Und du liebst mich doch von Amunet ================================================================================ Kapitel 33: Kapitel 33 ---------------------- Der Bereich am Eingangstor war verlassen. Es war spät und die meisten Schüler lagen schon in ihren Betten. Durch das geöffnete Tor blickte Harry hinaus auf das weitläufige Gelände. In dieser Nacht war der Himmel von Wolken übersät, so wie es auch den ganzen Tag über der Fall gewesen war, dennoch blitzten immer wieder helle Sterne durch die Wolkendecke. Sanfter Wind wehte über das Land, der noch die restliche Wärme der letzten Herbsttage in sich trug. In knapp einer Woche war Halloween. Mit leichtem Unglauben dachte Harry daran, wie viel sich in den letzten Wochen und Monaten seit Beginn des Schuljahres geändert hatte. Draco und er – wer hätte sich das jemals vorstellen können? Aber Harry stand nicht hier, um über sein Liebesleben oder sein Schuljahr zu sinnieren. Harry wartete. Mit einem komischen Gefühl, welches eine Mischung aus Nervosität und Neugier war, stand er seit ungefähr 10 Minuten hier und wartete auf Albus Dumbledore. Nachdem er dem Schulleiter am frühen Morgen, noch vor dem Unterricht, von seinem jüngsten Traum Voldemort betreffend berichtet hatte, hatte dieser ihn um absolutes Stillschweigen über die Traumvision gebeten und ihm das Versprechen abgerungen, dieses bislang auch auf Ron, Hermine und Draco zu beziehen. Gleichwohl Harry, der bis zu diesem Moment froh war, keine Geheimnisse mehr vor seinen Freunden zu haben, dies nicht schmeckte, hatte er Dumbledore sein Wort gegeben. Der Unterricht des Tages, welcher wesentlich hektischer und anstrengender als gewöhnlich gewesen war, hatte ihm unbeabsichtigt dabei geholfen, sein Versprechen zu halten. Lediglich nach dem Mittagessen, als Lupin ihm die Nachricht Dumbledores mit den Daten für den jetzigen Termin überbracht hatte, war er angesichts der neugierigen Blicke von Ron und Hermine ins Wanken geraten. Es war sein Glück, dass Professor McGonagall, die sich mit Hermine wegen ihrer Schulfächer unterhalten wollte, ihm eine Notlüge ersparte. Wenn er den Tag Revue passieren ließ, fiel ihm auf, dass er Draco kaum gesehen hatte. Irgendwie war es ihnen nicht geglückt, auch nur einen vertrauten Satz miteinander zu sprechen. Ein Hauch von Röte stieg ihm den Hals empor, bei dem Gedanken daran, dass er und Draco nach so langer Zeit wieder intim miteinander gewesen waren. Lucius hatte er dabei wirklich vergessen. Vielleicht hatte Draco Recht damit, dass dies eine kleine Strafe für den ehemaligen Todesser war, doch es war so peinlich, wenn man wusste, dass der Vater des Freundes sie beim Sex sah. Mit gewisser Befriedigung realisierte er aber, dass Lucius Snape heute bestimmt in den Ohren gelegen war, was diese dämliche Verbindung anbelangte. Harry hoffte, dass Snape dies zum Anlass nahm und ihn demnächst zum nächsten Test einlud. Das Rauschen eines Umganges ließ Harry aufhorchen und als er seinen Blick vom Nachthimmel wandte, sah er Dumbledore die breite Treppe hinunterkommen, welche in den Korridor zu seinem Büro führte. „Entschuldige meine Verspätung, Harry“, lächelte der Schulleiter ihn an. „Eine Nachricht aus dem Ministerium, deren Beantwortung keinen Aufschub kannte, hat mich aufgehalten.