Dandelion von Umi (Eine OC/Seto/Yami-Yugi Dreiecksgeschichte) ================================================================================ Kapitel 12: How you remind me ----------------------------- Ein leises Klicken weckte Kaiba auf. Noch etwas verschlafen setzte er sich und bereute schon im nächsten Augenblick, dass er sich überhaupt bewegt hatte... Vor dem Fußende des Bettes stand Nao und hielt ihr Handy hoch, scheinbar fotografierte sie ihn... aber warum... oh... Wie in Zeitlupe drehte der Braunhaarige sich zur Seite, aber so sehr es auch gehofft hatte, er war nicht allein. Yami lag noch immer neben ihm. Hoffentlich war das alles nur ein beschissener Alptraum... Der Blick des jungen Firmenchefs wanderte wieder zu seiner Freundin, die mit mehr als nur eiskaltem und verbissenen Gesichtsausdruck ihr Telefon wieder wegsteckte und schließlich schnell aus seinem Zimmer verschwand - natürlich nicht ohne die Tür so laut wie nur möglich hinter sich zu zu knallen. Der Lärm war nicht nur Beweis genug, dass die Szene, die sich gerade abgespielt hatte, real war, sie weckte auch den Pharao auf. "Was war das?" Ein ungemütliches Knurren war die Antwort. "Das war jemand, der dich hier nie hätte erwischen dürfen, sonst nichts." Ohne auf eine Reaktion zu warten stand Kaiba auf und angelte seine Hose unter dem Bett hervor, zerrte ein weißes Hemd aus dem Schrank und zog sich an. Irgendwo aus dem Haus war lautes Gepolter zu hören. "Verfluchte Cholerikerin..." Schon hatte der Braunhaarige den Raum verlassen. Endlich hatte er den Ursprung des Lärms entdeckt und wo dieser lag, gefiel ihm ganz und gar nicht. Einen kurzen lautlosen Seufzer später öffnete Kaiba die Tür seines Büros, das nun mehr nach dem Schauplatz eines Bombenanschlags aussah anstatt nach einem geordneten Arbeitsplatz. Der Schreibtisch war komplett leergefegt, seine Schubladen und die des Aktenschranks lagen verstreut im Zimmer herum und von dem Glastisch, der das Zentrum des Raumes gebildet hatte, war nur noch ein Scherbenhaufen übrig - wahrscheinlich war er mit Hilfe des Schreibtischsessels zertrümmert worden. Die Schuldige - bei der es sich wider Erwarten nicht um Godzillas Schwester, sondern um Nao handelte - saß auf dem Boden und fackelte in aller Ruhe und mit beängstigender Selbstzufriedenheit einen dicken Pappordner ab. Ihr (noch) Freund ging langsam auf sie zu und schüttelte dabei abwertend den Kopf. "Kommst du dir nicht ein bisschen kindisch vor?" Die Flammen, die sich langsam durch die Papiere fraßen, spiegelten sich in den Augen der Angesprochenen. "Um ganz ehrlich zu sein: Nein." "Was genau verbrennst du da?" "Den Ordner über meine Firma, samt allen vorbereiteten Verträgen zur Übergabe an die KC - inklusive den Kopien." "Und was bringt dir das?" "Das wundervolle Gefühl, dass du dir die Übernahme der NaoCorp. in deinen hübschen Knackarsch schieben kannst." "Anscheinend bist du vollkommen wahnsinnig geworden." Schließlich war von dem betreffenden Ordner nur noch ein Häufchen Asche übrig, deren Glut mit der feuchten Erde einer der enttopften Zimmerpflanzen zum Erlöschen gebracht wurde. Mit einer schwungvollen Geste warf Nao sich die Haare nach hinten und stand auf. "Dir ist hoffentlich klar, dass mir mein Stolz verbietet, die deinen kleinen Homo-Fremdgang zu verzeihen. Und außerdem ist es mir scheißegal, warum und seit wann da überhaupt was läuft zwischen dir und deinem ach so verhassten Yugi." "Da läuft überhaupt nichts!" "Wie gesagt: mir egal." Stille kehrte ein, die Kaiba gründlich dazu nutzte, sein Gegenüber zu mustern. Es war egoistisch und vor allem auch arrogant, aber... hatte er sie verletzt? Hatte