Cruel Wishes von Leya ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Disclaimer: Nicht meins. Beta: Akane-chan ^^ @Legoory: Um Deine Frage zu beantworten, in dieser Story ist Katsumis Vater ziemlich blöd. Ich werde ihm natürlich nicht gerecht, da er im Manga ganz anders rüberkommt (wenn man ihn überhaupt zu Gesicht bekommt, heißt das). Aber Ich brauche ihn nun einmal so. Und was den späten Kommi angeht... Kein Problem. Meine Updates erfolgen ja auch nicht schneller *gg* @Roxelane: Ich fühle mich oft wirklich, als wäre ich die einzige, die Zetsuai noch nicht in die Tonne getreten hat. Leider sind fast alle guten Seiten mittlerweile nicht mehr im Netz zu erreichen. Ich will diese Geschichte beenden, aber ich fürchte, das könnte länger dauern. Hoffentlich hast Du ein wenig Geduld^^ -*-*- Cruel wishes 05 -*-*- Noch einmal holte das Oberhaupt der Shibuyas tief Luft, dann klopfte er entschlossen an die Tür die zu den Privatgemächern des Prinzen führte und wartete. In Gedanken ging er noch einmal all die Argumente durch, die er anbringen wollte, um das drohende Unheil von seiner Familie abzuwenden. Je länger er darüber nachdachte, desto sicherer war er, dass der Prinz sich der Logik seiner Beweisführung nicht würde verschließen können. Er musste einfach einsehen, dass es Wahnsinn war, Katsumi zu heiraten! Urplötzlich flog die Tür auf und der Prinz selbst erschien auf der Schwelle. Erschrocken suchte der Statthalter nach dem Diener, der eigentlich die Tür hätte öffnen sollen, fand keinen und räusperte sich verlegen, weil dieser Bruch der normalen Gepflogenheiten ihn völlig aus der Bahn geworfen hatte. "Ihr kommt ungelegen." Unbehaglich trat Katsumis Vater von einem Bein auf das andere und warf dem Prinzen einen flehenden Blick zu. "Bitte, Euer Hoheit! Weist mich nicht ab! Ich muss mit Euch über Eure Hochzeitspläne sprechen!" Sekundenlang starrte Koji mit undurchdringlicher Miene auf ihn herab, dann trat er beiseite und winkte dem anderen, sich ihm anzuschließen. Kaum hatte sich die Tür hinter ihnen geschlossen, hielt der ältere der beiden Männer es nicht mehr aus. Hastig sprudelte er all die schönen Argumente hervor, die sich nur wenige Minuten zuvor so überzeugend angehört hatten und ihm nun merkwürdig schal in den Ohren klangen. Schließlich wusste er nichts mehr zu sagen. Stille senkte sich über den Raum. Unbehaglich strich sich der Statthalter durch die ohnehin bereits zerzausten Haare und wartete darauf, wie der Prinz wohl auf seinen Vorschlag reagieren mochte. Koji ließ sich Zeit. Langsam goss er sich einen Becher Wein ein und leerte diesen mit zwei tiefen Zügen, ehe er sich zu dem Statthalter umdrehte und mit gefährlich leiser Stimme fragte: "Ich soll also meinem Vater sagen, ich hätte mich gegen eine Hochzeit entschieden?" "Es wäre für uns alle von Vorteil, Euer Hoheit. Sicherlich könnt Ihr nicht ernsthaft in Erwägung ziehen, meinen ,Sohn' zu heiraten." "Warum nicht? Er ist wunderschön." "Das ist wohl kaum der Punkt!" Der Ältere war mittlerweile so verzweifelt, dass er offene Kritik an den Entscheidungen des Prinzen fällte, ohne sich dessen richtig bewusst zu werden. "Warum tut Ihr Katsumi das an? Wie könnt Ihr sicher sein, dass er monatelang in eine Rolle schlüpfen kann, von der er absolut keine Ahnung hat? Irgendwann wird man merken, dass