Ina von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: 1. Teil ------------------ "Komisch, obwohl es nicht so warm ist, riecht die Luft nach Sommerabend", dachte Ina während sie zu dem Schrank ging, in dem sie Zigaretten versteckte. Für Notfälle sollten sie sein. Und das waren sie auch: Sie hatte diese Schachtel schon seit fast 7 Monaten im Schrank und sie war noch nicht mal halb leer. Doch heute Abend würde vielleicht sogar mehr als eine Zigarette die Schachtel verlassen. Ina öffnete den Schrank, kramte ein wenig darin herum, fand die Zigaretten schließlich und nahm gleich die ganze Schachtel heraus. Feuerzeuge hatte sie viele in ihrem Zimmer, sie zündete nämlich gerne mal Kerzen an. Ihre Eltern saßen im Wohnzimmer, welches sich am anderen Ende der Wohnung befand. Die Tür war abgeschlossen, wie sie es abends manchmal machten. Auch Inas Schwestern waren schon zu Bett gegangen, sie hatte also ihre Ruhe. Und die brauchte sie zum Nachdenken, genau wie die Zigarette. Die fast 18jährige öffnete ihr Fenster ganz, setzte sich halb nach draußen auf die Fensterbank, lehnte sich an den Fensterrahmen und zündete die Zigarette an. Nachdenklich schaute sie vor sich her, beobachtete, wie sich der ausgestoßene Rauch langsam ausbreitete und sich somit auflöste. "Genau so hat es vor einem Jahr gerochen, als ich Tanja kennenlernte", fing sie an zu sprechen. Wenn ihr viel im Kopf herumging half es, so zu tun, als würde sie jemandem alles erzählen. Sie ordnete dadurch ihre Gedanken und fühlte sich nachher oft freier. Vor allem wich dann dieser fast unerträgliche Druck von ihrem Herzen. "Eigentlich war das ja schon eine ziemlich schöne Zeit", fuhr sie fort. "auch wenn es so viele Probleme gab. Naja, die Trennung war jetzt vor fast einem halben Jahr. Und jetzt... Bin ich mit Mark zusammen." Ina schüttelte lächelnd den Kopf. Erst wenn man ihre Augen dabei ansah, erkannte man in diesem Lächeln, welches Gefühl sie wirklich damit ausdrücken wollte: Verzweiflung. Und Ratlosigkeit. "Ich fand es ja ganz süß, dass er sich in mich verliebte... und ich mag ihn ja auch. Nur nicht auf diese Art. Ich bin jetzt grade mal 3 Wochen mit ihm zusammen und kann absolut nicht mehr. Es ist schwer so etwas vorzuspielen, wenn das Herz für jemand anderes schlägt." Nachdenklich schaute sie die Straße herunter. "Ich glaube, ich gehe eine Runde spazieren." Sie nahm ihre Jacke, packte einige Teelichter, das Feuerzeug, die Zigaretten und ihre Schlüssel in die Taschen und schlich sich aus dem Zimmer. Das Fenster machte sie so zu, dass sie es auf dem Rückweg von außen öffnen konnte. Ihre Eltern dachten sowieso, dass sie schlief und würden 100%ig auch nicht in ihr Zimmer schauen und sich vergewissern, ob das auch stimmte. Sie ging aus ihrem Zimmer, verließ die Wohnung und schlug 3 Sekunden später die Haustür leise zu. Dann setzte sie sich in Bewegung, machte sich auf den Weg zu ihrem "Lieblingsplatz", dem Wartehäuschen an der Bahnstation. Manchmal setzte sie sich einfach im Dunkeln da oben drauf, es war nicht schwer dort hinauf zu klettern. Auch diesmal klappte es wieder ohne Probleme: zuerst auf das Geländer, dann einfach hochstemmen. Es würden auch nicht viele Bahnen vorbeikommen, schließlich war es nach 22Uhr, also fuhren die S-Bahnen nur alle halbe Stunde. Außerdem war das eine recht kleine Station, da stiegen sowieso nur wenige Leute aus. "So, mal wieder geschafft", sagte Ina, nachdem sie oben saß. Sie verteilte die Kerzen und zündete sie an. Hätte es geregnet, hätte sie diese ganze Aktion nicht unternehmen können. Doch es war trocken und es gab keine einzige Wolke am Himmel. Der Anblick der Sterne beruhigte sie. "Wo war ich stehengeblieben? Ahja, die andere Person. Sie heißt Sarah und ist einfach schrecklich süß. Irgendwie verkörpert sie die Erfüllung meiner Wünsche. Vor 4 Monaten habe ich sie das erste Mal gesehen, sie geht bei mir auf die Schule. Ich war direkt von ihr fasziniert und versuchte, ihr aufzufallen. Nach einiger Zeit grüßte sie mich dann. Und irgendwann konnte ich mich auch zwischendurch einmal mit ihr unterhalten. Und einen Abend habe ich auch schon mit ihr verbracht. Naja, es waren auch andere dabei. Aber sie hat mich mehrmals an ihren Zigaretten ziehen lassen." Lächelnd dachte die kleine blonde an diesen Abend zurück. Genau an dem Tag hatte sie erfahren, dass Sarah ihren Namen kannte. Und bereits vergeben war. "Ich glaube ja immer noch, dass sie bi ist. Irgendwie habe ich das im Gefühl. Es kann natürlich auch sein, dass ich mir das alles nur einrede, dass das ganz einfach Wunschdenken ist. Obwohl, ich habe bei ihr sowieso keine Chance." Sie beobachtete die tanzenden Flammen der Kerzen. Ihre blauen Augen leuchteten in diesem Licht viel dunkler und hatten einen leichten Goldstich. Auch ihre langen blonden Haare schimmerten golden. "Deswegen habe ich es ja auch mit Mark versuchen wollen. Er ist in mich verliebt, würde fast alles für mich tun... aber ich kann's nicht. Ich liebe ihn nicht, fühle mich auch nicht anders zu ihm hingezogen. Als "normaler" Freund ist er ganz ok aber ich mag ihn einfach nicht öfter als 2mal pro Woche sehen, das geht wirklich nicht. Ich mag ihn auch nicht verarschen. Trotzdem kann ich nicht einfach so mit ihm Schluss machen. Die anderen auf meiner Schule haben gerade aufgehört darüber zu reden, wie es denn nun mit meiner sexuellen Neigung aussieht und ob/wen ich als nächstes anmache. Oder versuche anzumachen." Seufzend schaut sie zu den Sternen hinauf. "Ich wusste, dass ich auch auf Frauen stehe. Ich wusste, dass ich mich bei Frauen sehr wohlfühle. Aber ich dachte, dass ich trotzdem eine Liebesbeziehung mit einem Mann haben kann. Ich hab mir selber eingeredet, dass ich nur "ausprobiere" wie es mit einer Frau ist. Wenn ich jetzt mit Mark Schluss mache, ist die Sache fast endgültig." Ihr Blick wanderte durch die Bäume hinter ihr zur Ampelkreuzung. Dort hatte gerade ein Auto eine Extremvollbremsung gemacht, war fast auf einen anderen Wagen aufgefahren. Hinter der Straße begann der Wald. Dort hatte sie auch einige schöne Stunden verbracht. Mit Tanja. "Ich trau mich einfach nicht mir einzugestehen, dass es wahrscheinlich wirklich so ist. Dass ich mich nur bei Frauen so wohl und angezogen fühle. Klar, es gibt mehr Toleranz als noch vor 10-20 Jahren... Trotzdem ist es nicht einfach. Außerdem: wo soll ich eine Frau finden? Wo finde ich..." In diesem Moment fährt die Bahn ein. Gedankenverloren greift Ina wieder zu ihren Zigaretten. Sie wird die Leute da unten einfach ignorieren, die sollen ruhig schauen. Als alle wieder verschwunden sind, stellt sie sich hin und schaut sich wieder einmal genau um. Von hier oben sieht alles so anders, irgendwie unbedrohlich, fast friedlich aus. Danach bläst sie die Kerzen aus, wartet, bis das Wachs abgekühlt ist und packt sie wieder zurück in die Tasche. Dann klettert sie hinunter, lässt sich einen Moment an der Kante hin- und herschwingen, springt hinunter und geht wieder nach Hause. Auch zum Fenster kommt sie ganz einfach hinein. Sie hatte ihren Freunden die Situation per SMS beschrieben. 4 mal dieselbe SMS. Als sie nun wieder zuhause war, hatte sie 4 fast identische SMS auf dem Handy, sie hatten alle geantwortet. Während sie sich fertigmachte, las sie eine nach der anderen. Eigentlich stand darin: "Hör auf dein Herz!" Ina legte dich ins Bett, deckte sich zu, kuschelte sich ein, drehte sich auf die Seite. Ihr letzter Gedanke vor dem Einschlafen: "Und wenn mein Herz mir überhaupt nichts sagt?" Kapitel 2: 2. Teil ------------------ In dieser Nacht schlief sie nicht wirklich gut. Gegen morgen hatte sie dann aber einen Traum: Sie sieht sich selbst auf einer Party mit Mark und den ganzen Freunden. Doch sie sieht wirklich schrecklich aus. Dicke dunkle Augenringe leuchten in ihrem blassen Gesicht. Sie trägt eine Jacke obwohl es draußen sehr warm ist und die Sonne scheint. Ina sitzt mit einigen Leuten zusammen auf der Couch. Auf einmal rutscht ihr Ärmel hoch und alle starren auf ihren Arm. Unbeteiligt schiebt sie ihn wieder runter. Alle schauen sie nur von der Seite an, nun ist sie erst recht der Stimmungskiller: niemand weiß, wie schlimm es um sie steht und trauen sich nicht in ihrer Gegenwart Scherze zu machen, aus Angst, dass sie damit nicht klar käme. Szenensprung: Ina steht zuhause im Badezimmer und zieht sich um. Die Badezimmertür hat sie abgeschlossen, was sie sonst nie tut. Ihr ganzer linker Arm ist übersät mit rotleuchtenden Narben. Man kann auch frische Wunden erkennen, auf denen sich erst vor Kurzem Schorf gebildet hat. Aus dem Spiegelschrank über dem Waschbecken nimmt sie sich eine Rasierklinge... (neuer Traum) Ina sieht sich alleine durch die Straßen gehen. Es ist ein Sommerabend, richtig warm, irgendwie friedlich... Sie trägt ein Spaghettitop, keine frischen Narben sind auf ihrem Arm zu erkennen. Nur die 2 oder 3 die sie schon länger hat und die nur beim genaueren Betrachten auffallen. Ina geht zu einem Haus und klingelt. Eine wunderschöne Frau öffnet ihr und nimmt sie freudestrahlend direkt in den Arm. Dann küssen die beiden sich und gehen in die Wohnung. Als nächstes sieht