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Himitsu no Mahou - alte Version

Alte Version 2004-2008
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Der erste Juni Teil Eins: Verbotene Gefühle

Der erste Juni Teil Eins

Verbotene Gefühle
 


 

Grey zog sich in aller Eile das weiße Oberteil an und entledigte sich seiner Menschenkleidung, die jetzt ohnehin fehl am Platze aussah, da seine Haare wie immer ihre natürliche Farbe angenommen hatten; weiß. Kaum hatten sie das Jenseits betreten, musste Seigi wieder einen abfälligen Kommentar über Greys wechselnde Haarfarbe von sich geben. Die Wut des Kaze war nur aufgesetzt gewesen. Er hatte andere Probleme als Seigis Trieb sich zu streiten. Alleine schon als Seigi Green ein weiteres Mal bewusstlos geschlagen hatte… es hatte überhaupt keinen Grund dafür gegeben. Sie hatte sich die ganze Zeit über nicht gerührt. Seigi hatte es einzig allein nur um Grey zu reizen. Ohne Erfolg. Grey hatte sich selbst jegliche Gefühle untersagt und er würde es auch beibehalten. Selbst wenn sie Green vor seinen Augen töten würden, würde er hart bleiben.

Auch wenn das der wohl schwerste Akt seines Lebens sein würde… Wozu hatte er sie damals gerettet wenn sie jetzt unter solch schrecklichen Umständen sterben würde? Wo war die Gerechtigkeit?

Grey durchstreifte die verschnörkelten Gänge, scheinbar, ziellos. Unter den anderen Hikari fiel er nicht sonderlich auf, besonders da er niemanden grüßte, auch nicht als er an Lili vorbei ging. Doch er war nicht der Einzige der nicht grüßte. Es war ungewöhnlich ruhig, zwar waren die Gänge genauso voll wie sonst auch, doch es wurde nicht gesprochen. Nur ein zurückgehaltenes Flüstern hing in der Luft welches unverständlich war. Es machte die Atmosphäre unheimlich und bedrückend. Entweder Grey täuschte sich oder er traf wirklich keinen der Hikari der ein Standartlächeln auf dem Gesicht hatte. Wahrscheinlich war dies nun überflüssig.

Kaum hatte Grey nicht auf seinen Weg geachtet und schon stieß er mit jemanden zusammen. Sofort wollte er um Verzeihung bitten doch er kam nicht dazu.

„Was fällt dir ein?! Fehlt dir die Fähigkeit des Nachvornesehens?!“ Der Angesprochene war so sprachlos von dieser Unfreundlichkeit, dass es ihm nicht gelang zu antworten. Der Hikari beachtete ihn nicht weiter und ging an ihn vorbei. Die Spannung war wahrlich zum reißen gespannt, wenn es einen Hikari, der nicht Shaginai hieß, dazu brachte die Etikette zu vergessen… Dieser Umstand verstärkte das sich ausbreitende schlechte Gefühl Greys.

Kaum war er jedoch um die Ecke gebogen, musste er sich keine Sorgen mehr machen mit einem Hikari zusammen zu prallen. Absolut tot lag der Gang vor ihn. Nur zwei Tempelwächter bewachten eine simple Tür auf die Grey zuschritt. Die beiden Wächter regten sich nicht als er vor der Tür stand. Sie blinzelten nicht einmal.

„Ich möchte zu meiner Kurai Yogosu Hikari Green.“ Ohne einen Laut zu verursachen schritten sie zur Seite. Greys Blicks wurde skeptisch als er vorbei ging und die Tür öffnete. Warum hatten sie ihn nicht nach seiner Autorität gefragt?

Doch alle Skepsis verflog als er in den Raum trat. Im Jenseits gab es keine Kerker oder Gefängnisse, wo sie Green hätten hinbringen können. Daher war sie in einem kleinen Raum untergebracht der buchstäblich aus nichts bestand. Es war als würde man ins Nichts eintreten. Kein Boden und auch keine Decke waren zu sehen. Alles war weiß in weiß. Als Grey eintrat verschwand sogar die Tür hinter ihm.

„Bist du mein Henker, Bruder?“ Green saß auf dem unsichtbaren Boden. Sie stach so heftig hervor wie noch nie, sie trug nämlich ein pechschwarzes Kleid. Doch nicht nur das. Auch ihre Hände waren schwarz und das bisschen was aus dem Kleid heraus zu sehen war. Es war kein Fleckchen Haut zu sehen, außer ihrem Gesicht. An ihren schwarzen Handgelenken leuchteten die Reifen der Catehitsui. Jedoch waren sie nicht aktiviert. Was sich wohl jederzeit ändern konnte. Die zum Tode Verurteilte hatte den Rücken zu ihm gekehrt und hatte auch nicht über die Schultern geblickt, als er reingekommen war.

Grey ging auf sie zu. Keine zwei Schritte gelangen ihm, ehe er von einer unsichtbaren Mauer auf gehalten wurde. Verwundert tastete er diese ab. Es fühlte sich an wie Glas.

„In zwei Stunden findet dein Prozess statt.“ Green horchte auf.

„Ich bekomme einen Prozess?“

„Ja. Das ist deine letzte Gelegenheit dich deiner Schuld zu bekennen.“

„Welcher Schuld?“ Grey wurde langsam wütend, hielt seine Gefühle jedoch zurück.

„Stell dich nicht blöd. Du weißt genau wovon ich spreche!“ Zum ersten Mal sah seine Schwester über die Schulter und sagte abfällig:

„Soll das heißen, dass wenn ich um Verzeihung flehe, ich nicht hingerichtet werde?“

„Nicht nur. Du musst einer Läuterung zustimmen.“ Green antwortete nicht, ihr Blick jedoch sprach Bände und diese waren gefüllt von Widerwille.

„Green, ich bitte dich! Dieser Halbling kann es nicht wert sein dass du seinetwegen in den Tod gehst!“

„Gib Gary nicht die Schuld. Er kann nichts dafür, dass ich mich in ihn verliebt habe.“ Auch wenn Grey davon wusste, trafen ihre Worte ihn hart. Sie sagte dies ohne sich zu schämen, einfach ehrlich gerade aus und der Kaze zweifelte nicht daran, dass sie es vor deren ganzen Familie laut sagen würde.

„Dass Liebe eine Sünde ist… hätte ich nicht gedacht. Aber wenn es so ist…“ Green lehnte sich an die Scheibe und sah nach oben.

„Dann werde ich als Sünderin sterben… niemals werde ich meine Gefühle leugnen.“
 

Tinami blätterte durch die vergilbten Seiten ihres Exemplars des Zweiten Bandes der Dämonen Enzyklopädie. Irgendwo bei Seite 512 hörte sie auf und fing an zu lesen. Die Kikou murmelte etwas vor sich hin und ihre Stirn legte sich in Falten. Hinter ihr erklärte Gary schon zum wiederholten Male seinem Bruder die Situation. Er war es gewesen der ihn gefunden und Tinami gerufen hatte. Zusammen war es ihnen gelungen Gary zu ihr zu bringen. Er war nach wie vor bewegungsunfähig.

Fluchend griff Tinami nach ihrer Luppe. Die Schrift war zu klein.

„Tinami-san, es eilt!“, kam es von Gary.

„Ruhe!“, bellte Kaira, die am Ende des Zimmers mit verschränkten Armen stand.

„Habt ihr überhaupt eine Ahnung was sie da gerade für euch macht?! Wenn es wahr ist und die heiligen Hikaris Najotake mitgenommen haben um sie zu töten, haben wir nicht das Recht uns in ihre Pläne einzumischen. Schon gar nicht euch zu helfen!“

„Aber Green-chan ist doch eure Hikari…“, wandte Siberu ein.

„Das spielt dabei überhaupt keine Rolle! Das Wort der Hikari ist Gesetz! Wenn sie der Meinung sind, dass Najotake den Tod verdient, dann ist es die Wahrheit! Asuka könnte wegen euch enorme Strafen erleiden…“

„Ich hab‘s“, unterbrach Tinami die kleine Auseinandersetzung und die Blicke aller gehörten ihr.

„Hier steht geschrieben, dass zerstörte Nerven sich bei eurer Rasse nach vier Tagen wieder generieren.“

„Vier Tage?!“

„Vier Tage haben wir nicht! Wir haben siebzehn Stunden. Tinami-san, ich bitte dich. Finde eine Möglichkeit.“ Die Kikou sah über die Schulter zu Gary, der das eben gesagt hatte. Auch Siberu sah ihn an.

„Willst du damit andeuten, dass du ins Jenseits einmarschieren und Ee-chan retten willst?“ Ein verächtliches Lachen war von Kaira zu hören, sie verdrehte die Augen. Gary achtete nicht auf sie. Todernst sah er Tinami an. Diese wandte sich wieder von ihm ab, seufzte tief und sagte:

„Und wieder jemand der sich in die Liste von Selbstmördern eintragen kann…“ Jetzt mischte sich auch Siberu ins Gespräch.

