Dunkel von Chi_desu (sasu/saku) ================================================================================ Kapitel 1: Krieg ---------------- Das ist also meine neue FF! Es geht wieder um SasuSaku aber es wird auch einige andere Pairings am Rande geben. Die Charas sind so um die 15 Jahre alt. Ich hoffe die FF gefällt euch! *** Bedrohlich hingen düstere Wolken über dem kleinen Dorf, als der erste Tropfen Blut vergossen wurde. Ironischerweise war es das Blut des finsteren Sannin, der für das Unheil das sich anbahnte, verantwortlich war. Orochimaru stand auf dem Dach des Hokage-Palastes und sein schwarzes Haar wehte im Wind. Rund um das Dorf warteten seine Anhänger auf ein Zeichen von ihm. Er warf einen letzten Blick über das - noch - friedliche Dorf, das einst, vor Ewigkeiten, seine Heimat gewesen war und über das er jetzt Verderben bringen wollte. Beim letzten Mal hatte er es nicht geschafft. Diesmal aber war er fest entschlossen, Konoha untergehen zu sehen. Eine unerwartete Gefühlsregung erfasste ihn, ein Anflug von Sehnsucht, vielleicht sogar Heimweh, und einen Moment lang fühlte er sich wie ein alter Mann, der nach vielen Jahren nach Hause zurückgekehrt war. Er hob seinen Kunai und betrachtete die Klinge. Er konnte das alles hier noch verhindern. Er konnte einfach mit seiner Armee abziehen und Konoha seinen Frieden und seine Langeweile lassen. Dann würde die Zeit hier vielleicht für immer stillstehen. Die Spitze des Messers bohrte sich langsam in das Fleisch seiner Handfläche und er hieß den Schmerz, den sie brachte, willkommen. Anstatt aufzuhören, stieß er die Klinge mit einem Ruck tiefer hinein und der Schmerz riss ihn aus dieser merkwürdigen Nostalgie und brachte ihn zurück in die Wirklichkeit. Dieses Dorf war schwach. Seit er es verlassen hatte, hatte es sich kaum verändert. Es waren jetzt andere, die bereit waren, für die Freiheit zu sterben, Tsunade hatte den dritten Hokage abgelöst und es waren andere Kinder, die dort drüben auf einer der Terrassen standen und ängstlich und aufgeregt zugleich auf den Beginn der Schlacht warteten. Aber dennoch hatte sich nichts verändert. Er sah die Kinder lange an. Er sah Naruto, in dem der große Wunsch seines Vaters weiterlebte, er sah dieses Mädchen, Sakura, die vielleicht eines Tages Tsunade nachfolgen würde. Und er erkannte sich selbst und seine Ambitionen in Sasuke. Rotes Blut, sein Blut, tropfte auf das Dach und eine ruckartige Bewegung ging durch die Reihen der wartenden Sound-Nin vor den Schutzwällen des Dorfes. Dieses Dorf war widerlich schwach. Es würde sich nie ändern. Orochimaru hasste nichts mehr als Stagnation. Er wollte sehen, wie sich die Dinge änderten, wie alles in Bewegung blieb. Und wenn es niemand sonst tat, dann würde er eben dafür sorgen. Er hob seinen Kopf und nickte langsam. Es war das Zeichen zum Angriff und nun gab es kein Halten mehr. Seine Sound-Nin brachen aus dem Gebüsch hervor und stürmten das Dorf, wo sie schon erwartet wurden von jenen, die bereit waren, ihr Leben für den Frieden und für das Dorf zu opfern. Amüsiert beobachtete Orochimaru die ersten Gefechte an den Toren Konohas. Für heute würde er sich damit begnügen, zuzusehen. Als die erste Angriffswelle das Dorf erstürmte und Orochimaru ebenso plötzlich wieder verschwand, wie er gekommen war, standen die Jugendlichen des Dorfes versammelt auf einer Terrasse hoch über dem Dorf. Man hatte zuerst die Jüngsten und die Schwachen und Kranken evakuiert, als man von Orochimarus Plänen erfahren hatte. Und für die Gruppe, die nun ein wenig hilflos auf dem Dach stand und das Getümmel dort unten beobachtete, war es zu spät gewesen. Die meisten von ihnen hatten sich ohnehin dagegen gewehrt, vom Ort des Geschehens fortgebracht zu werden. Sie waren im Alter zwischen 10 und 16 und viele von ihnen fühlten sich durchaus alt genug, um für das Dorf und für ihre Freiheit zu kämpfen. Auch Sasuke, Naruto und Sakura beobachteten das Spektakel mit gemischten Gefühlen. Sasuke's Hände zitterten bereits vor Kampfeslust. Wenn er dort hinunter sah, wo die Erwachsenen mit verbissener Wut gegen die Sound-Nin ankämpften, sah er nur eine Menge starker Gegner, mit denen er sich gerne gemessen hätte. Er sah eine Möglichkeit, sich auszuprobieren und stärker zu werden. Dass er dabei das Dorf verteidigen konnte, war für ihn nebensächlich. Naruto wollte ebenfalls kämpfen. Er wollte allen beweisen, dass er bereits mit den Erwachsenen mithalten konnte und dass er es würdig war, eines Tages den Titel Hokage zu tragen. Er wollte sich und seine Freunde beschützen. Wenn Sakura auf den Hauptplatz des Dorfes hinunter sah, der erfüllt war von dem Tosen der Schlacht, dem Klirren von Klingen und den Schmerzensschreien von Männern und Frauen, sah sie nur ein Schlachtfeld und ein Meer aus Blut. Sie wollte nicht kämpfen, und sie wollte auch nicht, dass andere es mussten. Sie sah den Ehrgeiz in den Augen ihrer liebsten Freunde und sie hatte Angst um sie. Aber sie wusste, es würde soweit kommen. Auch wenn sie den Erwachsenen versprochen hatten, sich nicht einzumischen, würden sich einige nicht mehr lange zurückhalten lassen. Daran konnte auch Iruka nichts ändern, der eigentlich dafür verantwortlich war, dass die Jugendlichen in Sicherheit waren. Solange sie hier oben zusammenblieben, konnte ihnen vorerst nichts passieren. Nur ganz selten verirrte sich ein Sound-Nin auf das Dach und gegen die geballte Kampfeswut von einem guten Dutzend Nachwuchs-Shinobi hatte so einer keine Chance. Ein Kampfschrei schallte über das Gebiet und Neji horchte auf, als sein Onkel mit der Hyuga Spezial Attacke die feindlichen Shinobi gleich dutzendweise zurückschlug. Er packte den Griff seines Kunai und setzte einen Fuß auf die Brüstung, bereit zum Sprung. "Neji, was hast du vor?", fragte Tenten, obwohl sie die Antwort schon kannte. "Ich gehe jetzt da runter!", sagte er entschlossen. Sofort stand auch Lee neben ihm, kampfbereit und voller Enthusiasmus. "Ich auch! Ich kann nicht hier oben rumstehen während da unten eine heldenhafte Schlacht geschlagen wird." Iruka packte Lee und riss ihn von der Brüstung weg. "Das da unten ist keine heldenhafte Schlacht, es ist ein Kampf auf Leben und Tod!", sagte er wütend. "Ihr seid noch Kinder, ihr versteht den Ernst der Lage nicht. Eure Eltern kämpfen für euch und eure Zukunft." "Eben.", mischte Naruto sich ein. "Und genau deswegen müssen wir uns ganz einfach einmischen." Sakura hätte gerne etwas gesagt, aber eine merkwürdige, tiefsitzende Angst hatte von ihr Besitz ergriffen. Sie spürte, dass dies nicht nur eine weitere Mission oder ein weiteres Gefecht war. Dort unten ging es jede Sekunde um Leben und Tod. Sie sah sich um, sah, wie Tenten ihre Waffen ordnete oder Shikamaru sich konzentrierte vor dem Kampf. Einige von ihnen würden nicht zurückkehren. Sakura wollte nicht kämpfen. Sie wollte das alles nicht. "Ihr werdet nicht gehen!", rief Iruka. "Ich habe die Verantwortung für euch und ich lasse nicht zu, dass ihr euer Leben riskiert!" Naruto wollte schon anfangen, mit Iruka zu streiten, da sagte Neji: "Sieh dort runter. Die Erwachsenen kämpfen schon so lange. Sie sind erschöpft aber es kommen immer mehr Sound-Nin nach. Wir sind hier oben auch nicht sicherer, wenn dort unten die Erwachsenen irgendwann einfach überrannt werden!" Er stieg auf die Brüstung aber Iruka packte verzweifelt sein Handgelenk. Neji warf ihm einen düsteren Blick zu. "Ich werde kämpfen. Du kannst dir aussuchen, ob ich meine Kraft in einem Kampf gegen dich verschleudere, oder ob ich dort unten etwas Nützliches tue." Iruka begriff, dass er keine Chance hatte. Er senkte den Kopf und ließ Neji los. "Ich bitte euch, passt auf euch auf." Neji antwortete nicht und ließ sich ohne weitere Zeitverschwendung über die Brüstung fallen. Und ihm folgten die anderen. Tenten, Shino, Ino, Choji, Shikamaru, Kiba und all die anderen, die kämpfen konnten. Als sie auf dem Boden aufkamen und sich sofort ins Gefecht stürzten, gerieten die feindlichen Sound-Nin einen Moment lang ins Stocken. Naruto und Sasuke waren auf der Terrasse zurückgeblieben und sahen sich an. Beide lächelten, erfreut über den bevorstehenden Kampf. Vielleicht sahen sie selbst das nur als Spiel an, oder als Möglichkeit, ihre Rivalität zu schüren und sich zu messen. "Bitte!", rief Sakura, bevor auch sie im Getümmel untertauchen konnten. "Geht nicht dort runter!" "Sakura-chan!", sagte Naruto leichthin. "Keine Sorge, ich mache das schon! Ich werde allen beweisen, dass ich der zukünftige Hokage und besser als Sasuke bin! Bleib du hier und kümmere dich um die, die nicht kämpfen können!" Damit warf auch er sich über die Brüstung und mischte das Kampfgeschehen unten auf. Auch Sasuke setzte sich in Bewegung, aber Sakura stellte sich vor ihn. "Bitte, Sasuke-kun!", flüsterte sie. "Ich habe ein schlechtes Gefühl. Tu das nicht. Bleib einfach hier. Du hast das Symbol im Nacken, du bist gefährdet, wenn du..." "Sakura, mach dir keine Sorgen.", unterbrach er sie. "Ich kann nicht zusehen, während er da unten kämpft. Keine Angst, ich komme heil zurück." Er streckte den Arm aus und legte seine Hand auf ihre Wange. "Und wenn das hier vorbei ist..." Irgendwie schien er ihre große Angst zu spüren und obwohl es ganz und gar untypisch für ihn war, schien er sie trösten zu wollen. "...dann gehen wir mal aus, okay?" Unter jeden anderen Umständen, selbst wenn der Boden sich unter ihr aufgetan und die Hölle selbst ausgespieen hätte, hätte sie sich über dieses Angebot unendlich gefreut. Aber heute fühlte es sich an wie ein Abschied. Seine schwarzen Augen blickten sie furchtlos an und sie wusste, dass sie ihn gehen lassen musste. Die Sharingan färbten seine Augen blutrot und mit einem zuversichtlichen Lächeln verabschiedete Sasuke sich von Sakura. Das Lächeln verschwand sehr schnell und mit einem Ausdruck grimmiger Entschlossenheit und Kampfeslust stürzte er sich in die Schlacht. Ein Raunen ging durch die Reihen der Angreifer und für einen Moment geriet die Flut von Kriegern, die von überall her kamen, ins Stocken, als Sasuke sich ihnen mit rot leuchtenden Augen entgegenwarf und bei seinem ersten Angriff gleich drei auf einmal tötete. Seine Hände waren blutbesudelt, noch bevor sein Kampf richtig begonnen hatte, und für einen Augenblick wendete sich das Kriegsglück. Die Shinobi von Konoha drängten die feindlichen Truppen zurück, die sich von den gefürchteten Augen und der Mordlust darin hatten überraschen lassen. Es sollte das letzte Mal sein, dass er die Sharingan benutzte. ...tbc... Kapitel 2: Blaues Feuer ----------------------- Lange, länger als die meisten, hielt Sasuke sich an vorderster Front. Er kämpfte wie ein Rachegott und kannte kein Erbarmen für seine Feinde. Er kämpfte, als ginge es um sein Leben, gleichzeitig riskierte er selbiges als wäre dieses Leben völlig wertlos für ihn. Angesteckt von seiner Entschlossenheit gesellten sich nach und nach auch die anderen Kinder des Dorfes zu ihm an die Spitze der Krieger. Seite an Seite kämpften Neji, Lee, Tenten, Sasuke, Naruto und all die anderen begabten Kinder die das Dorf hervorgebracht hatte. Die Erwachsenen hatten sie aus dem Kampf heraushalten wollen, doch nun waren sie die einzige Hoffnung. Sie hatten ihre Energien noch nicht verbraucht und mit Ausnahme der Anbu und einiger, weniger Erwachsener, waren sie die einzigen, die noch die Kraft hatten, die Gegner zurückzudrängen. Lange Zeit sah es so aus, als würden sie es schaffen. Bis die zweite Angriffswelle den Schutzwall Konohas durchbrach und wie ein schwarzer Regen auf die Front der Shinobi hinabregnete. Ein weiteres mal drehte sich das Kriegsglück. Man hörte Schmerzens- und Todesschreie und als der erste Ansturm vorüber war, waren Tenten und Choji nicht mehr zu sehen. Die anderen hatten keine Zeit, sich um ihre Freunde zu kümmern. Sie mussten weiterkämpfen, denn es gab keine andere Möglichkeit zu überleben. Jedes Zögern hätte ein Todesurteil sein können. Zitternd beobachtete Sakura das grausige Spektakel und obwohl sie Todesangst hatte, wünschte sie sich in dem Moment nichts mehr, als dort unten bei ihnen sein zu können um Sasuke und Naruto und all den anderen zur Seite zu stehen. Und dann geschah das, wovor sie sich am meisten gefürchtet hatte. Einer der Angreifer hatte plötzlich eine Kugel aus purem Chakra in seiner Hand. Das Licht fuhr wie ein Blitz in die Höhe und traf Sasuke direkt ins Gesicht. Er prallte zurück und stieß einen gellenden Schmerzensschrei aus, den Sakura ihr Leben lang nicht vergessen sollte. Dann fiel auch er und versank unter der Angriffswelle der Shinobi. Ein heiserer, langgezogener Wutschrei hallte über Konoha hinweg. Orochimaru hatte gesehen, wie Sasuke verwundet worden war. Einige der Sound-Nin hielten plötzlich inne. Die Masse der Angreifer, die eben noch wie ein einziges, riesiges Wesen reagiert hatte, brach plötzlich auseinander und nun kämpfte jeder für sich. Wer auch immer die Sound-Nin kontrolliert hatte, hatte es aufgegeben und nun waren sie auf sich gestellt. "SASUKEEE!!!", schrie Sakura, als sie endlich den Schock überwand und zog ihren Kunai. Sie wusste, dass die Kinder sie brauchten, aber sie konnte nicht länger tatenlos zusehen. Sie hatte ihn aus den Augen verloren und wenn ihn der erste Angriff nicht getötet hatte, dann würde er von den feindlichen Heerscharen schlichtweg zu Tode getrampelt werden. Sie musste ihm helfen, irgendwie. Gedankenlos wollte sie lospreschen, da wurde sie am Handgelenk gepackt und zurückgerissen. Iruka hielt sie eisern fest und sagte: "Ich weiß, wie du dich fühlst. Ich möchte auch dort unten sein und ihnen helfen.", sagte er rasch. "Aber wir brauchen dich hier. Wenn mehrere sich hier auf die Terrasse verirren, dann muss noch jemand außer mir in der Lage sein, sie zurückzuschlagen. Außerdem hat Tsunade irgendetwas vor. Sieh genau hin." Sakura schaute auf das Schlachtfeld hinab und nun sah sie es auch. Die Krieger aus Konoha zogen sich plötzlich zurück, als hätte es ein gemeinsames Signal zum Rückzug gegeben und nur einige wenige, unter ihnen auch Tsunade, blieben an vorderster Front. "Was hat sie vor?", murmelte Sakura und sah, dass die Hokage, die von Naruto und den wenigen anderen, die noch vorne kämpften, beschützt wurde, von einer blau leuchtenden Aura umgeben war. "Ich weiß es nicht.", gab Iruka zu. "Aber sie hat vor dem Kampf etwas angedeutet. Wir müssen uns bereithalten und die Jüngsten beschützen." Sakura nickte, und obwohl die Sorge um Sasuke sie beinah umbrachte kehrte sie zu den Kindern zurück, allerdings ohne dabei Tsunade und den Schauplatz des Kampfes aus den Augen zu verlieren. Und keinen Moment zu früh. Ein schwarzes Symbol erschien auf der Stirn der Hokage und dann stieß sie einen hellen Ruf aus. Wie auf Kommando duckten sich die restlichen ihrer Leute und Sakura sah, wie Naruto das Meer aus Körpern absuchte und sich dann der Länge nach hin warf. Dann brach die Hölle los. Zuerst ging ein grelles, unerträgliches Licht von Tsunade aus und dann war es, als würde ein Blitz aus dem Himmel auf sie herab stürzen. Dann ging eine Energiewelle von ihr aus der wie bei einer gewaltigen Explosion alles in ihrer Nähe von den Füßen riss. Blaues Feuer entzündete sich überall und viele der Angreifer gingen schreiend in Flammen auf. Als die Welle der Explosion rasend schnell näher kam, sprang Sakura zu den Kindern, und brüllte: "Haltet euch fest und bleibt am Boden!" Sie warf sich schützend über die Kinder und hielt ihre Köpfe fest. Dann fegte die Druckwelle über sie hinweg und brachte mit sich Glassplitter, Staub und den Geruch von Blut. Als der Wind aufhörte, war es irgendwann auf einmal so seltsam still. Sakura richtete sich mühsam auf und überprüfte rasch, ob den Kindern nichts passiert war. Dann sprang sie auf und rannte wieder zur Dachkante. Was sie sah, übertraf in jeder Hinsicht ihre schlimmsten Erwartungen. Das Schlachtfeld war ein Meer aus Leichen, blutigen Waffen und Teilen von zerstörten Häusern. Entsetzt ließ Sakura ihren Blick über die vielen Körper schweifen. Sie konnte weder Tsunade noch Naruto noch Sasuke entdecken. Aber dafür tauchten nun diejenigen wieder auf, die vorher Seite an Seite mit Naruto und Sasuke gekämpft hatten, und sie jagten die letzten Überlebenden Sound-Nin fort. Tsunade sank auf die Knie und Sakura begriff, dass es für dieses Mal vorbei war. Die Schlacht war gewonnen, auch wenn der Ausgang des Krieges weiterhin ungewiss blieb. Das Schlachtfeld war ein Trümmerfeld und Sakura wusste nicht, wie sie sich fortbewegen sollte. Manche der Leichen waren durch das blaue Feuer Tsunades zu verbrannt um noch erkennen zu können, zu welcher Seite sie gehörten. Sie wollte um keinen Preis auf den toten Körper eines Dorfmitgliedes oder gar einer ihrer Freunde treten. Unsicher kämpfte sie sich vorwärts. Die Luft war schwer und roch nach Blut und verbranntem Fleisch. Ihr war übel aber sie kämpfte den aufkommenden Brechreiz nieder. Sie musste ihre Freunde finden. Stumm betete sie zu allen Göttern die ihr einfielen, dass keinem von ihnen etwas passiert war. Doch am meisten Angst hatte sie um Sasuke. Sie hatte noch immer das grausige Bild vor Augen, wie er mitten ins Gesicht getroffen worden war. Hoffentlich war er in Ordnung. Er musste noch am Leben sein, er musste ganz einfach. Sie fand die ungefähre Stelle, wo er zu Boden gegangen war und suchte das Gebiet ab. Hinter ihr kamen nun die ersten medizinischen Teams auf den Plan und suchten im Schlachtfeld nach Überlebenden. Leises Wimmern drang an ihr Ohr und Sakura glaubte, die Stimme zu erkennen. Sakura zog die Leiche eines Sound-Nin zur Seite und dann stach ihr der Fächer der Uchihas ins Auge. Sasuke lag gekrümmt auf dem Boden und wimmerte vor Schmerzen. "Sasuke!", flüsterte sie schockiert. Seine Kleidung war mit Blut bespritzt, aber zumindest von der Explosion schien er nichts abbekommen zu haben. Er lag zusammengekrümmt vor ihr und presste sich die Hände vors Gesicht. "Keine Angst, Sasuke.", murmelte sie mit Tränen in den Augen. "Es wird alles wieder gut." "Sakura...", hörte sie ihn sagen. Er nahm eine Hand weg und richtete sich damit einigermaßen auf. Dann ließ er auch die zweite Hand sinken und hob langsam den Kopf um sie anzusehen. "Es ist dunkel... Sakura..." Und Sakura stieß einen schrillen Schrei des Entsetzens aus. Frische Brandwunden verunstalteten sein Gesicht und vermischten sich mit Blut das von seinen verätzten Augen bis über sein Kinn lief. Zitternd lag Sasuke in Sakuras Armen. Sie wagte es nicht mehr, ihm ins Gesicht zu sehen. Sie selbst zitterte wie Espenlaub, obwohl sie nicht verletzt war. Sie hielt seine Hand ganz fest und tat das einzige, was sie konnte: sie nahm ihm den Schmerz. Jahrelang hatte sie bei Tsunade Unterricht genommen und nun konnte sie nichts tun als den Schmerz, den er fühlen musste, auszulöschen. Sie konnte ihm nicht helfen. "Hilfe!!!", schrie sie und Tränen liefen über ihr Gesicht. "Bitte, helft uns doch! Sasuke ist verletzt!!" Aber die medizinischen Teams waren völlig überlastet. Es würde noch dauern, bis sie ihm helfen konnten, denn andere hatte es schlimmer erwischt als ihn. Solange konnte Sakura nur für ihn da sein, auch wenn es die schlimmsten Minuten ihres Lebens waren. Sie hatte in sein verunstaltetes Gesicht geblickt und diese Augen, die von dem Angriff zerstört worden waren. "Sakura...", sagte Sasuke ganz leise und sein Körper zitterte so stark, dass sie glaubte, ihn ganz fest halten zu müssen. "Wo bist du? Warum kann ich dich nicht sehen?" "Hab keine Angst!", flüsterte sie und streichelte seine Stirn. "Es wird alles gut. Du wurdest im Kampf verwundet. Tsunade wird dir helfen! Halt noch ein bisschen länger durch! Bitte!" Warum half ihnen denn keiner? Wo waren die Sanitäter? Wo war Tsunade? Die Minuten wurden zu Stunden und es gab nur einen Gedanken, der sie davon abhielt, in Panik zu geraten und einfach nur noch das Entsetzen in den Himmel hinauszuschreien, das sie fühlte; es war die Gewissheit, dass Sasuke sie jetzt brauchte. Sie konnte nur erahnen, was gerade in ihm vorgehen mochte. Sie musste für ihn da sein. Alles andere war nebensächlich. Ein paar hundert Meter weiter stach ihr das gelb von Narutos Jacke ins Auge. Die Sanitäter hatten ihn gefunden und hoben ihn hoch. "Naruto!", entfuhr es ihr. "N-Naruto...", hauchte Sasuke. "Er war da... ist er... ist er...?" "Er ist am Leben!", rief sie. "Sie haben ihn gefunden! Er lebt!" "Er hat mich beschützt... er..." Sasuke vollendete den Satz nicht. Zitternd lag er in ihrem Arm, nur noch halb bei Bewusstsein, und wartete genauso wie sie auf Licht, auf Rettung, und auf ein Ende dieses Alptraums. Sakura war tränenüberströmt, als man ihr Sasuke endlich aus den Armen hob und ihn versorgte. Er hatte längst das Bewusstsein verloren, als die Sanitäter kamen. Sakura bekam kaum mit, wie man sie fragte, ob sie verletzt sei. Sie schüttelte nur benommen den Kopf und sah zu, wie sie Sasuke fortbrachten. Minutenlang saß sie in diesem Trümmerfeld das einst der Hauptplatz ihres Heimatdorfes gewesen war und versuchte, Ordnung in das Chaos in ihrem Kopf zu bringen. Dann kämpfte sich ein blutiger Arm direkt neben ihr durch die Leiber, die ihn bei der Explosion unter sich begraben hatten, und Neji Hyuga tauchte blutüberströmt aus der Masse der toten Sound-Nin auf. Ohne darüber nachzudenken stand Sakura auf und half ihm, sich zu befreien und versorgte ihn. Dann ging sie zum nächsten Überlebenden und wieder zum nächsten, immer so weiter, bis am Horizont die Sonne unterging und sich auf dem Schlachtfeld keiner der Körper mehr bewegte. Noch lange verbrachte sie auf dem Trümmerfeld und durchsuchte die Leichen nach Überlebenden, wobei sie nur jenen half, die die Stirnbänder Konohas trugen. Sie hatte in den vergangenen Tagen gelernt, die Sound-Nin aus ganzem Herzen zu hassen. Sie waren es gewesen, die dem Dorf seinen Frieden genommen hatten, und die Naruto, Sasuke und alle ihre Freunde in Lebensgefahr gebracht hatten. Irgendwann legte ihr jemand die Hand auf die Schulter und sagte: "Du hast uns sehr geholfen, Sakura-san. Aber du solltest jetzt ins Bett gehen. Ruh dich aus, es ist keinem geholfen, wenn du vor Erschöpfung umkippst." Ohne Widerspruch setzte sie sich in Bewegung und ging mit schlurfenden Schritten nach Hause. Ihr Haus stand noch, wie sie ohne Gefühlsregung feststellte. Und ihre Eltern, die zum Beginn der Schlacht evakuiert worden waren, waren inzwischen wieder ins Dorf gebracht worden. Ihre Mutter schloss sie kurz in die Arme, dann schlurfte Sakura nach oben in ihr Zimmer und setzte sich schwer auf das Bett. Mit leeren Augen sah sie zum Fenster hinaus. Seltsam, dass die Nachbarschaft noch immer so aussah wie vorher. Innerhalb eines Tages war eine gewaltige Schlacht um Konoha geschlagen worden. Es würde sicherlich nicht die letzte sein, denn solange Orochimaru noch lebte, würde er es wieder und wieder versuchen. Und trotzdem hatte sie heute so viele Verwundete gesehen und langsam tauchten auch die Gesichter der Toten wieder in ihrem Bewusstsein auf, unzählige Fremde, aber auch bekannte Gesichter. Und sie sah Sasukes verbranntes Gesicht vor sich. Einen reglosen Naruto. Wann war es soweit gekommen? Wann war ihr friedliches zu Hause in diesen Krieg geraten? ...tbc... Kapitel 3: Die Opfer -------------------- Absolute Dunkelheit hüllte Sasuke ein, als er zu sich kam. Er war Momente lang orientierungslos, bis die Erinnerungen an die Schlacht zurückkehrten. Er erinnerte sich an Sakura und ihre großen, grünen Augen, die ihn besorgt angesehen hatten. Und dann an den Kampf. Wie die feindlichen Sound-Nin vor ihm zurückgewichen waren, manche aus Furcht, aber andere auch ohne ersichtlichen Grund. Etwas war anders gewesen bei ihm, aber konnte nicht sagen, was. Shikamaru hatte sich an seine Seite gesellt und in seinem Schatten die Sound-Nin erschlagen. Bis dann einer von ihnen wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Sasuke erinnerte sich an das blaue Licht und diesen unerträglichen Schmerz, dann war er gefallen und hunderte Shinobi waren über ihn hinweg gerannt. Und dann hatte er Narutos Stimme gehört und jemand war plötzlich auf ihm gelegen. Dann hatte er diese gewaltige Explosion gehört und wie ein Sturm war sie über sie beide hinweg gefegt. Naruto hatte auf ihm gelegen um ihn zu schützen aber irgendwann war er von ihm runter gerissen worden. Dann war es so still gewesen. Er erinnerte sich an Sakuras Schluchzen und ihre verzweifelten Worte. Daran, wie sie seine Hand gehalten und doch so sehr gezittert hatte. Und an andere Stimmen, an Hände, die ihn hochgehoben hatten. Und an die Dunkelheit. Langsam kehrten seine Sinne zurück und er zwang sich, die Hand zu heben. Warum war es so dunkel? Wo war er? Seine linke Hand ließ sich nicht bewegen, mit der rechten tastete er sich vorwärts, bis er menschliche Haut ertastete. "Sasuke-kun. Endlich bist du wach." Er erkannte Sakuras Stimme und begriff, dass er im Krankenhaus war. "Sakura.", sagte er probeweise und war froh, dass seine Stimme ihm noch gehorchte. Sie nahm seine Hand und drückte sie. "Warum ist es so dunkel?" "Du wurdest verletzt.", gab sie ihm zur Antwort. "Deine Augen sind noch verbunden." Jetzt, wo sie es sagte, fühlte er den Verband um seinen Kopf, der seine Augen bedeckte. Er ließ ihre Hand los und tastete danach. "Wie schlimm ist es?", fragte er. "Ist Tsunade in der Nähe?" "Tsunade ist sehr geschwächt.", gab Sakura zurück. "Seit dem Kampf ist sie nicht mehr dieselbe. Sie darf sich noch nicht anstrengen. Sie wird sich sicher um dich kümmern, sobald es ihr besser geht." Ein beklemmendes Gefühl stieg in ihm auf. Er wusste nicht einmal, ob außer Sakura noch jemand im Raum war. Er musste sich zusammenreißen, um sich diesen Verband nicht selbst vom Kopf zu reißen. "Mach das ab.", sagte er mühsam. "Mach den Verband ab, Sakura." "Nein!", rief sie und packte seine Hand, die bereits nach den Bandagen griff. "Die Ärzte sagen, du darfst ihn noch nicht abnehmen. Deine Augen wurden verletzt. Sie sind noch empfindlich, wenn du sie jetzt dem Licht aussetzt..." Zornig ließ er seine Hände wieder sinken. "Na schön." Er holte tief Luft und kämpfte gegen die Panik an, die ihn zu erfassen drohte. Um sich abzulenken, bat er sie: "Erzähl mir, wie es ausgegangen ist. Haben wir gewonnen?" "Die Schlacht haben wir gewonnen, ja.", gab sie zur Antwort. "Auch wenn der Krieg zweifellos noch nicht entschieden ist. Orochimaru wird wiederkommen. Aber wir haben ihm einen schweren Schlag versetzt." Diesmal fühlte Sasuke keine Erleichterung oder Stolz auf diesen Sieg, zu dem auch er seinen Teil beigetragen hatte. "Was ist mit Naruto?" Sakura zögerte einen Augenblick lang und Sasuke biss sich auf die Unterlippe. Es ging Naruto doch gut, oder? Dann hörte er sie sagen: "Er wurde verletzt. Er liegt nur ein paar Zimmer weiter, auch er ist erst heute morgen aufgewacht. Es wird... es wird wohl noch eine Weile dauern, bis er wieder kämpfen kann." Langsam nickte Sasuke. Allmählich begann er zu begreifen, was Iruka gemeint hatte. Dieser Krieg war mehr als ein kleines Scharmützel, in dem halbwüchsige Shinobi sich beweisen und sich einen Namen machen konnten. Es war ein lauerndes Übel, das Konoha bedrohte und ihn und Naruto beinahe das Leben gekostet hatte. Um seines war es nicht sehr schade, Sasuke wäre bereitwillig im Kampf gestorben, wenn auch nicht unbedingt mit der Absicht, für sein Dorf zu sterben. Aber Naruto musste weiterleben. Sein wunderschöner Traum sollte eines Tages in Erfüllung gehen. "Er hat mich beschützt." Es kam kein Laut von Sakura und Sasuke fügte hinzu: "Da war eine Explosion und Naruto hat sich auf mich geworfen, um mich zu schützen. Dieser Dummkopf. Er hätte sich lieber in Sicherheit bringen sollen." "Ohne ihn wärst du wohl nicht mehr am Leben." Sasuke legte eine Hand an seine Schläfe und fühlte den grob gestrickten Stoff des Verbands unter seinen Fingerkuppen. "Eben." Erschöpft ließ Sakura sich auf einen Stuhl im Besucherraum sinken. Eine Krankenschwester hatte sie höflich aus Sasukes Zimmer hinauskomplimentiert und diesmal war sie sogar froh darum gewesen. Sie hätte es keine Minute länger ausgehalten, Sasuke so zu sehen. Auch wenn die Ärzte ihr nichts sagen wollten, der Verband um seine Augen machte ihr Sorgen. Sie hatte gesehen, was der feindliche Angriff angerichtet hatte, wie das Chakra sein Gesicht regelrecht verbrannt hatte. Sasuke's einzige Hoffnung war Tsunade, und die lag, bereits mehr tot als lebendig, ebenfalls hier im Krankenhaus und erholte sich quälend langsam von den Verletzungen die sie bei ihrem Selbstmord-Angriff abbekommen hatte. "Sakura-san." Lee's Stimme, die außergewöhnlich bedrückt klang, riss sie aus ihren düsteren Gedanken. Sie begrüßte ihn mit einem schwachen Lächeln und er setzte sich zu ihr. In seiner Hand hielt er einen kleinen Blumenstrauß, der schon ziemlich zerdrückt aussah. "Besuchst du jemanden?", fragte sie, mehr um sich abzulenken. Beinahe jeder im Dorf hatte Verwandte, Freunde oder Bekannte, die jetzt im Krankenhaus lagen. "Ja. Ich bin auf dem Weg zu Tenten, sie wird schon morgen entlassen. Und dann wollte ich nach Neji sehen." Er zupfte wieder nervös an seinem Blumenstrauß herum. "Mach dir keine Sorgen um ihn. Ich habe ihn gesehen, direkt nach der Schlacht.", erzählte sie. "Er hat ein paar gebrochene Knochen, aber das wird schon wieder. Um seine Cousine mache ich mir die größeren Sorgen." Wie üblich machte die Hyuga Familie ein ziemliches Geheimnis sowohl um den Zustand der Erbin als auch des Wunderkinds Neji. Aber es gab natürlich trotzdem Gerüchte und Sakura hatte durch ihren Einsatz nach der Schlacht sehr viel mitbekommen. Hinata, die genau wie ihr Cousin ganz vorn gekämpft hatte, war erst spät am Abend gefunden worden, mit gebrochenen Knochen und ohne fühlbaren Puls. Man hatte sie wiederbelebt aber zur Zeit lag sie im Koma und es war ungewiss, ob sich ihr Zustand bessern würde. "Es ist schlimm, was da passiert ist. Ich war gedankenlos. Iruka-sensei hatte Recht, das war kein ehrenhafter Kampf, es war Krieg. Ich möchte meine Freunde nie wieder in so einer Gefahr sehen." "Ich auch nicht.", hauchte Sakura. Sie hatte noch niemand anvertraut, mit welchen Gewissensbissen sie sich herumschlug, weil sie nur zugesehen und nicht selbst mitgekämpft hatte. Lieber wäre sie an Sasuke's oder Naruto's Stelle gewesen als Nacht für Nacht immer wieder dieses Gemetzel im Traum erleben zu müssen und nur untätig herumstehen zu müssen während Sasuke schwer verwundet wurde. "Hast du Sasuke-kun besucht?", fragte Lee. Sie nickte. "Wie geht es ihm?" "Ich weiß nicht. Er ist wach, wenigstens das.", gab sie zurück. "Er wurde... im Gesicht verletzt. Ich mache mir große Sorgen um ihn. Wenn es Tsunade doch schon besser ginge..." Lee legte einen Arm um sie. "Hab keine Angst, Sakura-san. Das wird schon wieder. Sasuke-kun wird wieder ganz der alte." Sie suchte Trost in seiner Umarmung und fragte leise: "Ich weiß nicht, was Sasuke tun wird, wenn Tsunade ihm nicht helfen kann. Ich habe wirklich Angst." Sie schloss die Augen. "Lee-san. Wer hat Sasuke das angetan?" "Wer ist es gewesen?!!?", schallte es zornig durch die Halle und im nächsten Moment krachte es, als der rasende Sannin etwas gegen die Wand warf. Die drei Männer, die vor dem Thron knieten, erschauderten. Nur Kabuto, der etwas abseits stand, blieb ruhig und beobachtete seinen Meister gelassen. Orochimaru kehrte wieder zurück zu seinem Thron und starrte die drei Männer mit flammenden Augen an. "Wer war es?! Wer hat Sasuke angegriffen?!" Zwei von ihnen hatten die Köpfe gesenkt aus Furcht, ihn noch mehr zu verärgern, aber der dritte stand auf und sagte beherrscht: "Ich weiß es nicht. Ich habe den Männern ausdrücklich befohlen, Sasuke Uchiha kein Haar zu krümmen! Niemand von ihnen würde es wagen, die Befehle zu missachten." "Ach ja?! Und wie kommt es dann, dass einer von ihnen Sasuke verwundet hat?" Orochimaru's Wut hatte in dem mutigen (oder lebensmüden) Mann ein Ziel gefunden. Er stellte sich dicht vor ihn und zischte: "Du wirst herausfinden, wer von deinen Männern es war, der meinen Befehl missachtet und meinen zukünftigen Körper verletzt hat! Und sollte Sasuke-kun etwas zugestoßen sein, dann Gnade dir Gott!" Geradeheraus starrte er Orochimaru in die Augen. "Wenn es einer meiner Männer war, übernehme ich gern die Verantwortung." "Nicht nur du wirst dann die Verantwortung übernehmen, sondern jeder einzelne deiner Männer!", fauchte Orochimaru. Ungläubig blickte der Mann seinen Meister an. "Sie alle haben für dich gekämpft! Du hast sie in den Krieg geführt und uns wie Schachfiguren mitten in die Hölle hineinmanövriert! Und so dankst du es ihnen, dass sie für dich gekämpft haben?" "Überlass es mir, mir darüber Gedanken zu machen! Ich bin das Oberhaupt dieses Dorfes!" "Ja.", sagte der Mann leise. "Aber vielleicht ist es an der Zeit, das zu ändern." "Verschwinde. Ihr alle, geht mir aus den Augen!" Die drei Männer verließen teils eilig und teils betont langsam den Raum und als die Tür sich geschlossen hatte, sagte Orochimaru düster zu Kabuto: "Seine Augen gefallen mir nicht. Er ist gefährlich. Lass ihn verschwinden." "Ja.", antwortete Kabuto knapp und schickte sich an, den Raum zu verlassen. "Kabuto.", hielt Orochimaru ihn scharf zurück, "Noch etwas. Finde heraus, ob Sasuke noch lebt." "In Ordnung." ...tbc... Kapitel 4: Finsternis --------------------- Mühsam setzte Sasuke einen Schritt vor den anderen. Er hatte nicht nur mit seiner einstweiligen Blindheit durch den Verband zu kämpfen, sondern auch mit seinen anderen Verletzungen. Sein Knöchel war verstaucht und deshalb brauchte er Sakuras Hilfe, sogar um die paar Meter aus seinem Zimmer, den Gang entlang und in Narutos Zimmer zu schaffen. Sie schob die Tür auf und führte ihn in den Raum. Naruto saß aufrecht im Bett und begrüßte seine besten Freunde mit einem: "Schön euch zu sehen!" Sasuke blieb mitten im Raum stehen und drehte seinen Kopf in Richtung Naruto. "Dobe. Ich wünschte wirklich, ich könnte dasselbe sagen." Naruto lachte unecht. "Immer noch derselbe, zynische Sasuke. Hast du gar nichts gelernt?" "Doch. Einiges sogar.", gab Sasuke geheimnisvoll zurück. Versöhnlich sagte Naruto: "Komm doch und setz dich zu mir." Sakura führte Sasuke rüber zum Stuhl und er setzte sich. Unvermittelt fragte er: "Wann wirst du entlassen?" "In zwei Wochen haben sie gesagt. Aber ich denke ja gar nicht daran, so lange untätig herumzuliegen. Und du?" Ein Schulterzucken war die Antwort. Eine steile Falte bildete sich auf Narutos Stirn. "Wann nehmen sie dir diesen Verband ab? Ich will dir in die Augen schauen, wenn ich mit dir rede." "Warum? Hast du mir etwas Wichtiges zu sagen?" Naruto schwieg dazu. Sakura, die dem Gespräch bisher schweigend zugehört hatte, erkannte, dass Naruto sich verändert hatte. Er wirkte auf einmal sehr viel erwachsener. Sasuke sagte nach einer kurzen Pause: "Sakura? Könntest du uns einen Moment alleine lassen?" Sie nickte bloß, stand auf und verließ den Raum. Durch das kleine Fenster in der Tür beobachtete sie die beiden, wie sie sich erstmal schweigend gegenüber saßen. Dann öffnete Sasuke den Mund und sagte etwas. Sie konnte es nicht verstehen und sie sollte auch nie erfahren, worüber die beiden im einzelnen sprachen. Aber sie vermutete, dass es um die Schlacht ging (worum auch sonst?) und die Tatsache, dass Naruto Sasuke beschützt hatte. Lange, sehr lange stand sie da und beobachtete die beiden, wie sie gefasst miteinander sprachen. Manchmal glaubte sie, eine Emotion über Narutos Gesicht huschen zu sehen, aber sie war zu schnell verschwunden, um sie deuten zu können. Irgendwann stand Sasuke auf und Sakura kam zurück ins Zimmer um ihm zu helfen. Er sagte kein Wort über das, was er mit Naruto besprochen hatte, aber von da an schritt Narutos Genesung sehr viel schneller voran. Sasuke war längst eingeschlafen und auch Sakura war gerade auf ihrem Stuhl neben seinem Bett eingenickt, als die Tür aufging. Geweckt durch Schritte schreckte sie hoch und war sehr überrascht, als sie erkannte, dass der unerwartete Besuch Tsunade war. Die Hokage war tatsächlich nicht mehr dieselbe. Sie sah nicht länger jung aus, sondern im Gegenteil wirkte sie plötzlich wie eine alte Frau, noch älter als sie in Wirklichkeit war. "Tsunade-sama! Du solltest dich schonen!", rief Sakura, als sie erkannte, wie viel Mühe ihr allein das Gehen machte. Aber Tsunade winkte ab. "Zum Ausruhen hab ich noch genug Zeit. Ich bin hier, um Sasuke zu helfen." "Dazu bist du noch zu schwach.", gab Sakura halbherzig zu bedenken. Sie wollte im Grunde nichts mehr, als Sasuke wieder genesen zu sehen. "Ich werde mich nie mehr ganz erholen.", antwortete Tsunade. "Ich werde sterben, Sakura. Aber vorher möchte ich meinen Schützlingen helfen." Sakura hatte ihre Worte noch nicht ganz verdaut, da kam Tsunade schon ans Bett. Sasuke war durch das Gespräch aufgewacht und saß nun aufrecht im Bett. "Sasuke-kun, ich bin's, Tsunade. Ich werde versuchen, dich zu heilen." Keine Regung huschte über sein Gesicht, als er sagte: "Endlich." Die Hokage legte ihre dünnen, jetzt faltigen Hände über sein Gesicht. Es dauerte nicht lange bis sie in einem schwachen Licht glühten und man konnte deutlich sehen, wie die Narben die unter dem Verband hervorlugten, verblassten. Sakura faltete andächtig ihre Hände und schickte ein Gebet der Dankbarkeit zum Himmel. Tsunade wurde immer blasser. Es schien sie große Mühe zu kosten, trotzdem hörte sie nicht auf. Und Sakuras Aufmerksamkeit galt im Moment mehr Sasuke als der Hokage. Irgendwann ließ diese ihre Hände mit einem leisen Seufzen sinken. Sie machte einen Schritt nach hinten und sagte erschöpft: "Ich weiß nicht, ob es geholfen hat. Ich kann in meinem Zustand nur noch die äußeren Verletzungen heilen. Deine Augen sind wiederhergestellt, aber ich weiß nicht, wie tief die Verwundung wirklich ging. Wenn auch der Sehnerv verätzt wurde, dann kann vielleicht auch ich dir nicht helfen." "Egal. Nimm mir endlich diesen Verband ab.", blaffte Sasuke ungeduldig. Zögernd löste Tsunade die Bandage, während Sasuke ganz ruhig im Bett saß und abwartete. Schließlich fiel der letzte Stoff in Sasukes Schoß und Sakura atmete auf, auch wenn sie sich nicht wirklich entspannen konnte. Tsunade hatte ganze Arbeit geleistet. Auch wenn noch ein paar blasse Narben Sasukes Gesicht verunstalteten, er sah fast wiederhergestellt aus. Langsam hoben sich seine Augenlider und aus tiefschwarzen Augen starrte er in den Raum. "Du musst Geduld haben. Deine Augen müssen sich erst wieder an das Licht gewöhnen.", sagte Tsunade leise. Es wurde ganz still und Sakura biss sich angespannt auf die Unterlippe. Auch Tsunade hielt den Atem an. Sasuke rührte sich zuerst nicht. Dann weiteten sich seine Augen und er wurde leichenblass. "Warum ist es so dunkel?", stammelte er. "Warum kann ich dich nicht sehen?" Sakura starrte in seine schwarzen, ausdruckslosen Augen, die sie nicht mehr sehen konnten, und verzweifelte. ...tbc... Kapitel 5: Scherben ------------------- Tsunade schüttelte betroffen den Kopf. "Kannst du gar nichts sehen?", fragte sie und schaltete das Licht an. Sasuke reagierte gar nicht darauf. Er schüttelte bloß den Kopf. Sakuras Fingernägel gruben sich in ihren Unterarm. Das war alles nur ein böser Traum. Das durfte nicht wahr sein. Tsunade nahm sein Kinn und schaute ihm lange in die Augen. Schließlich seufzte sie resignierend. "Es tut mir so leid, Sasuke-kun. Ich schätze, habe es nicht geschafft." "Und was bedeutet das jetzt?", fragte Sasuke unruhig. "Wann werde ich wieder sehen können?" Tsunade überlegte und sagte dann: "Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Ich kann dir nicht sagen, ob sich der Sehnerv regenerieren kann oder nicht oder ob es jemand gibt, der dir besser helfen kann als ich. Es besteht immer Hoffnung, aber... wenn du die Wahrheit hören willst... ich denke, du wirst nie wieder sehen können." Verzweifelt schlug Sakura die Hände vors Gesicht und begann zu weinen, während Sasuke keinerlei Regung zeigte. Wie vom Blitz getroffen starrte Sasuke ins Nichts. "Sasuke-kun, es tut mir sehr..." "Geh!", knurrte er Tsunade an. "Sasuke, ich..." "Lass mich allein!", schrie er. "Lasst mich alle allein!" Das letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war falsches Mitleid oder diese hohlen Entschuldigungen. Er wollte bloß noch allein sein um diese Nachricht zu verdauen. Er hörte Schritte, als Sakura und Tsunade den Raum verließen und ihn allein zurückließen. Sasuke Hände klammerten sich um die Bettdecke. Blind. So war das also. Er war blind. Was ihm nun durch den Kopf ging war nicht etwa die Frage, was sich nun in seinem Leben ändern würde, sondern nur der eine Gedanke: Wie soll ich meine Rache bekommen, wenn ich blind bin? Lange, sehr lange, saß er so da und versuchte, Ordnung in das Chaos in seinem Kopf zu bringen. "Blind?!", keuchte Naruto und packte eine total verheulte Sakura bei den Schultern. "Sakura, was hast du gesagt??" "Sa...Sasuke... er ist blind...", schluchzte sie und warf sich wieder in seine Arme. "Seine Augen, ich hab sie gesehen nach der Schlacht... Tsunade kann ihm nicht helfen..." Sie hörte nicht mehr auf zu reden, doch Naruto hörte ihr nicht mehr zu. Entsetzt drückte er sie an sich und versuchte, diesen Schock zu verdauen. Blind? Wie konnte das sein? Warum ausgerechnet Sasuke? Naruto mochte sich nicht vorstellen, wie er reagiert hätte, wäre er jetzt an Sasukes Stelle. So viel ging ihm im Kopf herum und mehr als alles andere spürte er plötzlich eine unendliche Wut und Traurigkeit. Sasuke hatte das nicht verdient. Wieso mussten diese schrecklichen Dinge passieren? "Keine Angst, Sakura..", sagte er leise. "Das wird schon wieder. Wir finden einen Weg, Sasuke zu helfen. Irgendwie." Aber noch während er das sagte, lief ihm eine Träne über das Gesicht und er begriff, dass er selbst nicht daran glaubte. Blind. Nutzlos, schwach, für immer hilfebedürftig. Sasuke ballte die Hände zu Fäusten. Er war doch immer noch ein Shinobi. Durch seine Adern floss Uchiha Blut. Ja klar. Ein blinder Shinobi. Willst du dich lächerlich machen? War jetzt alles zu Ende? Sollte er für immer in dieser Finsternis leben? Ohne ein Ziel, ohne eine Aufgabe? Einfach nur leben? Itachi würde das gefallen, wirklich. Ein blinder Shinobi. Er würde sich köstlich darüber amüsieren, wenn er sowas wie Sinn für Humor hätte. Warum versuchst du es nicht, und forderst ihn so heraus? Vielleicht lässt er dich aus Mitleid auch mal treffen, bevor er dich aufschlitzt. Verzweifelt presste Sasuke die Hände an seine Schläfen. Diese zynische, trotzige Stimme in seinem Kopf trieb ihn schier in den Wahnsinn. Panik erfasste ihn. Was tu ich denn jetzt? So kann ich nicht weiterleben! Langsam stand Sasuke auf. Er kannte diesen Raum nicht, alles war hier fremd. Ausgerechnet mit seinem verstauchten Knöchel stieß er gegen einen Stuhl, als er sich mühsam vorwärts tastete. Er biss sich auf die Unterlippe, um nicht aus Wut und Schmerz zu schreien. Seine Hände, die fahrig nach einem Halt oder einer Orientierung suchten, fanden ein kühles Objekt, vielleicht ein Glas oder eine Tasse. Seine Finger schlossen sich darum und dann schleuderte er es mit einem Schrei in irgendeine Richtung. Glas klirrte und er hörte, wie die Splitter auf den Boden prasselten. Die Tür wurde aufgestoßen und Sakura schrie auf. Ihre Stimme klang verzerrt, sie hatte wohl geweint. Sasuke lauschte ihren Schritten, als sie zu ihm gelaufen kam und seinen Arm berührte. "Sasuke-kun, was ist passiert?" Er drehte den Kopf in die Richtung, aus der ihre Stimme kam. Sie ließ ihn wieder los aber er griff nach ihrer Hand und erwischte sie beim zweiten Versuch. "Sasuke?", fragte sie unsicher. Er gab keine Antwort. Statt dessen führte er ihre Hand zu seinem Gesicht und legte sie auf seine Wange. Er fühlte ihre weiche Haut, aber jetzt, durch den Kontakt, spürte er auch noch etwas anderes. Ihr Chakra, dass gleichmäßig im selben Rhythmus wie ihr Herzschlag durch ihren Körper floss. Er konnte es fühlen. Zögernd ließ er sie los und auch nachdem der Hautkontakt unterbrochen war, fühlte er sie weiterhin. Er wusste, wo sie im Raum stand. Reflexartig schloss er die Augen und fühlte ein weiteres, vertrautes Chakra, ganz in der Nähe. Naruto. Er konnte sogar sagen, aus welcher Richtung er es spürte. Sasuke beschloss, dass diese Welt der Dunkelheit für ihn nicht genug war. Sich auf sein Gehör allein verlassen zu müssen war ihm zu mühsam. Er hatte nicht vor, sich einfach damit "abzufinden". Nein, noch nicht. Niemals. Nie. Er schob sich an Sakura vorbei. "Sasuke-kun! Wo willst du hin?" "Trainieren." Sasuke spürte den Wind in seinem Haar und er atmete die frische Luft tief ein. Hier, auf diesem Dach, war er schon einmal gestanden. Damals hatte er Naruto herausgefordert, weil er sich ihm unterlegen gefühlt hatte. Sein Mund verzog sich zu einem schiefen Grinsen. Das Thema war jetzt wohl auch vom Tisch. Naruto, und allen anderen auch, ging es längst besser. Nur ich bleibe für immer blind. Nur ich. Das ist nicht fair. Er machte einen Schritt nach vorne und stieß mit der Fußspitze gegen etwas. Er streckte den Arm aus, um zu ertasten, was es war. Wie erwartet fühlte er kalten Draht unter seinen Fingern. Das Gitter, das Patienten vor dem herunterstürzen schützen sollte. Er lehnte seinen Kopf dagegen. Es wäre so leicht, über dieses Gitter zu springen, und diesem Alptraum hier und jetzt ein Ende zu machen. Noch nie, nicht einmal nach dem Tod seiner Eltern, hatte er solche Gedanken gehabt. Damals hatte seine Wut auf Itachi ihn am Leben erhalten. Aber jetzt, wo ihn dieses Schicksal getroffen hatte, merkte erst, wie schwach und labil er wirklich war. In den Tod zu springen erschien ihm plötzlich so unendlich... verlockend. So viel einfacher als dieses mühsame Leben, das sowieso immer wieder nur Schmerzen für ihn bereithielt. Das ist alles nicht fair. Wozu noch weitermachen? Er würde sogar seine Freunde verlieren. Team 7 gab es nicht mehr. Sie würden sich jemand anders suchen müssen. Einen blinden Schüler würde Kakashi nie akzeptieren. Und Sasuke wollte kein Hindernis für die beiden anderen sein. Viel zu oft hatte er sich über Naruto oder Sakura geärgert, wenn sie ihn aufgehalten und eine Mission behindert hatten. Jetzt war er es, jetzt war er der Stolperstein. Das alles jetzt zu beenden, wäre so einfach gewesen. Wild entschlossen schüttelte er den Kopf. Nein. Er war kein Feigling. Er durfte noch nicht sterben, nicht solange Itachi noch am Leben war. Es war fast erstaunlich, dass dieser Hass auf seinen Bruder ihn selbst jetzt noch am Leben hielt. Diese Flamme in seinem Inneren würde erst erlöschen, wenn Itachi tot und der Clan gerächt war. Und dann?, fragte eine leise Stimme in seinem Kopf. Aber das war ihm egal. In seinem Denken hatte es nie ein danach gegeben. Selbst wenn du Itachi besiegen solltest, letzten Endes bist du trotzdem nur noch ein blinder Shinobi. Er schloss die Augen. Na und? Dann sterbe ich eben mit ihm. Aber noch nicht jetzt. Noch nicht. Nicht bevor... Eine fremde Präsenz riss ihn aus seinen Gedanken und er drehte sich um. