Dunkel von Chi_desu (sasu/saku) ================================================================================ Kapitel 3: Die Opfer -------------------- Absolute Dunkelheit hüllte Sasuke ein, als er zu sich kam. Er war Momente lang orientierungslos, bis die Erinnerungen an die Schlacht zurückkehrten. Er erinnerte sich an Sakura und ihre großen, grünen Augen, die ihn besorgt angesehen hatten. Und dann an den Kampf. Wie die feindlichen Sound-Nin vor ihm zurückgewichen waren, manche aus Furcht, aber andere auch ohne ersichtlichen Grund. Etwas war anders gewesen bei ihm, aber konnte nicht sagen, was. Shikamaru hatte sich an seine Seite gesellt und in seinem Schatten die Sound-Nin erschlagen. Bis dann einer von ihnen wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Sasuke erinnerte sich an das blaue Licht und diesen unerträglichen Schmerz, dann war er gefallen und hunderte Shinobi waren über ihn hinweg gerannt. Und dann hatte er Narutos Stimme gehört und jemand war plötzlich auf ihm gelegen. Dann hatte er diese gewaltige Explosion gehört und wie ein Sturm war sie über sie beide hinweg gefegt. Naruto hatte auf ihm gelegen um ihn zu schützen aber irgendwann war er von ihm runter gerissen worden. Dann war es so still gewesen. Er erinnerte sich an Sakuras Schluchzen und ihre verzweifelten Worte. Daran, wie sie seine Hand gehalten und doch so sehr gezittert hatte. Und an andere Stimmen, an Hände, die ihn hochgehoben hatten. Und an die Dunkelheit. Langsam kehrten seine Sinne zurück und er zwang sich, die Hand zu heben. Warum war es so dunkel? Wo war er? Seine linke Hand ließ sich nicht bewegen, mit der rechten tastete er sich vorwärts, bis er menschliche Haut ertastete. "Sasuke-kun. Endlich bist du wach." Er erkannte Sakuras Stimme und begriff, dass er im Krankenhaus war. "Sakura.", sagte er probeweise und war froh, dass seine Stimme ihm noch gehorchte. Sie nahm seine Hand und drückte sie. "Warum ist es so dunkel?" "Du wurdest verletzt.", gab sie ihm zur Antwort. "Deine Augen sind noch verbunden." Jetzt, wo sie es sagte, fühlte er den Verband um seinen Kopf, der seine Augen bedeckte. Er ließ ihre Hand los und tastete danach. "Wie schlimm ist es?", fragte er. "Ist Tsunade in der Nähe?" "Tsunade ist sehr geschwächt.", gab Sakura zurück. "Seit dem Kampf ist sie nicht mehr dieselbe. Sie darf sich noch nicht anstrengen. Sie wird sich sicher um dich kümmern, sobald es ihr besser geht." Ein beklemmendes Gefühl stieg in ihm auf. Er wusste nicht einmal, ob außer Sakura noch jemand im Raum war. Er musste sich zusammenreißen, um sich diesen Verband nicht selbst vom Kopf zu reißen. "Mach das ab.", sagte er mühsam. "Mach den Verband ab, Sakura." "Nein!", rief sie und packte seine Hand, die bereits nach den Bandagen griff. "Die Ärzte sagen, du darfst ihn noch nicht abnehmen. Deine Augen wurden verletzt. Sie sind noch empfindlich, wenn du sie jetzt dem Licht aussetzt..." Zornig ließ er seine Hände wieder sinken. "Na schön." Er holte tief Luft und kämpfte gegen die Panik an, die ihn zu erfassen drohte. Um sich abzulenken, bat er sie: "Erzähl mir, wie es ausgegangen ist. Haben wir gewonnen?" "Die Schlacht haben wir gewonnen, ja.", gab sie zur Antwort. "Auch wenn der Krieg zweifellos noch nicht entschieden ist. Orochimaru wird wiederkommen. Aber wir haben ihm einen schweren Schlag versetzt." Diesmal fühlte Sasuke keine Erleichterung oder Stolz auf diesen