„Dann mach ich das eben!“

„Nummer zwei der Selbstmörder…“ Tinami wurde überhört.

„Vergiss es, Silver.“

„Im Gegensatz zu dir kann ich mich aber bewegen. Ich nehme an das erhört meine Chancen.“

„Für diesen Akt bist du nicht geschaffen. Es benötigt strategisches Denkvermögen.“

„Soll das heißen ich hätte kein Hirn?!“

„Nein, das soll heißen, dass dein Hirn nur mit Frauen und Verwüstung gefüllt ist.“

„Ich gehe. Du wirst mich nicht aufhalten können!“

„Das Ganze geht dich nichts an, Silver!“

Schweigen.

Siberu schien sich nicht entscheiden zu können wie er gucken sollte. Er suchte nach den richtigen Worten um etwas zu erwidern, tat es jedoch nicht. Zweifelnd sah er seinen Bruder an, als würde er um eine Erklärung betteln, die er insgeheim wusste. Tinami war es, die das Gespräch wieder aufnahm. Sie schlug das Buch zu, setzte sich auf dem Tisch und sagte:

„Ga-kun ich schätze deine Intelligenz. Das habe ich immer getan. Aber in diesem Falle scheinst du derjenige zu sein, der seinen Kopf nicht einschaltet.“ Gary sah sie verdattert an, so ernst hatte er Tinami noch nie erlebt. Sie sah richtig wütend aus.

„Ich erläutere euch mal die Situation, da ihr Beide scheinbar nicht mehr in der Lage seid klar zu sehen. Ihr wollt ins Jenseits um Green vor einer Hinrichtung zu befreien. Schön und gut, wie wollt ihr hinkommen? Ich habe zwar ein Gegenmittel, aber glaubt ihr das Tor steht offen und bittet euch herein? Nehmen wir mal an ihr gelangt ins Jenseits… Habt ihr eine Ahnung wie es dort vor sich geht? Das Jenseits ist ein Ort der vollkommen aus Magie besteht; Lichtmagie. Er besteht aus einem komplexen Gang Werk, in dem sich nur die Hikari selbst auskennen. Dies hat nichts mit einem guten Orientierungssinn zu tun. Jeder ungebetene Gast wird sich in den Gängen verirren und niemals ankommen, denn der Weg öffnet sich nur für die Lichtwächter! Mit Anderen Worten: Ihr würdet ins Jenseits gelangen und in innerhalb von kürzester Zeit auf Grund von Lichtintus verrecken! Und jetzt kommen wir zum stärksten Argument: Wisst ihr, wie viele voll ausgebildete Hikari dort ihren Tod fristen? Glaubt ihr sie haben ihre Kampfkünste und ihre Lichtmagie verloren, nur weil sie tot sind? Dass deren Fähigkeiten eingerostet sind? Ich kann euch garantieren das sind sie nicht. Diese Hikari sind alle auf Rang eins, sie sind ausgezeichnet worden und das nicht fürs Blumen pflücken! Also… meine lieben Freunde… habt ihr einen Plan der mich überzeugen kann?“ Die Antwort kam sofort:

„Nein“, gab Gary zu, doch nach wie vor war er ernst. Ihre Worte schienen ihn nicht im Geringsten verunsichert zu haben. Im Gegensatz zu Siberu. Dieser biss sich auf die Unterlippe und war in seinen Gedanken vertieft.

Tinami schlug die Augen nieder.

„Dachte ich mir.“ Gary sah zu Siberu, der seinen Blick sofort bemerkte. Der Blickkontakt hielt nicht lange, doch der Rotschopf schien dennoch die stumme Botschaft verstanden zu haben.

„Ich möchte ein Wort mit Silver sprechen. Alleine. Daher bitte ich euch darum, den Raum zu verlassen, da ich mich nicht bewegen kann.“
 

Green wusste nicht wie sie sich fühlen sollte. Einerseits hatte sie Angst, doch dafür war sie fast schon zu ruhig. Ihr Herz schlug ebenmäßig, kein Anzeichen von Nervosität, auch wenn ihr Gehirn ihr sagte, dass sie allen Grund dafür hatte. Sie war alleine. So alleine wie noch nie zuvor in ihren Leben. Abgrenzt von der Welt – nicht viele Stunden von ihrem Tod entfernt. Grey hatte sich nun auch von ihr abgewandt. Wahrscheinlich war dies auch besser so, auf diese weiße kam er wenigstens nicht mehr ihretwegen in Gewissenskonflikte. Green wusste nicht ob er anwesend war. Sie hatte sich generell nicht im Ratssaal umgeschaut, als sie von zwei Tempelwächtern hereingeführt worden war. Ununterbrochen sah sie unerschrocken zu ihren Großvater. Sie hatte sich geschworen: Egal was er mit ihr tun würde, sie würde keine Reue zeigen und auch nicht verzweifeln. Wenn sie sterben würde – dann mit erhobenen Kopf.

„Kurai Yogosu Hikari Green“, begann Shaginai und es war unüberhörbar wie sehr er Green verabscheute, doch sie ließ sich davon nicht beeinflussen. So das er mit der gleichen Tonlage fortfuhr:

„Es wurde einstimmig (bei diesem Wort sah er sich im Saal um) beschlossen, dass deine Hinrichtung in siebzehn Stunden in diesem Saal stattfinden wird. Wenn du dich in dieser Zeit deinen Sünden bekennst und einer Läuterung zustimmst, wird die Strafe von dir fallen.“ Er sah sie siegend an, wahrscheinlich weil er wusste, dass Green dem niemals zustimmen würde. Grey jedoch biss sich auf die Lippe und flehte seine Schwester stumm an, sie würde ihre Meinung ändern. Doch das tat sie nicht. Green sah stur und selbstsicher ihren Großvater an und fragte:

„Gibt es etwa eine Regel die die Liebe verbietet?“ Die Überlegenheit ihres Großvaters geriet ein wenig ins Wanken. Scheinbar hatte er dies nicht als Antwort erwartet. Als Green ihre Aufklärung erhielt, sah sie zum ersten Mal von ihm weg. Die Hikari die antwortete, erkannte die Verurteilte als Lili wieder. Sie war die Schriftführerin des Gerichts, wie es den Anschein hatte.

„Es existiert keine Regel die dieses Gefühl verbietet. Liebe ist ein gesegnetes Empfinden.“ Shaginai schien die Entwicklung nicht zu gefallen.

„Lili-san, tue uns allen den Gefallen und zitiere Regel 2A. Damit wir dieses Thema abharken können.“ Ohne auch nur in das dicke Buch hineinzugucken, welches vor ihr auf den Tisch lag, zitierte sie:

„Es ist ein verbotenes Unterfangen ein Gefühl auf Basis der Freundschaft und der Liebe für ein Wesen mit dämonischem Blut zu hegen. Seite Elf. Absatz Dreizeh...“

„Danke, Lili-san!“, wurde sie unterbrochen und sofort war ihr Selbstvertrauen wieder im Keller. Sie senkte den Blick, schnappte sich ihre Feder und schrieb weiter.

„Noch etwas dazu beizutragen, Angeklagte?“, kam es diesmal von Hizashi. Green sah aus den Augenwinkeln zu ihm. Von dem strahlenden Lächeln, welches er damals, als sie ihn als Lehrer gesehen hatte, für seine Schüler übrig hatte, war nichts mehr zu sehen. Seine Augen schienen aus weißem Stahl zu sein.

„Ja, das habe ich. Als ich ihn kennenlernte wusste ich nicht, dass er ein Halbdämon ist.“

„Soll das eine Entschuldigung darstellen?“, antwortete ein Hikari spöttisch den sie nicht kannte.

„Nein. Ich stehe zu meinen Gefühlen. Es interessiert mich nicht ob er ein Dämon ist oder nicht. Ich liebe ihn als Mensch.“

„Nach deinen Worten zu urteilen liebst du einen Mörder.“ Dies gab in Green einen Ruck und zum ersten Mal seitdem sie den Saal betreten hatte, bröckelte ihr Selbstvertrauen. Denn die Hikari die dies gesagt hatte, war ihre Mutter gewesen. Green sah zu ihr, versuchte ihre Gefühle zu verbergen. Es war deutlich ein schwieriges Unterfangen, denn Whites abweisende Position war mehr als schmerzhaft. Auch ihre Augen waren ohne jeglichen Funken Wärme.

„Wenn es danach geht… sind wir alle Mörder.“ Man sah es White nicht an, doch sie musste ein Schmunzeln unterdrücken. Denn dies waren ihre Worte gewesen (Kapitel 17 „Das heilige Reich der Hikari“). Green hatte sie einfach nachgesprochen.

