Things will never be the same again von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Da liegt was in der Luft ----------------------------------- "Und was möchten Sie dazu trinken?" Der Gast grübelte noch eine Weile über der Karte. "Haben Sie Coca Cola oder Pepsi?" fragte er dann zögerlich. "Die erste Variante" "Hm, dann nehme ich eine Cola Light." "Sehr gerne" Sanae nahm die Speisekarten an sich, die die Gäste ihr entgegen hielten. Lächelnd verschwand sie mit den Karten und ihrem kleinen Bestellblöckchen und marschierte zum Tresen. "Ein Wasser und eine Cola bitte, einmal Nummer 14 aber anstatt Pommes bitte Country Potatoes und Nummer 32 mit kleiner Salatgarnitur". Sie sah im Augenwinkel die nächste neue Kundschaft, wartete aber noch schnell auf die Getränke, die sie dann mit ihrem Tablett geschickt zum Tisch brachte, nett lächelte und sich dann auf den Weg zur neuen Kundschaft machte, griff vorher noch schnell zu den Speisekarten und überreichte sie. "Wissen Sie schon, was sie Trinken möchten?" "Ja, zwei Eistee bitte." "Welche Geschmacksrichtung hätten Sie gerne, wir führen Grüner Apfel, Pfirsich und Zitrone." Die beiden Gäste blickten sich an. "Für mich Pfirsich, bitte." "Apfel" "Gerne!" quietschfidel ging sie zurück zum Tresen, um die neue Bestellung aufzugeben, huschte dann zu den Gästen, die zahlen wollten, kassierte ein nettes Trinkgeld und konnte sich dann bereits wieder auf den Weg machen, um die Getränke abzuliefern, das Essen zu bringen, erneute Bestellungen aufzunehmen und freundlich zu bleiben. Sie machte die Arbeit jetzt sicher seit einem halben Jahr. Montags bis Mittwochs arbeitete sie als Aushilfe in einem Büro, erledigte dort Telefonate, Briefe und die Ablage, Dienstags bis Freitags arbeitete sie in dem Schnellrestaurant, wo seit kurzem auch Yukari angefangen hatte. Dienstags und Mittwochs arbeitete sie abends, Donnerstags und Freitags wechselte das hin und wieder. Je nachdem, wie gerade anderes Personal noch Zeit hatte. Plötzlich betrat er wieder das kleine Restaurant, hielt Ausschau nach einer bestimmten Person, lächelte als er sie gefunden hatte und setzte sich an einen kleineren Tisch für zwei Personen. Grinsend kam Sanae auf ihn zu. "Du mal wieder hier? Das ist ja langsam schon keine Seltenheit mehr. Schmeckt es dir hier so gut?" Er zuckte die Schultern. "Das Essen ist es nicht unbedingt, was mich immer wieder hier her kommen lässt!" Er lächelte sie zuckersüß an und versuchte nach ihrer Hand zu greifen, doch sie drehte sich grinsend von ihm ab und kümmerte sich um ihre andere Kundschaft, brachte dem jungen Mann - sein Name war im Übrigen Kanazawa und er war mit ihr bereits auf eine Schule gegangen - seine übliche Cola und das Schinkenbaguette, das er dort immer aß. "Möchtest du vorher nicht wenigstens fragen, ob ich das haben will?" "Wieso, seit du hier her kommst bestellst du dir nichts anderes." Sie zwinkerte ihm zu. "Wann hast du Feierabend?" fragte er, während er herzhaft in sein Baguette biss. Sie linste auf die Uhr. "Gegen 19 Uhr..." "Dann wart ich hier auf dich so lange. Die Stunde werde ich hier ja wohl ausharren können." "Ach, brauchst du nicht..." Sanae war es leicht unangenehm, dass er schon wieder auf sie warten wollte. "Ich warte gern!" Sanae machte sich wieder an die Arbeit. Es war wirklich genug zu tun und einerseits war sie erleichtert, als ihre Ablösung kam. Sie machte noch schnell ihre Abrechnung und Kanazawa wartete geduldig am Ausgang auf sie. "Du hättest nicht auf mich warten brauchen!" "Wollte ich aber. . Auf dich warte ich