紅 von abgemeldet (Vampire in Tokyo ^^) ================================================================================ Kapitel 3: Wake... ------------------ Als Shuichi wieder zu sich kam, fühlte er sich noch ein wenig matt, aber immerhin nicht mehr ganz so ausgelaugt wie zuvor. Er musste ein paar Mal blinzeln, um wieder klar sehen zu können, im ersten Moment war alles total verschwommen. Wo war er hier? Er sah sich um. Der Raum, in dem er sich befand, war nicht sehr groß. Shuichi lag auf einem weichen Futon und er war in mehrere warme Decken eingehüllt. Fast automatisch fuhr seine Hand an den Hals - an die Stelle, wo der schwarzhaarige Fremde ihn gebissen hatte. Aber dort war nichts! Keine Bisswunden - nichts. Wie konnte das sein? Hatte er sich das Ganze etwa nur eingebildet? Durch die Zimmertür konnte er eine aufgebrachte Stimme hören. Es war die Stimme des zweiten Fremden von letzter Nacht. Von dem Mann, der den anderen davon abgehalten hatte, ihn - Shuichi - umzubringen. Also war es doch wirklich passiert - er war von einem Vampir gebissen worden! Aber wieso hatte er dann keine Bisswunden am Hals? Das einzige, was Shuichi mit Sicherheit wusste, war, dass er dem Mann, in dessen Wohnung er sich anscheinend befand, sein Leben verdankte. Er musste sich bei ihm dafür erkenntlich zeigen, wenigstens sollte er sich bedanken! Doch statt aufzustehen lauschte er der wütenden Stimme seines Retters. "Du solltest Ryuichi mal Manieren beibringen!", schimpfte der Mann. "Er hat letzte Nacht ein Kind angefallen und fast umgebracht!" Ryuichi? Shuichi erschrak, als er den Namen hörte. Doch dann kam es ihm in den Sinn, dass der Fremde höchstwahrscheinlich den schwarzhaarigen Mann von gestern meinte, und nicht Sakuma. "Es ist mir egal, wie du das anstellst! Von mir aus sperr ihn in eine Gruft, damit er mal nachdenkt! Er sollte sich besser an unseren Kodex halten! Wenn so etwas noch einmal vorkommt, dann bekommt er es wirklich bald mit mir zu tun!" Shindou konnte hören, wie ein Hörer geräuschvoll auf eine Gabel geknallt wurde und zuckte erschrocken zusammen. Der Fremde schien ziemlich außer sich zu sein. Dann kam dem Jungen ein weiterer Gedanke. Aus dem, was er von dem Telefonat eben und dem Streit letzte Nacht mitbekommen hatte, ließ sich schließen, dass sein Lebensretter ebenfalls ein Vampir war. Und er hatte mit einem dritten telefoniert. Kraftlos ließ er sich in die Kissen sinken. Er war von Vampiren umgeben. Er war verloren! Was sollte er nun machen? Der Junge schloss die Augen und biss sich auf die Unterlippe, als die Zimmertür geöffnet wurde und der Fremde, der ihn gestern gerettet hatte, den Raum betrat. Der Mann setzte sich neben ihn, strich ihm sanft eine pinke Strähne aus der Stirn und legte eine Hand auf seine Wange. "Glück gehabt, Fieber scheinst du jedenfalls nicht zu haben. Wie fühlst du dich?", fragte er leise. Shuichi öffnete langsam die Augen und blinzelte. Der Mann, der neben ihm saß, hatte ebenfalls schwarze Haare, die allerdings kürzer waren als die des Mannes, der ihn letzte Nacht gebissen hatte. Außerdem hatte er feinere Gesichtszüge und wirkte viel freundlicher. "Ganz gut...", murmelte der pinkhaarige Sänger. "Ich fühle mich nur noch ein wenig