„Ich habe sicherlich nicht so viele getötet wie er. Doch ich bin mir sicher dass ihr es garantiert schon getan habt!“

„Hüte deine Zunge, Yogosu“, kam es diesmal von Adir, der auch fortfuhr ohne sie anzusehen.

„Ich hoffe du wolltest uns Hikari damit nicht auf die gleiche Stufe wie Dämonen stellen.“ Green öffnete den Mund um zu erwidern, kam jedoch nicht dazu.

„Warum hast du dich in ihn verliebt?“ Die Verurteilte war über diese Frage verwundert die eine ihr unbekannte Hikari fragte.

„Liebe lässt sich nicht erklären.“

„Wie wahr. Es ist… Schicksal. Und er scheint es nicht gut mit dir gemeint zu haben.“ Green verstand was sie meinte. Oder eher, wem sie meinte. Inceres. Sie musste in sich hinein lächeln.

„Nicht gut? Das sehe ich anders. Wenn es wirklich sein Verdienst war, dann danke ich ihm vom ganzen Herzen, dass ich nicht nur Gary kennen gelernt habe, sondern auch Sibi. Es ist mir egal ob ich dafür sterbe! Die Zeit die ich mit ihnen verbracht habe… sind zu wunderschönen Erinnerungen geworden, für die es wert ist zu sterben. Ich bereue keine einzige Sekunde die ich bei ihnen sein dürfte. Sie haben mein Leben lebenswert gemacht.“ Die Antwort auf diese Widerlichkeit war ein angespanntes Schweigen. Die meisten wollten ihren Ohren nicht trauen. Einer von ihnen schwieg jedoch nicht, weil er davon angewidert war, sondern aus Beeindruckung. Adir hatte sich ein wenig vorgelehnt, er hatte die Verurteilte, genau wie Shaginai, perfekt im Blick. Es war eine Schande, dass sie sterben würde. Wenn es nicht ihrer Unreinheit wegen wäre, wäre sie als Hikari weit gekommen. Denn nicht nur ihre Worte sprachen von Selbstvertrauen, sondern auch ihre Haltung, die Art wie sie ihrem eigenen Tod aufrecht in die Augen sah – einen unbeugsamen Willen. Adir fragte sich, wie das Schicksal sich entwickelt hätte, wären die Karten anders gefallen. Wenn man sie vor den beiden Halblingen isoliert hätte. Wenn man diese junge Hikari hätte läutern können. Mit ihrer Willensstärke… wäre sie da nicht wahrlich die Tochter Whites gewesen? Würden diese königsblauen Augen auch im Anbetracht des Leids, des Schreckens und des Grauens, welches die Elementarkriege mit sich brachten, standhaft bleiben? Oder würde dieses unnormale blau in Tränen untergehen?

Adir lächelte in sich hinein. Er würde niemals eine Antwort bekommen.

Anders als Green, die sich jetzt abermals mit ihren Großvater auseinandersetzen musste. Seine Stimme konnte er nur mit Müh und Not zurück halten und da Adir nur zwei Plätze von ihm entfernt saß, konnte er sehen, wie seine Fäuste vor Wut zitterten.
 

Sie kommt ganz nach dir, Shaginai. Ist es das der Grund warum du sie so sehr hasst?
 

Manchmal wünschte sich Firey sie hätte mehr als Wächter gelernt. Es war ein halbes Jahr her seitdem sie sich ihres Daseins bewusst geworden war und was hatte sie gelernt? Nicht viel… Ihr Element geriet öfter außer Kontrolle und nicht selten war es vorgekommen, dass sie etwas, außer der Zielscheibe, in ihrer Umgebung in Brand gesetzt hatte. Sie wunderte sich immer wieder, dass Tinami und auch Grey nie wütend geworden waren, über Fireys Fehler. Weil sie wussten, dass sie sowieso zu nichts gut war? Manchmal kam es ihr jedenfalls so vor… Das aufmunternde Lächeln, mit den Worten „Du wirst es schon noch lernen.“, hatte ihr schon beim zweiten Patzer nicht mehr gefallen und jetzt waren die Patzer zu Unmengen angewachsen. Strengte sie sich nicht genug an? Bemerkte ihr Element ihre Unsicherheit? Oder war sie einfach unfähig?

„Als Wächter bist du genauso wenig zu gebrauchen, wie als Frau, ne Hinako-chaaan?“

Ohja, wie Firey es sich wünschte ihm eins auszuwischen. Man konnte fast schon behaupten dieser idiotische Rotschopf wäre ihre Motivation. Immer wenn sie nicht weiter konnte, wenn ihr Körper an seine Grenzen gestoßen war, rief sie sich automatisch eine seiner Abermillionen Beleidigungen in den Kopf und schon hatte sie wieder genug Wut im Bauch im weiter zu machen… Ja, so konnte man doch fast sagen er wäre zu etwas zu gebrauchen!

… Aber eben nur fast.

Irritiert schüttelte Firey den Kopf und beschleunigte ihre Schritte. Sie war nicht beim Training, also hatte sie auch keinen Grund an Bakayama zu denken. Ihre Gedanken sollten zum Anfangspunkt zurückkehren. Zu Green.

Eigentlich hatte die Feuerwächterin nur vorgehabt Green wegen der Hausaufgaben anzurufen, denn Sho war seit geschlagenen sechs Stunden auf Shoppingtour (leider mit der Limousine… also war Firey gezwungen zu gehen), so dass sie ihre große Schwester nicht hätte fragen können… und kaum hatte Firey Greens Nummer gewählt, bekam sie eine panische Pink an den Hörer.

Sämtliche Wörter waren danach unverständlich gewesen. Erst als Daichi das Reden übernommen hatte, hatte sie etwas verstanden…
 

„Hinako-san?“

„Ja, kann ich Green sprechen? Was ist denn mit Pink los?“

„Pink ist ein wenig panisch…“ Ein wenig?!

„… auf Grund von Green-sans Verschwinden.“

„Verschwinden?“

„Weißt du das nicht?“

„Sonst würde ich sie wohl kaum sprechen wollen…“

„Oh... ja stimmt“, sagte er und lachte ein wenig verunsichert. Die liebe Liebe, dachte Firey und verdrehte die Augen. Hoffentlich würde sie niemals ein Opfer davon werden.

Daichis Stimme wurde ernst.

„Ich weiß nicht viel. Nur, dass Green-san verschwunden ist…“

„Was? Was macht sie nur! Letzten Monat war sie doch auch schon…“

„Diesmal ist es was Anderes. So wie es klingt… haben die heiligen Hikaris Green mitgenommen.“

„“Mitgenommen?““

„Entführt trifft es eher…“

„Entführt?! Aber… das ist doch ihre Familie?“

„Tut mir Leid, ich weiß nicht viel, da ich auf Pink aufpassen muss.“

„Wo muss ich hin um etwas zu erfahren? Warte, wo ist Gary-san und sein bekloppter Bruder?“

„Ähm… bei Tinami-san, denke ich…“

„Danke!“ Und damit war das Gespräch beendet.

Also war Firey jetzt, um kurz vor 24 Uhr, dabei zu Tinami zu kommen. Auch diesmal verfluchte sie den Umstand, dass sie des Teleportieren nicht mächtig war. Ihr Weg zu Tinami kam ihr zu Fuß um einiges weiter vor als auf der Rückbank der Limousine... und das wo sie beide im gleichen Teil von Tokio wohnten und der Abstand also nicht besonders groß war. Als sie am Observatorium angekommen war, war sie richtig aus der Puste. Firey wusste, dass es sich nicht gehörte, dennoch ging sie durch die nicht verschlossene Haustür hinein ohne zu klingeln oder zu klopfen. Sie hatte es zu eilig als auf Höflichkeit zu achten. Im Flur standen Tinami und Kaira, beide an das Glas der Vitrinen gelehnt. Beide sahen auf als Firey rein kam. Sofort überkam sie das schlechte Gewissen des Regelbruches und sie sah zur Seite.

„Tut mir Leid… Ich…“ Tinami lächelte.

„Wir sind wohl heute alle etwas von der Rolle, ne?“ Ein leichtes Lächeln bekam Firey gerade noch hin, ehe sie wieder ernst wurde.

„Wo sind die Beiden?“ Kaira zeigte auf die Tür und ihre Freundin wollte gerade sagen, dass die Dämonenbrüder nicht gestört werden wollten als Firey schon die Tür öffnete.

„…Ich denke nicht, dass die Hohen von uns erwarten, dass wir so weit für…“ In diesen Moment verstummte der Rotschopf, denn er hatte den anderen Rotschopf entdeckt, der jetzt in der Tür stand. Sein Blick verfinsterte sich automatisch als er sie fragte ob sie nicht wüsste was Anklopfen bedeutete.

