Things will never be the same again von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Tränen lügen nicht ----------------------------- Sanae saß spät abends noch an ihrem Schreibtisch über den Fotoalben, die sie in all der Zeit mit der Mannschaft und mit Tsubasa angelegt hatte. Jedes Bild sah sie sich scheinbar minutenlang an, in Erinnerung schwelgend um dann zum nächsten Bild umzublättern und genau das gleiche zu tun. Sie war gerade mal 15 Jahre alt und fühlte sich in diesem Moment doch wieder wie eine Oma, die an die "guten alten" und vor allen Dingen "besseren Zeiten" dachte und in ihren Alben schmökerte. Mittlerweile war sie mit ihrem Alben durchschauen schon fast fertig und die Gegenwart auf den Fotos schien immer näher zu kommen bis sie letztendlich auf der letzten Seite angelangt war, die ein Foto von Tsubasa und ihr zeigte. Sie stützte ihren Kopf auf die Hände und blickte konzentriert auf das Foto. Es war erst vor kurzem aufgenommen worden, genau genommen einen Tag nachdem Tsubasa ihr gesagt hatte, dass er sie liebt. Und das war nun auch schon drei Wochen her. Drei Wochen, in denen sie die Nachmittage miteinander verbracht hatten und im Grunde genommen doch alles noch genau so war, wie vorher. Aber daran wollte Sanae sich jetzt nicht stören, sie war froh, Tsubasa endlich für sie gewonnen zu haben und es offiziell hieß, dass sie beiden tatsächlich ein Paar waren. Sanae machte das Album zu, legte es auf die anderen und verstaute die Dinger wieder in den Schrank, wo sie hingehörten. Sie seufzte, rückte dann den Stuhl zurecht und entschloss sich noch einmal auf die Toilette zu gehen, bevor sie sich ins Bett legte. Im Badezimmer schaute sie sich noch eine Weile im Spiegel an. Sie besah sich ihr Gesicht mehrmals, blickte dann zu ihrem Körper herunter und wieder in den Spiegel. "Vielleicht" flüsterte sie "bin ich einfach noch nicht feminin genug". Sie löschte das große Licht in ihrem Zimmer, tapste dann durchs Dunkle zu ihrem Bett und schlüpfte unter die Bettdecke. Sie versuchte krampfhaft einzuschlafen, doch je mehr sie sich dazu zwingen wollte, die Augen geschlossen zu halten, desto weniger gelang es ihr. Also behielt sie die Augen auf und wanderte langsam mit ihren Blicken durch das Zimmer, das langsam aber sicher besser zu erkennen war, da sie sich an die Dunkelheit gewöhnte und ein kleiner Lichtkegel in ihr Zimmer hinein fiel. Ob Tsubasa jetzt noch wach war? Sie linste auf ihren Radiowecker, der bereits halb 1 Uhr nachts anzeigte. Sicherlich schlief er schon und träumte...aber bestimmt nicht von ihr, er konnte es ja kaum erwarten, nach Brasilien zu kommen. Sanae stiegen die Tränen in die Augen. Weshalb nur dachte er primär an Brasilien, an den Fußball? Weshalb kam sie an der zweiten Stelle? Sie schüttelte den Kopf. Nein, so war das sicher nicht, Tsubasa konnte eben seine Gefühle nicht so gut zeigen - er hatte ihr doch gesagt, dass er sie liebt. Und wenn er das sagte, dann meinte er das auch so. Er hatte um sie mit Kanda gekämpft und hatte dabei seine Gesundheit, und damit auch seinen Traum aufs Spiel gesetzt, nur damit dieser Kerl sie in Ruhe ließ. Sie zog ihre Bettdecke ein Stück nach oben und drehte sich dann auf die Seite. Langsam fielen ihr die Augen zu und sie sank in einen unruhigen Schlaf. Sie hatte das Gefühl, kaum geschlafen zu haben. Sie schaute verschlafen auf die Uhr und stellte fest, dass es auch gerade einmal 6 Uhr morgens war. Sie zog die Bettdecke ein Stück über ihren Kopf und schloss die Augen, in ihrer Schläfe merkte sie langsam die aufkommenden Kopfschmerzen. Sie kniff die Augen zusammen, das konnte doch nicht wahr sein...Vor diesem Tag graute es ihr schon seit ewigen Zeiten und bis dahin hatte sie eigentlich immer das Glück gehabt, dass dieser Tag noch nicht herein brach, aber nun war es wirklich an der Zeit gekommen, dass es geschah. Sie raffte sich auf und saß aufrecht in ihrem