doch immer gerne." Sie lächelte nur und antwortete nicht auf seinen Kommentar. Schweigend gingen sie nebeneinander her, sie bemerkte, wie er sie von der Seite anblickte und irgendwie war ihr dieser Blick unangenehm. Wieso sah er sie nur immer so an? Sie waren bereits vor dem Haus der Nakazawas angekommen und erwartungsvoll blickte er sie an. "Naja dann danke fürs nach Hause bringen!" Sanae wollte sich gerade umdrehen um die Tür aufzuschließen, als Kanazawa sie am Handgelenk fest hielt. "Sanae, ich würd dich gern was fragen", unsicher drehte sie sich zu ihm um und sah in sein ernstes Gesicht. "Ich würde gern mal mit dir ausgehen - ohne dich immer nur auf der Arbeit zu besuchen." Sie zog ihre Hand von ihm weg und sah verstohlen zu Boden. "Ich weiß nicht..." "Wenn ich dich mal nach der Arbeit abhole könnten wir doch mal ins Kino gehen oder was Trinken gehen!" er sah sie mittlerweile verzweifelt an, er verstand nicht, warum sie so zögerte. Sie konnte sich doch denken, dass er die letzten Wochen nicht immer umsonst in den Imbiss kam und sie öfters nach Hause brachte. Anscheinend hatte sie seine Avancen bis jetzt nie richtig verstanden. Sie überlegte noch immer und er wartete still auf eine Antwort. Dann nickte sie plötzlich. "Okay, können wir ja mal machen..." mit diesen Worten drehte sie sich zur Tür um ohne sich ihm noch einmal zuzuwenden, nuschelte nur noch ein "Schönen Abend noch" und schloss die Tür hinter sich. Innen angekommen lehnte sie sich an die Haustür, ihr Herz pochte schnell und sie ließ sich auf den Boden sinken. Was war nur mit ihr los? Weshalb reagierte sie so verstört auf Kanazawa? Sie war unhöflich zu ihm gewesen. Und nun hatte sie ihm noch aus lauter Verzweiflung einer Verabredung zugestimmt. Das konnte sie doch auch nicht einfach so machen. Immerhin hatte sie doch schon einen Freund. Einen Freund in Brasilien. Sie machte ein trauriges Gesicht, stand mühsam auf, legte ihre Jacke ab und ging mit langsamen bedenklichen Schritten nach oben in ihr Zimmer, schloss die Tür leise hinter sich und ließ sich auf ihr Bett fallen, vergrub ihr Gesicht im Kissen und schluchzte. Sie wartete noch immer auf einen Brief von Tsubasa. Er hatte ihr jetzt einige Wochen nicht mehr geschrieben, was war nur los, dass er nicht antworten wollte? Das Kissen an sich gedrückt legte sie sich auf den Rücken und starrte die Decke an. Ihre Liebe für ihn brannte noch immer in ihrem Herzen, hoffnungsvoll antwortete sie so schnell es ging auf seine Briefe, wartete sehnsüchtig auf eine Antwort. Ihre Briefe waren voll mit "Ich vermisse dich" und "Du fehlst mir" - doch von seiner Seite aus eine einzige Reihe von Emotionsflauten. Ja, waren sie denn nun zusammen, oder nicht? Kein "Ich liebe dich", kein "Ich vermisse dich", kein "Ich brauche dich hier" in seinen Briefen. Weshalb war er nur so seltsam, wenn er sie doch angeblich liebte? Die zweieinhalb Jahre, die er bereits in Brasilien war, hatte sie sich immer eingeredet, dass Tsubasa eben so war und seine Gefühle versteckte. Aber konnte man das wirklich so gut, wenn man jemanden aus tiefstem Herzen liebte? War es da nicht eher so, dass die Gefühle so stark waren, dass man sie am liebsten laut in die Welt heraus schreien wollte? Dass man sich nach dieser Person verzehrte, sich nach ihr sehnte und es kaum erwarten konnte sie wieder zu sehen. Mal ganz abgesehen davon wenn man sich nicht sehen konnte so oft es nur ging sich zu schreiben oder anzurufen? Anrufen, wie selten hatte er das denn getan. Telefonate zwischen den beiden gab es nur wenige, und diese