“ „Macht doch nichts, Professor“, sagte Harry, welcher gerne gewusst hätte, worum es ging. „Nun denn… Laufen wir ein Stück.“ Den Arm, kurz um seine Schulter gelegt, dirigierte Dumbledore ihn ins Freie, wo er das Hoftor mit einem sehr effizienten Zauber schloss. Sie liefen über den Grund, vorbei an Hagrids Hütte, in der Licht brannte und aus deren Kamin Dampf stieß. Der Geruch von gebratenem Fleisch stieg Harry in die Nase. „Ein gutes Steak könnte ich auch mal wieder essen“, meinte Dumbledore, dem Harrys Magengrummeln aufgefallen war. „Vielleicht können wir uns auf dem Rückweg eine Kleinigkeit im Tropfenden Kessel gönnen“, schlug er entschuldigend vor. „Wohin gehen wir eigentlich, Professor?“ „Nun, das ist eine sehr gute Frage“, antwortete er geheimnisvoll und schwieg, bis sie das Gelände von Hogwarts verlassen hatten und sich auf dem Pfad nach Hogsmeade befanden. Sie liefen eine Weile und unterhielten sich über das Wetter, Harrys Schulnoten und die neuesten Sammelkarten, die es zu den Schokofröschen dazu gab. Zwar wusste Harry nicht, weshalb Dumbledore ihm nicht sagte, wohin sie gingen, doch er traute sich auch nicht, zu fragen. Er hatte das Gefühl, dass heute etwas sehr Wichtiges passieren würde und Dumbledore das Tempo der Eröffnungen bestimmen wollte. In Hogsmeade angekommen, führte ihn der Schulleiter vorbei an den belebten Straßen zu einer dunklen Seitengasse, wo vor einem heruntergekommenen Lokal das Schild Eberkopf leise vor sich hin knarzte. „Keine Sorge“, sagte Dumbledore. „Wir werden nicht hineingehen müssen. Deine Apparier-Prüfung hast du noch nicht abgelegt, nehme ich an?“ „Nein“, antworte Harry. „Ich dachte, man muss siebzehn sein?“ „Ganz genau“, entgegnete Dumbledore. „Halte dich jetzt bitte ganz gut an meinem Arm fest.“ Ohne zu Zögern packte Harry Dumbledores Unterarm, der ihm angeboten wurde. „Sehr schön“, meinte Dumbledore. „Dann mal los.“ Harry bemerkte, dass starke Kräfte auf seinen Körper einwirkten. Dumbledores Arm wurde weggebogen und Harry verstärkte seinen Griff darum. Plötzlich wurde alles schwarz um ihn. Der Druck um seinen Körper wurde fester, fast kam es ihm so vor, als würde er zusammengepresst werden. Er hatte das Gefühl, nicht atmen zu können, doch als er glaubte, es nicht mehr auszuhalten, löste sich der Druck mit der Heftigkeit eines explodierenden Gummischlauchs auf. Zumindest war dies der beste Vergleich, der Harry dazu einfiel. Schwer atmend, mit Tränen in den Augen, fand er sich an einem ganz anderen Ort wieder. Sie hatten Hogsmeade weit hinter sich gelassen. Hier war die Luft deutlich kälter und der Himmel so klar, dass die Sterne die Nacht erhellten. In diesem Licht konnte Harry sehen, dass sie vor einem heruntergekommenen, alten Haus standen. Früher mochte es einmal herrschaftlich gewesen sein, doch jetzt wucherte Efeu über die Fassade und im Dach waren mehrere große Löcher, durch die Feuchtigkeit ins Innere gelangte. „Wo sind wir, Professor?“ „Nun, Harry, wir sind in Little Hangleton.“ „Aber hier ist keine Stadt.“ „Nun, ich gestehe, dieses Haus liegt weit abseits des eigentlichen Dorfes. Von hier bis zum nächsten bewohnten Haus sind es schon ein, zwei Meilen.