Und du liebst mich doch von Amunet ================================================================================ Kapitel 35: Kapitel 35 ---------------------- Am Tag darauf hatte sich Harrys Laune von Snapes frühmorgendlichem Angriff noch nicht erholt. Selbst der wesentlich erfreulichere Test am Abend, wo er eine ganze Stunde mit Draco Intimitäten ausgetauscht hatte, hatte nichts daran geändert und auch das heutige Frühstück in der großen Halle, in der die vier Haustische unter der Last der Gerichte ächzten, besserte seine Laune kein Stück. Da mochte Ron noch so sehr von Eiern und Schinken und den fünf neuen Marmeladen schwärmen. Harry fühlte sich einfach nur mies. Hermine versuchte eine Weile, ihn aufzuheitern, und erinnerte ihn daran, dass sie heute zumindest Unterricht bei Hagrid hätten, doch selbst dies munterte ihn nicht auf. Mit leerem Magen, da er in seinem Frühstück nur herumgestochert hatte, und schweren Schritten folgte Harry seinen Freunden nach dem Frühstück hinaus ins Freie. Hermine hatte inzwischen aufgehört, seine Stimmung bessern zu wollen, und unterhielt sich stattdessen mit Ron angeregt über den letzten Brief, den sie von Viktor Krumm erhalten hatte. Hagrid wartete bereits vor seiner Hütte auf die Schüler. Die Slytherins waren schon da und von den Gryffindors waren Harry, Ron und Hermine die letzten. Sofort suchte Harrys Blick Draco, doch wie schon beim Frühstück hing Pansy an ihm, was lediglich einen kurzen Augenkontakt zwischen ihnen zur Folge hatte. Harry konnte sehen, dass Draco die Situation unangenehm war und dass er Pansy ebenso gerne losgeworden wäre wie Harry, doch wie zuvor unternahm er nichts dagegen. Unwillkürlich wanderte Harrys Blick weiter zu Blaise, welcher abseits stand und sich scheinbar ungerührt mit Theodore Nott unterhielt. Blaise schien seinen Blick zu spüren, sah kurz zu ihm rüber, dann lächelte er. Zu spät realisierte Harry, dass der Blick Ron galt, welcher neben ihm stand und hochrot zurückgrinste. In dieser Sekunde fragte er sich, wie weit Ron und Blaise mit ihrem Sexleben bereits gekommen waren. Das „Betthäschen“ vom Vorabend hing Harry noch im Ohr, doch ehe er sich weiter Gedanken darum machen konnte, stupste Hermine auf seiner anderen Seite ihn mit dem Ellbogen an. Hagrid begann mit dem Unterricht. „Folgt mir, Schüler“, sagte Hagrid, als er die Aufmerksamkeit aller erhalten hatte und führte sie über den schmalen Pfad, der an seiner Hütte vorbeiführte, hinaus zum verbotenen Wald. Zuerst glaubte Harry, dass Hagrid mit ihnen wieder zu der Koppel ging, in der sie zwei Jahre zuvor auf die Hippogreife getroffen waren, doch Hagrid lief am Wald angekommen in eine andere Richtung. „Heute habe ich etwas Besonders für euch geplant“, erklärte der Wildhüter, und ein allgemeines Stöhnen war zu hören. Nach Knallrümpfigen Krötern und Qulas waren die Schüler im Allgemeinen nicht mehr sonderlich von Hagrids Überraschungen angetan, allerdings war auch niemand mehr scharf darauf, Flubberwürmer zu füttern. „Vor kurzem habe ich eine neue Siedlung Bowtruckle entdeckt, die wir aus einiger Entfernung beobachten werden, sofern ihr sie entdecken könnt.