Dunkel von Chi_desu (sasu/saku) ================================================================================ Kapitel 14: Rache ----------------- Hektisch sah Shikamaru sich um. Von überall her kamen die feindlichen Shinobi und stürmten die letzte Verteidigungsfront Konohas als wären sie ein einziges, gigantisches Wesen. Es wurden immer mehr, während Konoha nun auch seine letzten Soldaten losgeschickt hatte. Während er einen nach dem anderen niederschlug, rasten seine Gedanken und sein Verstand suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, diese Schlacht noch zu ihren Gunsten zu entscheiden. Er hörte einen Schrei, als Sasuke mit einem Schlag gleich drei Sound-Nin zu Boden warf. Einen Moment lang war Sasuke abgelenkt, aber seltsamerweise nutzte keiner der nachkommenden Shinobi die Chance, um ihn anzugreifen. Shikamaru stieß seinen Kunai in einen der Angreifer und beobachtete Sasuke dabei so gut er konnte. Etwas stimmte hier nicht. Die Sound-Nin griffen ihn nicht an, sie wichen nicht nur aus Respekt oder Angst vor ihm zurück, sondern irgendetwas hielt sie auf. Er sah das leuchtende Rot der Sharingan, als Sasuke sich um die eigene Achse drehte und mit einem eleganten Tritt ein weiteres Mal gleich mehrere Sound-Nin zurückschlug. Blitzartig begriff Shikamaru, was hier vorging. Orochimaru befehligte diese Armee. Und für ihn was Sasuke wichtig. Sasuke durfte nicht verletzt werden. Das war der Schlüssel, nach dem er gesucht hatte! Sasuke war Orochimarus Schwachpunkt. Wenn er verletzt würde, dann würde Orochimaru vielleicht für einen kurzen Moment die Kontrolle verlieren. Nur ein Moment würde schon reichen, um den Truppen Konohas neuen Mut zu geben. Aber es gab keine Möglichkeit, an Sasuke ranzukommen. Fieberhaft überlegte Shikamaru, wie er Sasuke in seinen Plan einweihen sollte. Aber der Uchiha war zu vertieft in seinen Kampf und jetzt in seine Nähe zu kommen wäre gefährlich wenn nicht gar lebensmüde gewesen. Shikamaru schlug seine Gegner verzweifelt zurück. Er konnte keinen Doppelgänger erzeugen und Sasuke kopieren, solange der noch auf dem Schlachtfeld war. Irgendwie musste er Sasuke dazu bringen, unterzutauchen. Aber wie...? In dem Moment hörte er einen Schrei. Eine vertraute Stimme. Sein Kopf ruckte herum und er sah noch, wie Ino's blonder Haarschopf unter der Flut von Sound-Nin versank. "INOOO!!!", brüllte er und Panik erfasste ihn. Sie war verletzt! Jemand musste ihr helfen, sonst würden die Angreifer sie schlichtweg zu Tode trampeln. Jetzt musste er handeln. Gleich mehrere Sound-Nin stürzten sich auf ihn und er nutzte den Moment, wo er von ihnen verdeckt wurde. Ohne darüber nachzudenken, formte er das Fingerzeichen und verwandelte sich in einen von ihnen. Er wollte nicht darüber nachdenken, was er gerade im Begriff war zu tun, was für eine Greueltat er plante. Er musste Ino und das Dorf um jeden Preis retten. Selbst wenn es Sasuke das Leben kosten mochte. Blitzschnell preschte er auf Sasuke zu und tauchte überraschend vor dem Uchiha auf. Er wusste, dass weder Genjutsu noch Ninjutsu ihm jetzt etwas nutzen würden und dass er sich beeilen musste, bevor die Sharingan seine Tarnung durchschauen konnten. Wie er es von Asuma gelernt hatte, konzentrierte er Chakra in seiner linken Hand, während er mit der rechten den ungelenken Schlag des Uchiha abwehrte. Nur einen Augenblick lang war Sasuke abgelenkt, überrascht von dem plötzlichen Angriff, und Shikamaru nutzte diese Schwäche erbarmungslos aus. Ino, halt durch! Mit voller Kraft riss er den Arm hoch und hieb seine Faust mitten in Sasukes Gesicht. Der Uchiha stieß einen schrillen Schmerzensschrei aus und im selben Moment wurde Shikamaru von irgendwas in den Rücken getroffen und von Sasuke weggeschleudert. Während er in der Menge versank, löste sich die Verwandlung auf. Als er Orochimarus wütenden Schrei hörte, wusste er, dass er Recht gehabt hatte. Abrupt riss Shikamaru die Augen auf. Trübes Zwielicht umfing ihn und er atmete erstmal tief ein. Wieder ein Traum. Die Ereignisse jenes Tages verfolgten ihn jede Nacht bis in seine Träume. Er bereute es nicht, so gehandelt zu