紅 von abgemeldet (Vampire in Tokyo ^^) ================================================================================ Kapitel 8: Delay... ------------------- Als Shuichi den Hörer auflegte, sah Hisashi ihn abschätzend an. "Ich bin immer noch der Meinung, dass du ihn zu seinen Eltern nach Hause schicken solltest", meinte er zu Teru. "Er wohnt schon länger nicht mehr bei seinen Eltern", erwiderte der Sänger. "Dann halt zu seinem Freund oder was weiß ich!" "Hier hat er es wesentlich besser!" Hisashi schüttelte seufzend den Kopf. "Du bist einfach viel zu gutmütig, Tekko. Du kannst es dir nicht leisten, den Jungen auch noch zu versorgen! Du hast gerade mal genug Geld für dich selbst!" Shindou ballte die Hände zu Fäusten, als er das hörte. "Na und? Ist das wichtig? Teru muss doch gar nicht alles für mich bezahlen!", meinte er wütend zu Hisashi. "Ich habe selber Geld, das ich mit meiner Musik verdiene. Und wenn Teru was braucht, kann er es von mir haben! Außerdem habe ich Teru nicht dazu gezwungen, mich hier zu behalten - das tut er freiwillig!" Der Junge atmete schwer und schloss die Augen. Dieser Wutausbruch hatte ihn angestrengt. Normalerweise wäre das kein Problem - wäre da nicht der Blutverlust, von dem er sich noch immer nicht so richtig erholt hatte. Ihm wurde schwindelig und er taumelte. Teru stand auf, um den pinkhaarigen Jungen zu stützen, damit er nicht hinfiel. "Jetzt siehst du, wie schlecht es ihm geht!", fuhr er den Gitarristen an. "Bist du immer noch davon überzeugt, dass es besser ist, ihn wegzuschicken?" Hisa biss sich auf die Unterlippe und sah Shuichi an. "Mach, was du willst!", murmelte er. "Aber bist du sicher, dass es gut für den Jungen ist, wenn er mit zur Probe kommt?" "Das ist mir immer noch lieber, als ihn hier unbeobachtet allein zu lassen! Wenn er im Proberaum umkippen sollte, kann sich wenigstens direkt einer um ihn kümmern. Hier nicht, wenn ich nicht da bin!", erwiderte Teru. Der junge Gitarrist nickte. "Du hast Recht. Vielleicht ist es wirklich besser, wenn wir ihn im Auge behalten. Teru sah auf die Uhr. "Mist!" "Was ist denn?" "Wir kommen zu spät!" Hisashi's Augen wurden immer größer. "Ich hab's geahnt...", seufzte er. "Takuro wird uns umbringen!" Ungeduldig lief Takuro im Raum auf und ab. "Wo bleiben die beiden nur schon wieder?", schimpfte er. "Jedes Mal, wenn die beiden zusammen zur Probe kommen, sind sie zu spät!" Der Bandleader von Glay blieb stehen und drehte sich auf dem Absatz um, um den Raum erneut zu durchqueren. "Ich möchte mal wissen, was die beiden immer machen! Wenn sie getrennt zur Probe kommen, sind sie doch auch pünktlich!" Jiro, der die ganze Zeit still auf einem Stuhl saß und seinen Bass stimmte, sah zu ihm auf. "Jetzt reg dich doch nicht so auf, sie sind bestimmt bald da", versuchte er, Takuro zu beruhigen. Der große Gitarrist blieb wieder stehen und zog eine Augenbraue hoch. Er wunderte sich darüber, wie der Bassist so ruhig bleiben konnte. Normalerweise war Jiro doch der größte Hitzkopf unter ihnen. "Mir tut es vor allem Leid für dich", meinte der Bandleader nun. "Ich habe dich gebeten, uns für eine Weile auszuhelfen, weil wir keinen Bassisten mehr haben und Hisa das Bassspielen leid ist. Und nun verschwenden wir hier deine Zeit." Der blonde junge Mann lächelte. "Es braucht dir nicht Leid zu tun, Takuro. Ich hab doch gesagt, ich helf euch gern. Und seit ich bei meiner alten Band ausgestiegen bin, habe ich eh nichts anderes zu tun. Außerdem macht es mir mehr Spaß, mit euch zu spielen." Takuro wollte gerade etwas darauf erwidern, als die Tür schwungvoll aufgerissen wurde. Keuchend betrat zuerst Hisashi den Raum, dann Teru, gefolgt von einem pinkhaarigen Jungen. "Gomen, dass wir zu spät sind", entschuldigte sich Teru nach Luft ringend - ihm machte das schnelle Laufen nichts aus, aber es würde sehr seltsam wirken, wenn Hisashi und Shuichi vollkommen außer Atem waren und er