Ina sich im Badezimmer dieser Frau stehen. Sie will duschen gehen. Auf einmal geht die Tür auf und sie kommt herein, verschmitzt lächelnd und mit strahlenden Augen. Szenensprung: Ina und ihre Freundin (die wunderschöne Frau) gehen zusammen Hand in Hand durch die Stadt. Viele dumme und abweisende Blicke folgen ihnen. Als sie sich küssen, werden sie sogar angepöbelt. Auch Bekannte von Ina wenden sich mit eisigem Blick ab, als sie sehen, welcher Art die Beziehung zwischen den beiden Frauen ist. Doch dann machen sie sich auf den Weg zu einer Freundin von Ina: Dort findet an diesem Abend ein Videoabend statt. Sie sind beide eingeladen und Inas Freunde behandeln sie genau wie vorher auch. Sie wissen es auch schon länger. (...) Als der Traum verblasst, bleiben zwei Dinge noch für eine längere Zeit zurück: Der Blick dieser jungen Frau aus diesen wunderschönen Augen und das bezaubernde Lächeln. (...) Am nächsten Morgen erwachte Ina ausgeruht und mit viel besserer Laune. Irgendwie hatte sie ihr "Problem" während des Schlafs beiseite geschoben. An den Traum konnte sie sich nicht mehr erinnern. Sie wusste nur, dass irgendwas gewesen war. In der Schule war alles wie immer. Naja, fast, denn: "Hallo Sarah!", sprach Ina ihren Schwarm an. "Wie war dein Wochenende?" "Hi Ina! Es war ganz ok." "Warst du wieder Fußball spielen?" "Ja, wir hatten sogar ein Turnier." "Und? Hat deine Mannschaft gewonnen?" "Nein, es war nur ein Unentschieden. Aber hör mal, ich muss los, gleich steht bei mir eine Klausur an. Mathe." "Oh, na dann viel Glück!" "Danke! Man sieht sich!" Lächelnd drehte Ina sich um, nachdem Sarah losgegangen war und ging auf ihre Freunde zu. "Hey Ina!", rief Sonja, als sie sich gerade setzte. "Das sah doch schon richtig gut aus!" und Susanna fügte hinzu: "Siehst du, es geht doch vorwärts." Immer noch total "high" von der Begegnung, spielte Ina mit ihrem Handy herum. Monika schaute ihr dabei über die Schulter. "Du hast eine SMS", merkte sie an. Und: ja richtig. Da war eine SMS auf ihrem Handy. "Wenn die von Tanja ist, dann löscht du sie direkt, ja?!", meinte Moni mit ihrem typischen Mörderblick wenn das Gespräch auf Inas Ex kam. "Die ist nur von Mark", seufzte Ina. "Was will er denn?", fragte Susanna. "Er will wissen, wann wir uns wieder treffen können. Mal schaun... Vielleicht am... Freitag oder Samstag." "In 5 Jahren?", fügte Sonja grinsend hinzu. "Nein! So gemein bin ich doch nicht, oder?" "Das kommt drauf an, wie man es sieht", sagte Monika. "Man könnte das schon für egoistisch oder so halten, wenn man deine Gründe nicht kennt." Gedankenverloren starrte Ina auf das Handy in ihrer Hand. "Ich versuch doch einfach, ob das nicht doch noch klappt..." Dann klingelte es zum Pausenende und sie verabschiedeten sich erstmal voneinander, da Ina nur sehr selten Kurse mit ihnen zusammen hatte. Nach der Schule setzte Ina sich direkt vor den PC. Sie rechnete eigentlich garnicht damit doch sie hatte schon wieder eine mail von ihrer Internetbekanntschaft Jenny erhalten. Auch ihr hatte sie am vergangenen Tag ihre Situation geschildert. Obwohl sie sich noch nicht lange kannten. "Man hat zwar seine Probleme als Lesbe oder auch wenn man bi ist aber man kann halt nicht vor allen Problemen weglaufen. Und dann kannst du es auch nicht schaffen, weil gegen seine Gefühle kommt man einfach nicht an. Du willst doch glücklich sein, oder? Dann leb einfach so wie du es willst!" Das war ihre Antwort darauf. Ina wusste ja, dass Jenny Recht hatte... Schließlich hatte sie auch selbst Erfahrung mit sowas, wie sie ihr schon erzählt hatte. Lena eben. Dasselbe wie mit Sarah, eigentlich. Ina schickte Jenny direkt eine Antwort auf die Mail. Die beiden verstanden sich schon super und hatten einige gleiche Gedankengänge und Ansichten. In der nächsten Zeit versuchte Ina in der Schule näher an "ihre" Sarah heran zu kommen (mal wieder) und nachmittags traf sie sich manchmal mit Mark oder, was häufiger vorkam, schrieb die Antwortmails an Jenny. Sie erfuhren immer mehr übereinander, auch ihr Vertrauen zueinander wuchs. Manchmal dachte Ina, dass sie sich vielleicht sogar in sie verlieben würde, wenn sie sich einmal treffen sollten. Doch diese Gedanken schüttelte sie schnell ab und steigerte sich abwechselnd mehr in die Sache mit Mark und Sarah hinein. Jenny schien ähnliche Gedanken zu haben, doch Ina sagte nie etwas dazu. Irgendwann, nach mehreren Monaten, telefonierten die beiden das erste Mal miteinander. Ina rief an, da sie jeden Monat 5€ Gesprächsguthaben hatte. "Hi Jenny!", begrüßte sie sie überschwenglich. Wie sehr häufig wenn sie telefonierte, war sie nämlich recht aufgekratzt. "Störe ich?" "Hallo Ina! Nein, du störst kein bisschen. Ich bin nur ziemlich überrascht, dass du heute anrufst." "Wieso? Ich kann auch irgendwann anders anrufen, wenn es dir dann besser passt." "Ach nein, ist schon ok. Ich telefoniere ja gerne mit dir." Das Gespräch lockerte noch auf, sie erzählten sich, was sie am Tag erlebt hatten, außerdem erzählte Jenny, wie sie Inas neue Story fand. Auf einmal waren schon 20 Minuten um und das, obwohl beide nicht gerne telefonierten, wenn sie die Person noch nicht sehr gut kannten. Als es Zeit aufzulegen war, verabschiedeten beide sich grinsend. "Siehst du, ich wusste, dass du keinen Mist reden würdest", flachste Ina. "Und ich wusste, dass man deinen "Sprachfehler" garnicht hört. Du hast also mal wieder total übertrieben." "Tja... so läuft das", grinste Ina. "Ich muss dann aber auch so langsam... schließlich ist morgen mal wieder Schule." "Ja, stimmt... Aber wir hören sicher wieder voneinander, oder?" "Ganz bestimmt! Ich wünsche dir noch einen schönen Abend! Hab dich lieb." "Ich dir auch. Und viel Spaß morgen in der Schule. Ich hab dich auch lieb." Nachdem sie aufgelegt hatte, schaute Ina nachdenklich auf ihr Handy. Das Gespräch hatte fast 30 Minuten gedauert. Auch wieder seltsam. "Ich hätte nicht gedacht, dass wir wirklich so gut miteinander auskommen", sagte Ina halblaut zu sich selbst. Dann ging sie schlafen. In der nächsten Mail schrieb sie Jenny: "Jetzt weiß ich, dass du wirklich kein Fake bist. Mit dir zu telefonieren hat sehr viel Spaß gemacht." Ansonsten hatte immer noch sehr viel, worüber sie berichten konnte. Die Antwort auf die mail trug einen Anhang. Ein Foto von Jenny. "Da du bis jetzt nur die "alten" Fotos von mir kennst, habe ich dir ein aktuelleres geschickt. Aber nicht erschrecken. ;)" Neugierig öffnete Ina den Anhang, das Foto. Und starrte staunend auf den Bildschirm. "Die Augen...", dachte sie. "Man erkennt sogar die Augen. Und dieser Blick... der kommt mir irgendwie total bekannt vor... Wie ein dejà-vu..." Mit automatischen Bewegungen speicherte Ina das Foto und die mail auf Diskette ab um sie dann auf ihrem PC beantworten zu können. Es wurden immer sehr lange Mails (ca 3 Seiten) und das beanspruchte Zeit. Und für solch eine Zeitspanne konnte sie den "HauptPC" nicht beanspruchen. Deshalb jedes Mal diese ganze Aktion. In ihrem Zimmer schob sie die Diskette ins Laufwerk, öffnete die mail und... das Foto. Grübelnd saß sie vor dem Bildschirm und betrachtete es. Dieses Lächeln... der Blick... Kopfschüttelnd drehte sie sich weg. Dann schloss sie das Foto fast aggressiv und schaltete den PC aus. Kapitel 3: 3. Teil ------------------ Sie rief Mark an. "Hi Mark! Hast du Lust mit mir eine Runde zu skaten? Ich muss unbedingt mal raus." "Na klar. Ich suche nur mal eben meine Skates und dann bin ich da." "Gut, bis gleich." "Ciao." Als Ina gerade an der Tür stand, kam auch Mark an. Zur Begrüßung küsste er sie. Wie jedes Mal löste Ina sich sehr schnell von ihm. Sie konnte es einfach nicht, egal wie lieb er auch sein mochte. Ihr fehlte etwas dabei. Mark schaute sie grinsend an. "Wo fahren wir lang?" "Korschenbroicherstr, dann Richtung Kleinenbroich und dann schauen wir mal weiter." Natürlich hatte sie ihr "Endziel" auch schon im Kopf. Sie wollte bei Sarah vorbeifahren. Mal schauen, wo sie wohnte. Vielleicht würde sie ihr sogar über den Weg laufen. Das wäre doch mal was! Also fuhren sie los. Und als sie in Sarahs "Kuhkaff" ankamen, war Ina sich ganz sicher, dass sie sie treffen würde. Sie hatte das im Gefühl. Sie spürte wirklich immer, ob Sarah irgendwo war oder nicht. So als hätte sie ein eingebautes Radargerät. Und wie es das Schicksal so wollte, kam ihnen Ina's Schwarm auf einmal wirklich entgegen. Am Ortseingang stand sie mit ihrem Hund am Feld. Ina stoppte natürlich direkt und verwickelte sie in ein Gespräch. Mit Mark an ihrer Seite, konnte ja sowieso nichts passieren. Dabei hatte sie sich versprochen, dass sie Sarah irgendwie vertrauter werden würde, wenn sie sie mal ohne Begleitung treffen würde. Toll, dies wäre die absolute Chance gewesen. Aber Mark war ja dabei. Nach der Begegnung mit Sarah war Ina total happy. Sie war so positiv aufgeladen, dass sie sich sogar von ihrem Freund küssen lassen konnte. Was schon sehr ungewöhnlich war, wenn man ihr vorheriges Verhalten betrachtete. Dabei war das Gespräch so belanglos gewesen, dass sie sich nachher garnicht mehr daran erinnern konnte. Es verging wieder einige Zeit in der Ina sich mit