Dunkel von Chi_desu (sasu/saku) ================================================================================ Kapitel 19: Wunder ------------------ Sakura näherte sich dem Fluss, der die Grenze zu Orochimarus Terrain bildete. Sie war noch nicht lange unterwegs und war froh, dass die Grenze so nahe war. Auch wenn Orochimarus Einfluss natürlich weit über die offiziellen Grenzen von Oto-no-kuni hinausging, würde sie sich auf der anderen Seite des Flusses trotzdem wohler fühlen. Sie näherte sich dem Ufer und überlegte kurz, ob sie sich die Mühe machen sollte, erstmal daran entlang zu gehen, um eine Brücke zu suchen, verwarf den Gedanken dann aber. Stattdessen konzentrierte sie sich, um Chakra in den Fußsohlen zu sammeln und einfach über den Fluss gehen zu können. Sie achtete nur einen Moment lang nicht auf ihre Umgebung, und da passierte es. Als sie hinter sich ein Geräusch hörte, war es schon zu spät. Etwas berührte sie im Nacken und es fühlte sich an, als ginge ein Stromschlag durch ihren ganzen Körper. Sofort fuhr sie herum und merkte schon jetzt, dass etwas nicht stimmte. Dann sah sie, dass jemand hinter ihr stand. Es war Kabuto. Augenblicklich zog sie ihren Kunai. "Was soll das? Was tust du hier?", fragte sie alarmiert. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos. "Es tut mir leid, Sakura-san. Aber ich darf dich nicht gehen lassen." "Ich wusste es!", fauchte sie. "Du hast versucht, mich umzubringen. Du wolltest, dass Kisame mich tötet, weil ich Orochimaru ein Dorn im Auge bin! Und jetzt bist du gekommen, um es selbst zu tun." "Ich bin beeindruckt", sagte er. "Nachdem du kein Wort gesagt hast, dachte ich, du hättest es nicht gemerkt. Ja, ich hatte gehofft, dass Kisame dich umbringt. Leider habe ich weder mit deiner Schnelligkeit, noch mit dieser unglaublichen Schlagkraft gerechnet." "Warum tust du das? Sasuke kann nichts sehen, was will Orochimaru noch von ihm?" Er machte eine wegwerfende Handbewegung. "Hältst du mich für dumm? Ich habe keinen Fehler gemacht, das weiß ich. Er muss sehen können mit diesen Augen, es sei denn, Itachi wäre selbst blind gewesen." Er schnaubte abfällig. "Das ist ein Trick, damit Orochimaru-sama euch gehen lässt." Er bemerkte ihren erstaunten Gesichtsausdruck und fügte hinzu: "Offenbar hat Sasuke es dir auch nicht gesagt. Wirklich raffiniert, das macht ihn um einiges glaubwürdiger. Trotzdem, ich weiß, dass es funktioniert hat. Ich mache keine Fehler." Sie schüttelte bloß stumm den Kopf. Sasuke hätte es ihr gesagt, wenn er etwas gesehen hätte. Die Verzweiflung war nicht gespielt gewesen, und warum hätte er ihr auch noch etwas vorspielen sollen, als sie alleine gewesen waren? Kabuto musste sich irren. Und wegen diesem Irrtum versuchte er jetzt, sie zu töten. Sie reckte das Kinn in die Höhe. Sollte er es doch versuchen! "Na dann komm und hol mich. Wenn du denkst, du könntest mir etwas anhaben, unterschätzt du mich immer noch gewaltig." Kabuto grinste siegessicher. "Probieren wir es aus." Wütend holte Sakura aus. Sie würde diesem arroganten Bastard das Grinsen schon noch aus dem Gesicht wischen. Ohne sich zurückzuhalten, schlug sie zu. Kabuto fing ihre Faust mit Leichtigkeit ab. Sakura war vor Schreck wie erstarrt. Mit offenem Mund starrte sie Kabuto an, dessen Finger sich um ihre Faust schlossen. "Wie... wie kann das sein...?", murmelte sie entsetzt. Der Schlag hätte ihm eigentlich den Arm brechen müssen. "Ich mache denselben Fehler nicht zweimal", sagte er überheblich. "Diese unbändige Kraft, die du von Tsunade gelernt hast, wäre vielleicht wirklich zuviel für mich gewesen. Deshalb habe ich Maßnahmen ergriffen." Natürlich. Die Berührung im Nacken! Kabuto hatte irgendwas mit ihr gemacht. Er grinste sie an. "Für die nächsten paar Stunden bist du völlig hilflos. Ich habe dafür gesorgt, dass du weder dein Chakra sammeln noch diese übermenschlichen Kraftreserven nutzen kannst." Sie war zu schockiert, um sich zu wehren, als er sie zu sich heran zog und sie am Kragen packte. "Lebewohl, Sakura-san." Dann versetzte er ihr einen Faustschlag, der sie beinahe ohnmächtig werden ließ. Sie prallte auf den Boden, wurde aber im selben Moment an den Haaren gepackt und in die Höhe gezerrt. Er hatte Recht gehabt. Sie konnte