Tage bis zum Abschied von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Part 1 ----------------- Noch neun Wochen bis zum Tag des Abschieds 22. 04. 20XX, Donnerstag Es ist jetzt fast schon zehn Jahre her, dass ich Yota kennen lernte. Ich war ein Video-Girl und sollte ihn trösten. Ich war fehlerhaft und verliebte mich in ihn. Nach einigen Strapazen und schrecklichen Dingen, die wir durchmachen mussten, wurde ich nach über einem Jahr zu einem Menschen. Seitdem leben wir zusammen und lieben uns. Heute, ein paar Wochen vor unserem 10-jährigen Kennenlern-Jubiläum, schreibe ich nieder, wie unser Zusammenleben ist. Denn ich werde verschwinden. Ich komme in eine Zwischenebene zwischen Tod und Leben, wo Video-Girls vor ihrer Vernichtung vorbei müssen. Ich wusste immer, dass dieser Tag kommen würde. Großvater hat es mir gesagt bevor er starb. Er sagte, dass ich nur eine begrenzte Zeit zu leben hätte. Ich könnte nie ganz menschlich werden. Ich kann z.B. keine Kinder kriegen, dabei hätte ich Yota so gerne welche geschenkt. Aber jetzt ist meine Lebensdauer endgültig vorbei, ich habe es soweit ausgereizt, wie es nur ging. Ich hatte zehn lange, wunderbare Jahre Zeit, mit ihm zu leben, doch bald ist es vorbei und ich muss die Zeit bis dahin festhalten, damit er später mal weiß, wie ich gefühlt habe. Damit er nicht in ein tiefes schwarzes Loch fällt, wie ich es tun würde wenn es umgekehrt wäre. 23. 04. 20XX, Freitag Heute haben wir die Einladungen verschickt. Wir laden alle ein, die mit uns die Zeit damals erlebt haben und die genau so viel durchgemacht haben wie wir. Wir haben keinen Kontakt mehr zu ihnen gehabt, aber da möchte ich, möchten wir, sie dabei haben. Das sind: Moemi, Nobuko, Takashi und Koji. Sie alle haben Schweres durchgemacht und haben sich dann selber gefunden. Es hat lange gedauert, aber dann haben wir alle erkannt, dass wir einfach nur wir selbst sein können und uns mit uns selber zufrieden geben müssen. Wir waren Kinder- Und noch jetzt sind wir dabei erwachsen zu werden. 24. 04. 20XX, Samstag Eben haben wir eine E-Mail bekommen: Nobuko hat zugesagt. Sie wohnt in einer benachbarten Stadt und ist verheiratet. Kinder hat sie auch welche: Zwillinge, vier Jahre alt. Sie wollte nie akzeptieren, dass sie sich nicht ändern konnte. Ich bin mal gespannt, wie sie jetzt mit sich selbst umgeht. Sie wird ihre Familie mitbringen wenn sie kommen. 25. 04. 20XX, Sonntag Yota ist so gut zu mir. Er brachte mir heute Frühstück ans Bett und hat mir seine neusten Entwürfe gezeigt. Mal wieder hat er die ganze Nacht mit zeichnen verbracht. Er hat eine Zeit lang auch Kurse angeboten in verschiedenen zeichnerischen Bereichen. Dabei hat er auch mal einen Jungen kennen gelernt, der ebenfalls ein Video-Girl bekam. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass Yota diesen Jungen ermutigte und auch versuchte ihm den richtigen Weg zu zeigen. Dieser vertraute Yota sogar so sehr, dass er ihn zu Neo-Gokuraku führte, wo Yota auf Opa stieß. Er besuchte uns danach sogar mal, aber er starb kurz darauf. Seine letzten Worte galten mir: Du wirst nicht mehr lange Leben... Mit dem Jungen jedenfalls ging alles gut. Die Sache mit den Kursen aber macht Yota jetzt nur noch alle paar Wochen mal. Er hat es nämlich geschafft: Er kann sein Geld mit Kinderbüchern verdienen und er hat sich schon eine beachtlichen Ruf erarbeitet. Das macht ihn glücklich. Ich glaube, er kann nicht noch glücklicher werden. Zum Glück. Oder... leider. Wenn ich gehen muss wird es ihm das Herz brechen. Bis dahin muss ich ihm die Zeit so angenehm wie möglich machen. Ich werde ihn diese Zeit nie vergessen lassen. Sie soll auch meine Erinnerungen immer erleuchten, auf dass ich niemals wieder jemand anderen lieben werde. 