kamen auch nie zum von Sanae erhofften emotionsgeladenem Gespräch. Zurück auf dem Bauch gelandet, zupfte sie an den Zipfeln ihres Kissens herum und grübelte weiter. Wieso hatte sie jetzt eigentlich diesem Kanazawa zugesagt? Sie konnte doch nicht sehr gescheit in diesem Moment gewesen sein. Das war eine Fehlentscheidung gewesen! Eigentlich wollte sie das doch gar nicht. Wieso hatte sie überhaupt diesen Gedanken in Erwägung gezogen, etwas mit einem anderen Mann zu unternehmen? Ihr Herz gehörte doch einzig und allein Tsubasa und jetzt hinterging sie ihn da sie schon allein mit dem Gedanken gespielt hatte sich mit einem Anderen zu treffen!!! Obwohl, was war denn dabei? Sie wollte doch eigentlich nur Spaß haben, mit anderen etwas unternehmen und - ach überhaupt, sie zog sich viel zu viel aus dem richtigen Leben zurück. War es nicht vielleicht wirklich so, dass Tsubasa ihr eigentlich kein wirkliches Interesse entgegen brachte? Sie stand auf und ging zum Spiegel herüber und besah sich, zog ein Stück ihr Shirt nach oben und betastete ihren Bauch. Der war eigentlich schön straff geworden, ihr Busen war mittlerweile ebenfalls gut gewachsen und die Körbchengröße C kam ihr manchmal schon zu viel vor, sie hatte schöne Beine bekommen und auch ihr Gesicht war viel freundlicher und femininer geworden. Vielleicht war es ja doch kein Wunder, weshalb Kanazawa sie immer so ansah, eigentlich sah sie ja doch nicht so schlecht aus. Zumindest hatte sie eine gute Figur, die sie im letzten Jahr auch sehr gut zu betonen wusste. Nur Tsubasa kannte sie ja so gar nicht, sie hatten sich fast drei Jahre lang nicht mehr gesehen. Doch wie sollte das auch möglich sein, er in Brasilien und sie in Japan. Sie seufzte. Sie wünschte sich nichts Sehnlicheres, als in seinen Armen zu liegen, seinen Atem auf ihrer Haut zu spüren. Plötzlich knurrte ihr Magen, so viel Nachdenken machte wohl müde...Aber erst einmal wollte sie aus diesen Klamotten raus, suchte sich also ihre bequeme Trainingshose und ein einfaches T-Shirt heraus und zog sich dies anstatt ihrer Jeans und dem engen Top an. In ihre Hausschuhe geschlüpft stapfte sie die Treppen herunter und machte sich zielstrebig auf den Weg in die Küche. "Lässt du dich auch einmal blicken?" sagte ihre Mutter etwas genervt. Lag wahrscheinlich daran, dass sie gerade ganz alleine das Abendessen vorbereitete. "Sorry, ich musste nachdenken..." Sie schaute auf den Tisch, auf dem ein paar Umschläge lagen, vermutlich alles Rechnungen. "Keine Post für mich heute?" Frau Nakazawa schüttelte den Kopf. "Nein, auch heute nicht." Sanae seufzte und begab sich neben ihre Mutter und übernahm es das Gemüse zu schneiden. Traurig und völlig in Gedanken verloren schnitt sie die Paprika klein, dann die Gurke. Frau Nakazawa besah sich ihre Tochter "Tsubasa wird dir schon bald schreiben, Kind, keine Sorge!" "Hm...meinst du?" "Sicher!" "Na dann..." Sanae schwieg noch eine Weile, dann platzte es aus ihr heraus. "Mama, ich glaube er liebt mich nicht!" Frau Nakazawa unterbrach für einen Moment ihre Arbeit und blickte ihre Tochter mitfühlend an. "Zugegeben...sein Verhalten ist schon etwas merkwürdig." Das war natürlich genau das, was Sanae jetzt nicht hören wollte und gebrauchen konnte. "Er meldet sich ein wenig selten meiner Meinung nach und sonderlich angestrebt hat er es auch nicht, dich in den vergangenen drei Jahren zu sehen." Sanae putzte das Messer ab und legte es hin, hielt sich an der Arbeitsplatte fest und wieder einmal stiegen ihr Tränen in die Augen. "Ich finde das irgendwie schade" fuhr