denselben Dingen wie vorher beschäftigte: Sarah, Jenny und ein bisschen Mark. Bei Sarah machte sie wirklich Fortschritte. Sie konnte jetzt viel besser auf sie zugehen und wurde sogar manchmal in den Pausen von ihr aufgesucht. Ina meinte jetzt schon, dass sie eigentlich fast befreundet waren. Wenn auch noch nicht sehr fest.Mit Jenny schrieb sie Mails wie eh und je. Außerdem telefonierten sie manchmal. Sie tat Ina gut und andersrum schien es genauso zu sein. Bald ging es dann auch strikt auf die Sommerferien zu. Das Wetter wurde besser, die letzten Klausuren gingen vorbei und schließlich war der letzte Schultag vor den Ferien gekommen. Nach Schulschluss wurde Ina von Mark abgeholt. Sie war immer noch mit ihm zusammen, hatte es nicht geschafft, sich von ihm zu trennen. Vielleicht versuchte ein Teil von ihr immer noch, gegen die fast unumstößliche Tatsache anzugehen, vielleicht war es aber auch der Einfluss ihrer Familie, der sie daran hinderte. Sie fuhren zum See und trafen sich dort mit ganz vielen anderen. Ina hatte ihren Bikini unter Spaghettitop und HotPants. An einer schönen Stelle schlugen Mark und sie das "Lager" auf. An diesem schönen Mittag waren sehr viele Leute auf dieselbe Idee wie Mark und seine Freunde gekommen. Auch andere aus Inas Schule erschienen dort. Auf einmal erblickte Ina "ihre" Sarah und flippte fast aus. Denn: Sie sah das erste Mal ihren wunderschönen Bauch. Trotzdem blieb sie nach außen hin voll ruhig und ging zu ihr hinüber um ein wenig zu quatschen, während Mark mit einigen Kumpels Volleyball spielte. Nach einiger Zeit hielt sie die Anspannung allerdings nicht mehr aus und verabschiedete sich erstmal. Auf ihrem Handy hatte sie eine SMS, von Jenny. "Hi Ina! Na, den letzten Tag gut überstanden? Was machst du gerade?" Natürlich antwortete sie sofort. "Ich sitze am See in Kaarst und genieße das Wetter. Und du? Wie war dein Tag? Meiner war ganz ok. :)" Dann lehnte sie sich zurück und schaute den Jungs beim Sport zu. Zwischendurch warf sie auch einen Blick auf Sarah, die immer noch ganz in der Nähe lag. Irgendwann zog sie dann das Top aus (man muss ja schön braun werden) und machte sich auf der Decke breit, schloss die Augen und fing an zu träumen. Sie dachte an Sarah, an Mark, an ihre Freunde, ihr Ziele... Und genoss auch einfach den schönen Tag, die Sonne. Sie lauschte auf die Geräusche des Wassers, die Spielkommandos, das rauschen der Stimmen, die Rufe... Zwischendurch döste sie halb ein doch nach einigen Sekunden oder vielleicht auch Minuten wurde sie wieder automatisch wach. Auf einmal wurde es kühl, jemand hatte sich ihr in die Sonne gestellt. Widerwillig öffnete Ina die Augen. Und wäre vor Staunen umgefallen, wenn sie nicht schon gelegen hätte. Vor ihr stand Jenny und lächelte sie an!!! Sie sprang schnell auf und umarmte sie erstmal. Dann ließen sich beide auf der Decke nieder. "Na, hab ich es jetzt doch geschafft dich zu überraschen? Oder habe ich dich erschreckt?", fragte Jenny. Ina war immer noch fast sprachlos vor Erstaunen. "Nein, erschreckt hast du mich nicht, nur unheimlich überrascht. Das hat lange niemand mehr geschafft", grinste sie Jenny an. Sie hatte sich wieder gefangen und war sehr froh, dass Jenny schon auf den ersten Blick genauso war, wie sie sich immer gegeben hatte. "Wie hast du mich eigentlich gefunden? Und wann bist du losgefahren? Wie kamst du überhaupt auf die Idee?", fragte sie nun. "Ach, mein Onkel wohnt hier in der Nähe, in Neuss. Und als er mir anbot ihn und seine Familie zu besuchen, habe ich die Chance gleich wahrgenommen, um dich dann auch mal zu treffen. Er fährt bald in Urlaub, ich kann auch dann noch bleiben und habe sturmfrei. Losgefahren bin ich direkt nach der Schule. Und dass ich dich gefunden habe... das ist eher Zufall. Intuition", grinste sie. "Ich freue mich echt total, dass du da bist!", sagte Ina und umarmte Jenny noch einmal. "Hey Ina!" Mark kam angelaufen um sich etwas zu trinken zu holen. "Wer ist das?", fragte er. "Das ist Jenny", stellte Ina ihre Internetfreundin vor. "Mit der ich seit längerem mails schreibe und so." "Hallo!", sagte Mark, musterte Jenny und ging dann wieder zu seinen Sportleuten. Jenny zog die Augenbrauen hoch und schaute Ina ernst an. "Ich dachte, du wolltest mit ihm Schluss machen?", fragte sie leise. Die Angesprochene senkte schuldbewusst den Blick. "Ich weiß und ich will auch Schluss machen aber irgendwie kann ich es nicht." "Aber du hast doch akzeptiert, dass du dich mehr zu Frauen hingezogen fühlst? Oder arbeitest du immer noch daran, dich umzupolen?" "Ja, ich habe es akzeptiert. Aber irgendwie..." "Ach, lassen wir das Thema. Wie geht es eigentlich Sarah?" "Ach, die sitzt da vorne." "Und dann sitzt du nicht bei ihr? Wahnsinn!", neckte Jenny sie. "Ich war vorhin schon drüben aber irgendwie mag ich nicht immer für nichts so viel investieren." "Genau wie bei mir und Lena. Aber das habe ich ja mittlerweile echt ganz aufgegeben." "Und wo bekommst du dann deine positive Motivation her?" "Das hab ich dir doch schonmal gesagt, oder?", antwortete Jenny und zwinkerte Ina zu. Diese grinste einfach nur vor sich hin und ließ ihren Blick schweifen. "Hey Ina!", wurde sie plötzlich von Jenny in die Wirklichkeit zurück geholt. "Ist das nicht Sarah, die da gerade aufsteht?" Ina schaute direkt rüber. "Ja, das ist sie. Und die, die jetzt auch aufsteht und sie in den Arm nimmt, ist Julia. Ich glaube, die hatten mal was miteinander oder haben sogar noch. Obwohl ich nur vermuten kann, dass Sarah bi ist." "Soll ich dir was sagen? Ich glaube, dass du recht hast und sie echt wenigstens bi ist." "Wir mit unserer Intuition, ne?", grinste Ina abwesend, immer noch von Sarahs Anblick gefesselt, deren schönen Körper sie bei dem sommerlichen Outfit endlich einmal ausgiebig bewundern konnte. Und das tat sie, obwohl ihre Seelenschwester Jenny jetzt neben ihr saß. Auf einmal stand Jenny auf. Ina zuckte zusammen und schaute irritiert zu ihr hoch. "Sarah geht ins Wasser. Das könnte doch eine Chance sein, nochmal etwas Zeit mit ihr zu verbringen. Oder?", meinte Jenny und zog ihre Klamotten aus. Sie hatte einen Bikini darunter, der ihre tolle Figur wunderbar betonte und zur Geltung brachte. Ina sah sie unsicher an. Schließlich ahnte sie, wie Jenny für sie fühlte und konnte nicht verstehen, wieso sie sie noch in eine andere Richtung motivierte. Daher wollte sie sich nochmal vergewissern, dass Jenny auch wirklich ernst meinte, was sie sagte und sie nicht auf irgendeine Weise testen wollte. "Meinst du wirklich?", fragte sie deshalb. "Ja klar, los jetzt!", erwiderte sie grinsend und griff Inas Hand um sie hochzuziehen. Nachdem Ina ihre HotPants ausgezogen hatte, gingen beide nebeneinander zum Wasser. Vorher rief Ina Mike noch zu: "Wir gehen eine Runde schwimmen!" Sie war sich aber nicht sicher, ob er sie überhaupt gehört hatte. Das Wasser kam ihr nach der Sonnen-Session schrecklich kalt vor. Nachdem sie einen Fuß ins Wasser gesetzt hatte, wollte sie nicht mehr weiter. "Hey Ina, jetzt stell dich doch nicht so an!", rief Jenny ihr zu, die sogar schon getaucht war und nun wieder grinsend vor ihr stand. "Das ist aber so kalt!", quengelte Ina scherzhaft. "Ach ja?", fragte Jenny teuflisch grinsend. "Jaa... blubb!", mitten im Wort hatte Jenny sich auf Ina gestürzt und sie heimtückisch untergetaucht. Als sie wieder aufgetaucht war, funkelte sie Jenny gespielt böse an. "Das kriegst du zurück!", grinste sie. "Du kriegst mich ja sowieso nicht!", drehte sich um und warf sich ins Wasser, Ina dicht auf den Fersen. Sie fiel auch nicht zurück und als Jenny auftauchte, schmiss sie sich auf sie. "Ich krieg dich nicht?", fragte Ina triumphierend, während sie noch an Jenny dranhing. "Du bist besser als ich gedacht hatte", grinste diese, "aber bestimmt rechnest du nicht... damit!", sprach sie weiter, richtete sich auf und warf Ina mit vollem Körperansatz um. Als Ina wieder stand, meinte sie lachend: "Wie bei den kleinen Kindern." "Oh ja, stimmt", erwiderte Jenny darauf und tat direkt ganz ernst. "Ist es so besser?" "Hm, nein. So ernst, das passt nicht zu dir", und berührte Jenny kurz leicht am Rücken. "Jetzt haben wir Sarah ganz vergessen", lenkte sie ab. "Wir könnten ganz einfach mal eben bei ihr an der Decke vorbei und sie ein bisschen nerven", grinste Ina nun wieder. "Ja, willst du?", fragte Jenny. "Öhm... du hast mich jetzt so toll abgelenkt, dass ich gar kein Bedürfnis mehr dazu habe." "Da siehst du mal, wie begabt ich bin." "Bist du sowieso." Wieder am "Lagerplatz" angekommen, brauchten sie sich noch nicht einmal abzutrocknen. Es war so warm, dass sich das schon von alleine erledigt hatte. "Sarah sitzt noch immer da", bemerkte Jenny. Ina schaute ausnahmsweise mal nicht rüber. "Ja und? Lass sie doch da sitzen." Ein wenig erstaunt sah Jenny sie an. Die Jungs hatten ihr Volleyballspiel mittlerweile auch beendet. Jenny sprang auf. Ina sah ihr erstaunt hinterher. Sie ging nämlich zu Sarah und Julia, sprach sie an. Die beiden nickten und folgten Jenny. An einer Stelle trennten sie sich, die zwei liefen zum Volleyballfeld und Jenny ging auf Ina zu. "Was hast du denn jetzt schon