dem Hintereingang des Tropfenden Kessels in der Winkelgasse wieder. „Steak, Harry?“, fragte Dumbledore. oooOOOooo Mit vollem Magen und bleiernen Füßen, da ihn die Müdigkeit inzwischen lähmte, schleppte Harry sich hoch zum Gryffindorturm, nachdem Professor Dumbledore sich zwei Korridore zuvor von ihm verabschiedet und ihm eine gute Nacht gewünscht hatte. Aufgrund der Müdigkeit war Harry nicht einmal mehr in der Lage, über die Ereignisse in Little Hangleton nachzudenken. Alles, was er noch wollte, war, in sein Bett zu kriechen und zu schlafen. Gerade als er um die letzte Biegung ging, wurde er von einer bekannten Stimme angesprochen. „Wo warst du?“ „Draco!“, schreckte Harry auf. „Ich war mit Dumbledore unterwegs.“ „Ich weiß, ich hab euch das Gelände verlassen sehen.“ Überheblich und blasiert lehnte Draco mit einem angewinkelten Bein lässig an der kühlen Steinwand und blickte auf Harry herab. Röte schoss in Harrys Wangen. Dass ausgerechnet Draco sie gesehen hatte… Nachdem Dumbledore ihn um seine Verschwiegenheit gebeten hatte, wusste Harry nicht, ob Draco und Lucius darüber informiert worden waren, dass sich Narzissa in den Fängen Voldemorts befand. An deren Stelle würde Harry durchdrehen vor Sorgen. Aber Draco schien normal zu sein, weshalb Harry mutmaßte, dass er unwissend war. Sein schlechtes Gewissen meldete sich sofort und er musste innehalten, damit er es Draco nicht direkt an den Kopf warf. „Wir waren im Tropfenden Kessel“, sagte Harry. „Er hat mich auf ein Steak eingeladen.“ „Wirklich? Warum das denn?“ „Keine Ahnung“, log Harry unverblümt. „Wir haben uns über alles Mögliche unterhalten. Über meine Schulnoten, was ich nach der Ausbildung machen möchte, ob ich auch sparsam mit dem Familienerbe umgehe, ob ich das Haus von Sirius, das ich geerbt habe, behalten oder vermieten möchte und und und.“ Draco rollte mit den Augen. „Das klingt ja furchtbar. Da dachte ich, ich hätte einen schlechten Abend gehabt und letztlich ist es dir noch schlimmer ergangen.“ Endlich löste sich Draco von der Wand, überbrückte die kurze Distanz, die zwischen ihm und Harry lag, und küsste ihn kurz und leidenschaftlich. „Du schuldest mir was, Harry.“ „Weshalb?“ „Weil ich die letzten drei Stunden mit Severus und meinem Vater verbracht habe. Ich möchte jetzt nicht unbedingt den kompletten Wortlaut wiedergeben, aber sagen wir mal so – ich habe die Quittung für gestern Abend verbal an den Kopf gehauen bekommen.“ Die Röte auf Harrys Wangen vertiefte sich. „Gestern fandest du den Gedanken an Lucius‘ Strafe noch lustig.“ „Da hab ich mir auch noch nicht die Strafpredigt anhören müssen.“ „Selbst schuld“, frotzelte Harry. „Ich war betrunken, du hättest mich aufhalten müssen.“ „Hätte ich? Und wie, wenn du so verführerisch offensiv warst? Außerdem meine ich mich recht zu erinnern, dass du steif und fest behauptet hast, du wärst wieder nüchtern.“ „Woher soll ein Betrunkener wissen, ob er nüchtern ist?“, konterte Harry neckend. „Du bist schrecklich“, seufzte Draco. Seinen Kopf legte er auf Harrys Schulter. Der Duft von Draco Shampoo schwebte zu Harry, der tief einatmete. Draco so nah bei sich zu spüren, war einfach richtig. Sein Herz flatterte freudig und auf merkwürdig träge Art befriedigt. „Verrätst du mir, was Dumbledore wirklich von dir wollte?“ Es zog an Harry, doch er sagte: „Nein. Nicht heute. Sobald ich kann, werde ich es.“ „Okay“, seufzte Draco. „Versprichst du es mir?“ „Ja, versprochen.“ „Gut, dann bin ich zufrieden – vorerst.“ Draco hob seinen Kopf wieder und lächelte ihn zerknirscht an. „Du sollst morgen zu Severus kommen. Üblicher Ort, übliche Uhrzeit. Er wird mit den Tests weitermachen. Auch wenn es riskant ist, aber er möchte versuchen, die Verbindung für eine ganze Stunde zu kappen.“ „Eine Stunde?“ Harry wusste nicht, ob er sich über diesen gewagten Vorstoß freuen oder sich davor fürchten sollte. „Hm… Ich glaube, nach gestern wird mein Vater ihm so lange in den Ohren liegen, bis die Verbindung weg ist.“ Nun musste Draco richtig grinsen. Dieser freche Gesichtsausdruck, der ohne jegliche Häme und Arroganz war, gefiel Harry. Er ließ Draco wie einen ganz normalen Teenager wirken. „Freust du dich für deinen Vater oder mehr für dich, wenn die Verbindung weg ist?“ Überraschender- wie entzückender weise färbten sich Dracos Wangen rosa. Ertappt zuckte er schelmisch die Schultern. „Du weißt, was du mir versprochen hast.“ „Klar“, sagte Harry. „Wie könnte ich das auch vergessen?“ „Gut“, meinte Draco und beugte sich vor, um Harry auf ein Neues zu küssen. Seine Lippen lockten und verführten diesen, bis er die seinen einen Spalt öffnete, damit Dracos Zunge vorwitzig in seinen Mund gleiten konnte. Harrys Knie wurden schwach. Irgendwie gelangte die kalte Steinwand in seinen Rücken und er genoss es, zwischen Draco und der Wand eingekeilt zu sein. „Also wirklich, ihr solltet euch echt mal ein Zimmer suchen“, schnarrte Blaise hinter ihnen und sie lösten sich knirschend voneinander. Zu Harrys Missfallen stand Ron neben Blaise, der ihn recht irritiert und peinlich berührt ansah. Offenbar war es ein Unterschied, zu wissen, dass Harry und Draco zusammen waren oder es tatsächlich zu sehen. „Was willst du hier, Blaise? Die Sperrstunde ist schon längst vorbei“, knurrte Draco zurück. „Ich bringe mein Betthäschen heim“, antwortete er mit breitem Grinsen, während Ron neben ihm so rot wurde wie sein Haar und am liebsten im Erdboden versunken wäre. „Ich glaube, dein Häschen mag es nicht, so genannt zu werden“, stellte Draco fest und lenkte so die Aufmerksamkeit des anderen Slytherins von ihm und Harry ab, da dieser sich nun darum bemühte Ron zu beschwichtigen. „Wir sollten auch schlafen gehen. Morgen ist zwar Samstag, aber wenn du noch länger bei mir bist, weiß ich nicht, ob mein Vater mich demnächst mit dem Cruciatus bestraft, anstatt mit Worten.“ „Idiot!“, schallt Harry, verstand aber, was Draco meinte. Er selbst hätte auch nichts gegen eine Wiederholung des Vorabends auszusetzen gehabt. Bevor es jedoch soweit kam, gab er Draco einen kurzen Kuss, nur um sich dann Ron zu schnappen und durch das Porträt der Fetten Dame ins Innere des Gryffindorturmes zu verschwinden. Erst als er in seinem Bett lag, kroch das Gefühl in ihm hoch, dass er Draco, trotz des Versprechens Dumbledore gegenüber, von der Gefangenschaft seiner Mutter hätte erzählen müssen. All dies verstummte jedoch, als er in einen tiefen und erholsamen Schlaf fiel. Fortsetzung folgt… Kapitel 34: Kapitel 34 ---------------------- „Bitte, Professor Dumbledore.“ Harry sah den älteren Mann an. In Dumbledores Augen schimmerte wie immer Erkenntnis, er wusste sehr wohl, weshalb Harry ihn an diesem frühen Morgen aufgesucht und darum gebeten hatte, ihn von seinem Versprechen zu entbinden. Aber Dumbledore blieb hart. „Versteh doch, Harry, ich halte den richtigen Moment noch nicht für gekommen.“ „Gibt es für so etwas überhaupt? Einen richtigen Moment?“, fragte er trotzig. „Draco hat ein Recht darauf, zu wissen, dass seine Mutter in Gefahr ist.“ „Gewiss“, gab der Schulleiter beschwichtigend zu. „Doch was glaubst du, würden Draco und auch Lucius machen, wenn sie darum wüssten? Meinst du nicht auch, dass sie das Schloss verlassen und ihr Manor aufsuchen würden, in dem verzweifelten Bestreben, Narcissa den Händen von Voldemort zu entreißen?“ Harry wurde rot und rutschte auf seinem Stuhl unruhig hin und her. Ja, wahrscheinlich würden Draco und sein Vater genau so reagieren. Er selbst täte es jedenfalls, wenn jemand, den er liebte, in solcher Gefahr wäre. Falls Harry gedachte hatte, der Vortrag von Dumbledore wäre vorüber, so irrte er sich. „Wir behalten Lucius Malfoy in diesem Schloss, um ihn zu schützen, ebenso wie Draco. Der Befehl Voldemorts, Draco zu töten, besteht weiterhin. Wir haben keine Erkenntnisse darüber, dass er aufgehoben wurde. Wenn nicht Lucius seinen Sohn tötet, so hat Voldemort doch genügend Anhänger, die diesem nur zu gerne nachkommen würden.“ Dumbledore hielt kurz inne und schob seine Brille ein Stück die Nase hoch. „Hältst du es wirklich für klug, Draco und Lucius zum jetzigen Zeitpunkt zu informieren?“ „Nein“, nuschelte Harry kleinlaut und kam sich wie ein Idiot vor. Taktisch war es tatsächlich höchst unklug, die Malfoy-Männer zu informieren, dennoch hatte er das Gefühl, Draco zu verraten. „Wenn Ihr erlaubt, Professor Dumbledore“, mischte sich Severus Snape ein, der die ganze Zeit wie ein stummer Schatten an der Wand gestanden hatte und der Unterhaltung gefolgt war. „Ja, Severus.“ „Wir könnten es Mr. Potter leichter machen, indem wir ihm diese bestimmte Erinnerung aus dem Kopf ziehen und in einem Fläschchen verkorken, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist oder wir benutzen einen einfachen Gedächtniszauber.“ „Ah“, seufzte der Schulleiter zufrieden auf. „Das ist eine gute Idee.“ Plötzlich fühlte Harry sich überrumpelt. Auch wenn der Vorschlag verlockend klang, obwohl er überraschenderweise von Snape gekommen war, so behagte es ihm keineswegs, dass die beiden Erwachsenen an seinem Kopf herum manipulieren wollten. „Also, ich weiß nicht…“, wich er aus. „Ich versichere dir, Harry, dass dir keinerlei Beeinträchtigung aufgrund eines dieser Zauber zuteil wird.“ „Ja, aber…“ „Was nun, Mr. Potter?“, fauchte Snape ihn an. „Werden Sie das Geheimnis bewahren, um Draco zu schützen oder wollen Sie sich aus dem Dilemma ziehen, indem sie ihre Erinnerung – und sei es nur für einen gewissen Zeitraum – abgeben?“ Harry spürte auf einmal, wie sich alles in ihm sträubte. Sicher, er wollte Draco über die Gefangenschaft seiner Mutter informieren, doch ebenso wenig wollte er Draco in Gefahr bringen. Was er aber noch weniger wollte, war, dass Snape in seinem Kopf herumfuhrwerkte. Seine Erfahrungen, wenn dieser dank Legilimentik in seine Gedanken eindrang, reichten Harry vollkommen. Er würde Snape niemals freiwillig erlauben, dass dieser seine Erinnerungen manipulierte. „Ich werde schweigen“, sagte Harry nach einem kurzen Moment, der ihm unter den beobachtenden Blicken von Dumbledore und Snape wie eine Ewigkeit vorkam. „Sicher?“, fragte Snape und Harry konnte einen Anflug von Hohn in seinen Augen entdecken. „Sicher!“, bekräftigte er. „Gut“, sagte Dumbledore. „Harry hat seine Entscheidung getroffen.“ Erst jetzt bemerkte Harry, dass der Professor mit dieser Reaktion von ihm gerechnet hatte und darüber erfreut war. Seine vorherige Zustimmung zu Snapes Vorschlag war lediglich ein Bluff gewesen. Augenblicklich verdüsterte sich Harrys Stimmung. Er mochte es nicht, derart ausgetrickst zu werden. „Ich denke, das war es dann, Harry. Du solltest zu deinen Klassenkameraden hinunter in die große Halle gehen und frühstücken. Ich bin mir sicher, Mr. Weasley und Ms. Granger vermissen dich schon.“ „Sicher“, entgegnete Harry, der tatsächlich aus dem Büro verschwinden wollte. „Einen Moment, Potter“, hielt Snape ihn auf. „Ich würde gerne mit Ihnen reden.“ „Warum?“, fragte Harry verdutzt. Auf Snapes Gesicht zuckte ein kurzes, verärgertes Grinsen, welches sofort wieder verschwand. „Das erkläre ich Ihnen, wenn Sie nach dem Frühstück zu mir in mein Büro kommen.“ „Warum nicht jetzt?“ „Potter!“, knurrte der Professor angesichts des frechen Konters. „Kommen Sie einfach in mein Büro.“ „Wie Sie wünschen“, antwortete Harry, drehte sich um und ging. Es war besser, er würde sich nach diesem denkwürdigen Abendessen nicht schon wieder mit Snape anlegen. Einmal von Snape mit einer kindischen Revanche hereingelegt worden zu sein, reichte ihm bei weitem. Nachdem er von den Wasserspeiern auf den Korridor entlassen wurde, ging Harry direkten Weges in die große Halle, wo er in der Tat Ron und Hermine beim frühstücken sah. Fast die ganze Schule schien an ihren Haustischen zu sitzen. Mit einem flüchtigen Blick stellte er fest, dass auch Draco mit Crabbe und Goyle am Tisch der Slytherins saß. Blaise saß auch am Tisch, jedoch am anderen Ende der langen Tafel und auffällig weit weg von Pansy, die sich direkt neben Draco gesetzt hatte und diesem, zum persönlichen Ärgernis von Harry, wieder einmal auf die Pelle rückte. Zwar schien dies Draco zu missfallen, jedoch unternahm der Slytherin keinen Versuch, das schwarzhaarige Mädchen von sich zu stoßen. Aber Harry wollte und konnte sich gerade nicht damit beschäftigen. Je länger er zu Draco sah, umso größer wurde sein Verlangen, das Versprechen gegenüber Dumbledore und Snape zu brechen und seinen Freund zu informieren. Stattdessen lief er direkt zu Ron und Hermine hinüber, die sich angeregt unterhielten. „Guten Morgen“, grüßte Harry und Hermine und Ron sahen auf. „Guten Morgen, Harry“, lächelte Hermine ihn an, während Ron nur kurz nickte. „Wo warst du?