Dunkel von Chi_desu (sasu/saku) ================================================================================ Kapitel 10: Risiko ------------------ Als gegen Abend die Tür zu seinem Apartment aufgeschlossen wurde, war Sasuke einigermaßen überrascht. Nach Sakuras wutentbrannter Ohrfeige hatte er gedacht, sie wäre böse auf ihn und würde sich in den nächsten Tagen nicht blicken lassen. Offenbar hatte er sie falsch eingeschätzt. "Sasuke-kun.", sagte sie freundlich, aber deutlich distanzierter als sonst. Er saß wie immer am Fensterbrett und versuchte, die Zeit totzuschlagen. Jetzt wo sie da war, fiel ihm ein Stein vom Herzen, denn er hatte geglaubt, die Einsamkeit nicht länger ertragen zu können. Trotzdem ließ er sich nichts anmerken sondern schwieg eisern. Nur äußerlich gleichgültig hörte er zu, wie sie durch das Haus ging und kurz im Schlafzimmer verschwand. Vielleicht war sie nur gekommen, um ihre Sachen zu holen. Er war zu weit gegangen. Mit seinem idiotischen Auftritt hatte er es geschafft, sie zu verschrecken. Damit verlor er auch noch seinen letzten Halt. Aber zu seiner Überraschung kam sie, als sie zurückkehrte, zu ihm ans Fenster. "Sasuke... ähm..." Er drehte den Kopf in die Richtung, aus der ihre Stimme kam. "Es tut mir leid. Ich hätte dich nicht ohrfeigen sollen." "Hn.", machte er verstockt. Es war meine Schuld. Ich hätte es nicht sagen sollen. Ich hätte dich nicht so anfahren dürfen. Bleib hier. Bitte, ich bitte dich, verlass mich nicht. In seinem Kopf sagte er tausend Dinge, aber er sprach nichts davon aus, konnte es einfach nicht. Aber irgendwie schien sie es zu verstehen. Sie legte ihre Hand auf seine Wange und murmelte: "Man sieht den Handabdruck noch. Ehrlich, das wollte ich nicht." "Schon gut." "Sasuke... darf ich mich ein bisschen zu dir setzen?", fragte sie. Die Bitte überraschte ihn ein wenig, aber noch bevor er nachdenken konnte, nickte er. Im Grunde sehnte er sich nach ihrer Nähe. Sie ließ ihn los und setzte sich zwischen seine Beine. Mit dem Rücken lehnte sie sich an seine Brust und instinktiv legte er einen Arm um sie. Unter seinen Fingern fühlte er merkwürdigen Stoff, merkte, dass sie nicht ihre üblichen Sachen trug. Der Stoff war fest und schwer, es fühlte sich nicht wie etwas an, das sie in ihrer Freizeit tragen würde. "Was hast du da an?", fragte er tonlos. "Ich verlasse das Dorf für ein paar Tage." "Eine Mission?" "Mhmm..." Automatisch drückte er sie fester an sich. Wie sollte er mehrere Tage allein diese entsetzlich laute Stille seiner Wohnung ertragen? Aber er hätte sich lieber auf die Zunge gebissen als das zuzugeben. Er würde sich nicht von ihr abhängig machen. "Wann musst du los?" "Ich geh gleich los. Ich wollte dir nur vorher Bescheid sagen und mich... entschuldigen." Sie streichelte über seinen Arm. "Ich hab Naruto gebeten, ab und zu nach dir zu sehen. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel." "Hmm..." Für eine Weile kehrte Stille ein, aber es war nicht dieselbe Stille, die ihn in den Wahnsinn trieb, wenn Sakura nicht da war. Was er zu ihr gesagt hatte, tat ihm aufrichtig leid. Er wunderte sich längst nicht mehr über die Stimmungsschwankungen, die ihn neuerdings heimsuchten. Heute Morgen war er furchtbar wütend gewesen, jetzt fühlte er sich entspannt und fast zufrieden, auch wenn er sich bewusst war, dass dieses Gefühl nicht lange anhalten würde. Fast unbewusst strich er mit dem Daumen über ihre Hand, sie sich in seiner so klein anfühlte. Er wünschte, er hätte ihr sagen können, was wirklich ihm vor sich ging. Er wollte ihr so gern erzählen, wie einsam er sich fühlte. Wie unfair das alles war. Wie erdrückend die Stille war, wie nervig die lauten Geräusche. Wie sinnlos das Leben plötzlich erschien... außer wenn sie bei ihm war. Instinktiv wusste er, dass es ihm helfen würde, mit ihr darüber zu reden. Aber er konnte nicht. Düster erinnerte er sich an die wenigen