wieder für eine Idee gehabt?", fragte Ina unsicher doch trotzdem noch grinsend. "Ich hab gedacht, wir spielen eine Runde Volleyball", grinste die Angesprochene frech. "Mark, gib mir mal den Ball." Geschickt fing sie ihn auf. "Los Ina! Wir machen sie fertig!" ,Wow, ist das eine Frau', dachte Ina, während sie ihr folgte. ,Sowas von selbstsicher und natürlich... und dabei trotzdem nicht arrogant oder überheblich.' "Was träumst du denn so?" "Ich musste gerade nur ein paar Eindrücke verarbeiten, damit ich mich ganz auf das Spiel konzentrieren kann." "Ahja", bemerkte Jenny, "ich denke, wir reden dann später darüber, ok?" "Ja, mal schaun. Aber jetzt geht's erstmal los!" "Okay. Fertig da drüben?" "Jaaa", riefen Sarah und Julia rüber. "Alles klar!" Und schon ging das Spiel los. Hätte man es auf Video aufgenommen und sich genau den Wechsel angeschaut, hätte man erkennen können, dass es so aussah, als würden Sarah und Jenny "heimlich" gegeneinander kämpfen. Kapitel 4: 4. Teil ------------------ Bei dem Spiel gewann niemand, beide Teams waren wirklich gleich stark. Sogar Ina spielte richtig gut, es war das erste Mal, dass sie vernünftig und mit Ernst Volleyball spielte. Sonst fand sie diesen Sport nämlich nur lächerlich. Aber schließlich wollte sie sich vor niemandem der Leute blamieren oder als unfähig dastehen. Trotz des unterbewussten (?) Kampfes, kamen die 4 Leute nach dem Spiel immer noch gut miteinander aus. Sie saßen noch etwas zusammen und alberten herum. Mit Julia und Sarah konnte man nämlich richtig gut quatschen und alles. Mark war die meiste Zeit bei seinen Freunden. Doch irgendwann kam er wieder zurück; Ina, Jenny, Sarah und Julia saßen noch zusammen auf Inas Decke. Er setzte sich hinter seine Freundin, zog sie an sich und legte seine Arme um ihren Körper. Jenny beobachtete sie genau und sah, wie Inas Blick sich veränderte und wie angespannt sie nun dasaß. ,Sie ist wirklich mit jemandem zusammen, für den sie so gut wie nichts empfindet. Sie ist gleichzeitig stark und schwach. Stark, weil sie das aushält; schwach, weil sie nicht einfach Schluss macht.' Jetzt flüsterte er Ina etwas ins Ohr, sie lächelte unecht/gezwungen und drehte sich zu ihm um. Er grinste sie an und wollte sie küssen. Doch Ina drehte sich zu den anderen um, als wäre ihr etwas Wichtiges eingefallen. "Was habt ihr heute Abend eigentlich noch so vor?", wandte sie sich an die drei Mädels. "Also ich gehe heute auf einen Videoabend", meinte Julia. "Sarah hat nämlich ein paar Freunde eingeladen, das wird sicher ganz lustig." Julia schaute Sarah an. "Vielleicht habt ihr ja auch Lust zu kommen?", fragte diese nun. Inas Augen fingen an zu leuchten und sie sah Jenny fragend an. "Ich bin eigentlich ziemlich müde, von der Fahrt und so... Aber ich würde trotzdem gerne mitkommen.", fügte sie nach einem Blick auf Inas bittenden Gesichtsausdruck hinzu. "Und ihr, Ina und Mark?", wandte sich Sarah an die zwei. "Ich hab heute Abend schon etwas vor.", antwortete Mark. "Ich komme aber!!!", meinte Ina. "Gut. Ihr wisst, wo ich wohne?" "Klar, ich weiß das", antwortete Ina. Erstaunt sah Sarah sie an. Ina merkte, dass sie ganz leicht rot wurde und kämpfte direkt dagegen an. ,Soviel dazu, dass sie nichts mehr von ihr will', dachte Jenny leicht traurig. Jetzt verabschiedeten Julia und Sarah sich von den anderen. "Wir sehen uns dann so gegen 21 Uhr, ok?" "Alles klar. Bis nachher dann." "Ciao!" Kurze Zeit danach machten Jenny, Ina und Mark sich auch auf den Weg. Mark fuhr Jenny noch zu ihrem Onkel. Als sie vor dem Haus hielten, meinte Jenny: "Kommst du nochmal kurz mit rauf?" Ina schaute Mark fragend an. "Ich warte", sagte er. Zusammen mit Jenny ging sie auf das Haus zu. "Du meintest vor dem Spiel irgendwas wegen irgendwelchen Eindrücken." "Ja... Hm, ich hatte nur gedacht, dass du total cool bist. So selbstsicher und alles." "Ah, ok, danke.", lächelte Jenny Ina zu. "Aber wegen heute Abend... Willst du da wirklich hin?" "Magst du denn nicht?" "Ich bin doch dann sicher überflüssig, du wirst versuchen richtig gut an Sarah und Julia heranzukommen und ich werde dabei nicht gebraucht." "Hey, das stimmt doch garnicht. Ich würde dich nicht einfach so links liegenlassen." "Hm, na gut. Wir können es ja einfach mal versuchen." "Wir sehen uns dann heute Abend, ok? Ich hole dich am Bahnhof ab und dann gehen wir zusammen dahin oder nehmen den Bus. So gegen 20:15?" "Ja, ist in Ordnung. Bis später dann." Die beiden umarmten sich noch und trennten sich dann. Mark brachte dann auch Ina nach Hause. Diesmal konnte sie seinem Kuss nicht so leicht ausweichen. ,Warum tu ich das überhaupt?', fragte sie sich, als sie die Wohnung betrat. Das Essen war sogar schon fertig. "Und? Was hast du heute so gemacht?", wollte ihre Schwester wissen. Auch ihre Eltern und ihre andere Schwester sahen sie erwartungsvoll an. ,Richtig', dachte sie bei dich, ,ich habe auf diese Art keine Probleme mit meiner Familie. Nicht so wie damals mit Tanja.' Nachdem sie ein wenig erzählt hatte, teilte sie ihrer Familie mit, dass sie für den Abend auf einen Videoabend eingeladen war. "Soll ich dich fahren?", fragte ihre Mutter. "Ich hole noch Jenny ab." "Wer ist Jenny?" "Die, die ich im Internet kennengelernt habe. Sie ist in den Ferien für einige Zeit bei ihrem Onkel aus Neuss zu Besuch." "Ahja." Die Augen ihrer Mutter wurden härter. "Bei wem ist der Videoabend?", lenkte ihre Schwester ab. Dankbar schaute sie sie an. "Bei Sarah." "Ahja. ... Kommt Mark auch?" "Nein, Mark hat etwas Anderes zu tun. Aber Julia kommt und einige Freunde von den beiden." "Julia kommt auch? Cool!" Nach einiger Zeit ließ ihre Familie sie in Ruhe. "Fährst du mich jetzt oder soll ich alleine los?" "Ich fahre keine Leute, die du aus dem Internet kennst. Womöglich auch noch aus dem Lesbenchat.", meinte ihre Mutter. "Dann brauche ich aber noch Bus- oder Bahngeld", sagte Ina. "Du kannst es dir rausnehmen." "Ah, ich frage erst noch Papa, ob ich sein Ticket haben kann. . . . Papa? Krieg ich dein Ticket?" "Wenn ich das morgen wiederhabe, kannst du es mitnehmen." "Ja, kein Problem. Danke." "Wann bist du wieder da?" "Ich weiß nicht, vielleicht um 12 oder 1 heute Nacht." "Mit der Bahn?" "Ja, wie denn sonst? Ich kann mich auch von Mark abholen lassen, denke ich." "Du hast ja Handy dabei, du kannst dich ja dann melden." Als Ina endlich aus dem Haus raus war, fühlte sie sich richtig erleichtert. Es war immer so eine Prozedur, bis sie endlich los konnte. Jetzt wurde sie richtig nervös. Es war nämlich das erste Mal, dass sie zu Sarah eingeladen war. Und irgendwie war das sicher Jennys Verdienst, die ja eigentlich etwas gegen sie haben müsste. Wenn alles so war, wie sie dachte. Zum Glück hatte sie ihren mp3-Player dabei. Zum Entspannen stöpselte sie sich die Ohren zu und ließ sich von der Musik berieseln, während sie auf die Bahn wartete, was noch mindestens 15 Minuten dauern würde. Doch so lange hätte sie nicht mehr zu Hause herumsitzen können. In Korschenbroich angekommen, sah Ina Jenny sofort und freute sich wirklich sehr sie zu sehen. Zuerst nahmen sie sich wieder in den Arm, dann gingen sie zusammen los. Ina hatte keine Ahnung, wann der Bus kommen sollte. Und wie sie befürchtet hatte: So klein wie dieses Kaff war, fuhr natürlich kaum ein Bus. "Öhm joa...", meinte sie zu Jenny. "Der nächste Bus kommt in mehr als einer halben Stunde. Aber: ich habe eine Idee!", grinste sie. "Na dann schieß mal los!" "Wir spazieren einfach an der Busroute entlang. Dann kommen wir vorwärts und sind vielleicht sogar schon bei Sarah, bevor der Bus überhaupt ankommt." "Wow, eine tolle Idee!" "Nicht?", fragte Ina. "Ach, es ist auf jeden Fall besser als hier die ganze Zeit rumzustehen." "Ja, stimmt schon." Nachdem sie ein Stück schweigend weitergegangen waren, meinte Ina: "Hab ich dir eigentlich gesagt, dass ich garnicht weiß, wo das genau ist?" und grinste Jenny an. "Naaa toll, das hättest du mir auch früher sagen können", grinste diese zurück. Ina schaute sie an. "Ich bin total froh, dass du da bist, dass wir uns endlich treffen können. Nur, damit du das weißt." "Mhm, ich weiß das ja auch. Obwohl du momentan ja ein bisschen abgelenkt bist." "Du meinst wegen Sarah? Wir können jetzt auch einfach woanders hingehen. Ich hab dir gesagt, dass ich dann für dich da bin." "Wir können auch zu Sarah gehen. Aber ich... Naja, das wird schon gut werden, denke ich." Nach einer endlos langen Wanderung, kamen sie endlich in dem Kuhkaff an. Für die letzte Station konnten sie dann sogar noch den Bus nehmen. "Das war ja jetzt doch irgendwie lächerlich, oder?", fragte Jenny grinsend, als sie ausstiegen. "Ach, das passt doch, oder?", zwinkerte Ina ihr zu. "Bis hier war ich sogar schonmal. Aber weiter wusste ich dann nicht. Ich denke aber, dass ich das diesmal finde." "Hoffen wir das Beste." Ina korrigierte auf dem Weg alle Fehler, die sie beim letzten Mal gemacht hatte. Anstatt sich nach rechts zu wenden ging sie links und nach 15 Minuten hatte sie die Straße gefunden. Während des Weges hatten beide die ganze Zeit rumgescherzt. Das Haus war genau so, wie Ina es sich vorgestellt hatte. Sarah öffnete ihnen