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, wer es war. "Kakashi.", sagte er tonlos. "Was machst du hier?" "Oh, ich wollte dich mal besuchen und nach dir sehen." "Mach dir nicht die Mühe. Ich bin nicht mehr dein Soldat. Ich bin blind, das weißt du bestimmt. Also geh und besuch jemand anderen. Ich brauche kein Mitleid." "Du bist verbittert. Das kann ich sogar verstehen." "Lass mich allein, Kakashi." Sein Lehrer kam auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf den Kopf um ihm durch das Haar zu wuscheln. "Sei ein bißchen vorsichtig, Sasuke. Was du da machst, ist ungesund. Diese Technik ist nicht dazu konzipiert worden, dass du sie ständig anwendest." Sasuke ignorierte ihn. Als Sakura Sasuke das nächste Mal besuchen kam, hatte er sich verändert. Sie merkte es nicht gleich, denn als sie den Raum betrat, saß er aufrecht im Bett, reglos, mit weit geöffneten Augen. Sie öffnete den Mund, um ihn zu begrüßen, aber er kam ihr zuvor. "Hallo, Sakura.", sagte er ruhig. Er hob den Kopf und seine Augen schienen sie tatsächlich anzusehen. Erstaunt fragte sie: "Woher weißt du...?" "Dein Chakra.", gab er knapp zurück. "Ich kann es fühlen." Er schlug die Bettdecke beiseite und stand auf. Sein Knöchel und auch die anderen Verletzungen waren inzwischen fast wieder verheilt. Er ging problemlos durch den Raum, ohne gegen ein Hindernis zu stoßen. Verblüfft sah Sakura ihm zu. Selbst er konnte sich wohl kaum innerhalb nur einer Woche an seine Blindheit gewöhnt haben. Aber Sasuke bewies ihr das Gegenteil. Er öffnete den Schrank und holte seine Sachen raus. Sakura war so erstaunt, dass sie erst richtig begriff, was er da tat, als er schon fast mit packen fertig war. "Was tust du?!" "Ich werde heute entlassen.", antwortete er. "Die Ärzte können nichts mehr für mich tun, ich darf nach Hause." Das hatte sie nicht gewusst. Etwas unsicher ging sie ihm zur Hand beim packen und er ließ es zu ihrem Erstaunen sogar zu. Es dauerte etwa eine halbe Stunde, Sasukes Habseligkeiten zusammenzupacken und ihn beim Personal abzumelden. Aber schließlich standen sie beide doch gemeinsam vor dem Ausgang. Sakura griff nach Sasukes Hand, aber er machte sich los. "Geh einfach voraus.", sagte er stur. Langsam begriff sie, was sich verändert hatte. Sasuke wandte irgendeine seltsame Technik an um andere Personen aufzuspüren. Er hatte sie nur an ihrem Chakra erkannt, eine Fähigkeit, die sonst nur Jounin beherrschten, wenn überhaupt. Und er hatte das innerhalb nur einer Woche gelernt. Schön zu wissen, dass in ihm noch immer Kampfgeist war. Sie kamen auf die Hauptstraße und Sakura achtete darauf, dass sie einen Weg ohne eventuelle Stolpersteine für Sasuke nahm, der neben ihr ging und sich nur an ihr orientierte. Es war früh morgens, trotzdem waren schon recht viele Leute auf der Straße. Zur Zeit war Konoha sehr belebt. Kaum einer hatte die große Schlacht unverletzt überstanden. Tsunade hatte alle unwichtigen Missionen abgesagt damit ihre Krieger im Dorf bleiben und sich erholen konnten. Gerade um diese Uhrzeit waren viele Shinobi auf den Straßen und sie alle erkannten Sasuke. Sie alle hatten gesehen, wie er zusammen mit den anderen an vorderster Front gekämpft und die Gegner zurückgedrängt hatte. Und die Nachricht über die Folgen seiner Verletzung hatte sich wie ein Lauffeuer im Dorf verbreitet. Als Sasuke neben Sakura die Straße entlang lief, beugten die Shinobi respektvoll ihre Köpfe vor ihm. Sogar Jounin senkten den Kopf in Anerkennung seiner Leistungen. Sakura staunte über das Bild, das sich ihr bot. "Sasuke...", hauchte sie, tief berührt. "Die Leute... sie alle... sie verbeugen sich vor dir... sogar die Jounin... sie alle wissen, wie tapfer du gekämpft hast..." Sasuke verzog das Gesicht und sagte bitter: "Sie verbeugen sich nicht, weil ich gut gekämpft habe, sondern weil ich blind bin. Ich brauche ihr Mitleid nicht. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, dann hätte ich mich niemals in diesen Kampf, der gar nicht der meine war, eingemischt." Schon bei diesen Worten hätte Sakura wissen müssen, dass Sasuke sich keineswegs mit seinem Schicksal abgefunden hatte. ...tbc... Kapitel 6: Ein alter Bekannter ------------------------------ Mit einem triumphierenden Lächeln im Gesicht merkte Sasuke, wie die Gegner vor ihm zurückwichen. Die Sharingan mussten sie so sehr erschreckt haben, anders konnte er sich das nicht erklären. Gleich mehrere auf einmal schlug er mit einem Feuerball zurück. Rechts von ihm kämpfte Naruto, der sich ebenfalls mit Feuereifer in das Gefecht stürzte, links von ihm Shikamaru, der sich überraschend gut hielt. Er sah im Augenwinkel, wie drei Naruto Doppelgänger jeweils zwei Gegner mit sich zu Boden rissen. Angespornt von dem Wunsch, Naruto zu übertreffen, preschte Sasuke vor und schwang seinen Kunai. Erschrocken wichen die Gegner zurück. Das war ihr letzter Fehler und die Klinge zerfetzte ihre Kehlköpfe. Blut befleckte Sasukes schneeweiße Arme und das stachelte ihn noch mehr an. Ja, sie sollten bluten, sie alle sollten fallen damit er stärker werden konnte! Stark genug, um Itachi zu töten!! In blinder Zerstörungswut tötete Sasuke immer mehr der feindlichen Sound-Nin und stürzte sich dabei immer mehr in einen Blutrausch, der nach mehr Leichen und mehr Blut und mehr Tod verlangte. Ohne die Sharingan hätte er es vielleicht gar nicht bemerkt. Er hielt inne, als er begriff, was hier geschah. Es waren nicht die Sharingan oder seine Mordlust oder seine Stärke, die die feindlichen Shinobi zurücktrieben. Sasuke riss die Augen auf und versuchte zu begreifen, was hier wirklich los war. Sie weichen zurück! Ist das eine Falle?! Nein, sie... Er hatte nicht mehr die Chance, den Gedanken zu beenden. Ein Sound-Nin tauchte wie aus dem Nichts direkt vor ihm auf und nutzte seinen momentane Schwäche geschickt aus. So als wüsste er um den Schwachpunkt der Sharingan benutzte er weder Ninjutsu noch Genjutsu, sondern setzte allein auf Geschwindigkeit und den Überraschungsmoment, als er sich unter Sasukes ungelenkem Schlag hinwegduckte, und dann erstrahlte gebündeltes Chakra in seiner Hand. Das Licht kam auf einmal immer näher und Sasuke wollte schreien, aber er konnte nicht. Da war dieses grelle Licht, und mit ihm einher kam reißender Schmerz, der ihn bis an den Rand der Bewusstlosigkeit trieb. Und dann wurde es dunkel. Mit einem Schrei setzte Sasuke sich im Bett auf und stieß die Bettdecke von sich. Dunkel. Es war noch immer dunkel, diese Finsternis, so endlos schwarz, wie nichts was er je gesehen hatte, umhüllte ihn und raubte ihm die Luft zum atmen. Wo war er? Was war passiert? Das Licht, dieses grelle Licht, und dann... Finsternis. Immer nur Finsternis. Jetzt und für den Rest seines Lebens. Er atmete tief ein, als die Erinnerung schlagartig zurückkehrte und ihn mit dem ganzen Gewicht ihrer Endgültigkeit fast zu erdrücken schien. Blind. Dieser Moment war es, der ihm Tag für Tag fast den Verstand raubte. Die Sekunden gleich nach dem Aufwachen, ganz egal ob nach einem Alptraum oder einer seiner wenigen, traumlosen Nächte, der Moment zwischen Traum und Wachen, wo er noch glaubte, alles wäre in Ordnung. Wo er sich nicht daran erinnerte, was mit ihm geschehen war und er sich voller Panik fragte, warum ihn diese endlose Finsternis umgab. Und dann der Schock, wenn er Morgen für Morgen wieder begriff, dass nichts mehr so war wie vorher. Weil er blind war. Sasuke krümmte sich, geschwächt von den Schrecken, die ihn in seinem Traum heimgesucht hatten, und der allmorgendlichen Panik. Würde es so für den Rest seines Lebens sein? Würde ihn diese Schlacht für immer bis in seine Träume verfolgen? Warum hatte er sich überhaupt eingemischt? Es war nicht sein Kampf gewesen, das hatte er nie so empfunden. Es herrschte Krieg, Krieg um das Dorf Konoha. Für Sasuke hatte dieses Dorf keinen Wert. Er hatte nicht gekämpft, um es zu beschützen, sondern, um sich mit Naruto zu messen und um stärker zu werden. Und nun war alles vorbei. Ganz egal, wie sehr er auch trainieren würde, ein blinder Shinobi war nutzlos. Er würde Naruto nie mehr übertrumpfen, und Itachi niemals besiegen. Niemals. Er würde seine Eltern nicht rächen können. Und weshalb? Bloß weil er in einer Schlacht, die gar nicht seine war, hatte kämpfen müssen. Er vergrub eine Hand in seinem Haar. Er hatte das Gefühl, etwas Wichtiges vergessen zu haben. Eine Erkenntnis aus dem Traum, die ihn nicht losließ, aber die immer wieder in der Dunkelheit verschwand, wenn er sie zu fassen versuchte. Was war es bloß gewesen? Langsam stand er auf, weil er wusste, dass er sowieso keinen Schlaf mehr finden würde. Er hatte keine Ahnung, wie spät es wohl sein mochte, aber seine innere Uhr sagte ihm, dass draußen bereits die Sonne schien. Seitdem er verletzt worden war, hatte er natürlich keine Missionen mehr bekommen und daher war es auch nicht notwendig gewesen, früh aufzustehen. Inzwischen wachte er nicht mehr so wie früher gegen 6 Uhr morgens auf, sondern irgendwann, meist erschreckt durch seine Träume. Er schwang sich aus dem Bett und aktivierte seine besondere Technik, um sich im Raum besser zurechtfinden zu können. Natürlich war es leichter, lebendige Wesen damit zu entdecken, aber er hatte lange genug daran gefeilt um auch die Einrichtungsgegenstände seines zu Hauses erspähen zu können. So sicher, als hätte er sein Augenlicht noch, bewegte er sich durch die Wohnung und suchte sich alles zusammen was er brauchte, um Frühstück zu machen. Gerade als er den Tee aufgesetzt hatte, klingelte es an der Tür. Sasuke konzentrierte sich und erspürte vage das Chakra Tsunades. Mit jedem Mal da er ihr seit der Schlacht begegnete, wurde ihr Chakra schwächer. Sie hatte nicht gelogen, Tsunade würde sterben. Während er sich seinen Weg zur Tür suchte, überlegte er, wer wohl ihr Nachfolger werden würde. Jiraiya hatte sehr deutlich gemacht, dass er am Posten des Hokage keinerlei Interesse hatte. Und sonst gab es niemand im Dorf, der den Sannin das Wasser reichen konnte. So oder so, der neue Hokage würde wesentlich schwächer sein als Tsunade. Was natürlich die ideale Gelegenheit für Orochimaru war, erneut anzugreifen. Diesmal, nahm Sasuke sich vor, würde er nicht mehr für das Dorf kämpfen. Im nächsten Moment fiel ihm ein, dass ein Blinder sowieso vollkommen nutzlos war im Kampf. Missmutig öffnete er die Tür. "Tsunade. Was willst du von mir?", fragte er unfreundlich. Sie zögerte mit ihrer Antwort und gab dann zurück: "Ich wollte nur nach dir sehen. Nachdem du dich ausgerechnet dieser Technik bedienst, dürftest du längst wissen, dass ich nicht mehr sehr viel Zeit habe. Ich möchte so vielen wie möglich helfen, bevor ich sterbe." Sasuke versuchte, diesen Gedanken auf irgendeine Weise heldenhaft zu finden und vielleicht so etwas wie Achtung für Tsunade zu empfinden, aber als er in sich hinein horchte, stellte er fest, dass ihr Schicksal ihm völlig gleichgültig war. Der Krieg hatte viele Opfer gefordert und Sasuke hatten nur drei dieser Schicksale wirklich berührt. Narutos, Sakuras und sein eigenes. Es mochte egoistisch sein, aber nach allem was geschehen war, hatte er kein Mitleid für andere mehr übrig. "Du hast selbst gesagt, dass du mir nicht helfen kannst.", sagte er düster. "Also verschwende deine Zeit nicht hier sondern heile irgendwen von den anderen." "Es stimmt, dass ich dir dein Augenlicht nicht zurückgeben kann.", hörte er sie sagen. "Aber ich möchte betonen, dass es keineswegs gesagt ist, dass du für den Rest deines Lebens blind bleiben wirst." Sasuke sah sie mit seinen toten Augen an und lauschte in sich hinein. Tatsächlich keimte so etwas wie Hoffnung in ihm auf, aber sie war zu vage, als dass sie ihm neuen Lebensmut hätte geben können. "Selbst wenn.", machte er. "Garantie gibt es keine. Ebensogut kann es sein, dass ich doch für immer mit dieser Finsternis leben muss." "Es kann sein, muss es aber nicht. Wichtig ist, dass du dich nicht aufgibst." Absichtlich blickte er sie aus seinen leeren Augen direkt an. Er musste nichts sagen, er wusste, dass sie seinem Blick nicht standhalten konnte. "Entschuldige.", sagte sie und bestätigte damit seine Vermutung. "Ich weiß, dass ich dich mit solchen Worten nicht beeindrucken kann. Aber ich mache mir Sorgen um dich. Ich weiß, dass dir deine Rache immer das Wichtigste war. Ich möchte nicht, dass du deswegen an deiner Verletzung zerbrichst." Es gab keine Antwort darauf. Deswegen sagte Sasuke: "Du solltest jetzt gehen. Du hast gesagt, was du sagen wolltest, und es gibt andere, die deine Hilfe wirklich brauchen." "Ja...", hörte er sie zögernd sagen. Er hörte, wie sie die Türklinke runterdrückte, aber dann hielt sie noch mal inne. "Sasuke-kun, eins noch. Du solltest diese Technik nicht anwenden. Es kostet dich zu viel Chakra, wenn du so weitermachst, wirst du irgendwann noch ernsthaft krank." "Lebwohl, Tsunade.", sagte er und ignorierte ihre Worte damit schon wieder. Er hörte sie seufzen und mit einem traurigen: "Pass auf dich auf." verließ sie die Wohnung. Sasuke drehte sich um und ging geradewegs rüber ins Schlafzimmer. Während seines Gesprächs mit Tsunade hatte er es bemerkt, aber erst als sie gegangen war, war ihm die fremde Präsenz wirklich bewusst geworden. Er brauchte sich nicht mehr zu konzentrieren, um die Richtung, aus der das irgendwie vertraute Chakra kam, auszumachen. Er drehte den Kopf in jene Richtung und sagte kalt: "Warum so zurückhaltend? Ich hätte dich gerne Tsunade übergeben." "Heh.", hörte er und erkannte endlich die Stimme. Es war Kabuto, und Sasuke war nicht sehr überrascht. Er hatte es sich fast gedacht. Früher oder später hatte er sowieso Besuch von Orochimarus Handlangern erwartet. "Es ist schön zu sehen, dass dein hübsches Gesicht beinah unversehrt ist.", kam es von Kabuto. "Ich hätte Orochimaru nur ungern berichten wollen, dass seine Leute dich verstümmelt haben." Einen Moment lang war Sasuke versucht, Kabuto seinen Irrtum aufzuzeigen, aber dann entschied er sich dagegen. Unbewusst fasste er sich an die Schulter. Er hatte das untrügliche Gefühl, seine Verbindung zu Orochimaru noch brauchen zu können. "Bist du gekommen, um mich mitzunehmen?", fragte er stattdessen. "Ich komme nicht mit. Die Zeiten sind vorbei, Orochimaru hat seine Chance verpasst, mich aus freiem Willen zu ihm zu locken." "Deswegen bin ich gar nicht hier." "Das dachte ich mir. Du solltest nur überprüfen, ob dieser Körper keinen Schaden genommen hat, nicht wahr?" "Richtig." Sasuke lächelte unecht. "Na dann kannst du ja jetzt gehen und deinem Meister Bericht erstatten." "Du weißt, dass wir uns wiedersehen werden." "Ja, vielleicht. Aber diesmal werde ich nicht mehr für das Dorf kämpfen.", sagte Sasuke düster. Er wartete ab, bis Kabuto das Zimmer durch das Fenster verlassen hatte, dann lehnte er sich gegen die Wand. Das Blut rauschte in seinen Ohren, ihm war schwindlig. Langsam wuchs ihm das alles über den Kopf. Er fuhr sich mit einer Hand durch das Haar. Wann würde dieser Alptraum endlich vorbei sein? Zu seinem Entsetzen spürte er Tränen, die in seinen Augen brannten. Wann war er so ein Schwächling geworden? Von allen Seiten setzte man ihn unter Druck. Da war Tsunade, die von ihm verlangte, auch seinen letzten Strohhalm, diese Technik, aufzugeben und sich endgültig seinem Schicksal als Blinder zu ergeben. Auf der anderen Seite lauerte noch immer Orochimaru, bereit, das Dorf erneut anzugreifen und gleichzeitig noch immer darauf bedacht, Sasuke für sich zu gewinnen. Wie würde er reagieren, wenn er erführe, was mit seinem ,zukünftigen Körper' geschehen war? Und dann die Dorfbewohner, die ihn nur noch bemitleideten, wenn er sie seine Schwäche sehen ließ. Aber das Schlimmste war der Gedanke an seine Rache, die er nun nie bekommen würde. Er konnte Itachi höhnisch lachen hören und bei dem Gedanken wurde ihm übel. Er war zu schwach gewesen, um sich selbst zu beschützen und deswegen würde der Mord an seinen Eltern nun für immer ungesühnt bleiben. Er grub seine Finger in sein Haar und krümmte sich. Itachi wartet doch auf mich. Er wartet darauf, dass ich ihn für den Mord an unserem Clan bestrafe. Er hat mich am Leben gelassen, damit ich ihn töte. Nicht einmal dazu bin ich jetzt noch in der Lage. Mehr denn je zuvor sehnte er sich nach seinen Eltern zurück, nach jemandem, der ihn umarmte und ihm sagte, dass alles wieder gut werden würde. Gerade als er den Tränen freien Lauf lassen wollte, klopfte es an der Tür. Sasuke sank auf den Boden und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Nicht noch jemand. Konnten ihn denn nicht einfach alle in Ruhe lassen? Als er auch auf das nächste Klopfen nicht reagierte, wurde die Tür geöffnet und jemand näherte sich ihm. "Sasuke-kun? Ist alles in Ordnung?", fragte Sakura schockiert. Er spürte, wie sie ihn vorsichtig am Arm berührte und irgendwas in seinem Inneren löste sich. Er wollte bloß noch einen anderen Menschen bei sich spüren. Sakura gab einen überraschten Laut von sich, als er sie zu sich auf den Boden zerrte und die Arme um sie schlang. "Sa... Sasuke?", murmelte Sakura überrascht. Er vergrub sein Gesicht an ihrer Schulter, ohne ihr zu antworten. Lange hielt er sie einfach nur so fest. ...tbc... Kapitel 7: Trauer ----------------- Er wusste nicht, wie lange sie beide so dagesessen hatten, bis Sakura ihn mit sanfter Gewalt von sich schob. "Sasuke-kun, wenn wir uns nicht bald auf den Weg machen, kommen wir zu spät." "Zu spät wofür?" "Heute ist doch die Trauerfeier." Ah. Das hatte er völlig vergessen. Es hatte sehr lange gedauert, bis man jede der entstellten Leichen identifiziert hatte. Deswegen war die Trauerfeier für die Opfer der Schlacht auf so einen späten Zeitpunkt festgelegt worden. Er hatte die meisten von ihnen gar nicht gekannt. Aber auch unter den Jüngsten hatte es Opfer gegeben. Choji war zwar noch lebend gefunden worden, aber er war noch in derselben Nacht im Krankenhaus gestorben. Stumm erhob Sasuke sich und ging rüber zum Schrank. "Sakura.", sagte er. "Kannst du mir meine Trauerkleidung raussuchen?" "Klar." Sie wühlte kurz im Schrank herum und drückte ihm dann seine Sachen in die Hand. Seelenruhig begann er, sich auszuziehen und Sakura wurde ganz still, bis sie schließlich krächzte: "I-Ich warte draußen...." Umständlich schlüpfte Sasuke in die Trauerkleidung und als er sich das Hemd über den Kopf zog, wurde ihm so schwindlig, dass er sich für einen Moment am Schrankgriff festhalten musste. Er erinnerte sich wieder an Tsunades Worte. Diese Technik, die eigentlich dazu gedacht war, im Dunkeln zu kämpfen, kostete enorm viel Chakra. Die Stimme der Vernunft riet ihm, sich in Zukunft etwas zurückzuhalten, aber sein Zorn war größer. Er war wütend, auf sich und das Schicksal. Wozu sollte er noch auf seine Gesundheit achten? Er ignorierte jeden vernünftigen Gedanken und zwang sich, die Kontrolle über seinen Körper wiederzubekommen. Mühsam zog er sich an und stapfte dann hoch erhobenen Hauptes ins Wohnzimmer, wo Sakura auf ihn wartete. Gemeinsam verließen sie das Haus. Sasuke ignorierte den leichten Schwindel, der ihn ab und zu überkam und die Schweißperlen auf seiner Stirn. Sakura führte ihn auf den Hauptplatz und erklärte ihm leise, was vor sich ging. "Tsunade ist noch nicht da, ich glaube, sie warten nur noch auf sie." "Und sonst? Wer ist alles hier?", fragte Sasuke mühsam. Dieser Ort beanspruchte seine ganze Aufmerksamkeit. Der Platz war angefüllt mit Shinobi und jeder hatte ein etwas anderes, aber immer sehr starkes Chakra. Sasuke hatte Mühe, unter ihnen einzelne auszumachen. "So ziemlich alle. Ich sehe Kiba, Lee, Tenten, Shino, Shikamaru, ah, und da drüben sind Naruto und Kakashi." "Geht es Naruto wieder besser?" "Ja. Verletzungen heilen bei ihm irgendwie erstaunlich schnell." Sasuke nickte bloß und wartete. Am liebsten hätte er sich irgendwo hin gesetzt, aber natürlich hätte er sich eher die Zunge abgebissen, als das jemand zu sagen. Ihm war schlecht. Wann hatte er das letzte Mal etwas Richtiges gegessen? Er wusste es nicht. Regelmäßige Mahlzeiten hatte es für ihn nie gegeben, früher war nach dem Training automatisch irgendwann der Hunger gekommen, und dann hatte er eben gegessen, bis er satt gewesen war. Jetzt, wo er nicht mehr trainierte, war sein Tagesrhythmus aus dem Gleichgewicht geraten. Irgendwie schien sich alles an ihm gegen irgendwas zu wehren. Es erschien ihm wie eine kleine Ewigkeit, bis endlich Tsunade auftauchte. Sie sprach ein paar feierliche, vielleicht sogar tiefsinnige Worte, aber Sasuke bekam den genauen Wortlaut nicht mit. Es rauschte in seinen Ohren und er bekam nur ab und zu Wortfetzen mit, bei denen er am liebsten bitter aufgelacht hätte. Helden... Schlacht.. unvergessen... nicht umsonst... Was für ein Unsinn! Gab es nach diesem... diesem Gemetzel, das Konoha erschüttert hatte überhaupt noch eine einzige Person, die diesem Usninn Glauben schenken konnte? Selbst Sakura neben ihm schien inzwischen den Unterschied zwischen einem ehrenhaften Kampf und einem Krieg begriffen zu haben. Sasuke machte ein abfälliges Geräusch, als er Tsunade sagen hörte: "...denn wir werden nie aufgeben, für unsere Freiheit zu kämpfen!" Die Stimme in seinem Kopf wurde wieder lauter, und er konnte der Rede nicht mehr folgen. Ein Bild tauchte vor seinem inneren Auge auf. Ein hochgewachsener Mann mit blutroten, furchteinflößenden Augen. Er hörte das Lachen seines Bruders. Warum war es hier eigentlich so heiß? Er sah vor seinem geistigen Auge das Licht, das letzte, was er gesehen hatte, bevor er in dieser Finsternis erwacht war. Tsunades Worte und die Stimmen in seinem Kopf vermischten sich zu einem Meer von Geräuschen, immer lauter, bis er glaubte, es nicht mehr ertragen zu können. Dieser Schmerz in seinem Kopf trieb ihn schier zum Wahnsinn. Aber er durfte keine Schwäche zeigen. Nicht schwanken, nicht hinsetzen, nichts sagen. Unbewusst legte sich eine Hand auf seine Brust. Da waren diese Stimmen in seinem Kopf, aber noch schlimmer war dieses Gefühl in seinem Magen. Das Echo all dieser Personen um ihn herum in seinem Inneren, er spürte ihre Anwesenheit so deutlich und glaubte, sich selbst darin zu verlieren. Er fühlte ihre Chakren, in seinem Kopf, in seinem Herzen, und es tat so weh, so furchtbar weh... Überganslos verstummten die Stimmen in seinem Kopf und Sasuke verlor die Kontrolle. "Tss.", machte Sasuke abfällig und Sakura warf ihm einen besorgten Blick zu. Er war blass und wirkte müde. Sie versuchte, sich auf Tsunades Worte zu konzentrieren, aber sie sah im Augenwinkel, wie er eine Hand flach auf seine Brust legte. Tsunade beendete ihre Rede und nahm eine weiße Blume auf. Als sie die Blume auf den marmornen Stein mit den eingemeißelten Namen legte, keuchte Sasuke unvermittelt: "Genug..." Sakura sah ihn an und erschrak. Er war kaltweiß im Gesicht und seine blinden Augen waren weit aufgerissen. "HÖRT AUF! NEIIN!!!", brüllte Sasuke und fasste sich an den Kopf. Sie wollte etwas sagen, irgendwas tun, aber im selben Moment sackte Sasuke wie in Zeitlupe in sich zusammen. "Sasuke? SASUKEE?!!", hörte sie sich selbst schreien. Er fiel vornüber ins feuchte Gras und sie umarmte ihn verzweifelt, drehte ihn auf den Rücken und begriff, dass er das Bewusstsein verloren hatte. Sofort war Tsunade bei ihnen und legte ihre Hand auf Sasukes Stirn. Eine Gruppe von Freunden und Neugierigen sammelte sich um sie drei. "Er hat sich überanstrengt.", hörte Sakura die Hokage sagen. "Das ist ja auch kein Wunder, so unvernünftig wie er mit sich umgegangen ist. Ich hätte besser auf ihn aufpassen sollen." Sie blickte sich um. "Kakashi, hilfst du mir bitte mal? Bringen wir ihn nach Hause. Er braucht dringend Ruhe. Sakura, kannst du mitkommen?" Es dauerte einen Augenblick, bis Sakura begriff, dass die Hokage mit ihr gesprochen hatte. "Ja...", murmelte sie und sah zu, wie Kakashi Sasuke mühelos hochhob. Langsam stand sie auf und folgte Kakashi. Sasuke schlug die Augen auf und zum ersten Mal ergriff ihn keine Panik, als ihn nur Schwärze empfing. Er spürte, dass jemand seine Hand hielt und wunderte sich, was geschehen sein mochte. Hatte er geschlafen? Das letzte, woran er sich erinnerte, war... ja, was eigentlich? Da war die Trauerfeier gewesen und dann... Er stöhnte auf, als er sich an den unbeschreiblichen Schmerz erinnerte. "Sasuke-kun? Ist alles in Ordnung?", hörte er Sakura fragen. Sofort wollte er sich im Bett aufsetzen, aber jemand drückte ihn mit sanfter Gewalt nach unten. "Bleib liegen, Sasuke. Du solltest dich besser noch ausruhen." Es war Tsunades Stimme. "Was ist passiert?", murmelte er erschöpft. "Genau das, was ich dir prophezeit hatte.", war die Antwort. "Du bist bei der Trauerfeier ohnmächtig geworden." Sie legte etwas Kühles auf seine Stirn und er ließ es sich nur deswegen gefallen, weil es sich so gut auf seiner erhitzten Haut anfühlte. "Ich habe dich gewarnt, Sasuke. Diese Technik, die du dir zunutze machst, kann ziemlich gefährlich werden. Sie ist nur kurz einsetzbar, zudem bist du noch so jung und geschwächt. Sie verbraucht viel zu viel Chakra." Das war Sasuke vollkommen egal. Was ihn beunruhigte war mehr die Erinnerung an den Schmerz. "Ich habe... sie gefühlt.", erzählte er stockend. "Die Chakren der Leute, in mir drin, in meinem Kopf und sie waren so... laut." "Du warst zu schwach, um mit all den neuen Sinneseindrücken klarzukommen. Du hattest schon zu viel Chakra verbraucht, es reichte nicht mehr aus, um dich vor den Einflüssen der anderen Auren zu schützen. Sei froh, dass es so glimpflich ausgegangen ist. Du hättest sterben können. Oder du hättest deinen Verstand verlieren können." Eigentlich hätte er ihre Bedenken gern einfach abgetan, aber er wusste, dass sie recht hatte. Was er da bei der Trauerfeier gespürt hatte, war erschreckend gewesen. Es machte ihm beinah noch mehr Angst als seine Blindheit. Und das bedeutete, er hatte nun auch seinen letzten Halt verloren. Er konnte die Technik nicht mehr einsetzen, wollte er nicht riskieren, noch mal diese Schmerzen zu erleiden und dem Wahnsinn so nahe zu kommen. Jetzt war er wirklich blind. Und vielleicht zum ersten Mal wurde ihm diese Tatsache mit ihrer vollen Tragweite bewusst. Er hörte kaum noch, wie Tsunade sich verabschiedete und merkte nur am Rande, wie Kakashi ihm alles Gute wünschte und ihm durchs Haar wuschelte. Er hatte die Anwesenheit seines Lehrers nicht einmal bemerkt. Nur Sakura blieb an seiner Seite. Er musste allein sein. Er wollte nicht, dass sie bei ihm war. Sie sollte es nicht sehen, sie sollte nicht sehen, wie... Noch bevor er ein Wort zu ihr sagen konnte, fühlte er zu seinem Entsetzen, wie die erste Träne über sein Gesicht lief. Er weinte. Tiefer hätte er gar nicht sinken können. Er saß in seinem Bett und weinte, vor ihren Augen, wie ein feiger Schwächling, weinte um die Ungerechtigkeit und das, was er verloren hatte. Sie sagte kein Wort, wofür er ihr sehr dankbar war, sondern nahm ihn einfach in den Arm. Diese Geste überraschte ihn. Es war lange, endlos lange her, seit ihn jemand einfach tröstend umarmt hatte. Es rief leise Erinnerungen an seine Kindheit wach, wo diese Dinge noch selbstverständlich gewesen waren. "Es ist nicht fair!", schluchzte er verzweifelt. "Warum ich?! Was habe ich getan? WARUM?!" Sakura drückte sich an ihn und streichelte beruhigend über seinen Kopf und seinen Rücken. Es war ein warmes, angenehmes Gefühl, gleichzeitig bildete sich ein steinharter Knoten in seinem Magen und eine leise Stimme warnte ihn, es nicht noch einmal zu wagen, jemandem seine Gefühle zu offenbaren. Der Moment, wo er diese Schwäche zutiefst bereuen würde, würde nur allzu bald kommen. Er versuchte, die Tränen niederzukämpfen, aber es hatte keinen Sinn. Als er begriff, dass er es nicht schaffen würde, da gab er auf. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er hörte auf, dagegen anzukämpfen, denn er hatte sowieso nicht die Kraft dazu. Er hörte auf, sich gegen den Gedanken der Blindheit wehren zu wollen. Er war kein Uchiha mehr. Kein Shinobi, kein Krieger, nur noch ein blinder Junge. Und nun begriff er, dass es noch etwas Schlimmeres gab als Angst oder Schmerz: Resignation. Es fühlte sich an, als hätte er gerade das letzte Stück seiner Seele verkauft. Auf einmal kamen keine Tränen mehr. Er fühlte sich leer und ausgebrannt. Er wollte nicht mehr über seine Zukunft nachdenken. Er hatte ja keine mehr. Er wollte keinen einzigen Gedanken mehr an eine Rache verschwenden, die er niemals bekommen würde. Er hatte es satt. Er hatte dieses ganze Leben einfach satt. Tief in seinem Herzen traf er eine folgenschwere Entscheidung und auch wenn er sich dessen noch nicht bewusst war, spürte er bereits die Konsequenzen. Noch einmal wollte er es auskosten, alles, was dieses erbärmliche Leben zu bieten hatte. Alles, was er sich bisher wegen seiner Rache versagt hatte. Er legte einen Arm um Sakura. Es war unglaublich lange her, seit er jemanden umarmt hatte, seit er jemandem so nahe gewesen war. Nur Naruto hatte es hin und wieder mit seiner Tollpatschigkeit geschafft, Sasukes perfekte Verteidigung zu durchbrechen. Aber das hier war anders. Vorsichtig küsste er ihren Hals und er spürte, wie sie erschrocken zusammenzuckte. Es machte keinen Sinn mehr, sich an die irrsinnige Hoffnung zu klammern, dass er eines Tages sein Augenlicht zurückgewinnen würde. Er hatte es endlich begriffen, sein Leben als Shinobi war vorbei. Noch während er das dachte, schrie irgendetwas in seinem Inneren, aber er ignorierte es völlig und packte mit einer Hand Sakuras Nacken. "S-Sasuke-kun, was tust du da?", stammelte sie. Sasuke beachtete ihre Worte gar nicht. Es war, als hätte jemand in ihm einen Schalter umgelegt. Ich bin sowieso nutzlos. Mehr als das hier kann ich nicht erwarten, oder? Ein langweiliges Leben, ohne Licht, ohne meine Rache, ohne meine Arbeit... nur das hier... Er küsste sie auf die Wange, schmeckte vorsichtig ihre weiche Haut, und er spürte, wie ihr Widerstand sehr schnell dahinschmolz. Er packte ihr Kinn mit den Fingern und setzte einen ersten, scheuen Kuss auf ihre Lippen. So also fühlte sich das an. Vage erinnerte er sich an seinen ersten Kuss, ausgerechnet von Naruto, der ihm mit seiner Ungeschicklichkeit schlichtweg überrumpelt hatte. Das hier war... anders. Sie öffnete den Mund und seine Zunge tastete sich vor. Es war ein schönes Gefühl, dieses angenehme Kribbeln in seinem Bauch. Aber tief in seinem Inneren wusste er, dass es nichts gegen den Nervenkitzel war, in einen ungewissen Kampf zu gehen oder einem überlegenen Gegner gegenüberzustehen. Er wollte mehr als das hier. Viel mehr. Aber er würde es nie mehr bekommen. Deswegen wollte er sich und der Welt beweisen, dass es vorbei war. Der hoffnungsvolle Erbe und letzte Überlebende der Uchiha Familie war verschwunden. Ich bin nicht mehr anders als die anderen. Ich habe keine Sharingan mehr. Deswegen kann ich auch das hier tun! Er drückte sie grob gegen die Wand und küsste sie noch einmal, zwang seine Zunge in ihren Mund und packte ihre Handgelenke, als sie sich halbherzig dagegen wehren wollte. Sein Körper reagierte heftig. Er suchte mit ungeduldigen Fingern nach den Knöpfen an ihrem Kleid und öffnete sie, überhörte dabei ihren leisen Protest. Grob riss er ihr das Kleid vom Leib und spürte, wie ihre Hände sein Hemd packten und er streckte bereitwillig die Arme nach oben damit sie es ihm über den Kopf ziehen konnte. Seine Hände erkundeten ungeduldig ihren Körper und ertasteten dabei den feinen Stoff ihrer Unterwäsche. Es war merkwürdig, gerade weil er nichts sehen konnte, schienen alle seine anderen Sinne auf einmal so viel schärfer zu sein. Er hörte sie angestrengt ein- und ausatmen, spürte, wie sich ihre Brust unter seinen Händen hektisch hob und senkte. Einen Moment lang stellte er sich in Gedanken die Frage, ob er sie wohl liebte, ob er sie überhaupt mochte, aber er verwarf den Gedanken wieder, ohne eine Antwort darauf gefunden zu haben. Es interessierte ihn gar nicht. Sie war nur ein Mittel zum Zweck, ein Weg, um seine Ängste für ein paar Kostbare Augenblicke zu verdrängen und sich in diesem Meer aus Sinneseindrücken zu ertränken. ...tbc... Kapitel 8: Resignation ---------------------- Als Sakura in Sasukes Armen erwachte, glaubte sie, dass nichts diesen perfekten Augenblick zerstören konnte. Sie hatte die Ereignisse noch gar nicht richtig verarbeitet, aber irgendwie war sie jetzt wohl mit Sasuke zusammen. Sie lachte vergnügt. Er öffnete seine Augen und sie stemmte sich auf die Unterarme, um ihn ansehen zu können. Seine Hand lag auf ihrem Rücken und irgendwie machte diese unbewusste Geste der Vertrautheit sie glücklich. "Sasuke-kun...", sagte sie und strich ihm liebevoll eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ich hab dich so gern..." Ein zaghaftes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, aber irgendwie hatte Sakura das Gefühl, dass es nicht echt war. Aber sie war nie besonders gut darin gewesen, sich in andere hineinzuversetzen, und seitdem Sasuke blind war, war noch schwerer in seinem Gesicht zu lesen als früher. Die trüben Augen machten es schwer, irgendeine Gemütsregung erkennen zu lassen. Sakura begriff, dass sie in den letzten Stunden völlig vergessen hatte, dass Sasuke sie gar nicht sehen konnte. Seltsam. Irgendwie sah sie in ihm noch immer dieselbe Person wie vorher. Jeder schien ihn anders zu behandeln, aber sie konnte und wollte nicht den blinden Jungen in ihm sehen. Für sie war er immer noch Sasuke, eigentlich noch immer unnahbar und unerreichbar. Kaum zu glauben, dass sie hier bei ihm sein durfte. Aber obwohl sie nackt in seinen Armen lag, fühlte es sich trotzdem so an, als wäre das alles hier gar nicht wirklich. Als wäre er nicht mit dem Herzen bei ihr. Entschlossen schüttelte sie den Kopf um den Gedanken zu vertreiben. Unsinn. Sasuke konnte kühl und abweisend sein, aber er war nicht der Typ, der etwas vorspielte was gar nicht da war. Sie legte ihren Kopf auf seine Brust und fragte leise: "Darf ich bei dir bleiben, Sasuke?" "Natürlich...", kam es etwas verwundert von ihm. "Nein, ich meine... für länger. Am liebsten für immer." "Hmmm... wieso nicht?" Frustriert ließ Sasuke die Stäbchen sinken und schob seine Schüssel weg. Es war schwer, um nicht zu sagen unmöglich, ohne sehen zu können mit Stäbchen zu essen. Irgendwo hatte er mal diesen Spruch gehört, von wegen Das Auge isst mit. Seltsamerweise stimmte das. Egal, was er auch aß, es schmeckte alles irgendwie... fad. Geschmacklos. Selbst sein Lieblingsessen hatte irgendwie den Reiz verloren. Und so war es nicht nur mit dem Essen. Sasuke begriff gar nicht, woran es lag, aber alles, was er früher gern getan hatte, erschien ihm nun... leer und ohne Bedeutung. Früher hatte er sich in warmen Sommernächten oft gerne aufs Dach gesetzt, die Sterne angesehen und die kühle Nachtluft genossen. Ein einziges Mal nach seiner Verletzung hatte er es versucht. Er hatte sich dort oben plötzlich rastlos und unruhig gefühlt, obwohl die Luft klar und angenehm gewesen war. Seitdem war er nie mehr dort hoch geklettert. Trainieren konnte er nicht mehr. Früher war das Training seine Erfüllung gewesen, es hatte ihm alles geboten. Die Sicherheit, mit jeder Anstrengung stärker zu werden und seinem großen Ziel ein Stück näher zu kommen, war nur ein Teil gewesen. Er liebte die körperliche Anstrenung, er hatte es genossen, sich auszupowern und abends todmüde ins Bett zu fallen. Auch davon schien nichts mehr übrig zu sein. Er hatte versucht, zu trainieren oder sich wenigstens sportlich zu betätigen, in dem eingeschränkten Maß in dem es ihm noch möglich war. Auf einmal erschienen ihm seine eigenen Bewegungen träge und schwer und er hatte das Gefühl, nicht voranzukommen. Nach einer Stunde Training hatte er es aufgegeben. Und es seitdem nie wieder versucht. "Was ist, Sasuke-kun? Schmeckt es dir nicht?" Er blinzelte, als Sakuras Stimme ihn aus seinen Gedanken riss. "Nein, ich... habe nur keinen Hunger.", murmelte er abwesend. Eine Woche waren sie nun schon zusammen. Sakura kam jeden Tag zu ihm und blieb manchmal auch über Nacht. Sie war für ihn wie ein Versuch, diesem Leben doch noch etwas Positives abzugewinnen. Aber tief in seinem Inneren wusste er schon, dass auch sie ihm nicht helfen konnte. Wenn er sie küsste, sie berührte, fühlte er nichts. Nur eine seltsame Ruhe, wenn sie bei ihm war, aber niemals Freude oder gar Zuneigung. Normalerweise hätte er es ihr längst gesagt. Sie war die einzige, die ihn nicht wie einen Blinden behandelte, sie hatte es nicht verdient, von ihm so benutzt zu werden. Aber diese Ruhe, die er nur in ihrer Gegenwart verspürte, war das einzige, an das er sich noch klammern konnte. Wenn sie nicht da war, herrschte Chaos in seinem Kopf. Aber wenn er bei ihr war, wenn er seinen Kopf auf ihren Schoß legte und die Augen zumachte, war er für ein paar kostbare Momente von seiner Unruhe befreit. Er hörte, wie sie ihre Schüssel beiseite schob und aufstand. Sie kam zu ihm und legte eine Hand auf seine Stirn. "Fühlst du dich nicht gut? Du hast schon seit Tagen nicht mehr richtig gegessen. Ich mache mir langsam Sorgen um dich." "Es geht mir gut.", behauptete er. "Wirklich? Ich muss zum Training. Aber wenn es dir nicht gutgeht, bleibe ich hier." "Nein, geh. Ich möchte es." Auch das war eine Lüge. Er wollte nicht allein sein. Die Stille war unerträglich. Sie gab ihm einen Kuss und flüsterte: "Ich beeil mich, okay? Bis heute Abend." Sie lief ins Wohnzimmer und er hörte sie noch eine Weile ihre Sachen zusammensuchen, bis irgendwann die Tür ins Schloss fiel und er alleine zurückblieb. Sasuke starrte ausdruckslos auf den Tisch, den er ohnehin nicht sehen konnte, und wartete. Wartete auf eine Eingebung, auf eine Idee, was er jetzt mit sich anfangen könnte. Plötzlich erschien ihm jeder Tag so unendlich lang. Er wusste nichts mit sich anzufangen. Was sollte er auch tun? Lesen? Fernsehen? Er lachte humorlos auf. Irgendwann stand er auf und schlurfte rüber ins Wohnzimmer. Auf seinem Weg stieß er mit dem Fuß gegen die Couch. Er beachtete den Schmerz gar nicht sondern wanderte bis zum Fenster und setzte sich aufs Fensterbrett. Er legte die Fingerspitzen auf das Glas. Es fühlte sich warm an und jetzt spürte er auch die Wärme der Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht. Also war draußen schönes Wetter. Einen Moment lang überlegte er, ob er spazieren gehen sollte. Aber allein hätte er nie mehr den Weg nach Hause gefunden. Außerdem, wozu war ein Spaziergang gut, wenn man die Umgebung nicht sehen konnte. Er ließ seine Stirn an das Fensterglas sinken und starrte mit trüben Augen ins Nichts. Er versuchte, sich daran zu erinnern, was man von hier aus alles sah, während die Minuten zu Stunden zu werden schienen. Als Sakura abends heimkam, entdeckte sie Sasuke schlafend auf der Fensterbank. Leise zog sie sich die Schuhe aus und schlich zu ihm rüber. Er hatte die Stirn ans Fenster gelehnt und schlief unruhig. Seine Fingerspitzen zuckten ganz leicht und ab und zu runzelte er die Stirn. Ob er wohl einen Alptraum hatte? Sakura streckte die Hand aus, um ihn zu wecken, ließ es dann aber bleiben. Ob Sasuke wohl den ganzen Nachmittag so verbracht hatte? Sie traf ihn selten anders an als so. Meistens saß oder lag er irgendwo und starrte mit seinen toten Augen ins Nichts. Es brach ihr jedes Mal das Herz. Sasuke war kein Mensch, der einfach irgendwo rumsitzen konnte. Er brauchte sein Training und er brauchte eine Aufgabe. Ihr fiel auf einmal auf, wie dünn er geworden war. Wahrscheinlich aß er schon länger nichts mehr. Wollte er sich selber quälen? Es tat ihr so weh, ihn so zu sehen. Das war nicht der Sasuke, den sie kannte. Nie hätte sie