Dandelion von Umi (Eine OC/Seto/Yami-Yugi Dreiecksgeschichte) ================================================================================ Kapitel 7: Shower ----------------- "Muto!" Der Angesprochene zuckte zusammen. "Im Unterricht wird nicht gegessen, vor die Tür!" Murrend stand Yami auf und folgte der Anweisung. Sein Aibou hatte doch nur ein bisschen ausschlafen wollen und er hatte ihm angeboten, für ihn so lange zu übernehmen... Woher hatte er den wissen sollen, dass Minamoto etwas gegen Lollies hatte? Er konnte doch nichts dafür, dass die Dinger so lecker waren... Und jetzt würde Aibou Ärger bekommen, nur weil er seinen Appetit nicht bremsen konnte... Schritte. Der Blondgesträhnte sah auf und ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. "Morgen, Kaiba. Verschlafen?" Die Antwort war nur ein gereiztes Zischen. "Nein, Arbeit. Und jetzt entschuldige mich, ich muss zum Unterricht!" "Schlechte Laune?" Der junge Firmenchef blieb stehen. Mit einem gereizten Funkeln in den Augen drehte er sich zu dem Kleineren um. "Und wenn schon. Was geht dich das an?" "Ich könnte Abhilfe schaffen." Noch immer schmunzelnd und mit einem fast schon obszönen Zwinkern leckte der Pharao über seinen Kirschlolli. Holla, der Größere schien wirklich schlecht drauf zu sein. Schon in der nächsten Sekunde fand Yami sich am Kragen gepackt an die Wand gepresst wieder, das Gesicht des anderen direkt vor sich. Seine tiefe, weiche Stimme... so nah... "Lass mich ab jetzt in Ruhe, verstanden? Wenn dir dein Leben lieb ist, kommst du mir nie wieder in die Quere. Und lass deine perversen Andeutungen stecken." Schon hatte Kaiba sich wieder abgewandt und betrat hoch erhobenen Hauptes die Klasse. Sein Rivale sah ihm nur verwundert nach. 'Was hat er denn? War doch nur Spaß...' Unruhig zupfte Nao an ihrer roten Seidenbluse herum und warf immer wieder einen flüchtigen Blick auf Kaiba, der - ohne sich durch ihre Anwesenheit stören zu lassen - mit ihrem Vater redete. Auch wenn er seit diesem seltsamen DuelMonsters-Duell mit diesem ominösen Yugi scheinbar etwas umgänglicher war... und seine ganze Art weniger "unheimlich" war... so wirklich wohl fühlte das Mädchen sich in seiner Gegenwart nicht. Ihr Vater wusste nichts vom genauen Hergang dieses Meetings, auf dem sie ihn vor einem Vierteljahr vertreten hatte... sonst hätte er sie an diesem Abend sicher nicht mitgenommen... Und nun war sie Zeuge eines mehr als nur langweiligen Geschäftsessens, bei dem nur über Aktien, Investitionen und Verkaufszahlen geredet wurde. Vor einer Stunde oder so hatten sich noch ein paar ältere Kerle dazugesetzt, die anscheinend auch damit zu tun hatten und mischten kräftig mit. Plötzlich regte sich jedoch etwas in der Runde. Die Männer nickten einander zu, gaben sich die Hand und schienen alles in allem sehr zufrieden mit sich und der Welt zu sein. Nao-san lehnte sich zu seiner Tochter und flüsterte ihr etwas ins Ohr. "Der formelle Teil des Treffens ist jetzt zuende, nachdem wir uns auf eine Summe geeinigt haben." Ach so. Klar. Schon verstanden... Einer der Alten winkte einer jungen Kellnerin zu und kurz darauf wurde Sake gereicht. Die älteren Männer lachten und auch Naos Vater musste schmunzeln - trinkfest wie er Kami sei Dank war. Der einzige bei dem jede Begeisterung ausblieb war Kaiba, der mit misstrauischem Blick seine Krawatte etwas lockerte. Scheinbar war er es gewohnt, dass man sich daran erinnerte, dass er noch minderjährig war und ihm deshalb nichts anbot. Aber was blieb ihm großartig übrig? Bei seinen Duellen und auch sonst konnte er eine große Klappe haben und wegen solchen Dingen einen Aufstand veranstalten, aber die Investoren würden einen Rückzieher machen, sollte er jetzt ablehnen. Sie würden ihn wieder als "Junge" bezeichnen, den man nicht ernst nehmen konnte. Also Augen zu und durch. Müde lehnte Nao auf dem Tisch und schlürfte leise an ihrem fünften oder sechsten Glas GingerAle, während die Gespräche um sie herum noch munter weiter gingen. Plötzlich erhob sich Kaiba mit einem flüchtigen Blick auf die Uhr. "Es wird Zeit, dass ich mich verabschiede. Ich habe noch zu tun." Distanziert wie immer reichte er jedem der Anwesenden die Hand - auch seiner ehemaligen Sandkastenfreundin - und verschwand dann