und begrüßte sie richtig lieb. Ihre Freude darüber ließ Ina sich nicht anmerken sondern behielt sie für sich. Auch von den Anderen wurden sie freundlich begrüßt. Julia, Sarah, Ina und Jenny saßen zusammen auf der Couch, die anderen gammelten sich in die Sessel oder auf den Boden. Dann wurde der Film angeschaltet. WELCHER??????? Die vier Couchsitzer saßen ziemlich dicht gedrängt. Irgendwann lehnte Jenny sich bei Ina an und diese sich bei Sarah. Ihren Arm legte Ina um Jenny und Sarah ihren Arm um Ina. Ihr Herz fing an zu klopfen wie wild. Eigentlich hätte sich das garnicht mehr steigern können, sie fühlte sich, als würde es gleich aus dem Brustkorb springen. Mitten im Film gingen Julia und Sarah kurz raus. Nach einiger Zeit kamen sie wieder und diesmal lehnte Sarah sich bei Ina an. Sie konnte das alles schon garnicht mehr wirklich realisieren. Nachdem sie einige Zeit völlig weggetreten war, stupste Jenny sie an und flüsterte ihr zu: "Kommst du mal eben kurz mit raus?" Vorsichtig schob Ina Sarah von sich herunter und ging zusammen mit Jenny vor die Tür. Schweigend schauten sie sich an. Dann ging Ina auf die zu und nahm sie in den Arm. "Sollen wir lieber wieder gehen und dann woanders hin?" "Ich weiß, was ich jetzt gerne machen würde", meinte Jenny leise. "Und das wäre?", fragte Ina in derselben Lautstärke. Jenny legte ihre Arme um Inas Hals und schaute ihr tief in die Augen. (richtig romantisch. *g*) Auf einmal polterte im Zimmer etwas und die Mädels fingen laut an zu lachen. Ina und Jenny zuckten zusammen, die Stimmung war verflogen. Gerade rechtzeitig, denn kurz danach wurde die Tür aufgerissen und beide wieder in den Raum gezogen. "Was ist denn passiert?", fragte Ina. Sarah lachte noch immer. "Julia hat einen auf Stuntman gemacht und ist vom Tisch gefallen." Lachend kam auch Julia näher. "Ich wollte es ja nur mal versucht haben.", grinste sie. "Ich hab schon immer gewusst, dass ihr nicht ganz normal seid", lachte Ina. "Muss man ja auch nicht sein, oder?", meinte Jenny. "Nee, muss man auch nicht. Nicht normal ist es viel lustiger." Am Ende des Abends brachte Ina Jenny noch nach Hause, eine Stunde später war auch sie wieder in ihrem Zimmer. Sie fiel einfach ins Bett und schlief ein, sie wollte an nichts mehr denken. Am nächsten Tag machten Jenny, Ina und Mark eine Skatertour am Rhein entlang. Mark hatte daran wahrscheinlich nicht so viel Spaß, denn in Jennys Gegenwart küsste Ina ihn nicht. Für den nächsten Abend lud er die beiden zur Party eines seiner Kumpel ein. Für die Party stylte Ina sich am Abend sogar ein wenig auf. Das hatte sie schon lange nicht mehr gemacht. Für Mark sowieso nicht. Und etwas Anderes hatte sich bisher noch nicht ergeben. Gegen 20 Uhr holte Mark sie ab, dann fuhren sie zu Jenny um sie auch noch mitzunehmen. Als Ina Jenny sah, war sie richtig hin und weg. "Wow, du siehst ja echt total super aus!", sagte sie staunend, nachdem sie ins Auto gestiegen war. Auch Jenny fraß Ina fast mit ihren Augen auf. "Danke! Du siehst aber auch toll aus, Süße." Ina lächelte sie strahlend an. Dann wandte sie sich an Mark: "Wo findet die Party eigentlich statt?" "Du kennst doch Jan, oder? Seine Eltern sind in Urlaub." "Ist das der, der so nah am Rhein wohnt?" "Ja genau der." Ina drehte sich zu Jenny um. "Das wirst du jetzt auch gleich sehen. Der Jan wohnt total schön. Irgendwie mit Wald in der Nähe und der bis zum Ufer hin und so... richtig schön." "Das sehe ich ja dann gleich. Ich hoffe mal, dass die auch gute Musik spielen. Ich bin heute nämlich total tanzwütig." "Da haben wir wieder was gemeinsam", grinste Ina. Kapitel 5: 5. Teil ------------------ Bei Jan angekommen, herrschte noch so gut wie gar keine Partystimmung. Ina und Jenny tranken erstmal etwas. Als dann vernünftige Tanzmusik lief, stürmten sie die Tanzfläche und legten los. ,Wow, wie sie sich bewegen kann!', staunte Ina. Normalerweise traute sie sich garnicht zu tanzen, doch mit Jenny klappte das total toll und machte ihr richtig Spaß. Sie merkten auch garnicht, wie die Zeit verging. Mark stand die ganze Zeit bei seinen Freunden, er hatte an dem Abend keine wirkliche Lust zu tanzen. Zwischendurch machten die beiden jungen Frauen auch mal eine Tanzpause. Sie waren schon ein wenig angeheitert, doch übermäßig betrunken waren sie noch lange nicht. Je später es wurde, desto höher stieg die Rauchkonzentration im Haus. Irgendwann stupste Jenny Ina an. "Können wir nicht mal etwas raus gehen? Ein bisschen frische Luft tanken?" "Okay, lass uns gehen." Mark bemerkte garnicht, dass die beiden raus gingen. Und das war sicher auch ganz gut so, sonst wäre er ihnen nachher noch gefolgt oder so. Und das hätte nicht wirklich zu Inas guter Stimmung beigetragen. Schon an der Haustür umfing sie klare, frische Luft. "Wow, ist das schön!", meinte Ina begeistert. Sie hatte einen Blick in die Umgebung und auf den Sternenhimmel geworfen. "Meinst du die Sterne?", fragte Jenny. "Mhm, auch. Eigentlich alles", antwortete Ina wieder. "Weißt du was? Lass uns mal vorne zu den Bäumen gehen, dort ist es etwas ruhiger und gemütlicher." Zusammen gingen die beiden jungen Frauen Richtung Bäume, die schon recht nah am Wasser standen. Dort angekommen, setzten sie sich ins trockene Gras. Ina lehnte sich leicht bei Jenny an und schaute wieder zu den Sternen hinauf. Dann seufzte sie. "Macht dich das auch immer so friedlich? Ich könnte mich einfach hinlegen und die ganze Zeit in die Sterne gucken." Die Angesprochene blickte kurz hoch zu den Sternen, doch mit ihren Gedanken schien sie ganz woanders zu sein. Auch auf Inas Frage antwortete sie nicht. Sie lehnte sich einfach zurück gegen den Baum und schaute über das Wasser. Nach einiger Zeit drehte Ina sich zu ihr um. Die Blonde erschrak fast, als sie Jenny in die Augen sah. Ihr Blick... so... weitgehend, verloren... Doch in der nächsten Minute sah Jenny Ina bewusst an. Und beugte sich ein wenig vor... legte eine Hand an Inas Hals... und auf einmal küssten sie sich. Bevor Ina sich ganz in diesem Kuss verlor, formte sich noch ein Gedanke in ihrem Kopf: "Das habe ich so lange vermisst!" Beiden schien es, als würde dieser Kuss ewig dauern, doch dann lösten sie sich voneinander. Gerade rechtzeitig, denn wenige Sekunden später bog Jan um die Ecke. "Ach hier seid ihr! Ina, Mark sucht dich schon überall." Zusammen gingen sie wieder zum Haus zurück. Es war schon nach 1:30. "Hey Katze, hast du was dagegen, wenn wir jetzt schon fahren? Oder willst du noch bleiben?", fragte Mark Ina. Sie schaute Jenny an. "Möchtest du noch bleiben?" "Och, das ist eigentlich egal. Ich bin schon ein bisschen müde, von daher können wir auch fahren." Mark hatte nichts getrunken, er trank nie wenn er mit dem Auto irgendwo war. Die drei stiegen in den Wagen. Ina und Jenny verhielten sich wie vorher auch, als wäre nichts zwischen ihnen gewesen. Als sie Jenny absetzten, verabschiedeten sie und Ina sich so lieb voneinander wie immer. Mark hielt in der Nähe von Inas Haus. Sie wollte sich eigentlich "schon" verabschieden, doch er wollte sie noch nicht weglassen. "Bleib doch noch etwas bei mir, du warst fast den ganzen Abend woanders", meinte er und fing an sie zu küssen. Dabei schob er eine Hand unter ihr Oberteil, mit der anderen zog er sie näher zu sich. Das ging alles so schnell und kam so überraschend, dass Ina keine Gelegenheit hatte zu blocken. Und jetzt konnte sie auch nicht mehr reagieren. Er hielt sie zu fest, sie hätte ihm weh tun müssen, um von ihm loszukommen. Aber er war ja ihr Freund, auch wenn sie ihn nicht liebte, hatte sie kein Recht... Erst jetzt registrierte sie, dass er die Hand unter ihrer Bluse hervorgeholt und seine Hose geöffnet hatte. Kurz wunderte sie sich darüber, wie er das trotz dieser beengten Verhältnisse geschafft hatte, doch dann, als er sich an ihrer Hose zu schaffen machte, stieß sie ihn zurück. "Nein Mark!" "Ach, komm schon, was hast du denn? Wir sind jetzt schon so lange zusammen, ich will dich!" und beugte sich wieder zu ihr rüber. Dabei zog er seine Hose ganz herunter. "Dann blas mir wenigstens einen oder besorg's mir anders, wenn du schon keinen Sex willst." Fast panisch griff sie nach ihrer Tasche... Mark bremste. "Schatz, wach auf! Wir stehen bei dir vor dem Haus." Schreckhaft und orientierungslos erwachte Ina aus ihrem Alptraum. "Was ist denn los?", fragte Mark sie. "Ich... ich habe nur schlecht geträumt", sagte Ina und strich sich fahrig/nervös eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Was hast du denn geträumt?", wollte er wissen. "Das weiß ich nicht mehr so genau", log Ina. Sie erinnerte sich mit beängstigender Klarheit an den Traum. "Hm, das hat man ja oft nach einem Alptraum", erwiderte Mark. Dann stieg er zusammen mit Ina aus und brachte sie noch zur Tür. Dort verabschiedete er sich mit einem Kuss und wünschte ihr eine gute Nacht. "ich ruf dich morgen wieder an. Träum was Schönes!" Nachdem Ina im Haus war und ihn noch einmal zugewinkt hatte, startete Mark das Auto und fuhr los. Ina zog sich um und sprang in ihr Bett. Dort lag sie noch einige zeit wach, doch endlich schlief sie auch wieder ein. Am nächsten Morgen