The birth of a new legend von Flordelis (A Legend of Dragoon Fanfic) ================================================================================ Kapitel 7: Der Verräter ----------------------- Hana lehnte auf der Reling und sah auf den weiten Ozean hinaus. Es war alles gut gegangen, sie hatten in Tiberoa ein Schiff bekommen und waren nun auf dem Weg zum Kristallpalast von Deningrad in Mille Seseau. Hana atmete den salzigen Meeresduft ein und genoss die Melodie, die Lavitz auf seiner Okarina spielte. Es war eine fröhliche Volksmelodie, die in Serdio oft auf Festen gespielt wurde. Plötzlich stoppte Lavitz und sah besorgt an den Himmel. "Was ist los?", fragte Hana. Lavitz deutet mit einer Kopfbewegung auf den Himmel. "Sieh doch." Hana folgte seinem Blick und runzelte ihre Stirn. Schwarze Wolken ballten sich am Horizont zusammen. Leiser Donner ertönte und die ersten Blitze waren zu sehen. Als ob jemand nur darauf gewartet hätte, dass Hana hinsieht, frischte der Wind plötzlich auf. Lavitz packte seine Okarina weg. "Wir sollten unter Deck gehen. Der Sturm könnte gefährlich werden." Hana nickte und folgte Lavitz in die gemeinsame Kabine der kleinen Gruppe. Meriam saß dort bereits auf ihrem Bett. Sie sah überrascht auf, als die beiden hereinkamen. "Was ist denn los?" "Ein Sturm braut sich zusammen.", antwortete Lavitz. "Ein Sturm?", fragte Meriam verblüfft. "In diesen Breitengraden?" Lavitz nickte. "Finde ich auch seltsam, aber da kann man nichts machen. Solange der Sturm anhält, könnten wir uns etwas unterhalten und erst einmal näher kennenlernen. Dafür hatten wir ja bisher eher wenig Zeit." Meriam klatschte in ihre Hände. "Au ja, gute Idee!" Lavitz setzte sich auf sein eigenes Bett, während sich Hana neben Meriam setzte. Der junge Prinz löste seinen Umhang und forderte beide auf: "Erzählt doch mal was über euch. Über mich gibt es nicht so viel zu erzählen. Ich bin der Prinz von Serdio, das ist alles." Meriam räusperte sich kaum hörbar und antwortete: "Ich bin eine Wingly aus dem Immergrün-Wald. Der Geist unseres Dorfes hat mich dazu bestimmt ein Dragoon zu werden und zu helfen die Welt erneut zu retten." "Warum das?", fragte Hana. "Der Erzengel sagte, dass eine neue Bedrohung, noch gefährlicher als Melbu Frahma, ihre Klauen nach der Welt ausstrecken würde. Er konnte nicht sagen welche, aber es war äußerst ernst und dringend. Mein Auftrag bestand darin nach Seles zu gehen und den Träger des Götter-Spirits zu finden. Aber auf dem Weg traf ich ja dann die Echsenmenschen und die Gefangenen...ich half Shana mit meinem Spirit, den Meru mir auf Anordnung des Erzengels gegeben hatte. Shana sprach mich darauf an und erzählte mir, dass Dart der Träger des Götter-Spirits wäre, aber dass sie nicht wüsste, wo er nun sei." Lavitz und Meriam sahen Hana auffordernd an. "Jetzt du." "Nun ja, ich komme aus Seles, irgendwo am Ende der Welt. Ich bin dort mit meinem Bruder Jin aufgewachsen..." Hana verstummte. Jin kam ihr erst jetzt wieder in den Sinn. Was war nur mit ihm geschehen? Ob es ihm gut ging? Oder hatten die Echsen ihn auch...? Sie räusperte sich und fuhr fort: "Wir hatten ein einfaches aber glückliches Leben. Nie wäre es mir in den Sinn gekommen, dass eines Tages so etwas geschehen würde. Und jetzt...scheine ich mich in einem ungeahnt großen Kampf zu befinden. Und ich frage mich...was aus meinem Bruder und meinem Vater wurde..." Hanas Stimme erstarb. Tränen stiegen in ihre Augen und nur mit Mühe schaffte sie es, diese wieder niederzukämpfen. "Alles okay?", fragte Meriam mitleidvoll. Hana nickte