Bett, rieb sich durch die Augen und massierte danach ihre Schläfe, ließ ihren Kopf kreisen und ging herüber zu ihrem Schreibtisch, um die Kopfschmerztabletten herauszuholen, zuerst einen großen Schluck aus ihrer Flasche Wasser zu nehmen und dann die Tabletten mit einem weiteren Schluck herunter zu spülen. Dann legte sie sich wieder hin und schloss die Augen. Vor ihrem inneren Augen lief ein Film von Bildern der letzten Wochen ab. Wieso nur ging die Zeit so schnell vorbei? Ihr Herz pochte immer schneller und sie wälzte sich auf die Seite und zog ihre Bettdecke mit sich. Nein, nein, nein, wieso war es jetzt schon soweit, dass er von ihr gehen musste? Warum war Liebe nur so schmerzhaft? Weshalb mussten sie sich denn trennen? Sie waren doch noch gar nicht lange zusammen. Es hatte Ewigkeiten gedauert, bis Tsubasa ihr seine Gefühle gestand - und jetzt schien alles wieder so ausweglos wie vorher. Gedanken gingen ihr durch den Kopf, ob es nicht besser für sie gewesen wäre, wenn er nichts gesagt hätte? Aber das änderte dann freilich nichts an ihren Gefühlen für ihn und an den Schmerz beim Gedanken ans Verlassen werden. Sie versuchte noch ein wenig zu schlafen, doch als sie die Augen wieder öffnete, war es gerade einmal zwanzig nach 6. "Verflucht!" hauchte sie aus und drehte sich auf die andere Seite, presste ihre Bettdecke an sich und fing an zu weinen. Je intensiver sie weinte, desto intensiver wurden ihre Kopfschmerzen. Ihre Nase lief, und da ihr in diesem Moment sowieso alles egal war, wischte sie sich mit dem Handrücken unter die Nase und wischte ihre Tränen weg. Warum nur - dachte sie sich - muss Liebe weh tun? Sie dachte eigentlich immer, dass Liebe das schönste Gefühl war, das es geben konnte. Zu allem Überfluss schien nun auch noch die Sonne penetrant in ihr Zimmer hinein. Sie hatte vollkommen vergessen, die Jalousien herunter zu ziehen und nun hatte sie den Salat. Auch wenn sie nie in völliger Dunkelheit aufwachte - sie hasste es, wenn sie aufwachte und nicht erahnen konnte, ob es nun Tag oder Nacht war - aber das penetrant gutgelaunte Scheinen der Sonne ging ihr jetzt total gegen den Strich. Außerdem vernahm sie nun das hektische Geschwätz der Vögel, die es sich in dem Baum gegenüber ihres Zimmer gemütlich gemacht hatten. Es nervte sie. All dies bedeutete gute Laune, und gute Laune hatte sie an diesem Tag sicherlich nicht. Mühsam stand sie wieder auf, blieb auf ihrer Bettkante sitzen und massierte sich abermals die Schläfen. Sie schluffte müde zu ihrem Fenster, ließ sich von der Sonne blenden und stand bestimmt noch einige Minuten so dort herum. Tsubasa lag sicherlich noch in seinen Träumen, oder er war vor lauter Aufregung schon wach, das konnte natürlich auch sein. Schlaflose Nächte hatte er wegen ihr sicherlich noch nie gehabt...Ihre Eltern waren sicherlich noch nicht wach, weshalb auch, sie hatten keinen Grund an einem Sonntag morgen bereits um halb 7 aufzustehen. Also machte Sanae sich gemächlich auf den Weg ins Badezimmer, streifte ihre Klamotten ab und stellte sich unter die Dusche. Zuerst stand sie dort regungslos und ließ das warme Wasser an sich herunter laufen, dann löste sie sich jedoch aus ihrer Steifheit und nahm langsam das Shampoo in die Hand und fing an sich die Haare und den Körper zu reinigen. Als sie fertig war, wrang sie sich die Haare aus, wickelte dann ein Badetuch um ihren Körper und rubbelte sich die Haare ein wenig trockener. Dann kämmte sie sich die Haare ordentlich durch, legte sich das Handtuch um die Schultern und ging in ihr Zimmer zurück. Die Dusche hatte ihre verspannte Muskulatur zwar gelöst, doch ihre innerliche Anspannung war noch immer vorhanden. Sie seufzte, öffnete dann die Schranktüren und überlegte schon einmal, was sie anziehen könnte. Eigentlich war das doch auch egal, er würde doch eh nicht darauf achten, oder? Sie zog sich einen Rock und ein Top heraus, hielt es an sich, zuckte