“ Harry betrachtete die Fenster, die zum Teil mit Brettern vernagelt worden und zum Teil aber auch nur zersprungen waren. An einer Stelle des Vorgartens lagen so viele, große Kieselsteine, dass Harry vermutete, dass sich einige Kinder aus dem Dorf den Spaß gegönnt hatten, die Scheiben einzuwerfen. Auf ihn machte das Haus einen traurigen Eindruck, was nicht nur an dem desolaten Zustand lag, sondern an der Aura, welche das Haus ausstrahlte, so als wäre vor langer Zeit ein großes Unglück über das Gemäuer und seine Besitzer gekommen. Ein kalter Schauer rieselte seinen Rücken hinab. „Was machen wir hier?“, wollte Harry wissen. „Dazu muss ich dir den Garten zeigen“, antwortete Dumbledore und lief um das Haus herum, während Harry mit ihm ging. Auch vom Garten aus sah das Haus nicht besser aus. An den Wänden des Gebäudes wuchs Moos, das seine feuchte Nahrung über die angerissene Dachkandel erhielt. Der Pavillon, der sicherlich einst stolz und schön als Mittelpunkt des Gartens dort gestanden hatte, war bereits so überwuchert, dass man nur noch eine vage Form erkennen konnte. Eine bleierne Schwere drückte Harry nieder. Seine Instinkte sagten ihm, dass er von diesem Ort flüchten sollte, dass es hier keineswegs sicher war und man sich hier schon gar nicht in der Nacht aufhalten sollte. Fast glaubte er, dass jeden Moment Geister oder andere Monster aus den Schatten auftauchen würden. Doch nichts dergleichen geschah und Dumbledore, welcher unbeirrt weiterging, passierte den Pavillon oder was auch immer davon übrig war und Harry folgte weiterhin. Ungefähr 10 Meter vom Pavillon entfernt stand ein Springbrunnen. Der einst weiße Marmor wirkte nun grau; der grazilen, nackten Schönheit in der Mitte, welche aus einer Muschel entstieg, fehlte der rechte Arm. „Eine Nachbildung der Venus von Milo“, sagte Dumbledore und betrachtete die Statue, als wäre sie intakt und nicht durch die Jahre heruntergekommen und beschädigt worden. „Professor, wollen Sie mir nicht den Grund für unser Hiersein verraten?“, fragte Harry, der kein Interesse für die Statue aufbringen konnte oder wollte. „Dieses Haus, Harry, wem, glaubst du, hat es einst einmal gehört?“ „Einer reichen Zaubererfamilie?“, riet er. „Nun, fast. Es gehörte Muggeln. Man fand sie in den 40ern ermordet. Vater, Mutter und ihr junger, erwachsener Sohn. Bis heute weiß keiner der Dörfler, woran sie gestorben sind. Die lokalen Zeitungen sprachen von einem Fluch, seitdem traut sich niemand auf dieses Gelände, außer einem alten Mann namens Frank Bryce, der im Bediensteten-Trakt wohnt, und ein paar Kindern, die den Verfall des Hauses beschleunigen. Auch wenn die Muggel es bis heute nicht wissen, wir wissen, woran die Familie gestorben ist. Kurz, schmerzlos, im Bruchteil einer Sekunde, ohne Spuren zu hinterlassen.“ „Der Todesfluch“, sagte Harry, der schlucken musste. Grauen erfüllte ihn bei dem Gedanken daran und wieder einmal sah er das grüne Licht vor seinem inneren Auge aufflackern und hörte seine Mutter schreien. „Ja. Eines Nachts kam ein junger Zauberer hierher, erfüllt von dem Vorhaben, seine eigene Schande auszumerzen. Den Grund, weshalb er glaubte, unrein zu sein.“ „Voldemort?“, fragte Harry mit leiser Stimme. „Wieder richtig, Harry. Ja, der junge Voldemort, damals hieß er noch Tom Riddle, kam hierher und tötete diese Muggel.“ „Aber warum? Was hatten sie ihm getan?“ „Diese Frage ist, so unglaublich die Antwort auch ist, leicht zu beantworten – es waren seine Großeltern und sein Vater.“ „Was?“, fragte Harry erstaunt. „Seine Familie?