gedacht, dass er sich so aufgeben würde. Sich aufgeben... Ja, genau das war es. Irgendwie hatte sie es die ganze Zeit schon geahnt aber erst jetzt wurde es ihr wirklich bewusst. Sasuke hatte resigniert. Er hatte kein Ziel mehr, nichts schien ihm mehr Freude zu bereiten. Sie hatte gehofft, ihm neuen Lebensmut geben zu können, aber scheinbar reichte ihre Gegenwart nicht aus. Sie war froh, dass er sie nicht weggeschickt hatte, aber so konnte es doch nicht weitergehen. Sasuke würde sich irgendwann selbst zerstören wenn er so weitermachte. "Wie kann ich dir nur helfen, Sasuke-kun?" In diesem Moment hätte sie alles gegeben, um ihm zu helfen. Sie hätte sogar ihr eigenes Augenlicht geopfert, wenn er seines dafür zurückbekommen hätte. In dem Moment runzelte Sasuke die Stirn und murmelte im Schlaf: "Itachi..." Erstaunt wiederholte Sakura diesen Namen. Uchiha Itachi, Sasukes Bruder und gleichzeitig sein schlimmster Feind. Träumte er von ihm? Sie kannte inzwischen die Geschichte des Uchiha Clans. Sie wusste von den Morden, die Itachi begangen hatte und von der Rache, die Sasuke ihm geschworen hatte. Der Wunsch nach Rache war es gewesen, der Sasuke früher angetrieben hatte. Langsam begann sie, zu verstehen. Sasuke war jetzt blind, er konnte seine Rache nicht mehr bekommen. Sie legte nun doch eine Hand auf seine Wange. "Ich kann dir nicht helfen... aber vielleicht... vielleicht kann er es?" ...tbc... Kapitel 9: Entzwei ------------------ Das Prasseln des heißen Wassers auf seiner Haut klang wie Hammerschläge in Sasukes Ohren. Er strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht. Er hatte gehört, dass die Sinne von Blinden mit der Zeit schärfer wurden, und tatsächlich klang seit neuestem jedes Geräusch das er früher kaum bemerkt hatte plötzlich unheimlich laut in seinen Ohren. Aber er hatte große Zweifel, dass sich sein Gehör in den wenigen Wochen so verbessert haben sollte. Es war einfach so, dass er sich jetzt mehr denn je auf sein Gehör verlassen musste. All diese Geräusche, die er auf einmal wahrnahm, halfen ihm nicht, die Umgebung besser wahrzunehmen. Sondern sie machten ihm grässliche Kopfschmerzen, er wollte sie nicht hören, sie raubten ihm den letzten Nerv und davon mal abgesehen auch den Schlaf. Er konnte nichts mehr tun ohne diesen Lärm. Frustriert ließ er seine Stirn gegen die Wand der Dusche sinken. Es war alles so mühsam. So furchtbar nervtötend. So sinnlos. Er fragte sich schon lange, warum er das alles überhaupt noch ertrug. Warum er sich Tag für Tag aus dem Bett quälte und die endlos langen, langweiligen Tage irgendwie hinter sich brachte. Er hatte genug davon. Sasuke war nicht verzweifelt oder traurig. Er hatte es einfach nur satt. Damals, als Itachi seine heile Welt in ein Meer aus Blut getaucht und ihn allein mit seinem Schmerz zurückgelassen hatte, da hatte er sich manchmal gewünscht, sein Bruder hätte ihn auch getötet. Aber seine Wut hatte ihn am Leben erhalten. Jetzt reichte der Gedanke an Itachi einfach nicht mehr aus. Das Gefühl der Leere war noch viel stärker. Itachi mit seinen kalten Augen war weit weg und Sasuke war hier, einsam, leer, ausgebrannt. Er wollte wirklich nicht mehr. In Momenten wie diesen wollte er sich einen Kunai schnappen und seiner erbärmlichen Existenz ein Ende machen, egal wie feige es auch sein mochte. Aber er tat es nicht. Wusste selbst nicht, warum. Er wusste gar nichts mehr, außer dass es so nicht weitergehen konnte. Ungeduldig tastete er nach dem Wasserhahn. Versehentlich stieß er mit der Hand dagegen und stellte den Hebel um. Bevor er reagieren konnte, schoss kochend heißes Wasser auf ihn herab und er schrie auf. Es wäre klüger gewesen, einfach aus der Dusche zu steigen, aber er biss die Zähne zusammen und tastete nach dem Hebel, ignorierte den brennenden Schmerz so lange, bis er fand was er suchte und das Wasser abschalten konnte. Wütend schob er die Tür auf und stieg aus der Dusche, und mit einem zornigen Schrei knallte er sie wieder zu. Es tat weh. Es war nicht fair. In dem Moment empfand er glühenden Hass auf sich selbst, auf seine eigene Unfähigkeit. "Sasuke-kun!" Sakura stürmte in den Raum und wurde still. Nach einer kurzen Pause murmelte sie: "Ich hab einen Schrei gehört. Was ist passiert?!" "Nichts!", blaffte er. "Deine Haut ist ganz rot..." Sie nahm seine Hand und strich mit den Fingerspitzen über seinen Arm, wo er besonders viel vom kochend heißen Wasser abbekommen hatte. Er verzog das Gesicht und als sie es merkte, ließ sie ihn los. Es raschelte, dann drückte sie ihm das Handtuch in die Hand. Er schlang es sich um die Hüften, noch immer in eisernes Schweigen gehüllt. Offenkundig entschied Sakura sich, nicht weiter nachzufragen. Statt dessen spürte er, wie sie ihm ein Handtuch auf den Kopf legte und begann, seine Haare trocken zu rubbeln. Sasuke ließ es wortlos geschehen, war zu verloren in seinen düsteren Gedanken. Es schmerzte noch, dort wo das heiße Wasser ihn voll getroffen hatte. Sakura zog ihm das Handtuch vom Kopf und gab einen amüsierten Laut von sich. Zärtlich zupfte sie ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Du siehst süß aus, wenn du nicht frisiert bist. Darf ich dir die Haare kämmen?" In dem Moment konnte er ihre Worte nicht ertragen. Er schlug ihre Hand beiseite und zischte: "Hör auf damit." Sie war still und er fügte giftig hinzu: "Ich bin nicht hilflos, ich kann mich auch alleine frisieren! Behandle mich nicht wie einen verdammten Krüppel!" Er wusste, dass er unfair war. Von allen war sie beinahe die einzige, die ihn NICHT so behandelte. Aber er brauchte ein Ventil für seine grenzenlose Wut. "Sasuke-kun, es war nicht meine Absicht..." "Spar dir das!", blaffte er. "Dein Mitleid brauche ich nicht!" Als sie antwortete, schwang bereits ein Anflug von Wut in ihrer Stimme mit. "Das ist kein Mitleid! Ich sorge mich um dich, das ist alles!" "Erzähl das jemand anders!" "Du bist nunmal blind. Langsam solltest du lernen, die Hilfe deiner Freunde anzunehmen." "Ich will keine Hilfe, weder von dir noch von sonst jemand! Wenn du bloß hier bist, weil du meinst, ich bräuchte deine Hilfe, kannst du nach Hause gehen! Ich brauche dich nicht, um ehrlich zu sein ist es mir sogar scheißegal ob du hier bist oder nicht." Es war eine Lüge, aber das war in dem Moment egal. Es tat gut, ihr diese Dinge an den Kopf zu werfen. Er sprach die Worte voller Hass, aber eigentlich war der Hass nicht gegen sie, sondern gegen ihn selbst gerichtet. Sie sagte zuerst gar nichts. Dann erwiderte sie mit bebender Stimme: "Das meinst du nicht ernst." Sasuke wusste selbst nicht, was mit ihm los war. Seine Antwort war eisig und distanziert. "Meinst du?" Wieder schwieg sie und jetzt schoss ihm durch den Kopf, dass er vielleicht doch zu weit gegangen war. Gerade, als er etwas sagen wollte, fuhr sie ihn an: "Dein ewiges Selbstmitleid hängt mir echt zum Hals raus! Du meinst wirklich, die ganze Welt will dir nur Böses!" Das saß! Ihre Worte taten mehr weh, als er es sich eingestehen wollte. "Wenn du so weitermachst, hast du bald gar keine Freunde mehr! Und offensichtlich bist du zu blöd, auf dich selbst aufzupassen! Wenn es so weitergeht, krepierst du hier einsam und allein in deiner Wohnung bloß weil du zu stolz bist um jemanden um Hilfe zu bitten!" "Ja das wäre wirklich ein großer Verlust!", zischte er sarkastisch. Die Worte waren längst ausgesprochen, als er begriff, was er da gesagt hatte. Auch Sakura war schockiert. "Was sagst du da?", flüsterte sie. Erst wollte er seine Worte als dumme Bemerkung abtun, aber dann sprudelte es einfach aus ihm heraus. Sollte sie doch denken, was sie wollte. "Mir reicht es, Sakura. Ich hab die Nase voll von diesem ganzen Mist. Glaub mir, ich wünsche mir nichts sehnlicher als über die Straße zu gehen und von einem verirrten Kunai getroffen zu werden." Er versuchte, zumindest ein bisschen sarkastisch zu klingen, aber die Worte klangen anders, als er das geplant hatte. Ernst. Todernst. Er wartete auf irgendeine Reaktion von ihr. Was sie tat, war genau das Gegenteil von dem, was er erwartet hatte. "IDIOT!!!", schrie sie und dann klatschte es unheimlich laut und er fühlte brennenden Schmerz im Gesicht. Überrascht presste er eine Hand auf seine schmerzende Wange. Er hatte nicht mehr die Gelegenheit, etwas dazu zu sagen. Noch bevor er sich von dem Schock der Ohrfeige erholt hatte, stürmte sie aus dem Zimmer und er hörte, wie sie wutentbrannt die Haustür zu knallte. Als der Schmerz der Ohrfeige langsam nachließ, und die Stille im Haus plötzlich wieder erdrückend wurde, begriff er, was er da gerade gesagt hatte. Nicht, dass er es nicht ernst gemeint hatte. Aber es war gefährlich, so etwas laut auszusprechen. Wenn die falschen Leute davon Wind bekamen, landete er noch in der Geschlossenen. Und das war das einzige, was für ihn zur Zeit noch schlimmer erschien als die jetzige Situation. Von nun an würde er sich zusammenreißen. Niemand sollte erfahren, was für Gedanken ihn quälten, es ging niemanden was an. Völlig aufgelöst stürmte Sakura an ihrer Mutter vorbei die Treppe hoch und in ihr Zimmer. Sie knallte die Tür zu und warf sich auf das Bett. Sie drückte ihr Gesicht ins Kissen, als ihr die Tränen kamen. Sie wusste noch gar nicht, warum sie eigentlich weinte. Wegen dem Streit? Nein, es war das, was er als letztes gesagt hatte. Das hatte sie zutiefst erschreckt. Erst als sie sich einigermaßen beruhigt hatte, setzte sie sich wieder auf und dachte über das nach, was da grade passiert war. Ihre Handfläche brannte, sie hatte so fest zugeschlagen, dass sie sich selber wahrscheinlich mehr weh getan hatte als ihm. Sie starrte auf ihrer gerötete Hand und merkte, wie sie zitterte. Solche Worte hätte sie grade von Sasuke nie erwartet. Sie hatte deutlich gespürt, wie ernst er es meinte. Verzweifelt biss sie sich auf die Unterlippe. Sie hatte nicht gewusst, wie schlimm es ihm ging. Sie hatte es nicht mal geahnt. Aber eins wusste sie. Es musste etwas passieren, sonst würde er sich eines Tages vielleicht wirklich umbringen. Jemand musste ihn aus seiner Apathie reißen, er brauchte wieder ein Ziel in seinem Leben. Sie hatte es nicht geschafft, ihm seinen Lebensmut zurückzugeben. Und ihr fiel nur eine Person ein, die das konnte. Das Lächeln, das Naruto Sakura schenkte, war nicht ganz ehrlich gemeint, als er sagte: "Das ist echt nett von dir, dass du mich mal auf eine Schüssel Ramen einlädst!" Zuerst hatte er sich wirklich über die Einladung gefreut, aber inzwischen hatte er den leisen Verdacht, dass Sakura ihm irgendwas sagen wollte. Und wenn er so in ihr ernstes Gesicht blickte, hatte er das Gefühl, dass es ihm nicht gefallen würde. "Ich dachte mir einfach, wir sollten mal wieder etwas Zeit miteinander verbringen. Wir haben uns seit dem Begräbnis nicht gesehen.", sagte sie und ihre Fröhlichkeit war offenkundig nur Fassade. Er ließ die Essstäbchen für einen Moment sinken und murmelte: "Das ist doch nicht wirklich der Grund, oder? Möchtest du mit mir über etwas reden?" Trübsinnig starrte Sakura auf ihr Essen und er wusste, dass er mit seiner Vermutung richtig lag. "Sakura-chan? Geht es um Sasuke?" Sie starrte weiterhin auf das Essen. "Ja. Er ist so anders geworden seit seinem Unfall. Ich mache mir ernste Sorgen um ihn." "Du brauchst dir keine Sorgen um ihn zu machen, wirklich. Du kennst ihn doch, der ist hart im Nehmen." Sie schüttelte den Kopf. "Diesmal ist es anders. Naruto, er hat einfach aufgegeben. Ich erkenne ihn gar nicht wieder." "Denkst du nicht, dass er darüber hinwegkommt?" Endlich schaute sie ihm in die Augen und es tat ihm weh, wie traurig sie aussah. Er gab nicht viele Dinge, die Naruto traurig machen konnten, aber wenn er seine Freunde leiden sah, war das furchtbar für ihn. Er wollte ihr so gerne helfen. Sakura sagte: "Diesmal nicht. Er kann nicht mehr trainieren, nicht mehr kämpfen, und er kann... sich nicht rächen." "Zumindest das ist doch eine gute Sache.", erwiderte Naruto bedrückt. Er wusste einfach nicht, was er sonst sagen sollte. Er wusste ja selbst, dass Sasuke sich zurückgezogen hatte, und er hatte keine Ahnung, wie er seinem Kameraden helfen sollte. "Ich weiß nicht, ob es das ist.", meinte sie und stocherte in ihrem Essen rum. "Er träumt oft von seinem Bruder. Ich höre, wie er im Schlaf seinen Namen sagt." Sie machte eine kurze Pause. "Du bist Itachi doch einmal begegnet, oder? Wie ist er?" Die Frage erstaunte ihn. Trotzdem antwortete er: "Er ist seltsam. Ganz anders als Sasuke." "Inwiefern?" "Er wollte mich entführen, aber er war ganz ruhig. Selbst als erst Sasuke und dann Jiraiya aufgetaucht sind, hat er sich nicht aus der Ruhe bringen lassen." Er dachte darüber nach. Wenn er an die Ereignisse zurückdachte, verspürte er vor allem grenzenlose Wut auf Itachi, der es gewagt hatte, Sasuke so zu verletzen. Er hatte öfter über diese Begegnung nachgedacht und sprach nun zum ersten mal das aus, was er über Itachi dachte. "Ich habe keine Ahnung, warum Sasuke ihn so hasst. Aber ich fand ihn... erschreckend. Total kalt. Wenn du mich fragst, er ist stärker als es gut für ihn ist." "Aber eines habe ich nie verstanden... du hast mir damals erzählt, er hat Sasuke verletzt, nachdem der ihn angegriffen hat. Warum hat Itachi ihn am Leben gelassen? Und auch Kakashi hat er nicht umgebracht. Ich meine, ein S-Klasse-Verbrecher kommt einfach so ins Dorf spaziert und alle die sich ihm in den Weg stellen, lässt er am Leben." Er zuckte die Schultern. "Jemand wie er hat es vielleicht einfach nicht nötig, zu töten. Ich hab mir auch lange den Kopf darüber zerbrochen, aber nie wirklich eine Antwort gefunden." "Er ist Sasukes Bruder. Denkst du, er hat ihn deshalb nicht getötet?" "Ja vielleicht. Vielleicht war Sasuke in seinen Augen aber auch nur zu schwach um ein ernsthafter Gegner zu sein." Nachdenklich starrte sie an Naruto vorbei. "So ist das." Sie lächelte. "Es scheint, als würde Itachi nicht wahllos töten." Langsam wurde Naruto misstrauisch. "Sakura-chan? Warum willst du das alles eigentlich wissen?" Sakura lächelte ihn zuversichtlich an. "Ich möchte einfach Sasuke besser verstehen. Und wenn er so oft an seinen Bruder denken muss, will ich wissen, was der für ein Mensch ist. Also, bitte, erzähl mir alles über Itachi, was du weißt." Er hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache, aber er wusste selbst nicht genau, warum. Deshalb fing er tatsächlich an zu erzählen, und Sakura hörte ihm aufmerksam zu. *** Tut mir leid dass ich für dieses Kapitel so lange gebraucht hab. Leide im Moment unter einer argen Schreib-Blockade... ich hoffe nur, das nächste Kapitel wird nicht so lange brauchen... Kapitel 10: Risiko ------------------ Als gegen Abend die Tür zu seinem Apartment aufgeschlossen wurde, war Sasuke einigermaßen überrascht. Nach Sakuras wutentbrannter Ohrfeige hatte er gedacht, sie wäre böse auf ihn und würde sich in den nächsten Tagen nicht blicken lassen. Offenbar hatte er sie falsch eingeschätzt. "Sasuke-kun.", sagte sie freundlich, aber deutlich distanzierter als sonst. Er saß wie immer am Fensterbrett und versuchte, die Zeit totzuschlagen. Jetzt wo sie da war, fiel ihm ein Stein vom Herzen, denn er hatte geglaubt, die Einsamkeit nicht länger ertragen zu können. Trotzdem ließ er sich nichts anmerken sondern schwieg eisern. Nur äußerlich gleichgültig hörte er zu, wie sie durch das Haus ging und kurz im Schlafzimmer verschwand. Vielleicht war sie nur gekommen, um ihre Sachen zu holen. Er war zu weit gegangen. Mit seinem idiotischen Auftritt hatte er es geschafft, sie zu verschrecken. Damit verlor er auch noch seinen letzten Halt. Aber zu seiner Überraschung kam sie, als sie zurückkehrte, zu ihm ans Fenster. "Sasuke... ähm..." Er drehte den Kopf in die Richtung, aus der ihre Stimme kam. "Es tut mir leid. Ich hätte dich nicht ohrfeigen sollen." "Hn.", machte er verstockt. Es war meine Schuld. Ich hätte es nicht sagen sollen. Ich hätte dich nicht so anfahren dürfen. Bleib hier. Bitte, ich bitte dich, verlass mich nicht. In seinem Kopf sagte er tausend Dinge, aber er sprach nichts davon aus, konnte es einfach nicht. Aber irgendwie schien sie es zu verstehen. Sie legte ihre Hand auf seine Wange und murmelte: "Man sieht den Handabdruck noch. Ehrlich, das wollte ich nicht." "Schon gut." "Sasuke... darf ich mich ein bisschen zu dir setzen?", fragte sie. Die Bitte überraschte ihn ein wenig, aber noch bevor er nachdenken konnte, nickte er. Im Grunde sehnte er sich nach ihrer Nähe. Sie ließ ihn los und setzte sich zwischen seine Beine. Mit dem Rücken lehnte sie sich an seine Brust und instinktiv legte er einen Arm um sie. Unter seinen Fingern fühlte er merkwürdigen Stoff, merkte, dass sie nicht ihre üblichen Sachen trug. Der Stoff war fest und schwer, es fühlte sich nicht wie etwas an, das sie in ihrer Freizeit tragen würde. "Was hast du da an?", fragte er tonlos. "Ich verlasse das Dorf für ein paar Tage." "Eine Mission?" "Mhmm..." Automatisch drückte er sie fester an sich. Wie sollte er mehrere Tage allein diese entsetzlich laute Stille seiner Wohnung ertragen? Aber er hätte sich lieber auf die Zunge gebissen als das zuzugeben. Er würde sich nicht von ihr abhängig machen. "Wann musst du los?" "Ich geh gleich los. Ich wollte dir nur vorher Bescheid sagen und mich... entschuldigen." Sie streichelte über seinen Arm. "Ich hab Naruto gebeten, ab und zu nach dir zu sehen. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel." "Hmm..." Für eine Weile kehrte Stille ein, aber es war nicht dieselbe Stille, die ihn in den Wahnsinn trieb, wenn Sakura nicht da war. Was er zu ihr gesagt hatte, tat ihm aufrichtig leid. Er wunderte sich längst nicht mehr über die Stimmungsschwankungen, die ihn neuerdings heimsuchten. Heute Morgen war er furchtbar wütend gewesen, jetzt fühlte er sich entspannt und fast zufrieden, auch wenn er sich bewusst war, dass dieses Gefühl nicht lange anhalten würde. Fast unbewusst strich er mit dem Daumen über ihre Hand, sie sich in seiner so klein anfühlte. Er wünschte, er hätte ihr sagen können, was wirklich ihm vor sich ging. Er wollte ihr so gern erzählen, wie einsam er sich fühlte. Wie unfair das alles war. Wie erdrückend die Stille war, wie nervig die lauten Geräusche. Wie sinnlos das Leben plötzlich erschien... außer wenn sie bei ihm war. Instinktiv wusste er, dass es ihm helfen würde, mit ihr darüber zu reden. Aber er konnte nicht. Düster erinnerte er sich an die wenigen Momente, wo Itachi wie ein richtiger Bruder zu ihm gewesen war. Manchmal war er abends zu seinem Bruder ins Bett gekrochen, wenn ihn irgendwas bedrückt hatte. Itachi hatte es immer gemerkt wenn er Kummer gehabt hatte und ihn auf seinen Schoß gehoben. Dann hatte er ungeduldig gefragt: "Was ist los, Sasuke?" Und Sasuke hatte sich an seine Brust gelehnt und ihm von seinen kindischen Problemen erzählt. Danach hatte er sich besser gefühlt, auch wenn Itachi nie etwas dazu gesagt hatte. Unwillkürlich schüttelte Sasuke den Kopf. Er würde nie mehr jemandem so vertrauen können wie er Itachi vertraut hatte. Sein Bruder hatte ihn auf die abscheulichste Weise verraten. Er hatte einfach kein Vertrauen mehr in andere Menschen. Sasuke hatte seine Lektion gut gelernt. Er wollte ihr sagen, wie gern er sie hatte. Wie gern er sie im Arm hielt und er sie bei sich hatte. Stattdessen schwieg er eisern und hoffte, dass sie es wusste. Sehr lange, wohl länger als Sakura es vorgehabt hatte, saßen sie so da, bis sie irgendwann fast widerwillig sagte: "Ich sollte besser gehen." Sie schälte sich aus seiner Umarmung und auch er ließ sie nur widerwillig los. Zum Abschied gab sie ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund und sagte eindringlich: "Bitte, gib ein bisschen auf dich Acht, okay?" Er gab ihr keine Antwort. Tags darauf, irgendwann um die Mittagszeit herum, klingelte es an Sasukes Tür. Es dauerte ein wenig, bis er den Weg zur Tür fand, und der Besucher hatte inzwischen ungefähr hundert mal geklingelt und Sasuke damit nicht nur wütend gemacht sondern auch zu der Erkenntnis gebracht, dass es sich um Naruto handeln MUSSTE. Wer außer dem blonden Ninja konnte schon so eine Nervensäge sein, noch bevor er die Wohnung betreten hatte? Als er die Wohnungstür öffnete, und ihm ein fröhliches "Halloooo, Sasuke!" entgegenschallte, wurde seine Vermutung (Befürchtung) bestätigt. Ungefragt drängte Naruto sich an ihm vorbei in die Wohnung und verkündete: "Ich hab uns Ramen mitgebracht! Ich hoffe, du hast noch Nichts gegessen!" Sasuke verzog das Gesicht, aber eigentlich freute er sich ja über ein wenig Gesellschaft. Und Ramen war auch nicht das Schlechteste, fand er. Also setzten sie sich ins Esszimmer und Naruto stellte ihm eine heiße Schüssel Ramen vor die Nase. Während er Narutos Schlingen, Schmatzen und Kauen dröhnend laut mithörte, hatte er gröbere Schwierigkeiten, mit den Stäbchen zu essen. Zuerst bemühte er sich redlich, die Fassung zu bewahren, dann aber gelangte er doch zu der Erkenntnis, dass Naruto sowieso aß wie ein Schwein, also nahm er den Becher mit der heißen Suppe in die Hände und schlürfte das Essen so. Zwischendurch fragte Naruto mit vollem Mund: "Wo ist eigentlich Sakura-chan?" Sasuke setzte die Schüssel ab und erwiderte: "Hat sie dir das nicht gesagt? Sie hat irgendeine dringende Mission." "Tatsächlich?", schmatzte Naruto. "Sie hat zu mir nur gesagt, dass sie in den nächsten Tagen keine Zeit haben wird und ich ein bisschen nach dir sehen soll. Von einer Mission weiß ich nichts." Man hörte das Klackern der Stäbchen und dann ein Schlürfen, als er seine Schüssel leer machte. "Ich dachte, Tsunade hat bis auf weiteres eine generelle Ausgangssperre verhängt?" "Ach ja? Warum weiß ich nichts davon?" "Hm, keine Ahnung. Vielleicht irre ich mich ja auch. Ich hab vor ein paar Tagen jedenfalls angefragt, ob ich nicht mal wieder was zu tun kriege und da meinte sie, sie möchte im Moment niemanden losschicken, da sie befürchtet, Orochimaru könnte sich wieder blicken lassen." Sasuke setzte seine Schüssel ab. "Und warum schickt sie dann ausgerechnet Sakura los?" "Keine Ahnung. Wird schon was gewesen sein, was nicht warten konnte." Der Appetit war Sasuke vergangen. Er hatte plötzlich ein beunruhigendes Gefühl im Bauch. "Bist du dir da sicher? Warum sollte Tsunade ausgerechnet Sakura mit so etwas wichtigem beauftragen?" "Was willst du damit sagen?" "Ich hab das Gefühl, da stimmt was nicht." "Du siehst Gespenster..." Energisch schüttelte er den Kopf. Er hatte nicht mehr viel Vertrauen in sich selbst, aber er hatte immer auf seine Instinkte gehört, und nun klingelten sämtliche Alarmglocken in seinem Kopf. "Naruto, ich hab ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache. Jetzt wo ich drüber nachdenke, war sie irgendwie... seltsam, bevor sie gegangen ist." "Hmm, als sie sich verabschiedet hat war sie ganz normal.", sagte Naruto, aber Sasuke hörte ihn nicht mehr essen. Offenbar machte er sich auch Gedanken. Abrupt stand Sasuke auf. Er wusste nicht genau, warum, aber er ging ins Schlafzimmer, getrieben von einer flüchtigen Ahnung. "Sasuke? Sasuke, wo gehst du hin?" Naruto rannte ihm hinterher. "Sie war im Schlafzimmer.", antwortete Sasuke. "Als sie hier war, war sie im Schlafzimmer. Was wollte sie da?" Er hörte etwas rascheln und Naruto sagte ernst: "Sasuke. Hier ist ein Brief, für mich." Einen beklemmenden Moment lang war er still, als er die Nachricht durchlas, dann murmelte er: "Ach du scheiße..." "Was?! Was steht drin?" Also hatte er doch recht gehabt. Naruto reichte ihm einen Zettel aber er schüttelte nur den Kopf. "Ich kann das nicht lesen, Dobe!" "Ah ja.", murmelte Naruto. "Lies es vor!!", blaffte Sasuke ungehalten. "Naruto. Ich verlasse das Dorf für ein paar Tage. Ich werde Itachi suchen, denn ich glaube, dass er der einzige ist, der Sasuke helfen kann. Ich weiß, dass es verrückt klingt, aber so kann es nicht weitergehen. Erzähl Sasuke nichts von diesem Brief und pass etwas auf ihn auf. Ich komme so schnell wie möglich zurück. Sakura.", las Naruto. Sasuke glaubte, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Im ersten Augenblick konnte er es nicht glauben. Fassungslos schüttelte er den Kopf. "Sie ist VERRÜCKT!!!", schrie er. "Itachi ist gefährlich! Und wie zum Teufel kommt sie auf die Idee, er könnte mir HELFEN?!" Völlig verunsichert wanderte er im Zimmer auf und ab. "Großer Gott..." "Sie hat mich neulich zum Essen eingeladen und mich über Itachi ausgefragt...", murmelte Naruto. "Jetzt versteh ich endlich, warum." "Wie kommt sie auf die Idee, ausgerechnet Itachi könnte mir irgendwie helfen!?" "Ich weiß nicht. Sie hat mir erzählt, dass sie gehört hat, wie du im Schlaf von ihm gesprochen hast. Vielleicht glaubt sie, weil du dein Ziel verloren hast, hast du dich aufgegeben. Und nur Itachi kann das irgendwie ändern." "Ich glaub das nicht! Ich FASSE es nicht! Sie ist verrückt! Itachi wird sie umbringen!" Allein der Gedanke, seinem Bruder in seiner Verfassung unter die Augen zu treten, machte ihn buchstäblich krank. Aber Sakura hatte gegen diesen Bastard überhaupt keine Chance. Wie auch immer sie auf diese verrückte Idee gekommen war, sie tat das nur für ihn. "Wir müssen sie finden! Wir müssen sie verfolgen und von dieser Dummheit abhalten!" "Wie denn?", keifte Naruto. "Wir wissen nicht mal, in welche Richtung sie gegangen ist. Es weiß doch kein Mensch, wo sich dein Bruder aufhält!" Er stutzte und gerade als Sasuke ihn wutentbrannt anschreien wollte, murmelte er: "Warte mal... ich hab ihr erzählt, dass Kakashi was weiß." "Was meinst du damit, Kakashi weiß was?!" "Soll heißen, dass Itachi anscheinend kürzlich irgendwo gesichtet wurde. Er und dieser Haifischtyp." "WO!?" Naruto fauchte: "Weiß ich nicht! Ich habe zufällig ein Gespräch mitbekommen zwischen Kakashi und einem Anbu, und da fiel sein Name. Das hab ich ihr erzählt! Vielleicht hat sie Kakashi ausgehorcht!" "Dann gehen wir zu ihm und fragen ihn!", blaffte Sasuke ungeduldig. "Meinst du der sagt uns was? Der lässt uns einsperren wenn er merkt was wir vorhaben." Sasuke holte tief Luft, aber es half ihm nicht wirklich, um sich zu beruhigen. "Bring... mich zu Kakashi, und zwar sofort. Der kann mich nicht aufhalten, ich lasse Sakura jedenfalls nicht hilflos da draußen rumlaufen. Du hast Itachi doch selbst erlebt. Was denkst du wird passieren, wenn sie Itachi wirklich findet?" "Oh Mann, so ne Scheiße!", murmelte Naruto. "Komm, wir dürfen keine Zeit verlieren." Kakashi schien die Eile seiner Schüler nicht zu bemerken und wenn doch, dann ignorierte er sie. Besonnen rieb er sich das Kinn und murmelte: "Ja, Sakura war bei mir und wir haben auch über Itachi gesprochen..." "Hast du ihr gesagt, wo er ist?", fragte Naruto, während Sasuke sich mühsam zurückhielt. "Wir wissen nicht, wo er ist.", entgegnete Kakashi. Sasuke fauchte: "Wenn du wegen mir so schweigsam bist, dann schmink es dir ab, es geht hier nicht um meine Rache, sondern um Sakura. Also sag endlich, was du weißt!" "Na schön, na schön, ich habe ihr gesagt, wo er zuletzt gesehen wurde." "Bist du verrückt geworden?", rief Sasuke ungehalten. "Ist das nicht so was wie eine geheime Information!? Warum erzählst du ihr so was?" "Ach, wisst ihr, sie hat mich überrumpelt... sie war so charmant und nett zu mir... und sie hat mir Kekse gebacken... wisst ihr, wie lange es her ist, dass mir eine hübsche junge Frau Kekse gebacken hat? Also das war..." "Das reicht!", murmelte Naruto unwillig. "Was hast du ihr gesagt?" "Also noch mal lasse ich mich nicht reinlegen. Eigentlich hätte ich ihr das gar nicht erzählen dürfen..." "Ok das reicht.", fauchte Sasuke ungeduldig. "Wir sagen es ihm." Kakashi schwieg neugierig und Sasuke erzählte rasch: "Sakura ist nicht mehr im Dorf! Sie ist unterwegs um Itachi zu suchen weil sie denkt mir damit irgendwie einen Gefallen zu tun! Kapierst du, was du angerichtet hast? Wir müssen sie finden, und deshalb musst du uns sagen, was du ihr gesagt hast!" "WAS?!" Auf einmal war Kakashi sehr ernst. "Und Sakura ist alleine unterwegs?" "Ja!" "Ach du meine Güte... ihr habt Recht, wir müssen was unternehmen. Aber ihr beide seid nicht unbedingt die Richtigen dafür. Wir müssen Tsunade Bescheid geben und..." Sasuke schüttelte den Kopf. "Wozu? Tsunade ist krank, sie hat nicht die Kraft für so eine Aktion. Jiraiya ist nicht im Dorf und sonst gibt es hier niemand, der es mit Itachi aufnehmen kann. Wenn wir jetzt mit Tsunade reden, zögern wir die Sache nur unnötig hinaus! Die Anbu sind mit der Bewachung des Dorfes voll ausgelastet, sie wird uns keinen von denen zur Verfügung stellen, immerhin ist Sakura aus freien Stücken gegangen. Und wenn wir Chuunin oder Genin mitnehmen, bringen wir nur unnötig mehr Menschen in Gefahr, außerdem können wir schneller vorankommen wenn wir weniger Leute sind! Sag uns einfach, wo sie hin ist!" "Ihr beide könnt doch genauso wenig gegen Itachi ausrichten!" "Das stimmt. Aber es ist ja nicht gesagt, dass sie ihn schon gefunden hat! Außerdem..." Sasuke atmete tief ein, denn was er jetzt sagen würde, fiel ihm sehr schwer. "Wir können darauf hoffen, dass er sich so wie beim letzten Mal auf mich konzentriert. Mit etwas Glück kann ich ihn ablenken, während Naruto Sakura wegbringt." "Warte mal! Und was wird aus dir?!", mischte Naruto sich ein. "Er tötet mich nicht. Das hätte er bei unserer letzten Begegnung schon tun können, aber das will er nicht. Vielleicht komme ich so davon wie beim letzten Mal." Er musste sich beherrschen, um das Zittern in seiner Stimme zu verbergen. Was Itachi beim letzten Mal mit ihm gemacht hatte, war alles andere als ein Klacks gewesen und wenn er ehrlich war, fürchtete er sich zutiefst davor, das noch einmal erleben zu müssen. Aber er konnte Sakura nicht sterben lassen. Einige Momente lang kehrte eine bedrückende Stille ein, bis Sasuke leise fragte: "Also sagst du es uns?" Kakashi antwortete: "Ja. Und ich komme mit." *** ...und die böse, böse Schreibblockade dauert an... und an... ich hasse dieses Kapitel, ehrlich gesagt. Überhaupt gefällt mir die ganze FF nich mehr. vielleicht hör ich mit dem nächsten Kapitel auf. hnn. Blöde Schreibblockade. Kapitel 11: Itachi ------------------ "Nein, so jemand hat bei uns nicht übernachtet." Enttäuscht bedankte Sakura sich bei dem Wirt und drehte sich um, um das Hotel zu verlassen. Das war nun schon das dritte Dorf in dieser Gegend, dessen sämtliche Hotels und Herbergen und was es sonst noch so gab sie durchforstet hatte. Eigentlich waren die Akatsuki mit ihren großen Hüten und den eigentümlichen Mänteln sehr leicht zu erkennen, aber bisher hatte keiner sie gesehen. Vielleicht hatte Kakashis Informant sich ja geirrt oder sie waren längst weiter gezogen. Außerdem war Itachi kein gewöhnlicher Shinobi. Wahrscheinlich konnte man ihn gar nicht finden, wenn er nicht gefunden werden wollte. Sie schob die Tür auf und ging auf die Straße. Die Sonne ging am Horizont unter und mit einem Seufzen erkannte sie, dass sie einen weiteren Tag erfolglos hinter sich gebracht hatte. Langsam wurde es Zeit, im nächsten Hotel würde sie sich für die Nacht einquartieren. Sie warf einen kurzen Blick auf den Stadtplan, den sie gekauft hatte, und bog in die nächste Seitengasse ein. Es war eine dunkle Straße, umgeben von hohen Gebäuden, dazu menschenleer. Sie fröstelte und zog sich ihren Mantel enger um die Schultern. "Du bist also auf der Suche nach mir." Die tiefe Stimme erschreckte sie bis ins Mark und sie blieb wie versteinert stehen. In der Dunkelheit vor ihr leuchteten blutrote Augen. Sie sah auf zu der Gestalt, die mindestens einen Kopf größer war als sie, und sie mit einem durchdringenden, irgendwie ein wenig vertrauten Blick anstarrte. Sie musste allen Mut zusammennehmen, um seinem Blick standzuhalten. "Itachi." "Ein Mädchen mit langen, hellrosa Haaren!", sagte Naruto eindringlich und hielt dem Wachposten noch mal das Foto unter die Nase. Der Mann nickte gemächlich. "Ja, die Kleine kenne ich. Sie kam heute Mittag, eigentlich müsste sie noch im Dorf sein." "Gott sei Dank!", rief Naruto. "Sie ist hier." Kakashi fragte den Wachmann: "Ist das hier der einzige Ausgang?" "Es gibt noch einen zweiten, auf der Ostseite des Dorfes." "Dann ist nicht gesagt, ob sie noch hier ist.", gab er zu bedenken. Aber Naruto sagte enthusiastisch: "Sie ist in diesem Dorf, ganz bestimmt! Los, wir suchen sie!" Kakashi nickte und die zwei wollten loslaufen. Aber Sasuke stand wie angewurzelt am Dorfeingang. "Sasuke? Was ist los?" Düster antwortete der Uchiha: "Sei still, ich muss mich konzentrieren. Ich suche nach ihrem Chakra." "Schon wieder diese Technik? Du weißt doch,..." "Ruhe!", blaffte Sasuke. Die Sorge um Sakura war größer als die Angst vor dem Schmerz. Deshalb konzentrierte er sich. Das erste, was er spürte, war Narutos Chakra, leuchtend und kraftvoll, wie immer. Dann kamen weitere hinzu, schwache Auren von normalen Dorfbewohnern. Das hier war kein Shinobi Dorf, das war gut. Wenn es hier mächtige Leute mit viel Chakra gab, würden ihre Auren leicht zu orten sein. Tatsächlich war Kakashi der nächste, den Sasuke bewusst wahrnahm. Dann noch eine starke Person, noch eine, und... Erschrocken zuckte Sasuke zusammen. Da war noch etwas anderes. Obwohl er nicht sehen konnte, war es wie ein Licht in der Finsternis, eine so starke Aura, dass sie alle anderen überstrahlte. Und sie war ihm sehr vertraut. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, voller Angst und plötzlicher Anspannung. "Sasuke? Was ist los?" "Itachi", stieß er mühsam hervor. "Er ist hier. Wir müssen ihn finden, bevor Sakura es tut." Er rannte zielstrebig los. Itachis übermenschliches Chakra überstrahlte alle anderen, er konnte noch nicht einmal mehr Naruto oder Kakashi erfühlen, obwohl die so dicht bei ihm waren. Deshalb wählte er einen Weg über die Hausdächer, um nicht andere Menschen über den Haufen zu rennen. Je näher sie Itachi kamen, umso aufgeregter wurde er. Er hatte Angst. Aber er wusste nicht, was größer war: die Angst vor seinem Bruder oder die Angst um Sakura. "Itachi." Der Mann trat aus der Dunkelheit und nun wusste sie, dass sie recht hatte. Er sah Sasuke unheimlich ähnlich. Nur seine Augen waren anders. Sie hatte die Sharingan oft an Sasuke gesehen, aber bei ihm hatten sie sie beeindruckt. An Itachi machten sie ihr Angst. Er blieb direkt vor ihr stehen und sie musste zu ihm hoch sehen, weil er so groß war. "Was willst du von mir?", fragte er direkt. Sie schluckte schwer. "Sasuke. Ich... ich muss mit dir über Sasuke reden. Es geht ihm nicht gut." "Was interessiert mich das?", fragte er. Und tatsächlich zeigte sich in seinem Gesicht keine Regung. Trotzdem hatte sie irgendwie das Gefühl, dass es ihm nicht so egal war, wie er behauptete. Wenigstens hörte er zu. "Itachi-san." Aus der Dunkelheit kam noch eine Stimme. "Wir sollten sie töten. Sie hat lange genug unsere Zeit verschwendet." Sakura biss sich auf die Unterlippe. Ihre Knie zitterten jetzt, aber sie zwang sich, stehen zu bleiben. Itachi sagte nichts und hinter ihm erklangen schlurfende Schritte. Ein zweiter Mann kam ins Licht und sein Gesicht wirkte fast nicht menschlich. Er erinnerte Sakura irgendwie an einen... einen Hai. Das musste Kisame sein. Er hatte ein riesiges, bandagiertes Schwert bei sich. Itachi stand noch immer da und blickte Sakura aus seinen ausdruckslosen Augen an, während Kisame sich ihr näherte. Er hob das Schwert und holte zu einem Schlag aus. "Itachi-san!", schrie sie verzweifelt. "Wenn nicht irgendjemand etwas tut, wird Sasuke vielleicht sterben! Du bist der einzige, der ihm helfen kann!" "Kisame." Mit einem einzigen Wort brachte Itachi den anderen dazu, innezuhalten. Er sagte nur dieses eine Wort, nichts weiter. Sakura begriff, dass das ihre einzige Chance war. Sie musste jetzt sehr überzeugend sein. "Sasuke wurde bei einer Schlacht verwundet. Er kann-" "ITACHI!!!" Der Schrei kam von oben und Sakura riss automatisch den Kopf hoch. Auf dem Hausdach stand Sasuke, neben ihm Kakashi und Naruto. Zum ersten Mal seit seiner Verletzung zeigte sich eine Regung auf Sasukes Gesicht. Er war wütend, sein Gesicht war hassverzerrt. Sakura war schockiert. Warum war er hier? Sein Auftauchen würde alles nur noch schlimmer machen. Nach der ersten Schrecksekunde knurrte Kisame: "Das ist eine Falle! Die Göre hat uns reingelegt!" Er hatte den Arm noch immer oben, und nun schickte er sich an, seine Geste auszuführen. Das Schwert sauste auf sie zu und Sakura konnte noch nicht einmal schreien, so überrascht war sie. Aber er traf nicht. Jemand kam auf dem Boden auf und stürzte sich auf Kisame, bevor er Sakura mit dem Schwert treffen konnte. Es war Kakashi. Kisame prallte gegen die Wand und der Putz bröckelte. Mit einem wütenden Schrei stürzte er sich auf Kakashi, der redlich Mühe damit hatte, sich zu verteidigen. Schockiert sah Sakura zu, wie ein kurzer Schlagabtausch folgte. Im Augenwinkel sah sie etwas aufblitzen und erkannte, dass es ein Kunai war, den Itachi auf einmal in der Hand hielt. Er stieß sich ab und rannte auf sie zu. Wäre nicht auch dieses mal jemand dazwischen gegangen, hätte Itachi sie ohne Gegenwehr getötet. Aber ausgerechnet Sasuke war es, der sich zwischen sie beide stellte und mit nie gekannter Schnelligkeit Itachis Angriff abfing. Er packte mit beiden Händen das Handgelenk seines Bruders und rief dann: "Naruto! Bring Sakura hier weg, LOS!" Erst jetzt merkte sie, dass Naruto bereits hinter ihr stand. Das alles ging ihr viel zu schnell. Naruto rief: "Aber..." "NARUTO!", brüllte Sasuke. "Vertrau mir!" Sakura wurde gepackt und in die Höhe gerissen. Naruto sprang mit ihr auf das Hausdach und dann zogen die Dächer an ihr vorbei, als er sie aus der Schusslinie brachte. Sie drehte den Kopf und sah hinter sich, wie Kakashi dicht gefolgt von Kisame ebenfalls auf die Hausdächer ausgewichen war und ihn in die entgegengesetzte Richtung lockte. "Naruto, lass mich los!", kreischte sie, als ihr bewusst wurde, dass Sasuke nun mit Itachi allein war. "Wir müssen Sasuke helfen!" "Gegen Itachi haben wir beide sowieso keine Chance. Wir müssen ihm vertrauen!" Mit einem schmerzerfüllten Stöhnen prallte Sasuke gegen die Hauswand. Wie ein Stahlring lagen Itachis Finger um seinen Hals. "Es war eine sehr dumme Idee von dir, mich zu reizen, Sasuke", sagte sein Bruder und die Stimme jagte einen Schauer über Sasukes Rücken. Die Stimme wurde fast zu einem Flüstern, als sein Bruder die Worte sagte, vor denen er seit ihrem letzten Treffen so große Angst hatte: "Mangekyou Sharingan!" Aber es passierte gar nichts. Natürlich nicht. Sasuke zwang ein Grinsen auf sein Gesicht. Er zog seinen rechten Fuß an und sammelte Chakra in der Fußsohle. "Bist du überrascht... Nii-san?", fragte er triumphierend, dann stieß er seinen Bruder mit dem Fuß von sich. Das gesammelte Chakra verlieh dem Stoß zusätzliche Kraft und Itachi prallte mit einem erstaunten Keuchen gegen die gegenüberliegende Wand. Einen Augenblick lang bewegte sich keiner der beiden Brüder. Sie mussten beide die Überraschung über das, was gerade passiert war, überwinden. Sasuke konnte es kaum fassen. Es war das erste Mal, dass seine Attacke gegen Itachi ihr Ziel tatsächlich gefunden hatte. "Deine Augen...", hörte er Itachi sagen. "Richtig", bestätigte er. Itachi wusste selbst was das bedeutete - seine mächtigste Waffe war wirkungslos geworden. Mit neu gewonnenem Selbstvertrauen warf Sasuke sich seinem Bruder erneut entgegen. Trotz seines kurzen Triumphes unterschied sich Sasukes Kampf gegen Itachi kaum von den vorhergehenden. Itachi war übermächtig. Nach ein paar vergeblichen Versuchen, noch einmal einen Treffer zu landen, fing Sasuke sich einen heftigen Faustschlag in den Magen ein. Der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen und er krümmte sich. Eine ganze Reihe von Tritten und Schlägen prasselte auf ihn herein und er hatte keine Chance, sich irgendwie zu verteidigen oder auch nur zu schützen. Er hatte längst nicht mehr die Kraft, das Chakra seines Bruders zu erspüren. "Denkst du, ich würde dich verschonen, weil du blind bist?", hörte er Itachi sagen. Seine Stimme klang irgendwie anders als sonst. Hätte Sasuke seinen Bruder nicht so gut gekannt, hätte er es gar nicht gemerkt, aber er glaubte, eine leichte Verunsicherung darin zu hören. Er fing sich einen gnadenlosen Faustschlag ins Gesicht ein und stürzte auf den Boden. Er fühlte den Schmerz so intensiv wie selten zuvor. Dadurch, dass er die Angriffe nicht vorraussehen konnte, konnte er sich nicht einmal darauf vorbereiten. Er stützte sich mit den Händen ab und versuchte, sich aufzurichten. "Ist das... ist das.. alles... was du hast?", fragte er heiser. Irgendwas traf ihn im Gesicht, vielleicht war es ein Fußtritt oder aber auch ein Faustschlag, er konnte den Unterschied nicht mehr erkennen. Er fiel rückwärts gegen die Wand und bevor er auf den Boden sinken konnte, stieß ihm Itachi ein weiteres mal gnadenlos die Faust in den Magen. Sasuke spuckte Blut. Er konnte sich nicht länger auf den Beinen halten und fiel leblos in sich zusammen. Zusammengekauert lag er auf dem Boden und es war genauso wie damals, als Itachi auf der Suche nach Naruto ins Dorf gekommen war, und doch war es vollkommen anders. "Du bist schwach, Sasuke. Du bist so widerlich schwach!", hörte er Itachi sagen. Diesmal hörte er es ganz deutlich. Itachi's Stimme klang anders, irgendwie... verunsichert. Sasukes tote Augen starrten ins Nichts. Diesmal spürte er keinen Hass. Und keine Furcht. Beim letzten Mal hatte die Angst vor der erschreckenden Überlegenheit seines Bruders ihn schier gelähmt. Aber dieses Mal fühlte er sich trotz der katastrophalen Niederlage seltsam überlegen. Itachi quälte ihn, aber er konnte ihn nicht töten. Sasuke begriff, was ihm all die Jahre entgangen war. Itachi wollte ihn nicht töten. Er brauchte ihn. Sasuke war nicht der einzige, der verzweifelt war. Sein Bruder war eine ebenso tragische Gestalt wie er selbst. Er wurde am Kragen gepackt, in die Höhe gerissen und erneut gegen die Wand gedrückt. Sasuke schloss die Augen und lauschte. Mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt hörte er auf die Bewegungen seines Bruders. Itachi holte aus. Im letzten Moment hob Sasuke seinen Arm und fing den Schlag seines Bruders ab. Erstaunt hielt Itachi inne und Sasuke flüsterte: "Hör auf... ich habe verstanden..." Sekunden verstrichen und als die Stille sie beide zu erdrücken drohte, ließ Itachi ihn los. Kraftlos sank Sasuke auf den Boden und hörte, wie sein Bruder zurückwich. Langsam wischte Sasuke sich mit der Hand über den Mund, wischte das Blut fort, und sagte heiser: "Du bist so erbärmlich, Itachi..." Er konnte einfach keinen Hass mehr für die traurige Gestalt, als die er seinen Bruder entlarvt hatte, aufbringen. Trotzdem versprach er Itachi: "Beim nächsten Mal töte ich dich... verlass dich drauf." Als Antwort schlug ihm nur Stille entgegen, bis er hörte, wie Itachi sich wortlos umdrehte und einfach ging. Es gab auch nichts mehr, dass sie einander hätten sagen können. Es gab keine Worte mehr. Es gab nur noch Taten. Minutenlang saß er so da und konzentrierte sich nur auf das Atmen und darauf, den Schmerz möglichst gering zu halten. Dann hörte er Schritte und die aufgebrachten Stimmen seiner Freunde. Jemand kniete bei ihm nieder und Sakura rief seinen Namen. Er grinste und konnte sich in etwa vorstellen, wie bizarr das aussehen musste unter all dem Blut, das sein Gesicht jetzt garantiert