wachte sie für ihre Verhältnisse sehr spät auf, es war schon 12 Uhr (!). Ina wunderte sich, dass ihre Familie sie so lange hatte schlafen lassen. Ihr erster Griff galt dem Handy, sie hatte sogar eine SMS darauf. Von Jenny. "Guten Morgen Süße! Bist du gestern gut nach Hause gekommen? Ich muss heute mit meinen Cousinen etwas unternehmen. Zeit mit ihnen verbringen bevor es in den Urlaub geht. Dafür habe ich ab heute Abend sturmfrei. Vielleicht können wir einen kleinen Videoabend machen." Sie verabredeten sich für 20:30 bei Jenny. Dann ging Ina erstmal duschen und "frühstücken". Gerade als sie mit dem Essen fertig war, klingelte das Telefon. Es war Mark. "Ich muss heute eine Menge Sachen für meine Eltern erledigen, habe also leider keine Zeit." also machte Ina sich einen entspannten Tag. Mehr oder weniger. Sie musste nämlich auch einige Aufgaben erledigen. Am Abend fuhr sie dann zu Jenny nach Neuss. Mittlerweile begann sie sich schon ganz gut in der Gegend auszukennen. Zuerst streiften sie ein wenig herum, aßen ein Eis und quatschten ein wenig. Auf dem Rückweg meinte Ina dann irgendwann: "Ich bin gestern auf dem Weg zu mir nach Hause eingeschlafen." Und starrte vor sich hin. "War das Auto denn so gemütlich?" "Nein, ich hab auch nicht gemerkt, dass ich eingeschlafen bin. Vor allem der Traum war sehr real... leider." "Wieso, was hast du denn geträumt?" "Ich hab geträumt, dass Mark mich zwingen wollte... es ihm zu besorgen. Zum Glück bin ich dann noch rechtzeitig aufgewacht, bevor es dazu kam. Aber irgendwie..." Jenny nahm sie in den Arm. "....hast du jetzt immer den Traum im Hinterkopf, wenn du dich mit ihm triffst?" "Ich hoffe nicht, ich will auf jeden Fall nicht mehr daran denken." "Mhm..." Sie hielt Ina noch immer fest. Sie standen schon vor dem Haus und gingen nun rein. Im Wohnzimmer machten sie es sich gemütlich. Jenny legte Fluch der Karibik rein, in erster Linie weil beide ihn schonmal gesehen hatten. Als der Film vorbei war, stellte Jenny den Fernseher aus. Ina musste an dem Abend früher zu Hause sein, allerdings hatte sie noch ungefähr 10 Minuten. Jenny drehte sich zu Ina um, setzte sich näher zu ihr. Sie hatten fast die ganze Zeit geredet, was Jenny nun sagte, passte garnicht in das vorherige Gespräch. "Ina, ich liebe dich." Die Angesprochene nahm sie in den Arm. "Du weißt, dass ich dich auch sehr mag, oder? Ich mag dich nämlich wirklich sehr. Aber du weißt doch auch, dass das so gut wie unmöglich wäre mit uns beiden, oder? Vor allem wegen der Entfernung." "Mir würde das nichts ausmachen. Ich hatte mir schon gedacht, dass du nicht genauso für mich empfindest. Nach gestern hatte ich gedacht, dass es doch anders sein könnte. Der Kuss war..." hier brach sie ab und meinte mit veränderter Stimme und ziemlich beherrscht: "Aber du musst jetzt gehen, sonst kommst du zu spät." "Jenny..." "Nein, ist schon gut. Du musst los." Ina zog ihre Schuhe an, schaute noch einmal zu Jenny und ging. Auf dem Weg zum Bahnhof trat sie nach Bäumen, Mülleimern... und machte ihren Gefühlen Luft. "Warum müssen sich immer Leute in mich verlieben? Ich kann sie doch nur enttäuschen! Und dann verlassen sie mich. Deswegen mag ich mich doch auch nicht richtig verlieben, weil das eh nur alles schief gehen kann!" Zu Hause setzte sie sich im Dunkeln an ihren Schreibtisch und starrte vor sich hin. Ihr Handy lag vor ihre auf dem Tisch. Sie griff immer wieder danach, zog ihre Hand jedoch jedes Mal wieder zurück. Sie wollte Jenny alles erklären aber sie wusste nicht wie. Irgendwann setzte sie sich auf ihr Bett und starrte weiter in die Dunkelheit. Ina war wohl eingeschlafen. Und sie schlief ziemlich lange. Dabei merkte sie nicht, dass ihr Handy irgendwann anfing zu leuchten, als eine SMS kam; sie hörte auch nicht den Briefkasten klappern, als ein Brief eingeworfen wurde... Am nächsten Morgen erwachte sie fast schreckhaft. Sie schaute auf ihr Handy: SMS. Zuerst traute sie sich nicht die zu öffnen, doch schließlich siegte die Neugier. Natürlich war die Meldung von Jenny: "Es tut mir leid, dass das jetzt so ausgegangen ist. Trotzdem fahre ich morgen wieder nach Hause. Um 12:30 geht meine Bahn." "Nein!" Ina schaute auf die Uhr: 11:56. Der Verzweiflung nahe, wählte sie Marks Nummer. "Mark, du musst unbedingt vorbeikommen und mich zum Neusser Bahnhof fahren, anders schaffe ich das nicht mehr." "Was ist denn passiert?" "Das erzähle ich dir unterwegs. Beeil dich! Um 12:30 geht der Zug." In Windeseile zog sie sich an und als Mark kurze zeit später vor dem Haus hielt, stand sie schon an der Tür. Sie stieg in den Wagen und meinte: "Aber beeil dich, ich muss da echt hin." Während der Fahrt ließ Mark sich von Ina alles - fast alles - erklären. "Jenny muss heute plötzlich abreisen, ich hab die SMS nicht gesehen und dann zu lange geschlafen. Ich muss sie noch abfangen, bevor sie losfährt." Kapitel 6: 6. Teil ------------------ Wie es nun mal so ist, wenn man es eilig hat - Murphy's Law - hatten sie ziemlich viele rote Ampeln, der Verkehr kam Ina stärker vor als sonst. Noch bevor Mark parkte, sprang sie aus dem Wagen und sprintete los. Sie wusste, auf welchem Gleis die Bahn abfahren würde und schlug Haken, kämpfte sich durch die Menschenmenge. Bei der Treppe nahm sie 3 Stufen auf einmal und kam genau pünktlich oben an um zu sehen, wie sich die Türen schlossen und der Zug losfuhr. Sie rannte noch ein Stück neben der Bahn her, versuchte noch Jenny durch irgendein Fenster zu sehen...doch vergeblich. Sie war weg. Ina fühlte sich total leer, leer und kaputt. Nachdem der Zug außer Sichtweite war, kam auch Mark die Treppe hinauf. "Hast du sie noch abfangen können?" Sie schüttelte traurig den Kopf. "Nein..." Er nahm sie in den Arm. "Bitte, Mark, lass mich etwas alleine, ok? Ich muss über einiges nachdenken." Und schob ihn von sich weg. "Ist in Ordnung. Ich ruf dich an." "Mhm..." Ina ging los, die Treppe hinunter und dann durch die Stadt. Sie suchte den Weg zum Fluss, wollte sich da hinsetzen und einfach nichts mehr denken - oder nachdenken, je nachdem. Als sie nach einigen Stunden wieder zu Hause ankam, begrüßte ihre Schwester sie ein wenig ungewohnt: "Du hast einen Brief bei dir im Zimmer." Ina schaute sich die Schrift auf dem Umschlag an und erkannte sofort, dass es Jennys war. Sie nahm ihren Block und die Stifte mit, den Brief hielt sie ungeöffnet in der Hand. Sie wollte ihn nicht zuhause lesen sondern lieber irgendwo, wo sie ihre Ruhe hatte. Dann ging sie los, Richtung Wald. Dort setzte sie sich auf ihre Lieblingsbank, öffnete den Brief. Sie war erstaunt, wieviel Jenny geschrieben hatte. Es standen genau die Sachen darin, die Ina in den letzten Stunden, den Stunden seitdem sie auseinandergegangen waren, gedacht hatte. Sie fühlte sich fast "ertappt". Nachdem sie zu Ende gelesen hatte, schickte sie Jenny eine SMS: "Bis du wieder zu Hause? Ich war am Bahnhof aber kam zu spät..." Dann nahm sie den Block und begann zu schreiben. Am nächsten Tag schickte sie den Brief - denn ein solcher war es geworden - ab. Wenn alles gut ging, würde Jenny ihn am nächsten Tag schon in den Händen halten. Auf die SMS hatte sie immer noch nicht geantwortet. In den nächsten Tagen regelte Ina einiges, sie hatte ziemlich viel nachgedacht. Über sehr vieles. Und da sie von Jenny wirklich nichts mehr hörte, musste sie die Initiative ergreifen. Sie hatte ihr auch Emails geschickt, jedoch nie eine Antwort bekommen. Ihre Sachen hatte sie schon einen Tag vor der Abfahrt zusammengepackt. Ihren Eltern sagte sie, dass die mit ihren Freunden wegfuhr. Diese versuchten Ina ins Gewissen zu reden, waren aber bereit ihr ein Alibi zu geben. Als sie dann wirklich nachmittags in die Bahn stieg und losfuhr, war sie extrem nervös. Sie wusste nicht, wie Jenny reagieren würde. Sie wusste schließlich noch nicht mal, wie sie selber reagieren würde. Zum Teil natürlich schon, aber mit Sicherheit... Die Fahrt kam ihr nicht so lange vor, wie sie wirklich war. Als sie nach mehr als 2 Stunden endlich dort ankam, suchte sie direkt den Weg zu Jennys Haus. Sie hatte während der Fahrt fast den Stadtplan gefressen, auswendig gelernt, den Weg zu Jenny eingespeichert. Sie fand die Straße auch überraschend schnell. Bei ihrem Orientierungssinn wirklich keine Selbstverständlichkeit. Ina wusste, dass Jennys Familie weggefahren war, irgendwelche Verwandten besuchen. Das kam ihr sehr gelegen, sie wollte Jenny nicht noch mehr Probleme machen. Schließlich wusste sie nicht, wie die reagieren würden, wenn sie plötzlich vor der Tür stand und zu Jenny wollte. "Hoffentlich geht das jetzt gut", sagte Ina zu sich selbst. Dann ging sie zur Tür und klingelte. Als Jenny kurz danach öffnete, fiel sie ihr um den Hals und drückte sie an sich. "Jenny, es tut mir leid! Ich hatte mich schon lange in die verliebt, habe mich aber nicht getraut mir das einzugestehen und..." "Ganz ruhig Ina", unterbrach sie lächelnd. "Ich habe mir das schon gedacht, ich musste aber abwarten, schließlich konnte ich ja nicht wissen, ob es wirklich so war. In der Zeit konnte ich mich auch nicht melden..." Ina schaute Jenny ganz lieb an... und dann küssten sie sich. Beide waren