er ein Mann ist. Denkt doch nur an den Skandal, wenn die Wahrheit ans Licht käme!" "Wollt Ihr mir etwa drohen?!" Kojis Stimme hatte jegliche Wärme verloren und der Statthalter erkannte mit erschreckender Plötzlichkeit, dass er zu weit gegangen war. "Nein!" Hastig bemühte er sich, seine Worte zu mildern, ihnen die ungewollte Schärfe zu nehmen, doch es war zu spät. Die Verärgerung, die der Prinz bisher mühsam unterdrückt hatte, ließ sich nun deutlich in seinen Augen ablesen. "Ich wollte Euch nur noch einmal auf die Gefahren hinweisen, die solch eine Entscheidung mit sich bringt!" "Zu gütig von Euch. Aber ich bin durchaus in der Lage, die Situation realistisch einzuschätzen und die Vorteile überwiegen die Gefahren bei Weitem. Abgesehen davon bin ich Euch nun wirklich keinerlei Rechenschaft schuldig, denn schließlich wart Ihr es, der als erster diese glänzende Idee hatte." Koji legte alle Verachtung, deren er fähig war, in seine Worte und konnte sehen, dass er den anderen mit dieser höhnischen Bemerkung getroffen hatte. Der Statthalter presste wütend die Lippen aufeinander und machte einen letzten Versuch, dass drohende Unheil abzuwenden. "Ich gebe zu, dass ich an dieser ganzen Misere nicht unschuldig bin, aber dass Ihr den gleichen Fehler macht, kann ich nicht verstehen. Habt Ihr Euch überhaupt schon einmal Gedanken über all die Kleinigkeiten gemacht, um die Ihr Euch kümmern müsst, wenn dieser Irrsinn Erfolg haben soll?" Verwundert zog Koji die Augenbrauen hoch. Zu seiner eigenen Überraschung flaute sein Ärger mit jedem Wort Shibuyas ab und schwand schließlich ganz. Wer hätte gedacht, dass die Sorge um seinen Sohn diesem Wurm den Mut verleihen würde, sich gegen den seinen Prinzen zu stellen? Oder ging es ihm nur darum, seine eigene Haut zu retten? Hastig rief er sich zur Ordnung. Jetzt war nicht die Zeit, seinen Gedanken nachzuhängen, denn sein zukünftiger Schwiegervater redete immer noch auf ihn ein. "Habt Ihr schon einmal daran gedacht, was geschieht, wenn Katsumi unter der Belastung zusammenbricht, monatelang jemand zu sein, der er gar nicht ist? Habt Ihr auch nur die leiseste Vorstellung davon, worauf eine Frau achten muss, besonders wenn sie am Hofe lebt und obendrein auch noch mit dem Thronfolger verheiratet ist? Was ist, wenn er krank wird? Was geschieht beim täglichen Ankleiden? Und was ist, wenn..." "Eure Einwände sind durchaus berechtigt, aber seid versichert, dass ich an alles gedacht habe", begann Koji mit leiser, aber dennoch gebieterischer Stimme und der Statthalter verfiel augenblicklich in erschrockenes Schweigen. "Die Hochzeit wird stattfinden. Die Vorteile für Eure Familie liegen auf der Hand, also beschwert Euch nicht. Ich hätte mich auch anders entscheiden können. Und was die ,Kleinigkeiten' angeht, die wir auf keinen Fall außer Acht lassen dürfen, braucht Ihr Euch ebenso wenig zu sorgen. Niemand wird Verdacht schöpfen, denn von diesem Augenblick an, ,ist' Katsumi Eure Nichte Aliena." "Wie meint Ihr das?" Kurz ließ der Prinz ein eisiges Lächeln aufblitzen, ehe er fortfuhr: "Ich dachte, das wäre offensichtlich. Während Aliena an meiner Seite ist, hört Euer Sohn auf zu existieren. ,Sie' wird mich heiraten und sich um den Haushalt kümmern. Aliena wird die Dienerschaft beaufsichtigen und als ruhige, folgsame Gemahlin des künftigen