Dunkel von Chi_desu (sasu/saku) ================================================================================ Kapitel 16: Die Nacht in der Zelle ---------------------------------- "Und?", fragte Sasuke ohne große Hoffnungen oder Erwartungen in der Stimme, nachdem Kabuto seine Untersuchung beendet und sich brütend auf einen Stuhl gesetzt hatte. "Heilen kann ich das nicht", sagte er schließlich. Sasuke nickte bloß und auch Sakura war nicht wirklich enttäuscht. Sie hatte sich erst gar nicht erlaubt, sich Hoffnungen zu machen. Tsunade war um Klassen besser als Kabuto, wie hoch waren die Chancen denn gewesen? Trotzdem seufzte sie unhörbar. "Aber ich hätte einen anderen Vorschlag." Beide, Sasuke und Sakura, horchten schlagartig auf. Kabuto rückte sich seine Brille zurecht und sagte langsam: "Tatsache ist, du wirst nie wieder irgendwas sehen. Nicht mit diesen Augen. Aber... du könntest immer noch die Augen eines anderen nehmen." Perplex starrte Sakura Kabuto an. "Sowas ist möglich? So wie... eine Transplantation oder so?" Er grinste. "Nicht direkt. Eher... hmm... eine unfreiwillige Spende. Ich verstehe mich nicht auf Transplantationen, aber ich habe vor einigen Jahren eine Technik entwickelt die so etwas Ähnliches kann. Eigentlich war sie für etwas anderes gedacht, aber..." Er ließ das Ende des Satzes unheilvoll in der Luft hängen. Kurzzeitig waren beide, Sasuke und Sakura, sprachlos, bis Sakura schließlich fragte: "Warum hat Tsunade nicht so was vorgeschlagen?" "Das sollte eigentlich offensichtlich sein", meinte Kabuto lapidar. "Für so was braucht man einen gesunden, lebenden... äh... Spender. Ich bezweifle, dass irgendwer in Konoha so etwas billigen oder durchführen würde, selbst wenn sie es könnten." "Ich nehme an, solche ethischen Bedenken hast du nicht", bemerkte Sasuke trocken. Kabuto lachte dunkel. "In der Tat. Aber das Problem ist ein ganz anderes. Wenn ich das mache, verlierst du die Sharingan und bist damit sowieso wertlos für Orochimaru-sama." "Ah." Sasuke nickte, so als habe er sich schon so etwas gedacht. "Langer Rede kurzer Sinn, du kannst mir nicht helfen. Richtig?" "Außer du findest mir jemanden, der die Sharingan hat", sagte Kabuto spöttisch. "Nachdem dein Clan fast vollständig ausgelöscht wurde, besteht da..." Er hielt inne. Sakura sah von Kabuto zu Sasuke und wieder zurück. Beide sahen aus, als wäre ihnen soeben etwas eingefallen. Bei ihr dauerte es etwas länger, aber dann schrie sie: "Ihr denkt doch nicht etwa an Itachi, oder?! Seid ihr VERRÜCKT!?" "Er wäre ein passender Spender", sagte Kabuto nachdenklich. "Sie sind Brüder... Sasuke, habt ihr dieselbe Blutgruppe?" Sasuke nickte und Kabuto fuhr eifrig fort: "...er hat die Sharingan..." "...und ich bekäme endlich meine Rache", ergänzte Sasuke. "Wenn ich ihm sein Augenlicht nehme..." Sadistische Genugtuung spiegelte sich auf seinem Gesicht wieder. "Es wäre perfekt", flüsterte er. "Grausam und demütigend. Einfach perfekt." Spät am selben Abend waren Sasuke und Sakura endlich allein. Kabuto hatte gemeint, er müsse noch ein paar Überlegungen anstellen und sie beide unzeremoniell in einem der, wie er es nannte, "Gästezimmer" untergebracht. Das Zimmer war winzig, fensterlos, düster und mehr als spartanisch eingerichtet, die Bezeichnung Zelle wäre sicher angebrachter gewesen, insbesondere, da auf dem Gang einige unheilvolle Gestalten warteten. Aber wichtiger war, dass Sakura jetzt Zeit hatte, mit ihm allein zu reden über das was in den letzten Stunden passiert war. Vorsichtig fragte sie nach: "Hast du das eben ernst gemeint? Willst du Itachi wirklich..." Ein beunruhigendes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. "Worauf du dich verlassen kannst." Sie wusste, wie verbissen er war, wenn es um seine Rache ging. Trotzdem musste sie zumindest versuchen, ihn zur Vernunft zu bringen. "Ich hätte genauso gern wie du, dass du wieder sehen kannst. Aber es ist Wahnsinn, was du da vorhast. Denkst du, Itachi lässt einfach zu, dass Kabuto und du ihm sein Augenlicht nehmen?" "Natürlich nicht." Sie hörte keinen Funken Selbstzweifel in seiner Stimme. "Aber mein Vorteil ist, dass er nicht damit rechnet. Itachi glaubt, ich will ihn töten. Allein. Er wird keinesfalls damit rechnen, dass Kabuto mir hilft." "Und du denkst, das reicht aus um Itachi hinters Licht zu führen? Kabuto kann sich nicht verstecken, Itachi wird ihn sofort entdecken." "Na und? Ich kriege Itachi über seine Arroganz, und das macht die Sache so gut. Ich brauche Kabuto nur zu sagen, er soll sich raushalten. Itachi