hastig. "Ja, alles klar. Tut mir leid." Meriam sprang auf und sagte laut: "Hana, ich verspreche dir, dass wir deinen Vater und deinen Bruder lebend wiederfinden werden. Ich werde dafür sorgen, dass es so kommen wird." "Und wie?", fragte Lavitz tonlos. Meriam sah ihn mit einem stechenden Blick an. "Das wird sich zeigen, Lavitz." Der Prinz lächelte. Meriam deutete auf ihn und sagte: "Jetzt erzähl doch mal mehr über dich. Ich glaube nicht, dass du einfach nur ein Prinz bist, mein Junge. Irgend etwas Aufregendes wird in deinem Leben ja auch einmal geschehen sein." Lavitz lächelte weiterhin unbeirrt. "Nein, leider nicht. Mein Leben ist langweiliger als das eines Bettlers. Sogar noch langweiliger, als das Leben in einem Dorf." "Gibt es dann vielleicht einen besonderen Anreiz für dich als Dragoon auf diese Reise zu gehen?", bohrte Meriam weiter. Lavitz überlegte einen Moment und schüttelte seinen Kopf. "Nein, nicht wirklich." "Warum bist du dann eigentlich hier?", fragte Meriam verärgert. "Weil ich nicht woanders bin.", antwortete er knapp. Meriam seufzte. "Ich gebe es auf. Ich gehe in die Küche. Ich kriege langsam Hunger, man sieht sich." Sie ging hinaus und schloss die Tür hinter sich. Lavitz wartete einige Sekunden, dann stand er auf und setzte sich neben Hana. "Eigentlich hatte ich schon einen Grund mitzugehen." Hana sah ihn fragend an und wartete ab, bis er weiter redete, was er auch prompt tat, jedoch ohne sie anzusehen: "Mein Grund war, ein bezauberndes junges Mädchen, das seinen Vater und seinen Bruder suchen will und mein Herz im Sturm erobert hat." Hana fand es überflüssig, nach dem Namen des Mädchens zu fragen, denn es konnte ja eigentlich nur sie sein, aber trotzdem fragte sie: "Wer?" Lavitz sah sie lächelnd an und stupste sie auf die Nase. "Immer der, der fragt, Hana." Sie lächelte ebenfalls und legte ihre Hand an seine Wange. Plötzlich begann sie zu kichern und stand auf. "Ich glaube, ich gehe auch in die Küche. Ich habe auch etwas Hunger. Soll ich dir etwas mitbringen?" Lavitz schüttelte lächelnd seinen Kopf. "Nein danke." Hana drehte sich um und verschwand lachend aus der Tür hinaus. Sie war unfassbar glücklich über dieses Geständnis von Lavitz und mit diesem Gefühl im Bauch ging sie in die Küche. Lavitz dagegen saß unverändert auf dem Bett und sah auf das Bullauge direkt vor sich. Ein kleines leuchtendes schwarzes Wesen mit einem Paar durchsichtiger Flügel flog mit einem dumpfen Knall gegen das Bullauge. Lavitz stand auf und öffnete das Bullauge kurzzeitig, um das Wesen hereinzulassen. Es flog aufgeregt herein und flog gegen einige Wände, bevor es still im Raum schwebenblieb. Nur ein leises Klingeln, das von diesem Wesen ausging, war noch zu hören. Nicht einmal die schnellen Flügelschläge waren noch zu hören. Lavitz sah es säuerlich an und sagte: "Du hast dich ganz schön verspätet, Lori. Sag deinem Herrn, dass die Sache etwas länger dauern wird. Weder Dart, noch Jin waren bei den Echsenmenschen gewesen. Wir suchen sie gerade, keine Sorge." "Aber Lavitz, der Auftrag war, das so schnell wie möglich zu erledigen!", wandte Lori ein. "Und weder das Mädchen, noch die Frau hätte überleben dürfen." "Laut unserem Auftrag waren Dart und Jin auch bei den Echsenmenschen. Außerdem kam diese Wingly dazwischen." "Ihr hättet sie eliminieren müssen. Wir können nicht noch mehr Leute brauchen, die sich einmischen. Wir haben ohnehin schon alle Hände voll zu tun, mit dieser Claudia und Soa, der auch noch seine ganz eigenen Plänen verfolgt." Lavitz runzelte seine Stirn. "Mach dir keine Sorgen darum, Lori. Ich