“, wollte Ron wissen. „Als ich aufgewacht bin, warst du schon weg.“ „Ich war bei Dumbledore“, antwortete Harry ehrlich, der zwar nicht über Narcissa sprechen durfte, aber seine Freunde zumindest nicht anlügen wollte. Dieses Thema war für das Schuljahr schon mehr als durch. Er hatte ihnen nicht alles über Draco und sich erzählt, um jetzt erneut eine Mauer zwischen ihnen zu errichten. „Was wolltest du von Dumbledore?“, fragte Hermine und legte den Tagespropheten, den sie in der Hand hielt, weg. „Ich hatte ein paar Fragen“, meinte Harry, „aber ich hab nicht die Antworten bekommen, die ich wollte.“ Bevor Hermine nachhaken konnte, was genau er damit meinte, sprach Harry weiter und seine Taktik schien aufzugehen. „Snape war auch dort. Er möchte, dass ich nach dem Frühstück in sein Büro komme.“ „Snape? Was will der denn?“, fragte Ron überrascht. „Hat er mir nicht gesagt.“ Man konnte sehen, dass es in Hermines hübschem Kopf ratterte. Harry ließ seiner Freundin Zeit zum Nachdenken und griff sich eine Schüssel mit Porridge und verfeinerte sich den Haferbrei mit eingekochten Apfelstücken, die ebenfalls auf dem Tisch standen. Er hatte gerade den ersten Löffel im Mund, als Hermines Gedankengänge zu einem Ende fanden. „Glaubst du, er möchte nochmals mit dir über das Dinner sprechen?“ „Eher nicht“, sagte Harry. „Entschuldigen wird er sich nicht. Außerdem habe ich es mit dem ‚Arschloch‘ echt übertrieben, auch wenn er es verdient hatte.“ „Spinnst du?“, fuhr Ron ihn an. „Du nimmst Snape in Schutz?“ „Nein!“, widersprach Harry. „Ich glaube nur nicht, dass ich deshalb zu ihm in den Kerker soll.“ „Ich könnte mir vorstellen“, warf Hermine vorsichtig ein, „dass es vielleicht um eure Tests bezüglich des Verbindungszaubers geht.“ „Aber warum? Heute Abend findet das nächste Treffen mit Lucius und Draco statt. Er könnte es einfach da mit mir klären, dafür müsste ich nicht extra zu ihm kommen.“ „Und wenn er nicht will, dass Lucius und Draco dabei sind?“, meinte Hermine spitzfindig. „Es könnte doch sein, dass er ein paar Fragen hat und sich davon mehr verspricht, wenn Draco und Lucius nicht dabei sind.“ „Du meinst, er könnte mich wieder mit Legilimentik angreifen?“ „Wie gut sind deine Okklumentikkünste?“, entgegnete Hermine als Antwort. „Na super“, maulte Harry, dessen Laune jetzt einen neuen Tiefpunkt gefunden hatte. Obwohl ihm sein Appetit inzwischen vergangen war, stopfte er sich einen weiteren Löffel Porridge in den Mund. Wenn er schon mit dem Schlimmsten rechnen musste, so wollte er doch gestärkt in den Kampf mit Snape gehen. Am Ende hatte er nach dem Haferbrei noch zwei Brötchen mit Käse und Marmelade gegessen, trank seinen dritten Tee und rutschte unter dem skeptischen Blick von Hermine auf seinem Stuhl hin und her. Es war offensichtlich, dass er nur so viel aß, weil er nicht in den Kerker gehen wollte und da der Zeitpunkt ‚nach dem Frühstück‘ hieß… Letztlich brachte alles aber nichts und nach ein paar weiteren aufmunternden Worten von Ron und Hermine marschierte Harry endlich los. oooOOOooo Mit seinem Blick tastete Harry über die verschiedenen Einmachgläser, die an der Wand von Snapes Büro aufgereiht waren. Einige der widerwärtigen Geschöpfe, welche darin schwammen, waren im Laufe der Jahre durch neue ersetzt worden, wie Harry feststellte. Der Kamin war dunkel und leer, obwohl es trotz der noch herbstlich warmen Außentemperaturen im Kerker frisch war. Das einzige Licht stammte von ein paar mageren Kerzen, die in Wandhaltern befestigt waren und unheimliche Schatten an die Wände malten. Unbewusst rutschte Harry ein Stück auf seinem Stuhl hinab. Obwohl er in diesem und auch im letzten Jahr erstaunlich oft im Büro des verhassten Lehrers gewesen war, hatte dieser Raum nach all der langen Zeit noch immer eine bedrohliche Wirkung auf ihn. Unbegründet, wie Harry fand, doch nicht änderbar. Es war, als würde Snapes Persönlichkeit von den kalten Steinen abprallen und den Raum mit Dunkelheit erfüllen. Harrys Gedanken schweiften und er drängte seine Empfindungen zurück, doch die lange Wartezeit, welcher Snape ihn unterzog, tat ihr übriges. Leise seufzte er auf. Gleichwohl er recht spät vom Frühstück zum Professor gegangen war, hatte dieser geduldig auf ihn gewartet, doch kaum dass er den Raum betreten hatte und Snape das Wort ergreifen wollte, war diesem ein kurzer Zettel durch einen jungen Slytherin-Schüler überbracht worden. Mit dem grimmigen Hinweis, Harry solle sich nicht vom Fleck wegrühren, war der Lehrer verschwunden. Laut der alten Armbanduhr, die Harry von Dudley hatte, war dies bereits eine Viertelstunde her. Allmählich tat Harry der Hintern weg und er wurde immer unruhiger. Aber er kämpfte mit sich selbst, denn Neugier in Snapes Büro hatte noch nie einen guten Ausgang für ihn gehabt. Der Zeiger auf seiner Uhr schob sich unablässig weiter und als die 20 Minuten fast voll waren, stand Harry auf. Bestimmt hatte Snape ihn vergessen und was auch immer der fahlhäutige Mann von ihm wollte, konnte er ihm am Abend sagen, wenn er mit den Malfoys kam, um erneute Tests über sich ergehen zu lassen. Die Türklinke in der Hand, zuckte er erschrocken zurück, als diese von außen geöffnet wurde. „Wo wollen Sie hin, Potter? Ich sagte doch, Sie sollen warten.“ „Ich dachte…“, stammelte Harry, unterbrach sich dann aber selbst. Es spielte keine Rolle, was er geglaubt hatte und mit Snape konnte man nicht diskutieren. Plötzlich wieder aufgeregt, setzte er sich zurück auf den Stuhl und wartete, bis Snape vor ihm Platz genommen hatte. „Butterbier?“, fragte Snape und mit einem Schlenker seines Zauberstabs erschienen zwei gefüllte Gläser. Verwundert schaute Harry in Snapes Gesicht. Die dunklen Augen blickten neutral, das schmale, verbitterte Lächeln war verschwunden und selbst die Hakennase wirkte weniger wuchtig, was möglicherweise daran lag, dass Snapes offene, schwarze Haare heute nur geringfügig fettig wirkten. „Danke“, meinte Harry und griff nach dem Glas, um so noch genauer in das Gesicht des Lehrers sehen zu können. Ihm war bewusst, dass Snape etwas von ihm wollte, aber er konnte bislang nicht erahnen, worum es dabei ging und da Snape bereits von der intimen Beziehung von ihm und Draco wusste, hatte er auch keinerlei Schuldgefühl gegenüber dem Professor. Entspannt lehnt sich Snape in seinem gepolsterten Stuhl zurück und trank einige Schlucke des Butterbieres, was Harry ihm gleichtat, da er dem Zaubertranklehrer auf keinen Fall zeigen wollte, wie neugierig er inzwischen geworden war. Dass sein Verhalten die richtige Wahl gewesen war, zeigte sich, als Snape sein Glas abstellte und sich mit den Ellbogen auf dem Schreibpult abstützte und Harry plötzlich unverwandt anblickte. „Wissen Sie, weshalb ich Sie herbat?“ „Nein“, antwortete Harry unverwandt. „Ich möchte die Irrungen und Wirrungen bezüglich Ihres Verbindungszaubers mit Lucius nochmals mit Ihnen erläutern.“ „Warum? Sie wissen doch schon alles.“ Harry war verwirrt. „Weiß ich das wirklich?“, hakte Snape nach und der Ausdruck in seinen Augen wurde so stechend, dass Harry fast schon das Gefühl hatte, einem erneuten Legilimentik-Angriff ausgesetzt zu sein. „Ja“, bekräftigte Harry. „Dann lassen Sie mich zusammenfassen: Zwischen Ihnen und dem Dunklen Lord besteht eine psychische Verbindung aufgrund Ihrer Vergangenheit aus Kindertagen.“ Zustimmend nickte Harry, auch wenn ihm das Thema ganz und gar nicht behagte. „Lucius und Sie sind durch einen Verbindungszauber aneinander gefesselt, der – und das finde ich höchst unangemessen – sich immer dann zeigt, wenn Sie mit meinem Patensohn intim sind.“ Harry konnte nicht verhindern, dass seine Wangen verdächtig rot wurden, trotzdem schaffte er es irgendwie, keine Miene zu verziehen. Diese Genugtuung wollte er Snape einfach nicht gönnen. Stattdessen sagte er einfach und selbstbewusst: „Richtig.“ „Wir wissen ebenfalls, dass auf Draco die Last eines Unbrechbaren Schwurs lastet, als Resultat einer kindlichen Dummheit, die ein weiterer Liebeszauber darstellt. Womit wir bereits beim vierten Fluch sind, der im Raum steht.“ Snape atmete einmal hörbar ein und aus und sagte dann: „Sehe ich dies korrekt?“ „Soweit ich weiß, ja.“ Langsam tat Harrys Kopf weh. „Wo waren Sie gestern mit Professor Dumbledore?“ „Hat er Ihnen das nicht gesagt?“, fragte Harry, welcher um ein Haar in Snapes Falle getappt wäre und es dem Lehrer verraten hätte, so sehr hatte das Gespräch ihn eingelullt. „Offenkundig nicht, Potter, sonst müsste ich Sie nicht fragen.“ „Dann sollte ich es Ihnen ebenfalls verschweigen.“ Snape lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück, doch seine Haltung war dieses Mal steif, während sein Gesicht von mühsam verdeckter Wut verzogen war. Offenkundig zügelte der Mann sein Temperament und überlegte sich seine nächsten Worte ganz genau. „Dann verraten Sie mir wenigstens, ob es etwas mit einem weiteren Liebeszauber zu tun hat.“ „Warum?“, kam die törichte Frage von Harry. „Weil ich glaube, dass wir kurz davor sind, Ihre Verbindung zu Lucius Malfoy zu trennen. Heute Abend werden wir die Unterbrechung des Zaubers auf eine Stunde ausdehnen, doch bevor wir die Verbindung vollständigen kappen können in ein paar Tagen, möchte ich erst mit Hilfe dieses Fluches versuchen, den Unbrechbaren Schwur, der auf Draco lastet, zu zerstören.“ Ernst fuhr Snape nach einer kurzen Sprechpause weiter. „Hören Sie, Potter, eine weitere Komplikation könnte Sie oder Draco das Leben kosten. Sollte also die Möglichkeit eines weiteren Zaubers bestehen, dann ist dies von großer Wichtigkeit, dass ich darüber informiert bin.“ Snapes Worte fraßen sich in seine Gedanken. Sie tobten sich darin aus und überwältigten Harry mit Schuldgefühlen, die noch größer waren, als seine Verschwiegenheit bezüglich Narcissa gegenüber Draco. Er wollte auf keinen Fall, dass Draco etwas zustieß, doch wenn Dumbledore Snape den Inhalt ihres Ausfluges verheimlicht hatte, so hatte dies sicherlich einen Grund. Schließlich war es doch der Schulleiter gewesen, der Snape damit beauftragt hatte, den Verbindungszauber zu durchbrechen. „Und wenn da noch etwas wäre?“, fragte Harry rhetorisch. „Dann müsste ich bei meinen Untersuchungen mit weiteren Komplikationen rechnen.“ „Was würde das ändern?“ „Vorerst nichts, außer dass ich noch vorsichtiger an die Abtrennung des Verbindungszaubers zwischen Ihnen und Lucius vorgehen würde. Vielleicht“, meinte Snape, „würde ich den Versuch, den Unbrechbaren Schwur zu lösen, auf sich beruhen lassen. Zuvor jedoch würde ich mir noch etwas Lektüre zu Rate ziehen.“ „Dann sollten Sie das genau so tun“, sagte Harry. Mehr wollte er dem Zaubertranklehrer auf keinen Fall verraten. Mehr brauchte er ihm nicht verraten. Für Snape war es irrelevant, dass möglicherweise ein Teil von dem Liebeszauber, den Merope auf den jungen Tom Riddle Senior angewandt hatte, in Voldemort überlebt hatte. Alles, was Harry wollte, war, Draco zu beschützen. „Kann ich jetzt gehen?