benommen." Der schwarzhaarige Mann nickte grimmig. "Das kann ich mir gut vorstellen, nach dem enormen Blutverlust", brummte er. "Aber ich muss zugeben, du erholst dich erstaunlich schnell. Ich hätte nicht erwartet, dass du jetzt schon wieder aufwachst. Wenn überhaupt..." Shuichi schluckte. "Sind Sie ein Vampir?", fragte er leise. Er kam sich furchtbar albern vor, dem Mann diese Frage zu stellen. Aber er musste es wissen. Nachdem er ihn zum zweiten Mal schon mehr oder weniger belauscht hatte und ihm dadurch dieser Verdacht ohnehin schon gekommen war... Der Junge rechnete fest damit, dass der Fremde ihn nun entweder auslachen oder für verrückt erklären würde. Er bereute es fast, überhaupt gefragt zu haben. Der Mann antwortete nicht sofort. Einen Moment lang schien er über etwas nachzudenken. "Dumm scheinst du ja nicht gerade zu sein...", meinte er schließlich langsam. "Es ist egal, was ich nun dazu sage. Du weißt ohnehin Bescheid. Es ist sinnlos, dich zu belügen. Ja, ich bin einer." Shuichi musste schlucken. Er hatte es doch geahnt! Nur eines verstand er nicht so ganz. "Warum haben Sie mir geholfen?Und waurm habe ich keine Bisswunden am Hals? Obwohl mich dieser... wer oder was auch immer... gebissen hat?" Er verstand es wirklich nicht. Aus Büchern und Filmen wusste er, dass die Opfer nach einem Vampirbiss immer zwei kleine Wunden von den spitzen Eckzähnen am Hals hatten. Warum also er nicht? Und wieso um alles in der Welt half ein Vampir einem Menschen, den er nicht einmal kannte? Der Fremde schien über diese Fragen ehrlich erstaunt zu sein. Er runzelte die Stirn. "Gut... als Sterblicher dürftest du das tatsächlich nicht wissen... Unser Kodex verbietet es uns, Minderjährige anzufallen. Und töten dürfen wir sie erst recht nicht. Ryuichi hätte dich sicher umgebracht, wenn ich ihn nicht davon abgehalten hätte." "Warum?" "Wie meinst du das? Warum wir keine Minderjährigen anfallen dürfen, oder warum Ryuichi es trotzdem getan hat?" "Beides." "Warum wir laut Kodex keine Minderjährigen angreifen dürfen, weiß ich selbst nicht so genau. Unser Kodex ist wesentlich älter als ich, ich habe ihn mir nicht ausgedacht. Ein Vampir hat den Kodex zu kennen und ihn zu befolgen, nicht zu hinterfragen. So war es schon immer. Warum Ryuichi dich fast getötet hätte, kann ich dir noch weniger beantworten. Vielleicht wollte er jemanden von uns provozieren, oder es hat ihn einfach nicht interessiert, dass er gegen den Kodex verstößt. Sollte es aber. Hätte ich ihn nicht davon abgehalten, dich umzubringen, würde ihn eine weitaus härtere Strafe erwarten als jetzt." "Strafe?", fragte Shuichi verwundert. Er konnte sich nicht vorstellen, wie man einen Vampir bestrafen konnte und vor allem, wer dies tun sollte. Er verstand ohnehin immer weniger, je mehr der Fremde ihm zu erklären versuchte. Der schwarzhaarige Mann lächelte. "Du bist verdammt neugierig. Damit hätte ich rechnen müssen. Ich kann dir allerdings nicht mehr verraten, sonst verstoße ich auch gegen den Kodex. Genau genommen habe ich dir jetzt schon viel zu viel gesagt." Er zwinkerte dem Jungen zu. "Wie heißt du eigentlich? Schließlich muss ich ja wissen, wem ich das Leben gerettet habe." Shuichi lächelte. Der Mann schien wirklich ein netter Mensch - gomen, Vampir - zu sein. "Ich heiße Shindou Shuichi", antwortete er. "Ich bin Kobashi Teruhiko. Du kannst mich aber ruhig Teru nennen, das tun eh alle", erwiderte der schwarzhaarige Mann darauf. Wieder zwinkerte er dem Jungen zu. Dann stand er auf. "Du hast bestimmt Hunger." Shindou blinzelte. Er war in der Tat hungrig, nur war ihm das bisher nicht aufgefallen. Er war zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt gewesen. 