dann die Schultern, hängte die Kleiderbügel mit den Klamotten an ihren Schrank und setzte sich aufs Bett. Ihr Kopf sank zurück auf ihr Kopfkissen und es sah etwas verkrümmt aus, wie sie dort gerade "lag". Wie sollte sie diesen Tag bloß überleben? Er würde gehen, und wer weiß, wann sie sich wieder sehen sollten. Sie versuchte sich zusammen zu reißen. Was war sie doch egoistisch. Er tat das doch alles nur, um seinen Traum Profifußballer zu werden, verwirklichen zu können. Und sie dachte nur daran, wie schlecht es ihr dadurch ging. Sie schloss die Augen, welche sich wieder mit Tränen füllten "Liebe heißt, manchmal loslassen können, Liebe heißt manchmal vom Geliebten sich Trennen...Liebe heißt nicht nach dem eignen Glück fragen..." summte sie leise vor sich hin. Irgendwie hatten diese Textzeilen doch etwas Wahres an sich. Aber warum musste das so sein? Gab es nicht einen Mittelweg, der beide zufrieden stellen konnte? Sie raffte sich wieder auf, atmete einmal tief aus und rubbelte sich dann mit dem Handtuch wieder durch die Haare. Ihr Blick schweifte herüber zu dem Spiegel, der an ihrer Zimmertür befestigt war. Sie sah sich dort stehen, die Schultern hingen lustlos an ihr herunter, ihre Augen sahen leer und trübe aus, ihr nassen Haare klebten auf ihren Schultern und sie gab an sich eine dürre Erscheinung ab. "Wie kann man so erbärmlich aussehen" flüsterte sie zu sich selbst und ging mit langsamen Schritten auf den Spiegel zu, die rechte Hand ausgestreckt. Vorsichtig betastete sie sich auf ihrem Spiegelbild, dann schnellte ihre Hand zu ihrem Mund hoch, sie riss ihre Augen auf und drehte sich schlagartig wieder um. Sie sank zu Boden, verschränkte die Arme auf ihren Knien und ließ ihren Kopf darauf sinken und fing langsam an zu weinen - still und alleine wie schon all die vergangene Zeit über. Nach einiger Zeit, die sie dort am Boden zusammen gekauert verbracht hatte, hob sie den Kopf, zog die Nase hoch und öffnete vorsichtig ihre Tür, linste hinaus und tappste schnell ins Bad, um sich die verheulten Augen ein wenig zu kühlen. Sie bürstete sich noch einmal ordentlich die Haare durch und wrang sich dazu durch, sie endlich einmal zu fönen, sonst würden sie aussehen wie Sauerkraut. Vorsichtig schloss sie also wieder ihre Zimmertüre hinter sich und begann sich die Haare zu fönen, blickte dabei teilnahmslos in den Spiegel und fühlte sich so lustlos wie schon lange nicht mehr. Sie kramte sich ihre Unterwäsche heraus und ließ das Handtuch von sich gleiten, zog sich dann spärlich an und griff nach ihrem Bademantel. Sie wollte sich jetzt einfach nur in diesen flauschigen Stoff hereinkuscheln. Ein kurzer Blick auf die Uhr, ein fast lautloser Seufzer und sie schloss die Augen. Als ihr Kopf plötzlich weg sackte, schoss sie mit eben diesem nach oben und blickte irritiert durch ihr Zimmer. Sie schaute dann wieder auf ihre Uhr und bemerkte, dass bereits halb 10 durch waren. Sie war doch tatsächlich noch einmal eingeschlafen. Nun, das war in der Tat aber kein Wunder gewesen, erstens hatte sie nicht viel geschlafen und zweitens waren ihre Augen vom Weinen wieder so müde geworden...Sie streckte sich, ihre Glieder schienen wieder genau so verkeilt zu sein wie sie es vor der Dusche gewesen waren. Sie vernahm Geräusche von unten, um diese Uhrzeit war es schon eher gewöhnlich, dass jemand auf war. Sicher war es ihre Mutter. Sie stieg mit ihren Füßen also in ihre Pantoffeln und ging die Treppe hinunter, durch den Flur und dann gerade aus in die Küche. "Morgen" murmelte sie, während ihre Mutter mit der Spülmaschine beschäftigt war. "Morgen" grüßte hingegen diese zurück, ohne aufzusehen. "Willst du was essen?" Sanae drehte sich im Türrahmen direkt wieder um. "Danke, nein, habe keinen Hunger. Muss mich sowieso gleich mal fertig machen..." Ihre Mutter stoppte während der Bewegung, das Besteck in den Besteckkasten zurück zu manövrieren. "Oh...stimmt