zügig und überraschend geradlinig aus dem Restaurant. Nach einem kurzen Zögern entschuldigte Nao sich für einen Moment und folgte ihm dann nach draußen. Es hatte keinen speziellen Grund, dass sie das tat. Sie war einfach nur... neugierig... irgendwie... Sie fand ihn einige Meter abseits mit dem Rücken an einer Wand lehnend und telefonierend. Schließlich steckte er das Handy weg und fuhr sich mit einer erschöpften Geste durch die Haare. Im Licht der Straßenlaternen wirkte der junge Firmenchef bedeutend blasser als drinnen und scheinbar ging es ihm auch nicht wirklich gut... "Was willst du?" Das Mädchen zuckte leicht zusammen. Er hatte sie also bemerkt... Argh! "I-ich... drinnen wird geraucht, ich wollte einfach nur kurz an die frische Luft." Er nickte nur kurz und blickte dann auf die verlassene Straße vor ihnen. Es entstand die Art von Stille, gegen die Nao einfach nur allergisch war... diese - jedenfalls für sie - erdrückende und kalte Stille und dass sie beide etwa 5m voneinander entfernt herum standen lockerte die Situation auch nicht wirklich auf. Und obwohl ihr Gefühl ihr sagte, dass sie diese Distanz besser beibehalten sollte ging sie trotzdem langsam zu ihm und lehnte sich neben ihn an die Wand. Ohne auf so etwas wie eine Reaktion seinerseits zu warten schaute sie in den Himmel und hielt dabei ihre Hand vor die grelle Straßenlaterne, um wenigstens ein paar Sterne erkennen zu können. Wenn sie sich schon anschwiegen, als würden sie sich nicht kennen, dann konnten sie dabei genauso gut nebeneinander stehen, oder etwa nicht? "Lass es gut sein." Überrascht sah sie ihn an. "Was meinst du?" Seine Stimme klang eigentlich wie immer, nur etwas schleppender. Auch das war im Restaurant gar nicht wirklich aufgefallen. "Es ist bewölkt, du wirst eh nichts erkennen." Trotzig versuchte sie es trotzdem, ließ dann aber seufzend ihre Hand sinken und strich sich eine störrische Haarsträhne nach hinten. "Stimmt..." Wieder sah sie zu ihm... Und kassierte ein gereiztes Knurren. "Was glotzt du mich eigentlich die ganze Zeit an?" Gegen ihren Willen musste Nao schmunzeln. "Du bist betrunken." "Was du nicht sagst." Genervt öffnete Kaiba den Knoten seiner Krawatte und stopfte das Stück Stoff in seine Hosentasche. "War ja klar, dass du das lustig findest." "Hältst du mich etwa für schadenfroh?" So empört sie sich bemühte zu klingen... dieses dumme Grinsen, das einfach nicht verschwinden wollte, vermasselte alles. Aber sie konnte schließlich nichts dafür, er hatte immerhin gefragt, warum sie ihn anstarrte... "Ja." "Ich bin nicht schadenfroh!" "Natürlich nicht und ich bin der Weihnachtsmann." "Wirst du abgeholt?" Zum ersten Mal an diesem Abend sah er sie an. "Was?" Anscheinend hatte er den schnellen Themenwechsel nicht ganz mitbekommen... Für einen Moment wurde Naos Grinsen breiter, dann bekam sie sich wieder halbwegs in den Griff und schaute unschuldig auf die Straße. "Ich wollte wissen, ob du gleich von deiner Limo abgeholt wirst." Er nickte und wandte den Blick wieder ab. Also hatte das Mädchen erneut Gelegenheit ihn in aller Ruhe zu mustern... dachte es zumindest. "Du stierst mich schon wieder an." "Tut mir leid, aber ich kann nicht anders." "Mir egal, hör auf damit, verstanden?" "Reagierst du daheim auch so, wenn dein Bruder dich mal ansieht?" Schon bot sich ein Dejà-vue erster Klasse. Wütend packte Kaiba Naos Handgelenk und drückte es gegen die Wand, funkelte sie warnend an. "Misch dich gefälligst nicht in meine Privatangelegenheiten ein!" Diesmal blieb ihre Angst vor ihm allerdings aus. Irgendetwas in seinen Augen war anders... es war nicht nur dieses "Glasige"... es war... war der ganze Ausdruck. Das letzte Mal war er einfach nur höhnisch... überheblich... alles in allem einfach total gestört. Aber nun war da so etwas wie wirkliche Wut. Demnach hatte sie tatsächlich so was wie einen wunden Punkt getroffen. Ohne Scheu erwiderte sie seinen Blick. "Tut mir leid. War keine Absicht." Sein Griff lockerte sich und er lehnte wieder an der Wand, als wäre nichts passiert. Kurz darauf kam auch schon die Limousine und irgendwie schaffte Kaiba es sogar hinein, ohne auch nur ein bisschen zu schwanken. Für einen Moment bildete Nao sich sogar ein, er hätte ihr zum Abschied zugenickt, aber