Und du liebst mich doch von Amunet ================================================================================ Kapitel 25: Kapitel 25 ---------------------- „Harry, was ist nur los mit dir? Du wirkst heute Morgen so niedergeschlagen.“ Harry blickte von seinem Marmeladen-Toastbrot auf, welches er die letzten zehn Minuten unzählige Male zu seinem Mund gehoben hatte, nur um es dann wieder unangetastet auf den Teller sinken zu lassen. „Hab schlecht geschlafen.“ „Ist es wegen Draco?“ „Wie kommst du darauf?“ „Weiß nicht, vielleicht weil ihr beide heute Morgen so bemüht seid, euch nicht anzusehen?“ Angesichts Hermines Kombinationsfähigkeit kapitulierte Harry. „Es ist Schluss.“ „Was? Wieso?“, platze es Stereo aus ihr und Ron heraus. Überrascht blickten sich die beiden an, bevor Ron weitersprach: „Ich dachte, es läuft gerade so gut zwischen euch. Na ja“, räumte er sich flüsternd vorbeugend ein, „bis auf den Teil mit dem Sex.“ „Daran wird es liegen“, sagte Harry, sich nochmals vergewissernd, dass niemand ihrem Gespräch lauschte. Doch Harrys Befürchtung war unbegründet. Die meisten Schüler hatten die große Halle bereits verlassen und dort, wo Harry, Ron und Hermine saßen, war kein Schüler in der Nähe. „Snape weiß noch nicht, wie er den Fluch von mir nehmen kann. Was, wenn es Monate oder Jahre dauert? Wenn es gar nicht möglich ist? Denkt ihr, Draco wird so lange auf mich warten? Würde einer von euch so lange warten? Was ist mit dir, Hermine, würdest du auf Viktor warten? Und du, Ron, auf Zabini?“ Erschrocken und irgendwie auch mitleidig sahen Ron und Hermine ihn an. Irgendwie fühlte sich Harry jetzt nur wie ein noch größerer Idiot. Er hatte das alles so leid. „Weißt du, Harry, es ist vielleicht nicht einfach, aber Draco und du, ihr habt schon euren Hass überwunden. Meinst du nicht, da könnt ihr noch etwas mit dem Sex warten?“ „Dazu ist es wohl zu spät“, kam die nüchterne Entgegnung. „Wie meinst du das?“ „Ich glaube, Draco hat schon jemanden. Möglicherweise die ganze Zeit gehabt.“ Es fiel Harry schwer, nicht zu Ron zu sehen. Auch wenn sein Deal mit Blaise keineswegs die gewünschten Antworten für ihn gebracht hatte, so konnte er Ron doch nicht die Wahrheit sagen. Es reichte, wenn Harry Liebeskummer hatte. „Harry“, seufzte Hermine betroffen. Ihre Hand langte über den Tisch und legte sich auf Harrys. „Das tut mir so leid.“ „Lass einfach gut sein“, meinte Harry und entzog sich ihrer freundschaftlichen Geste. „Das mit mir, ich denke, das war sein Auftrag. Was sich Voldemort davon versprochen hat, weiß ich nicht, aber Draco hat es geschafft, mich damit zu verletzten. Warum will Voldemort mir alles nehmen? Nur weil ich überlebt habe? Ich kann doch nichts dafür! Erst waren es meine Eltern, dann Sirius und jetzt meine erste, große Liebe.“ Niemand widersprach Harry, auch wenn Ron und Hermine wussten, dass ein Teil von Harrys Worten übertrieben war und seiner schlechten Laune entsprach. Der Streit mit Draco setzte Harry offenbar mehr zu, als er seinen Freunden verraten wollte. Eine Pause trat ein und Harry wandte sich von seinen Freunden ab. Kurz nahm er den Kampf mit seinem Marmeladen-Toast wieder auf, doch nach zwei weiteren vergeblichen Versuchen einen Bissen zu nehmen, ließ er es einfach liegen. Er hatte einfach keinen Appetit. „Darf ich?“, fragte Ron, der Harrys Antwort nicht abwartete und den Toast in drei Bissen verschlang. „Du bist immer noch so verfressen“, meinte Hermine tadelnd. „Was denn?“, nuschelte Ron mit vollen Wangen. „Harry wollte doch nicht. Oder?