wird auf jeden Fall glauben, dass ich es ernst meine. Er denkt, dass er mich kennt." Er lächelte wieder, und irgendwie machte sein Gesichtsausdruck Sakura Angst. "Er weiß nicht, wozu er mich wirklich gemacht hat. Ich kann auch grausam und sadistisch sein." "Das sehe ich", flüsterte Sakura. "Aber selbst wenn das klappt, heißt das nicht, dass ihr ihn zu zweit überwältigen könnt. Ihr müsstet ihn bewegungsunfähig machen." "Ich habe nur dafür trainiert, jemanden der die Sharingan hat zu überwältigen", sagte er furchtlos. "Ich spüre, dass ich eine Chance habe." "Und wenn du dich irrst?" "Dann sterbe ich bei dem Versuch." Genau das hatte sie befürchtet. "Wieso tust du immer so dumme Sachen, wenn es um Itachi geht?", fragte sie traurig. Von ihm kam keine Antwort. Der Raum war nur von ein paar Kerzen erleuchtet, die Sakura beim Eintreten angezündet hatte, und flackernde Schatten tanzten über sein Gesicht. Ihr war klar, dass sie keine Chance hatte, ihn davon abzuhalten. Wenn Kabuto zu dem Schluss kam, dass es tatsächlich einen Versuch wert war, würde Sasuke ohne zu zögern losgehen, Itachi ausfindig machen und sein Leben riskieren. "Und was erwartest du von mir?", fragte sie schließlich. "Dass du mich nicht aufhältst. Ich muss das versuchen." "Und wenn ich dich bitte, das nicht zu tun?" "Stell mich bitte nicht vor die Wahl. Ich wüsste nicht, wie ich mich entscheiden würde." Sakura konnte noch nicht mal wütend auf ihn sein. "Dann komme ich mit. Viel helfen kann ich euch sicher nicht, aber ich möchte bei dir sein und dich unterstützen." Zuerst war er ganz still. Dann hob er die Hand und ertastete mit den Fingern sacht ihr Gesicht. Schließlich bekam er ihr Kinn zu fassen, zog sie zu sich heran und küsste sie. Über diese unerwartet zärtliche Geste war sie so überrascht, dass sie sich instinktiv an ihm festhielt, weil sie Angst hatte, vom Bett zu fallen. "Wenn du mich vor die Wahl gestellt hättest, hätte ich mich für meine Rache entschieden", sagte Sasuke tonlos. Sie hatte es im Grunde ihres Herzens gewusst und war deshalb nicht wirklich enttäuscht. "Aber ich bin froh, dass ich mich nicht entscheiden musste." Sie hatte keine Ahnung, warum er so etwas sagte und war sowieso irgendwie abgelenkt, weil er anfing, ihren Hals zu küssen. "Ich habe eine Weile gebraucht, um es zu begreifen. Du bist mir wirklich wichtig, Sakura. Ich habe nie zu schätzen gewusst, was ich an dir habe. Aber jetzt..." Er küsste sie auf den Mund und sie war wirklich sprachlos über seine Worte. Wieder streichelten seine Finger über ihr Gesicht, lange, ohne dass er seinen Satz beendete, und dann sagte er, mit Erstaunen in der Stimme, so als würde er es selbst erst jetzt begreifen: "Ich liebe dich." Sakura wollte lächeln, auch wenn sie ja wusste, dass er es nicht sehen konnte, einfach weil es eigentlich die natürliche Reaktion auf ein Liebesgeständnis war, aber das Lächeln gefror auf ihrem Gesicht und dann spürte sie, wie ihr die Tränen über die Wangen rollten. Er spürte die Tränen unter seinen Fingern und wölbte überrascht die Augenbrauen, aber sie war zu aufgewühlt, um ihm ihre Reaktion zu erklären. Erst jetzt wurde ihr klar, wie wenig sie damit gerechnet hatte. So lange Zeit war sie jetzt bei ihm und im Grunde ihres Herzens hatte sie immer gespürt, dass er ihre Gefühle nicht erwidert hatte. Und jetzt... aus heiterem Himmel... "Wenn das alles vorbei ist, finden wir einen Weg, um Orochimaru loszuwerden", sagte Sasuke vorsichtig. "Ich habe nicht vor, ihm als Gegenleistung meinen Körper zu überlassen. Ich will meine Rache und dann möchte ich mit dir irgendwo hin gehen, wo uns niemand kennt, und ganz neu anfangen." "Das klingt zu schön um wahr zu sein." "Komm, lass uns schlafengehen. Wie ich Kabuto kenne, wird er keine Zeit verlieren. Wenn es soweit ist, sollten wir alle im Vollbesitz unserer Kräfte sein." Gemeinsam legten sie sich hin und Sakura dachte über diesen wundeschönen Traum nach, den Traum von einem Leben mit Sasuke, weit weg von Orochimaru und Itachi und Konoha und den Intrigen. Dafür lohnte es sich zu kämpfen. Sie hielt Sasukes Hand ganz fest, bis sie mit diesem schönen Gedanken einschlief. ...tbc... *** Ich hab mich wirklich gefreut, dass ihr alle meine FF immer noch lest, obwohl so viel Zeit zwischen zwei Kapiteln vergeht. Deshalb hab ich mich bemüht, dieses Kapitel schneller fertigzustellen als die letzten. Danke, dass ihr mir weiterhin so viele liebe Kommentare schreibt, ich freue mich über jeden einzelnen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)