Und du liebst mich doch von Amunet ================================================================================ Kapitel 13: Kapitel. 13 ----------------------- Er keuchte, rannte um sein Leben, wissend, dass das Ziel in greifbarer Nähe lag. Nur noch wenige Meter und er hätte es geschafft, wäre seine Verfolger mit ihren tödlichen Absichten losgeworden. Etwas weiter vorne konnte er schon das erste Licht erkennen. Wenn es ihm gelang, aus dem Wald zu kommen und ins Licht zu treten, wäre er gerettet. Nur noch ein Stückchen, ein winzig kleines Stückchen. Er konnte die Sicherheit schon förmlich in der Luft riechen. Erleichterung wollte gegen jeglichen Verstand aufkeimen, verräterische Erleichterung, die ihm Rettung versprach, noch bevor er an seinem Ziel angekommen war und dann… plötzlich… eine Hand! Mit einem lauten Schrei wachte Harry auf. Orientierungslos hetzte sein Blick durch den Raum. Blickte, nachdem er grob an den Schultern geschüttelt worden war, in ein vertrautes Paar blauer Augen. „Er ist hier“, stammelte er. „Wer ist hier?“ „Er ist hier. Ich muss zu Dumbledore – sofort!“ Harry war hektisch und wurde rüde von Draco gepackt. „Jetzt beruhig dich erst mal... Gut so. Also, wer ist hier und warum musst du zu Dumbledore?“ „Der Todesser aus meinen Visionen – er ist hier.“ „Der Killer? Bist du dir sicher?“ Draco war skeptisch. „Ja.“ Harry machte eine kurze Pause. „Wir müssen zu Dumbledore. Er ist verletzt, er wird vielleicht sterben.“ „Was kümmert es dich, ob es einen Todesser weniger gibt?“ „Nein, du verstehst nicht. Der Mann, der dich töten soll, ist dein Vater!“ oooOOOooo Mit einer Tasse heißer Schokolade in der Hand saß Harry in Dumbledores Büro. Auch wenn er still saß und sich tief in die Decke um seine Schultern kuschelte, war er innerlich ziemlich unruhig. Nachdem Draco ihm etwas zum Anziehen gebracht hatte - denn Harry war nach dem Traum zu aufgeregt gewesen, um zu bemerken, dass er immer noch nackt in der Badewanne gelegen war - waren sie schnellstmöglich zum Schulleiter geeilt. Wie es der Zufall so wollte, befand sich Professor Snape zur gleichen Zeit bei Dumbledore und Harry war unter dem prüfenden Blick, mit dem der Zaubertranklehrer ihn und Draco bedacht hatte, rot geworden. Sowohl Harrys als auch Dracos Haare waren noch feucht gewesen und in Harrys erhitztem Gesicht stand förmlich geschrieben, dass er etwas Ungehöriges getan hatte. Es war Harrys Glück, dass die aktuelle Situation zu brisant war, als dass Snape seine Neugier hätte befriedigen können. Denn Draco hatte, kaum dass er das Bürozimmer betreten hatte, ganz sachlich erklärt, dass sein Vater sich irgendwo auf dem Hogwartsgelände befand und Hilfe benötigte. Professor Dumbledore hatte nur genickt und gesagt, dass Hagrid Lucius im Wald gefunden hatte und dass dieser bereits auf der Krankenstation von Madam Pomfrey versorgt wurde. Harry war erstaunt gewesen, als er gesehen hatte, wie Draco mit verschlossener Miene - kaum merklich - vor Erleichterung aufgeatmet hatte und da war ihm erst bewusst geworden, dass der Slytherin nichts zu dem Vorwurf gesagt hatte, dass sein eigener Vater den Auftrag hatte, ihn zu töten. Kein Wort war diesbezüglich über Dracos Lippen gekommen – keines. Dann war Professor McGonagall aufgetaucht und hatte Draco und ihn auf zwei herbei gezauberte Sessel gedrückt und jedem eine Tasse heiße Schokolade gereicht. Auf Dracos Protest - denn er wollte sofort zu seinem Vater - hatte die Professorin ihren besonders strengen, mütterlichen Blick aufgesetzt, der sonst eigentlich nur Harry galt, wenn er in Schwierigkeiten war oder etwas angestellt hatte, und Draco war verstummt. Harry, der auch aufbegehren wollte, weil er nicht untätig herum sitzen wollte, hatte es dann erst gar nicht mehr versucht und da saß er jetzt neben Draco und beobachtete das Geschehen ihm Raum. „Professor, was werden wir nun mit Lucius machen?