“, fragte er und Snape entließ ihn mit einem leichten, respektvollen Nicken seines Kopfes. Fortsetzung folgt… Kapitel 35: Kapitel 35 ---------------------- Am Tag darauf hatte sich Harrys Laune von Snapes frühmorgendlichem Angriff noch nicht erholt. Selbst der wesentlich erfreulichere Test am Abend, wo er eine ganze Stunde mit Draco Intimitäten ausgetauscht hatte, hatte nichts daran geändert und auch das heutige Frühstück in der großen Halle, in der die vier Haustische unter der Last der Gerichte ächzten, besserte seine Laune kein Stück. Da mochte Ron noch so sehr von Eiern und Schinken und den fünf neuen Marmeladen schwärmen. Harry fühlte sich einfach nur mies. Hermine versuchte eine Weile, ihn aufzuheitern, und erinnerte ihn daran, dass sie heute zumindest Unterricht bei Hagrid hätten, doch selbst dies munterte ihn nicht auf. Mit leerem Magen, da er in seinem Frühstück nur herumgestochert hatte, und schweren Schritten folgte Harry seinen Freunden nach dem Frühstück hinaus ins Freie. Hermine hatte inzwischen aufgehört, seine Stimmung bessern zu wollen, und unterhielt sich stattdessen mit Ron angeregt über den letzten Brief, den sie von Viktor Krumm erhalten hatte. Hagrid wartete bereits vor seiner Hütte auf die Schüler. Die Slytherins waren schon da und von den Gryffindors waren Harry, Ron und Hermine die letzten. Sofort suchte Harrys Blick Draco, doch wie schon beim Frühstück hing Pansy an ihm, was lediglich einen kurzen Augenkontakt zwischen ihnen zur Folge hatte. Harry konnte sehen, dass Draco die Situation unangenehm war und dass er Pansy ebenso gerne losgeworden wäre wie Harry, doch wie zuvor unternahm er nichts dagegen. Unwillkürlich wanderte Harrys Blick weiter zu Blaise, welcher abseits stand und sich scheinbar ungerührt mit Theodore Nott unterhielt. Blaise schien seinen Blick zu spüren, sah kurz zu ihm rüber, dann lächelte er. Zu spät realisierte Harry, dass der Blick Ron galt, welcher neben ihm stand und hochrot zurückgrinste. In dieser Sekunde fragte er sich, wie weit Ron und Blaise mit ihrem Sexleben bereits gekommen waren. Das „Betthäschen“ vom Vorabend hing Harry noch im Ohr, doch ehe er sich weiter Gedanken darum machen konnte, stupste Hermine auf seiner anderen Seite ihn mit dem Ellbogen an. Hagrid begann mit dem Unterricht. „Folgt mir, Schüler“, sagte Hagrid, als er die Aufmerksamkeit aller erhalten hatte und führte sie über den schmalen Pfad, der an seiner Hütte vorbeiführte, hinaus zum verbotenen Wald. Zuerst glaubte Harry, dass Hagrid mit ihnen wieder zu der Koppel ging, in der sie zwei Jahre zuvor auf die Hippogreife getroffen waren, doch Hagrid lief am Wald angekommen in eine andere Richtung. „Heute habe ich etwas Besonders für euch geplant“, erklärte der Wildhüter, und ein allgemeines Stöhnen war zu hören. Nach Knallrümpfigen Krötern und Qulas waren die Schüler im Allgemeinen nicht mehr sonderlich von Hagrids Überraschungen angetan, allerdings war auch niemand mehr scharf darauf, Flubberwürmer zu füttern. „Vor kurzem habe ich eine neue Siedlung Bowtruckle entdeckt, die wir aus einiger Entfernung beobachten werden, sofern ihr sie entdecken könnt.“ „Ich dachte, Bowtruckle sind sehr scheu“, warf Pavarti Patil ein. „Sind sie“, gab Hagrid, erfreut über das Wissen seiner Schülerin, zu. „Deshalb werden wir uns ein ganzes Stück von der Lichtung entfernt auf die Lauer legen. Zudem gibt es eine Geheimwaffe, mit der Bowtruckle zu beschwichtigen sind. Wer kann mir sagen, welche?“, fragte Hagrid in die Runde und blieb wie seine Schüler kurz stehen. Sofort hob sich Hermines Hand, doch zur Überraschung aller auch die von Draco. Kurz blinzelte der Wildhüter und überlegte, wem er das Privileg der Antwort zuteilwerden lassen sollte, dann entschied er sich mit einem entschuldigenden Lächeln bei Hermine für Draco. „Holzläuse“, sagte Draco. „Das ist richtig“, bestätigte Hagrid. „Das macht dann 5 Punkte für Slytherin für deine richtige Antwort und wenn ich es richtig sehe, nochmals 5 Punkte für Gryffindor, dank Parvati.“ Dass es Hagrid schwerfiel, Draco die Punkte zu geben, war offensichtlich. Er hatte Draco weder vergeben, dass dieser seinen Unterricht von Anfang an torpediert und die Sache mit Seidenschnabel angeleiert hatte, noch dass dieser im vergangenen Schuljahr Dolores Umbridge gegen ihn unterstützt hatte. Dennoch blieb Hagrid dem Slytherin fair gegenüber, etwas, das Snape im umgekehrten Fall nicht gemacht hätte. „Du bist so schlau“, säuselte Pansy an Dracos Seite und Harry schauderte es. Ihm wurde schlecht bei der Art und Weise, wie Pansy Draco anhimmelte und seine Eifersucht brodelte in ihm hoch, auch wenn er wusste, dass Pansy bei seinem Freund keine Chance hatte. „Wenn du einmal von einem Bowtruckle angegriffen wurdest, weil dein Ball in einem Baum hängen geblieben ist, dann wüsstest du das auch“, meinte Draco gereizt und rieb sich eine Stelle an seinem Arm, als würde er die Schmerzen der Krallen noch immer spüren. „Oh“, hauchte Pansy und sah Draco derart mitleidig an, als wäre er über und über mit den Kratzern eines Bowtruckle übersät. Harry musste sehr an sich halten, um nicht hinüber zu gehen und Pansy zu erdrosseln, doch zu seinem Glück unterbrach Hagrid mit seinem Aufruf, weiterzugehen, die Szene und Harry, dessen Laune immer weiter sank, stapfte miesepetrig neben Ron und Hermine her. „Harry, du solltest auf dein Gesicht aufpassen“, meinte Hermine nach ein paar weiteren Metern zu ihm. „Ja, Alter“, schloss sich Ron an. „Du ziehst schon mehr Falten als Snape, wenn er zum Friseur muss.“ „Entschuldige“, murmelte Harry und sah seine Freunde an. „Es ist nur-“ „Schwer für dich, wenn Pansy an Draco klebt, während du so tun musst, als wärt ihr weiterhin befeindet?“, ergänzte Hermine den Satz. Dankend, weil seine Freundin ihn wie immer verstand, nickte Harry. „Ja. Ich meine, dass wir nicht wie ein verliebtes Pärchen durch Hogwarts laufen können, ist schon klar und damit komme ich auch zurecht, aber Pansy nicht in die Schranken weisen zu können, nervt echt.“ „Kopf hoch, Harry. Das wird schon werden“, meinte Ron und klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schultern. „Blaise und ich sind ja mittlerweile auch mehr oder weniger akzeptiert.“ „Ja, aber nur, weil alle denken, dass Blaise einen Scherz gemacht hat. Bei euch weiß doch auch keiner, dass ihr wirklich zusammen seid.“ Ertappt errötete Ron. „Schon, aber…“ „Lass gut sein“, winkte Harry ab und blieb stehen. Die Klasse hatte ihr Ziel erreicht. Am Rande einer Lichtung waren mehrere Hochsitze aufgebaut, in die sich die Schüler setzen sollten. Immer zwei Schüler passten in einen Hochsitz. Nachdem Ron und Hermine, wohl weil sie Harrys schlechter Laune entkommen wollten, sich einen Sitz teilten, klettere Harry seinen Sitz alleine hoch. Ihm war eigentlich egal, wer zu ihm kam, war jedoch sehr überrascht, als ausgerechnet Blaise auftauchte und ihn matt anlächelte. Scheinbar war auch Blaise‘ Stimmung im Keller. „Hallo Harry.“ „Blaise“, grüßte Harry zurück und rutschte, damit der Slytherin sich neben ihn hinsetzen konnte. „Auch so gut drauf?“, fragte Zabini und deute mit einem Kopfnicken auf Draco und Pansy, welche ausgerechnet den Hochsitz erwischt hatten, der gegenüber von Harrys stand. Mit zusammengekniffenen Augen stellte Harry fest, dass Pansys Hand auf Dracos Oberschenkel lag. „Total“, bekräftigte Harry ironisch. „Und was ist dir über die Leber gelaufen?“ „Das gleiche Übel“, sagte Blaise. „Pansy versucht mich, bei den Slytherins schlecht zu machen, weshalb heute auch keiner mit mir zusammen arbeiten möchte.“ „Aber du hast dich doch vorhin mit Nott unterhalten.“ „Ja, toll“, schnaubte der Schwarzhaarige. „Nott hat sich doch nur mit mir unterhalten, weil ich ihm die Hausaufgaben für Arithmantik geben soll, weil der Aufsatz, den uns Professor Vektor aufgehalst hat, ziemlich schwer ist. Ansonsten würde Nott genauso wenig mit mir reden wie all die anderen auch. Der Einzige, der sich den Mund von Pansy nicht verbieten lässt, ist Draco. Aber obwohl der in Slytherin schon mehrfach verkündigt hat, dass er auf meiner und nicht auf Pansys Seite steht, hat das nichts geändert. Wie auch?“, brummte Blaise. „Schau dir das Spektakel da drüben doch an. Pansy schmeißt sich wieder an Draco heran und da er sich nicht dagegen wehrt, weil ihre Verlobung frisch erneuert wurde, glaubt keiner, dass Pansy am Ende, nicht doch am längeren Hebel sitzt.“ Harry wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Irgendwie tat ihm der Slytherin leid. Seine Position unter seinen Freunden war gesunken und die Machtstellung, mit der er am Anfang des Schuljahres noch kokettiert hatte, brach allmählich in sich zusammen. Wäre nicht der Auftrag Voldemorts, Harry zu verführen, daran schuld, dann hätte Harry es nicht gejuckt. So aber war er am Dilemma von Blaise zumindest teilweise mitschuldig. Wobei Harry nichts dafür konnte, dass er sich zuerst in Draco verliebt hatte. „Warum diskreditierst du Pansy nicht?“, fragte Harry. „Ihr Slytherins seid doch sonst auch nicht um jede List verlegen.“ Überrascht blickte Blaise ihn an. „Du als Gryffindor rätst mir so etwas?“ Augenscheinlich besserte sich Blaise‘ Laune gerade, denn auf seinen Lippen lag ein freches Grinsen. „Weiß Draco, dass in dir auch eine kleine Schlange schlummert?“ Harry hatte den Anstand, sanft zu erröten. „Du weißt, was ich meine“, gab er gereizt zurück. „Schon klar, du sagst mir nicht, was ich tun soll, sondern spielst auf die typische Verhaltensweise eines Slytherins an.“ Blaise winkte ab. „Mir ist das im Moment zu mühselig“, gab er unumwunden zu. „Ich lasse Pansy noch eine Weile ihren Spaß mit mir. Weißt du, Potter, es ist doch so, wenn ich mich räche, dann werde ich Pansy endgültig fertig machen. Soll sie glauben, sie wäre jetzt im Vorteil und ihre Stellung innerhalb unseres Hauses würde sich erneut festigen, aber wenn ich will, dann vernichte ich sie.“ „Du klingst, als hättest du einen Plan, obwohl du gerade erst über deine schlechte Situation gejammert hast“, stellte Harry fest, den der Umschwung von Blaise irritierte. Eine weitere Antwort bekam Harry von dem anderen Jungen nicht mehr. Alles, was er sah, war ein Unheil verkündendes Funkeln in den goldbraunen Augen und der Anflug eines diabolischen Lächelns. Blaise‘ Augenmerk richtete sich nach vorne und wie die anderen Schüler starrte er auf die Lichtung, wo sich aus mehreren zwei Meter hohen Setzlingen die ersten Bowtruckle aus den Ästen abseilten. Wie die Bäume, in denen die Bowtruckle lebten, waren die magischen Geschöpfte noch jung. Mit ungefähr 20 Zentimetern waren sie zwar bereits ausgewachsen, doch ihr Holz war noch dünn und hell, weshalb sie in den Setzlingen gut getarnt waren. Auf die Entfernung wirkten sie, als wären es kleine Äste, die über die Lichtung liefen. Vereinzelt und mit langsamen Bewegungen erhaschten sie kleine Insekten, die sie sich in ihre Münder schoben und verzehrten. Sie machten einen sehr harmlosen Eindruck und Harry meinte sich zu erinnern, in seiner Ausgabe „Phantastische Tierwesen & Wo sie zu finden sind“ gelesen zu haben, dass Bowtruckle die ZM-Klassifizierung XX trugen. Er zog aus seiner Schultasche vorsichtig ein Pergament heraus und fing an, sich Notizen über die scheuen Waldbewohner zu machen. Jetzt erst bemerkte er, dass Hagrid ihnen dieses Mal keine Aufgabenstellung gegeben hatte. Die nächsten Minuten saß er schweigend neben Zabini, der es ihm gleichtat und die Bowtruckle aufmerksam beobachtete, dann zerriss ein lautes Geräusch die Stille. Crabbe und Goyle fielen aus ihrem Hochsitz und feuerten wie wild verschiedene Zauber ab, mit dem Effekt, dass zwei Beine von Dracos und Pansys Hochsitz abbrachen und dieser gefährlich ins schwangen kam. Zeitgleich stürmten viele wütende Bowtruckle auf die Lichtung. Sie fielen in Scharen von den Bäumen und griffen jeden Schüler an, der nicht schnell genug in Richtung Schloss rannte. Hagrid schrie den wenigen, die kämpfen, statt fliehen wollten, zu, sie sollten dem Pfad zurück nach Hogwarts folgen, während er selbst einen Zauber nach dem anderen aus seinem rosafarbenen Regenschirm feuerte. Harry und Blaise handelten sofort. Rasch kletterten sie den Sitz hinunter. Ohne zu zögern suchte Harry mit seinen Blicken nach Ron und Hermine, die bereits außer Reichweite der Bowtruckle waren und den anderen Schülern mit ihren Zauberstäben Schutz verschafften. Dann suchte er Draco, dessen Hochsitz inzwischen umgestürzt war. Während Pansy schreiend und mit einem erwachsenen Bowtruckle im Haar davon stürzte, wehrte sich Draco mit mehreren Schutzzaubern, nur um letztlich in den Wald zu rennen. Ohne nachzudenken folgte Harry ihm. Er musste sich an etlichen Bowtruckle vorbeiwinden, die sich auf ihn stürzten, im Versuch, ihm die Augen auszukratzen, doch dank seines perfektionierten Protego prallten die holzartigen Geschöpfte von ihm ab und er erreichte unbeschadet die Stelle, an der Draco in den Wald verschwunden war. Erst jetzt bemerkte er, dass Blase ihm gefolgt war. „Was machst du hier? Verschwinde ins Schloss.