“ „Ein Teil zumindest.“ „Und wer ist der andere Teil? Der magische Teil? Oder ist er muggelstämmig?“ „Seine Mutter war eine Hexe, wenn es das ist, was du meinst.“ Mit schwirrenden Gedanken stand Harry einige Zeit einfach nur da und schaute Dumbledore an. „Weshalb erzählen Sie mir das, Sir?“ „Weil es wichtig ist, Tom Riddle zu verstehen, um Voldemort verstehen zu können.“ „Sind wir deshalb hier?“ „Ja und nein, Harry. Heute habe ich dich hierher gebracht, weil ich glaube, dass wir hier einen Hinweis finden können, was Voldemort vorhaben könnte.“ „Sie meinen, weshalb er mich vor Neujahr braucht?“, hakte Harry nach. Sein Herz schlug auf einmal doppelt so schnell. Die Anspannung brachte ihn zum Schwitzen. „Weißt du, wer die Venus war?“, fragte Dumbledore und Harrys Blick blieb unweigerlich an der Statue hängen. Erst jetzt bemerkte Harry, dass das Gesicht der Venus recht plump gehalten war und ihre Haare dünn wirkten. „War sie nicht eine griechische Göttin?“ „Eine römische“, verbesserte Dumbledore, wirkte jedoch zufrieden. „Sie war die Göttin der Liebe.“ „Dann verstehe ich nicht, was das mit Voldemort zu tun haben soll.“ Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf Dumbledores Gesicht aus. „Sehr gut, Harry, und um genau diese Frage zu klären, musst du wissen, wer diese Frau ist.“ Harry dachte kurz nach und blickte noch einmal in das schlichte Gesicht. Für sich dachte er, dass er sich eine Liebesgöttin viel schöner vorgestellt hätte und da ging ihm ein Licht auf. „Ist das seine Mutter?“ „So ist es“, sagte Dumbledore. „Tom Riddle Senior war einst mit einer jungen, armen Hexe durchgebrannt und obwohl er einige Monate danach wiederkam, ohne seine Frau, und davon sprach, hereingelegt worden zu sein, ließ er diese Statue anfertigen.“ „Warum hereingelegt?“ „Ich vermute, dies ist reine Spekulation, dass der wohlhabende und sehr gutaussehende Tom sich nicht in Merope, ein armes, zerlumptes Geschöpf, verliebt hat.“ „Ein Zaubertrank?“ „Vermutlich.“ „Aber weshalb sieht die Statue dann so aus?“ Harry runzelte die Stirn. Obwohl er Antworten von Dumbledore erhielt, vermehrten sich die Fragen in seinem Kopf prozentual. „Eine weitere Spekulation von mir – ich glaube, dass ein Teil des Liebeszaubers überlebt hat. Zumindest für eine Weile. Dass Tom Riddle Senior etwas für die Mutter seines Sohnes empfunden hat, wenn auch durch Magie entstanden. Unbewusst hat er eine Statue in Auftrag gegeben, die Merope ähnlich sieht. Wenn man die Art und Weise in Betracht zieht, wie er über seine Frau gesprochen hat, glaube ich nicht, dass er sich dieser Gefühle Zeit seines kurzen Lebens bewusst geworden ist. Die Gerüchte und Geschichten über die Familie Riddle und auch über die Familie von Merope sind hochgekocht und erst Jahre nach dem Tod aller Beteiligten langsam in Vergessenheit geraten. Heute sind die Gerüchte nur noch Legenden, die man erzählt, um den Kindern Angst zu machen.“ „Erzählen Sie mir von Meropes Familie?“ „Heute nicht, Harry. Das ist eine Geschichte für einen anderen Tag. Wir sollten wieder gehen. Ich habe das Gefühl, wir sind nicht länger alleine.