26. 04. 20XX, Montag Ich merke jede Sekunde, die ich mit ihm zusammen bin, dass ich immer noch glücklich mit ihm bin. Nach so langer Zeit, in der wir schon so viele Paare auseinander haben gehen sehen, hat unser Band uns immer noch zusammen gehalten. Heute Abend habe ich in einem Schaufenster ein Bild gesehen, dass mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ein Engel, der in den Himmel aufsteigt und seine Liebe auf der Erde zurück lassen muss. Es hieß "Verabschiedung". Das ist es, was ich bald tun muss. Die Gewissheit, dass ich ihn verlassen muss, zieht sich durch meine Welt wie ein schwarzer Schleier, der den letzten Gang zum Grab umhüllt, wie der weiße Schleier sich vom Beginn einer Ehe bis zum Ende, dem Tode eines der Liebenden, langsam ins graue verfärbt und letztendlich über einem Gesicht hängt, dass still und leise Abschied von einer geliebten Person nimmt und den letzten Weg zum Grabe umhüllt. 27. 04. 20XX, Dienstag Eine Weitere Zusage ist eingetroffen: Moemi wird kommen. Sie ist eine Karrierefrau geworden und schlägt sich unabhängig von allen erfolgreich durchs Leben. Ihre Wohnung hat sie jetzt in Südkorea, weil ihre Firma sie dorthin versetzt hat, aber schon zum 15. ist geplant, das sie wieder nach Japan kommt. Leider zieht sie nicht in unsere Nähe, sondern an die gegenüberliegende Küste. Sie ist nicht verheiratet und wohl auch Single, denn ich weiß, dass Moemi sich sofort von etwas oder jemandem abgewendet, wenn sie bemerkt hat, dass sie anhängig geworden ist. Das ist es, was sie damals gelernt hat und nachdem unser Kontakt vor einigen Jahren abgebrochen ist, war es immer noch so. Ich hoffe sie hat es geschafft das Mittelding zu finden, dass sie glücklich machen kann. 28. 04. 20XX, Mittwoch Moemi kommt eine Woche vor unserem Jahrestag und Nobuko und ihre Familie ein oder zwei Tage danach. Ich bin bereits fleißig am vorbereiten, denn schließlich müssen alle irgendwo schlafen. Nobukos Familie wird in meinem alten Zimmer schlafen, das lange nicht mehr betreten wurde, weil sowohl Yota als auch ich zu viele Erinnerungen in ihm verloren hatten. Ich hoffe, dass Takashi und Koji sich auch noch melden. Sie sind seit einigen Jahren wie von der Bildfläche verschwunden und niemand weiß, wo sie sind. Ich hoffe, unsere Nachricht erreicht sie. Ich würde mir für Yota wünschen, dass sein alter Kumpel bei ihm ist, wenn ich ihm sage, dass ich Abschied nehmen muss. Noch acht Wochen bis zum Abschied 29. 04. 20XX, Donnerstag Heute Nacht haben Yota und ich uns nicht geliebt. Er wollte es mit mir tun, aber ich konnte nicht. Es gibt eine Blockade bei mir mit ihm zu schlafen, schon so lang ich ihn kenne. Ich weiß nicht warum und das macht mich wahnsinnig. Ich meine, es ist schön mit ihm zu schlafen und ich genieße es auch, aber ich denke immer: Du solltest das nicht tun. Vielleicht weil dies die Aufgabe der Video-Girls war und ich keines mehr bin? Ich weiß es nicht. Ich glaube aber, es hat ihn verletzt als ich ihn weggestoßen habe. Ich muss unbedingt mit ihm reden, nur ist er bis morgen zu einer Besprechung in Tokio mit einem großen Verlag gefahren. Wenn er wieder kommt werde ich ihm einen schönen Empfang bereiten. Er soll wissen, dass ich es nicht böse gemeint habe und ich will ihm fachgerecht gratulieren, wenn er den Vertrag mit dem Verlag gekriegt hat. 30. 