ihre Mutter fort "ich hatte eigentlich wirklich das Gefühl, dass ihm etwas an dir liegt und er dich glücklich macht, als er noch hier war." Um ihre Tochter zu trösten strich sie ihr vorsichtig mit der Hand über den Rücken, Sanae zog die Nase hoch und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. "Ich weiß ja auch nicht..." entgegnete sie nur noch und begann den Tisch zu decken. Vielleicht liebte Tsubasa sie ja wirklich nicht, aber wieso hatte er es ihr damals dann gesagt? Er war doch sonst nie der Typ, der etwas sagte, was er nicht auch meinte - gerade wenn es um Gefühle ging, war Tsubasa doch eher wortkarg. Oder es lag eben daran, dass er es nicht so zeigen konnte. Sie wusste es nicht, sie war einfach nur total verwirrt. Ihr Magen knurrte zwar noch immer, aber irgendwie hatte sie ihren Appetit verloren und stocherte mehr in ihrem Essen herum, aß dann aber ihre gesamte Portion auf und half ihrer Mutter beim Abwasch. Ihr Bruder nervte sie noch ein wenig, also entschied sie sich wieder in ihr Zimmer hoch zu gehen und dann gleichzeitig das Telefon mitzunehmen. Ihr Herz pochte schneller, sollte sie ihn anrufen? Hastig wählte sie die Nummer und vertippte sich ein paar Mal, schaute dann auf die Uhr um sich zu versichern, dass in Brasilien gerade ein Zeit herrschte, zu der man anrufen konnte, und versuchte es dann erneut. Ihr Herz schlug immer schneller, es dauerte lange, bis einmal ein Zeichen im Hörer zu vernehmen war. Es klingelte. Sanae schluckte, sie hatte irgendwie Angst davor, wenn er den Hörer abnehmen sollte, aber auch Angst, dass er sich nicht melden könnte. Es klingelte und klingelte, und als letztendlich das Besetztzeichen erklang, legte Sanae enttäuscht auf. Automatisch wählte sie die Nummer ihrer besten Freundin. "Yukari Nishimoto?" "Ich bins" Sanaes Stimme war bereits jetzt schon zittrig. "Sanae? Alles okay?" Sanae fing unweigerlich wieder an zu weinen und Yukari wusste gar nicht genau, was sie machen sollte, den Grund dafür konnte sie sich ja ausmalen. "Hey, nun mal ganz ruhig, was ist passiert?" "Ach, eigentlich gar nichts" japste Sanae noch unter Tränen ihrer Freundin ins Ohr. "Es ist nur...ach, es ist doch alles scheiße, das mit mir und ihm. Er meldet sich kaum und gesehen haben wir uns seit damals auch nicht!" "Sanae..." Yukari wusste schon nicht mehr, was sie ihr raten sollte, denn diese Leier kam ja alle paar Tage einmal vor und im Prinzip sagte Yukari ihr immer wieder das selbe - und langsam gingen ihr dabei wirklich die Argumente aus! "Dann ruf ihn doch mal an." "Hab ich ja versucht, es geht keiner ran" schluchzte sie zurück. "Sanae, jetzt reiß dich doch mal ein bisschen zusammen. Es kann doch nicht sein, dass du fast jeden Abend verzweifelt zu Hause herum sitzt und ihm nachweinst, wenn er sich nicht mal von sich aus meldet. Verdirb dir nicht dein ganzes Leben mit der Frage, ob er dich wirklich liebt oder nicht. Ich kann es ja verstehen, dass dich das mitnimmt, wenn von ihm so wenig kommt. Aber du bist so eine hübsche und nette junge Frau, geh doch mal mit wem anderes aus! Und wir könnten auch mal wieder öfter abends aus gehen, wenn du magst!" Sanae putzte sich am anderen Ende der Leitung die Nase. "Vielleicht hast du Recht..." "Vielleicht nur? Natürlich habe ich Recht!" "Im Übrigen hat mich Kanazawa heute gefragt, ob ich nicht mal mit ihm ausgehen will." Jetzt wurde Yukari wieder hellhörig. "So? Und was hast du ihm gesagt?" gespannt wartete sie auf die Antwort ihrer Freundin "Naja, ich habe eine Möglichkeit offen gelassen!" "Soso, na das halte ich