“ „Spinnst du? Ich lass dich noch nicht alleine meinen besten Freund retten.“ Harry sagte nichts dazu. Es war keine Zeit zum Diskutieren und so eilte er durch die Bäume und Sträucher und rief immer wieder Dracos Namen, doch von dem Slytherin war keine Spur zu sehen. „Draco!“, brüllte auch Blaise, der beharrlich an seiner Seite weiterlief. Die Geräusche von der Lichtung wurden immer leiser, was entweder bedeutete, dass sich die Situation geklärt hatte oder sie schlicht schon viel zu weit in den Wald hineingelaufen waren. Harry behagte das ganz und gar nicht. Er wusste leider zu gut, was sich in dem Wald für Gefahren verstecken konnten. Schon alleine die Vorstellung, er würde nochmals in den Fängen von Aragogs Brut landen, trieb ihm das Grauen den Nacken hoch. „So geht das nicht weiter“, meinte er schließlich und blieb stehen. „Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass Draco so weit in den Wald gerannt ist. Am Ende hat er nur einen Bogen gezogen und ist schon längst auf dem Rückweg.“ „Vielleicht“, stimmte Blaise zu, dessen Atem ebenso hastig ging wie Harrys. „Aber wie können wir uns da sicher sein?“ „Könnt ihr nicht“, sagte eine Stimme hinter ihnen. Überrascht drehten sie sich um. Aus dem Schatten trat mit einem Klappern der Hufe ein junger Zentaur. Er hatte einen kastanienbraunen Leib, an dessen Flanke ein helles Mal thronte, welches fast wie ein Stern aussah. „Doch ihr habt Glück, euer Freund spricht gerade mit meinem Vater und wird in wenigen Minuten zu uns stoßen.“ „Wer bist du?“, fragte Harry, der sich an diesen speziellen Zentauren nicht erinnern konnte. „Ich bin Cabhrù, Sohn des Magorian.“ Der Zentaur scharrte kurz mit seinem Huf, dann sprach er weiter. „Und du bist der große Harry Potter. Ich habe bereits viel von dir gehört.“ Dann wandte er sich Blaise zu. „Wer bist du?“ „Blaise“, sagte der Slytherin, der eingeschüchtert wirkte. „Blaise Zabini.“ „Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.“ „Gleichfalls“, nuschelte Blaise, wirkte allerdings keinesfalls so, als würde ihm die Begegnung mit dem jungen Zentauren tatsächlich zusagen. Im Gegenteil, wie unbeabsichtigt trat er einen Schritt zurück und verzog sich halb hinter Harrys Rücken. „Wann wird Draco kommen?“, fragte Harry, der Cabhrù zwar bislang freundlich fand, aber sich gerade zu gut an seine letzte Szenerie mit einer Herde Zentauren erinnerte. Im Gegensatz zu Dolores Umbridge war Harry jedoch klug genug, einen Zentauren niemals zu erzürnen. Nur war Harry sich nicht sicher, bis wann Menschen in den Augen der Zentauren Fohlen waren. Mit 16 Jahren waren sie schon fast erwachsen und er wollte auf keinen Fall herausfinden, ob sie in diesem Alter von den intelligenten Mischwesen aus Mensch und Pferd angegriffen würden oder nicht. „Wenn es Zeit ist“, wich Cabhrù aus. „Hör mal, wenn es dir nichts ausmacht, aber wir müssen zurück ins Schloss. Die anderen werden sich schon Sorgen machen.“ „Hagrid wurde bereits informiert, dass ihr in Sicherheit seid.“ „Was macht Draco eigentlich bei deinem Vater?“, wollte Blaise wissen, der seine Scheu zu überwinden begann, da die Neugier stärker war. „Die Venus ist dunkel heute Nacht“, meinte der Zentaur nach einem leisen Seufzen. Sofort hatte Harry ein merkwürdiges Déjà-vu und erinnerte sich an Worte, die Hagrid vor sehr langer Zeit einmal zu ihm gesagt hatte. „Versuch niemals, niemals, einem Zentauren eine klare Antwort zu entlocken.“ Leises Hufgetrappel war zu hören und Magorian und zwei weitere Zentauren kamen zu ihnen, Draco lief neben ihnen her und sah ziemlich lädiert aus. Seine Kleidung war an einigen Stellen zerrissen und über seine Wange zog sich ein ziemlich hässlicher Kratzer, der jedoch nicht mehr blutete. Harrys Herz zog sich bei dem Anblick zusammen. Am liebsten wäre er Draco um den Hals gefallen, nur um zu sehen, ob seinem Freund nicht noch mehr zugestoßen war, doch mit einem leichten Schütteln seines Kopfes gab dieser ihm zu verstehen, dass er sich nicht rühren sollte. „Harry Potter“, grüßte Magorian ihn und Harry kam nicht umhin, festzustellen, wie ähnlich er seinem Sohn sah. „Verlasst unseren Wald“, kam der Anführer der Zentaurenherde sogleich zur Sache. „Ihr seid hier nicht willkommen.“ „Kein Problem“, meinte Harry. „Wir nehmen Draco und verschwinden wieder.“ „Die Venus ist dunkel heute Nacht.“ „Ja“, meinte er gedehnt, „Das hörte ich schon.“ „Kann ich gehen?“, fragte Draco Magorian und die zwei Zentauren, die ihn flankierten, traten nach einem Nicken von Magorian zurück. „Es war interessant, dich kennenzulernen, Draco Malfoy.“ „Danke“, meinte Draco und humpelte auf Harry und Blaise zu. „Das Kompliment kann ich nur zurückgeben.“ „Mein Sohn wird euch bis zum Rand des Waldes begleiten. Wir wollen nicht, dass sich Fohlen in den tiefen Winkeln des Waldes verirren. Gefahren lauern hier, die selbst Harry Potter nicht erahnen kann.“ „Danke für den Hinweis“, lächelte Harry gequält, bevor Draco oder Blaise, der aussah, als wollte er etwas dagegen sagen, Fohlen genannt zu werden, in ein Fettnäpfchen traten. Blaise‘ Schüchternheit war in der Tat verflogen. Schweigend liefen die drei Hogwarts-Schüler neben Cabhrù durch den Wald. Bald schon passierten sie die Lichtung, die jetzt verlassen war. Die Bowtruckle hatten sich zurückgezogen und außer der Zerstörung mehrerer Hochsitze war von dem Kampf nichts mehr zu sehen. „Weiß einer von euch, was eigentlich passiert ist?“, wollte Harry wissen und Draco neben ihm schnaubte wütend auf. „Crabbe und Goyle, die beiden Idioten, haben einen Bluffknaller losgelassen und damit die Bowtruckle erschreckt.“ Bei diesen Worten rieb sich Draco seine Wange, während ihm wahrhaftig Mordgelüste ins Gesicht geschrieben waren. „Wir bringen dich gleich zu Madam Pomfrey“, meinte Harry beschwichtigend, war sich aber sicher, dass Crabbe und Goyle ihre Aktion im Laufe des Tages mehr als nur bereuen würden. Nach ein paar weiteren Minuten kamen sie am Rand des Verbotenen Waldes an. Sie alle blieben einen Moment stehen, da sich Cabhrù offensichtlich noch verabschieden wollte. „Harry Potter, darf ich dir einen gut gemeinten Rat geben?“ „Sicher.“ „Behalte die Sterne im Auge. Die Venus ist dunkel heute Nacht.“ „Äh… danke“, antwortete Harry, dem jetzt wieder die helle Tagessonne ins Gesicht stach. Woher wollten die Zentauren wissen, wie die Sterne in der Nacht stehen würden, wenn es noch früher Morgen war? Aber da er bereits mehrfach Kontakt mit den mystischen Wesen hatte, hinterfragte er die Worte von Cabhrù nicht weiter. „Ich werde euch nun verlassen“, nickte der junge Zentaur, und sein kastanienbrauner Pferdekörper verschwand galoppierend im Wald. „Was war das denn?“, fragte Blaise, doch Harry und Draco sahen ihn nur genervt an. Fortsetzung folgt… Kapitel 36: Kapitel 36 ---------------------- Bis zum Abendessen war die ganze Schule vom kleinsten Schüler bis zum letzten Lehrer über die Vorkommnisse in Hagrids Unterrichtsstunde informiert. Überall, wo Crabbe und Goyle auftauchten, gab es giftige Blicke und böses Getuschel. Die Slytherins waren sauer auf die beiden, da die Aktion mit dem Bluffknaller sie 50 Punkte gekostet hatte und zwar pro Nase. Außerdem nahmen es einige, die schwerere Verletzungen davon getragen hatten, wie Millicent Bulstrode oder Pansy Parkinson, den Jungen furchtbar übel, dass sie ihre Gesichter zerkratzt bekommen hatten. Interessanterweise waren ihnen die Hauspunkte auch nicht von Hagrid abgezogen worden, obwohl dieser alles Recht dazu gehabt hätte, sondern von Snape, der erst gar nicht abgewartet hatte, bis die beiden bei ihm im Büro waren und sie schon im Treppenhaus zum Slytherinkerker rund gemacht hatte. Harry war froh, als er Draco nach der Mittagspause wieder ebenso hübsch wie eh und je gesehen hatte. Von dem tiefen Kratzer war dank Madam Pomfrey nichts mehr zu sehen. Allerdings wurmte es Harry noch immer, dass er nicht zu Draco konnte, um ihn zu fragen, ob alles in Ordnung war; erst als er auf dem Weg zu Kräuterkunde einen Brief von einer kleinen Schuleule bekam, wurde er beruhigt. In kurzen, aber prägnanten Sätzen schrieb Draco, dass es ihm gut ginge und er sich freuen würde, wenn Harry am späten Abend ins Bad der Vertrauensschüler käme. Das neue Passwort stand ebenfalls darin. Endlich mit guter Laune gesegnet, überstand Harry den Schultag ganz gut. Nach dem Abendessen zog er sich mit Hermine und Ron in den Gemeinschaftsraum zurück. Neben dem Kamin, in dem ein kleines Feuer brannte und der das Gemäuer erwärmte, hatten sie es sich gemütlich gemacht. Vor ihnen standen drei Flaschen Butterbier, zwei Kesselkuchen und jede Menge Lakritz-Zauberstäbe, die sie bei ihrem letzten Besuch im Honigtopf gekauft hatten. Hermine hatte sie mit einem Anti-Lauschzauber geschützt und endlich nutzte Harry die Gelegenheit und erzählte seinen Freunden alles von den Vorkommnissen im Verbotenen Wald. „Das ist doch ganz schön komisch“, sagte Hermine, als Harry mit seiner Ausführung fertig war. „Warum sollte Magorian mit Draco reden wollen?“ „Vielleicht, weil Draco einfach in den Wald gerannt ist?“, fragte Ron retour, der sich munter an der Nase kratzte, während er sich seinen fünften Lakritz-Zauberstab in den Mund schob. „Möglich“, gab Hermine widerwillig zu. „Aber vielleicht hat es mehr zu bedeuten. Wobei…“ „Wobei, was?“, fragte Harry. „Nun ja, das Wichtigste ist ja, was beide, also Vater und Sohn, zu dir gesagt haben.“ „Du meinst ‚Die Venus ist dunkel heute Nacht‘.“ „Genau. Zentauren sagen ja nie etwas, das sie nicht so meinen und erinnere dich, sie haben dir schon einmal wichtige Warnungen und Hinweise mit auf den Weg gegeben.“ „Schon, aber was könnte das bedeuten?“ „Denk doch mal nach, Harry. Die Venus ist der Planet der Liebe. Die Statue von Merope auf dem Grundstück der Riddles sah aus wie die Statue der Venus von Milo und dann noch die ganzen Liebeszauber, die hier herumschwirren. Das alles kann kein Zufall sein. Es muss eine Verbindung geben.“ Hermine dachte nach und es hätte Harry keineswegs gewundert, wenn ihr hübscher Lockenkopf vor Überanstrengung in Flammen aufgegangen wäre. „Oh mein…“, schrie Hermine plötzlich auf und Harry war dankbar für den Lauschschutz, denn bereits ihre hektische Bewegung, als sie so abrupt aufstand, hatte die anderen Gryffindors aufsehen lassen. „Beruhige dich“, sagte Ron und gestikulierte Hermine, dass sie sich wieder setzen sollte, was diese auch mit hochrotem Kopf tat. „Entschuldige“, murmelte Hermine verlegen. „Aber Cabhrù wollte doch, dass du die Sterne im Auge behältst“, sprach sie total aufgeregt weiter. „Was ist, wenn das wörtlich zu verstehen ist? Was, wenn eine besondere Sternenkonstellation ansteht? Wenn Du-weißt-schon-wer dich deshalb bis Sylvester braucht?“ „Was genau meinst du?“, fragte Harry, dem etwas Ungutes schwante. „In den alten Zeiten wurden an bestimmten Tagen oder Orten, wie zum Beispiel in der Walpurgisnacht oder an Stonehenge, bestimmte Rituale durchgeführt. Was, wenn er dich für so etwas braucht?“ „Wie auf dem Friedhof?“ „Ja, und ebenso dunkel.“ „Von was sprecht ihr?“, fragte Ron. „Von absolut schwarzer Magie“, antwortete Hermine und sah Ron fast schon vorwurfsvoll an. „Jetzt müssen wir nur noch herausbekommen, um welche Konstellation und welchen Zauber es sich handeln könnte.“ oooOOOooo Mit einem leisen Seufzen auf den Lippen ließ Harry sich in das warme Wasser gleiten. Sofort umfing ihn ein tiefes Gefühl der Entspannung. Da die Wanne im Bad der Vertrauensschüler eher einem Swimmingpool glich, schwamm er zwei Züge und lehnte sich so an den Rand, dass er Draco sehen konnte, wenn dieser kam. Das Licht aus dem stattlichen Kronleuchter hatte etwas beruhigendes, da es sanft war. Der Duft des Schaumbades, welches er sich eingelassen hatte, tat sein übriges und es fiel ihm unglaublich schwer, die Augen offen zu lassen, während er auf Draco wartete. Schon nach kurzer Zeit gab er auf, schloss seine Lider und döste so entspannt vor sich hin, dass ihm die leisen Schritte entgingen, die sich ihm näherten. Erst die zärtlichen Finger, die ihm eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht streichelten, brachten ihn dazu, die Augen wieder zu öffnen. „Hey“, sagte er und sah Draco über sich gebeugt, dessen eisgrauen Augen ihn liebevoll anblickten. „Hey“, gab der Slytherin zurück und küsste ihn auf die Lippen. „Komm ins Wasser“, forderte Harry. „Soll ich? Kannst du den Anblick meines alabasterfarbenen Körpers ertragen?