Herrschers nicht von meiner Seite weichen. Sollte sie mir einmal nicht gehorchen, dann wird sie die Konsequenzen tragen müssen. Sollte Aliena einmal krank werden, ist auch dafür gesorgt, denn wir werden Euren Arzt nach der Hochzeit zu uns an den Hof holen. Er wird sich ausschließlich um meine Gemahlin kümmern. Unter den Frauen Eures Haushalts werdet ihr jemanden wählen, dem Ihr bedingungslos vertrauen könnt, damit diese eure Nichte begleitet. Niemand sonst wird ihr beim Ankleiden helfen oder ihr auf Reisen Gesellschaft leisten. Ihr seht also, Eure Sorgen sind völlig unbegründet." Der Statthalter hatte den Ausführungen des Prinzen mit wachsender Besorgnis gelauscht und das Gefühl drohenden Unheils in seinem Inneren wurde immer stärker. Er dankte den Göttern, dass Katsumi dieses Gespräch nicht gehört hatte, denn sein Sohn neigte dazu, gegen allzu viel Bevormundung mit einer Vehemenz zu rebellieren, die man ihm auf Grund seines zerbrechlichen Aussehens niemals zutrauen würde. Er schluckte schwer. Wie um alles in der Welt würde der Junge es aushalten, alle seine Rechte aufzugeben und sich in die untergeordnete Rolle einer Frau zu fügen? "Ihr scheint immer noch nicht überzeugt zu sein", stellte der Prinz plötzlich gereizt fest und der Statthalter zwang sich dazu, seine Sorgen in vorsichtige Worte zu kleiden. "Verzeiht mir, wenn ich so deutlich werde, aber Ihr kennt meinen Sohn nicht. Katsumi kann manchmal sehr eigenwillig sein. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, würde ihn selbst die Aussicht auf eine Bestrafung nicht abhalten, dieses Vorhaben auszuführen." Koji sah ihn gleichgültig an. "Wenn das alles ist, dann macht Euch keine Sorgen. Wie ich bereits sagte, dulde ich keinen Ungehorsam. Katsumi wird genau das tun, was ich ihm sage. Er wird allen meinen Anordnungen Folge leisten oder es wird ihm Leid tun. Liegt Euch sonst noch etwas auf der Seele, oder können wir uns endlich zu den anderen gesellen? Ich bin sicher, das Essen ist längst serviert." "Sicher", murmelte der Statthalter leise und verließ nach dem Prinzen den Raum. Er war noch ganz benommen von dem, was er gerade gehört hatte und zum ersten Mal wurde ihm richtig bewusst, was er sich und vor allen Dingen seinem Sohn eingebrockt hatte. Warum hatte er den Dingen nicht einfach ihren Lauf gelassen? Vielleicht wäre es doch das kleinere Übel gewesen, dem König von der Krankheit seiner Tochter zu berichten. Doch dafür war es nun zu spät. Sie waren gefangen in einem Netz aus Lügen und Betrug, aus dem es kein Entrinnen zu geben schien. Er konnte nur hoffen, dass sein Sohn die nächsten Monate überleben würde. -*-*- Katsumi verharrte mitten auf der Schwelle und nahm den vor ihm liegenden Raum unbehaglich in Augenschein. Zu Ehren des Königs war der kleine Saal, in dem sie sonst ihre Mahlzeiten einnahmen, mit unzähligen Bienenwachskerzen geschmückt worden, die den Raum in flackerndes Licht tauchten. Rosenblüten waren zwischen den Tellern auf dem Tisch verteilt worden und der schwere Duft der Rosen mischte sich auf unangenehme Weise mit der Wärme, die von den Kerzen abgegeben wurde. Katsumi fühlte einen leichten Anflug von Übelkeit. Am liebsten hätte er sich auf dem Absatz umgedreht und wäre davongelaufen, doch leider konnte er sich seinen Pflichten als Gastgeberin nicht entziehen, ohne