“ „Ich dachte, Bowtruckle sind sehr scheu“, warf Pavarti Patil ein. „Sind sie“, gab Hagrid, erfreut über das Wissen seiner Schülerin, zu. „Deshalb werden wir uns ein ganzes Stück von der Lichtung entfernt auf die Lauer legen. Zudem gibt es eine Geheimwaffe, mit der Bowtruckle zu beschwichtigen sind. Wer kann mir sagen, welche?“, fragte Hagrid in die Runde und blieb wie seine Schüler kurz stehen. Sofort hob sich Hermines Hand, doch zur Überraschung aller auch die von Draco. Kurz blinzelte der Wildhüter und überlegte, wem er das Privileg der Antwort zuteilwerden lassen sollte, dann entschied er sich mit einem entschuldigenden Lächeln bei Hermine für Draco. „Holzläuse“, sagte Draco. „Das ist richtig“, bestätigte Hagrid. „Das macht dann 5 Punkte für Slytherin für deine richtige Antwort und wenn ich es richtig sehe, nochmals 5 Punkte für Gryffindor, dank Parvati.“ Dass es Hagrid schwerfiel, Draco die Punkte zu geben, war offensichtlich. Er hatte Draco weder vergeben, dass dieser seinen Unterricht von Anfang an torpediert und die Sache mit Seidenschnabel angeleiert hatte, noch dass dieser im vergangenen Schuljahr Dolores Umbridge gegen ihn unterstützt hatte. Dennoch blieb Hagrid dem Slytherin fair gegenüber, etwas, das Snape im umgekehrten Fall nicht gemacht hätte. „Du bist so schlau“, säuselte Pansy an Dracos Seite und Harry schauderte es. Ihm wurde schlecht bei der Art und Weise, wie Pansy Draco anhimmelte und seine Eifersucht brodelte in ihm hoch, auch wenn er wusste, dass Pansy bei seinem Freund keine Chance hatte. „Wenn du einmal von einem Bowtruckle angegriffen wurdest, weil dein Ball in einem Baum hängen geblieben ist, dann wüsstest du das auch“, meinte Draco gereizt und rieb sich eine Stelle an seinem Arm, als würde er die Schmerzen der Krallen noch immer spüren. „Oh“, hauchte Pansy und sah Draco derart mitleidig an, als wäre er über und über mit den Kratzern eines Bowtruckle übersät. Harry musste sehr an sich halten, um nicht hinüber zu gehen und Pansy zu erdrosseln, doch zu seinem Glück unterbrach Hagrid mit seinem Aufruf, weiterzugehen, die Szene und Harry, dessen Laune immer weiter sank, stapfte miesepetrig neben Ron und Hermine her. „Harry, du solltest auf dein Gesicht aufpassen“, meinte Hermine nach ein paar weiteren Metern zu ihm. „Ja, Alter“, schloss sich Ron an. „Du ziehst schon mehr Falten als Snape, wenn er zum Friseur muss.“ „Entschuldige“, murmelte Harry und sah seine Freunde an. „Es ist nur-“ „Schwer für dich, wenn Pansy an Draco klebt, während du so tun musst, als wärt ihr weiterhin befeindet?“, ergänzte Hermine den Satz. Dankend, weil seine Freundin ihn wie immer verstand, nickte Harry. „Ja. Ich meine, dass wir nicht wie ein verliebtes Pärchen durch Hogwarts laufen können, ist schon klar und damit komme ich auch zurecht, aber Pansy nicht in die Schranken weisen zu können, nervt echt.“ „Kopf hoch, Harry. Das wird schon werden“, meinte Ron und klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schultern. „Blaise und ich sind ja mittlerweile auch mehr oder weniger akzeptiert.“ „Ja, aber nur, weil alle denken, dass Blaise einen Scherz gemacht hat. Bei euch weiß doch auch keiner, dass ihr wirklich zusammen seid.