“ „Glaub mir, ich hab schon viel Schlimmeres gesehen“, frotzelte Harry zärtlich. Leise lachend stand Draco auf und begann sich auszuziehen. Eigennützig drehte Harry sich um, damit er Draco dabei beobachten konnte und es hatte definitiv seinen Reiz auf ihn, als ein Kleidungsstück nach dem anderen zu Boden fiel, um immer mehr von dem schlanken Körper freizulegen. Durch Quidditch war Draco athletisch ohne drahtig zu sein. Wohlgeformte Muskeln spannten sich unter seiner hellen Haut und Harry gefiel sehr, was er sah, insbesondere, als sein Blick auf Dracos Hintern haften blieb. Nie hätte er gedacht, dass der Po eines anderen Jungen einmal einen solchen Reiz auf ihn ausüben würde, doch jetzt, als er ihn betrachtete wie ein Kunstwerk, bekam er Lust, neckisch in die festen Backen zu beißen. „Warum siehst du mich so hungrig an?“, fragte Draco, als er sich umdrehte und Harrys gierigen Blick bemerkte. Ertappt blinzelte dieser und zog sich ein Stück in die Mitte der Wanne zurück, damit Draco zu ihm kommen konnte. Die aufkeimende Erregung in seinem Inneren versuchte er niederzudrücken, doch Draco machte es ihm unglaublich schwer, indem er sich, endlich ebenfalls im Wasser, ausstreckte und genüsslich seufzte und dabei so sexy aussah, dass Harry sich am liebsten auf den Slytherin gestürzt hätte. „Hast du noch Schmerzen?“, wollte Harry wissen, der sich dicht neben Draco geschmiegt hatte und mit seinen Fingern die Stelle der Wange streichelte, an der am Morgen noch der böse Kratzer eines Bowtruckle geprangt hatte. Dracos Augen richteten sich auf ihn, sahen ihn eindringlich an und die sexuelle Spannung im Raum nahm zu, sodass Harry das Atmen schwer fiel. „Ja. Sehr große sogar“, sagte Draco leise. „Ich glaube, du musst mich noch viel mehr berühren.“ „Wo hast du denn Schmerzen? Hier?“, wollte Harry wissen und fuhr mit seinen Fingern zärtlich tänzelnd über den schlanken Hals, hinab zu dem wohlgeformten Oberkörper. „Ja“, hauchte Draco. „Und wo noch?“ „Weiter unten.“ Langsam glitt Harry weiter hinab, immer tiefer und Draco zog den Atem ein, was seinen Brustkorb verführerisch anhob. Das Eis in Dracos Augen schmolz und die Augen wurden dunkler. Fasziniert beobachte Harry, wie die Lust darin aufglomm und sich zu einem heißen Feuer entwickelte. „Was ist mit hier?“, fragte Harry, als sich seine Hand um Dracos Glied schloss. Der lockende Blick flackerte, als Dracos Lider vor Erregung flatterten und als er sprach, klang seine Stimme rau. „Sehr. Du wirst mich ganz viel berühren müssen, damit der Schmerz vergeht.“ „Dann sollte ich das tun“, murmelte der Gryffindor und vergrub sein Gesicht in Dracos Halsbeuge, wo seine Lippen sich festsaugten und er genussvoll an der sensiblen Haut leckte und saugte, während seine Finger sich kraftvoll an Dracos Glied auf und ab bewegten. Mit gewisser Befriedigung registrierte Harry die Laute der Entzückung, welche Draco von sich gab und verstärkte seine Bemühungen noch mehr, als Dracos Hände sich um seine schlossen und ihn daran hinderten, weiterzumachen. „Was ist?“, wollte Harry wissen, doch Draco antwortete nicht, sondern tauschte die Position mit ihm. Nun lehnte Harry recht verdutzt und auch gespannt mit dem Rücken am Rand der überdimensionalen Badewanne. Im Gesicht seines Freundes konnte er sehen, dass dieser überlegte, was er mit ihm anstellen wollte und als Draco sich mit der Zunge die Lippen leckte, überzog Harry ein erwartungsvoller Schauer. Er wurde nicht enttäuscht, als Draco mit angehaltenem Atem hinab tauchte und sein Glied in den Mund nahm. Ein Stöhnen entrang sich Harry, als er seinen ersten Unterwasser-Blowjob bekam. Viel zu früh für seinen Geschmack tauchte der Slytherin auf, holte erneut Luft, nur um abermals hinab zu tauchten. Überwältigt von dem Gefühl, tasteten Harrys Hände an den Badewannenrand, wo er Halt suchte. Seine Hüfte drängte sich Draco entgegen, der diese fest umklammert hielt, um ein allzu festes Vorstoßen zu verhindern. Harry keuchte. Dracos Mund trieb ihn fast in den Wahnsinn, doch dann hörte der Slytherin mit seinem Verwöhnprogramm auf, da ihm der Atem endgültig vergangen war. Mit bebendem Leib starrte Harry zu Draco. Er betrachtete die geröteten Wangen und die Lippen, die vor Erregung zitterten. Sein Herz machte einen Sprung, der nichts mit der sexuellen Gier zu tun hatte, die ihn erfüllte. Draco langte nach ihm, zog ihn in eine Umarmung und küsste ihn ebenso leidenschaftlich wie zärtlich. Harry konnte spüren, dass sich etwas änderte und aus dem erotischen Spiel wurde etwas anderes. „Lass es uns gemeinsam tun“, raunte Draco ihm zu, während er an seinem Ohrläppchen knabberte. „Und wie?“, fragte Harry nach, der bereits jetzt schon ahnte, worauf der Slytherin hinaus wollte. „So“, murmelte Draco und führte Harrys Hand zu seinem Glied, nur um dann nach Harrys zu fassen. Küssend bewegten sich ihre Hände, passten sich einander im Rhythmus an und gaben sich ganz der Zärtlichkeit des anderen hin. Viel zu schnell bemerkte Harry, dass sich sein überreizter Körper nach Erlösung sehnte. Draco spürte dies, ebenso wie Harry bemerkte, dass auch der Körper seines Gegenübers die Erfüllung suchte. Fast gleichzeitig wurde der Takt ihrer Hände schneller, fester. Sie steigerten sich ins Unfassbare und dann war es Harry, der als erster seinen Höhepunkt laut und ungehemmt herausschrie. Er hallte im Echo des Badezimmers wider und die Meerjungfrau in ihrem goldgerahmten Gemälde versteckte sich hinter dem Felsen, während nun auch Draco laut stöhnend zum Orgasmus kam. Eine ganze Weile später lagen sie neben der Badewanne auf dem Fußboden. Sie hatten sich Kissen und Decken herbeigezaubert und dösten eng aneinander geschmiegt, nur damit sie ihre Nähe genießen konnten. Für Harry war es eine ganz neue Erfahrung, Draco so zu fühlen. Obwohl sie schon so viel Vergnügen miteinander geteilt hatten, war der Austausch von Zärtlichkeit noch etwas ganz neues für Harry. Ihre Beziehung war jung, geheim und meistens von Zeitdruck geprägt. Wie oft hatten sie sich nach kurzen heimlichen Küssen wieder getrennt, weil der Unterricht drängelte oder sie befürchten mussten, jeden Moment von anderen Schülern entdeckt zu werden? Es schien, als wäre heute das erste Mal, dass sie wirklich Zeit miteinander genießen konnten. Obwohl die Stille angenehm war, fiel Harry etwas ein und so fragte er Draco: „Was wollte Magorian eigentlich von dir?“ „Wer?“, fragte Draco träge und streichelte Harrys Oberarm. „Der Zentaur.“ „Ach, der“, meinte der Slytherin, als wäre es eine Belanglosigkeit. „Hat mir einen Vortrag über die Gefahren des Waldes gehalten und dass es niemals eine gute Idee ist, in den Wald hinein zu rennen und nicht hinaus. Der hat aber auch gut reden, immerhin wurde er nicht von wildgewordenen Bowtruckle verfolgt.“ „Der Wald ist gefährlich“, meinte Harry. „Glaubst du, das weiß ich nicht? Es reicht mir total, mit dir im 1. Schuljahr in den Wald gegangen zu sein. Das Ding, was wir gesehen haben, bereitet mir heute noch ab und an Alpträume.“ „Das Ding war Voldemort“, meinte Harry trocken. „Was?“, fragte Draco erstaunt und richtete sich auf, damit er Harry ins Gesicht schauen konnte. „Eigentlich war es Quirrell, der als Wirt für Voldemort gedient hat, da dieser noch keinen eigenen Körper hatte. Er hat das Einhornblut getrunken, um Voldemort zu stärken.“ „Woher weißt du das?“ „Ich habe gegen ihn gekämpft, hast du das vergessen?“ Nun setzte sich auch Harry auf. „Nein, natürlich nicht. Nur…“ „Hat euch euer Dunkler Lord nicht die ganze Wahrheit erzählt?“ „Ich weiß, was auf dem Friedhof vor zwei Jahren geschehen ist. Mein Vater hat mir davon erzählt.“ Bilder tauchten unwillkürlich in Harrys Kopf auf. Der Friedhof, Wurmschwanz‘ Kreischen, ein gleißender Strahl grünen Lichts und dann der tote Körper Cedrics. Mit offenen, grauen Augen, leer und ausdruckslos, ein leicht geöffneter Mund, dem man die Überraschung noch ansah. Der Grabstein mit dem Namen Tom Riddle. Der Kessel, die Ankunft der Todesser und Voldemort, immer wieder Voldemort, der ihn höhnisch auslachte. Der Schmerz, den der dunkle Zauber in ihm auslöste, der Schmerz des Cruciatus, mit dem Voldemort ihn gequält hatte. Harry wurde schlecht. „Harry?“, fragte Draco und klang besorgt. „Alles in Ordnung?“ „Ja“, sagte dieser, obwohl er sich da nicht so sicher war. Die Erinnerungen an diesen Tag setzten ihm zu und von dem wohligen Gefühl, das er noch wenige Minuten zuvor in Dracos Armen verspürt hatte, war nichts mehr übrig. Trotz der Wärme im Raum war ihm plötzlich seltsam kalt. „Es tut mir leid“, flüsterte Draco und zog ihn in seine Arme, doch bedurfte es einiger Minuten, ehe Harry entspannen konnte. In seinem Kopf loderte die Erkenntnis, dass Draco und er auf zwei verschiedenen Seiten gestanden hatten, dass Draco zwar vieles durch Lucius wusste, aber bei weitem nicht das ganze Drama und Ausmaß dessen erahnen konnte, was er in den letzten Jahren durchgemacht hatte. „Du kannst mich wieder loslassen“, meinte Harry leise. „Ist wirklich alles in Ordnung?“ Draco sah ihn besorgt an und es tat Harry fast leid, dass er sich in diesem Moment nicht öffnen konnte. Aber ihm wollte kein Bekenntnis seiner Gedankengänge über die Lippen kommen. Stattdessen packte ihn der Anflug eines schlechten Gewissens. „Wie spät haben wir?“, lenkte er geschickt hab. „Nach 1 Uhr.“ „Dann sollten wir vielleicht gehen. Wir haben morgen früh gleich als erstes eine Doppelstunde Zaubertränke.“ Harry stand auf und suchte seine Kleidung zusammen, die er auf dem Boden verstreut hatte. „Harry-“ „Nicht jetzt“, sagte er. Er wusste, was Draco von ihm wollte, aber in diesem Moment war er nicht in Stimmung dazu. „Wie du willst“, meinte der Slytherin und stand ebenfalls auf, um sich anzuziehen. Die Stimmung im Raum war gedrückt. Sich darüber bewusst zu sein, dass er einen Teil dazu beigetragen hatte, verschlechterte Harrys Laune wieder und er fragte sich, ob es normal war, dass seine Stimmung so schnell umschwenken konnte. Es war gerade wenige Minuten her, da hatte er lusttrunken in Dracos Armen gelegen. Aus dem Augenwinkel registrierte er, dass Draco sich bereits fertig angezogen hatte, wo er selbst noch mit seinen Socken kämpfte, die feucht geworden waren, bis er schließlich aufgab und sich die Socken in seine Hosentasche stopfte und mit nackten Füßen in die Schuhe schlüpfte. Nun vollständig angezogen, blickte Harry Draco an. Draco sah aus wie immer. In seinem Gesicht spiegelte sich keinerlei Unsicherheit wider. Weshalb fühlte Harry sich dann verdammt nochmal so? „Du weißt schon, dass wir irgendwann darüber sprechen müssen?“, stellte Draco die Tatsache als Frage in den Raum. „Ja.“ „Gut. Ich wollte nur sichergehen.“ „Ich bin nicht dumm“, stellte Harry klar. „Das weiß ich. Du bist nur verdammt stur.“ „Du aber auch“, kam der Konter. „Hab niemals was anderes behauptet“, lachte Draco und die Stimmung lockerte sich wieder. „Wir können die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, Harry. Wir waren auf verschiedenen Seiten, haben unterschiedliche Informationen zu bestimmten Geschehnissen, aber es liegt an uns, ob wir die Vergangenheit unsere Zukunft bestimmen lassen“, meinte Draco wieder ernster, jedoch ohne belehrend zu klingen. „Wenn du mir in der 1. Klasse gesagt hättest, dass du jemals so kluge Worte daher labern würdest, hätte ich dir einen Frosch in den Hals gehext“, grinste Harry. „Du hättest es ja probieren können, aber bei deinen Zauberkünsten wärst du eher an Longbottoms Kröte erstickt.“ Rein um Harry zu provozieren, zuckten Dracos Augenbrauen und Harry schnalzte mit der Zunge, als Ablenkung, bevor er Draco einen festen Schlag auf die Schulter verpasste. „Ist jetzt wieder alles gut?“ „Hm…“, brummelte Harry, dessen Laune sich aufgrund des kleinen Geplänkels in der Tat gebessert hatte. Irgendwie hatte Draco die Gabe, auf seine Stimmungen perfekt eingehen zu können. „Weißt du, was mir übrigens aufgefallen ist?“ „Was denn?