kümmere mich um alles. Aber dafür..." "Ja ja, schon verstanden. Dafür lassen wir deine Mutter und deine kleine Schwester wieder frei. So war der Deal, nicht wahr?" Lavitz nickte. "Und keine faulen Tricks, sonst werde ich ungemütlich." "Schon klar. Ich gehe jetzt Bericht erstatten." Lori flog aufgeregt auf und ab und dann weder gegen das Bullauge. Lavitz schmunzelte und ließ das Feenwesen wieder hinaus. Hinter dem Wesen verschloss er das Bullauge wieder. "Es wird besser sein, wenn alles ganz schnell geht." Er drehte sich um und ging ebenfalls in die Küche. Was Hana nicht gewusst hatte, war, dass die Melodie, die Lavitz vorhin an Deck gespielt hatte nicht ein normales Volkslied gewesen war, sondern eine Hymne, die einen Sturm beschwörte. Und dieser Sturm war nun über sie hereingebrochen. Das Schiff ächzte, konnte aber wegen seiner Größe nicht wirklich schaukeln. Die Küche hatte Lavitz schnell gefunden. Der Geruch des Abendessens wehte ihm entgegen. Hana und Meriam saßen nebeneinander und kosteten das Essen bereits. Lavitz stellte sich neben sie. "He, Mädels. Sagt mal...habt ihr nicht Lust euch mit mir das Meer anzusehen? Es sieht am Schönsten aus, wenn es stürmt." Hana und Meriam warfen sich fragende Blicke zu und stimmten dann zu. Beide standen auf und folgten Lavitz, der siegessicher grinste, hinaus. Auf Deck herrschte ein starker Wind. Blitze zuckten und Donner rollte, aber es regnete nicht. Hana und Meriam stellten sich an die Reling und sahen auf das Wasser hinunter. Das Meer war aufgewühlt, etwas schien noch darin herumzuschwimmen, aber Hana war sich nicht sicher, ob sie sich das nur einbildete. Sie fand das Meer gar nicht so schön bei diesem Sturm. Es machte ihr irgendwie Angst. Sie wollte sich umdrehen und Lavitz fragen, was er damit beabsichtigt hatte, als sie plötzlich seine Stimme hinter sich hörte: "Verzeih mir, Hana." Bevor sie verstand, was er damit sagen wollte, fühlte sie wie sie von jemandem gepackt und über die Reling geworfen wurde. Sie sah noch wie Lavitz auch Meriam trotz ihrer Gegenwehr packte und ebenfalls ins Wasser warf, bevor sie auf der Wasseroberfläche aufkam und ihr Bewusstsein verlor. *** Lori hatte Bericht erstattet und schwebte nun vor dem Thron ihres Meisters. Dieser hatte die Beine übereinander geschlagen und schien im Dunkeln zu überlegen. "Lavitz hat also noch nichts getan, um seinen Auftrag zu erfüllen. Tja, um Claudia werde ich mich wohl selbst kümmern müssen. Aber ich habe ja schon den neuen verbesserten Bartho darauf angesetzt. Fehlt also nur noch Soa. Aber wenn wir erst einmal Jin haben..." Der Rest des Satzes ging in ein böses Lachen über. Lori schwebte auf und ab. "Meister, ihr seid so herrlich genial." "Ich weiß. Und nun geh und sieh nach wie Lavitz vorankommt. Vielleicht hat der junge Prinz ja endlich etwas bewerkstelligt." "Ja Meister." Lori flog noch einmal auf und ab und dann in Richtung des kleinen Fensters, das Tag und Nacht für die Fee geöffnet war. Obwohl man nie wusste, wann eigentlich Tag und wann Nacht war, denn der Himmel war immer schwarz. Es gab keine Sonne im westlichen Reich und wenn doch, dann war sie gut versteckt. Nicht einmal Lori, die schon seit vielen Hundert Jahren in diesem Reich lebte, hatte jemals die Sonne über dem Land scheinen sehen. Aber was hätte sie als einzelne Fee schon dagegen ausrichten können? Also hatte Lori sich als Bote für den Herrscher des Reiches angeboten und sie würde jeden ihrer Aufträge erfüllen, auch wenn es ihr widerstrebte...es war ihr Auftrag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)