haben, denn er hatte damit nicht nur Ino das Leben gerettet, sondern auch das Dorf vor dem sicheren Untergang bewahrt. Aber er war nicht gewissenlos und Sasukes Schicksal hatte auch bei ihm Spuren hinterlassen. Seit er erfahren hatte, dass Sasuke blind war und es wohl auch bleiben würde, hatte er sich wieder und wieder gefragt, ob er anders hätte handeln können. Warum er den Schlag nicht tiefer ausgeführt hatte, warum er Sasuke nicht einen Stoß in den Magen oder vor die Brust gegeben hatte. Aber es war alles so schnell gegangen, an jenem Tag. Er hatte nicht mehr nachgedacht sondern nur instinktiv gehandelt. Nur leider konnte das seine Gewissensbisse nicht beruhigen. Er war schuld daran, dass Sasuke sein Augenlicht verloren hatte. Er hatte Sasukes Zukunft für die Rettung des Dorfes verspielt. Unwillkürlich fasste er sich an die Schulter, wo Sakura ihn mit dem Messer verwundet hatte. Es war kein Wunder, dass sie und Sasuke ihn hassten. Irgendwie hatten sie ja Recht damit. Aber sie wussten nicht, dass auch er für den Rest seines Lebens mit dieser Schuld zurechtkommen musste. Ein ungewöhnliches Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. Jemand war im Raum! Unauffällig tastete er nach seinem Kunai. "Ino?", fragte er in die Dunkelheit hinein. "Bist du das?" Er konnte seinen Kunai nicht finden und als er den Lichtschalter umlegte, passierte nichts. Das reichte, um ihn in höchste Alarmbereitschaft zu versetzen. Shikamaru sprang aus dem Bett und rief in den Raum hinein: "Zeig dich! Wer bist du?" Er rannte zum Regal, denn dort lagen seine restlichen Waffen, aber als er danach griff, sirrte etwas durch die Luft und traf seine Hand. Shikamaru schrie auf und fiel rücklings gegen die Wand, die blutende Hand fest an seinen Körper gepresst. "Wer ist da?", fragte er noch mal. "Kannst du dir das nicht denken?", fragte eine tiefe Stimme. Shikamaru öffnete den Mund, um etwas zu sagen, da sah etwas in der Dunkelheit des Zimmers. Rote Augen. Sharingan, die ihn aus der Dunkelheit heraus beobachteten. "Nein!", keuchte er. "Das ist unmöglich!" Er hörte Schritte, als der Uchiha langsam näher kam. "Wie kann das sein?", rief Shikamaru, gelähmt durch seine Schuld und seine Angst. Sein Verstand setzte schier aus. "Ich will Rache", sagte die Stimme und dann trat Sasuke in den Lichtkegel am Fenster. Eine Klinge blitzte im fahlen Mondlicht. "Sasuke?", keuchte Shikamaru. Das war unmöglich! Sasukes Augen waren zerstört, er war blind, er KONNTE die Sharingan nicht mehr einsetzen! Er spürte, wie seine Hände zitterten. Was passierte hier? War das wieder ein Traum? Er spürte den Schmerz in seiner Hand, wo der Wurfstern ihn getroffen hatte. Nein, das war kein Traum. Sasuke war gekommen, um sich zu rächen. Aber wie um alles in der Welt...? Der Kunai flog auf ihn zu und Shikamaru machte keine Anstalten, ihm auszuweichen. Die Klinge bohrte sich in seine Schulter, genau da, wo Sakura ihn verletzt hatte. Er schrie auf. Zitternd presste er eine Hand auf die Schulter und zwang sich, Sasuke anzusehen. Woher kam diese Angst, die ihn lähmte? Waren das seine Schuldgefühle? Sasuke stand dicht vor ihm. Entsetzt beobachtete Shikamaru, wie Sasuke zwei Finger hob und leise sagte: "Du hast Recht." Die Luft schwirrte und dann waren die Sharingan verschwunden. Shikamaru begriff, dass er auf eine Illusion hereingefallen war. Er hörte wieder Schritte, und dann löste sich eine zweite Gestalt aus den Schatten. Sakura stellte sich an Sasukes Seite. Sasukes schwarze, tote Augen waren auf Shikamaru gerichtet als er langsam näherkam. Shikamaru fühlte sich wie in einem Alptraum. Er wollte weglaufen oder sich wehren oder irgendetwas tun, aber er konnte einfach nicht. Sasuke schob einen Fuß zwischen Shikamarus Knie und hob den anderen an. Er legte die Fußspitze auf den Griff des Messers, das noch immer in der Schulter seines Opfers steckte, und drückte den Kunai ohne Gnade tiefer in die Wunde. Shikamaru schrie auf vor Schmerzen. "Wie fühlt sich das an?", fragte Sasuke kühl. Blut strömte aus der Wunde und reißender Schmerz ging davon aus. "Das ist gar nichts gegen das, was du mir