Darauf ging Firey überhaupt nicht ein. Während sie zu Gary sah, lief der Satz Siberus ihr noch einmal durch den Kopf. Was hatte er damit gemeint? Mit dem Satz konnte sie nichts anfangen…

„Was ist hier los?“ Diesmal war sie es die nicht beachtet wurde. Seelenruhig holte Siberu ein Haargummi aus der Jackentasche und hatte in nur wenigen Sekunden seine dunkelroten Haare zu einem perfekten Zopf gebunden. Mit einem Blick den Firey nicht einordnen konnte, sah er zu seinem großen Bruder herüber.

„Bist du dir absolut sicher?“

„Ja.“ Kein Zögern. Keine Unsicherheit. Gary war sich seiner sicher. Warum teilte Siberu dieses Gefühl nicht? Sie gingen zu weit…

Keine Sorge, Silver, sagte er sich selbst, wenn was passiert, gibst du deinem Bruder die Schuld. Perfect!

Siberu sah zu Tinami, dabei kreuzte er den Blick Fireys… und plötzlich kam ihn die perfekte Idee. Zusammen mit dieser bekam er sein Selbstwertgefühl zurück und auch seinen Spaß an der Sache.

Was sollte schon schief gehen… Sie waren Profis.

Der Halbdämon grinste. Das war das Letzte was Firey von ihm sah, ehe sie einen festen Griff um ihre Taille verspürte. Zuerst beschleunigte ihr Herz sich aus Scham, doch schnell wurde ihr bewusst wozu dies gut sein sollte. Siberu hielt seine andere Hand flach an ihren Hals, diese wurde von einem schwarz leuchtenden Wirbel umgeben.

„Raus mit dem Gegengift, oder die Kleine ist einen Kopf kürzer.“
 

„Waren das deine letzen Worte?“ Green nickte. Es war alles. Jetzt war alles gesprochen worden. Alles war aus. In siebzehn Stunden würde sie genau hier, auf diesen Punkt, sterben. Immer noch kroch keine Angst in ihr empor. Nicht einmal der Gedanke, wie sie sterben würde, löste irgendwelche Gefühle in ihr aus. Es war alles gleichgültig.

„So sei es“, der Hikari der dies gesagt hatte war einer den Green nicht wiedererkannte. Sie hatte wohl ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Er bewegte beifällig die Hand und eine der vielen Säulen schien sich in Lichtpartikel aufzulösen, nur um danach neue Form anzunehmen; die einer Uhr. Jedoch hatte diese nur 17 Ziffern. Es war deutlich, dass der Sonnenförmige Zeiger sich Greens Tod näherte. Es war nicht gerade ein schönes Gefühl seiner eigenen ablaufenden Uhr zuzuschauen...

Der Anblick währte jedoch nur so lange, bis jemand vor ihrem Blickfeld auftauchte. Green brauchte nicht lange um ihr Gehirn dazu zu bringen, ihre Überraschung zu überwinden und festzustellen, dass es sich um Shaginai handelte. Was…?

„Auf die Knie, Unreine.“ Greens Blick wurde skeptisch. Sie öffnete den Mund um ihn eine zickige Bemerkung an den Kopf zu werfen, jedoch wurde sie schon zu Boden gedrückt ehe ihre Proteste zu hören waren. Die Catehitsui schienen plötzlich vom Boden magnetisch angezogen zu sein und machten es Green unmöglich sich aufzurichten.

„Sogar der Boden ist zu gut für dich.“ Die Verurteilte starrte ihn nur widerwillig an, den Schmerz in ihren Beinen verdrängend. Shaginai streckte die Hand nach ihrer Brust aus. Greens Blick wurde eine Spur verunsicherter, was er mit Freuden bemerkte. Sie wusste was er wollte. Dennoch konnte sie es nicht verhindern als er es umsetzte:

Shaginai packte das Glöckchen.

„Du hast es keine Sekunde lang verdient!“

Was meinte er? Das Glöckchen als Relikt, Beweis dafür, dass sie eine Hikari war… oder ihr Leben, welches von diesem kleinen Ding abhängig war?

Wahrscheinlich beides…

Als er ihr das Glöckchen vom Hals nahm, spürte Green sofort die Folgen dieser Tat. Ihr Körper zog sich zusammen, ihr Herz schmerzte als hätte man eben dieses genommen. Den Drang die Hände auszustrecken und es sich zurückzuholen – wenn auch mit Gewalt, war überwältigend. Nur mit Müh und Not konnte Green es zurückhalten, wie auch das Flehen und Bitten es wieder zu bekommen.

„Sonst irgendwelche Relikte die ihrer unwürdig sind?“ Jetzt stand nicht nur Shaginai vor ihr, sondern auch die anderen Hikari. Jetzt wurde Green erst bewusst, dass gar nicht so viele anwesend waren. Es waren neun. Zwei die sie nicht kannte, Hizashi, Lili, Mary, Seigi, Adir, White und als Richter Shaginai. Am Rand sah sie auch Grey, doch ihn zählte sie als Hikari nicht hinzu. Auch wenn er momentan genau wie sie aussah. Weiße Haare. Prächtige weiße Uniform… und sein Blick war genauso kalt, wie die der Vollhikari. Das war wirklich das einzige was sie beirrte… dass ihre Mutter und ihr großer Bruder sich von ihr abgewandt hatten. Sie war vollkommen allein. Genau wie früher. War es nicht Ironie, dass sie allein geboren war und auch alleine sterben würde?

„Sie trägt Ohrringe!“, sagte Seigi und fügte satirisch hinzu:

„Und obendrein hat sie diese von ihrem Halbling.“ Zum ersten Mal fiel Greens Gesicht vor Schrecken zusammen. Alles… aber nicht die Ohrringe! Es war das Einzige was ihr noch geblieben war… das Einzige was sie noch von Gary hatte…

Wieder war es Shaginai der diese Aufgabe übernahm. Natürlich fiel ihm Greens veränderte Gefühlslage auf. Wäre dies nicht gewesen, wären ihm die Ohrringe wahrscheinlich egal gewesen.

Green wich zurück und zu der Überraschung aller schlug sie Shaginais Hand weg.

„Wie…“ Wie war es möglich, dass eine Unreine wie sie, die Catehitsui, an ihren Händen, aus eigener Kraft überwunden hatte? Für einen ausgebildeten Vollhikari würde dies zum Einmaleins gehören… doch sie? Wie hatte sie die Magie eines anderen Hikari überwinden können? Dazu kam, dass es ihr anzusehen war, dass sie es nicht einmal bemerkt hatte. Die Verurteilte konnte sich keinen Reim daraus machen, warum sie angestarrt wurde, als hätte sie soeben ein Wunder vollbracht.

Shaginai war der Erste der so tat als hätte er nichts gesehen. Mit einem finsteren Blick, der, verbotenerweise, dem Blick eines Dämons glich, packte er Green am Handgelenk. Dadurch verstärkte er die Catehitsui. Es war deutlich, dass er seine Wut nicht länger unter Kontrolle hatte, die Ketten verstärkten sich so sehr, dass Green ein Aufschreien unterdrücken musste. Sie schnitten sich in ihr Fleisch und Blut spritzte auf den weißen Marmor.

„SHAGINAI!“, rief Adir um seinen Tun Einhalt zu gebieten. Doch er hörte nicht. Lili keuchte auf und versteckte sich hinter Seigi. Ihr Gewissen hielt dem Anblick nicht länger stand.

Adir packte Shaginai an der Schulter.

„Shaginai, es REICHT.“ Wütend ließ der Stolze von seiner Enkelin ab und befreite sich von der Hand seines Mithikaris.

„Es reicht?! Wie kannst du das behaupten! Seid ihr blind?! Habt ihr nicht gesehen, was sie getan hat?! Yogosu hat Lichtmagie entzweit, mit Hilfe von der Magie der Dunkelheit! Wir können von Glück sprechen, dass es in weniger als 17 Stunden aus ist, ansonsten wäre sie...“

„Das mag sein“, mischte sich nun auch Hizashi ein und wagte es Shaginai zu unterbrechen.

„Aber ich denke nicht, dass dies ein Grund zu solch einen Akt ist. Sie verschwenden ihre Magie und Nerven. Obendrein haben Sie den Boden befleckt.“ Aus den Augenwinkeln sah er zu Grey, seine Angst vor Blut noch in den Hintergedanken. Wie er es sich gedacht hatte, sah der Halbhikari weg, er hatte die Hand vor dem Mund. Dass Grey aus einem anderen Grund die Farbe verloren hatte, ahnte er nicht…

Shaginai sah abwechselnd von Adir zu Hizashi. Die Worte des Letzteren schienen ein wenig Wirkung gezeigt zu haben.