04. 20XX, Freitag Es hat geklappt, er hat den Job. Und er sagt, er hätte sich kaum konzentrieren können, weil er die ganze Zeit darüber nachdenken musste, warum ich nicht wollte. Letztendlich ist alles geklärt und wieder in Ordnung. Ich habe kurz nach der Aussprache mit ihm geschlafen. Es war wunderschön. Überall hatte ich Kerzen aufgestellt und alles war super romantisch. Ich bin froh, dass es bei uns so schön einfach ist. Bei anderen Paaren führen solche Sachen oft zu Stress, aber bei uns spielt soetwas einfach keine Rolle. Wir sind beide vom Charakter her so gestrickt, dass wir uns immer viel zu viele Gedanken machen. Das hat uns schon vor so einigem bewahrt. Wenn etwas vorfällt, z.B. das wir Streit haben, dann machen wir uns totale Gedanken, was wir dem jeweils anderen angetan haben, und ob es an uns liegt oder nicht, usw. Ich liebe es, weil es uns so impulsiv und leidenschaftlich zusammen leben lässt. Es ist ein ständiges Hoch und Tief der Gefühle, das uns immer wieder spüren lässt, dass wir uns so sehr lieben. Ich werde das vermissen. 01. 05. 20XX, Samstag Mann-o-mann, was ich alles zu erledigen habe ist schon unglaublich. Ich mache gerade alles, dass ich mir immer vorgenommen habe, z.B. einem Obdachlosen etwas zu essen geben oder so. Das ist ziemlich viel, aber ich tue gerne Gutes. Seit das damals mit Natsumi passiert ist spenden Yota und ich viel für Herzkranke. Er verdient ja eine ganze Menge seit er so erfolgreich ist und ich habe auch gut verdient, doch seit ein paar Monaten, ungefähr fünf oder sechs glaube ich, habe ich keinen Job mehr. Meine Stelle wurde gestrichen und durch eine Maschine ersetzt. Ich habe bei einem kleinen Verlag (Darauf kommt es bei Yota und mir irgendwie immer hinaus: Verlage) Manuskripte Probe gelesen. Jetzt haben sie so eine Maschine der mit einem bestimmten Programm nach verschiedenen Ausdrücken und Wendungen sucht um dann die wahrscheinlichste Wirkung auf den Menschen zu errechnen. Ich finde das schwachsinnig, ein Mensch sollte selber lesen, nur so kann er auch das Buch und dessen Inhalt fühlen. Der Computer macht die selbe Arbeit, aber manche Rechte sollten den Menschen doch noch gelassen werden, finde ich. Was ich mir auch noch vorgenommen habe ist, an einer Demo teilzunehmen. Ich zwinge Yota nächste Woche mit mir dahin zu gehen, es ist eine Demonstration gegen Tierversuche. Für sowas sollte man sich einfach engagieren, egal auf welche Weise. Ob das was bringt oder nicht ist eine andere Frage... 02. 05. 20XX, Sonntag Das wichtigste was ich machen muss bevor ich gehe ist: Einen Menschen glücklich machen. Nicht auf die Weise wie Video-Girls es tun, sondern auf einer anderen Ebene... Ich finde den richtigen Ausdruck nicht, aber das wäre so wichtig. Wenn es mir einfällt schreibe ich es noch auf. 03. 05. 20XX, Montag Immer noch kein Lebenszeichen von Takashi. Wo kann er nur sein? Er hat zwar damals Yota in dem Glauben gelassen, dass er mit dem Überfall auf Moemi zu tun hatte, aber er war immer noch sein Freund. Ich weiß, dass er kommen wird, wenn er die Nachricht kriegt, die Frage ist nur: Wird sie ihn erreichen? Wir haben die Einladung an seine Eltern geschickt, an seine E-Mail Adresse an seinen letzten Vermieter, etc. Ich war sogar noch mal in der Wohnung in der er mich damals hat eine Zeit lang wohnen lassen als Yota