er ihr richtig weh getan? Vielleicht sogar das Herz gebrochen? Hatte er ihr... ernsthaft etwas bedeutet? Es war nur die Neugierde, die ihn dazu veranlasste, ihre Mimik und Gestik bis ins kleinste Detail zu studieren... nur die Neugierde... Ihre Augen waren gerötet aber nicht feucht... sie hatte also irgendwann geweint... Außerdem wirkte sie ungewöhnlich blass, ihre Hände krallten sich in den Jeansrock; ihre Knie waren aufgeschürft. "Und bild dir ja nichts darauf ein, dass ich ausgerastet bin. Da du dank deinem neuen Spielzeug ja die 10Uhr-Nachrichten verpasst zu haben scheinst, kannst du ja nicht wissen, dass du mein geringstes Problem bist... bzw. warst." Ihre Stimme war fest. Nichts Weinerliches war heraus zu hören, eher etwas Schneidendes, Scharfes... und doch... mitleidig... "Weißt du, was du am meisten bedauern wirst?" Langsam kam sie auf ihn zu, legte ihre Hand an seine Wange. Ihr eiskalter Blick war emotionsloser als in all den Streitereien jemals zuvor, als ihr Atem seine Wange streifte. Nur ein Flüstern... "Du hast heute den einzigen Freund verloren, den du jemals hattest." Schon hatte sie sich wieder von ihm gelöst und verschwand ohne noch etwas zu sagen aus dem Büro. Kaiba rührte sich nicht, sondern starrte mit leerem Blick auf das, was einmal sein Arbeitsplatz gewesen war. So daneben lag er nicht einmal... Jemand hatte einen anderen verletzt, hatte ihm weh getan, aber langsam fragte er sich, ob er nicht dieser andere war... ihre Worte hatten um genau zu sein ganz schön gesessen und so ziemlich ins Schwarze getroffen. Oder war die berechnende, kalte Art und Weise, wie sie sie ausgesprochen hatte das, was ihn verunsicherte? Oder doch nur die Tatsache, dass sie recht hatte? Schritte näherten sich. "Kaiba?" "Verschwinde..." "Es tut mir-" "VERSCHWINDE!" Yami zuckte zusammen und nickte dann. Mit einem fast schon lautlosen "Okay" wandte er sich ab und ließ den jungen Firmenchef allein. Dieser verharrte noch einen kurzen Moment und begann dann stillschweigend das Büro aufzuräumen... das leichte Zittern seiner Hände ignorierend... Never made it as a wise man I couldn't cut it as a poor man stealing Tired of living like a blind man I'm sick of sight without a sense of feeling And this is how you remind me This is how you remind me Of what I really am This is how you remind me Of what I really am Abwesend starrte Yami die Zimmerdecke an; neben ihm türmten sich bereits die Plastikfolien, in denen seine Lollies eingewickelt waren. Die einen rauchten, er brauchte eben seit einiger Zeit diesen Süßkram wenn er nervös wurde... jeder hatte so seine Laster. Inzwischen bereute der Pharao, dass er zu Kaiba gegangen war. Jetzt hatte er es doch tatsächlich geschafft, nicht nur seine eigenen zwischenmenschlichen Kontakte kaputt zu machen, sondern auch die anderer Leute - toll... Auf der anderen Seite war er aber egoistisch genug sich zu sagen, dass es ihm doch egal sein konnte... dass Kaiba bloß seine dumme Freundin verloren hatte. Er selbst aber hatte seinen Aibou verloren. Das war tausendmal schlimmer, da konnte kein cholerisches Frauenzimmer der Welt mithalten. Ein leiser Seufzer schlich sich über die Lippen des Blondgesträhnten. Was, wenn sein Aibou nicht wieder kam? Wie sollte er das Yugis Großvater erklären? Ihren Freunden? Aibous Mutter? Würde er das überhaupt lang genug überleben, um es jemandem zu sagen? Kraftlos setzte Yami sich auf und kramte ihr gemeinsames Deck hervor. Anscheinend war DuelMonsters wirklich das einzige, was er wirklich konnte... mit anderen Menschen umgehen war nicht gerade seine Stärke. Alle Freunde, die er und sein Aibou hatten, waren genau genommen