nicht. "Aber wir haben eine Erklärung dafür!" "Dann bin ich ja mal gespannt, was ihr für eine Ausrede auf Lager habt", entgegnete Takuro aufgebracht und verschränkte die Arme. "Sie sollte besser gut sein!" Sein Blick fiel auf Shuichi. "Wer ist das?", wollte er wissen. "Das ist...", schnaufte Hisa. "Das ist der Grund, warum wir zu spät sind." Shuichi versteckte sich halb hinter Teru. Der große Mann schien wütend zu sein und Shuichi wollte seinen Zorn nicht auf sich ziehen - das kannte er von Yuki schon zur Genüge. Jiro und Takuro sahen Hisashi ungläubig an. "Geht das vielleicht auch ein kleines bisschen ausführlicher?", brummte der Bandleader. Shuichi trat einen Schritt vor. Der Musiker machte ihm zwar ein wenig Angst, aber deswegen konnte er sich trotzdem nicht mit ansehen, wie Teru und Hisashi seinetwegen Ärger bekamen. "Ich bin Shindou Shuichi von Bad Luck. Ich hatte gestern abend einen... Unfall und Teru hat mir geholfen." Der schwarzhaarige Sänger nickte. "Der Junge ist noch nicht wieder ganz auf den Beinen. Ich habe ihn mitgebracht, damit ich ihn im Auge behalten kann, falls er wieder umkippen sollte. Ich hielt es für zu riskant, ihn allein zu lassen." "Und nur deswegen seid ihr zu spät?", wunderte sich Jiro. Hisashi schüttelte den Kopf. "Nein... ich war zuerst dagegen, den Jungen mitzunehmen. Es hat ein wenig gedauert, bis Teru mich davon überzeugt hat, dass es eigentlich doch besser ist. Außerdem könnte dieser Junge vielleicht unsere Chance sein, bekannt zu werden." Takuro blinzelte. "Warum ausgerechnet er?" "Ich habe einen verdammt guten Manager", meldete sich Shuichi wieder zu Wort. "Und ich habe vorhin noch mit einem Freund telefoniert, damit er ihm ausrichtet, dass er zu einem eurer Konzerte kommt. Er kann mit Sicherheit etwas für euch tun." "Hm", meinte Takuro, nachdem er einen kurzen Moment nachgedacht hatte. "Also gut. Wieso nicht?" Er sah Teru und Hisashi strafend an. "Ab sofort kommt ihr trotzdem pünktlich! Ist das klar?" Die beiden Musiker nickten. Schweigend packte Hisa seine Gitarre aus und machte sich daran, sie zu stimmen. Teru suchte nach seinem Mikrophon. "Wo ist eigentlich unser Drummer?", wollte er wissen, als er es gefunden hatte. "Der ist vorhin gegangen. Er hatte keine Lust mehr, auf euch zu warten", antwortete Takuro. "Das heißt, wir müssen jetzt ohne Schlagzeuger proben?" Jiro nickte. "Sieht wohl so aus." Hisa sah von seiner Gitarre auf. "Wie sollen wir das machen? Ohne Drummer können wir nicht proben!" "Wärt ihr pünktlich gewesen, wäre er noch hier", brummte Takuro. "Es muss ohne gehen." "Ich kann ja Schlagzeug spielen!", schlug Teru eifrig vor. Es war ihm ohnehin viel lieber, hinter dem Drumset zu sitzen, als sich am Mikro zum Affen zu machen. Auch wenn es normalerweise nie mehr als zehn Leute waren, die dabei zusahen. Aber genau das war ja das Peinliche daran. "Toll! Und wer soll dann singen?", wandte Hisa ein. "Shuichi!" Allen klappte der Kiefer runter. "Ich?", fragte Shuichi leise. "Aber ich kenne doch die Texte gar nicht." "Ach, das passt schon!", meinte Teru aufgeräumt und schlug dem pinkhaarigen Jungen auf die Schulter. "Die lernst du sicher schnell. In deiner Band bist du ja auch Sänger. Außerdem ist es ja nur für die heutige Probe." "Da wäre ich mir nicht so sicher...", murmelte Jiro. "Eh? Wieso das?", fragte Hisashi verwundert. "Weil Akira ausgestiegen ist. Er kommt nicht mehr. Als er vorhin gegangen ist, meinte er, dass es ihm Leid tut, aber mit unzuverlässigen Leuten kann er nicht arbeiten", warf Takuro ein. "Und das sagst du uns erst jetzt!", fuhr Hisa auf. "Aber ihr wisst es nun!", erwiderte Jiro. "Was mischst du dich ein?! Du hilfst doch nur aus!" "Sei froh, dass ich hier bin!" "Wieso sollte ich?!" "Weil du sonst wieder Bass spielen müsstest!" "Besser ich spiele Bass, als dass Glay ohne Drummer ist!" "Könnt ihr beiden auch aufhören zu streiten?!", rief Takuro. "Aber..." "Nichts