mit Moemi zusammen war. Das waren noch Zeiten... Wir hatten keine Ahnung, wie es später mal werden würde. Wir wollten es einfach so schnell wie möglich so haben, wie wir es uns vorstellten. Und wir wollten uns ändern, immer zu. Jeder von uns. Moemi zum Beispiel wollte nicht mehr so ängstlich vor Berührungen sein, nachdem sie überfallen worden war. Sie wollte auch unbedingt sofort unabhängig werden und blieb alleine in Japan zurück als ihr Eltern nach Übersee zogen. Wir wollten uns einfach keine Zeit lassen uns zu verändern, aber ich habe mittlerweile verstanden, dass man sie sich geben muss. Veränderungen kommen nicht einfach so. Sie müssen langsam und behutsam herbeigeführt werden. 04. 05. 20XX, Dienstag Heute war wieder so ein schöner Tag. Yota hatte nichts zu tun und hat sich den ganzen Tag für mich frei genommen. Solche Tage liebe ich. Sie gehören zu meinen besten Erinnerungen. Erst haben wir lange ausgeschlafen und dann ausgiebig gefrühstückt. Danach sind wir in die Stadt shoppen und spazieren gegangen. Ins Kino wollten wir nicht, weil man sich da nicht unterhalten kann. Ich weiß, das sage ich seit Jahren, aber es stimmt halt. Abends waren wir richtig chic essen. In einem indischen Restaurant, weil ich total gerne scharfes Essen mag. Yota hat sich mittlerweile auch dafür begeistern können. Bis morgens um drei haben wir dann in unserer schaumigen Wanne gehockt und geredet. Wir haben viel über seinen Vater diskutiert. Der ist mittlerweile in Paris stationiert und designed da für eine ausgefallene Möbelfirma. Er hat auch damals dieses Haus designed, in dem wir noch heute wohnen. Das heißt auch: Wir schlafen immer noch in dem selben Zimmer, in dem wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Ich bewundere unser Durchhaltevermögen. 05. 05. 20XX, Mittwoch Wenn es jetzt so weit wäre und ich müsste ihm sagen, dass ich gehen muss, würde ich es bereuen, dass ich es ihm nicht schon vorher gesagt habe? Ich überlege schon die ganze Zeit, ob ich es ihm sagen soll oder nicht. Wenn ich es tue, wird er alles hinschmeißen und sich nur noch um mich kümmern. Er würde alles versuchen, zu ändern das ich verschwinden werde, aber es ist unausweichlich. Ich bin nicht sicher, ob ihm das klar wäre oder ob er das überhaupt registrieren wollen würde. Wenn ich es ihm aber nicht sage, wird er schwer enttäuscht sein wenn es soweit ist und sich sagen, dass er noch so vieles gerne getan und noch so vieles gerne gesagt hätte. Ich glaube aber, dass ich es besser nicht sage. Er ist zu zerbrechlich um damit so umgehen zu können, dass es nicht noch schwerer für uns würde. Er muss aber wissen, dass mir alles reicht, was wir bisher haben. Ich bereue Nichts von all dem und ich liebe es so, wie es jetzt ist. In unserem Alltag. Ich brauche das Aufgesetzte nicht, um glücklich zu sein. Er wird trauern, das weiß ich, und -so eingebildet es auch klingt- ich bin die Liebe seines Lebens und das weiß ich. Ich habe schon so oft zu hören bekommen, dass es egoistisch sei so zu denken, aber ich frage euch, was ist so egoistisch daran, die Liebe des anderen zu genießen und sich ihrer so sicher wie sonst nichts zu sein? Es ist einfach so und nur aus Verlegenheit werde ich nicht leugnen, dass ich mir nur in dieser einen Sache in meinem Leben völlig sicher bin: Unserer Liebe. Kapitel 2: Part 2 ----------------- Noch sieben Wochen bis zum Tag des Abschieds 06. 05. 