sicher war sie nicht. Seufzend wandte das Mädchen sich ab. Und wieder hatte sie eine Begegnung mit Seto Kaiba hinter sich gebracht, die man unter "Sinn- und zwecklos" verbuchen konnte. Trotzdem war es dieses Mal anders. Sie hatten miteinander geredet. Er hatte sie berührt, aber sie hatte keine Angst gehabt. Und er kam ihr auch nicht mehr so überdimensional groß und respekteinflößend vor. Allerdings hatte sie etwas gelernt: Man durfte sich auf keinen Fall in seine Familienangelegenheiten einmischen, sonst rastete er aus. Gut zu wissen. Nao hatte eine Aversion gegen schwache Menschen und wenn man Kaiba auf seine Familie ansprach, zeigte er etwas ähnliches wie Schwäche - sprich: etwas, das sie nicht sehen wollte. "Ai-chan? Ach, hier bist du." Ihr Vater kam auf sie zu. "Ich dachte schon, du bist auf dem Klo ertrunken." Er grinste. "Fertig da drin?" Ein Nicken. "Matthew holt uns auch jeden Augenblick ab." Ein kurzes, fast lautloses Stöhnen, das allerdings sogleich von den Lippen des ehemaligen Pharaos erstickt wurde. Durch halb geöffnete Augen konnte Kaiba auch in seinem Blick dieses Verlangen sehen. Dieses Feuer. Bei der nächsten Berührung ließ der Braunhaarige den Kopf nach hinten sinken, stieß an die kalten Fließen des Duschraums... Sie hatten nicht viel Zeit. Bald würde die nächste Sportstunde anfangen... vielleicht kam auch schon eher jemand... jeden Augenblick konnte man sie erwischen. Auf frischer Tat... Kaibas Hände suchten nach Halt, kamen aber nur an den Temperaturregler... Eiskaltes Wasser regnete auf sie herab und das stetige Rauschen übertönte die Geräusche, die die beiden Duellanten nicht zurückhalten konnten. Sie taten es doch wieder. So sehr sie sich aus dem Weg gegangen waren, als sie sich in der Dusche plötzlich gegenüberstanden... als die anderen schon längst ihre Sachen gepackt hatten und sich auf den Heimweg gemacht hatten... In dieser Stunde waren die Umkleiden leer, erst in der achten hatte die nächste Klasse Sport. Schon während des Unterrichts hatten sie sich immer wieder aus Versehen berührt... wie immer hatte Yugi für das Basketball seinem anderen Ich den Körper überlassen. Und wie immer war während des Spiels die Rivalität zwischen Yami und Kaiba in den Vordergrund getreten, das Teamwork, von dem ihr Sensei so oft redete, war vollkommen vergessen. Interessierte keinen. Es ging nur um sie, die Mannschaftskapitäne. Um selber nichts tun zu müssen wählten die anderen immer sie beide aus. Und während des Spiels lehnten sich alle mehr oder weniger zurück und beobachteten den Kampf. Nur zwei Leute mussten ein bisschen mitarbeiten, mussten den Einwurf machen nach jedem Korb. Alles andere spielte sich nur zwischen dem jungen Firmenchef und seinem ärgsten Konkurrenten ab. Und das nicht nur auf dem Spielfeld, sondern dieses Mal auch unter der Dusche. /Himmel, Yami, wie viele Spiele habt ihr denn gemacht?/ //Äh... viele... ziemlich viele...// Gähnend fuhr Yugi sich durch die Haare. /Mir tun alle Knochen weh... warum ist es eigentlich schon so spät?/ //Kaiba und ich mussten die Bälle einsammeln und so, weil wir wieder nicht genug Teamwork gezeigt haben. Ich hab danach auch noch getrödelt beim Duschen.// /Ach so. Hoffentlich macht Jii-chan sich keine Sorgen, wenn wir so spät erst auftauchen./ //Hm... ich bin müde.// /Dann schlaf erst mal, du hast heute lange für mich übernommen./ Ohne noch einmal zu antworten zog der Pharao sich in sein Puzzle zurück und dachte über den Tag nach. Er hatte Kaiba am Morgen nur kurz ärgern wollen... diese kleine Andeutung mit seinem Lolli war nicht ernst gemeint gewesen... aber als er dann in der Dusche plötzlich vor ihm stand... Müde legte Yami die Hand an die Stirn und seufzte. Er hatte sogar schon seinen Aibou belogen... und wenn er die Sache richtig einschätze, würde das auch nicht das letzte Mal gewesen sein... _________________________________________________________________ So... Wie man vielleicht sieht, versuch ich die Story voranzutreiben und trotzdem die Frage zu klären, wie Ai und Seto überhaupt zusammen kamen... Man tut was man kann, also, ich find das Chappie ganz annehmbar *das mit dem Geschäftsessen vergangene Nacht so einfiel* Bis denne Umi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)