Yugis Freunde. Er hatte sie sich mit seiner Aufrichtigkeit und seinem Glauben an das Gute verdient, während sein anderes Ich jedem "Neuen" eher skeptisch gegenüber stand und eine Weile brauchte, ehe es jemandem vertraute... Und jetzt hatte er, ein dummer Geist, der in einem goldenen Puzzle lebte, alles kaputt gemacht. "Aibou... es tut mir leid... komm wieder zurück..." It's not like you to say sorry I was waiting on a different story This time I'm mistaken for handing you a heart worth breaking and I've been wrong, i've been down, been to the bottom of every bottle these five words in my head scream "are we having fun yet?" ... "Nii-sama, ich bin wieder da!" Keine Reaktion. "Nii-sama?" Suchend schlich Mokuba von einem Raum zum nächsten. In der Küche wurde er schließlich fündig. Sein Bruder saß mit weit aufgerissenen Augen vor dem Fernseher, seine geliebte Zeitung hatte sich mit achtlos verschüttetem Kaffee voll gesogen. Neugierig lauschte der Schwarzhaarige den 12Uhr-Nachrichten um heraus zu bekommen, was denn so schockierend war. Kaibas Gedanken drehten sich im Kreis. Deshalb das Verbrennen der Verträge. Deshalb der Ausraster. Deshalb die geröteten Augen, die aufgeschlagenen Knie... er sah förmlich vor sich, wie irgendein Weißkittel auf Nao zu stolzierte und ihr mitteilte, dass sie ab nun Waise war... wie die Kleine totenblass zu Boden sackte... Gut, ob sie nun wirklich eine Waise war oder ob ihre Mutter noch lebte wusste er nicht... da er es vorzog, nicht über seine Familie zu reden, verlor sie auch fast nie ein Wort über ihre... "Ach so, ich dachte schon es gibt was Neues..." Aus seinen Grübeleien gerissen schaute der Braunhaarige zu seinem Bruder, der sich gelangweilt neben ihm am Küchentresen niederließ. "Es kommt schon den ganzen Tag im Fernsehen, stimmt's?" Ein knappes Nicken. "Und immer wieder das selbe, die gleichen Bilder, das gleiche Gerede und so. Hast du schon mit ihr geredet? Geht sie jetzt zu ihrer Mutter nach Europa oder bleibt sie hier?" "Europa?" "Italien, da wo auch ihre Großeltern wohnen. Wusstest du das nicht?" Kopfschütteln. "Hm... na ja, vielleicht sagt sie ja was dazu, wenn sie das nächste Mal kommt..." "Das glaube ich eher nicht..." Ohne auf Mokubas fragenden Blick zu reagieren stand Kaiba auf, warf die durchnässte Zeitung weg und verschwand in der oberen Etage. Eines der Küchenmädchen wischte den Kaffeefleck weg und brachte dem jüngeren ihrer Herrn seinen geliebten Kakao. Leise seufzend legte Nao den Hörer auf. Diese beschissene Rumtelefoniererei... "Are you okay? D'you need anything?" Die Angesprochene schüttelte nur den Kopf und lächelte leicht. "I'm all right, just a bit stressed... Today is really the most fucking day in my whole life, I still can't believe, that it's not just a damned nightmare..." Sie zog ihr Handy aus der Tasche und durchwühlte die darauf gespeicherten Bilder, bis sie bei dem angelangt war, das sie am heutigen Vormittag geknipst hatte. "Well, there's at least one evidence, that the more weird part of today was real..." "And you really never recognized, that he's gay?" "I don't know, if he's gay..." Matt warf ebenfalls einen Blick auf das Foto. "He slept with a guy..." "But he slept with me, too... If he's gay, because he slept with a guy, it means he must be straight, when he sleeps with me... weird... maybe he's neither gay nor straight..." "Who cares anymore? It's over, isn't it?" Nao nickte und strich sich die Haare hinter die Ohren. Dann ließ sie sich erschöpft nach hinten auf ihre Couch sinken. "Matt?" "Hm?" "Could you arrange it, that there's no damn fucking press at my dad's funeral?" Der Ältere lächelte und