“ Ertappt errötete Ron. „Schon, aber…“ „Lass gut sein“, winkte Harry ab und blieb stehen. Die Klasse hatte ihr Ziel erreicht. Am Rande einer Lichtung waren mehrere Hochsitze aufgebaut, in die sich die Schüler setzen sollten. Immer zwei Schüler passten in einen Hochsitz. Nachdem Ron und Hermine, wohl weil sie Harrys schlechter Laune entkommen wollten, sich einen Sitz teilten, klettere Harry seinen Sitz alleine hoch. Ihm war eigentlich egal, wer zu ihm kam, war jedoch sehr überrascht, als ausgerechnet Blaise auftauchte und ihn matt anlächelte. Scheinbar war auch Blaise‘ Stimmung im Keller. „Hallo Harry.“ „Blaise“, grüßte Harry zurück und rutschte, damit der Slytherin sich neben ihn hinsetzen konnte. „Auch so gut drauf?“, fragte Zabini und deute mit einem Kopfnicken auf Draco und Pansy, welche ausgerechnet den Hochsitz erwischt hatten, der gegenüber von Harrys stand. Mit zusammengekniffenen Augen stellte Harry fest, dass Pansys Hand auf Dracos Oberschenkel lag. „Total“, bekräftigte Harry ironisch. „Und was ist dir über die Leber gelaufen?“ „Das gleiche Übel“, sagte Blaise. „Pansy versucht mich, bei den Slytherins schlecht zu machen, weshalb heute auch keiner mit mir zusammen arbeiten möchte.“ „Aber du hast dich doch vorhin mit Nott unterhalten.“ „Ja, toll“, schnaubte der Schwarzhaarige. „Nott hat sich doch nur mit mir unterhalten, weil ich ihm die Hausaufgaben für Arithmantik geben soll, weil der Aufsatz, den uns Professor Vektor aufgehalst hat, ziemlich schwer ist. Ansonsten würde Nott genauso wenig mit mir reden wie all die anderen auch. Der Einzige, der sich den Mund von Pansy nicht verbieten lässt, ist Draco. Aber obwohl der in Slytherin schon mehrfach verkündigt hat, dass er auf meiner und nicht auf Pansys Seite steht, hat das nichts geändert. Wie auch?“, brummte Blaise. „Schau dir das Spektakel da drüben doch an. Pansy schmeißt sich wieder an Draco heran und da er sich nicht dagegen wehrt, weil ihre Verlobung frisch erneuert wurde, glaubt keiner, dass Pansy am Ende, nicht doch am längeren Hebel sitzt.“ Harry wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Irgendwie tat ihm der Slytherin leid. Seine Position unter seinen Freunden war gesunken und die Machtstellung, mit der er am Anfang des Schuljahres noch kokettiert hatte, brach allmählich in sich zusammen. Wäre nicht der Auftrag Voldemorts, Harry zu verführen, daran schuld, dann hätte Harry es nicht gejuckt. So aber war er am Dilemma von Blaise zumindest teilweise mitschuldig. Wobei Harry nichts dafür konnte, dass er sich zuerst in Draco verliebt hatte. „Warum diskreditierst du Pansy nicht?“, fragte Harry. „Ihr Slytherins seid doch sonst auch nicht um jede List verlegen.“ Überrascht blickte Blaise ihn an. „Du als Gryffindor rätst mir so etwas?“ Augenscheinlich besserte sich Blaise‘ Laune gerade, denn auf seinen Lippen lag ein freches Grinsen. „Weiß Draco, dass in dir auch eine kleine Schlange schlummert?“ Harry hatte den Anstand, sanft zu erröten. „Du weißt, was ich meine“, gab er gereizt zurück. „Schon klar, du sagst mir nicht, was ich tun soll, sondern spielst auf die typische Verhaltensweise eines Slytherins an.“ Blaise winkte ab. „Mir ist das im Moment zu mühselig“, gab er unumwunden zu. „Ich lasse Pansy noch eine Weile ihren Spaß mit mir. Weißt du, Potter, es ist doch so, wenn ich mich räche, dann werde ich Pansy endgültig fertig machen. Soll sie glauben, sie wäre jetzt im Vorteil und ihre Stellung innerhalb unseres Hauses würde sich erneut festigen, aber wenn ich will, dann vernichte ich sie.