“ Snapes sonst kühle Stimme klang besorgt, doch ob es vor Sorge um seinen Freund, seinen Patensohn oder dem Orden war, konnte Harry nicht einschätzen. „Falls du befürchtest, wir würden ihn dem Ministerium und somit Askaban ausliefern, kann ich dich beruhigen, Severus - vorerst zumindest. Poppy ist der Auffassung, dass Lucius mindestens noch die nächsten zwei Wochen zur Erholung braucht. Er hat einige nicht sehr schöne Flüche abbekommen und es ist ein Wunder, dass er es mit seinen Verletzungen bis hierher geschafft hat.“ „Aber mein Vater wird es überstehen?“, mischte sich Draco nun ein. „Ich denke schon, Draco. Natürlich ist Poppy noch nicht fertig mit der Untersuchung und es könnte sich noch irgendwo ein heimtückischer Fluch versteckt haben, aber so, wie es im Moment aussieht, wird Lucius es schaffen. Dein Vater war schon immer ein starker Mann.“ „Wann kann ich zu ihm?“ „Zurzeit schläft er, doch sobald er wieder aufgewacht ist und es ihm besser geht, werden wir dich rufen.“ Harry wandte den Blick zu Draco, er hatte nicht damit gerechnet, das Draco sich solche Sorgen um seinen Vater machen würde. Der wie ein Eisklotz wirkende Slytherin hatte im Gegensatz zu Harrys Vermutung doch eine tiefere, emotionale Beziehung zu seinem Vater. Aber was Harry am meisten faszinierte, war die schlichte Tatsache, dass Draco kein Anzeichen von Besorgnis zeigte, dass Lucius seinen mörderischen Auftrag unter Umständen noch ausführen konnte. Draco war auch nicht überrascht gewesen, dass sein Vater diesen Befehl von Voldemort bekommen hatte. Am liebsten wäre Harry mit Draco alleine, um den unzähligen Fragen in seinem Kopf nachzugehen und als hätte Professor Dumbledore diesen Gedanken gehört, beorderte er zuerst Snape und dann Professor McGonagall mit einer kleinen Anweisung aus dem Zimmer. Dumbledore selbst entschuldigte sich kurz, um nach dem Patienten zu sehen, und ignorierte Dracos abermals geäußerten Wunsch, mitzugehen, woraufhin der Slytherin aufschnaubte. „Hm… so wie’s aussieht, sind wir jetzt alleine“, sagte Harry, damit die unangenehme Stille, die sich plötzlich im Büro ausgebreitet hatte, aufgelockert wurde. Als Draco sich jedoch zu ihm umwandte, bereute er es sofort. „Möchtest du weiter machen, wo wir aufgehört haben?“ Dracos Blick sprach Bände und dass er sich näher zu Harry herüber beugte, trug nicht gerade dazu bei, dass Harry sich wohl fühlte. Im Gegenteil, nun erinnerte sich Harry an die Zügellosigkeit und die ungestüme Art, mit der er Draco angebettelt hatte, ihn zum Orgasmus zu bringen. Stöhnend sackte er noch tiefer in seinen Sessel zurück, sein Gesicht hatte mittlerweile die Farbe einer Tomate angenommen. „Hast du nichts anderes im Kopf?“ Harry war sehr erstaunt darüber, wie fest und sicher seine Stimme klang. „Vielleicht…“, hauchte Draco und glitt mit seiner Hand gekonnt unter Harrys Decke und streichelte dessen Oberschenkel entlang. „Aber möglicherweise bietest du ja genau die Form der Zerstreuung, die ich brauche, um meine Gedanken hinterher besser sortieren zu können. Und wer weiß, Potter, vielleicht bedauere ich es ja auch, dass du nach unserem kleinen Intermezzo so schnell eingeschlafen bist. Ich hätte meinen Sieg zu gerne noch weiter ausgekostet.