Things will never be the same again von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: Ein Leben lang gibt es für mich nur dich --------------------------------------------------- Nachdem sie mit großer Überredungskunst ausgemacht hatte, einige Stunden vor und nachzuarbeiten, legte sie zufrieden auf und ließ sich aufs Bett fallen. Eine Hürde war geschafft, jetzt fehlte es nur noch daran, ihren plötzlichen Urlaub mit dem Kellner-Job abzusprechen. Aber darüber machte sie sich keine großen Gedanken, sollte es ihr nicht möglich gemacht werden ein paar Tage von diesem nervigen Job befreit zu werden würde sie dort einfach kündigen. So wichtig war ihr dieser Job nicht, ganz abgesehen davon, dass es solche Kellner-Jobs noch genügend in ihrer Umgebung gab. Sie dachte nicht mehr viel nach, sondern handelte automatisch. Nun saß sie dort, nestelte nervös an ihrer Tasche herum und wartete auf die Ergebnisse, die ihr die Reisekauffrau vor ihr mitteilen konnte. "So, wie sie sehen sind die Flugpreise der Fluggesellschaften fast alle identisch. Die Kosten für einen Hin - und Rückflug belaufen sich auf etwa 25000 Yen." "So viel?" Sanae schreckte vor dieser Summe zurück. Sie war sich nicht sicher, ob sie diese Summe tatsächlich zusammen bringen konnte. "Und mit einem Hotel zusammen würde sich das rund auf..." "Nein nein!" unterbrach Sanae sie hektisch. "Kein Hotel, brauche ich nicht." Das konnte sie sich nun beim besten Willen nicht auch noch leisten! Jetzt war eigentlich der Zeitpunkt gekommen, an dem sie eigentlich bezüglich ihrer finanziellen Situation in Schweiß hätte ausbrechen sollen, aber sie versuchte sich zu beruhigen. Die Gedanken an Tsubasa und an ein Wiedersehen mit ihm bekräftigten sie ihr Vorhaben durchzuziehen, egal was es sie kosten würde! Denn was war schon ein kleiner finanzieller Schwund, wenn es der Seele dadurch besser ging. Sie überlegte nicht mehr lange. "Und welche Flugzeiten sind das?" fragte sie zögerlich, dann aber doch überzeugt nach. Sie suchte sich einigermaßen günstige Zeiten heraus, so dass sie nicht erst mitten in der Nacht am Flughafen in Sao Paolo ankommen sollte. "Ich brauche dann erst einmal eine Anzahlung von 2500 Yen. Die restlichen 22500 Yen müssten sie dann bitte bis Ende der Woche überweisen." Hektisch nickte Sanae und atmete auf, dass sie so klug gewesen war, vorher noch genug Geld bei ihrer Sparkasse abzuholen. Zufrieden bezahlte sie die Anzahlung im Reisebüro und ging in Gedanken schon einmal nach, von welchen ihrer drei Sparbücher sie nun noch Geld aufs Konto einzahlen musste, um die Überweisung direkt fertig machen zu können. "Wie, du fliegst in anderthalb Wochen nach Brasilien?" Yukari glotzte ihre Freundin mit großen Augen und offenem Mund an. "Ja...Ich weiß, eine spontane Entscheidung, aber die beste. Ich halte es ohne Tsubasa hier einfach nicht aus." "Du musst ihn ja noch immer ganz fanatisch nach all dem lieben!" bestaunte Yukari ihre Freundin nur kopfschüttelnd. "Wow...du siehst ihn endlich nach dieser ganzen Zeit wieder." Mit funkelnden Augen nickte Sanae ihrer Freundin zu. "Endlich..." Auch wenn das jetzt hieß, sie musste einige Stunden vorarbeiten, sprich jeden Tag im Büro arbeiten gehen, aber das war ihr jetzt alles egal. Ihr Ziel, Tsubasa endlich wieder zu sehen, rückte in immer greifbarere Nähe und sie konnte es bis zu diesem Stichtag kaum noch erwarten. Ihren Kellner-Job hatte sie in der Tat an den Nagel gehangen. Sie lebte nun nur noch für die bevorstehende Reise nach Brasilien. Sie wusste, dass Tsubasa sich nicht verändert haben würde, oder vielleicht doch? Ob er jetzt viel maskuliner aussah? Sie jedenfalls war eine recht attraktive junge Frau geworden. Yukari bekräftigte sie darin dies auch zu repräsentieren. "Du bist kein kleines Mädchen mehr, und um Tsubasa das auch mal zu verdeutlichen, musst du es auch ausleben!" Tsubasa, der noch immer sein eintöniges Fußballerleben in Sao Paolo auslebte, ahnte von dem Geschehen in Japan natürlich nichts. Und bis jetzt hatte er es nicht geschafft, auch nur einer in Japan lebende bekannte Seele darüber zu informieren, dass er nun mit seinem Kumpel Pepe zusammen wohnte. Das war ja auch in der Tat zu schwer. Männer kennen immer wieder diese Ausrede "Ich hatte keine Zeit." Selbst wenn sie den ganzen Tag nur auf ihrem Hintern vor der Glotze verbringen, mit einer Cola oder einem Bier in der Hand, wenn sie mit ihren Kumpels auf eine abendliche (!!!) Kneipentour gehen, oder ein interessantes Fußballspiel, das mit Verlängerungszeit und Elfmeterschießen maximal 130 Minuten in Anspruch nehmen kann, im Fernseher läuft, sie einfach nur daliegen und sich an ihrem eigenen Dasein ergötzen oder sich über ihre Existenz keine Gedanken machen - ja, wenn sie einfach GAR NICHTS zu tun haben, Männer haben doch nie Zeit sich in irgendeiner Form zu melden! Man könnte hier auch anfügen, dass Männer im Allgemeinen oft nicht über ihre Vorhergehensweisen nachdenken, geschweige denn sich versuchen in die Situation anderer hineinzudenken. Und Tsubasa gehörte nun einmal wie 89 % aller Männer dieser Welt ebenfalls zu diesen Spezialisten. Es kam ihm doch niemals in den Sinn, dass das Mädchen, das ihn mit jeder Faser ihres Körpers und mit jedem Teil ihres Herzens über alles liebte, ihn einmal besuchen