“ Aufgeschreckt von Dumbledores Worten sah sich Harry um, doch er konnte nicht mehr und nicht weniger entdecken als zuvor. Erneut hielt ihm der Schulleiter einen Unterarm hin. Harry langte zu und nur wenige Sekunden später fühlte er die Kräfte, die ihn zusammendrückten, sich wie metallene Bänder um ihn wickelten und ihn zu zerquetschen drohten. Als der Druck nachließ, fand er sich vor dem Hintereingang des Tropfenden Kessels in der Winkelgasse wieder. „Steak, Harry?“, fragte Dumbledore. oooOOOooo Mit vollem Magen und bleiernen Füßen, da ihn die Müdigkeit inzwischen lähmte, schleppte Harry sich hoch zum Gryffindorturm, nachdem Professor Dumbledore sich zwei Korridore zuvor von ihm verabschiedet und ihm eine gute Nacht gewünscht hatte. Aufgrund der Müdigkeit war Harry nicht einmal mehr in der Lage, über die Ereignisse in Little Hangleton nachzudenken. Alles, was er noch wollte, war, in sein Bett zu kriechen und zu schlafen. Gerade als er um die letzte Biegung ging, wurde er von einer bekannten Stimme angesprochen. „Wo warst du?“ „Draco!“, schreckte Harry auf. „Ich war mit Dumbledore unterwegs.“ „Ich weiß, ich hab euch das Gelände verlassen sehen.“ Überheblich und blasiert lehnte Draco mit einem angewinkelten Bein lässig an der kühlen Steinwand und blickte auf Harry herab. Röte schoss in Harrys Wangen. Dass ausgerechnet Draco sie gesehen hatte… Nachdem Dumbledore ihn um seine Verschwiegenheit gebeten hatte, wusste Harry nicht, ob Draco und Lucius darüber informiert worden waren, dass sich Narzissa in den Fängen Voldemorts befand. An deren Stelle würde Harry durchdrehen vor Sorgen. Aber Draco schien normal zu sein, weshalb Harry mutmaßte, dass er unwissend war. Sein schlechtes Gewissen meldete sich sofort und er musste innehalten, damit er es Draco nicht direkt an den Kopf warf. „Wir waren im Tropfenden Kessel“, sagte Harry. „Er hat mich auf ein Steak eingeladen.“ „Wirklich? Warum das denn?“ „Keine Ahnung“, log Harry unverblümt. „Wir haben uns über alles Mögliche unterhalten. Über meine Schulnoten, was ich nach der Ausbildung machen möchte, ob ich auch sparsam mit dem Familienerbe umgehe, ob ich das Haus von Sirius, das ich geerbt habe, behalten oder vermieten möchte und und und.“ Draco rollte mit den Augen. „Das klingt ja furchtbar. Da dachte ich, ich hätte einen schlechten Abend gehabt und letztlich ist es dir noch schlimmer ergangen.“ Endlich löste sich Draco von der Wand, überbrückte die kurze Distanz, die zwischen ihm und Harry lag, und küsste ihn kurz und leidenschaftlich. „Du schuldest mir was, Harry.“ „Weshalb?“ „Weil ich die letzten drei Stunden mit Severus und meinem Vater verbracht habe. Ich möchte jetzt nicht unbedingt den kompletten Wortlaut wiedergeben, aber sagen wir mal so – ich habe die Quittung für gestern Abend verbal an den Kopf gehauen bekommen.“ Die Röte auf Harrys Wangen vertiefte sich. „Gestern fandest du den Gedanken an Lucius‘ Strafe noch lustig.“ „Da hab ich mir auch noch nicht die Strafpredigt anhören müssen.“ „Selbst schuld“, frotzelte Harry. „Ich war betrunken, du hättest mich aufhalten müssen.“ „Hätte ich? Und wie, wenn du so verführerisch offensiv warst? Außerdem meine ich mich recht zu erinnern, dass du steif und fest behauptet hast, du wärst wieder nüchtern.“ „Woher soll ein Betrunkener wissen, ob er nüchtern ist?“, konterte Harry neckend. „Du bist schrecklich“, seufzte Draco. Seinen Kopf legte er auf Harrys Schulter. Der Duft von Draco Shampoo schwebte zu Harry, der tief einatmete. Draco so nah bei sich zu spüren, war einfach richtig. Sein Herz flatterte freudig und auf merkwürdig träge Art befriedigt. „Verrätst du mir, was Dumbledore wirklich von dir wollte?