“ „Als wir im Wald waren, da hat dieses Fohlen-“ „Cabhrù“ „-gesagt ‚Die Venus ist dunkel heute Nacht‘.“ „Ja…“, sagte Harry gedehnt. „Was, wenn er eine Sternenkonstellation gemeint hat?“ Jetzt musste Harry breit und fett grinsen. „Auf die Idee sind wir auch schon gekommen. Hermine ist schon dran an der Sache.“ „Und was bedeutet das?“, wollte Draco wissen. „Werden wir schon noch herausbekommen“, antwortete Harry siegesgewiss, schnappte nach Dracos Kragen und küsste diesen kurz und intensiv, ehe er dem verdutzen Slytherin ein „Bis Morgen“ zuwarf und aus dem Bad der Vertrauensschüler verschwand. Fortsetzung folgt… Kapitel 37: Kapitel 37 ---------------------- Harry, Ron und Hermine saßen in der Bibliothek und steckten ihre Nasen ganz tief in Bücher über Astronomie und mittelalterliche Zauberrituale. Sie waren an einem der Fenster, um so wenigstens etwas von dem überraschend aufgetauchten Sonnenschein mitzubekommen. Außerdem hatte Ron sich einen Fensterplatz gewünscht, um zumindest ein wenig frischen Sauerstoff zu bekommen, da der Großteil der Bücher doch ziemlich verstaubt war. Hermine hatte zuerst zum Schutze der alten Bücher interveniert, letztlich aber kleinbeigegeben. Stillschweigend war Harry Rons Meinung, auch er hatte keinerlei Lust, den ganzen Staub einzuatmen, doch Hermine war an diesem Tag seltsam gereizt, weshalb er es für besser befunden hatte, sich nicht einzumischen. Wobei ihm gerade auffiel, dass Hermines Laune erst im Keller war, seit nach dem Frühstück die Post gekommen war und ein großer, dunkler Uhu ihr einen Brief vorbeigebracht hatte, den sie unterm Tisch gelesen und ohne ein Wort in ihre Schultasche gesteckt hatte. Er vermutete, der Brief war von Viktor. Doch da es einfacher war, einen Basiliken zu bändigen, als Hermine von ihrer miesen Stimmung zu kurieren, ignorierte Harry dies einfach und konzentrierte sich auf die Texte vor ihm. Eine ganze Weile las Harry von Beschwörungen, die immer den Vollmond und Opfergaben, zumeist Tiere, die getötet wurden, beinhalteten, als Rons Magen laut vernehmlich knurrte. Entschuldigend kratzte sich Ron am Hinterkopf und langte zum tiefen Missfallen von Hermine in seine Tasche, um sich einen Schokofrosch in den Mund zu stopfen. Erst nachdem Hermine einen Reinigungszauber gesprochen hatte, durfte Ron die uralten Bücher wieder berühren. Harry hatte die Gelegenheit genutzt und dank seiner Uhr festgestellt, dass sie das Mittagessen in der großen Halle längst verpasst hatten. Das hieß für sie alle hungern bis zum Abendessen. Nach dem Schokofroschdesaster arbeiteten sie noch ungefähr eine halbe Stunde weiter, doch dann merkte Harry, dass er die Passage über ein Ritual, bei dem Frösche wiederbelebt werden sollten, zum zehnten Mal gelesen hatte, ohne es richtig wahrzunehmen. Er schüttelte seinen Kopf. Voldemort würde ihn sicherlich nicht für die Auferstehung von Fröschen benutzen. Mit müden, tränenden Augen schlug er das Buch zu. Das Geräusch, welches dabei entstand, ließ Ron und Hermine aufsehen. „Ich glaube, das reicht für heute“, meinte Harry und Ron atmete erleichtert auf. „Ich denke, du hast Recht“, bestätigte Hermine ihn. „Wir müssen auch noch Hausaufgaben machen. Oder habt ihr die drei Rollen Pergament vergessen, die uns Snape heute aufgegeben hat?“ Ron stöhnte. „Du willst uns doch jetzt nicht gleich zwingen, Hausaufgaben zu machen? Ich brauche eine Pause. Außerdem hab ich Hunger. Wie soll ich mit Hunger arbeiten?“ Hermine wollte gerade etwas entgegnen, als auch ihr Magen grummelte. „In Ordnung, lasst uns eine Pause machen. Ich glaube, ich habe oben in meinem Zimmer noch etwas Kesselkuchen. Wobei wir auch in der Küche vorbeischauen könnten und fragen, ob wir ein paar belegte Brote bekommen.“ „Dann lasst uns doch runter gehen“, meinte Harry. „Ein Brot wäre mir jetzt lieber als Kuchen oder wie seht ihr das?“ Da Ron und Hermine der gleichen Ansicht waren, räumten sie die Bücher zurück in die dafür bestimmten Regale, wobei Harry bemerkte, dass Hermine sich zwei besonders unheimlich aussehende Bücher in die magisch vergrößerte Tasche stopfte. Er war sich ziemlich sicher, dass das ein Verstoß gegen die Hausordnung von Madam Pince war, schwieg jedoch. Sie waren gerade die Tür zur Bibliothek hinaus, als Draco und Blaise plötzlich vor ihnen standen. Überrascht starrten sie sich einen Augenblick mit großen Augen an, ehe Draco für die anderen Schüler auf dem Gang seine übliche Show abzog. „Potter“, ätzte er, „machen wir mal wieder etwas für unsere Bildung? Weiß doch jeder, dass bei dir Hopfen und Malz verloren ist. Wo kein Hirn ist, kann auch keines wachsen.“ Einen Herzschlag lang war Harry zu verblüfft von dem verbalen Angriff, da ihre letzte öffentliche Begegnung dieser Art schon eine ganze Weile her war und er bei Dracos Anblick eher an das erotische Intermezzo vom Vorabend dachte, dennoch schaffte er es, recht schnell zu kontern. „Das sagst ausgerechnet du? Wer ist denn bei den letzten ZAGs so schlecht gewesen?“ „Nur weil du in Verteidigung gegen die dunklen Künste gut warst, heißt das nicht, dass du sonst noch etwas anderes kannst“, knurrte Draco wütend. „Kann ich zurückgeben mit Zaubertränke. Außer, dass du weißt, wie man andere vergiftet, scheinst du hier nichts zu lernen. Vielleicht sollte ich deinen Vater mal auf der Krankenstation besuchen und mit ihm über deine Noten reden.“ Die wenigen, anderen Schüler, die auf dem Gang standen, schienen unentschlossen, ob sie dem hitzigen Streitgespräch zwischen den beiden Streithähnen weiter folgen sollten, um somit zum Klatsch und Tratsch beitragen zu können oder eher abhauen, bevor die ersten Zauber erfolgten. Erst nachdem Draco mit einer schnellen Geste seinen Zauberstab aus der Tasche zog, was Harry ebenso schnell konterte, verzogen sich die anderen Schüler. Blaise lachte. „Wirklich, eure Darstellung wird immer besser. Ich war kurz davor, euch das Ganze tatsächlich zu glauben. Wenn ich nicht wüsste, dass ihr euch mittlerweile lieber in den Betten, als auf dem Boden wälzt…“ „Schnauze!“, fauchte Draco. „Nur weil du mein Freund bist, brauchst du dir nicht einbilden, dass ich dir jeden deiner frechen Kommentare durchgehen lasse.“ „Nicht?“, unkte der Slytherin, ging klugerweise jedoch einen Schritt zur Seite, für den Fall, dass Draco seinen Zauberstab zücken sollte. Als dieser jedoch keine Anstalten machte, wandte er sich Ron zu, den er nach einem Seitenblick rechts und links in seine Arme zog und vor ihrer aller Augen küsste. „Hallo Honey“, säuselte er. Ron wurde krebsrot, ehe er sich aus der Umarmung befreite. Hermine unterdessen hatte riesige Augen bekommen. Bislang war sie noch nie Zeuge der Gefühlsauslebung ihrer Freunde geworden, sah man von diesem einen Tag ab, als Blaise Ron in der großen Halle geküsst hatte, um ihn zu ärgern. „Was macht ihr hier?“, fragte Harry. „Blaise wollte mir helfen, nach dieser Sternenkonstellation zu suchen.“ „Dann machen wir einen Schichtwechsel“, grinste Harry, dann wurde es geschäftlich. Sie teilten sich gegenseitig mit, welche Bücher sie bereits erfolglos weggestellt hatten, welche noch vielversprechend aussahen und welche man aus der verbotenen Abteilung borgen müsste und verblieben damit, dass Draco sich die Erlaubnis von Snape holte, da dies einfacher und unauffälliger wäre, als wenn Hermine Professor Sinistra fragen würde. Kurz darauf waren Schritte zu hören und sie wussten, sie mussten ihre lustige Versammlung auflösen, wenn sie nicht noch mehr Schmierentheater spielen wollten. Harry sah traurig zu Draco. Er hätte den Slytherin auch gerne geküsst, allerdings ohne Zuschauer und in trauter Zweisamkeit. Vielleicht würde dann das merkwürdige Gefühl, welches ihn im Bad der Vertrauensschüler erfasst hatte, verschwinden. Am Tag kamen Harry diese negativen Zweifel ohnehin fast schon lächerlich vor, jedoch nagten sie noch in seinem Hinterkopf und er wäre gerne bereit gewesen, sie von Draco hinfort wischen zu lassen. „Wir sehen uns heute Abend“, sagte Draco und lächelte ihn leicht an. „Heute Abend?“, echote Harry fragend. „Bei Severus. Du weißt doch.“ Erst da fiel Harry ein, dass Severus ihn, Draco und Lucius zu sich einbestellt hatte. Aufgrund der letzten Vorkommnisse hatte er überhaupt nicht mehr an den nächsten Test gedacht. Ob Snape schon eine Entscheidung getroffen hatte? Ob er etwas in einem der erwähnten Bücher und Schriften gefunden hatte? Seufzend brachte auch er ein halbes Lächeln zustande, während sein Herz einen kleinen Sprung machte und er hoffte, dass er Draco nach Snapes Test noch kurz für sich alleine haben konnte. „Bis später“, meinte er, dann stieß Draco ihn plötzlich ein Stück von sich weg. „Hast du sie nicht mehr alle, Potter“, fauchte Draco ihn abrupt an. „Wenn ich in die Bibliothek will, hast du dich gefälligst zu verziehen!“ „Komm mit, Harry“, sagte Hermine, griff ihn am Arm und zog ihn mit sich. Jetzt konnte Harry sehen, dass sich ein paar Drittklässler in den Korridor verirrt hatten, die noch erschrocken über den Vorfall schauten, als Harry, Ron und Hermine an ihnen vorbei liefen. „Draco ist wirklich ein guter Schauspieler“, stellte Hermine zwei Treppen später fest. „Seine Auffassungsgabe, was das angeht, ist größer, als wenn es um komplexe Sachverhalte wie dem arithmantischen Berechnen von Tabellen geht.“ „Beleidigst du gerade meinen Freund?“ „Hast du das vor Kurzem nicht auch noch so gesehen?“, schoss Hermine zurück. „Ich meine, schön und gut, dass ihr zwei jetzt zusammen seid und Draco es anscheinend erst mit dir meint, aber denk mal dran, was letztes Jahr noch alles zwischen euch stattgefunden hat.“ „Keine Sorge, das hab ich nicht vergessen“, antwortete Harry geknickt. Hermine blieb stehen und drehte sich ihm direkt zu. „Tut mir leid. Ich wollte nicht… Aber manchmal fällt es mir noch schwer, zu glauben, dass ihr zwei euch so gut miteinander versteht.“ „Ich glaube es manchmal selbst nicht“, gab Harry zu. „Aber es ist einfach so. Wenn Draco bei mir ist, dann ist alles anders. Nur… dann fällt mir wieder ein, dass er und sein Vater Todesser sind, dass er mir mein Leben zur Hölle gemacht hat und wir uns so lange gehasst haben, dass ich nicht verstehe, wieso.“ „Ach Harry“, seufzte Hermine mitleidig, als könnte sie den Schmerz verstehen. „Ich will ja nichts sagen“, mischte sich Ron ein, „aber ich habe noch immer Hunger.“ Dieses Mal gelangten sie ohne weitere Unterbrechung in die Küche, wo Ron die Birne des Eingangsporträts kitzelte, bis sie fast aus dem Rahmen fiel. Harry und Hermine sahen sich an und mussten lachen. oooOOOooo Falls Harry geglaubt hatte, die Stunden bis zum Abendessen und dem nachfolgenden Besuch in den Kerkern in Ruhe zu verbringen, so hatte er sich geirrt. Hermine hatte geschmollt, als die Hauselfen ihnen Brote zubereitet hatten und sie schmerzlich an ihre B.ELFE.R-Buttons erinnert. Dennoch hatte es Hermine nicht davon abgebracht, mitzuessen. Gestärkt gingen sie gerade wieder nach oben, als sie Professor Lupin in die Arme liefen. Lächelnd hatte der Lehrer, der gleichzeitig ihr Freund war, sie zu Tee und Kuchen eingeladen, was sie trotz der vollen Mägen nicht ausschlagen konnten. Verwöhnt mit Schokoladenkuchen hatten sie sich köstlich amüsiert, während Remus ihnen nette Anekdoten über Harrys Vater und Sirius erzählte. Da gab es eine Geschichte mit einem betrunkenen Niffler, den sie im Büro der ehemaligen Lehrerin für Zauberkunde, Professor Goldsmith, deren Name Programm war, ausgesetzt hatten. Oder die andere, in der sich Sirius in der 4. Klasse in die hübsche Ravenclaw Anastasia Bluestone verguckt hatte und sie auf besonders kreative Art und Weise um ein Date bitten wollte, was in einem solchen Dilemma geendet hatte, dass Anastasia sich nie wieder mit einem Gryffindor verabreden wollte und letztlich einen Hufflepuff heiratete. Es war das erste Mal seit sehr langer Zeit, dass Harry von Sirius hören und reden konnte, ohne dass sein Herz schwer wurde. Im Gegenteil, er erinnerte sich gerne durch die blumigen Geschichten, denn sie ließen Sirius und auch seinen Vater so lebendig wirken. Fast war es, als gäbe es all die dunklen Erinnerungen nicht und vielleicht trug auch der Schokoladenkuchen seinen Teil dazu bei, jedenfalls verflog die Zeit so schnell, dass es plötzlich Zeit fürs Abendessen war. Obwohl Ron fast am platzen sein musste, wollte er das Abendessen nach dem Fiasko vom Mittag nicht auch noch verpassen und drängte dazu, zu gehen. Remus begleitete sie zur Tür, doch ehe Harry als letzter den Raum verlassen konnte, hielt dieser ihn noch auf. „Warte einen Moment. Ich möchte noch ein paar Worte mit dir alleine wechseln. Ist es in Ordnung“, wandte er sich an Hermine und Ron, „wenn Harry gleich nachkommt?