Seelenjäger von abgemeldet (Meine erste Shonen Ai-FanFiction) ================================================================================ Kapitel 4: Leander ------------------ Kapitel 4 Leander war für zwei Wochen zu einer Vortragsreihe in New York gewesen und hatte Masato unglaublich vermisst. Schon nach zwei Tagen hatte er den Tag seiner Rückkehr nach Japan herbeigesehnt. Ihm fehlte Masato unsagbar. Die Vorträge langweilten ihn und von Tag zu Tag sehnte er sich mehr danach wieder von Masato in die Arme genommen zu werden. Er hatte Sehnsucht nach Masatos Lippen auf seiner Haut. Aber am meisten vermisste er die Nächte, die er immer mit dem Kopf auf Masatos Brustkorb schlafend verbrachte. Die gleichmäßige Auf- und Abbewegung in Verbindung mit dem regelmäßigen Herzschlag übten auf ihn etwas ungeheuer Beruhigendes aus. Den ganzen Flug lang hatte er sich auf das Wiedersehen mit Masato gefreut, er konnte es kaum abwarten ihn in die Arme zu schließen. Leander erinnerte sich gerne an ihre erste Begegnung im Haus von Masatos Eltern. Vor vier Jahren war Leander das erste Mal im Zuge eines Studentenaustauschs nach Japan gekommen. Masato studierte ebenfalls an der berühmten Universität von Tokyo und seine Eltern hatten sich dazu bereit erklärt einen Austauschstudenten für ein halbes Jahr in ihrem Haus als Gast aufzunehmen. Jemand von der Universität hatte Leander am Flughafen abgeholt und zum Haus der Hanadas gefahren. Masato war es gewesen, der Leander die Tür geöffnet hatte. Auch wenn die japanischen Gesichter für ihn damals etwas sehr Fremdes hatten, so hatte er sich doch auf den ersten Blick in Masato verliebt. Beide hatten unsicher voreinander gestanden. Leander hatte zu diesem Zeitpunkt kaum ein Wort Japanisch gesprochen und Masatos Englisch war bis heute nicht das Allerbeste. Masato hatte sich tief verbeugt und Leander mit einer Geste ins Haus gebeten. Er hatte auf Leanders Schuhe gedeutet, als dieser einfach hatte weiter ins Haus gehen wollen. Leander waren die vielen Dinge, die er in einem Vorbereitungsseminar gelernt hatte mit einem Mal wieder eingefallen und er hatte sich hastig die Schuhe ausgezogen. Anfänglich war er mit den japanischen Sitten etwas überfordert gewesen, ständig hatte sich jemand vor ihm verbeugt, ständig hatte ihm jemand etwas zu essen oder zu trinken angeboten und auch wenn er freundlich abgelehnt hatte, so bekam er trotzdem etwas. Auch heute noch starrten ihn hin und wieder Leute wegen seiner schulterlangen, hellbraunen Haare an. Manchmal war sogar jemand so mutig und wollte sie anfassen. Am schlimmsten war jedoch für ihn, dass die meisten Japaner mit seinem Namen vollkommen überfordert waren, aus "Leander Sauver" wurde "Sobe Reanderu", was für ihn beinahe grotesk klang. Im kleinen Flur des Hauses hatten Masatos Eltern Aufstellung bezogen und verbeugten sich tief vor ihrem Gast. Masatos Vater, Hanada Fumaru, sprach noch schlechter Englisch als sein Sohn. Die Mutter, Hanada Kumiko, sprach nur Japanisch, sie hatte unentwegt gelächelt und Leander ohne Unterlass zugenickt. Masato hatte Leander in ein karges, kleines Speisezimmer geführt, in dem ein niedriger Tisch auf dem Boden gestanden hatte. Das einzige andere Möbelstück des Raumes war ein niedriger, kleiner Schrank gewesen, in dem die kleinen Kissen zum Knien aufgehoben wurden. Feines japanisches Porzellangeschirr war hübsch auf dem niedrigen Tisch dekoriert worden, Leander bekam zur Begrüßung eine Tasse heißen, grünen Tee, der für ihn wie Abwaschwasser geschmeckt hatte. Dazu waren merkwürdige kleine Reiskekse in weiß, gelb, rot, braun, rotbraun und schwarz gereicht worden, die sich zwar in der Form unterschieden, aber alle denselben faden Geschmack gehabt hatten. Danach hatte Masato ihm sein Zimmer gezeigt. Die Enttäuschung hätte wohl kaum größer sein können. Ein Zimmer, so klein wie ein Kaninchenstall, sollte für das kommende halbe Jahr sein Zuhause sein. Zum Trost hatte er schnell festgestellt, dass auch Masatos Zimmer und das Schlafzimmer seiner Eltern nicht größer gewesen waren. In den ersten Wochen war es immer wieder zu kleineren und größeren Missverständnissen gekommen, die aber merkwürdigerweise dafür sorgten, dass Leander sich sehr