könnte. Von Tsubasa war ein solcher Gedankengang einfach nicht zu erwarten. Selbst in diesen Momenten, wo er eigentlich nichts in seinen freien Tagen anzufangen wusste, grübelte er lieber darüber nach, dass von seinem Umzug niemand etwas wusste, aber etwas dagegen zu unternehmen, diese kleine Information auf ein Stück Papier zu schreiben, oder den Telefonhörer zu heben und jemanden anzurufen - dieser Gedanken keimte in ihm nie auf. (Okay, genug philosophiert)...Der letzte Trainingstag lag bereits hinter ihnen. Pepe und er machten sich schon einen eigenen Plan, wann sie "trainieren" wollten, sprich jeden Tag. Ohne seinen Fußball konnte er doch den Tag nicht überstehen. Pepe für seinen Teil war jedoch auch daran interessiert, jetzt ein wenig den Schongang einzustellen, alles etwas ruhiger anzugehen und abends auch mal nette Mädels kennen lernen, tanzen zu gehen und einfach mal abzuschalten. Und er wusste, dass er Tsubasa dabei ganz schön bearbeiten musste mitzuziehen. Dieser Kerl hatte voll und ganz den Sport im Kopf. Pepe liebte diesen Sport genau so, nur konnte er auch ein gesundes Privatleben nebenbei führen. Leider schien das Tsubasa ja etwas sehr schwer zu fallen. "Wer kennt das Gefühl nicht, dass sich Sekunden wie Minuten, Minuten wie Stunden, Stunden wie Tage, Tage wie Wochen vergehen? Mich jedenfalls quält jede weitere Minute, jede Sekunde, die mich noch von Tsubasa trennen. Alles vergeht hier so mühsam und unendlich langsam. Yukari ist die einzigste Person, die diese unendliche lange Woche zu überstehen, mir mein Leben ein wenig zu versüßen weiß. Vielleicht ist sie die einzigste Person, die es ein wenig nachempfinden kann, was ich gerade durch mache. Obwohl...kann man sagen, dass jemand etwas nachempfinden kann, wenn er noch nie selbst in dieser Situation war? Und selbst wenn der Fall gegeben wäre, ist nicht jeder individuell, verarbeitet seine Schmerzen und sein Leiden anders als eine andere Person, der das Gleiche wiederfährt? Aber ich will nicht zu philosophisch werden, in meinem Tagebuch scheint das auch unangemessen, oder? Ich klinge vielleicht zu hochtrabend. Doch wenn es um die Beschreibung meiner Gefühle geht, kann ich nun mal nicht anders..." Gedankenverloren klappt Sanae ihr Tagebuch zu und blickte aus dem Fenster in die bereits draußen herrschende Dunkelheit. Sehnsüchtig blickte sie der Woche in Brasilien entgegen. Doch je näher das Datum rückte, so langsam es ihr auch erschien, desto intensiver hing sie ihren Gedanken nach, wie das Wiedersehen ablaufen würde. Würde sich ihr Traum einer romantischen Liebe endlich richtig erfüllen, oder musste sie letztendlich einer einseitigen, unglücklichen Liebe ins Auge sehen? In ihren Träumen hoffte sie an seiner Türe zu stehen, zu klingeln mit einem Kribbeln im Bauch. Erwartungsvoll dort zu stehen, bis sich die Tür öffnet und er ihr gegenüber steht, ungläubig in ihre Augen guckt und sie dann fest in seine Arme nimmt und ihr einen innigen Kuss gibt. Doch würde die Realität so aussehen? Doch mittlerweile war sie gut darin geworden, ihre negativen Gedanken von sich abzuschütteln und ins hinterste Stübchen ihres Gehirns zu verdrängen. "Lass es nur keine unerfüllte Liebe sein" flüsterte sie mit Blick zum Mond in den Himmel, schlug die Bettdecke beiseite und legte sich hin. Stundenlang schien sie noch in die Dunkelheit zu starren, bis auch das Sandmännchen Erbarmen mit ihr zeigte und seinen Sand in ihre Augen verstreute. Wie in Trance brachte sie auch die restlichen Tage gut herum. Auch wenn ihr nicht viel Geld im Portemonnaie geblieben war, sie war nun auf dem Weg nach Brasilien. Die Zeit der Einsamkeit schien vorbei zu sein. Yukari hatte ihr alle besten Wünsche mit auf die Reise gegeben. Mit rasendem Herz schaute sie aus dem kleinen Fenster des Flugzeuges. Dieses verfluchte Ding sollte endlich in die Luft abheben und sie dort hin befördern, wo sie hin wollte. Bis sie dort ankommen würde sollte noch einige Zeit vergehen und das Flugzeug landete dort auch erst am späten Nachmittag. Der Anreisetag schien furchtbar zu sein! Aber sie hatte Gott sei Dank noch 7 weitere Tage zur Verfügung, um bei Tsubasa zu sein. Kaum war das Flugzeug abgehoben nickte Sanae ein und malte sich in ihren Träumen immer wieder das Zusammentreffen mit Tsubasa aus. Das Wetter in Sao Paolo war ungewohnt für die junge Japanerin. Es war später Nachmittag und trotzdem war es so heiß. Und gerade am Gepäckband am Flughafen, wo sich die Menschenmasse sammelte, war es unerträglich. Sie merkte, wie ihr der Schweiß auf der Stirn stand, am liebsten hätte sie sofort auf der Stelle eine Dusche genommen. In ihrer Handtasche ruhte der heilige Zettel, auf dem seine Adresse stand. Sie konnte es kaum erwarten, ihren kleinen Koffer endlich vom Band nehmen zu können, aus diesem furchtbaren Terminal herauszukommen und sich ein Taxi zu schnappen! Nach einer halben Ewigkeit erst schien sich das Band in Bewegung zu setzen. Glücklicherweise war ihr Koffer sehr weit vorne und sie verschwand in Windeseile in Richtung Ausgang. Noch einmal brav den Ausweis vorzeigen und dann endlich raus an die frische Luft. Doch wenn Sanae mit einer angenehmen Brise gerechnet hatte, hatte sie sich vertan. Draußen schlug die Hitze ebenfalls wie ein Hammer auf sie ein. Das