den gerade zerstreuten Argwohn des Königs von Neuem anzufachen. Dieser hatte das Kopfende des Tisches mit Beschlag belegt und so, wie er seinen Weinkelch umklammerte und den Raum Besitz ergreifend in Augenschein nahm, schien er sich bereits wie zu Hause zu fühlen. Als warme Hände sich auf seine Schultern legten, zuckte der Junge erschrocken zusammen, doch entkommen konnte er dem Zugriff des Prinzen nicht. Koji streifte mit den Lippen kurz Katsumis Ohr, bevor er sich näher an ihn herandrückte und einen leichten Kuss auf seine Wange hauchte. "Nicht so schüchtern, Lady Aliena! Kommt! Setzt Euch zu mir!", unterbrach der König den intimen Moment zwischen seinem Sohn und dessen Verlobten und genoss die glühende Röte, die in die Wangen der jungen Frau gekrochen war. "Guten Abend, Euer Hoheit!" Katsumi knickste vor seinem Herrscher und fühlte die wachsamen Augen des Königs beinahe verlangend über seinen Körper streichen. Als er aufsah, fand er seinen Verdacht in dem lüsternen Blick des Königs bestätigt. Eine Woge von Angst und Unbehagen überschwemmte sein Denken und für einen Augenblick bekam er keine Luft mehr. Schwankend tastete er nach einem Halt und fand sich gleich darauf in den starken Armen des Prinzen wieder. "Der Wein mundet Euch, Vater?", fragte Koji mit einem leicht boshaften Unterton in der Stimme nach und schob den immer noch benommenen Katsumi sanft auf dem Stuhl zur Linken des Königs, dann setzte er sich ihm gegenüber, während sich der Statthalter wortlos auf den Platz neben seinem Sohn fallen ließ. Eine unbehagliche Pause entstand, die jedoch rasch von Koji unterbrochen wurde. Interessiert sah der Prinz sich um und wandte sich dann mit einem herablassenden Lächeln auf den Lippen an den Statthalter. "Eure Burg gefällt mir. Sie ist klein, aber in hervorragendem Zustand. Ich habe mir vorhin Eure Befestigungsanlagen angesehen und zusammen mit ihrer ausgezeichneten Lage ist diese Burg einfach beeindruckend. Man könnte viel daraus machen. Sollte meinem Vater jemals in den Sinn kommen, hier oben einen Stützpunkt aufzubauen, wäre Eure Burg der ideale Platz dafür." Katsumi sah kurz auf, sagte aber nichts. Ihm gefiel überhaupt nicht, dass der Prinz ihn tatsächlich wie eine Frau behandelte und ihn bei seiner Unterhaltung komplett ausschloss, aber er wagte nicht, gegen diese Behandlung zu protestieren aus Angst, sich damit zu verraten. "Stützpunkt? Wofür?", erkundigte sein Vater sich bei dem Prinzen und klang so erschrocken, dass Katsumi nur den Kopf schütteln konnte. Wieso konnte sein Vater nicht ein wenig Rückgrat zeigen? Warum ließ er sich selbst bei einem harmlosen Gespräch dermaßen von dem Prinzen einschüchtern? Was ihn auf die Frage brachte, ob sein Vater tatsächlich so vermessen gewesen war, mit dem Prinzen über die Hochzeit zu reden. Wenn ja, dann schien es nichts gebracht zu haben, denn der Prinz hatte sein Verhalten ihm gegenüber nicht im Geringsten geändert. "Nun, für meine weiteren Eroberungen natürlich. Ich plane, mein Reich weiter auszudehnen", mischte der König sich in das Gespräch und für den Rest des Abends ließen die drei Männer sich über Politik und Kriegsführung aus. Katsumi verharrte still auf seinem Platz, bis er der Ansicht war, der Etikette Genüge getan zu haben und sich mit einem schüchternen Lächeln an den König