schnell eingelebt hatte. Kumikos Herz hatte er im Sturm erobert, obwohl, oder vielleicht gerade weil, sie einander anfänglich nicht verstehen konnten. Sein Japanisch hatte schnell große Fortschritte gemacht und je öfter er Masato sah, umso mehr verfiel er ihm. Jeden morgen hatte er ihn über den Frühstückstisch hin angeschmachtet. Fast täglich war Masato mit nacktem Oberköper aus dem Badezimmer gekommen, was Leander an so manchem Morgen beinahe den Verstand geraubt hatte. Homosexualität war trotz der durchaus liberalen Einstellung der meisten Japaner immer noch ein Tabuthema. In Frankreich er hatte sehr offen damit umgehen können, alle seine Freunde, seine Nachbarn und auch flüchtige Bekannte hatte von seiner Veranlagung gewusst und er musste sich nicht verstellen. Hier in Japan war das alles anders geworden. Niemand kannte sein wahres Ich, was ihn an regnerischen Tagen sehr deprimiert hatte. Nicht im Traum hatte er damit gerechnet, dass Masato seine Gefühle jemals erwidern würde. Masato war ohnehin nicht der offenste Mensch der Welt. Er war sehr still und zurückhaltend, beinahe schüchtern. Er hatte nur wenige Freunde und ging nur selten aus. Vormittags hatte er diverse Vorlesungen gehört, sein Mittagessen hatte er immer zur selben Zeit in der Mensa eingenommen, er hatte sogar immer am selben Tisch gesessen. Die Nachmittage hatte er für gewöhnlich immer in der Bibliothek verbracht. Einige der anderen Studenten hatten über ihn gelästert, dass man geradezu die Uhr nach ihm stellen konnte und, dass er niemals etwas Unvorhersehbares tat. Auf der Party seiner Studentenverbindung jedoch hatte sich dies schlagartig geändert. Zwei angetrunkene Kommilitonen hatten sich über Masatos Zuverlässigkeit mit scharfem Witz lustig gemacht, was Masato den Abend gründlich verdorben hatte. Er hatte ebenfalls zur Flasche gegriffen und sich sinnlos betrunken. Zum krönenden Abschluss hatte er sich hinter dem Verbindungshaus übergeben. Leander hatte ihn nach Hause gebracht. Masato war kaum noch ansprechbar gewesen und hatte sich an Leanders Jacke festgeklammert. Im Halbschlaf hatte er sich an ihn geschmiegt und lallte ihm mit einer Bier- und Sakefahne ins Gesicht. "Weißt du was, Reanderu? Ich bin schon seit einer Ewigkeit total in dich verknallt...Du bist echt total süß..." In diesem Moment hatte Leander das Gefühl gehabt, sein Herz würde zerspringen. Monatelang hatte er sich Tag für Tag ein zärtliches Wort von Masato gewünscht, doch so hatte er sich das nicht vorgestellt. Er hatte Masato zu Bett gebracht, doch der hatte sich an seiner Jacke so festgekrallt, dass er die Jacke ausziehen und in Masatos Bett zurücklassen musste. Erst am nächsten Nachmittag hatten sie sich wieder gesehen, Masato war blass und seine Wangen waren ein wenig eingefallen. Er saß, den Kopf in die Hände gestützt, auf einem Stuhl an einem kleinen Tisch in der Küche. Seine Eltern waren zu einer Verwandten nach Kagoshima auf der Insel Kyushu gefahren gewesen. Leander hatte sich zu ihm in die Küche gesellt, er hatte sich an der Spüle angelehnt und betrachtete Masato. "Kopfschmerzen?" "Und wie,", hatte Masato gestöhnt. "Sprich' bitte etwas leiser..." "Das war der schlimmste Absturz, den ich jemals gesehen. Und in Paris habe ich einiges gesehen..." Masato hatte unweigerlich lachen müssen, was ihm aber noch schlimmere Schmerzen beigebracht hatte. Leander hatte damit gerechnet, dass Masatos Absturz nicht ohne Folgen bleiben würde und hatte vorsorglich am Morgen eine Packung Kopfschmerztabletten besorgt, die er nun vor Masato auf den Tisch gelegt hatte. "Hier, nimm' am besten gleich Zwei!" "Vielen Dank, das ist wirklich nett von dir. Wie kann ich das wieder gut machen?" Leander hatte sich auf dem Stuhl gegenüber von Masato niedergelassen. "Du könntest das, was, du gestern Abend im Vollrausch zu mir gesagt hast, noch einmal nüchtern wiederholen..." Masato hatte den Kopf erschrocken nach oben gerissen und Leander fassungslos angestarrt. Leander musste in diesem Augenblick seinen ganzen Mut zusammennehmen, um Masatos linke Hand zu greifen. Er hatte ihm die Hand gestreichelt und tief in die Augen gesehen. "Ich liebe dich auch!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)