Momente, wo Itachi wie ein richtiger Bruder zu ihm gewesen war. Manchmal war er abends zu seinem Bruder ins Bett gekrochen, wenn ihn irgendwas bedrückt hatte. Itachi hatte es immer gemerkt wenn er Kummer gehabt hatte und ihn auf seinen Schoß gehoben. Dann hatte er ungeduldig gefragt: "Was ist los, Sasuke?" Und Sasuke hatte sich an seine Brust gelehnt und ihm von seinen kindischen Problemen erzählt. Danach hatte er sich besser gefühlt, auch wenn Itachi nie etwas dazu gesagt hatte. Unwillkürlich schüttelte Sasuke den Kopf. Er würde nie mehr jemandem so vertrauen können wie er Itachi vertraut hatte. Sein Bruder hatte ihn auf die abscheulichste Weise verraten. Er hatte einfach kein Vertrauen mehr in andere Menschen. Sasuke hatte seine Lektion gut gelernt. Er wollte ihr sagen, wie gern er sie hatte. Wie gern er sie im Arm hielt und er sie bei sich hatte. Stattdessen schwieg er eisern und hoffte, dass sie es wusste. Sehr lange, wohl länger als Sakura es vorgehabt hatte, saßen sie so da, bis sie irgendwann fast widerwillig sagte: "Ich sollte besser gehen." Sie schälte sich aus seiner Umarmung und auch er ließ sie nur widerwillig los. Zum Abschied gab sie ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund und sagte eindringlich: "Bitte, gib ein bisschen auf dich Acht, okay?" Er gab ihr keine Antwort. Tags darauf, irgendwann um die Mittagszeit herum, klingelte es an Sasukes Tür. Es dauerte ein wenig, bis er den Weg zur Tür fand, und der Besucher hatte inzwischen ungefähr hundert mal geklingelt und Sasuke damit nicht nur wütend gemacht sondern auch zu der Erkenntnis gebracht, dass es sich um Naruto handeln MUSSTE. Wer außer dem blonden Ninja konnte schon so eine Nervensäge sein, noch bevor er die Wohnung betreten hatte? Als er die Wohnungstür öffnete, und ihm ein fröhliches "Halloooo, Sasuke!" entgegenschallte, wurde seine Vermutung (Befürchtung) bestätigt. Ungefragt drängte Naruto sich an ihm vorbei in die Wohnung und verkündete: "Ich hab uns Ramen mitgebracht! Ich hoffe, du hast noch Nichts gegessen!" Sasuke verzog das Gesicht, aber eigentlich freute er sich ja über ein wenig Gesellschaft. Und Ramen war auch nicht das Schlechteste, fand er. Also setzten sie sich ins Esszimmer und Naruto stellte ihm eine heiße Schüssel Ramen vor die Nase. Während er Narutos Schlingen, Schmatzen und Kauen dröhnend laut mithörte, hatte er gröbere Schwierigkeiten, mit den Stäbchen zu essen. Zuerst bemühte er sich redlich, die Fassung zu bewahren, dann aber gelangte er doch zu der Erkenntnis, dass Naruto sowieso aß wie ein Schwein, also nahm er den Becher mit der heißen Suppe in die Hände und schlürfte das Essen so. Zwischendurch fragte Naruto mit vollem Mund: "Wo ist eigentlich Sakura-chan?" Sasuke setzte die Schüssel ab und erwiderte: "Hat sie dir das nicht gesagt? Sie hat irgendeine dringende Mission." "Tatsächlich?", schmatzte Naruto. "Sie hat zu mir nur gesagt, dass sie in den nächsten Tagen keine Zeit haben wird und ich ein bisschen nach dir sehen soll. Von einer Mission weiß ich nichts." Man hörte das Klackern der Stäbchen und dann ein Schlürfen, als er seine Schüssel leer machte. "Ich dachte, Tsunade hat bis auf weiteres eine generelle Ausgangssperre verhängt?" "Ach ja? Warum weiß ich nichts davon?" "Hm, keine Ahnung. Vielleicht irre ich mich ja auch. Ich hab vor ein paar Tagen jedenfalls angefragt, ob ich nicht mal wieder was zu tun kriege und da meinte sie, sie möchte im Moment niemanden losschicken, da sie befürchtet, Orochimaru könnte sich wieder blicken lassen." Sasuke setzte seine Schüssel ab. "Und warum schickt sie dann ausgerechnet Sakura los?" "Keine Ahnung. Wird schon was gewesen sein, was nicht warten konnte." Der Appetit war Sasuke vergangen. Er hatte plötzlich ein beunruhigendes Gefühl im Bauch. "Bist du dir da sicher? Warum sollte Tsunade ausgerechnet Sakura mit so etwas wichtigem beauftragen?" "Was willst du damit