wandte. "Verzeiht, Euer Hoheit! Dürfte ich mich wohl zurückziehen? Ich würde gern noch bei meiner Cousine vorbeischauen und es ist bereits spät." "Aber natürlich!" Mit einem anzüglichen Grinsen auf den Lippen wandte er sich an seinen Sohn und gab diesem den Befehl, seine Verlobte sicher durch die dunklen Korridore der Burg zu geleiten. "Ich wüßte nicht, dass mir in der Burg meines Onkels irgendeine Gefahr droht", konnte es sich Katsumi nicht verkneifen einzuwerfen, doch Koji war bereits aufgesprungen und zog ihn reichlich unzeremoniell auf die Beine. Ohne auf Katsumis Bemerkung einzugehen, nahm Koji seinen Arm und führte ihn hinaus. Als sie durch die dunklen Gänge der Burg gingen, fühlte der Sohn des Statthalters sich zunehmend unbehaglich. Warum hatte Koji so bereitwillig zugestimmt ihn zu begleiten? "Weil ich gern ein wenig allein mit Euch sein wollte", sagte der Prinz in Antwort auf seine Gedanken, die der Kleinere der beiden wieder einmal unvorsichtigerweise laut geäußert hatte. "Und warum? Ist etwas geschehen?" "Euer Vater hat versucht, mir die Hochzeit auszureden. Wusstet Ihr davon?" Kojis Stimme klang lauernd und auf einmal hatte Katsumi Angst vor dem hochgewachsenen Prinzen. "Er hat es erwähnt, aber ich dachte nicht, dass er tatsächlich so waghalsig sein würde", gab er sanft zurück und hoffte, damit die offensichtliche Verärgerung seines Gegenübers ein wenig zu dämpfen. Doch immer noch war der Prinz alles andere als zufriedengestellt, wie seine nächste Frage bewies. "Und denkt Ihr ebenso? Seid Ihr gegen diese Hochzeit?" Die merkwürdige Anspannung in der Haltung des anderen war Katsumi nicht entgangen und so wählte er seine Worte besonders vorsichtig. "Ich habe Euch bereits im Garten gesagt, dass ich diese Idee für nicht durchführbar halte. Aber Ihr habt mein Wort, dass ich alles tun werde, um Euch eine gute Frau zu sein." "Tatsächlich?" Der lauernde Unterton hätte ihm eine Warnung sein müssen, doch zu seiner Überraschung kollidierte Katsumi gleich darauf mit der Mauer in seinem Rücken, starke Hände umfassten seine Schultern und jeder mögliche Protest wurde von den unnachgiebigen Lippen des Prinzen erstickt, die sich in glühendem Verlangen auf seinen Mund pressten. Zu erschrocken um sich zu rühren, hing Katsumi reglos in den Armen des Prinzen, der ihn schließlich mit einem bedauernden Seufzen freigab. "Leider ist im Augenblick der falsche Zeitpunkt, um Eure Zusage auf ihre Richtigkeit zu überprüfen, aber seid versichert, ich werde Euch beim Wort nehmen." Mit einem unguten Gefühl im Herzen sah Katsumi dem breiten Rücken des Prinzen hinterher, der im Dunkel des Ganges verschwand und fragte sich, in welchem Netz er sich gerade verfangen hatte. -*-*- Wie immer, wenn er nicht mehr weiter wusste, flüchtete Katsumi sich an die Seite seiner Schwester. Er berichtete ihr von seinen Sorgen und gestand ihr seine Ängste ein. Und obwohl es gerade dieser einseitige Gedankenaustausch war, der ihm immer wieder schmerzhaft bewusst machte, dass Madoka nie wieder aufwachen würde, wollte er dennoch nicht eine einzige Sekunde in ihrer Nähe verpassen, aus Angst, es könne die letzte gewesen sein. Lange saß er schweigend an ihrem Bett, bevor er seine Gedanken so weit geordnet hatte, dass er ihr von seiner Begegnung mit dem Thronfolger erzählen konnte. "Kannst du dir das