„In der Tat, ich habe übertrieben und mir meine Hände schmutzig gemacht. Seht bitte über meiner Missetat hinweg.“ Der Erhabene senkte kurz pflichtbewusst den Blick und wandte sich dann, wieder beruhigt, seinen Pflichten zu.

Green war absolut erstarrt. Die Catehitsui waren zwar nicht mehr zu fest, dass sie sie verletzten, jedoch so stark, dass es ihr nicht gelang sich zu bewegen. Sie hatte keine Ahnung wie und ob sie überhaupt Magie der Dunkelheit beschworen hatte. Sie fühlte sich hilflos. Hilflos den Willen ihrer Vorfahren ausgesetzt und ohne die Möglichkeit sich zu bewegen. Nicht einmal sprechen konnte sie mehr. Alles was von ihren Widerwillen sprach, waren ihre Augen, als Shaginai sich widerwillig abermals zu ihr runter beugte. Zum Glück, für ihn, trug er Handschuhe. Dennoch achtete er penibel darauf ihre Haut nicht zu berühren. Er kam allerdings nicht drum herum ihre Haare beiseite zu schieben, da Green diese extra vor ihren Ohren hatte hängen lassen. Man hatte das Geschenk Garys nicht gesehen. Doch Seigi musste sie in Erinnerung behalten haben…

Als der erhabene Hikari plötzlich innehielt, nahm Green an, dass er es tat um die Ohrringe zu begutachten. Dem war nicht so. Er hatte etwas bemerkt, etwas was seinen Blick von den Ohrringen ablenkte. Ihre Haare. Obwohl er Handschuhe trug, wusste er sofort von wem sie diese geerbt hatte. Von ihrer Großmutter… von Isari.

„Sie sind nur vergoldet. Von keinem Wert“, sagte Shaginai um sich selbst abzulenken. Natürlich hatte sie etwas von seiner Frau geerbt, trotz allem floss immer noch Dasselbe Blut durch deren Adern.

„Genauso unecht wie ihre Besitzerin. Aber da sie scheinbar an ihnen hängt…“ Seigi schien verstanden zu haben. Freudig schritt er vor, während sein Mithikari sich abwandte.

„Nicht bewegen!“, befahl er Green mit einem Grinsen und ehe sie etwas tun konnte, hatte der Tausendtöter bereits sein Schwert gezogen. Sie kniff die Augen zusammen, spürte jedoch nichts außer einem Luftzug. Das Erste was ihre geöffneten Augen sahen, waren die kleinen Glöckchen-Ohrringe die zerstört vor ihr auf den Boden lagen…

Green wollte am liebsten schreien, in Tränen wollte sie ausbrechen. Sie setzte diese Wünsche zwar nicht in die Tat durch, doch ihre Verzweiflung war deutlich in ihren Gesicht abzulesen. Angesicht dessen, lächelte Shaginai triumphierend.

„Führt die Sünderin ab.“

… Dass passiert mit denen die sich mit erhobenen Kopf Sünder nennen wollten.
 

Kaira war sofort in Angriffsstellung, die Hand schon an ihrer Taschenuhr. Diese Show würde schnell beendet werden. Was hatte sich dieser Halbling nur gedacht? Er war immerhin alleine, sein Bruder war bewegungsunfähig… Hatte er da allen Ernstes angenommen er könnte eine Geisel nehmen und Forderungen stellen? Bei drei anwesenden Wächtern? Kaira brauchte nur die Zeit anzuhalten und Firey rauszuholen. Mehr war dazu nicht nötig.

Dies wollte sie auch gerade durchführen. Doch Tinami schien ihre Gedanken gelesen zu haben. Sie hatte die Hand auf Kairas Arm gelegt um ihr bedeuten, dass sie ihren Plan nicht in die Tat umsetzen sollte.

Aber warum? Was ging mal wieder in ihren Kopf vor?

„Meinst du etwa das hier?“ Tinami hob eine kleine Kapsel hoch, die sie mit zwei Fingern hielt. In der Kapsel schien ein grünes Puder enthalten zu sein, welches Ähnlichkeit mit Mehl hatte.

„Her damit.“ Siberus Stimme war messerscharf, wie auch seine Augen. Die Hand an Fireys Hals, war bereit sie beim kleinsten Fehltritt zu töten. Dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, grinste er überlegen. Sein Opfer war die Farbe entwichen, anders als normale Geisel jedoch, war ihr Gesicht nicht schreckverzerrt, sondern wutentbrannt. Aber ob das der Grund für ihre Röte war…?

Gary, der dies alles nur von hinten beobachten konnte, verdrehte die Augen. Was für ein Spielkind sein Bruder doch war.

„Bakayama, du verdammtes Arschloch! Fass mich nicht mit deinen dreckigen Fingern an!“, zischte sie durch ihre zusammen gebissenen Zähne hindurch.

„Du hast andere Probleme als meine Finger, Hinako-chan!“, antwortete der Halbdämon mit einem verspielten, doch beleidigenden, Tonfall. Firey hätte ihn gern eine Tracht Prügel verpasst, doch sie war nicht länger Herr über ihren Körper. Er musste sie irgendwie gelähmt haben… Daher blieb der Feuerwächterin nichts anderes übrig als ihre Augen sprechen zu lassen, da ihr auch keine Schimpfworte einfielen um ihn zu beschreiben. Keins war beleidigend genug!

„Habt ihr denn jetzt einen Plan?“, fragte Tinami und gewann Fireys Aufmerksamkeit zurück. Wie auch die von Siberu.

„Lass das mal Blues Sorge sein.“ Ja, danke, dachte dieser, sein Bruder überließ natürlich alles ihm.

„Tinami-san, gib es ihm nicht!“ Siberus leuchtende Hand kam näher an Fireys Pulsader, doch sie zeigte keine Spur von Angst. Sein Grinsen schwand und seine Augen verengten sich.

„Soll das heißen du wünscht Green-chans Tod? Du solltest ruhig sein, wenn du keine Ahnung hast!“ Zum ersten Mal wankte die Wut und Fireys Gesicht nahm eine Spur von Unsicherheit an. Was sollte das heißen? Was meinte er damit? Sollte Greens Leben etwa von diesem Ding abhängen? Zu viele Fragen… und sie war nicht in der Fassung nach Antworten zu verlangen.

„Aber wenn du mir nicht glauben willst, dass ich es ernst meine…“ Er löste die Hand von Fireys Hals, nur um damit auszuholen. In dem Moment fiel Fireys Gesicht zum ersten Mal geschockt in sich zusammen. Das war doch nicht… sein ernst?!

… Bedeutete sie ihm so wenig?

Gar nichts?

Alle sahen genauso schockiert wie Siberus Hand pfeilschnell die rechte Seite von Fireys Taille durchstieß. Der körperliche Schmerz zeigte sich in Form ihres verzerrten Gesichts und ihrem ersticktes Aufschreien. Doch die Tränen die sich in ihren Augen sammelten, hatten nichts mit ihrer körperlichen Peinigung zu tun…

…Was für ein Fehler einem Dämon zu vertrauen…

Oder noch schlimmer: Zu mögen.

„Ich hoffe jetzt ist dir bewusst, dass ich es ernst meine, oder Tinami?“ Die Angesprochene biss sich auf die Unterlippe, während sie Kairas Arm festklammerte um sie daran zu hindern einzugreifen.

Siberu zog seine blutgetränkte Hand aus Fireys Fleisch heraus, ihre Kleidung, wie auch der Boden unter ihnen färbte sich rot.

Ohne einen Ton von sich zu geben, warf Tinami dem Rotschopf die Kapsel zu. Achtlos, da sie nun ihren Zweck erfüllt hatte, ließ er Firey zu Boden fallen und fing den Gegenstand auf. Er würdigte sie keines Blickes und schritt zu seinem Bruder herüber. Derweil war Tinami zu Firey niedergekniet. Diese starrte nach unten, hielt sich die Hand vor die Wunde.

Man hörte wie Gary hustete und schon stand er aufrecht.

„Ich fass es nicht… Wie hast du das gemacht, Tinami?“ Die Angesprochene sah auf, doch kam nicht zum Antworten, denn Siberu kam dazwischen.

„Das können wir jawohl später klären?! Komm! Los!“ Gary sah ihn an und nickte. Mit schnellen Schritten und ohne sich zurück zu schauen, ging er durch die Tür. Es war jedoch nicht Siberu der ihm folgte, sondern Tinami, zusammen mit Kaira.

Die beiden Rotschöpfe blieben allein zurück.

