Ina von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: 2. Teil ------------------ In dieser Nacht schlief sie nicht wirklich gut. Gegen morgen hatte sie dann aber einen Traum: Sie sieht sich selbst auf einer Party mit Mark und den ganzen Freunden. Doch sie sieht wirklich schrecklich aus. Dicke dunkle Augenringe leuchten in ihrem blassen Gesicht. Sie trägt eine Jacke obwohl es draußen sehr warm ist und die Sonne scheint. Ina sitzt mit einigen Leuten zusammen auf der Couch. Auf einmal rutscht ihr Ärmel hoch und alle starren auf ihren Arm. Unbeteiligt schiebt sie ihn wieder runter. Alle schauen sie nur von der Seite an, nun ist sie erst recht der Stimmungskiller: niemand weiß, wie schlimm es um sie steht und trauen sich nicht in ihrer Gegenwart Scherze zu machen, aus Angst, dass sie damit nicht klar käme. Szenensprung: Ina steht zuhause im Badezimmer und zieht sich um. Die Badezimmertür hat sie abgeschlossen, was sie sonst nie tut. Ihr ganzer linker Arm ist übersät mit rotleuchtenden Narben. Man kann auch frische Wunden erkennen, auf denen sich erst vor Kurzem Schorf gebildet hat. Aus dem Spiegelschrank über dem Waschbecken nimmt sie sich eine Rasierklinge... (neuer Traum) Ina sieht sich alleine durch die Straßen gehen. Es ist ein Sommerabend, richtig warm, irgendwie friedlich... Sie trägt ein Spaghettitop, keine frischen Narben sind auf ihrem Arm zu erkennen. Nur die 2 oder 3 die sie schon länger hat und die nur beim genaueren Betrachten auffallen. Ina geht zu einem Haus und klingelt. Eine wunderschöne Frau öffnet ihr und nimmt sie freudestrahlend direkt in den Arm. Dann küssen die beiden sich und gehen in die Wohnung. Als nächstes sieht Ina sich im Badezimmer dieser Frau stehen. Sie will duschen gehen. Auf einmal geht die Tür auf und sie kommt herein, verschmitzt lächelnd und mit strahlenden Augen. Szenensprung: Ina und ihre Freundin (die wunderschöne Frau) gehen zusammen Hand in Hand durch die Stadt. Viele dumme und abweisende Blicke folgen ihnen. Als sie sich küssen, werden sie sogar angepöbelt. Auch Bekannte von Ina wenden sich mit eisigem Blick ab, als sie sehen, welcher Art die Beziehung zwischen den beiden Frauen ist. Doch dann machen sie sich auf den Weg zu einer Freundin von Ina: Dort findet an diesem Abend ein Videoabend statt. Sie sind beide eingeladen und Inas Freunde behandeln sie genau wie vorher auch. Sie wissen es auch schon länger. (...) Als der Traum verblasst, bleiben zwei Dinge noch für eine längere Zeit zurück: Der Blick dieser jungen Frau aus diesen wunderschönen Augen und das bezaubernde Lächeln. (...) Am nächsten Morgen erwachte Ina ausgeruht und mit viel besserer Laune. Irgendwie hatte sie ihr "Problem" während des Schlafs beiseite geschoben. An den Traum konnte sie sich nicht mehr erinnern. Sie wusste nur, dass irgendwas gewesen war. In der Schule war alles wie immer. Naja, fast, denn: "Hallo Sarah!", sprach Ina ihren Schwarm an. "Wie war dein Wochenende?" "Hi Ina! Es war ganz ok." "Warst du wieder Fußball spielen?" "Ja, wir hatten sogar ein Turnier." "Und? Hat deine Mannschaft gewonnen?" "Nein, es war nur ein Unentschieden. Aber hör mal, ich muss los, gleich steht bei mir eine Klausur an. Mathe." "Oh, na dann viel Glück!" "Danke! Man sieht sich!" Lächelnd drehte Ina sich um, nachdem Sarah losgegangen war und ging auf ihre Freunde zu. "Hey Ina!", rief Sonja, als sie sich gerade setzte. "Das sah doch schon richtig gut aus!" und Susanna fügte hinzu: "Siehst du, es geht doch vorwärts." Immer noch total "high" von der Begegnung, spielte Ina mit ihrem Handy herum. Monika schaute ihr dabei über die Schulter. "Du hast eine SMS", merkte sie an. Und: ja richtig. Da war eine SMS auf ihrem Handy. "Wenn die von Tanja ist, dann löscht du sie direkt, ja?!", meinte Moni mit ihrem typischen Mörderblick wenn das Gespräch auf Inas Ex kam. "Die ist nur von Mark", seufzte Ina. "Was will er denn?", fragte Susanna. "Er will wissen, wann wir uns wieder treffen können. Mal schaun... Vielleicht am... Freitag oder Samstag." "In 5 Jahren?", fügte Sonja grinsend hinzu. "Nein! So gemein bin ich doch nicht, oder?" "Das kommt drauf an, wie man es sieht", sagte Monika. "Man könnte das schon für egoistisch oder so halten, wenn man deine Gründe nicht kennt." Gedankenverloren starrte Ina auf das Handy in ihrer Hand. "Ich versuch doch einfach, ob das nicht doch noch klappt..." Dann klingelte es zum Pausenende und sie verabschiedeten sich erstmal voneinander, da Ina nur sehr selten Kurse