Longing for von abgemeldet (Sehnsucht) ================================================================================ Kapitel 10: ------------ Am nächsten Morgen frühstückten sie gemeinsam. Micah im Bett, Cain auf dem Stuhl daneben. Es gab Haferbrei mit Früchten. Vor allem die Beeren liebte Cain. Micah mußte lächeln, als er ihn dabei beobachtete, wie er Erdbeeren und Brombeeren heraus suchte und sie bis zum Schluß aufhob, um sie sich dann genüßlich in den Mund zu schieben. "Willst du meine auch noch?", fragte er fröhlich. Cains Augen blitzen begeistert auf: "Darf ich?" "Sicher.", schmunzelte Micah und reichte ihm die bis auf die Früchte geleerte Schale. Cain strahlte, schnappte sich die Schüssel und machte sich über die roten Köstlichkeiten her. "Dankeschön!" Micah nickte nur und beobachtete seinen Freund beim Essen. Wie seine Augen vor Freude leuchteten...wie bei einem kleinen Jungen. Er lächelte. Er war glücklich. Wieso konnte es nicht jeden Tag so sein? "Stimmt etwas nicht? Du siehst plötzlich so niedergeschlagen aus. Und gar nicht gut! Schmerzt es wieder mehr? Hast du Fieber?", fragte Cain besorgt. Ohne seinen Freund aus den Augen zu lassen stellte er die benutzten Schalen auf den Fußboden. Anschließend mustere er ihn besorgt. Micah winkte ab: "Alles okay!" "Wirklich?" Cain beugte sich über ihn und legte ihm vorsorglich die Hand auf die Stirn. Blaue und goldene Augen blickten direkt ineinander. Die beiden Männer erstarrten. Eine lange, nach frischen Kräutern duftende, silberne Haarsträhne rutschte über Cains Schulter, streichelte Micahs Wange. Das warme Licht der Kerzen warf herrliche Reflexe auf sein Haar, die Haut wirkte im gelben Schein noch weicher. Micah schluckte. Er müßte nur die Hand ausstrecken, Cain zu sich hinunter ziehen und er könnte mit ihm... Cain bemerkte, wie Micahs Gesichtsausdruck angespannter wurde. Das Blau seiner Iris war wie strahlendes Feuer, nahm ihn gefangen. Die Hände des Schwarzhaarigen gruben sich in das Laken. Nur die Hand ausstrecken... Keiner von beiden konnte den Blick abwenden. Cains Mund wurde trocken. Unwillkürlich fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen. Der andere folgte der Bewegung als wäre er hypnotisiert. Mit enormer Anstrengung zwang er sich zu sagen: "Ich sagte doch: alles Bestens. Ich...Ich habe Durst." Cain fuhr auf dem Absatz herum und stürmte in die Küche. Bei dem letzten Blick, den er auf das Gesicht seines Freundes werfen konnte, glaubte er, ihn erröten zu sehen. Micah seufzte. Er war schwer verletzt und trotz der Enttäuschung, die er erlitten hatte, konnte er wieder nur an das Eine denken. In diesem Moment kam Cain mit einem Glas Wasser zurück. "Hier." Er hielt Micah das Glas hin, ohne ihn anzusehen. "Danke." Micah trank in großen Schlücken und leerte das Glas bis zum letzten Tropfen. Sofort danach nahm Cain ihm das Glas wieder ab und stellte es auf den Boden. Keiner sagte ein Wort. Plötzlich stieß ein heftiger Windstoß gegen das Fenster, drückte die Scheiben nach Innen und ein Schwall Blätter wirbelte mit der kalten Luft hinein. Die Kerzen flackerten heftig, bis Cain zum Fenster gesprungen war und es fest verschlossen hatte. Anschließend kroch er im Zimmer umher und sammelte die grünen, vom Sturm davon gerissen Blätter auf. Einige hatten sich auch auf Micahs Bett geschlichen. Cain zögerte fast unmerklich. Um an die Blätter zu gelangen, die bis an die hintere Wand geflogen waren, mußte er sich weit über das Bett beugen. Und selbst dann... Langsam kniete er sich an den äußersten Rand der Strohmatratze und schnappte nach dem Laub. Sein Oberkörper über Micahs, ihre Beine nah beieinander. Micahs Atem wurde schwer. Auch Cain atmete unruhiger, beeilte sich, das Grün auszuklauben. Der helle, weiß-silberne Körper über dem dunklen, braun gebrannten. Nur die dünne Decke, ihre Kleidung und ein paar Zentimeter Luft befanden sich wirklich zwischen ihnen. Micahs Herz schlug rasend schnell. So nah zusammen. So kurz davor... Ohne wirklich zu wissen was er tat, getrieben von seiner Sehnsucht und seinem Verlangen, streckte er langsam seine Hand aus. Ganz langsam, Zentimeter für Zentimeter, näherte sich seine Hand Cains Gesicht. Dieser hielt vollkommen still, starrte gebannt in die blauen, hungrigen Augen des anderen. Mit den Fingerspitzen berührte Micah Cains Wange, strich behutsam hinauf bis hin zu seinen Schläfen, streichelte kurz das silberne Haar. Cain tat noch immer nichts, um ihn abzuwehren. Micah stöhnte. Seine Finger schlangen sich in die hellen Strähnen, hielten Cains Kopf fest und zogen ihn zu sich hinunter. Cain bewegte sich nicht, nur seine Augen weiteten sich, Weiter und weiter ließ er sich nach unten ziehen. Micahs Herz schlug laut und heftig. Flüchtig fragte er sich, warum Cain ihn nicht zurück stieß, doch gleich darauf existierte wieder nur das weiche Haar unter einen Finger, die warme Haut, die ihn lockte. Ein Kuss. Ein Kuss! Nur ein Kuss und er würde zufrieden sein. Es würde ihm genügen. Nur vorerst... Es mußte genügen! Beinahe hätte er verzweifelt aufgelacht. Er war schwer verletzt und was tat er...? Cains Gesicht so dicht über seinem. Micahs Atem ging schwer und auch Cain schien schneller zu atmen. Eine letzte drängende Bewegung und Micah hob sein Gesicht empor. Ihre Lippen trafen sich. Micah stöhnte ein zweites Mal, öffnete seinen Mund weiter, seine Zunge schob sich gierig zwischen Cains Lippen. So unglaublich weiche, köstliche Lippen! Sein Mund so warm... Gleichzeitig zerwühlte seine Hand das silberne Haar, hielt seinen Kopf fest an sich gepreßt. Seine Augen bohrten sich nach wie vor in die Goldenen über ihm. Gold, ungewohnt dunkel, matt glänzend wie Schmuckstücke im warmen Kerzenlicht. Und noch immer keine Gegenwehr. Nur sein Duft. Sein warmer Körper an Micahs... Cains Blick flackerte. Nicht wieder! Aus Angst vor dem Kommenden zuckte Micah zusammen und ließ den Hellhaarigen abrupt los. Dieser wich gleich einen Schritt zurück. Seine Lippen bewegten sich, als wollte er etwas sagen, aber Micah kam ihm zuvor: "Würdest du mich bitte allein lassen?" Seine Stimme war rauchig vor Begierde, aber zittrig. Cain zögerte. Dann verließ er mit seltsamen Gesichtsausdruck und unruhig funkelnden Augen überstürzt das Zimmer. Kurz dafür fiel die Eingangstür krachend ins Schloß. Micah drückte sich tief in sein Kissen und senkte die Lider. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)