Dunkel von Chi_desu (sasu/saku) ================================================================================ Kapitel 13: Verräter -------------------- "Weil es schon einmal funktioniert hat." Es war totenstill im Saal. Nur langsam begriffen die Anwesenden, was Shikamaru da sagte. Und trotzdem wollte es keiner wirklich wahrhaben. In Sakuras Innerem herrschte ein heilloses Durcheinander, sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Neben ihr saß Sasuke mit gesenktem Kopf. Seine Finger hatten sich so fest in den Stoff seiner Hose gekrallt, dass die Knöchel weiß hervortraten. Hilflos blickte Shikamaru sich um, wartete auf irgendeine Reaktion. "So ist das also." Noch bevor irgendjemand anders etwas sagen konnte, hatte Sasuke seine Sprache wiedergefunden. Alle Blicke ruhten auf ihm, als er den Kopf hob und Shikamaru mit seinen toten Augen anstarrte. "Das ist das fehlende Puzzlestück. Deswegen kam mir die Sache von Anfang an komisch vor. Orochimarus Leute hatten den eindeutigen Befehl, mich nicht zu verletzen. Deswegen konnte ich sie so leicht zurückschlagen. Du warst die ganze Zeit an meiner Seite und hast mit mir gekämpft. Ich war gerade dabei, es zu verstehen, aber du hast es noch vor mir begriffen. Du hast gesehen, dass sie mich nicht angegriffen haben und du hast gleich eine Strategie entwickelt, um es dir zunutze zu machen..." "Du hast recht.", sagte Shikamaru fest. In dem Moment brach für Sakura eine Welt zusammen. "Ich habe gesehen, dass seine Leute dich nicht angegriffen haben und es gab nur eine Schlussfolgerung: Orochimaru wollte nicht, dass dir etwas geschieht. Er brauchte dich noch. Ich wusste, wenn du verletzt wirst, dann ist es wie ein Schlag gegen ihn selbst. Ich habe gesehen, wie die Sound-Nin gekämpft haben und ich habe auch gesehen, in welch schlechter Verfassung unsere Leute waren. Es gab nur diese eine Möglichkeit, also habe ich getan, was getan werden musste. Ich habe dich verwundet, um Orochimaru Schaden zuzufügen. Und die Wirkung war besser, als ich es mir erhofft hatte. Noch im selben Augenblick, als du gestürzt bist, haben die Sound-Nin ihre Führung verloren und nur dadurch konnte Tsunades Einsatz Wirkung zeigen." "Du... du bist es gewesen?", brachte Sakura entsetzt hervor. Jetzt machte alles Sinn. Als Sasuke verletzt wurde, war Shikamaru plötzlich nicht mehr zu sehen gewesen. Er hatte sich als Sound-Nin getarnt und Sasuke angegriffen. Als Shikamaru nickte, zerbrach irgendwas in ihr drin. Sie verlor mit einem Schlag den Glauben an das Gute in diesen Menschen und an all das, wofür Konoha stand. "So ist das also...", sagte Sasuke leise. "Ich war ein Opfer, das gebracht werden musste, um die Schlacht zu entscheiden. So siehst du das doch, oder nicht?" "Ja. Dein Leben gegen das von Hunderten. Ich habe es nicht gern getan, aber es hat uns allen das Leben gerettet. Ich würde es jeder Zeit wieder tun." "Hn." Ein bitteres Lächeln umspielte Sasukes Mund. "Ein Opfer für das Wohl des Dorfes.", wiederholte er. "Ich habe mein Augenlicht verloren um dieses erbärmliche Dorf zu retten." Seine Hände zitterten. Sakura sah, wie er nach seinem Kunai griff. Sie hatte weder die Kraft noch den Wunsch, ihn zurückzuhalten. "Shikamaru.", sagte Sasuke und packte den Griff seines Kunai. "Dafür werde ich dich töten!!!" Die Klinge der Waffe blitzte und dann sprang Sasuke auf. Er preschte an Sakura vorbei auf Shikamaru zu, der von dem Angriff viel zu überrascht war, um darauf zu reagieren. Sasuke holte aus und stach mit tödlicher Präzision zu. Asuma sah Sasukes Handlung im letzten Moment voraus und ging dazwischen, indem er Shikamaru zur Seite stieß. Im selben Moment war Kakashi bei seinem Schüler und packte ihn mit eisernem Griff. Sasuke wand sich schreiend in Kakashis hartem Griff und brüllte: "Lass mich los! Auf der Stelle! Ich werde ihn töten, hörst du? Wenn nicht jetzt, dann später!!" Shikamaru rappelte sich wieder auf. Sakuras Blick fiel auf ihn, dann wieder rüber zu Sasuke und auf seine trüben Augen. Es war, als hätte jemand einen Schalter in ihrem Inneren umgelegt. Sie stieß einen schrillen Schrei aus, sprang auf und preschte an Kakashi und Sasuke vorbei auf Shikamaru zu. Ino versuchte, sich dazwischen zu stellen aber Sakura stieß sie mit einem Faustschlag zur Seite. Mit ungeahnter Schnelligkeit stieß sie sich ab und sprang auf Shikamaru zu. Er schaffte es nicht