entstellte. "Keine Sorge. Es sieht schlimmer aus, als es ist." "Sasuke-kun!", schluchzte sie und fiel ihm um den Hals. "Sasuke-kun, verzeih mir! Ich bin dafür verantwortlich! Oh Gott, ich dachte, er bringt dich um!" "Nein... das kann er gar nicht." "Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist." "Ja... ich bin noch am Leben... Das habe ich jetzt endlich verstanden." Kapitel 12: Leben ----------------- Zwei Tage später kehrten die vier ziemlich ramponiert zum Dorf zurück. Dank Iruka, den Kakashi vor ihrem Aufbruch eingeweiht hatte, hatte kein Mensch mitbekommen, dass sie überhaupt weg gewesen waren. Einen Moment lang standen die vier unschlüssig beim Dorfeingang und überlegten, ob es klug wäre, zu Tsunade zu gehen. Sasuke war der einzige von ihnen, der wirklich blutige Verletzungen davongetragen hatte und er entschied, dass er nicht zu ihr wollte, damit Sakura keine Schwierigkeiten bekam. Stattdessen verkündete er: "Ich würde sagen, wir gehen jetzt alle nach Hause und reden nie wieder darüber..." Er tastete nach Sakura, die direkt neben ihm stand. "Sakura... bringst du mich nach Hause?" "Natürlich..." Auf dem Heimweg war Sasuke sehr schweigsam und auch zu Hause ließ er Sakuras Versuche, seine Verletzungen einigermaßen zu versorgen schweigend über sich ergehen. Erst als sie im Bad saßen und sie ihm gerade etwas Kühles an die Platzwunde auf seiner Stirn drückte, sagte er nachdenklich: "Itachi konnte mich nicht töten." Sie hielt inne. "Was heißt er konnte es nicht?" "Ich meine, dass du mit deiner Vermutung Recht hattest. Er hat nicht die Absicht, mich umzubringen. Vielleicht..." Er atmete tief ein, als fiele es ihm schwer, weiterzusprechen. "Vielleicht wartet er darauf, dass ich stark genug bin um ihn umzubringen." "Was glaubst du, warum?", fragte sie vorsichtig. Er seufzte. "Ich habe über nichts anderes nachgedacht in den vergangenen zwei Tagen. Aber mir fällt keine plausible Antwort ein." Seine Stirn legte sich in Falten. "Aber ganz egal was hinter alldem steckt... jetzt will ich, mehr denn je, meine Rache. Wenn er wirklich sterben will, dann werde ich ihm den Gefallen ganz bestimmt nicht tun. Ich werde mir etwas anderes einfallen lassen. Ich will, dass er genauso leiden muss wie ich." Bedrückt legte Sakura einen Arm um ihn. Eigentlich hatte sie genau das gewollt. Jetzt hatte er wieder ein Ziel, auf das er hinarbeiten konnte. Trotzdem war sie sich nicht mehr sicher, ob sie das Richtige getan hatte. Sie hatte Itachi gegenübergestanden und das hatte sie zutiefst erschreckt. Dieser Mann war ein Monster, genau wie Orochimaru. Neben ihm hatte sie sich wie ein Insekt gefühlt, dass er jederzeit zertreten konnte, wenn er wollte. Wie sollte Sasuke etwas gegen ihn ausrichten können? Als hätte er ihre Gedanken gelesen sagte Sasuke: "Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber... die Tatsache, dass ich blind bin, hat mir das Schlimmste erspart. Gegen einen Blinden sind die Mangekyou Sharingan wirkungslos. Vielleicht ist das der Schlüssel zum Sieg. Wenn ich einen Weg finden könnte... wenn ich in der Lage wäre, ohne mein Augenlicht wirklich zu kämpfen... wäre ich vielleicht sogar im Vorteil. Er verlässt sich seit Jahren auf die Mangekyou Sharingan. Wenn er sie nicht benutzen kann, kann ich ihn vielleicht besiegen." Sakura wusste nicht, ob Sasuke je stark genug sein würde, um Itachi auch ohne die Mangekyou Sharingan zu besiegen. Aber irgendwie hatte er Recht. Es war ihr nie vorher in den Sinn gekommen, aber... "Gegen einen blinden Gegner kann man kein Genjutsu einsetzen. Jede Form der Illusionskunst ist nur eine Täuschung des Auges," sagte sie, fast mehr zu sich selbst. "Das heißt, ihm bleibt nur Taijutsu und Ninjutsu." Sasuke nickte gedankenverloren. "Wenn ich trainiere... wenn ich nur hart genug trainiere... dann könnte ich es schaffen." "Ja...", flüsterte sie. Er hatte ja Recht, trotzdem machte sie sich Sorgen. Überraschend tastete er nach ihrer Hand. "Sakura. Es tut mir leid, was ich gesagt habe. Ich will nicht sterben. Ich will stark sein. Ich werde trainieren und ich hoffe, dass du bei mir bleibst. Ich... ich brauche dich." "Ich brauche dich auch..." Sakura begriff, dass Sasuke früher oder später wieder auf Itachi treffen würde. Sie starrte auf sein geschwollenes Gesicht, seine aufgeplatzte Unterlippe und die vielen blauen Flecken an seinem Körper. Dieses Mal hatte sie ihm nicht helfen können. Sie war völlig machtlos gewesen. Beim nächsten Mal wollte sie nicht einfach daneben stehen oder ihm gar im Weg sein. Leise sagte sie: "Ich werde auch trainieren. Ich will dir helfen, Sasuke. Morgen gehe ich zu Tsunade und bitte sie, mich zu trainieren." Sie war nicht sicher, ob Tsunade gewillt oder überhaupt in der Lage war, eine Schülerin zu unterrichten. Aber es war eine Chance. Mit Tsunades Fähigkeiten würde sie zumindest in der Lage sein, Sasuke zu heilen, wenn es nötig werden sollte. Sasuke atmete tief ein. "Ich fühle mich seltsam..." "Warum?" "Mir tut jeder Knochen im Leib weh, ich bin blind und habe schon wieder gegen Itachi verloren... und trotzdem fühle ich mich so lebendig wie schon sehr lange nicht mehr." Als sie ihm ins Gesicht sah, entdeckte sie den Anflug eines Lächelns. "Es war dumm, was du getan hast. Dumm und lebensmüde... aber ich danke dir." Erschöpft saßen Tsunade und ihre Schülerin am Seeufer und unterhielten sich. Es war spät nachmittags und Tsunade hatte das Training gerade beendet. Ein paar tiefe Krater in der näheren Umgebung zeugten noch davon. Innerhalb weniger Wochen hatte Sakura so viel von Tsunade gelernt, dass sie noch immer über ihre eigenen Fortschritte erstaunt war. Die Hokage schien ihr im Eiltempo so viel wie möglich vermitteln zu wollen. Vielleicht war doch etwas dran an den Gerüchten, dass Tsunade sterben würde, aber daran mochte Sakura nicht denken. Sie hatte ihre Lehrerin liebgewonnen und das Training mit der Hokage machte ihr viel Spaß, auch wenn sie Abends meistens todmüde ins Bett fiel. Tsunade gähnte und stand schwerfällig auf. "Ich denke, ich werde nach Hause gehen. Kommst du mit?" "Nein, ich bleibe noch etwas hier", seufzte Sakura. "Ich glaube, ich bin noch nicht in der Lage aufzustehen." "In Ordnung. Gibst du Sasuke Bescheid wegen der Versammlung morgen?" "Ja, mach ich. Dann bis morgen, Tsunade-sensei." "Bis morgen." Sakura sah zu, wie die Hokage sich entfernte. Mit einem leisen Seufzen starrte sie hoch zum Himmel und dachte nach. Ein paar Minuten lang war es ruhig, dann hörte sie Schritte. Sie dachte erst, Tsunade wäre noch mal zurückgekommen, aber als sie den Kopf drehte, erkannte sie zu ihrer Überraschung... "Sasuke? Was..." Ohne sie eines Blickes zu würdigen schlurfte Sasuke an ihr vorbei. Sie blinzelte und starrte ihm nach. "...machst... du hier?" Er schlurfte in Richtung Ufer und zog sich das Hemd über den Kopf. Verwundert stand Sakura auf und beobachtete ihn. Er stapfte barfuss ins Wasser, bis es ihm bis zu den Knien stand, und dann... ließ er sich mit einem Seufzen vornüber fallen. "SASUKE!", kreischte Sakura und preschte los. Schockiert watete sie ins Wasser. Als sie bereits bis zur Hüfte im Wasser stand, richtete Sasuke sich wieder auf und strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht. "Sasuke, was... war das?", fragte Sakura verdattert. Er seufzte noch mal und murmelte: "Kakashi hat mich seit Sonnenuntergang durch die Wildnis gejagt. Und das bei der Hitze heute." Erleichtert kicherte Sakura. "Mann, du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt." Sie sah zu, wie er sich Wasser ins Gesicht spritzte. "Wieso bist du überhaupt hier? Und wie hast du den Weg gefunden?" Er winkte ab. "So sehr ich Kakashi heute verabscheut habe, er hat mir eine Menge beigebracht. Es reicht, um sich zu orientieren. Und ich habe dein Chakra hier bemerkt, also hab ich mir gedacht ich werfe mich in den See und dann besuche ich dich." Grinsend watete sie zu ihm hin. Seit seiner Begegnung mit Itachi war er kaum wiederzuerkennen. In Momenten wie diesen, wenn niemand außer ihr dabei war, konnte er richtig entspannt sein. Natürlich waren diese Augenblicke sehr selten, aber umso mehr genoss sie sie. Sie legte die Arme um ihn. Er fragte: "Und du? Wie geht es mit dem Training voran?" "Es geht erschreckend schnell", antwortete sie. "Tsunade ist eine gute Lehrerin. Ach übrigens... ich soll dir sagen, dass morgen eine Versammlung im Hokage Gebäude stattfindet. Wir sollen auch kommen." "Worum geht es?" "Orochimaru, was sonst? Anscheinend ist er wieder unterwegs und rekrutiert Leute. Tsunade glaubt, dass er eine Armee aufstellt und bald wieder versuchen wird, das Dorf anzugreifen." Sofort verdüsterte sich sein Gesichtsausdruck. "Ich werde da sein." Seit sie von Tsunade gehört hatte, dass Orochimaru wieder aktiv geworden war, hatte Sakura natürlich über ihn nachgedacht. Bisher hatte sie Sasuke gegenüber kein Wort gesagt, aber jetzt fragte sie: "Was sollen wir tun, wenn er noch mal angreift?" "Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht... als ich im Krankenhaus war habe ich mir hoch und heilig geschworen, nie wieder für das Dorf zu kämpfen. Ich wäre auch gar nicht in der Lage gewesen. Aber jetzt... bin ich mir nicht mehr sicher." Sakura konnte sich nur zu gut an das letzte Mal erinnern. Sie wollte nie wieder so eine Schlacht miterleben. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, nahm Sasuke ihre Hand und sagte leise: "Mach dir keine Sorgen. Wenn wir kämpfen, dann nur gemeinsam." Wie geplant fand am nächsten Morgen die Versammlung statt. Auch die Jugendlichen, die in der Schlacht gekämpft hatten, waren da. Sie saßen zusammen in den hinteren Reihen und lauschten zuerst Tsunades Erklärung, als sie verkündete, dass die Anbu mit einem weiteren Angriff von Orochimaru rechneten, und dann dem Streit der Erwachsenen, die sich nicht einig werden konnten, was weiter zu tun war. Die Jounin und die Chuunin waren sich nicht einig, einige meinten, dass man Orochimaru weiter bespitzeln und abwarten sollte, andere waren dafür, sich auf einen Angriff vorzubereiten und Verstärkung von verbündeten Shinobi Nationen anzufordern. Die Anbu, die von Natur aus eher aggressiv und offensiv reagierten, schlugen sogar vor, Orochimaru anzugreifen, bevor der es tun konnte. Sakura beugte sich zu Sasuke rüber und flüsterte: "So kommen die nie auf einen grünen Zweig." "Das Problem ist, dass keiner von ihnen bisher einen einigermaßen guten Vorschlag gemacht hat", antwortete er frustriert. "Das kann alles nicht funktionieren. Wir sind zu wenig Leute für einen Angriff auf Orochimarus Dorf. Warten wäre Selbstmord und unsere Verbündeten informieren ist einfach zu riskant. Wenn Orochimaru es mitbekommt, fängt er sie ab und dann haben wir erst recht ein Problem." "Das ist doch alles zwecklos...", murmelte Shikamaru, der zwei Sitze weiter neben Ino saß. Niemand hörte ihn und der Streit weitete sich sogar noch aus, als die Ältesten sich einmischten. "Wir müssen ihnen eine Falle stellen! Wir locken sie ins Dorf und dann preschen wir von allen Seiten auf sie ein! Nur so können wir gewinnen!" "Es sind zu viele! Bis alle im Dorf sind haben sie längst alles zerstört! Wir müssen vorsorgen und sie angreifen, bevor Orochimaru noch mehr Leute rekrutiert! Die einzige Lösung..." "ZWECKLOS!!!", brüllte Shikamaru und sprang zornig auf. Sein Schrei hatte die Aufmerksamkeit aller erregt und schlagartig verstummten die Kontrahenten um ihn anzustarren. "Shikamaru, was soll das?", fragte Tsunade streng. "Das ist nicht der richtige Moment, um..." "Kapiert ihr alle das denn nicht?", fragte er wütend. "Orochimaru plant längst unsere Vernichtung und ihr diskutiert hier über so einen Unsinn." "Es ist überhaupt nicht erwiesen, dass Orochimaru in nächster Zeit etwas plant", versuchte die Hokage ihn zu beschwichtigen. "Blödsinn! Ich habe die Spionageberichte gesehen. Er tut genau das, was jeder tun würde, wenn er plant, in den Krieg zu ziehen. Er rekrutiert nicht nur Leute, sondern er bildet Führungskräfte aus, und er hört sich nach Verbündeten um. Die Frage ist nicht, ob er uns angreift, sondern wann! Und wenn ihr mich fragt, wird es bald sein!" Er machte eine weitläufige Handbewegung, die jeden im Raum mit einschloss. "Ich habe noch keinen einzigen Vorschlag gehört, der auch nur den Hauch einer Chance für uns bedeutet!" Ein Raunen ging durch den Saal. Trotz allem war Shikamaru nur ein Chuunin. Die Anbu würden sich von jemand wie ihm nichts sagen lassen. Nur Tsunade hörte ihm zu. Ernst sagte sie: "Hast du denn eine bessere Idee?" Shikamaru nickte. "Allerdings. Und das ist der einzige Weg, damit wir uns zumindest Chancen auf einen Sieg ausrechnen können!" Jetzt blickte ihn der ganze Raum erwartungsvoll an. Shikamaru warf einen zögernden Blick rüber zu Sasuke und Sakura. Sasuke bemerkte es nicht, aber Sakura ahnte nichts Gutes. Sie drückte Sasuke's Hand. Langsam sagte Shikamaru: "Orochimaru hat nur einen einzigen Schwachpunkt, und das ist sein Jähzorn. Er ist es gewohnt, das zu bekommen, was er will und wenn das nicht so ist, verliert er die Kontrolle. Das müssen wir nutzen." "Und wie sollen wir das anstellen?", keifte einer von denen, die vorher sinnlose Vorschläge gemacht hatten. "Er bekommt doch alles, was er will! Er bekommt das Dorf und seinen Sieg und..." "Nicht alles!", sagte Shikamaru scharf und wieder schaute er zu dem ungleichen Paar rüber. Sakura riss die Augen auf, als sie langsam begann zu begreifen. "Nein...", hauchte sie. "Er meint doch nicht..." "Orochimaru will vor allem eins: Sasukes Körper!", tönte Shikamaru. Und nun begriff auch Sasuke, worauf er hinauswollte. Seine Stirn runzelte sich, aber er äußerte sich noch nicht dazu. "Er weiß nicht, dass Sasuke bereits unheilbar verwundet wurde, und genau darin liegt unsere Chance! Wir nehmen ihm das, was er am meisten will - wir nehmen ihm Sasuke!" Der Raum war jetzt erfüllt von Stimmen, als die Versammelten das Gehörte diskutierten. Sasuke war zu überrascht um etwas zu sagen und auch Sakura brauchte einen Moment um diese neue Information zu verarbeiten. "Ruhe!", rief Tsunade und wartete geduldig, bis wieder einigermaßen Stille im Saal eingekehrt war. "Shikamaru, was schlägst du uns hier vor? Du willst doch nicht..." "Ich schlage vor, dass wir ein Opfer bringen, um Tausende von Leben zu retten!", unterbrach er sie. "Ich weiß, dass es keine schöne Lösung ist und ich habe lange überlegt, ob ich es vorschlagen soll, aber jetzt, wo ich gesehen habe, dass ihr auch keinen anderen Weg kennt, musste ich euch diese Möglichkeit aufzeigen. Jetzt haben wir noch die Zeit, alles vorzubereiten! Wenn Orochimaru wütend wird, wenn er auch nur einen Moment lang die Kontrolle verliert, dann können Tsunade und Jiraiya ihn umbringen." "Du Bastard!", schrie Sakura zornig und sprang von ihrem Stuhl hoch. "Du schlägst vor, dass wir Sasuke opfern um Orochimaru abzulenken??? Du bist ja verrückt! Das werde ich niemals zulassen! Das ist nicht fair!!!" "Nein, das ist es nicht! Es ist nicht fair, aber es gibt keinen anderen Weg!", schrie Shikamaru aufgebracht. "Begreifst du es nicht? Konoha wird untergehen, wenn wir Orochimaru nicht irgendwie vernichten. Dann werden alle hier im Raum sterben und Sasuke wird Orochimarus Marionette! Wollt ihr das vielleicht?" "Du..." Sakura hielt inne, als sie sanft am Handgelenk gepackt wurde. Erstaunt schaute sie Sasuke an, der ihr einen vielsagenden Blick zu warf. Resignierend nickte sie und setzte sich wieder hin. Laut sagte Tsunade: "Was du vorschlägst ist absolut inakzeptabel. Davon abgesehen, dass es bloß eine Hypothese ist, dass Orochimaru durch so eine Aktion lange genug abgelenkt wäre, ist es nicht die Politik unseres Dorfes, Leute zu opfern. Jedenfalls nicht, solange ich das Sagen habe. Damit wir uns richtig verstehen, dieser Vorschlag steht nicht zur Diskussion!" Jemand rief: "Warum nicht? Wir sollten uns diese Möglichkeit wenigstens offen halten!" "Seid ihr alle verrückt geworden?", schrie Tsunade. "Vielleicht arbeitet Orochimaru mit solchen Methoden, aber wir nicht!" "Dann wird Konoha vernichtet!", brüllte Shikamaru. Sakura konnte sich nicht länger beherrschen. Wütend schrie sie: "Und was zum Teufel macht dich so sicher, dass dein hirnrissiger Plan funktionieren könnte?" Er schaute ihr direkt in die Augen und war auf einmal ganz ruhig, als er antwortete: "Weil es schon einmal funktioniert hat." Kapitel 13: Verräter -------------------- "Weil es schon einmal funktioniert hat." Es war totenstill im Saal. Nur langsam begriffen die Anwesenden, was Shikamaru da sagte. Und trotzdem wollte es keiner wirklich wahrhaben. In Sakuras Innerem herrschte ein heilloses Durcheinander, sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Neben ihr saß Sasuke mit gesenktem Kopf. Seine Finger hatten sich so fest in den Stoff seiner Hose gekrallt, dass die Knöchel weiß hervortraten. Hilflos blickte Shikamaru sich um, wartete auf irgendeine Reaktion. "So ist das also." Noch bevor irgendjemand anders etwas sagen konnte, hatte Sasuke seine Sprache wiedergefunden. Alle Blicke ruhten auf ihm, als er den Kopf hob und Shikamaru mit seinen toten Augen anstarrte. "Das ist das fehlende Puzzlestück. Deswegen kam mir die Sache von Anfang an komisch vor. Orochimarus Leute hatten den eindeutigen Befehl, mich nicht zu verletzen. Deswegen konnte ich sie so leicht zurückschlagen. Du warst die ganze Zeit an meiner Seite und hast mit mir gekämpft. Ich war gerade dabei, es zu verstehen, aber du hast es noch vor mir begriffen. Du hast gesehen, dass sie mich nicht angegriffen haben und du hast gleich eine Strategie entwickelt, um es dir zunutze zu machen..." "Du hast recht.", sagte Shikamaru fest. In dem Moment brach für Sakura eine Welt zusammen. "Ich habe gesehen, dass seine Leute dich nicht angegriffen haben und es gab nur eine Schlussfolgerung: Orochimaru wollte nicht, dass dir etwas geschieht. Er brauchte dich noch. Ich wusste, wenn du verletzt wirst, dann ist es wie ein Schlag gegen ihn selbst. Ich habe gesehen, wie die Sound-Nin gekämpft haben und ich habe auch gesehen, in welch schlechter Verfassung unsere Leute waren. Es gab nur diese eine Möglichkeit, also habe ich getan, was getan werden musste. Ich habe dich verwundet, um Orochimaru Schaden zuzufügen. Und die Wirkung war besser, als ich es mir erhofft hatte. Noch im selben Augenblick, als du gestürzt bist, haben die Sound-Nin ihre Führung verloren und nur dadurch konnte Tsunades Einsatz Wirkung zeigen." "Du... du bist es gewesen?", brachte Sakura entsetzt hervor. Jetzt machte alles Sinn. Als Sasuke verletzt wurde, war Shikamaru plötzlich nicht mehr zu sehen gewesen. Er hatte sich als Sound-Nin getarnt und Sasuke angegriffen. Als Shikamaru nickte, zerbrach irgendwas in ihr drin. Sie verlor mit einem Schlag den Glauben an das Gute in diesen Menschen und an all das, wofür Konoha stand. "So ist das also...", sagte Sasuke leise. "Ich war ein Opfer, das gebracht werden musste, um die Schlacht zu entscheiden. So siehst du das doch, oder nicht?" "Ja. Dein Leben gegen das von Hunderten. Ich habe es nicht gern getan, aber es hat uns allen das Leben gerettet. Ich würde es jeder Zeit wieder tun." "Hn." Ein bitteres Lächeln umspielte Sasukes Mund. "Ein Opfer für das Wohl des Dorfes.", wiederholte er. "Ich habe mein Augenlicht verloren um dieses erbärmliche Dorf zu retten." Seine Hände zitterten. Sakura sah, wie er nach seinem Kunai griff. Sie hatte weder die Kraft noch den Wunsch, ihn zurückzuhalten. "Shikamaru.", sagte Sasuke und packte den Griff seines Kunai. "Dafür werde ich dich töten!!!" Die Klinge der Waffe blitzte und dann sprang Sasuke auf. Er preschte an Sakura vorbei auf Shikamaru zu, der von dem Angriff viel zu überrascht war, um darauf zu reagieren. Sasuke holte aus und stach mit tödlicher Präzision zu. Asuma sah Sasukes Handlung im letzten Moment voraus und ging dazwischen, indem er Shikamaru zur Seite stieß. Im selben Moment war Kakashi bei seinem Schüler und packte ihn mit eisernem Griff. Sasuke wand sich schreiend in Kakashis hartem Griff und brüllte: "Lass mich los! Auf der Stelle! Ich werde ihn töten, hörst du? Wenn nicht jetzt, dann später!!" Shikamaru rappelte sich wieder auf. Sakuras Blick fiel auf ihn, dann wieder rüber zu Sasuke und auf seine trüben Augen. Es war, als hätte jemand einen Schalter in ihrem Inneren umgelegt. Sie stieß einen schrillen Schrei aus, sprang auf und preschte an Kakashi und Sasuke vorbei auf Shikamaru zu. Ino versuchte, sich dazwischen zu stellen aber Sakura stieß sie mit einem Faustschlag zur Seite. Mit ungeahnter Schnelligkeit stieß sie sich ab und sprang auf Shikamaru zu. Er schaffte es nicht mehr, ihrem Hieb zur Gänze auszuweichen. Die Klinge ihres Kunai bohrte sich in seine Schulter und gemeinsam stürzten sie auf den Boden. "STIRB!", schrie Sakura mit Tränen in den Augen und riss die Waffe erbarmungslos aus seiner Wunde. "STIRBSTIRBSTIRB!!!" Sie hatte nicht die Chance, ein weiteres mal zuzustechen, denn als sie den Arm in die Höhe riss, mit der Absicht, ihr Ziel diesmal nicht zu verfehlen, wurde ihr Handgelenk gepackt. Asuma zerrte sie von Shikamaru runter und entriss ihr die Waffe. Sasuke und Sakura tobten, bis man den verwundeten Shikamaru aus dem Raum gebracht hatte und sie ließen sich nur sehr schwer beruhigen. Sasuke wurde als erster wieder ruhiger bis Kakashi ihn schließlich losließ. Sakura war noch immer voller Hass und da Shikamaru nicht mehr da war, entlud sich ihr Zorn auf Asuma. Kratzend und beißend wehrte sie sich gegen seinen harten Griff, doch er war zu stark für sie. Erst als Sasuke ihr eine Hand auf die Schulter legte, hielt sie inne. Durch die Tränen sah sie ihn nur verschwommen. "Lass es gut sein, Sakura.", bat er sie tonlos. Überrascht blickte sie ihn an und dann ließ sie Asumas Arm los. Ihre Fingernägel hatten sich tief in sein Fleisch gebohrt und blutige Kratzer hinterlassen. Trotzdem sagte er kein Wort dazu. Sasuke umarmte Sakura fest und flüsterte ihr dabei ins Ohr: "Später. Gib mir nur etwas Zeit." Benommen nickte sie und Asuma ließ sie los. "Komm, Sasuke.", sagte sie bedrückt. "Gehen wir." Er ließ es zu, dass sie seine Hand nahm und ihn aus dem Zimmer führte. Als die beiden gegangen waren, war es sehr lange still im Raum. Zu überrascht waren alle von den Ereignissen und Erkenntnissen, die diese Versammlung gebracht hatte. Aber Orochimaru lauerte immer noch irgendwo da draußen und es musste eine Entscheidung gefällt werden. Ohne sich weitere Vorschläge anzuhören, sagte Tsunade: "Ich habe eine Entscheidung getroffen. Wir werden weiterhin Spione schicken, um so genau wie möglich herauszufinden, wann Orochimaru angreifen will. Wenn es soweit ist, werde ich mich um ihn kümmern. Ich brauche ein fähiges Team, das mich so nah wie möglich an ihn heranbringt. Die Anbu sollen fünf ihrer Leute auswählen, die werden von jetzt an mit mir trainieren. Der Rest des Dorfes wird bei einem Angriff evakuiert. Wir setzen alles auf eine Karte und hoffen, dass es mir gelingt, Orochimaru zu töten." Bevor erneut eine wütende Diskussion losbrechen konnte, fügte sie mit scharfer Stimme hinzu: "Und damit das klar ist - niemand krümmt Sasuke-kun auch nur ein Haar. Haben wir uns verstanden?" Lange stand Sakura am Fenster und starrte gedankenversunken nach draußen. Sasuke saß auf seinem Bett, ebenfalls völlig in Gedanken. Sie mussten beide erstmal verarbeiten, was sie heute erfahren hatten. "Sakura.", kam es irgendwann von Sasuke. "Warum hast du Shikamaru angegriffen? Sie hätten dich verhaften können." "Weil ich ihn hasse.", antwortete sie automatisch. "Er hat dir das angetan, und es ist mir gleich, welche Gründe er dafür hatte. Er soll sterben, ich wünsche ihm den Tod!" Sie hörte, wie er aufstand und zu ihr rüber kam. Sanft legte er die Arme um sie. "Ich danke dir." "Ich konnte einfach nicht anders. Ich kann nicht begreifen, dass sie alle das einfach so hinnehmen... niemand hat davon gesprochen, ihn zu bestrafen. Finden sie es alle in Ordnung, was er getan hat?" Sie ließ ihren Blick über die Straße schweifen. "Ich sehe da unten nur noch Monster, die ihr Leben mit deinem Blut erkauft haben." "Sakura.", raunte er ihr ins Ohr. "Ich will Rache." "Du weißt, dass ich dir helfen werde, ganz egal was du auch vorhast." "Ich weiß." Er vergrub das Gesicht in ihrem Haar während sie den Vorhang durch die Finger gleiten ließ bis sie nicht mehr nach draußen sehen konnte. Traurig sagte sie: "Was wird geschehen, wenn Tsunade es nicht schafft? Wenn der Plan fehlschlägt?" "Irgendwann werden sie verzweifelt genug sein, um auf Shikamaru zu hören." Genau das hatte sie befürchtet. "Dann bist du hier nicht mehr sicher." "Ich kann hier sowieso nicht länger bleiben. Ich werde das Dorf verlassen." "Dann komme ich mit dir." "Das brauchst du nicht." Mit einem Lächeln sagte sie: "Ich folge dir überall hin. Dieses Dorf ist sowieso nicht länger mein zu Hause. Nicht, wo ich jetzt weiß, wie teuer sie sich den Frieden erkauft haben." Kapitel 14: Rache ----------------- Hektisch sah Shikamaru sich um. Von überall her kamen die feindlichen Shinobi und stürmten die letzte Verteidigungsfront Konohas als wären sie ein einziges, gigantisches Wesen. Es wurden immer mehr, während Konoha nun auch seine letzten Soldaten losgeschickt hatte. Während er einen nach dem anderen niederschlug, rasten seine Gedanken und sein Verstand suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, diese Schlacht noch zu ihren Gunsten zu entscheiden. Er hörte einen Schrei, als Sasuke mit einem Schlag gleich drei Sound-Nin zu Boden warf. Einen Moment lang war Sasuke abgelenkt, aber seltsamerweise nutzte keiner der nachkommenden Shinobi die Chance, um ihn anzugreifen. Shikamaru stieß seinen Kunai in einen der Angreifer und beobachtete Sasuke dabei so gut er konnte. Etwas stimmte hier nicht. Die Sound-Nin griffen ihn nicht an, sie wichen nicht nur aus Respekt oder Angst vor ihm zurück, sondern irgendetwas hielt sie auf. Er sah das leuchtende Rot der Sharingan, als Sasuke sich um die eigene Achse drehte und mit einem eleganten Tritt ein weiteres Mal gleich mehrere Sound-Nin zurückschlug. Blitzartig begriff Shikamaru, was hier vorging. Orochimaru befehligte diese Armee. Und für ihn was Sasuke wichtig. Sasuke durfte nicht verletzt werden. Das war der Schlüssel, nach dem er gesucht hatte! Sasuke war Orochimarus Schwachpunkt. Wenn er verletzt würde, dann würde Orochimaru vielleicht für einen kurzen Moment die Kontrolle verlieren. Nur ein Moment würde schon reichen, um den Truppen Konohas neuen Mut zu geben. Aber es gab keine Möglichkeit, an Sasuke ranzukommen. Fieberhaft überlegte Shikamaru, wie er Sasuke in seinen Plan einweihen sollte. Aber der Uchiha war zu vertieft in seinen Kampf und jetzt in seine Nähe zu kommen wäre gefährlich wenn nicht gar lebensmüde gewesen. Shikamaru schlug seine Gegner verzweifelt zurück. Er konnte keinen Doppelgänger erzeugen und Sasuke kopieren, solange der noch auf dem Schlachtfeld war. Irgendwie musste er Sasuke dazu bringen, unterzutauchen. Aber wie...? In dem Moment hörte er einen Schrei. Eine vertraute Stimme. Sein Kopf ruckte herum und er sah noch, wie Ino's blonder Haarschopf unter der Flut von Sound-Nin versank. "INOOO!!!", brüllte er und Panik erfasste ihn. Sie war verletzt! Jemand musste ihr helfen, sonst würden die Angreifer sie schlichtweg zu Tode trampeln. Jetzt musste er handeln. Gleich mehrere Sound-Nin stürzten sich auf ihn und er nutzte den Moment, wo er von ihnen verdeckt wurde. Ohne darüber nachzudenken, formte er das Fingerzeichen und verwandelte sich in einen von ihnen. Er wollte nicht darüber nachdenken, was er gerade im Begriff war zu tun, was für eine Greueltat er plante. Er musste Ino und das Dorf um jeden Preis retten. Selbst wenn es Sasuke das Leben kosten mochte. Blitzschnell preschte er auf Sasuke zu und tauchte überraschend vor dem Uchiha auf. Er wusste, dass weder Genjutsu noch Ninjutsu ihm jetzt etwas nutzen würden und dass er sich beeilen musste, bevor die Sharingan seine Tarnung durchschauen konnten. Wie er es von Asuma gelernt hatte, konzentrierte er Chakra in seiner linken Hand, während er mit der rechten den ungelenken Schlag des Uchiha abwehrte. Nur einen Augenblick lang war Sasuke abgelenkt, überrascht von dem plötzlichen Angriff, und Shikamaru nutzte diese Schwäche erbarmungslos aus. Ino, halt durch! Mit voller Kraft riss er den Arm hoch und hieb seine Faust mitten in Sasukes Gesicht. Der Uchiha stieß einen schrillen Schmerzensschrei aus und im selben Moment wurde Shikamaru von irgendwas in den Rücken getroffen und von Sasuke weggeschleudert. Während er in der Menge versank, löste sich die Verwandlung auf. Als er Orochimarus wütenden Schrei hörte, wusste er, dass er Recht gehabt hatte. Abrupt riss Shikamaru die Augen auf. Trübes Zwielicht umfing ihn und er atmete erstmal tief ein. Wieder ein Traum. Die Ereignisse jenes Tages verfolgten ihn jede Nacht bis in seine Träume. Er bereute es nicht, so gehandelt zu haben, denn er hatte damit nicht nur Ino das Leben gerettet, sondern auch das Dorf vor dem sicheren Untergang bewahrt. Aber er war nicht gewissenlos und Sasukes Schicksal hatte auch bei ihm Spuren hinterlassen. Seit er erfahren hatte, dass Sasuke blind war und es wohl auch bleiben würde, hatte er sich wieder und wieder gefragt, ob er anders hätte handeln können. Warum er den Schlag nicht tiefer ausgeführt hatte, warum er Sasuke nicht einen Stoß in den Magen oder vor die Brust gegeben hatte. Aber es war alles so schnell gegangen, an jenem Tag. Er hatte nicht mehr nachgedacht sondern nur instinktiv gehandelt. Nur leider konnte das seine Gewissensbisse nicht beruhigen. Er war schuld daran, dass Sasuke sein Augenlicht verloren hatte. Er hatte Sasukes Zukunft für die Rettung des Dorfes verspielt. Unwillkürlich fasste er sich an die Schulter, wo Sakura ihn mit dem Messer verwundet hatte. Es war kein Wunder, dass sie und Sasuke ihn hassten. Irgendwie hatten sie ja Recht damit. Aber sie wussten nicht, dass auch er für den Rest seines Lebens mit dieser Schuld zurechtkommen musste. Ein ungewöhnliches Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. Jemand war im Raum! Unauffällig tastete er nach seinem Kunai. "Ino?", fragte er in die Dunkelheit hinein. "Bist du das?" Er konnte seinen Kunai nicht finden und als er den Lichtschalter umlegte, passierte nichts. Das reichte, um ihn in höchste Alarmbereitschaft zu versetzen. Shikamaru sprang aus dem Bett und rief in den Raum hinein: "Zeig dich! Wer bist du?" Er rannte zum Regal, denn dort lagen seine restlichen Waffen, aber als er danach griff, sirrte etwas durch die Luft und traf seine Hand. Shikamaru schrie auf und fiel rücklings gegen die Wand, die blutende Hand fest an seinen Körper gepresst. "Wer ist da?", fragte er noch mal. "Kannst du dir das nicht denken?", fragte eine tiefe Stimme. Shikamaru öffnete den Mund, um etwas zu sagen, da sah etwas in der Dunkelheit des Zimmers. Rote Augen. Sharingan, die ihn aus der Dunkelheit heraus beobachteten. "Nein!", keuchte er. "Das ist unmöglich!" Er hörte Schritte, als der Uchiha langsam näher kam. "Wie kann das sein?", rief Shikamaru, gelähmt durch seine Schuld und seine Angst. Sein Verstand setzte schier aus. "Ich will Rache", sagte die Stimme und dann trat Sasuke in den Lichtkegel am Fenster. Eine Klinge blitzte im fahlen Mondlicht. "Sasuke?", keuchte Shikamaru. Das war unmöglich! Sasukes Augen waren zerstört, er war blind, er KONNTE die Sharingan nicht mehr einsetzen! Er spürte, wie seine Hände zitterten. Was passierte hier? War das wieder ein Traum? Er spürte den Schmerz in seiner Hand, wo der Wurfstern ihn getroffen hatte. Nein, das war kein Traum. Sasuke war gekommen, um sich zu rächen. Aber wie um alles in der Welt...? Der Kunai flog auf ihn zu und Shikamaru machte keine Anstalten, ihm auszuweichen. Die Klinge bohrte sich in seine Schulter, genau da, wo Sakura ihn verletzt hatte. Er schrie auf. Zitternd presste er eine Hand auf die Schulter und zwang sich, Sasuke anzusehen. Woher kam diese Angst, die ihn lähmte? Waren das seine Schuldgefühle? Sasuke stand dicht vor ihm. Entsetzt beobachtete Shikamaru, wie Sasuke zwei Finger hob und leise sagte: "Du hast Recht." Die Luft schwirrte und dann waren die Sharingan verschwunden. Shikamaru begriff, dass er auf eine Illusion hereingefallen war. Er hörte wieder Schritte, und dann löste sich eine zweite Gestalt aus den Schatten. Sakura stellte sich an Sasukes Seite. Sasukes schwarze, tote Augen waren auf Shikamaru gerichtet als er langsam näherkam. Shikamaru fühlte sich wie in einem Alptraum. Er wollte weglaufen oder sich wehren oder irgendetwas tun, aber er konnte einfach nicht. Sasuke schob einen Fuß zwischen Shikamarus Knie und hob den anderen an. Er legte die Fußspitze auf den Griff des Messers, das noch immer in der Schulter seines Opfers steckte, und drückte den Kunai ohne Gnade tiefer in die Wunde. Shikamaru schrie auf vor Schmerzen. "Wie fühlt sich das an?", fragte Sasuke kühl. Blut strömte aus der Wunde und reißender Schmerz ging davon aus. "Das ist gar nichts gegen das, was du mir angetan hast." Wieder drückte er mit seinem Fuß die Klinge tiefer in die Wunde und Shikamaru stöhnte auf. Ihm wurde übel aber er kämpfte den Brechreiz nieder. "Du hast mich zu einem Leben in Dunkelheit verdammt!", schrie Sasuke plötzlich und trieb die Waffe bis zum Heft in Shikamarus Schulter. Einen Augenblick lang glaubte er, vor Schmerz ohnmächtig zu werden. Als seine Sinne wieder zurückkehrten, hörte er das Blut in seinen Ohren rauschen und seinen eigenen Herzschlag. Er zwang sich, den Kopf zu heben. Sasuke lächelte erfreut. Er genoss es, Shikamaru zu quälen, es stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. "Fühlst du dich jetzt besser?", fragte Shikamaru mühsam. Erst jetzt, wo der Schock und die Angst langsam nachließen, war er in der Lage, die Situation zu begreifen. "Willst du mich töten? Bekommst du dadurch dein Augenlicht zurück, hm?" "Halt den Mund!", schrie Sasuke. Shikamaru sah an ihm vorbei zu Sakura, die mit leerem Blick danebenstand. Er entdeckte kein Mitleid in ihrem Gesicht. Ihre Gestalt verschwamm vor seinen Augen. Verdammt, was passierte mit ihm? In seinem linken Arm kribbelte es so merkwürdig. Er versuchte, den Arm zu bewegen, aber der Schmerz wurde schnell zu heftig. "Sag es mir.", forderte Sasuke. "Sag mir, dass du es wieder tun würdest." Mit aller Kraft, die ihm noch geblieben war, zischte Shikamaru: "Ich würde es... jederzeit... wieder tun! Dein Augenlicht gegen die Rettung eines ganzen Dorfes! Ohne mich wären jetzt alle tot!" Zuerst sah es so aus, als würde Sasuke gleich explodieren. Aber dann gewann er die Fassung zurück und zischte: "Am liebsten würde ich dich töten. Aber das bist du gar nicht wert, du Bastard!" "Feigling.", zischte Shikamaru und fragte sich gleichzeitig, was in ihn gefahren war. Vielleicht war es besser, wenn Sasuke ihn umbrachte. So könnte er für seine Tat büßen und müsste nicht für den Rest seiner Tage damit leben. Sein Arm fühlte sich merkwürdig taub an. Er sah noch, wie Sasuke ausholte, aber den Faustschlag spürte er gar nicht mehr. Übergangslos verlor er das Bewusstsein. Gehüllt in schwarze Mäntel, die im starken Wind von Konoha wehten, standen Sasuke und Sakura auf einem der Hausdächer. "Warum hast du ihn nicht getötet?", fragte Sakura leise. Sasuke drehte sich um. "Das wollte ich eigentlich... aber dann habe ich begriffen, dass er es gar nicht wert ist. Bis sie ihn finden wird noch einige Zeit vergehen. Ich habe gut gezielt. Wenn sie ihn zu spät finden, wird der Arm taub bleiben. Ich hatte meine Rache und er war es nicht wert, dass ich mir die Hände an ihm schmutzig mache." Erleichtert atmete Sakura auf. Sie wusste, sie hätte es nicht fertig gebracht, Sasuke zurückzuhalten. Sie hasste Shikamaru für das was er getan hatte fast noch mehr als Sasuke. Sie schaute hoch zum Himmel. Es waren noch ein paar Stunden bis Sonnenaufgang. Sie ließ ihren Blick noch einmal über das Dorf schweifen. Dieser Ort steckte voller Erinnerungen. Trotzdem fiel es ihr nicht mehr schwer, ihn zu verlassen. Nicht, solange Sasuke an ihrer Seite war. "Hast du dich verabschiedet?", fragte er. Sakura nickte, bevor ihr einfiel, dass er diese Bewegung ja nicht sehen konnte. "Es gibt nichts, was mich hier noch hält. Lass uns gehen." Er nickte ebenfalls und ging rüber zur Dachkante. Sie folgte ihm und gemeinsam stießen sie sich ab und nahmen im Schutz der Nacht den sichersten Weg über die Hausdächer um ungesehen hinauszugelangen. Was sie nicht merkten, war das Mädchen, das erstaunt den Kopf hob, als sie die schwarzen Schatten über sich entdeckte. Ino war auf dem Weg gewesen um Shikamaru zu besuchen, getrieben von der Sorge, dass Sasuke vielleicht noch einmal versuchen könnte, sich zu rächen. Als sie die zwei Gestalten sah, befürchtete sie das Schlimmste. Sie waren von Shikamarus Haus gekommen. Erschrocken ließ sie die Blumen fallen, die sie ihm hatte bringen wollen, und rannte los. *** Vergesst nicht, euch auch die Humor-FF anzuschauen, die ich zusammen mit Sama geschrieben habe! Hier: http://animexx.4players.de/fanfic/?doc_modus=startseite&ff=93797 Kapitel 15: Gefangenschaft -------------------------- Sakura drehte sich unwillkürlich um, als Sasuke und sie anhielten, um Rast zu machen. Sie waren bereits seit zwei Stunden unterwegs, trotzdem konnte man von hier aus, hoch oben über den Bäumen, noch immer die Lichter von Konoha sehen. Man hatte große Feuer entzündet um die Umgebung auch nachts zu erhellen und feindliche Spione so schneller entdecken zu können. "Was wird aus Konoha werden?", fragte sie bedrückt. Er zuckte scheinbar gleichgültig die Schultern. "Noch ist nichts entschieden. Orochimaru ist mächtig, aber sie haben noch nicht aufgegeben. Tsunade wird sich schon was einfallen lassen." "Ich hoffe, dass Naruto nichts passiert." "Du kennst ihn doch. Er ist zäh, den haut nichts um." Sakura nickte und versuchte, an diese Worte zu glauben. Ohne großes Bedauern wandte sie den Blick ab und folgte Sasuke, der sich von Ast zu Ast nach unten zum Boden hin hangelte. In Momenten wie diesem sah man es ihm wirklich nicht an, dass er so schwer gehandicapped war. Sie hatte noch immer nicht ganz begriffen, wie er es bewerkstelligte, Gegenstände ohne sein Augenlicht aufzuspüren, trotzdem bewegte er sich so sicher, als könnte er tatsächlich sehen. Sie kamen am Boden auf und machten es sich gemütlich. Sie hatten beschlossen, vor Sonnenaufgang noch etwas zu schlafen und dann im Morgengrauen weiterzureisen. Unter anderen Umständen hätten sie sich diese Rast nicht leisten können, aber die Dorfbewohner waren mit Orochimaru beschäftigt und würden sich in der derzeitigen Situation wohl kaum die Mühe machen, sie beide zu verfolgen. Sasuke legte sich ins Gras und Sakura kuschelte sich an ihn. Sie hatten ein paar Fallen aufgestellt, die sie warnen würden, falls ihnen jemand zu nahe käme. In Sasukes Gegenwart hatte Sakura keine Angst und noch vor ihm schlief sie ein. Ein Schrei riss Sakura abrupt aus dem Schlaf und sie fuhr hoch. Es war noch dunkel und sie begriff, dass etwas nicht stimmte. Sie sah sich um und sah gerade noch, wie Sasuke neben ihr bewusstlos zu Boden ging. Dann hörte sie eine Stimme: "Ich tue das wirklich ungern, Sakura-san." Sie riss den Kopf hoch und blickte in ein bekanntes Gesicht. "Kabuto-san...", murmelte sie. Seine Faust raste ihr entgegen und sie verlor abrupt das Bewusstsein. "Sakura-san. Sakura-san!" Nur widerwillig erwachte Sakura. Jemand schüttelte sie und rief ihren Namen. Langsam öffnete sie die Augen und stöhnte, als ihr der Schmerz ihrer geschwollenen Wange bewusst wurde. Jemand war bei ihr und als das Bild vor ihren Augen deutlicher wurde, erkannte sie Kabuto. Schlagartig erinnerte sie sich an die Sekunden bevor er sie bewusstlos geschlagen hatte und stieß einen wütenden Schrei aus. Automatisch wollte sie nach ihrem Kunai greifen, aber er war nicht da. Deshalb zog sie ihren rechten Fuß an und versetzte Kabuto einen sicherlich schmerzhaften Stoß vor die Brust und sprang dann auf. "Sakura." Sie drehte den Kopf und entdeckte Sasuke, der an die Wand gelehnt links neben ihr saß. "Lass es, es hat keinen Sinn. Wir sind in Oto-ga-kure." So schnell wollte ihr Verstand das nicht begreifen. "Was heißt das? Wieso sind wir hier?" Im Augenwinkel sah sie, wie Kabuto wieder hoch kam und rang um eine Entscheidung. Sollte sie ihn angreifen oder nicht? Schließlich beschloss sie, Sasuke zu vertrauen und kniete sich bei ihm hin. "Alles in Ordnung, Sasuke? Bist du verletzt?" "Nein, alles okay. Und du?" "Ich bin unverletzt", erwiderte sie. Kabuto beobachtete sie beide, machte aber keine Anstalten sie anzugreifen. "Was tun wir hier?", flüsterte sie und ließ Kabuto dabei nicht aus den Augen. Sasuke antwortete: "Anscheinend hat Orochimaru nur auf eine gute Gelegenheit gewartet, mich zurückzuholen." Er reckte den Kopf in die Höhe und fügte trotzig hinzu: "Ihn erwartet eine böse Überraschung." So langsam begann Sakura die Lage in der sie sich befanden zu verstehen. Sie sah sich um, aber der fensterlose Raum gab nicht viele Hinweise auf ihren Aufenthaltsort. Sie hatte keine Ahnung, ob sie mitten im Dorf waren oder ob es irgendeine Chance gab, bis zum Ausgang zu gelangen. Zu zweit hätten sie Kabuto sicher überwältigen können, aber Sasuke schien zu dem Schluss gelangt zu sein, dass es keinen Sinn hatte. Sie hatte kein Problem damit, seinem Urteil zu vertrauen und erstmal abzuwarten. Eines wunderte und beunruhigte sie jedoch. An Kabuto gewandt fragte sie: "Warum hast du uns beide mitgenommen?" "Ich wollte vermeiden, dass du zurück nach Hause rennst und Tsunade alarmierst. Mit eurer Flucht aus dem Dorf habt ihr uns einen großen Gefallen getan, niemand wird nach euch suchen." Sasuke sagte tonlos: "Es war eine weise Entscheidung von dir, sie nicht einfach zu töten." "Ich bin mir dessen bewusst, dass es äußerst unvorteilhaft wäre, sich deinen Hass zuzuziehen. Orochimaru-sama braucht dich schließlich noch." "Da bin ich mir nicht so sicher." Bevor Kabuto antworten konnte, flog die Tür mit einem Knall auf und Orochimaru betrat den Raum. Sein Blick fiel zuerst auf Sakura selbst und sie merkte, wie ihr unfreiwillig die Knie zitterten. Dann wanderten die Augen des Sannin rüber zu Sasuke und ein zufriedenes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. "Da bist du ja wieder, Sasuke-kun." "Allerdings nicht ganz freiwillig." Unbeeindruckt kam Orochimaru auf ihn zu, bis Sakura sich vor ihn stellte. "Komm ihm nicht zu nahe!", fauchte sie, obwohl sie sich natürlich dessen bewusst war, dass ihre Warnung völlig lächerlich war. Sie war unbewaffnet, und er war einer der legendären Sannin. Er hätte sie mit einer Handbewegung töten können. Bevor Orochimaru irgendwas dergleichen tun konnte, mischte Sasuke sich ein: "Lass ihn." Wieder rang sie mit sich, entschloss sich aber am Ende, ihm zu vertrauen. Sie trat zur Seite und Orochimaru stellte sich vor Sasuke. "Ich habe gehört, dass ihr beide keinen Ort mehr habt, an den ihr gehen könnt. Ich hätte da eine Lösung, Sasuke-kun." "Ich glaube, deinem Schoßhund ist ein nicht unwesentliches Detail entgangen", spottete Sasuke und stand umständlich auf. Es war offensichtlich, dass weder Kabuto noch Orochimaru kapierten, wovon er sprach. "Was ist mit Itachi?", donnerte Orochimaru unvermittelt und bei diesem Namen zuckte Sasuke sichtbar zusammen. "Hast du ihn wegen diesem Mädchen vergessen? Hast du deine Rache aufgegeben?" "Nein", stieß Sasuke hervor. Orochimaru's Blick wurde lauernd. "Bist du stark genug, um ihn zu besiegen?" "Nein." "Du hast deine Zeit in Konoha verschwendet. Itachi wird nicht ewig darauf warten, dass du ihn tötest." Erstaunt runzelte Sakura die Stirn. Sie wunderte sich über die eigenartige Formulierung und noch mehr darüber, dass sie Sasuke nicht zu überraschen schien. Heiser fuhr Orochimaru fort: "Du weißt selbst, dass nur ich dir helfen kann, stark genug zu werden. Ohne mich-" Er stutzte. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und dann schnellte sein Arm vor und er packte Sasuke am Kinn. Grob zog er den Kopf des Jungen hoch und zischte: "Sasuke-kun, sieh mich an!" Sasuke versuchte, dem Befehl Folge zu leisten und Orochimarus Augen weiteten sich entsetzt. "Du... du kannst mich nicht sehen!" Zuerst war es still, dann stieß Orochimaru Sasuke mit einem Wutschrei von sich. "Blind!!! DU BIST JA BLIND!!", brüllte er. Ruckartig fuhr er herum und fuhr Kabuto an: "Du hast gesagt, er wäre vollständig genesen! Du hast fünf Sekunden um dich zu erklären, Kabuto!" "Ich wusste es nicht!", rief Kabuto. "Ich hatte keine Zeit, um es zu merken! Ich würde euch nie belügen, Orochimaru-sama!" "Kannst du ihn heilen?", zischte Orochimaru. "Ich weiß es nicht. Offenbar konnte Tsunade es nicht, deswegen kann ich nichts versprechen. Aber ich werde mein Bestes tun." "Ich hoffe für dich, dass du das kannst!", knurrte Orochimaru. "Denn wenn nicht, bringe ich dich eigenhändig um!!" Er fuhr herum und verließ den Raum und erst als er fort war, atmete Sakura erleichtert auf. Vorerst zumindest war Sasuke sicher. Kabuto kam zu Sasuke, packte ihn am Arm und zerrte ihn in die Höhe. Man sah ihm deutlich an, dass er Angst hatte. Orochimarus Zorn war zweifellos etwas, das sogar er fürchtete. "Komm", sagte er ungeduldig. "Ich muss sehen, ob ich etwas für dich tun kann." "Tsunade hat es nicht geschafft, ich bezweifle, dass du etwas ausrichten kannst", sagte Sasuke boshaft. Trotzdem ließ er sich von Kabuto mitzerren und unschlüssig folgte Sakura den Beiden. Sie hatte keine Ahnung, was jetzt passieren würde. Sie wusste nur, dass sie beide wohl vorerst Gefangene waren, und dass Sasuke anscheinend beschlossen hatte, bis auf weiteres nichts dagegen zu unternehmen. Sie musste ihm einfach vertrauen, bis sie Zeit für ein Gespräch unter vier Augen hatten. ...tbc... *** Danke für eure Geduld, ich weiß im Moment bin ich wirklich langsam mit neuen Kapitel. Kapitel 16: Die Nacht in der Zelle ---------------------------------- "Und?", fragte Sasuke ohne große Hoffnungen oder Erwartungen in der Stimme, nachdem Kabuto seine Untersuchung beendet und sich brütend auf einen Stuhl gesetzt hatte. "Heilen kann ich das nicht", sagte er schließlich. Sasuke nickte bloß und auch Sakura war nicht wirklich enttäuscht. Sie hatte sich erst gar nicht erlaubt, sich Hoffnungen zu machen. Tsunade war um Klassen besser als Kabuto, wie hoch waren die Chancen denn gewesen? Trotzdem seufzte sie unhörbar. "Aber ich hätte einen anderen Vorschlag." Beide, Sasuke und Sakura, horchten schlagartig auf. Kabuto rückte sich seine Brille zurecht und sagte langsam: "Tatsache ist, du wirst nie wieder irgendwas sehen. Nicht mit diesen Augen. Aber... du könntest immer noch die Augen eines anderen nehmen." Perplex starrte Sakura Kabuto an. "Sowas ist möglich? So wie... eine Transplantation oder so?" Er grinste. "Nicht direkt. Eher... hmm... eine unfreiwillige Spende. Ich verstehe mich nicht auf Transplantationen, aber ich habe vor einigen Jahren eine Technik entwickelt die so etwas Ähnliches kann. Eigentlich war sie für etwas anderes gedacht, aber..." Er ließ das Ende des Satzes unheilvoll in der Luft hängen. Kurzzeitig waren beide, Sasuke und Sakura, sprachlos, bis Sakura schließlich fragte: "Warum hat Tsunade nicht so was vorgeschlagen?" "Das sollte eigentlich offensichtlich sein", meinte Kabuto lapidar. "Für so was braucht man einen gesunden, lebenden... äh... Spender. Ich bezweifle, dass irgendwer in Konoha so etwas billigen oder durchführen würde, selbst wenn sie es könnten." "Ich nehme an, solche ethischen Bedenken hast du nicht", bemerkte Sasuke trocken. Kabuto lachte dunkel. "In der Tat. Aber das Problem ist ein ganz anderes. Wenn ich das mache, verlierst du die Sharingan und bist damit sowieso wertlos für Orochimaru-sama." "Ah." Sasuke nickte, so als habe er sich schon so etwas gedacht. "Langer Rede kurzer Sinn, du kannst mir nicht helfen. Richtig?" "Außer du findest mir jemanden, der die Sharingan hat", sagte Kabuto spöttisch. "Nachdem dein Clan fast vollständig ausgelöscht wurde, besteht da..." Er hielt inne. Sakura sah von Kabuto zu Sasuke und wieder zurück. Beide sahen aus, als wäre ihnen soeben etwas eingefallen. Bei ihr dauerte es etwas länger, aber dann schrie sie: "Ihr denkt doch nicht etwa an Itachi, oder?! Seid ihr VERRÜCKT!?" "Er wäre ein passender Spender", sagte Kabuto nachdenklich. "Sie sind Brüder... Sasuke, habt ihr dieselbe Blutgruppe?" Sasuke nickte und Kabuto fuhr eifrig fort: "...er hat die Sharingan..." "...und ich bekäme endlich meine Rache", ergänzte Sasuke. "Wenn ich ihm sein Augenlicht nehme..." Sadistische Genugtuung spiegelte sich auf seinem Gesicht wieder. "Es wäre perfekt", flüsterte er. "Grausam und demütigend. Einfach perfekt." Spät am selben Abend waren Sasuke und Sakura endlich allein. Kabuto hatte gemeint, er müsse noch ein paar Überlegungen anstellen und sie beide unzeremoniell in einem der, wie er es nannte, "Gästezimmer" untergebracht. Das Zimmer war winzig, fensterlos, düster und mehr als spartanisch eingerichtet, die Bezeichnung Zelle wäre sicher angebrachter gewesen, insbesondere, da auf dem Gang einige unheilvolle Gestalten warteten. Aber wichtiger war, dass Sakura jetzt Zeit hatte, mit ihm allein zu reden über das was in den letzten Stunden passiert war. Vorsichtig fragte sie nach: "Hast du das eben ernst gemeint? Willst du Itachi wirklich..." Ein beunruhigendes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. "Worauf du dich verlassen kannst." Sie wusste, wie verbissen er war, wenn es um seine Rache ging. Trotzdem musste sie zumindest versuchen, ihn zur Vernunft zu bringen. "Ich hätte genauso gern wie du, dass du wieder sehen kannst. Aber es ist Wahnsinn, was du da vorhast. Denkst du, Itachi lässt einfach zu, dass Kabuto und du ihm sein Augenlicht nehmen?" "Natürlich nicht." Sie hörte keinen Funken Selbstzweifel in seiner Stimme. "Aber mein Vorteil ist, dass er nicht damit rechnet. Itachi glaubt, ich will ihn töten. Allein. Er wird keinesfalls damit rechnen, dass Kabuto mir hilft." "Und du denkst, das reicht aus um Itachi hinters Licht zu führen? Kabuto kann sich nicht verstecken, Itachi wird ihn sofort entdecken." "Na und? Ich kriege Itachi über seine Arroganz, und das macht die Sache so gut. Ich brauche Kabuto nur zu sagen, er soll sich raushalten. Itachi wird auf jeden Fall glauben, dass ich es ernst meine. Er denkt, dass er mich kennt." Er lächelte wieder, und irgendwie machte sein Gesichtsausdruck Sakura Angst. "Er weiß nicht, wozu er mich wirklich gemacht hat. Ich kann auch grausam und sadistisch sein." "Das sehe ich", flüsterte Sakura. "Aber selbst wenn das klappt, heißt das nicht, dass ihr ihn zu zweit überwältigen könnt. Ihr müsstet ihn bewegungsunfähig machen." "Ich habe nur dafür trainiert, jemanden der die Sharingan hat zu überwältigen", sagte er furchtlos. "Ich spüre, dass ich eine Chance habe." "Und wenn du dich irrst?" "Dann sterbe ich bei dem Versuch." Genau das hatte sie befürchtet. "Wieso tust du immer so dumme Sachen, wenn es um Itachi geht?", fragte sie traurig. Von ihm kam keine Antwort. Der Raum war nur von ein paar Kerzen erleuchtet, die Sakura beim Eintreten angezündet hatte, und flackernde Schatten tanzten über sein Gesicht. Ihr war klar, dass sie keine Chance hatte, ihn davon abzuhalten. Wenn Kabuto zu dem Schluss kam, dass es tatsächlich einen Versuch wert war, würde Sasuke ohne zu zögern losgehen, Itachi ausfindig machen und sein Leben riskieren. "Und was erwartest du von mir?", fragte sie schließlich. "Dass du mich nicht aufhältst. Ich muss das versuchen." "Und wenn ich dich bitte, das nicht zu tun?" "Stell mich bitte nicht vor die Wahl. Ich wüsste nicht, wie ich mich entscheiden würde." Sakura konnte noch nicht mal wütend auf ihn sein. "Dann komme ich mit. Viel helfen kann ich euch sicher nicht, aber ich möchte bei dir sein und dich unterstützen." Zuerst war er ganz still. Dann hob er die Hand und ertastete mit den Fingern sacht ihr Gesicht. Schließlich bekam er ihr Kinn zu fassen, zog sie zu sich heran und küsste sie. Über diese unerwartet zärtliche Geste war sie so überrascht, dass sie sich instinktiv an ihm festhielt, weil sie Angst hatte, vom Bett zu fallen. "Wenn du mich vor die Wahl gestellt hättest, hätte ich mich für meine Rache entschieden", sagte Sasuke tonlos. Sie hatte es im Grunde ihres Herzens gewusst und war deshalb nicht wirklich enttäuscht. "Aber ich bin froh, dass ich mich nicht entscheiden musste." Sie hatte keine Ahnung, warum er so etwas sagte und war sowieso irgendwie abgelenkt, weil er anfing, ihren Hals zu küssen. "Ich habe eine Weile gebraucht, um es zu begreifen. Du bist mir wirklich wichtig, Sakura. Ich habe nie zu schätzen gewusst, was ich an dir habe. Aber jetzt..." Er küsste sie auf den Mund und sie war wirklich sprachlos über seine Worte. Wieder streichelten seine Finger über ihr Gesicht, lange, ohne dass er seinen Satz beendete, und dann sagte er, mit Erstaunen in der Stimme, so als würde er es selbst erst jetzt begreifen: "Ich liebe dich." Sakura wollte lächeln, auch wenn sie ja wusste, dass er es nicht sehen konnte, einfach weil es eigentlich die natürliche Reaktion auf ein Liebesgeständnis war, aber das Lächeln gefror auf ihrem Gesicht und dann spürte sie, wie ihr die Tränen über die Wangen rollten. Er spürte die Tränen unter seinen Fingern und wölbte überrascht die Augenbrauen, aber sie war zu aufgewühlt, um ihm ihre Reaktion zu erklären. Erst jetzt wurde ihr klar, wie wenig sie damit gerechnet hatte. So lange Zeit war sie jetzt bei ihm und im Grunde ihres Herzens hatte sie immer gespürt, dass er ihre Gefühle nicht erwidert hatte. Und jetzt... aus heiterem Himmel... "Wenn das alles vorbei ist, finden wir einen Weg, um Orochimaru loszuwerden", sagte Sasuke vorsichtig. "Ich habe nicht vor, ihm als Gegenleistung meinen Körper zu überlassen. Ich will meine Rache und dann möchte ich mit dir irgendwo hin gehen, wo uns niemand kennt, und ganz neu anfangen." "Das klingt zu schön um wahr zu sein." "Komm, lass uns schlafengehen. Wie ich Kabuto kenne, wird er keine Zeit verlieren. Wenn es soweit ist, sollten wir alle im Vollbesitz unserer Kräfte sein." Gemeinsam legten sie sich hin und Sakura dachte über diesen wundeschönen Traum nach, den Traum von einem Leben mit Sasuke, weit weg von Orochimaru und Itachi und Konoha und den Intrigen. Dafür lohnte es sich zu kämpfen. Sie hielt Sasukes Hand ganz fest, bis sie mit diesem schönen Gedanken einschlief. ...tbc... *** Ich hab mich wirklich gefreut, dass ihr alle meine FF immer noch lest, obwohl so viel Zeit zwischen zwei Kapiteln vergeht. Deshalb hab ich mich bemüht, dieses Kapitel schneller fertigzustellen als die letzten. Danke, dass ihr mir weiterhin so viele liebe Kommentare schreibt, ich freue mich über jeden einzelnen. Kapitel 17: Blutrausch ---------------------- "Ich bin mir ziemlich sicher, dass er sich zurzeit in dieser Gegend aufhält." Kabuto zeigte auf die Karte und sofort beugte Sakura sich neugierig darüber. Zu dritt saßen sie seit Kabuto verkündet hatte, dass er Itachis Aufenthaltsort kannte, an diesem Tisch über der Karte und planten ihre Mission. "Offensichtlich wurde er immer nur in Begleitung gesehen, er ist immer noch mit Hoshigaki Kisame unterwegs." "Den habe ich gesehen", hauchte Sakura und schauderte bei der Erinnerung an den riesigen Ninja mit den haifischähnlichen Gesichtszügen. Was sie jetzt im Nachhinein noch viel mehr beunruhigte, war die Erinnerung daran, wie Itachi den mehr als einen Kopf größeren Riesen mit einem einzigen Wort zurückgehalten hatte. Offenbar war Itachi stärker als Kisame und bisher hatte keiner sein wahres Können gesehen, zumindest hatte es keiner überlebt, um noch jemandem davon erzählen zu können. Kabuto legte eine Karte auf den Tisch, auf der Kisame abgebildet war. Es war eine der Karten, wie er sie auch bei der Chuunin Prüfung bei sich gehabt hatte. "Ich denke, am Anfang wird Kisame uns wohl kaum in die Quere kommen. So wie ich Itachi einschätze, wird er ihn zurückhalten, damit er sich in Ruhe mit Sasuke beschäftigen kann. Trotzdem sollten wir ihn so schnell wie möglich ausschalten, er würde sich einmischen, spätestens dann, wenn wir Itachi in die Enge getrieben haben." Er sah dabei Sakura an, wohl wissend, dass sie beide Kisame ohne Hilfe würden ausschalten müssen. Ihnen allen war bewusst, dass vom Moment des Zusammentreffens an Sasuke und Itachi sich nur noch aufeinander konzentrieren würden. "Ich denke nicht, dass Itachi viel an seinem Partner liegt. Er wird nicht eingreifen, wenn wir Kisame außer Gefecht setzen. Nicht, wenn Sasuke ihn solange in Schach halten kann." Sofort nickte Sasuke. "Das werde ich, keine Sorge." "Dann schlage ich vor, wir beide", Kabuto sah Sakura an, "nehmen uns sofort Kisame vor. Es wäre ganz interessant, herauszufinden, ob wir ihn töten können, aber leider haben wir dafür keine Zeit. Unser vordringlichstes Ziel ist Itachi, deswegen sollten wir nur versuchen, Kisame so schnell wie möglich kampfunfähig zu machen, egal wie." Sakura nickte. Sie hatte sich inzwischen die Informationen auf der Karte durchgelesen und sagte: "Wir müssen ihm sein Schwert wegnehmen, sonst wird es schwierig." "Das mache ich. Das Schwert ist schwer, und man braucht viel Kraft, um es ihm zu entreißen, selbst wenn er abgelenkt ist." "Dann mache ich das besser", unterbrach Sakura ihn. "Tsunade hat mich nicht nur in medizinischen Dingen ausgebildet." Kabuto verzog zweifelnd das Gesicht. "Bei allem Respekt, Sakura-san..." Ohne besondere Eile holte Sakura ihre Handschuhe aus der Tasche und fragte mit einem zuckersüßen Lächeln: "Möchtest du eine kleine Demonstration?" Bevor Kabuto sich einmischen konnte, sagte Sasuke grinsend: "Du solltest auf sie hören. Zwing sie nicht, es dir vorzuführen. Glaub mir, das würde dir nicht gefallen." Dass Sasuke so viel von ihren Fähigkeiten hielt, machte Sakura ziemlich stolz. Mit einem selbstsicheren Lächeln starrte sie Kabuto an, bis der schließlich die Schultern zuckte und murmelte: "Na fein. Ich lenke ihn ab und du holst dir das Schwert. Ich schalte ihn aus. Und dann müssen wir Itachi überwältigen." Sasuke fragte: "Was genau brauchst du?" "Du musst ihn nur ein paar Sekunden lang ruhig halten. Ich muss eine Hand über seine Augen halten, dann geht es relativ schnell." "Das klingt einfacher, als es ist", sagte Sakura düster. "Itachi wird wohl kaum so lange stillhalten." "Wir sind zu dritt und er erwartet nicht, dass wir Sasuke helfen. Wenn Sasuke es nicht alleine schafft, dann helfen wir ihm. Wenn du so stark bist, wie du sagst, sollte es möglich sein, Itachi kurz ruhig zu halten." Sakura nickte, allerdings noch nicht wirklich überzeugt. "Und was passiert danach? Selbst wenn wir das schaffen, Itachi dürfte auch ohne sein Augenlicht noch gefährlich sein." "Das hängt von Sasuke ab. Sasuke, willst du ihn töten?" "Nein. Er soll so weiterleben." "Dann nehmen wir uns seine Augen und danach... verschwinden wir. So schnell wir können." Ein paar Minuten lang waren sie alle still, dann sagte Sakura: "Diese Mission ist purer Selbstmord." Itachi war tatsächlich dort, wo Kabuto ihn vermutet hatte. In dem Dorf hatten viele zwei ungewöhnliche Männer gesehen, von denen einer ein Schwert bei sich trug und der andere niemandem in die Augen sah. Zuerst zogen sie in Betracht, Itachi mitten im Dorf anzugreifen, aber Sakura gelang es, die beiden anderen davon zu überzeugen, dass es klüger wäre zu warten, bis Itachi und Kisame das Dorf verließen, um sie draußen anzugreifen, wo es weniger Zeugen und Störungen gab. Einen halben Tag lang wachten sie vor dem Dorfeingang und Sasukes Hände zitterten vor Erwartung, als die zwei endlich rauskamen, offenbar mit der Absicht, weiterzuziehen. Ihre Anwesenheit blieb den beiden Akatsuki natürlich nicht verborgen. Itachi sah direkt zu ihnen herüber, als könnte er geradewegs durch die Mauer hindurch sehen, hinter der sie sich versteckt hielten. Sich weiter zu verstecken hatte keinen Sinn, also zeigten sie sich und näherten sich den beiden direkt. "Jetzt wird es interessant", sagte Kisame zu Itachi mit einem widerlichen Grinsen im Gesicht. Sakura fand ihn unheimlich und erschreckend, wenn auch auf eine andere Art als den übermächtigen Itachi. "Dein kleiner Bruder und seine Freundin, und dazu die kleine Kröte, die Orochimaru die Füße küsst." Itachi sagte kein Wort. Aber Kisame fragte hämisch: "Und was führt euch hierher?" Mit seinen kleinen, gefährlichen Augen fixierte er Sakura. "Vielleicht komme ich ja dieses Mal dazu, dich zu töten." Er griff demonstrativ nach seinem Schwert und Sakura starrte ihn ärgerlich an. Dieses Mal würde sie keine Angst haben. Oder sie würde es ihm wenigstens nicht zeigen. "Sasuke", mischte sich jetzt Itachi ein. "Geh nach Hause. Ich habe keine Lust, mich mit dir zu befassen." "Es ist nicht so, als ob dich jemand gefragt hätte", zischte Sasuke und zog seinen Kunai. "Du bist blind, kleiner Bruder. Was willst du schon gegen mich ausrichten?" "Wir werden es ja sehen!" Damit stürmte Sasuke los und das war das Zeichen. Kabuto preschte vor und verwickelte Kisame in einen Kampf. Sakura hielt sich zurück und beobachtete voller Sorge, wie Sasukes erster Versuch, Itachi mit dem Kunai zu treffen, natürlich fehlschlug und er sich einen Schlag ins Gesicht einfing. Sie wusste, dass er versuchte, Zeit zu gewinnen, trotzdem konnte sie den Anblick kaum ertragen. Kabuto lockte währenddessen Kisame so weit wie möglich von Itachi weg, damit der ihn nicht warnen konnte. Das alles passierte so schnell, und dann war auch schon der Moment da, wo Kisame mit dem Rücken zu ihr stand, völlig konzentriert auf sein Gefecht mit Kabuto. Wild entschlossen rannte Sakura los. Der Plan sah vor, Kisame von den Füßen zu reißen, sich das Schwert zu schnappen und dann erstmal zu rennen, bis Kabuto ihn ausgeschaltet hatte. Soweit kam es allerdings nicht. Als sie sich Kisame näherte, fing sie Kabutos Blick auf. Er starrte sie an und dann fuhr Kisame plötzlich herum. Sie schrie auf, als ihr sein Schwert entgegensauste und ließ sich instinktiv fallen - was ihr das Leben rettete. Das Schwert sauste über sie hinweg und sie sah im Augenwinkel, wie Kabuto sich zurückzog. Scheiße!!! Kisame verlor nicht viel Zeit und setzte nochmal nach, aber zu ihrem Glück war sie wesentlich flinker als er, sie wich auch dem zweiten Schwerthieb - wenn auch mit Mühe und Not - aus, sprang auf die Füße und überlegte fieberhaft, wie sie diesen Riesen zu Fall bringen konnte. Sie hatte bloß ihre brutale Stärke. Kisame schlug immer wieder nach ihr und wurde dabei immer wütender, was ihr vermutlich das Leben rettete. Er war zu grobschlächtig, um genau und schnell zu zielen. Nach einem weiteren verfehlten Hieb blieb Sakura abrupt stehen. Kisame sah seine Chance schon gekommen aber er hatte nicht mit ihrem ungewöhnlichen Manöver gerechnet. "Dann eben SO!!!", brüllte Sakura und rammte beim letzten Wort ihre Faust einfach in den Boden. Der Untergrund bebte und dann tat sich ein großer Riss auf. Kisame verlor im wahrsten Sinne des Wortes den Boden unter den Füßen und taumelte. Mehr hatte Sakura nicht gebraucht. Sie sprang in die Höhe, drehte sich einmal um sich selbst und schmetterte ihren Fuß gegen sein Handgelenk. Ein widerliches Knacken signalisierte ihr, dass sie sein Handgelenk gebrochen hatte - oder ihren Fuß. Kisame schrie auf, Sakura landete auf dem Boden, kam behände wieder hoch, griff sich das Schwert und riss es ihm aus der Hand. Sie hatte ihm tatsächlich die Hand gebrochen, denn er bot ihr keine Gegenwehr sondern heulte schmerzerfüllt auf. Es war wohl mehr eine instinktive Reaktion, als er mit dem anderen Arm ausholte. Dieses mal konnte sie nicht mehr ausweichen, seine Hand traf sie im Gesicht, und neben dem Schmerz dachte sie nur: Ich darf das Schwert nicht loslassen!!! Als sie wieder zu sich kam, lag sie auf dem Boden, ihre Finger immer noch um den Schwertgriff geschlossen. Ihre Wange schmerzte, aber ansonsten schien sie nicht verletzt zu sein. Ruckartig fuhr sie in die Höhe und sah gerade noch, wie Kisame in sich zusammensackte. Letzten Endes hatte Kabuto also doch seinen Zweck erfüllt. Sofort ruckte ihr Kopf weiter nach rechts, wo die beiden Brüder gegeneinander kämpften. Sakura war überrascht über das, was sie sah. Itachi blutete. Natürlich nicht sehr, es war nur etwas Blut, das von einer aufgeplatzten Unterlippe über sein Kinn gelaufen war, aber offensichtlich hatte Sasuke es geschafft, ihn zu verletzen. Kaum zu glauben. Vielleicht hatte sie Sasuke unterschätzt. Kabuto kam zu ihr gerannt und löste ihre Hand von dem Schwertgriff. "Kisame ist außer Gefecht, wir können anfangen. Bist du bereit?" Sie nickte und stand auf. Es war schon ein Wunder, dass sie Kisame geschafft hatten. Jetzt musste noch ein zweites Wunder geschehen. Sie atmete tief ein und machte sich bereit für den letzten, alles entscheidenden Kampf. Sasuke war besorgt, sehr sogar. In diesem Moment war seine Blindheit zugleich ein Segen und ein absoluter Alptraum. Wie er es erwartet hatte, war sein Handicap im Kampf gegen Itachi ein Vorteil, sogar mehr als er zu träumen gewagt hätte. Obwohl Itachi durch ihr letztes Zusammentreffen vorgewarnt gewesen war, hatte er weit weniger aufzubieten, als Sasuke es erwartet hatte. Natürlich war Itachi schnell, schon allein durch die Sharingan schien er jede Bewegung vorausahnen zu können, aber da war noch irgendwas anderes... Sasuke hielt ihn in Schach, das war eine Tatsache. Er schaffte es nicht, Itachi wirklichen Schaden zuzufügen, aber es gelang ihm, den Status Quo aufrecht zu erhalten. Das Schlimme aber war, dass er nicht wusste, was Sakura gerade machte. Er musste all seine Sinne auf Itachi konzentrieren, und ohne sein Augenlicht konnte er nun mal nicht einfach kurz den Kopf drehen um zu sehen, ob es ihr gutging. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, sie mitzunehmen. Was, wenn Kisame doch nicht so leicht zu überwältigen war? Er war nur einen Moment unkonzentriert und fast hätte er sich einen Faustschlag ins Gesicht eingefangen. Im letzten Moment riss er den Kopf zur Seite und spürte den Luftzug, als der Arm seines Bruders an ihm vorbeizischte. Instinktiv griff er danach, bekam ihn zu fassen, grub seine Fingernägel hinein, und trat mit einem Fuß nach seinem Gegner. Voller Zufriedenheit spürte er, wie der Tritt sein Ziel traf und Itachi kaum hörbar keuchte. Es tat unendlich gut, dieses Gefühl, Itachi ebenbürtig zu sein. Aber Sasuke wusste auch, dass Itachi nicht sein volles Potential ausschöpfte. Da gab es noch die ominöse Amaterasu Technik, von der Kabuto erzählt hatte. Die brauchte wohl auch die Sharingan, war aber eine aktive Technik, bei der es egal war, wohin der Gegner schaute - oder ob er überhaupt sehen konnte. Sasuke wusste, warum Itachi sie nicht einsetzte. Kabuto, der seine Informationen von Orochimaru hatte, hatte ihm erzählt, dass Amaterasu immer tödlich war, wenn es gegen einen Menschen angewandt wurde. Itachi hielt sich noch immer zurück. Wie vermutet wollte er Sasuke nicht töten. Das machte ihn nur noch wütender. Er ließ Itachi los und einen Moment lang fehlte der Körperkontakt und Sasuke wartete auf den nächsten Angriff. Stattdessen hörte er hastige Schritte und dann das Krachen von aufeinanderprallenden Klingen. Er konnte nicht einmal sagen, wer Itachi gerade angegriffen hatte... oder hatte Itachi jemanden angegriffen? Seine Sinne und sein Herz waren ausgefüllt mit der übermächtigen Präsenz von Itachis Aura. Bis er neben sich eine Stimme hörte: "Wir sind soweit, Sasuke." Sakura. Gott sei Dank. "Alles in Ordnung?", fragte er hastig und lauschte nebenbei den Geräuschen des Kampfes. Sie mussten sich beeilen, denn Itachi hatte sicher keine Hemmungen, Kabuto umzubringen. "Ja. Kisame ist erledigt. Und ich habe eine sehr gute Idee", sagte Sakura. "Ich habe Kisames Schwert." "Du meinst..." Sasuke begriff. Das war genial. "Ja. Ich sorge dafür, dass er genug Chakra verliert, und du erledigst den Rest." Sasuke grinste breit. "Einverstanden." Er hörte, wie sie loslief und dann war er wieder allein. Die Geräusche konnte er hören und ungefähr erahnen, was gerade passierte, aber ansonsten war er völlig ahnungslos, was das Geschehen betraf. Bis er ein Zeichen von Sakura bekam, konnte er nur warten. Schreie drangen zu ihm vor, Kabuto, der Sakura eine Warnung zurief, und dann... Itachi, der rief: "Was zum...?"... wieder Schreie, und er wünschte sich so sehr, er könnte es sehen. Auf einmal wurde Itachis Aura schwächer. Es war wie ein Licht, vorher war sie so hell gewesen, dass sie alles andere völlig überstrahlt hatte, aber jetzt wurde das Licht blasser, und allmählich erkannte er zwei andere Auren. Sakura hatte es tatsächlich geschafft. Das war seine Chance, und Sasuke verschwendete keine Sekunde. Jetzt, wo er sich wieder orientieren konnte, auch ohne Itachi direkt in seiner Nähe haben zu müssen, preschte er los und stürzte sich auf seinen Bruder. Es war völlig anders als vorher. Er schlug zu, immer wieder, und Itachi konnte kaum noch einen Schlag blocken. Sasuke sah seinen Bruder vor seinem inneren Auge, diesen selbstzufriedenen, eiskalten jungen Mann, der ihn mit den Worten "Lauf weg und klammere dich an dein erbärmliches Leben" abgefertigt hatte. Alter Hass wallte auf und Sasuke prügelte blindlings auf seinen Bruder ein, trieb ihn in die Enge, warf ihn von den Füßen, zerstörte Stück für Stück Itachis Verteidigung, seine Würde, seine Überlegenheit. Itachi sollte leiden, so wie er selbst gelitten hatte. "SASUKE!", kreischte jemand und er hielt abrupt inne. Er saß gerade auf Itachi, hielt ihn mit einer Hand am Kragen und hatte die andere Hand erhoben, bereit, ihm ins Gesicht zu schlagen. Sakuras Stimme hatte ihn aus seinem Blutrausch gerissen und er erinnerte sich wieder daran, was sein eigentliches Ziel war. Er ließ den rechten Arm sinken und legte seine Finger um Itachis Hals. "Du hast gegen mich verloren, Itachi." "Du hast nicht fair gespielt, Otouto", war die röchelnde Antwort. "Das hast du auch nie." Dieser Moment des Triumphs war unbeschreiblich. Mehr denn je zuvor wünschte er sich sein Augenlicht zurück, um das Gesicht seines Bruders sehen zu können und die Niederlage in seinen Augen. "Du hast gewonnen, Sasuke." Sasuke lächelte. "Ich habe lange auf diesen Moment gewartet. Ich werde dich nicht töten, diesen Gefallen tue ich dir nicht..." Langsam beugte er sich vor, jede Sekunde seines Triumphs auskostend, und flüsterte Itachi ins Ohr: "Ich werde mir deine Augen nehmen." Er hörte den überraschten Laut seines Bruders, und Sasuke wusste, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Blitzschnell packte er Itachi am Arm, sprang auf, riss seinen Bruder in die Höhe und verdrehte seinen Arm auf dem Rücken. Grob packte er Itachi am Haarschopf, drehte ihn um und riss seinen Kopf hoch. "Kabuto! Sakura!", schrie er und schon waren sie da. Kabuto sagte irgendwas, dann hörte er Sakuras Stimme. Und dann drang Itachis entsetzter Schrei an sein Ohr. Im nächsten Moment brach sein Bruder in seinen Armen zusammen, und er hörte Kabuto sagen: "Wir sind soweit! Weg hier!" Auf der Stelle ließ Sasuke seinen Bruder los. Er schloss die Augen und lauschte, stellte fest, dass Itachi trotz allem noch bei Bewusstsein war. Er musste große Schmerzen haben. "Sasuke! Los, komm. Wir müssen uns beeilen!", rief Sakura. In aller Seelenruhe stellte Sasuke sich vor seinen Bruder, der auf dem Boden kauerte. "Du wirst die Sharingan nie mehr benutzen, Itachi. Ich will, dass du an mich denkst und an das, was du mir angetan hast, jeden Morgen wenn du in absoluter Finsternis aufwachst." Er kniete sich hin und raunte seinem Bruder zu: "Klammere dich an dein erbärmliches Leben, Itachi. Lauf, lauf weg und überlebe, irgendwie." "Sasuke...!", keuchte Itachi, seine Stimme schmerzverzerrt. Wortlos stand Sasuke auf und drehte sich zu Sakura um. "Lass uns gehen." Sie nahm ihn an der Hand, und sie rannten gemeinsam los. "Bist du sicher, dass du das tun willst?", fragte Sakura leise und drückte Sasukes Hand. Er lag auf einer Liege und wartete, während Kabuto alles vorbereitete. "Du weißt, dass es ein Risiko ist. Noch kannst du die Sache stoppen." "Nein." Sasuke drückte ihre Hand. "Mir wird nichts passieren. Ich will das, ich WILL Itachis Augen. Am liebsten wäre es mir, er würde mich damit sehen... Kabuto! Bist du endlich fertig?" Kabuto kam an seine Seite. "Ja, fangen wir an." Er nickte Sakura zu. Sie legte zögernd ihre Hand auf Sasukes Stirn. Leise sagte sie: "Du wirst jetzt schlafen und wenn du aufwachst, ist alles vorbei." Sasuke lächelte. Alles würde gut werden. Wenn er das nächste Mal aufwachte, würde er sich nicht mehr in dieser ewigen Finsternis wiederfinden. ...tbc... Kapitel 18: Fehlschlag ---------------------- Als Sasuke zu sich kam, fühlte er als erstes rasende Kopfschmerzen. Er stöhnte leise und versuchte, etwas zu sagen, aber es fühlte sich an, als hätte er nicht mal die Kraft, einen Laut von sich zu geben. "Sasuke... endlich..." Erst, als er Sakuras Stimme hörte, merkte er, dass sie da war. Und seine Hand festhielt. "Mein Gott...", krächzte er. "Warum... fühle ich mich so schwach?" Sie streichelte seine Stirn, und ihre Hand fühlte sich eiskalt an. "Es gab Komplikationen. Du warst fast vier Tage bewusstlos. Ich habe mir solche Sorgen gemacht... ich dachte, dass du... dass du..." Es war nicht schwer zu erraten, dass sie weinte. Nachsichtig sagte er: "Aber ich lebe noch. Du musst nicht weinen." "Ja. Aber du hast immer noch etwas Fieber. Bitte bleib ruhig liegen, morgen sollte es dir besser gehen. Dann nehmen wir dir den Verband ab." "Hat es denn funktioniert?", fragte er vorsichtig. "Die Heilung schreitet jetzt gut voran. Trotz der Schwierigkeiten hat alles gut geklappt. Du hast zumindest eine gute Chance." Das waren endlich gute Nachrichten. Der bloße Gedanke, dass er jetzt Itachis Augen hatte, gab Sasuke ein Gefühl ungeheuren Triumphs. Er hörte Schritte und dann sagte Kabuto: "Es freut mich, dass du endlich wach bist." Sasuke nickte bloß leicht. "Sakura-san. Geh jetzt ins Bett. Er hat das Schlimmste überstanden, morgen wecke ich dich." "Ich weiß nicht..." "Geh schlafen, Sakura", sagte auch Sasuke. "Du hörst dich müde an." "In Ordnung." Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss und verließ dann den Raum. Kabuto untersuchte Sasuke kurz und meinte dann: "Die Heilung verläuft gut, soweit ich das mit dem Verband feststellen kann. Jetzt wo du wach bist, bin ich zuversichtlich." Rein aus Interesse fragte Sasuke: "Wie knapp war es?" "Sehr knapp. Wenn Sakura nicht gewesen wäre... wärst du jetzt tot." Als Sakura, immer noch etwas müde, am nächsten Morgen ins Behandlungszimmer kam, saß Sasuke aufrecht in seinem Bett. Er wirkte ungeduldig. Noch bevor sie sich bemerkbar machen konnte, sagte er ihren Namen und streckte seine Hand aus. Sie kam zu ihm ans Bett und er fing an, an seinem Verband zu zerren. "Sei vorsichtig, Sasuke!", rief sie. Kabuto dämmte das Licht, während Sasuke sich den Verband vom Kopf riss. Der weiße Verband fiel auf das Bett, und Sasuke nahm sich die beiden Stoffstücke von den Augen. Alle im Raum hielten den Atem an, als er seine Augen langsam öffnete. Sie waren schwarz - irgendwie hatte Sakura die Sharingan erwartet, weil sie Itachi niemals mit schwarzen Augen gesehen hatte. Durch den Eingriff waren sie noch blutunterlaufen, aber das würde sich bald geben. Sasuke war still. Beunruhigt starrte sie ihn an. "Was ist denn? Kannst du etwas erkennen?" "Macht das Licht an." "Aber du..." "Das Licht! Bitte!" Zögernd betätigte Kabuto den Lichtschalter. Sasuke starrte zuerst das Bettlaken an, dann wanderte sein Blick durch den Raum. Sakura glaubte, diese Spannung nicht mehr auszuhalten. Schließlich senkte Sasuke den Kopf und gab einen seltsamen Laut von sich. Sakura begriff erst einen Moment später, dass er lachte. Überrascht fragte Kabuto: "Kannst du sehen?" Aber Sakura wusste es besser und dann erwiderte Sasuke: "Nichts. Es ist alles dunkel." Er lachte freudlos. "Es war alles umsonst... es hat nicht funktioniert..." Zutiefst enttäuscht sank Sakura auf einen Stuhl und vergrub das Gesicht in den Händen. Also hatten sie es ganz umsonst getan. "Ich begreife das nicht...", murmelte Kabuto und leuchtete mit einer kleinen Lampe in Sasukes linkes Auge. "Die Heilung verläuft gut, es hätte funktionieren müssen!" Sasukes Auge reagierte nicht auf den Lichtstrahl, was das endgültige Anzeichen dafür war, dass er sein Augenlicht nicht zurückgewonnen hatte. "Kabuto", krächzte Sasuke. "Lass uns bitte allein. Und erzähl es Orochimaru." "Sasuke...", hörte er Kabuto sagen. "Noch ist es nicht vorbei. Vielleicht habe ich einen Fehler gemacht. Oder es dauert noch eine Weile. Es hätte funktionieren müssen! Ich sehe mir deine Augen morgen noch einmal an. Noch gebe ich nicht auf." Sasuke nickte, nicht sonderlich überzeugt. Schweigsam verließ Kabuto den Raum. Ihm fiel die unangenehme Aufgabe zu, Orochimaru die schlechte Nachricht zu überbringen. Der Sannin würde ganz und gar nicht erfreut sein. Aber das war im Moment nebensächlich. Sakura stand mit zittrigen Knien auf und setzte sich zu Sasuke auf das Bett. "Ich verstehe das nicht...", murmelte auch sie. "Ich war mir so sicher... Kabuto hat alles richtig gemacht..." Er legte seinen Kopf auf ihre Schulter. "Ich hätte es wissen müssen... ich hatte nie besonders viel Glück..." "Und was machen wir jetzt?", fragte Sakura traurig. "Das, was wir sowieso tun wollten", antwortete er. "Wir verschwinden von hier und suchen uns ein neues Zuhause." Sie seufzte. "Das wäre schön, aber Kabuto hat Recht. Noch sollten wir nicht aufgeben. Bleiben wir noch bis morgen, und sehen, ob er nicht doch noch ein As im Ärmel hat." Am liebsten wäre er sofort gegangen. Noch einmal wollte er sich keine Hoffnungen machen, um am Ende doch enttäuscht zu werden. Aber dann würde er sich ewig fragen, ob es nicht doch eine Chance gegeben hätte. "Ein Tag mehr oder weniger kann wohl nicht schaden", seufzte er und drückte Sakura an sich. Was für eine grenzenlose Enttäuschung. Lange saßen Sasuke und Sakura Arm in Arm da und versuchten, diesen unerwarteten Fehlschlag zu verkraften. Aber Sakura hatte noch etwas auf dem Herzen, mit dem sie Sasuke bis jetzt nicht hatte belasten wollen. Sie hatte es lange hinausgezögert, aber jetzt musste sie es ihm wohl doch sagen, solange sie noch allein waren. "Sasuke?", hauchte sie. "Das ist jetzt vielleicht kein guter Zeitpunkt, aber ich muss dir noch etwas sagen." "Ja?" "Ich glaube, Kabuto hat versucht, mich umzubringen." Sasuke wirkte richtig erschrocken. "Wie kommst du darauf?" "Als ich versucht habe, Kisame das Schwert wegzunehmen, war es seine Aufgabe, ihn abzulenken. Kisame stand mit dem Rücken zu mir und hat versucht, Kabuto umzubringen. Ich sollte ihm das Schwert wegnehmen, aber...", sie zögerte, plötzlich unsicher. Erst der ernste Ausdruck auf Sasukes Gesicht bewegte sie zum Weiterreden: "Ich weiß, es hört sich seltsam an, aber als ich schon ganz nah war, hat Kabuto mich plötzlich direkt angestarrt. Ganz lange. Das ist mehr als ein Anfängerfehler, einem Shinobi wie ihm hätte so etwas nicht passieren dürfen. Kisame hat es gemerkt, hat sich umgedreht und beinahe hätte er mich mit seinem Schwert getroffen..." Erst sagte Sasuke gar nichts und sie rutschte unruhig hin und her, aber dann schüttelte er betroffen den Kopf und sagte: "Ich hätte es wissen müssen. Sie haben dich nicht gleich umgebracht, damit ich nicht wütend auf Orochimaru bin. Aber du bist für ihn natürlich eine Gefahr. Er weiß garantiert, dass ich vorhatte, mit dir zusammen von hier wegzugehen. Wenn Kisame dich getötet hätte, hätte ich wahrscheinlich keinen Verdacht geschöpft." Sie war sehr erleichtert, dass Sasuke ihr glaubte. Er packte ihre Hand und sagte eindringlich: "Du musst sofort von hier weg." "Was? Aber ich..." "Ich rede mit Kabuto. Er wird kein Problem damit haben, wenn du gehst, ganz im Gegenteil. Hier bist du nicht sicher." "Ohne dich gehe ich aber nicht!" "Ich komme nach, das verspreche ich. Ich warte nur noch ab, ob Kabutos Tests noch irgendwas ergeben. Wenn ich blind bleibe, hat Orochimaru sowieso keine Verwendung für mich. Aber wenn sich wider Erwarten doch noch etwas ergibt, dann bist du hier nicht sicher. Das kann ich nicht zulassen. Meine Güte, ich hätte dich von Anfang an hier raus bringen müssen." "Kabuto würde es nicht wagen, mich hier umzubringen." Er verzog das Gesicht. "Ich werde es garantiert nicht auf einen Versuch ankommen lassen. Hör zu, mir wird hier nichts passieren. Wir machen uns einen Treffpunkt aus, wo du auf mich wartest. Ich komme in ein paar Tagen nach." "Aber..." Er nahm ihr Gesicht in seine Hände. "Versprich es mir! Ich kann dich nicht noch länger in Gefahr bringen!" Erschöpft nickte sie. "Ich verspreche es... wenn du versprichst, dass du in ein paar Tagen nachkommst. Ganz egal, was passiert." "Versprochen." Wie Sasuke es vorausgesagt hatte, hatte Orochimaru überhaupt kein Problem damit, dass Sakura gehen wollte. Sie gab Kabuto keine Begründung dafür, es hätte auch keine glaubwürdige gegeben. Sie musste ja auch bloß aus diesem Dorf raus kommen, danach würde sie auf Schleichwegen zum Treffpunkt gehen und dort versteckt auf Sasuke warten. Was Kabuto oder Orochimaru dachten, war ziemlich egal. Zur Vorsicht hatten Sasuke und sie einander kühl behandelt beim Abschied, richtig verabschiedet hatten sie sich schon vorher. Sasuke brachte sie bis zum Ausgang des Gebäudes, sie warf ihm einen letzten, sehnsüchtigen Blick zu und machte sich dann auf den Weg. Ein ungutes Gefühl beschlich sie, als sie den Dorfeingang passierte. Diese ganze Sache war keine gute Idee. Wenn irgendetwas Unvorhergesehenes passierte, hätte Sasuke keine Möglichkeit, zu ihr Kontakt aufzunehmen. Vielleicht war es eine dumme Idee gewesen, zu gehen. Aber jetzt konnte sie nicht mehr zurück. Fünf Tage, nahm sie sich vor, würde sie ihm Zeit geben. Wenn er bis dahin nicht auftauchte, würde sie hierher zurückkommen und sich, wenn nötig, mit Orochimaru persönlich anlegen, um Sasuke zurückzubekommen. So tief in Gedanken versunken, merkte Sakura nicht, dass ihr jemand in sicherer Entfernung folgte. ...tbc... Kapitel 19: Wunder ------------------ Sakura näherte sich dem Fluss, der die Grenze zu Orochimarus Terrain bildete. Sie war noch nicht lange unterwegs und war froh, dass die Grenze so nahe war. Auch wenn Orochimarus Einfluss natürlich weit über die offiziellen Grenzen von Oto-no-kuni hinausging, würde sie sich auf der anderen Seite des Flusses trotzdem wohler fühlen. Sie näherte sich dem Ufer und überlegte kurz, ob sie sich die Mühe machen sollte, erstmal daran entlang zu gehen, um eine Brücke zu suchen, verwarf den Gedanken dann aber. Stattdessen konzentrierte sie sich, um Chakra in den Fußsohlen zu sammeln und einfach über den Fluss gehen zu können. Sie achtete nur einen Moment lang nicht auf ihre Umgebung, und da passierte es. Als sie hinter sich ein Geräusch hörte, war es schon zu spät. Etwas berührte sie im Nacken und es fühlte sich an, als ginge ein Stromschlag durch ihren ganzen Körper. Sofort fuhr sie herum und merkte schon jetzt, dass etwas nicht stimmte. Dann sah sie, dass jemand hinter ihr stand. Es war Kabuto. Augenblicklich zog sie ihren Kunai. "Was soll das? Was tust du hier?", fragte sie alarmiert. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos. "Es tut mir leid, Sakura-san. Aber ich darf dich nicht gehen lassen." "Ich wusste es!", fauchte sie. "Du hast versucht, mich umzubringen. Du wolltest, dass Kisame mich tötet, weil ich Orochimaru ein Dorn im Auge bin! Und jetzt bist du gekommen, um es selbst zu tun." "Ich bin beeindruckt", sagte er. "Nachdem du kein Wort gesagt hast, dachte ich, du hättest es nicht gemerkt. Ja, ich hatte gehofft, dass Kisame dich umbringt. Leider habe ich weder mit deiner Schnelligkeit, noch mit dieser unglaublichen Schlagkraft gerechnet." "Warum tust du das? Sasuke kann nichts sehen, was will Orochimaru noch von ihm?" Er machte eine wegwerfende Handbewegung. "Hältst du mich für dumm? Ich habe keinen Fehler gemacht, das weiß ich. Er muss sehen können mit diesen Augen, es sei denn, Itachi wäre selbst blind gewesen." Er schnaubte abfällig. "Das ist ein Trick, damit Orochimaru-sama euch gehen lässt." Er bemerkte ihren erstaunten Gesichtsausdruck und fügte hinzu: "Offenbar hat Sasuke es dir auch nicht gesagt. Wirklich raffiniert, das macht ihn um einiges glaubwürdiger. Trotzdem, ich weiß, dass es funktioniert hat. Ich mache keine Fehler." Sie schüttelte bloß stumm den Kopf. Sasuke hätte es ihr gesagt, wenn er etwas gesehen hätte. Die Verzweiflung war nicht gespielt gewesen, und warum hätte er ihr auch noch etwas vorspielen sollen, als sie alleine gewesen waren? Kabuto musste sich irren. Und wegen diesem Irrtum versuchte er jetzt, sie zu töten. Sie reckte das Kinn in die Höhe. Sollte er es doch versuchen! "Na dann komm und hol mich. Wenn du denkst, du könntest mir etwas anhaben, unterschätzt du mich immer noch gewaltig." Kabuto grinste siegessicher. "Probieren wir es aus." Wütend holte Sakura aus. Sie würde diesem arroganten Bastard das Grinsen schon noch aus dem Gesicht wischen. Ohne sich zurückzuhalten, schlug sie zu. Kabuto fing ihre Faust mit Leichtigkeit ab. Sakura war vor Schreck wie erstarrt. Mit offenem Mund starrte sie Kabuto an, dessen Finger sich um ihre Faust schlossen. "Wie... wie kann das sein...?", murmelte sie entsetzt. Der Schlag hätte ihm eigentlich den Arm brechen müssen. "Ich mache denselben Fehler nicht zweimal", sagte er überheblich. "Diese unbändige Kraft, die du von Tsunade gelernt hast, wäre vielleicht wirklich zuviel für mich gewesen. Deshalb habe ich Maßnahmen ergriffen." Natürlich. Die Berührung im Nacken! Kabuto hatte irgendwas mit ihr gemacht. Er grinste sie an. "Für die nächsten paar Stunden bist du völlig hilflos. Ich habe dafür gesorgt, dass du weder dein Chakra sammeln noch diese übermenschlichen Kraftreserven nutzen kannst." Sie war zu schockiert, um sich zu wehren, als er sie zu sich heran zog und sie am Kragen packte. "Lebewohl, Sakura-san." Dann versetzte er ihr einen Faustschlag, der sie beinahe ohnmächtig werden ließ. Sie prallte auf den Boden, wurde aber im selben Moment an den Haaren gepackt und in die Höhe gezerrt. Er hatte Recht gehabt. Sie konnte sich nicht wehren. Was auch immer er gemacht hatte, ihre Tritte und Schläge prallten an ihm ab, als würde er sie gar nicht spüren. Sie hatte keinerlei Schlagkraft mehr und konnte auch ihr Chakra nicht sammeln für Genjutsu oder Ninjutsu. Ihren Kunai schlug er ihr sofort aus der Hand. Kabuto machte es kurz. Zweimal noch schlug er sie, bis sie auf den Boden fiel, nur um sie wieder in die Höhe zu reißen, dann, beim dritten Mal, landete sie im Fluss. Das Wasser war eisig kalt und sie rappelte sich auf, um ans Ufer zu waten, aber dann war er auch schon bei ihr, packte sie im Nacken und drückte ihr Gesicht ins Wasser. Panik erfasste sie. Er wollte sie ertränken. Sie schlug wie wild um sich, aber er stand wie ein Fels neben ihr und drückte sie unerbittlich unter Wasser. Minutenlang kämpfte sie im wahrsten Sinne des Wortes um ihr Leben, aber gegen ihn kam sie nicht an. Sie spürte, wie sie schwächer wurde. Das Wasser war so kalt, eiskalt, es fühlte sich an, als würden sich tausend Nadeln in ihre Haut bohren. Sie konnte ihre Finger schon kaum noch fühlen. Die Hand in ihrem Nacken war immer noch da, drückte sie erbarmungslos nach unten, und es gab nichts, was sie tun konnte. Trotzdem versuchte sie weiterhin verbissen, irgendwie nach seinem Arm zu greifen und sich loszureißen, so lange, bis sie dazu nicht mehr die Kraft hatte. Ihre Arme waren wie taub, ebenso ihre Füße. Die Luft wurde knapp, sie würde den Atem nicht mehr lange anhalten können. Sie hatte jetzt schon das übermächtige Bedürfnis, tief einzuatmen, aber sie wusste, dann wäre es endgültig vorbei. So durfte es nicht enden. Sasuke würde nicht einmal erfahren, wer sie getötet hatte. Er würde zu Orochimaru zurückgehen und sie vergessen. So wollte sie nicht sterben. Auf einmal ließ Kabuto sie los. Sie spürte, dass sie nicht länger festgehalten wurde, und wollte hoch an die Oberfläche schwimmen, aber ihre Beine wollten sich einfach nicht bewegen. Sie geriet in Panik, kämpfte darum, endlich irgendwas zu tun, aber ihr Körper versagte ihr den Dienst. Stattdessen sank sie immer weiter in die Tiefe. Sie hörte ein Geräusch, dann war plötzlich jemand neben ihr im Wasser, und sie wurde wieder gepackt. Was wollte er denn jetzt noch tun? Ihr blieben doch sowieso nur noch Sekunden. Diesmal wehrte sie sich nicht mehr, konnte es gar nicht. Sie schloss die Augen und dachte an Sasuke, um die Angst vor dem Sterben nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. Dann war um sie herum nur noch Chaos. Plötzlich konnte sie wieder hören, irgendwas war anders, und als sie ihre Augen mühsam einen Spalt öffnete, sah sie Licht, Gras, Wasser. Sie hörte Sasukes Stimme: "Sakura! Sakura, atme!" Sie begriff kaum den Sinn seiner Worte. Alles war so chaotisch. Ihr eigener Herzschlag war so unheimlich laut. Sie konnte nicht atmen. "Verdammt! Einatmen!", schrie Sasuke und schüttelte sie. Sie fiel ins Gras und er war über ihr, sie sah sein angstverzerrtes Gesicht. Aber erst, als sie die Panik in seiner Stimme hörte, als er sie anschrie: "ATME, SAKURA!", da setzten ihre Instinkte wieder ein und sie tat einfach, was er zu ihr sagte. Sie atmete tief ein und die Luft brannte in ihren Lungen, trieb ihr die Tränen in die Augen, und sie hätte am liebsten geschrieen, aber sie konnte nicht. Sie atmete wieder aus, dann wieder ein, so bewusst, wie sie es noch nie getan hatte, und es tat weh und ihr wurde schwindlig, aber Sasuke war da und er sagte ihr, sie müsse atmen, also tat sie es. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sie wieder etwas anderes wahrnahm. Sie war nicht mehr im Wasser, sondern lag am Ufer, im Gras. Sasuke kniete bei ihr, hielt ihren Oberkörper fest im Arm und drückte sie an sich. Ihr war kalt. In ihren Fingern und Zehen kribbelte es schmerzhaft. Sie hustete und weinte und ihr wurde bewusst, dass sie noch lebte. Sasuke hatte sie gerettet. Schließlich hatte sie sich so weit unter Kontrolle, dass sie ihn ansehen konnte. Sein schönes Gesicht war voller Sorge, Wasser tropfte von seinem nassen Haar auf sie herab, und sie wusste nicht, ob das Tränen auf seinem Gesicht waren oder nur Wasser. "Sasuke", krächzte sie erschöpft. Erleichtert drückte er sie noch fester an sich und sagte: "Gott sei Dank." Er strich ihr die nassen Haare aus der Stirn und murmelte noch mal: "Gott sei Dank." Er schien selbst völlig aufgelöst zu sein. "Du hast mich erschreckt. Ich dachte, du würdest in meinen Armen sterben." Seine Stimme bebte. "Tu das nie wieder, hörst du? Ich könnte ohne dich nicht mehr leben." Mühsam setzte Sakura sich auf. Sasuke hatte sie irgendwann in eine Decke gewickelt und inzwischen war das Gefühl in ihren Fingern und Zehen zurückgekehrt. Vor allem aber war ihre Stimme wieder da und leise sagte sie: "Du hast mir das Leben gerettet. Wenn du nicht gewesen wärst..." "Ich bin so froh, dass ich auf mein Gefühl gehört habe. Als Kabuto nirgends zu finden war, wusste ich, dass da was nicht stimmt..." Kabuto! Den hatte sie völlig vergessen. Sie drehte den Kopf, bis sie ihn entdeckte. Er lag mit dem Gesicht nach unten auf der Wiese. "Was... ist mit ihm?", fragte sie. "Ich habe ihn getötet", antwortete er. "Ich hatte keine andere Wahl." Sie schaute hoch zu Sasuke und wollte ihm antworten, stutzte aber, als sie seine Augen sah. "Sasuke... deine Augen...", murmelte sie erstaunt. "Was ist damit?" "Es sind... Sharingan..." Er blinzelte. "Tatsächlich? Ich nehme an, dass ich sie instinktiv im Kampf gegen Kabuto aktiviert habe. Nicht, dass sie mir etwas nützen würden..." "Eigenartig. Bevor du Itachis Augen hattest, hast du das nie gemacht, auch nicht unbewusst. Jedenfalls nicht, wenn ich dabei war." Sasuke nickte bloß. "Du hast... Recht..." Sakura seufzte tief. "Und was tun wir jetzt? Orochimaru dürfte nicht sehr erfreut sein, dass du Kabuto umgebracht hast." Sie merkte nicht, dass Sasuke blass wurde. "Wir sollten seine Leiche wegschaffen, damit wir etwas Zeit gewinnen. Und dann sollten wir so schnell wie möglich von hier verschwinden und so viel Entfernung wie nur möglich zwischen uns und Oto-no-kuni bringen." Sasuke war völlig still geworden. "Ich glaube, ich kann jetzt aufstehen. Mir ist nur noch ein bisschen kalt, aber das... Sasuke?" Seine Augen waren weit offen und ein eigenartiger Ausdruck von Erstaunen lag auf seinem Gesicht. Verwundert sah sie zu, wie er die Hand hob und die Fingerspitzen auf ihr Gesicht legte. "Sasuke, was ist los?" Er antwortete nicht sofort und sie wurde unruhig. "Sasuke..." Auf einmal lächelte er. "Ich hatte fast vergessen, wie schön du bist." Zuerst errötete sie, wegen dem unerwarteten Kompliment. Dann sickerte langsam eine andere Erkenntnis zu ihr durch. "Was... Sasuke?! Was... heißt das...?" Seine Stimme war erstaunt, wie bei einem kleinen Kind, das gerade etwas völlig Neues entdeckt hatte. "Ich kann dich sehen." Seine Fingerspitzen strichen über ihre Nase, ihre Wangen, ihre Lippen. "Ganz blass... ein bisschen verschwommen... aber ich kann dich sehen..." "Mein Gott!", hauchte sie. "Wie ist das möglich?" Ihr kamen Kabutos Worte wieder in den Sinn. "Konntest du von Anfang an...?" "Nein", sagte er und starrte sie dabei noch immer fassungslos an. "Nein. Jetzt... es war plötzlich da, du hast geredet und ich habe deine Stimme gehört und dann war da erst Licht und dann... dein Gesicht, ganz blass und kaum zu erkennen..." Er lächelte wieder und streichelte ihr eine nasse Haarsträhne aus der Stirn. "Das erste, was ich seit beinahe einem Jahr gesehen habe, warst du." Sie starrte ihn an und versuchte, sich einen Reim darauf zu machen. Es war wie ein Wunder, aber für ihren Seelenfrieden brauchte sie eine Erklärung, bevor sie sich freuen konnte. Noch eine enttäuschte Hoffnung hätte sie nicht ertragen. Es dauerte, aber dann hatte sie einen Geistesblitz. "Die Sharingan! Es sind die Sharingan, deshalb kannst du sehen!" Sasuke runzelte die Stirn. "Vielleicht hast du Recht." "Kannst du...?" Als hätte er ihre Gedanken gelesen, wurden seine Augen schwarz. Er blinzelte ein paar Mal und murmelte dann: "Nichts." Seine Augen färbten sich aufs Neue blutrot und schließlich bestätigte er: "Es stimmt. Es sind die Sharingan." Sakura wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. Aber Sasuke umarmte sie und sagte leise: "Ich kann wieder sehen. Es ist wie ein Wunder." Sakura fing zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Minuten an zu schluchzen, aber diesmal war es vor Freude. ...tbc... Kapitel 20: Fehleinschätzung ---------------------------- Im wunderschönen Licht der untergehenden Sonne saßen Sasuke und Sakura im Gras. Nachdem sie Kabutos Leiche im Fluss versenkt hatten, hatten sie Orochimarus Gebiet schnellstmöglich verlassen und den Rest des Tages genutzt, um so viel Abstand zur Grenze wie nur möglich zu gewinnen. Jetzt fühlten sie sich einigermaßen sicher und hatten endlich Zeit, wieder ein wenig zur Ruhe zu kommen. Sasuke war die ganze Zeit über ziemlich still gewesen, und auch jetzt sagte er kein Wort, sondern schaute sich nur intensiv um. Jetzt gerade hatte er den Blick zum Horizont gerichtet und beobachtete staunend den Sonnenuntergang. Sakura hätte fast schon wieder weinen können, während sie ihm dabei zusah. Der Ausdruck ehrlicher Freude auf seinem Gesicht war ein seltener und wunderbarer Anblick. "Was siehst du?", fragte sie neugierig. "Es ist nicht so wie früher", gab er zu. "Die Farben sind ganz blass, fast grau. Als es anfing, war alles noch verschwommen, aber das hat sich jetzt gebessert. Durch die Sharingan sehen Bewegungen irgendwie anders aus. Wenn du die Hand hebst, sehe ich schon vorher das Abbild dessen, was passieren wird." Zuversichtlich fügte er hinzu: "Aber daran werde ich mich gewöhnen." "Trotzdem ist es komisch, dass du nur mit Sharingan etwas siehst. Aus medizinischer Sicht macht es ganz einfach keinen Sinn." "Vor allem ist es anstrengend", murmelte er. "Ich weiß nicht, wie Itachi das ausgehalten hat. Die Sharingan ständig zu benutzen zehrt ziemlich an meinen Reserven. Ich werde eine Weile brauchen, um mich darauf einzustellen." Sakura wurde den Gedanken einfach nicht los. Irgendetwas war ihr entgangen. Sasuke schien es nicht zu stören, dass sie still wurde, er war noch immer damit beschäftigt, sich umzusehen und lange verloren geglaubte Bilder neu zu sehen. Kabuto war sich sicher gewesen, dass er keine Fehler gemacht hatte. Aber das hätte bedeutet, dass Sasuke diese Augen genauso benutzen konnte wie Itachi. Und das... Mit einem Mal begriff sie den Zusammenhang. "Natürlich!", rief sie und klatschte sich effektvoll vor die Stirn. "Es gibt bloß eine logische Erklärung. Itachi war ohne Sharingan blind!" Sasuke starrte sie an. "Ist das dein Ernst?" "Itachi hat die Sharingan doch nicht ganz ohne Grund zum Dauerzustand gemacht!", sagte sie, begeistert von ihrer eigenen Erkenntnis. "Er war auch blind. Mit dem einen Unterschied, dass er mit den Sharingan noch sehen konnte." Sasukes Stirn legte sich in Falten, als er darüber nachdachte. Aber Sakura war felsenfest von ihrer Theorie überzeugt. Es war die einzig logische Erklärung. Schließlich schien auch Sasuke das zu akzeptieren, und er fragte nachdenklich: "Was meinst du, wie es dazu gekommen ist?" "Schwer zu sagen. Ich finde es ziemlich eigenartig, ehrlich gesagt." Sie dachte kurz nach. "Entweder man ist blind, oder man ist es nicht. Es gibt einige Clans, die über spezielle Doujutsu verfügen, aber ich habe noch nie von so einem Fall gehört. Und wenn man an die speziellen Eigenschaften der Sharingan - durchschauen, hypnotisieren, vorhersehen - denkt, gibt es da auch keinen Hinweis." "Theoretisch wäre es aber möglich. Ich habe nie versucht, die Sharingan zu benutzen, nachdem ich mein Augenlicht verloren habe. Ich glaube nicht, dass ich es überhaupt gekonnt hätte." "Trotzdem, ich finde es seltsam. Ich glaube nicht, dass Itachis Augen bei einem Unfall oder einem Angriff verletzt wurden. Ich glaube eher..." Sie ließ das Ende des Satzes in der Luft hängen. Sakura war ein neuer Gedanke gekommen, aber noch wollte sie Sasuke nicht davon erzählen. Sasuke hatte ihr von Itachis einzigartiger Technik, den Mangekyou Sharingan, erzählt. Vielleicht war das der Grund. Es wäre zumindest möglich, denn alle Mitglieder des Uchiha Clans hatten die Sharingan besessen und keiner von ihnen war deshalb blind geworden. Aber laut Sasuke hatte es auch keiner von ihnen geschafft, die Mangekyou Sharingan zu meistern. Darin mochte der Schlüssel liegen. "Wenn wir einen Ort gefunden haben, an dem wir bleiben können, möchte ich mir deine Augen einmal gründlich ansehen", sagte sie und er nickte bloß. Für Spekulationen war es zu früh, aber es gab zumindest die Chance, dass sie noch etwas tun konnte. Itachi hatte sicherlich keine besondere medizinische Versorgung bei den Akatsuki genossen. Sasuke hingegen hatte sie, Tsunades Schülerin. Vielleicht... Ein paar Tage später und etliche Kilometer weiter saßen Sasuke und Sakura an einem Imbissstand in einem kleinen Dorf. Die Kapuzen der weiten Umhänge, die sie normalerweise über den Kopf gezogen hatten, um nicht erkannt zu werden, hatten sie jetzt runtergezogen. Sakuras auffälliges, rosafarbenes Haar glänzte im Licht der untergehenden Sonne, und Sasukes Sharingan blickten sich unverhüllt um. Sakura war nervös. Diese Sache gefiel ihr nicht, ganz und gar nicht. "Sasuke, ich glaube nicht, dass das eine gute Idee war", raunte sie ihm zu. An den Tischen ringsum saßen eine Menge anderer Gäste und musterten die zwei ungewöhnlichen Fremden neugierig. "Vertrau mir", erwiderte er mit gesenkter Stimme und nahm gemächlich einen Schluck Reiswein. "Es ist wichtig, dass uns so viele Leute wie möglich sehen." "Gibt es keine andere Möglichkeit?" "Darüber haben wir doch schon gesprochen. Unser Vorsprung ist nicht besonders groß. Wenn wir so weitermachen wie bisher, holen sie uns irgendwann ein." Er sah sich um und stellte dabei sicher, dass ein paar der Gäste einen Blick auf die Sharingan erhaschten. "Zum Glück sind wir relativ auffällig. Orochimaru wird von irgendwem erfahren, dass wir hier gewesen sind. Er wird seine Leute herschicken, und die werden natürlich davon ausgehen, dass wir in dieselbe Richtung weitergegangen sind. Wir brechen in ein paar Stunden allerdings in die entgegengesetzte Richtung auf, dahin, wo wir hergekommen sind, nehmen den Weg an den Grenzen von Orochimarus Gebiet entlang und fliehen nach Kiri-no-kuni. Bis sie merken, dass sie in der falschen Richtung suchen, haben wir genug Vorsprung, um uns in Kiri-no-kuni ein nettes Dorf in den Bergen zu suchen und dort den Winter zu verbringen." "Und was, wenn sich zufällig ein paar von Orochimarus Leuten hier aufhalten? Ich habe das Gefühl, jederzeit könnte uns irgendwer angreifen." "Selbst wenn Orochimaru es so schnell geschafft hätte, seine Leute überall zu informieren, sind wir hier im Dorf im Vorteil. Hier wimmelt es von Shinobi aller Nationen, niemand würde zulassen, dass ein paar Sound-Nin zwei harmlose Reisende überfallen." Sie verzog das Gesicht. "Ich fühle mich trotzdem nicht wohl. Wir sollten uns verstecken, und nicht unsere Gesichter jedem zeigen. Dein Plan ist zu riskant für meinen Geschmack." "Möchtest du lieber versuchen, bis nach Konoha zu kommen? Möchtest du zurück nach Hause? Das ist nämlich die einzige Alternative, die wir haben. In ein paar Tagen werden uns eine Menge Sound-Nin auf den Fersen sein. Wir brauchen den Vorsprung." Sie schüttelte den Kopf. "Nein, nach Konoha will ich nicht zurück. Da wärst du auch nicht sicher." "Eben. Vertrau mir." Er stellte seinen leeren Becher ab und warf ein paar Münzen auf den Tisch. "Wir gehen jetzt noch über den Hauptplatz, dann mieten wir uns ein Zimmer, schlafen zwei Stunden und verschwinden dann mitten in der Nacht, um sicherzugehen, dass uns niemand folgt." Gemeinsam standen sie auf und machten sich auf den Weg. Sie bogen um die Ecke und im selben Moment sirrte etwas durch die Luft, das Sasukes Kopf nur um Millimeter verfehlte. Ein kleines Büschel abgesäbelter Haare flog durch die Luft, und das Geschoss, das sich als Wurfstern entpuppte, bohrte sich in die nächste Hauswand. "Runter!", brüllte Sasuke und warf Sakura auf den Boden. Im nächsten Augenblick folgten dem Wurfstern noch ein paar Dutzend andere, die über ihre Köpfe hinweg zischten. "Siehst du?", schrie Sakura. "Ich wusste es, dein Plan war beschissen!" "Können wir vielleicht später darüber diskutieren?", schrie er zurück. Gemeinsam sprangen sie auf, um dem Angreifer ins Gesicht zu sehen. Die Wurfsterne waren von oben gekommen und tatsächlich saß über ihnen auf einer Dachkante eine Gestalt ganz in Schwarz. Aber der war nicht der einzige, denn ihnen gegenüber, nur ein paar Meter entfernt, standen gleich drei Shinobi mit gezückten Waffen. Das Erschreckende war, dass sie Stirnbänder aus dem Felsenreich trugen. "Was soll das?", schrie Sasuke, der die Stirnbänder offensichtlich für bloße Tarnung hielt. "Wenn ihr hier einen Kampf provoziert, hab ihr in ein paar Sekunden das halbe Dorf gegen euch." "Das denke ich nicht", kam es plötzlich von hinten und Sakura fuhr herum. Sie sah nur noch eine schnelle Bewegung und instinktiv riss sie ihren Arm hoch. Ein stumpfer Gegenstand prallte mit voller Wucht gegen ihren Unterarm, und sie schrie entsetzt auf, als sie erst das Splittern ihrer eigenen Knochen hörte und dann unglaublicher Schmerz durch ihren Körper jagte. Sie prallte auf den Boden und presste den gebrochenen Arm an ihre Brust. Vor ihr stand ein riesiger Kerl, mindestens zwei Köpfe größer als Sasuke und garantiert dreimal so schwer. In seiner Hand hielt er etwas Ähnliches wie eine riesige Keule, mit der er Sakura den Arm zerschmettert hatte. Sie starrte ihn entsetzt an. Sein Stirnband trug das Zeichen aus Kirigakure, allerdings war es mehrmals durchgestrichen. Das war kein Sound-Nin, ebenso wenig wie die anderen. Das war ein Kopfgeldjäger. Jetzt haben wir ein Problem. Im Augenwinkel sah sie, wie Sasuke sich zur Seite warf, um nicht von einer weiteren Salve von Wurfsternen getroffen zu werden. Für den Augenblick musste sie, trotz ihres gebrochenen Arms, mit dem Riesen vor ihr alleine fertig werden. Verzweifelt zog sie ihre Knie an die Brust und trat ihm dann mit aller Kraft gegen die Knie. Er zuckte noch nicht einmal mit einer Wimper. Scheiße! Die Keule sauste auf sie herab und sie rollte im letzten Moment zur Seite. Dicht neben ihr krachte das Ding in den Boden und riss ein riesiges Loch hinein. "SASUKE!", kreischte sie. Sie brauchte wenigstens einen Moment, um aufzustehen. Solange sie so dalag, hatte sie keine Chance. Der Riese wuchtete seine Waffe wieder in die Höhe. Von rechts kam Sasuke jetzt auf ihn zu gestürmt, aber der Koloss zerrte die Keule mit überraschender Schnelligkeit nach links, und das Ding traf Sasuke und schleuderte ihn wie eine Puppe meterweit weg. Sakura hörte jemanden rufen: "Den Jungen brauchen wir lebend, verdammt noch mal!" Oh Gott. Sasuke wollen sie lebend. Mich nicht. Dieser Typ wird mich töten! Die nackte Panik wich sehr schnell dem bloßen Überlebensinstinkt. Sie durfte nicht hier liegen bleiben. Sakura hob die Beine an, nahm Schwung und sprang auf die Füße. Jede Bewegung jagte höllische Schmerzen durch ihren Arm, aber sie erlaubte es sich nicht, sich jetzt dadurch schwächen zu lassen. Sie duckte sich unter der Keule hinweg und schlüpfte an dem Riesen vorbei. Sasuke, der offensichtlich verletzt war, hatte alle Mühe, sich gegen die drei Shinobi zu behaupten, die ihnen eben den Weg verstellt hatten. Er würde ihr nicht helfen. Sie wollte zu ihm rennen, aber ein schwarzer Schatten landete direkt vor ihr und versperrte ihr den Weg. Es war der Mann, der von oben die Wurfsterne geworfen hatte. Sakura blieb stehen und dann hörte sie hinter sich das Keuchen des Riesen, als er seine Keule in die Höhe wuchtete. Die Waffe prallte links gegen ihren Brustkorb und schmetterte sie mit voller Wucht gegen die nächste Hauswand. Hätte sie nicht bei Tsunade gelernt, wie man solche Schläge einsteckte und den Körper dabei schützte, hätte das sie wahrscheinlich schlichtweg zerschmettert. So spürte sie "nur" die knochenbrechende Kraft des Aufpralls, und als sie auf den Boden fiel, war sie kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren. Sie sah verschwommen zu, wie sich der Riese ihr näherte. Er kam nicht dazu, sie noch einmal anzugreifen. Jemand stellte sich zwischen sie beide, und zuerst dachte sie, es wäre Sasuke, bis sie erkannte, dass der Fremde dafür zu groß war. Nein, es waren mehrere. Sie versuchte, sich zu konzentrieren, aber irgendwie rückten die Geräusche des Kampfes in weite Ferne. Etwas rieselte auf sie herab und kitzelte in ihrer Nase. Sand...? Übergangslos verlor sie das Bewusstsein. ...tbc... Kapitel 21: Asyl ---------------- Als Sakura zu sich kam, fand sie sich in völlig fremder Umgebung wieder. Die Erinnerungen an den Kampf stürzten auf sie ein, und ihr erster Gedanke galt... "Sasuke!" "Keine Sorge, es geht ihm gut." Erschrocken drehte sie den Kopf zur Seite, um zu sehen, wer das gesagt hatte. An ihrem Bett - wieso lag sie in einem Bett? - stand eine junge Frau in weißer Uniform und lächelte sie aufmunternd an. "Er liegt direkt neben dir. Er ist noch nicht wach, müsste aber auch bald zu sich kommen." Sakura schaute nach links, und da stand tatsächlich ein zweites Bett, und darin lag Sasuke. Schlafend oder bewusstlos, aber ganz offensichtlich sehr lebendig, denn sein Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. "Gott sei Dank", flüsterte sie erleichtert. Jetzt wo diese Sorge von ihren Schultern genommen war, begann sie sich zu fragen, wo sie war. Der Raum erinnerte sie stark an ein Krankenhaus, und vermutlich war er das auch. Sie sah wieder die junge Frau an. "Wer sind Sie? Wo bin ich? Was ist passiert?" "Das sind viele Fragen auf einmal. Für den Anfang kann ich dir sagen, dass ihr beide hier sicher seid. Ihr wart ziemlich übel zugerichtet, als ihr hier eingeliefert wurdet. Du solltest deshalb liegen bleiben. Ich muss kurz nach draußen, er hat schon darauf gewartet, dass einer von euch wach wird." "Er...?", fragte sie, aber die Frau war schon zur Tür geeilt und ließ sie beide allein zurück. Sakura atmete tief durch. Sie war geneigt, der Frau zu glauben. Vorerst waren sie hier wohl in Sicherheit. Das Zimmer war hell, und es gab keine Fesseln oder Wachen, die sie von einer Flucht hätten abhalten können, damit war schon mal ausgeschlossen, dass sie Orochimaru in die Hände geraten waren. Vorsichtig versuchte sie, ihren rechten Arm zu bewegen. Es tat nicht mehr sehr weh, aber es war offensichtlich, dass kein Medic-Nin ihn bisher geheilt hatte. Also legte sie selbst ihre linke Hand auf den Arm. Es dauerte etwas länger, weil sie noch etwas schwach war, aber nach ein paar Minuten war der Arm wieder wie neu. Sie befreite ihn aus der Schlinge und den harten, engen Bandagen und bewegte ihn vorsichtig. Langsam setzte sie sich auf und spürte dabei einen Schmerz auf der linken Seite. Sie befühlte ihre Rippen und stellte erleichtert fest, dass nichts gebrochen war. Auch sonst schien sie, bis auf ein paar sehr böse aussehende blaue Flecken, unverletzt zu sein. Vorsichtig stand sie auf und ging rüber zu Sasukes Bett. Unwillkürlich musste sie lächeln. Er sah so süß aus, wenn er schlief. Nachdem sie ihn eine Weile beobachtet hatte, setzte sie sich zu ihm und schlug die Decke beiseite. Im Gegensatz zu ihr hatte er weniger blaue Flecken, dafür umso mehr blutige Schnittwunden. Aber das war im Augenblick nicht so wichtig. Sie hatte gesehen, wie der Riese ihn mit seiner Waffe getroffen hatte, und sie hatte auch gesehen, wie er sich hinterher beim Kämpfen mit dem freien Arm an die Seite gefasst hatte. Sie löste den Verband um seine Brust und tastete mit geschickten Fingern seine Rippen ab. Zwei waren gebrochen. Es war bewundernswert, dass er sich mit so einer Verletzung noch drei Shinobi vom Hals gehalten hatte. Sie legte ihre Hände flach auf die Stelle und begann, ihn zu heilen. Es dauerte wesentlich länger als bei ihrem Arm, und kurz bevor sie fertig war, öffnete er die Augen. "Sasuke", sagte sie und lächelte ihn an. "Keine Sorge, alles in Ordnung. Beweg dich nicht, ich bin gleich fertig." Während sie ihre Arbeit beendete, erzählte sie ihm, was sie wusste. Als sie fertig war, setzte er sich auf und das erste, was er sagte, war: "Ich bin froh, dass es dir gut geht." Sie umarmte ihn und beide ignorierten die Schmerzen, die sie sich dabei gegenseitig zufügten. Sakura war zu erleichtert, dass sie der Gefahr wie durch ein Wunder entkommen waren, und Sasuke schien es nicht anders zu ergehen. "Jetzt bin ich gespannt, wem wir unsere Rettung zu verdanken haben. So viele Verbündete haben wir ja eigentlich nicht mehr." Sakura wollte ihm gerade erzählen, dass sie eine Vermutung hatte, da ging die Tür auf, und ein Mann in der Uniform der Sand-Nin kam in den Raum. Er bedachte sie beide mit einem prüfenden Blick und sagte dann: "Der Kazekage möchte euch sehen." Sakura staunte nicht schlecht. Demnach befanden sie sich nicht nur im Sandreich, sondern auch in der Hauptstadt. Gemeinsam standen sie auf und folgten dem Mann. Sakura war neugierig, aber auch ein wenig beunruhigt, als er sie beide aus dem Krankenhaus raus und über einen belebten Platz direkt in ein großes Gebäude, das wohl das Haus des Kazekage sein musste, führte. Sie konnte sich nicht vorstellen, warum das Oberhaupt des Sandreichs Interesse daran hatte, sie beide zu treffen. Sasuke wirkte ebenfalls beunruhigt. Bereitwillig folgten sie dem Mann zwei Stockwerke durch das Gebäude, bis er vor einer Tür stehen blieb. Er klopfte knapp an, machte die Tür auf und bedeutete den beiden dann, einzutreten. Hinter Sasuke betrat Sakura den Raum und hinter ihnen schloss sich die Tür mit einem Knall. Der Mann, der sie hergebracht hatte, war draußen geblieben. Am Schreibtisch saß ein junger Mann in der Uniform des Kazekage. Die beiden starrten ihn überrascht an. Sakura war sprachlos, aber Sasuke krächzte: "Gaara." Sasuke war Komplikationen gewohnt, aber die Ereignisse der letzten 24 Stunden hatten sogar ihn erstaunt. Erst waren sie in dem Dorf von Shinobi aller Nationen grundlos angegriffen worden und während der Riese mit der Keule Sakura halbtot geprügelt hatte, hatte jemand Sasuke ausgeknockt. Als er zu sich gekommen war, hatte er zu seiner Erleichterung festgestellt, dass sie beide noch am Leben waren. Sie befanden sich in der Hauptstadt des Sandreichs, mitten in Sunagakure, und der Kazekage war kein anderer als Sabakuno Gaara. Sasuke hatte so viele Fragen und wusste gar nicht, wo er anfangen sollte. Zum Glück hatte Sakura die Angewohnheit, einfach draufloszureden. "Dann warst du es, der uns das Leben gerettet hat?", fragte sie und sah Gaara neugierig an. "Es war Zufall", erwiderte er. "Ich war mit einigen meiner Männer im Dorf, wir waren auf der Durchreise." Er sah Sasuke in die Augen. "Euch in aller Öffentlichkeit blicken zu lassen war dumm von euch." "Wieso?", fragte Sasuke düster, der sich nicht gern an seine... Fehleinschätzung... erinnern ließ. "Vor zwei Tagen haben wir einen Mann festgenommen, einen Kopfgeldjäger", sagte Gaara. "Er war wohl auf der Suche nach zwei Nuke-Nin." "Soll das heißen, jemand hat Kopfgeldjäger auf uns angesetzt?", fragte Sakura ungläubig. Noch bevor sie fragen konnte, sagte Sasuke düster: "Orochimaru. Er wusste wohl, dass seine Leute zu langsam sind..." "Dann hast du uns wirklich das Leben gerettet." Erleichtert lächelte Sakura ihn an und auch Sasuke entspannte sich allmählich. Obwohl er natürlich nicht wirklich gedacht hatte, dass Gaara ihnen feindlich gesinnt war, war da doch ein Rest von Unsicherheit geblieben. Auch wenn er wusste, dass Gaara und Naruto sich am Ende irgendwie friedlich geeinigt hatten, hatte er immer noch das blutrünstige Monster im Kopf, gegen das er damals gekämpft hatte. "Ihr habt keinen Ort, an den ihr gehen könnt. Vor allem nicht nachdem man euch gesehen hat. Ich wollte euch eine Alternative anbieten." Sasuke verzog das Gesicht. So langsam konnte er die Bemerkungen über seinen Fehler nicht mehr hören. Er war schließlich auch nicht perfekt. Aber Sakura neben ihm schien irgendwas bemerkt zu haben, das ihm entgangen war, denn sie starrte Gaara perplex an. "Heißt das...?" Gaara nickte. "Wenn ihr wollt, könnt ihr bleiben. Hier wärt ihr sicher. Ich biete euch offiziell Asyl an." "Das ist... das ist großartig! Danke! Vielen Dank, Gaara-san." Sasuke wollte das Ganze noch gar nicht so recht glauben. Noch eine Überraschung. Vor vierundzwanzig Stunden war das Beste, auf das sie hätten hoffen können, noch ein Versteck irgendwo in den Bergen gewesen, und jetzt bot man ihnen Zuflucht in einem Dorf voller Shinobi an. Das hieß nämlich auch... "Ihr könnt selbstverständlich als Shinobi für uns arbeiten, wenn ihr das wollt", sagte Gaara, als hätte er Sasukes Gedanken gelesen. Der Hauch eines Lächelns stahl sich auf Sasukes Gesicht. Sieht fast so aus, als hätte ich auch mal Glück. Er nahm Sakuras Hand und drückte sie. Und gleich so viel davon. Entschlossen stand Sasuke auf. "Das ihr mehr, als wir erwartet haben", sagte er förmlich. "Wir sind euch sehr dankbar, Kazekage-sama." Als er sich aufrichtete, war er überrascht zu sehen, dass Gaara ihm die Hand hinstreckte. "Freunde von Naruto sind auch meine Freunde", sagte er. Zuversichtlich nahm Sasuke die ihm dargebotene Hand und drückte sie. Unerwartet hatten Sakura und er hier in der Fremde einen Freund gefunden, und jede Menge Verbündete. Triefend kam Sasuke aus dem Bad, ein Handtuch um die Hüften. Sakura, die im Schlafzimmer gewartet hatte, grinste. "Na, geht's dir jetzt besser?" Zufrieden nickte er. "Du hast keine Ahnung, wie lange ich mich schon nach einer heißen Dusche gesehnt habe." Er ließ den Blick durch den Raum schweifen. "Und nach einem richtigen zu Hause." Sie lächelte. "Gaara hat wirklich ein Wunder vollbracht. Wir sind gestern hier angekommen, und heute haben wir schon diese Wohnung. Es ist... perfekt." "Fast zu perfekt", murmelte Sasuke in alter Gewohnheit. So schnell ließ sich eine pessimistische Einstellung eben nicht ablegen. Tatsächlich schien in diesem Moment alles ideal zu sein. Er konnte mit den Sharingan wieder sehen, sie hatten ein neues zu Hause gefunden, wo sie ihren Beruf als Shinobi weiter ausüben konnten, jetzt hatte Gaara ihnen diese Wohnung im Zentrum zur Verfügung gestellt. Und das alles war innerhalb von 48 Stunden passiert. Für Sasuke, der in seinem Leben schon so viele Rückschläge erfahren hatte, war das alles einfach zu gut um wahr zu sein. Früher hätte er es für sich behalten und versucht, allein damit fertigzuwerden. Aber jetzt hatte er Sakura, diese wunderbare Frau, die die ganze Zeit über an seiner Seite gewesen war. Noch etwas Perfektes. Und mehr als alles andere fürchtete er, sie zu verlieren. "Ich habe das Gefühl, gleich passiert irgendwas und nimmt mir das alles wieder weg", sagte er ehrlich. "So viel Glück kann man doch nicht haben, oder?" "Wieso nicht? Außerdem, was soll schon passieren? Orochimaru hat keine Ahnung, wo wir jetzt sind. Wir haben eine Wohnung, ein zu Hause und Arbeit. Und einen guten Freund, der das Oberhaupt dieses Dorfes ist. Und mich wirst du sowieso nie wieder los." "Ich würde dich auch nicht gehen lassen", sagte er gedankenverloren. "Schön!" Sie strahlte ihn an und stand vom Bett auf. "Wo wir das geklärt haben... Leg dich bitte aufs Bett, ja?" Er schaute sie erstaunt an. "Bitte?" "Los doch, leg dich aufs Bett." "Darf ich mich vorher umziehen, oder hast du noch was vor, für das ich sowieso keine Kleidung brauche?" "Umziehen kannst du dich später. Jetzt bin ich ausgeruht, geduscht und zufrieden. Tu was ich sage und leg dich hin." "Okay..." Ein wenig misstrauisch legte er sich hin und sie setzte sich zu ihm. "Ich möchte, dass du jetzt deine Augen zumachst. Ich will sie untersuchen." Das hatte sie also vor. Sasuke, dem ganz andere Dinge durch den Kopf gegangen waren, schloss widerstandslos die Augen. Er spürte, wie sie die Fingerspitzen auf seine Schläfen legte und dann passierte erstmal gar nichts. "Mach sie auf." Er öffnete die Augen. "Mach sie wieder zu. Gut. Und jetzt mach sie wieder auf, aber ohne Sharingan." Die vertraute Finsternis stellte sich ein, als er die Sharingan deaktivierte und die Augen wieder öffnete. "Gut. Nochmal Sharingan bitte." Er tat es und sah sie wieder vor sich, in blassen, verwaschenen Farben. "Wie ich vermutet hatte", sagte sie nachdenklich. "Was denn?" "Was auch immer es war, Itachi hat irgendwas gemacht, was seinen Augen über einen sehr langen Zeitraum hinweg geschadet hat. Dass du ohne Sharingan blind bist, hat eine ganz andere Ursache als mit... naja, mit deinen eigenen Augen. Ich kann es dir schlecht erklären, aber ich würde gerne versuchen, den Schaden zu beheben." "Könntest du das denn?!" "Nicht alleine und nicht ohne Vorbereitung", antwortete sie. "Ich kann dir auch keine Garantie geben, aber einen Versuch wäre es wert. Wenn es gute Ärzte in diesem Dorf gibt, die mir helfen, kann es vielleicht funktionieren." Sasuke zwang sich, jegliche Euphorie für den Moment zurückzudrängen. Er war zu oft enttäuscht worden und es war schon ein schieres Wunder, dass er mit den Sharingan sehen konnte. Was Sakura sagte, klang einfach zu gut um wahr zu sein. "Wenn es tatsächlich möglich wäre, das irgendwie zu heilen, denkst du nicht, Itachi hätte das auch versucht? Warum hätte er freiwillig blind leben sollen?" "Man braucht dafür jemanden mit einer speziellen Ausbildung. Tsunade käme in Frage, Kabuto hätte es vielleicht auch gekonnt. Beide hätte Itachi wohl kaum fragen können. Ich kann es auch nicht alleine. Ich denke, bei den Akatsuki hatte Itachi keine Möglichkeit, sich behandeln zu lassen." Sasuke zuckte die Schultern. "Versuchen können wir es ja..." Knapp zwei Wochen später saß Sasuke am Boden in einem leergeräumten, hell erleuchteten Raum, umringt von fünf Medic-Nin in der Mitte eines Kreises aus Schriftzeichen. Die Medic-Nin saßen bereits im Schneidersitz, nur Sakura kniete noch vor ihm. Außerdem standen hinter ihm noch zwei Shinobi, von denen er lieber gar nicht wissen wollte, wieso Sakura sie herbestellt hatte. Sie hielt ihren Kunai hoch und sagte: "Wir sind soweit fertig. Alles, was ich noch brauche, sind ein paar Haare von dir." Er nickte und sie schnitt ihm mit dem Kunai ein ganzes Büschel Haare am Hinterkopf ab. Sasuke war nicht unbedingt eitel, aber er verzog das Gesicht, als er sah, wie sie das Haarbüschel mit einem Faden zusammenband und vor sich auf den Boden legte. "Also... es wird wehtun. Halt still und vertrau mir, ja?" Er nickte. "Ich vertraue dir." Sie lächelte kurz, dann nickte sie den zwei Shinobi hinter ihm zu. "Haltet ihn fest. Ganz egal, was passiert - er darf den Kopf nicht bewegen." Sasuke versuchte, sich zu entspannen, während einer der Männer sich hinter ihn kniete, den Arm um seine Brust legte und seinen Oberkörper festhielt, während der zweite seine Hände wie ein Schraubstock rechts und links gegen Sasukes Kopf legte. Widerwillig deaktivierte er auf Sakuras Befehl hin die Sharingan und die Welt versank in Dunkelheit. Er spürte Finger auf seinem Gesicht, eine Hand, die über seinen Augen lag. Gespannt wartete er. Zuerst wurde es nur eigenartig warm und gerade, als er sich fast entspannt hatte, raste greller Schmerz durch seinen Kopf. Erschrocken schrie er auf und versuchte instinktiv, sich loszureißen, aber die Männer hielten ihn eisern fest. Nach dem ersten Schreck verstummte er und versuchte, mit dem Schmerz klarzukommen. Seltsamerweise musste er an Itachi denken, der ihm beigebracht hatte, noch viel Schlimmeres auszuhalten. Die Prozedur dauerte eine kleine Ewigkeit. Gerade als Sasuke glaubte, es keine Sekunde länger aushalten zu können, ließ der Schmerz plötzlich nach. Ihm war schwindlig, er fühlte sich völlig erschöpft. Wie von weit her hörte er Sakuras Stimme: "Sasuke...?" Automatisch öffnete er die Augen und stöhnte, als das Licht ihn blendete. Er merkte erst jetzt, dass er am Boden lag. Wie ein Engel erschien Sakura in seinem Blickfeld und das Licht strahlte sie von hinten an und ließ ihr Haar schimmern. Sasuke merkte, dass er lächelte. Ihre Augen waren immer noch so grün wie früher. Diese Farbe hatte ihm am allermeisten gefehlt. ...tbc... *** An dieser Stelle ein Danke an meine unentbehrliche Beta-Leserin Sama, die jedes meiner Kapitel in Form peitscht, bis auch der kleinste Beistrichfehler ausgemerzt ist und sich dabei auch ma die Nacht um die Ohren schlägt. ^_^ Kapitel 22: Irgendwo im Wald ---------------------------- Gähnend verschränkte Kankuro die Arme hinter dem Kopf und murmelte: "Das war wirklich einfach." Sasuke, der neben ihm ging, nickte grimmig. "Ja, ich habe ja auch die ganze Arbeit gemacht." Er hielt die Schriftrolle hoch, die sie vor nicht einmal zwei Stunden erbeutet hatten. "Ohne mein Ablenkungsmanöver wärst du gar nicht bis zum Versteck der Schriftrolle gekommen", motzte Kankuro, und Sasuke verdrehte die Augen. "Sag mir lieber, was wir jetzt machen. Quartieren wir uns irgendwo in einem Dorf ein und gehen morgen zurück nach Hause, oder willst du die ganze Nacht durchmarschieren?" "Die Antwort kennst du, oder?" Kankuro seufzte. "Spielverderber." Seitdem Sasuke und Sakura in Sunagakure Zuflucht gefunden hatten, waren über drei Monate vergangen. Erst seit kurzem bekamen sie wieder Außenmissionen, nachdem Gaara entschieden hatte, dass die Kopfgeldjäger längst wieder andere Ziele gefunden hatten und auch Orochimarus Zorn sich einigermaßen beruhigt hatte. Zusammen wurden sie trotzdem nur selten losgeschickt, meistens war Sakura einem Team als ärztliche Verstärkung zur Seite gestellt, und Sasuke war öfter mit Kankuro, Temari oder anderen starken Shinobi unterwegs. Für seinen Geschmack waren die Missionen, an denen er teilnehmen durfte, immer noch viel zu harmlos, aber er hatte nicht vor, sich deswegen zu beschweren. Nachdem sein verbissener Wunsch nach Rache von ihm abgefallen war, hatte er ganz neue Gründe für das Absolvieren dieser Aufträge entdeckt. Erst jetzt merkte er, dass es Spaß machte, besser zu werden, in einem Team unterwegs zu sein und einem höheren Ziel zu dienen. Trotz seiner pessimistischen Einstellung war sein Leben seit drei Monaten perfekt. "Ganz in der Nähe gibt es eine kleine Siedlung", fing Kankuro wieder an, der seine Aufgaben nicht immer ganz so ernst nahm wie Sasuke. "Lass uns wenigstens was essen." Sein Magen knurrte auch, wenn auch nicht so auffällig wie der seines Teamkameraden, also gab er nach, und sie schlugen den Weg in Richtung der Siedlung ein. Als in der Ferne der Dorfeingang auftauchte, sagte Kankuro nachdenklich: "Weißt du was? Ich glaube, Sakura-san ist auch hier irgendwo unterwegs." "Wie kommst du darauf?" "Ist mir gerade eingefallen. Sie ist zusammen mit zwei anderen hier um irgendeinen drittklassigen Shinobi einzufangen, der Gaara schon mehrmals Probleme gemacht hat." "Sind solche Informationen nicht eigentlich geheim? Nicht mal ich wusste davon." Kankuro grinste. "Es hat eben Vorteile, der Bruder des Kazekage zu sein. Gaara ist ein großartiges Oberhaupt, aber für den Papierkram hat er überhaupt keinen Sinn. Die Dokumente lagen offen auf seinem Schreibtisch." "Weißt du denn, wo genau sie ist?" "Ich nehme an, dass sie mit den anderen die Wege überwacht, die hierher führen. Laut den Akten kommt der Mann, den sie suchen, oft hierher." Sasuke fasste zögernd in seine Hosentasche, wo sich ein gewisses, kleines Schmuckstück befand, das er schon seit Wochen mit sich herumtrug. Vielleicht war es eine gute Idee, sie einfach zu überrumpeln. Dann konnte sie nicht nein sagen. "Ich glaube, ich werde nicht mit dir essen", sagte er vorsichtig. Grinsend erwiderte Kankuro: "Kein Problem. Weißt du was? In exakt drei Stunden warte ich vor dem Eingang. Sollte dir etwas... dazwischenkommen, gehe ich schon mal vor." Sasuke nickte und drückte ihm die Schriftrolle in die Hand. "Bis dann", sagte er knapp und rannte dann los. "Keine Ursache!", brüllte Kankuro hinter ihm her. Ächzend stand Sakura auf und streckte ihre Knie durch. Seit fast drei Stunden kniete sie hinter einem verdammten Busch und beobachtete die Straße, in der Hoffnung, dass die Zielperson endlich vorbeikommen würde. In diesen drei Stunden war das einzige, was hier entlang gekommen war, ein verirrtes Eichhörnchen gewesen. Das Schlimme war der Gedanke, dass sich diese Warterei noch tagelang hinziehen konnte. Sie hatten zwar einen Tipp bekommen, dass die Zielperson sich in den nächsten Stunden der Siedlung nähern würde, aber auch die Quellen des Kazekage waren nicht immer verlässlich. Eine gefährliche Mission wäre ihr fast lieber gewesen als das hier. Wie aufs Stichwort zerriss plötzlich ein vertrautes Sirren die Stille, und im nächsten Augenblick bohrte sich ein Kunai direkt neben ihr in den Baum. Erschrocken fuhr sie herum und griff nach ihrer eigenen Waffe, um sich zu verteidigen. Aber da war niemand. Hektisch suchte sie die Umgebung ab, doch es war niemand zu sehen. Sie musste in Deckung gehen und- Ein eigenartiges Zischen richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Kunai. Ihre grünen Augen weiteten sich, als sie sah, dass ein mit Schriftzeichen beschriebenes Stück Papier um den Ring am Griffende befestigt war. "Oh Scheiße!!!", entfuhr es ihr, und sie hatte nicht mehr die Zeit, sich irgendwie in Sicherheit zu bringen. Das Papier brannte und dann- Mit einem harmlosen Puff zerplatzte das Papier, und ein glänzendes Etwas baumelte an einer dünnen Schnur am Griffende des Kunai. Völlig überrumpelt und jede Vorsicht vergessend, starrte Sakura den Ring an, der an der Schnur hing und versuchte, sich einen Reim darauf zu machen. "Heirate mich", sagte eine tiefe, angenehme Stimme so dicht hinter ihr, dass sie den Atem in ihrem Nacken spüren konnte. Erschrocken fuhr sie herum und blickte in Sasukes Gesicht. Nach einer Schrecksekunde rief sie: "Sasuke! Gott, hast du mich erschreckt!" Er grinste bloß, und sie versetzte ihm einen scherzhaften Stoß vor die Brust. "Du Mistkerl!" Dann sickerte langsam eine Erkenntnis zu ihr durch, und sie starrte ihn jetzt wirklich dämlich an. "Moment! Sagtest du gerade...?" "Heirate mich." "D-du... du lauerst mir mitten im Wald auf, wirfst mit einem Kunai nach mir, erschreckst mich fast zu Tode und machst mir einen Heiratsantrag?!" Er nickte und zupfte den Ring von der Schnur. Fassungslos sagte sie: "Du bist dir aber im Klaren darüber, dass man das normalerweise anders macht, oder?" Er zuckte ungerührt die Schultern. "Ich habe lange überlegt, wie ich dich fragen sollte." "Und das kam dabei heraus?", fragte sie ungläubig. So bizarr es war, eigentlich fand sie die Geste unheimlich rührend. "Weißt du, als ich zehn Jahre alt war, habe ich mir geschworen, dass ich mich an Itachi räche. Und danach heirate ich das erste Mädchen, das ich sehe. Und das warst du." Sasuke hielt den Ring hoch und schaute sie fragend an. "Und? Bekomme ich eine Antwort?" Sie strahlte ihn an. "Die Antwort ist ja." Nach dem Antrag und nachdem Sakura ihre Mission erfolgreich zu Ende gebracht hatte, hatten sie und Sasuke sich einen freien Tag genehmigt und sich in dem Dorf einquartiert. Gegen Abend hatte es zu regnen begonnen, und während der Rest von Sakuras Team jetzt durch das unwirtliche Wetter stapfte und sich nasse Füße holte, saßen sie gemütlich im Hotelzimmer. Das einzige, was fehlte, war etwas zu Essen, und Sasuke hatte sich erbarmt, sich in den Regen zu stürzen und am Imbissstand Ramen zu besorgen. Mit einer Tüte dampfendem Essen rannte Sasuke im strömenden Regen über die Straße. Sein Blick streifte kurz jemanden auf der anderen Straßenseite, aber