sich nicht wehren. Was auch immer er gemacht hatte, ihre Tritte und Schläge prallten an ihm ab, als würde er sie gar nicht spüren. Sie hatte keinerlei Schlagkraft mehr und konnte auch ihr Chakra nicht sammeln für Genjutsu oder Ninjutsu. Ihren Kunai schlug er ihr sofort aus der Hand. Kabuto machte es kurz. Zweimal noch schlug er sie, bis sie auf den Boden fiel, nur um sie wieder in die Höhe zu reißen, dann, beim dritten Mal, landete sie im Fluss. Das Wasser war eisig kalt und sie rappelte sich auf, um ans Ufer zu waten, aber dann war er auch schon bei ihr, packte sie im Nacken und drückte ihr Gesicht ins Wasser. Panik erfasste sie. Er wollte sie ertränken. Sie schlug wie wild um sich, aber er stand wie ein Fels neben ihr und drückte sie unerbittlich unter Wasser. Minutenlang kämpfte sie im wahrsten Sinne des Wortes um ihr Leben, aber gegen ihn kam sie nicht an. Sie spürte, wie sie schwächer wurde. Das Wasser war so kalt, eiskalt, es fühlte sich an, als würden sich tausend Nadeln in ihre Haut bohren. Sie konnte ihre Finger schon kaum noch fühlen. Die Hand in ihrem Nacken war immer noch da, drückte sie erbarmungslos nach unten, und es gab nichts, was sie tun konnte. Trotzdem versuchte sie weiterhin verbissen, irgendwie nach seinem Arm zu greifen und sich loszureißen, so lange, bis sie dazu nicht mehr die Kraft hatte. Ihre Arme waren wie taub, ebenso ihre Füße. Die Luft wurde knapp, sie würde den Atem nicht mehr lange anhalten können. Sie hatte jetzt schon das übermächtige Bedürfnis, tief einzuatmen, aber sie wusste, dann wäre es endgültig vorbei. So durfte es nicht enden. Sasuke würde nicht einmal erfahren, wer sie getötet hatte. Er würde zu Orochimaru zurückgehen und sie vergessen. So wollte sie nicht sterben. Auf einmal ließ Kabuto sie los. Sie spürte, dass sie nicht länger festgehalten wurde, und wollte hoch an die Oberfläche schwimmen, aber ihre Beine wollten sich einfach nicht bewegen. Sie geriet in Panik, kämpfte darum, endlich irgendwas zu tun, aber ihr Körper versagte ihr den Dienst. Stattdessen sank sie immer weiter in die Tiefe. Sie hörte ein Geräusch, dann war plötzlich jemand neben ihr im Wasser, und sie wurde wieder gepackt. Was wollte er denn jetzt noch tun? Ihr blieben doch sowieso nur noch Sekunden. Diesmal wehrte sie sich nicht mehr, konnte es gar nicht. Sie schloss die Augen und dachte an Sasuke, um die Angst vor dem Sterben nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. Dann war um sie herum nur noch Chaos. Plötzlich konnte sie wieder hören, irgendwas war anders, und als sie ihre Augen mühsam einen Spalt öffnete, sah sie Licht, Gras, Wasser. Sie hörte Sasukes Stimme: "Sakura! Sakura, atme!" Sie begriff kaum den Sinn seiner Worte. Alles war so chaotisch. Ihr eigener Herzschlag war so unheimlich laut. Sie konnte nicht atmen. "Verdammt! Einatmen!", schrie Sasuke und schüttelte sie. Sie fiel ins Gras und er war über ihr, sie sah sein angstverzerrtes Gesicht. Aber erst, als sie die Panik in seiner Stimme hörte, als er sie anschrie: "ATME, SAKURA!", da setzten ihre Instinkte wieder ein und sie tat einfach, was er zu ihr sagte. Sie atmete tief ein und die Luft brannte in ihren Lungen, trieb ihr die Tränen in die Augen, und sie hätte am liebsten geschrieen, aber sie konnte nicht. Sie atmete wieder aus, dann wieder ein, so bewusst, wie sie es noch nie getan hatte, und es tat weh und ihr wurde schwindlig, aber Sasuke war da und er sagte ihr, sie müsse atmen, also tat sie es. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sie wieder etwas anderes wahrnahm. Sie war nicht mehr im Wasser, sondern lag am Ufer, im Gras. Sasuke kniete bei ihr, hielt ihren Oberkörper fest im Arm und drückte sie an sich. Ihr war kalt. In ihren Fingern und Zehen kribbelte es schmerzhaft. Sie hustete und weinte und ihr wurde bewusst, dass sie noch lebte. Sasuke hatte sie gerettet. Schließlich hatte sie sich so weit unter Kontrolle, dass sie ihn ansehen konnte. Sein schönes Gesicht war voller Sorge, Wasser tropfte von seinem nassen Haar auf sie herab, und sie wusste nicht, ob das Tränen auf seinem Gesicht waren oder nur Wasser. "Sasuke", krächzte sie erschöpft. Erleichtert drückte er sie noch fester an sich und sagte: "Gott sei Dank." Er strich