Sieg, zu dem auch er seinen Teil beigetragen hatte. "Was ist mit Naruto?" Sakura zögerte einen Augenblick lang und Sasuke biss sich auf die Unterlippe. Es ging Naruto doch gut, oder? Dann hörte er sie sagen: "Er wurde verletzt. Er liegt nur ein paar Zimmer weiter, auch er ist erst heute morgen aufgewacht. Es wird... es wird wohl noch eine Weile dauern, bis er wieder kämpfen kann." Langsam nickte Sasuke. Allmählich begann er zu begreifen, was Iruka gemeint hatte. Dieser Krieg war mehr als ein kleines Scharmützel, in dem halbwüchsige Shinobi sich beweisen und sich einen Namen machen konnten. Es war ein lauerndes Übel, das Konoha bedrohte und ihn und Naruto beinahe das Leben gekostet hatte. Um seines war es nicht sehr schade, Sasuke wäre bereitwillig im Kampf gestorben, wenn auch nicht unbedingt mit der Absicht, für sein Dorf zu sterben. Aber Naruto musste weiterleben. Sein wunderschöner Traum sollte eines Tages in Erfüllung gehen. "Er hat mich beschützt." Es kam kein Laut von Sakura und Sasuke fügte hinzu: "Da war eine Explosion und Naruto hat sich auf mich geworfen, um mich zu schützen. Dieser Dummkopf. Er hätte sich lieber in Sicherheit bringen sollen." "Ohne ihn wärst du wohl nicht mehr am Leben." Sasuke legte eine Hand an seine Schläfe und fühlte den grob gestrickten Stoff des Verbands unter seinen Fingerkuppen. "Eben." Erschöpft ließ Sakura sich auf einen Stuhl im Besucherraum sinken. Eine Krankenschwester hatte sie höflich aus Sasukes Zimmer hinauskomplimentiert und diesmal war sie sogar froh darum gewesen. Sie hätte es keine Minute länger ausgehalten, Sasuke so zu sehen. Auch wenn die Ärzte ihr nichts sagen wollten, der Verband um seine Augen machte ihr Sorgen. Sie hatte gesehen, was der feindliche Angriff angerichtet hatte, wie das Chakra sein Gesicht regelrecht verbrannt hatte. Sasuke's einzige Hoffnung war Tsunade, und die lag, bereits mehr tot als lebendig, ebenfalls hier im Krankenhaus und erholte sich quälend langsam von den Verletzungen die sie bei ihrem Selbstmord-Angriff abbekommen hatte. "Sakura-san." Lee's Stimme, die außergewöhnlich bedrückt klang, riss sie aus ihren düsteren Gedanken. Sie begrüßte ihn mit einem schwachen Lächeln und er setzte sich zu ihr. In seiner Hand hielt er einen kleinen Blumenstrauß, der schon ziemlich zerdrückt aussah. "Besuchst du jemanden?", fragte sie, mehr um sich abzulenken. Beinahe jeder im Dorf hatte Verwandte, Freunde oder Bekannte, die jetzt im Krankenhaus lagen. "Ja. Ich bin auf dem Weg zu Tenten, sie wird schon morgen entlassen. Und dann wollte ich nach Neji sehen." Er zupfte wieder nervös an seinem Blumenstrauß herum. "Mach dir keine Sorgen um ihn. Ich habe ihn gesehen, direkt nach der Schlacht.", erzählte sie. "Er hat ein paar gebrochene Knochen, aber das wird schon wieder. Um seine Cousine mache ich mir die größeren Sorgen." Wie üblich machte die Hyuga Familie ein ziemliches Geheimnis sowohl um den Zustand der Erbin als auch des Wunderkinds Neji. Aber es gab natürlich trotzdem Gerüchte und Sakura hatte durch ihren Einsatz nach der Schlacht sehr viel mitbekommen. Hinata, die genau wie ihr Cousin ganz vorn gekämpft hatte, war erst spät am Abend gefunden worden, mit gebrochenen Knochen und ohne fühlbaren Puls. Man hatte sie wiederbelebt aber zur Zeit lag sie im Koma und es war ungewiss, ob sich ihr Zustand bessern würde. "Es ist schlimm, was da passiert ist. Ich war gedankenlos. Iruka-sensei