er lief weiter. "Sasuke." Sasuke blieb wie angewurzelt stehen. "Hast du alles vergessen, was ich dir beigebracht habe?" Die vertraute Stimme ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Das Essen fiel klatschend in eine Pfütze. Aus weit aufgerissenen Augen starrte er seinen Bruder an. Itachi lächelte hintergründig. "Du bist nirgendwo, zu keiner Zeit, sicher." ...tbc... *** Wie immer danke an meine Betaleserin Sama für ihre Ideen und Korrekturen. An alle: tut mir leid dass es mal wieder so lang gedauert hat, diese Sachen mit Itachi sind immer so schwierig zu schreiben. Ich werd mich schon wegen dem Cliffhanger bemühen, das nächste Kapitel schneller zu schreiben... Kapitel 23: Regen ----------------- Sasukes Schuhe machten seltsame Geräusche auf der aufgeweichten Straße, als er sich mit kontrollierten Schritten seinem Bruder näherte. Als wäre er zu Stein erstarrt, stand Itachi da. Um seinen Kopf war ein blutiger Verband geschlungen, der seine Augen bedeckte. Obwohl er blind war, wusste Sasuke einfach, dass sein Bruder jede seiner Bewegungen genau wahrnahm. Fünf Schritte vor Itachi blieb er stehen. Sein Herz pochte lauter als die Regentropfen auf seiner Kleidung. Das Essen, das er für sich und Sakura gekauft hatte, lag vergessen auf der Straße. Ihm kam der befremdliche Gedanke, dass er Sakura vielleicht nie wieder sehen würde. "Willst du mich nicht angreifen?", fragte Itachi unerwartet. "Nein", antwortete Sasuke mit einem Kopfschütteln. "Ich habe genug. Ich bin es leid, gegen dich zu kämpfen." Und genau so war es auch. Sein Rachedurst war gestillt. Jetzt machte Itachis Anblick ihn nicht mehr wütend, sondern einfach nur... traurig. Natürlich war er sich auch der Gefahr bewusst, die von Itachi ausging, und während er den blutigen Verband anstarrte, der Itachis Augen bedeckte, rechnete Sasuke fest damit, jeden Moment selbst angegriffen zu werden. Aber mehrere Minuten vergingen in unangenehmem Schweigen. Hin und wieder rannte jemand an ihnen vorbei, eilig, um nicht zu nass zu werden. Es waren nur wenige Menschen, aber für eine Begegnung der Uchiha Brüder, ganz gleich wie sie auch ausgehen würde, waren es zu viele. Schließlich setzte Itachi sich in Bewegung und Sasuke folgte ihm wortlos. Nebeneinander standen Sasuke und Itachi an einem kleinen See außerhalb des Dorfes. Als Sasuke begriffen hatte, dass Itachi sich diesen Ort ausgesucht hatte, hatte er verstanden, dass es Itachi nicht um einen Kampf ging. Selbst in seinen Ohren klang das Prasseln der Regentropfen auf die Wasseroberfläche fast unnatürlich laut. Für Itachi mussten sie mindestens nochmal so laut klingen, das wusste Sasuke aus eigener Erfahrung. Hätte er kämpfen wollen, dann hätte er nicht einen Ort ausgesucht, an dem er durch das laute Prasseln noch zusätzlich gehandicapped war. Aber wenn Itachi nicht kämpfen wollte, was wollte er dann? Es dauerte eine ganze Weile, bis Sasuke den Mut aufbrachte, diese Frage zu stellen. Die Antwort war eine Überraschung. "Ich wollte dich warnen", sagte Itachi. "Orochimaru wird mit seiner Armee an diesem Dorf vorbeiziehen. Mach, dass du von hier wegkommst." "Orochimaru?" Sasuke stutzte. "Mit seiner Armee? Wohin ist er unterwegs?" Itachi schwieg einen Augenblick lang. "Er will nach Konoha." Die Nachricht war wie ein Schlag in den Magen. Sasuke brauchte einen Moment, um sich überhaupt der Tragweite dieser Worte bewusst zu werden. Die Tatsache, dass es nicht zu Itachi passte, sich um sein Wohlergehen zu sorgen, rückte in den Hintergrund angesichts der Vorstellung, dass Orochimaru Konoha vernichten wollte. Er verstand selber nicht, warum ihn das so hart traf. Ernst fragte er nach: "Wie viele Männer hat er?" "Nach dem, was ich gehört habe, mehr als genug, um Konohagakure dem Erdboden gleich zu machen." Das Prasseln der Regentropfen wurde fast unerträglich. Vor sich sah Sasuke die schwarze Woge von Sound-Nin, die das Dorf beim letzten Mal gestürmt hatten. Er sah Konoha brennen und der Gedanke war unerträglich. Er wusste, dass die Dorfbewohner keine Chance hatten. Tsunade war, wenn sie überhaupt noch am Leben war, zu schwach, um es mit Orochimaru aufzunehmen. "Wann wird er das Dorf erreichen?", fragte er tonlos. "Bald. Konoha bleiben höchstens noch ein paar Tage." Sasuke hatte geglaubt, er hätte dem Dorf den Rücken gekehrt. Sie hatten ihm sein Augenlicht genommen. Sie hatten ihn verraten. Aber jetzt sah er nur noch die vertrauten Gesichter seiner Freunde vor sich. Kakashi, Lee... Naruto. Naruto würde an vorderster Front kämpfen. Und sie würden ihn umbringen. Ich kann Naruto nicht sterben lassen. Er hat beim letzten Mal sein Leben für mich riskiert. Sasuke traf einen folgenschweren Entschluss. Er musste nach Konoha. Er musste seine Heimat und seine Freunde beschützen. "Sasuke." Die Stimme seines Bruders riss ihn aus seinen Gedanken. "Tu das nicht." Überrascht sah er Itachi an. "Tu das nicht", wiederholte der noch einmal, als hätte er Sasukes Gedanken gelesen. "Wenn du nach Konoha gehst, wirst du auch sterben." Zuerst verspürte er den Drang, sich zu rechtfertigen, aber dann siegte doch etwas anderes. Bitter fragte er: "Seit wann machst du dir um mich Sorgen?" "Denkst du immer noch, dass ich dich hasse?", fragte Itachi. Seine Stimme war kalt und emotionslos wie immer. "Wenn dem so wäre, hätte ich dich vor acht Jahren schon getötet." Die Gesichter seiner Eltern tauchten vor ihm auf, und Sasuke versuchte wirklich, Itachi zu hassen. Aber es wollte ihm nicht mehr gelingen. Im Grunde hatte er längst verstanden, dass Itachi ihn nicht hassen konnte, und er ihn auch nicht mehr. "Ich kann nicht anders", sagte er fest entschlossen. "Ich muss meine Freunde beschützen." "Du hast dich verändert." "Du dich auch." Es wurde still und Sasuke verlor sich in sinnlosen Fragen. Am meisten beschäftigte ihn, wie er es Sakura beibringen sollte. Er musste es ihr sagen, denn sonst würde sie Orochimaru geradewegs in die Arme laufen. Sie würde ihn nicht allein gehen lassen. Aber er wusste, wenn sie sterben würde, dann würde er endgültig daran zerbrechen. Er brauchte Sakura, mehr als alles andere auf der Welt. Sasuke schaute zu Itachi auf und fühlte zum ersten Mal seit langer Zeit eine Sehnsucht nach dem warmen, beruhigenden Lächeln seines großen Bruders in sich aufsteigen. Sag mir, was ich tun soll. Ich will sie nicht verlieren, aber ich kann auch Naruto nicht im Stich lassen. "Ich komme mit", sagte Itachi plötzlich. "Wie... wie meinst du das?" "Ich komme mit nach Konoha. Ich lasse dich nicht sterben." Traurig sagte Sasuke: "Vor acht Jahren hättest du mich beschützen müssen. Jetzt ist es viel zu spät." Er wollte Itachis Hilfe nicht. Der Gedanke, mit Itachi nach Konoha zurückzukehren, war unerträglich. Endlich hatte er sich damit abgefunden, dass Itachi nie mehr der große Bruder werden würde, den er so gebraucht hätte, und jetzt... "Ich brauche dich nicht", sagte er fest und wandte sich von Itachi ab. "Sasuke...", sagte Itachi leise. Aber Sasuke stapfte durch den Regen davon, den Kopf voller trauriger Gedanken. Er wusste selber gar nicht, wie er den Weg zurück zum Hotel fand. Bevor er an der Tür klopfen konnte, riss Sakura sie auch schon auf. "Sasuke! Wo warst du, ich hab mir Sorgen gemacht..." Als sie sah, dass er völlig durchnässt war, hielt sie inne. "Du bist ja ganz nass", sagte sie und nahm seine Hand. Er ließ sich von ihr ins Bad ziehen. Gedankenverloren starrte er an ihr vorbei, während sie ihn hinsetzte und ihm mit einem Handtuch die Haare abrubbelte. Sie erzählte ihm irgendwas, hielt ihm Vorträge darüber, dass er es sich nicht leisten konnte, sich zu erkälten, aber er konnte den Sinn ihrer Worte nicht wirklich erfassen. Sie war mitten im Satz, als er nach ihrem Arm griff. Sakura hielt erstaunt inne, als sie seine Finger an ihrem Unterarm spürte. "Ich habe Itachi getroffen. Gerade eben", flüsterte er. Er hatte eine heftige Reaktion erwartet, aber wieder hatte er sie unterschätzt. "Was ist passiert? Hat er dich angegriffen?", fragte sie, blieb aber ruhig. "Nein. Er war einfach da. Wir haben... uns unterhalten." Überrascht ließ sie die Arme sinken und das Handtuch rutschte ihm auf die Schultern. "Unterhalten?" Wie hätte er ihr das erklären sollen? Er begriff ja selber nicht, warum sie sich nicht gegenseitig an die Gurgel gegangen waren. Stattdessen sagte er: "Er hat mir erzählt, dass Orochimaru auf dem Weg nach Konoha ist. Und zwar mit einer gigantischen Armee. Er wird das Dorf dem Erdboden gleich machen." Jetzt schaffte er es, sie anzusehen. Sie war kreidebleich geworden. Ihr ging es genau wie ihm. Ganz egal, was sie sich geschworen hatten, der Gedanke, dass Konoha vielleicht schon bald nicht mehr existieren würde, traf sie beide schwer. Als hätte sie nicht mehr die Kraft, auf ihren Beinen zu stehen, sank sie auf die Knie. Sasuke beobachtete ihr Gesicht, während sie mit sich kämpfte und versuchte, diese Information zu verarbeiten. Als sie schließlich aufsah, wusste er, dass sie dieselbe Entscheidung getroffen hatte wie er. "Wir müssen sie warnen", sagte er und sprach damit nur aus, was ihnen beiden sowieso schon klar war. "Können wir es denn noch vor Orochimaru schaffen?" "Wenn Itachis Informationen richtig sind, dann ja. Wir sind nur zu zweit, wir können uns schneller fortbewegen." Sie atmete tief ein und aus. "Was tun wir jetzt? Brechen wir sofort auf?" "Nein. Bei dem Wetter kämen wir in der Dunkelheit sowieso nicht weit. Es ist besser, wenn wir heute Nacht hierbleiben und nochmal Kraft tanken für den Weg nach..." Er stockte. Für den Weg nach Hause, hatte er eigentlich sagen wollen. Sie stand auf und nahm ihm das Handtuch von den Schultern. "Dann sollten wir schlafen gehen. Zieh dich um, sonst wirst du noch krank. Und dann komm ins Bett." Das alles war seltsam unwirklich, aber sie beide reagierten schon instinktiv. Eine Mission stand an, und was sie brauchten, war ein Plan und viel Kraft. Wortlos schälte er sich aus den nassen Sachen und sie hing sie zum Trocknen auf. Die Stimmung war düster und gedrückt, als sie sich hinlegten. Sakura hatte seinen Arm umklammert, aber sie sagte nichts. Er hörte, wie der Regen auf das Dach und gegen das Fenster prasselte. Ihm ging so viel durch den Kopf, dass er nicht wusste, womit er sich zuerst befassen sollte. Warum hatte er Itachi nicht angegriffen? War es wirklich so einfach, zu verzeihen? Was würde aus Konoha werden? Selbst wenn alles gutging, würden sie wahrscheinlich nur ein oder zwei Tage vor Orochimarus Heer dort ankommen. Das war nicht genug Zeit, um eine ordentliche Verteidigung aufzubauen oder Verbündete zu benachrichtigen. Und da war noch Itachis Angebot... der Gedanke, es anzunehmen, erschien ihm völlig absurd, aber... "Sasuke?", kam es auf einmal von Sakura. "Was tun wir, wenn wir in Konoha sind?" Er wusste schon, worauf sie hinaus wollte. Dasselbe beschäftigte ihn ja auch. "Wollen wir sie wirklich nur warnen? Wird es ihnen überhaupt helfen?" "Ich denke nicht. Das Heer, das Orochimaru aufgestellt hat, muss gewaltig sein. Er wird das Dorf einfach überrennen." "Du willst ihnen doch helfen, oder?" "Du doch auch." Ernst sagte sie: "Dann werden wir vielleicht in Konoha sterben." "Wenn, dann sterben wir gemeinsam", erwiderte er, und es war ihm todernst. So absurd es war... vielleicht war Itachis Angebot doch etwas, was er mit ihr besprechen musste. "Itachi hat mir angeboten, mitzukommen und uns zu helfen." Einen Moment lang war sie still. Dann: "Du meinst, er will mit uns gegen Orochimaru kämpfen?" "Ja." "Und hast du...?" "Ich habe abgelehnt", antwortete er. "Aber inzwischen bin ich mir nicht mehr sicher, ob das richtig war. Orochimaru fürchtet einen direkten Kampf mit Itachi, das hat er mir selbst gesagt. Vielleicht sollten wir nochmal darüber nachdenken." Sie überlegte lange, bis sie schließlich vorsichtig sagte: "Ich bin wirklich froh, dass Itachi dir nichts getan hat. Aber findest du dieses Angebot nicht ein bisschen eigenartig?" "Wieso eigenartig?" "Es ist noch nicht so lange her, da hast du Itachi noch aus tiefstem Herzen gehasst", antwortete sie. "Vor drei Jahren hat er dich so zugerichtet, dass ich dachte, du würdest nie mehr aufwachen. Wer sagt dir eigentlich, dass Itachi dir die Wahrheit sagt?" "Wieso sollte er lügen?" "Wir haben ihm immerhin sein Augenlicht genommen. Vielleicht ist er es diesmal, der sich rächen will. Irgendwo auf dem Weg nach Konoha fällt er vielleicht über uns her und bringt uns auch noch um. Hast du vergessen, wer er ist?" "Itachi war schon immer gefährlich, und er ist es blind immer noch. Aber er hat es nicht nötig, zu lügen. Wenn er gewollt hätte, hätte er mich auf offener Straße töten können." Zögernd erwiderte sie: "Bist du dir sicher, dass du ihn da richtig einschätzt? Ich meine, dein Urteilsvermögen war, was Itachi anbelangt, noch nie besonders gut. Woher weißt du, dass er plötzlich auf unserer Seite ist?" Sasuke musste bizarrerweise über ihr Misstrauen lächeln. Vor ein paar Monaten noch wäre er es gewesen, der jeden Eid geschworen hätte, dass man Itachi nie und nimmer vertrauen könnte. Aber jetzt und hier hatte er die Gewissheit, dass Itachis Absichten... irgendwie gut waren. Und das war ein überraschend gutes Gefühl, obwohl er Itachis Hilfe zurückgewiesen hatte. "Er ist mein Bruder. Ich weiß es einfach." Sakura seufzte und kuschelte sich enger an ihn. "Es ist deine Entscheidung. Aber vielleicht kann er uns wirklich helfen. Er ist der einzige, der gegen Orochimaru eine reelle Chance hat." Sasuke nickte in der Dunkelheit. "Ich werde darüber nachdenken." "Sasuke... wenn du sein Angebot abgelehnt hast..." "Er wird morgen auf uns warten. Ganz sicher." Als sich Sasuke und Sakura am nächsten Morgen noch vor Sonnenaufgang dem See näherten, fühlte Sasuke sich irgendwie eigenartig. Sein Inneres fühlte sich taub an. Er wusste, dass sie unterwegs in den sicheren Tod waren. Und dass er vorhatte, mit seinem Bruder zu paktieren, um ihre Chancen ein kleines Bisschen zu verbessern. Bis Konoha waren es noch zwei Tagesreisen. Zeit, die er in Itachis unmittelbarer Nähe verbringen musste. Und er wusste selbst nicht, wie er sich dabei fühlen sollte. Überhaupt war seine Haltung Itachi gegenüber absolut zwiespältig. Irgendwie war ihm der brennende Hass verloren gegangen. Er hatte verstanden und akzeptiert, dass auch Itachi ihn nicht hasste. Aber dieser Mann war und blieb der Mörder seiner Eltern und derjenige, der ihn ganz allein zurückgelassen hatte. Und da war noch etwas. Irgendwie, wenn auch ganz schwach, sah Sasuke in Itachi immer noch den großen Bruder. Er erinnerte sich an Itachis warmes Lächeln und seine Art, ihm seine Sorgen und Ängste zu nehmen. In schwachen Momenten überkam ihn eine unstillbare Sehnsucht, nach diesem liebevollen Bruder zu suchen und ihn zu fragen, wie er sich dem Mann gegenüber verhalten sollte, der seine Eltern getötet hatte. Es konnte keine Lösung für dieses Problem geben, denn sein Bruder und der Mörder seiner Eltern waren dieselbe Person. Vielleicht kam daher die plötzliche Gefühlskälte. Um Naruto und Sakura zu beschützen musste er sich auf andere Dinge konzentrieren. Itachi wartete bereits am See, wie Sasuke es vorhergesagt hatte. Im Augenwinkel sah er, wie Sakuras Hand nervös zuckte, so als müsste sie sich beherrschen, um nicht ihren Kunai zu ziehen. Sie wirkte unentschlossen, hin und hergerissen zwischen Fluchtinstinkt und dem Wunsch, sich schützend vor Sasuke zu stellen. Er nahm ihr die Entscheidung ab, indem er den Arm ausstreckte und sie zurückhielt. "Lass mich das machen", sagte er und während sie unentschlossen wartete, ging er die letzten Schritte auf Itachi zu. "Also willst du, dass ich mitkomme?", fragte Itachi. "Ja." Sasuke kämpfte lange mit sich und Itachi wartete geduldig ab. Schließlich beugte er den Kopf, obwohl er nicht wusste, ob sein Bruder es überhaupt sehen oder wahrnehmen konnte. "Hilf mir, die zu beschützen, die ich liebe." *** So, ich hab mich wirklich beeilt dieses Mal, allerdings hat es etwas gedauert, bis Sama und ich völlig zufrieden waren mit dem Kapitel. Diesmal hat meine pöhse, pöhse Betaleserin mich wirklich gequält *ächz* Kapitel 24: Böses Omen ---------------------- Sasuke hatte keine Zeit zum Nachdenken. Um ihn herum waren Sound-Nin, soweit das Auge reichte. Orochimarus Männer schienen den Shinobi aus Konoha schon um das zehnfache überlegen zu sein, und immer noch mehr von ihnen drängten sich durch den Dorfeingang und über den Schutzwall in das Dorf hinein. Inzwischen fühlte er sich so hilflos, dass er einfach nur noch, seinen Instinkten folgend, blindlings um sich schlug und sich die Massen von Angreifern so vom Leib hielt. Das einzige, was er noch bewusst tat, war, sich auf Sakura zu konzentrieren, um sicherzugehen, dass sie noch da war, in seiner Nähe. Genau wie er kämpfte sie wie eine Löwin, aber die Verzweiflung stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Er musste nur noch ein wenig durchhalten. Nur bis Itachi Orochimaru gefunden hatte. Sein großer Bruder war stärker als der Sannin, Orochimaru hatte es selbst einmal gesagt. Itachi würde ihn töten, und dann würden die Angriffswellen ins Stocken geraten. Wenn die Sound-Nin erstmal führerlos wären, dann würde es gelingen, sie zurückzudrängen. Das hatte schon einmal funktioniert, und das würde es wieder. Und dann geschah irgendetwas. Sasuke hörte einen lauten Ruf, eine Warnung vielleicht, aber die Worte gingen im Lärm der aufeinanderprallenden Schwertklingen und Todesschreie unter. Sasuke fuhr herum, wohl wissend, dass er sich damit verwundbar machte. Aber niemand griff ihn mehr an. Als wären sie ferngesteuert, stoben die Sound-Nin plötzlich auseinander, machten den Weg frei. Etwas raste auf sie beide zu, fast zu schnell, um es mit bloßem Auge zu erkennen. Aber Sasuke konnte es sehen. Orochimaru, aus dessen weit geöffnetem Mund eine Schwertklinge ragte. Im ersten Moment dachte er, der Sannin hätte es auf ihn abgesehen, und zu spät erkannte er seinen Fehler. Orochimarus Kopf löste sich quasi von seinen Schultern, sein Hals wurde immer länger und sein Kopf raste direkt auf Sakura zu. Sasuke fragte sich im Bruchteil einer Sekunde, warum Sakura denn nicht auswich, bis er begriff, dass er nur durch die Sharingan sah, was geschah. Für Sakura war die Bewegung zu schnell. Er wollte sich gegen sie werfen und sie zu Boden reißen, aber in dem Moment prallte jemand von hinten gegen ihn und riss ihn mit sich zu Boden. In dem Moment, als er aufkam, hörte er Sakuras schrillen Angstschrei. Dann ein seltsames, widerliches, endgültiges Geräusch. Von purer Panik erfasst, schlug Sasuke blindlings um sich, bis er sich freigekämpft hatte. Er sprang auf, und als er sie sah, schien sein Herz stehenzubleiben. Sakuras Gesicht, ihre Hände, ihre Kleidung waren voller Blut. Das Blut troff regelrecht von ihren zitternden Armen auf den Boden. Am schlimmsten war ihr Gesicht. Ihr Mund war geöffnet zu einem stummen Schrei, die grünen Augen waren weit aufgerissen und blankes Entsetzen spiegelte sich darin. Das grauenerregende Bild brannte sich in Sasukes Gedächtnis und dann- war es plötzlich still. Kühler Nachtwind blies ihm direkt ins Gesicht. Es war dunkel ringsum. Er starrte fassungslos auf eine kleine Feuerstelle vor sich. Grillen zirpten und Baumwipfel rauschten im Wind. Sasuke schaute nach rechts, und da lag sie. Unversehrt, schlafend. Es war nur ein Traum gewesen. Völlig durcheinander fuhr er sich durch das Haar. Die Erleichterung darüber, dass er das alles nur geträumt hatte, war grenzenlos, trotzdem fühlte er sich... erschüttert. Die Angst und Panik, die er empfunden hatte, war noch zum greifen nah, und er sah ganz deutlich Sakuras blutüberströmte Gestalt vor sich. Auch wenn es diesmal nur ein Traum gewesen war, schon in Kürze könnte es Wirklichkeit werden. Sie waren nur noch eine knappe Tagesreise von Konoha entfernt, morgen bei Sonnenaufgang würden sie zu dritt weiterziehen. Vielleicht ins Verderben. "Was hast du?" Itachis Stimme erschreckte ihn noch einmal bis ins Mark. Er hatte seinen Bruder völlig vergessen. Mit steinernem Gesicht saß Itachi neben ihm, mit dem Rücken an einen Baum gelehnt. Ein paar mal atmete Sasuke tief durch, dann antwortete er leise: "Mir ist klar geworden, dass ich sie verlieren könnte." Er beobachtete Sakura, die durch sein plötzliches Aufschrecken offenbar nicht wach geworden war. Kein Wunder, immerhin waren sie den ganzen Tag ohne Pause durchgelaufen. "Ich hätte sie nicht mitnehmen dürfen." Er schauderte, als er wieder an ihr blutüberströmtes Gesicht denken musste. Der Traum war so furchtbar real gewesen. Itachi antwortete nicht. Sasuke überlegte, ob er eine Möglichkeit hatte, Sakura aus dieser Sache rauszuhalten. Sie würde sich nicht wegschicken lassen, das wusste er. Wenn er sie zurückließ, würde sie ihm folgen. Außerdem bestünde dann die Gefahr, dass sie Orochimaru über den Weg laufen würde. Nein, am sichersten war sie an seiner Seite. Er musste sie eben beschützen, um jeden Preis. Im Kampf würde er sie keine Sekunde aus den Augen lassen. Nach einigen Minuten in völliger Stille fragte Sasuke: "Denkst du, du kannst Orochimaru besiegen?" "Ich bin mir nicht sicher. Mit den Sharingan wäre es kein Problem gewesen." "Wenn es uns nicht gelingt, ihn zu töten, dann haben wir so oder so keine Chance." Sasuke seufzte schwer. Er beobachtete Itachi, schaute ihn sich genau an. Der Verband um seine Augen war frisch, bevor sie erschöpft eingeschlafen war, hatte Sakura ihn gewechselt. Sasuke hatte nicht hinsehen können. Gedankenverloren betrachtete er seinen Bruder. "Es war zu einfach", hörte er sich selbst sagen. Itachi antwortete nicht, hatte wahrscheinlich gar nicht verstanden, worüber er redete. "Auch wenn du die Mangekyou Sharingan bei mir nicht einsetzen konntest, wie kann es sein, dass ich dich besiegt habe?" "Du kennst die Antwort." Er kannte sie wirklich, und trotzdem war er verblüfft, als er es laut aussprach: "Weil du es zugelassen hast." Wahrscheinlich hatte er es die ganze Zeit schon gewusst. Wie hatte er sich je einbilden können, er wäre stärker als Itachi? "Warum hast du das getan?", fragte er. "Ich dachte, du würdest mich töten", antwortete Itachi schlicht. "Ich verstehe nicht..." "Ich wollte, dass du mich tötest. Dass du in Wahrheit etwas anderes vorhattest, habe ich zu spät begriffen." "Also wolltest du tatsächlich..." Er stockte, sah seinem Bruder ins Gesicht. ... dass ich dich umbringe? Als hätte er Sasukes Gedanken gelesen, veränderte sich etwas in Itachis Gesicht. Er lächelte, und es war ein so tieftrauriges Lächeln, dass Sasuke in diesem Moment nichts weiter als Mitleid für seinen Bruder empfinden konnte. "Du hast dir eine schlimmere Strafe als den Tod für mich ausgedacht. Und ich habe beschlossen, sie zu akzeptieren." Sasuke starrte ins Feuer. Seine Gefühle Itachi gegenüber waren widersprüchlicher denn je. Um irgendwas zu sagen, und nicht mehr darüber nachdenken zu müssen, fragte er: "Wie hast du mich gefunden?" "Eigentlich hast du mich gefunden", antwortete Itachi. "Ich war nicht wegen dir im Dorf. Ich war für die Akatsuki unterwegs, und da bist du mir über den Weg gelaufen." "Ich hätte es ahnen müssen", sagte Sasuke nach einer kurzen Pause bitter. "Immer wenn ich irgendwie glücklich bin, tauchst du auf. Und danach ist nichts mehr so, wie es vorher war." "Ich bin nicht dein Feind, Sasuke." Sasuke hob automatisch den Kopf, um den Blick seines Bruders zu suchen, aber der weiße Verband rief ihm schmerzvoll in Erinnerung, dass er selbst Itachi das Augenlicht genommen hatte. In diesem Moment hätte er zu gerne seinem Bruder in die Augen gesehen, um darin nach einer Spur von Gefühl oder Aufrichtigkeit zu suchen. "Ich wünschte, ich könnte dir glauben." Sie verfielen wieder in dumpfes Schweigen, und Sasuke quälte sich mit düsteren Gedanken. Wie immer hatte er Recht gehabt, an seinem Glück zu zweifeln. Es war ihm nicht bestimmt, glücklich zu sein. Der Traum war eine Warnung, damit er vorbereitet war. Sakura war ihm wichtig, genauso wichtig, wie ihm damals seine Eltern gewesen waren. Und deshalb musste er sie verlieren. Itachi war wie ein düsteres Omen, ob er nun auf ihrer Seite stand oder nicht, tat nichts zur Sache. Wann immer Itachi sich eingemischt hatte, war Sasuke anschließend vor den Trümmern seines bisherigen Lebens gestanden. Beim ersten Mal hatte Itachi die Familie ausgelöscht und Sasuke mutterseelenallein zurückgelassen. Dann, vier Jahre später, hatte Itachis Auftauchen Sasuke schmerzhaft vor Augen geführt, wie schwach er wirklich war. Also hatte er alle Brücken hinter sich abgebrochen und hätte Naruto beinahe umgebracht. Hätten sie ihn nicht zurückgeholt, hätte Sasuke sein altes Leben endgültig aufgegeben. Und jetzt... führte Itachi ihn zurück nach Konoha, wo er wieder einmal alles verlieren würde. Aller guten Dinge sind drei, dachte Sasuke bitter. Diesmal würde um sein Glück kämpfen. Wenn der Traum eine Warnung war, konnte er es noch ändern. Sasuke beschloss, Sakura nicht eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Sie würde nicht sterben. Sein eigenes Leben war ihm egal, aber sie würde diesen Kampf überleben, ganz egal, was er dafür tun musste. Und er würde nicht nur sie, sondern auch Naruto beschützen. Sie alle. Ein Geräusch weckte Naruto und missmutig verzog er das Gesicht. Er zwang sich, die Augen zu öffnen, und war überrascht, dass es im Zimmer stockdunkel war. Normalerweise wachte er nicht einfach so mitten in der Nacht auf. Wahrscheinlich war es irgendein Geräusch von draußen gewesen. Er wollte sich gerade wieder hinlegen, da hörte er, wie der Boden direkt vor seinem Bett knarrte. Hellwach setzte er sich im Bett auf und erschrak fast zu Tode. Ein Paar leuchtend roter Augen starrte ihn aus der Dunkelheit an. Naruto stieß einen hellen Angstschrei aus und wich auf seinem Bett zurück, bis er mit dem Kopf gegen die Wand stieß. Er war noch mit dem Schock beschäftigt, da sagte eine Frauenstimme in der Dunkelheit: "Das hast du ja wunderbar gemacht! Soll er sich vielleicht zu Tode erschrecken? Oder die Anbu wachbrüllen?" Eine Männerstimme antwortete leicht verärgert: "Was soll ich denn deiner Meinung nach tun? Ihn wachküssen?!" Naruto blinzelte. Der Schock verebbte allmählich und er registrierte, dass ihm beide Stimmen bekannt vorkamen. "Du könntest damit anfangen, das Licht anzumachen, damit er merkt, wer wir sind!", fauchte die Frau. "Spätestens wenn er meinen Bruder sieht, ruft er die Anbu! Erstmal müssen wir ihm begreiflich machen, dass er die Klappe halten muss." Nun mischte sich eine dritte Stimme ein: "Ich könnte ihn zum Schweigen bringen." Fast panisch riefen die anderen beiden: "NEIN!!" Inzwischen war seine Furcht verflogen und Naruto hatte dem Gespräch eher verunsichert gelauscht. Er beugte sich rüber zum Lichtschalter und machte das Licht an. Drei Personen standen an seinem Bett, die allesamt wie ertappt in der Bewegung erstarrten, als das Licht aufflammte. Aus riesengroßen Augen starrte Naruto die drei an. Ganz links stand Sakura, sie hatte Sasuke, der neben ihr stand, am Arm gepackt. Und neben Sasuke stand, hoch aufgerichtet und reglos wie immer, Itachi. Naruto verstand überhaupt nichts mehr, und vor allem wusste er nicht, ob er sich über das Auftauchen seiner beiden Freunde freuen, oder wegen Itachi in Panik geraten sollte. Der Moment ging vorbei, und als erstes hastete Sakura zum Fenster und machte die Vorhänge zu. Sasuke warf Naruto einen drohenden Blick zu und zischte: "Mach keinen Lärm, wir sind nicht hier, um dir irgendwas zu tun, kapiert?" Itachi sagte und tat überhaupt nichts. Naruto stand unschlüssig auf. Er konnte sich nicht erklären, wieso Sasuke und Itachi in einem Raum standen, ohne sich gegenseitig die Kehle aufzuschlitzen. Verunsichert und ziemlich misstrauisch blickte er Itachi an und musste erstaunt erkennen, dass es nicht dessen Sharingan gewesen waren, die er in der Dunkelheit gesehen hatte. Itachi hatte einen Verband um die Augen. Der mit den Sharingan war... "Sasuke! Deine Augen!", keuchte Naruto. Ziemlich ungeduldig nickte Sasuke. "Das ist eine lange Geschichte, wir haben dafür keine Zeit." Am liebsten wäre er seinen Freunden um den Hals gefallen, aber Naruto ahnte, dass etwas Ernstes passiert sein musste, sonst wären sie gar nicht hier, erst recht nicht in Begleitung von Itachi. "Was ist... los?", fragte er. "Orochimaru ist mit einer Armee unterwegs hierher und wird das Dorf in spätestens zwei Tagen dem Erdboden gleich machen." Die Worte trafen ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Im ersten Moment wollte Narutos Kopf diese Information gar nicht so richtig verarbeiten. Dann dachte er einen Augenblick lang, Sasuke hätte nur einen schlechten Witz gemacht. "Wir lassen Orochimaru seit Wochen beobachten. Es gibt keine Berichte über ungewöhnliche Aktivitäten." "Wann ist der letzte Spion lebend zurückgekehrt?", mischte Itachi sich ein. "Vor etwa zwei Wochen. Die nächste Nachricht hat sich etwas verspätet, wir erwarten sie jetzt jeden... Tag...", murmelte Naruto und begriff, dass es vielleicht wirklich kein Scherz war. "Wir müssen Tsunade wecken", sagte Sasuke eindringlich. Sakura fügte hinzu: "Wir sind nur deshalb zuerst zu dir gekommen, weil wir nicht wussten, wie sie reagiert hätte. Du musst für uns die Leute warnen. Und du musst Tsunade beibringen, dass wir hier sind, um euch zu helfen." "Habt ihr es denn nicht gehört?" Naruto schaute seine Freunde ernst an. "Tsunade ist gestorben." ...tbc... Kapitel 25: Wiedersehen ----------------------- "Tsunade ist tot?", fragte Sasuke. Sakura ließ sich schwer auf Narutos Bett sinken. Sie wirkte erschüttert, aber Tsunade war auch ihre Lehrerin gewesen. Von ihnen hatte Sakura die engste Verbindung zur Hokage gehabt. Sasuke gab sich nicht die Zeit, ihren Tod zu bedauern. Alles, was er in diesem Augenblick darin sah, war ein weiterer Nachteil für Konoha. "Seit wann?", erkundigte er sich, und fügte gleich hinzu: "Und wer hat ihren Platz eingenommen?" "Sie ist erst vor knapp drei Wochen gestorben", antwortete Naruto. "Sie hat sich vom letzten Kampf nie mehr richtig erholt." "Das erklärt dann auch, warum Orochimaru gerade jetzt angreift", mischte Itachi sich ein. "Ich nehme an, ihr habt noch keinen Nachfolger gefunden?" "Die Ältesten wollen, dass Jiraiya ihr Nachfolger wird. Aber der hat gleich nach Tsunades Tod das Dorf verlassen und ist seither unauffindbar." Sasuke schaute seinen Bruder an. Dann ist er wirklich unsere letzte Hoffnung. Ein Anflug von Angst überkam ihn. Das Leben der Menschen, die er am meisten auf dieser Welt liebte, stand auf dem Spiel, und der Gedanke, ihr Leben ausgerechnet Itachi anzuvertrauen, beunruhigte ihn. Er drängte dieses Gefühl beiseite. Damit würde er sich später befassen. "Und wer übernimmt derzeit die Aufgaben des Hokage? Wer ist für diese Sache zuständig?", erkundigte er sich. "Momentan die Ältesten." Das war nicht besonders gut. Tsunade hatte sie drei gekannt. Sie hätte gewusst, dass sie nur gekommen waren, um dem Dorf zu helfen. Aber für die Ältesten waren sie nur drei Abtrünnige. Im schlimmsten Fall würde man ihre Warnungen als Täuschungsmanöver abtun und sie festnehmen lassen. "Du musst mit ihnen sprechen. Sofort. Aber du musst ihnen klarmachen, dass wir nicht der Feind sind." "Und wie soll ich das anstellen? Ihr drei seid S-Klasse Kriminelle. Wie soll ich den Ältesten denn begreiflich machen, dass ihr uns plötzlich helfen wollt?" "Das ist dein Problem", zischte Sasuke ungeduldig. "Es geht um das Dorf, also mach ihnen klar, wie ernst die Lage ist. Sie haben nicht die Zeit, sich auf uns zu konzentrieren. Sie müssen alle warnen. Diejenigen, die nicht kämpfen können, müssen in Sicherheit gebracht werden. Und die, die es können, müssen sich auf einen Angriff in den nächsten 48 Stunden vorbereiten." "Und was ist mit euch? Wollt ihr mit uns kämpfen?" "Ja. Itachi wird versuchen, Orochimaru zu töten. Wenn Tsunade und Jiraiya nicht da sind, ist er der einzige, der das kann. Genau das musst du den Ältesten klar machen." "Ich kann es versuchen. Aber hier könnt ihr nicht bleiben. Wenn sie mir nicht glauben, werden sie hier als erstes nach euch suchen." Sasuke verzog das Gesicht. "Mach dir darüber keine Gedanken. Es gibt einen Ort im Dorf, an den wir gehen können." Gespenstische Stille umhüllte das Uchiha Viertel, als die drei Abtrünnigen den Weg zum Haupthaus einschlugen. Sasuke fröstelte, obwohl es keine kalte Nacht war. Das Viertel seines Clans war noch genau so, wie vor acht Jahren, als er es das letzte Mal betreten hatte. Heute war es ebenso grauenvoll still und dunkel wie damals. Seitdem die Leute hier gestorben waren, hatte niemand mehr hier gewohnt. Das Viertel war wie ein toter Teil Konohas, den jeder mied und über den niemand sprach. Jetzt, wo er wieder hier war, fühlte Sasuke sich furchtbar einsam. Hier hätte Leben herrschen müssen. Tagsüber sollten Kinder auf der Straße spielen, nachts hätte Licht brennen sollen in den Häusern, und man hätte das Lachen von Familien hören sollen. Itachi hatte das alles zerstört und inmitten von Konoha das schaurige Denkmal eines toten Clans hinterlassen. Ihm war unendlich elend zumute, als sie zu dritt den Garten, der das Haus des Oberhaupts umgab, betraten. Er hätte sich nie träumen lassen, dass er je wieder an diesen Ort kommen würde. Eher hätte er sich die Hand abgehackt, als nochmal hierher zu kommen und mit grausamer Brutalität an die Vergangenheit erinnert zu werden. Noch dazu ging der Mann, der ihm das alles angetan hatte, direkt neben ihm. Alter Hass drohte wieder aufzuflammen, aber Sasuke zwang sich, seine Gedanken auf etwas Anderes zu konzentrieren. Außer Itachi gab es niemanden mehr im Dorf, der es mit Orochimaru hätte aufnehmen können. Konoha war auf ihn angewiesen. Als sie die Haustür erreichten, blieben Itachi und Sakura respektvoll stehen. Irgendwie war es wohl Sasukes Privileg, wenn man es denn so nennen konnte, dieses Haus als Erster zu betreten. Seine Hände zitterten, als er die Tür aufschob. Muffiger Geruch strömte ihm entgegen, aber zu seiner Erleichterung lag längst nicht mehr der Geruch von Blut in der Luft wie damals, als er das Haus zum letzten Mal betreten hatte. Der Boden war mit einer dicken Staubschicht bedeckt, auf der man Pfotenspuren erkennen konnte. Das Haus, in dem er aufgewachsen war, war zu einer Zuflucht für streunende Katzen geworden. Wie hatte er es je für eine gute Idee halten können, ausgerechnet hier unterzukommen? Etwas berührte seine Hand und die Berührung drängte das gespenstische, bleischwere Gefühl der Traurigkeit zurück. Sakura hatte seine Hand genommen. Sie sagte kein Wort, sondern lächelte ihn nur ermutigend an. Sasuke atmete tief ein. Ich kann sowieso nicht mehr davonlaufen. Schweren Herzens machte er einen Schritt ins Haus hinein, und jetzt folgten ihm die anderen beiden. Er sah im Augenwinkel, wie Itachi nur einen Augenblick lang zögerte, und jetzt hätte er wirklich alles gegeben, um zu wissen, was in seinem Bruder vorgehen mochte. Aber Itachis Gesicht war ausdruckslos wie immer. Es dauerte über drei Stunden, bis Naruto kam, um ihnen von dem Treffen mit den Ältesten zu berichten. Die Zeit bis dahin hatte Sakura genutzt, um das Haus einigermaßen bewohnbar zu machen. Strom gab es hier seit Jahren nicht mehr, deshalb hatte sie jede Menge Kerzen aufgestellt. Danach hatte sie zumindest einigermaßen die Staubschicht beseitigt und etwas aufgeräumt. Sasuke fand, dass das Haus noch immer schaurig und verwaist wirkte, aber er hatte nichts zu ihr gesagt. Er wusste, dass sie sich die Mühe nur für ihn gemacht hatte. Itachi hatte sich in diesen drei Stunden in den Garten zurückgezogen. Für einen kurzen Moment war Sasuke der zynische Gedanke gekommen, dass Itachi sich im Haus seiner Eltern vielleicht tatsächlich... unwohl fühlte. Er selbst hatte sich nach einer Weile gezwungen, seiner Angst ins Gesicht zu sehen und in den Versammlungsraum zu gehen, wo seine Eltern gestorben waren. Dort hatte er auf dem Altar eine Kerze für sie entzündet. Als Naruto kam, empfing ihn trotz Sakuras Bemühungen eine gedrückte, wenn nicht deprimierte Stimmung. Und sein sorgenvolles Gesicht trug nicht dazu bei, die Stimmung zu heben. Aber immerhin gab es gute Nachrichten, denn die Ältesten hatten wohl beschlossen, ihnen zu glauben. "Es war nicht leicht, ihnen überhaupt begreiflich zu machen, von wem ich diese Information habe", erzählte Naruto. "Aber letzten Endes haben sie entschieden, einen Späher loszuschicken, um herauszufinden, wie viel Zeit uns noch bleibt." Die höherrangigen Shinobi waren bereits geweckt und über die Situation informiert worden. Es würde Vorbereitungen geben, um diejenigen, die nicht kämpfen konnten, früh genug aus dem Dorf zu bringen. Und man hatte offenbar beschlossen, den drei Abtrünnigen vorläufig zu vertrauen. "Ihr solltet trotzdem hier bleiben", sagte Naruto abschließend. "Es wäre besser, wenn euch niemand sieht. Es gibt einige hier, die noch eine Rechnung mit euch offen haben. Bisher haben die Ältesten nur angekündigt, dass jemand aufgetaucht ist, der uns helfen wird, Orochimaru zu töten." "In Ordnung", sagte Sasuke finster. "Wir bleiben hier. Gib uns Bescheid, sobald du was Neues weißt." Nachdem das geklärt war, zog Itachi sich wieder in den Garten zurück. Naruto hatte etwas zu essen und etwas zu trinken mitgebracht, und zu dritt saßen sie in der Küche und redeten über alles, was passiert war, seit Sasuke und Sakura das Dorf verlassen hatten. Das half Sasuke, sich einigermaßen von der Umgebung abzulenken, in der sie sich befanden. Es tat gut, Naruto wiederzusehen. Er hatte sich nicht verändert. Als es am Horizont hell wurde, verabschiedete Naruto sich mit dem Versprechen, sie auf dem Laufenden zu halten. Da sie jetzt sowieso nichts tun konnten, außer zu warten, beschlossen Sasuke und Sakura, sich hinzulegen und wenigstens noch ein oder zwei Stunden zu schlafen. Sakura ging nach draußen und fragte Itachi, ob er nicht auch etwas schlafen wollte, aber er lehnte ohne Erklärung ab. Zu zweit legten sie sich auf den Boden und benutzten ihre eigenen Decken, denn Sasuke hätte es nicht über sich gebracht, die Futons seiner Eltern aus dem Schrank zu holen und auszubreiten. Lange lag er da, starrte an die Decke und versuchte, Ordnung in das Chaos in seinem Kopf zu bringen. Er wünschte sich, es gäbe noch seine Wohnung im Dorf, in der er ab seinem achten Lebensjahr gewohnt hatte. Das war nie ein richtiges zu Hause für ihn gewesen, aber wenigstens hatte er dort nachts schlafen können. Noch mehr sehnte er sich nach seinem zu Hause in Gaaras Dorf, wo er mit Sakura ein paar kostbare Wochen lang glücklich gewesen war. Erst, nachdem er nochmal aufgestanden war und zwei Tassen von dem Sake getrunken hatte, den Naruto mitgebracht hatte, gelang es ihm irgendwann doch noch, einzuschlafen. Die Sonne war vor höchstens einer Stunde aufgegangen, als in der Ferne der Grenzstein auftauchte. Er warf einen Blick zurück auf die riesige Armee, die er anführte. Seine Männer folgten ihm wie ein riesiger Insektenschwarm, und jeder einzelne hätte sich auf ein Zeichen von ihm bereitwillig in den Tod gestürzt. Die Männer dürsteten nach Blut, und so erging es ihm ebenfalls. Aber es war das erste Mal seit langem, dass er seine Leute alleine anführte. Ihm fehlte etwas, jemand der an seiner Seite zum Angriff schritt. Der Verlust schmerzte ihn immer noch und das, was diese unverschämten Kinder getan hatten, würde nicht ungesühnt bleiben. Jetzt aber gab es erstmal ein anderes Ziel. Nur noch eine Tagesreise, dann würde am Horizont das Hokage Denkmal auftauchen. Bei dem Gedanken daran, das Dorf lichterloh brennen zu sehen, klopfte sein Herz vor Aufregung. Die Windmühlen würden sich wieder drehen. Konoha würde vom Erdboden verschwinden und sein Dorf als größte Macht übriglassen. Er konnte es kaum erwarten, das Blut der Konoha-Nin fließen zu sehen. Erschrocken setzte Sasuke sich auf. Das Mal in seinem Nacken brannte wie Feuer. In den ersten Sekunden nach dem Aufwachen fühlte er nur diesen Schmerz, bis dann sein Verstand einsetzte und nicht nur den Schmerz zurückdrängte, sondern auch die bedrohlichen Eindrücke seines Traums. Sein Herz raste. So etwas war noch nie passiert. In seinem Traum hatte er Orochimaru nicht gesehen, sondern er war Orochimaru gewesen. Er hatte gedacht, gefühlt und gehandelt wie der Sannin, als wären sie ein und dieselbe Person gewesen, und er musste entsetzt begreifen, dass es sich vielleicht so angefühlt hätte, wenn er auf Orochimarus Handel eingegangen wäre und ihm seinen Körper überlassen hätte. Sasuke zweifelte keinen Moment lang daran, dass sein Traum der Wirklichkeit entsprach. Orochimaru hatte die Grenze zu Konohanokuni passiert und würde etwa morgen um diese Zeit das Dorf erreichen. Sasuke hatte die Armee gesehen, und sie war gewaltiger, als er es sich je hätte vorstellen können. Konoha hatte gegen diesen Ansturm keine Chance. Wenn es Itachi nicht gelingt, Orochimaru zu töten, sind wir alle verloren. Und selbst wenn es Itachi schaffen sollte, würde diese Armee ja nicht einfach verschwinden. Das Ganze war so furchtbar aussichtslos, dass Sasuke ernsthaft darüber nachdachte, sich Sakura zu schnappen und noch rechtzeitig aus dem Dorf zu verschwinden. Er kam nicht dazu, den Gedanken weiter zu verfolgen, denn Sakura steckte den Kopf zur Tür rein. "Sasuke, bist du wach? Naruto ist hier. Er hat ein paar Leute mitgebracht, die mit uns einen Plan ausarbeiten wollen." Sasuke hatte keine Lust auf andere Leute, und er konnte auch nicht daran glauben, dass die Ausarbeitung einer Strategie ihre Chancen erheblich bessern konnte. Trotzdem stand er auf und folgte ihr in die Küche. Mehrere Personen standen und saßen im Raum. Fast alle Gesichter kamen ihm zumindest bekannt vor, er entdeckte auch Kakashi und- Shikamaru. Natürlich hatte Sasuke nicht vergessen, unter welchen Umständen Sakura und er das Dorf verlassen hatten. Trotzdem war es ein Schock, Shikamaru plötzlich wieder gegenüber zu stehen. Sein linker Arm hing leblos herab, an seinem Hals, auf der linken Seite, sah man eine eigenartige, schwarze Verfärbung unter der Haut. Sasuke wusste sofort, warum Shikamaru Handschuhe trug. Er hatte selbst den Kunai in Gift getaucht, und er wusste, dass Shikamarus gesamter linker Arm ebenso aussah. Schwarz, vergiftet, tot. Den Anblick seiner Hand wollte er sicher nicht jedem zumuten. In der Sekunde, als Sasuke Shikamaru in die Augen sah, kamen die Erinnerungen, die er so leichtfertig beiseite geschoben hatte, wieder hoch. Es war noch gar nicht so lange her, da war er völlig blind gewesen. Und er hatte diesen Mann gehasst, für das, was er ihm angetan hatte. Und jetzt war es plötzlich umgekehrt. Sasuke konnte wieder sehen. Shikamaru würde seinen linken Arm nie wieder benutzen können. Er hatte nicht vergessen, was er getan hatte. Aber in der letzten Zeit war so vieles passiert und er hatte sich nur zu gerne ablenken lassen. Shikamaru sagte gar nichts. Sasuke war sich nicht sicher, womit er gerechnet hatte, aber damit ganz bestimmt nicht. Wortlos setzte Shikamaru sich neben Ino an den Tisch, die Sasuke erst jetzt bemerkte. Die Stimmung im Raum war aufgeladen, denn nicht jeder hier hatte so viel Vertrauen in die drei Abtrünnigen wie Naruto. Vor allem Itachi wurde von den Anwesenden mit einer Mischung aus Respekt und Interesse gemustert. Ein Räuspern durchbrach schließlich die Stille und Kakashi sagte: "Wir sollten anfangen. Die Zeit ist ohnehin knapp." Das Misstrauen wurde für die nächsten zwei Stunden beiseite geschoben, in denen sie alle versuchten, eine Strategie auszuarbeiten. Im Grunde kam nicht viel dabei heraus. Man beschloss, dass Itachi sich anfangs im Hintergrund halten würde. Orochimaru wusste schließlich nicht, dass er sich Konoha angeschlossen hatte, und der Überraschungseffekt war der einzige Trumpf, den sie hatten. Sakura und Sasuke würden zusammen mit einem kleinen Team versuchen, Orochimaru an eine günstige Stelle zu locken und ihn lange genug abzulenken, damit Itachi zuschlagen konnte. Es war ein Plan mit vielen Unbekannten und Sasuke begriff, dass dieses Treffen eigentlich einem ganz anderen Zweck diente. Wer auch immer es organisiert hatte, hatte es getan, um den Anwesenden ihre drei neuen Verbündeten vorzuführen. In einem Kampf wäre es hinderlich gewesen, wenn die anderen sie drei mehr misstrauisch im Auge behalten hätten, anstatt mit ihnen zu kämpfen. Sie waren hier, um sich davon zu überzeugen, dass die drei Abtrünnigen auch wirklich auf ihrer Seite standen. Und auch Shikamaru und Ino waren nicht ohne Grund hier. Sasuke wusste, dass er sich irgendwann noch mit ihnen befassen musste. Shikamaru selbst wirkte ruhig und gefasst, aber Ino, die offensichtlich seine Freundin war, starrte Sasuke mit unverhohlenem Hass an. Als die anderen aufbrachen, war es etwa gegen fünf Uhr Nachmittags. Morgen, noch vor Sonnenaufgang, würden sich die Truppen von Konoha formieren. ...tbc... Wie immer ein Danke an Sama, die diesmal brav war und so gut wie gar nich rumgemotzt hat ^_^ Kapitel 26: Kriegslied ---------------------- Frustriert ließ Sasuke sich ins Gras fallen. Er hatte fast den Nachmittag damit verbracht, zu trainieren. Nicht, weil er glaubte, es würde ihm noch etwas nützen, sondern weil er das untätige Herumsitzen nicht mehr ausgehalten hatte. Inzwischen war die Sonne untergegangen und das schwindende Licht am Horizont erinnerte ihn daran, dass die Zeit gnadenlos verstrich. Nicht mehr lange. Schritte näherten sich und er musste nicht den Kopf heben, um zu wissen, wer es war. Itachi blieb neben ihm stehen, wortlos, reglos wie immer. Es waren erst ein paar Tage, die sie gemeinsam verbracht hatten, und trotzdem war etwas zurückgekehrt, von dem Sasuke geglaubt hatte, er hätte es für immer verloren. Was er auch tat, stets spürte er die Nähe seines Bruders, und das gab ihm ein eigentümliches Gefühl der Sicherheit. Sein Verstand wusste natürlich, dass das Gefühl trügerisch war. Itachi war blind. Gegen Orochimaru und seine übermächtige Armee konnte auch er nichts ausrichten. Aber es war Itachis Nähe, die ihn die Furcht vor morgen leichter ertragen ließ. "Wo ist das Mädchen?", fragte Itachi unvermittelt. "Sakura? Sie wollte Tsunades Grab besuchen. Sie hatte noch keine Zeit, um sie zu trauern." Dem kurzen Wortwechsel folgte zuerst Stille. Dann bewegte Itachi sich und als Sasuke nun doch noch den Kopf hob, sah er, dass sein Bruder ihm die Hand hingestreckt hielt. Bevor er danach griff, zögerte er lange. Das Misstrauen ließ sich eben doch nicht so einfach auslöschen und gerade diese widersprüchlichen Gefühle machten Sasuke schwer zu schaffen. Schließlich ergriff er doch die ausgestreckte Hand und ließ sich von Itachi auf die Füße ziehen. Gemeinsam kehrten sie zu ihrem Elternhaus zurück, aber Itachi machte auch jetzt keine Anstalten, es zu betreten. Er setzte sich stattdessen auf die Terrasse und die alten, morschen Holzbalken ächzten unter dem Gewicht. Wie selbstverständlich setzte Sasuke sich neben ihn und gemeinsam lauschten sie den Geräuschen der Nacht, fast wie früher. Es hatte eine Zeit gegeben, lange bevor Itachi sich so verändert hatte, da hatten sie oft so hier gesessen und miteinander geredet oder einfach nur geschwiegen, so lange, bis Sasuke an der Seite seines Bruders eingeschlafen und von ihm ins Bett getragen worden war. Das war so unendlich lange her. Nach einer Ewigkeit in dieser eigentümlichen Stille fragte Sasuke schließlich: "Wie kann es sein, dass wir hier so zusammensitzen, nach allem, was wir einander angetan haben?" "Wir ziehen einander unwillkürlich an", antwortete Itachi. "Vielleicht hört es erst auf, wenn einer von uns stirbt." "Das könnte schon morgen passieren", sagte Sasuke, ohne dramatisch werden zu wollen. Es war einfach eine Tatsache. Die Chancen, dass sie alle drei die morgige Schlacht überleben würden, war mehr als gering. "Willst du mich ohne die Antworten sterben lassen, nach denen ich so lange gesucht habe?" Sein Bruder schwieg wie so oft, doch Sasuke wusste, dass er ihm zuhörte. "Warum hast du sie getötet?" Itachi schüttelte bloß den Kopf. "Frag mich das nicht, Sasuke. Ich kann dir darauf keine Antwort geben." "Wieso hast du mich am Leben gelassen?" "Weil du der Einzige warst, der mir wirklich etwas bedeutet hat." Es klang ehrlich, so ehrlich, dass Sasuke versucht war, es zu glauben. "Wieso hast du mich dann so gequält?" "Hätte ich dich mitnehmen sollen? Zu den Akatsuki vielleicht? In Konoha warst du am besten aufgehoben…" Warum tat es nach all der Zeit immer noch so weh, das zu hören? "Du hättest es anders machen können. Du…" Seine Stimme brach. Itachi schnaubte. "Du warst so plötzlich da, ich habe bloß gespürt, dass ich dich von mir fernhalten muss. Denkst du, ich mache nie Fehler?" Darauf antwortete Sasuke nichts. Aber in seinem Inneren dachte er bitter: Ja. Genau das habe ich immer gedacht… "Dann hast du mich nicht gehasst?", fragte er und ärgerte sich darüber, wie unsicher seine Stimme plötzlich klang. "Dich hätte ich nie hassen können." Sasuke senkte den Kopf und kämpfte gegen die Tränen. Das waren sie also, seine heißersehnten Antworten. Und sie waren schmerzhaft und erlösend zugleich. Itachi hatte ihn nicht gehasst. Aber eine, die wichtigste Antwort, fehlte immer noch. "Wann wirst du mir den Grund sagen, warum sie sterben mussten?" Itachi seufzte tief. "Ein anderes Mal, Sasuke." Sasuke wusste, dass Itachi seine Versprechen nie hielt. Und irgendwie war ihm elend zumute, weil er zu spüren glaubte, dass sein Bruder es auch dieses Mal nicht würde einhalten können. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber am Himmel wurde es schon hell, als man die ersten Zeichen von Orochimarus Armee am Horizont erkennen konnte. Das gesamte Dorf war schon seit langer Zeit auf den Beinen. All die, die nicht kämpfen konnten, hatte man fort gebracht. Sie wähnten sich in Sicherheit, aber die Shinobi, die auf die unausweichliche Schlacht warteten, wussten, dass Orochimaru im Falle eines Sieges auch die Unschuldigen finden und töten würde. Auch um ihretwillen musste diese Schlacht gewonnen werden. Es nicht lange, bis Orochimarus Armee das Dorf großräumig umzingelt hatte. Wie eine schwarze Masse hatte sich der Kreis der Sound-Nin um das Dorf geschlossen und rückte nun Schritt für Schritt näher. Wenige Meter vor der wogenden Masse schritt der Sannin selbst, furchtlos, unbewaffnet und mit einem siegessicheren Lächeln auf den Lippen. Er wusste, dass Tsunade tot war. Er rechnete nicht mit großem Widerstand. Sasuke und Sakura standen auf einem der Aussichtsposten, der direkt über dem Eingang thronte. Bei ihnen waren dieselben, mit denen sie schon einmal gekämpft hatten: Neji, Lee, Naruto und die anderen in ihrem Alter. Auch Itachi stand irgendwo in der Menge, und obwohl Sasuke seinen großen Bruder nicht entdecken konnte, nahm er an, dass Itachi irgendwo bei den Anbu war. Er hatte seine alte Anbu-Uniform angezogen und auch, wenn Itachi sie vermutlich nur aus praktischen Gründen trug, erinnerte die Maske Sasuke unwillkürlich an früher. Irgendwann, als die gigantische Armee am Horizont aufgetaucht wurde, hatte Sakura Sasuke bei der Hand genommen. Jetzt, wo man bereits das triumphierende Grinsen des Sannin erkennen konnte und die Schlacht kurz bevorstand, flüsterte Sakura: "Du weißt, dass ich dich liebe, oder?" "Ich dich auch", antwortete er, ohne den Blick von seinem Gegner abzuwenden, der sich ungehindert dem Eingang näherte. "Pass auf dich auf, Sakura, und bleib in meiner Nähe. Lass mich hier nicht allein." Das waren die letzten Worte, die sie vor der Schlacht miteinander wechselten. Wenige Schritte vor dem Eingang entfernt blieb Orochimaru stehen. Da momentan keiner Hokage war, war die Dorfälteste als Vertretung für Tsunade den Invasoren mutig entgegengetreten. Sie blickte Orochimaru lange an und sagte schließlich zu ihm: "Geh zurück in dein Dorf. Dieses sinnlose Blutvergießen schadet uns allen." Orochimaru hob den Kopf und einen Moment lang hatte Sasuke trotz der Höhe das Gefühl, der Sannin blickte ihm direkt in die Augen. Dann zischte die Schlange blitzartig vor. Orochimaru stand auf einmal hinter der Dorfältesten, seine bleichen Finger ergriffen ihr Gesicht und mit einem Ruck brach er ihr das Genick. Es war das Startsignal für die letzte Schlacht um das Dorf Konoha. Tausende von Sound-Nin stürmten den Schutzwall des Dorfes. Und die Konoha-Nin stürzten sich aus ihren Verstecken über den Schutzwall, um den Feind aufzuhalten. Dass Orochimaru sich unbewaffnet gezeigt hatte, wollten Sasuke und die anderen nicht ungenutzt lassen. Der Sannin hatte sein erstes Opfer kaum losgelassen, da sprangen sie vom Wachturm und stürmten auf ihn zu. Orochimaru machte sich nicht einmal die Mühe, sich zu ihnen umzudrehen. Ein Pulk von Sound-Nin stellte sich wie eine Mauer vor ihn und Sasuke erinnerte sich mit Schrecken daran, dass Orochimarus Männer schon beim letzten Mal wie ferngesteuert reagiert hatten. Er hatte sie alle unter Kontrolle. Wenn es Itachi gelänge, ihn zu töten, hatten sie vielleicht wirklich eine reelle Chance. Er kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken. Zwei Sound-Nin preschten vor und stürzten sich zu seiner Überraschung sofort auf ihn. Ein Schwert sauste auf ihn herab und er konnte im letzten Augenblick zur Seite springen. Sofort setzte der zweite nach und schlug nach ihm. Der Moment der Überraschung war vorbei und die anderen griffen ein, um ihm zu helfen. Aber auch die Shinobi, die sich vor Orochimaru gestellt hatten, griffen das Team jetzt an, und Sasuke musste erkennen, dass sie es alle auf ihn abgesehen hatten. Trotzdem hatte er nur ein Ziel: sich den Weg zu Orochimaru freizukämpfen, der nur wenige Meter von ihnen entfernt stand und mit berauschtem Gesichtsausdruck regungslos die Kämpfe beobachtete. Ein Sound-Nin duckte sich unter einem Tritt von Lee hinweg und kniete auf einmal direkt vor Sasuke auf dem Boden. Eine Klinge blitzte in seiner Hand, die dann blitzartig nach oben schnellte. Sasuke warf reflexartig den Kopf zurück, und hätte er das nicht getan, hätte sich das Messer in seinen Kiefer gebohrt und seinen Kopf wahrscheinlich gespalten. Er taumelte nach hinten und Lee warf sich mit vollem Körpereinsatz gegen den Angreifer. Sasuke hatte einen Moment Zeit. Er starrte erschrocken auf seine blutige Hand, dann nach unten. Sein Hemd war zerrissen, darunter prangte eine Schnittwunde schräg über seinen Bauch. Sie war zum Glück nicht tief, aber sie war doch ein deutliches Warnsignal. Lee kam wieder hoch und stellte sich neben ihn. "Sieht so aus, als hättest du deinen Bonus bei Orochimaru verloren", bemerkte er, ohne Sasuke anzusehen. Sein Blick glitt aufmerksam von rechts nach links, um keinen Angreifer zu übersehen. "Er muss echt wütend auf dich sein. Was hast du getan?" "Ich habe Kabuto getötet", erwiderte Sasuke und hob sein Schwert auf. "Großartig..." Sasuke wollte antworten, kam aber nicht mehr dazu. Da war eine Lücke. Neji hielt zwei Sound-Nin beschäftigt, Naruto drei andere. Und mittendrin war eine Lücke, durch die er schlüpfen konnte. Das war eine Chance, die er nicht verstreichen lassen konnte. Er rannte los, wich einem halbherzigen Faustschlag aus, bevor Lee seinen Gegner zurückhielt, und stürmte durch das gute Dutzend Sound-Nin hindurch direkt auf Orochimaru zu. Der Sannin machte sich nun doch die Mühe, sich zu seinem Gegner umzudrehen. Während er lief, zog Sasuke sein Schwert, und einen Moment später traf es klirrend auf Orochimarus legendäres Schwert. "Sasuke-kun, ich wusste, dass ich dich hier treffen würde", zischte der Sannin über die gekreuzten Klingen hinweg. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Orochimaru war wütend. "Ich werde dich und das Mädchen vernichten." "Fehlt dir etwa dein Schoßhündchen?", fragte Sasuke und riss sein Schwert zurück, ohne die Antwort abzuwarten. Orochimaru stolperte ihm entgegen, und ohne hinsehen zu müssen, wusste Sasuke, was jetzt passierte. Ein Anbu tauchte auf, wie aus dem Nichts. Noch nie hatte Sasuke jemanden gesehen, der sich mit solcher Schnelligkeit bewegen konnte. Sein großer Bruder war auf einmal einfach da, er stand zwischen Orochimaru und Sasuke, der sich nach hinten hatte fallen lassen. Sasuke wusste nicht genau, was er erwartet hatte. Aber die Art, wie diese beiden kämpften, war einfach völlig… anders als alles, was er bisher gekannt hatte. Itachi schien sich nicht zu bewegen, trotzdem gab Orochimaru plötzlich ein dumpfes Keuchen von sich und wurde meterweit nach hinten geschleudert. Sound-Nin, die eben noch in Scharmützel mit den Dorfbewohnern verwickelt gewesen waren, stürzten sich auf den Uchiha Erben, aber sie konnten ihn nicht einmal angreifen. Sie wurden einfach von den Füßen gerissen und flogen dutzendweise durch die Luft. Sasuke konnte nur fassungslos zusehen und sich fragen, ob Itachi einfach nur so schnell war, dass er es mit bloßem Auge nicht erkennen konnte, oder ob das nicht doch Ninjutsu war, was sein Bruder da machte. In jedem Fall musste er erkennen, dass er nie gegen Itachi hätte gewinnen können, wenn der es nicht zugelassen hätte. Inzwischen war Orochimaru wieder aufgestanden und man sah ihm an, dass er nervös wurde. Mit solchem Widerstand hatte er nicht gerechnet. Einen Moment lang schien er zu zögern und dann war er plötzlich wieder in Bewegung, stürmte direkt auf Sasuke zu. Und wieder war Itachi schneller als der Sannin, und mehrere Kunais rasten auf den Schlangenmann zu, bevor er Sasuke erreichen konnte. Orochimaru ließ sich in einer einzigen Bewegung einen winzigen Schritt nach hinten fallen, duckte sich unter den Kunais hinweg und stieß plötzlich mit seinem Schwert nach Itachi. Der wich im letzten Moment aus und das Schwert traf seine Maske, riss sie ihm vom Gesicht. In dem winzigen Augenblick, den Orochimaru überrascht zurückwich, tauchte Itachi hinter ihm katzengleich auf einem umgestürzten Trümmerteil auf. Er drückte seine Klinge an Orochimarus Hals. Ein Raunen ging durch die Menge, dann legte sich eine unnatürliche Stille über die umstehenden Ninja. Das zuvor tobende Geschehen schien einzufrieren, nun wo der Anführer der Sound-Nin ernsthaft in Gefahr geriet, geschlagen zu werden. Orochimaru stand reglos da, offensichtlich geschockt. Es dauerte einen Moment, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte. Dann grinste er und leckte sich über die Lippen. "Itachi... lange nicht gesehen..." Itachi erwiderte nichts und presste den Kunai ein wenig stärker an Orochimarus Kehle. Der Sannin grinste, trotz seiner gefährlichen Lage. "Dich hätte ich hier wirklich nicht erwartet, Itachi." Er bekam keine Antwort. "Sag mir, was ist mit deinen Augen passiert?" Sein Blick wanderte über die Menge, bis er Sasuke erfasst hatte. "Ist das der Grund, warum Sasuke-kun plötzlich wieder die Sharingan benutzen kann?" Die Klinge wurde fester an die bleiche Kehle gedrückt. Rotes Blut lief in einem dünnen Strom über den Hals den Sannin. "Ich gebe zu, ich hätte nicht damit gerechnet, dass dein Bruder ausgerechnet dich zu Hilfe holen würde. Ich dachte, ich hätte ihn genug Hass gelehrt. Es gab Zeiten, da hat er alles für ein bisschen Macht getan. Wirklich alles." Orochimaru drehte den Kopf und flüsterte kaum hörbar: "Kannst du dir vorstellen, was ich meine?" Itachi zuckte zusammen und war nur einen Moment lang unachtsam. Diesen Moment nutzte Orochimaru, um sich aus Itachis Griff herauszuwinden und ein paar Meter Sicherheitsabstand zwischen sie beide zu bringen. Höhnisch rief er: "Denkst du wirklich, ohne die Mangekyou Sharingan könntest du mich besiegen?" Seine unendlich lange Zunge schnellte vor und wickelte sich um Itachis Hals. Im nächsten Moment wurde Itachi durch die Luft gewirbelt und mit voller Wucht gegen den Schutzwall Konohas geschleudert, der unter dem massiven Aufprall nachgab. Das Holz brach und stürzte in sich zusammen, und es begrub Itachi unter sich. "NII-SAN!!!", brüllte Sasuke und sprang auf. Er kam keine zwei Schritte weit. Jemand schlug ihm ins Gesicht und er sah noch nicht einmal, wer es getan hatte, denn er hatte nur Augen für den Trümmerhaufen, unter dem sein Bruder begraben worden war. Er fiel hin und als die Benommenheit, die der Faustschlag ausgelöst hatte, nachließ, merkte er nur, dass Blut aus seiner Nase schoss. Orochimaru stand jetzt direkt vor den gesplitterten Holztrümmern und schien auf etwas zu warten. Warum stand Itachi denn nicht wieder auf? Er war doch nicht… "Was ist da passiert?" Sasuke hörte Sakuras Stimme hinter sich und begriff, dass sie die ganze Zeit an seiner Seite gewesen war. Er hatte sie beinahe vergessen. Vermutlich war sie es, die dafür gesorgt hatte, dass er "nur" einen Faustschlag abbekommen hatte. Aber nicht nur er hatte ihre Stimme gehört. Auf einmal fuhr Orochimaru herum. Die Sound-Nin wichen auseinander, um ihrem Meister Platz zu machen. Und der preschte plötzlich vor. Erst dachte Sasuke, er selbst wäre das Ziel, aber dann stürmte Orochimaru an ihm vorbei. Er riss den Kopf herum. Sakura stand nur ein paar Schritte hinter ihm. Zu weit… Sasuke begriff, wer das Ziel war. In seinem Kopf schrie es, Panik erfasste ihn. Es ging alles viel zu schnell. Sakura stieß einen angsterfüllten, schrillen Schrei aus, im selben Moment hörte Sasuke das grauenhafte Geräusch, wie eine Klinge durch Fleisch hindurch schnitt und an Knochen abprallte. Es war plötzlich totenstill. Weit aufgerissene grüne Augen, in denen sich das Entsetzen spiegelte. Ihr Mund, zu einem stummen Schrei geöffnet. Sakuras Gesicht war voller Blut. ...tbc... *** Tut mir schrecklich leid, dass es so lange gedauert hat! Ich war n bißchen... eingespannt, hab zu viel WOW gespielt. Das nächste Kapitel kommt schneller, ganz bestimmt. An dieser Stelle wie immer ein Danke an meine Betaleserin Sama, die mir wie immer mit Rat und Tat, guten Formulierungen und frischen Ideen zur Seite gestanden hat. Und die diesmal auch ein bißchen mitgeschrieben hat, als ich nicht weiterwusste. Kapitel 27: Ich verzeihe dir ---------------------------- Sasuke wusste, dass er verloren hatte. Genau wie in seinem Alptraum. Er hatte Sakura nicht beschützen können. Er sah nur ihr blutiges Gesicht und das Grauen, das in ihren weit aufgerissenen Augen stand. Sein Kopf war wie leergefegt. Er wollte etwas tun, konnte aber nicht. Das war das Ende. Ohne sie konnte er nicht weiterleben. Dann sagte jemand ganz in seiner Nähe: "Mein Gott! Er hat ihn mit dem Schwert durchbohrt!" …Ihn? Im selben Augenblick holte Sakura Luft und schrie aus vollem Hals. Sasuke erwachte wie aus einem bösen Traum. Nicht sie hatte Orochimaru mit seinem Schwert durchbohrt. Jemand hatte sich im allerletzten Moment vor sie geworfen, und zwar so schnell, dass selbst Sasuke es nicht gesehen hatte. Sekundenlang war es gewesen, als wäre die gesamte Umgebung einfach eingefroren. Niemand hatte es gewagt, sich zu bewegen, nachdem Orochimaru mit seinem Schwert zugestochen hatte. Aber jetzt kam Leben in ihn, er bewegte sich. Und Sasuke merkte endlich, wer Sakura das Leben gerettet hatte. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Für Sakura war das, was passiert war, viel zu schnell gegangen. Itachi war gegen den Schutzwall geprallt und plötzlich verschwunden. Sasuke hätte sich daraufhin fast von einem Sound-Nin umbringen lassen, den sie im letzten Moment getötet hatte. Plötzlich hatte sich die Menge geteilt. Und dann war auch schon Orochimaru auf sie zu geschossen gekommen, den Mund weit aufgerissen, und daraus hatte eine Schwertklinge herausgeragt. Sie hätte niemals die Zeit gehabt, auszuweichen oder gar sich zu verteidigen. Sie hatte bloß noch geschrieen. Und dann war da ein anderer gewesen, jemand, der sich mit demselben, unfassbaren Tempo bewegt hatte. Und er hatte sich zwischen Orochimaru und sie gestellt. Die Klinge hatte ihn einfach durchbohrt, die Schwertspitze hatte nur Millimeter vor ihrem Brustkorb angehalten. Etwas war ihr ins Gesicht gespritzt, warm, zähflüssig, mit einem leicht metallischen Geruch. Itachi hatte sich vor sie geworfen. Lange starrte sie Itachis Rücken an, genauer gesagt die Schwertspitze, von der Blut troff. Blut. Als sie begriff, dass es Itachis Blut war, das ihr ins Gesicht gespritzt war, verlor sie die Beherrschung. Sakura schrie, schrie aus vollem Hals. Orochimaru bewegte sich. Itachi auch. Er hob den rechten Arm und sie sah erst jetzt das Schwert, das er in Hand hielt. Irgendwie war ihre Wahrnehmung verzerrt, denn es schien ihr eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis Itachi das Schwert über den Kopf gehoben hatte. Einen Moment lang verharrte es dort. Sakura hörte, wie Itachi etwas sagte. Ganz leise. "Du hast ihn beschmutzt", flüsterte er. Orochimaru stieß einen eigenartigen, furchtsamen Laut aus. Dann sauste das Schwert mit tödlicher Präzision herab und enthauptete Orochimaru. Und Itachi fiel ihr seitwärts in die Arme. Ein panischer Schrei ging durch die Reihen der Sound-Nin. Itachi hatte Orochimaru enthauptet. Der Kopf des legendären Sannin fiel mit einem widerlichen Geräusch auf den Boden und rollte davon. Die Sound-Nin waren nicht nur führerlos, sie waren in Panik. Auf einmal stoben sie auseinander und rannten ziellos durcheinander. Ein ungeahntes Chaos brach aus, aber Sasuke bemerkte davon so gut wie nichts. Irgendwie kam er auf die Füße und stolperte Sakura und Itachi entgegen. Einer der Sound-Nin prallte gegen ihn und Sasuke taumelte. Der andere zückte eine Waffe, aber Sasuke versetzte ihm einen halbherzigen Faustschlag und rannte weiter. Jeden, der sich ihm entgegenstellte, stieß er einfach beiseite. Wahrscheinlich wäre er bei diesem Unterfangen einfach getötet worden, wären nicht Naruto und die anderen gewesen, die sich um ihn scharten und ihn beschützten. Als er sich bis zu ihnen durchgekämpft hatte, saß Sakura in eigenartiger Verrenkung auf dem Boden. Itachi lag in ihren Armen, und Sasuke sah als erstes die Schwertspitze, die aus seinem Rücken ragte. Schockiert fiel er neben Itachi auf die Knie. Er wollte etwas sagen, brachte aber kein Wort hervor. So viel Blut… Itachi drehte den Kopf zu ihm, so als hätte er gespürt, dass Sasuke hier war. Er öffnete den Mund und krächzte: "Das Schwert. Zieh es raus." Dabei lief Blut von seinem Mundwinkel über sein Kinn. Noch immer stumm vor Entsetzen nickte Sasuke bloß und packte den Schwertgriff. Sakura packte Itachi bei der Schulter um ihn festzuhalten. Mit einem Ruck und einem grausam widerlichen Geräusch zog Sasuke das Schwert aus Itachis Körper und ließ es achtlos fallen. Blut sprudelte aus der Wunde. Sakura riss ein Stück Stoff von ihrer Uniform. "Halt ihn fest", rief sie. Wie betäubt nahm Sasuke seinen Bruder in die Arme, während sie den Stoff so fest wie möglich auf die Wunde vorn an Itachis Brust drückte. Der stöhnte auf und Sasuke wusste, dass der Schmerz unbeschreiblich sein musste, wenn er seinem Bruder so eine Gefühlsregung entlockte. Wie betäubt schaute Sasuke Sakura zu und ihm kam der Gedanke, dass sie den Schock weit schneller überwunden hatte als er. Mit geübten Händen versuchte sie, gegen die Flut von Blut anzukämpfen, und ihr Gesicht war nun nicht mehr panisch sondern einfach nur konzentriert und angestrengt. Vielleicht schafft sie es. Vielleicht kann sie meinen Bruder retten! Gerade, als in ihm so etwas wie Hoffnung aufkeimte, fiel sein Blick auf Itachi. Sein Bruder wirkte gequält, sein Gesicht war aschfahl. Immer wieder würgte er Blut hervor. Er war rettungslos verloren. "Nein!", hörte Sasuke sich selbst energisch sagen. "Nein, du stirbst nicht! NICHT JETZT, hörst du?" Er riss den Kopf hoch. "Sakura! Hilf ihm, bitte!" Ihre Handflächen lagen flach auf Itachis Brust. "Ich kann nicht", rief sie, gab aber nicht auf. Sasuke klammerte sich an Itachi und ihn erfasste eine ungeahnte Panik. Mein Bruder! Mein Bruder…! Sakura schüttelte den Kopf und nahm ihre Hände resignierend weg. "Ich kann nicht", flüsterte sie matt. "Ich schaffe es einfach nicht." "Was?" Sasuke konnte es nicht glauben. Er WOLLTE es nicht glauben. "Itachi", sagte er, immer und immer wieder. "Warum tust du das? Warum tust du mir das an?" "Ich habe nur getan, was du von mir wolltest. Ich habe die beschützt, die du liebst." "Dich liebe ich aber auch", flüsterte Sasuke. Itachi antwortete nicht. Er atmete doch noch… oder? Er wird sterben. Du wirst ihn verlieren. Sasuke beugte sich über seinen Bruder und drückte ihn ganz fest an sich. "Ich verzeihe dir", flüsterte er. "Hörst du, Nii-san? Ich verzeihe dir." Immer und immer wieder sagte er diese Worte. Aber er sollte nie erfahren, ob Itachi sie noch gehört hatte. Irgendwann, nach einer halben Ewigkeit, sagte Sakura tonlos: "Er ist tot." Er verstummte und ließ Itachi los. Der leblose Körper seines Bruders rutschte an seinen Oberschenkeln runter auf den Boden. Sasuke blieb einfach sitzen und starrte ins Nichts. Er merkte nicht einmal, dass ihm die Tränen über die Wangen rollten. Langsam fing das Chaos unter den Sound-Nin an, sich zu beruhigen. Sie hatten keinen Anführer mehr, aber mit jeder Sekunde gewannen mehr von ihnen die Fassung zurück. Irgendwie hatte Sakura gehofft, sie würden nach dem Tod des Sannin einfach weglaufen, aber das Gegenteil war der Fall. Die, die sich von dem Schock erholt hatten, kämpften weiter. Sie wollten Rache für ihr getötetes Oberhaupt. Die Schlacht war noch nicht geschlagen. Aber Sasuke war nicht in der Lage, zu kämpfen. Er sah nicht aus, als würde er überhaupt etwas von seiner Umwelt wahrnehmen. Hätte ihn jetzt jemand angegriffen, er wäre vollkommen schutzlos gewesen. Deshalb musste sie sich zusammenreißen. Also stand sie auf und kämpfte. Gemeinsam mit Naruto, Lee und den anderen stellte sie sich vor Sasuke und beschützte ihn vor den wütenden Sound-Nin. Bewegungslos kniete Sasuke am Boden. Die Leiche seines Bruders lag noch immer vor ihm, halb auf ihm. Er war über und über mit Blut beschmiert. Um ihn herum wurde gekämpft, aber ihm war es egal. Zuerst war sein Kopf wie leergefegt gewesen. Inzwischen ging ihm so viel durch den Kopf, dass er dem Chaos der Gedanken kaum Herr werden konnte. Er dachte an seine Kindheit. Daran, wie sehr er Itachi geliebt hatte. Aber er hatte auch seine Eltern geliebt. Er dachte an den Tag, an dem Itachi ihm alles weggenommen hatte. Eltern, Familie… und den großen Bruder. An dem Tag war sein großer Bruder für ihn gestorben und an seine Stelle war ein Monster namens Itachi getreten, mit Sharingan Augen und dem Ring der Akatsuki am Finger, das Sasuke ebenso glühend gehasst hatte, wie er seinen Bruder geliebt hatte. Und dann, so viele Jahre später, hatte er begreifen müssen, dass in dem Monster Itachi, das er zu hassen gelernt hatte, immer noch sein Bruder steckte. Und er war dumm genug gewesen, seinem Bruder sein Herz erneut zu öffnen. Itachi hatte ihn schon wieder verlassen, diesmal endgültig. Schon wieder hatte er Sasuke eine Narbe hinterlassen, die nie heilen würde. Die Liebe hat mir immer nur Schmerz gebracht. Sakura war immer für ihn da gewesen. Er musste an sie denken, aber er wusste auch, dass er sie verlieren würde, so wie alle anderen. Alle, die er liebte, verließen ihn irgendwann. Ich brauche keinen von ihnen. Ich bin ganz allein. Ganz allein. Sein Blick fiel auf das Schwert, das Itachi noch immer in der Hand hielt. Er zwang sich, sich aus seiner Erstarrung zu lösen. Mühsam löste er den Schwertgriff aus Itachis klammen Fingern. Selbst im Tode hatte sein Bruder sich mit aller Kraft an die Waffe geklammert. Das war typisch für ihn. Nii-san… vielleicht bin ich doch wie du. Jemand fiel in sein Blickfeld und störte seine Agonie. Es war ein gefallener Sound-Nin. Sasuke ergriff Itachis Schwert und grenzenloser Zorn erfasste ihn. Ihr habt ihn getötet. Langsam stand er auf. In seinen Beinen kribbelte es, weil er zu lange gekniet hatte. Ich hasse euch. ICH WILL RACHE!! Schreiend stürzte Sasuke vor und tötete drei Sound-Nin, noch bevor jemand begriffen hatte, dass er aufgestanden war. ...tbc... Kapitel 28: Drei ---------------- Nachdem Sasuke minutenlang wort- und reglos auf dem Boden gekniet hatte, war er plötzlich aufgesprungen und hatte sich mitten in die Reihen der Sound-Nin gestürzt. Mit Itachis Schwert wütete er wie ein Berserker unter den Sound-Nin. Zuerst wichen sie durch die bloße Überraschung erschrocken zurück, aber Sasuke agierte so kopflos, dass es sicher nur eine Frage der Zeit war, bis sie ihn überwältigen würden. Naruto preschte vor, noch bevor Sakura es tun konnte, packte Sasuke an der Schulter und riss ihn zurück. Damit sie beide keinen Angriffspunkt boten, griffen sofort Neji und die anderen ein und hielten die Sound-Nin zurück. Zu zweit mussten Sakura und Naruto Sasuke zurückhalten, damit er sich nicht gleich wieder in die Menge stürzte. "Willst du dich umbringen, Sasuke?", schrie Naruto seinen besten Freund an. "Es ist doch völlig egal", schrie der zurück. "Wir sterben doch sowieso." Ein Grinsen stahl sich auf Narutos Gesicht. "Wenn wir schon untergehen, dann aber wenigstens mit einem Knall, meinst du nicht? Lasst uns am Ende noch so viele von diesen Mistkerlen wie möglich mitnehmen." Zuerst verstand Sasuke gar nicht, wovon Naruto redete. Bis der sich mit dem Daumen etwas Blut vom Kinn wischte und ein paar Fingerzeichen formte. Sasuke warf Sakura einen raschen Blick zu und die nickte wild entschlossen. "Wir haben nichts mehr zu verlieren." Es war ein Verzweiflungsakt, aber sie alle drei waren sich sicher, dass sie heute sterben würden. Sasuke und Sakura rannten in entgegengesetzte Richtungen los, von Naruto weg. Beide machten rasch die notwendigen Fingerzeichen. Selbst über die Geräusche der Schlacht hinweg hörte man Narutos helle Stimme krähen: "Los jetzt!" Zeitgleich gingen alle drei auf die Knie und pressten die flache Hand auf den Boden. Es ging ein gewaltiger Ruck durch die Erde, der die kämpfenden Shinobi von der Schlacht ablenkte. Die Zeit schien kurz stillzustehen, ein Augenblick der Totenstille. Und dann hallte ein fürchterliches Brüllen über das Dorf. Noch umgeben vom Rauch der Beschwörung ragten drei gigantische Tiere über dem Dorf auf und warfen ihre Schatten auf den umkämpften Boden. Auf einer riesengroßen Schlange stand Sasuke mit wehenden Haaren, das Schwert noch immer in der Faust und blickte hasserfüllt in die Menge. Auf der Schnecke, die allein mit ihrem Erscheinen schon ein gutes Dutzend Sound-Nin einfach plattgewalzt hatte, stand Sakura mit einem grimmigen Lächeln im Gesicht. Und Naruto saß, was wohl am meisten für Unruhe sorgte – sowohl bei den Ninja aus Otogakure, als auch bei den Einwohnern von Konoha – auf dem Kopf des Fuchsungeheuers, das unruhig und gereizt immer wieder den Kopf drehte und ein schauriges Knurren von sich gab. Drei Shinobi, auf drei beschworenen Tieren. Hunderte von Angst und Ehrfurcht erfüllte Blicke lagen auf den Dreien, als sie zeitgleich losstürmten. Zu dritt gelang es ihnen eine Weile lang, die Reihen der Angreifer in Schach zu halten, schon allein dadurch, dass die Tiere so groß waren und mit dem bloßen Körper gleich ein Dutzend Sound-Nin unter sich begraben konnten. Hätte er nicht gewusst, dass es trotzdem aussichtslos war, hätte Sasuke niemals die Schlange beschworen. Eigentlich war sie ein Diener Orochimarus, und zuerst war er sich nicht einmal sicher gewesen, ob sie ihm überhaupt gehorchen würde. In jedem Fall hätte sie sich am Ende dieser Schlacht gegen ihn gewandt und ein Opfer für diesen Kampf gefordert. Und dann hörte er plötzlich Sakuras schrillen Schrei. Einer der Sound-Nin hatte es irgendwie geschafft, sich ihr unbemerkt zu nähern, obwohl sie auf dem Kopf der Schnecke stand, und sie anzugreifen. Plötzlich stürzten sich auch andere Sound-Nin auf das beschworene Tier, Sakura verlor nach einem kurzen Schlagabtausch schließlich ihr Gleichgewicht und stürzte in die Tiefe. Der Kopf seiner Schlange schoss vor und Sasuke sprang ab. Er fing ihren Sturz ab und gemeinsam prallten sie auf den Boden. In der einen Sekunde, bevor die Sound-Nin sich auf sie beide stürzten, blickte Sasuke Sakura an. Im Hintergrund stürzten sich dutzende Sound-Nin auf ihre nun führerlosen Tiere und brachten sie zu Fall. Sakura klammerte sich an ihm fest und Sasuke vergrub den Kopf an ihrer Schulter. Das war's dann wohl… Schritte, Schreie, dann eigenartige, dumpfe Geräusche. Nur ein Angriff kam nie. "Wie oft muss man euch eigentlich noch retten?" Sasuke riss den Kopf hoch. Was er dann sah, ließ ihn unwillkürlich erschaudern. Um sie herum lagen reglose Sound-Nin, die mit einer dünnen Schicht Sand bedeckt waren. Und vor ihm stand Gaara mit verschränkten Armen und dem üblichen kalten Blick in den Augen. Völlig überwältigt schaute Sasuke zu, wie durch die offenen Tore Konohas jetzt eine andere Armee in das Dorf strömte – die Sand-Nin. Er spürte Sakuras zitternden Körper an seinem. Sie blickte hoch zu Gaara und hauchte ungläubig: "Das ist unmöglich…" ...tbc... Wir nähern uns dem Ende... Ich entschuldige mich, dass es mal wieder so lange gedauert hat, aber diesmal war auch meine Betaleserin Sama extrem lahm, wir hatten beide nicht so viele gute Ideen ^_^ Kapitel 29: Sannin ------------------ Triefnass standen Sakura und Sasuke auf der menschenleeren Straße und warteten. Seit sie das Krankenhaus verlassen hatten, prasselte der Regen unbarmherzig auf sie ein und keiner von ihnen hatte sich die Mühe gemacht, einen Regenschirm zu organisieren. Sie beide trugen schwarze Kleidung als Zeichen der Trauer, aber hier und da lugte ein Verband oder ein Pflaster darunter hervor. Die Schlacht war erst zwei Tage her, aber genau wie sie beide hatte auch das Dorf sich schnell erholt. Die Schutzwälle waren provisorisch wieder aufgebaut worden an den Stellen, wo die Sound-Nin sie niedergerissen hatten. Die Leichen waren längst weggeschafft worden und der Regen hatte sein übriges getan und das Blut fortgespült. Und erstaunlicherweise hatten auch sie beide das Massaker ohne bleibende Schäden überstanden. Sasuke verzog das Gesicht. "Wenn ich mir eine Erkältung hole, bringe ich Naruto um." "Du kennst ihn doch. Er kommt IMMER zu spät", sagte Sakura nachsichtig. Seit sie vor fünf Minuten an der Tür geklopft hatten und Naruto ganz kurz den Kopf durch die Tür gesteckt und sie gebeten hatte, zu warten, standen sie hier vor seiner Haustür. Die Trauerfeier für die Toten sollte ungefähr jetzt beginnen. Kurz bevor Sasuke soweit war, die Tür einzutreten, ging diese auf und Naruto stürmte auf die Straße. "Entschuldigung!", rief er. "Ich habe meine schwarzen Sachen nicht gefunden!" "Dummkopf", maulte Sasuke. Gemeinsam machten sie sich auf zum Denkmal etwas abseits des Dorfes. Wie erwartet hatte die Trauerfeier bereits begonnen. Das gesamte Dorf hatte sich hier eingefunden, um den Opfern der Schlacht zu gedenken. Zu dritt näherten sie sich der schweigenden Menge. Jemand drehte sich um und entdeckte sie. Ein Raunen ging durch die Menge, bevor sie sich teilte um ihnen den Weg bis zum Gedenkstein freizumachen. Als sie sich dem Stein näherten, senkten die Menschen um sie herum respektvoll die Köpfe. Sasuke verstand nicht, was hier vor sich ging. Ganz vorne stand Kakashi und empfing sie mit einem knappen Kopfnicken. "Was ist hier los?", fragte Sasuke und deutete auf die Menge, die sich noch immer in stummer Ehrerbietung vor ihnen verneigte. "Ihr habt sie wohl an jemanden erinnert, wie ihr da auf euren Tieren gekämpft habt. Es wird eine neue Legende der Sannin entstehen, und sie hat hier vor zwei Tagen begonnen." Sasuke wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Deshalb tat er gar nichts und warf einen Blick auf den Gedenkstein. Auf dem Stein mit den Namen der Helden, die ihr Leben für das Wohl des Dorfes gelassen hatten, waren eine ganze Menge Namen hinzugekommen. Er war sehr erleichtert, dort nur sehr wenige ihm bekannte Namen lesen zu müssen. Es versetzte ihm einen Stich, als er den letzten Namen sah: Uchiha Itachi. Er betrauerte den Tod seines Bruders, aber gleichzeitig machte ihn der Gedanke, dass Itachi am Ende doch irgendwie nach Konoha zurückgekehrt war, auch glücklich. Er war gestorben bei der Verteidigung seines Heimatdorfes, und er hatte Sakura das Leben gerettet. Dafür würde Sasuke ihm auf ewig dankbar sein. In stummer Trauer senkte Sasuke den Kopf. Zwei Stunden später hatte die Menge sich aufgelöst und nur noch vereinzelt standen Menschen um und am Gedenkstein. Noch immer regnete es, aber die Traurigkeit, die sie alle einen Moment lang erfasst hatte, war wieder in den Hintergrund gerückt. Gaara hatte sich ihnen angeschlossen und etwas verlegen von vielen Seiten den Dank für die Rettung des Dorfes entgegengenommen. Naruto schien es nicht weiter zu stören, dass Gaara und seine Armee quasi im letzten Moment wie rettende Engel aufgetaucht waren, aber Sakura fragte neugierig: "Woher hast du gewusst, dass Konoha angegriffen wird, Gaara-san?" Gleichgültig zuckte er die Schultern. "Ihr wart plötzlich weg und Orochimaru zog mit einer riesigen Armee gen Westen. Da war es nicht mehr sehr schwer, zu erraten, wo ihr hingegangen seid. Kankuro und Temari meinten, dass wir euch helfen sollten, also habe ich meine Männer zusammengetrommelt und wir sind losgezogen, so schnell wir konnten." Alle wussten, dass nicht nur seine Geschwister sondern auch er für diese Rettung verantwortlich waren. Aber Gaara war eben kein Mensch, der sich gerne eine Blöße gab. "Ohne dich wären wir jetzt tot", sagte Sakura lächelnd. "Ja. Aber nächstes Mal rette ich euch nicht mehr", grollte Gaara. "Es wird kein nächstes Mal geben", mischte Sasuke sich ein. "Orochimaru ist tot. Es ist endgültig vorbei." "Na hoffentlich." Gaara sah sich um und entdeckte Temari, die sich ein paar Meter weiter unter Inos wachsamem Blick mit Shikamaru unterhielt. Er rief sie herbei und sagte finster: "Langsam wird es Zeit, unsere Leute zusammenzusuchen. Wir brechen in Kürze auf." Während der Kazekage seiner Schwester Anweisungen gab, fragte Naruto fast zaghaft: "Habt ihr euch eigentlich schon entschieden, was ihr jetzt tun werdet? Geht ihr mit Gaara mit oder bleibt ihr hier?" "Wir sind immer noch offiziell Abtrünnige", antwortete Sasuke ausweichend. "Blödsinn. Ihr habt ja gesehen, wie die Leute jetzt über euch denken. Keiner wird euch irgendwas vorwerfen, ihr seid hier immer willkommen." Sakura schüttelte den Kopf. "Es tut mir leid, aber wir haben uns entschieden. Wir werden mit Gaara mitgehen. Unser zuhause ist jetzt in Sunagakure." "Kommt ihr mich denn wenigstens mal besuchen?" "Vielleicht", scherzte Sakura. "Ihr ladet mich doch hoffentlich zur Hochzeit ein!" Sakura wurde knallrot im Gesicht. "Woher weißt du…?" Wortlos zeigte Naruto auf den Ring an ihrem Finger und grinste. Sasuke beobachtete die beiden, wie sie miteinander scherzten, und einen Augenblick lang kamen ihm Zweifel, ob es die richtige Entscheidung war, mit Gaara mitzugehen. Aber hier in Konoha war einfach schon zu viel vorgefallen. Inzwischen barg fast jede Straßenecke schlimme Erinnerungen. Das Uchiha Viertel, in dem er seine Eltern verloren hatte oder die Stelle, an der er vor einer halben Ewigkeit dieses Licht gesehen hatte, kurz bevor er erblindet war, und schließlich die Stelle, an der Itachi vor seinen Augen gestorben war. Er konnte und wollte nicht jeden Tag an all diese Dinge erinnert werden. In Gaaras Heimat konnten sie von Vorne anfangen und vielleicht brauchte es genau das, damit er endlich glücklich werden konnte – einen neuen Anfang. Aber eine unerledigte Sache gab es da noch. Unauffällig zog er sich aus der Gruppe zurück und näherte sich Shikamaru und Ino. Ino entdeckte ihn zuerst und starrte ihn zornig an. Sie jedenfalls hatte ihm noch nicht verziehen. Shikamaru hingegen wirkte gelassener. Sasuke stellte sich zu ihnen und ihm fiel erst jetzt ein, dass er gar nicht wusste, was er sagen sollte. "Hey, Uchiha", sagte Shikamaru und klang dabei etwas unsicher. "Hey", erwiderte Sasuke und schob die Hände in die Hosentaschen. "Ich muss dir wohl danken. Ohne euch hätten wir es dieses Mal wohl nicht geschafft." "Mhm." Shikamaru seufzte. "Wie wäre es, wenn wir Frieden schließen? Es ist mir zu anstrengend, dich zu hassen." Ino blickte ihn an, als hätte er den Verstand verloren, aber er zuckte bloß gleichgültig die Schultern und hielt Sasuke seine gesunde Hand hin. "Gute Idee", murmelte Sasuke, der sich nicht anmerken ließ, dass er erleichtert war und nahm Shikamarus Hand. Jemand stellte sich neben ihn und Sasuke erkannte Sakura. Sie wirkte genauso froh wie er darüber, dass Shikamaru keine weiteren Rachegedanken hegte. Nur Ino wirkte kein Bisschen versöhnlich. Sie stierte Sakura an und giftete: "Soso, zwei neue Sannin, hm? Wer eine riesige Stirn hat, braucht wohl auch ein riesiges Tier, um richtig zu kämpfen?" Sakura fauchte zurück: "Neidisch, Ino?" "In deinen Träumen! Dich könnte ich mit geschlossenen Augen besiegen!" "Ach ja? Sollen wir es ausprobieren?" Während die beiden einander angifteten, verdrehten die Männer einträchtig die Augen. "Frauen", murmelte Shikamaru, allerdings außer Hörweite der beiden. Später erklärte Sakura Sasuke, dass das ihre und Inos Art war, sich zu vertragen. So ganz verstand er es allerdings nicht. Nicht einmal eine Stunde später hatten Gaaras Männer sich vor dem Dorf eingefunden, bereit für die Heimreise. Der Kazekage verabschiedete sich förmlich von den Ältesten und Sasuke und Sakura nahmen Abschied von Naruto. Es war kein dramatischer oder tränenreicher Abschied. Sakura umarmte ihn und Sasuke wies ihn schlicht darauf hin, dass er gefälligst nicht nachlässig werden sollte, weil er ihn beim nächsten Mal herausfordern und seine Fortschritte testen würde. Gemeinsam mit Gaara und seinen Geschwistern zogen sie an der Spitze des Sand-Nin Heeres los. Als ihre Freunde langsam in der Ferne verblassten und schließlich das Hokage Denkmal am Horizont verschwand, konnte Sasuke endlich loslassen. Zum ersten Mal blickte er voller Optimismus und Vorfreude in die Zukunft. Das einzige, was er aus Konoha mitnahm, war das Schwert seines Bruders. ENDE *** Uff! Endlich fertig! Irgendwie, im Nachhinein... war das relativ wenig Sasu/Saku... vielleicht schreib ich irgendwann wenn mich die Motivation packt einen fluffigen Epilog, über Sasuke und Sakura im neuen zu Hause bei Gaara und so, aber nur vielleicht. Ich hoffe, die FF hat euch trotzdem gefallen! Was ich als nächstes schreiben werde, weiß ich noch nicht so recht... vielleicht eine längere Death Note Fanfic, vielleicht motivier ich mich mal, die "Mitternacht" Fanfic zu Ende zu bringen. Ich danke euch jedenfalls sehr für die zahlreichen Kommis, ich hab mich über jeden einzelnen gefreut, und ich hoff ihr bleibt mir weiter treu. ^_^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)