ihr die nassen Haare aus der Stirn und murmelte noch mal: "Gott sei Dank." Er schien selbst völlig aufgelöst zu sein. "Du hast mich erschreckt. Ich dachte, du würdest in meinen Armen sterben." Seine Stimme bebte. "Tu das nie wieder, hörst du? Ich könnte ohne dich nicht mehr leben." Mühsam setzte Sakura sich auf. Sasuke hatte sie irgendwann in eine Decke gewickelt und inzwischen war das Gefühl in ihren Fingern und Zehen zurückgekehrt. Vor allem aber war ihre Stimme wieder da und leise sagte sie: "Du hast mir das Leben gerettet. Wenn du nicht gewesen wärst..." "Ich bin so froh, dass ich auf mein Gefühl gehört habe. Als Kabuto nirgends zu finden war, wusste ich, dass da was nicht stimmt..." Kabuto! Den hatte sie völlig vergessen. Sie drehte den Kopf, bis sie ihn entdeckte. Er lag mit dem Gesicht nach unten auf der Wiese. "Was... ist mit ihm?", fragte sie. "Ich habe ihn getötet", antwortete er. "Ich hatte keine andere Wahl." Sie schaute hoch zu Sasuke und wollte ihm antworten, stutzte aber, als sie seine Augen sah. "Sasuke... deine Augen...", murmelte sie erstaunt. "Was ist damit?" "Es sind... Sharingan..." Er blinzelte. "Tatsächlich? Ich nehme an, dass ich sie instinktiv im Kampf gegen Kabuto aktiviert habe. Nicht, dass sie mir etwas nützen würden..." "Eigenartig. Bevor du Itachis Augen hattest, hast du das nie gemacht, auch nicht unbewusst. Jedenfalls nicht, wenn ich dabei war." Sasuke nickte bloß. "Du hast... Recht..." Sakura seufzte tief. "Und was tun wir jetzt? Orochimaru dürfte nicht sehr erfreut sein, dass du Kabuto umgebracht hast." Sie merkte nicht, dass Sasuke blass wurde. "Wir sollten seine Leiche wegschaffen, damit wir etwas Zeit gewinnen. Und dann sollten wir so schnell wie möglich von hier verschwinden und so viel Entfernung wie nur möglich zwischen uns und Oto-no-kuni bringen." Sasuke war völlig still geworden. "Ich glaube, ich kann jetzt aufstehen. Mir ist nur noch ein bisschen kalt, aber das... Sasuke?" Seine Augen waren weit offen und ein eigenartiger Ausdruck von Erstaunen lag auf seinem Gesicht. Verwundert sah sie zu, wie er die Hand hob und die Fingerspitzen auf ihr Gesicht legte. "Sasuke, was ist los?" Er antwortete nicht sofort und sie wurde unruhig. "Sasuke..." Auf einmal lächelte er. "Ich hatte fast vergessen, wie schön du bist." Zuerst errötete sie, wegen dem unerwarteten Kompliment. Dann sickerte langsam eine andere Erkenntnis zu ihr durch. "Was... Sasuke?! Was... heißt das...?" Seine Stimme war erstaunt, wie bei einem kleinen Kind, das gerade etwas völlig Neues entdeckt hatte. "Ich kann dich sehen." Seine Fingerspitzen strichen über ihre Nase, ihre Wangen, ihre Lippen. "Ganz blass... ein bisschen verschwommen... aber ich kann dich sehen..." "Mein Gott!", hauchte sie. "Wie ist das möglich?" Ihr kamen Kabutos Worte wieder in den Sinn. "Konntest du von Anfang an...?" "Nein", sagte er und starrte sie dabei noch immer fassungslos an. "Nein. Jetzt... es war plötzlich da, du hast geredet und ich habe deine Stimme gehört und dann war da erst Licht und dann... dein Gesicht, ganz blass und kaum zu erkennen..." Er lächelte wieder und streichelte ihr eine nasse Haarsträhne aus der Stirn. "Das erste, was ich seit beinahe einem Jahr gesehen habe, warst du." Sie starrte ihn an und versuchte, sich einen Reim darauf zu machen. Es war wie ein Wunder, aber für ihren Seelenfrieden brauchte sie eine Erklärung, bevor sie sich freuen konnte. Noch eine enttäuschte Hoffnung hätte sie nicht ertragen. Es dauerte, aber dann hatte sie einen Geistesblitz. "Die Sharingan! Es sind die Sharingan, deshalb kannst du sehen!" Sasuke runzelte die Stirn. "Vielleicht hast du Recht." "Kannst du...?" Als hätte er ihre Gedanken gelesen, wurden seine Augen schwarz. Er blinzelte ein paar Mal und murmelte dann: "Nichts." Seine Augen färbten sich aufs Neue blutrot und schließlich bestätigte er: "Es stimmt. Es sind die Sharingan." Sakura wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. Aber Sasuke umarmte sie und sagte leise: "Ich kann wieder sehen. Es ist wie ein Wunder." Sakura fing zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Minuten an zu schluchzen, aber diesmal war es vor Freude. ...tbc... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)