Eingebrannt von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Letzte Wunden ------------------------ Jin-Roh hat bei mir, wie bei bestimmt allen von euch, einen tiefen Eindruck hinterlassen. Ich habe diese FF nach dem Schauen geschrieben, den Text aber noch nicht in den PC eingegeben. So, hier ist er. Sollte es Fragen über die FF geben, könnt ihr sie mir natürlich auch gerne stellen. A. Eingebrannt Wie ein Rudel Wölfe, das hungrig auf die nächste Beute wartet, stehe ich hier an ihrem Grab. Und auch, wenn man ihr keinen Grabstein gab, so weiß ich es. Weiß ich, dass ihr Käppchen dort unten in der feuchten Erde verrottet. Ich habe sie hier erschossen. Nein, Fuse der Wolf hat sie hier erschossen. Matt leuchtet die Patronenhülse im Sonnenlicht. Und auch wenn ich weinen muss, so zieht sie mich magisch an. Ich muss sie mir einverleiben, muss weiter leben mit ihr. Meine Träume sehe ich hier über mich hinwegziehen. Schwarze, pechschwarze Wolken. Das Rudel heult nach mir. Doch wieder sehe ich ihren angstzerfressenen Blick in meine Augen schauen. Ich war hilflos. Nein. Ich wollte es doch so. Als ich ihre Tränen sah, kochte der blanke Hass in mir hoch. Wirklich der blanke Hass, die nackte Wut? Ich bin ein Wolf. Wölfe fragen nicht. An der gleichen Stelle wie damals liegt noch die Pfütze im dreckigen Schlamm. Ich sehe die Ölflecken an der Oberfläche schwimmen, die kleinen Kieselsteine auf dem Grund der Wasserlache. Waren wir nicht auch solche Ölflecke, die die Umwelt verpesteten? Ihr Schaden zufügten, weil wir glaubten, einander gefunden zu haben? Wieder sehe ich das Mädchen, das vor mir flüchtete und sich umbrachte, vor mir. Wie sie dastand und krampfhaft die Granate von ihren zitternden Fingern umkrallt wurde. Leid hatte sie mir getan. In Gedanken hatten sie die Anderen - meine Wolfsbrüder - schon längst erschossen. Die Terroristen, die ich im Namen Anderer erschossen habe, kann ich schon gar nicht mehr zählen. Warum, warum also bleiben mir diese beiden Frauen im Gedächtnis hängen? Warum verkleben sie meinen Verstand, meine Fähigkeit zu töten? Was haben sie mit mir gemacht? Ich habe einen Metallpfahl neben die Pfütze gerammt. Ein stiller Grabstein, der an sie erinnern soll. Zu gerne würde der reißende Wolf sie noch einmal in den Armen halten, ihren Atem vor sich in der kalten Luft sehen und ihr vertrauensvolles Gesicht vor seinen Augen haben. Meine Augen sind verschleiert, ich kann nichts mehr sehen. Die Augen eines Wolfes blicken immer in die Ferne. Wo gehöre ich hin? Warum bin ich hier? "Du gehörst in unser Rudel.", schreien die Anderen, "Du kannst nicht mehr zurück. So vielen Menschen hast du Leid angetan, da kannst du nicht mehr umkehren. Wer würde dich bei sich haben wollen außer uns? Wer teilt dein Schicksal?" "Mein Rudel.", flüstere ich vor mich hin. Die Brise, die von der Stadt hierher weht, verbreitet den Geruch von Benzin und Rauch. Man hat also wieder zugeschlagen. Bald werden sie mich hier finden. Ich will nicht mehr zurück. Ich will nie mehr wieder zurück. Egal, was sie sagen. Egal, was sie tun. Erschreckt betaste ich die kalte Träne auf meiner Wange. Wieder keimt in mir der Hass hoch, wieder fletsche ich innerlich meine Zähne. Bin ich schon so sehr Wolf, dass ich mich selber hasse? Ihr Käppchen, eingetaucht in der schlammigen Erde, lacht mich aus. Weg von hier muss ich. Aber wo kann ich hin? Wenn die Menschen erfahren, dass ich ein Wolf bin, bin ich tot. Wenn mich die Anderen hier erwischen, werde ich nie wieder zu ihnen gehören. Matt glänzt die Patronenhülse, die ich in die Pfütze geworfen habe. Die Sonne geht unter. Eigentlich war ich immer das Rotkäppchen. Immer Angst vor dem Wolf habend. Und dann trat das falsche Rotkäppchen verkleidet als der Wolf in mein Leben. Angst habe ich, große Angst. Beenden wir es hier. Beenden wir das Märchen von dem Rotkäppchen, das vom Wolf gefressen wurde. Denn dieses Märchen stimmte nie. Wenn es gestimmt hätte, wäre sie nicht tot. Also, stellen wir es wieder richtig, dieses Märchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)