mit ihnen zusammen hatte. Nach der Schule setzte Ina sich direkt vor den PC. Sie rechnete eigentlich garnicht damit doch sie hatte schon wieder eine mail von ihrer Internetbekanntschaft Jenny erhalten. Auch ihr hatte sie am vergangenen Tag ihre Situation geschildert. Obwohl sie sich noch nicht lange kannten. "Man hat zwar seine Probleme als Lesbe oder auch wenn man bi ist aber man kann halt nicht vor allen Problemen weglaufen. Und dann kannst du es auch nicht schaffen, weil gegen seine Gefühle kommt man einfach nicht an. Du willst doch glücklich sein, oder? Dann leb einfach so wie du es willst!" Das war ihre Antwort darauf. Ina wusste ja, dass Jenny Recht hatte... Schließlich hatte sie auch selbst Erfahrung mit sowas, wie sie ihr schon erzählt hatte. Lena eben. Dasselbe wie mit Sarah, eigentlich. Ina schickte Jenny direkt eine Antwort auf die Mail. Die beiden verstanden sich schon super und hatten einige gleiche Gedankengänge und Ansichten. In der nächsten Zeit versuchte Ina in der Schule näher an "ihre" Sarah heran zu kommen (mal wieder) und nachmittags traf sie sich manchmal mit Mark oder, was häufiger vorkam, schrieb die Antwortmails an Jenny. Sie erfuhren immer mehr übereinander, auch ihr Vertrauen zueinander wuchs. Manchmal dachte Ina, dass sie sich vielleicht sogar in sie verlieben würde, wenn sie sich einmal treffen sollten. Doch diese Gedanken schüttelte sie schnell ab und steigerte sich abwechselnd mehr in die Sache mit Mark und Sarah hinein. Jenny schien ähnliche Gedanken zu haben, doch Ina sagte nie etwas dazu. Irgendwann, nach mehreren Monaten, telefonierten die beiden das erste Mal miteinander. Ina rief an, da sie jeden Monat 5€ Gesprächsguthaben hatte. "Hi Jenny!", begrüßte sie sie überschwenglich. Wie sehr häufig wenn sie telefonierte, war sie nämlich recht aufgekratzt. "Störe ich?" "Hallo Ina! Nein, du störst kein bisschen. Ich bin nur ziemlich überrascht, dass du heute anrufst." "Wieso? Ich kann auch irgendwann anders anrufen, wenn es dir dann besser passt." "Ach nein, ist schon ok. Ich telefoniere ja gerne mit dir." Das Gespräch lockerte noch auf, sie erzählten sich, was sie am Tag erlebt hatten, außerdem erzählte Jenny, wie sie Inas neue Story fand. Auf einmal waren schon 20 Minuten um und das, obwohl beide nicht gerne telefonierten, wenn sie die Person noch nicht sehr gut kannten. Als es Zeit aufzulegen war, verabschiedeten beide sich grinsend. "Siehst du, ich wusste, dass du keinen Mist reden würdest", flachste Ina. "Und ich wusste, dass man deinen "Sprachfehler" garnicht hört. Du hast also mal wieder total übertrieben." "Tja... so läuft das", grinste Ina. "Ich muss dann aber auch so langsam... schließlich ist morgen mal wieder Schule." "Ja, stimmt... Aber wir hören sicher wieder voneinander, oder?" "Ganz bestimmt! Ich wünsche dir noch einen schönen Abend! Hab dich lieb." "Ich dir auch. Und viel Spaß morgen in der Schule. Ich hab dich auch lieb." Nachdem sie aufgelegt hatte, schaute Ina nachdenklich auf ihr Handy. Das Gespräch hatte fast 30 Minuten gedauert. Auch wieder seltsam. "Ich hätte nicht gedacht, dass wir wirklich so gut miteinander auskommen", sagte Ina halblaut zu sich selbst. Dann ging sie schlafen. In der nächsten Mail schrieb sie Jenny: "Jetzt weiß ich, dass du wirklich kein Fake bist. Mit dir zu telefonieren hat sehr viel Spaß gemacht." Ansonsten hatte immer noch sehr viel, worüber sie berichten konnte. Die Antwort auf die mail trug einen Anhang. Ein Foto von Jenny. "Da du bis jetzt nur die "alten" Fotos von mir kennst, habe ich dir ein aktuelleres geschickt. Aber nicht erschrecken. ;)" Neugierig öffnete Ina den Anhang, das Foto. Und starrte staunend auf den Bildschirm. "Die Augen...", dachte sie. "Man erkennt sogar die Augen. Und dieser Blick... der kommt mir irgendwie total bekannt vor... Wie ein dejà-vu..." Mit automatischen Bewegungen speicherte Ina das Foto und die mail auf Diskette ab um sie dann auf ihrem PC beantworten zu können. Es wurden immer sehr lange Mails (ca 3 Seiten) und das beanspruchte Zeit. Und für solch eine Zeitspanne konnte sie den "HauptPC" nicht beanspruchen. Deshalb jedes Mal diese ganze Aktion. In ihrem Zimmer schob sie die Diskette ins Laufwerk, öffnete die mail und... das Foto. Grübelnd saß sie vor dem Bildschirm und betrachtete es. Dieses Lächeln... der Blick... Kopfschüttelnd drehte sie sich weg. Dann schloss sie das Foto fast aggressiv und schaltete den PC aus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)