ja...er fährt hier ja schon um 12 Uhr los" Sanae nickte stumm und verließ daraufhin wie vorgenommen die Küche. Übersah absichtlich ihren Bruder, der auf der Couch saß und sich direkt nach dem Aufstehen Cartoons reinziehen musste, nickte ihrem Vater ebenfalls nur ohne ein Wort zu sagen zu und verschwand wieder in ihrem Zimmer. Heute war wohl wirklich kein guter Tag für sie zu reden. Zumindest nicht jetzt. Sie ließ den Bademantel von sich gleiten, hob ihn dann aber sofort wieder auf und hängte ihn ordentlich am Kleiderbügel auf. Nachdem ihr Deo ein wenig unter den Armen eingewirkt war, streifte sie sich den Rock und das Top über, die Sonne schien zwar, jedoch schien es frischer draußen zu sein, als es für die Jahreszeit normal gewesen wäre. Also suchte sie sich noch ein kleines Jäckchen heraus, um es sich später überziehen zu können. Während ihr Blick wieder etwas an sich selbst zweifelnd in den Spiegel driftete, entschied sie sich, doch ein wenig Puder aufzulegen, damit das Näschen nicht so glänzte. Außerdem wollte sie so zumindest die noch immer müde wirkenden Augen aufhellen. Sie kam sich jetzt schon mordsmäßig geschminkt vor. Sie fand es komisch, sich etwas ins Gesicht zu schmieren, außerdem glaubte sie, dass man aus ihr sowieso nicht so viel heraus holen konnte. Gerade in diesem Moment fühlte sie sich wieder wie eine graue Maus. "Ach Tsubasa, warum musst du mich jetzt schon verlassen!" seufzte sie auf, als sie sich die Haare zurück kämmte. - Nein, jetzt nicht wieder weinen, sonst wirst du bei seinem Abschied noch schlimmer aussehen - ging es ihr durch den Kopf. Da fiel ihr wieder das Bild von sich und Tsubasa ein, welches sie noch am Vorabend angeschaut hatte. Sie ging zu ihrem Schrank und zog das betreffende Fotoalbum hervor, blätterte nach der Seite und besah sich dieses Foto noch einmal. - Es sieht irgendwie gar nicht so aus, als wären wir zusammen. Wir stehen da nebeneinander, fassen uns nicht einmal an, er hat keinen Arm um mich gelegt und ich bin bei ihm nicht untergeharkt - flogen ihr gerade die Gedanken durch den Kopf - Es sieht so aus, als würde er die Nähe zu mir meiden - Sie klappte traurig drein schauend das Album wieder zu und stellte es zurück an seinen Platz. Sie versuchte diese trüben Gedanken von sich zu schütteln. Wenn er sie liebte, dann dürfte er doch eigentlich keine Angst davor haben, sie auch mal in den Arm zu nehmen, oder? Deprimiert und lustlos stapfte sie die Stufen herunter und setzte sich in den Sessel, betrachtete stumm die sinnlosen Cartoons, die sich ihr Bruder ansah und ihr Blick pendelte zwischen dem Fernseher und der Uhr hin und her. Um kurz vor 11 sprang sie dann nervös auf, brüllte ihrer Familie nur entgegen, dass sie jetzt schnell weg sei und sie sie bald wieder zu erwarten hätten. Sie beeilte sich, um zum Haus der Ohzoras zu kommen. "Warum bin ich blöde Gans nicht eigentlich schon früher los gegangen? Dann hätten wir doch viel mehr Zeit füreinander gehabt!" Verbissen ging sie diesen Gedanken nach und wäre beinahe am Haus der Ohzoras vorbei gelaufen. Sie wollte gerade anklopfen, als Tsubasa die Tür aufriss und sie mit einem strahlenden Lächeln empfing. "Ah, da bist du ja endlich! Ich dachte schon, du kommst nicht mehr!" Etwas verschüchtert sah sie ihn an. "Doch, natürlich!" versicherte sie ihm. Er hatte ihr gesagt, dass er sich von ihr alleine verabschieden will. Seine Freunde hatten ihn gestern schon verabschiedet und mit seinen Eltern sowie seinem kleinen Bruder war er mittlerweile auch soweit, Auf Wiedersehen zu sagen. Sanae beobachtete die familiäre Szene mit und es zerriss ihr das Herz, als sie merkte, wie schwer es auch Frau Ohzora fiel, ihren Sohn gehen zu lassen. Immerhin war er gerade einmal 16 Jahre alt geworden und wollte sich schon so eigensinnig auf den Weg ins Ausland machen. - Doch auch sie ließ ihren Sohn gehen, kein Wort des Vorwurfs, nur die besten Wünsche, er