schrecklich glücklich, dass endlich geklärt war, was zwischen ihnen gestanden hatte. "Willst du den ganzen Tag hier draußen stehen bleiben? Oder kommst du mit rein?", grinste Jenny. "Öhm ja, also ich glaube reingehen ist schon eine gute Idee", meinte Ina darauf. Zusammen gingen sie rein und brachten erstmal die Sachen in Jennys Zimmer. "Wie lange kannst du denn bleiben?" "Auf jeden Fall eine Woche, vielleicht sogar noch länger aber das wäre dann etwas schwieriger. Kann ich überhaupt so lange bleiben?" "Natürlich! Also ich fänd das total genial." Jenny trat auf Ina zu, zog sie an sich und küsste sie zärtlich. Sie ließen sich auf das Bett sinken und genossen ganz einfach die Nähe der Anderen. "Mh, warte mal", meinte Ina irgendwann. "Kann ich vielleicht kurz duschen gehen und mir was Anderes anziehen? Das fänd ich ganz gut." "Willst du? Ich kann dir ein Badetuch geben. Allerdings lässt sich die Tür nicht abschließen", grinste Jenny. "Och, dass man die nicht abschließen kann, ist nicht schlimm", zwinkerte Ina. "Ach nein?" "Nein." Beide grinsten sich an und gingen ins Badezimmer. Jenny suchte Ina ein Badetuch heraus. Dann gab sie ihr noch einen kuss und verließ das Bad. Kapitel 7: ----------- Grinsend stieg Ina unter die Dusche Mit Jenny zusammen irgendwo zu sein, war schon jedes Mal ein Erlebnis. Irgendwie immer lustig und überraschend. Vor allem aber offen und unkompliziert, nicht so "verklemmt". Dafür war sie sehr dankbar, sie hätte es nicht mehr aushalten können auf jedes Wort oder jede Bewegung zu achten. "Nie mehr so wie bei Tanja!" hatte sie sich geschworen. Bei Jenny wusste sie einfach, dass sie sich so geben konnte, wie sie war, ohne Sorge zu haben, dass sie komisch über sie denken würde. Nach ca 10 Minuten stellte sie das Wasser ab, kletterte aus der Dusche und wickelte sich in das Badetuch. Gerade wollte sie die Tür aufmachen, da wurde sie schon von außen geöffnet. Jenny betrat den Raum und küsste sie zärtlich. "Ich möchte auch mal eben duschen. Bleibst du solange hier und wartest?" "Ja klar", grinste Ina und schaute Jenny an. Diese fing nun an sich auszuziehen. "Hey, hör auf zu spannen!", lachte sie die Blonde an. Gespielt unschuldig sah Ina sie an. "Ich spanne doch garnicht." "Nicht? Schade.", grinste Jenny wieder. Ina drehte sich jetzt doch um, wenn Jenny das so wollte, sollte sie es haben. Das würde aber nicht für alle Sachen gelten. Aber bei Jenny würde sie auf sowas sowieso nicht aufpassen müssen. Sie wusste, dass sie nie etwas tun würde, was sie verletzen oder stören könnte. Irgendwie bestand zwischen ihnen nämlich schon eine enge Verbundenheit, die andere wusste, was gerade angebracht war oder auch nicht. Als Jenny die Dusche anstellte, drehte sie sich wieder um. Durch diese komische Duschtür konnte sie sie sowieso nicht richtig sehen. Dafür aber die Umrisse ihres wunderschönen Körpers. Dann wurde sie von ihr aus ihren versunkenen Betrachtungen gerissen. "Gibst du mir mal eben das Badetuch? Das hängt da auf dem Haken an der Tür." Ina brachte es ihr und Jenny stellte das Wasser ab und ließ sich von ihr in das Tuch wickeln. Dann drehte sie sich zu ihr um und küsste sie wieder. "Du musst aber nochmal eben warten. Nur 10 Sekunden, in Ordnung?" und schon war sie aus dem Badezimmer verschwunden. Kurz danach stand sie wieder in der Tür, noch in das Tuch gewickelt und fasste nach Inas Hand. "Jetzt kannst du mitkommen." Jenny führte sie zu ihrem Zimmer. Als sie die Tür geöffnet hatte, sah Ina überall im Raum brennende Teelichter. Außerdem hörte sie leise Musik. "Wow!", staunte sie. "Das sieht ja echt total schön aus!" mit strahlendem Blick nahm sie Jenny in den Arm. "Mhm, ich dachte, da das irgendwie ein besonderer Abend ist, sollte es auch ein wenig besonders aussehen." "Und das tut es!" Lächelnd führte Jenny sie zu ihrem Bett. Noch bevor sie es erreicht hatten, fingen die beiden an sich zu küssen, unter Küssen ließen sie sich auf dem Bett nieder. Ina seufzte glücklich und schmiegte sich ganz eng an Jenny. Diese hielt sie einfach nur im Arm. "Ich bin froh, dass du hier bist", meinte sie. "Mhm, bin ich auch." Dann lehnte Jenny sich über ihre Freundin und küsste sie. Dabei löste sich das Badetuch und glitt von ihrem Körper herab. Schon beim bloßen Anblick wurde Ina schon ganz kribbelig. Sie war einfach überwältigt, von den ganzen Gefühlen und vor allem von der Art, wie sie auf Jenny reagierte. Dass es gleich so heftig werden würde, hatte sie nicht gedacht. Aber es war eine äußerst angenehme Überraschung. Jenny hatte sich trotz allem noch unter Kontrolle und konnte eine Frage stellen, mit der Ina als Allerletztes gerechnet hätte und die anscheinend auch nicht ernst gemeint war, denn sie grinste dabei. "Du glaubst doch nicht im ernst, dass das nicht klappt, oder?" Dann begann sie, den Hals ihrer Freundin hinunter zu küssen. Mühsam versuchte Ina, die Beherrschung zu behalten, doch das war unmöglich. Beherrschung hin oder her - in diesem Moment war ihr alles egal. Was dann folgte, würden beide nie vergessen. Wie sollten sie etwas so Schönes auch jemals aus ihren Gedanken vertreiben können? (ph, als wenn hier jetzt eine HotScene hinbekommen würde. :D So "nett" bin ich nicht. ;)) Danach schliefen beide eng aneinander gekuschelt ein. Als Ina am nächsten Morgen aufwachte musste sie direkt lächeln. Es war schön neben jemandem aufzuwachen, den man liebt. Das war nämlich auch immer ihr Traum gewesen. Um Jenny nicht zu wecken, blieb sie ganz ruhig liegen. Mit liebevollem Blick musterte sie ihre Süße. Wie süß sie schlafend aussah! Fast noch süßer als sonst. Sie hatte nicht gedacht, dass sie noch einmal so glücklich werden könnte. "Bestimmt hat sie gespürt, dass ich sie angeschaut habe", dachte Ina, als Jenny sich bewegte und langsam wach wurde. Auch sie lächelte direkt, als sie die Augen aufschlug und schaute Ina mit liebevollem Blick an. "Guten morgen Süße!", grinste sie sie an. Nachdem sie beide wach waren, lagen sie noch eine Weile zusammen im Bett, es war so gemütlich zu zweit. Außerdem: Sie hatten den ganzen Tag frei, warum also beeilen? "Was machen wir heute?", fragte Ina. "Hm, also ich würde sagen: zuerst einmal duschen, dann anziehen und frühstücken... und danach schauen wir weiter. Uns fällt bestimmt etwas ein." "Was, obwohl wir so einfallslos sind?", grinste Ina. "Ja, genau deswegen." Grinsend stand Jenny auf und schlang in einer Bewegung das Badetuch um ihren Körper. "Ich geh dann mal ins Bad, schließlich bin ich nicht so faul wie du." "Ich? Faul? Wer war denn als Erste wach, hm?", regte sich die als faul bezeichnete künstlich auf. "Aber auch nicht viel länger als ich. Und dafür bleibst du ja jetzt länger liegen. Dann überholst du mich noch." "Hm... dann könnte ich ja aufräumen in der Zeit, will dir deinen Platz als Faulpelz ja nicht streitig machen", sich umschauend sprang Ina aus dem Bett. Nicht ohne sich vorher genau wie Jenny das Badetuch umzuwickeln. "Och mensch, du hast immer gesagt, du wärst so unordentlich. Das ist ja gemein. Wie soll ich denn dann jetzt fleißiger sein als du?" "Du könntest mit mir duschen können", grinste Jenny sie frech an. In Inas Augen blitzte es auf. "Jaaa?" "Es sei denn du hast nach gestern erstmal genug." Ina überlegte kurz und stürzte sich dann grinsend auf Jenny. "Aber wir gehen nur duschen", sagte sie dann. ... Den nächsten Tag verbrachten sie natürlich auch zusammen. Doch abends klingelte Inas Handy. Sie schaute auf das Display: Die Nummer ihrer besten Freundin. "Hey, wie geht's?!", begrüßte Ina sie fröhlich. "Mir ganz gut aber dir wahrscheinlich nicht, wenn du nach Hause kommst." "Wieso, was ist denn?", fragte Ina erschrocken. Jenny sah sie fragend an, doch sie konnte sich jetzt nur auf das Gespräch konzentrieren. "Deine Schwester hat mich und die anderen zusammen in der Stadt gesehen. Ich weiß nicht, ob sie es deinen Eltern weitererzählt hat. Ich habe ihr gesagt, sie soll den Mund halten aber ich weiß ja nicht, ob sie sich an sowas hält." Verzweifelt griff sie sich mit der Hand an die Stirn. "Oh scheiße. Meinst du, dass ich sie anrufen und bitten kann, dass sie nichts erzählt? Wenn meine Eltern etwas rauskriegen, ist die Hölle los. Nicht nur weil ich sie belogen habe." Auch Jenny war jetzt nicht mehr so ruhig wie sonst. "Haben sie es rausbekommen?!", fragte sie. Ina nickte und zuckte gleichzeitig mit den Schultern, während sie Sonjas geäußerten Vermutungen lauschte. "Hm... danke, dass du mich angerufen hast", wimmelte Ina sie fast ab, "sorry, dass ich dich jetzt so abwürge aber ich muss unbedingt überlegen, was ich jetzt mache." "Ist schon in Ordnung. Gib mir aber Bescheid, wenn du dich entschieden hast, okay?" "Ja mache ich. Tschüs Sonja." "Ciao Ina." Resignierend legte Ina das Handy zurück auf den Tisch. "Meine Schwester hat meine Freunde zusammen in der Stadt gesehen, obwohl ich ja eigentlich mit denen unterwegs sein sollte. Das heißt, sie weiß, dass ich gelogen habe. Ich hoffe, sie hat es noch nicht weitererzählt... sonst habe ich echte Probleme." "Meinst du, sie würde das weitererzählen?" "Ich habe keine Ahnung aber... Hm, ich glaube, ich schicke ihr erst