“ Wenn möglich, wäre Harry noch röter geworden, doch es schien ihm, als wäre bereits alles Blut in seinem Kopf gelandet, was erklären würde, weshalb er sich so schwindlig fühlte, als Dracos Lippen seinen immer näher kamen. „Nicht“, hauchte Harry, „nicht, die Porträts …“, doch Draco schien das egal zu sein, denn seine Lippen fingen die von Harry ein. Ein sinnliches Zittern durchströmte Harrys allzu willigen Körper. Er begegnete Dracos sexuellem Hunger mit der gleichen Intensität, auch wenn sein Verstand ihn noch warnen wollte. Sie waren in Dumbledores Büro, umgeben von den Gemälden sämtlicher ehemaliger Schulleiter, die nur darauf warteten, den neusten Klatsch an Dumbledore weiterzugeben. Es war Dracos geschickte, zärtliche Zunge, welche Harry Ort und Zeit vergessen ließ. Sein schwacher Protest hatte seine Hände veranlasst, ihren Platz auf Dracos Oberkörper einzunehmen, doch statt ihn wegzudrücken, streichelten sie hingebungsvoll über Dracos feste Brust. „Interessant!“ Erschrocken fuhren sie auseinander. Phineas Nigellus betrachtete sie aus seinem Gemälde heraus aufs Genaueste. „Der Patensohn meines Ururenkels hat ein Techtelmechtel mit einem Malfoy. Soll das bedeuten, dass du deine Schuld am Hause der Blacks mit einer Bindung reinen Blutes tilgen möchtest?“ Phineas' Stimmte war eiskalt, der Blick aus seinen kleinen, hinterhältigen Augen hart. „Ich…“ „Rumstammeln tust du auch noch? Wie erbärmlich! Es wäre dir geraten, deine Finger von diesem Potter zu lassen, junger Malfoy. Diesem ständig tragisch missverstandenen Bürschchen wäre es zu zutrauen, auch für deinen Tod verantwortlich zu werden.“ Harry konnte bei diesem unverhohlenen Hass nichts sagen. Alle Schuldgefühle, die er die ganze Zeit gehabt hatte, waren nichts im Vergleich dazu, seine Schuld direkt ins Gesicht gesagt zu bekommen. Sein Herz rutschte ihm in die Hose. Seelische Wunden, auf die Draco vor wenigen Stunden psychischen Balsam gelegt hatte, brachen wieder auf. Womit Harry allerdings keineswegs gerechnet hatte, war, dass Draco Partei für ihn ergriff. „Was für meine Finger gut genug ist und was nicht, entscheide ich noch selbst. Davon abgesehen ist Ihr Ururenkel töricht genug gewesen, um seinen Tod selbst zu verantworten.“ „Wie unverschämt! Du wagst es, so mit mir zu sprechen?“ „Weshalb denn auch nicht? Sie sind nur ein Porträt und beleidigen mein Spielzeug. Ich lasse nicht zu, dass es jemand anderer als ich zerbricht.“ Phineas' Gesicht nahm ein tückisches Grinsen an. „Also bedeutet dir unser kleiner Harry nichts?“ „Verschwinde in eines deiner anderen Bilder und lass mich in Ruhe!“ Höhnisch lachend tat Phineas Draco den Gefallen und verschwand, denn im Gegensatz zu Draco hatte er sehen können, wie sich Harrys Gesicht verfinsterte. „Dein Spielzeug?“ „Potter, jetzt stell dich nicht so an!“ „Macht es dir Spaß, deine Mitmenschen so zu quälen?“ Harrys Stimme überschlug sich fast vor Wut und Enttäuschung. Die kleinste Hoffnung, dass zwischen ihm und Draco etwas anderes war als blanker Sex, hatte sich gerade in Luft aufgelöst. „Weißt du was, Malfoy? Ich glaube, Phineas hat Recht. Lass deine Finger von mir, sonst könnte es deinen Tod bedeuten.“ Mit diesen Worten schritt Harry zur Tür, öffnete sie und stürmte hinaus, wobei er beinahe Professor Dumbledore umrannte, der ihm nur verwundert nachblickte. oooOOOooo Harry saß auf seinem Bett und starrte an die Decke. Er hatte keine Tränen geweint und doch fühlte er sich so. Die Sache mit Malfoy hatte ihm mehr zu knabbern gegeben, als er sich gewünscht hätte. Der Psychoterror der letzten Wochen, gemengt mit einer Reihe höchst intimer Momente, hatte in Harry etwas an Emotionen für den Slytherin hervorgelockt, von denen er nicht wusste, wie er sie verstehen sollte. Was er nicht leugnen konnte, war, dass die meisten Symptome auf eine Form von Verliebtheit schließen ließen. Harry war erstaunt, dass er das Ganze so objektiv betrachten konnte, doch wenn er in sein Herz sah, sah er unverkennbar, dass er sich in Malfoy verliebt hatte. Natürlich fragte er sich, wie das möglich war. Wie konnte sich ein Mensch in seinen Peiniger verlieben? Wie konnte er sich in den Jungen verlieben, der ihn erpresst, genötigt und ihn während seiner kompletten Schulzeit in Hogwarts wie einen Fußabtreter behandelt hatte? Ja, und wie konnte er sich in einen Jungen verlieben, der am Ende des vergangen Schuljahres noch gedroht hatte, ihn zu töten? Zu gut erinnerte sich Harry an Malfoys gezischtes: „Du bist tot, Potter.