doch aber mal für eine gute Idee, Sanae, dann kommst du endlich mal auf andere Gedanken" sprach Yukari ihrer besten Freundin den nötigen "Mut" zu. "Mal abwarten, ich werde ihn jedenfalls nicht danach fragen." Das war typisch für Sanae, jetzt hatte sie einmal die Chance sich mit jemandem zu treffen, da überlegte sie viel zu lange darüber nach. Yukari verstand sie manchmal nicht. Sie war eine wirklich hübsche junge Frau geworden, zog sich figurbetont an, ihre Haare waren mittlerweile länger als früher und ein nettes Wesen hatte sie ja sowieso. Von dem wilden, jungenhaften Mädchen Sanae war eigentlich gar nichts mehr übrig geblieben. Viel mehr war sie schüchtern geworden. Zudem fühlte sie sich noch so sehr dazu verpflichtet, für keinen anderen Mann Augen zu haben als für Tsubasa, obwohl dieser Blödmann sich nur so selten bei ihr meldete. Sie wünschte es Sanae ja sehr, dass ihre so genannte Beziehung zu Tsubasa mal etwas glücklicher werden würde, doch es ärgerte sie, dass Tsubasa ihr recht emotionslos gegenüberstand. Nach und nach beruhigte sich Sanae und sie konnte sich letztendlich um halb elf ins Bett legen und ruhig einschlafen. Während Sanae in Japan noch immer fest um zehn Uhr schlief (sie hatte ihren arbeitsfreien Vormittag) hockte Tsubasa gemeinsam mit seinem Kumpanen Pepe in Brasilien in ihrer neuen Bude und tranken ein Bierchen oder auch zwei. (Info: Ich habe das mal nachgerechnet UND auf einer offiziellen Homepage der Weltuhren nachgeforscht, der Zeitunterschied zwischen Japan und Brasilien beträgt 12 Stunden, also einen halben Tag. Brasilien liegt also 12 Stunden zurück und zu Sanaes Schlafenszeit in Japan herrscht später Abend in Brasilien). Eigentlich wollte Tsubasa keinen Alkohol trinken, denn das war gar nicht so sein Ding, aber ganz uncharakteristisch für ihn hatte er sich von Pepe dazu überreden lassen, doch ein Bier mit ihm auf ihre neue WG zu trinken. Und dass er nicht oft alkoholische Getränke zu sich nahm, merkte er schon früh, auch wenn Bier nicht gerade einen hohen Prozentanteil von Alkohol beinhaltet. Er wurde zunehmend redseliger und Pepe versuchte die Chance zu nutzen, es war eine Seltenheit, dass sich Tsubasa einmal öffnete und daher wollte Pepe das kleine sich öffnende Türchen nutzen. "Sage mal, mein guter Freund, wieso hast du diese wirklich heiße Braut letztens eigentlich so schnell abgewimmelt? Die war doch voll scharf auf dich!" Tsubasa grinste. "Was sollte ich denn mit der?" Pepe sah ihn überrascht an, hatte er etwa nicht einmal mit dem Gedanken gespielt? "Außerdem weißt du doch, ich habe schon eine Freundin!" "Die du seit du hier bist nicht mehr gesehen hast! Sicher, dass sie nicht schon längst jemand anderes gefunden hat?" Tsubasa schüttelte energisch den Kopf, bereute dies aber sofort nachdem er dies getan hatte, plötzlich drehte sich alles noch ein wenig schneller, als es ihm vorher schon so wackelig erschienen war. "Sie bleibt mir treu, sie wartet schon auf mich..." Pepe lachte auf. "Klang das philosophisch" - jedenfalls klang es für ihn in seinem Zustand und in diesem Moment so. Tsuabsa setzte noch einmal an, um seine Gedanken zu Ende zu bringen. "Ich liebe sie und ich könnte sie niemals mit einer anderen Frau betrügen." Pepe sagte dazu nichts mehr, aber wenn Tsubasa das schon so klar und deutlich ausdrückte, dann musste das wohl der Wahrheit entsprechen, denn für gewöhnlich war er eher jemand, der seine Gefühle nicht gerne offenbarte, seine Emotionen zurückhielt und nicht gerne darüber sprach. Sofern er jemals darüber ein Wort verloren