einmal eine SMS, damit sie weiß, dass sie nichts sagen soll. Ich schreibe ihr dann auch gleich, wann ich sie heute Abend anrufe..." Kapitel 8: ----------- "Ach, das klappt schon! Die hat sicher nichts gesagt", lächelte Jenny ihre Freundin an. "Mhm..." Die beiden schauten aneinander gelehnt ein wenig Fernsehen. Da vibrierte auf einmal Inas Handy. Fast erschrocken griff sie danach und öffnete die SMS. "Von Chrissi", meinte sie zu Jenny. "Sie schreibt, dass sie es noch nicht gesagt hat, dass sie es aber sagen wird, wenn ich nicht pünktlich wieder zuhause bin. Und ich kann sie kurz anrufen, sie ist nämlich alleine im Garten." Sie wählte ihre Schwester an. "Chrissi? Du sagst das aber echt nicht weiter, oder?" "Ich hab das schon fast weiter gesagt aber ich glaube, die haben nichts gemerkt." "Bist du dir da ganz sicher?" "Ja, so ziemlich. Aber ich muss denen das eigentlich sagen. Wo bist du überhaupt?" "Ich bin bei Jenny." "Jenny? Ihr seid doch nicht etwa..." "Doch sind wir." "Du spinnst doch. Und was ist mit Mark? Weiß er es?" "Ich glaube nicht, dass er das weiß aber es geht ihn auch nichts an, ich hab mich von ihm getrennt bevor ich gefahren bin." "Boa, Ina! Der hat dich doch wirklich geliebt, ihr wart so ein süßes Paar!" "Jenny liebt mich auch, außerdem liebe ich sie ebenfalls und wir sind auch ein süßes Paar." "Du hättest Mark behalten sollen, wirklich. Wann willst du Mama und Papa sagen, dass du mit ihr zusammen bist?" "Wenn es passt. Und sie sie kennengelernt haben." "Dabei hat Mama letztens noch gesagt, dass sie froh ist, dass du endlich mit einem Jungen zusammen bist und..." "Ich will da jetzt nichts von hören!", unterbrach Ina sie. "Ich bin jetzt bei Jenny und habe eine schöne Zeit mit ihr, Samstag komme ich wieder. Und du sagst unseren Eltern nichts davon, ich bin mit Sonja und den Anderen weg, ok?!" Chrissi seufzte. "Klar, ist deine Sache, du kriegst den Ärger." "Tschüs!", sagte Ina noch und legte einfach auf. Das Handy schmiss sie gegenüber ihres Platzes auf den Sessel, dann verschränkte sie die Arme und lehnte sich zurück, finster vor sich her starrend. "Was ist denn los?", fragte Jenny sie. Zuerst antwortete Ina nicht, doch dann setzte sie sich anders hin und sagte, immer noch vor sich her starrend: "Ach, nichts Schlimmes. Sie meint nur mal wieder, dass ich bescheuert bin, weil ich mit einer Frau zusammen bin, obwohl ich so einen tollen Kerl haben könnte. Toll, pah! Als wenn der toll war. Okay, er hat viel für mich gemacht... aber was bringt mir das, wenn ich ihn nicht liebe, nicht lieben kann?!... Scheiße alles!" "Aber du weißt, dass ich immer für dich da bin und dich unterstützen werde, egal was kommt, oder?" "Mhm, das weiß ich, Süße. Und mit dir an meiner Seite kann das garnicht so schlimm werden." Jetzt lächelte Ina sogar schon wieder leicht. "Das mit meinen Eltern bekomme ich auch noch hin, ganz sicher." "Mhm, das schaffst du wirklich. Meine Familie weiß ja auch noch nichts. Aber ich denke, dass sie bald etwas merken wird. Das finde ich aber garnicht mal so schlimm, dann brauche ich nämlich nicht mehr so aufzupassen." "Das stimmt schon. Und bestimmt reagieren die besser als meine Leute.", meinte Ina daraufhin. "Ich lasse mich einfach überraschen", grinste Jenny. Dann nahm sie Ina in den Arm und gab ihr einen lieben Kuss. "Zusammen schaffen wir alles, das weiß ich ganz genau", meinte sie, dabei strahlte sie eine solche Wärme und Sicherheit aus, dass Ina richtig davon angesteckt wurde. ... Sie verbrachten noch eine sehr schöne Zeit zusammen. Doch am Samstag war es Zeit für Ina wieder nach Hause zu fahren. Schweren Herzens verabschiedete sie sich von ihrer Süßen, ihr fiel das sicher genauso schwer. Als Ina am Bahnhof ausstieg und sich auf den Weg nach Hause machte, wurde sie total unsicher, sie wusste nicht, ob ihre Familie etwas merken würde, allerdings befürchtete sie es. Auf dem Rückweg hatte sie sich die Geschichte zurecht gelegt, schließlich musste sie etwas zu erzählen haben. Dass sie ihr Eltern damit anlog, war ihr egal. Sie saßen alle beim Essen, als sie zur Tür hineinkam. ,Wieso essen die schon ohne mich, die wussten doch, wann ich ankomme...', dachte Ina beunruhigt. Es war in ihrer Familie so Brauch, dass jemand, der im Urlaub war und wiederkam, mit einer warmen Mahlzeit empfangen wurde. Und die anderen warteten immer solange, bis sie auch wirklich da war! "Ich bin wieder daaa!", rief sie durch den Flur. "Wir sind im Esszimmer!", schallte es ihr entgegen. ,Toll, da werde ich noch nicht einmal richtig begrüßt. Aber wenn ich länger weggeblieben wäre, hätten sie Terror gemacht.' Nachdem sie ihre Sachen abgestellt hatte, ging auch sie ins Esszimmer. Vier Augenpaare schauten ihr entgegen, als sie den Raum betrat. "Setz dich, dein Essen wird kalt." Ina setzte sich und wartete auf die neugierigen Fragen, die jetzt kommen sollten. Als alle weiterschwiegen oder nur über belanglose Dinge redeten, wusste sie endgültig, dass sie etwas mitbekommen hatten. Sie schaute ihre Schwester an, doch diese blickte angestrengt in eine andere Richtung, wich ihrem Blick aus. ,Na toll, dann darf ich gleich auch noch mit meinen Eltern diskutieren...' Und wie sie befürchtet hatte: Eine halbe Stunde nach dem Essen wurde sie ins Wohnzimmer gerufen. "Wir wissen, dass du nicht mit deinen Freunden weg warst sondern dich eine Woche bei einer wildfremden Person aufgehalten hast", begann ihr Vater. ,Das fängt ja schon gut an', dachte Ina. "Ich dachte, wir hätten dir beigebracht, dass Ehrlichkeit sehr wichtig ist", fuhr er fort. "Bist du mit ihr zusammen?", fragte ihr Mutter mühsam beherrscht dazwischen. Instinktiv wollte Ina ihren Blick fast beschämt sinken lassen, doch im letzten Moment hielt sie sich davon zurück und nickte statt dessen. "Ja bin ich." "Du hast ab jetzt Internetverbot und erst einmal Hausarrest." "Ihr könnt mich doch nicht bestrafen nur weil ich liebe!!!" Ina schrie es fast. "Deswegen bestrafen wir dich auch nicht. Diese Maßnahmen ergreifen wir nur, um dir zu zeigen, dass du uns nicht anlügen darfst." "Hätte ich euch die Wahrheit gesagt, hättet ihr mich niemals weggelassen!" "Das kann schon sein. Weißt du noch, wie das mit Tanja war? Dieses Mal wird das nicht anders verlaufen. Auch die hast du wieder im Internet kennengelernt." "Ihr könnt Jenny doch nicht einfach in irgendeine Schublade stecken, ihr kennt sie doch noch nicht einmal!" Ihre Eltern schwiegen, Ina drehte sich um, stürmte in ihr Zimmer und warf die Tür hinter sich zu. Sie schickte Jenny eine SMS und erzählte ihr, dass ihre Eltern das wüssten und wieder total scheiße reagiert hatten. Dann schmiss sie sich auf ihr Bett und dachte erstmal an garnichts. Bald darauf hatte sie eine Antwort von ihrer Freundin. Sie schrieb, dass sie das nächste Mal gern mit Inas Eltern reden wolle. ... Als Jenny Ina das nächste Mal besuchte, traf sie sich wirklich mit Inas Eltern und redete mit ihnen. Sie argumentierte, dass an einer Liebe zwischen Frauen absolut nichts "asozial" oder "unnormal" sei, dass es doch einzig und allein auf die Liebe an sich ankommt. Nach dem Gespräch wirkten Inas Eltern wirklich ein wenig nachdenklich und Ina bewunderte ihre Freundin. Sie hatte das alles so gut ausgedrückt, so diplomatisch wie sie selbst es niemals geschafft hätte. Trotzdem wehrten Inas Eltern sich dagegen, die beiden alleine und ungestört zu lassen. Wenn sie in Inas Zimmer waren, kam immer jemand rein und stellte unnütze Fragen. Deswegen verbrachten sie auch nicht viel Zeit bei Ina zuhause sondern gingen durch die Straßen. Hier konnten sie frei reden und wurden nicht die ganze Zeit nur gestört. Allerdings war es wirklich erfüllender mit Jenny bei ihr zuhause zu sein. Direkt nachdem Jenny wieder gefahren war, fing Ina an, ihre Eltern zu löchern. Dabei war es eigentlich egal: wenn sie es ihr nicht erlauben würden, würde sie einfach so zu ihrer Freundin fahren. Schließlich hatte sie es schonmal getan. Und sie konnte sogar bei ihr übernachten. Also hätten sie sogar ein wenig mehr Zeit zusammen. Jennys Familie war die Beziehung zwischen den beiden nicht unbemerkt geblieben, das merkte Ina direkt, als sie das nächste Mal zu ihr fuhr. Jenny war nämlich viel lockerer als davor und ließ sie auch nicht los, als sie die Wohnung betraten. Die Reaktion von Jennys Mutter erstaunte sie schon, vor allem wenn sie daran dachte, wie ihre Leute reagiert hatten. Doch sie freute sich, dass es einen Platz gab, an dem sie wirklich so akzeptiert wurden, wie sie waren. Das alles trug ebenfalls mit dazu bei, dass die Zeit für Ina die schönste wurde, die sie je gehabt hatte. Nur die Zeit zwischen den Treffen war für beide immer sehr bedrückend. Sie wären viel lieber rund um die Uhr zusammen gewesen oder wenigstens so nahe, dass sie sich öfter hätten treffen können. Liebe auf Entfernung konnte nämlich schon ziemlich belastend sein. Schließlich konnte die andere nicht "mal eben" vorbeikommen, wenn etwas war. Natürlich hatten sie sich schon damit arrangiert aber es wäre wirklich um ein Vielfaches einfacher und angenehmer, wenn sie näher wohnen würden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)