“ Und da war sie wieder, die alles entscheidende Frage. Weshalb machte sich Malfoy an ihn heran? Warum war der Junge, der geschworen hatte, ihn zu töten, besessen davon, ihn in die Kiste zu bekommen? Harry seufzte. So sehr er sich sein Hirn zermarterte, so sehr er darüber nachdachte, er fand keine Antworten, sondern nur noch mehr Fragen. Ron kam lachend mit Neville ins Zimmer, doch bis auf einen kurzen Seitenblick beachtete Harry seine Freunde nicht weiter. Ihm war im Moment alles Glückliche und Zufriedene zuwider, so dass ihm überhaupt nicht auffiel, dass Ron zum ersten Mal seit Tagen ein Lächeln auf den Lippen trug. „Wie war dein Date mit Malfoy?“ Ron setzte sich zu Harry aufs Bett. „Ist ausgefallen“, log er. „Und wo warst du dann den halben Tag?“ „Spazieren.“ „Spazieren?“, hakte Ron nach. „Bitte lass mich in Ruhe, Ron, ich will jetzt nicht reden.“ „Das merke ich. Du willst nie reden. Immer frisst du deinen Frust in dich rein und spielst den tragischen Helden.“ „Fängst du jetzt auch noch damit an? Könnt ihr mich nicht einfach in Ruhe lassen? Gott, ich bin alt genug, um mit meinen Problemen alleine fertig zu werden!“ „Hey, komm mir nicht so! Ich bin dein Freund, Harry, und ich finde es ziemlich ungerecht, wenn du mir so was vorwirfst. Wie soll ich für dich da sein, wenn du mir keine Chance dazu gibst? Hm? Weißt du was, bis du dich beruhigt hast, bin ich bei Hermine - lernen!“ Sauer verließ Ron das Zimmer und auch Neville, der gerade Trevor gefüttert hatte und den ganzen Streit mitbekommen hatte, verschwand sofort. Wenn Harry schlecht gelaunt war, wollte er ihm nicht in die Quere kommen, er hatte im letzten Jahr zu genüge mitbekommen, wie leidlich Harry dann sein konnte. Als Harry wieder alleine war, stöhnte er genervt auf. Er liebte es, in Hogwarts zu sein, wirklich, aber wenn es einem nicht gut ging und man das dringende Bedürfnis nach Ruhe hatte, bot ein Schulinternat nicht besonders großen Freiraum. Selbstverständlich war Hogwarts groß genug, um anderen Schülern aus dem Weg zu gehen, doch wenn man Harry Potter hieß und ständig beobachtet wurde, war das etwas anderes. Sogar die geringste Gefahr, von einem anderen Schüler, einem Gemälde oder von Mrs. Norris gesehen zu werden, war ihm derzeit zu viel. Wenn es nach Harry ginge, hätte er sich am allerliebsten Unsichtbar gemacht. Unsichtbar…? Harry war ein rettender Gedanke eingefallen. Manchmal konnte er aber auch zu dumm sein. Mit einem Grinsen ging er zu seiner Truhe und kramte seinen Tarnumhang hervor. Die Karte der Rumtreiber, die oben auf gelegen war, nahm er auch gleich in die Hand und für eine Sekunde fragte er sich, was er unternehmen sollte, doch kaum, dass er die Karte aktiviert hatte, wusste er sogleich, wo er hingehen würde. Unter dem Tarnumhang verborgen schlich er sich in den Gemeinschaftsraum. Es war etwas arglos von Harry gewesen, denn um diese Uhrzeit trieben sich die meisten Gryffindors dort herum und Harry hatte richtige Probleme, sich an seinen Kameraden vorbei zu schleichen, damit er unbemerkt an die Rückseite des Porträts kam. Jedoch hatte es auch den Vorteil, dass – kaum, dass er dort unversehrt angelangt war - das Bild aufklappte und er an Dean, der (anhand der vielen Bücher auf seinem Arm) wohl aus der Bibliothek kam, vorbei huschen konnte. Auf dem Gang atmete er erst einmal durch und dann schlug er den Weg in Richtung Krankenflügel ein. Mit leisen, routinierten Schritten wich er gekonnt Flich aus, der ihn zwei Korridore weiter beinahe überrascht hätte, da Harry in seiner Eile vergessen hatte, auf die Karte zu sehen. Doch bis auf dieses kleine Ereignis stieß er auf keinerlei Schwierigkeiten. Am Krankenflügel angekommen überprüfte Harry, ob jemand an Lucius Malfoys Bett stand und als er sah, dass niemand mehr bei dem Todesser im Zimmer war, erwog Harry, wieder zurück zu gehen. Sein Ausflug wäre somit zwar umsonst gewesen, aber immerhin hatte dieser ihn von Draco abgelenkt. Noch am Überlegen, hörte er plötzlich Schritte. Hastig presste er sich flach an die Wand neben der Tür und lauerte. Die Schritte kamen immer näher und Harry konnte erkennen, dass es sich um zwei Personen handeln musste. Er vermutete, dass es zwei Schüler waren, die schnell in ihre Gemeinschaftsräume wollten, da sie recht hastig liefen. Auf die Karte zu blicken, traute er sich nicht, da das Geräusch des Pergaments ihn hätte verraten können. Harry war allerdings erstaunt und zugleich sehr erfreut, als plötzlich Snape und Malfoy Junior um die Ecke kamen. Klar, dachte er sich, Draco (bei dessen Anblick sich sein Herz zusammenzog) wollte endlich nach seinem Vater sehen. Vor der Tür blieben die beiden stehen. „Bist du sicher, dass du ihn alleine sprechen möchtest, Draco?“ „Ja.“ „Obwohl du weißt, dass er den Auftrag hat, dich zu töten?“ „Severus, wenn er mich töten wollte, wäre er in einem Stück in Hogwarts angekommen und nicht… nicht so.“ „Vielleicht ist es eine List, hast du daran schon mal gedacht?“ „Ich finde es wirklich süß von dir, dass du dir solche Sorgen um mich machst, Onkel, aber meinst du nicht, du übertreibst ein bisschen? Selbst wenn es eine List wäre, in diesem Zustand kann mir Vater nicht gefährlich werden, außerdem hast du selbst erst gesagt, dass er keinen Zauberstab mehr hat.“ Verwundert sah Harry zu, wie Draco mit seiner Hand über Snapes Wange streichelte, sich dann zu dem größeren Mann hoch streckte und ihm einen zarten Kuss auf die Wange hauchte. „Lass das, Draco! Es könnte uns jemand sehen.“ „Wäre es denn so schlimm, wenn du Schule wüsste, dass du mein Pate bist? Vermuten tun es die meisten sowieso schon.“ „Ich möchte es einfach nicht, Draco. Verstanden?“ „Ja, Onkel Severus“, sagte Draco, der auf einmal wie ein kleines bockiges Kind klang, dem man gerade eine Lektion erteilt hatte. „Gut“, Snape räusperte sich, „dann viel Spaß.“ Snape öffnete die Tür zur Krankenstation und Draco trat ein. Harry huschte mit klopfendem Herzen ebenfalls am Zaubertrankmeister vorbei und wieder einmal konnte er den stechenden Blick von Snape auf sich ruhen sehen. Er wusste, Snape konnte ihn durch den Tarnumhang nicht erkennen und wenn er etwas bemerkt hatte, dann nur den leichten Windhauch, den er verursacht hatte oder die mühsam unterdrückten Gedankenfetzen, die Harry zu verbergen versuchte. Als Snape jedoch die Türe hinter ihm schloss und sich vom Krankenflügel entfernte, beruhigte sich Harrys wild klopfendes Herz ein wenig. „Vater? Bist du wach?“ Dracos Stimme klang wirklich besorgt und Harry hätte schwören können, dass Draco es niemals zugelassen hätte, dass ihn ein anderer Mensch so gefühlvoll sah. „Draco?“, kam es schwach. „Ja, Vater.“ Mit einem zaghaften Lächeln auf den Lippen nahm Draco neben Lucius Platz, strich mit seinen Fingern eine verschwitze Haarsträhne aus dem blassen Gesicht. „Du leichtsinniger Narr, warum hast du dich dem Befehl des Dunklen Lords verweigert?“ „Ich konnte nicht.