紅 von abgemeldet (Vampire in Tokyo ^^) ================================================================================ Kapitel 2: Shadows... --------------------- Müde rieb Shuichi sich die Augen als er das Hotel verließ, in dem das Interview und das Photoshooting stattgefunden hatten. Es war spät geworden und es war schon lange dunkel draußen. Hiro hatte ihm angeboten ihn nach Hause zu fahren, aber Shindou hatte abgelehnt. Er wollte lieber zu Fuß heimgehen, er brauchte frische Luft und vor allem Bewegung. In dem Interviewraum war es furchtbar stickig gewesen. Außerdem wollte er auf dem Heimweg ein wenig nachdenken. Er wollte darüber nachdenken ob es noch Sinn machte bei Yuki zu bleiben. Zuvor hätte das für ihn vollkommen außer Frage gestanden, früher wäre er nicht einmal annähernd auf die absurde Idee gekommen Yuki freiwillig zu verlassen. Aber in der letzten Zeit hatte Shuichi immer mehr das Gefühl, dass der Schriftsteller ihm aus dem Weg ging. Er war sehr kühl und abweisend... mehr als je zuvor... Shuichi hätte nicht gedacht, dass es so weit kommen würde... "Was machst du hier so allein um diese Uhrzeit?", hörte er plötzlich eine tiefe Stimme hinter sich, die ihn abrupt aus seinen Gedanken riss. Erschrocken fuhr Shuichi zusammen und drehte sich um. Vor ihm stand ein Mann - kaum größer als er selbst - mit langen schwarzen Haaren und dunkelbraunen, blutunterlaufenen Augen. Shindou wusste im ersten Moment gar nicht was er darauf antworten sollte, so perplex war er. Er blinzelte als der Fremde düster lächelnd einen Schritt auf ihn zu ging. "Hast du dich etwa verlaufen?", fragte der Mann scheinbar besorgt und strich ihm sanft eine pinke Strähne aus dem Gesicht. Unsicher, was er sagen sollte, schüttelte Shuichi den Kopf. "Nein. Ich bin auf dem Weg nach Hause." Der junge Sänger verstummte. Was sollte er auch sonst sagen? Auf dem Gesicht des Fremden erschien ein breites Grinsen. "Auch gut", murmelte er mit rauer Stimme und trat noch etwas näher an den Jungen heran. Shuichi fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut, doch er war nicht fähig sich zu bewegen. Er wollte weglaufen, aber er konnte sich nicht rühren. Panik erfüllte ihn. Was, wenn das ein Perverser war? Wenn er nun das vorhatte, was Aizawa Tachi ihm angetan hatte - bzw. hatte antun lassen? Oder gar schlimmeres? Seine Gedanken rasten. Was sollte er jetzt machen? Um Hilfe rufen? War denn überhaupt jemand in der Nähe, der ihn hören konnte? Und wenn ja: Würde er ihm helfen? Oder eher so tun als hätte er nichts gesehen und einfach weiter gehen? Er fühlte sich hilflos und Tränen stiegen ihm in die Augen. "Wovor hast du Angst? Ich werde dir nicht wehtun", flüsterte der Mann neben seinem Ohr, während er vorsichtig den Kopf des Jungen schief legte und sanft über eine kleine Stelle an seinem Hals rieb - dort wo die Halsschlagader war. Der junge Sänger begann leicht zu zittern. Innerlich verfluchte er sich selbst, weil er Hiro's Angebot ihn nach Hause zu fahren nicht angenommen hatte. Hätte er doch nur nicht darauf bestanden zu Fuß nach Hause zu gehen! Verzweifelt schloss er die Augen als der Fremde sich über seinen Hals beugte. Der leichte, rasche Atem des Mannes kitzelte ihn am Hals, so dass er eine Gänsehaut bekam. Er zuckte ein wenig zusammen als er einen leichten Einstich spürte - dort, wo der Fremde kurz zuvor noch mit dem Daumen gerieben hatte. Shuichi hatte das Gefühl als würde ihm das Leben förmlich aus dem Körper gesogen. Seine Knie wurden weich und ihm wurde schwindelig. Plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf: Ein Vampir! Aber es gab doch gar keine Vampire, oder? Er konnte keinen klaren Gedanken fassen, seine Knie gaben langsam nach. Kurz bevor er das Bewusstsein verlor hörte er eine Stimme, die dunkler war als die des schwarzhaarigen Mannes: "Hast du jetzt völlig den Verstand verloren?" Sofort ließ der Fremde von ihm ab und Shuichi sackte in sich zusammen. Bevor er auf dem Boden aufschlug fing ihn jemand auf. Es war ihm gleichgültig, welcher der beiden Männer es war. "Bist du denn von allen guten Geistern verlassen?!", zischte der zweite Fremde. "Ein Kind anzufallen! Was fällt