angetan hast." Wieder drückte er mit seinem Fuß die Klinge tiefer in die Wunde und Shikamaru stöhnte auf. Ihm wurde übel aber er kämpfte den Brechreiz nieder. "Du hast mich zu einem Leben in Dunkelheit verdammt!", schrie Sasuke plötzlich und trieb die Waffe bis zum Heft in Shikamarus Schulter. Einen Augenblick lang glaubte er, vor Schmerz ohnmächtig zu werden. Als seine Sinne wieder zurückkehrten, hörte er das Blut in seinen Ohren rauschen und seinen eigenen Herzschlag. Er zwang sich, den Kopf zu heben. Sasuke lächelte erfreut. Er genoss es, Shikamaru zu quälen, es stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. "Fühlst du dich jetzt besser?", fragte Shikamaru mühsam. Erst jetzt, wo der Schock und die Angst langsam nachließen, war er in der Lage, die Situation zu begreifen. "Willst du mich töten? Bekommst du dadurch dein Augenlicht zurück, hm?" "Halt den Mund!", schrie Sasuke. Shikamaru sah an ihm vorbei zu Sakura, die mit leerem Blick danebenstand. Er entdeckte kein Mitleid in ihrem Gesicht. Ihre Gestalt verschwamm vor seinen Augen. Verdammt, was passierte mit ihm? In seinem linken Arm kribbelte es so merkwürdig. Er versuchte, den Arm zu bewegen, aber der Schmerz wurde schnell zu heftig. "Sag es mir.", forderte Sasuke. "Sag mir, dass du es wieder tun würdest." Mit aller Kraft, die ihm noch geblieben war, zischte Shikamaru: "Ich würde es... jederzeit... wieder tun! Dein Augenlicht gegen die Rettung eines ganzen Dorfes! Ohne mich wären jetzt alle tot!" Zuerst sah es so aus, als würde Sasuke gleich explodieren. Aber dann gewann er die Fassung zurück und zischte: "Am liebsten würde ich dich töten. Aber das bist du gar nicht wert, du Bastard!" "Feigling.", zischte Shikamaru und fragte sich gleichzeitig, was in ihn gefahren war. Vielleicht war es besser, wenn Sasuke ihn umbrachte. So könnte er für seine Tat büßen und müsste nicht für den Rest seiner Tage damit leben. Sein Arm fühlte sich merkwürdig taub an. Er sah noch, wie Sasuke ausholte, aber den Faustschlag spürte er gar nicht mehr. Übergangslos verlor er das Bewusstsein. Gehüllt in schwarze Mäntel, die im starken Wind von Konoha wehten, standen Sasuke und Sakura auf einem der Hausdächer. "Warum hast du ihn nicht getötet?", fragte Sakura leise. Sasuke drehte sich um. "Das wollte ich eigentlich... aber dann habe ich begriffen, dass er es gar nicht wert ist. Bis sie ihn finden wird noch einige Zeit vergehen. Ich habe gut gezielt. Wenn sie ihn zu spät finden, wird der Arm taub bleiben. Ich hatte meine Rache und er war es nicht wert, dass ich mir die Hände an ihm schmutzig mache." Erleichtert atmete Sakura auf. Sie wusste, sie hätte es nicht fertig gebracht, Sasuke zurückzuhalten. Sie hasste Shikamaru für das was er getan hatte fast noch mehr als Sasuke. Sie schaute hoch zum Himmel. Es waren noch ein paar Stunden bis Sonnenaufgang. Sie ließ ihren Blick noch einmal über das Dorf schweifen. Dieser Ort steckte voller Erinnerungen. Trotzdem fiel es ihr nicht mehr schwer, ihn zu verlassen. Nicht, solange Sasuke an ihrer Seite war. "Hast du dich verabschiedet?", fragte er. Sakura nickte, bevor ihr einfiel, dass er diese Bewegung ja nicht sehen konnte. "Es gibt nichts, was mich hier noch hält. Lass uns gehen." Er nickte ebenfalls und ging rüber zur Dachkante. Sie folgte ihm und gemeinsam stießen sie sich ab und nahmen im Schutz der Nacht den sichersten Weg über die Hausdächer um ungesehen hinauszugelangen. Was sie nicht merkten, war das Mädchen, das erstaunt den Kopf hob, als sie die schwarzen Schatten über sich entdeckte. Ino war auf dem Weg gewesen um Shikamaru zu besuchen, getrieben von der Sorge, dass Sasuke vielleicht noch einmal versuchen könnte, sich zu rächen. Als sie die zwei Gestalten sah, befürchtete sie das Schlimmste. Sie waren von Shikamarus Haus gekommen. Erschrocken ließ sie die Blumen fallen, die sie ihm hatte bringen wollen, und rannte los. *** Vergesst nicht, euch auch die Humor-FF anzuschauen, die ich zusammen mit Sama geschrieben habe! Hier: http://animexx.4players.de/fanfic/?doc_modus=startseite&ff=93797 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)