vorstellen? Ich werde den Prinzen heiraten", vertraute er ihr an und in seiner Stimme schwang eine Fröhlichkeit mit, die er gar nicht empfand. Zärtlich strich er ihr eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn und fügte hinzu: "Ich muss verrückt sein." Nachdenklich stützte er sich mit den Armen auf dem Bett ab und schloss die Augen, um die Ereignisse des Tages noch einmal Revue passieren zu lassen. "Vater hat versucht, den Prinzen davon zu überzeugen, dass er diese wahnsinnige Idee auf gar keinen Fall durchführen darf, doch nichts und niemand wird Koji davon abbringen. Die Hochzeit wird stattfinden., ob ich will oder nicht." Unwillkürlich lief Katsumi ein eisiger Schauer über den Rücken, als er den Namen des Prinzen zum ersten Mal in solch vertraulicher Art und Weise aussprach. Das war auch etwas, woran er sich würde gewöhnen müssen. Er würde dem Prinzen so nahe kommen, wie niemand sonst und um ehrlich zu sein, war er sich überhaupt nicht sicher, ob er dies wirklich wollte. Heiraten. Monatelang wie eine Frau leben. Die Unmöglichkeit dieses Vorhabens versetzte ihn in schiere Panik. Wie sollte er denn die Bewohner des königlichen Hofes über einen längeren Zeitraum hinweg glauben machen, dass er eine Frau war? Würde er sich nicht bei der erstbesten Gelegenheit verraten? Und was dann kam mochte er sich gar nicht ausmalen. Innerhalb kürzester Zeit würde man ihn und seine ganze Familie hinrichten lassen. Selbst der Prinz würde ihn dann nicht mehr retten können, gleichgültig, ob es seine Idee gewesen war oder nicht. Die Schuld würde man einzig und allein Katsumi zuschieben. "Ich wollte es nicht, aber der Prinz hat mich mehr oder minder überredet. Nein, nicht überredet. Eigentlich hat er mir keine Wahl gelassen. Auf dem Weg hierhin ist etwas wirklich Merkwürdiges geschehen. Es war niemand da, dem er etwas hätte vorspielen müssen und doch hat er mich geküsst. Und es war kein sanfter Kuss, Schwesterchen. Ich möchte nur wissen, warum er das getan hat. Was verspricht er sich nur davon, einen Mann zu heiraten?", überlegte er laut und es dauerte einige Sekunden, bis ihm klar wurde, dass er sich die Antwort auf diese Frage nicht eingebildet hatte. "Ich denke, es wird ihm entgegenkommen, denn wenn man den Gerüchten glaubt, dann interessiert der Prinz sich mehr für das eigene Geschlecht als für eine Frau." Erschrocken wirbelte Katsumi herum. Der Arzt, dem seine Gedanken entschlüpft waren, ehe er sie zurückhalten konnte, lächelte entschuldigend und löste sich aus dem Schatten neben der Tür, der ihn bisher verborgen hatte. Als er vor einigen Minuten hergekommen war, um nach seiner Patientin zu sehen, war Katsumi bereits in das Gespräch mit seiner Schwester vertieft gewesen. Eigentlich hätte er sich so schnell wie möglich bemerkbar machen müssen, doch stattdessen war er einfach stehengeblieben und hatte zugehört. "Wie meint Ihr das?!" Der Arzt zuckte mit den Schultern und überlegte, ob er die Wahrheit beschönigen sollte, oder nicht. Schließlich entschied er sich dagegen. "Es ist ein offenes Geheimnis am Hof, dass der jüngste Prinz sich von Zeit zu Zeit Männer in sein Bett holt. Daher wundert es mich überhaupt nicht, dass er Euch heiraten will." Unschlüssig darüber, wie er fortfahren sollte, warf er seinem Gegenüber einen prüfenden Blick zu und bemerkte zum