war unglaublich! Selbst an der frischen Luft war es nicht viel besser, als in dieser Halle. Aber zumindest war es nicht so stickig. Sie zerrte ihren Koffer hinter sich her und hielt Ausschau nach dem Taxistand. Sie musste noch ein kleines Stückchen gehen und stand dann vor ihrem ersten Ziel. Der Taxifahrer starrte aus der Windschutzscheibe heraus das junge Ding an, stieg dann aus, nahm ihr wortlos den Koffer ab und verstaute ihn im Kofferraum. Sie machte es sich auf diesem Sitz einigermaßen bequem, irgendwie war es ein ekliges Gefühl auf diesen mit Leder überzogenen Sitzen Platz zu nehmen, sie saß kaum und klebte schon daran. Der Fahrer drehte sich mit einem plötzlich sehr freundlichen Gesichtsausdruck zu ihr herum und starrte sie an. Sanae kramte hektisch in ihrer Tasche herum und angelte dann irgendwann ihren Sprachführer heraus, den sie sich noch vor der Anreise geleistet hatte. Umständlich stammelte sie vor sich hin, doch der Fahrer schien zu verstehen. Sie reichte ihm den Zettel mit der Adresse und war froh, als sich der Wagen in Bewegung setzte. Mit einem panischen Blick klebte sie an dem Taxameter. Mutter war zwar noch so lieb gewesen und hatte ihr ebenfalls noch Geld mitgegeben, aber trotzdem hatte sie Angst, das Geld könnte nicht ausreichen. Der Taxifahrer warf ihr durch den Rückspiegel nette Blicke zu, ein Gespräch mit diesem jungen Fahrgast schien sich nicht zu lohnen, das Mädchen beherrschte die Sprache nicht. Sanae hatte Glück und die Fahrt vom Flughafen dauerte nicht allzu lange und der Fahrpreis hielt sich in Grenzen. Sie stieg gerade aus dem Taxi aus und begab sich zu der Haustür. An ihr hing ein Schild. Sanae starrte es lange an. "For sale". Sie las sich das Schild mehrmals durch, obwohl sie die Bedeutung sofort verstanden hatte, dauerte es noch eine Weile, bis diese Information ihr Gehirn erreichte und sie den Sinn verstand. "Oh nein" ihre Hand schnellte zu ihrem Mund hoch und sie spürte schon die Flut in ihren Augen aufkommen. "Miss?" hörte sie hinter sich ertönen. "Miss!" erklang es noch mal und sie löste sich aus ihrer Starre und drehte sich zu dem Taxifahrer um, der bereits aus seinem Taxi ausgestiegen war. Was machte der Typ überhaupt noch da? "Everything okay?" fragte er in gebrochenem Englisch nach. "He has moved" seufzte Sanae und unter ihr schien sich der Erdboden aufzutun und sie zu verschlingen. Ihre Welt ging unter. Wie konnte das sein, dass die Adresse nicht mehr stimmte? Er hatte ihr doch erst vor kurzem noch geschrieben und wieso hatte er ihr nicht bescheid gesagt, dass er umgezogen war? Während in ihr die pure Verzweiflung aufkam, versuchte sich der Fahrer an den Namen auf dem Zettel zu erinnern, den er kurz zuvor noch in seinen Händen gehalten hatte. "Ozora?" hörte sie plötzlich die fragende Stimme des Fahrers dicht neben ihr erklingen. Gedankenverloren nickte sie. "He plays soccer..." säuselte sie ihm noch entgegen und stützte sich an der Hauswand ab. Jetzt schien der Traum bereits ausgeträumt zu sein. Sie würde Tsubasa nicht wieder sehen. "I know, famous boy here, but the team is on holiday now!" Mit leerem Blick schaute sie den Taxifahrer an. Um ihr herum wurde alles schwammig und die Tränen rannen ihr in Bächen die Wangen herunter. Beschämt schaute sie zu Boden. Was sollte sie jetzt tun? Die Tränen der jungen Asiaten hatten den Taxifahrer, Ubaldo Ijejo, weich werden lassen. Das arme Ding schien jemanden in diesem Haus erwartet zu haben, diesen fußballspielenden japanischen Knaben Ozora, den man in der Stadt kannte, da es dort nicht gerade vor fußballspielenden Japanern wimmelte. Er bot ihr also in seinem schlechten Englisch an sie zu ihrem Hotel zu fahren. Das Mädchen allerdings konnte ihm verständlich machen, dass sie kein Hotel hatte und auch nicht viel Geld zur Verfügung hatte, um eine weitere Fahrt zu bezahlen und sich ein Hotel zu leisten. Ihm fiel eine günstige Pension ein, wo das junge Ding sich zumindest für eine Nacht aufhalten konnte. Und da er ein Herz für so arme Mädchen hatte, fuhr er sie umsonst dorthin. Sanae ließ sich auf dem kargen Bett in dem kargen Raum nieder. Sie wollte jetzt einfach nur heulen. "Tsubasa...jetzt bin ich schon in der gleichen Stadt wie du und weiß nicht wo du bist!" Sie war erschöpft, nicht nur der Flug, auch die Strapazen mit der Wohnung hatten sie völlig aus dem Gleichgewicht geworfen. Sie wusste nicht mehr weiter. Nun war sie in Sao Paolo, ihr Rückflug ging erst in einer Woche, sie hatte kein Geld um sich eine weitere Nacht in der Pension zu leisten und wusste nicht, wie sie sich die Tage lang durchschlagen sollte. Doch die Erschöpfung siegte über die Verzweiflung und sie fiel in einen unruhigen Schlaf. Ubaldo hatte ihr angeboten, sie zumindest am nächsten Tag mal zum Stadion zu fahren - umsonst natürlich. Er würde das sicherlich zwischen einen seiner Fahrgäste schieben können, sowieso gab es noch genügend andere Taxis und er konnte sich da mal ein Stündchen von abseilen. Denn wer kein Mitleid für eine junge Frau, die allein in Sao Paolo unterwegs war, haben konnte, der besaß in seinen Augen kein Herz. Sanae hatte sich mühsam und lustlos in dem Etagenbad geduscht und sich fertig gemacht. Sie war so klug gewesen, sich dieses Mal etwas Luftigeres über den Leib zu schmeißen. Es