“ Lucius keuchte schwer, so als ob ihm das Atmen Schmerzen verursachte. „Du bist mein einziger Erbe, ich konnte es nicht zu lassen.“ „Lügner. Du und Mutter, ihr seid noch jung genug, um einen neuen Erben zu zeugen. Daran liegt es nicht. Weshalb bist du wirklich hier?“ Lucius stieß ein rasselndes Lachen aus und bekam darauf einen Hustenanfall, bei dem etwas Blut aus seinem Mundwinkel floss. „Ich hätte es wissen müssen… du kennst deinen alten Herrn viel zu gut. Ich bin hier, um dich zu warnen, mein Sohn. Unter keinen Umständen darfst du deinen Auftrag ausführen. Es würde das Ende für uns alle bedeuten. Der Dunkle Lord hat einen neuen Diener, eine Kreatur, so schwarz und finster wie der Lord selbst. Sollten die zwei an die Macht gelangen, würden nicht nur Muggel, Schlammblüter und Verräter sterben. Sein Diener trägt eine Bosheit in sich, die täglich wächst und je mehr Bosheit sich in ihm vereint, umso stärker wird der Lord. Wir dürfen das nicht zulassen.“ „Warum sagst du mir das? Ist es wahr oder lügst du mich an, weil du tatsächlich ein Verräter geworden bist?“ Draco klang extrem misstrauisch. „Es ist die Wahrheit! Und wenn mich meine Slytherin-Eigenschaften dazu antreiben, auf der Siegerseite zu stehen, dann bin ich auch gerne ein Verräter!“, donnerte Lucius überraschend kräftig, so dass nicht nur Draco, sondern auch Harry zusammenzuckte. „Verflucht, Draco, öffne deine Augen! Sollte der Dunkle Lord wieder an die Macht kommen, wird er alles zerstören. Seit sein neuer Diener aufgetaucht ist, hat er sich verändert. Er ist nicht mehr der Lord, dem ich meine Treue geschworen habe. Er hat… er hat sich so verändert, dass selbst ich, der ich einst seine rechte Hand war, mich vor ihm fürchte.“ Draco agierte anders als von Harry erwartet. Anstatt in Panik auszubrechen, wie es der 11-Jährige Draco aus dem verbotenen Wald getan hätte, atmete dieser Draco tief durch und erwiderte mit reservierter, kühler Stimme: „Warum hat der Lord dir den Auftrag gegeben, mich zu töten?“ „Weil er der Ansicht ist, dass du, mein Sohn, zu langsam bist mit deinem Vorgehen und er mittlerweile davon ausgeht, dass Blaise Zabini den Auftrag schneller und befriedigender ausführen würde.“ „Oh bitte… Blaise? Nein, da irrt sich der Lord gewaltig, wie kommt er nur auf so eine Annahme?“ „Nun, das, mein Junge, solltest du Zabini, der dem Lord einen äußerst detaillierten Bericht über deine Aktivitäten geliefert hat, und deine kleine Verlobte in spe fragen. Die liebe, kleine Pansy hat dem Lord in den vergangen Wochen mehrere Botschaften zukommen lassen, in denen sie gebeten hat, ihren künftigen Ehemann von dieser untragbaren Last zu befreien.“ Sämtliche Contenance viel von dem Slytherin ab. „SIE HAT WAS? Dieses dumme Biest wird dafür büßen!“ Draco war in Rage, wie Harry ihn noch nie gesehen hatte. Wütend wie ein Tiger ging er im Zimmer auf und ab, bereit, jede Sekunde seine vermeintliche Beute zu zerfetzten. „Ich werde… Ich werde…“, knurrte er und Harry wurde ganz anders. In seinem Kopf bildete sich der glasklare Wunsch, Draco niemals so zornig zu machen. Unerwartet wurde die Tür aufgerissen. „Mr. Malfoy! Was denken Sie, was Sie hier tun? Ich war gerade zwei Zimmer weiter, da habe ich Sie brüllen hören! Schämen Sie sich! Ihr armer Vater braucht seine Ruhe.“, begann Madam Pomfrey ihre Schimpferei. „Raus hier, Mr. Malfoy, und lassen Sie ihren Vater schlafen. Er ist noch zu geschwächt, um sich irgendwelche Vorwürfe von Ihnen anzuhören.“ „Wie Sie meinen“, antworte Draco säuerlich, der seinem Vater noch einen Wut entbrannten Blick zu warf, „Gute Nacht, Vater“, sagte und mit schnellen Schritten verschwand. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)