“ Da seine Freunde wohl kaum etwas anderes erwidern konnten, nickten sie und gingen ohne Harry in die große Halle. Wieder bei Remus im Büro, mit der geschlossenen Tür im Rücken, sah Harry Remus ins Gesicht und jetzt, wo die ausgelassene Stimmung verflogen war, konnte er sehen, dass sein Lehrer außergewöhnlich blass war. „Ist bald wieder Vollmond?“, fragte Harry und Remus verzog seine Lippen zu einem gequälten Lächeln. „Severus müsste mir später noch den Wolfsbanntrank vorbeibringen. Aber eigentlich wollte ich mit dir reden, Harry. Mir ist aufgefallen, dass es dir die letzten zwei Wochen besser geht. Hat sich alles zwischen dir und dem jungen Malfoy geregelt?“ Harry fiel auf, dass er Remus niemals von seiner Vermutung hatte abbringen können, auch wenn er diese nicht bestätigt hatte. Es wäre lächerlicher gewesen, ihre Beziehung jetzt noch abzustreiten, zumal Remus kein Niemand, sondern ein Freund und vielleicht sogar eine Art Vaterersatz war, seit Sirius gestorben war. „Draco und mir geht es gut, wenn du das wissen willst.“ „Das freut mich“, sagte Remus und deutete ihm, dass sie sich wieder in die Sessel setzten, in denen sie es sich zum Tee gemütlich gemacht hatten. „Ich dachte es mir bereits, da du bei weitem nicht mehr so geknickt ausgesehen hast, wie am Anfang des Schuljahres.“ „Möchtest du mir jetzt einen Vortrag halten, dass Draco unmöglich gut für mich sein kann?“, fragte Harry direkt und Lupin blickte ihn eindringlich an. „Nein. Du wusstest schon immer, mit welchen Menschen du dich abgeben wolltest oder nicht. Wenn du glaubst, dass Draco sich geändert hat und dich glücklich macht, dann vertraue ich auf dein Urteil.“ „Und dass-“, setzte Harry an. „Dass Draco ein Junge ist? Nein, das stört mich nicht. Liebe ist etwas ganz seltsames, Harry. Sie kommt und geht, wann sie will, oft überraschend und unerwartet, wenn man gar nicht damit gerechnet hat und manchmal, da trifft sie zwei Menschen, die auf den ersten Blick überhaupt nicht zueinander passen. Ich mache mir nur Sorgen, dass deine Gefühle für Draco dir im Weg stehen sollten, wenn es darum geht, irgendwann Entscheidungen zu treffen.“ „Was für Entscheidungen?“, fragte Harry verblüfft. „Was aus dir werden wird, wenn ihr eure Beziehung nicht länger verheimlicht? Wie du deinen Freunden erklären möchtest, dass der Junge, den du vom ersten Tag an gehasst hast, nun der Junge ist, in den du verliebt bist?“ Harry sah Remus an. Der Werwolf hatte seine eigenen Befürchtungen mit erschreckender Treffsicherheit ausgesprochen. Aber Harry, dem genau diese seit dem gestrigen Treffen mit Draco wieder im Kopf herumgeisterten, wollte in der Sekunde, als sie über fremde Lippen kamen, nicht aufgeben. Sein Kampfeswille flammte auf. Das Feuer loderte in seinen Augen, als er das Wort aufnahm. „Ich habe mir Gedanken gemacht. Im Augenblick hab ich noch keine Antworten darauf, aber Draco und ich können es schaffen. Ich bin stark.“ „Draco auch?“, wollte Remus wissen. „Wird er dir bei diesem Kampf zur Seite stehen und dich unterstützen? Wird er Mut beweisen?“ „Das braucht er nicht. Ich bin mutig genug für uns beide.“ Harry war fest überzeugt. Tief in seinem Inneren spürte er die Kraft, die es dafür brauchte. „Gut, dann ist ja alles klar“, meinte Remus und lehnte sich in seinem Sessel weit zurück. „Du weißt hoffentlich, dass wir alle dir zur Seite stehen würden. Ich bin sicher, weder Ron noch Hermine würden dir wegen Draco die Freundschaft kündigen.“ Eine kurze Sprechpause folgte. „Ich bin auch für dich da, Harry. Als Lehrer, als Freund.“ „Danke“, sagte Harry und seine Stimme war merkwürdig belegt. „Das weiß ich.“ „Möchtest du jetzt zum Abendessen runtergehen?“ „Hat Dumbledore dir gegenüber etwas von dem Fluch gesagt, der Lucius und mich verbindet?“, wollte Harry plötzlich wissen. „Was für ein Fluch?“ Remus war entsetzt. „Bist du verletzt? Wer war das?“ Harry winkte ab. „Es ist alles in Ordnung. Mir fehlt nichts. Zumindest körperlich.“ „Was für ein Fluch ist es?“ „Ein Verbindungszauber, ausgelöst durch verschiedene Liebeszauber. Deshalb muss ich ständig zu Snape. Ich muss überhaupt nicht zum Nachsitzen. Snape versucht den Fluch zu lösen. Bis jetzt haben wir schon eine ganze Stunde geschafft, aber Draco… Draco hat einen Unbrechbaren Schwur geleistet, als er noch klein war. Snape glaubt, dass er diesen Schwur vielleicht doch brechen kann, da der Verbindungszauber mit Lucius stärker ist.“ „Das ist unmöglich, Harry“, belehrte Remus. „Einen Unbrechbaren Schwur kann man nicht brechen. Nur der Tod entbindet von dem Schwur. Severus sollte das wissen. Außerdem, wie sollte das gehen? Was hat Dracos Problem mit der Verbindung zwischen dir und Lucius zu tun?“ Wie verworren die ganze Situation war, bemerkte Harry erst jetzt, wo er sie einem gänzlich Unbefangenen erklären musste. Fast hätte er aufgelacht, wenn sein Kopf bei dem Versuch, die passenden Worte zu finden, nicht schmerzen würde. „Weil die Verbindung zwischen mir und Lucius wahrscheinlich das Resultat eines abgeprallten Liebeszaubers auf Draco ist. Eigentlich weiß nicht einmal Dumbledore genau, wie und was da passiert ist. Fakt ist, dass jedes Mal, wenn Draco und ich… wenn…“ Harry wurde knallrot. „Wenn wir uns näher kommen, dann ist Lucius in meinem Kopf. Er sieht dann alles, was ich sehe und wenn er in Gefahr ist, dann tauschen wir die Perspektiven. Deshalb konnte ich sehen, wie er von den Todessern verfolgt wurde, wie er sich vor Voldemort rechtfertigen musste.“ „Liebeszauber sind eine komplizierte Sache. Sie stellen Kreuzverbindungen her und wenn der Liebeszauber bei Draco abgeblitzt ist, weil ihr zwei tatsächliche Zuneigung füreinander empfindet, wer weiß, was dann noch passieren kann? Was für Tests macht Severus mit euch?“ „Er gibt Lucius und mir einen Trank, der die Wirkung der Verbindung außer Kraft setzt. Nach dem Abendessen treffen wir uns wieder. Heute möchte Snape den Test auf mehrere Stunden erhöhen.“ „Wo trefft ihr euch?“, fragte Lupin und Harry sah, dass in dem Lehrer ein Entschluss gereift war. „In den Kerkern, in Snapes Büro.“ „Du wirst ab sofort nicht mehr alleine dorthin gehen. Ich komme mit.“ „Aber Dumbledore-“ „Wird nichts dagegen sagen, wenn ich als alter Freund deines Vaters und als Mitglied des Ordens des Phönix‘ an deiner Seite stehe. Ich bin in Verteidigung gegen die dunklen Künste ebenso gut ausgebildet wie Severus. Ein weiterer kompetenter Zauberer kann nicht von Nachteil sein. Außerdem ist es mir lieber, nicht, weil ich Severus misstraue, aber dich dort unten mit drei Slytherins zu wissen, von denen zwei Todesser waren, lässt mich vorsichtig werden. Du hättest mir schon längst davon erzählen sollen, Harry.“ „Ich weiß“, gab dieser kleinlaut bei. „Aber es war so viel los. Die Erpressung, dieses Hin und Her zwischen Draco und mir, die Schule, die Verbindungszauber, die Tests… Das soll jetzt keine Ausrede sein…“ „Ist schon gut, Harry. Gibt es noch etwas, das ich wissen sollte?“ Kurz dachte der Gryffindor nach und dann blieb er bei dem merkwürdigen Erlebnis mit den Zentauren im Verbotenen Wald hängen. Cabhrùs Worten fielen ihm wieder ein. „Kannst du etwas mit dem Satz ‚Die Venus ist dunkel heute Nacht‘ anfangen?“ „Wer hat dir das gesagt?“, fragte Remus verdutzt. „Ein Zentaur“, antwortete Harry. „Warum?“ „Ich kann tatsächlich etwas damit anfangen. Wenn du die Antwort heute noch wissen möchtest, dann wirst du eine lange Nacht vor dir haben.“ Fortsetzung folgt… Kapitel 38: Kapitel 38 ---------------------- „Was macht er hier?“ Lucius Malfoy stand neben Snapes Schreibtisch, die Hand auf Dracos Schulter gelegt, als wäre dieser noch ein Kind, und sah Remus mit herablassendem Blick an. Draco wirkte genervt und machte den Eindruck, dass er am liebsten einen Schritt auf die Seite gegangen wäre, doch Lucius‘ Griff hielt ihn fest. „Ich bin hier, um Harry zu unterstützen.“ „Ich kann versichern, dass Harry hier kein Leid angetan wird“, mischte Severus sich ein, der aussah, als hätte er in eine Zitrone gebissen. „Kannst du das?“, fragte Remus. „Soweit ich weiß, experimentierst du hier mit Tränken und Zaubern herum, um einen Fluch zu brechen, dessen genaue Wirkung und Ursprung unbekannt sind.“ Snape wurde rot vor Zorn, seine Miene wirkte versteinert, doch konnte er Remus‘ Argumente nicht von der Hand weisen, weshalb er sich einen bösen Kommentar verkniff. 10 Minuten zuvor war Harry mit Remus zu dem Treffen erschienen, nachdem der Werwolf ihn am Gryffindorturm abgeholt hatte. In der Zwischenzeit hatte Remus sich das Einverständnis von Dumbledore geholt, Snape bei den Tests mit seinem Fachwissen zu unterstützen. Wie Harry jedoch befürchtet hatte, waren weder Snape, noch Lucius sonderlich erfreut. Nur Draco schien bei der Aussicht auf ein schnelles Ende dieses unsagbar nervigen Fluches Remus willkommen zu heißen. „Könnt ihr euch bitte zusammenreißen?“, fragte ebendieser und endlich gelang es ihm, seinem Vater zu entkommen und stellte sich neben Harry. „Mir ist herzlich egal, wer wie und woran beteiligt ist, aber je schneller der Fluch von Harry und dir genommen ist, umso besser.“ „Sicher“, bekam er mürrisch die Zustimmung seines Vaters. „Ich weiß genau, was ihr gestern getan habt.“ Harrys Ohren glühten. Das Vertrauensschülerbad. Er war so sehr auf Draco fixiert gewesen, dass er keine Sekunde auf den Verbindungszauber geachtet hatte. Selbst Draco wechselte seine Gesichtsfarbe in ein saftiges Pink. Scheinbar hatte auch er vor Sehnsucht nicht länger an den Zauber gedacht. Wahrscheinlich klingelte die Standpauke seines Vaters, die er vor kurzem erhalten hatte, jetzt deutlicher in seinem Kopf als zuvor. „Was habt ihr getan?“, fragte Remus und alle im Raum sahen ihn an, als hätte er eine dämliche Frage gestellt. „Nichts von Belang“, nuschelte Harry, der sich bemühte, dem Werwolf nicht in die Augen zu sehen. Ihm war das dann doch zu peinlich. Aber Remus erkannte, dass ihm eine Information unterschlagen wurde und wollte nochmals intervenieren, als ausgerechnet Severus ihm den Wind aus den Segeln nahm. „Belangloser Kram“, schmetterte der Zaubertranklehrer den Einwand ab, bevor dieser ausgesprochen wurde. „Wir sind wegen wichtigeren Dingen hier.“ Sofort änderte sich die Stimmung im Raum und die Konzentration der Anwesenden war vollständig erwacht. „Bislang konnten wir die Verbindung problemlos für zwei Stunden unterbrechen. Ich denke, dass wir dieses Mal einen größeren Sprung machen können und direkt auf sechs Stunden übergehen sollten.“ „Sechs Stunden? Meinst du nicht, das ist zu früh?“ „Vertrau mir, Lucius. Ich weiß, was ich tue.“ „Ja, aber-“ „Lass es uns tun, Vater. Severus ist da, die Tests waren erfolgreich und falls doch etwas passiert, kann Professor Lupin uns noch helfen. Das Risiko ist minimiert. Außerdem, je größer die Sprünge sind, mit denen wir vorankommen, umso schneller sind wir frei von dem Fluch und du müsstest so etwas wie gestern kein weiteres Mal ertragen.“ Lucius blickte Draco böse an. „Nur weil du deine Hormone nicht unter Kontrolle hast, möchte ich mein Leben nicht zwingend für den Test aufs Spiel setzen.“ „Ich versichere dir, dass dem nicht so ist, Lucius. Wie lange kennen wir uns? Seit unserer Zeit auf Hogwarts?“ „Ja, und wir waren nie Freunde, bis der Dunkle Lord uns rekrutiert hat.“ „Aber auch das ist schon seit fast zwei Jahrzenten vergangen.“ „Sollten wir Harry nicht entscheiden lassen?“, fragte Remus, welcher der Unterhaltung der Slytherins bislang nur zugehört hatte. „Schließlich ist es Harry, der den Trank trinken muss.“ Plötzlich im Mittelpunkt, fühlte Harry sich unangenehm. Er war etwas zwiegespalten, was den Test anbelangte, aber die aufmerksamen Blicke der anderen drängten ihn dazu, eine Entscheidung zu treffen. Für einen Herzschlag schloss er seine Lider und hörte nur auf sein Bauchgefühl. Bislang hatte ihn dieses nie enttäuscht. „Ich bin dafür.