“ „Du klingst, als hättest du einen Plan, obwohl du gerade erst über deine schlechte Situation gejammert hast“, stellte Harry fest, den der Umschwung von Blaise irritierte. Eine weitere Antwort bekam Harry von dem anderen Jungen nicht mehr. Alles, was er sah, war ein Unheil verkündendes Funkeln in den goldbraunen Augen und der Anflug eines diabolischen Lächelns. Blaise‘ Augenmerk richtete sich nach vorne und wie die anderen Schüler starrte er auf die Lichtung, wo sich aus mehreren zwei Meter hohen Setzlingen die ersten Bowtruckle aus den Ästen abseilten. Wie die Bäume, in denen die Bowtruckle lebten, waren die magischen Geschöpfte noch jung. Mit ungefähr 20 Zentimetern waren sie zwar bereits ausgewachsen, doch ihr Holz war noch dünn und hell, weshalb sie in den Setzlingen gut getarnt waren. Auf die Entfernung wirkten sie, als wären es kleine Äste, die über die Lichtung liefen. Vereinzelt und mit langsamen Bewegungen erhaschten sie kleine Insekten, die sie sich in ihre Münder schoben und verzehrten. Sie machten einen sehr harmlosen Eindruck und Harry meinte sich zu erinnern, in seiner Ausgabe „Phantastische Tierwesen & Wo sie zu finden sind“ gelesen zu haben, dass Bowtruckle die ZM-Klassifizierung XX trugen. Er zog aus seiner Schultasche vorsichtig ein Pergament heraus und fing an, sich Notizen über die scheuen Waldbewohner zu machen. Jetzt erst bemerkte er, dass Hagrid ihnen dieses Mal keine Aufgabenstellung gegeben hatte. Die nächsten Minuten saß er schweigend neben Zabini, der es ihm gleichtat und die Bowtruckle aufmerksam beobachtete, dann zerriss ein lautes Geräusch die Stille. Crabbe und Goyle fielen aus ihrem Hochsitz und feuerten wie wild verschiedene Zauber ab, mit dem Effekt, dass zwei Beine von Dracos und Pansys Hochsitz abbrachen und dieser gefährlich ins schwangen kam. Zeitgleich stürmten viele wütende Bowtruckle auf die Lichtung. Sie fielen in Scharen von den Bäumen und griffen jeden Schüler an, der nicht schnell genug in Richtung Schloss rannte. Hagrid schrie den wenigen, die kämpfen, statt fliehen wollten, zu, sie sollten dem Pfad zurück nach Hogwarts folgen, während er selbst einen Zauber nach dem anderen aus seinem rosafarbenen Regenschirm feuerte. Harry und Blaise handelten sofort. Rasch kletterten sie den Sitz hinunter. Ohne zu zögern suchte Harry mit seinen Blicken nach Ron und Hermine, die bereits außer Reichweite der Bowtruckle waren und den anderen Schülern mit ihren Zauberstäben Schutz verschafften. Dann suchte er Draco, dessen Hochsitz inzwischen umgestürzt war. Während Pansy schreiend und mit einem erwachsenen Bowtruckle im Haar davon stürzte, wehrte sich Draco mit mehreren Schutzzaubern, nur um letztlich in den Wald zu rennen. Ohne nachzudenken folgte Harry ihm. Er musste sich an etlichen Bowtruckle vorbeiwinden, die sich auf ihn stürzten, im Versuch, ihm die Augen auszukratzen, doch dank seines perfektionierten Protego prallten die holzartigen Geschöpfte von ihm ab und er erreichte unbeschadet die Stelle, an der Draco in den Wald verschwunden war. Erst jetzt bemerkte er, dass Blase ihm gefolgt war. „Was machst du hier? Verschwinde ins Schloss.“ „Spinnst du? Ich lass dich noch nicht alleine meinen besten Freund retten.