gab ein winziges Frühstück, mit dem sie sich aber zufrieden gab, und trat dann nach draußen und wartete vor einem Obsthändler auf Ubaldo. Gott sei Dank ließ er nicht lange auf sich warten. Sanae wusste nicht, was sie ohne ihn getan hätte. Vermutlich wäre sie die gesamte Woche in der Ecke von Sao Paolo geblieben, in der sie sich just gerade in dem Moment aufhielt. Doch das Schicksal kennt auch Erbarmen mit einer schwer verliebten und naiven Japanerin..."Buenos dias" begrüßte Ubaldo sie überfreundlich und rang ihr somit wenigstens ein Lächeln und eine Begrüßung ab. Sie hatte augenscheinlich nicht gut in der Nacht geschlafen. "Let's go" murmelte Ubaldo freundlich sein Lenkrad an, startete das Auto und titschte beim Ausparken das vorderstehende sowie hinter ihm stehende Auto an, machte sich, wie es auch in diesem Land üblich war, nichts daraus und lenkte sein Gefährt auf die Straße. Sanae schmunzelte dagegen über den Vorfall vor sich hin. Es gab so einige Länder, von denen sie gehört hatte, dass ein Auto nicht das Geltungsobjekt war wie in Japan, sondern eben ein Gebrauchsgegenstand. Eigentlich war das doch auch gut so, immerhin war ein Auto nicht viel mehr als ein blecherner fahrbarer Untersatz. In ihren Gedanken wieder bei ihrem Geliebten, der noch immer so unendlich weit weg zu sein schien, schaute Sanae durch das Fenster dem Treiben auf den Straßen zu. Wieso war es ihr nicht vergönnt auch einmal Glück zu haben. Sie hatte sich schon auf den weiten Weg gemacht nach Brasilien, um Tsubasa endlich in die Arme zu schließen. Und nun hatte sie bereits eine hoffnungslose Nacht in dieser ihr völlig fremden Stadt verbracht. Und das ohne wirklich Geld in der Tasche zu haben. Sie seufzte. Ein kleines Quäntchen Glück hatte sie ja mit Ubaldo gefunden, der gute Mann hatte Mitleid mit ihr und fuhr sie deshalb ein wenig durch die Stadt. Immerhin etwas, aber wie konnte sie sich dem Mann wirklich als dankbar erweisen? Plötzlich, ohne dass sie damit gerechnet hatte, hielt das Auto an. "We arrived" sprach Ubaldo triumphierend aus und deutete auf das vor ihm stehende Stadion. Vorsichtig öffnete Sanae die Autotüre und stieg aus. Hier trainierte Tsubasa also für gewöhnlich...Sie hatte aber auch Pech gerade in der Zeit nach Brasilien zu kommen, wo die Fußballvereine ihren (wohl verdienten) Urlaub genossen. Wieder ein Seufzer. Ubaldo bot ihr ein, einmal mit ihr um das Stadion herum zu gehen und ihr einigermaßen erklären zu können, welche, zumindest in seinen Augen, bedeutenden Spiele sich dort schon getan hatten. Pepe gammelte auf dem Sofa herum, während Tsubasa aus der Dusche hervortrat, lässig ein Handtuch um seine Hüfte gewickelt und sich auf den Weg in die Küche machte. "Es ist wahnsinnig heiß!" bemerkte er lediglich und von Pepe ertönte ein zustimmendes "Mhmmm..." Nachdem er ausgetrunken und sich seine Boxershorts übergezogen hatte, ließ er sich neben seinem Freund nieder. "Was ist?" "Mir ist wahnsinnig langweilig" murmelte Pepe. Eigentlich war es zu heiß etwas zu machen und er war irgendwie noch total müde, aber er wollte jetzt nicht nur auf seinem Hintern herum sitzen. "Wir könnten ja ein wenig laufen." Pepe blickte zu ihm auf und grinste. "Zum Stadion und wieder zurück?" Tsubasa nickte. "Wieso nicht? Ich zieh mich dann noch schnell um." Zufrieden darüber, Pepe endlich dazu bewegt zu haben sich selbst zu bewegen, stimmte ihn für den Tag zuversichtlich. Es juckte ihm bereits wieder im Fuß. Er MUSSTE sich einfach sportlich betätigen, sonst hatte er hier in Sao Paolo ja auch nichts zu tun. Er zog sich sein T-Shirt über den Kopf, stieg in seine kurze Trainingshose und band sich die Turnschuhe zu. Freudig, mit seinem besten Freund dem Fußball, unter dem Arm stolzierte er die kleine Diele entlang ins Wohnzimmer zurück. Sein Kumpel hatte es währenddessen sogar geschafft, seine Schuhe zuzubinden, rieb sich noch mal durch die Augen und nickte Tsubasa dann zustimmend zu. "Dann mal los!" Nachdem sie die Hitze des Vormittags empfing und sie sich ein wenig an den klimatischen Unterschied zu ihrer kühleren Wohnung gewöhnt hatten, begann sie langsam zu joggen und steigerten ihr Tempo, nachdem sie dem Stadion immer näher kamen. (Kurze Anmerkung: Haltet mich jetzt für den jetzigen Storyverlauf nicht für bescheuert , grins, aber im Manga läuft er so in etwa ab und das wollte ich niemandem vorenthalten): Sanae und Ubaldo hatten für ihren Teil bald die Runde um das kleine Stadion erledigt und sie fanden sich letztlich wieder vor dem Haupteingang wieder. Ubaldo rieb sich grübelnd am Hinterkopf, was konnte er dem jungen Ding jetzt noch großartig weiter helfen. Sie würde sicherlich verstehen, dass er sie nicht den ganzen Tag herum kutschieren konnte. Er musste immerhin sein Geld verdienen, damit seine Frau etwas zu Essen auf den Tisch bringen konnte. Als die junge Frau ihm mit einem Fotoapparat entgegen kam wusste er, dass er ihr zumindest noch einen Gefallen tun konnte. "Das ist also mein Trip nach Sao Paolo" ging es währenddessen Sanae durch den Kopf. "Tsubasa, könnte ich dich doch wieder sehen...." Sie stellte sich für das Foto auf und versuchte ein Lächeln darauf zu zeigen, so wie sie dort einsam vor diesem, verglichen mit anderen Stadien, die sie bereits gesehen hatte, eher winzig