Firey löste die Hand von der Wunde, während sie zu ihm rüber sah. Der untere Teil ihrs braunen Oberteils war blutig, wie auch ihre Hose. Auch der Boden unter ihren Füßen… doch das war nicht der einzige Fleck. Ebenmäßig, fast im Takt, tropfte auch das Blut von Siberus Körper herunter. Er hielt die Hand genau an dem Punkt wo sie es zuvor an ihrem Körper getan hatte.

„Wie… was hast du gemacht?“ Ihre Schmerzen waren… weg.

„Nummer 12 der verbotenen Künste: Qual der Spiegel. Damit kann man Wunden austauschen. So wie ich es verstanden habe...“ Er ging zu ihr rüber, mit langsamen Schritten. Zwar sah sie nach oben, konnte seine Augen jedoch nicht erkennen, da sein roter Pony sie verdeckte.

„Warum hast du die Wunde auf dich selbst überschrieben?“

„Weil du ein Schwächling bist und daran gestorben wärst.“ Firey wurde durch diese Worte nicht wütend, sie sah ihn einfach nur an.

„Willst du… nicht, dass ich sterbe?“ Auf halben Weg zu ihr, verharrte er bei dieser Frage. Einen Moment schwieg Siberu, schien über die Frage nachzudenken.

„…Ich denke nicht.“ Er ging weiter, bis er vor ihr stand. Mit einem Blick, den er so gar nicht von Firey kannte, sah sie zu ihm hoch.

„…Du bist der merkwürdigste Idiot den ich kenne…“ Er grinste sein übliches Grinsen. Doch auch wenn Firey es nicht oft gesehen hatte, und wenn nur aus der Ferne, kam es ihr so vor als wäre es anders als sonst… Erfreuter?

Das Grinsen schwand jedoch als er sich zu ihr niederkniete.

„…Und ich glaube ich werde noch merkwürdiger.“ Firey erstarrte, denn er streckte die Hände nach ihr aus. Ihre Augen weiteten sich. Ihre Gedanken schlugen Purzelbaum, was und warum er dies tat, bis er jedoch an ihren Kopf vorbei griff und ihren Zopf packte. Firey öffnete den Mund, wollte etwas sagen. Sie wollte sich losreißen, denn er zog an ihren Haaren.

„Baka…“ Weiter kam sie nicht, denn dann wurde deutlich warum er an ihren Haaren zog. Er hatte sie zu sich gezogen, ein wenig zu hart, was jedoch vollkommen in den Hintergrund gedrängt wurde, als Firey die Lippen des Dämons an ihrer linken Wange spürte.

„Tut mir Leid, dass ich dir wehgetan habe“, hauchte er auf eben diese Stelle die er geküsst hatte. Firey wollte antworten, doch ihr Körper ließ nicht einmal ein Wimpernschlagen zu. Das rasende Pochen ihres Herzens schien das Einzige in ihrem Körper zu sein, was noch im Betrieb war.

Siberu stand auf, drehte sich mit Schwung herum und ging schnell zur Tür. Fireys verwirrtes Gehirn wollte ihn gerade bitten auch noch die andere Wange zu küssen, als es jedoch den normalen Betrieb wieder aufnahm. Oder eher… fast normal.

„Siberu!“ Wie angewurzelt blieb er stehen. Hatte der Halbdämon sich verhört? Hatte Firey ihn… Siberu genannt?!

„Ich hab keine Ahnung was hier vor sich geht und auch nicht was mit Green passier ist, aber... komm nicht auf die bekloppte Idee zu sterben, ehe ich dir für das hier eine runtergehauen habe!“ Ein letztes Mal wandte er sich herum. Siberu lächelte und das war ein Lächeln, welches sie nicht einmal von weiten gesehen hatte… und… war er... rot?

„Ich bin gespannt ob du das schaffen wirst!“

… Mit diesen Worten verschwand er.
 

Im Tempel war der Herbst, mit seinem farbenfrohen Gewächs, langsam und sicher heran gebrochen. Die sonst grünen Ranken um die Säulen der Eingangshalle hatten einen rotbraunen Ton angenommen und die Luft war kühl. Ein krasser Unterschied zu der schwülen Sommerluft Tokios.

Davon ließen sich die beiden Dämonenbrüder jedoch nicht beirren.

„Dir hat Green-chan nicht zufällig gesagt wie man ins Jenseits kommt, oder?“ Gary schüttelte gedankenvoll den Kopf.

„Sie hat es nie erwähnt...“ Siberu stemmte die Hand in seine nicht blutende Hüfte. Dabei bemerkte er wie Gary sich die Wunde ansah. Irritiert erwiderte der Rotschopf den Blick seines großen Bruders. Bis dieser plötzlich schmunzelte und ein Kopfnicken andeutete.

„Was?!“

„Och nichts. Ich dachte nur gerade daran, dass der große Silver-sama doch nett zu einem flachen Mädchen sein kann.“ Siberu spürte wie die Röte in ihm hochkam und davon hatte er diesen Abend eindeutig schon genug gehabt.

„Alter, du hast doch keine Ahnung! Das hat vollkommen andere Hintergründe! Es macht mir nur Spaß ihre Reaktion zu lesen und ihre Gefühle zu verwirren.“ Er erhob den Zeigefinger.

„Das ist einfach nur ein Spiel.“

„Soso.“

„Glaubst du mir nicht?!“

„Ist das so auffällig?“ Weiter kamen die beiden Streithähne nicht. Denn beide spürten in dem Moment eine Aura. Zwar eine recht Minimale, doch eine die spürbar war. Die Brüder sahen über die Schulter und entdeckten Itzumi, die am Eingang stand. Sie sah aus wie eine kleine Puppe, die man am falschen Punkt abgestellt hatte. Doch obwohl sie am falschen Punkt stand, sah die Tempelwächterin sie trotzig an und würde wohl so ohne weiteres nicht den Weg freimachen.

„Aj, die Kleine kommt ja wie gerufen!“, meinte Siberu erfreut und fügte hinzu:

„Du weißt nicht zufällig wie man ins Jenseits kommt?“

„Ich werde euch keinerlei Informationen geben!“, erwiderte die Wächterin und obwohl sie vollkommen alleine und wahrscheinlich auch vollkommen machtlos war, sagte sie diese Worte mit Bestimmtheit und ohne jegliche Spur von Unsicherheit.

Siberu tat so als wäre er ein Unschuldsengel und fragte sie, warum sie ihnen nicht helfen wollte.

„Weil ihr Yogosu vor dem Tod retten wollt!“ Keine Antwort die die beiden erwartet hatten zu hören, doch Itzumi war nicht fertig, sie schien in Schwung gekommen zu sein.

„Ich danke den heiligen Hikari für diesen Akt! Ich wusste von Anfang an, dass Yogosu zu unrein ist um den erhabenen Namen einer Hikari zu tragen! Ich wollte immer der Hikari dienen und dann muss ich so einer widerlichen Person die Treue schwören! Mein ganzes Leben lang habe ich danach gestrebt! Es gibt keine größere Ehre für einen Tempelwächter der Hikari zu dienen! Doch jede Sekunde in ihrer Gegenwart habe ich verflucht! Jedes mal wenn ich sie „Hikari-sama“ nennen musste war es eine endlose Qual! Aber jetzt ist es endgültig vorbei, denn sie lassen solch eine Unreinheit nicht länger atmen. Endlich! Endlich sind die erhabenen Hikari von dieser Sünderin befreit! Und deshalb… sterbe ich lieber, als euch den Weg ins Jenseits zu erklären.“ Mit diesen Worten endete Itzumi ihren Vortrag und es war deutlich zu sehen, dass sie es vom ersten Atemzug bis zum Letzten, vollkommen ernst gemeint hatte.

Gary bemerkte, dass Siberu vor Wut beinahe überkochte und hielt ihn am Arm zurück.

„Lass das, das wird uns nicht weiterbringen.“ Der Rotschopf riss seinen Arm los und antwortete:

„Überlass mir das! Ich habe den perfekten Plan, um ihr diese Beleidigung heimzuzahlen!“ Ohne auf die Antwort seines Bruders zu warten, schritt Siberu zielsicher auf die Tempelwächterin zu. Sein finsterer Gesichtsausdruck schien ihr zu sagen, dass er sie tatsächlich umbringen wollte, dennoch wich sie nicht zurück. Sie hatte ihre Worte nicht einfach so in den Raum geworfen. Itzumi bereute keines. Es war ein ehrenvoller Tod für einen Tempelwächter für die Hikari zu sterben.

Es kam jedoch anders. Vollkommen anders als sie dachte. Von einem Moment zum anderen war der Halbling aus ihrem Blickfeld verschwunden. Es gelang Itzumi jedoch nicht darüber nachzudenken wo er war, denn schon spürte sie die harte Marmorwand an ihren Rücken. Die Tempelwächterin öffnete die Augen und sah direkt in roten kalten Augen des Dämons. Er hielt ihre Hände mit seinen an die Wand geheftet, sodass es ihr unmöglich war irgendwelche Beschwörungen zu benutzen.