“ Ohne darauf einzugehen folgte Harrys Blick Zabini, der am anderen Ende des Raumes, mit schnellen Schritten auf Draco zu lief. Kurz bemerkte Harry einen feinen Stich, als er Draco sah, aber dann studierte er aufmerksam die Körpersprache der beiden Slytherins. Blaise sah aufgebracht aus und fing sofort an, heftig gestikulierend auf Draco einzureden, was diesem offenbar missfiel. Seine Stirn legte sich in Falten und er antwortete Blaise mit einem nicht minder aufgebrachten Gesichtsausdruck. „Worüber die beiden wohl reden?“, fragte Ron, dessen Blick nun ebenso wie Hermines Harrys gefolgt war. „Du könntest rübergehen“, schlug Hermine vor. „Das mach ich“, murrte Ron und schlängelte sich keine Sekunde später an den anderen Haustischen vorbei. Gebannt beobachtete Harry, als Ron am Slytherintisch ankam. Er hatte gehofft, Ron würde langsamer gehen, sobald er in Hörweite wäre, doch Draco hatte Ron fast sofort entdeckt. Das Gespräch verstummte und Blaise wandte sich strahlend Ron zu, während Draco ging, nicht ohne zu Harry hinüber zu sehen. Augenblicklich wusste Harry, dass Draco seine Absicht durchschaut hatte, aber dieses Mal war es ihm egal – gleich, wie böse Draco ihn anfunkelte. Ein paar Minuten später kam Ron mit glühenden Wangen zurück. Auf seinen Lippen lag ein dämliches Grinsen. „Hast du was mitbekommen?“ Es war nicht Harry, der fragte, sondern Hermine. Es schien, als würde ihre Neugier noch lodernder brennen als Harrys. „Nein, sie haben einen Lausch-Schutz benutzt.“ Enttäuschung machte sich breit. „Aber als Malfoy ging, hat Blaise gemeint, sie würden später noch weiter reden. Vielleicht haben wir mit der Karte der Rumtreiber und dem Tarnumhang später noch eine Chance.“ „Möglich“, meinte Harry, „Aber die beiden können jederzeit miteinander reden. Soweit ich weiß, schlafen sie im gleichen Schlafsaal.“ „Sie könnten sich auch über etwas Belangloses unterhalten haben“, warf Hermine ein, deren Neugier sich mittlerweile gelegt hatte. „Oder aber, es geht um ihren Auftrag von Vold…“ „Mister Potter! Mister Weasley! Miss Granger! Man sollte doch annehmen können, dass Schüler des 6. Schuljahres in Hogwarts wissen, um wie viel Uhr Unterrichtsbeginn ist!“ Professor McGonagall hatte sich drohend vor ihnen aufgebaut. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Professor Flitwick Punkte abziehen und Strafarbeit aufgeben wird, sollten Sie in den nächsten fünf Minuten nicht in seinem Unterricht sitzen. Und gerade Sie, Mister Potter, hatten für dieses Jahr wahrlich mehr als genug Strafarbeiten!“ Mit hochrotem Kopf packte Harry seine Schulbücher und folgte Hermine, die mit entsetztem Quieken ihre Tasche genommen hatte und mit Ron auf den Fersen davon gerannt war. Den ganzen Weg bis in Professor Flitwicks Klassenzimmer konnte man Hermine unablässig mit sich selbst schimpfen hören, da sie den Unterricht vergessen hatte. oooOOOooo Die Kräuterkunde-Klasse war hochkonzentriert. Kaum einer flüsterte angesichts der kniffligen Aufgabe, stark um sich stechende Pikka-Kakteen um ein paar ihrer Stacheln zu bringen, ohne dabei verletzt zu werden. Mürrisch versuchte Harry, der Aufgabe nachzukommen, doch ein kurzer Blick in Richtung der anwesenden Slytherins und mit Harrys Aufmerksamkeit war es vorbei. Dicht an Draco gepresst stand Pansy Parkinson, die mit ihren rosafarbenen Gartenhandschuhen über Dracos Arm strich. Vor lauter Problemen mit Draco und Blaise hatte Harry dieses schwarzhaarige Gift tatsächlich vergessen. Sie nun aber wieder mit Draco flirten zu sehen, bewirkte, dass Harrys Galle beinahe überlief. Blaise, welcher auf der anderen Seite von Draco stand – und, wie Harry fand, ebenfalls zu dicht –komplettierte die Horrorszene. Harry musste sich erst vehement daran erinnern, dass er keinen Anspruch mehr hatte, eifersüchtig zu sein. Diesen Anspruch hatte er verloren, als er Dracos Entschuldigungsversuche zurückgewiesen hatte. Den Stich, den er aber in seiner Brust bei diesem Anblick fühlte, konnte er keineswegs leugnen. Egal, wie wütend er noch war, wie verraten und verletzt er sich fühlte, er empfand noch immer etwas für Draco. „Scheiße“, murmelte er und erntete dafür fragende Blicke von Ron und Hermine, die jedoch beide den Ursprung für Harrys Fluchen fanden. „Warum steht Blaise so dicht bei Malfoy?