war, Stadion stand. Der Beweis dafür, dass sie allein gelassen wurde. Im gleichen Moment schossen Pepe und Tsubasa, den Ball vor den Füßen, sich Pässe zuspielend, am Stadion vorbei. Keine Augen für die anderen Personen, die vor dem Stadion standen oder dort vorbei gingen. Sie hatten eben nur Augen für den Fußball und ihren Spielpartner. "Na los, Pepe!" rief Tsubasa seinem Freund entgegen. Sanae zuckte zusammen. Hatte sie sich das nur eingebildet oder war das wirklich Tsubasas Stimme? Hektisch drehte sie sich um und dort sah sie - ihn. Sie sah IHN. Sie hatte ihn gefunden, doch er rannte gleich fort in Schlepptau mit einem anderen Kerl. "Ich werde dich nicht verlieren!" sprach Sanae zu sich selbst. Automatisch setzten sich ihre Beine in Bewegung und rannten so schnell sie konnte ihrem Geliebten hinter her. "Tsubasa!" er schien sie nicht zu hören. "TSUBASA! TSUBASA!" sie brüllte ihm nur noch seinen Namen entgegen. Wie angewurzelt blieb Tsubasa stehen. Wer rief da nach ihm? Konnte das überhaupt möglich sein, war das nicht IHRE Stimme? Der Ball kullerte ihm vom Fuß und Pepe sah seinen Freund entgeistert an. Tsubasa starrte fassungslos hinter sich. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Eine völlig außer Atem scheinende Sanae näherte sich ihm und rief seinen Namen. Halluzinierte er, kam das von der Hitze? "Sanae?" fragte er ungläubig nach, nachdem er aus seiner Starre erwacht war. "Tsubasa..." seufzte Sanae, sie merkte wieder, dass die Tränen über dieses schier unfassbare Glück, Tsubasa auf diesem Weg wiederzusehen, ausbrechen wollten. "Was...was machst du hier?" stammelte dagegen Tsubasa, noch immer völlig überrumpelt von ihrem plötzlichen Auftauchen. "Weißt du, ich hatte Lust dich zu sehen" säuselte sie. "Ich hatte wahnsinnig große Lust dich wiederzusehen". Mit diesen Worten rannte sie weinend in seine Arme. Ihr Kopf lehnte an seiner Brust und machten sein T-Shirt nass. Noch immer etwas ungläubig blickte Tsubasa zu seiner Freundin herunter, die sich gerade alles aus dem Leib zu heulen schien. Dann, plötzlich, vielleicht sogar instinktiv, legte Tsubasa seine Arme um sie und drückte sie an seinen Körper. Pepe verstand gerade gar nichts mehr. Tsubasa blieb plötzlich stehen und starrte wie ein Hornochse hinter sich. Erst als er den Namen verstand, den Tsubasa ausgesprochen hatte, lichtete es sich ein wenig in seinem Oberstübchen und er wusste, um wen es sich handelte. Tsubasas Freundin. Nun war ja klar, dass sie fortan nicht mehr trainieren würden. Zumindest nicht an diesem Tag. Er beobachtete die beiden still, wie sie sich in seine Arme stürzte und er ihr Geborgenheit gab. Er verfolgte sie auch nicht, als sie sich auf einer nahe gelegenen Bank niederließen. Er hielt sich im Hintergrund, und erst wenn sich die Situation zwischen den beiden beruhigt hatte, wollte er sich kurz vorstellen, um danach direkt wieder zu verschwinden. Für Tsubasa war es jetzt die Chance, endlich mal etwas für seine sogenannte Beziehung zu tun. Was gab es für einen größeren Liebesbeweis als dass sich dieses junge Mädel in eine ihr wohl völlig fremde Stadt und Kultur stürzte um ihren Freund wieder zu sehen? "Sanae, beruhig dich doch...Hör auf zu weinen hm?" Sie hatten sich zwar gesetzt, aber sie schien sich einfach nicht beruhigen zu können. Sie japste nach Luft, sie konnte diese Tränen der Erleichterung nicht zurück halten. "So hätte ich...so hätte ich mir unser Wiedersehen nicht vorgestellt" stieß sie hervor und war dankbar für das Taschentuch, das er ihr reichte. Sie putzte sich die Nase und wischte sich die Tränen ein wenig aus dem Gesicht, atmete mehrmals tief ein und aus und blickte dann in das Gesicht von Tsubasa. "Ich habe gedacht, ich sehe dich nicht wieder." "Jetzt erzähl doch mal, was ist passiert?" Sanae begann ihre Tragödie des Vortages zu erzählen. "Ich hätte euch früher bescheid sagen sollen, dass ich umgezogen bin." Peinlich berührt darüber, dass er durch seinen Fehler Sanae eine furchtbare Nacht beschert hatte, kratzte er sich am Kopf. "Es ist ja jetzt egal, ich hab dich ja gefunden" lächelte sie ihn mit ihrem bezaubernden Lächeln an. Tsubasa war dieser Augenblick ein wenig peinlich. Er hatte sich Sanae ein wenig anders vorgestellt, nicht ganz so......weiblich. Als er Japan verlassen hatte, sah sie zwar fast genau so aus, aber sie hatte sich doch ziemlich verändert. Sein Herz klopfte bis zum Hals und er versuchte seine Gedanken zu ordnen. Er war mit dieser plötzlich so erwachsen wirkenden, weiblichen Person ein wenig überfordert. "Ich danke dir, dass du den weiten Weg auf dich genommen hast, um mich wieder zu sehen" stammelte er sich schließlich zusammen. Es war nicht gerade das, was Sanae hören wollte, aber da ihr zur Zeit gerade selbst nicht so viele Dinge mehr einfallen wollten, die sie sich vorgestellt hatte ihm zu sagen, machte sie sich keinerlei weitere Gedanken darüber, sondern war einfach nur froh ihren Prinzen gefunden zu haben. Pepe dachte sich, die beiden hatten nun vorerst genug Zeit gehabt, sich hallo zu sagen und wie es seine Art war, platzte er in das Geschehen hinein. "Hallo, ich bin Pepe!" strahlte er Sanae total begeistert an. Tsubasa hatte nie erwähnt, dass sie so nett aussah. Sie allerdings verstand nicht, was er ihr gesagt hatte und Tsubasa