hatte. Pepe wusste über Tsubasas vermeintliche Freundin nicht mehr, als dass ihr Name Sanae war und sie in Japan lebte - und dass sich die beiden seit fast drei Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen hatten. "Du vermisst sie?" fragte er dann plötzlich nach und Tsubasa nickte - nun etwas klüger nach seiner letzten Aktion - langsam. "Dass du das so lange aushalten kannst." "Was?" Pepe grinste verschmitzt. "Na, so eine lange Durststrecke über sie nicht zu sehen...sie nicht zu spüren." Tsubasa stützte sich mit den Händen nach hinten ab und warf vorsichtig seinen Kopf in den Nacken und starrte in dieser Position zum Fenster hinaus. Er räusperte sich kurz. "Ich weiß gar nicht so wirklich, wie sie sich anfühlt." Pepe runzelte die Stirn, was wollte Tsubasa ihm damit bitte mitteilen? "Wie jetzt?" Tsubasa blickte seinen Kumpel noch immer nicht an sondern vertiefte sich völlig in die Dunkelheit, die nun langsam über Sao Paolo fiel. "Bist du noch Jungfrau?" Nicht einmal dieses Thema schien Tsubasa dieses Mal peinlich zu sein. "Ja. Ich hab sie nie irgendwie angerührt, geschweige denn geküsst." Pepe glaubte seinen Ohren nicht zu trauen, gerade zu ungläubig schnellte er zu Tsubasa vor und starrte ihn an. "WAS????" Das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, was war das denn für eine Beziehung, wenn sie niemals körperliche Nähe erfahren hatten? "Ich weiß, ist irgendwie komisch" gestand Tsubasa "Aber ich habe irgendwie...Angst davor." "Angst?" langsam wurde Tsubasa irgendwie unheimlich für Pepe, so etwas hatte er ja noch nie gehört. "Ich wäre mir einfach zu unsicher sie zu berühren und ihr so nahe zu kommen." "Ja, aber weshalb denn?" Tsubasa zog die Schultern hoch, ließ sie wieder sinken und seufzte auf. "Keine Ahnung. Ich will nichts falsch machen. Außerdem" fügte er noch schnell hinzu "waren wir damals auch ein bisschen zu jung und zu kurz zusammen, um miteinander schlafen zu wollen." "Aha" für seinen Freund klang das alles trotzdem etwas ungewöhnlich. "Wieso solltest du da was falsch machen, wenn du sie berührst? Ich meine, du hast sie nicht einmal geküsst???" "Zu unsicher, ich bin ein Trottel bei so was" lallte nun Tsubasa. "Ich bin in so etwas wirklich ein totaler Loser, ich kann ja froh sein, dass ich sie überhaupt habe." "Du brauchst wohl Unterstützung, was?" schielte Pepe zu ihm herüber, doch Tsubasa antwortete darauf nicht mehr und prostete ihm lediglich mit seiner Flasche Bier erneut zu. Sanae stand erst spät auf, dieses Ausschlafen hatte sie auch einmal dringen nötig. Zumal ihre Augen vom vielen Weinen am gestrigen Tage ziemlich müde gewesen waren. Sie wischte sich den Schlaf aus den Augen und bemerkte, dass es unter ihrer Bettdecke viel zu warm geworden war, zwar hatte sie in der Nacht schon einen geraumen Anteil ihrer Decke weggestrampelt, aber selbst der kleine Rest auf ihrem Körper fühlte sich viel zu warm an. In ihrem Zimmer schien die Luft zu stehen, sie hatte es versäumt das Fenster die Nacht über offen zu lassen. Ihr erster Gang bestand also darin das Fenster zu öffnen. Von draußen schlug ihr schon die Wärme entgegen, allerdings nicht so stickig wie in ihrem Zimmer. Sie schwitzte und hatte jetzt nur einen sehnlichen Wunsch - sie wollte sich duschen! Nachdem sie ihr Bett ordentlich zum Auslüften zurück geklappt hatte, machte sie sich auf den Weg ins Badezimmer und ließ erst einmal kaltes Wasser über ihren erhitzten Körper laufen. Im ersten Moment hätte sie anfangen können zu schreien, aber sie biss sich auf die Lippen und nach ein paar Sekunden, als