“ Rons Stimme klang misstrauisch und nach einem Hauch Eifersucht. „Keine Ahnung.“ „Harry? Du weißt doch was?“, frage nun auch Hermine nach. „Genau!“, murrte Ron im Hintergrund. „Weiß ich nicht“, Harrys Beteuerung. „Harry, da ist doch was. Warum willst du es uns nicht sagen?“, wollte Hermine enttäuscht wissen. „Da gibt es nichts“, meinte Harry, auch wenn es eine glatte Lüge war. Hermine sah ihn kurz an und Harry spürte das Gewicht ihres analysierenden Blicks. Bevor er jedoch weitere Ausflüchte äußern konnte, sagte Hermine: „Die wichtige Frage ist jedoch: Was macht Pansy so dicht bei Malfoy?“ Erneut glitten die Blicke der Gryffindors zum Slytherin Gespann. Pansy hatte sich, sofern möglich, noch enger an Draco geschmiegt. Sie redete ununterbrochen auf Draco ein, die vorwurfsvollen Blicke von Madam Sprout ignorierend, bis sie endlich etwas sagte, das sein Interesse erweckte und Draco veranlasste, in Pansys Augen zu sehen. Was folgte war ein Zugeständnis von Draco in Form eines Kopfnickens. Harry wäre vor Neugier beinahe geplatzt, wenn nicht in diesem Moment ein Pikka-Kaktus seinen Stachel tief in Harrys Hand gejagt hätte. Fluchend zog Harry den Stachel heraus und legte ihn zu den anderen in die Schale. Doch es war zu spät. Das Gift ließ seine Hand bereits so stark anschwellen, dass der Handschuh, den er trug, zerriss. „Oh nein… Mr. Potter, haben Sie nicht aufgepasst?“ Madam Sprout eilte herbei und betrachtete Harrys inzwischen auf das Zweifache angeschwollene Hand, die zudem noch merkwürdig blau wurde. „Mr. Potter, Sie müssen sofort in den Krankenflügel. Mr. Weasley, wären Sie so nett und würden Ihren Freund begleiten.“ „Gern-“ „Professor, wenn Sie gestatten, dann würde ich Harry begleiten.“ Aus dem Nichts war Draco aufgetaucht. „Nun, ich weiß nicht“, zögerte Professor Sprout. Wie jedem hier in Hogwarts waren ihr die Spannungen zwischen Harry und Draco nicht verborgen geblieben. „Bitte, Professor“, holte Draco aus, „dann könnte ich die Gelegenheit nutzen und kurz nach meinem Vater sehen.“ „Natürlich, Mr. Malfoy“, hauchte die Professorin, gerührt über so viel kindliche Zuneigung. Harry war fassungslos. Draco wartete keine Sekunde und zog Harry mit sich. Überrumpelt folgte Harry Draco, bis dieser in einiger Entfernung zu den Gewächshäusern seinen Schritt verlangsamte. Endlich kam Harry wieder zu sich und riss sich los. „Was soll das?“ „Was wohl?“, fragte Draco ungerührt. „Ich hatte keine Lust mehr auf Unterricht.“ „Wer’s glaubt“, schnaubte Harry. Abrupt dreht sich Draco um, so dass er Harry direkt ins Gesicht sehen konnte. Ein Schauer durchlief Harrys Körper. „Was erwartest du von mir? Soll ich zu Kreuze kriechen, weil du mir einen Korb gegeben hast?“ „Nein.“ „Was passt dir dann nicht? Ist es so schlimm, wenn sich meine Welt nicht restlos um dich dreht?“ „Stimmt, du hast ja Blaise!“ Dieses Mal fauchte Harry erzürnt. „Oh, und Parkinson ist auch wieder da. Hast ja nicht lange trauern müssen. Oder plant ihr irgendwas meinen Tod betreffend? So oder so ähnlich war dein Auftrag von Voldemort, oder nicht?“ „Klar, geht es nicht nach deinem Kopf, müssen überall Intrigen um dich herum sein.“ „Dann sag mir doch, was Pansy wollte?“ „Meine Zustimmung, sie nach der Schule zu heiraten!“ Harrys Gesichtszüge entglitten vor Schock. „Du wirst… Hast du zugestimmt?“ „Unsere Verlobung war von langer Hand geplant. Was denkst du? Jetzt, wo es niemanden mehr gibt, der Grund genug für mich wäre, gegen diese Sache anzukämpfen.