blickte dämlich zwischen den beiden hin und her. "Oh, Sanae, das ist mein Freund Pepe, mit dem ich jetzt zusammen wohne!" Jetzt lächelte Sanae auf und reichte Pepe, im Gegensatz zu dem eigentlichen japanischen Brauch sich bei der Begrüßung zu verbeugen, die Hand. "Hi! strahlte er zurück. "Spricht sie englisch?" fragte Pepe, wieder an Tsubasa gerichtet, welcher die Frage lediglich mit einem Nicken beantwortete. Auch wenn Pepes Englisch ebenfalls nicht das beste war würde dies wohl als beste Sprache für eine Kommunikation zwischen den beiden ausreichen müssen. "In welchem Hotel wohnt sie denn?" interessierte sich Pepe wieder für den Verbleib von Tsubasas Freundin. "Sie hat kein Hotel, die letzte Nacht hat sie notdürftig in einer kleinen Pension verbracht, Geld genug hat sie auch nicht." "Prima, dann kann sie ja die Zeit, die sie hier ist, bei uns bleiben!" schlug Pepe vor und versuchte das ganze Sanae auf englisch zu verklickern. Sie verstand sofort und atmete erleichtert auf. "Ehm..." Tsubasa allerdings wirkte zögernd zustimmend auf das Ganze. "Wo soll sie denn schlafen, wir haben doch gar keinen Platz und die Couch ist zu unbequem!" flüsterte Tsubasa seinem Freund ins Ohr, während dieser Sanaes Koffer noch immer bewachte, seit der Taxifahrer ihm freudig das Ding in die Hand gedrückt hatte. "Na, du hast doch Platz in deinem Bett" bemerkte Pepe kurz und schritt dann neben Sanae her. Das Mädchen war ihm äußerst sympathisch, auch wenn sie bis jetzt nicht viel miteinander reden konnten. "Du kommst mit zu uns" sprach Tsubasa beruhigend auf Sanae ein, die sich gerade wieder beruhigt hatte. Sie nutzte die Chance, sich bei Tsubasa einzuharken, ihren Kopf an seine Schultern zu lehnen und einfach seine Anwesenheit zu genießen. Tsubasa fühlte sich dieser Situation überhaupt nicht gewachsen. Er freute sich zwar ungemein darüber, dass Sanae ihn extra aus Japan besuchen kam, aber wieder war der Moment gekommen, wo er sich seinen Gefühlen stellen musste. Und seine Gefühle auszuleben gehörte nicht zu seinen Stärken. Und gerade, dass Sanae sich ihm so offenbarte, ihm offen zeigte, dass sie die Nähe zu ihm genoss und brauchte, erschreckten ihn. In seinem Hirn sausten tausend Gedanken umher, welche Handlung, welche Mimik, welche Gestik von ihm wäre jetzt angebracht, wäre richtig? Er wirkte so unsicher wie ein Kind bei der Einschulung, das erst einmal vorsichtig die neue Umgebung und die vielen unbekannten anderen Kinder erkunden musste. Und da Tsubasa von natur aus schüchtern war begünstigten seine Aufgeregtheit umso mehr. "Wo schlafe ich denn?" fragte Sanae nachdem sie in die kleine Wohnung eingetreten war. Eine schmale Diele offenbarten sich ihr, als sie eintrat. Rechts vom Eingang war das Badezimmer, die Tür stand offen. Viel Platz war auch darin nicht, ein Waschbecken, die Toilette und eine kleine Dusche konnte sie bei einem kurzen Erspähen bereits ausfindig machen. Vom Flur aus sah sie zwei Türen, die nicht offen standen und eine geradeaus, durch die Pepe sie gerade führte. Dort war das Wohnzimmer, um die Ecke herum ging es in die kleine Küche. "Bei mir" bemerkte Tsubasa kurz und knapp, öffnete einer der beiden geschlossenen Türen und rollte ihren Trolli in sein Zimmer. Sanae stand nun mitten im Wohnzimmer und sah sich um. Für die beiden reichte dieses kleine Reich wohl vollkommen aus. Wie sie die Wohnung überhaupt halten konnten fragte sie sich zwar, aber eigentlich war ihr das dann auch egal. "Kann ich meine Sachen irgendwo auspacken? Es muss ja nicht alles knittern." "Eh, ja in meinem Schrank ist noch ein bisschen Platz." Sanae betrat nun das Zimmer, in dem sie untergebracht werden sollte. Es war weiß gestrichen, ein Bett stand an der Wand, ein kleiner Nachttisch sowie ein Schrank passten in dieses Zimmer und füllten es somit vollständig aus. Sanae kramte einige Sachen aus ihrem Koffer heraus, legte sie wieder ordentlich zusammen und legte sie in den Schrank, erhaschte dabei ein paar flüchtige Blicke auf Tsubasas Boxershorts, errötete leicht und schloss dann die Schranktüren. Tsuabsa stand währenddessen in der Mitte seines kleinen Zimmers und wartete, bis Sanae ihre Auspackaktion beendet hatte. Pepe bot ihr, höflich wie er war, einen Platz auf der Couch an und brachte ihr sofort etwas zu trinken. "Schön so netten Besuch zu haben!" strahlte er sie an und setzte sich ihr gegenüber. Er überließ es Tsubasa, sich neben seine Freundin zu setzen. Pepe prasselte mit Fragen auf Sanae ein, da Tsubasa bis jetzt nicht viel von ihr erzählt hatte, musste Pepe sich diese Information selber besorgen. Und auch Sanae erhielt den Eindruck, dass Tsubasa wohl nicht sehr viel von ihr preisgegeben hatte, warum auch immer. Während Sanae auf die Fragen von Pepe antwortete, beobachtete Tsubasa sie bei jeder Bewegung. Alles wirkte so grazil. Er schaute schnell weg, da er glaubte, sie könnte seine begaffenden Blicke bemerken. Während er aufstand um neues Trinken zu holen grübelte er schon, wie er dieser "Peinlichkeit" aus dem Weg gehen konnte, mit ihr zusammen im Bett zu schlafen. Das gehörte sich doch nicht, obwohl es ihn auf der einen Seite schon reizte. Aber, das konnte man doch nicht einfach so machen! Jedenfalls sagte das Tsubasas Anstand, seine Verklemmtheit schien die Oberhand nehmen zu