„Dein Leben willst du also für sie opfern. Aber was ist mit deiner Unschuld? Bist du auch bereit dieses Opfer zu bringen?“ Itzumi riss die Augen auf und starrte ihn geschockt und angewidert an. Ihrem Gesicht fehlte es plötzlich an Farbe, anders als Gary, der sich die Hand an die Stirn warf. Siberu hatte derweil bereits seine Hand an Itzumis Rocksaum.

„Dann bist du genauso unrein wie sie, willst du das? Du bist meiner zwar nicht würdig, aber ich mache mal eine Ausnahme. Fühl dich geehrt, Kleines!“ Bei diesen Worten löste Siberu die eine Hand von ihren, allerdings nur um ihr die Kleider vom Leibe zu reißen.

Gary war sich sicher, dass hätte der Rotschopf auch getan ohne mit der Wimper zu zucken, doch er kam nicht dazu. Eine dritte Person war hinzugekommen.

„Lass meine Schwester los und ich sage euch was ihr Wissen müsst.“ Siberu sah mit desinteressiertem Blick über die Schulter, wo auch Gary hinsah und beide trafen Ryôs Blick, der genauso erzürnt zu sein schien wie der von Siberu. Aus dem gleichen Grund wie es schien, denn er sah zu seiner Schwester, die widerwillig den Kopf abwandte.

Siberu löste die Hände von ihr und, indem er sich die Hände klopfte, gesellte er sich wieder zu Gary. Sein Blick blieb jedoch von Ryô, der sich nicht vom Fleck bewegte. Er mochte ihn nicht und das lag nicht nur an den schwarzen Ringen die seit je her an seinen Handgelenk deutlich zu sehen waren. Allerdings konnte Siberu auch gar nicht mal sagen was er noch an Ryô unsympathisch fand. Er mochte ihn einfach nicht. Punkt.

„Man benötigt eine Art Passwort und einen Schlüssel.“ Gary runzelte die Stirn.

„Das ist alles?“ Der Angesprochene nickte.

„Es ist wie bei einer Teleportation. Allerdings muss die Formel mit der Stimme eines Wächters gesprochen sein.“ Siberu grinste boshaft.

„Denn bitte ich höflich sie aufzusagen. Ansonsten werde ich keine Skrupel haben und die Kleine genau hier und jetzt zu vergewaltigen. Und glaub mir, ich kann das volle Programm.“

Ein weiteres Mal an diesem Tag schämte Gary sich Siberu seinen Bruder nennen zu müssen. Doch im Moment erfüllte seine Drohung seinen Zweck. Ryô schien einverstanden zu sein. Anders als Itzumi.

„Nicht! Ryô, das ist Verrat!“ Aus den Augenwinkeln sah er sie an.

„Du sprichst von Verrat? Wo doch jedes deiner Worte ein schändlicher Verrat gegenüber Hikari-sama war?“

„Wie willst du mich schon verstehen! Du dienst Grey-sama!“

„Auch wenn ich Hikari-sama dienen würde, so würde ich es mit Stolz tun.“ Diese Worte überraschten seine Schwester. War er nicht, genau wie sie, immer gegen Green gewesen? Natürlich war sein Widerwille nicht so groß wie ihrer gewesen, da er sie nicht stundenlang in seiner Nähe ertragen musste… und jetzt behauptete Ryô er würde ihr genauso treu ergeben sein, wie er es für Grey war? Irgendetwas sagte ihr, dass dies nicht an den guten Noten lag, die er in der Schule bekommen hatte. Sah er Green etwa in einem anderen Licht? Was hatte seine Sicht verändert?

Itzumi schwieg und Ryô bekam keine Antwort. Er wandte sich wieder den beiden Halbdämonen zu, während er einen Schlüssel hervorholte. Anders als die Brüder wurde Itzumi stutzig. Nur die Hikari besaßen einen… war das etwa Greys? Aber woher hatte Ryô den bekommen? Hatte Grey ihn den etwa gegeben? Wenn es so war, hatte er ihrem Bruder dann auch den Befehl aufgebürdet den Schlüssel den Halblingen zu geben und damit auch die Hikari zu verraten? Dann hatte Ryô einen guten Grund hingerichtet zu werden, da er niemals seinen Herren verraten würde, in dem er die Wahrheit sprach. Geschweige denn, dass man ihm, einem Tempelwächter, überhaupt glauben würde…

Siberu und Gary dachten sich dabei nichts und der Letztere fing den Schlüssel auf, den Ryô ihm wortlos zugeworfen hatte. Gary sah sich den mit blauen Juwelen besetzten Schlüssel nachdenklich an. Das konnte ebenso gut eine Falle sein… Aber ihnen blieb keine Wahl, wenn sie Green retten wollten.

Seine Augen hafteten immer noch auf den Schlüssel, doch seine Gedanken waren ganz woanders… der obere Juwel hatte das gleiche dunkle blau wie Greens Augen und kaum hatte er diesen Vergleich in seinen Gedanken gestellt, kam ihn wieder das Bild in den Sinn wie er sie als Letztes gesehen hatte. Nicht um sich selbst besorgt… nein, nur um ihn. Auch wenn sie es doch war, die an der Schwelle des Todes stand…

„Wir versuchen es.“ Mit diesen Worten schloss er die Faust um den Schlüssel und sah zu Ryô.

„Sag die Formel.“ Ohne die Beiden anzuschauen, ohne noch etwas zu sagen, war er vor ihnen getreten und sagte mit gesenktem Kopf die Formel:
 

„Heilige Göttin des Lichts, ich dein treuer Erbe erbitte um den Glanz deiner Glorie.

Schenke mir eine Feder deiner engelshaften Schwingen.

Leite mich ich ins Reich des Lichtes…

… bis ich irgendwann ein Ableuchten eurer Heiligkeit werden kann.

Oh, Hikari-kami-sama, ich bitte Euch.“
 

Kaum hatte Ryô die Formel zu Ende gebracht und hatte den Kopf wieder erhoben, waren keine Dämonen mehr zu sehen. Es schien reibungslos verlaufen zu sein.

„Ryô“, hörte er seine Schwester sagen und sah über die Schulter hinweg zu ihr.

„Hat Grey-sama dir diesen Befehl gegeben?“ Er wandte sich wieder ab und sah in den dunklen Abendhimmel hinauf…
 

Er hatte ihm den Schlüssel in die Hand gelegt und Ryô hatte ihn gefragt was er damit sollte. Genau wie Itzumi hatte er damit gerechnet solch einen Befehl zu erhalten und er würde ihn ausführen, auch wenn er damit rechnen musste, dafür zu sterben. Seinen geschätzten Herren würde er niemals verraten. Doch da schätzte er Grey falsch ein.

„Ich möchte, dass du auf ihn aufpasst, während ich weg bin. Ich werde zusammen mit Hizashi-san und Seigi ins Jenseits gelangen.“

„Aber… warum?“ Grey legte seine Hand auf die Schulter seines besten Freundes und war versucht, trotz seiner seelischen Traurigkeit ein Lächeln für ihn zustande zu bringen.

„Weil ich dir vertraue und weiß, dass du mich am besten kennst.“
 

Er hatte Ryô keinen Befehl gegeben, sondern ihm die Wahl gelassen… Ryô wusste genau was das Beste für seinem Herr war… und das war garantiert nicht der Tod der Person die er am meisten liebte…
 

Siberu tat genau das Gleiche wie Green, als sie das erste Mal im Jenseits angekommen war. Nach der nicht vorhandenen Luft schnappen. Erst als Gary ihm am Kopf schlug wurde ihm bewusst, dass er keine Luft benötigte. Langsam hob Siberu den Kopf und sah sich um. Die Sicht nahm erst langsam feste Konturen an, genau wie bei einem Menschen der sich an die Dunkelheit der Nacht gewöhnen musste, so war es bei ihm jetzt auch, bei dieser Wallung an Licht. Dagegen war Der Tempel wirklich gar nichts… Die Atmosphäre schien voll von Licht zu sein und deren Schatten zogen sich wie tiefe schwarze Aushöhlungen über den verzierten Boden, als hätten sie die Sonne genau hinter sich.

Es fiel ihm schwer sich aufzurichten. Seine Wunde schmerzte, es kam ihm so vor als würde ein Unsichtbarer ein Schwert hineinbohren. Vor kurzem hatte er die Wunde kaum gespürt. Es musste sich um diese verflucht reine Luft handeln… Doch das war nicht der einzige Grund warum es ihm schwer fiel aufzustehen. Es war als würde ihm ein bleiernes Gewicht auf den Schultern liegen.