dir ein? Der Junge ist doch noch minderjährig!" Shuichi versuchte die Augen zu öffnen, fühlte sich allerdings zu schwach. Im Stillen dankte er dem anderen dafür, dass er ihn vor diesem furchteinflößenden Mann gerettet hatte. Aber er war doch kein Kind mehr! Oder? "Hast du etwa unseren Kodex vergessen?", schimpfte der zweite nun weiter. "Und dann in der Öffentlichkeit! Mitten auf der Straße! Du hättest gesehen werden können! Was ist, wenn er nun stirbt?" "Ach, der stirbt schon nicht", erwiderte der erste gelassen. "Die Jugend von heute ist zäh. Außerdem hat mich ja schließlich niemand gesehen, ne?" "Außer mir... Stell dir vor, Mana hätte dich gesehen..." Der zweite fluchte leise vor sich hin. Er hob Shuichi hoch, dann verlor der Junge endgültig das Bewusstsein. Ryuichi sah den beiden ausdruckslos nach. Er wusste nicht, warum Teru sich solche Gedanken machte. Er hatte ja nicht vorgehabt den Jungen zu töten. Und er wusste, dass Mana auf gar keinen Fall in der Nähe sein konnte. Der war mit anderen Dingen beschäftigt. Und wenn er da gewesen wäre, würde der Kleine höchstwahrscheinlich nicht mehr leben. Und Ryuichi sicher auch nicht. So wie er Kobashi kannte würde er sich zunächst um den Jungen kümmern, bis er wieder auf den Beinen war. Und so lange würde Mana nicht an ihn herankommen. So viel war sicher. Und das war ja genau das, was er hatte erreichen wollen. Auch wenn er Teru dabei nicht so eingeplant hatte. Aber so würde Teru vorerst Mana nicht über den Weg laufen - zumindest hoffte Ryuichi das. Er war zwar nicht sicher ob dies nun die intelligenteste Methode gewesen war - eigentlich war ihm durchaus bewusst, dass es nicht an dem war, aber das spielte jetzt auch keine große Rolle mehr - aber Masaki würde mit dem Ergebnis hoffentlich zufrieden sein. Er hatte ja ausdrücklich gesagt, dass ihm das 'Wie' gleichgültig war, für ihn zählten nur Resultate. Jetzt musste Ryuichi nur noch dafür sorgen, dass nichts weiter schief ging. Am besten wäre es, wenn er Teru unauffällig beobachtete und versuchte ihn und den Jungen von Mana fern zu halten. Auch wenn er nicht die geringste Ahnung hatte, was Mana vorhatte. Falls er denn überhaupt irgendetwas plante. Aber wenn Haruna schon meinte, er müsste sich um ihn kümmern, dann konnte das nichts Gutes bedeuten. Wenn Mana nun etwas im Schilde führte, was den anderen - und vor allem Masaki und Teru - zuwider war, dann würde das sicher eindeutig Krieg geben. Und das wäre natürlich gar nicht gut. Normalerweise kümmerte sich Ryuichi herzlich wenig um das, was die anderen taten, solange es ihn nicht selbst direkt betraf. Aber wenn Masaki schon so ein Geheimnis um die ganze Sache machte, wurde selbst er neugierig. Und gerade dann, wenn Haruna verhindern wollte, dass sich Mana und Kobashi gegenseitig 'zerfleischten'. Sicher kannte er die beiden, er kannte sie verdammt lange. Daher wusste er auch, dass sie in vielen Dingen unterschiedlicher Meinung waren. Zwischen den beiden hatte es auch häufig Streit gegeben. Aber bisher war es eigentlich nie so tragisch gewesen, dass sie sich deswegen an die Kehle gegangen wären. Beide waren vernünftig genug, ihre Zwistigkeiten so ruhig wie möglich und ohne unnötiges Blutvergießen zu klären. Ryuichi wüsste nur zu gern, was Masaki ihm nicht hatte sagen wollen oder können. Wenn er genau wüsste um was es ging, dann könnte er damit besser umgehen. Zumal es etwas zu sein schien wobei Masaki eindeutig Hilfe und Unterstützung brauchte und von dem möglichst noch niemand wissen sollte. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, noch jemanden mit diesen Dingen zu beauftragen? Vielleicht auch nicht. Er wusste genau, dass Haruna noch lange nicht jedem vertraute. Selbst unter ihren Artgenossen. Auch wenn er Teru durchaus vertrauen konnte bestand noch immer das Problem, dass dieser das Ganze persönlich nehmen und zu seiner Angelegenheit machen würde. Und das könnte fast zwangsläufig Krieg bedeuten. Er musste immer seinen Dickschädel durchsetzen. Manchmal konnte das nerven und machte Kobashi in einigen Situationen schier unerträglich. Was nicht bedeutete, dass er Teruhiko nicht mochte. Er konnte ihn sogar sehr gut