wollen. Er kehrte zurück mit einer neuen Flasche Wasser und goss zuerst Sanae, dann seinem Freund und letztlich sich selbst ein. Jedes Mal, wenn er Sanae in die Augen schaute, schlug sein Herz immer heftiger. "Was sollen wir dann die Zeit machen, die deine Freundin hier ist?" stellte Pepe die Frage in den Raum. "Ich möchte jedenfalls gern was von der Stadt sehen" warf Sanae ein. "Wir könnten schwimmen gehen!" sprach Pepe begeistert aus, die Chance, Tsubasas Freundin mal im Bikini zu sehen war eine verführerische Idee. "Was möchtest du denn machen?" fragte Tsubasa mit ruhiger Stimme. "Ich möchte was von der Stadt sehen und" sie rückte näher an ihn heran "bei dir sein." Tsubasa bemerkte, wie ihm die Schamesröte ins Gesicht schoss. Solche Augenblicke waren ihm einfach zu ungewohnt. Auch wenn er sich offiziell ihren festen Freund schimpfte, hatte er jedoch nie aktiv so gehandelt, dass dies auch offensichtlich für die Außenwelt war. Tsubasa hatte schon schwer genug damit zu kämpfen gehabt, sich seine Gefühle selbst einzugestehen und auch Sanae daran teilhaben zu lassen. Pepe stellte sich ein paar Stunden später als ein begeisterter Fotograf heraus. Keine Situation ließ er aus, um ein Bild von Sanae und Tsubasa zusammen zu machen. Egal, ob es vor dem Stadion war, zu dem die drei nochmals zurück gekehrt waren, oder vor einem einfachen Kaufhaus. Sanae machte die Hitze zu schaffen, so warm war es in Japan nicht, obwohl die Sommer dort auch nicht gerade ohne waren. Letztlich machten sie es sich in einer einfachen Bar bequem und Sanae konnte Pepe nur mit Mühe ausreden, ihr etwas Alkoholisches zu bestellen. Alkohol in der Hitze wäre für sie tödlich. Im Allgemeinen musste sie zugeben, dass dieser Pepe ein sehr umsichtiger und netter Kamerad war. Doch war sie nachdenklich stimmte war, dass sie mehr mit Pepe sprach, als mit Tsubasa. Er hatte ihr zwar viel von seinem Training und seinem Leben, seiner derzeitigen freundschaftlichen "Beziehung" zu Roberto, seinem Verbleib und allgemeine Dinge, die den Fußball angingen. Dennoch verriet er ihr nichts von seinen Gefühlen. Er hatte sich freundlich und gerade zu höflich dafür bedankt, dass sie ihn besuchte, jedoch hatte sie keine Worte von ihm vernommen, die ihr deutlich machten, dass auch sie ihm gefehlt hatte. Und wenn sie nach seinem Arm griff, um sich dort nur unterzuharken, zuckte er zusammen, als sei es ihm unangenehm. Vielleicht reagierte sie aber auch etwas zu übersensibel darauf. Sie musste daran denken, dass die beiden zwar offiziell seit drei Jahren "zusammen" waren, allerdings nicht viel Zeit mehr miteinander verbracht hatten. Vielleicht erwartete sie einfach zu viel von ihm nach so einer langen Zeit. Selbst für sie war es eine ungewohnte Situation, aber ihr Wunsch nach Nähe zu ihm siegte über ihre Zurückhaltung. Sie konnte ihre Wünsche nicht mehr unterdrücken und wollte ihr Sehnsüchte endlich ausleben. Von Eindrücken völlig überrannt mit müden Füßen fiel Sanae an diesem Abend ins Bett. Der Tagesrhythmus war ebenfalls noch ein wenig ungewohnt für sie. Sie setzte sich in dem Bett wieder auf und grübelte über die Größe nach. Das Bett war für eine Person groß genug, für zwei Personen könnte das allerdings knapper aussehen. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Vermutlich konnte sie sich in dieser Nacht ein wenig an Tsubasa heran tasten und endlich einmal, wie in ihren Träumen, in seinen Armen liegen. Bis jetzt hatte er sich mit Zärtlichkeiten und Gesten zurück gehalten. Nun saß sie dort, in ihrem Top und in der Boxershorts, die sie zum Schlafen nutzte. Ein Blick auf die Uhr, ein Blick zur Tür. Wie lange brauchte Tsubasa denn im Badezimmer? Sie konnte ja nicht ahnen, dass sich der Gute gerade ans Waschbecken krallte und verkrampft in den Badezimmerspiegel starrte. Eigentlich war er schon mit Allem fertig, er hatte sogar die Zähne geputzt und seine Blase geleert, zudem blockierte er nun das Bad für Pepe, der sich ebenfalls gerne fertig zum Schlafen machen wollte. "Was soll ich machen?" Seine Hände schlossen sich immer fester an das Waschbecken, so dass sich die Fingerknöchel bereits weiß abbildeten. Er konnte sich doch nicht einfach neben sie legen, so als wäre nichts, als würde nichts zwischen ihnen existieren. Sie könnte sich vielleicht schämen, ihr war es vielleicht genau so unangenehm und seltsam wie ihm zumute. Diese Nähe würde ihn sicherlich ersticken! Er wusch sich noch einmal mit kaltem Wasser durchs Gesicht und machte sich auf den Weg in sein Schlafzimmer. Vor seinem Bett blieb er stehen, öffnete den Mund, doch kein Ton kam aus seinem Mund heraus. "Alles okay?" fragte Sanae besorgt, als sie den blassen und starren Tsubasa vor sich stehen sah. "Nichts. Gute Nacht, schlaf gut" sagte er in sehr liebevollem Ton, griff nach seinem Kissen und drehte sich um. "Wo willst du hin?" Erschrocken war Sanae vom Bett aufgestanden und stand nun genau hinter ihm. "Ich schlafe auf der Couch, ich denke, das ist besser so!" Er ging einen Schritt Richtung Tür, wurde dann jedoch festgehalten. "Geh nicht" sagte Sanae im flehenden Ton. "Geh jetzt nicht" flüsterte sie nochmals. Er spürte, wie sie ihre Stirn gegen seinen Rücken presste und seine linke Hand drückte. Hätten sie jetzt anders herum gestanden, hätte sie hören