mehr, ihrem Hieb zur Gänze auszuweichen. Die Klinge ihres Kunai bohrte sich in seine Schulter und gemeinsam stürzten sie auf den Boden. "STIRB!", schrie Sakura mit Tränen in den Augen und riss die Waffe erbarmungslos aus seiner Wunde. "STIRBSTIRBSTIRB!!!" Sie hatte nicht die Chance, ein weiteres mal zuzustechen, denn als sie den Arm in die Höhe riss, mit der Absicht, ihr Ziel diesmal nicht zu verfehlen, wurde ihr Handgelenk gepackt. Asuma zerrte sie von Shikamaru runter und entriss ihr die Waffe. Sasuke und Sakura tobten, bis man den verwundeten Shikamaru aus dem Raum gebracht hatte und sie ließen sich nur sehr schwer beruhigen. Sasuke wurde als erster wieder ruhiger bis Kakashi ihn schließlich losließ. Sakura war noch immer voller Hass und da Shikamaru nicht mehr da war, entlud sich ihr Zorn auf Asuma. Kratzend und beißend wehrte sie sich gegen seinen harten Griff, doch er war zu stark für sie. Erst als Sasuke ihr eine Hand auf die Schulter legte, hielt sie inne. Durch die Tränen sah sie ihn nur verschwommen. "Lass es gut sein, Sakura.", bat er sie tonlos. Überrascht blickte sie ihn an und dann ließ sie Asumas Arm los. Ihre Fingernägel hatten sich tief in sein Fleisch gebohrt und blutige Kratzer hinterlassen. Trotzdem sagte er kein Wort dazu. Sasuke umarmte Sakura fest und flüsterte ihr dabei ins Ohr: "Später. Gib mir nur etwas Zeit." Benommen nickte sie und Asuma ließ sie los. "Komm, Sasuke.", sagte sie bedrückt. "Gehen wir." Er ließ es zu, dass sie seine Hand nahm und ihn aus dem Zimmer führte. Als die beiden gegangen waren, war es sehr lange still im Raum. Zu überrascht waren alle von den Ereignissen und Erkenntnissen, die diese Versammlung gebracht hatte. Aber Orochimaru lauerte immer noch irgendwo da draußen und es musste eine Entscheidung gefällt werden. Ohne sich weitere Vorschläge anzuhören, sagte Tsunade: "Ich habe eine Entscheidung getroffen. Wir werden weiterhin Spione schicken, um so genau wie möglich herauszufinden, wann Orochimaru angreifen will. Wenn es soweit ist, werde ich mich um ihn kümmern. Ich brauche ein fähiges Team, das mich so nah wie möglich an ihn heranbringt. Die Anbu sollen fünf ihrer Leute auswählen, die werden von jetzt an mit mir trainieren. Der Rest des Dorfes wird bei einem Angriff evakuiert. Wir setzen alles auf eine Karte und hoffen, dass es mir gelingt, Orochimaru zu töten." Bevor erneut eine wütende Diskussion losbrechen konnte, fügte sie mit scharfer Stimme hinzu: "Und damit das klar ist - niemand krümmt Sasuke-kun auch nur ein Haar. Haben wir uns verstanden?" Lange stand Sakura am Fenster und starrte gedankenversunken nach draußen. Sasuke saß auf seinem Bett, ebenfalls völlig in Gedanken. Sie mussten beide erstmal verarbeiten, was sie heute erfahren hatten. "Sakura.", kam es irgendwann von Sasuke. "Warum hast du Shikamaru angegriffen? Sie hätten dich verhaften können." "Weil ich ihn hasse.", antwortete sie automatisch. "Er hat dir das angetan, und es ist mir gleich, welche Gründe er dafür hatte. Er soll sterben, ich wünsche ihm den Tod!" Sie hörte, wie er aufstand und zu ihr rüber kam. Sanft legte er die Arme um sie. "Ich danke dir." "Ich konnte einfach nicht anders. Ich kann nicht begreifen, dass sie alle das einfach so hinnehmen... niemand hat davon gesprochen, ihn zu bestrafen. Finden sie es alle in Ordnung, was er getan hat?" Sie ließ ihren Blick über die Straße schweifen. "Ich sehe da unten nur noch Monster, die ihr Leben mit deinem Blut erkauft haben." "Sakura.", raunte er ihr ins Ohr. "Ich will Rache." "Du weißt, dass ich dir helfen werde, ganz egal was du auch vorhast." "Ich weiß." Er vergrub das Gesicht in ihrem Haar während sie den Vorhang durch die Finger gleiten ließ bis sie nicht mehr nach draußen sehen konnte. Traurig sagte sie: "Was wird geschehen, wenn Tsunade es nicht schafft? Wenn der Plan fehlschlägt?" "Irgendwann werden sie verzweifelt genug sein, um auf Shikamaru zu hören." Genau das hatte sie befürchtet. "Dann bist du hier nicht mehr sicher." "Ich kann hier sowieso nicht länger bleiben. Ich werde das Dorf verlassen." "Dann komme ich mit dir." "Das brauchst du nicht." Mit einem Lächeln sagte sie: "Ich folge dir überall hin. Dieses Dorf ist sowieso nicht länger mein zu Hause. Nicht, wo ich jetzt weiß, wie teuer sie sich den Frieden erkauft haben." Hosted by Animexx e.V. 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