hatte Recht, das war kein ehrenhafter Kampf, es war Krieg. Ich möchte meine Freunde nie wieder in so einer Gefahr sehen." "Ich auch nicht.", hauchte Sakura. Sie hatte noch niemand anvertraut, mit welchen Gewissensbissen sie sich herumschlug, weil sie nur zugesehen und nicht selbst mitgekämpft hatte. Lieber wäre sie an Sasuke's oder Naruto's Stelle gewesen als Nacht für Nacht immer wieder dieses Gemetzel im Traum erleben zu müssen und nur untätig herumstehen zu müssen während Sasuke schwer verwundet wurde. "Hast du Sasuke-kun besucht?", fragte Lee. Sie nickte. "Wie geht es ihm?" "Ich weiß nicht. Er ist wach, wenigstens das.", gab sie zurück. "Er wurde... im Gesicht verletzt. Ich mache mir große Sorgen um ihn. Wenn es Tsunade doch schon besser ginge..." Lee legte einen Arm um sie. "Hab keine Angst, Sakura-san. Das wird schon wieder. Sasuke-kun wird wieder ganz der alte." Sie suchte Trost in seiner Umarmung und fragte leise: "Ich weiß nicht, was Sasuke tun wird, wenn Tsunade ihm nicht helfen kann. Ich habe wirklich Angst." Sie schloss die Augen. "Lee-san. Wer hat Sasuke das angetan?" "Wer ist es gewesen?!!?", schallte es zornig durch die Halle und im nächsten Moment krachte es, als der rasende Sannin etwas gegen die Wand warf. Die drei Männer, die vor dem Thron knieten, erschauderten. Nur Kabuto, der etwas abseits stand, blieb ruhig und beobachtete seinen Meister gelassen. Orochimaru kehrte wieder zurück zu seinem Thron und starrte die drei Männer mit flammenden Augen an. "Wer war es?! Wer hat Sasuke angegriffen?!" Zwei von ihnen hatten die Köpfe gesenkt aus Furcht, ihn noch mehr zu verärgern, aber der dritte stand auf und sagte beherrscht: "Ich weiß es nicht. Ich habe den Männern ausdrücklich befohlen, Sasuke Uchiha kein Haar zu krümmen! Niemand von ihnen würde es wagen, die Befehle zu missachten." "Ach ja?! Und wie kommt es dann, dass einer von ihnen Sasuke verwundet hat?" Orochimaru's Wut hatte in dem mutigen (oder lebensmüden) Mann ein Ziel gefunden. Er stellte sich dicht vor ihn und zischte: "Du wirst herausfinden, wer von deinen Männern es war, der meinen Befehl missachtet und meinen zukünftigen Körper verletzt hat! Und sollte Sasuke-kun etwas zugestoßen sein, dann Gnade dir Gott!" Geradeheraus starrte er Orochimaru in die Augen. "Wenn es einer meiner Männer war, übernehme ich gern die Verantwortung." "Nicht nur du wirst dann die Verantwortung übernehmen, sondern jeder einzelne deiner Männer!", fauchte Orochimaru. Ungläubig blickte der Mann seinen Meister an. "Sie alle haben für dich gekämpft! Du hast sie in den Krieg geführt und uns wie Schachfiguren mitten in die Hölle hineinmanövriert! Und so dankst du es ihnen, dass sie für dich gekämpft haben?" "Überlass es mir, mir darüber Gedanken zu machen! Ich bin das Oberhaupt dieses Dorfes!" "Ja.", sagte der Mann leise. "Aber vielleicht ist es an der Zeit, das zu ändern." "Verschwinde. Ihr alle, geht mir aus den Augen!" Die drei Männer verließen teils eilig und teils betont langsam den Raum und als die Tür sich geschlossen hatte, sagte Orochimaru düster zu Kabuto: "Seine Augen gefallen mir nicht. Er ist gefährlich. Lass ihn verschwinden." "Ja.", antwortete Kabuto knapp und schickte sich an, den Raum zu verlassen. "Kabuto.", hielt Orochimaru ihn scharf zurück, "Noch etwas. Finde heraus, ob Sasuke noch lebt." "In Ordnung." ...tbc... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)