Aber!" Der Bandleader verschränkte die Arme. Hisashi seufzte. "Okay... aber was machen wir jetzt, wo Akira weg ist?" "Ist doch ganz klar!", meinte Jiro. "Wir brauchen einen neuen Drummer!" "Das ist mir auch klar!", fuhr der Gitarrist den armen Bassisten an. "Nur so lange wir den nicht haben, können wir nicht richtig arbeiten!" Takuro raufte sich verzweifelt die Haare. Erst kamen Teru und Hisashi mal wieder zu spät und nun konnten sie nicht arbeiten, weil kein Drummer mehr da war. Zu allem Überfluss mussten sich diese zwei Streithähne Jiro und Hisashi mal wieder in den Haaren liegen. "Wir machen eine Pause", sagte der Bandleader schließlich. Alle sahen ihn fragend an, selbst Hisashi und Jiro unterbrachen ihr Wortgefecht. "Eine Pause? Für wie lange?" "So lange, bis wir einen neuen Drummer haben und wieder arbeiten können", erwiderte Takuro matt. Es gefiel ihm nicht, jetzt einfach so mittendrin aufzuhören. Aber es ging nicht anders. Außerdem war es ja nicht für immer, sondern nur für eine kurze Zeit. Zumindest hoffte er das. "Und was machen wir in der Zwischenzeit?", fragte Teru leise. Auch ihm gefiel das Ganze nicht. Sugizo mochte noch so sehr auf die Sterblichen schimpfen, aber er mochte seine Band. Eigentlich dürfte er kein Problem haben, eine neue Band zu finden. Er konnte gut Schlagzeug spielen und noch besser singen. Musiker waren ersetzbar. Aber auch nur solange man sie nicht näher kannte und mit ihnen befreundet war. Er würde also warten, bis sie mit Glay weiter machen konnten. "Genau, was machen wir in der Zwischenzeit?", wollte auch Hisashi wissen. Auch er hoffte, dass diese Pause kurz ausfallen würde. Eine unbekannte Band war immer noch besser als gar keine. "In der Zwischenzeit...", setzte Takuro an und alle anderen im Raum lauschten ihm gebannt. Der große braunhaarige Mann seufte. "Im Moment können wir einfach nur abwarten. Und uns überlegen, was wir genau tun werden, wenn sich ein neuer Schlagzeuger findet." "Eh? Was meinst du denn damit?", wunderte sich Jiro. Hisashi versetzte ihm einen leichten Schlag auf den Hinterkopf. "Genau deswegen sollst du ja nachdenken! Baka!" Jiro schmollte. "Soll das heißen, Glay löst sich auf?" "Niemals!" Alle sahen Teru erstaunt an. Noch nie hatten sie ihn so aufgebracht und entschlossen gesehen wie jetzt. "Glay bleibt bestehen! Wir alle haben bereits zu viele Opfer gebracht, als dass wir so einfach aufgeben könnten!" Er sah auffordernd in die Runde. "Oder will noch jemand außer Akira kneifen und aussteigen?" Hisashi seufzte, Jiro blinzelte verwirrt, Takuro schwieg. "Ihr könnt nicht so einfach aufgeben", meldete sich nun Shuichi zu Wort. "Auch ich habe hart dafür kämpfen müssen, um es mit meiner Band zu etwas zu bringen! Auch wenn ich oft nicht weiter wusste, ich habe nicht aufgegeben! Und es hat sich gelohnt! Für euch wird es sich auch lohnen!" Er sah die Member von Glay auffordernd an. "Ich hatte eigentlich nicht vor, aufzugeben", meinte Jiro. "Ich mag Glay und ich spiele gern mit Teru, Takuro und Hisashi zusammen." Takuro nickte. "Nach der Pause machen wir definitiv weiter. In der Zwischenzeit überlegen wir uns, was wir eventuell besser machen können." "Dann ist es also beschlossene Sache", stellte Hisa fest. "Aber dass mir ein Kind eine Moralpredigt hält, hätte ich nie für möglich gehalten..." "Irgendwie kommt mir dieser Typ bekannt vor...", murmelte K vor sich hin. "Ich weiß beim besten Willen nicht, wo ich ihn schon mal gesehen habe..." Sakuma blinzelte. "Du kennst Teru? Das habe ich ja noch gar nicht gewusst!" "Ich kenne ihn auch nicht wirklich. Ich weiß nur, dass ich dieses Gesicht schon einmal irgendwo gesehen habe. Das ist alles." Der blonde Amerikaner gab einen Befehl ein, damit das System in allen verfügbaren Datenbanken nach Teru's Bild, Daten zu Glay und eventuellen Freunden und Bekannten von dem Mann suchte. Er seufzte. "Das kann die ganze Nacht dauern...", meinte