stand auf. "Of course. And I swear I'll kill everyone, who appears there without invitation." "Thanks..." Schließlich ließ Matt seine Mitbewohnerin allein und ging nach unten in sein Zimmer. Sollte er es gut finden, dass sie sich so stark gab? Nicht mal in der Klinik hatte sie vor anderen geweint, sondern war ganz ruhig auf die Toilette gegangen um dafür allein zu sein. Nur ihre geröteten Augen hatten sie verraten, als sie wiederkam. Und seit dem Morgen hatte sie keine einzige Träne mehr vergossen. Randaliert ja, geheult nein. Von der Verwüstung, die sie in Kaibas Büro angerichtet hatte, hatte sie ebenfalls Fotos auf ihrem Handy - wahrscheinlich um sich selbst zu beruhigen, wenn ihr wieder danach war, etwas kaputt zu machen. Vor einer Stunde hatte ihre Mutter angerufen. Sie hatte im Fernsehen vom Tod ihres Exmanns erfahren und ihrer Tochter jede Unterstützung angeboten, die möglich war. Den Vorschlag zu ihr nach Europa zu ziehen hatte Nao zwar abgelehnt, einem Besuch in den Ferien jedoch lächelnd zugestimmt. Das letzte Treffen der beiden lag bereits drei Jahre zurück und bis auf einen monatlichen E-mail-Kontakt hörten sie normalerweise nicht sonderlich viel voneinander. Kurz nach der Scheidung war die damals 8jährige zwar wütend auf ihre Mutter gewesen, die einfach abgehauen war aber inzwischen verstand sie sie. Ihr Vater war zwar wirklich ein liebevoller Mann gewesen, aber es mangelte enorm an Zeit für seine Familie und die wenigen Stunden am Tag, die er nicht arbeiten musste, verbrachte er mit seiner Tochter, die er, sofern es die Schule erlaubte, auf seine Geschäftsreisen mitnahm. Seine Frau arbeitete zwar ebenfalls, bekam aber weder ihn noch das Kind oft zu Gesicht und wenn es denn doch einmal dazu kam, brach sie einen Streit vom Zaun und kurz vor dem Ende der Ehe ließ sie sich fast gar nicht mehr sehen. Heute konnte Nao in etwa nachempfinden, wie es ihrer Mutter damals ging. Auch wenn Kaiba und ihr Vater sich natürlich mehr als nur extrem voneinander unterschieden, so waren sie beide regelrechte Workaholics. Das Mädchen kannte das Gefühl, nur eine Art Wochenendbeschäftigung zu sein, und egal wie oft sie sich einredete, ihr wäre diese ganze Distanz recht, ab und an konnte sie nicht anders, als ihn dafür anzubrüllen. Klar, es war ungerecht. Wie konnte er wissen, dass sie ein Problem damit hatte, wenn sie es ihm nie sagte? Aber genau wie ihre Mutter damals, war auch Nao davon ausgegangen, dass es ihren Freund irgendwann ebenfalls stören musste, dass sie sich sozusagen nur auf vereinbarten Termin trafen. Ein Irrtum. Ihren Vater hatte es damals auch nie gestört. Er hatte nie begriffen, was er falsch gemacht hatte. Und Kaiba gab nach jedem Streit deutlich zu verstehen, dass er diese lauten Diskussionen sogar genoss, auch wenn er die genauen Ursachen dafür wahrscheinlich nicht einmal kannte. Vermutlich hätte Nao ihn also so oder so irgendwann verlassen, auch ohne seinen eher kuriosen Seitensprung... Vielleicht war es ja sogar besser, dass es jetzt schon aus war, am Ende wären sie sich vielleicht noch näher gekommen... Wer weiß, wie weh es dann erst getan hätte... __________________________________________________ Jaaaa... es is vorbeiiiii, bye bye Juuuuniiiimoooooond *mit nem Schuh beworfen wird* Okay, ich bin ja schon still o__o'V Ha! *whuahahahahahahahahahahahahahahahaaa* Keiner hatte auch nur den hauch einer Ahnung, WAS am Ende des letzten Chaps zerbrochen is *weiter irre lach* (dasses ne Metapher war, haben aber alle verstanden, ne? o.o) So, dieses war der 12. Streich, doch der letzte folgt... noch nicht. Ô_o Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)