“ Harry wusste nicht, wieso und woher dieses Gefühl auf einmal kam, aber er hatte die Vorahnung, dass dies heute die richtige Entscheidung war. „In Ordnung“, nickte Remus und lächelte Harry aufbauend an. „Severus, ich übergebe dir das Zepter. Sag mir nur, wie ich dir behilflich sein kann.“ Snapes Miene zeigte deutlich, dass er auf jede Form der Hilfe verzichten konnte. Schweigend zog der Lehrer seinen Zauberstab und die Tür zur verborgenen Kammer öffnete sich. „Hier“, sagte er und drückte Lucius und Harry jeweils einen Becher mit dem Zaubertrank in die Hand. Der Geruch alleine war dieses Mal schlimmer als bei den letzten Versuchen. In Harry wurde der Widerwille wach, das Gebräu zu trinken. Die Erinnerung an den Geschmack trieb ihm die Magensäure hoch und als sich Lucius gegenüber von ihm positionierte, damit sie den Trank gleichzeitig zu sich nehmen konnten, sah er, dass es dem Malfoy ebenso erging. „Cheers!“, prostete ihm Lucius zu, sie überwanden sich und stürzten den Zaubertrank mit großen Schlucken hinunter. Hatte der Trank früher wie eine Kombination aus dreckigen Socken mit geronnener Milch geschmeckt, so schmeckte er nach Harrys Empfinden nun, als würde ein fauliger, verflüssigter Komposthauen seine Kehle hinab rinnen. Die Übelkeit, die ihn überrollte, war heftiger als alles, was er bislang erlebt hatte. Sein Magen krampfte und ihm wurde so schlecht, dass er würgte, doch dann waren da kräftige Hände, die sich auf seinen Mund legten. Während sein Körper sich gegen den Trank wehrte, wurde er auf manuelle Art daran gehindert, ihn zu erbrechen. Eine beruhigende Stimme flüsterte in sein Ohr, sagte ihm, er solle sich entspannen und tatsächlich ließen die Krämpfe nach. Harry schwitzte am ganzen Leib. Sein Atem ging stoßweise und beruhigte sich nur langsam. Erst jetzt konnte er seine Umgebung wieder wahrnehmen. Die Hände verschwanden und er erkannte, dass es Remus gewesen war, der ihm geholfen hatte. Lucius kniete auf dem Boden. Draco und Severus standen bei ihm. Auch der ehemalige Slytherin hatte sich gegen den Trank aufgebäumt. Seine langen, blonden Haare waren ganz durcheinander. Um seinen Mund konnte man noch die Abdrücke einer Hand erkennen. Fast hatte Harry Mitleid mit dem Mann, als dessen stechender Blick auf ihn fiel. „Ich hoffe für dich, dass Severus die Verbindung bald lösen kann, denn sonst werde ich dich einfach irgendwann erdrosseln!“ „Ist angekommen“, antwortete Harry grimmig. Lucius‘ Androhung war ihm recht egal, da er ja nichts dafür konnte. „Wir sollten weitermachen“, meinte Severus. Harry ging mit Draco wie gewohnt in den anderen Raum. Ehe sich die Tür hinter ihnen schloss, konnte Harry aus dem Augenwinkel gerade noch Remus‘ fragenden Blick auffangen, doch ob er eine Erklärung von Snape erhielt oder nicht, bekam er nicht mehr mit. Er war mit Draco alleine. „Ist alles in Ordnung mit dir?“ Besorgte eisgraue Augen sahen ihn an. „Ja, geht schon.“ „So heftig habt ihr euch noch nie gegen den Trank gewehrt“, stellte Draco fest. „Er war auch stärker als sonst.“ „Wie willst du den Trank trinken, wenn er erst einmal die volle Wirkung hat? Er ist dann noch vier Mal stärker. Wir konnten euch jetzt schon kaum halten.“ „Fesselzauber?“, schlug Harry vor. „Idiot“, schalt Draco. „Das ist nicht lustig! Ich mache mir Sorgen um dich.“ „Und um deinen Vater.“ „Um den auch.“ „Komm her. Wir sollten ausprobieren, ob meine Qualen wenigstens was gebracht haben.“ „Du spinnst, Potter“, murrte Draco schmollend, schmiegte sich aber ohne weitere Worte in Harrys Arme, damit er diesen zu einem zärtlichen Kuss ziehen konnte. Harry fühlte geradezu, wie sich sein Körper unter dem sanften Spiel ihrer Zungen entspannte. Der Krampf und auch der Geschmack des Zaubertranks verschwanden aus seinem Bewusstsein. Er schmeckte und fühlte nur noch Draco. Sie lösten den Kuss und Draco zog Harry hinüber zu der schmalen Pritsche. „Sechs Stunden sind eine lange Zeit“, wurde ihm zugehaucht. „Was denkst du, können und sollen wir in der Zeit machen?“ Draco setzte sich auf die Pritsche, zupfte an Harrys Pullover und legte so ein Stück von seinem flachen Bauch frei. Fasziniert sah Harry auf den Slytherin hinab, der seine Lippen zart auf die empfindsame Haut legte. „Hast du etwas Bestimmtes vor?“, wollte Harry mit kratziger Stimme wissen. „Ich wüsste da schon ein paar Dinge“, kam die verführerisch gesprochene Antwort. „Dieses Mal hätten wir auch keinen nervigen Zeugen, der sich hinterher beschweren würde.“ „Ist das so?“ Belustigt ging Harry darauf ein. „Oh ja! Ich habe vollstes Vertrauen in Severus‘ Fähigkeiten und wenn der Trank dieses Mal wirklich so lange wirkt, dann könnten wir…“ Harry war klar, worauf Draco anspielte. Sein erwartungsvoller Blick sagte alles. Sie könnten endlich miteinander schlafen. Lucius würde nichts mitbekommen. Für alles andere gab es Absperrzauber und Lauschschutz. Hitze wallte in ihm auf. Seine Lenden prickelten bei der Aussicht, endlich die letzte Grenze mit Draco zu überschreiten. Doch gleichzeitig bemerkte er ein Unwohlsein. Etwas stimmte nicht. Trotz aller Vorkehrungen wären Remus, Snape und Lucius nur wenige Meter entfernt im anderen Raum. Drei sehr fähige Zauberer, die mit Sicherheit jede Tür öffnen konnten, wenn diese ihnen im Weg war. Harry sah sich um. Registrierte seit langem, wie schäbig Snapes Kammer war, wie klein und kläglich die Pritsche. Wollte er das wirklich? Wollte er tatsächlich hier an diesem Ort seine Jungfräulichkeit verlieren? Offenbar spiegelte seine Miene sein Gefühlsleben wider, denn Draco seufzte laut auf. „Du willst nicht.“ Eine Feststellung. „Nicht hier, nicht heute“, gab er zu und weil er den Eindruck hatte, er müsste sich entschuldigen, ergänzte er noch: „Wir sagten doch, wir machen es, sobald die Verbindung dauerhaft gebrochen ist.“ „Ich kenne unsere Abmachung“, grummelte Draco zerknirscht. „Ich wollte ja auch nicht… Ich dachte nur, wir könnten die Gunst der Stunde nutzen.“ „Wir wär’s, wenn wir etwas anderes machen?“, schlug Harry vor. „Ein wenig müssen wir ja, sonst können wir nicht herausfinden, ob die Trennung wirklich funktioniert.“ „Was willst du sechs Stunden lang machen? Solange halte ich keinen Blowjob durch, egal, ob ich aktiv oder passiv oder beides bin. Außerdem – mir fällt es immer schwerer, mich bei dir zurückzuhalten. Ich will dich einfach zu sehr.“ Harry wurde rot bis in die Haarspitzen. „Außerdem geht es bei den Tests doch inzwischen nicht mehr darum, ob die Trennung funktioniert, sondern ob es Nebenwirkungen gibt.“ Jegliche Romantik war verpufft. Harry setzte sich schweigend neben Draco. Der Slytherin hatte Recht, das wusste Harry. Die Testphasen waren allerdings eine willkommene Ausrede gewesen, um mit Draco auf Tuchfühlung zu gehen. Leise seufzte Harry. „Was machen wir jetzt? Wollen wir zu den anderen gehen?“ „Und unsere Zweisamkeit aufgeben? Nie und nimmer! Wir wär’s, wenn wir uns einfach zusammen hinlegen?“ „Willst du reden oder so?“ Harry war baff. „Warum nicht? Du könntest mir erzählen, wie es mit Blaise und Ron läuft oder weshalb Granger den halben Tag ein Gesicht gezogen hat, als wäre ihr ein Flubberwurm ins Dekolleté gefallen. Du könntest mir aber auch mehr von deinen Begegnungen mit dem Dunklen Lord erzählen. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass mir da einige Informationen fehlen.“ „Das ist ein gefährliches Thema“, sagte Harry. „Ich weiß. Du musst auch nicht. Es war nur ein Vorschlag.“ Harry sah Draco an. Die eisgrauen Augen waren offen, ohne jede erkennbare List oder Tücke darin. Seine Gefühle fuhren Achterbahn, denn es fiel ihm nach wie vor schwer, Draco voll und ganz zu vertrauen. „Erzählst du mir dann etwas von dir?“ „Was denn?“ „Keine Ahnung, etwas über dein Verhältnis zu Blaise. Wie ihr euch kennengelernt habt und so. Natürlich nur soweit das geht, ohne den Unbrechbaren Schwur anzukratzen.“ „Mit Blaise kannst du immer noch nicht abschließen, oder?“ „Ich bin eifersüchtig“, gestand Harry. „Auf Blaise?“ Draco war erstaunt. „Glaub mir, für dich würde ich Blaise sogar verkaufen. Irgendein alter Lustmolch würde mir für den bestimmt das ein oder andere Säckchen Gold geben.“ „Und was ist mit Ron?“, fragte Harry auf den Spruch eingehend. „Stimmt“, neckte Draco, „der könnte sich Blaise gar nicht leisten. Mist, dann muss ich ihn wohl doch verschenken. Und wahrscheinlich einen Sack Gold drauf legen, weil er Blaise sonst nicht aushalten kann.“ „Hey!“, beschwerte Harry sich prompt. „Ist doch nur ein Scherz.“ „Aber ein sehr böser.“ „Dafür realistisch“, grinste der Slytherin ihn mit vor Schalk funkelnden Augen an. Harry schüttelte den Kopf. Dracos spitze Zunge unterschied offenbar nicht zwischen Freund und Feind. In Momenten wie diesen hatte er den Drang, Draco zu treten, aber immerhin wusste er inzwischen meistens, wann dieser seine Kommentare ernst oder nur scherzhaft meinte. Gerade jedenfalls konnte er ihm nicht böse sein. Draco sah zu süß aus mit dem Lächeln im Gesicht, das ihn weicher und offener wirken ließ. Er wünschte, Draco könnte häufiger seine Ernsthaftigkeit verlieren. Leider gab es zu viele Hürden in ihrem Leben, um sich nur der Leichtigkeit in diesem widmen zu können. Im Augenblick wollte Harry jedoch ausschließlich an seinen blonden Teufel denken, weshalb er sich hinüberbeugte und Draco sanft küsste. Sein Kuss wurde erwidert. Eine samtige Zunge glitt in seinen Mund und erkundete ihn ausgiebig. Automatisch fasste Harry in Dracos Haar, zerwühlte die glatte Frisur. Vergessen war Snapes schäbige Kammer, der Staub und das düstere Licht. Vergessen waren auch die Männer, die nur wenige Meter weiter im anderen Raum auf sie warteten. Langsam und ohne den Kuss zu unterbrechen, legten sie sich auf die schmale, harte Pritsche. „Harry“, stöhnte Draco leise gegen seine Lippen. „Was machst du da? Ich dachte, du wolltest nicht mit mir schlafen.“ „Will ich auch nicht“, flüsterte Harry zurück. „Nicht heute. Aber das heißt nicht, dass ich nicht bei dir sein kann. Du hast doch von Zweisamkeit gesprochen.“ „Du forderst meine Geduld heraus.“ Ein sexuell frustriertes Brummen kam von Draco, welcher mit seiner Hand über Harrys Bein strich, um dieses über sein eigenes zu legen. „Wir können ja reden“, nahm Harry den Vorschlag von Draco auf. „Oder wir knutschen einfach noch ein wenig herum.“ Dracos eisgraue Augen sahen ihn ganz direkt an. Harry wurde warm ums Herz, denn Draco wusste scheinbar, was in ihm vorging. Der Slytherin hauchte ihm einen kurzen Kuss gegen die Lippen, nahm Harry in den Arm und dieser seufzte unter dem wohligen Gefühl auf. Sein Kopf kam auf Dracos Oberkörper zum liegen und er lauschte dem gleichmäßigen Takt von dessen Herz. Es schlug kräftig und stark. Das Geräusch hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn und ohne dass er es selbst bemerkte, glitt er in einen molligen Schlaf hinüber. Stunden später wurde er von Remus geweckt. Snape und Lucius standen hinter ihm und sie alle blickten auf die Schlafenden hinunter. Aber die Erwachsenen sagten nichts, stattdessen standen Harry und Draco auf. Draco gähnte genüsslich, bevor er den Schlaf aus den Augen rieb. „Komm, Harry“, forderte ihn Remus auf. „Ich bring dich zum Gryffindorturm. Es wird Zeit, dass du ins Bett kommst.“ Müde nickte Harry. Der sah, dass Draco von Snape ebenfalls weggeführt wurde, während Lucius ihm und Remus folgte. An der Wendeltreppe, die zur Krankenstation führte, verabschiedete sich der Todesser knapp. Remus führte ihn bis zum Eingang des Gryffindorturmes, ehe er Harry eine gute Nacht wünschte und verschwand. Unter dem Schimpfen der fetten Dame, klettere Harry in den Turm hinein, sparte sich das Zähneputzen und legte sich direkt in sein Himmelbett. Fast war er schon unter dem gleichmäßigen Schnarchen seiner Klassenkameraden eingeschlafen, als ihm dämmerte, dass Remus ihm die Lösung für das Zentauren-Rätsel nicht gegeben hatte. Er nahm sich ganz fest vor, Remus noch vor dem Frühstück darum zu bitten, als ihm die Lider auch schon endgültig zufielen und er in einen tiefen Schlaf gefallen war. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)