Gary allerdings stand schon eine ganze Weile und sah sich um. Sie waren in einer leeren runden Halle, mit einem kuppelförmigen Dach. Dank dem Deckengemälde von erheiternden Engeln, wirkte die Halle wie eine Kapelle. Vor ihnen, dreißig Meter weiter, war ein steinernes Tor angebracht. Auf deren Pforten waren zwei Hikari abgebildet. Ein Männlicher und ein Weiblicher, die zusammen das Symbol der Lichtwächter hielten; Das geflügelte Glöckchen.

Soweit Gary es allerdings beurteilen konnte, war kein Türgriff oder sonst irgendwas in der Richtung zu sehen… auch als er näher kam und Siberu ihm folgte, war nichts zu sehen.

„Ob wir sie aufbrechen sollen?“, fragte Siberu typischerweise. Gary wollte ihn gerade zurechtweisen als es eine andere Stimme tat:

„Bis hierhin und nicht weiter, Halblinge!“
 


 

Fertiggestellt: 07.09.07
 

Keine Vorschau, da wir uns im Finale befinden ;3 aber dafür schnellerer Upload!
 

Nächstes Kapitel: „Der erste Juni Teil 2 – Sünderin“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Keiko-maus
2013-11-22T00:33:24+00:00 22.11.2013 01:33
Kyah >o< Firey und Siberu *o* Ich würde dir ja Todesdrohungen an den Hals werfen, dass du was aus ihnen machen sollst, wenn ich nicht wüsste, dass die Geschichte schon sehr viel weiter fortgeschritten ist xD Aber dennoch hoffe ich es, dass du etwas in der Richtung geplant hast. Wenn nicht, muss ich wohl doch drohen ;)

Auf jeden Fall ein tolles Kapitel :3 Green komplett schwarz im Jenseits und die Verhandlung ist ja ziemlich witzlos. In diesem Moment hasse ich die Hikari wirklich. Man muss nur bedenken, dass alles anders gekommen wäre, wenn sie die kleine Green von Anfang an akzeptiert und aufgezogen hätten. Aber denkt man überhaupt an so etwas? Neee, das denken wird ja Inceres mit seiner Prophezeihung überlassen... ~.~ Alter, ich rege mich zu sehr auf *die Stirn masiert*

Und im Diesseits stellen die Brüder natürlich mal wieder Scheiße an, wie ungewöhnlich *lach* Bin ja gespannt, was dabei herauskommen wird xD Und wie soll es anders sein? Alter, dieser Siberu überrascht einen immer wieder xD Wenn er mal sein Hirn nutzt, dann kommt er auf ganz banale Einfälle, die ich einfach nur lustig finde^^ Ach ja, hereinspaziert in das unendliche weiße Labyrinth. Bin ja gespannt welcher der Hikari den beiden helfen wird xD
Übrigens kam ich zu der Erkenntnis, dass ich Itzumi absolut hasse. Dafür liebe ich aber Ryô <3 Oh, er ist so ein Schatz :3
Von:  Mona-Kaiba
2008-08-07T06:12:46+00:00 07.08.2008 08:12
Boah, dass war ein super Kappi, ich weis gar nicht, wo ich zuerst anfangen soll...

Vermutlich dabei mich über Kaira und Tinami aufzuregen und darüber, dass sie Green nicht helfen wollten... wobei Tinami wollte es ja irgendwie schon, sonst hätte sie Kaira ja nicht daran gehindert Gary und Sibi anzugreifen, oder?
War sowieso irgendwie komisch... Firey kniet da schwer verletzt am Boden und die gehen einfach aus dem Raum und lassen sie mit dem alleine, der sie fast umgebracht hätte... oder wussten sie etwa, dass Sibi sie nicht so schwer verletzt lassen würde?
Und dann war da so eine knuffige SibixFirey Szene. ♥.♥
Die sind so ein süßes Pärchen, ich hab mich so über die Szene gefreut, dass ich fast vom Stuhl gefallen währe. ^^'
Aber super süß der Sibi und Garys Bemerkung nachher... cool.

Und Shaginai... du hast irgendwann mal geschrieben, dass er dir leid tut, weil alle ihn hassen, aber du machst es uns nicht gerade leicht ihn zu mögen.
Wobei er ja bei mir auf jeden Fall Mitleidspunkte hat, nach der Sache mit Violette und seiner Frau und so... aber das macht ihn leider keineswegs Sympatisch... ^^'

Green... ich würde sagen sie ist die Perfekte Mischung aus ihrer Mutter und ihrem Großvater. Shaginai währe auch stur und mit erhobenem Kopf gestorben und die Stärke, hat sie ja sowieso von ihrer Mutter. Wobei ich sagen muss, dass ich echt sauer auf White bin, weil sie sich nicht mehr für ihre Tochter eingesetzt hat. Was ist den das für eine Mutter? Sie hat doch sowieso nichts mehr zu verlieren.

Grey... ich habe keine Ahnung, was ich über ihn denken soll. Eigentlich mag ich ihn ja nicht so, aber was er da für seine Schwester tut oder tuen lässt, spricht eigentlich für ihn... OMT ich weis es nicht. >.<

Und Ryô!
Mein armes süßes Ryô... lass ihn ja nicht sterben! Er hat schließlich nur getan, war Grey wollte, auch wenn er es ihm nicht gesagt hat.
Aber diese Izumi... und der Sibi der war ja wieder... mir fehlen die Worte.

Und Greens Ohrringe sind Kaputt, wie gemein.
Wenn sie wieder frei ist, muss Gary ihr neue schenken.

So, ich bin also schon einmal sehr gespannt auf das nächste Kappi.

Bis dann! ^^
Von:  JunAkera
2008-08-06T14:50:40+00:00 06.08.2008 16:50
O-M-F-G !!!!

SxF !! ♥♥♥
Die SibixFirey Szene ist ja mal ultra süss!!!
OMG
man bin ich froh dass ich es mir ausgedruckt hab und im Zug gelese hab =3
*gleich abheften muss*
YAY

gott noch eines meiner Lieblingskapitel - gott die leute um mich rum haben mich dämlich angeguckt als ich gequietscht hab!!
YAY
Firey ist sooo niedlich wie sie gleich Herzklopfen kriegt als er sie an sich zieht - tja er wollt ihr ja "nur" weh machen XD°

Ich fand scho bissl heftig dass er sie verletzt hat, aber die verbotene Kunst die er dann einsetzt - WAAAI Gott wie ich Sibi lieb hab XD°
so süss!!!
und Firey wie sie so verwirrt ist über seine "liebe" Geste *g*
und am Zopf ziehen *rofl* geil - aber zu Sibi hätt was kitschiges auch net gepasst - dann halt so

aber er hat sie geküsst - geküsst !!! YAY wie süüüüüüss!!!
*quieeeetsch*

sorry bin grad gefühlsdusselig - aber das war echt sowas von ultra sweet!!!


Naja... *hüstel* versuchen wir normal zu bleiben *rofl*
natürlich ist das restliche Kapitel auch wieder total geil beschrieben - arme Green T_T
sie tut mir so dermassen leid *sniff*

und Shaginai mag ich einfach net
obwohl... die eine Szene mit Greens Haaren ^///^
die fand ich irgendwie total niedlich als er sich an seine Frau erinnert ^///^

aber ich mag Adir!! mocht ihn eigentlich scho immer wenn es um die Hikaris und so ging - aber da mocht ich ihn auch wieder - seine Gedanken über Green sind süss
ABER ADIR - sie ist auch so eine klasse Hikari auch wenn sie halt bissl "unrein"in euren Augen ist *böse weg guck*

ich fand zwei sachen hier sehr sehr schlimm wo ich geschluckt hab...
und zwar als Green merkt dass ihre Mutter sie so abweisend anschaut *schluck* das hat mir selbst weh getan nur beim lesen ;_;
arme Green

und als Seigi (eigentlich mag ich ihn doch ;////; aber net in dem Kapitel ;_;) ihr die Ohrringe kaputt geschlagen hat T_T°

die zwei Szenen haben mich echt gerührt und fand ich super doll traurig!

aber ich finds klasse wie du Green beschrieben hast dass sie keine Angst vor ihrem Tod hat! und wie sie den Hikari gegenüber tritt! das fand ich sehr sehr klasse!
und ihre Worte ;_;
waren auch super! sie sagt ja das wahre >_<
die Hikari sollen net so sturr sein!!

schade dass es keine vorschau gibt... ;_;
BOAH Finale *aufgeregt bin*
aber ich freu mich scho dass es schneller geht o///o
kann es ja jetzt kaum abwarten auf das nächste Kapi ^////^
aber schon allein der Titel vom nächsten Kapitel macht mich total hibbelig OO "die sünderin" OMG ;_;°


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