sagen?" "Ich hab das Gefühl, da stimmt was nicht." "Du siehst Gespenster..." Energisch schüttelte er den Kopf. Er hatte nicht mehr viel Vertrauen in sich selbst, aber er hatte immer auf seine Instinkte gehört, und nun klingelten sämtliche Alarmglocken in seinem Kopf. "Naruto, ich hab ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache. Jetzt wo ich drüber nachdenke, war sie irgendwie... seltsam, bevor sie gegangen ist." "Hmm, als sie sich verabschiedet hat war sie ganz normal.", sagte Naruto, aber Sasuke hörte ihn nicht mehr essen. Offenbar machte er sich auch Gedanken. Abrupt stand Sasuke auf. Er wusste nicht genau, warum, aber er ging ins Schlafzimmer, getrieben von einer flüchtigen Ahnung. "Sasuke? Sasuke, wo gehst du hin?" Naruto rannte ihm hinterher. "Sie war im Schlafzimmer.", antwortete Sasuke. "Als sie hier war, war sie im Schlafzimmer. Was wollte sie da?" Er hörte etwas rascheln und Naruto sagte ernst: "Sasuke. Hier ist ein Brief, für mich." Einen beklemmenden Moment lang war er still, als er die Nachricht durchlas, dann murmelte er: "Ach du scheiße..." "Was?! Was steht drin?" Also hatte er doch recht gehabt. Naruto reichte ihm einen Zettel aber er schüttelte nur den Kopf. "Ich kann das nicht lesen, Dobe!" "Ah ja.", murmelte Naruto. "Lies es vor!!", blaffte Sasuke ungehalten. "Naruto. Ich verlasse das Dorf für ein paar Tage. Ich werde Itachi suchen, denn ich glaube, dass er der einzige ist, der Sasuke helfen kann. Ich weiß, dass es verrückt klingt, aber so kann es nicht weitergehen. Erzähl Sasuke nichts von diesem Brief und pass etwas auf ihn auf. Ich komme so schnell wie möglich zurück. Sakura.", las Naruto. Sasuke glaubte, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Im ersten Augenblick konnte er es nicht glauben. Fassungslos schüttelte er den Kopf. "Sie ist VERRÜCKT!!!", schrie er. "Itachi ist gefährlich! Und wie zum Teufel kommt sie auf die Idee, er könnte mir HELFEN?!" Völlig verunsichert wanderte er im Zimmer auf und ab. "Großer Gott..." "Sie hat mich neulich zum Essen eingeladen und mich über Itachi ausgefragt...", murmelte Naruto. "Jetzt versteh ich endlich, warum." "Wie kommt sie auf die Idee, ausgerechnet Itachi könnte mir irgendwie helfen!?" "Ich weiß nicht. Sie hat mir erzählt, dass sie gehört hat, wie du im Schlaf von ihm gesprochen hast. Vielleicht glaubt sie, weil du dein Ziel verloren hast, hast du dich aufgegeben. Und nur Itachi kann das irgendwie ändern." "Ich glaub das nicht! Ich FASSE es nicht! Sie ist verrückt! Itachi wird sie umbringen!" Allein der Gedanke, seinem Bruder in seiner Verfassung unter die Augen zu treten, machte ihn buchstäblich krank. Aber Sakura hatte gegen diesen Bastard überhaupt keine Chance. Wie auch immer sie auf diese verrückte Idee gekommen war, sie tat das nur für ihn. "Wir müssen sie finden! Wir müssen sie verfolgen und von dieser Dummheit abhalten!" "Wie denn?", keifte Naruto. "Wir wissen nicht mal, in welche Richtung sie gegangen ist. Es weiß doch kein Mensch, wo sich dein Bruder aufhält!" Er stutzte und gerade als Sasuke ihn wutentbrannt anschreien wollte, murmelte er: "Warte mal... ich hab ihr erzählt, dass Kakashi was weiß." "Was meinst du damit, Kakashi weiß was?!" "Soll heißen, dass Itachi anscheinend kürzlich irgendwo gesichtet wurde. Er und dieser Haifischtyp." "WO!?" Naruto fauchte: "Weiß ich nicht! Ich habe zufällig ein Gespräch mitbekommen zwischen Kakashi und einem Anbu, und da fiel sein Name. Das hab ich ihr erzählt! Vielleicht hat sie Kakashi ausgehorcht!" "Dann gehen wir zu ihm und fragen ihn!", blaffte Sasuke ungeduldig. "Meinst du der sagt uns was? Der lässt uns einsperren wenn er merkt was wir vorhaben." Sasuke holte tief Luft, aber es half ihm nicht wirklich, um sich zu beruhigen. "Bring... mich zu Kakashi, und zwar sofort. Der kann mich nicht aufhalten, ich lasse Sakura jedenfalls nicht hilflos da draußen rumlaufen. Du hast