20XX, Donnerstag Ich habe mit Nobuko telefoniert. Sie erzählte mir, wie es ihr ginge und dass ihr Mann sich schon darauf freute, ihren Ex kennen zu lernen. Wir mussten einfach über Yota lästern, es ging nicht anders. So sind Frauen nun mal. Wir bekamen beide einen Lachanfall, als wir an Yotas früheren Spitznamen denken mussten: Yoda, der Mädchenschreck. Ich weiß, dass das gemein ist, aber jetzt können wir ja drüber lachen, denn schließlich stimmt es nicht mehr. So war er mal. Als ich ihn kennen lernte war er ein schüchterner, verängstigter, Ratgeberfixierter Junge, doch heute ist er ein gutaussehender, smarter, liebevoller Mann. Wie gesagt: Das war nicht immer so. Er hat sich mit der Zeit in den Mann verändert, der er heute ist. Genau so, wie es bei Moemi, Nobuko und mir ist. Veränderung bestimmt unser ganzes Leben. 07. 05. 20XX, Freitag Ich war heute bei einem von den Kursen dabei, die Yota gibt. Und wen haben wir getroffen? Den Jungen der damals das Video-Girl hatte, war ein paar Jahre in Yotas Kursen, bis er dann den Durchbruch als Mangaka schaffte. Ich kenne ihn persönlich recht gut, weil er mal bei uns übernachtet hat. Das Wiedersehen der beiden war echt herzlich. Yota war so glücklich, dass er ihn auch einlud, bei dem Treffen in ein paar Wochen dabei zu sein. Das begrüße ich sehr und der Junge wohl auch, denn er nahm freudig an. Nach Ende des Kurses gingen wir noch was essen und unterhielten uns. Hauptsächlich die Zeit in der sie sich nicht gesehen haben war ein Thema. Es fiel kein Wort über die Video-Girls. Yota wollte in meiner Gegenwart nicht darüber Sprechen und hatte das wohl Hiromu gesagt. Ich kann es schon verstehen, er glaubt das wäre mir unangenehm, aber ich schäme mich nicht und eigentlich denke ich gerne an die Zeit zurück, in der wir uns miteinander rumschlugen und uns nie sicher waren, was wir tu sollten. Es war aber wirklich schön damals, obwohl wir Probleme hatten. Ich habe es geliebt mit Yota und Moemi am Tisch zu sitzen und mit Nobuko zu reden. Das Zusammenleben mit Takashi war, auch wenn es nur kurz war, nicht so schlimm, wie man es annehmen könnte. Er hat eigentlich ein gutes Herz und macht sich Sorgen um andere. Wenn er nicht zu dem Treffen kommt werde ich Yota aber sagen, dass Takashi nichts mit dem Vorfall damals zu tun hatte und ich finde, Moemi sollte das auch wissen. Ich werde es sagen, wenn ich die richtige Gelegenheit bekomme. 08. 05. 20XX, Samstag Ich bin so stolz auf mich! Ich habe ein echt tolles Essen gekocht. Zur Feier des Tages weil wir Hiromu getroffen haben. Bisher hatten wir noch keine Gelegenheit über die anderen zu reden. Er hat mich dann gefragt, ob ich keine Angst hätte, dass er sich in Moemi oder Nobuko verlieben würde, wen sie wieder vor ihm ständen. Ich habe mich fast totgelacht. Ich kam vor lauter Lachen nicht dazu, ihm zu sagen, dass ich mir darüber nun wirklich keine Gedanken mache und mal angenommen, es kommt wirklich so, dann werde ich mich für ihn freuen, denn dann hätte er jemanden, der meine Stelle einnehmen kann. Nobuko kommt mit ihrer ganzen Familie und Hiromu ist auch mit seiner Frau glücklich, Moemi will vielleicht gar keinen Freund, nur Yota wird dann alleine sein. Ich hoffe nur, dass sie ihn unterstützen werden, wenn ich mich verabschiede. Vielleicht schweißt es sie ja zusammen und sie bleiben Freunde bis zu ihren letzten Tagen. 09. 05. 20XX, Sonntag Ich komme immer noch nicht drauf, wie das Wort heißt, dass ich suche, wie ich einen Menschen glücklich machen will. Platonisch? Nein. Auch nicht oberflächlich. Ich komme einfach nicht drauf... 