leiden. Teru gehörte zu den ganz wenigen, die er wirklcih als Freund bezeichnen konnte. Neben Sugihara. Was war eigentlich mit ihm? Er war doch ebenfalls durchaus vertrauenswürdig. Aber Ryuichi konnte sich schon vorstellen, warum Masaki ihn nicht um diesen Gefallen gebeten hatte. Teru und Yasuhiro waren seit Jahrhunderten schon die besten Freunde, sie waren praktisch fast unzertrennlich und machten so gut wie alles gemeinsam. Wenn Sugi Bescheid wüsste um was es ging, würde Teru früher oder später zwangsläufig dahinter kommen. Was noch lange nicht hieß, dass Sugihara deswegen weniger vertrauenswürdig war, aber die beiden verbrachten einfach zu viel Zeit zusammen, als dass Sugi lange etwas vor Kobashi geheim halten könnte. Selbst wenn er es wollte. Aber was brachte es ihm sich jetzt unnötig den Kopf darüber zu zerbrechen? Masaki hatte ihn - Ryuichi - um diesen Gefallen gebeten und niemanden sonst. Vielleicht war es wirklich ganz gut, wenn so wenig wie möglich davon wussten. Ansonsten könnte die ganze Sache zu viel Aufsehen erregen. Kawamura warf einen kurzen Blick auf seine Uhr, obwohl das gar nicht nötig war. Er wusste auch so wie spät es war. Und vor allem wusste er eines: Er sollte langsam hier verschwinden, bevor ihn jemand hier bemerkte und womöglich noch auf falsche Gedanken kam. Kobashi blieb vor der Tür stehen, atmete tief durch und konzentrierte sich. Nach nur wenigen Augenblicken sprang der Riegel wie von selbst auf und Teruhiko trat in den Hausflur. Der Junge, den er in den Armen hielt, stellte für ihn keine große Behinderung dar. Langsam ging er die Treppe hoch, bis zur Tür zu seinem Appartment, wobei er die ganze Zeit darauf achtete, dass ihn niemand sah. Er hoffte, dass kein anderer Bewohner des Hauses seine Wohnung verließ. Es hätte nur unangenehme Fragen aufgeworfen, wenn ihn jemand zu dieser späten Stunde mit einem Jungen auf dem Arm gesehen hätte. Wobei er sich noch völlig lautlos bewegte. Daher wollte er eine Begegnung mit einem Nachbarn lieber vermeiden. Er hätte ohnehin nicht gewusst wie er es plausibel hätte erklären sollen. Also war es besser, nicht gesehen zu werden. Zum Glück kam niemand. Leise öffnete er seine Wohnungstür auf dieselbe Art, wie er zuvor unten die Haustür geöffnet hatte, schlich hinein und schloss die Tür ebenso leise. Genervt verdrehte er die Augen. Worauf hatte er sich nun schon wieder eingelassen? Welcher Dämon hatte ihn diesmal geritten als er beschlossen hatte den Jungen mit zu sich nach Hause zu nehmen? Wobei er sich genau genommen gar nicht dazu entschlossen hatte - er hatte es einfach getan... Und was um alles in der Welt war in Ryuichi gefahren den Kleinen anzufallen? Er wusste doch genau wie alle anderen unter ihnen, dass es ihnen verboten war Minderjährige anzugreifen! Wütend schüttelte Teru den Kopf. Er würde schon dafür sorgen, dass Ryuichi eine Lektion erteilt bekam. Im Zweifelsfall würde er es selbst tun. Doch zunächst würde er sehen was er für den Jungen tun konnte, damit er überlebte. Wenn der Kleine nicht starb, dann würde Kawamura's Strafe nicht so hart ausfallen. Ryuichi war sein Freund und auch wenn er sich jetzt über ihn ärgerte würde er doch noch versuchen ihm zu helfen... Er wollte nicht wieder einen Freund verlieren ohne etwas tun zu können. Noch einmal würde er das sicher nicht durchstehen... Es waren schon zu viele gestorben, an denen ihm etwas gelegen hatte und die ihm wichtig gewesen waren. Menschen wie Vampire. Teru seufzte und trug den Jungen in sein Schlafzimmer, wo er ihn auf den Futon legte und sorgfältig zudeckte. Mehr konnte er jetzt noch nicht für ihn tun. Zunächst würde er abwarten müssen, wie schnell der Kleine sich von selbst erholte. Es widerstrebte ihm, dem Jungen sein Blut zu trinken zu geben, denn die Folgen waren nicht absehbar. Daher vermied er so etwas, so lange es möglich war. Leise fluchend verließ er die Wohnung wieder. Es war zwar riskant den Jungen allein zu lassen, aber er hatte nichts zu Essen im Haus. Und sobald der Kleine wieder zu sich kommen würde - was hoffentlich bald war - wäre er sicherlich geschwächt und hungrig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)