“ Es zog an Harry, doch er sagte: „Nein. Nicht heute. Sobald ich kann, werde ich es.“ „Okay“, seufzte Draco. „Versprichst du es mir?“ „Ja, versprochen.“ „Gut, dann bin ich zufrieden – vorerst.“ Draco hob seinen Kopf wieder und lächelte ihn zerknirscht an. „Du sollst morgen zu Severus kommen. Üblicher Ort, übliche Uhrzeit. Er wird mit den Tests weitermachen. Auch wenn es riskant ist, aber er möchte versuchen, die Verbindung für eine ganze Stunde zu kappen.“ „Eine Stunde?“ Harry wusste nicht, ob er sich über diesen gewagten Vorstoß freuen oder sich davor fürchten sollte. „Hm… Ich glaube, nach gestern wird mein Vater ihm so lange in den Ohren liegen, bis die Verbindung weg ist.“ Nun musste Draco richtig grinsen. Dieser freche Gesichtsausdruck, der ohne jegliche Häme und Arroganz war, gefiel Harry. Er ließ Draco wie einen ganz normalen Teenager wirken. „Freust du dich für deinen Vater oder mehr für dich, wenn die Verbindung weg ist?“ Überraschender- wie entzückender weise färbten sich Dracos Wangen rosa. Ertappt zuckte er schelmisch die Schultern. „Du weißt, was du mir versprochen hast.“ „Klar“, sagte Harry. „Wie könnte ich das auch vergessen?“ „Gut“, meinte Draco und beugte sich vor, um Harry auf ein Neues zu küssen. Seine Lippen lockten und verführten diesen, bis er die seinen einen Spalt öffnete, damit Dracos Zunge vorwitzig in seinen Mund gleiten konnte. Harrys Knie wurden schwach. Irgendwie gelangte die kalte Steinwand in seinen Rücken und er genoss es, zwischen Draco und der Wand eingekeilt zu sein. „Also wirklich, ihr solltet euch echt mal ein Zimmer suchen“, schnarrte Blaise hinter ihnen und sie lösten sich knirschend voneinander. Zu Harrys Missfallen stand Ron neben Blaise, der ihn recht irritiert und peinlich berührt ansah. Offenbar war es ein Unterschied, zu wissen, dass Harry und Draco zusammen waren oder es tatsächlich zu sehen. „Was willst du hier, Blaise? Die Sperrstunde ist schon längst vorbei“, knurrte Draco zurück. „Ich bringe mein Betthäschen heim“, antwortete er mit breitem Grinsen, während Ron neben ihm so rot wurde wie sein Haar und am liebsten im Erdboden versunken wäre. „Ich glaube, dein Häschen mag es nicht, so genannt zu werden“, stellte Draco fest und lenkte so die Aufmerksamkeit des anderen Slytherins von ihm und Harry ab, da dieser sich nun darum bemühte Ron zu beschwichtigen. „Wir sollten auch schlafen gehen. Morgen ist zwar Samstag, aber wenn du noch länger bei mir bist, weiß ich nicht, ob mein Vater mich demnächst mit dem Cruciatus bestraft, anstatt mit Worten.“ „Idiot!“, schallt Harry, verstand aber, was Draco meinte. Er selbst hätte auch nichts gegen eine Wiederholung des Vorabends auszusetzen gehabt. Bevor es jedoch soweit kam, gab er Draco einen kurzen Kuss, nur um sich dann Ron zu schnappen und durch das Porträt der Fetten Dame ins Innere des Gryffindorturmes zu verschwinden. Erst als er in seinem Bett lag, kroch das Gefühl in ihm hoch, dass er Draco, trotz des Versprechens Dumbledore gegenüber, von der Gefangenschaft seiner Mutter hätte erzählen müssen. All dies verstummte jedoch, als er in einen tiefen und erholsamen Schlaf fiel. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)