können, wie schnell sein Puls gerade raste. Er hatte seine Augen weit aufgerissen und musste mehrmals schlucken. Langsam drehte er sich zu ihr herum und sah zu ihr herunter in ihre großen, hoffnungsvollen Augen. "Ich möchte hier nicht alleine schlafen, wir haben uns doch so lange nicht gesehen. Bitte..." "Ich dachte nur, es wäre anständiger, wenn ich gehe" stammelte er. Doch mit einem weiteren tiefen Blick in ihre Augen wusste er, dass es anständiger war, sie jetzt nicht alleine zu lassen. Also gab er letztendlich auch seinen Gefühlen nach und entschied sich dazu im eigenen Bett zu nächtigen. Sanae verkrümelte sich also triumphierend unter die leichte Bettdecke und drehte sich auf die Seite zum Fenster hin. Tsubasa stieg nun ebenfalls langsam dazu. Sanae riss die Bettdecke bis zum Hals hoch und presste es an ihre Brust. Irgendwie war es doch seltsam, dass sie zusammen in einem Bett schliefen, obwohl sie sich nicht einmal geküsst hatten oder er sich sonst irgendwie traute ihr näher zu kommen. Sie hatte sich weit an die Bettkante gelegt, so hatte Tsubasa noch genug Platz für sich. Erstaunlicherweise bot das Bett für beide jedoch noch einigermaßen Platz, mehr als sie mit gerechnet hatten. Während Sanae das Betttuch zusammengeknüllt an ihre Brust presste, lag Tsubasa steif und ohne sich zu regen neben ihr und starrte an die Decke. Er nahm ihren anscheinend ruhigen Atem wahr und linste kurz zu ihr herüber. Schlief sie schon? Konnte gut möglich sein, immerhin machte ihr die Hitze ja zu schaffen und sie hatten ihr einiges in Sao Paolo gezeigt. Je länger er so neben ihr lag, desto mehr lockerte er sich. Jetzt gewöhnte er sich langsam daran, dass jemand anderes neben ihm schlief. Genauer gesagt, dass sie neben ihm schlief. Sanae jedoch war noch genau so wach wie Tsubasa es war, merkte plötzlich neben sich eine Regung seinerseits und zuckte zusammen, hoffte aber, dass Tsubasa dies nicht mitbekommen hatte. "Du blöde Kuh, jetzt hast du schon die Chance ihm nah zu sein, und dann klammerst du lediglich dieses blöde Betttuch an dich heran. Du musst was tun, nur Mut!" ging es ihr mehrmals durch den Kopf. Also entschloss sie sich, sich langsam zu bewegen. Tsubasa blickte auf den zierlichen Körper neben ihm, Sanae drehte sich wieder auf den Rücken, die Augen locker geschlossen, sie schlief. Er sah ihr lange Zeit ins Gesicht. Sie sah hübsch aus, ihre Haare umrahmten ihr Gesicht, auf dem ein zufriedener Gesichtsausdruck lag. Die Atmung war gleichmäßig. Er seufzte und verschränkte seine Arme hinter den Kopf. Es war doch nicht so schlimm wie er es sich vorgestellt hatte. Nun entspannte er völlig. Auch für ihn war der Tag anstrengend gewesen. So stark wurde er noch nie mit seinen Gefühlen konfrontiert. Die letzten Wochen in Nankatsu hatte er zwar jeden Tag mit ihr zusammen verbracht, doch lag damals noch nicht dieser intensive Druck auf ihm. Er erinnerte sich noch gut an den Tag seines Abschiedes. Dort hatte er zum ersten Mal mitbekommen, dass Sanae sich auch körperliche Nähe ersehnte. Sie war ihm um den Hals gefallen, doch er hatte nicht einmal reagiert. Er konnte dort gar nicht reagieren, zu sehr war er damit beschäftigt, nicht die Haltung zu verlieren, seine aufkommenden Gefühle zu unterdrücken und ganz zurückhaltend zu bleiben. Dieser plötzlicher Wunsch nach Nähe von ihrer Seite aus hatte ihn erschrocken, er konnte mit solchen Gefühlsausbrüchen einfach nicht umgehen, da sie ihm selber zu fremd waren, als sie bei anderen nachvollziehen zu können. Doch was hatte ihm seine Zurückhaltung und seine Selbstkontrolle damals gebracht? Dass er jetzt Sanae genau so verkrampft und verklemmt gegenüber stand wie vor drei Jahren. Die Angst davor verletzt zu werden, aus welchen Gründen auch immer, verboten es ihm zu agieren. Langsam schloss auch er die Augen, um sie im nächsten Moment völlig panisch wieder zu öffnen. Erschrocken blickte er an sich herunter. "Ruhig bleiben, Sanae. Lass dir nicht anmerken, dass du das gerade extra tust. Du schläfst" rief sich Sanae hastig immer wieder ins Gedächtnis. Geschickt hatte sie sich weiter ein Stück zu ihm gerollt und anscheinend im Schlaf automatisch nach Halt, Wärme und Geborgenheit gesucht. Ihr Kopf lehnte sich vorsichtig an seine Brust und ihre Hand glitt automatisch mit auf seinen Oberkörper. Sie schmiegte sich an ihn und blieb in dieser Position verharren. Jeder Muskel in Tsubasas Körper verkrampfte sich in diesem Moment wieder. Das Gleichgewicht, seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu behalten, ging verloren, dieses angenehme Gefühl, das sich in seinem Bauch durch diese sanften Berührungen breit machte, beängstigte ihn. Es war so überwältigend, genau das war das richtige Wort, was er gerade suchte. Da er solche Empfindungen vorher nie zugelassen oder erfahren hatte, verunsicherten sie ihn. Doch während er sie anblickte, wie sie so ruhig zu sein schien, gab er den Kampf auf. Er konnte ihr Geborgenheit geben, sie drängte sich geradezu an ihn. Also harkte er dies mit einem Lächeln ab und legte einen Arm um ihre Schulter und schloss die Augen. Liebe war so etwas Großes, dass es ihm nur schwer fiel seine Gefühle zum Ausdruck zu bringen und nicht scheu davor zu flüchten... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)