'Yuki!', fiel es ihm plötzlcih ein. Was würde der blonde Schriftsteller dazu sagen, dass er noch immer nicht zu Hause war? "Was ist los?", fragte Teru ihn. "Hast du keinen Hunger?" Der pinkhaarige Sänger schüttelte den Kopf. "Hunger hab ich schon... aber Yuki macht sich sicher Sorgen um mich." Er sah auf die Uhr. "Außerdem hätte ich schon längst im Studio sein müssen." Teru nickte. "Darum kümmern wir uns später. Aber zunächst solltest du etwas essen, damit du wieder ein wenig zu Kräften kommst." Nach einem - sehr reichhaltigen - Frühstück wollte Shuichi aufstehen, doch Teru schüttelte den Kopf. "Gib mir die Nummer, dann rufe ich dort für dich an. Du solltest dich lieber noch etwas ausruhen. Einen derartigen Blutverlust, wie Ryuichi ihn dir zugefügt hat, solltest du lieber nicht auf die leichte Schulter nehmen." Shindou blinzelte, schrieb ihm dann aber die Nummern von Yuki und NG Records auf. Er fühlte sich tatsächlich noch etwas schwach und ein wenig benommen, auch wenn er sich jetzt - nachdem er etwas gegessen hatte - ein bisschen besser fühlte. Teru rief zuerst im Studio an. Er machte auch den Lautsprecher an, damit der pinkhaarige Junge mithören konnte. "Moshimoshi! Seguchi desu!" "Konnichi wa, Seguchi-san. Kobashi desu. Ich rufe wegen Shindou Shuichi an." "Shindou-san? Stimmt etwas nicht mit ihm?", fragte Tohma argwöhnisch. Teru zog eine Augenbraue hoch, während sich Shuichi nervös durch die Haare fuhr. Noch bevor Teru etwas erwidern konnte, sprach Tohma weiter. "Chotto matte kudasai, ich verbinde Sie besser mit seinem Manager Mr. K." Dann war nur ein Tuten zu hören. Kurze Zeit später nahm K das Gespräch entgegen. "Hai, K hier!" "Konnichi wa, K-san. Es geht um Shindou Shuich-" "Er ist nicht hier!", unterbrach ihn der Manager. Teru seufzte. "Das weiß ich. Deswegen rufe ich ja an. Mein Name ist Kobashi Teruhiko. Shindou-san ist gestern abend bewusstlos zusammengebrochen. Zum Glück war ich in der Nähe. Ihm fehlt soweit nichts, er braucht heute nur etwas Ruhe", erklärte der schwarzhaarige Mann. "Zusammengebrochen? Wieso?" "So genau weiß ich das nicht, wahrscheinlich der Kreislauf. Das kann bei zu viel Stress schon mal vorkommen, dass man irgendwann einfach umkippt." "Ich hab mir schon gedacht, dass so etwas früher oder später passieren würde, so wie Yuki mit ihm umgeht", brummte K missmutig. "Wo ist er jetzt?" "Er ist bei mir zu Hause. Keine Sorge, hier ist er gut aufgehoben. Dem Jungen kann nichts passieren." Das Gespräch ging noch eine ganze Weile so weiter. Schließlich gab Teru K seine Adresse, da der Manager sehr besorgt um den jungen Sänger zu sein schien. Auch wenn er es eigentlich nicht mochte, wenn fremde Menschen seine Wohnung betraten. Kaum hatte er den Hörer aufgelegt, klingelte es an