“ „Heißt das, du wirst sie heiraten, weil es zwischen uns aus ist?“ „Unglaublich, Harry, aber manchmal haben auch die vermeidlich Starken keine andere Wahl, als sich zu fügen. Mir bleibt nur noch, mein letztes Jahr in Freiheit zu genießen.“ „Wie… wie meinst du das?“ „Soll ich es dir zeigen?“, fragte Draco und rückte bedrohlich näher an Harry heran, bis seine Nähe auf Harry zu verlockend wirkte. Harrys Lider flackerten, als Dracos heißer Atem seinen Nacken streifte. „Ich kann dich vergessen machen, dass mein Vater in deinem Kopf spukt. Ich kann dich von deiner Jungfräulichkeit befreien und dich Lust lehren, bis du mir dankbar für meine Erfahrung bist. Hinterher wirst du dich sogar bei Blaise für meine Fähigkeiten bedanken und wer weiß, vielleicht möchtest du uns beide dann sogar gemeinsam genießen… Willst du es aus probieren, Harry? Willst du?“ Dracos Atem streifte Harrys Lippen, die sich begehrlich öffneten. Die Worte, ein bedrohliches und zugleich verlockendes Versprechen, ließen Harrys Herz heftig pochen. Unbeabsichtigt beschleunigte sich seine Atmung und seine Wangen wurden vor Hitze rot. Harry wollte es! Er wollte Draco so gerne wieder küssen. Es schien ihm eine Ewigkeit seit ihrem letzten Kuss her zu sein und fragte sich just, wie er diesem Teufel widerstehen sollte, wenn Draco ihn wirklich verführen wollte. Harrys Verstand setzte aus. Es passierte einfach. Dracos Lippen, weich und lockend, eroberten seine und Harrys Widerstand und Wut schmolzen dahin. Ihre Körper fanden zu einander und ihre Münder verschmolzen intim. Unterdrückte Emotionen rannen in den Kuss hinein, was ein Wechselspiel aus Zärtlichkeit und Leidenschaft zur Folge hatte. Harry dachte keine Sekunde mehr daran, wo sie sich befanden oder an Lucius. Er ging ganz in dem Strudel aus Emotionen unter, die Draco in ihm erweckte. Obwohl er so verletzt war, sein Körper wollte Draco mit jeder Pore. Heiße Lust pochte in seinen Venen und gierte nach mehr, doch dann wurde er plötzlich losgelassen. „Was?“ „Ha…“, ein ersticktes Keuchen aus Dracos Mund. Ein Schlucken, um seine Leidenschaft zu unterdrücken. „Du machst mich wahnsinnig. Wie kann ich dich so sehr wollen, wenn du doch so ein sturer, verbohrter Dickkopf bist? Ich wollte dich mit diesem Kuss bestrafen, für deine dumme Lüge. Du willst mich ebenso sehr, wie ich dich will! Egal, was du sagst. Und jetzt? Jetzt bin ich kurz davor, dich doch auf Knien anzuflehen, mir zu verzeihen.“ Harrys Wangen waren dunkelrot. Sein Körper zitterte, doch wusste er nicht mehr, ob es an dem sinnlichen Kuss oder Dracos Worten lag. Worte drängten sich seine Kehle empor, Worte, welche er besser wieder hinunterschlucken sollte, aber er konnte nicht. „Ich will dich! Ich sollte dich wirklich nicht wollen. Wir sollten uns nicht wollen. Warum? Warum machst du es uns so schwer?“ „Komm mit.“ „Wohin?“ „Du musst zum Krankenflügel.“ Irritiert folge Harry Dracos Blick und erst, als er seine extrem geschwollene Hand sah, fiel ihm wieder ein, weshalb sie aus dem Unterricht gehen durften. Draco, der ihn nun angesichts der vergrößerten Hand stützen musste, tauchte unter seinen Arm und zog ihn mit sich. Sie schwiegen, während jeder mit seinen eigenen Gefühlen beschäftigt war auf dem Weg zu Madam Pomfreys Reich. Erst, als vor der Tür des Krankenflügels standen, zwang Harry Draco nochmals ihn anzusehen. „Wo stehen wir jetzt, Draco?“ „Diese Frage kannst du nur beantworten. Überleg es dir. Wenn du deine Antwort weißt, komm hoch an den Ort, wo alles begann. Die nächsten drei Tage werde ich dort pünktlich um Mitternacht auf dich warten.“ Mit diesen Worten klopfte Draco an die Tür, schob sich vorbei und machte kehrt, Richtung Slytherin Keller. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)