10. 05. 20XX, Montag Wieder habe ich etwas geschafft, das auf meiner Lischt steht. Und zwar war das die Herausgabe eines Artikels in der Zeitung. Ich habe also einen geschrieben gehabt und habe ihn dann an eine örtliche Zeitung geschickt. Heute morgen dann die große Überraschung: er war tatsächlich drin! Ich habe über die vielen Obdachlosen in der Stadt geschrieben, die mir leid tun. Ich habe gesagt, dass ich es nicht gut finde, wenn die Leute einfach an ihnen vorbei gehen und kein bisschen Mitgefühl empfinden. Sie sollten sich nur mal in ihre Lage versetzten und überlegen wie das ist, wenn man kein Dach über dem Kopf hat. Ob man nun Versicherungskaufmann ist, oder Drogendealer. Das ist meine persönliche Meinung. Die Zeitung hat mir eine Stelle als Kolumnenschreiberin angeboten. Die heben da so eine Aktion, bei der sie diese Stelle alle paar Wochen austauschen um ein bisschen Abwechslung in ihre Zeitung zu bringen. Ich habe also einen Job. Das wird mein letzter sein, deshalb bin ich froh, dass er etwas besonderes ist, mit dem ich mich den Menschen mitteilen kann. Ich glaube Yota wird krank, er hustet die ganze Zeit und hat leicht erhöhte Temperatur. Hoffentlich kriegt er kein Fieber, jetzt wo er den neuen Job angenommen hat. 11. 05. 20XX, Dienstag Es ist total süß, wenn Männer krank werden. Dann benehmen sie sich wie kleine Kinder. Ganz nach dem Motto: Wenn sie einmal krank sind, dann richtig. Yota hat hohes Fieber und ziemlich schlimmen Husten. Er arbeitet trotzdem an seinem neuen Bilderbuch, wobei ich ihm so gut wie ich kann helfe. Ich mache die Coloration nur noch, wenn es nicht anders geht. Er hat mir den Jahren gelernt wie das richtig geht. Am Anfang konnte er das ja gar nicht. Er nennt mich dann immer wenn ich ihm unter die Arme greife seinen kleinen Farbteufel, ich glaube aber, dass das am Fieberwahn liegt. Als es nicht mehr ging und er kaum mehr atmen konnte habe ich ihn ins Bett gebracht und ihn ein bisschen bemuttert. Er braucht das manchmal und er war wirklich nicht mehr in der Lage sich selbst mit Medizin und Nahrung zu versorgen. Ich habe ihm einen heißen Tee gemacht und dann ist er eingeschlafen. Er liegt jetzt gerade neben mir unter einem Haufen Decken, damit er die Erkältung raus schwitzt. Ich wette er hat Alpträume von Monstern, die ihn zerquetschen... 12. 05. 20XX, Mittwoch Er hat das Schlimmste überstanden. Das Fieber ist gesunken und der Husten geht zurück. Ich war eine sehr erfolgreiche Krankenschwester. Das ist übrigens eine Fantasievorstellung Yotas von mir, die er mir irgendwann mal erzählt hat. Früher war er darin auch ganz anders. Er versuchte eine Zeit lang zu ignorieren wenn er erregt war. Das war süß, weil er dann immer auf seinem Bett saß und versucht hat sich so stark zu konzentrieren, dass es weg ging. Ich musste ihm schon fast beibringen, dass er das ruhig ausleben kann. Ich habe ihn damit verändert, aber durfte ich das? Ich meine, er war so und jetzt ist er anders. Darf man jemanden einfach so ändern, weil man das Gefühl hat, etwas wäre besser für ihn, oder ist das überheblich? Ich glaube eigentlich, dass man sich nicht ändern kann, wenn man es nicht will. Vielleicht rächt sich das ja eines Tages, aber Hauptsache er ist glücklich mit sich selbst und außerdem kann er sich ja sehen lassen. Er sieht jetzt soooo gut aus! Also im Vergleich zu früher, aber er gefällt mir eh so und so. Ob er nun aussieht wie der durchgeknallte Junge von früher, oder der charmante Mann von heute, und so muss das ja schließlich sein. Das Aussehen darf nicht den Ton angeben. Ich wäre auch noch mit ihm zusammen, wenn er keine Beine hätte. Noch sechs Wochen bis zum Tag des Abschieds 13. 