ihr Körper sich mit der Temperatur anfreunden konnte, spürte sie die Erfrischung, die ihr diese Dusche gab. Nachdem sie sich unter normalen Temperaturen geduscht und die Haare gewaschen hatte, wickelte sie ihren Körper in ein Handtuch und wrang sich die Haare aus, kämmte sie sich durch, machte ihr Handtuch fest um ihren Körper und stiefelte in ihren Latschen die Treppen herunter um zu sehen, wer aus ihrer Familie anwesend war. Ihre Mutter war wohl von ihrer Putzstelle bei einer älteren Frau bereits zurück und werkte in der Küche herum. "Hilfst du mir bei der Sauce?" fragte sie direkt als sie hörte, dass ihre Tochter die Küche betreten hatte, und das ohne sich einmal zu ihr umzudrehen, nicht einmal "Guten Morgen" hatte sie ihr gesagt. "Bin noch im Handtuch" maulte Sanae und etwas genervt sah ihre Mutter sie an. "Was denn?" zischte Sanae, als sie sich etwas zu trinken aus dem Kühlschrank nehmen wollte. "Du könntest mir ruhig etwas öfter helfen." "Atsushi ist öfter im Haus als ich! Der kann doch auch mal was tun." "Er ist ein Junge." "Ja und, bewahrt ihn das vor Hausarbeiten?" Sanae schüttelte den Kopf, das konnte doch nicht wahr sein, in welchen Zeiten lebte ihre Mutter. "Fang du nicht auch noch so an..." stöhnte diese dagegen, Sanae hatte es sich mittlerweile einigermaßen auf einem Stuhl am Küchentisch gemütlich gemacht und löffelte einen Erdbeerjoghurt. "Womit anfangen?" "Mit dieser Emanzipation! Früher war es ganz normal, dass Frauen für die Hausarbeit da waren und die Männer das Geld verdienten..." "Mama, wo lebst du? Zeiten ändern sich und Gott sei Dank passen wir uns auch mal ein wenig an die Europäer an und leben nicht mehr wie im Mittelalter" "Früher hast du selber noch anders gesprochen!" "Früher, früher haben die Leute noch über die Stange geschissen!" Frau Nakazawa schlug mit der Faust auf die Arbeitsplatte. "Rede vernünftig und benutze nicht so eine Fäkalsprache!" Kopfschüttelnd widmete sie sich wieder ihrer Sauce und reumütig schluffte Sanae wieder nach oben, zog sich etwas leichtes über und half ihrer Mutter beim Essen. Ihre Haare brachte sie mit ein wenig Haarspray zu einer Frisur, stieg in ihre rote Capri-Hose, sie streifte sich ein buntes Top über und machte sich auf den Weg Richtung Stadtzentrum. Yukari hatte die gleiche Schicht wie sie, das gefiel ihr besser, denn wenn nicht so viel los war, konnten sich die beiden wenigstens unterhalten. Sie schaute auf die Uhr. Naja, 16-22 Uhr arbeiten, das konnte sie ja mal verkraften, obwohl sie lieber die früheren Schichten auf sich nahm. Konnte man aber nichts daran ändern - und immerhin war sie ja nicht alleine. Während sie sich dem Stadtzentrum immer mehr näherte, dachte sie an Akira und fragte sich, ob er heute wieder vorbei schauen wollte. Vermutlich hatte er sich wieder vorher erkundigt, wann sie Schicht hatte und würde dementsprechend wieder dort sein. Es war nicht wirklich viel los, bei dem schönen Wetter hielten sich die Leute eher im Schwimmbad auf und nicht in dem Imbiss. Vielleicht konnten sie gegen Abend mit einer besseren Kundschaft rechnen, als so. Sanae lehnte gerade lässig - eigentlich tat sie das nur selten - an der Theke und sprach mit Yukari, die es sich auf einem Barhocker bequem gemacht hatte, als sie Akira Kanazawa herein kommen sah. "Oh nein" hauchte sie kurz auf und brachte Yukari dazu ihren Kopf sofort umzudrehen und den sich nähernden jungen Mann anzuschauen. Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht schnellte Yukaris Kopf wieder zu Sanae um, sie zwinkerte ihr zu und flüsterte ihr ein "Na dann viel Spaß, schmeiß dich ran" entgegen, nahm ihr Getränk von der Theke und machte sich auf den Weg zu den winkenden Gästen, die zahlen wollten. Sanae wusste überhaupt nicht, wo sie hingucken wollte, denn irgendwie war es ihr peinlich, dass Akira sie gefragt hatte, ob sie nicht einmal miteinander weggehen wollten. Scheinheilig begann sie mit einem Lappen die Theke zu wischen und guckte nur einmal kurz auf. Er stand mittlerweile direkt vor und beobachtete sie. "Hi" kiekste sie schwächlich nach oben, ihr Herz pochte schneller, sie hatte Angst vor dem, was er als nächstes sagen würde. "Sanae, wie wäre es denn mit heute?" Sanae wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn, ging hinter die Theke und legte den Lappen weg. "Was denn?" fragte sie unschuldig, kramte nervös ihren Block hervor und spähte nach eventuellen neuen Gästen. "Hey, versuch mir nicht aus dem Weg zu gehen" scherzte er und suchte ihren Blick. Schüchtern blickte sie nach oben, sie war es nicht gewohnt, dass Mann so mit ihr umging. "Tu nicht so, du weißt ganz genau was ich meine. Heute hast du Schicht-Ende um 22 Uhr, das ist doch die perfekte Zeit, um danach noch einen Trinken zu gehen. Meinst du nicht auch?" Sie zuckte mit den Schultern und legte den Kopf schräg. "Weiß nicht...Moment bitte" sie rauschte sofort zu den gerade angekommenen Gästen, die kamen ihr gerade Recht. Sie nahm zügig schon einmal die Getränkebestellung auf und verteilte die Speisekarten, machte die Getränke fertig und war froh beschäftigt zu sein. So konnte sie den bohrenden Fragen Kanazawas aus dem Weg gehen, zumindest für einen kurzen Moment. Sie überlegte sich schon peinlichst genau, welche Ausrede sie benutzen konnte, nur um nicht mit ihm ausgehen zu müssen. Wieso war sie plötzlich wieder so strikt dagegen? Lag wohl offensichtlich daran, dass sie kein wirkliches Interesse für ihn aufbringen konnte. Sie ließ sich extra Zeit beim Zurückgehen, gab ihm sein gewünschtes Essen und Trinken aus, freute sich, als die Bestellung der anderen Gäste fertig war und sie es servieren konnte, woanders konnte sie abkassieren und war somit noch immer nicht seinen Fragen ausgesetzt. Zum späteren Zeitpunkt wurde es in der Tat voller und Yukari und Sanae hatten alle Hände voll zu tun, so fehlte Akira immer wieder die Chance, um Sanae erneut auf ein Date anzusprechen. Gegen halb zehn nutzte er eine kleine Chance. "Nakazawa, also was ist?" Sie steckte gerade ihr Portemonnaie dahin zurück, wo es hingehörte, seufzte und blickte zu ihm auf. Vor ihm konnte sie wohl wirklich nicht fliehen. "Was hast du gegen heute?" fragte er noch einmal nach. Sie kam nun in eine etwas peinliche Situation, sie wollte ihm nicht vor den Kopf stoßen, aber andererseits hatte sie keine Lust sich mit ihm zu treffen. Aber das konnte sie ihm doch nicht einfach so sagen, eigentlich war er ja doch kein schlechter Kerl. "Nunja..." druckste sie herum, versuchte ihren inneren Schweinehund zu bekämpfen und versuchte dann einen Satz ohne Stammeln heraus zu bringen. "Na gut okay, heute nach der Arbeit wäre es in Ordnung." Sie nickte um sich selbst noch einmal zu verdeutlichen, dass sie in der Tat zugesagt hatte. "Toll" platzte es aus Akira raus, er hätte gar nicht damit gerechnet, dass sie wirklich zusagen wollte "dann geh ich mich jetzt noch fertig machen und hole dich dann ab, okay? Aber nicht wegrennen!" Er zahlte hektisch und verließ schnell den Imbiss. Sanae sah ihm etwas skeptisch hinterher. Wenn das mal gut geht... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)