“ Harry sagte nichts dazu. Es war keine Zeit zum Diskutieren und so eilte er durch die Bäume und Sträucher und rief immer wieder Dracos Namen, doch von dem Slytherin war keine Spur zu sehen. „Draco!“, brüllte auch Blaise, der beharrlich an seiner Seite weiterlief. Die Geräusche von der Lichtung wurden immer leiser, was entweder bedeutete, dass sich die Situation geklärt hatte oder sie schlicht schon viel zu weit in den Wald hineingelaufen waren. Harry behagte das ganz und gar nicht. Er wusste leider zu gut, was sich in dem Wald für Gefahren verstecken konnten. Schon alleine die Vorstellung, er würde nochmals in den Fängen von Aragogs Brut landen, trieb ihm das Grauen den Nacken hoch. „So geht das nicht weiter“, meinte er schließlich und blieb stehen. „Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass Draco so weit in den Wald gerannt ist. Am Ende hat er nur einen Bogen gezogen und ist schon längst auf dem Rückweg.“ „Vielleicht“, stimmte Blaise zu, dessen Atem ebenso hastig ging wie Harrys. „Aber wie können wir uns da sicher sein?“ „Könnt ihr nicht“, sagte eine Stimme hinter ihnen. Überrascht drehten sie sich um. Aus dem Schatten trat mit einem Klappern der Hufe ein junger Zentaur. Er hatte einen kastanienbraunen Leib, an dessen Flanke ein helles Mal thronte, welches fast wie ein Stern aussah. „Doch ihr habt Glück, euer Freund spricht gerade mit meinem Vater und wird in wenigen Minuten zu uns stoßen.“ „Wer bist du?“, fragte Harry, der sich an diesen speziellen Zentauren nicht erinnern konnte. „Ich bin Cabhrù, Sohn des Magorian.“ Der Zentaur scharrte kurz mit seinem Huf, dann sprach er weiter. „Und du bist der große Harry Potter. Ich habe bereits viel von dir gehört.“ Dann wandte er sich Blaise zu. „Wer bist du?“ „Blaise“, sagte der Slytherin, der eingeschüchtert wirkte. „Blaise Zabini.“ „Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.“ „Gleichfalls“, nuschelte Blaise, wirkte allerdings keinesfalls so, als würde ihm die Begegnung mit dem jungen Zentauren tatsächlich zusagen. Im Gegenteil, wie unbeabsichtigt trat er einen Schritt zurück und verzog sich halb hinter Harrys Rücken. „Wann wird Draco kommen?“, fragte Harry, der Cabhrù zwar bislang freundlich fand, aber sich gerade zu gut an seine letzte Szenerie mit einer Herde Zentauren erinnerte. Im Gegensatz zu Dolores Umbridge war Harry jedoch klug genug, einen Zentauren niemals zu erzürnen. Nur war Harry sich nicht sicher, bis wann Menschen in den Augen der Zentauren Fohlen waren. Mit 16 Jahren waren sie schon fast erwachsen und er wollte auf keinen Fall herausfinden, ob sie in diesem Alter von den intelligenten Mischwesen aus Mensch und Pferd angegriffen würden oder nicht. „Wenn es Zeit ist“, wich Cabhrù aus. „Hör mal, wenn es dir nichts ausmacht, aber wir müssen zurück ins Schloss. Die anderen werden sich schon Sorgen machen.“ „Hagrid wurde bereits informiert, dass ihr in Sicherheit seid.“ „Was macht Draco eigentlich bei deinem Vater?“, wollte Blaise wissen, der seine Scheu zu überwinden begann, da die Neugier stärker war. „Die Venus ist dunkel heute Nacht“, meinte der Zentaur nach einem leisen Seufzen. Sofort hatte Harry ein merkwürdiges Déjà-vu und erinnerte sich an Worte, die Hagrid vor sehr langer Zeit einmal zu ihm gesagt hatte. „Versuch niemals, niemals, einem Zentauren eine klare Antwort zu entlocken.