05. 20XX, Donnerstag Warum habe ich Yota eigentlich nie geheiratet? Ich meine, wir sind schon so lange zusammen und wir haben auch schon ein paar mal darüber geredet, wie es wäre verheiratet zu sein, aber wir haben es nie getan. Ich habe vergessen, was der Grund war. Ich muss nur mal scharf darüber nachdenken, warum... Ich weiß es wieder: Von gibt es nicht die nötigen Unterlagen, die man braucht um heiraten zu können, eine Geburtsurkunde z.B. Ich bin in noch keinem Register hier in Japan eingetragen. Nur als Mitbewohnerin und Arbeiterin in der Firma stand ich mal irgendwo, aber als Nachweis für ein Leben ist das zu wenig. Aber das hätte uns irgendwie nicht aufgehalten, wenn ich das überdenke. Ich hatte aber bis jetzt auch nicht unbedingt das Bedürfnis. Daran muss es bei uns liegen, wir brauchen das nicht um zueinander zu gehören. Es wäre ein schöner Liebesbeweis gewesen, aber wir mussten es so schaffen, um so besser. Es geht ihm auf jeden Fall wieder besser. Die Erkältung ist schon stark zurückgegangen, wahrscheinlich war es einfach ein Virus, der auf der Durchreise ist. Hoffentlich kriege ich ihn nicht auch. 14. 05. 20XX, Freitag Zu spät, ich habe mich tatsächlich angesteckt. Das ist immer so. Yota fängt sich was ein, kuriert es auch und ich werde krank, wenn er gesund geworden ist. Jedenfalls liege ich hier in meinem Bett und schreibe. Eben habe ich die Kolumne per Mail an die Zeitung geschickt. Ich habe über das Wetter geschrieben. Was so alles passieren kann, wenn man nicht aufpasst. Man kriegt z.B. eine Grippe, so wie ich. Ich habe Yota geholfen, zu kolorieren. Mir ist so langweilig und ich habe keine Lust zu versauern. Er kümmert sich auch sehr schön um mich: Macht mir Tee, geht Medikamente in der Apotheke holen und kocht das Essen. Das schmeckt nicht so gut, ist aber mit Liebe gemacht. Hoffentlich kriege ich keine Lebensmittelvergiftung... 15. 05. 20XX, Samstag Ich hab keine Lebensmittelvergiftung bekommen. Aber ein Problem, dass mich bekloppt macht: Ich habe meine Tage nicht bekommen. Ich hoffe nicht, dass ich schwanger bin. Ich hätte gar nicht die Zeit, das Kind zu bekommen. Es sind nur noch knappe fünf oder sechs Wochen bis ich gehen muss. Das ist nicht mehr lange. Ich habe schon fast alles gemacht, was ich noch tun wollte, außer einen Menschen auf diese Weise, die ich suche, glücklich zu machen. Heute haben Yota und ich die ganze Zeit Videos geguckt. Nur Batman, immer weiter. Es hat gar nicht mehr aufgehört. Er ist so ein großer Fan und ich mag auch eher Actionfilme, da ist das kein Problem. Wir haben aber eh kaum etwas von dem Film mitbekommen, wir waren zu sehr miteinander beschäftigt... 16. 05. 20XX, Sonntag Heute Mittag waren wir mit Freunden essen. Es war voll lustig und ich habe es echt genossen. Ich weiß ja nicht, ob wir das noch mal machen, bis meine Zeit abgelaufen ist. Wir haben viel über irgendwelche Sachen wie Musik, Filme und Bücher geredet. Wir sind immer noch wie Kinder wenn wir so mit Freunden zusammen sitzen. Woher kommt das? Diese Leute haben wir jedenfalls schon vor einigen Jahren kennen gelernt. Wir treffen uns alle paar Wochen mal zum Essen und reden über jeden Scheiß. Natürlich nicht ausschließlich, aber schon