der Tür. "Wer kann das denn jetzt sein?", murmelte er genervt und stand auf, um die Tür zu öffnen. Vor ihm stand Ryuichi. "Du hast Nerven, hier aufzutauchen!", seufte Teru, ließ ihn aber dennoch hinein. Schließlich konnte er seinen alten Freund nicht vor der Tür stehen lassen. Auch nicht wegen des Jungen. Als die beiden die Küche betraten, fiel Shuichi vor Schreck fast vom Stuhl. "Keine Angst", versuchte Teru, den pinkhaarigen Jungen zu beruhigen, "wenn ich dabei bin, tut er dir ganz sicher nichts." Während er das sagte, warf er Ryuichi einen warnenden Blick zu. Der zuckte gleichmütig mit den Schultern. "Ich wusste nicht einmal, dass du hier bist", meinte er zu Shuichi und warf Teru einen vielsagenden Blick zu, "außerdem bin ich ohnehin nicht zum Essen hier." Natürlich hatte er genau gewusst, dass der Junge sich hier befand - er hatte zumindest fest damit gerechnet. Aber das brauchte niemand zu wissen. Wenn Teru erfuhr, was er wusste, dann würde er keine Ruhe geben, bis er den Verantwortlichen gefunden und zur Rechenschaft gezogen hatte. Und das wollte - und sollte - er vermeiden. Kawamura setzte sich auf den Stuhl gegenüber von Shuichi, Teru setzte sich zwischen die beiden. "Also, warum bist du hier?", wollte Teru schließlich wissen. Ryuichi seufzte. "Sugi hat mich vorhin ziemlich zusammengestaucht wegen gestern abend." Was der Wahrheit entsprach. Der Hauptgrund dafür, dass er nun hier war, war allerdings ein anderer: Er hatte sich gedacht, er sollte lieber mal nach dem Rechten sehen. Auch wenn er Teru gut genug kannte, um zu wissen, dass er sich um den Jungen kümmern würde, so hätte doch etwas schief gehen können. Er hatte sich vergewissern wollen, dass der Junge tatsächlich hier war und auch noch lebte. Teru nickte. "Das hast du auch mehr als verdient! Du kannst von Glück reden, wenn du deswegen nur einen Verweis bekommst!" "Aber ich hatte Hunger!", wandte Ryuichi ein. "Und ansonsten war weit und breit niemand zu sehen!" "Das rechtfertigt noch lange nicht, dass du gegen den Kodex verstoßen hast! Du hast einen minderjährigen Jungen angefallen! Schlimmer noch, du hättest ihn fast umgebracht!", erwiderte Teru aufgebracht. Auf Ryuichi's Gesicht erschien ein breites Grinsen. Das war Teru, wie er ihn kannte. Natürlich hatte er nicht vorgehabt, den Jungen umzubringen. "Du hast doch ebenfalls gegen den Kodex verstoßen. Der Junge weiß, wer wir sind. Also wird er sterben müssen, damit wir unser Gesicht wahren können. Stirbt er nicht, wird deine Strafe sicher noch schwerer ausfallen als meine!" Natürlich würde der Kleine nicht sterben müssen. Und er wusste, dass Teru es niemals über sich bringen würde, ihn zu töten. Und das war auch besser so. Er hatte zwar keine Ahnung, warum Masaki ihn unbedingt lebend haben wollte und warum Mana an ihn herankommen wollte, aber ihm ging es in erster Linie darum, das zu tun, was ihm aufgetragen worden war. "Du willst ihn nun doch umbringen?", fragte Teru wütend. "Willst du es etwa tun?" "Bist du verrückt?" "Siehst du... oder ist es dir lieber, wenn es jemand anderes tut?" Mit vor Entsetzen geweiteten Augen hörte Shuichi den beiden zu. In was war er da nur hineingeraten? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)