Itachi doch selbst erlebt. Was denkst du wird passieren, wenn sie Itachi wirklich findet?" "Oh Mann, so ne Scheiße!", murmelte Naruto. "Komm, wir dürfen keine Zeit verlieren." Kakashi schien die Eile seiner Schüler nicht zu bemerken und wenn doch, dann ignorierte er sie. Besonnen rieb er sich das Kinn und murmelte: "Ja, Sakura war bei mir und wir haben auch über Itachi gesprochen..." "Hast du ihr gesagt, wo er ist?", fragte Naruto, während Sasuke sich mühsam zurückhielt. "Wir wissen nicht, wo er ist.", entgegnete Kakashi. Sasuke fauchte: "Wenn du wegen mir so schweigsam bist, dann schmink es dir ab, es geht hier nicht um meine Rache, sondern um Sakura. Also sag endlich, was du weißt!" "Na schön, na schön, ich habe ihr gesagt, wo er zuletzt gesehen wurde." "Bist du verrückt geworden?", rief Sasuke ungehalten. "Ist das nicht so was wie eine geheime Information!? Warum erzählst du ihr so was?" "Ach, wisst ihr, sie hat mich überrumpelt... sie war so charmant und nett zu mir... und sie hat mir Kekse gebacken... wisst ihr, wie lange es her ist, dass mir eine hübsche junge Frau Kekse gebacken hat? Also das war..." "Das reicht!", murmelte Naruto unwillig. "Was hast du ihr gesagt?" "Also noch mal lasse ich mich nicht reinlegen. Eigentlich hätte ich ihr das gar nicht erzählen dürfen..." "Ok das reicht.", fauchte Sasuke ungeduldig. "Wir sagen es ihm." Kakashi schwieg neugierig und Sasuke erzählte rasch: "Sakura ist nicht mehr im Dorf! Sie ist unterwegs um Itachi zu suchen weil sie denkt mir damit irgendwie einen Gefallen zu tun! Kapierst du, was du angerichtet hast? Wir müssen sie finden, und deshalb musst du uns sagen, was du ihr gesagt hast!" "WAS?!" Auf einmal war Kakashi sehr ernst. "Und Sakura ist alleine unterwegs?" "Ja!" "Ach du meine Güte... ihr habt Recht, wir müssen was unternehmen. Aber ihr beide seid nicht unbedingt die Richtigen dafür. Wir müssen Tsunade Bescheid geben und..." Sasuke schüttelte den Kopf. "Wozu? Tsunade ist krank, sie hat nicht die Kraft für so eine Aktion. Jiraiya ist nicht im Dorf und sonst gibt es hier niemand, der es mit Itachi aufnehmen kann. Wenn wir jetzt mit Tsunade reden, zögern wir die Sache nur unnötig hinaus! Die Anbu sind mit der Bewachung des Dorfes voll ausgelastet, sie wird uns keinen von denen zur Verfügung stellen, immerhin ist Sakura aus freien Stücken gegangen. Und wenn wir Chuunin oder Genin mitnehmen, bringen wir nur unnötig mehr Menschen in Gefahr, außerdem können wir schneller vorankommen wenn wir weniger Leute sind! Sag uns einfach, wo sie hin ist!" "Ihr beide könnt doch genauso wenig gegen Itachi ausrichten!" "Das stimmt. Aber es ist ja nicht gesagt, dass sie ihn schon gefunden hat! Außerdem..." Sasuke atmete tief ein, denn was er jetzt sagen würde, fiel ihm sehr schwer. "Wir können darauf hoffen, dass er sich so wie beim letzten Mal auf mich konzentriert. Mit etwas Glück kann ich ihn ablenken, während Naruto Sakura wegbringt." "Warte mal! Und was wird aus dir?!", mischte Naruto sich ein. "Er tötet mich nicht. Das hätte er bei unserer letzten Begegnung schon tun können, aber das will er nicht. Vielleicht komme ich so davon wie beim letzten Mal." Er musste sich beherrschen, um das Zittern in seiner Stimme zu verbergen. Was Itachi beim letzten Mal mit ihm gemacht hatte, war alles andere als ein Klacks gewesen und wenn er ehrlich war, fürchtete er sich zutiefst davor, das noch einmal erleben zu müssen. Aber er konnte Sakura nicht sterben lassen. Einige Momente lang kehrte eine bedrückende Stille ein, bis Sasuke leise fragte: "Also sagst du es uns?" Kakashi antwortete: "Ja. Und ich komme mit." *** ...und die böse, böse Schreibblockade dauert an... und an... ich hasse dieses Kapitel, ehrlich gesagt. Überhaupt gefällt mir die ganze FF nich mehr. vielleicht hör ich mit dem nächsten Kapitel auf. hnn. Blöde Schreibblockade. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)