oft. Wir sind diesen Menschen sehr nahe und verstehen uns blendend mit ihnen. Auch sie sind zu dem Jahrestag eingeladen. Da wären als erstes Sayuki und Sasuke. Sie sind Autoren bei dem Verlag, bei dem Yota am Anfang gearbeitet hat. Sie sind etwas über fünf Jahre ein Paar. Dann gibt es noch Aki und Rei. Sie sind seit einigen Jahren verheiratet und wir haben sie zufällig beim Shoppen kennengelernt. Ich habe sie über den Haufen gerannt und Yota wollte Rei schon eine reinhauen, als er ihn provozierte. Und jetzt sind wir gute Freunde. Seltsam eigentlich... Des weiteren sind da noch Umi, Chiaki und Mamoru. Auch Leute, die sich so im Laufe der Jahre zu uns gesellt haben. Natürlich kennen wir auch noch ganz viele andere Leute, aber das sind unsere besten Freunde. Sie machen jeden Scheiß mit uns und wir gehen zusammen durch dick und dünn. Wenn z.B. bei jemandem in der Familie ein Todesfall vorkam oder eine Beziehung zu Bruch ging, waren die anderen immer zur Stelle. Das erwarte ich auch von ihnen, denn bei Yota und mir war fast nichts. Nur ein paar Krisen, die sich alle praktisch von selbst wieder lösten. Das nächste was kommen wird, wird aber schwierig werden für alle Beteiligten. Ich hoffe nicht zu schwierig. 17. 05. 20XX, Montag Mensch, es ist unglaublich was für Blödsinn die Menschen erfinden. Ich war heute mit Yota spazieren und zwar in der Stadt. Wir gingen in so ein Geschäft und schauten uns um. Es war ein ganz normales Geschäft, nichts ungewöhnliches. Bis mein Blick plötzlich auf etwas fiel, das mir zu bescheuert und unnötig erschien. Ich rief Yota zu mir und zeigt ihm das Schwachsinnige: Einen Stift, der nicht schreibt. So eine Art Attrappe. Also da kann man mir ja erzählen was man will, aber sowas braucht die Menschheit nun wirklich nicht. 18. 05. 20XX, Dienstag Immer noch keine Antwort von Takashi oder Koji. Langsam befürchte ich, das wird nichts. 19. 05. 20XX, Mittwoch Heute war ich mit Yota auf einem Seminar für Verlagswirtschaft oder so. Ich habe ja mal in einem Verlag gearbeitet und er ist Schriftsteller, wir haben also beide etwas damit zu tun. Yotas Redakteure wollten unbedingt, dass er dieses Seminar mitmacht, weil er ja jetzt den neuen Vertrag bekommen hat. Sie wollen testen, wie viel Stress er widerstehen kann und so. Yota hat aber gesagt, er würde das nur mit mir zusammen machen, weil ich so eine Art ,Assistentin' wäre und so standen wir plötzlich in einem Raum mit zwanzig anderen Leuten, die alle von ihren Verlagen geschickt wurden. Die meisten waren Mitarbeiter in der Verwaltung oder aus dem Marketing. Yota war der einzige Schriftsteller und damit Objekt der Neugier. Er musste Rede und Antwort stehen, weil alle anderen mal wissen wollten, wie so ein Autor arbeitet, da sie es nicht kannten. Sie wollten sich zwar für ihren Job kundig machen, aber es war doch ganz schön nervig, die ganze Zeit angelabert zu werden. Jedenfalls haben wir eine ganze Menge über Verlage gelernt und Yotas Eignung wurde für gut befunden. Aber als ob das nicht genug wäre müssen wir auch noch in fast zwei Wochen auf einen einwöchigen Workshop, bei dem wir das richtige Arbeiten und die richtige Konversation mit dem Verlag lernen sollen. Ich darf dabei sein, was auch ganz toll ist, aber ich habe nicht wirklich Lust eine ganze Woche in so einem Hotel zu verbringen mit zig anderen Leuten, die ich nicht kenne. Aber was tut man nicht alles für seinen Partner... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)