er zu Ryuichi und schaltete den Monitor aus. "Lass uns nach Hause gehen, es ist schon spät." Gemeinsam verließen die beiden den Raum und K schloss hinter sich die Tür ab. Es war ohnehin schon riskant, den PC einfach laufen zu lassen. Aber er hatte auch keine Lust, die ganze Nacht da zu sitzen und darauf zu warten, bis seine Anfrage bearbeitet war. Eigentlich wollte der Manager den grünhaarigen Sänger nach Hause fahren, doch der hatte keine Lust. Sugizo war gerade dabei, seine Gitarre neu zu stimmen, als Ryuichi verkündete, dass sie heute abend noch ein Konzert geben würden. Der Mann mit den langen roten Haaren sah auf. "Und das sagst du uns erst jetzt?" J seufzte. "Eigentlich sollten wir uns daran gewöhnt haben, dass er dauernd irgendwelche kurzfristigen Auftritte organisiert..." "Eigentlich schon, aber mich nervt diese dauernde Hetzerei! Wir sind keine Sterblichen, wir haben Zeit!" "Wenn es dir nicht passt, kannst du ja jederzeit aussteigen", brummte Ryuichi. "Vielleicht nimmt Teru dich ja in seiner Band auf." Sugizo verzog das Gesicht. "Erstens ist es nicht Teru's Band, er ist dort nur Sänger. Zweitens will ich nicht aussteigen. Drittens hast du das gar nicht zu entscheiden, ob ich die Band verlasse. Viertens haben Glay schon zwei Gitarristen, ein dritter wäre da wohl überflüssig. Fünftens besteht diese Band zu mindestens 75% - also bis auf Teru - aus Sterblichen! Was will ich da?!" "Ich dachte, du magst Teru so gern?" "Hast du etwa ein Problem mit ihm?" Sugizo sah Ryuichi wütend an. Hatte Teru etwa doch Recht gehabt mit seiner Vermutung, dass Ryuichi eventuell eifersüchtig war? Und wenn ja, auf was? Oder wollte er Teru einfach nur eins auswischen, wofür auch immer? "Ich habe kein Problem mit Teru selbst. Mir gefällt es nur nicht, dass er sich so viel mit Menschen abgibt. Wenn ich daran denke, dass er sein Leben für diesen Jungen riskiert, wird mir übel!", erwiderte Ryuichi. Mit jedem Wort, das er von sich gab, war er unsicherer, ob es das Richtige war, was er tat. Von Masaki aus durfte er niemandem sagen, dass er das alles - das mit dem Jungen und Teru - nur getan hatte, um einen Krieg zu verhindern. Und dass er Sugizo anbot, die Band zu verlassen, war nur, weil er hoffte, dass dieser sich dann mehr in Teru's Nähe aufhalten würde, und somit auch in der des Jungen. Somit könnten sich beide um den Kleinen kümmern und verhindern, dass Mana in seine Nähe kommt, wenn er selbst es schon nicht tun konnte. Teru allein war als Schutz für den Jungen doch etwas wenig, fürchtete er. Sugi nickte düster und warf Ryuichi einen finsteren Blick zu. Daher wehte also der Wind. "Teru macht das nur, weil er Mitleid mit dem Jungen hat. Schließlich ist er noch minderjährig und trotzdem von einem Vampir angefallen - sogar fast getötet - worden. Außerdem scheint der Junge es wert zu sein, gerettet zu werden." "Welcher Vampir hat es gewagt, einen Minderjährigen anzufallen und fast umzubringen?", wollte Shinya von Sugizo wissen. Yasuhiro sagte nichts, sondern sah Ryuichi nur weiterhin an und zog die Augenbrauen hoch. "Du meinst doch nicht etwa...?" J deutete auf Kawamura. "Genau", murmelte Sugihara. "Warum?", wandte sich J nun an Ryuichi. "Es war niemand sonst da und ich musste etwas essen", erwiderte der schwarzhaarige Mann. Wenn er ihnen doch nur die Wahrheit sagen könnte! Das wäre ihm lieber, als sie jetzt anlügen zu müssen! Er wusste genau, dass er ihnen nicht auf Dauer etwas vormachen konnte, auch wenn es im Moment noch zu funktionieren schien... Das würde Masaki ihm büßen, dass er ihn in solche Schwierigkeiten brachte! "Entweder machen wir uns jetzt langsam auf den Weg zu unserem Auftritt, oder ihr streitet euch jetzt hier deswegen und ich gehe allein!", versuchte er, die anderen von diesem äußerst heiklen Thema abzulenken. Und wider Erwarten funktionierte das sogar - zumindest vorerst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)