ersten Mal den verschreckten Ausdruck in den Augen des Jungen. Er seufzte. Anscheinend hatte Katsumi nicht die leiseste Ahnung gehabt, was man sich über den Prinzen erzählte. "Aber..." Katsumi schwindelte es. Auf einmal ergab alles einen Sinn. Der Kuss, den der Prinz ihm aufgezwungen hatte und dann sein törichtes Versprechen, ihm eine gute Frau zu sein... Stöhnend vergrub Katsumi das Gesicht in den Händen. Wie hatte er nur dermaßen dämlich sein können? Wenn es stimmte, was der Arzt erzählte, dann erwartete der Prinz, dass sie ein Bett teilten und er selbst hatte in seiner Naivität und Leichtgläubigkeit die Grube gegraben, in der er nun festsaß. Er hatte Angst. Zu den zahllosen kleinen Schrecken, die bisher auf ihn eingestürzt waren, war nun ein neuer hinzugekommen, der ihm noch entsetzlicher schien als alle anderen. Was sollte er denn nur tun, wenn der Prinz von ihm die Erfüllung seiner ehelichen Pflichten verlangte? Fröstelnd zog er die Schultern ein und der Arzt konnte der seiner angespannten Haltung entnehmen, dass er an eine mögliche körperliche Seite dieses Abkommens bisher kein einziges Mal gedacht hatte. Es war offensichtlich, dass der Junge keine Ahnung hatte, wie er mit dieser neuen Information umgehen sollte. "Ihr habt Euch überhaupt keine Gedanken über die Kleinigkeiten gemacht, die nötig sind, um dieses Possenspiel so realistisch wie möglich zu machen, nicht wahr?", stellte der Arzt mit resigniertem Bedauern fest und ein mitleidiges Lächeln stahl sich auf seine Züge. "Was habt Ihr denn gedacht, würde der Prinz tun, wenn Ihr erst einmal mit ihm vermählt seid? Alle Welt glaubt, dass Ihr seine Frau seid. Ihr seid dazu da, ihm so schnell wie möglich zahlreiche Kinder zu schenken, die den Fortbestand seiner Familie sichern. Und wo die kleinen Kinder herkommen muss ich Euch doch wohl kaum erklären, oder?" Verlegen wich Katsumi dem Blick des Arztes aus, doch der Mann war noch nicht fertig. "Und eines muss Euch auf jeden Fall klar sein. Ganz gleich, was der Prinz nun tatsächlich vorhat, zumindest die Hochzeitsnacht wird sich nicht vermeiden lassen." Katsumis Gesicht verlor jegliche Farbe. "Ich... bisher dachte ich nicht..." Er biss sich auf die Lippen und schluckte den Rest des Satzes hinunter. Da war er bereit, sich in ein lebensgefährliches Abenteuer zu stürzen und hatte eigentlich überhaupt keine Ahnung, worauf er sich einließ. Es war wirklich in höchstem Maße blamabel, wie blauäugig er an die ganze Sache herangegangen war. Als der Arzt sah, wie sehr er den Sohn des Statthalters verunsichert hatte, versuchte er sein Bestes, um ihn zu trösten. "Ich bin sicher, ich habe die Situation völlig falsch beurteilt. Am besten redet Ihr mit dem Prinzen darüber. Er wird Eure Sorgen schnell zerstreuen können." "Ja", antwortete Katsumi tonlos und wich dem Blick des Arztes rasch aus. Er schämte sich immer noch, solch eine kindische Gutgläubigkeit an den Tag gelegt zu haben und das Mitgefühl in den Augen des Arztes machte es nicht leichter. Seine Zukunft, die ihm ohnehin düster und grau erschienen war, erschlug ihn nun regelrecht mit ihrer Trostlosigkeit. "Es wird alles gut, Ihr werdet schon sehen", versicherte der Arzt ihm noch einmal, doch er konnte deutlich sehen, dass Katsumi ihm nicht glaubte. tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)