möge seinen Traum wahr machen und sein Talent in Brasilien fördern. Eigentlich wünschte Sanae ihm all dies ja auch - aber tief in ihrem Inneren hätte sie ihn lieber mit einer Eisenkette an sich gebunden und ihn nie wieder losgelassen. Sie schämte sich in diesem Moment für ihre Gedanken, fühlte sich zu egoistisch und das war in ihren Augen durchweg schlecht. Sie gingen nebeneinander her, er wirkte sehr gefasst und konzentriert, sie fühlte sich dagegen neben ihm nur klein und zerbrechlich. "Ist es schon soweit..." flüsterte sie schon fast, doch er hatte genau verstanden, was sie ihm gesagt hatte. "Ja, schneller, als ich letztendlich gedacht hätte. Alles okay bei dir?" Sie nickte mehrmals hintereinander. "Sicher doch, klar. Mir geht's gut." "Das gibt mir viel, dass du jetzt mit kommst. Immerhin ist das jetzt eine riesige Veränderung für mich. So weit weg von Japan, in Brasilien. Aber ich glaube, ich werde es in Brasilien lieben, ich kann meiner Leidenschaft für den Fußball endlich so nach gehen, wie es hier in Japan leider nicht möglich ist." Schweigen von ihrer Seite. - Jedes Wort, das er sagt reiß mein Leben entzwei - das war das Einzigste, was sie dachte. Tat es ihm nicht im geringsten leid, sie zurück lassen zu müssen? Sie waren bereits an der Bushaltestelle angekommen, die ihn bis zum Flughafen bringen würde. "Wir sind da..." Sie nickte bloß stumm, er sah sie durchforstend an. "Sanae?" Sie blickte zu ihm auf, unweigerlich füllten sich ihre Augen wieder mit Tränen - sie hielt es nicht mehr aus, sie musste ihn jetzt endlich einmal an sich drücken. Sie schmiss sich ihm in die Arme und drückte sich an seinen Körper. Doch seine einzige Reaktion war, dass er nicht reagierte. Sanae bekam ein unbehagliches Gefühl. Wieso tat er nichts? Wieso schloss er sie nicht in die Arme? Sie hatte sogar noch das Gefühl, dass er versuchte, sie ein Stück von sich weg zu drücken. Sie ließ erschrocken von ihm ab, wischte sich die Tränen weg und schniefte. "Entschuldige, ich..." Doch er unterbrach sie, als wäre nichts gewesen, als hätte sie gerade eben keinen Gefühlsausbruch gehabt. "Ich werde dir so oft es geht schreiben, Sanae. Ich kann dich nicht bitten, immer auf mich zu warten. Aber..." Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen, zu sehr schmerzte es noch in ihrer Brust, dass er ihre Berührung und ihre Emotion nicht erwidert hatte. Er fasste ihr vorsichtig an die Schulter, hob seinen linken Arm, unter den er seinen Fußball geklemmt hatte und lächelte sie an, ließ dann von ihr los und streckte ihr den Fußball entgegen. "Pass gut auf ihn auf, okay?" Sie sah ihn irritiert an, von ihm zum Ball und wieder zurück zu ihm, mit zitternden Händen nahm sie ihr "Abschiedsgeschenk" entgegen und die Tränen liefen an ihren Wangen herab. "Das werde ich machen!" Sie hörten beide von Weitem schon das Brummen des Busses und wussten, dass sie sich nun eine lange Zeit nicht mehr sehen würden. Er drehte sich um, als der Bus angekommen war, und stieg ein, drehte sich dann in der Tür noch einmal um und winkte ihr zu. "Mach deinen Traum wahr!" rief sie ihm noch zu, so gut sie es konnte, denn die Tränen hatten schon wieder die Überhand gewonnen. Die Tür schloss sich hinter ihrem Freund und der Bus fuhr los. "Deinen Traum..." stammelte sie und sah dem wegfahrenden Bus hinterher. So stand sie jetzt dort, den Fußball in der Hand, für den sie den Babysitter spielen sollte. Auf ihn aufpassen sollte sie, war das ein Zeichen seinerseits dafür, dass er sie liebte? Sie wollte es so sehen in diesem Moment. Doch noch immer ließ sie das Gefühl nicht los, dass er ihrer Nähe ausweichen wollte. Eine Umarmung, mehr hatte sie nicht verlangt. Wieso war es von seiner Seite aus nicht möglich? Sie schlenderte langsam nach Hause und dachte immer weiter darüber nach. Über den Fehler, den sie bei sich zu suchen glaubte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)