“ Leises Hufgetrappel war zu hören und Magorian und zwei weitere Zentauren kamen zu ihnen, Draco lief neben ihnen her und sah ziemlich lädiert aus. Seine Kleidung war an einigen Stellen zerrissen und über seine Wange zog sich ein ziemlich hässlicher Kratzer, der jedoch nicht mehr blutete. Harrys Herz zog sich bei dem Anblick zusammen. Am liebsten wäre er Draco um den Hals gefallen, nur um zu sehen, ob seinem Freund nicht noch mehr zugestoßen war, doch mit einem leichten Schütteln seines Kopfes gab dieser ihm zu verstehen, dass er sich nicht rühren sollte. „Harry Potter“, grüßte Magorian ihn und Harry kam nicht umhin, festzustellen, wie ähnlich er seinem Sohn sah. „Verlasst unseren Wald“, kam der Anführer der Zentaurenherde sogleich zur Sache. „Ihr seid hier nicht willkommen.“ „Kein Problem“, meinte Harry. „Wir nehmen Draco und verschwinden wieder.“ „Die Venus ist dunkel heute Nacht.“ „Ja“, meinte er gedehnt, „Das hörte ich schon.“ „Kann ich gehen?“, fragte Draco Magorian und die zwei Zentauren, die ihn flankierten, traten nach einem Nicken von Magorian zurück. „Es war interessant, dich kennenzulernen, Draco Malfoy.“ „Danke“, meinte Draco und humpelte auf Harry und Blaise zu. „Das Kompliment kann ich nur zurückgeben.“ „Mein Sohn wird euch bis zum Rand des Waldes begleiten. Wir wollen nicht, dass sich Fohlen in den tiefen Winkeln des Waldes verirren. Gefahren lauern hier, die selbst Harry Potter nicht erahnen kann.“ „Danke für den Hinweis“, lächelte Harry gequält, bevor Draco oder Blaise, der aussah, als wollte er etwas dagegen sagen, Fohlen genannt zu werden, in ein Fettnäpfchen traten. Blaise‘ Schüchternheit war in der Tat verflogen. Schweigend liefen die drei Hogwarts-Schüler neben Cabhrù durch den Wald. Bald schon passierten sie die Lichtung, die jetzt verlassen war. Die Bowtruckle hatten sich zurückgezogen und außer der Zerstörung mehrerer Hochsitze war von dem Kampf nichts mehr zu sehen. „Weiß einer von euch, was eigentlich passiert ist?“, wollte Harry wissen und Draco neben ihm schnaubte wütend auf. „Crabbe und Goyle, die beiden Idioten, haben einen Bluffknaller losgelassen und damit die Bowtruckle erschreckt.“ Bei diesen Worten rieb sich Draco seine Wange, während ihm wahrhaftig Mordgelüste ins Gesicht geschrieben waren. „Wir bringen dich gleich zu Madam Pomfrey“, meinte Harry beschwichtigend, war sich aber sicher, dass Crabbe und Goyle ihre Aktion im Laufe des Tages mehr als nur bereuen würden. Nach ein paar weiteren Minuten kamen sie am Rand des Verbotenen Waldes an. Sie alle blieben einen Moment stehen, da sich Cabhrù offensichtlich noch verabschieden wollte. „Harry Potter, darf ich dir einen gut gemeinten Rat geben?“ „Sicher.“ „Behalte die Sterne im Auge. Die Venus ist dunkel heute Nacht.“ „Äh… danke“, antwortete Harry, dem jetzt wieder die helle Tagessonne ins Gesicht stach. Woher wollten die Zentauren wissen, wie die Sterne in der Nacht stehen würden, wenn es noch früher Morgen war? Aber da er bereits mehrfach Kontakt mit den mystischen Wesen hatte, hinterfragte er die Worte von Cabhrù nicht weiter. „Ich werde euch nun verlassen“, nickte der junge Zentaur, und sein kastanienbrauner Pferdekörper verschwand galoppierend im Wald. „Was war das denn?“, fragte Blaise, doch Harry und Draco sahen ihn nur genervt an. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)